Moonlight - Neue Wege von abgemeldet (Fiktive 2. Staffel) ================================================================================ Prolog: 01. Prolog [Verwirrung, Verzweiflung, Verlust] ------------------------------------------------------ 01. Prolog [Verwirrung, Verzweiflung, Verlust] „ Wer sagt, ein Vampir zu sein ist einfach, der war noch nie ein Vampir. Personen die behaupten, Vampire haben Superkräfte, haben noch nie mit angesehen wie ein nutzlos und schwach ein Vampir sein kann. Menschen die sich ihren Fantasien über bedrohliche oder verliebte Vampire hingeben, können nicht wissen wie bedrohlich die Welt für einen verliebten Vampir erscheint. Mein Name ist Mick St. John und ich bin ein Vampir. Ich bin nutzlos und schwach. Ich war verliebt und ich habe mich dieser bedrohlichen Welt gestellt, doch ich musste erkennen, dass das alles nicht gerade einfach ist. Im Moment ist meine Welt allerdings gar nicht mehr so bedrohlich, denn sie ist sinnlos! Mein Lebensinhalt ist verloren gegangen, wie schon einmal vor vielen Jahren, doch dieses Mal werde ich das Gefühl nicht los, dass mich das alles hier verändert. Mehr als mir lieb ist. Es bleibt nur zu hoffen, dass dieser Schmerz endlich aufhört. Das ist das lästige am Vampirdasein. Man kann weder guten Wein oder ein gutes Essen schmecken, aber wenn es darum geht ein Gefühl nicht spüren zu wollen, ist man absolut machtlos und schwach, genauso wie ein Mensch. Ich hasse das. Alles.“ Es war einer dieser brütend heißen Tage in Los Angeles, als er erwachte. Mick St. John starrte an die Decke der Kühltruhe in der er lag. Wie so oft erschien ihm das Erwachen sinnlos, wobei er mittlerweile nur noch zwischen seiner Kühltruhe und dem Fernseher hin und her wanderte. Er war so müde, konnte aber diese Art der Müdigkeit nicht verbannen. Mit einem kleinen Seufzen richtete er sich auf und stieß die Kühltruhe komplett auf. Er schwang seine nackten Beine über den Rand und lief Barfuß über die Fließen seiner Wohnung. Hier und da begegnete ihm ein Kleidungsstück, eines seiner zahlreichen Bücher, die am Boden lagen und zahlreiche andere Gegenstände, die wüst verteilt die ganze Wohnung belagerten. Mick ließ sich auf sein Sofa fallen und tastete nach der Fernbedienung. Twilight. Was für eine lachhafte Vampirverfilmung. Es handelte von einer Liebe zwischen einem Mensch und einen Vampir. Wie einfach es die Beiden hatten. Immer wieder hüpfte ihnen eine schreckliche Figur entgegen, aber letzenendlich schaffte es dieser weichgespülte Edward immer wieder zu überleben. Bedauerlicherweise war die Liebe nicht mal im Ansatz so einfach. Es war eines der schmerzhaftesten Dinge, die er je ertragen hatte und nur ab und zu gab es diese lichten Momente, in denen er die Liebe genoss und genau diese wirkten so oft wie eine Droge. Mick schürzte seine Lippen und beobachtete den glitzernden Vampir. Schlechter Schauspieler. Schlechter Film. Falsche Darstellung eines Vampirs. „Oh du süße Qual.“, murmelte Mick und ließ sich in die Kissen des Sofas zurück sinken. Er tastete nach der Fernbedienung und startete den Film von Neuem. Schrecklicher Kitsch, der seine Trauer für ein paar Moment verdrängen ließ. Der Vampir schürzte seine Lippen und rappelte sich wieder auf, wanderte weiter rastlos durch die Wohnung und hörte im Hintergrund die Geräusche des Vampir und Werwolf Kampfes. Mick öffnete den Kühlschrank und holte einen der Blutbeutel heraus. Mit einem kleinen Seufzen wog er das Gewicht und sah auf die geschlossene Kühlschrankwand. Blankes Metall, das von Blut besudelt war und mittlerweile von einem eigenartigen Geruch umgeben war, wie auch der Rest seiner Wohnung, die buchstäblich im Chaos versank. „Na, gut geschlafen?“, fragte er und sein Blick huschte auf eine Gestalt, die auf seinem Boden lag. Ein Vampir. Gepfählt selbstverständlich, weshalb er nur den Schrecken in ihren Augen lesen konnte. Wer oder was auch immer sie geschickt hatte, er hatte eindeutig die Rechnung ohne ihn gemacht, denn Mick St. John ließ sich von niemanden hinters Licht führen. Ein wenig sadistisch lächelte er durchaus, als er sich hinab zu ihr beugte und ihren Mund mit einem Finger öffnete. „Sagst du mir heute was ich wissen will...“ Nur ganz leicht war ihre Bewegung, denn mehr brachte sie im gepfählten Zustand nicht zustande. Sie schüttelte ihren Kopf. „Ein Jammer.“ Mick tropfte einen Teil des Blutes in ihren Mund und ernährte sich von dem Rest, bevor er weiter zog. „Wir könnten uns so gut unterhalten. Ich weiß noch nicht mal wie du heißt...“ Er warf ein Blick in sein eigenes Spiegelbild. Seine braunen, langen Locken klebten vor Blut und Schweiß an seiner Schläfe und sein Gesicht zierte ein langer Bart. Wie lange er bereits in diesem Zustand war, konnte er gar nicht wiedergeben, aber es fühlte sich an wie eine halbe Ewigkeit. Sein Blick verlor sich in seinen eigenen Augen, bevor ein Sonnenstrahl den Spiegel traf und er augenblicklich aus dem Fenster sah. Es war Tage her, dass er das letzte Mal etwas von der Sonne gesehen hatte. Tage. Wochen...? Er seufzte und schloss seine Augen. Nur eine kleine Erinnerung drängte sich dem Vampir auf, doch sie reichte um ihn Schaudern zu lassen. »Mit langsamen Schritten wanderte er über den kleinen Weg und blickte über seine Sonnenbrille hinweg. Wie so oft hielt der Vampir eine Hand gen Sonne gehoben um nicht zu viele Strahlen abzubekommen. Denn anders wie angenommen wurde, zerfiel er weder in der Sonne zu staub, noch fing er an wie eine Discokugel zu glitzern. Es war nicht sonderlich angenehm durch die Sonne zu wandern, aber er wollte hier sein! Mick wollte Abschied nehmen und so blieb er hinter einigen anderen in schwarz gekleideten Leuten stehen und sah mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend zu einem dickbäuchigen Mann, der gerade das Wort ergriff. „Die Trauer entflieht auf den Flügeln der Zeit und wir werden sie in angenehmster Erinnerung behalten. Der Gedanke an den Tod ist schrecklicher als der Tod. Anicius M. T. S. Boethius.” Mick seufzte auf und schloss seine Augen. Der Tod. Welch süße Erlösung nach der er sich geradezu sehnte!« Aber auch jetzt hatte er sie noch nicht erhalten. Micks Finger wanderten langsam über seine Augen, er legte den Kopf schief und betrachtete das Schlachtfeld, das sich auch seine Wohnung nannte, einmal mehr als skeptisch, ehe er wieder zu der gepfählten Vampirin sah. „Ich glaube ich werde dich von jetzt an ‚ señorita’ nennen.“, grinste er überaus süffisant. Ihre spanischen Züge waren unverkennbar. Nerviges, kratzbürstiges Ding. Nur ein wenig mehr Kooperationsbereitschaft und er konnte sich endlich wieder mit was anderem beschäftigen. Glaubte er. Hoffte er. Mick ließ sich auf das Sofa zurück fallen und versuchte sich angestrengt auf Edward, Bella und ihre großen Probleme zu konzentrieren, aber es wollte ihm nicht so recht gelingen. Heute war ihm nicht danach sich diese selbstbemitleidende Person die auf den Namen Bella hörte, lange anzuschauen. Furchtbar. Unruhig erhob er sich, strich sich fahrig durch die Haare und schlenderte wieder hinüber zu Señorita, die er einmal musterte. Ihre starren Vampiraugen lasteten auf ihm. Die Arme hielt sie von sich gestreckt Vollkommen ruhig, beinahe wie ein Schneewittchen lag sie auf seinem Fußboden und wartete auf die Erlösung durch ihren Prinzen. Eigentlich hatte Mick gehofft, dass dieser nicht so lange auf sich warten ließ, doch offenkundig war sie leicht ersetzbar. Seit mehr als einer Woche hatte er sie hier schon auf seinem Boden liegen und noch immer fehlte von einem Komplizen jegliche Spur. So langsam kam er nicht umhin sich zu fragen, ob sie überhaupt einen solchen hatte. Doch warum sonst sollte sie ihn angreifen? Sie hatte die selben Forderungen wie ER gestellt! Ganz leicht öffneten sich die Lippen der Latina und sogleich ging er neben ihr in die Hocke. „Oh sieh an, du willst also endlich mit mir reden.“, raunte er und lockerte den Pfahl ein bisschen. Vielleicht war er endlich erlöst und bekam seine Antworten. „Schneid. Dir. Die. Haare.“, kam mühsam und quälend über ihre Lippen. Sogleich drückte Mick den Pfahl fester in ihren Leib und starrte ihr dabei in die Augen. Dieses kleine Biest! Sie machte sich hier doch nur lustig über ihn. Der ehemalige Privatdetektiv erhob sich und distanzierte sich sofort wieder von ihr. Wachsam, wie ein Wolf auf Jagd, beobachtete er die junge Frau noch ein wenig, bevor er die Stufen in den oberen Stock seiner Wohnung erklomm. Was war nur passiert? Warum war es ihm passiert? Warum nur hatte ER alles verraten, woran sie glaubten? Weshalb war er nur so schwach? So viele laute Fragen wanderten durch seinen Kopf und am liebsten hätte er die Stimmen betäubt, einfach ausgestellt, doch es funktionierte nicht. Er litt! Nur mühsam schaffte er es die aufsteigenden Tränen zu beseitigen, als er ins Bad taumelte und zu Boden stürzte. Auf den Knien und den Handflächen stützte er sich ab und biss sich fest auf die Lippe. „Warum nur...“, schluchzte Mick, der zu einem Häufchen Elend seiner selbst geworden war. Sein Leben war sinnlos. Er wollte sterben und von all dem erlöst werden!! Wimmernd lag er auf dem Boden des Badezimmers und suhlte sich einmal mehr in seiner tiefen Trauer um... Kapitel 1: I. Señorita Vampírica - 01. Kapitel. Erster Kontakt -------------------------------------------------------------- I. Episode Señorita Vampírica 1. Kapitel: Erster Kontakt ~* Zwei Wochen früher *~ Das Leben war perfekt. Endlich schien alles wieder einen Sinn zu machen. Mick erwachte an einem herrlich sonnigen Morgen in einem überaus weichem Bett aus einem sehr tiefen, wohltuenden Schlaf... . Er. Ein Vampir. In dieser Nacht hatte er nicht wie gewohnt in seiner Kühltruhe genächtigt, sondern war mit einer wunderhübschen Frau im Arm eingeschlafen, die ihn buchstäblich verzaubert hatte. Beth Turner. Als Kind hatte er sie schon aus den Klauen einer Vampirin – seiner damaligen Frau – befreit, doch jetzt war alles anders. Sie war der Mensch mit dem er leben wollte und für die er gerne bereit war sein eigenes Leben zu opfern. Noch immer ruhte sie in seinem Arm, ihren Kopf fest auf seine Brust gekuschelt und schlief tief und fest. Immer wieder seufzte sie auf und murmelte ein paar leise Worte. Scheinbar träumte sie gerade und Mick konnte nicht anders, als selig zu lächeln und sie ein wenig zu betrachten. Er hatte ganz vergessen wie entspannend es sein konnte, sich einer Frau hinzugeben und die Nacht zu verbringen. Menschenfrauen waren eindeutig anders und schafften es sogar einem Vampir Schlaf zu bringen. Faszinierend, das musste er ehrlich zugeben, denn es war doch eindeutig sehr viel schöner mit jemand zusammen aufzuwachen, als alleine. Bedauerlicherweise war es die Sonne, die ihm gerade auf der Haut brannte, weshalb er Beth vorsichtig von seinem Oberkörper schob, damit sie noch ein bisschen weiter im Reich der Träume bleiben konnte. Leichtfüßig erhob er sich und streckte sich einmal ausgiebig, bevor er sich weiter vom Fenster distanzierte und Beth weiter betrachtete. Sie war so eine wunderhübsche Frau. Rein und einfach makellos. Er war so glücklich darüber sie gefunden zu haben. Sein Handy vibrierte und eilig suchte er seine Hose auf dem Boden. „Josef...“ Mick seufzte auf und hielt sich das Telefon ans Ohr. „Wo bist du??!“ „Keine netten Worte für mich...?“, fragte Mick etwas irritiert. Was war denn auf einmal in seinen besten Freund gefahren. Sonst sprühte er immer vor lockeren Sprüchen, aber gerade schien etwas nicht zu stimmen. „Mick du musst verschwinden! Hast du gehört. Du musst weg...!“ Ein langes Piepen unterbrach das Gespräch. „Josef? Josef?!“ Mick war lauter geworden und richtete sich auf. Verwirrung und auch Panik befiel seine Gedanken, während die elektronische Stimme einer Frau ertönte: ‚Please call again later. The person you are calling is not available at present.’ “Was ist denn los?”, drang eine leise Stimme an sein Ohr zurück. Beth hatte sich mit verschlafenen Ausdruck auf den Zügen aufgesetzt und rieb sich den Schlaf aus ihren Augen. Mick richtete sich auf, doch er war stock starr, vermochte es nicht gerade einzuordnen, was passiert war. Von einer Sekunde auf die andere schien seine heile Welt ins Wanken geraten zu sein. ‚Verschwinde’ hatte Josef gesagt. Warum wollte Josef, dass er floh? Normalerweise ergriff Kostan vor nichts und niemanden die Flucht, aber er hatte so gequält geklungen. „Mick?!