All I want for Christmas… is You von Kuon-kun (Skip Beat! Weihnachtsgeschichte) ================================================================================ Kapitel 6: Winter Wonderland ---------------------------- „KYAAA!“, schrie Kyoko erschrocken auf, verfiel aber gleich darauf in schallendes Gelächter, als sie hinter der Neunjährigen her rannte, die ihr soeben eine Hand voll Schnee in den Nacken geworfen hatte. Maria schlug einen Hacken nach dem anderen, hatte in dem hohen Schnee aber auch deutliche Probleme mit ihren kurzen Beinen ihr Gleichgewicht zu halten, während sie lachend versuchte sich nicht von ihrer Onee-sama einholen zu lassen. Kanae stand ein kleines Stück abseits von den beiden, hielt aber ebenfalls einen perfekt geformten Schneeball in ihren Händen, bereit diesen auch jederzeit einzusetzen. Ihre nun deutlich dickere Winterjacke zeigte im Rückenbereich bereits Spuren von vorangegangenen Angriffen auf sie, für die sich die Achtzehnjährige noch revanchieren würde. Kurz darauf ertönte bereits ein schrilles aufquieken von Maria, als Kyoko sie letztendlich doch zu fassen bekam und sich prompt mit dem jungen Mädchen gemeinsam in einen kleinen Schneehaufen fallen ließ. Ren und Yashiro beobachteten das Geschehen vor dem Haus von dem Balkon im ersten Stock aus. Das Ferienhaus der Hizuris hatte insgesamt eine sehr angenehme Raumaufteilung.* Das Erdgeschoss war fast rechteckig angelegt und bestand genau genommen nur aus zwei Zimmern. Direkt bei Betreten des Hauses durch die Eingangstür, stand man mittig im Wohnbereich. Rechts von einem lag eine geräumig eingerichtete, offene Küche. Die Arbeitsfläche zog sich an den beiden Außenwänden und einer Innenwand entlang, sprich war in der Form eines ‚U’ angelegt, und hatte außerdem noch eine kleine Theke, die in den Raum hineinragte und an welcher auch zwei Barhocker standen. Wenn man direkt vor sich schaute, sah man auf eine Treppe mit hängenden Stufen, die in den ersten Stock hinauf führte. Unterhalb der Treppe befand sich die Zugangstür zum Badezimmer, das praktisch den zweiten Raum im Erdgeschoss darstellte. Wenn man von der Eingangstür aus nach links sah, blickte man in ein geräumiges Ess- und Wohnzimmer, ausgestattet mit zwei großen Sofas, einem großen, gemauerten Kamin und einem Esstisch mit sechs Stühlen. Die gesamte Einrichtung wirkte angenehm wohnlich, durch die viele Verwendung von Holz, kleinen Dekorationsartikeln und den, in angenehmen warmen Farben gehaltenen, Stoffen für Gardinen, Polsterbezüge und Teppiche. Der eigentliche Bodenbelag war dunkelbraunes Parkett, das so gut gepflegt war, dass man es glatt für neu halten konnte. Was die Einrichtung des Badezimmers im Erdgeschoss betraf, es war ebenfalls mit vielen hellen Holzelementen ausgestattet, die einen hervorragenden Kontrast zu den weißen Fliesen boten. Das helle Holz umrandete die geschmeidigen Konturen von Waschbecken, WC und Dusche und ein offenes Regal hielt verschiedenfarbige Handtücher für die Hauseigentümer und Gäste bereit. Wenn man über die Treppe hinauf in den ersten Stock ging, befand man sich mittig in einem quadratisch geformten Flur. Über ein direkt vor sich befindliches Fenster konnte man an der Rückseite des Hauses auf den angrenzenden Wald hinausschauen. Der Treppenbereich war lediglich von einem Holzgeländer umrandet, weshalb die Treppe angenehm hell war. Wenn man oben am Treppenabsatz stand, befand sich rechts von einem ein weiteres Badezimmer mit einer Badewanne, einer zusätzlichen Dusche, einem Waschbecken und WC. Linksseitig hinter der ersten Tür verbarg sich das Zimmer von Kuu und Julie Hizuri, das mit einem eigenen kleinen Balkon auf der Rückseite des Hauses ausgestattet war. Ein Stück daneben war eine weitere Tür in die Wand eingearbeitet, die laut der Aussage von Juliella aber lediglich auf den Dachboden führte. Im Rücken von einem, jeweils mit den Zugangstüren rechts- und linksseitig vom Treppenaufgang, befanden sich zwei Gästezimmer. Eines war mit einem Doppelbett ausgestattet, während in dem zweiten Zimmer zwei einzelne Betten aufgestellt waren. Beide Gästezimmer hatten eine Zugangstür zu dem Balkon, von dem aus Ren und Yashiro gerade die Aussicht genossen. Die beiden Männer hatten das Zimmer mit den getrennten Betten zugeteilt bekommen, während Kanae, Kyoko und Maria sich zu dritt das Doppelbett teilen würden. Ren hatte sich mit seinen