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CUT

Manpei x Shinpei (Hikaru x Kaoru)
von

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CUT: „die erste”

Titel: CUT
 

Autor: Mai-Chan (Mai Minzgruen)
 

Genre: Humor, Romanze
 

Rating: P18 Slash
 

Warnings: Slash, Twincest, Lemon
 

Disclaimer: Shinpei und Manpei gehören natürlich nicht mir, sondern sich selbst. Hikaru und Kaoru Bisco Hatori, nur Adam ist meiner. Ich weiß natürlich auch nicht, ob die beiden eine Oma in Deutschland haben, also, es gilt: vieles ist erstunken und erlogen und alles nur Fiktion!

Ich habe nicht vor, Inzest zu verherrlichen und ich verdiene keinen Cent hier dran :D
 

Pairing: Shinpei x Manpei (Hikaru x Kaoru); Shinpei x Adam
 

Zusammenfassung: »Shinpei hatte einen schwerwiegenden Entschluss gefasst. Diese verwirrenden Gefühle, die er für seinen Zwilling hegte, sollten niemals an die Außenwelt getragen werden. Er verstummte. Er ertrank in all der Liebe, die ihn umgab und die doch niemals die seine werden würde. Aber es ging nicht anders. Denn als „Hikaru“ und „Kaoru“ war er ihm näher als es ihm lieb war. || A Ouran High School Host Club FF der anderen Sorte! – Starring: Shinpei und Manpei Takagi – die Schauspieler von Hikaru und Kaoru Hitachiin aus dem gleichnamigen Drama.«
 

Anmerkung: Wie gesagt – hier geht es nicht in erster Linie um Hikaru und Kaoru Hitachiin, sondern um die Jenigen, die die beiden im Drama spielen. Ich wusste nicht, wo ich es zuordnen sollte, da es noch kein Thema für "Manpei und Shinpei Takagi" gibt. Deshalb hier! Immerhin wird ja auch immer wieder auf den Host Club zurück gegriffen. Ich jedenfalls finde die beiden einfach herausragend! Sie passen so perfekt auf Hikaru und Kaoru, dass ich einfach zu dem Gedanken kam: DU MUSST EINE FF ÜBER DIE BEIDEN SCHREIBEN, SONST MUSST DU STERBEN! Na, und hier ist sie :D Lest sie bitte, das würde mir viel bedeuten!
 

Der Link zum Drama: http://www.dramacrazy.net/japanese-drama/ouran-high-school-host-club/
 

Ein Foto der Zwillinge: http://tinypic.com/r/54x9gh/7
 

Viel Spaß! :3
 


 


 


 

*CUT: „die erste”*
 

Ich habe einen Entschluss gefasst.
 

Ich werde es ihm nicht sagen; nie. Ich weiß, ich werde daran zu Grunde gehen, aber das ist es wert. Besser ich, als dass wir beide uns gegenseitig vernichten. Und das werden wir. Das werden wir immer. Schließlich sind wir ein Spiegelbild unser Selbst.

Aber Spiegelbilder kopieren dich nur. In der falschen Weise. Strecke ich meine rechte Hand aus, zeigt mein Spiegelbild mir meine linke.
 

„Shin-Chan!“
 

Ich blickte meinen Zwillingsbruder irritiert an.
 

„Manpei! Müsstest du nicht schon längst bei Oma sein?“
 

„Aahhh...“, seufzte er und ließ sich rücklings auf’s Bett gleiten. „Sei nicht so überkorrekt, Brüderchen.“
 

Er schloss die Augen und bließ sich eine seiner orangegefärbten Haare aus den Augen. Ich konnte ihn ja verstehen, wir hatten in letzter Zeit viel zu tun, viele Termine. Es blieb kaum noch Zeit für Freunde, Familie, Schlafen... ja, gar für uns, obschon wir jeden Tag wegen der Dreharbeiten aufeinanderhingen. Doch da waren wir nicht Manpei und Shinpei, da waren wir nur „Hikaru und Kaoru“. Für das „uns“ bleib wenig, sehr wenig Zeit...
 

„Du hattest dich doch so gefreut...“
 

„Ja, und ich dachte, du kommst mit?“
 

Ja, das wäre schön... „Nein“, antwortete ich schlicht und einfach und rutschte so eng wie möglich an die Bettkannte. „Du weißt, ich wollte doch alles ausräumen...“
 

„Ja, und ich dachte, das machen wir auch zusammen? Die unschlagbaren Takagi-Brüder, du weißt?“, grinste er breit, was mich auch wieder lächeln ließ.
 

„Nein... weißt du, vielleicht sollten wir auch mal einige Dinge alleine machen! Ich kann ja nachkommen! Ich war ja selber schon soo lange nicht mehr bei Oma...“
 

„Ja, genauso wie ich...“, seufzte er jetzt wieder und richtete sich fahrig auf. „Gut, dann geh’ ich eben alleine. Mach’ du ja deine Sache hier gut! Wenn ich Nachhause komme und es liegen immer noch Kartons hier rum, dann gibt’s Schläge!“
 

Ich erwiderte sein Lächeln gezwungen und nickte. „Grüß’ sie!“, rief ich ihm nach, während er schon aus dem Zimmer verschwand.
 

Und wieder stellte ich fest, dass es nicht leicht sein würde, meine Entscheidung durchzusetzen. Aber es machte keinen Unterschied. Machte keinen Unterschied, ob ich es ihm sagte oder nicht, es würde schlimmer werden. Für mich, für ihn, für uns.
 

Deutschland war schön. Ich mochte es schon immer. Es war wie eine kleine Miniheimat, auch wenn wir nicht oft das Vergnügen hatten, zurückzukehren. Unsere Oma lebte hier und da wir ihr versprochen hatten, sie immer mal wieder zu besuchen, landeten wir im Urlaub oftmals hier an der Nordsee. Was auch gar nicht so tragisch war, schließlich hatten wir hier auch ein Meer zu unseren Füßen.
 

Da sie auch eine Pension besaß, die sie leitete, konnten wir dort wunderbar für ein paar Tage oder Wochen bleiben und uns einnisten.
 

Ich weiß noch, damals, als unsere Eltern noch mit uns hier hin gefahren sind. Damals waren mein Zwilling und ich noch viel intensiver zusammen. Ich erinnerte mich, dass es für uns kein „ich“, „du“ und „Shinpei“ und „Manpei“ gab. Es gab nur das „uns“. Wir hörten regelrecht nicht auf unsere Namen, wenn man uns rief, manchmal verwechselten wir sie gar. Wir waren Eins. Eins in den Wellen, Eins in der Seele.
 

Manchmal, in stillen Momenten, sehnte ich mich nach dieser Zeit zurück. Klein, unschuldig und wir wussten nicht, was wir taten. War aber auch nicht weiter schlimm, schließlich konnte man uns noch nicht anprangern. Schließlich bekam ich mit 5 Jahren meinen allerersten, unschuldigen Kuss von meinem Bruder.
 

„SHIN-CHAN!“
 

...Irgendwoher... kannte ich diese Stimme!
 

„Shin-Chan, steh’ auf!“
 

Langsam öffnete ich meine Augen. Alles war dunkel. Ich war eingeschlafen. Und nicht zu knapp! Auf dem digitalen Wecker prangten die Zahlen 00:21 in schrecklich grellem roten Licht.
 

Ich dachte schon, gleich gibt’s ’ne Standpauke. Stattdessen warf er sich mit voller Wucht lachend auf mich. „Ich dachte, du wolltest ausräumen, du faules Stück!“
 

Die Merkmale von uns Beiden waren ziemlich unfair verteilt... Ich war der einzige von uns Beiden, der bis hinter beide Ohren kitzelig war. Und er kitzelte mich oft, wie auch jetzt. Ich konnte nicht anders als lauthals aufzulachen und mich unter ihm zu winden. „Hör auf, hör auf!“, flehte ich, während mir Lachtränen in die Augen stiegen.

Aber in Wirklichkeit flehte ich, er möge aus einem anderen Grund aufhören.
 

„Los!“, forderte er, als er mich endlich aus seinem Griff befreit hatte. „Ich will eine Erklärung hören, die sich gewaschen hat!“
 

Durch den mageren Lichtstrahl, der ins Zimmer fiel, sah ich ihn immer noch grinsen. Es muss ihn unglaublich gefreut haben, wieder hier hin zu fahren. „Na... ich weiß nicht! Ich bin eingeschlafen!“
 

„Falsche Antwort!“, grinste er wieder breit und warf sich abermals auf mich.
 

Am nächsten Morgen weckten mich die zaghaften Sonnenstrahlen, die durch’s Fenster schienen. Und „Morgen“ war es echt noch. Erst 7 Uhr. Deshalb schlief Manpei wohl auch noch, immerhin hatte er nicht den gesamten Abend gestern verschlafen.
 

Ich wusste nicht recht, ob ich es gut finden sollte, dass wir nur ein Doppelbett für uns beide hatten, aber wenn ich es recht betrachtete, machte auch dies keinen Unterschied. Wir würden eh jeden Abend im selben Bett einschlafen.

Auch gestern Nacht war es eigentlich nicht unsere Absicht, einzunicken. Wir redeten gerade über... ich weiß es schon gar nicht mehr, muss wohl direkt wieder eingeschlafen sein.
 

Ich legte mich wieder langsam zurück in die Kissen, damit ich ihn nicht weckte und schaute mir genau seine Gesichtszüge an.

Ich kannte sie in- und auswendig, schließlich sah ich ihn ja auch jeden Tag, wenn ich in den Spiegel blickte. Sah ihn und seine Augen.
 

Und ich stellte mir immer und immer wieder die selbe Frage: Wie konnte es so weit kommen? Wie, um Himmelswillen, konnte ich etwas an ihm finden, das neu war, wenn er doch genauso war wie ich? Wenn er doch mein Ebenbild war. Lag da ein Stückweit Narzissmus zwischen all dieser Selbstironie? Ja, war doch irgendwie ironisch, fast sarkastisch, dass mir das passierte...
 

„Hmm... bist du schon wach?“
 

Verschlafen schaute mein Bruder auf die Uhr, nur, um sich im selben Atemzug wieder in die Kissen zu fläzen und sich die Decke über den Kopf zu ziehen. „Bist du wahnsinnig? Solch unmenschliche Uhrzeiten im Urlaub!“
 

Ich lächelte. „Guten Morgen!“
 

„Ich geb’ dir gleich guten Morgen! Du hast gar nicht guten Morgen zu sagen, so faul wie du gestern warst!“, nuschelte er schlaftrunken.
 

„Schlafmütze! Na gut, ich fang’ mal an, bleib’ du ruhig noch liegen!“
 

Ich hörte ein zufriedenes Seufzen, während ich den Raum verließ und auf die Küche zusteuerte. Wir blieben diesmal einen ganzen Monat, was meine Oma wirklich sehr freute, genauso wie uns. Und wenn man einen Monat blieb, dann hatte man auch dementsprechend viel eingepackt. Demnach wanderten mitgebrachte Kleinigkeiten in Küchenschränke und Kühlschrank, Anziehsachen in den Kleiderschrank und ein Foto von Mama und Papa auf den Schlafzimmertisch.
 

„Bist du jetzt endlich fertig? Du machst ja mehr Lärm als ein Elefant in einem Porzelangeschäft!“
 

„Der macht keinen Lärm, der ist nur tollpatschig!“
 

„Sei nicht so ein Klugscheißer, kleiner Bruder!“, pellte er sich aus der Decke und rieb sich den Schlaf aus den Augen. Mittlerweile war es auch nicht sehr viel später, gerade erst 8 Uhr. Aber das kam mir ganz gelegen!
 

„Lass uns essen und dann zu Oma runter!“, schlug ich ihm vor, doch Manpei stolperte nur verwirrt ins Badezimmer.

Den Kopf schüttelnd, lief ich zum Kleiderschrank, um mich anzuziehen. Geduscht hatte ich, während mein Bruder noch geschlafen hatte.
 

Vielleicht sollte ich den Dingen schlicht und ergreifend seinen Lauf lassen. Dass wir gemeinsam in den Urlaub fuhren, und dann auch noch so lange, würde sich bestimmt nicht positiv auf meinen Entschluss auswirken... Aber hätte ich „nein“ gesagt, dann wäre das noch viel auffälliger gewesen...
 

Während ich grübelnd auf dem gemachten Bett hockte, verstumme das Prasseln der Dusche und kurz darauf verließ mein Bruder das Bad. Ich versuchte, so unbeteiligt wie möglich auszuschauen und tat so, als würde ich den Schlüssel suchen.
 

„Suchst du den Schlüssel? Der steckt doch in der Türe, du Siebkopf!“, erklärte er mir, während er sich eine Jeans und ein Shirt aus dem Schrank kramte.
 

Er war mir gar nicht so ähnlich. Nein, eigentlich nicht im Geringsten. Dass wir uns gut verstanden und immer zu zweit auftauchten, musste ja nicht heißen, dass wir ein und dieselbe Person waren.

Vielleicht war ich ja doch nicht ganz so narzisstisch veranlagt?
 

„Shin-Chan!“, Oma fiel mir mit einem lachenden und einem weinenden Auge um den Hals. „Shin-Chan, warum bist du denn gestern nicht mehr gekommen?“
 

„Er war zu müde, Oma“, antwortete Manpei für mich und gab Oma auch ein Küsschen auf die Wange.
 

„Stimmt, du warst ja schon immer anfälliger für einen Jetlag!“, lächelte sie mich an und führte uns zu einen der Tische auf der Terasse. „Jungs, ihr wisst ja, wie das läuft. Dahinten steht das Buffet. Esst ruhig erstmal, ich setz’ mich dann gleich zu euch!“
 

„Was möchtest du? Ich bring’ dir was mit!“, fragte mich mein Zwilling, als Oma schon wieder verschwunden war.
 

„Quatsch, das kannst du doch gar nicht alles tragen.“ Ich stand auf und wies ihn an, ebenfalls mitzukommen.
 

