Watching your Footsteps von TayaTheStrange ================================================================================ Kapitel 2: Lalala ----------------- LaLaLa Leider begann der nächste Morgen nicht so zärtlich, wie der letzte Tag geendet hatte. Irgendjemand packte und rüttelte Ji-Yong, was ihm überhaupt nicht gefiel. Widerwillig zwang er sich dazu, seine Augen zu öffnen und gegen den Schmerz, den das Tageslicht darin verursachte, anzukämpfen. "Hyung! Jetzt wach schon auf. Ihr verschlaft noch das Frühstück. Dae-Sung macht Pfannkuchen und außerdem wollten wir heut doch noch weggehen." Es war Seung-Ri. Nur äußerst langsam kam der Leader zu Verstand und erinnerte sich an ihre Pläne für den ersten ihrer zwei freien Tage. Und jetzt konnte er auch den süßlichen Geruch, der aus der Küche herüber wehte, wahrnehmen. "Ist gut, ich bin wach. Ich bin gleich da." "OK!" Meinte ihr Jüngster daraufhin zufrieden und verschwand durch die weit geöffnete Tür. Das Nächste, was Ji-Yong zu sehen bekam, war Young-Bae, welcher ebenfalls gerade erst dabei war, sich aus seiner Decke zu arbeiten. Dieser grinste ihn nur schwach an und ruckte dann mit dem Kopf in Richtung Seung-Hyun. Es war kaum zu fassen, doch dieser war trotz all des Trubels noch im Schlaf versunken. Eine solche Gelegenheit gab dem Jüngeren sofort Kraft, sich aus dem Bett zu schwingen und zu seinem Freund hinüber zu laufen. Er wusste nicht, was ihn in diesem Augenblick ritt, aber die Art, in der Seung-Hyun nichts ahnend in sein Kissen gekuschelt da lag, verleitete ihn einfach zu dieser Tat. Voll Elan legte er die Hände auf beiden Seiten von Seung-Hyuns Gesicht nieder und gab ihm einen feuchten Kuss auf die Lippen. Die erwartete Reaktion trat ein. Der Ältere erwachte fast im selben Moment, riss die Augen auf und wich geschockt vor ihm zurück. "Ji-Yong! Was-" Der Jüngere unterbrach die gestammelten Worte, indem er seinem geschockten Freund in die Wangen kniff. "Du musst aufstehen, sonst kriegst du keine Pfannkuchen mehr.", lachte er ihm entgegen und wandte sich dann ab, ohne noch einmal zurück zu sehen. "Ich geh zuerst ins Bad!" Mit diesen Worten ließ er den armen, verwirrten Seung-Hyun hinter sich und freute sich noch weitere 5 Minuten über dessen Gesichtsausdruck. Young-Bae hatte die Szene mit erhobenen Augenbrauen verfolgt, bis zu dem Punkt, an dem Ji-Yong verschwunden war. Nun wandte er sich etwas ungläubig an den Älteren, welcher noch immer völlig überrumpelt in seinem Bett saß. Wie vom Blitz getroffen starrte dieser auf die offene Tür, in der gerade noch Ji-Yong gestanden hatte. Schließlich schaffte er es, seinen Kopf zur Seite zu drehen, um ihn das mehr als amüsierte Gesicht Young-Baes zu Blicken. "Was... was war das denn gerade?", stammelte er, während er immernoch versuchte, einigermaßen wach zu werden. "Ich würde sagen, das war Ji-Yongs ganz spezieller Weckservice." Young-Bae grinste über das ganze Gesicht, zwinkerte ihm einmal zu und verschwand, den bereitgelegten Stapel Kleidungsstücke von seinem Stuhl greifend, ebenfalls in Richtung Badezimmer. "Mach dir nicht zu viele Gedanken", riet er ihm noch, dann war auch er verschwunden. "Na toll, du bist mir vielleicht eine