Ellenbogen auf dem Geländer aufgestützt und beobachtete amüsiert die drei Damen bei ihrer Schneeballschlacht, als Yashiro direkt neben ihn trat und seine Arme genüsslich in die Höhe streckte. „Dieser Ort hier ist fantastisch! Ich kann mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal von so einer Stille umgeben war… - sofern man sich das Lachen und Kreischen der drei Damen da unten mal wegdenkt…“, begann Yashiro, worauf Ren kurz lachen musste. Bis vor wenigen Minuten war es hier draußen wirklich so ruhig gewesen, dass man eine Stecknadel hätte fallen hören können – oder auch nicht, denn der frische und somit noch richtig schön lockere Schnee würde das Geräusch ihres Aufpralls sicher vollends verschlucken. Ihre Gastgeber und Rory befanden sich gemeinsam unten in der Küche und unterhielten sich augenscheinlich ganz gut. Was aber nicht wirklich verwunderlich war, immerhin hatten sie sich bereits über mehrere Jahre nicht mehr getroffen, sondern nur gelegentlichen telefonischen Kontakt gehabt. Ren gönnte seinen Eltern und Rory diese Zeit. Niemand sonst hier wusste, dass der Präsident von LME als guter Freund seiner Eltern bei seiner Taufe vor inzwischen über 20 Jahren sogar seine Patenschaft übernommen hatte. Vermutlich war das auch mit ein Grund dafür, dass der ältere Mann ihn im Alter von fünfzehn Jahren von seinem Zuhause in Los Angeles/Californien weg und nach Japan geholt hatte, um ihm die Möglichkeit eines neuen Lebens unter einer neuen Identität zu geben. Trotz seines jungen Altes war Ren damals an einem Punkt gewesen, an dem er nicht mehr wusste, wie es noch hätte weitergehen sollen. Allerdings war er nicht der Einzige, der eine gebrochene Persönlichkeit versteckte. Der inzwischen Einundzwanzigjährige wusste nur zu gut welche Schicksalsschläge sich damals in der Familie des Präsidenten ereignet hatten. Rorys Frau war knapp ein Jahre zuvor, noch vor dem zweiten Geburtstag ihrer Enkelin Maria, an einer langen und schweren Krankheit verstorben… Und etwa ein Jahr nach seinem Umzug nach Tokyo geschah der Unfall mit Marias Mutter. Auch wenn Rory immer bemüht war sich auf die erfreulichen Dinge im Leben zu konzentrieren, so hatte er auch eine verletzliche Seite, die in der Öffentlichkeit aber kaum zum Vorschein kam. Nur die engsten Vertrauten des Präsidenten von LME bekamen gelegentlich einen winzigen Einblick in diesen anderen Teil seiner Persönlichkeit und Ren war nur zu gut bewusst, dass seine Eltern zu diesem kleinen Kreis der engsten Vertrauten gehörten, ebenso wie Jelly Woods. „Fühlst du dich denn besser, Ren?“, unterbrach die Stimme seines Managers plötzlich die Gedankengänge des Starschauspielers. Ren sah mit fragendem Blick zu dem Blonden auf, der sich darauf mit ausgestreckten Armen ebenfalls auf dem massiven Holzgeländer abstützte. „Na ich meine, ob du fitter bist. Du hast im Flugzeug ja doch noch ein paar Stunden Schlaf nachholen können, nicht wahr?“, hing Yashiro noch an, wobei die Mundwinkel des Mitte Zwanzigjährigen bei seinen letzten Worten verräterisch nach oben wanderten. Ren verdrehte innerlich die Augen, er wusste bereits, worauf das hier hinauslaufen würde, aber diesen Spaß würde er Yashiro dieses Mal nicht gönnen. „Danke, mir geht es bestens und somit genauso wie vor unserer Abreise. Und jetzt entschuldige mich, ich will vor dem Mittagessen noch meine Sachen auspacken“, versuchte Ren das Gespräch schlichtweg abzuschmettern. Er richtete sich auch direkt aus seiner gebeugten Haltung auf und war bereits im Begriff sich zu der angelehnten Tür hinter sich umzudrehen, als ihn plötzlich etwas eisiges kraftvoll seitlich am Kopf und Hals erwischte. Für einen Sekundenbruchteil hatte der Starschauspieler völlig irritiert in seiner Bewegung inne gehalten, ehe er sich langsam und mit einem starren Blick wieder zurückdrehte. Unterhalb des Balkons konnte er in einiger Entfernung die drei jungen Frauen sehen, die plötzlich verdächtig still waren und mit schon beinahe zu unschuldigen Gesichtsausdrücken zu ihm aufblickten… Der Einundzwanzigjährige hörte bereits das Losprusten seines Managers neben sich, den der Anblick des Starschauspielers, dem noch die Überreste eines Schneeballs an der Wange klebten, augenscheinlich prächtig amüsierte. Ren ignorierte den Mann allerdings völlig und hielt stattdessen zu jeder der drei Damen unter ihnen intensiv über ein oder zwei Sekunden