Ich liebte das Deutsche Frühstück. Frische Brötchen, Kornflakes, Kakao... das gab es Zuhause in Japan nicht oft. Darauf freute ich mich meist die ganze Zeit. Mehr als darauf, endlich Oma wiederzusehen.
 

Mit frischem Gebäck und einer Tasse Kakao, kehrten wir schließlich an unseren Tisch zurück, der fantastisch lag. Der Blick auf’s Meer war atemberaubend und die aufgegangene Sonne wärmte meine nackten Schultern. So könnte es ewig bleiben, in diesem Moment.
 

Manpei mochte das Deutsche Frühstück nicht ganz so gerne. Widerwillig hatte er sich eine Schale Kornflakes gekrallt und ein Glas Orangensaft.

Wir waren wirklich nicht das, was man „als eine Person“ bezeichnen konnte. Wir waren doch so verschieden, wieso sah das niemand?
 

*CUT: „die erste”/ENDE*

CUT: „die zweite”

Also, hier nun ein neues Kapitel! :3 Wie ich schon bei den Kommentaren geschrieben habe, habe ich mittlerweile schon 12 Kapitel hinter mir, das heißt, es gibt genug Stoff, den ich noch posten kann. Und die gute Nachricht ist, dass die FF mir immer noch nicht müde geworden ist :3 Ich liebe die zwei Zwillinge einfach! Und ich hoffe, ihr auch. Und deswegen wäre es lieb, wenn ihr ab und zu mal "Hallo" sagen würdet. Nur mal kurz berichten, wir ihr sie findet (: Das gäbe viel Motivation und würde mir enorm helfen! :3
 

Danke, und jetzt viel Spaß mit den Beiden! :D

<3
 


 

*CUT: „die zweite”*
 

„Na, meine zwei Lieblingsenkel, was habt ihr denn so getrieben? Immer noch genauso erfolgreich wie früher?“
 

„Oma, bitte sprich’ Japanisch, ich kann Deutsch doch nicht so gut...“
 

„Manpei, hatte ich dir nicht gesagt, dass du das gefälligst zu lernen hast? Irgendwann verlernt deine arme, alte Oma ihre Landessprache und dann? Dann können wir uns alle nicht mehr verständigen.“
 

„Dann übersetzt Shinpei eben!“, lachte mein Bruder.
 

Da hatte er auch wieder recht! Ich war der Jenige von uns Beiden, der damals ständig mit Oma im Garten gesessen und Deutsch gelernt hatte, während mein Zwilling mit Mangalesen beschäftigt gewesen war. Ich interessierte mich für die Deutsche Sprache und die Kultur, das war für Manpei schon immer zweitrangig gewesen, wenn wir hier her fuhren.
 

„Ja, es wäre aber auch nicht schlecht, wenn du das ein oder andere Wörtchen kennen würdest“, schlug ich ihm vor. „Wir sind jetzt immerhin ’n Monat hier.“
 

„Ja, dein Bruder hat recht, Man-Chan. Er könnte dir sicher was beibringen.“
 

Ich nickte selbstgefällig und schaute auf’s Meer, sobald sich ihre Blicke wieder abwandten. Wir hatten ganz andere Interessen... und standen uns doch so nah. Doch obwohl wir uns so nah waren, näher, als es jede anderen Verwandten je sein könnten, fühlte ich mich einsam. Wann hatte das angefangen? Wann hatte ich dieses Gefühl das erste Mal verspürt? Es war noch gar nicht so lange her...
 

„Und zu deiner Frage, Oma, wir spielen gerade in einem sehr bekannten Drama mit. Zwei Zwillinge!“
 

„Das sind doch tolle Neuigkeiten! Um was für ein Drama handelt es sich denn?“
 

„Ouran High School Host Club, das musst du doch kennen, Oma!“, warf er empört in unsere Konversation hinein,
 

„Nein, wie denn, Kindchen. Ich wohne jetzt seit 20 Jahren hier.“
 

„Es handelt von einem Mädchen, das ein Stipendium für eine der angesehensten Schulen Japans erworben hat. Allerdings stellt sich heraus, dass diese Schule voller versnobbter Teenager ist, die irgendwann alle einmal das Unternehmen ihrer Väter und Mütter übernehmen werden. Aber in erster Linie geht es eben um den Host Club; Von gelangweilten Schülern für die gelangweilten höheren Töchter. Dieses Mädchen wird fälschlicherweise für einen Jungen gehalten und betritt den Host Club und stößt erstmal eine teure Vase um. So muss sie dort als Host arbeiten, um ihre Schulden abzubezahlen.“
 

„Aha. Und das ist so erfolgreich?“, lachte die alte Frau.
 

„Ja, sehr! Oma, du bist viel zu alt, um das zu verstehen.“
 

„Sehr nett, wirklich sehr nett, Manpei! Und was für eine Rolle spielt ihr beiden dort?“
 

Manpei rückte sich auf dem Stuhl zurecht. Ich wusste, wie er zu unseren Rollen stand und fand’ sich unglaublich wichtig, auch, wenn er es im gleichen Atemzug ungerecht fand, dass ich, als jüngerer Bruder, den älteren und dominanteren Zwilling Hikaru im Drama spielte.
 

„Na, jeder von den Hosts hat bestimmte Merkmale, um Kundinnen zu gewinnen. Da gibt es den „Coolen Typ“, den „natürlichen Typ“ und wir, die „kleinen Teufel.“ Wir provozieren ein wenig mit unserer Brüderliebe und so. Die Rollen machen Spaß und die Leute dort sind unglaublich nett!“
 

„Das freut mich, zu hören. Aber entschuldigt mich jetzt, wir quatschen später noch einmal weiter. Die Pflicht ruft!“
 

„Wir provozieren, he?“, lachte ich.
 

„Ja, das tun wir!“, grinste mein Bruder, stand auf, ging um den Tisch rum und setzte sich unverblümt auf meinen Schoß.
 

„Hey! Im Drama, nicht in Wirklichkeit!“, schrie ich entsetzt auf. Hätte ich nicht unglaubliche Angst, er könnte meine Nervosität riechen, hätte ich diese Situation mit vollem Genuss ausgekostet. Es ließ mein Herz springen, als er sich weiter an mich lehnte und seine Arme um mich legte. „Provozieren können wir gut!“
 

„Ja...“, stammelte ich und wandte mich aus seinem Griff. „Meinst du nicht, wir sollten heute mal in die Stadt gehen?“
 

„In die Stadt? Ich dachte, wir verbringen einen faulen Tag am Meer?“
 

„Das können wir doch immer noch machen!“, schlug ich vor und war eigentlich ganz froh, dass er keine Lust hatte. „Gut, dann geh’ ich eben alleine. Ich will zur Klippe!“
 

Manpei nickte lächelnd und trug sein Geschirr rein. Ich brauchte einen Moment, um wieder klar zu werden. Nur langsam gewöhnte sich mein Herz an die nicht mehr vorhandene und doch so geliebte Nähe. Ich atmete tief durch und folgte ihm dann.
 

Warum merkte denn keiner, dass wir so verschieden waren?
 

Freudig trippelte ich die langen Steinwege entlang, die ins kleine Dorf führten. Es war so idyllisch hier und ein richtig großer Unterschied im Gegensatz zum großen, beschäftigten Tokyo. Ich genoss es, mal nicht ständig von der Seite her angeguckt und um Autogramme gebeten zu werden. Das war wirklich „Urlaub“. Ich mochte die Deutsche Mentalität einfach. Dass die Leute es gewohnt waren, Ausländer um sich herum zu haben und sich nicht zu wunderten, wenn ein Japaner durch die Straßen schlenderte. Für sie war ich einfach ein Bürger dieses Landes.
 

Am großen Marktplatz hielt ich inne und sog die frische, vertraute Luft in mich ein. In der Mitte befand sich ein großer Brunnen, der fröhlich vor sich hinplätscherte. Der seichte Wind wehte den ein oder anderen Wassertropfen in meine Richtung und die Bäume ringsherum spendeten wunderbaren Schatten.
 

Als kleine Kinder hatten Manpei und ich gerne im Brunnen gebadet und Fangen gespielt.
 

Ich seufzte und ließ mich nieder. Meiner Schlenderroute, wenn ich allein in die Stadt ging, war jedes Mal aufs neue die selbe. Diese Routine brauchte ich und beruhigte mich auch auf eine ganz merkwürdige Art und Weise.
 

Es erschreckte mich eher weniger, dass die Tatsache, dass ich mich in letzter Zeit irgendwie zu Manpei hingezogen fühlte, auch beinhaltete, dass ich wohl oder übel schwul... na ja, oder halt bi war. Irgendwie hatte ich schon immer ein wenig diesen Verdacht gehegt. Dass mit Manpei... dadurch war mir das ganze einfach erst klar geworden.
 

In Japan war Schwulsein zwar akzeptiert, aber nur, wenn es nicht gerade der eigene Sohn oder der eigene Freund war. Solange es ein „Traumgespinnst“ war, war es durchaus okay. Immerhin gab es sogar alte Überlieferungen, dass Samurai zur damaligen Zeit durchaus auch gleichgeschlechtliche Liebe akzeptierten und auch praktizierten.

Hier in Deutschland, das wusste ich, war es einfach üblicher und auch normaler. Das gefiel mir natürlich.
 

Wenn ich durch die Straßen Japans ging, hatte ich mir den ein oder anderen Jungen schon mal angeschaut und geprüft, was ich von ihm hielt. Jedes Mal kam ich zu dem gleichen Entschluss: Hübsch, aber... nicht so hübsch wie Manpei!

So viel zum Thema Narszissmus.
 

„Nein, Leon... nein! Das kannst du vergessen, das mache ich nicht!“
 

Ich erschrak, als ein Junge neben mir voller Wut in sein Handy schrie und dann so hart auf den Aufleg-Knopf drückte, dass er direkt noch weitere Zahlen erwischte. Er seufzte und legte seinen Kopf in die Hand. „Das ist doch jetzt wohl nicht wahr...“
 

Interessiert blickte ich auf den Blondschopf, dessen längere Haare sein ganzes Gesicht verdeckten. Er sah ziemlich verzweifelt aus, also erhob ich die Stimme.
 

„Was ist los?“
 

Erschrocken wandte er sich zu mir um und strich sich eine Strähne aus dem Gesicht. Er hatte glasklare grüne Augen. So was hatte ich noch nie gesehen...
 

„Oh, tut mir leid... ich hab nicht gemerkt, dass Jemand neben mit sitzt...“
 

„Ist schon okay!“, lächelte ich und schaute auf seine Hände, die nervös mit dem Handy spielten.
 

„Du bist nicht von hier, hmm?“
 

„Ich kann zwar gut Deutsch, aber den Japanischen Akzent hört man wohl immer noch raus, hmm?“, lächelte ich verlegen. Ich hätte es gerne, dass man es nicht mehr bemerkt. Aber so schwer ich auch daran arbeitete, klappte es immer noch nicht richtig.
 

„Warum bist du hier?“
 

Ich freute mich, dass ich Zugang zu Jemanden hier gefunden hatte und auch, dass der Junge recht nett zu sein schien. „Urlaub. Meine Oma wohnt hier, betreibt eine Pension diekt am Meer.“
 

Er nickte und wandte sich verträumt dem Himmel zu, der heute wirklich keine einzige Wolke trug, sei sie noch so nebelig und verschleiert.
 

„Ich bin Adam!“, streckte er mir erfreut die Hand entgegen, die ich sofort ergriff.
 

„Shinpei. Aber nenn’ mich lieber Shin!“
 

*CUT: „die zweite/ENDE”*[/u}]

CUT: „die dritte”

*CUT: „die dritte”*
 


 

Ich erinnerte mich, dass ich es als kleines Kind immer befremdlich fand, mit dem Nachnamen angeredet zu werden. Sogar meine Freunde aus der Grundschule taten es mit einer solchen Selbstverständlichkeit, die ich nicht nachvollziehen konnte. Ganz zu Anfang, da gab es nur uns. Shin-Chan und Man-Chan. Niemand hatte mich bisher „Takagi-Kun“ genannt. Ich gewöhnte mich zwar daran – so war eben das überhöfliche Japan – aber irgendwie hatte ich mir immer etwas mehr Vertrautheit in dieser fremden Welt gewünscht. So war hier schlussendlich meine Chance gekommen, mich zu vertrauen.
 

„Mit wem hast du gerade geredet?“ Ich hoffte, nicht doch zu aufdringlich zu sein, aber Adam lächelte nur verlegen.
 

„Ach... mit niemandem... meinem besten Freund.“
 

„Dann ist er aber kein ‚Niemand’!“
 

Er grinste. „Du bist komisch!“
 

Ob ich das als Kompliment auffassen sollte? Anders war immerhin besser als normal! Aber nach dem Grund des Geschreies fragen wollte ich dann lieber doch nicht. Aber das brauchte ich auch nicht, denn überraschender Weise rückte er selber mit der Sprache heraus.
 

„Er wollte, dass ich seine EX-Freundin beschatte...“
 

„Du meinst... so richtig stalken?“
 

„Wie man’s nimmt...“, seufzte er mit hängenden Schultern. „Ich finde das einfach etwas übertrieben und ich weiß, dass er bei ihr total unten durch ist und es eh kein Zurück mehr gibt. Aber er will nicht auf mich hören und nimmt meine Ratschläge als Beleidigungen auf.“
 

„Er ist eben verliebt...“, überlegte ich und dachte an mich und Manpei. Wie würde ich reagieren, würde ich ihn nicht eh 24/7 um mich herum haben? Müsste um seine Aufmerksamkeit buhlen und könnte nicht mehr jeder Zeit mit ihm lachen, wenn ich den Drang danach verspürte? Ein schrecklicher Gedanke!
 

„Komm mit!“, rief ich und stand auf. Den Gedanken, nach seiner Hand zu greifen, vergrub ich dann lieber doch. So offen Deutschland auch war, wollte ich ihn wirklich nicht verärgern.
 