Hilfe", murmelte Seung-Hyun und ließ sich wieder nach hinten ins Bett fallen. Kurz schloss er die Augen, um sich genau an das Gefühl der weichen Lippen zu erinnern, die ihn nur kurz berührt hatten. Einen Moment ließ er seine Phantasie das tun, was sie wollte. Er stellte sich vor, wie er die Arme um seinen Freund schloss, ihn an sich zog und sie in einem zärtlichen Kuss versinken würden. Weiter kam er nicht, denn ein sanfter Knuff gegen die Schulter ließ ihn wieder aufschrecken. "Hyung, Ji-Yong hat gesagt, du bist wach, beeil dich lieber!" Es war Dae-Sung, der mit Bettelblick neben seinem Bett kiete. "Schon in Ordnung, ich schlafe nicht mehr", gähnte Seung-Hyun un schwang die Beine über die Bettkante. Gedankenverloren warf er sich ein Sweatshirt über und trottete in die Küche, wo alle schon auf ihn warteten. "Na ich dachte, ich hätte mir genug Mühe gegeben, dich zu wecken und jetzt sind die schönen Pfannkuchen kalt", moserte Ji-Yong, griff nach Seung-Hyuns Ärmel und zog ihn auf den Platz neben sich. Dieser vermied es, den Jüngeren anzusehen, er hatte Angst das seine Blicke sonst allen gesagt hätten, welche Empfindungen sich in ihm regten. Er murmelte nur etwas unverständlich Grimmiges und tat sich einen Berg der dicken, fluffigen Pfannkuchen auf, die Dae-Sung für sie gemacht hatte. "Kann mir mal jemand das Sirup geben?" "Hyung, du hast ja alle Erdbeeren alleine aufgegessen!" "Seid nicht so gierig!" Die Gespräche am Tisch flogen ungehört an Seung-Hyun vorbei. Er hörte, dass seine Freunde sich unterhielten, der Sinn ihrer Worte vermochte es aber nicht, in sein Bewusstsein einzudringen. Seine Erinnerung verweilte immernoch bei dem sanften Kuss, der ihn heute morgen aufgeweckt hatte. Und ein weiteres Mal fragte er sich, ob er sich vielleicht doch Hoffnung machen durfte. Aber diese Idee wischte er schnell wieder beiseite. Er würde verletzt werden, wenn er anfangen würde zu hoffen. Es war kaum zu fassen, dass ihr Ältester es geschafft hatte, zu spät zu kommen, obwohl dieser nach seinem Kuss nicht so gewirkt hatte, als könne er noch einmal die weit aufgerissenen Augen schließen. Voll Ungeduld wartend hatte Ji-Yong sich an der Obstbeilage bedient und auf die Tür gestarrt. "Gah nisch waaah...", brubbelte er, den Mund voller Erdbeeren, in Richtung Seung-Ri und musste dann anfangen zu lachen. Was für ein Morgen! An ihren freien Tagen, wenn sie wirklich Zeit für einander hatten, lief es nahezu immer derartig ab. Nur einer war heute nicht mit von der Partie. Ji-Yongs Blick wanderte zu Seung-Hyun, welcher in Gedanken versunken wirkte und noch keinen Bissen gegessen hatte, während der Jüngere bereits bei seiner zweiten Portion war. Ihm fiel nicht auf, dass er nun selbst begann, seinen Freund anzustarren und dabei das Essen vergaß. Der Ältere schreckte aus seinen Gedanken hoch, als er den Blick seines Freundes auf seinem Gesicht spürte. "He was ist denn, was guckst du so?", fragte er und versuchte mit aller Kraft, nicht rot zu werden. Ji-Yong verzog das Gesicht zu einer niedlichen Schnute. "Du hast noch gar nichts gegessen, dabei hat Dae-Sungi sich solche Mühe gegeben!" "Hmm." Ein Laut, der wohl eine Zustimmung sein sollte. Ziemlich lustlos