Augenkontakt. Seine Augen verengten sich dabei deutlich, was sie noch einmal bedrohlicher wirken ließ. Letztendlich bekam er auch die Reaktion, auf die er gewartet hatte. Ein kurzer Ausdruck von dem Gefühl ertappt worden zu sein, huschte über Kyokos Gesicht, als er den Blickkontakt zu ihr noch ein wenig in die Länge zog. Das wissentliche Aufblitzen in seinen eigenen Augen sorgte auch blitzschnell für den nächsten Gefühlsausdruck auf dem Gesicht der Siebzehnjährigen. Er konnte die leichten Ansätze von Panik vor den Folgen ihres Angriffes aus den Augen der jungen Frau herauslesen… Tja… wenn sie es darauf ankommen lassen wollte… Diese Herausforderung nahm er mit Vergnügen an! Der zuvor starre Blick des Starschauspielers, der bei Kyoko bereits ihre kleinen Dämonen nach den so geliebten Wutschwingungen suchen ließ, verwandelte sich plötzlich in ein beängstigendes Grinsen. Die Siebzehnjährige brauchte gar nicht erst nachdenken, sie erkannte diesen Ausdruck aus ihrer Zeit als die Heel-Geschwister… Obwohl es kein typischer Blick von Cain war, war er ihr durchaus bekannt. Dieser Ausdruck gehörte eindeutig zu der mysteriösen anderen Person, die sich gelegentlich in das Schauspiel ihres Bruders eingeschlichen hatte. Und Kyoko wusste zu ihrem Leitwesen nur zu gut, was er bedeutete… Der Jagdinstinkt ihres Sempais war geweckt! Und das Schlimmste daran war, sie war sein Opfer… Kyoko stieg immer mehr die Panik in den Knochen hoch… Verdammt, wieso hatte sie sich von Kanae und Maria bloß dazu überreden lassen! Sie wollte ihn doch gar nicht treffen! Sie wollte nur an ihm vorbei werfen, um ihn ein wenig zu erschrecken! Aber ausgerechnet in diesem Moment musste der Schauspieler sich plötzlich aufrichten! Kyoko begann bereits gedanklich ihre Fluchtchancen auszurechnen, die genau betrachtet ziemlich bescheiden aussagen… Er war sportlicher und hatte auch noch die längeren Beine, mit denen er in der dicken Schneeschicht definitiv besser vorankam. Vermutlich funktionierten seine großen Füße auch noch wie Schneeschuhe und ließen ihn regelrecht über den weichen Untergrund fliegen, während sie mit jedem Schritt weiter in dem frischen Schnee versank, wie in Treibsand… Was um Himmels Willen sollte sie also bloß tun!?! Nun vollends von der Panik ergriffen, blickte die junge Frau sich suchend um. Natürlich! Er würde erst durchs Haus und die Treppe hinunter müssen! DAS war die perfekte Gelegenheit für sie, sich ein gutes Versteck zu suchen und erst dann wieder aus diesem hervorzukommen, wenn sich ihr Sempai beruhigt hatte! Ein winziges Gefühl der Überlegenheit bereitete sich gerade in der Siebzehnjährigen aus, als sie plötzlich einige untypisch laute Worte von Yashiro vernahm… „Ren? …Hey… was machst du da? Komm, lass den Quatsch, es war doch nur ein Schneeball… VERDAMMT, REN!!!“ Als Kyoko zu dem Manager aufsah, konnte sie gerade noch erkennen, wie der Starschauspieler neben diesem begann Anlauf zu nehmen. Die Nackenhaare der Siebzehnjährigen stellten sich regelrecht auf, als sie mit ansah, wie der gut ein-meter-neunzig-große Mann im Sprint auf die linke Seite des Geländers zuhastete. Seine langen Beine ließen ihn mit nur wenigen Schritten die gesamte Länge des Balkons überqueren und ehe Kyoko sich versah, sprang er ab und landete mit dem rechten Fuß auf dem besagten Geländer. Parallel griff der Starschauspieler beinahe routiniert über seinem Kopf nach einem der dicken Holzbalken, auf denen das Dach des Hauses auflag, nur um sich in der nächsten Sekunde kraftvoll mit dem rechten Fuß von dem hölzernen Geländerhandlauf abzustoßen und über den Rand des Balkons hinaus zu schwingen… Wollte er etwa ernsthaft hier runterspringen?!? Der angehenden Schauspielerin kam ein erschrockenes Quieken über die Lippen, worauf sie sich sofort beide Hände über dem Mund zusammenschlug. Das konnte er doch nicht machen! Das war viel zu gefährlich!! Wie gebannt beobachtete Kyoko, wie Ren allerdings nicht von dem zuvor gegriffenen Balken losließ und, anstatt sich direkt fallen zu lassen, den genommenen Schwung dazu ausnutze sich über die Dachhöhe hinaus zu katapultieren und letztendlich sicher in hockender Position auf dem schneebedeckten und nur flach ansteigenden Dach zu landen. Der jungen Frau sackten beinahe ihre Knie weg, die sich mit einem Male wie aus Pudding anfühlten. Ihr Herz hämmerte in ihrer Brust und das Blut rauschte ihr in den Ohren, als sie