„Wohin?“
 

„Kennst du die Klippe?“
 

„Klippe?“, fragte er neugierig. „Nein, ich bin hier eigentlich eher selten. Ich hab’ nur einen Ort gesucht, an dem ich alleine bin...“
 

„Dann ist die Klippe perfekt! ...Na ja, wenn du mich da auch tolerierst. Dann wärst du ja nämlich genau genommen nicht allein...“
 

Er lachte laut auf und schlug mir auf die Schulter. Er hatte ungefähr so viel Kraft wie ein ausgewachsener Bär. Grobgeschätzt. Durch sein graues Tanktop sah man deutlich die fein gezeichneten Muskeln, was, wenn ich ehrlich war, nicht gerade schlecht aussah. Für einen Deutschen...
 

„Na, du bist schon okay. Du lenkst mich ganz schön ab und das ist nicht gerade schlecht... Danke!“
 

Ich erwiderte sein Lächeln und zusammen machten wir uns auf den Weg zur Klippe, die 20 Minuten zu Fuß von hier aus entfernt lag.

Ich hätte nicht gedacht, mich einmal so schnell mit jemandem anzufreunden. In Japan kannte mich eben jeder und da war eine normale Freundschaft kaum denkbar. Und hier, wenn ich oft mit Manpei unterwegs war, ernteten wir zwar ganz schön viele Blicke, wirkten aber auch gleichzeitig ziemlich abschreckend. Ein Japanisches Zwillingspaar? Hier, in unserem kleinen Dörfchen?
 

Die felsigen Wege, die bis zur Klippe immer feiner und verworrener wurden, gaben einen wundervollen Blick auf’s Meer preis. Umringt von bunten Blumen und wildem Gras, sah es hier fast aus wie in einem südländischen Land. Fast wie in der Karibik. Na ja, fast...
 

„Ich hätte nicht gedacht, dass es hier so schöne Ecken gibt! Weißt du, ich komme eigentlich aus der Großstadt von nebenan. Auch, wenn das Meer praktisch vor meiner Haustüre ist, bin ich nicht oft hier.“
 

„Nicht?“, fragte ich ihn entsetzt. „Wenn ich die Möglichkeit hätte, wäre ich ständig hier. Es ist... einfach so still und idyllisch.“
 

Ich merkte praktisch, wie meine Augen anfingen, zu glänzen. All das, was ich Zuhause niemals kriegen konnte...
 

„In Japan ist es ganz schön voll und durcheinander, hmm?“
 

„Du hast ja keine Ahnung!“, verdrehte ich die Augen und seufzte. „Es macht mich regelrecht wahnsinnig! Es gibt natürlich auch ruhige Ecken... aber durch meinen Beruf bin ich an die Großstadt Tokyo gebunden.“ Hups, das wollte ich nicht sagen!
 

„Achso? Als was arbeitest du denn?“
 

„Ach...“ Schnell, schnell, eine Antwort! „als... Ich bin Eventmanager bei einer großen Firma!“, log ich und schaute zum Meer. Ich war schon immer ein schlechter Lügner.
 

„Wow! Aber du bist doch erst... wie alt bist du? Ich bin nur Student!“
 

„25.“
 

„Ach, doch schon so alt? So siehst du gar nicht aus!“, lachte Adam und entschuldigte sich gleich darauf. Das sei ihm nur so rausgerutscht.
 

„Nein, das stimmt ja. Das ist so.“
 

Er erklärte mir, er sei erst 20, als wir endlich an der kleinen Klippe angekommen waren. Um uns herum Milliarden von Butter- und Gänseblümchen. Der Blick war jedes Mal aufs Neue atemberaubend. Einfach... so, als könnte ich hier alles vergessen. Jeden schlechten Gedanken und jedes Problem. Ich atmete sinnlich ein und ließ mich dann nieder. Ließ mir die warme Meeresluft in die Haare wehen und spürte das Salz auf meiner Zunge.

Ich war viel naturverbundener als Manpei.
 

Ich bemerkte erst, dass er mich die ganze Zeit über angeschaut hatte, als ich den Kopf drehte. Eigentlich nur, um auf der großen Turmuhr die Zeit zu erhaschen.
 

„Du bist ganz schön hübsch, weißt du das?“
 

Sofort wurde ich knallrot und wandte mein Gesicht wieder ab. So etwas hatte ich nun wirklich nicht erwartet. Waren Deutsche denn wirklich SO ehrlich und direkt?
 

„Ah! Entschuldige, das klang jetzt vielleicht etwas missverständlich...“ Er kratzt sich am Kopf und irgendwie meinte ich, auch eine zarte Blässe um seine Wangen ausmachen zu können. „Ich hab’ Japaner schon immer hübsch gefunden. Ich mag diese Zartheit, weißt du? Selbst bei Männern, das sieht doch gut aus! Ich bin der Meinung dass, wenn man einen überdurchschnittlich hübschen Deutschen und einen überdurchschnittlich hübschen Japaner nebeneinander stellen würde, der Japaner immer der hübschere ist!“
 

„Das nehm’ ich jetzt einfach mal als Kompliment!“, lachte ich verlegen und schluckte einen großen „Ach-Du-Schreck“-Kloß herunter. Was war das denn?
 

Als mein Handy in diesem Moment klingelte, erschraken wir beide und mussten lachen.
 

„Ah, Man-Chan! Was gibt’s?”, lachte ich. Ich spürte Adams stechende Blicke an mir kleben und wusste nicht ganz, wie ich damit umgehen sollte.
 

„Shin-Chan, wo bleibst du?“, säuselte mein Bruder mit trauriger Stimme. „Ich liege hier jetzt schon seit Stunden am Strand und warte auf deine Rückkehr!“
 

„Oh, so melancholisch? Als ob wir uns nicht eh schon genug sehen!“, sagte ich scherzhaft. Doch insgeheim freute ich mich riesig. Er vermisste mich!
 

„Ist gut, ich wollte eh gleich los, ich bin in ungefähr 40 Minuten wieder da, ja?“
 

„Okay, ich warte am Boot auf dich, bis gleich!“
 

Als ich auflegte, konnte ich mir ein Lächeln nicht verkneifen.
 

„Deine Freundin?“
 

„Nein...“, wehrte ich vehement ab. „Nein, nein... nur mein Bruder. Ich sollte langsam mal wieder zurück!“
 

„Aber wir sind doch gerade erst hier her gekommen!“ Zu meiner Überraschung schwang ein kleines bisschen Enttäuschung in seiner Stimme mit. „Ich finde es wirklich faszinierend, wie du Japanisch sprichst! Ich finde, dass das so eine melodische Sprache ist!“
 

„Das höre ich zum ersten Mal“, grinste ich. „Na ja, wir können das hier ja gerne mal widerholen! Gib’ mir doch deine Nummer.“
 

Nachdem wir unsere Handys rausgekramt und uns ausgetauscht hatten, verabschiedeten wir uns mit einem bloßen Winken. Er hatte noch vor, etwas zu bleiben. Also machte ich mich alleine auf den Rückweg.
 

Während ich denselben Weg wieder zurück tapselte, diesmal etwas schneller als zuvor, erinnerte ich mich an Adams stechend grüne Augen. Wie Smaragde! Japaner waren so einseitig. Schwarze Haare, schwarze Augen. Ich konnte ihm irgendwie nicht recht zustimmen. Japaner waren hübsch, aber nur jene, die es wirklich auch waren. In anderen Ländern hatte man vielleicht den Eindruck, dass Japaner immer hübsch waren. Tatsache war aber, dass es nur hübschen Menschen dort vergönnt war, erfolgreich zu werden. Wenn du nicht makellose Haut und glatte, seidige Haare besaßt, hattest du, ehrlich gesagt, die Arschkarte gezogen. Wenn ich ehrlich war, dann waren Manpei und ich auch nur Schauspieler geworden, weil wir so überdurchschnittlich hübsch waren, ohne dabei eitel zu klingen. Es war ja so! Sähen wir nicht so aus, wie wir aussahen, dann wäre ich jetzt auch nicht hier...

Achja, worauf ich hinaus wollte: Adam war auch nicht der hässlichste!
 

Ich freundete mich mit dem Gedanken an, Jemand neues kennen gelernt zu haben. Adam war wirklich nett. Und so lief ich, freudig, meinen Bruder gleich wiederzusehen, auf unsere Pension zu.
 

*CUT: „die dritte”/ENDE*

CUT: „die vierte”

Soo, es ist Montag, und ihr wisst, was das heißt :3 Hier das neue Kapitel! Nix besonderes =X Aber im nächsten Kapitel, das verspreche ich euch, geht es schon rund! D:
 

P.s: Mir hat ein aufmerksamer Leser mitgeteilt, dass es vielleicht leichter wäre, Konversationen, die auf Japanisch geführt werden, kursiv zu schreiben. Die Idee fand' ich ganz gut, zumindest, wenn Jemand anderes dabei ist, außer die Zwillinge. Was einem das Lesen in diesem Kapitel wirklich einfacher machen würde!

So kommen auch keine Missverständnisse mehr auf! Danke <3
 

Und viel Spaß! <3
 


 

*CUT: „die vierte”*
 


 

„Adam, sagst du?“
 

Ich nickte, während ich mich auf meine Hand stützte und die Decke mit den Füßen von mir strampelte. Es war hier über Nacht ziemlich heiß geworden, weil wir vergessen hatten, die Klimaanlage anzustellen.
 

„Ja, er ist super nett.“
 

„Hm-um...“
 

„Warum schaust du so pikiert, du introvertierter Schönling?“, schlug ich ihm lachend auf die Schulter.
 

„Nenn’ mich nicht Schönling, du Narzisst!“
 

Ich lachte, doch dieser Satz gab’ mir zu Denken. Wenn ich ihn schön fand... dann dachte ich doch nicht an mich, dann dachte ich an ihn! Er hatte feinere Gesichtszüge... wenn man genau hinschaute, dann sah man Unterschiede!
 

„Na ja, es ist nur... ein wenig eifersüchtig bin ich ja schon!“, lächelnd drehte er sich auf den Rücken und mir klopfte das Herz bis in die Ohren. Ich konnte ihn fast nicht mehr verstehen vor all dem „Bumm-Bumm“.
 

„...Immerhin verstehst du ihn ja... ich würde ihn nicht verstehen, das ist unfair.“
 

Ach, deswegen also nur eifersüchtig...
 

Ich seufzte. „Wie gesagt, ich hab dir ja immer angeboten, dir Deutsch beizubringen. Komm schon, so schwierig ist das doch gar nicht!“
 

Er nickte und willigte ein, sich bald mal ein paar Wörter von mir anzuhören. Doch ich wusste, dazu würde es nicht kommen. Ich kannte ihn... und Manpei war faul!
 

So kam es, dass wir uns diesmal den gesamten Tag an den Strand fläzten. Hier war es nicht ganz so ruhig wie an der Klippe, schließlich badeten nicht nur wir hier, sondern auch all die anderen Urlauber. Hier mal Johlen, da mal Kindergeschrei... aber es hielt sich in Grenzen. Auch, wenn ich nicht der leidenschaftlichste Strandlieger war, wie er im Buche stand, tat ich das doch auch mal gern mit meinem Zwilling. Hauptsache nah. Die Hauptsache war, dass ich so nah bei ihm lag und seinem Atem zuhören konnte, wenn ich die Augen schloss.
 

„Lass uns ins Meer gehen!“, zerrte Manpei plötzlich an meinem Arm. Huch, ich war eingeschlafen...
 

Träge richtete ich mich auf, während mein Bruder schon aufgesprungen war und wild auf dem Sand herumtänzelte. War wohl nicht gerade angenehm kühl... „Komm schon, komm schon, es ist furchtbar heiß hier!“
 

„Jaja...“
 

Ich brauchte praktisch gar nicht selbst laufen, so wie er mich am Arm hinter sich her zog. Als wir ins Wasser preschten, wurde sofort alles um mich herum furchtbar kühl und erfrischend. Erst jetzt wurde ich so richtig wach.
 

Manpei tauchte seinen Kopf unter Wasser, tauchte wieder auf und schüttelte seine Haare wild umher. Perlen rannen an seinem Gesicht herunter. An seiner Brust entlang und verschwanden sofort wieder dorthin, wo sie hergekommen waren. Sein gesamter Körper glänzte, was mich irgendwie an einen Heiligenschein erinnerte.
 

Wie gebannt – und leider auch mit offenem Mund, was ich nicht bemerkte – starrte ich ihn an, als er mich mit seinem Lachen aus den Gedanken riss.
 

„Sah das so bescheuert aus?“
 

„Nein, nein“, wehrte ich mit gehobenen Händen ab. „Du weißt doch, dass ich nicht gerne mit dem Kopf unter Wasser tauche...“
 

„Das lässt sich leicht ändern!“
 

Er fing an, mir unaufhörlich Wasser um die Ohren zu spritzen und versuchte mich, mit seinem ganzen Gewicht, unter Wasser zu drücken.
 

Eine Seite von mir fand’ dieses Spielchen gar nicht so toll, eine andere musste lachen und eine weitere genoss die Berührungen, die Reibung, die unsere Körper verursachten, jedes Mal, wenn er sich auf mich stützte, um mich in die Knie zu zwingen. Nur zu gerne, auch, wenn ich es gar nicht mochte, gab ich nach.
 

Als ich wieder auftauchte, schaute er enttäuscht drein. „Hey, gib’ doch nicht so schnell auf, das ist ja langweilig!“
 

„Du bist eben der dominante Zwilling von uns beiden!“, streckte ich ihm die Zunge raus.
 

„Ja!“, antwortete er in einem extra tiefen Ton. „ICH sollte Hikaru spielen!“
 

Ich schüttelte lächelnd den Kopf und machte mich wieder auf zum Strand.
 

Ich hoffte inständig, dass er mein Herzklopfen nicht gehört hatte. Er war mir so nahe... Er ist mir jedes Mal so nahe! Wie, um Himmelswillen, sollte ich das jemals aushalten? Und wie lange würde das noch andauern? Mein ganzes Leben? Das würde ich nicht aushalten, eher würde ich an Herzrasen sterben!
 

Als ich am Strand angekommen war, staunte ich nicht schlecht. Adam stand dort, mich zweifelnd ansehend.
 