griff er nach einem Pfannkuchen, streute ein wenig Zucker darauf und biss hinein. Erst jetzt, wo er etwas im Mund hatte, bemerkte er, wie hungrig er eigentlich war und langte tüchtig zu. Doch noch einmal zur Seite zu blicken und das triumphierende Grinsen auf Ji-Yongs Lippen zu sehen, das traute er sich nicht. Aber es war kein triumphierendes Grinsen, das sich auf dem Gesicht des Leaders zeigte. Seine Lippen wurden lediglich von einem sanften Lächeln umspielt, welches er sich selbst nicht einmal vollkommen erklären konnte. Ji-Yong wusste nur, dass der Anblick seines Freundes, welcher plötzlich mit weitaus mehr Genuss aß, zu liebenswürdig aussah. Schweigend wurden sie vom Rest der Gruppe beobachtet und Young-Bae war sich sicher, dass es keinen Sinn hatte, einem von beiden nun die Frage zu stellen, wo es am heutigen Tag eigentlich hingehen sollte. Sie schwebten in ihrer eigenen wirren Welt. Daher beschlossen er, Seung-Ri und Dae-Sung abzustimmen und am Ende stand es zwei zu eins. Es würde also in den Zoo gehen. "Waaaas???? In den Zoo? Sind wir Kinder?", entsprang es lauthals Ji-Yongs Mund, als er sich plötzlich mit dem Rest zusammen vor dem Eingang zum 'tierischen Freizeitvergnügen' wiederfand. An einem solchen Ort war er schon recht lang nicht mehr gewesen und irgendwie stellte er sich seinen Freizeitspaß doch anders vor. "Warum sind wir nicht nach 'Everland' gefahren?", wandte er sich entrüstet an Young-Bae, welcher etwas hilflos die Schultern zuckte. "Ich bin eben überstimmt worden und ihr beiden...", seine Hand deutete auf Ji-Yong und Seung-Hyun. "...wolltet euch scheinbar nicht an der Entscheidung beteiligen." Der Leader dachte an die Minuten, in denen er Seung-Hyun beim Essen beobachtet hatte und musste eingestehen, dass ihm das Gequatschte der anderen Drei dabei gar nicht aufgefallen war. Er musste wohl noch sehr müde gewesen sein. "OK, was solls, jetzt sind wie hier, also gehen wir rein.", gab er letztlich nach, was die Jubelschreie Dae-Sungs und Seung-Ris nach sich zog. Seung-Hyun fasste sich an den Kopf. Da konnte man mal wieder sehen, was es mit sich brachte, sich in seinen Schwärmereien zu verlieren. Er sollte irgendetwas tun, dass dies nicht mehr vorkommen konnte. Allein schon, weil es irgendwann sicher auffallen würde. Aber dass selbst ihr hyperaktiver Energiebolzen am Morgen abgelenkt worden war und sich nicht an der Abstimmung beteiligt hatte, gab ihm Rätsel auf. Wie spannend konnte schon ein essender Mensch sein, wenn man sonst nichts von ihm wollte. Kurz schüttelte er den Kopf. Nun waren sie einmal hier und er würde versuchen, das Beste daraus zu machen. Selbst wenn es noch so kindisch war, so hatten sie am Ende des Tages wenigstens einen netten Spaziergang gemacht. Bei Ji-Yongs entrüstetem Aufschrei musste er breit grinsen. So sehr ihr Leader sich jetzt noch beschwerte, so viel Spaß würde ihm der Ausflug am Ende doch machen. Seung-Hyun kannte ihn zu gut. Spätestens nach dem ersten Stand, an dem Zuckerwatte verkauft wurde, würde sein Unmut wie weggeblasen sein. Tatsächlich geschah dies allerdings noch früher. Sie waren kaum ein paar Schritte gegangen, da verwandelte sich Ji-Yongs Schmollmund in ein breites