ihren Blick noch einmal zu dem Balkongeländer schweifen ließ, zu dem schneebedeckten Untergrund mehrere Meter unter diesem und letztendlich wieder bei dem, auf dem Dach des Hauses hockenden, Starschauspieler landete. Ihre Hände lagen immer noch auf ihren Lippen und sie spürte wie ihre in dicke Handschuhe eingepackten Finger begonnen hatten zu zittern. Sie wusste doch wie sportlich er war und dass er augenscheinlich auch einiges an Erfahrungen mit Kampfsport hatte, sie hatte es mehrmals während der Dreharbeiten als Cain Heel gesehen. Aber jetzt war er nicht Cain, sondern Ren, und sie war auch nicht seine Schwester Setsuka und dennoch… Kyoko schluckte schwer, versuchte noch immer das Gefühl der Panik von sich abzuschütteln. Aber es war keine Panik mehr davor, dass er sich für den Schneeball revanchieren könnte, sondern davor, dass er… dass er… Kyoko konnte diesen Gedankengang gar nicht zu ende führen und wollte es auch nicht. Während die Siebzehnjährige völlig in ihre Gedankenwelt abgetaucht war, war Kanae einen Schritt näher an ihre Freundin herangetreten. Es brauchte kein besonderes Geschick um zu erkennen, was gerade in Kyoko vorging und in der Schwarzhaarigen stieg augenblicklich der Wunsch auf diesen verfluchten Schauspieler im Schnee zu ersticken! Maria hingegen nahm nicht einmal wahr, welch bedrückende Stimmung sich bei ihren beiden Spielgefährten breit gemacht hatte, sondern starrte noch einige Sekunde ungläubig zu ihrem Ren-sama hinauf, ehe sie begann ihn klatschend für dieses Kunststück zu loben und noch mehr anzuhimmeln, als sie es eh schon tat. Und Yashiro? Nun, der in den letzten Sekunden mindestens zehn Jahre gealterte Manager hing mit seinen Unterarmen und der Stirn auf dem Balkongeländer… Was um Himmels Willen verstecke dieser Jungspund noch alles vor ihm, wenn er hier solche Stunts abziehen konnte?! Ren hatte sich unterdessen gelassen aus seiner hockenden Position aufgerichtet, den Schnee von den Knien geklopft und anschließend mit zwei Schritten genug Schwung aufgebaut, um auf seinen Schuhsohlen das schneebedeckte Dach hinunter zu rutschen. Als hätte er Ski unter seinen Füßen tarierte der Einundzwanzigjährige sein Gleichgewicht mit seinen Armen und dem Oberkörper aus und machte abschließend aus der Bewegung heraus noch einen leichten Absprung, ehe er sicher mit beiden Füßen auf der schneebedeckten Erde landete. Der Starschauspieler hatte sich noch nicht im Ansatz umgedreht, als ihn auch schon ein weiterer Schneeball am Hinterkopf traf. Überrascht über diese erneute Attacke blickte er zu ihrem Ursprung und sah dabei einer ziemlich finster dreinblickenden Kanae Kotonami in die Augen. Die Achtzehnjährige warf direkt den nächsten Schneeball nach ihm, dem Ren dieses Mal problemlos ausweichen konnte. Allerdings frage sich der Schauspieler durchgängig, was er denn bitte angestellt hatte, um einen solchen Mörderblick zu verdienen… Kanae zögerte nicht direkt noch einen dritten und vierten, mehr schlecht als recht geformten Schneeball nach dem Kerl zu werfen, ehe sie inne hielt und ihre Love-Me-Kumpanin ohne jegliche Vorwarnung am Ellenbogen mit sich riss. Sie lief mit Kyoko im Schlepptau auf den etwas entfernten Schauspieler zu und befahl ihr regelrecht sich endlich etwas Schnee zu nehmen und diesen nach dem „Wasserkopf“ zu werfen. ‚Wasserkopf?’ wiederholte Kyoko fragend in ihren Gedanken, während sie sich einfach von Kanae mit sich ziehen ließ. Ihre Gedanken waren noch immer mit einem ganz anderen Thema beschäftigt, weshalb die junge Frau gar nicht wirklich verstand, was die Schwarzhaarige von ihr wollte. Sie registrierte auch nicht wirklich, dass sie sich gemeinsam auf Ren zu bewegten. Sie hörte, wie Kanae ihr regelrecht befahl etwas Schnee aufzunehmen und zu werfen und deutete sogar in die entsprechende Richtung. Kyoko folgte der Anweisung, indem sie nach einer Hand voll Schnee griff, jedoch war unschwer zu erkennen, dass die Siebzehnjährige noch immer alles andere als bei der Sache war. Die Achtzehnjährige ließ dennoch nicht locker, sondern zerrte ihre selbsternannte beste Freundin weiter mit sich, in der Hoffnung sie auf diese Weise irgendwie aus ihrem Trancezustand heraus zu bekommen. Da dieses kleine Häufchen Schnee in den Fingern der Rothaarigen nicht wirklich zu etwas taugte, drückte Kanae ihr letztendlich einfach einen ganzen Klumpen der weißen Substanz in die Hand und