„Was machst du denn hier?“
 

„Ah – du hast mir eine falsche Nummer gegeben, ich konnte dich nicht erreichen...“, stammelte er und hoffte wohl, dass ich das nicht extra getan hatte, um ihm nicht mehr begegnen zu müssen. „Und da habe ich mich daran erinnert, dass deine Oma doch eine Pension hier am Meer leitet. Das war die einzige, die ich hier finden konnte. Hatte einfach Glück!“
 

„Oh, tschuldigung“, flüsterte ich und griff nach seiner Hand, in dem er sein Handy hielt und besserte meinen Fehler aus.
 

„So.“ Ich gab es ihm wieder und lächelte ihn an. Aus irgendeinem Grund freute ich mich richtig, seine grünen Augen wiederzusehen.
 

„Sag mal...“ Er zeigte auf’s Meer hinaus und wirkte ganz verwirrt. „Du hast mir zwar von deinem Bruder erzählt, aber... ihr seid Zwillinge?“
 

Ich schaute auf Manpei, der Adam und mich bemerkt hatte und langsam auf uns zukam. „Ehm... ja...“
 

„Wow, ihr seht euch wirklich unglaublich ähnlich!“, grinste er. Sein Gesicht wurde immer breiter, je näher Manpei uns kam. Das hatte ich ihm bewusst verschwiegen. Wir wirkten schon immer komisch auf fremde Menschen, wenn wir zusammen waren. Ich wusste nicht, wie sich das alles auf Adam auswirkte, schließlich hatten wir uns ja auch erst gestern kennen gelernt. Ich wollte einfach nicht riskieren, dass sich das alles wieder auflöste. Ich wusste, so viel Spaß wie in diesem Urlaub hatte ich noch nie und es würde sicher noch besser werden!

Außerdem hatte ich jetzt die Gewissheit, dass ich mich notfalls von Manpei ablenken konnte, wenn es mir zu anstrengend wurde.
 

Ich hoffte inständig, dass mein Bruder das jetzt nicht wieder versaute...
 

„Adam?“, er streckte ihm eine Hand entgegen. „Schön, dich kennen zu lernen“, sagte er auf Japanisch, wofür ich ihn rügte.
 

„Meinst du etwa, Adam kann Japanisch?“
 

„Meinst du etwa, ich kann Deutsch?“
 

„Das solltest du können, darüber hatten wir uns doch schon mal unterhalten!“, fauchte ich ihn an, und noch ehe Adam scheu seine Hand ergreifen konnte, dampfte Manpei wutentbrannt davon.
 

Wow, das erlebte ich nicht oft. Er war eigentlich so ein ausgeglichener Typ...
 

„Oh, tut mir Leid, das wollte ich jetzt nicht...“
 

Abwehrend schüttelte ich den Kopf. „Das war doch nicht deine Schuld. Ich weiß nicht, er ist manchmal halt einfach so... Mach dir darüber keinen Kopf!“
 

„Er schien... etwas eifersüchtig. Ihr seid euch wohl sehr nahe?“
 

Wieder stieg mir das Blut in den Kopf. Als ich mich auf den warmen Sand fallen ließ, machte Adam es mir gleich. Hatte er Recht? Warum war er nun so abgehauen?
 

„Na ja, als ich ihm heute von dir erzählt habe, meinte er, er wäre eifersüchtig, weil ich mich mit dir unterhalten kann und er nicht...“ Im Stillen überlegte ich, ob er vielleicht so reagierte, weil er befürchtete, diesen Sommer alleine hier verbringen zu müssen, während ich mit Adam um die Häuser zog. Aber eigentlich hoffte ich eher, dass er einfach eifersüchtig war. Aus demselben Grund, aus dem ich auch eifersüchtig gewesen wäre...
 

„Das... ist doch eigentlich kein Problem! Kann er denn Englisch? Irgendwie werden wir uns doch schon verständigen können!“
 

„Na ja, nein. Er kann herzlich wenig Englisch. Weißt du, er ist ziemlich besitzergreifend. Er reagiert oft so, wenn ich neue Freunde kennen lerne.“
 

Adam lächelte mich aus einem mir unerfindlichen Grund glücklich an und lehnte sich zurück in den Sand.
 

„Ich hätt’ nicht gedacht, dass dieser Sommer so interessant wird!“ Ich schwieg. Ich dachte ja dasselbe... allerdings hätte ich nicht im Traum daran gedacht, das auch wirklich so direkt auszusprechen. Daran musste ich mich noch gewöhnen.
 

„Wieso sprichst du eigentlich Deutsch und er nicht?“
 

„Ach, weil ich mich früher immer mit Oma in den Garten gesetzt und gelernt hab und er nie wollte.“
 

„Hmm... dabei meint man doch immer, dass Zwillinge so gleich sind...“
 

Ich schwieg und schaute zum Meer. Was Manpei jetzt wohl machte? Ob er sich sehr ärgerte? Vielleicht sollte ich gleich mal nachgucken gehen...
 

Als ich zurück ins Appartement kam, saß mein Zwilling, mit iPod bewaffnet, schmollend auf der Couch. Ich schlich mich an und zog ihm die Stöpsel aus den Ohren.
 

„Ma-n-chan!“, rief ich freudig und ließ mich neben ihn auf’s Sofa plumpsen. Doch mein Bruder schaute gar nicht so freudig drein und schickte mir nur einen bösen Blick.
 

„Sei doch nicht so beleidigt! Dazu hast du doch gar keinen Grund! Ich hab’ mich mit wem angefreundet, ich kann Deutsch und du nicht... aber deswegen lass’ ich dich doch nicht links liegen!“
 

„Kommt mir aber so vor!“, sagte er pampig und knallte sein teures Gerät auf den Glaskaffeetisch. Erschrocken zuckte ich zusammen. So unbeherrscht kannte ich ihn wirklich nicht.
 

„Vielleicht will ich ja nicht, dass du dich mit ’nem anderen Jungen anfreundest... vielleicht will ich dich ja ganz für mich alleine haben?“ Nach diesem Satz griff er mich grob am Handgelenk und drückte mich zurück auf die Couch. Er lag fast auf mir, er war mir so nah. Aber diesmal klopfte mein Herz nicht deswegen, sondern deshalb, weil ich leicht Angst vor ihm hatte.
 

„Du kannst nicht ewig über mich bestimmen, ich bin nicht deins!“, presste ich mit meiner letzten Kraft heraus. Es fiel mir unglaublich schwer, noch klar zu denken. Aber das war das, was ich im Moment dachte. Auch, wenn ich wollte, dass ich ihm gehörte. Ganz und gar. Aber unter anderen Umständen.
 

„Du bist meins. Und wie du das bist!“ Er kam mir immer näher, bis er bemerkte, was er hier veranstaltete. Vielleicht sah er aber auch die Angst in meinen Augen. Jedenfalls entfernte er sich wieder von mir und setzte sich auf. „Tschuldige.“
 

„Wir sind nicht Eins. Ich kann ja wohl meine eigenen Freunde haben. Und wenn das bedeutet, dass wir mal nicht jeden Tag aufeinander hängen. Denk mal drüber nach.“
 

Ich schaute mich noch einmal um, als Manpei zögernd mit der Hand zuckte, aber dann doch nichts sagte. Ich lief ins Schlafzimmer und verschanzte mich. Das fühlte sich so schlecht an. Wenn ich nicht gewusst hätte, dass er mich hörte, hätte ich lauthals angefangen, zu heulen.
 

So grob hatte er mich noch nie angefasst...
 

*CUT: „die vierte/ENDE”*

CUT: „die fünfte”

Oh nein. Hoffentlich hatte das jetzt noch Niemand gelesen! Ich hab' ausversehen das übernächste Kapitel gepostet, nicht das nächste =X Deshalb entschuldigt. Während es schon überprüft wurde, konnte ich's leider weder ändern, noch löschen.
 

Wie dem auch sei.
 

Ich stecke zur Zeit jedenfalls in einer kleinen Krise =_= Da habe ich doch aus Versehen die letzten 1 1/2 Kapitel, die ich schon (mit Mühe und Not!) geschrieben habe, wieder gelöscht. Ich DUSSEL! >_< Ich hab' erstmal 'n Herzinfarkt bekommen, weil ich erst dachte, ALLES wäre weg. (Ich hatte's mit 'ner anderen Datei überschrieben). Bis mir einfiel, dass ich alles zum Glück noch in meinem Mailpostfach liegen hatte, da ich an den Wochenenden immer zu meinem Freund pendel und es vorkommt, dass ich dort auch schreibe.
 

Aber die schönen 1 1/2 Kapitel *drop* Ihr könnt euch vorstellen, was das für eine Demotivation ist. Ich will nicht mehr weiter schreiben, TZE! >3> Na ja, aber es muss sein ^^'
 

Hoffentlich gefällt euch das nächste Kapitel! <3
 

P.s.: OH NEIN!!! Diesen Freitag endet die Host Club Serie! Ich werde sterben...
 


 


 

**
 

„Ihr scheint euch ja wieder ganz gut eingelebt zu haben“, lächelte meine Oma, und meinte dabei eher mich. Sie war es nicht gewohnt, dass wir nicht beide wie aufgedrehte Erdmännchen um sie herum sprangen. Sagen wir, sie war mit der Situation etwas überfordert.
 

Die Pension war klein und einmal in der Woche bot unsere Oma den Gästen an, gemeinsam zu Grillen. Das war immer spaßig, aber irgendwie hatte ich diesmal keine wirkliche Lust. Es roch lecker nach Gegrilltem und Zaziki, aber Hunger hatte ich auch keinen. Neben mir schmollte Manpei immer noch, allerdings nicht mehr so stur. Ab und zu warf er mir ein paar unsichere Blicke zu. Ich meinte, in seinen Augen schwang eine leichte Entschuldigung mit.
 

„Hey, Zwillinge. Ich geb’ euch ’n Tipp: geht doch gleich nach dem Essen zum Badehaus. Entspannt euch ein wenig und redet euch mal aus, ihr seid ja nicht mehr auszuhalten!“
 

Die grauhaarige Frau lachte und reichte einem der Gäste den Salat über den Tisch hinweg.
 

Schüchtern blickte ich aus den Augenwinkeln zu meinem Zwilling. Sie hatte Recht. Ich wollte nicht den gesamten Urlaub im Schmollen mit meinem Bruder verbringen. Eigentlich wollte ich generell nicht mit ihm streiten... Aber Friede-Freude-Eierkuchen war wohl auch gerade nicht drin.
 

Als ich in meinen Gedanken versunken war, nickte mein Zwilling stumm. Und ich überlegte mir schon einmal, was ich vorhatte, ihm zu sagen.
 

Das Bad erinnerte mich wieder ein Stückweit an unsere Heimat. Es gab zwar keine heißen Quellen, aber es war genauso aufgemacht wie ein asiatisches Bad. Frauen und Männer getrennt, einzelne Badestätten buchbar. Dress-Code: Nackt.
 

Ja, war vielleicht nicht unbedingt die beste Lösung, von seinem Zwilling loszukommen, in den man sich verliebt hatte... Aber früher hatten wir diese Badegänge immer zusammen gehabt und genossen. Ich musste diese penetrante Tatsache einfach in die hintersten Winkel meines Hirnes verbannen. Musste verdrängen, dass dieser Junge, den ich so liebte, gleich nackt sein würde.
 

Und da es sich nicht viele Leute einfielen ließen, um diese Uhrzeit zu baden, bekamen wir einen eigenen, kleinen Bereich, was mich irgendwie beruhigte, wenngleich auch unruhig machte. Schließlich konnte keiner meine Todesschreie hören, falls ich mal was Falsches sagte.
 

Sagen wir, es waren „künstliche heiße Quellen“. Das angenehm warme Badewasser war in Steinbecken eingelassen, durch das Fenster an der Seite hatte man einen Blick auf das Meer, wenn es nicht gerade so stockfinster war wie jetzt. Leises Vogelgezwitscher drang durch die Lautsprecher an unsere Ohren und durch die Bambuspflanzen um uns herum bekam man wirklich das Gefühl, ganz woanders zu sein.
 

Als wir da nebeneinander im warmen Wasser lehnten, blinzelte ich zu ihm rüber. Er hatte den Kopf gesenkt, es tat ihm sichtbar leid. Das dämmrige Licht spiegelte unsere Gesichter im seichten Wasser wider. Alles war irgendwie... merkwürdig elektrisierend.
 

„Es tut mir leid, wie ich mich verhalten habe. Zu Adam... und zu dir.“
 

Ich nickte und musste lächeln. „Ich weiß“, patschte ich ihm auf den Kopf und zwang mich zu einer Umarmung. „Nein, wir sind nicht nackt. Nein, wir sind nicht nackt...“ Ich wollte ihm damit nur zeigen, dass alles wieder normal und beim alten war, auch wenn es mir gar nicht gut kam, ihn jetzt zu berühren. Als ich mich entfernte und unsere Körper ein schnatzendes Geräusch von sich gaben, blickte Manpei immer noch traurig drein.
 

„Es ist nur so... ich komm’ mir in letzter Zeit wie das fünfte Rad am Wagen vor. Ständig sagst du etwas von ‚Wir müssen ja nicht immer alles zu zweit machen’ und ‚wir brauchen auch mal Abstand’ und freundest dich im selben Atemzug mit jemandem an. Ich habe einfach nur Angst, dich zu verlieren.“
 

Ich schwieg. Ich hatte gewusst, dass wir uns wichtig waren. Das waren wir schon immer. Aber wir hatten es nie offen zugegeben, wir hatten es lediglich gefühlt. So’n Zwillingsding eben. Aber jetzt, wo ich drüber nachdachte, hatte ich diese Verbindung ein wenig vernachlässigt... und auch irgendwie zeitweilig verloren. Ich war ganz verwirrt, dass mein Bruder das so offen ausgesprochen hatte und musste hart schlucken. Bei all den Versuchen, ihm nahe zu sein, noch näher zu kommen und doch nicht zu nah, hatte ich mich irgendwie doch von ihm entfernt...
 