Lachen. "Affen? Es gibt hier Affen? Ich muss da hin! Bitte, lasst uns da zuerst hingehen!", bettelte er und zog gleichzeitig an Seung-Hyuns und Young-Baes Ärmel. Dass er die beiden Jüngeren nicht lange bitten musste, schien er zu wissen. "Also gut, von mir aus", seufzte Young-Bae und warf dem Ältesten einen leidgeprüften Blick zu, der so viel sagen sollte wie 'Was solls, wir können eh nicht viel dagegen machen'. Dieser zuckte mit den Schultern und so war es beschlossene Sache. Ji-Yong warf nochmal einen Blick auf den Wegweiser, auf dem er die Information entdeckt hatte, dann schlang er einen Arm um Seung-Ris Schultern und rannte los. Die beiden Ältesten schauten den anderen nach und fühlten sich fast wie die Erzieher bei einem Kindergartenausflug. Doch Young-Bae entging nicht, wieviel Wärme der Blick enthielt, den Seung-Hyun ihrem Leader hinterherschickte. "Natürlich gibt es Affen, wir sind im Zoo.", sagte Dae-Sung mit rollenden Augen. Auch er hatte geahnt, dass Ji-Yong am Ende den meisten Spaß haben würde und sie den gesamten Tag damit beschäftigt wären, ihm hinter her zu hetzen. Und genau dies geschah. "Hey nicht so schell!", ließ Seung-Ri erschrocken verlauten, als er von ihrem Leader gepackt und mitgezerrt wurde. Allerdings war es ihm recht, denn Affen hatte er selbst gern sehen wollen. Ji-Yong hatte, wie es schien, wieder einmal seine gesamte Vernunft über Bord gehen lassen und stürzte sich ins Vergnügen. Man musste aus allem etwas Gutes machen können und das glückte ihm so gut wie jedes Mal. Affen hatte er bereits als Kind mehr geliebt als jedes andere Tier, weshalb er sich wahrscheinlich zu jener Zeit jede Woche eine Verletzung beim Klettern zugezogen hatte. Nun stand er, noch immer den Arm um Seung-Ri gelegt, genau vor dem Käfig mit den verrücktesten Äffchen, die er finden konnte. Sie waren klein, braun und hatten abstehende Ohren und außerdem waren zwei von ihnen soeben dabei, sich zu prügeln. Komischer Weise sah die Kabbelei trotzdem sehr niedlich aus. Endlich hatten Seung-Hyun und Young-Bae ihren Flohzirkus wieder eingeholt. "Ihr hättet ruhig auf uns warten können!", beschwerte sich Seung-Hyun mit gespieltem Ärger und stellte sich neben ihren Jüngsten um herauszufinden, was sie so begeistert anstarrten. Kapuzineräffchen, las er auf dem Schild, das neben dem Käfig angebracht war. Die Tiere waren wirklich sehr süß, wie sie aufgebracht durch den Käfig und die angebrachten Klettergeräte flitzen, aufeinander herumturnten und sich gegenseitig mit Essen bewarfen. "Hey, Ji-Yonga," Seung-Hyun beugte sich vor, so dass er an Seung-Ri vorbei ihrem Leader ins Gesicht sehen konnte. "Der da hinten sieht fast aus wie du!" Alle brachen in zustimmendes Gelächter aus. "Wie gemein", ereiferte Ji-Yong sich und verschränkte die Arme vor der Brust. "Ich habe einen viel besseren Haarschnitt!" Auf seinen Einwand hin krallten sich sogleich mehrere Hände in sein Haar und begannen es in alle Richtungen zu zerzausen. "Aber natürlich hast du das!", rief Dae-Sung und Seung-Ri eiferte ihm nach. Ji-Yong versuchte unter den beiden hinwegzutauchen und sich zu befreien, was ihm aber erst mit etwas mehr Krafteinstaz gelang. In dieser Sekunde wurde