befahl ihr erneut, das Zeug endlich zu werfen. Gerade als Kyoko auf den Schnee hinunter blickte und im Ansatz im Begriff war auszuholen, um den erhaltenen Anweisungen zu folgen, ergriffen sie, ohne das sie es kommen gesehen hatte, plötzlich zwei große Hände an der Taille und wirbelten sie herum. Ehe die angehende Schauspielerin sich versah, lag sie halb in den Armen des Starschauspielers, der ihre Gedankenwelt aktuell so penetrant beherrschte. „Das ist aber nicht wirklich der Kampfgeist, den ich von dir gewohnt bin“, murmelte die vertraute, tiefe Stimme des Mannes definitiv viel zu nah an ihrem Ohr! Die Erinnerung an den flüchtigen Kuss, den er ihr im Flugzeug auf ihre Ohrmuschel gegeben hatte, riss die Siebzehnjährige nun endgültig aus ihrer trüben Gedankenwelt. Sie spürte bereits wie ihr die Röte ins Gesicht kletterte. Wie aus einem Reflex heraus riss sie ihre Hand in die Höhe und versuchte dem Braunhaarigen den Schnee auf dieser mittig ins Gesicht zu klatschen. Doch Ren war schnell genug und wehre die Schneeattacke mit seiner linken Hand und einem triumphierenden Grinsen auf den Lippen ab. Jedoch hatte er sich definitiv einen Tick zu sehr auf die Frau in seinen Armen konzentriert, denn den Blumentopf voller Schnee in seinem Rücken, konnte der Einundzwanzigjährige nicht mehr rechtzeitig wahrnehmen. Kanae leerte das Behältnis genüsslich über dem Nacken des nach vorne gebeugten Mannes aus und erfreute sich umso mehr an dem kurzen Ausdruck des Schocks, der dem Schauspieler im Gesicht stand, als sich der pulvrige Schnee in seinem Nacken langsam seinen Weg unter seine Jacke und seinen Pullover bahnte. Natürlich versuchte der Hüne nun auch die Schwarzhaarige irgendwie in seine Gewalt zu bringen und somit kampfunfähig zu machen, aber ehe seine Hand sie erreichen konnte, erfolgten zeitgleich neue Angriffe der wieder völlig zu sich gekommenen Kyoko und der kleinen Maria. Kanae grinste zufrieden. Gegen sie drei gemeinsam hatte dieser Kerl definitiv nicht den Hauch einer Chance! ~~~**~~~*~~~~~~~~~~~~~*~~~**~~~ Rory trank gemütlich seinen Tee an der Küchentheke, während er, Kuu und Julie durchaus den Tumult von draußen mitbekamen. Es war auch nicht sonderlich schwer das Rumpeln auf dem Dach zu überhören… Andere hätten sich sicher gefragt, was draußen vor sich ging, aber ein Blick von Rory in die Gesichter von Kuu und Julie verriet, dass diese Geräuschkulisse durchaus keine unbekannte für sie war. Er selbst kannte Kuon ja auch von klein auf und der Junge hatte schon immer Spaß an Sport und Bewegung gehabt. Dementsprechend wurde auch alles zu seinem Spielplatz, was sich auch nur im Entferntesten dazu eignete. Und Hausdächer zählten wohl dazu… Julie hatte sich an das schmale Fenster neben der Eingangstür gestellt und beobachtete gefesselt die Geschehnisse draußen, während Kuu sich vollständig auf die Vorbereitung des Essens konzentrierte. Oder zumindest versuchte er so zu wirken, aber dem Präsidenten entgingen die flüchtigen Blicke des Blonden zu seiner Frau nicht. Er konnte sich vorstellen welche Gedanken Kuu sich machte. Und neugierig auf das, was sich draußen abspielte, war er vermutlich auch noch. Nun, er selbst konnte hören, dass seine Schützlinge draußen definitiv ihren Spaß hatten und mehr brauchte er nicht zu wissen. Rory hatte sich allerdings in den letzten Tagen auch häufig Gedanken zu der Konfrontation von Julie mit ‚Tusurga Ren’ gemacht, dazu wie sie wohl auf diese „fremde“ Person reagieren würde. Aber bisher lief es deutlich besser, als er angenommen hatte. Die attraktive Frau lehnte entspannt gegen die Holzwand neben dem Fenster und ein, laut Kuu schon lange nicht mehr vorgekommenes, glückliches Lächeln lag auf ihren vollen Lippen. „Er ist glücklich in seinem jetzigen Leben, nicht wahr?“, fragte Julie plötzlich, worauf Rory nun ebenfalls mit einem Lächeln reagierte: „Es war nicht einfach für ihn. Er hat sich lange Zeit nur auf seine Arbeit konzentriert und soziale Kontakte außerhalb des absolut notwendigen regelrecht gemieden. Aber im Verlauf der letzten eineinhalb Jahre hat sich einiges geändert. Euer zweiter Sohn hat einen guten Einfluss auf ihn. Und sogar sein Umgang mit Arbeitskollegen ist laut Yashiro deutlich offener geworden.