“ Beth hatte sich aus dem Bett gekämpft und sah jetzt zu ihm hinüber. Eine Hand ruhte auf seinem blanken Oberarm. „Was ist los?“ Er sah in ihre strahlend blauen Augen und seufzte augenblicklich auf. „Irgendwas stimmt mit Josef nicht... ich muss zu ihm.“, sagte er dann leise. Es war zwar genau das, was Josef nicht von ihm verlangt hatte, aber was immer es war, das Josef so in Panik versetzte, Mick wollte ihm helfen und so nickte er noch einmal, bevor er sich hinab beugte und die weichen, warmen Lippen von Beth küsste. „Ich bin bald zurück.“ “Soll ich nicht mitkommen?“ “Nein. Das ist ... Vampirkram. Du weißt schon.“ Beth zog ihre Augenbrauen zusammen, schaffte es aber diesmal nicht ihm zu widersprechen. Eilig suchte Mick seine Klamotten und schlüpfte fahrig in diese. Zuletzt schlüpfte er in seinen Mantel, setzte sich die Sonnenbrille auf die Nasenspitze und schon war er auf dem Weg nach draußen. Beth sah ihm nach, ehe sie sich mit einem Seufzen ins Bett zurückfallen ließ. „Als wenn uns nicht einmal ein bisschen Ruhe gegönnt war.“ Die vergangenen Tage waren so anstrengend. Das letzte Jahr hatte es auch wirklich in sich. Angefangen hatte alles mit ihrem Widersehen mit Mick, ihrem Retter aus der Kindheit. Und wieder rettete er ihr das Leben. Mehrmals. So entfernte sich Beth von ihrem Freund Josh. Als dieser schließlich ermordet wurde, fiel sie in ein tiefes Loch, schaffte es aber wieder auf die Beine zu kommen. Danach folgte Micks verrückte Ex-Frau und auch ihr Jobwechsel. Alles in allem war sehr viel los und sie sehnte sich nur noch nach ein bisschen Ruhe. Aber diese war ihnen noch immer nicht gegönnt. Dominik, ein Basketballspieler, wurde bei der Eröffnung eines neuen Stadions, das Josef finanziert hat, ermordet. Sein Mörder war die Vampirin Emma – und als sie verhaftet wurde, droht sie, alle Vampire in L.A. zu verraten. Gerade noch so konnten Mick und ein paar andere sie aus dem Polizeigewahrsam befreien, allerdings sorgte dies für Emmas Tod und auch den ihres geliebten Partners Jackson... aber zum Schluss war alles für Beth gut. Mick wagte es endlich seine Schutzmauer um sich einzureißen um Beth Zugang zu gewähren. Sie liebte diesen Mann und er sie auch. Mit ihm wurde alles gleich viel besser und schöner. Dankbar für die gemeinsamen Stunden und vollkommen verliebt schlief sie in seinen Armen ein, doch leider hielt diese traute Zweisamkeit nur wenige Stunden, denn schon hatte die bittere Vampirrealität sie wieder eingeholt. Unruhig wälzte sie sich im Bett hin und her und zog sich die Decke ganz über ihren Körper. Ohne Mick war es gleich viel kälter. Sie seufzte auf und ein Lächeln umspielte ihre Lippen. „Hach Mick...“ „Nicht ganz...“ Beth riss ihre Augen auf und setzte sich ruckartig hin. Mick klammerte sich an seinem Lenkrad fest und brauste durch die Straßen von Los Angeles, während er verzweifelt vor sich hin starrte. Was machte Josef solche Angst, dass er ihn zur Flucht riet? Hatte jemand das Geheimnis verraten? Nun, wenn dem so wäre, dann würde er Josef nicht mehr in seiner Villa auffinden. Schon von Weitem konnte er die Sirenen hören, weshalb er unwillkürlich schlucken musste. St. John biss sich auf die Unterlippe und strich sich einmal durch die Locken, die leicht im Wind wehten, als er um die letzte Kurve bog und die Residenz von Josef Kostan erblickte. Mehrere Polizeiwagen standen vor dieser und ein gelbes Absperrband trennte die Straße von dem Gebäude. Mick parkte. Stieg aus. Immer mulmiger wurde ihm in der Magengegend, als er auch schon seinen geschätzten Freund Lieutenant Carl Davis erblickte. Wobei Freund vielleicht zu viel gesagt war. Davis war ein Kontakt von Beth, während ihrer Zeit bei BuzzWire und auch jemand, mit dem der Privatdetektiv öfter zusammengearbeitet hatte. Schon tat er einen Schritt in dessen Richtung, als er schon jemand anderen erblickte. Ben Talbot. Staatsanwalt. In seinen Augen wusste er eine Spur zu viel, oder ahnte sogar schon etwas von Micks warem Ich und gerade deshalb stutzte er einen Moment, bevor er sich einen Ruck gab. „Hey...“, kam leise über seine Lippen. „...was ist hier los.“ Sofort richtete sich der Blick von Carl und auch von Ben auf Mick, bevor die beiden einander kurz ansahen. „... Sie kannten Josef Kostan, nicht wahr?“ “Ja, natürlich. Was ist los... ist etwas mit Josef...?“ Er hob eine Hand gen Sonne, deren Strahlen gerade ganz besonders beißend waren. „Es gab einen Brand.“, setzte Carl an und sofort bemerkte Mick die Feuerwehr, die gar nicht so weit von ihm entfernt stand. Feuer und Vampire vertrugen einander nicht besonders gut. Ebenso wie Silber, aber Josef war doch nicht blöd. Er ließ sich doch nicht so einfach anzünden! „Carl. Was ist mit Josef.“ Ben war es, der ihm antwortete. „Wir vermuten, dass das Feuer zur Vertuschung gelegt wurde. Es tut mir Leid. Er wurde erschossen“ Mick erstarrte zur Salzsäule und brachte es nicht zustande auch nur ein Wort zu sagen. „Wir wissen noch nicht genau was es war, aber es scheint eine spezielle Kugelsorte für Kleinkaliber zu sein.“ Silber. Mick schloss seine Augen. Eiskalt lief es ihm über den Rücken. „Ich... darf ich zu ihm?“ „St. John.“ Talbot hob sofort seine Hände. „Das ist ein Tatort und soweit ich weiß sind sie nicht Teil der Polizei. Warten sie bitte hinter dem Absperrband bis der Tatort frei gegeben wurde.“ „Nein.“ Micks blaue Augen lasteten schwer auf Talbot. „Mr. St. John. Das hier ist eine polizeiliche Ermittlung und wenn Sie sich nicht fern halten, lasse ich sie in Haft nehmen” „Ich muss ihn sehen.“, kam zähneknirschend über Micks Lippen und er tat erneut einen Schritt auf den Staatsanwalt zu. „Glauben Sie mir. Das wollen Sie nicht. Ws auch immer ihm das angetan hat, er hatte ihn übel zugerichtet.“, erwiderte der Staatsanwalt und trotz Micks gewaltigen Ausstrahlung wich er kein Stück zurück. Micks Magen drehte sich um. Er taumelte zurück. Wer oder was hatte Josef das angetan und warum?? Nicht viele wären dazu in der Lagen einen so altem Vampir so viel Schaden zuzufügen und das erfüllte ihn mit Angst. „Er hat mich angerufen. Vor einer halben Stunde.“, sagte er dann auf einmal und starrte auf einen Fleck auf dem Boden. Die beiden Männer tauschten einen Blick miteinander. „Seine Haushälterin hat die Schreie gehört und das Feuer gerochen. Sie hat noch die Polizei gerufen bevor ... sie ebenfalls gemeuchelt wurde.“ Mick strich sich durch die Haare. „Sonst noch Tote?“, fragte er nüchtern nach. „Seine Anwältin...“ „Simone??“ Seine Freshy! Sie wollte ebenfalls zu einer Vampirin werden, aber bisher diente sie Josef nur als kleine Nahrungsquelle. Ein kleiner, frischer Snack für zwischendurch. Aber auch die Frau in die er sich trotz seiner Regeln verliebt hatte. Sie war also bei ihm. Mick kniff seine Augen zusammen und trotz seines Vampirdaseins fühlte er die Trauer, ebenso die Übelkeit in sich aufsteigen. „Ja.“ Eine eigenartige Stille senkte sich über die ganze Szene, als Micks Blick auf den Boden fiel. Er atmete tief durch. Die Trauer riss ihn förmlich von den Füßen. Der Vampir taumelte zurück und schluckte die aufsteigende Übelkeit runter. Mühsam hielt er die Tränen zurück und ließ seinen Blick kurz schweifen. Da stand sie. Lässig an eine Hausmauer im Schatten gelehnt. Sie trug eine zerrissene Jeans, einen hellgrauen Pullover, der ihre gebräunte Haut gut verbarg. Die Mütze auf ihrem Kopf hatte die selbe Farbe wie ihr Pulli. Nur ein paar Haarsträhnen ihres langen, dunkelbraunen Haares wehte leicht im aufkommenden Wind, während ein kleines Lächeln ihre Lippen umspielte. Ihre Schneidezähne hielt sie entblößt und der Blick aus ihren Augen verriet, dass sie gerade erst gespeist hatte. In ihren Ohren glitzerten Diamantohrringe und ebenso glänzten ihre Augen, während sie Mick betrachtete. Eine Latina. Eine Vampirin! Sie hob ihre Hand und winkte ihm mit einem kleinen Zwinkern, bevor sie sich eine Sonnenbrille aufsetzte und leichtfüßig in der Gasse verschwand. Unfähig sich zu bewegen oder ihr zu folgen, sah er ihr nach, bevor er wie von Sinnen Richtung Haus sah. Alles war wie in Watte gepackt. Nichts mehr ergab einen Sinn und er fühlte sich einmal mehr machtlos und gelähmt. Erst nach schier endlosen Sekunden riss sich Mick aus seiner Erstarrung und drehte sich um. „St. John?“ „St. John!?”, riefen ihm die Stimmen hinterher, doch er war taub, lief nur noch durch die Gassen und folgte dem betörenden Duft der Vampirin. Sie war alt. Sicher sogar sehr alt, aber sie duftete nach etwas süßem, verlockenden. Mick blieb stehen, schnupperte und sah sich um, Wo war sie? Er konnte doch ganz deutlich riechen, dass sie hier war. „Wo bist du...“, murmelte er und drehte sich ein paar Mal um sich selber, ehe sein Blick an etwas grauem hängen Blieb, das am Fenstersims einer Wohnung befestigt war. Mick riss das Stück Stoff an sich. Eine Mütze mit ihrem Duft. Wieder sah er sich um, doch von ihr fehlte jede Spur. „St. John.“ Talbot betrat die Seitenstraße und erblickte ihn sofort. “Was ist los?” „Da war eine Frau ...“, antwortete er murmelt. „Aber scheinbar habe ich mich geirrt.“ Unbemerkt steckte er die Mütze in seine Tasche und machte kehrt. „Ich möchte zu Josef. Jetzt!“ Beide Männer sahen einander sekundenlang an und schienen einen stillen Kampf auszufechten. Schließlich nickte der Staatsanwalt. „Gut, aber sie rühren nichts an.“ So brachen sie auf in die Richtung von Josef’s Haus und schon jetzt wusste Mick, dass das wohl einer der schwersten Gänge seines Lebens werden würde. Kapitel 2: I. Señorita Vampírica - 02. Kurzes Zwischenspiel ----------------------------------------------------------- I. Episode Señorita Vampírica 02. Kapitel: Kurzes Zwischenspiel „Sie sind sich wirklich sicher, dass sie ihn sehen möchten?“, fragte Carl noch einmal nach. Der Staatsanwalt hatte zwar sein okay gegeben, aber er war sich nicht sicher, ob Mick den Anblick von seinem toten Freund wirklich ertrug. Deshalb verweilte er noch vor der Tür, hinter der bereits die Spurensicherung zu gegen war. „Ja. Ich muss wissen ob es wirklich er ist...“ Mick bereute den Schritt schon im nächsten Moment, denn der Anblick der sich ihm bot war nichts für ruhige Mägen. Er schluckte schwer. Das erste was er sah war Simone mit überquillenden Eingeweiden und leeren Augen. Sie musste sehr gelitten haben, als sich ihr Peiniger an ihr zu schaffen machte. Mick wurde übel. Der Geruch von Blut in der Luft brachte ihn schier um den Verstand und nur zu gerne hätte er etwas von Simones verlockender Flüssigkeit gekostet, aber er durfte diesem Drang nicht nachgeben, außerdem konnte er deutlich noch die ganzen anderen Dinge riechen. Angefangen mit dem Geruch von verbrannten Möbeln, geendet mit dem Geruch der Fäulnis, die von jedem Vampir ausging. Wer auch immer hier gewesen war, es war ein sehr alter, sehr mächtiger Vampir. Ein weiterer Geruch drängte sich ihm auf. Der süßliche Duft, der ihn schon vor ein paar Minuten gelockt hatte. Die Latina. Wer auch immer sie war, sie war nicht alleine hier und hatte demnach diese Tat nicht alleine vollbracht. Mick vergrub die Hände in der Manteltasche, als sein Blick weiter über den Boden glitt und schließlich erblickte er Josef... das was von ihm übrig war. Mit abgetrennten Gliedmaßen lag er auf dem Billardtisch. Moment. Mick tat einen Schritt in die Richtung und sein Magen schien sich schier umzudrehen. „Das ist nicht Josef...“, sagte er dann leise. „Was?“ Carl stand sofort an seiner Seite. „Das da ist nicht Josef.“ “Ich weiß, man erkennt das Gesicht nicht mehr wegen der Brandwu...“ “Das ist nicht Josef.“, wiederholte Mick. „Woher wollen Sie das wissen?“ “Er ist allergisch auf silber und dieser Mann trägt silberne Armbänder.“ Eine dumme Ausrede, aber wenn sich Josef jemals freiwillig Silber um die Handgelenke gewickelt hatte, dann bedeutete das unweigerlich, dass er sich selber gefesselt hätte. Außerdem roch er anders. Das war ein Mensch! Kein Vampir, der dort so scheußlich angerichtet auf dem Billardtisch lag. „Sind sie sicher.“ „Absolut. Das ist nicht Josef. Außerdem bin ich mir sicher, dass er von der Größe und der Statur nicht zu Josef passt.