der Leader von ihren Jüngsten losgelassen und taumelte mit zu viel Schwung rückwärts direkt gegen Seung-Hyun, welcher sofort die Arme um ihn schloss, um ihn festzuhalten. "Ji-Yonga, sei vorsichtig.", warnte sein Freund ihn milde. Er sah, dass der Jüngere noch leicht verwirrt war, weshalb dieser kurz in seiner Position verweilte. Er hatte sein Gleichgewicht noch nicht ganz wiedergefunden. Er brauchte sie noch, Seung-Hyuns Arme. Der Ältere hatte den Kabbeleien seiner Freunde lachend zugesehen, bis Ji-Yong gestolpert und fast zu Boden gestürzt wäre. Automatisch trat er einen Schritt näher und schlang die Arme um ihn. Sein Herz schlug schneller, als er den dünnen Körper an sich presste und er fragte sich, ob die anderen es nicht hören konnten. Lächelnd stellte er ihn wieder auf die Beine und fuhr ihm durch das zerstrubbelte Haar. "Irgendwann brichst du dir noch beide Beine, wenn du nicht aufpasst" Ji-Yong blickte kurz über die Schulter und schenkte ihm ein schiefes Grinsen, dann boxte er ihn leicht in die Seite. "Danke, dass du mich aufgefangen hast" Es war so leise, dass nur Seung-Hyun ihn hören konnte, so leise, dass er sich fragen musste, ob ihm nicht ein weiteres Mal seine Phantasie einen Streich gespielt hatte. Doch als sich Ji-Yong umdrehte, und seine Hand für einen Moment Seung-Hyuns eigene streifte, wusste er, dass er sich nicht verhört hatte. Was machte dieser Junge bloß mit ihm, was stellte er mit seinem Verstand an? "Und jetzt?", rief Ji-Yong und warf die Arme in die Luft. "Oh, ich will den Panda sehen! Und die Giraffen!" "Gehen wir zuerst ein Eis essen?" Drei Paar großer Kulleraugen waren auf Young-Bae gerichtet, dem am heutigen Tag wohl die Rolle des großen Entscheiders zufiel. "Äh... Eis klingt gut!" Ji-Yongs Dank war ehrlich. Seung-Hyun fing ihn immer auf. Er war sein bester Freund und bewies dies wieder und wieder. Bei ihm hatte er nichts zu befürchten. Und wie um ihm zu beweisen, dass er dies zu würdigen wusste, strich er mit der Hand unauffällig über dessen, ohne dass es die anderen mitbekamen. Dies sollte ihr Geheimnis bleiben. Das Eis-Essen war also beschlossen und sie machten sich auf den Weg, einen Stand zu finden, an dem man eine derartige Süßigkeit erwerben konnte. Dass sie bei ihrer Suche gleich durch das Kleintierhaus kamen, gab Ji-Yong genügend Gelegenheit sich zu rechnen. Vor einem Atrium mit ein paar besonders putzigen Tieren blieb er stehen und zog Dae-Sung zu sich heran, indem er ihm einen Arm um den Hals schlang. "Also wenn ich aussehe wie ein Kapuzineräffchen, dann sieht Dae-Sung aber aus wie ein Rosettenmeerschweinchen." Die anderen blickten sehr verdattert durch dieses plötzliche Kommentar und traten neugierig näher. Es war zwar ein bisschen gemein, aber... "Eine gewisse Ähnlichkeit ist wirklich nicht abzustreiten.",gab Young-Bae zu und ließ seinen Blick von den possierlichen Tierchen zu Dae-Sungs entrüstetem Gesicht schweifen. "Waaaas?????? Warum muss ich ein Meerschweinchen sein?" "Ich hatte mal eins als Haustier.", ließ Seung-Ri verlauten und hatte Glück, dass Ji-Yong Dae-Sung noch immer fersthielt. So konnte der Leader verhindern, dass er sich auf den Jüngsten stürzte. Es war schon spät am