„Du weißt, dass das nie passieren wird, Man-Chan, oder?“
 

Ich kroch wieder ein Stückweit zu ihm rüber, auch, wenn mir nicht ganz wohl bei der Sache war. Ich stieß meine Schulter an seine, lächelte, in der Hoffnung, es würde anstecken. „Ich weiß, dass du das nicht so meintest. Hey, lass uns morgen tanzen gehen? Nur wir beide, ja? Ins Palermo!“
 

Er nickte und ich sah ihm an, dass ihm dieser Gedanke gefiel. Und endlich lächelte er wieder. Aus einem Affekt her, zog ich seinen Kopf auf meine Schulter und legte einen Arm um ihn. Schloss die Augen und genoss. „So nah wirst du ihm nie wieder kommen; nie wieder!“, beschloss ich und überlegte, wie ich ihm nah und gleichzeitig distanziert sein könnte. Das war fast unmöglich. Aber ich wollte nicht immer beten, dass er nicht mitkriegte, was gerade mit mir passierte. Ich wollte nicht immer zittern.
 

Aber gerade war es okay. Er vermisste mich und ich vermisste ihn.
 

„Shin-Chan?“
 

„Hmm?“
 

„Versprichst du mir, dass du wirklich bei mir bleibst? Ich versteh nur nicht ganz, was in letzter Zeit mir dir los ist...“
 

Er wandte sich aus meinen Armen und stellte sich nun vor mich. Undurchschaubar waren seine Augen, und doch waren sie so durchdringend, dass ich fürchtete, er wüsste mein Geheimnis. „Seit wir beim Host Club angefangen haben!“
 

„Ja... weißt du...“ Ich drehte meinen Kopf weg, wandte mich von ihm ab. Wohl wissend, dass das ganz schön auffällig wirken musste. Ich konnte aber einfach nicht anders. Hätte ich ihm weiter in seine dunklen Augen gucken müssen, wäre es einfach aus mir heraus geplatzt.
 

Doch er hörte nicht auf mein stummes Flehen, packte sanft meinen Kopf und drehte ihn wieder zu sich herum. „Jetzt sag mir endlich, was los ist, du kannst mir doch alles sagen! Ich lach’ dich auch nicht aus!“
 

Wäre schön, wenn es hier nur um ein paar Lachtränen gehen würde und nicht um Tränen des Abschiedes und der Verzweiflung...

Und da beschloss ich, ihm etwas zu gestehen. Nicht alles, nur die halbe Wahrheit. Vielleicht gab er dann Ruhe. Vielleicht.

Mut sammeln, Shinpei, sammel‘ dir Mut!
 

„Ja... seit dem Host Club ist wirklich einiges... anders...“, begann ich zögerlich, doch schaute ihn auch weiterhin nicht an.
 

„Seit wir die Zwillinge spielen, fühle ich mich manchmal einfach komisch. Und ich... weißt du... hab’ in letzter Zeit schon öfter dem ein oder anderen Jungen hinterher geschaut...“
 

Erst dachte ich, er fände das gar nicht so lustig, doch im nächsten Moment fing er breit an, zu grinsen und schlug mir auf die Schulter. Ich wusste praktisch nicht mehr, wo oben und unten war. War das... denn gar kein Problem für ihn?
 

„Du bist schwul? Sag das doch!“, lachte er lauthals und irgendwie erleichtert. „Ich dachte schon, es wäre was Schlimmes...“
 

Verwirrt starrte ich ihn an und sah ihm zu, wie er aufgeregt Wasser herumwirbelte und schlussendlich verstummte. „Das... ist doch nichts Wildes. Ich komm’ damit klar, du bist doch immer noch mein Bruder. Aber sag mir so was doch bitte sofort. Ich hab’ mir echt Sorgen gemacht.“
 

Ich nickte glücklich zur Zustimmung und mir fiel in etwa ein 10 Tonnen schwerer Stein vom Herzen, das sogleich entspannter schlug. Obgleich ich es leicht zweifelhaft fand, warum er wirklich so gelassen darauf reagierte. Nichts hinterfragte.

Es war geschafft. Und ich konnte es gar nicht fassen! Ab jetzt konnte ich alles darauf schieben. Es war ja keine Lüge, allerdings auch nur die halbe Wahrheit. Aber ab jetzt würde es schlicht und ergreifend einfacher werden, ihn anzulügen.
 

Ich hatte gar nicht gemerkt, wie er plötzlich nichts mehr von sich gab und meine beiden Arme sanft umgriff. Er grinste. „Du hast aber noch keinen Jungen geküsst und mir das verschwiegen, oder?“
 

Rosarot um die Nase, schüttelte ich den Kopf. Da war zwar schon mal was gewesen... aber das wollte ich partout nicht zugeben.
 

„Komm schon, du guckst doch so!“
 

„Nein, Man-Chan. Hab’ ich wirklich noch nicht! Außerdem bin ich mir doch noch nicht mal sicher, ob ich jetzt bi oder doch schwul bin...“
 

„So ist das...“ Er nickte, als würde er überlegen. „Du musst doch vorher üben!“
 

„Hä?“, machte ich verwirrt. „Wieso denn? Einen Jungen zu küssen ist ja wohl nichts anderes als ein Mädchen auch!“
 

„Woher willst du das so genau wissen, Shin-Chan?“
 

„Ach, mach jetzt keine Scherze!“, forderte ich und stieß ihn leicht von mir weg. Das konnte ich jetzt alles andere als gut gebrauchen. Und so, wie er schaute, verwirrte er mich nur. Doch sobald ich ihn von mir gestoßen hatte, kam er mir näher. Noch näher als zuvor, bis sich unsere Oberkörper berührten.
 

Mein Atem ging schneller. „Du musst jetzt nicht wieder demonstrieren, wie gut du auf Hikaru passen würdest!“, schlug ich mit zitternder Stimme vor. Doch es gab keine Chance, ihn weiter von mir wegzudrängen. Im Wasser suchte er nach meinen Händen und pinnte sie auf dem Beckenrand fest.
 

Erstaunlich, wie schnell sich mal wieder seine Stimmung änderte.
 

„Dann küss mich!“
 

„Was?“, fragte ich entsetzt. Hoffte, mich verhört zu haben. Nein, nein, nein. Das würde ich ganz sicher nicht!
 

„Los, trau’ dich!“
 

Ich schüttelte vehement den Kopf und drehte ihn von ihm weg. Und in dem Moment überkam mich ein Bild von Hikaru und Kaoru. Von uns beiden. Nur andersherum. Er war wirklich der perfekte Hikaru... „Ich küss doch nicht meinen Zwilling!“
 

Manpei lachte und ließ meine Hände los. „Das haben wir doch früher auch immer gemacht.“
 

„Wenn wir uns jetzt geküsst hätten, dann wäre das aber kein unschuldiges ‚Bussi-Bussi‘ geworden!“
 

„Nein, stimmt. Aber mit Zunge hätte ich dich eh nicht geküsst.“
 

Wir lachten, er ziemlich ausgelassen, ich eher zwanghaft. War das hier gerade wirklich passiert? Was, wenn ich eingelenkt hätte? Wäre er wirklich so weit gegangen?
 

Ich ließ es darauf beruhen und verdrängte die Tatsache, nachher wieder mit ihm in einem Bett liegen zu müssen. Ich würde wohl nicht mehr erfahren, was wirklich passiert wäre und verbuchte es als „besser so“.

Vielleicht war er aber auch einfach genauso neugierig auf Jungs und wollte es nur nicht zugeben. Wer wusste das schon.

Aber darauf ansprechen würde ich ihn sicherheitshalber nicht mehr. Doch dieses merkwürdige Gefühl in meinem Magen, das sich wie eine Krankheit ausbreitete, ließ mich nicht los. Kaum hatte man sich ausgesprochen, stand wieder etwas Neues zwischen uns.
 

*CUT: „die fünfte”/ENDE*

CUT: „die sechste”

Gut, ich will ja, dass es langsam bei dieser FF rund geht! Außerdem will ich endlich diese schlimmen Kapitel hinter mich bringen =X Das hier mag ich dabei noch ganz gerne, aber das nächste ist die Hölle! *duck* Viel Spaß...
 


 

*CUT: „die sechste”*
 

„Musst du dich so aufbrezeln?“, lachte mein Bruder und zupfte an meinen Sachen. Ich fragte mich, wieso. Schließlich sah ich aus wie immer! Meine schwarze Hose, der Nietengürtel, das weiße Shirt, die Weste und der Hut... Gut aussehen war eben enorm wichtig!
 

Und ich musste zugeben... auch, wenn mir das gar nicht gefiel. Er sah… ich schluckte. Zum Anbeißen aus.

Ich hatte ihn gebeten, nicht die gleichen Sachen wie ich anzuziehen. Wir würden schon genug auffallen. Dafür neckte er mich jetzt, da ich mir zuerst die Sachen gekrallt hatte, die er auch anziehen wollte.
 

Er stand dort an der Küchenzeile und schnitt Tomaten. Ich liebte es, wenn er kochte. Das konnte ich nämlich nicht. Jedes Mal, wenn das Messer durch das Gemüse glitt, zuckten seine Armmuskeln. Er war ein wenig kräftiger als ich. Und das gefiel mir doch ganz gut. Ich war für einen Moment lang völlig in meiner Traumwelt gefangen. Wie merkwürdig anziehend doch seine eigene andere Hälfte sein konnte.

Da es langsam dunkel wurde, sagte er, er wollte mich nicht gehen lassen, ohne dass ich noch etwas gegessen hätte.
 

Nach einiger Zeit stellte er einen Teller Salat mit Putenstreifen auf den Tisch. Es roch einfach fabelhaft!
 

„So, einmal das Manpei-Spezial!“
 

„Sei nicht so eingebildet, das ist ganz normaler Salat!“, lachte ich, während er nach meinem Teller langte und „Ich kann ihn dir auch wieder wegnehmen!“, zischte.
 

„Nein, nein!“, grinste ich und schob mir genüsslich die erste Gabel in den Mund. Da es von Manpei zubereitet worden war, schmeckte mir es einfach nochmal besser. Ich freute mich, dass er sich so um mich kümmerte und extra Essen machte.

Das von gestern Abend wurde von uns mit keinster Silbe mehr erwähnt. Aber ich merkte, wie sich unsere Beziehung wieder glättete und entspannte. Auch, wenn ich heute Nacht kaum hatte Schlaf finden können. Und wenn ich dann wirklich mal eingenickt war, hatte ich ständig von uns Beiden im Bad geträumt. Jedes Mal wachte ich bei derselben Stelle wieder auf. Kurz, bevor wir uns küssten. Ich seufzte.
 

„Viel Spaß euch, Zwillinge! Trinkt nicht zu viel!“
 

Glücklich lächelte ich. Dass wir nach dem Badbesuch wieder so lebhaft und fröhlich waren, ließ unsere Oma noch um einige Jahre jünger aussehen. Wahrscheinlich war ihr ein Riesenstein vom Herzen gefallen, während sie mit zunehmender Zufriedenheit wahrnahm, dass ihr Rat anscheinend Wunder gewirkt haben musste.
 

„Wir sind 25, Oma!“, erwiderte Manpei, schnappte mich am Arm und zerrte mich zur Bushaltestelle am Rande des kleinen Städtchens. Zurückkommen mussten wir wohl mit dem Taxi, oder eben laufen. Es kam darauf an, wie viel Manpei vorhatte, zu trinken.
 

„Oma hat Recht, ich will hier keine Ausschweifungen sehen!“, fobbte ich ihn.
 

„Ich bin 25, ich kenne meine Grenzen. Außerdem werden hier ja wohl kaum Paparazzi rumhängen, um ein Schlecht-PR-Foto von uns zu erhaschen.“
 

Das stimme nun auch wieder. Aber als wir das letzte Mal hier waren, hatte mein Zwilling sich auch ganz schön gehen lassen. Nachdem ich ihn Nachhause getragen und er in der Nacht 5 Mal hatte kotzen müssen, hatte er versprochen, nie wieder so viel zu trinken. Daran müsste ich ihn wohl heute nochmal erinnern...
 

Ich genoss die Zeit zusammen im Bus mit ihm. Es waren von hier aus circa 20 Minuten Fahrtstrecke, in denen ich jedes Mal meinen Kopf auf seine Schulter legen und meine Augen ausruhen durfte. Diesmal nahm ich sein Angebot dankend, und ohne noch ein zweites Mal überlegen zu müssen, wahr. Ich hatte diesmal einfach kein schlechtes Gewissen mehr, oder jedenfalls kein großes. Ich wiegte mich in Sicherheit, diesmal eine Entschuldigung für mein komisches Verhalten in der Hand zu haben.
 

„Meinst du, ich kann mich mit Adam anfreunden?“
 

Überrascht über diese Frage, blickte ich auf und musste schmunzeln. „Wenn du Englisch oder Deutsch könntest... Ja, doch. Ich glaube, schon! Er sagte letztens, dass ihr euch schon irgendwie mit Händen und Füßen verständigen könntet.“
 

Er nickte zufrieden. Wahrscheinlich dachte er, dass ich Adam auf andere Weise, eben auf neuer Weise interessant finden würde und hatte wohl Angst, sich niemals mit seinem vermeintlichen Schwager unterhalten werden zu können. Innerlich musste ich in mich rein grinsen.

Ich fand ihn ja eigentlich interessant, aber... ich hatte nicht das Verlangen, ihn anzusehen, ihn wiederzusehen, ihn anzufassen und ihn zu küssen. Das blieb einzig und allein Manpei vorbehalten. Das versprach ich mir! Das einzige, das immer von ihm hängen blieb... waren diese Augen.
 

„War es das letzte Mal auch schon so voll?“
 

„Da waren wir im Winter hier, schon vergessen? Das müssen wohl einfach ziemlich viele Touristen sein...“, überlegte ich laut, indessen sich Manpei schon zur Theke durchschlug.
 

„Was willst du?“, rief er mir zu.
 