“ Blieb nur die Frage, wo Josef war und was sich hier abgespielt hatte. Er ließ seinen Blick schweifen, doch konnte er trotz geschärfter Sinne nichts entdecken und so drehte er sich um. Nur noch raus hier! Ihm war übel und er wollte Antworten! Mick stützte sich mit den Händen an der Hauswand ab und versuchte sich zu beruhigen. „Alles in Ordnung?“, ertönte die Stimme vom Staatsanwalt, weshalb er sofort aufsah. „Entschuldigung.“, hängte Ben eilig an. Es war wohl eine absolut unpassende Frage, in Anbetracht, dass ein Freund von St. John ermordet worden war. Dass das gar nicht der Wahrheit entsprach ahnte er natürlich nicht und Mick ließ ihn auch im Unklaren – vorerst – und schritt an ihm vorbei in Richtung seines Autos. Wieder stieg ihm dieser liebreizende Geruch in die Nase. Mick ließ seinen Blick schweifen und kam vor seinem Wagen zu stehen. Hier war der Duft besonders stark. Er öffnete die Tür. Nichts. Nur ein wunderbarer Duft. Schwer definierbar, aber irgendwie ein leichte Note von Meerwasser, aber auch diese Süße. Kokos? Mick ließ sich auf den Fahrersitz sinken und atmete einmal schwer durch, bevor er sein Handy zückte und die Nummer von Beth wählte. Es klingelte einmal. Zweimal. Dreimal. Die Verbindung brach ab, bevor sie aufgebaut wurde. Mick ließ seine Hand langsam durch seine Haare wandern und knirschte mit den Zähnen. „Beth ...“, murmelte er erneut und wählte die Nummer. Sie hatte ihr Handy ausgestellt. Mick zog seine Augenbrauen zusammen und fühlte sich sofort in Panik versetzt. Er versuchte seinen Wagen zu starten. Erfolglos. „Was zum...!“, fluchte er laut, sprang aus dem Auto und riss die Motorhaube auf. Er blinzelte. Wo war der Motor?? Wer klaute am helllichten Tag einen ganzen Motor und vor allem so schnell und ohne Aufsehen zu erregen. Er atmete tief ein. Kokos. Mick schlug die Motorhaube zu und rannte los. Seine Angst um Beth stieg von Sekunde zu Sekunde und ebenso seine Sorge um Josef, von dem jede Spur fühlte. Was war hier nur los? Warum konnte er nicht endlich von all dem verschont werden?? Er wollte Antworten und sein Glück auf Erden finden, aber das war ihm offensichtlich nicht vergönnt und so rannte er einfach nur durch die Straßen. Mal langsam wie ein Mensch, mal schnell wie ein Vampir, immer dann wenn keine neugierigen Blicke auf ihn lasteten. Es kam ihm vor wie eine halbe Ewigkeit in der er die Stadt durchquerte und dann endlich das Wohnhaus von Beth erblickte. Die Stufen flog er geradezu nach oben, als er unmittelbar vor ihrer Tür langsamer wurde und schließlich stehen blieb. Es roch nach Fäulnis. Mick streckte zitternd seine Hand in Richtung Türklinke. Sein Herz zog sich zusammen und seine Hände wollten ihm nicht mehr gehorchen, als er die Klinke umfasste. „Beth ...“, flüsterte er und versuchte den großen Kloß, der sich in seinem Hals gebildet hatte, runterzuschlucken. Es kostete ihn sämtliche Mühe die Klinke nach unten zu drücken. Ein beißender Geruch von Fäulnis und Blut stieß ihm entgegen und ließ ihn zurück taumeln. Mick stieß gegen die Wand und fühlte sich erneut an diesem Tag wie gelähmt. „Nein. Beth ... nein...“, murmelte er und rutschte an der Wand nach unten, bis er am Boden saß. Wie benebelt war sein Blick, als er sein Gesicht in seinen Händen vergrub und seine Trauer nicht mehr länger verbergen konnte. Sie war tot. Beth hatte ihn verlassen. Er hatte versagt. In jeder Beziehung, denn er hatte geschworen auf sie aufzupassen und er hatte sich verliebt, obwohl er nie wieder jemanden Lieben wollte. Warum war er an diesem Morgen nach ihrer ersten gemeinsamen Nacht, nicht einfach liegen geblieben... Kapitel 3: I. Señorita Vampírica - 03. Kapitel. Trauer... ---------------------------------------------------------- I. Episode Señorita Vampírica 03. Kapitel: Trauer ... »Woher kommt er? Dieser Drang? Der Drang das Leben aufzugeben?« Die Zeit verlor jegliche Bedeutung. Alles um sich herum nahm er nur noch schemenhaft war. Die erschütterten Schreie der Nachbarin, gefolgt vom Auftauchen der Polizei. Carls Blick lastete schwer auf ihm. Wie durch einen Berg Watte hörte er nur: „Vermutlich war die Inszenierung von Kostans Tod nur ein Ablenkungsmanöver...“ Mick hatte ein Alibi. Natürlich. Aber das änderte nichts an seinen Schuldgefühlen, die ihn lähmten und den Vampir vergessen ließ, dass er Unsterblich war. Er wünschte sich den Tod. Die Erlösung von all dem Leid, das er ertragen musste. Mick ließ seinen Kopf hängen und versuchte irgendwie Luft zu bekommen, doch alles was ihn umgab war der Geruch von Blut. Verlockendem Blut. Doch dann riss ihn jemand auf die Beine. Mick starrte wie von Sinnen um sich und erkannte das Gesicht eines guten Freundes. Guillermo! „Komm schon... weg hier ... komm schon...“, murmelte er und zog Mick mit sich. Ausdruckslos warf er noch einen Blick über seine Schulter und sah den schwarzen Leichensack, der hinaus getragen wurde. „Mick...“ Guillermo gab nicht klein bei und verfügte wohl über eine ähnliche Stärke wie Mick und so schaffte er es den Vampir nach draußen in sein Auto zu buxieren. Wie betäubt saß er auf dem Beifahrersitz und beobachtete die zahlreichen Menschen. Polizisten die ein und aus liefen. Die Spurensicherung. Reporter. Guillermo startete den Wagen, nach einem kurzen Gespräch mit Carl und fuhr los. Wohin, das interessierte Mick nicht. Nichts mehr hatte eine Bedeutung für den Vampir. „Ich habe versagt. In jeder Beziehung...“, kam auf einmal müde und matt über seine Lippen. „Hast du nicht. Du kannst nichts dafür...“ Beim Vorüberfahren sah Mick das Gesicht der Cleanerin. Sie stand am Straßenrand und beobachtete das Gebäude mit wachsender Skepsis. Keine Spur der Vampire an diesem Ort konnte noch beseitigt werden. Wer auch immer die Polizei eingeschaltet hatte: Er wollte, dass Anzeichen von Vampiren gefunden wurde. Doch auch das interessierte Mick nicht. Alles war nicht weiter von Bedeutung, denn er hatte verloren, was ihm am wichtigsten auf dieser Welt war: Beth. „Was riecht hier so?“, fragte Guillermo mit einem mal und sog die Luft einmal auf. Als keine Erwiderung von Mick kam, griff der jüngere Vampir zu ihm hinüber und fischte aus seiner Jackentasche ein Stück Stoff. Eine graue Mütze. Abermals roch er daran. „Von wessen Vampir ist das...“ Nach wie vor musste er auf eine Antwort verzichten, aber wer immer die Mütze zurück ließ, sie roch fantastisch. Nach einer Mischung von Kokos, Jasmin und Vanille, gemischt mit dem unverkennbaren Duft eines Vampires. Interessant, aber leider erfuhr er nichts von Mick, der einfach nur aus dem Fenster starrte. Er bremste. Stieg aus und half Mick beim Aussteigen. „Du brauchst dringend Nahrung.“, murmelte er und führte den anderen Vampir nach oben in dessen Wohnung. Mick zitterte am ganzen Leib. Ihm war das wichtigste aus seinem Leben gerissen worden, das er hatte und jetzt fühlte er sich leer. „Ich brauche Beth.“, erwiderte er und schloss seine Augen, während Guillermo ihn die Stufen hinauf zog und die Tür öffnete. „Beth ist tot Mick und was du brauchst ist Blut.“ „Ich brauche Beth.“, wiederholte er, riss sich los und ging ein paar Schritte in das innere der Wohnung. .“... bitte geh.“ „Vergiss es. Du warst immer da in den letzten Jahren und ich werde dich jetzt nicht alleine lassen.“ Guillermo trat ein und stieß die Tür hinter sich zu. In schweren Zeiten erkannte man, wer wirklich ein Freund war und wer einem nur vorspielte ein solcher zu sein. Ohne Rücksicht auf Micks Gefühle lief Guillermo bereits zu seinem Kühlschrank und holte eines der zahlreichen Blutpacks. „Trink.“, befahl er und sah hinzu zu Mick. Er war auf den Boden gesunken, saß die Wand gelehnt mit starrem Blick einfach nur da und reagierte nicht. Sogleich ging Guillermo in die Hocke, öffnete das Pack und zwang Mick zum trinken. Wer auch immer Beth getötet hatte. Er war hinter Mick her und deshalb musste er wieder zu Kräften kommen. Das Blut tropfte aus Micks Mundwinkel, als er zur Seite sank und auf dem Boden liegen blieb. Er schloss seine Augen und merkte gar nicht, was sich um ihn herum alles abspielte. Eine ganze Weile saß Guillermo auf dem Sofa und betrachtete Mick, der scheinbar schlief. Nervös knetete er seine Hände und versuchte eine Lösung für die Probleme zu finden, die sich geradezu vor ihm auftürmten. Aber er fand einfach keinen Ausweg. Wer tötete einfach so einen Menschen, außer eine Bestie? Die Vampire lebten nach Regeln und keiner, der sich an diese hielt würde einfach so eine Leiche zurücklassen. Es klopfte. Der spanische Vampir hob seinen Blick und fixierte die Tür sekundenlang, bevor er sich erhob und hinüber schritt. „Noch mehr Zeit hättest du dir nicht lassen können, oder?!“, fauchte ihn die Gestalt an, die davor stand. „Logan...“ Logan Griffin. Vampir und Computerfreak. Man sah ihn kaum unter anderen Vampiren, aber trotz allem schien er mit Mick befreundet zu sein. Zumindest organisierte er hin und wieder wichtige und nützliche Informationen. Jetzt schob er sich eilig an Guillermo vorbei und erblickte bereits Mick. „Es ist also war.“ Er sog scharf die Luft ein. „Ja. Beth ist tot.“ „Simone auch...“, murmelte Logan. „Du meinst den Freshy von Kostan?“ Logan nickte und die beiden Vampire sahen sich einen Moment schaudernd an. „Also tötet jemand die menschlichen Frauen, die sich gerne mit einem Vampir umgeben?“ Stille. Sekundenlang bewegte sich keiner der Beiden. Sie wagten es noch nicht mal zu atmen, sondern starrten einander einfach nur an. „Wir müssen die Cleaner informieren.“, murmelte Guillermo und warf wieder einen Blick zu Mick, der noch immer reglos, fast so wie in der Totenstarre auf dem Boden vereilte. „Und ihn packen wir in die Kühltruhe.“ „Aber mein Rücken...“, beschwerte sich Logan sogleich, woraufhin der andere Vampir theatralisch mit den Augen rollte. „Was soll den passieren? Meinst du hebst dir einen Bruch.“ Logan zuckte mit den Schultern. „Immerhin haben wir auch einen Vampir der zum Toten erstarrt ist.“ Abermals rollte Guillermo mit den Augen, bevor beide Mick emporhoben und die Treppe hinauf transportierten. In der Kühltruhe verstaut konnten sie sich wieder anderen Themen zuwenden. „Hast du Kostan angerufen.“, fragte der Spanier beiläufig und verschloss die Truhe, in der sich nun ein trauernder Vampir befand. „Ich habe ihn nicht erreicht. Aber das ist auch nicht weiter verwunderlich. In seinem Haus ist ein Mord geschehen. Wer weiß, vielleicht hat er seinen Freshy zu hart ran genommen.“, meinte Logan mit einem kleinen Schulterzucken und folgte Guillermo nach unten. Das war das erste Mal das er die Wohnung von Mick ausführlich begutachten konnte. Mit einem kleinen Lächeln schlenderte er hinüber zu den Buchreihen, während Guillermo zwei Drinks organisierte. „Du glaubst doch wohl selber nicht, dass er Simone umgebracht hat.“ “Sein wir mal ehrlich. Wir kennen Josef kaum. Wenn jemand was von ihm weiß, was mit ihm los ist und wo er steckt, dann ist das Mick, aber er hat gerade das Schild ‚Out of Order’ um seinen Hals hängen.“, seufzte der Vampir auf und zog eine Kiste aus einem Regal. „Na auf jeden Fall haben wir ein paar Waffen.“ Grinsend wedelte er mit einem Holzpfahl. „Was immer Beth und Simone getötet hat, es hat zuvor Josef überwunden und pardon, er ist ein 400 Jahre alter Vampir. Den legst du nicht so einfach aufs Kreuz.“ Der spanische Vampir wirkte in seinen Gedanken versunken und nippte beiläufig am B-positiv. „Wir können es ja mit Knoblauch versuchen.“ „Wirf doch gleich mit Kissen.“ Die beiden Männer schwiegen und seufzten gleichzeitig auf. „Grandios.“, fand Logan schließlich wieder die Worte und drückte einen der Knöpfe, wodurch die Jalousien betätigt wurde. „... wir stehen vor dem wohl größten Rätsel schlechthin und unser Vampirschnüffler fällt aus. Was machen wir jetzt?“ „Ich informiere die Cleaner. Du bleibst bei Mick. Lass ihn nicht aus der Wohnung, ganz gleich was er sagt. Wir können nicht riskieren, dass er dem Mörder direkt in die Arme läuft.“, meinte Guillermo schließlich und stellte das Glas beiseite. „Woho, meinst du das ernst? Du willst mich mit ihm alleine lassen? Glaubst du allen ernstes, dass jemand wie meine Wenigkeit was gegen Mick ausrichten kann?? Hast du ihn dir schon mal angesehen? Mit seiner Statur macht der Profisportlern Konkurrenz.