“ „Er war schon immer verspielt, hatte aber kaum Gelegenheit das auszuleben… Unsere Namen haben es ihm in der Schule nicht gerade einfach gemacht. Für alle war er immer nur ‚Der Sohn von…’ und so wurde er letztendlich über die Jahre immer ruhiger und verschlossener. Ich hätte nie gedacht, dass ich ihn noch einmal so zu sehen bekomme wie jetzt. So ausgelassen im Spiel mit den drei Mädchen… so hat er sich bei uns zuhause keinen Freunden gezeigt. Ich kenne ‚Ren Tsuruga’ jetzt erst seid ein paar Stunden und trotzdem habe ich den Eindruck mehr von meinem Sohn in dieser fiktiven Figur zu erkennen, als in dem Kuon, den du vor sechs Jahren entführt hast…“ Nicht nur Rory, sondern auch Kuu waren die Tränen in Juliellas Augen aufgefallen, weshalb Kuu nicht zögerte seine Essensvorbereitungen kurz ruhen zu lassen und stattdessen an die Blondine heran zu treten. Liebevoll legte er von hinten seine Arme um die schlanke Taille seiner Ehefrau und zog sie liebevoll an sich. Julie wischte sich eilig das Wasser aus den Augen, während sie sich entspannt an die Brust ihres Mannes anlehnte. „Ich war wirklich sauer auf dich, Rory! Und ich wollte es noch viel, viel länger sein!“ Rory schmunzelte etwas bei dem kläglich gescheiterten Ansatz eines vorwurfsvollen Untertons in der Stimme der hübschen Frau. „Aber wie soll ich nach diesem Anblick hier noch sauer sein können? Du bist echt ein verflucht hinterhältiger Kidnapper…“ Rorys Grinsen wurde deutlich breiter und er führte erneut die warme Teetasse an seine Lippen, um einen Schluck zu trinken. Mit dieser Betitelung konnte der Präsident von LME durchaus leben. ~~~**~~~*~~~~~~~~~~~~~*~~~**~~~ „WAS um Himmels Willen hast DU dir DABEI gedacht?!“, blaffte Yashiro seinen Schützling regelrecht an, der gerade noch vor der geöffneten Eingangstür des Hauses stand und sich den Schnee von der Kleidung klopfte. Kanae, Kyoko und Maria standen ebenfalls bei ihm und waren gleichermaßen mit dem Abklopfen des Schnees beschäftigt, sahen aber irgendwie insgesamt deutlich weniger eingeseift aus, als der Mann in ihrer Mitte. Ren zog langsam den Reisverschluss seiner dicken Winterjacke auf, was zu einem erneuten Schneeregen auf die geräumte Steinplatten vor seinen Füßen führte. Der Einundzwanzigjährige verzog etwas mürrisch die Mundwinkel, was die Frauen um ihn herum direkt wieder zum kichern brachte. Das Kräfteverhältnis bei ihrem Spiel war wirklich unausgeglichen gewesen… Egal wie vielen Attacken Ren ausgewichen war, und wie häufig es ihm gelang eine, oder manchmal sogar zwei, der drei Damen kurzzeitig kampfunfähig zu machen, letztendlich hatte er deutlich mehr Schneebälle eingesteckt, als er selbst hätte werfen können. Seine Haare waren regelrecht durchnässt und klebten unangenehm an seiner Kopfhaut, ebenso wie der Pullover, den er unter seiner Jacke trug. Irgendwie hatten es einige der weißen Flocken ins Innere seiner Jacke geschafft und ihm auch noch eisige Schauer den Rücken hinunter gejagt, ehe sie endlich durch die Wärme seines Körpers geschmolzen waren. Während ihres kleinen Spiels hatte Ren die Kälte, die von seiner nassen Kleidung und seinen Haaren ausging gar nicht wahrgenommen, allerdings änderte sich das jetzt gerade, während er hier in der Tür stand und ihm bereits die angenehme Wärme des Hauses entgegen kam. Ein erneuter Schauer lief den Rücken des Starschauspielers hinunter, worauf er sich noch einmal mehr beeilte den ganzen Schnee loszuwerden. Seine Jeanshose war, wie er gerade feststellte, ebenfalls völlig durchgeweicht… Verflucht, dafür würde er sich in den nächsten Tagen definitiv noch revanchieren müssen! Kyoko kicherte munter weiter vor sich hin, während sie das interessante Mimikspiel auf dem Gesicht ihres Sempais beobachtete. Sie konnte sich nicht erklären warum, aber irgendwie wirkten seine Mimik und Gestik, seit sie hier in diesem Haus waren, viel offener. Sie wusste ja, dass er ihr grundsätzlich bereits große Einblicke in seine wahren Empfindungen gab, bevorzug wenn sie unter sich waren. Das bestätigte auch diese Sache im Flugzeug wieder… Bei dem alleinigen Gedanken, spürte Kyoko bereits wieder, wie ihr das Blut in den Kopf stieg. Dieser Playboy! Wieso hatte er auch mit seinen Lippen ihr Ohr berühren müssen! Und dann war da auch noch vorhin, als er sie mit seinen großen Händen einfach ohne jegliche Vorwarnung an der Taille gepackt hatte… Irgendwie machten diese Gedanken es nicht gerade besser, weshalb die Siebzehnjährige hastig ihren Kopf schüttelte und sich einmal kräftig mit ihren kalten Händen auf die Wangen