Während ich mir einen Platz am Rande der Tanzfläche suchte und darauf wartete, dass Manpei mit unseren Vodka-Bull wiederkam, überlegte ich, was dieses merkwürdige Gefühl in meinem Magen zu bedeuten hatte. Irgendwie glaubte ich, dass Alkohol heute definitiv die falsche Wahl wäre. Ich wollte ihn nicht wieder halbtot Nachhause schleppen...
 

Schüchtern ließ ich meinen Blick über die vielen Gäste schweifen. Alle waren so ausgelassen. Und obwohl ich heute wirklich feiern wollte, konnte ich nicht verstehen, dass diese ganzen Leute hier anscheinend keine Probleme hatten, über die sie nachdenken mussten. Alles hier war so... befreit. Indessen sich die Welt für mich nur ruckelnd drehte.
 

„Hier steckst du!“ Manpei drückte mir mein Glas in die Hand und fing gleichzeitig an, an seinem zu nippen. Ach quatsch, ich würde schon auf ihn aufpassen und darauf, dass er nicht ständig heimlich zur Theke verschwand.
 

In der Disco war es heiß und stickig, dunkel und neblig. Fremde Silhouetten tanzten apathisch zu wilden Bassklängen, die meine gesamten Knochen im Inneren mit jedem neuen Schlag erzittern ließen. Hier wurde geschrien und gejubelt und lauter englische Songs wurden gespielt, von denen ich die meisten nicht kannte.

Aber trotzdem fühlte ich mich hier wohl und irgendwie beschützt. Im dämmrigen Licht konnte Manpei kaum meine Gesichtszüge ausmachen. Hier war es wie in einer anderen Welt, wo alles erlaubt war.
 

Und mit steigendem Alkoholpegel wurde diese Ausrede immer und immer logischer.
 

Nach dem zweiten Glas, merkte ich schon, wie meine Füße ungewollt zur Musik mittippten. Und wenn ich mir Manpei neben mir so anschaute, dann traf es ihn noch härter.

Nun war ja allgemein bekannt, dass Japaner in der Regel nicht unbedingt viel Alkohol vertrugen. Und ich musste sagen: Das stimmte.
 

„Shin-Chaaaan, lass uns tanzen gehen!“
 

Er stellte sein Glas wahllos auf einen freien Tisch und zog mich mit in die Mitte des Raumes, in dem es am wildesten vor sich herging. Doch komischerweise hatte ich mittlerweile nichts mehr dagegen, zu tanzen. Ich war zwar noch nie so der Partymensch gewesen, aber die Aussicht darauf, mit ihm zu tanzen und die Tatsache, dass ich etwas intus hatte, taten ihr Übriges.
 

Wie gebannt sah ich ihm erst ein paar Sekunden dabei zu, wie er die Augen schloss und sich vom Beat mitreißen ließ. Sah zu, wie sich seine Beine zum Takt bewegten, während sein Kopf rhythmisch mitwiegte. Er sah nicht mehr aus wie mein Bruder; mein Zwilling.
 

Er war jetzt nur noch Manpei.
 

Er blickte mich kurz an, um mir anzudeuten, dass ich es ihm gleich machen sollte. Und schon bewegte auch ich mich zu dieser fremden Musik, an diesem fremden Ort.
 

Wir tanzten immer wilder, immer näher und bemerkten nicht im geringsten die erstaunten Blicke, die uns zugeworfen wurden. Irgendwie waren wir dann doch noch überall eine Attraktion.
 

Ich spürte nur noch das Adrenalin durch meine Venen fließen, hört das „Thumpa-Thumpa“ in meinem Kopf klopfen und seine Hände, überall an mir. An meinem Nacken, an meinen Schultern, an meinen Armen und an meinem Rücken. Ich drückte mich ihm mit geschlossenen Augen regelrecht entgegen. Wollte mehr von diesem Beat, dieser Nähe und dieser Hitze.
 

Es tat verdammt gut, einfach mal von diesem Alltagsstress loszukommen. Nicht mehr einfach nur „Shinpei und Manpei“ zu sein. Hier kannte keiner unsere Namen. Hier waren wir einfach nur zwei stinknormale Discogänger, die vielleicht gerade langsam ein wenig über die Stränge schlugen.
 

Während wir mittlerweile so nah beieinander tanzten, dass unsere Körper bei jeder Bewegung fast ein wenig schmerzvoll aneinanderstießen und ich ihm eine Hand auf den Rücken legen konnte, sah ich über seine Schultern hinweg einen Blondschopf, dessen Haare unter dem Scheinwerferlicht wie Lametta glänzten.
 

Adam!
 

Sofort löste ich mich aus dem Griff meines Bruders, der irritert aufstöhnte und mir hinterherblickte, und lief auf meinen neugewonnen Freund zu.
 

„Hey!“, schrie ich ihm gegen die laute Musik ins Ohr. Adam drehte sich um, aus seinen glasklaren Augen drang erst Erstaunen und dann Freude.
 

„Shin!“
 

Er hatte wohl ein wenig zu viel getrunken. Wohl noch mehr als wir, was ja eigentlich kein großes Stück war. So umarmte er mich zur Begrüßung und drückte mir ein Küsschen auf die Wange.
 

Verwirrt lächelte ich ihn an und fragte, was er hier tat.
 

„Ich bin an Wochenenden oft hier, ich wohne nicht weit von hier weg. Hab’ doch gesagt, direkt in der großen Stadt nebenan!“
 

Ich lächelte verstehend und verdaute die überschwängliche Begrüßung, während ich daran dachte, wie Manpei das jetzt wohl finden würde.

Dann schüttelte ich den Kopf über mich selber. Wir hatten uns doch ausgesprochen und er wusste darüber Bescheid...
 

„Adam? Es tut mir leid“, schrie Manpei plötzlich in einem grausigen Deutsch Adam entgegen, der aber verstand und seine Hand ergriff.
 

„Ist schon okay, ich weiß, das war nicht so gemeint.“
 

Mein Zwilling schickte mir einen unverständlichen Blick und ich nickte versöhnlich. Er verstand, dass wohl wieder alles im Reinen war.
 

Wir tanzten eine Weile zu dritt und ich stellte fest, dass Adam einen ganz schön wilden, aber gutaussehenden Tanzstil besaß. Er zog praktisch die Aufmerksamkeit aller Anwesenden auf sich, wenn er sich drehte und sich bewegte, als gäbe es keinen Morgen. Manchmal schloss ich die Augen, wenn ich seine grünen in der Dunkelheit nicht ausmachen konnte, und stellte sie mir vor. Ließ mich treiben in dieser Welt aus Bassklängen und Alkohol.
 

„Darf ich ihn mir für eine Sekunde ausleihen?“, schrie er plötzlich in die Runde.
 

Böses ahnend, schaute ich zu meinem Zwilling rüber, doch der nickte nur. Verstand es vielleicht nicht, schaute allerdings nicht mal im Geringsten eifersüchtig oder böswillig aus, und so ging ich ein paar Schritte weiter mit Adam mit, wo die Musik ein wenig verstummte.
 

„Du siehst toll heute aus!“, zupfte er an meiner Weste und lächelte sein charmantes Lächeln. Erstaunlich, wie gern ich ihn schon gewonnen hatte, obschon ich ihn erst seit ein paar Tagen kannte.
 

„Dankeschön. Du auch!“
 

Er trug ein schwarzes Tanktop und ein legeres, fast viel zu langes und weites darüber und eine Karohose. Aber das Lederhalsband an seinem Hals zog meine gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Also fasste ich es an.
 

„Hmm... gefällt es dir?“, grinste er beschwipst. Ich nickte nur.
 

Er stockte einen Augenblick und wusste wohl nichts mehr zu sagen. Sein Blick fiel ziellos durch den Raum. „Sag mal, wie heißt eigentlich die Firma, in der du arbeitest?"
 

Kurz war ich wie perplex und fragte mich, weswegen er das wissen wollte, dachte mir allerdings nicht mehr viel dabei. Er würde es eh vergessen und so nannte ich ihm die große Eventfirma, die wirklich in Tokyo zu finden war.
 

"Ichi?"
 

Ich nickte.
 

Und dann ging eigentlich alles ganz schnell. Ich hatte seinen Blick für einen Moment lang nicht erwidert. Da spürte ich plötzlich seine Lippen auf meinen. Hitze floss durch meine Venen. Und mit klopfendem Herzen sah ich mir dabei zu, wie ich Adam küsste. Einfach so; als wäre ich nicht mehr Herr über meine Sinne und hätte schon längst meinen Körper verlassen wie der Matrose eines Schiffes kurz vorm Kentern.
 

Wäre ich nicht angetrunken gewesen, hätte ich das wahrscheinlich nicht mitgemacht. Es war kein großartiger Kuss, nicht mal mit Zunge. Allerdings ein scheuer, in dem wir unsere Münder zärtlich aneinander drückten und bewegten.
 

Als ich die Augen wieder öffnete, war ich erschrocken über mich selber. Ich hatte wirklich zu viel getrunken, das war zu viel des guten...
 

Er las in meinen Augen meine Unsicherheit und hielt mich sicherheitshalber sanft am Arm fest, damit ich nicht Hals über Kopf davon stürzen konnte. „Tut mir leid, tut mir leid!“, entschuldigte er sich hastig und presste seine Augen, in Erwartung auf Schläge und Zurückweisung, zusammen. „Ich hab’ zu viel getrunken...“, säuselte er.
 

Langsam glitt mein Arm aus seiner Hand. Doch ich fühlte weder Hass, noch Antipathie, noch irgendetwas anderes. Ich schaute in seine Augen und dachte: „Wie schön“...
 

„Ist schon okay... Lass uns morgen darüber reden, wenn du wieder etwas nüchterner bist, ja?“
 

Ich umarmte ihn zum Abschied und gab ihm zögerlich einen federleichten Kuss auf den Mund. Fühlte es sich gut an? Fühlte es sich so gut an wie etwas, das richtig ist? Wie was, das für mich bestimmt ist?

Das hieß es jetzt, herauszufinden.
 

Ich fand Manpei ganz in der Nähe, jetzt nicht mehr tanzend, allerdings wieder ein Glas in der Hand haltend. Weil ich kein Unmensch sein wollte, ließ ich es ihn noch austrinken und schlug vor, langsam zu gehen.
 

Da wir einfach kein Taxi fanden, machten wir uns zu Fuß auf den Weg, was Manpei irgendwie egal zu sein schien. Fröhlich trippelte er vor mir her und machte kleine Luftsprünge. Wenigstens war er kein Mensch, der aggressiv oder traurig wurde, wenn er betrunken war.
 

„Ich hab’ euch gesehen!“, jauchzte er, pflückte eine Blume und warf sie in die Luft.
 

„Wie...?“
 

„Na, dich und Adam. Ihr habt euch geküsst! Aber weißt du, das ist gar nicht mehr so schlimm. Schließlich bin ich ja jetzt auch mit Adam befreundet. Er könnte mich auch mal küssen!“
 

„Du redest im Wahn...“, nuschelte ich und nahm einen schnelleren Schritt, um mit ihm auf Augenhöhe zu laufen. Ich nahm nicht ernst, was er sagte. Er redete viel, wenn er das ein oder andere Glas intus hatte.
 

„Weißt du, ich hätte es aber gerne gehabt, wenn wir uns vor ihm geküsst hätten...“, sagte er jetzt etwas trauriger. „Immerhin wirst du ihm doch nie so nah sein wie wir es sind, oder? Dann ist es doch viel schöner, mich zu küssen!“
 

Verwirrt packte ich seine Hand und zog ihn die letzten Meter zum Appartement im Rekordschritt mit. „Laufen, laufen, nur nicht stehen bleiben und diese Worte in deinen Kopf, nein, in dein Herz eindringen lassen“, sagte ich mir.
 

Er redet im Wahn, er redet im Wahn...
 

„Shin-Chan?“, fragte er leise, als ich ihn ausgezogen und ins Bett gelegt hatte. „Wenn du mir beweisen willst, dass du immer bei mir bleibst, dann musst du mich jetzt küssen!“
 

Ich zögerte nicht lange und gab ihm schlicht und ergreifend ein Bussi auf den Mund. Federleicht. Noch viel leichter und leidenschaftsloser als ich es zum Abschied bei Adam getan hatte.
 

Doch Manpei schien komischerweise zufrieden und rollte sich ein. „Gute Nacht!“
 

*CUT: „die sechste”/ENDE*

CUT: „die siebte”

EDIT: Ich werde hier wohl nicht mehr posten, da mir hier einiges so richtig gegen den Strich geht, das hat nicht mal viel mit den Lesern zu tun. Und da es mir zu bunt wird, auf solche Nichtigkeiten zu reagieren und zu folgen, breche ich hiermit diese FF wohl ab (:
 


 

*CUT: „die siebte”*
 

„Uuuuh… gib mir jetzt endlich eine Tablette!”
 

„Ich such' ja schon!“
 

Es kam, wie es kommen musste. Manpei lag, sich vor Schmerzen hin- und herrollend, im Bett und hatte Kopfschmerzen. So schnell, wie Japaner von Alkohol betrunken wurden, so schnell bekamen sie auch einen Kater davon.

Ich allerdings blieb zum Glück verschont.
 

Und meine Erinnerungen waren leider nicht im Geringsten vernebelt. So kam es, dass sich seit heute morgen meine Gedanken nur noch um Adam und diesen verdammten Kuss drehten. Aber diesmal wusste ich nicht, was mich gestern geritten hatte. Ich hätte ihn von mir stoßen sollen. Es war zwar kein Weltuntergang, aber auch nicht das, was ich wirklich wollte. Ich fühlte doch keine Verliebtheit, wenn ich an ihn dachte...
 

„Shiiin-Chaaaan... au!“
 

Ich lachte. „Schrei doch nicht so laut, dass es dir selber weh tut!“ Ich gab ihm ein Glas Wasser und die Kopfschmerztablette, nach der er verlangte.
 