“, hinderte Logan den anderen Vampir am Gehen. Er rollte mit den Augen und stemmte die Hände in die Seiten. „Soll ich hier bleiben.“ Ein eifriges Nicken von Logan und schon trank er seinen Blut-Cocktail in einem Zug leer. „Ich beeil mich...“, stieß er aus und war unterwegs in Richtung Tür. „Ja und versuch rauszufinden wo Josef steckt. Hack dich von mir aus in die Datenbank vom FBI oder sonst was.“, rief Guillermo ihm nach und seufzte einmal. Die Tür fiel ins Schloss und er schluckte einmal. Seine schokobraunen Augen ruhten auf der Treppe. „Oh bitte schlaf eine Weile, ich habe keine Lust deine Wohnung in Schutt und Hasche zu legen, aber du kannst dir sicher sein, dass ich dich hier nicht raus lassen werde...“ So viel war gewiss. Mick sank in die Kälte der Kühltruhe, als die Hände von ihm abließen. Er vermochte es nicht sich zu bewegen und hoffte, dass der süße Tot seine Fänge nach ihm ausstreckte und einfach mit sich nahm. Der Deckel der Truhe schloss sich und so verstummten augenblicklich die Stimmen um ihn herum. Alles war so weit entfernt. So dumpf, so schmerzhaft. Mick wollte aufschreien, doch sein Mund verließ kein einziger Ton, stattdessen kniff er die Augen zusammen, biss die Zähne aufeinander, doch ohne Erfolg. Immer wieder erschien Beth süßes Gesicht vor seinem inneren Augen. Ihr Lächeln ließ ihr elfengleiches Gesicht erstrahlen und ihre Augen glitzerten förmlich, während sie ihm entgegen sah. Noch immer konnte er ihre warmen Lippen auf seiner Haut fühlen, ihren Duft riechen und ihre Erscheinung sehen, beinahe so, als wäre sie jetzt gerade neben ihm. Mick riss seine tief blauen Augen auf und starrte an die gläserne Decke seines ‚Sargs’. Mit schmerzverzerrten Gesicht versuchte er sich aufzurichten. Vielleicht war alles nur ein Traum. Vielleicht hatte er halluziniert. Oh er wollte es so sehr, doch die bittere Erkenntnis ließ sich nicht verdrängen und so sank er zurück und wagte es nicht seine Augen zu schließen. Die Angst Beth wieder vor sich zu sehen hinderte den Vampir daran. Ein unangenehmes, brennendes Gefühl bildete sich in seinen Augen. Nur noch verschwommen sah er seine Hände, als er diese anhob. „Wieso ... habe ich versagt...?“, fragte er leise und betrachtete seine Handflächen. Sein ganzes Vampirdasein versuchte er Menschen zu helfen um einen Sinn in seiner Existenz zu finden und noch nie war er gescheitert, doch jetzt schon. Er hatte die wichtigste Person seines Daseins verloren. „Oh Beth...“, murmelte er nochmal und ließ seine Hände zur Seite sinken. Regungslos verlor sich sein Tränenverschleierter Blick in der vor Kälte angelaufenen Glasscheibe. Kapitel 4: I. Señorita Vampírica - 04. Kapitel: Starre ------------------------------------------------------- I. Episode Señorita Vampírica 04. Kapitel: Starre Fragen sind mitunter mächtiger als Antworten < Mick wusste nicht, wie lange er regungslos in der Truhe gelegen hatte. Jegliches Gefühl für Raum und Zeit war ihm verloren gegangen. Er lag einfach nur da und versuchte das Denken einzustellen. Das unendliche Nichts schien ihm so viel schöner zu sein, als seine Trauer um seine geliebte Beth. Langsam fielen seine Augen zu und die Welt um ihn herum wurde in die tiefe Dunkelheit gehüllt. Er hatte das Gefühl zu fallen. In ein schwarzes Loch ohne Boden. Immer weiter und tiefer versank er in der Dunkelheit seines Herzens, vergrub seinen Verstand und wünschte sich nur noch, dass seine Existenz beendet wurde. Er befand sich mitten in dem schwärzesten Albtraum, den er sich erträumt hatte, doch ein Erwachen war unmöglich. Sein Versagen lag klar auf der Hand und so konnte er nur noch eines: Resignieren und darauf warten, dass die Trauer ihre Fänge um ihn zurück zog. Er war wie gelähmt und floh vor der Realität und verkroch sich tief in seinem Herzen. Mick rührte sich nicht mehr und fiel weiter in die Gefangenschaft seiner eigenen Trauer. Sie fühlte sich fast an wie kühles Wasser, in das er immer tiefer eintauchte. Ein schwarzes Gewässer. Seine Seele. Mick war auf dem Grund seines Inneren angekommen und ließ seinen Blick schweifen. Er legte seine Hände auf die Ohren und versuchte nichts mehr zu hören. Mit zusammengebissenen Zähnen hob er schließlich seinen Blick und sah sich um. Ein eigenartiger Traum. Es war alles so dunkel. Schwer atmend nahm er die Hände von seinen Ohren und sah auf diese herab. Dunkelrotes Blut klebte an seinen Fingern. Wieder sah er sich um. Wie verschleiert war sein Blick, als er abermals Beth vor sich sah. Ihr hübsches Antlitz. Ein bitteres Lächeln umspielte seine Züge. Dieser Ort hier gefiel ihm nicht, denn er war zum zuschauen verdammt. Er musste zusehen, wie Beth immer weiter verblasste und ihn schließlich in der Dunkelheit zurück ließ. Warum war sie von ihm gegangen? Warum nur hatte sie ihn verlassen? Er suhlte sich in seinen Selbstvorwürfen und sank zurück auf den Boden. Starr saß er dort und fragte sich, was er wollte. Hier bleiben oder in die Realität zurück kehren? In beiden Welten regierte nur die Dunkelheit. Was hatte es für einen Sinn zurück zu kommen, außer das er sich weiter quälte? Eine Träne floss über seine Wange und tropfte auf seine Hände. Sogleich verschwand ein bisschen was von dem Blut. Mick schürzte seine Lippen. Wieso nur konnte er sich so quälen? Warum konnten einem Vampir nicht einfach alle Gefühle genommen werden? Das wäre leichter. Viel leichter. Mick ließ sein Haupt sinken und blieb zurück in der dunklen Welt seines gebrochenen Herzens. Versunken in seiner eigenen Traumwelt nahm er von nichts mehr, das um ihn herum geschah wahr. „Wie lange ist er schon so?“ “Seit ein paar Stunden.“ „Wann hat er zuletzt was getrunken.“ “Vor ein paar Stunden.“ “Und seit dem bewegt er sich nicht mehr?“ „Sieht ganz so aus.“ Guillermo schwieg und sah wieder hinab auf Mick, der in der Fetusposition in der Kühltruhe lag und sich seit dem nicht mehr bewegte. Sterben konnte er nicht, aber gerade sah es ganz so aus, als wäre er tot. „Hast du versucht ihn aufzuwecken?“ „Nein. Ich bin ja schon froh, dass er nicht versucht den Mörder von Beth auf eigene Faust zu finden.“ Er knirschte mit seinen Zähnen und sah hinüber zu der hochgewachsenen Frau mit den langen roten Haare, die wie immer zu einem strengen Zopf zusammen gebunden waren. Sie trug enge Lederkleidung und begutachtete St. John überaus kritisch. Sie war eine Cleanerin, die von Logan alarmiert worden war. „Gibt es sonst noch Tote?“ „Ja.“ Guillermo sog zitternd die Luft ein. „Wie Viele?“ “Wir schätzen so um die zwanzig. Frauen und Männer. Alle standen in irgendeinem Bezug zu einem Vampir unserer Gemeinschaft.“, erklärte sie und kreuzte ihre Hände hinter dem Rücken. Der Spanier lehnte sich an die Truhe und befeuchtete seine Lippen einmal. „Wissen wir wer es war?“ Sie schüttelte nur ihren Kopf. „Das ist eine Katastrophe. Nicht nur das die Opfer bestialisch verunstaltet wurden, nein, jeden kann man den direkten Kontakt zu einem von uns nachweisen. Unser Geheimnis ist in Gefahr und wir wandeln in der Dunkelheit und haben nicht den Hauch einer Ahnung, wer das alles getan haben könnte!!“ Sie schlug wütend gegen die Wand und trat in den Türrahmen zurück. „Hat St. John irgendeine Andeutung gemacht, wer das getan haben könnte.“ “Dazu war er nicht in der Lage.“ Sie ließ die Knochen in ihrem Nackenbereich knacken. „Dann stochern wir weiter der großen Dunkelheit und suchen die Nadel im Heuhaufen.“ Erhobenen Hauptes schritt die Cleanerin die Stufen nach unten. Guillermo sah wieder auf Mick hinab. „Wir könnten jetzt wirklich deine Hilfe gebrauchen, Alter…“, murmelte er und legte eine Hand auf den Deckel der Kühltruhe, aber Mick bewegte sich nicht. Ein tiefes Aufseufzen verließ die Lippen von Guillermo, als er sich abwandte und der Cleanerin nach unten folgte. Sie war bereits im Begriff zu gehen. „Wissen wir wo Josef steckt?“ “Nein.“ Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss und zurück blieben Guillermo und Logan. Wo steckte Josef? Hatte er vielleicht sogar etwas mit den Übergriffen auf die Sterblichen zu tun? Das passte nicht ins Bild. Sein Verschwinden, die Attentate. All das wollte sich nicht Recht in Einklang bringen lassen, weshalb sich die Ratlosigkeit in beiden Gesichtern abzeichnete. „Was machen wir jetzt?“, fragte Logan nach und warf einen Blick auf seinen Monitor, der gerade verschiedene Dinge analysierte. „Uns abwechseln. Einer von uns ruht, der andere wacht.“ „Das ist alles?“ “Vorerst ja. Wir können nur hoffen, dass sich Mick in der Dunkelheit nicht noch mehr verliert, sondern wieder zurückfindet. Wir brauchen ihn hier um gegen das, was unsere Freunde umbringt zu bestehen.“, raunte Guillermo und massierte sich kurz die Schläfe. „Du übernimmst die Nacht- und ich die Tagschicht.“ Logan rieb sich über den Nacken und nickte schließlich und sah seinem Freund nach, der sich nun zum rasten zurück zog. Hier saß er also. Alleine in der Wohnung von Mick St. John und versuchte irgendwelche brauchbaren Informationen zu finden. Eine ganze Weile saß er schweigend vor seinem Laptop, als ihm ein süßlicher Duft nach Kokos in die Nase stieg. Er sah sich kurz um, zuckte mit den Schultern und konzentrierte sich auf die Arbeit. Den Schatten, der die Stufen hinauf huschte entzog sich vollkommen seiner Kenntnis. Seine Vampirsinne waren wohl nicht die Besten. Kapitel 5: I. Señorita Vampírica - 05. Kapitel: Du schon wieder... ------------------------------------------------------------------- I. Episode Señorita Vampírica 05. Kapitel: Du schon wieder... Es klopfte. Mick hob seinen Blick und sah sich in seiner privaten Hölle um. Nur die Dunkelheit umgab ihn und hin und wieder leuchtete Beth Gesicht fast schon magisch vor seinem inneren Auge auf. Es klopfte erneut. Der Vampir zog seine Augenbrauen zusammen und ließ seinen Blick schweifen, aber nichts außer die unendliche Schwärze war zu erkennen. Das Pochen wurde lauter und eindringlicher. Mick schluckte und hob seinen Blick. Es kam von Oben, aber da war nichts. Gar nichts, nur die dunkle Leere. Aber was verursachte dieses Geräusch. Da war es schon wieder. Langsam wurde Mick unruhig, weshalb er sich langsam erhob. „Was ist das?“, fragte er langsam genervt von dem Pochen, das nun zu scheinen Schaben wurde. Die Realität rief ihn. Laut und unnachgiebig, aber er wusste nicht ob er wirklich wieder in eine Welt voll Verderben und Leid zurück kehren wollte. Lieber blieb er hier in seinen Schmerzen zurück, das war mit der Zeit erträglicher, als immer wieder aufs Neue verletzt zu werden. Ein eigenartiges Trippeln, fast so wie Regen, der auf Wasser prasselte, erfüllte seine Stille. Öffne deine Augen.... Es war nur ein leises Wispern einer melodischen, warmen Stimme, die an sein Ohr drang. Er sank wieder auf seine Knie, doch das Kratzen ließ ihn hoch wirbeln. Penetrant und nervig. Unnachgiebig und laut! Er fühlte sich gestört in seinem eigenen Unterbewusstsein. St. John.... Jemand rief nach ihm. Freudig und auch ein wenig stichelnd. Er rappelte sich auf und sah sich erneut um. Was war das? Eine schemenhafte Gestalt, die in seiner Dunkelheit wie eine graue Figur wirkte. Nachts sind alle Katzen grau... aber wer war das? Er tat einen Schritt in die Richtung und hörte wieder diesen melodischen Ton, eine unglaublich anziehende und wohltuende Stimme. „Öffne deine Augen, St. John...“ „Wer bist du...?“, fragte Mick leise und hob mit Mühen sein Bein. Wie gelähmt fühlte er sich an, während er sich auf die Gestalt zu bewegte. Schon wieder dieses Klopfen, gefolgt von dem Scharren. Eine Gänsehaut jagte über seinen Rücken, als er nach einer schier endlosen Ewigkeit die Gestalt erreichte. „Beth...?“, fragte er und legte seine Hand auf die Schulter der Silhouette. Sie drehte sich um. „Du?!“ Just in dem Moment riss Mick seine Augen auf und starrte auf die Glasscheibe seiner Kühltruhe, mitten in ein paar großer brauner Augen! Da lag sie! Die Vampirin! Ohne auch nur ein Anzeichen einer Scheu zu haben lag sie mitten auf seiner Truhe, die Ellebogen locker abgestützt und den Kopf darauf gebettet. Immer wieder kratzte sie mit den Fingernägeln über das Glas, das gerade die einzige Grenze zwischen Mick und ihr war. „Hola...