klopfte. Ihre Handschuhe waren im Nu durchgeweicht gewesen, besonders da ihr auch immer wieder Schnee in die Ärmel gerutscht war. Aber immerhin hatte ihre Jacke dem Spiel standgehalten. Ebenso wie die Schneehose, die sie in weiser Voraussicht angezogen hatte. Kanae und Maria ging es ähnlich wie ihr, der einzige, der schon beinahe einem begossenen Pudel ähnelte war Tsuruga-san… Wieder kam der jungen Schauspielerin ein Kichern über die Lippen. Es hatte Spaß gemacht so mit ihm herumzutollen. Die ganzen Ausdrücke, die man während der Schneeballschlacht auf seinem Gesicht sehen konnte… mal verspielt, dann ehrgeizig, mal erschrocken, dann brummig… aber ihm hatte diese Schneeballschlacht definitiv durchgängig Spaß gemacht. Außerdem waren da noch die teils unabsichtlichen, teils gewollten Berührungen, während sie sich mit dem frischen Schnee regelrecht bekriegten… Kyokos Augen weiteten sich etwas und die Siebzehnjährige begann innerlich zu fluchen, als sie registrierte in welche Richtung ihre Gedanken schon wieder gingen… Hörte das denn gar nicht mehr auf? Sie musste definitiv erst einmal weg von diesem Casanova… Genau, ein heißes Bad! Sie würde sich jetzt erstmal ein wenig Zeit in einer schönen, heißen Badewanne gönnen… und zwar sofort! Ohne eine großartige Erklärung, hastete die Rothaarige los, sobald sie ihre Schneejacke und die Schneehose losgeworden war. Julie hatte ihr die Kleidungsstücke abgenommen, um sie zum Trocken an den Kamin zu hängen. Nur mit der grauen Stoffhose, die sie unter der Kleidung getragen hatte, und einem langärmligen Pulli bekleidet, verschwand Kyoko somit über die Treppe ins Obergeschoss. Maria folgte ihrer Onee-sama natürlich so schnell sie konnte und auch Kanae schlug letztendlich den Weg in das obere Stockwerk ein, wobei sie sich allerdings deutlich mehr Zeit beim Ausziehen ihrer Schneebekleidung und Schuhe ließ und auch in einem ruhigen, eleganten Gang die Treppe hinaufstieg, während Kyoko beinahe wie ein Wirbelwind die Stufen erklommen hatte. Ren sah den drei Frauen kurz hinterher und streifte sich seine ebenfalls völlig durchnässten Schuhe von den Füßen, ehe er endgültig in das Haus eintrat und die Tür hinter sich zuzog. Julie nahm auch ihm seine Jacke ab und verfrachtete auch seine Schuhe direkt zum Kamin. Die restliche nasse Bekleidung ließ der Schauspieler aber erstmal an, er konnte schließlich nicht halb nackt in diesem Haus umherlaufen… „Also wirklich Ren, ich habe einen halben Herzinfarkt wegen deinem Stunt bekommen! Mach so etwas NIE WIDER mit mir!“, beschwerte sich Yashiro erneut. Er wusste nicht einmal, ob der Schauspieler ihm eben überhaupt zugehört hatte. Er hatte jedenfalls nicht groß reagiert… Plötzlich hörte der Manager ein leises glucksen seines Schützlings, worauf er den Einundzwanzigjährigen sofort mit einem finsteren Blick bedachte. Ren schien sich darauf zumindest zu bemühen, sein leises Lachen vollends zu unterdrücken. “Tut mir Leid, Yashiro“, begann Ren, wobei sich in seinem Hinterkopf immer noch ein Bild seines erschrockenen und mit der Situation völlig überforderten Managers abzeichnete. Er würde daher wohl erstmal versuchen müssen den Sechsundzwanzigjährigen etwas zu beschwichtigen: „Das war wirklich nichts Gefährliches. Selbst wenn ich direkt gesprungen wäre…“ „DAS sagst DU! Himmel, da hätte sonst was bei passieren können! Du kennst dieses Haus nicht einmal! Was wenn du an dem Balken abgerutscht oder hängen geblieben wärst? Oder wenn das Dach glatt gewesen und du deswegen abgestürzt wärst?!“ Ren hörte eine leise Stimme in seinem Kopf, die gerne ausgesprochen hätte, dass er dieses Haus wie seine Westentasche kannte… und dass er diese Klettereien auf dem Dach schon im Kindesalter angefangen hatte. Er hatte das Dach sogar genutzt um mit dem Schlitten oder Ski bzw. Snowboard Abfahrten zu üben. Sein Vater hatte ihm jedes Jahr unterhalb des Daches einen dicken Schneehügel aufgeschaufelt, damit er, wenn es vom Dach runter ging, zumindest weich landen konnte. Aber das waren alles Sachen, die der Schauspieler derzeit lieber noch für sich behielt. “Und hast du dir überhaupt mal überlegt, was für Schäden du noch hättest anrichten können? Du wusstest doch gar nicht, ob die Dachoberfläche zum darauf rumlaufen geeignet ist, geschweige denn um sie einfach mal auf deinen Schuhen runter zu rutschen! Du hättest sonst was kaputt machen können und dabei sind wir hier zu GAST! Also wirklich, dabei tust du sonst immer so erwachsen… Du solltest dich zumindest bei unseren Gastgebern hier für dein Verhalten entschuldigen, Ren!