„Ich hab’ doch gesagt, du sollst nicht so viel trinken.“
 

„Jaja, hätte, hätte... Ach, was soll ich jetzt eigentlich von dir und Adam denken?“
 

Kurz stockte mir der Atem. Schade, dass er das nicht einfach vergessen hatte. Ein Wunder eigentlich. „Na, was sollst du davon denken? Gestern meintest du noch, das sei okay...“
 

„Ja...“, murmelte er und schaute mich dabei keinen Moment lang an. „Aber... was seid ihr jetzt eigentlich? Seid ihr zusammen?“
 

„Quatsch!“, dementierte ich, fast ein bisschen zu heftig. „Das war... ein Ausrutscher! Ich kläre das heute mit ihm, wir waren beide nicht sehr nüchtern...“
 

Manpei schwang sich enthusiastisch auf und verzerrte dabei das Gesicht. War wohl doch ein wenig zu hastig. Langsam kam er auf mich zu und fasste mir an die Schulter. „Du bist mein Bruder. Und ich freue mich für dich, wenn du endlich Jemanden findest... Das meine ich wirklich so!“
 

Ich nahm es so hin, ehe ich mich aus seinen Augen löste. Obwohl Adam dieses aufregende grün besaß, konnte ich mich keinen Augenblick lang aus diesen tiefen Schwarzen Augen befreien, die doch die meine waren. Ich fühlte mich zusehends mehr wie Kaoru und fragte mich, wie es wohl werden würde, wenn wir wieder Zuhause waren. Dann würde das ganze Gefühlschaos von Neuem beginnen. Noch heftiger und mit weniger Erbarmen.
 

Und wenn wir dann wieder Zuhause für die Rollen üben mussten... Es schauderte mir einfach!
 

„Wie gesagt, aus uns wird nichts. Er ist gar nicht mein Typ...“, überlegte ich laut, packte meine Sachen und verließ das Appartement, in dem Wissen, dass Manpei mir schon irgendwann folgen würde, wenn er wieder komplett klar kam.
 

In dem Moment stellte ich mir selber eine enorm wichtige Frage. „Wäre es nicht besser, ich würde mit Adam zusammenkommen?“ Ich schauderte allein bei dem Gedanken, während ich die große Wendeltreppe in den Garten hinab stieg. Dann würde ich ein für alle Mal von Manpei weg kommen. Dachte ich zumindest, auch wenn das einfach nur klischeehaft wäre. Aber vielleicht würde ich mich ja wirklich neu verlieben und aus uns könnte was werden?
 

„Shinpei, da ist Jemand, der dich sehen will!“
 

Oma verschwand wieder von unserem Tisch, ließ allerdings Adam hier, der ausschaute, als hätte man ihn hier vergessen und seit Wochen nicht abgeholt.
 

„Ich... Ich bin hier, um mit dir zu sprechen. Du weißt schon...“, stammelte er und schenkte Manpei einen flüchtigen, scheuen Blick. „Wegen gestern Nacht...“
 

Ich nickte und entschuldigte mich kurz bei meinem Bruder.
 

Als ich mir vor dem Urlaub diesen Entschluss genau überlegt hatte, da wäre mir ja nicht mal im Traum eingefallen, dass mir etwas passieren könnte wie es mir jetzt gerade passierte. Dadurch hatte meine ganze Misere ja eine ganz schöne Wendung gemacht. Ob positiv oder negativ sei dahingestellt.
 

„Weißt du, das gestern... Ich hab drüber nachgedacht! Das war alles nur...“
 

„Das war völlig okay!“, sagte ich übereifrig, so als wollte ich mich selbst anfeuern, jetzt nicht den Schwanz einzuziehen. Ich wusste nicht, ob ich das Richtige tat. Aber Manpei würde es sicherlich komisch finden, wenn wir so ein Hin- und Her veranstalteten und dann doch nicht zusammen kämen. Er freute sich für mich, hatte er gesagt… „Das... war doch dein ernst, oder? Du hast mich doch geküsst, weil du mich magst, oder?“ Ich trat einen Schritt näher an ihn heran.
 

Ich will nicht unbedingt sagen, dass ich durch meinen Beruf einen besonderen Vorteil hätte... aber es kam mir doch zu Gute, so dass es ziemlich real gewirkt haben muss, als ich ihn mit strahlenden Augen anblickte.
 

„Ja... Ja! Das meinte ich so, aber...“
 

„Dann gibt es doch auch keinen Grund, sich auszusprechen. Das einzige, das ich weiß, ist, dass ich dich auch mag.“
 

Erstaunt darüber, wie gut ich doch lügen konnte, wenn davon alles abhing, trat ich noch einen Schritt näher an ihn heran, bis sich unsere Nasen fast berührten. Augen zu und durch! Und dann küsste ich ihn einfach. Seine Lippen fühlten sich unglaublich weich an, genauso wie ich sie von gestern Nacht in Erinnerung hatte. Aber es war nicht das große Schmetterlingsgetummel, das ich verspürte, wenn ich an Manpei dachte.
 

Ich hoffte, das würde alles ändern. Ich betete, das alles würde meine Probleme beseitigen. Aber ich konnte ja nicht ahnen, dass all dies in die falsche Richtung lief…
 

Ich verabschiedete mich abermals mit einem leisen Kuss, in den Adam hineingrinste. Er hatte noch was zu erledigen, meinte er. Aber er freute sich sichtlich, das wusste ich. Und als ich wieder zurückkam, war mir klar, dass Manpei alles mitangesehen haben musste. Er schaute ein wenig betrübt in seine Teetasse, aber lächelte mich sofort an, als ich Platz genommen hatte.
 

„Hat sich doch alles zum Guten gewendet, he?“
 

Betrübt nickte auch ich. Und wenn ich mir diese Schmetterlinge heranzüchten musste!
 

„Besser er als ein Mädchen, um das wir uns streiten müssten!“, lachte Manpei ausgelassen, schnappte sich seinen Teller und verschwand.
 

Er war doch mein Bruder. Mein Zwilling; mein alles. Wieso sah er nicht in meinen Augen, dass ich log? Dass ich nicht vorhatte, so zu sein wie er mich gerade sah. Und gleichzeitig lobte ich diese Tatsache. Wäre schließlich nicht gut, wenn er mich einfach durchschauen würde. Und ich fragte mich in einem stillen Moment, ob das alles nicht viel zu schnell von Statten ging. War es denn normal, dass sich zwei Menschen trafen und innerhalb von ein paar Tagen zusammenkamen? Und dann auch noch zwei Männer? Vielleicht sah das für Manpei ja doch irgendwie gestellt aus… Aber was ich auch tat, ich hätte immer das Gefühl, dass Manpei mich durchschaute. Obwohl seine Gesten etwas anderes erzählten. Aber ich wollte es nicht hoffen.
 

„Gerade mit deinem Schönling zusammen und dann willst du erstmal mit deinem Brüderchen einen Ausflug machen?“, lachte Manpei ausgelassen, als er mich freudig die kleinen Steinwege hinaufzerrte.
 

Ich hatte ihm ja versprochen, dass ich ihn nicht links liegen ließ… und außerdem war er mir natürlich wichtiger als Adam. Eigentlich fand‘ ich es schade, dass ich so ein gemeines Spiel mit Adam trieb. Es war auch schade, dass er sich in mich verliebt hatte. Ich fand‘ ihn so nett, wir hätten gute Freunde werden können…
 

„Ich war hier schon Ewigkeiten nicht mehr, ich hatte ganz vergessen, wie schön es hier ist!“
 

Gemächlich ließ er sich auf einen Stein sinken, der am Rande der Klippe lag und schaute in die Tiefe, in der das Meer mündete. Er mochte es nicht, sich auf den Rasen zu setzen. Da auf dem Stein allerdings kein Platz mehr war, setzte ich mich einfach daneben auf den Boden.
 

„Du bist so still“, stellte er fest, keinen Augenblick seinen Blick vom Abhang abwendend.
 

„Ich freu‘ mich innerlich nur, dass mit Adam alles so glatt lief!“, log ich.
 

In Gedanken versunken, nestelte ich an den großen Grashalmen rum, die sich um mich rankten und zupfte einen nach dem anderen unwirsch raus.
 

„Heute Morgen hieß es doch noch, dass du ihn gar nicht magst…“
 

Manpeis Feststellung ließ mich innerlich aufschrecken. Stimmt, das hatte ich gesagt. „Aber doch nur, weil ich mir nicht sicher war, ob das gestern nun ein Ausrutscher oder ernst gemeint war…“
 

„Und es war ernst gemeint.“
 

Ich nickte.
 

Aus irgendeinem Grund war diese Idylle heute zu einem Kampffeld meines Selbst geworden. Ringsherum Gedanken. Wohin man auch sah; wohin man hörte. Sie schrien fast so laut, dass ich nichts mehr um mich herum wahrnehmen konnte.
 

„Ist das wirklich richtig?“ - „Ich habe solche Sehnsucht.“ - „Wie konnte mir so etwas passieren?“
 

Unser idyllisches Plätzchen war einem lauten, hässlichen Ort gewichen. Wir saßen nebeneinander und schwiegen. Aber nicht wie sonst, sondern in ein unangenehmes Gefühl getaucht. Überall knisterte es, die Spannung zuckte um uns herum und keiner vermochte es, den Anfang zu tun. Hier war es nicht mehr ruhig.
 

„LASS DAS JETZT! Das war eine Scheißidee!“
 

Adams Schreie durchbrachen urplötzlich die hässliche Stille. Zusammen mit einem anderen Jungen, dessen Haare schwarz-blau in der Sonne glänzten, lief er aufgeregten Schrittes den Kiesweg über der Klippe entlang. Darauf aus, diesen Jungen am Weitergehen zu hindern.
 

„Hör mir doch endlich zu!“
 

„Was gibt es da zu bereden, Adam? Und sag jetzt nicht, das war meine Idee! Du bist doch selber Schuld und solltest jetzt die Eier haben, um das durchzuziehen.“
 

Adam blieb stehen. Mir stockte der Atem. Ich hatte ein ungutes Gefühl bei der Sache. Neben mir schickte Manpei mir irritierte Blicke zu. Sollte ich dazwischen gehen?
 

Ich wollte gerade aufstehen, als ein Satz fiel, der mich daran hinderte. Wie paralysiert schaute ich auf die Szene, die sich mir bot. „Du wolltest diesen Japsen rumkriegen, um mir das zu beweisen! Ich steh‘ kurz vor meinem Teil der Abmachung, was ist mit dir?“
 

Adam schwieg.
 

Ich wusste nicht ganz, was in mich fuhr. Ich wusste nur, dass ich hier weg musste.
 

Mit Tränen in den Augen, die mir die Sicht vernebelten, rannte ich einfach ziellos auf den Kiesweg zu und wieder zurück zur Pension.
 

Hier weg, einfach hier weg.
 

Ich hörte Adams Schreie und gleich darauf auch Manpeis, der sowieso nicht mitbekam, was hier vor sich ging.
 

Ich konnte nicht mehr denken und nichts mehr spüren. Es war ja nicht mal, dass er mich irgendwie betrogen hatte. Das ging mir nicht nah. Nein, das konnte mir gar nicht nahe gehen. Schließlich war ich ja nicht verliebt in ihn. Es war nur so, dass er mich hätte lieben können und ich nur wieder den Kürzeren zog, wie ich es immer tat als jüngerer Zwilling.
 

Wut. Hass. Traurigkeit. Enttäuschung. Einsamkeit.
 

Alles auf einmal. Und das mit 25 Jahren.
 

*CUT: „die siebte”/ENDE*

CUT: „die achte”

So. Nun folgt ein kleiner Flashback ^^ Ich hab' ihn mal sehr gemocht, bis mir aufgefallen ist, wie sperrlich er doch geschrieben ist, wenn ich jetzt mal so auf meine neusten Kapitel schaue, die ich momentan schreibe. Aber lasst euch davon nicht stören und lest es trotzdem ^^'
 

Auf neue Kommentare würde ich mich auch freuen! (: Das spornt wirklich sehr an und ich freue mich auf jedes (: Bitte hinterlasst doch eine kleine Rückmeldung, wenn ihr mal vorbeischaut, das wäre nett, danke (:
 

<3
 


 

*CUT: „die achte”*
 


 

„Zwei Zwillinge, die so tun als würden sie sich lieben?“
 

Manpei stand das Entsetzten regelrecht ins Gesicht geschrieben. Wir hatten uns vorgenommen, den ersten Band des Manga „Ouran High School Host Club“ zu lesen, um grob zu wissen, wie alles von Statten gehen würde. Um die Charaktere, die wir spielen würden, zu analysieren. Uns in ihnen hineinzufinden. Noch grausiger war also die Vorstellung, sich in eine Figur reinzudenken, die ständig mit seinem Bruder flirtete.
 

Ein wenig hatten wir also schon über die Zwillinge, die wir im Begriff waren, zu spielen, erfahren. Und uns hatte das im ersten Augenblick eher abgeschreckt, als dass wir wirklich Lust darauf bekommen hatten, das zu spielen.
 

Aber der Manga und der Anime hatten so gute Kritiken bekommen, dass wir uns entschieden hatten, es doch mal zu versuchen.
 

„So etwas sollen wir spielen?”
 

Mein Zwilling schaute mich zweifelnd von der Seite an.
 

Wir saßen auf meinem Bett und hielten den fertig gelesenen Manga in der Hand, den Manpei jetzt zur Seite legte und seufzte. „Ich weiß wirklich nicht, ob das so gut ist.“
 

„Hey, aber mal davon ganz abgesehen, gefallen mir die Charaktere an sich ganz gut! Der Manga hat wirklich Stil, das wird bestimmt ein grandioses Drama!“, grinste ich. „Und sind wir denn manchmal nicht auch so hinterhältig wie die Hitachiin Zwillinge?“
 

Ich versuchte nur, ihn aufzumuntern. Ich hatte selbst ein flaues Gefühl im Magen, wenn ich daran dachte, meinem eigenen Zwilling bald so nah kommen zu müssen. Aber wir wären ein wichtiger Teil eines so großen Stückes, und, ehrlich gesagt, da hatte ich richtig Bock drauf!
 