“, raunte sie ihm zu und wirkte belustigt über Micks schockierten Gesichtsausdruck. „... ich dachte ich schau mal vorbei...“ Ihr spanischer Akzent war deutlich, aber das war es nicht, was Mick irritierte. Sie lag hier und wirkte dabei so vollkommen konträr zu dem, was sie bisher vermittelt hatte. Dieser Vampir war ein eiskalter Killer! Aber ihre braunen Augen strahlten so viel Wärme und Geborgenheit aus. Mick brauchte Zeit um sich zu sammeln. Mit zusammengebissenen Zähnen brachte er nur ein ‚Du!’ heraus. „Das hatten wir schon, Love.“, kommentierte die Vampirin belustigt und wackelte ein wenig mit ihren Füßen. „Wir werden uns schon bald wieder sehen St. John, aber dazu musst du dich erstmal aus dieser Truhe bewegen. Nicht das du da drinnen noch ein paar Erfrierungen bekommst. Wäre ja auch zu schade.“, grinste sie breit und drückte einen Kuss auf die Glasscheibe. Mick versuchte seinem Körper zu befehlen aufzustehen, aber er war noch zu gelähmt. Der Zorn brodelte in ihm, als sich die Frau von der Kühltruhe schwang. „Bis bald, Love!“, rief sie ihm kichernd zu und verschwand aus seinem Blickfeld. Mick stieß seine Truhe auf. Eine Tür wurde zeitgleich aufgerissen. „Mick! Was ist ...?“ Logan, der in dem Moment die Spanierin im Fenster erblickte. Ihre vollen Lippen zierte ein Lächeln, als sie den beiden Männern einen Handkuss zukommen ließ und einfach so aus dem Fenster sprang. Micks ganzer Körper fühlte sich noch wie gelähmt an. Dennoch taumelte er auf das Fenster zu. „Das war sie ....!“, stieß er heißer aus. „Die Mörderin.“ Logan war sogleich an seiner Seite und sah ebenso wie Mick hinunter. Im Schatten der Nacht war sie verschwunden. So lautlos und leise wie eine Katze... Micks Sinne waren noch benebelt, als er sich auf dem Fenstersims abstützte und versuchte seine Gedanken zu ordnen. Er schluckte ein paar Mal schwer und brachte mühsam ein paar Worte zu Stande. „Wo ist Josef...“ Stille. „Logan. Wo ist Josef.“ Der junge Vampir rieb sich einmal über den Nacken. „Ich weiß es nicht. Keiner weiß es. Nicht mal die Cleaner.“, klärte er St. John leise auf. Langsam. Nur ganz langsam schienen die Lebensgeister in ihm wieder zu erwachen, während er hinaus auf die Kulisse der Stadt starrte. Logan konnte nicht leugnen, dass er dieser Vampirin, die nach Kokos roch, irgendwie dankbar war, denn ihr war es zu verdanken, das Mick endlich wieder Kommunikationsbereit war. Umgeben von einem eigenartigen Rauschen riss er abrupt die Augen auf. Stoßhaft hob und senkte sich seine Brust, während er das erste Mal in seinem langen Leben als Vampir unendliche Schmerzen hatte. Da lag er nun. Irgendwo in der Kanalisation und hörte die Mäuse und Ratten trippelnd herumlaufen. Ein eigenartiger Geruch stieg ihm in die Nase, doch der Schmerz lähmte ihn. Keinen Zentimeter schaffte er es sich zu bewegen, nur ein qualvolles Stöhnen drang über seine Lippen. Irgendwo plätscherte leises Wasser und hier und da brach eine vorübereilende Ratte das bisschen Licht, das durch den Gullideckel zu ihm hinein fiel. Er war nicht amüsiert, absolut angeekelt und mit der Gesamtsituation total unzufrieden! Mit einem schweren Keuchen tasteten seine Finger über seine Seite, bis sie das übel des Schmerzes gefunden hatten. Nur ein kleines Loch, das seinen Bauch durchbohrt hatte, aber es reichte aus um ihm diese Qualen zu bereiten. Eine kleine, silberne Kugel! Warum Silber? Warum nicht irgendein Metall, das ihn nicht störte. Er – Josef Kostan persönlich – fühlte sich wie ein verdammter Anfänger! Angeschossen von einer silbernen Kugel war er dazu verdammt sich kaum noch bewegen! Es grenzte fast an ein Wunder, dass er dem Angreifer entkommen war, auch wenn sich Josef nach wie vor nicht sicher war, ob er davon so begeistert sein sollte. So schön hatte die Nacht begonnen. Wobei. Erst hatte sie furchtbar begonnen, denn er musste einer Verbrennung einer Vampirin beiwohnen. Absolut gefrustet war er wenige Stunden nach Hause gekommen und da war sie: Simone. Eine unglaubliche Frau, die es tatsächlich vollbracht hatte, sein Herz zu erobern. Seit Jahren hatte er sich nicht mehr so hingezogen zu einem weiblichen Geschöpft gefühlt und so folgte eine absolut angenehme Nacht. Aber der Anruf eines Geschäftspartners hatte alles verändert. Nur für ein paar Sekunden war er nicht im Zimmer, doch das hatte dem Täter schon gereicht. Er hatte Simone mehr oder weniger in der Luft zerrissen. Schnell und schmerzlos, was der einzige Trost für Josef war. Auch wenn er dem Angreifer entkommen war, so milderte das nicht seine tiefe Trauer, die er in diesen Stunden empfand. Eher im Gegenteil. Der Anblick von ihrem Leichnam hatte sich in sein Gedächtnis eingebrannt. Kurze Zeit wanderte sein Blick ins Leere, als er eine Bewegung im Augenwinkel bemerkte. Mühsam drehte er seinen Kopf in die Richtung und sah mitten in das Gesicht einer fetten, großen, hässlichen Ratte. Josef drehte sich der Magen um, als ihm dieses Tier stattdessen im Gesicht herum schnupperte. „Wäh ...“, raunte er noch, bevor er ein bisschen Kraft sammelte. Ein Knurren drang über seine Lippen, als er die Zähne fletschte. Sogleich ergriff die Ratte die Flucht und zurück blieb Josef, dessen Finger durch seine Wunde tasteten, in der Hoffnung, die kleine Kugel bald zu finden. Immerhin wollte er nicht Zeit seines Lebens als Untoter in einem Abflussrohr liegen, nur weil ihn keiner fand und er sich dank der Silberkugel kaum bewegen konnte. Wieder bemerkte er einen kleinen Schatten im Augenwinkel, weshalb er seinen Blick langsam dorthin wandern ließ. „Du??“ Erschütterung machte sich in seinem Gesicht breit, denn anders als erwartet stand dort keine, große, fette, hässliche Ratte, sondern eine kleine, dünne, wunderhübsche Frau... Kapitel 6: I. Señorita Vampírica - 06. Kapitel: Wiedersehen macht (Un)freude ----------------------------------------------------------------------------- I. Episode Señorita Vampírica 06. Kapitel: Wiedersehen macht (Un)freude „Was willst du hier?“, fragte er nach und konnte dabei nicht wirklich dieses dringende Bedürfnis zu fliehen nicht einfach verdrängen. Eine sinnvolle Alternative dazu war der direkte Angriff, aber auch das fiel aus, denn aufgrund des lähmenden Silbers in seinem Körper, konnte er schon froh sein, wenn er ein bisschen kriechen konnte. Der Zorn stieg in Josef auf, als er unvermittelt in die Richtung des weiblichen Geschöpfes blickte. „Ich habe eine Botschaft für Mick.“, klärte sie ihn ruhig auf und trat mit einem Hauch von Belustigung im Blick auf Josef zu. „Verzeih mir, wenn ich das sage, aber ich bin nicht in der Postbotenbranche tätig.“ “Josef, Josef, Josef...“, raunte sie und hob tadelnd ihren Zeigefinger. „Du solltest in deiner Position nicht frech werden.“ Der am Boden liegende Vampir schürzte seine Lippen. „Galgenhumor, Darling.“ Sie hob ihre geschwungene Augenbraue und blieb nun unmittelbar vor Josef stehen. Kalt und ruhig lag ihr Blick auf dem Vampir, der ihr gerade auf Gedeih und Verderb ausgeliefert war. Oh wie sehr sie diese Schmach in seinen Augen liebte. Genau so hatte sie ihre Beute am liebsten. Willig und unterwürfig. Sogleich schlich sich ein kleines Lächeln auf ihre vollen Lippen. „Wirst du mir nun zuhören, oder muss ich erst zu anderen Mitteln greifen?“, fragte sie nach und ging dann langsam in die Hocke. Die ganze Zeit über ruhte der Blick aus Josef moccabraunen Augen auf der jungen Frau, wobei das Alter in ihrem Fall wohl mal lieber dahin gestellt werden sollte. Sie war einfach nur jung geblieben. „Habe ich denn eine andere Wahl?“, wollte er zähneknirschend wissen. „Die hast du in der Tat, aber ich schätze sie dürfte dir nicht sonderlich gut gefallen, Josef. Deine Alternative lautet sterben…“, klärte sie ihn mit einem kleinen, süffisanten Grinsen auf. „Du vergisst, dass ich bereits gestorben bin, oder täusche ich mich da?“ „Oh, dann lass mich genauer werden.“ Sie beugte sich zu ihm hinab und flüsterte ihm kühl ins Ohr. „Ich werde deine Existenz auslöschen und das nicht auf die nette, zarte Art und Weise.“ Josef sog die Luft ein. „Gut, dann sprich. Was soll ich Mick ausrichten.“ Freudig erhob sich die Frau mit den kurzen Haaren, aber dem elfengleichen Auftreten. „Sag ihm, er wird in Frankreich am Hofe erwartet und sollte er zu lange auf sich warten lassen, wird ein Lebewesen nach dem anderen ausgelöscht, das ihm besonders nahe steht. Es ist nicht von Bedeutung ob Mensch oder Untoter. Sag Mick: ER will ihn sehen.“ Sie machte auf dem Absatz kehrt. „Wer ist ER?“, fragte Josef irritiert. „… Moment, du willst mich hier jetzt nicht allen Ernstes liegen lassen oder? Wir hatten einen Deal, Darling?!“ Seine Verwirrtheit wich dem Zorn und für einen Moment wünschte er sich nichts sehnlicher, als aufzuspringen um ihr den Hals umzudrehen. Ihre Forderung und ihre Botschaft warfen so unendlich viele Fragen auf, doch keine davon wurde auch nur gestellt, denn sie verschwand nur mit einem letzten, amüsierten auflachen. „Frauen…! Wie soll ich Mick etwas ausrichten, wenn ich mich kaum noch bewegen kann?“ Wo war der Pfahl, der ihn wenigstens komplett lähmte? Hier rum zu liegen war einfach nur erbärmlich. Sein Blick heftete sich an eine vorbeihuschende Ratte. „Na… alles klar? Du kannst nicht zufällig einen auf Lesie machen oder?“ Seine Hand lag noch immer auf seinem Bauch, als er langsam mit einem Finger nach der Kugel zu suchen begann. Irgendwie musste er hier ja raus kommen und wenn er nicht auf die Hilfe von ihr zählen konnte, dann musste er sich einfach auf sich alleine verlassen. „Coraline, du verfluchtest Miststück, ich schwör dir, dass wirst du büßen…“, rief er in die Stille, doch nur hier und da fiepte eine Ratte als Antwort. Mick wanderte die Stufen in seiner Wohnung hinab und sogleich bemerkte er Guillermo, der in der Küche auf der Ablagefläche hockte. Logan, der Mick folgte wirkte etwas irritiert. „Wolltest du dich nicht eine Weile ausruhen?“ Der Spanier zuckte mit seinen Schultern. „Scheinbar kann man dich ja nicht alleine lassen.“ Die beiden Vampire funkelten einander kurz an, ehe Guillermo sich an Mick wandte. „Ich dachte schon, du wachst gar nicht mehr auf.“, stellte er staunt fest. „Warum?“ „Du hast gewirkt wie tot…“ „Oh glaub mir, ich würde mir wünschen zu sterben, aber scheinbar ist mir nicht mal das gegönnt.“ Er verzog sofort sein Gesicht als er an das Ende dachte. Den Tod! Eiskalt hatte er seine Fänge nach Beth ausgestreckt und sie an sich gerissen. Nach wie vor konnte er das nicht wirklich begreifen, aber dafür war ihr Ende noch zu Nahe. Er warf einen Blick auf die Uhr. Bald waren es 24 Stunden. „Wo ist Josef?“, fragte er leise nach und öffnete sein geheimes Kühlfach um sich einen Beutel Blut heraus zu holen. Guillermo und Logan tauschten einen kurzen Blick. „Wir wissen es nicht und du solltest aufhören so zu reden Mick. Wir brauchen dich hier…“ Micks dunkle blaue Augen, die heute fast an ein schwarzes Gewässer erinnerten wanderten hinüber zu seinem guten Freund. „… niemand braucht mich, denn ich habe versagt, Guillermo. Sie ist gestorben und das meinetwegen oder hast du nicht auch gerochen, was sie geholt hat.“ Ein Seufzen des anderen Vampires folgte. „Natürlich habe ich das, aber das ändert doch nichts daran, dass wir dich hier brauchen. Es gibt noch andere, denen du etwas bedeutest und ebenso deine Freude, die du brauchst. Ich weiß, du spielst gerne den einsamen Wolf, aber so alleine bist du gar nicht und jetzt trink etwas und versuch wieder einen klaren Kopf zu bekommen.“ St. John knirschte mit seinen Zähnen. „Weißt du was ich mich frage.“ Aufmerksam und fragend zugleich nickte Guillermo in seine Richtung. „Ich frage mich, wie es ist puren Alkohol zu trinken. Irgendeine Wirkung muss doch selbst dieser auf den Vampirorganismus haben.“ „Wenn du dich betrinken willst, dann gerne, Mick, aber zuerst solltest du Josef suchen, ansonsten machst du dir nur irgendwann Vorwürfe, dass du deinen besten Freund im Stich gelassen hast.“ Mick schürzte seine Lippen und betrachtete Guillermo eine lange Zeit. Dieser wich kein bisschen unter seinem mahnenden Blick zurück. Irgendwie musste er Mick wach rütteln, damit er wenigstens etwas zu Sinnen kam, auch wenn das in seinem momentanen Trauerzustand fast unmöglich schien. Schweigend wanderte Mick in sein Wohnzimmer und schaltete den Fernseher ein. Logan und Guillermo sahen einander irritiert an und folgte ihm schließlich. „Mick?