“ Nach diesem Teil der Predigt ließ Ren seinen Blick Hilfe suchend zu Rory wandern, der im Rücken seines Managers immer noch an der Theke saß und genüsslich an einer Tasse nippte. Allerdings war das Einzige, was er von diesem als Reaktion bekam, ein amüsiertes Grinsen. Und nicht nur von ihm… Kuu war augenscheinlich immer noch mit den Essensvorbereitungen beschäftigt, schon ein halbes Wunder, wenn man bedachte, wie viel der Mann nebenher naschte… Vermutlich waren die Töpfe leer, ehe sie auf dem Tisch standen… Und zu allem Überfluss verkniff der Hollywoodstar sich nicht das breite und überaus amüsierte Grinsen auf seinen Lippen zu zeigen, während er mit einer Hand irgendetwas Brodelndes in einem monströsen Topf umrührte. Das konnte doch jetzt echt nicht wahr sein… Der Anteil von Kuon in seinem Inneren sträubte sich bei diesem Anblick regelrecht dagegen der Aufforderung seines Managers sich zu entschuldigen auch nur im Ansatz Folge zu leisten. Aber der Anteil von Tsuruga Ren sah ein, dass sein Verhalten vom Standpunkt seines Managers aus, alles andere als die feine englische Art gewesen war… Jedoch passte es Ren genauso wenig wie Kuon, mit welchen Blicken er gerade von den beiden älteren Männern bedacht wurde… Die Beiden freuten sich definitiv ihres Lebens, während sie zusahen wie er von seinem Manager für etwas zusammengefaltet wurde, was sie selbst nie geschafft hatten ihm zu verbieten. Innerlich zwar immer noch ein wenig mit den Zähnen knirschend, lenkte Ren letztendlich ein. Statt aber den Männern weiterhin seine Aufmerksamkeit zu widmen, wandte er sich zu Juliella um, die noch bei dem Kamin mit dem Aufhängen der nassen Kleidungsstücke beschäftigt war. “Hizuri-san, ich möchte mich hiermit vielmals für mein Verhalten entschuldigen“, begann Ren schließlich und verbeugte sich entsprechend der antrainierten japanischen Gewohnheit tief vor der blonden Frau, „Mein Manager hat vollkommen Recht, mein Handeln war unüberlegt. Ich hoffe sehr, dass ich Ihnen dadurch keine zusätzlichen Umstände gemacht habe. Sollte ich irgendwelche Schäden verursacht haben, werde ich selbstverständlich für diese aufkommen.“ Julie war im ersten Moment völlig überrascht von dieser übertrieben förmlichen Anrede und dem Inhalt der Entschuldigung. Also wirklich… als würde sie ihm so etwas negativ ankreiden… Ganz im Gegenteil! Sie hatte schon lange nicht mehr so viel Spaß gehabt, wie in der Stunde, in der sie den jungen Leuten bei ihrem Rumtollen draußen zusehen konnte. „Ach, das ist doch kein Problem. Und ich bin sicher, dass das Dach diesen kleinen Ausflug unbeschadet überstanden hat“, begann Julie schließlich ihre Antwort, „Aber Tsuruga-san, was machen Sie denn die ganze Zeit noch hier? Sie müssen doch völlig durchgefroren sein! Ich bin sicher, ihr Manager kann Ihnen schnell Wechselkleidung von oben holen, also ab ins Bad, raus aus den nassen Klamotten und unter die heiße Dusche! Wir wollen schließlich nicht, dass hier über die Feiertage noch irgendwer krank wird!“ Ehe Ren sich versah, wurde er bereits von der deutlich kleinren Frau in Richtung des Badezimmers geschoben. Er konnte noch aus den Augenwinkeln wahrnehmen, wie Yashiro sich tatsächlich auf den Weg nach oben machte, weshalb er schließlich auch nachgab und die letzten Meter zum Badezimmer aus eigenem Antrieb ging. Die Mädels oben waren sicher auch schon längst am Duschen oder Baden und letztendlich hatte seine Mutter Recht mit der Annahme, dass er durchgefroren war. Eine heiße Dusche war daher mehr als verlockend. Nicht zuletzt auch, weil ihm das noch mal die Zeit und Ruhe gab die letzten Stunden in seinem Gedächtnis revue passieren zu lassen. Es gab da einige Momente, die er definitiv fest in seinem Gedächtnis verankern würde… ~ Fortsetzung folgt…~ ------------------------------------------------------------------------------ * Als kleiner Zusatz zu der Wohnungsbeschreibung habe ich noch etwas :) Ich habe den Grundriss des Hauses mal aufgezeichnet, vom Erdgeschoss bis unter den Dachboden. Leider hatte ich bisher noch keine Möglichkeit die Bilder einzuscannen, aber ich werde sie spätestens bei der Veröffentlichung von Kapitel 7 mit online stellen. :) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)