Manpei lächelte sanft und legte müde seinen Kopf auf meine Schulter. „Damit das klar ist: ich werde der Seme sein!“
 

Ein paar Wochen gingen ins Land, in denen wir uns voll und ganz auf die Rolle vorbereitet und die gesamte Mangareihe gelesen hatten. Insgesamt konnten wir schlussendlich sagen, dass der Manga ein grandioses Meisterwerk war. Dass da mehr Tragik hinter steckt, als die Charaktere und die Zwillinge, am Anfang vermochten, zu erzählen.
 

Und irgendwie konnte ich mich dann doch ein wenig mit dem Drama der Zwillinge identifizieren. Irgendwie… waren sie schon ein bisschen so wie wir.
 

Die ersten Besprechungen waren super verlaufen und auch die anderen Schauspieler waren super nett, zumal wir manche sogar schon kannten. Es lief einfach alles super, bis auf die Tatsache, dass es bald ernst wurde.
 

Schweigend standen Manpei und ich zwischen Tür und Angel, den Probezettel in der Hand.
 

„Sieh‘s doch positiv“, sagte ich zögernd. „wir sind wirklich die einzigen, die schon im Vorneherein üben und dann schon vorbereitet zum Dreh gehen können!“
 

Mein Zwilling nickte, setzte sich auf die Couch und fing dann zum bestimmt vierten Mal an, den Zettel zu studieren.

Wir hatten uns damit arrangiert und waren der Meinung, dass wir das bestens hinkriegen würden. Wir kannten uns jetzt schon so lange; ein Leben lang. 24 Jahre. Da würde so ein wenig Fake-Flirten schon nicht ins Gewicht fallen.
 

„Setz dich zu mir!“, forderte er plötzlich und ich folgte ihm. „Ich kann‘s immer noch nicht glauben, dass du mich überredet hast, dass ich Kaoru spiele!“
 

„Du sollst halt auch mal wissen, wie’s ist, der jüngere Zwilling zu sein!“, lachte ich. „Außerdem bin ich eh der bessere seme!“
 

„Wir beide sind eher der Seme, Vollidiot! Ich kann mich jedenfalls nicht dran erinnern, dass einer von uns masochistisch veranlagt ist!“
 

„Von dir weiß ich auch nicht alles…“, streckte ich ihm die Zunge raus, wofür ich gleich einen Schlag auf den Hinterkopf kassierte. „Nein, wirklich. Ist im Endeffekt doch auch egal…“
 

„Ja, ich kann eh besser „flirty“ gucken als du!“
 

Ich ließ ihm seinen Erfolg und studierte die ersten Zeilen. Ein kleiner „Streit“ zwischen den Zwillingen. Ich sollte ihn necken, Manpei sollte entsetzt und peinlich berührt meinen Namen rufen und dann würden wir uns beide in die Arme fallen.
 

Die Szene kannte ich noch aus dem Manga.
 

„Du hast ja eh den mickrigeren Text von uns beiden!“
 

Manpei blätterte durch die Zettel, während sein Grinsen immer breiter wurde. „Also, bei den Zwillingsszenen hab‘ ich wirklich kaum etwas zu sagen!“, lachte er.
 

Ich schaute ihn so lange an, bis ich seine Aufmerksamkeit bekam. Das ging dann ein paar Sekunden so weiter. „Also… sollen wir anfangen?“
 

„Ja.“
 

Augen zu und durch.
 

Bei den nächsten Malen würde es uns bestimmt leichter fallen, je öfter wir übten.
 

„Los, fang‘ an!“, forderte er.
 

Ich atmete tief ein und versetzte mich in Hikarus Lage, dachte an den Anime und an die Szene und sagte dann meinen Text auf, mit dem ich Kaoru ärgern sollte.
 

„Hikaru!“, seufzte Manpei so herzzerreißend, dass ich lachen musste.
 

„Tschuldigung! Das… ist echt komisch!“ Doch mein Zwillingsbruder lachte nicht, sondern schlug mir wieder auf den Kopf. „Das ist ernst, los, nimm mich ernst!“
 

„Ja…“, giggelte ich immer noch.
 

„Hikaru…“
 

„Vor ein paar Tagen kam er panisch heulend zu mir.“
 

„Hikaru… das ist gemein!“
 

Wieder musste ich lachen. „Wie kannst du nur so ernst bleiben, bei der Stimme, die du machst?“
 

Das war fast nicht zum Aushalten, aber innerlich wusste ich, dass ich nur der unangenehmen Stille wegen lachte.
 

Als es dann nach ein paar Malen klappte und ich von selber nichts tat, nahm Manpei mein Gesicht in seine Hände und drehte meinen Kopf so, dass er tief in meine Augen blicken konnte. Ich kannte sie so gut und doch schwang heute etwas in ihnen mit, das mir unbekannt war.
 

„So musst du mich angucken, okay?“, flüsterte er leise gegen meine Lippen. Das war mir für den Anfang schon ein bisschen zu nah, aber ich verstand, dass er das nur à la „Schocktherapie“ machte.
 

Es fiel mir schwer, zu führen. Von mir aus meinen Zwilling zu nehmen, ihn anzufassen, ihn so anzugucken wie ich eine Geliebte angucken würde.
 

„Ich dachte, du bist eher so der Seme?“, grinste mein Zwilling. Ich sagte nichts und nahm mir vor, etwas forscher ranzugehen.
 

Irgendwie passte ich wohl doch eher zu Kaoru…
 

Ich rutschte ganz eng an ihn heran und nahm seine Hände in meine. Schaute ihn an und beließ es erst mal dabei. „Ist das so richtig?“
 

„Ja.“
 

Im Grunde fiel es mir im Nachhinein aber nicht weiter schwer, ihn wie eine Geliebte zu behandeln. Schließlich, und das wusste ich, würde ich meine zukünftige Freundin später über alles lieben, aber nichts würde sich in den Weg von mir und Manpei stellen. Nichts und Niemand. Er war mir wichtiger als alles andere. Als jeder andere. Wichtiger als die Welt. Die konnte sich von mir aus aufhören, zu drehen, solange wir uns hatten.
 

Sein Blick wurde immer schläfriger und sein Kopf kam mir so nah, dass er schlussendlich an meiner Stirn lehnte.
 

„Hikaru…“
 

Irgendwas stach grob in meinem Bauch.
 

Als die ersten Drehtage vergangen waren, hatte ich zum ersten Mal ein flaues Gefühl im Magen, wenn ich daran dachte, gleich wieder üben zu müssen, gleich wieder vor die Kamera zu treten und vor all diesen Leuten meine Scham gehen zu lassen.
 

Es war noch mal was anderes, wenn wir Zuhause übten oder vor der Kamera standen. Ich hatte das Gefühl, dass das alles zwischen uns Zuhause noch einmal um einiges intensiver war. Das Knistern, die Blicke, die Berührungen. Oder ich bildete es mir nur ein.
 

Aber er kam mir jedes Mal noch ein Stückchen näher, sprach seinen Text mit einem Hauch mehr Gefühl aus, fasste meinen Hals noch ein bisschen zärtlicher an.

Seine Blicke waren durchdringender und liebevoller als sonst.
 

Ich vermochte kaum, überhaupt nur im Geringsten daran zu denken, dass ich… Herzklopfen bekam, wenn ich an meinen Zwilling dachte.
 

Diese neue Erkenntnis begleitete mich von nun an auf Drehtage und überall hin, wo wir zusammen waren. Ich traute mich kaum noch, ihn überhaupt anzusehen. Ich musste mich wirklich merkwürdig benommen haben.
 

Wir lehnten zusammen auf der Couch, als wir uns zum letzten Mal verliebt in die Augen geschaut und somit das Üben beendet hatten. Er seufzte und ergriff zögerlich meine Hand.
 

„Shin-Chan?“
 

„Hmm?“
 

„Versprichst du mir, dass sich nichts verändert?“
 

*CUT: „die achte”/ENDE*



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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  Mai-Chan
2011-09-13T07:18:51+00:00 13.09.2011 09:18
Oh mein Gott, bist du süß, dass du gleich zu jedem Kapitel ein Kommentar da lässt xDDD

Ist ja nicht schlimm, wenn das mal ab und an passiert xDD Ich hab eh' vor, jetzt jeden Montag zu uploaden. Hab' ja mittlerweile genug Kapitel gesammelt, um regelmäßig zu posten :3

Ja, ihre Oma ist es schon ein bisschen gewohnt, dass die zwei ab und zu einfach nur dummes Zeug labern und schaltet dann meistens ab xD' (Noch dazu haben die Beiden ja auf Japanisch geredet, das versteht sie ja sowieso nicht mehr soo gut) Und du hast recht! Das könnte ich machen, dass ich das dann kursiv schreibe, die Idee ist gut, danke :3 Ich hab' mir da immer so meine Gedanken gemacht... ist ja doch ein bisschen verwirrend! Aber Japanisch reden und schreiben kann weder ich, noch ihr xD' Aber das mit der Schrift mach' ich :3 Danke!

(Es ist doch gewollt, dass die Leser solche Leute hassen... oder? Ich kenne das doch auch xD Irgendjemand muss immer auftauchen, der einem unsympathisch ist, der aber leider eine viel zu große Rolle in solchen Geschichten spielt xD')

Ja, mir fiel kein Beruf ein, der ihn wirklich an die "Großstadt Tokyos" gebunden hätte... xD' Aber wenn eine große Firma ihren Hauptsitz in Tokyo hat? Na ja... xD'

Darf ich dich beunruhigen, in dem ich sage, dass es nicht beim Nummernaustauschen bleibt und er leider im nächsten Kapitel auch vorkommt? xDD

Achja, entschuldige übrigens. Ich finde meine ersten Kapitel echt grottig geschrieben, vor Allem sind da viiiiel zu viele Dialoge drin und zu wenig Geschreibsel. Aber das ändert sich noch. Bei den Kapiteln, die ich jetzt schreibe, bin ich viel zufriedener :3

Also, danke dir nochmal und Liebe Grüße! <3 :3
Von:  AmanoShinji
2011-09-12T21:21:07+00:00 12.09.2011 23:21
Maaaaah. Okay... Adam ist mir kein Stück sympathischer geworden. O3o
Ich seh schon, wie wegen ihm alles in die Brüche geht!! Aber so soll es sein. Höhen und Tiefen machen eine gute FF aus! Mal sehen wie tief die Tiefen sind und wie hoch die Höhen! xD

Eventmanager bei einer großen Firma
xDDD' Hast ihm aber nen hübschen Beruf verpasst xD'

Das 'du bist ganz schön hübsch' hab ich mal gekonnt überlesen!

Hm, was das gespräch zwischen Shinpei und Manpei angeht, ich denke, ich würde es praktisch finden, wenn man Stellen wie hier, erkennen würde, dass Shinpei japanisch spricht, Adam ihn also nicht versteht. So was wie... die Schrift krusiv machen. Ich meine, man weiß ja das Manpei der deutschen Sprache nicht soooo mächtig ist, aber es auf einen Blick erkennen würde ich persönlich ansprechender finden. Das ist aber natürlich kein muss. xD'

Und zum Schluß ..... Wie sie einfach die Nummern ausgetauscht haben ;____;
Von:  AmanoShinji
2011-09-12T21:04:03+00:00 12.09.2011 23:04
Jetzt hab irgendwie das zweite Kapitel verschwitzt xDDD''''
Egal. Jetzt hab ich's ja endlich gelesen....

Hihi ---> "Wir provozieren ein wenig mit unserer Brüderliebe und so."
Ein wenig, jaja xDDDD''' Aber das die Oma da auch so gechillt darauf reagiert xD'
Ganz viel Liebe für Manpeis Aktion danach! Die Beiden sind einfach <3!
Doch Shinpeis unsicherheit... Er tut mir ja schon leid. Mit solchen Gefühlen umzugehen ist auf jeden Fall nicht so leicht!

Zum Schluss muss ich sagen. Ich bin klischeehaft und deswegen mag ich Adam jetzt schon nicht mehr xDDD Zumal ich auch schon das Schlagwort Shinpei x Adam im ersten kapitel gelesen habe. Aber ich bin gespannt was so kommt. xD Ich mag es dramatisch. ALSOOOOO, DRAMA BABY DRAMA!!!! xDD

Btw, Ein hoch auf Narzissmus! xDDDD Ich find es doch immer wieder schön, wie diese Randkommentare immer einfließen und sich Shinpei als Narzisst 'beschimpft' xDD'
Von:  Mai-Chan
2011-09-06T08:17:52+00:00 06.09.2011 10:17
Tja, gibt's denn hier keinen Zitat-Button? Egal xD'

Ich bin ganz aus dem Häuschen, dass ich hier doch noch ein Kommentar bekommen hab! >///< Das ist sooo schön, zu sehen, dass Jemand daran interessiert ist und sich beim Lesen so freut (: Toll, wenn Jemand bei meinen Geschichten lächelt, das freut mich so sehr, dass glaubst du mir gar nicht! (:

Es hat noch etwas lasch angefangen (Ich bin außer Übung D:), aber ich kann dir versichern, ich habe mittlerweile 12 Kapitel geschrieben, und es bessert sich und wird auch spannend xD' (Wenn ich ehrlich war, dann wollte ich genau den Satz mit dem Kuss vorher rausnehmen... =X Aber wenn er dir gefällt... xDDD)

Also, ich freue mich, wenn du auch weiterhin dabei bist! (: Ich liebe die beiden einfach! <3

Liebe Grüße! <3
Von:  AmanoShinji
2011-09-05T11:57:35+00:00 05.09.2011 13:57
OMG! So eine FF hier zu finden!
Ich bin begeistert. Und du glaubst gar nicht wie sehr ich mich auf das nächste chapter freu!!!
Die Thematik ist sehr gut gewählt für meinen geschmack.
Ich bin irre gespannt drauf wie Shinpei weiterhin mit der Situation umgeht!
Und wie lange er das ganze noch geheim halten kann, vor Manpei!
Ich mag besonders den Satz, mit dem ersten Kuss im alter von 5! Wie unheimlich süss!

In diesem Sinne, ich freu mich zu tiefst auf die nächsten Kapitel!
Und ich find es wirkllich sehr cool, dass du eine FF über die Schauspieler schreibst!



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