“, fragte Guillermo. „Oh Twillight…“, stieß Logan auf und schon saß er neben Mick auf dem Sofa. „… Vampire, Liebe, Werwölfe und mehr.“ „Liebe…“, blies Mick leise aus und seufzte tief. „Jaha, ein kleiner Vampir, der unbedingt ein Mädel aussaugen will, sich aber stattdessen in sie verliebt und schwängert… der Werwolf ist dagegen, weil er die Kleine will, aber letzen endlich verliebt er sich in das Kind. So nee kleine halbe Vampirin…“ Micks Blick ruhte auf Logan, bevor er sich auf den Bildschirm richtete. „Er glitzert…“ „Das passiert Vampiren, wenn sie in die Sonne gehen.“, klärte Logan ihm auf und sofort seufzte Mick tief. Der Bildschirm des Fernsehers wurde schwarz. „Suchen wir Josef… solch ein Unsinn verstärkt meine Qualen in dieser Hölle nur noch.“ Guillermo grinste breit, während Logan ein wenig betroffen zum Fernseher blickte. „Aber wir hätten doch ein kleines bisschen schauen können…“, versuchte er dann zu retten. „Beweg dich Logan!“ Er salutierte und folgte Mick nach draußen. Tiefe Ringe unter den Augen prägten sein Aussehen und ebenso wirkte seine Statur seltsam geduckt. Seine Schultern hingen schlaf nach unten und seine Augen hatten jeglichen Glanz verloren. Ohne noch etwas zu sagen ließ er sich auf den Beifahrersitz von Guillermos Wagen sinken. Logan nahm auf dem Rücksitz Platz. „Wer war der Vampir in deiner Wohnung?“, wollte Guillermo schließlich wissen, als er los fuhr. „Ich habe keine Ahnung.“, antwortete Mick wahrheitsgetreu und erinnerte sich augenblicklich wieder an das wunderhübsche Gesicht und diese warmen Augen. „Aber sie war bei Josef Wohnung und ihr Geruch scheint mich geradezu zu verfolgen. Wenn du mich fragst hat sie etwas mit den Angriffen zu tun.“ Mick wirkte nachdenklich und kratzte sich leicht am bärtigen Kinn, während sich sein Blick in den dunklen Straßen verlor, die sie durchquerten. Die Sonne zeigte ihre ersten paar Strahlen an diesem Morgen. Gestern noch war sein Leben perfekt, doch heute lag es in Scherben vor ihm und er wusste nicht, wie er jemals wieder geheilt werden konnte. „Aber warum war sie dann in deiner Wohnung, ohne dich anzugreifen?“ Logan meldete sich von hinten zu Wort. „Sie hat Dornröschen aus seinem Schlaf erweckt. Aber was sie damit bezwecken wollte, kann ich dir nicht sagen…“ Micks Hände wanderten in seinen Nacken. „Ich weiß es auch nicht, aber irgendwas scheint sie von mir zu wollen, ansonsten hätte sie schon mehrmals die Chance gehabt, mich einfach so zu töten.“ Stille. Was wollte diese rätselhafte Frau von Mick? War sie eine Bedrohung und wenn ja, wie konnten sie diese Latina stoppen? Bislang konnte Mick sie nicht mal finden und das machte ihm noch mehr Sorgen. Es schien fast so, als könne er sie nur riechen, wenn sie auch von ihm gefunden oder gerochen werden wollte… Kurz vor Josef Residenz kam der Wagen zu stehen und aus stiegen drei überaus schweigsame Vampire. Jeder hing gerade seinen eigenen Gedanken nach. Noch immer prangte das gelbe Absperrband direkt vorm Eingang von Josef Villa, aber das war es nicht, wohin Mick sah. Stattdessen starrte er in Richtung seines Autos, das noch immer an seinem Platz stand und mittlerweile einen Strafzettel kassiert hatte. „Ach hier hast du geparkt...“, stellte Guillermo fest und strich sich über seinen Nacken. „Der Motor fehlt.“ “Ernsthaft.“ Logan wirkte durchaus interessiert und schlurfte sofort in die Richtung, um die Motorhaube zu öffnen. „Für mich sieht das alles ganz normal aus, aber du solltest mal das Öl wechseln.“ Mick zog seine Augenbrauen zusammen und trat an seine Seite. „Wie ist das möglich...“ Logan hob seine Schulter. „Ich bin kein Mechaniker.“ Mick seufzte auf und strich sich mit mattem Blick durch die Haare. Er fühlte sich noch immer nicht wirklich anwesend, sondern nach wie vor gefangen in der Dunkelheit. „Wir müssen Josef finden.“ Die beiden anderen Vampire seufzten auf. Diese Information war keine wirklich neue. „Du bist doch der Privatdetektiv.“, murmelte Logan und lehnte sich gegen Micks Auto. Mick massierte sich mit zwei Fingern seine Schläfe und warf einen Blick zu Residenz von Josef. „Ich bin der Vampirin gefolgt. Durch eine Seitenstraße.“ Kurz nur zögerte er, bevor er los rannte. Nur kurz bemerkte er einen feinen Lufthauch, der so verführerisch nach Kokos duftete, aber schon beim nächsten Augenaufschlag war dieser wie weggewischt. Mick knirschte mit den Zähnen, bevor er ganz leicht seine Eckzähne entblößte. Guillermo warf ihm einen nervösen Blick zu. „Was ist?“, fragte er ganz leise nach. „Sie war hier... sie beobachtet mich.“ „Wer?“ Logans Augen blitzten freudig. „Die Vampírica” “Seit wann sprichst du spanisch?”, fragte Guillermo nach. Mick schwieg und starrte düster in die Seitenstraße hinein, während sich seine beiden Freunde gerade köstlich über die Latina amüsierte. Ihm jagte jedes Mal aufs Neue ein Schauer über den Rücken, wenn er auch nur an die Gegensätze dachte, die sie in sich vereinte. Schweigend setzte er sich wieder in Bewegung und sofort waren die beiden Männer an seiner Seite. Auch wenn es ihm jetzt noch nicht klar war, aber er hatte in dieser düsteren Welt zwei Freunde gefunden, die wohl unterschiedlicher nicht mehr sein konnte. „Hier.“, sagte Mick mit einem Mal und machte abrupt Halt. Er sog die Luft ein und versuchte irgendeinen bekannten Duft zu entdecken, doch da war nichts... oder vielleicht doch. Seltsam vertraute Fäulnis, die er aber nicht bewusst zuordnen konnte. Noch einmal roch er die klare Nachtluft, wobei klar in Los Angeles immer im Auge des Betrachters lag, schließlich schien sie zu 90 Prozent aus Abgasen zu bestehen! Was die Vertrautheit in dem Geruch auslöste, ließ sich nicht beschreiben, aber schon im nächsten Moment stieg ihm noch ein anderer Duft in die Nase. Leise knirschte er noch immer mit seinen Zähnen und schritt auf einmal los. Die anderen beiden Vampire konnten ihm einfach nur folgen, bis sie es erreicht hatten. Einen Gulli – ohne Deckel. „Du willst doch da nicht etwa runter?“, fragte Logan sofort und verzog angewidert das Gesicht. „Angst?“, fragte Guillermo und sprang Mick hinterher, der sich ohne ein Wort hinab in die Welt der Kanalisation begeben hatte. „Nein, aber da sind Ratten. Ratten sind ... verdammt eklig ...“ Ihm schauderte. Unruhig hüpfte er von einem Fuß auf den anderen, bevor er seinen beiden Gefährten folgte, wenngleich seinen Lippen ein Laut des Ekels entkam. Kapitel 7: I. Señorita Vampírica - 07. Kapitel: Silber ------------------------------------------------------- I. Episode Señorita Vampírica 07. Kapitel: Silber Schon als Logan den Boden in der Kanalisation berührte wurde ihm vollkommen übel. Überall liefen kleine, eklige Ratten durch die Gegend und dementsprechend verstärkte sich der ekelige Geruch hier unten noch weiter. Er stieß einen würgenden Ton aus und schüttelte sich einmal, bevor er sich auch schon in Bewegung setzte und dabei seinen Blick starr auf den Boden richtete. Er wollte einfach nicht sehen, wie es um ihn herum aussah, aber er konnte auch darauf verzichten die anderen zu verlieren. Guillermo und Mick waren bereits ein ganzes Stück voraus und hatte anders als Logan so gar kein Problem mit dem Ort, an dem sie sich gerade befanden. „Kommst du jetzt endlich?“, tönte Guillermo und konnte sich ein süffisantes Grinsen nicht länger verkneifen. Das Gesicht von Logan war auch wirklich zu komisch. So wartete der eine auf den anderen Vampir, als Mick an einer Weggabelung ankam und sofort entdeckte, wonach er gesucht hatte. „Josef...“ Ein schmerzliches Lächeln umspielte seine Züge, als er die letzten paar Meter überbrückte und vor ihm stehen blieb. „Du bist es...“ Josef grinste breit und machte keine Anstalten aufzustehen. Wie auch, er war gelähmt vom Silber. “Wer sonst sollte dich finden, Dad?“ Auch in Anbetracht seiner Situation konnte er sich diesen kleinen scherzenden Ausspruch nicht verkneifen. Auf diesen griff er seit seiner Wiederverwandlung durch Josef immer wieder zurück. Dieser verzog nur leicht das Gesicht und verkniff sich diesmal empörte Worte. „Deine Ex-Frau beispielsweise.“ Micks Gesichtszüge verhärteten sich augenblicklich. „Coraline?“, stieß er atemlos hervor. „Ja... sie hat eine Botschaft für dich, aber wie wäre es, wenn du mir jetzt erstmal hilfst, ich komm mir so schrecklich gedemütigt vor.“, murrte Josef vor sich hin und warf einen prüfenden Blick zu seinem besten Freund, dessen Gesichtszüge heute seltsam verhärtet waren. Oh, Josef ahnte noch nicht, welch schweren Verlust Mick hatte ertragen müssen. Vielleicht sogar noch um Vieles schlimmer, als der Verlust von Simone, der noch immer durch Josef Kopf spuckte. „Was hat sie gesagt?“, fragte Mick unvermittelt und ging vor Kostan in die Hocke. Er besah sich die Wunde am Bauch, wagte es im ersten Moment gar nicht ihn zu berühren, sondern versuchte nur die Quelle der Blutung auszumachen. Es gab nicht vieles, was einen Vampir so lähmen würde, wie es bei Josef jetzt der Fall war. Drum lag es klar auf der Hand, dass es sich hier gerade um Silber handelte. Er zog leicht die Augenbrauen zusammen und knirschte mit seinen Zähnen, als Josef zwar seinen Mund öffnete, aber nichts sagte. Schweigend starrten die beiden Vampire einander an, ehe ein Ausruf des Ekels die Stille unterbrach. „Wisst ihr was, ihr könnt das auch wann anders besprechen, denn ich will hier raus!“ Logan hatte sich übergeben, als ihm eine Ratte über die Füße spaziert war. Guillermo amüsierte sich zwar gerade köstlich, aber er pflichtete ihm mit einem kleinen Nicken bei. „Wir sollten das wirklich wo anders klären, nicht dass wir hier noch andere unliebsame Bekanntschaften machen.“ Mick schien zwar alles andere als begeistert, aber er ordnete sich schließlich der Allgemeinheit unter. Schweigend schob er seine Hände unter die Arme von Josef und hob ihn bereits hoch. Logan klemmte sich die Beine von Josef unter die Arme und so konnte es mit dem gelähmten Vampir auch schon in Richtung Ausgang los gehen. „Hast du jemals eine Silberkugel entfernt?“ fragte Mick leise in Guillermos Richtung. „Bislang noch nicht und ich bin mir auch nicht sicher, ob wir hier alle dazu so einfach in der Lage sind. Sicher, wir können Silberbesteck anfassen, aber … ich weiß nicht ob aufgeplatztes Kugelsilber nicht eine andere Wirkung auf uns hat.“ Ein Gedanke der Mick natürlich nicht zusagte. „Mir egal, wer die Kugel raus holt, solange es jemand macht.“, zischte Josef, dessen Grat der Scham gerade noch weiter anstieg. Er kam sich einfach so schrecklich lächerlich vor und drum ließ er keinen Zweifel daran offen, dass er unglaublich genervt war. Das wurde auch nicht besser, als sie alle schwiegen und auch im Auto keinen vernünftigen Vorschlag bezüglich der Behandlung von Josef fanden. Schließlich lag der Vampir auf Micks Sofa und bekam einen kleinen Blutcocktail. Guillermo und Mick diskutierten in der Küche und Logan schaltete den Fernseher ein. Wie gut das Mick einen Festplattenrekorder hatte. So konnte er gleich eine Runde Twillight anschauen. „Ist das dein ernst?“, fragte Josef erschüttert nach. „Du kannst mich ja daran hindern, wenn dir das Programm nicht passt.“ Für ein paar Sekunden herrschte Stille zwischen dem alten und den überaus jungen Vampir. Sie starrten einander einfach nur an. „Okay… ich schalt um…“, murmelte Logan schließlich kleinlaut und fand einen Sender mit Nachrichten. Dieser berichtete gerade über eigenartig viele Tote in der Stadt Los Angeles. „Hey, habt ihr das schön gehört?“, fragte Josef laut in die Richtung der Küche. „Ja…“, kam es monoton von Beiden. Mick war zwar noch nicht das Ausmaß dieser kleinen Angriffsreihe bewusst, aber es war ihm im Moment auch egal, immerhin hatte er das einzige menschliche Wesen verloren, das ihm etwas bedeutet hatte. „Mick?“, fragte Josef mit einem Mal: „Warum rufst du nicht einfach Beth an? Sie ist ein Mensch und kann mir die Kugel sicher ohne Probleme raus holen und ich will dieses Teil endlich los werden!!“ Nur dann konnte er sich endlich auf die Jagd begeben und nach dieser dürstete es ihn geradezu. Logan schluckte schwer. „Beth ist tot….