Abend, als die fünf lachend ihre Wohnung wieder betraten. "Und Dae-Sungs Gesichtsausdruck, als dieser blöde Fisch ihn fast getroffen hätte", kicherte Ji-Yong und warf seine Schuhe in die Ecke. "Hey, ich kann nichts dafür, wenn die bei der Fütterung nicht aufpassen können!" Immernoch lachend und scherzend ließen sie sich im Wohnzimmer auf die Couch fallen. Der Tag war wirklich sehr schön gewesen, wenn auch auf seine Weise und gerade für Seung-Hyun anstrengend, der ständig dem Drang zu wiederstehen hatte, seinen jungen Freund in die Arme zu schließen und mit zärtlichen Küssen zu bedecken. An den Tagen, an denen sie arbeiten mussten, konnte er sich unter Kontrolle halten, dann war er konzentriert und fokusiert, aber in ihrer Freizeit fiel es ihm umso schwerer. Aber auch so hatte ihnen der Tag einiges abverlangt. Wenn sie schon einmal hier waren, hatte Seung-Ri argumentiert, sollten sie auch kein Tier auslassen und der Zoo war groß. Besonders lange hatten sie bei den Raubkatzen und den Giraffen verbracht und am Ende hatte Ji-Yong darauf bestanden, sich nochmal die Affen anzusehen. "So ähnlich sehen die mir auch wieder nicht", hatte er gesagt und sich grinsend gegen Seung-Hyun gelegt. "Mir ist schlecht!" Seung-Hyun wurde unsanft in die Realität zurückgeholt. Dae-Sung lag mit zusammengekniffenen Augen auf dem Fußboden und hielt sich jammernd den Bauch. "Kein Wunder", schalt Young-Bae mit oberlehrerhaft erhobenem Zeigefinger. "So viel Müll wie du in dich reingestopft hast." Die Antwort war nur ein verkniffenes Stöhnen, doch Young-Bae hatte recht. Fast hatte man den Eindruck, Dae-Sung hätte heute mehr verschiedene Gerichte und Süßigkeiten gesehen, als Tiere. Konkurrenz konnte ihm in der Hinsicht nur Ji-Yong machen, doch der hatte einen sprichwörtlichen Pferdemagen. "Weißt du, was da hilft? Schlafen!", schlug Seung-Hyun vor und gähnte einmal herzhaft. Mit einem Anflug von Sorge sah der Leader auf Dae-Sung herab. Young-Bae sprach zwar nur die Wahrheit aus, aber letztlich war es ihr freier Tag und an diesem sollte es ihnen erlaubt sein, nach ihrem Belieben zu handeln. Selbst wenn es derart endete. Dae-Sung war ansonsten sehr diszipliniert bei dem, was er zu sich nahm, sodass Ji-Yong sich damit zurück hielt, ihn weiter zu ärgern. Er entschloss sich, die Strafpredigt Young-Bae zu überlassen und ging in die Küche. Dort warf er eine Brausetabeltte gegen Magenbeschwerden in ein Wasserglas und brachte es zurück ins Wohnzimmer. Langsam kniete der Leader sich neben seinen leidenden Freund und reichte ihm die bittere Medizin. "Hier, nimm. Dann wirds gleich besser.", sagte er mit ruhiger Stimme. Dae-Sung blickte ihn mit tief dankbaren Augen an und trank die Flüssigkeit in einem Zug. Danach ließ er sich wieder zu Boden sinken. "Danke, Hyung." "Schon OK.", lächelte Ji-Yong und stach ihm mit dem Zeigefinger behutsam in die Seite. Er dachte an das, was Seung-Hyun eben erwähnte, als bestes Hilfmittel gegen Bauchweh und nickte für sich selbst. "Ja, vielleicht sollten wir schlafen gehen." Auf diesen Vorschlag hin fragte Young-Bae lediglich, ob er ihm noch behilflich sein könnte, was Dae-Sung anging, doch der Jüngere winkte ab und beteuerte, dass sie