“, flüsterte er ganz leise und warf einen Blick über seine Schulter. Da stand er. Mick. In dessen Augen sich die Trauer nur so widerspiegelte. Schwer verletzt und zutiefst getroffen ließ er seinen Kopf senken. Josef richtete sich etwas auf, starrte ihn an. „Tot?“, wiederholte er krächzend, kaum dazu in der Lage den unendlichen Schmerz aus Micks Augen aus zu halten. „Tot.“, bestätigte Mick und machte kehrt. Er wanderte hinaus auf den Balkon und blickte über die Stadt, die gerade im wunderschönen Licht des neuen morgens erstrahlte. „… sie ist tot …“, murmelte er zu sich selber und begann langsam zu begreifen, dass sie wirklich nicht mehr war. Gerade lag Beth vermutlich in einem Leichenschauhaus und wurde einer Obduktion unterzogen. Er legte seine Hände auf dem Handlauf des Balkons ab und sah hinab in die Stadt. Sein Herz zog sich eiskalt zusammen, während er an das letzte kleine Lächeln dachte, das sie ihm geschenkt hatte. Nie hätte er gedacht, dass das ein Abschied für immer war, aber sie war unwiederbringlich ins Jenseits getreten. Es klingelte. Alle Vampire tauschten kurze Blicke miteinander, aber Mick blieb auf dem Balkon. „Mick … da ist jemand an der Tür.“ Es kam keine Antwort, weshalb Guillermo nur einmal schluckte und sich auf den Weg zum Eingang machte. Dabei warf er einen kurzen Blick zu Josef. „Versteck deine Verletzung, ansonsten kippt mir irgendein Ahnungsloser um.“ Josef deckte sich maulend zu und sah dann genauso gespannt Richtung Eingang. Nur Logan hatte sich ungewohnt verkrampft. Er mochte keinen Besuch. Doch es klingelte erneut. Guillermo öffnete langsam – und noch ein wenig skeptisch – die Tür und blickte in zwei vertraute Gesichter… Kapitel 8: I. Señorita Vampírica - 08. Kapitel: Alarmierende Neuigkeiten ------------------------------------------------------------------------- I. Episode Señorita Vampírica 08. Kapitel: Alarmierende Neuigkeiten „Wo ist Mick?“, fragte ein junger Mann und schob sich ohne Umschweife an Guillermo vorbei, an seiner Hand eine junge Frau. Allerdings war das jung im Bezug auf die Beiden eher relativ. Sie waren Vampire! Im Mafiakonflikt der 1930er in Chicago waren beide ein Opfer eines italienischen Vampirs geworden und das hatte die beiden Amerikaner seit dem miteinander verbunden. Tess war eine wunderhübsche Frau, die nur mit einem Augenaufschlag aus ihren azurblauen Augen einen Mann um ihre zierlichen Finger wickeln konnte. Schulterlange blonde Haare umspielten wild gelockt ihr feingliedriges Gesicht. Anmutig warf sie ihre Haare zurück und sah ein paar Sekunden Fragen in das verwirrte Gesicht von Guillermo, der die Anwesenheit der beiden Vampire wohl nicht einordnen konnte. “Er ist ... beschäftigt.“, erklärte der Spanier. Gabriel blieb stehen und tauschte einen kurzen Blick mit seiner Gefährtin. Er war mit ähnlichen Attributen gesegnet, wie seine Partnerin, nur war er um einiges maskuliner. Ein Dreitage Bart zierte das Gesicht des Mannes. „Ich kann ihn doch wahr nehmen, also womit ist er beschäftigt? Es gibt Probleme.“, sagte er fragend und lehnte sich etwas zurück. Dadurch konnte er einen Blick ins Wohnzimmer werfen. „Josef...“ „Gabriel...“ Kühle Distanz herrschte zwischen den beiden Vampiren. In den 80ern gab es zwischen den Zwei ein paar kleine Konflikte, die durch den Börsencrash am schwarzen Montag von 1987 noch verstärkt wurde. Seitdem gaben sich die Beiden keinerlei Mühe mehr einander freundschaftlich gegenüber zu stehen. „Dafür haben wir jetzt keine Zeit, Schatz.“, sagte Tess energisch und legte eine Hand auf den Unterarm von Gabriel. Seit mehr als 80 Jahren waren sie nun schon zusammen. Ab und an verbrachten die beiden die ein oder andere Woche getrennt voneinander, aber ihre Herzen gehörten zusammen, da waren sich die beiden Vampire sicher. „Wo ist Mick?“, fragte sie nochmal nach. Logan antwortete der Frau – in den überaus kurzen, weißen Kleid – freudig. „Er steht auf dem Balkon, aber ist glaube ich nicht gerade in der Lage mit euch zu reden.“ „In wie fern?“, wollte Gab wissen und verschränkte locker die Arme vor seiner Brust. Stille. Keiner der drei Männer wollte auf diese Frage antworten, weshalb Gabriel und Tess gleichzeitig aufseufzten. „Leute, ich habe keine Lust euch jedes Wort aus der Nase zu ziehen. Ich brauche Mick, also wenn nicht irgendwelche triftigen Gründe dagegen sprechen, dann würde ich jetzt sehr gerne mit ihm reden.“, erklärte Tess und trat einen Schritt in Richtung Balkontür. Guillermo schluckte, bevor er leise, nur flüsternd seine Stimme erhob. „Beth ist tot ....“ Verwirrung machte sich in den Gesichtern der beiden Neuankömmlingen breit und sie sahen einander an, ehe Gabriel reagierte. „Sicher, sie ist ein Vampir ... sie hat uns angegriffen!“ „Was?!“ Wie aus einem Mund stießen alle Drei gleichzeitig das Wort aus, dass wohl das blanke Entsetzen widerspiegelte. „Das kann nicht sein, ich habe ihre Leiche gesehen. Sie ist tot!“, beharrte Guillermo. „Dann hat sie einen überaus guten Doppelgänger, denn die Vampirin sah genauso aus wie Beth! Sie hätte Tess beinahe getötet und ich schwöre dir eines, wenn sie das nochmal versucht, wird sie wirklich tot sein!“, knurrte Gabriel. “Und jetzt hol Mick rein, ich hab mit ihm zu reden!“ Gabriel konnte seinen Zorn nicht länger verstecken! Beinahe hätte er an diesem Tag sein Gegenstück verloren und das nur, weil Micks Freundin im Blutrausch nicht mehr zwischen Freund und Feind unterschied. Guillermo hob beschwichtigend seine Hand. „Aber .... warum musst du deshalb mit Mick reden?“ „Wenn nicht er ihr Erzeuger ist, wer dann? Ein Macher darf seinen Schützling nicht alleine lassen und das hat er offensichtlich getan. Du weißt wie stark Neugeborene sind und sie wütet geradezu.“ Josef richtete sich mühsam auf. „Komm wieder runter, Gabriel, Mick ist nicht ihr Erschaffer. Er hätte das nie getan und im Moment trauert er, weil er glaubt sie ist gestorben.“ Tess strich sanft über den Unterarm ihres Liebsten und nickte in Josef Richtung. „Was ist mit dir los?“, fragte sie nach. „Silberkugel irgendwo zwischen meinen Gedärmen und die ganzen Angsthasen trauen sich nicht, diese zu entfernen.“, klärte er Tess auf. „Männer...“, murmelte sie und übernahm dann das Kommando. „Gabriel, du kommst erstmal wieder runter und wartest hier auf mich, Logan ... mach dich nützlich und organisier uns was zu Trinken, Guillermo, du kannst mir helfen die Kugel zu entfernen. Ich brauche eine Pinzette, heißes Wasser und sterile Tücher.“ Somit landete ihr dünnes Jäckchen über der Sofalehne und sie setzte sich neben Josef. „Widerreden sind sinnlos...“, murmelte Gabriel nur und ließ sich auf einen Sessel fallen. Drinks waren schnell organisiert, die Silberkugel aus Josef Körper entfernt und so saßen die fünf Vampire zusammen. Lange Zeit schwiegen sie sich einfach nur an, ehe Guillermo die alles entscheidende Frage stellt: „Wie wollen wir Beth finden und Mick das alles erklären?“ Ein Raunen ging durch die Gruppe und keiner war erpicht darauf zu antworten. Niemand wusste, wie es jetzt weitergehen sollte. Die Ereignisse schienen sich in den letzten Tagen zu überschlagen. „War Beth alleine?“, fragte Logan schließlich nach. „Ja, aber sie wurde aufgehalten, bevor sie Tess in die ewigen Jagdgründe schicken konnte..“ “Von wem?“ „Einer Latina. Flinke Vampirin, die Beth weggelockt hat. Aber das mit Beth, so was habe ich im Leben noch nicht gesehen und das will durchaus was heißen.“, murmelte Gabriel und strich sich nachdenklich über das beharrte Kinn und lehnte sich an seine Gefährtin. „Was meinst du damit?“, fragte Josef nach, der bereits das dritte Päckchen Blut geleert hatte. Langsam aber sicher kehrten seine Kräfte zurück. „Ihre Augen...“, flüsterte Tess. „Sie waren blutrot und sie war nicht dazu in der Lage zu sprechen, sondern wurde einfach nur angetrieben von der Gier nach Blut. Sie war unbremsbar und wie von Sinnen. Sie hat Gabriel gepfählt und mich angegriffen. Als sie mich angesehen hat, habe ich keine Spur von Menschlichkeit gesehen.“ Ein kleiner Schauer lief über ihren Rücken. „Wann war das?“, wollte Guillermo wissen. „Vor drei Tagen.“ „Das kann nicht sein. Ich habe Beth vor drei Tagen noch gesehen und damals war sie noch ein Mensch. Wo wart ihr vor drei Tagen?“ „In Chicago, aber das war Beth, Guillermo!“, behauptet Gabriel felsenfest. „Ich kenne Beth. Ich habe sie schon öfter gesehen und ich schwöre dir, dass das Beth war!“ Josef atmete tief durch. „Rein logisch betrachtet kann das nicht Beth gewesen sein, denn wir hatten zu dem Zeitpunkt einige andere Probleme und sie war hier in Los Angeles... aber bitte, gehen wir auf Nummer sicher. Guillermo, fahr mit Gabriel ins Leichenschauhaus und überprüft ob Beth wirklich dort ist. Logan, versuch mehr über die Latina und die Doppelgängerin von Beth rauszufinden...“ “Und wie?“, fiel Logan ihm ins Wort. „Mir vollkommen egal. Werde doch mal kreativ und jetzt los... wir können Mick das jetzt nicht erzählen, denn ansonsten schöpft er Hoffnung und wird doch nur noch tiefer verletzt. Tess ... könntest du...“ „Die feinfüllige Frau spielen?“, fragte sie grinsend nach und erhob sich auch schon. „Kein Problem. Überlasst Mick ruhig mir.“ Josef erhob sich mühsam vom Sofa. So langsam fühlte er sich wesentlich besser, auch wenn sich immer wieder Simones erschrockenes Gesicht aufdrängte. „Was machst du?“, fragte Guillermo interessiert. „Ich suche meine Kontaktleute auf und versuche genauso ein paar Informationen einzuholen... Coraline ist wieder hier.“ Das zweite Mal an diesem Tag erfüllt ein erschrockenes ‚Was??!’ den Raum. „Ja. Sie war hier, als ich in der Kanalisation lag. Irgendwer, für den sie arbeitet, will das Mick nach Frankreich kommt... aber das werde ich Mick erst mitteilen, sobald wir wissen was hier überhaupt los ist.“, erklärte Josef ruhig. „Wir müssen jetzt also so schnell wie möglich Bestätigung finden und dann entscheiden, wie wir im Bezug auf Coraline weiter verfahren.“ Ein stummes Nicken kam von den Vampiren und ebenso leise trennten sich die Wege. Nur Tess blieb zurück. Sie atmete schwer durch und schlüpfte aus ihren High Heels, bevor sie den schweren Weg zum Balkon antrat. Dort angekommen betrachtete sie den Vampir, der so tief in seinen Gedanken versunken war. „Hey Mick ...“, flüsterte die junge Frau und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Ich hab gehört was passiert ist und ich weiß wie du dich fühlst.“ Mick seufzte schwer auf. „Bist du dir sicher, dass du das weißt? Du hast Gabriel noch.“, sagte er ruhig und schloss seine Augen ein paar Sekunden, bevor sich sein Blick aus den betrübten blauen Augen auf ihn richtete. „Ja, ich habe Gabriel, aber ich habe schon oft Menschen und Vampire in meinem Leben verloren und ich weiß wie sehr es schmerzt. Aber Mick, irgendwann wird es besser. Das Gefühl Beth verloren zu haben wird nie verschwinden, es wird immer da sein, aber mit der Zeit wirst du damit leben können, glaub mir das.“, versuchte sie ihm leise zu erklären. „Ich will nicht mehr existieren, Tess.“, stieß er heißer aus. „Mick, sag so was nicht. Du hast hier Vampire und Menschen die dich brauchen und schätzen und die sich um dich sorgen. Du bist traurig und das ist auch vollkommen verständlich, aber bitte, mach nicht den Fehler alle von dir zu stoßen und dein Leben nicht mehr als wertvoll zu erachten. Du darfst das Leben nicht einfach so wegwerfen, denn das würde Beth nicht wollen.“ „Beth kann gar nichts mehr wollen. Sie ist tot...“ Tess seufzte schwer auf und legte ihren Arm fest um Mick, um sich ein wenig an seine Schulter zu lehnen. „In Ordnung, du willst gerade nicht reden, aber dann erlaube mir doch einfach, noch ein bisschen hier zu bleiben, um dir Gesellschaft zu leisten.“ Kaum merklich nickte Mick, während sein Blick weiterhin auf der Stadt ruhte, deren Dächer in der Sonne geradezu glitzerten. Kapitel 9: I. Señorita Vampírica - 09. Kapitel: Möge die Schlacht beginnen.. ----------------------------------------------------------------------------- I. Episode Señorita Vampírica 09. Kapitel: Möge die Schlacht beginnen Schweigend verweilte Tess eine ganze Weile bei Mick auf dem Balkon und überblickte das wunderschöne Panorama der Stadt, doch schließlich war es die Sonne, die sie nach drinnen zurück zwang. „Du solltest auch nicht so lange hier bleiben... das Sonnenlicht ist nicht gut für dich...