ruhig ins Bett gehen könnten. Etwas verwundert aber mit der Sicherheit, dass ihr Ältester immer noch dort war, verließ Young-Bae somit das Wohnzimmer gefolgt von Seung-Ri. Und einige Minuten später fühlte auch Dae-Sung sich besser und brachte es fertig, dem Boden zu entsagen und sich in sein eigenes Zimmer aufzumachen. Ji-Yong allerdings blieb trotzdem am Boden sitzen. Er fühlte sich schläfrig und betrachtete abwesend seine Hand, während er den Tag Revue passieren ließ. Solch schöne Zeiten waren leider viel zu selten geworden. "Hyung?", sprach er Seung-Hyun an, in dem Wissen, dass dieser noch hinter ihm stand. Der Ältere fühlte sich aus einer weiteren Trance gerissen, in welcher er Ji-Yongs gekauernde Gestalt betrachtet hatte und musste sich kurz räuspern. "Ja?" "Ich will, dass es so bleibt, wie es jetzt ist. Du auch?" Seung-Hyun kniete sich hinter seinen Freund und legte ihm die Hand auf die Schulter, dann lächelte er und nickte, nicht daran denkend, dass Ji-Yong ihn gar nicht sehen konnte. "Ja", sagte er schließlich. "Es soll für immer so bleiben." Und es war in diesem Moment das, was er im tiefsten Inneren seines Herzens spürte. "Und selbst wenn sich etwas ändert, ich will, dass wir für immer so vertraut miteinander sind, wir alle." "Ja...", flüsterte Seung-Hyun und lehnte seinen Kopf gegen Ji-Yong. In seiner Kehle brannten drei Worte, die gern an die Oberfläche steigen würden, gern alles ausdrücken wollten, was er empfand. Doch er schaffte es, sie herunterzuschlucken. Es war nicht der Zeitpunkt dafür. Es würde wahrscheinlich niemals der Zeitpunkt dafür sein, aber damit konnte er sich abfinden. Ja, wie Ji-Yong sagte, er hoffte, dass sich nichts änderte. Die freundschaftlichen Berührungen, das offenen Lachen, Umarmungen. Und Ji-Yong, der so unschuldig war, dass er nicht wusste, was er eigentlich anrichtete. Aber wie könnte er auch... "Hyung, bist du auf meinem Rücken eingeschlafen?" Seung-Hyun schreckte auf und schubste Ji-Yong leicht, so dass er fast zur Seite kippte. Er konnte sich gerade noch auffangen, setzte sich auf seinen Hintern und grinste frech über seine Schulter. "Das liegt nur daran, dass du den ganzen Tag so anstrengend warst", rechtfertigte sich Seung-Hyun und erhob sich langsam. Daraufhin reichte dem Jüngeren die Hand, um auch ihm aufzuhelfen. Wortlos gingen sie zu Bett und während Ji-Yong schnell eingeschlafen war - es war an seinem ruhigen Atem zu erkennen - lag Seung-Hyun noch eine Weile wach und starrte durch die Dunkelheit auf das Bett, das dem seinen gegenüber lag. "Gute Nacht", flüsterte er schließlich und drehte sich zur anderen Seite, um einzuschlafen. Aber auch durch Ji-Yongs Kopf zogen für eine kurze Zeit noch Gedanken über Seung-Hyun. Über ihr Beisammensein im Wohnzimmer. Er wusste nicht, warum er dies gesagt hatte. Es war doch selbstverständlich, dass er sich wünschte, dass es immer so weiterging. Seinen Freunden ging es gut. Er konnte mit ihnen arbeiten und ungezwungen sein. Doch am liebsten ließ er sich in der Nähe des Älteren gehen, als würde ihn dieser nahezu dazu verleiten. Und vielleicht lag ein bisschen Wahrheit in dieser Vermutung. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)