“, murmelte Tess, konnte aber keine Reaktion von Mick erwarten. Die Tür fiel hinter ihr ins Schloss und Mick blieb in seinen tiefen, trüben Gedanken versunken zurück. Mick rieb sich immer wieder über seinen Hals. Immer fester und stärker, bis die Stelle immer roter wurde. Er brauchte irgendwas. Irgendein Gefühl, dass er noch am Leben war, denn ansonsten hatte er die Angst sich selbst in der Dunkelheit zu verlieren, doch es gelang ihm ganz einfach nicht. Nichts sehnlicher als sich selber verlieren wollte er in diesen schweren Stunden. Nie wieder aufwachen. Wäre er ein Mensch, wäre er womöglich einfach von dem Balkon gesprungen, doch als Vampir zu sterben war schwerer, vor allem wenn andere Vampire auf einen aufpassten. Eine kleine Falte hatte sich zwischen seinen Augenbrauen gebildet, während er finster hinaus auf die wunderschöne Stadt im Sonnenschein starrte. Noch eine ganze Weile schaute Tess in Richtung Balkon, ehe das klingelnde Handy ihre Aufmerksamkeit einforderte. „Gabriel. Seit ihr bei der Leiche?“ „Ja...“, ertönte die Stimme ihres Partners. „Und?“ „Die Tote ist Beth...“ „Sicher?“ „Absolut, Kleines.“ „Aber...“ Tess stutzte. „Wer war dann die Frau, die genauso ausgesehen hat wie sie?“ Am anderen Ende der Leitung herrschte Stille, nur ein leises, mahlendes Geräusch war zu hören. „Hör auf mit den Zähnen zu knirschen.“, mahnte Tess sogleich ihren Gefährten, der daraufhin nur einmal aufseufzte und ‚Du kennst mich viel zu gut’, murmelte. „Wir müssen also herausfinden, wer diese perfide Doppelgängerin war und das...“ Tess brach mitten im Satz ab, als ein eigenartiger Geruch in ihre Nase stieg. „Tess?“ „Tess?!“ „Schht... jemand ist in der Nähe…”, zischte die Vampirin und entblößte ihre Fangzähne. Ihr Blick wanderte hinüber zum Fenster. Mick stand dort noch immer absolut regungslos und schien von dem Geruch nichts wahr zu nehmen. “Tess?!“ Sie legte auf. Natürlich würde das bei Gabriel zur übertriebenen Sorge führen, aber irgendwas konnte Tess riechen. Binnen weniger Sekunden erklomm sie die Stufen, die hinauf in das zweite Geschoss von Micks Maisonettwohnung führte. „Wer bist du ...“, knurrte Tess leise und schnupperte noch einmal. Es roch nach Kokos, doch auch so schrecklich abstoßend. Nicht so bezirzend, wie wohl auf manchen Mann. Bedauerlicherweise war es ihr unmöglich auszumachen, woher dieses Duft kam. Noch einmal fletschte sie ihre Zähne und drehte sich einmal im Kreis. „Warum bemerkt Mick dich nicht...“ Das grenzte doch fast an Zauberei, aber der Vampir auf dem Balkon schien nichts von der Anwesenheit des Fremdling zu bemerken. Ihre schmalen Finger hielt Tess zu Fäusten geballt, als sie nur eine leichte Bewegung im Augenwinkel wahr nahm. Irgendwas berührte sie, doch ihre Reflexe reagierten und so krallte sie sich in – wen auch immer – als die Gestalt auf sie traf. Durch die Wucht des Aufpralls wurde sie von den Füßen gerissen, schlug gegen das Geländer des oberen Stocks und fiel einen Stock tiefer! Krachend landeten beide Vampire im Wohnzimmertisch. Tess blieb einen Moment benommen liegen. Irgendwas spitzes hatte sich direkt in ihren Rücken gebohrt. Mit zusammengebissenen Zähnen schaffte sie es sich zur Seite zu rollen, doch zu spät. Ihr Gegner war schneller auf den Füßen und ehe Tess noch reagieren konnte, traf ein Holzpflock ihr Herz, bohrte sich gnadenlos in ihre Brust und sorgte dafür, dass sie gelähmt liegen blieb. Tess starrte auf ein paar Füße. Eindeutig feminine Füße, denn sie trug schwarze High Heels und eine überaus enge Röhrenjeans. Zu gerne hätte die Blondine gesehen, wer diese Frau war, doch da wurde die Gegnerin schon von den Füßen gerissen. Ganz unbemerkt war der Angriff wohl doch nicht geblieben, denn der Balkon war auf einmal einsam und verlassen. Guillermo hob seine Hände. „Jetzt werde bitte nicht hysterisch.“, murmelte er und sah in Gabriels Gesicht, das sich vor Zorn verzogen hatte. „Tess?! Tess?!“, schrie Gabriel noch einmal in sein Handy, doch jegliche Antwort blieb aus. Stattdessen wies ihn ein Tuten darauf hin, dass der Gesprächsteilnehmer auf der anderen Seite aufgelegt hatte. Panisch fuhr er sich durch seine kurzen Haare und warf im nächsten Moment das Handy voller Wut gegen die Wand. So viel zum Thema nicht hysterisch werden... „Ich muss zurück. JETZT!“, befahl er sogleich und nahm gar keine Rücksicht mehr auf den anderen Vampir, sondern er rannte einfach nur los. „Geht das auch eine Nummer leiser? Wir sind hier in Mitten eines Bestattungsunternehmens.“, bat Guillermo eingehend, doch er hatte gegen Gabriels Zorn – und Sorge – keine Chance und so folgte er dem anderen Vampir, dessen Panik ihn gerade schier zu Verzweiflung brachte. „Genau das ist der Grund warum ich mich niemals verlieben werde...:“. murmelte Guillermo. Liebe machte einen schwach und verletzlich. Das sah er an Josef, an Mick und jetzt auch an Gabriel. Da zog er es doch lieber vor alleine zu bleiben. Aber erstmal verdrängte er den Gedanken und eilte lieber Gabriel hinterher, der ansonsten sicher noch mehrere Unfälle verursachte. Unterwegs wählte er die Nummer von Josef, aber dieser war nicht erreichbar. Ebenso wenig Logan. Wo steckten die nur alle?! Verbiss und mit entblößten Fangzähnen raste der geleaste Sportwagen von Gabriel durch die Straßen von Los Angeles, ohne Rücksicht auf rote Ampeln oder andere Verkehrsteilnehmer. „Auch wenn ich tot bin: könntest du bitte langsamer fahren???!“ Guillermo sah sich schon wie ein Pfannekuchen an der nächsten Wand kleben! Aber Gabriel war das egal. Ein hoch auf gegenseitige Rücksichtnahme! Guillermo kniff seine Augen zusammen und betete innständig, dass diese Horrorfahrt bald vorüber war. Es war unmöglich für Tess auszumachen, was sich gerade abspielte, doch alleine den Geräuschen zufolge waren zwei Vampire absolut in Aktion. Zu gerne hätte sie Mick geholfen, oder ihn zumindest angefeuert, aber zu nichts anderem, als nutzlos in der Gegend herumliegen, war sie in der Lage! Das zimmergroße Bücherregal ging in die Brüche. Überall über den Boden verteilte sich die wertvolle Literatur, die Mick über Jahrzehnte angesammelt hatte. Kurz darauf zerbarst der Esstisch, die Stühle waren schon lange als Kampfwaffen missbraucht worden. Immer nur wieder hörte er das Knurren der beiden Vampire. Sie konnte fühlen, wie die Kräfte aufeinandertrafen und sie sich gegenseitig bissen, kratzen, schlugen! Der Geruch von Vampirblut lag in der Luft und wieder versuchte Tess zumindest ihren Kopf zu bewegen, doch es war vergeblich! Die beiden Vampire schlugen gegen eine Wand, taumelten zurück und landeten auf dem Boden. Mühsam rappelte sich Mick auf und atmete schwer. Vor ihm auf dem Boden hockte sie. Die Latina! Provokant funkelte sie ihm entgegen und schien den Kampf geradezu herauszufordern! “Du...“, knurrte Mick und strich sich über die Augen. An seiner Stirn klaffte eine große Wunde, wodurch ihm Blut in die Augen rann. Sie hatte Beth getötet! Sie hatte alle getötet! Er war sich ganz sicher, denn noch nie war er mit so einer eigenartigen Vampirin konfrontiert worden. Sie sprang auf die Füße und riss ihn einfach so um. Mick fühlte, wie sich alles um ihn herum drehte, als er mit dem Rücken auf dem Boden landete. Mit einem Mal fühlte er den Lauf einer Pistole an seiner Schläfe. Er konnte das Silber förmlich riechen! Die Spanierin hockte auf seiner Brust, die Waffe auf ihn gerichtet und sah ihm schwer atmend in die Augen. Konnte er Erheiterung in ihrem Blick erkennen? Ihre Vampirzähne verschwanden und auf einmal war da dieses paar warme, braune Augen, das ihm entgegen funkelte. „Was ist mit mir, Love?“, fragte sie nach und beugte sich zu ihm nach unten. „... möchtest du mir etwas mitteilen?“ Ihre Hand wanderte durch seine langen Haare, nahmen etwas Blut mit und schon betrachtete sie ihre Finger. Genüsslich kostete sie von seinem Blut, während sich Mick anspannte. Es reichte eine kleine Bewegung ihrerseits und er wäre Geschichte! Und das wollte er! Er wollte sterben, also warum sollte er es nicht provozieren? Sie drückte ihre Handfläche gegen seine Brust und neigte sich zu ihm hinab. Leise flüsterte sie ihm ins Ohr. „Glaub nicht ich werde dich umbringen ... so leicht mache ich es dir nicht Mick. Wenn du getötet werden willst, musst du zuerst nach Frankreich kommen.“, wisperte sie ihm zu. Frankreich?! Mick stutzte augenblicklich, denn natürlich wusste er WER sich derzeit in Frankreich befand! Coraline und ihre verrückte Sippschaft! Steckten sie hinter all dem? War Beth’ Tod die Schuld von Coraline oder Lance, ihrem Bruder? In Micks Augen spiegelte sich Abscheu und Zorn wieder. „Na dann...“, knurrte er und ging wieder zum Angriff über, indem er irgendwas packte, dass neben ihm lag und die Vampirin damit gegen den Kopf schlug. Sie stürzte benommen zur Seite und schüttelte sich. „... wenn du mich nicht töten willst, wirst du dich wohl auch nicht wehren...“, knurrte Mick. Die Latina versuchte sich aufzurappeln, doch da war es schon zu spät. Der Pfahl, der gerade noch in Tess Brust steckte, durchbohrte nun ihren eigenen Körper und nagelte sie an den Boden. Mick sah jäh auf und blickte in das Gesicht von Gabriel. „Erklär mir, was hier los ist!“, forderte er sofort, half aber zuerst seiner Gefährtin auf die Füße. Das Chaos, dass die beiden Vampire hier angerichtet hatten, grenzten ins Unermessliche. Erst jetzt begann Mick zu realisieren, dass er vollkommen im Blutrausch gehandelt hatte. Er hatte seinen düsteren Zügen nachgegeben und sich nur noch von seinem Vampirdasein treiben lassen. Langsam schweifte sein Blick über die zahlreichen zerstörten Möbel, die Gegenstände die am Boden lagen, die zerrissenen Bilder und die Kratzspuren in der Wand. „Verschwindet.“, knurrte Mick und funkelte den drei Vampiren herausfordernd entgegen. “Mick.“ “Guillermo, ich meine das ernst! Verlasst meine Wohnung und ich schwöre euch, wenn einer von euch noch einen Fuß über die Schwelle setzt, wird er genauso enden wie mein Regal! In Einzelteilen!“, schrie Mick. Er knurrte und tat einen Schritt auf seinen Freund zu, der augenblicklich zurückwich. “Ist gut, wir gehen!“, wehrte Gabriel ab und schon verschwanden die Drei aus der Tür, die hinter ihnen zuschlug. Mick drehte sich langsam um und ging die Stufen nach oben. Zurück blieb nur sie: Die gepfählte Latina. Die zweite Phase der Trauer: Aufbrechen der Emotionen. In der zweiten Phase werden durcheinander Trauer, Wut, Freude, Zorn, Angstgefühle und Ruhelosigkeit erlebt, die oft auch mit Schlafstörungen verbunden sind. Eventuell setzt die Suche nach einem oder mehreren „Schuldigen“ ein. Das Erleben und Zulassen aggressiver Gefühle hilft dem Trauernden dabei, nicht in Depressionen zu versinken. < Kapitel 10: II. Der Vampirclan - 01. Kapitel: Lebe wohl ------------------------------------------------------- II. Episode Der Vampirclan 01. Kapitel: Lebe wohl Mick schlug seine Augen an diesem furchtbaren Tag auf. Vor sieben Tagen war seine geliebte Beth auf grausame Weise umgekommen und auch er hatte sein Leben ein Stück weit verloren. Das Chaos regierte in seiner Wohnung. Auf dem Boden zwischen Wohnzimmer und Küche lag eine wunderhübsche Latina. Regungslos. Gelähmt und gepfählt und doch auf eine verblüffende Weise überaus betörend. Mick kümmerte sich nicht um sie, sondern stieg nur ab und an über ihren erstarrten Körper hinweg, wenn er sich eine Dosis Blut einverleibte. Wer seinen Kühlschrank immer wieder auffüllte konnte er sich denken, doch seit jenem Rauswurf vor fünf Tagen hatte er keinen seiner Freunde mehr zu Gesicht bekommen. Sie mieden Mick und das war auch gut so. Er wollte niemanden sehen. Ganz gleich ob Mensch oder Vampir. Nicht einmal sein eigenes Spiegelbild war zu ertragen. Über jeden seiner unzähligen Glaswände, in denen sich sonst seine Silhouette spiegelte hingen schwarze Tücher, selbst an seinen Fenstern. Er blendete einfach alles aus, was um ihn herum passierte. Kurz nur blieb er vor der Latina stehen und betrachtete sie kühl, bevor er sich zu ihr hinab beugte. „Hast du was gesagt?“, fragte er mit einem überaus süffisanten Ausdruck auf den Zügen. Ganz leicht nur lockerte er den Pfahl, der in ihrer Brust steckte. „Geh duschen … Love…“, kam nur über ihre Lippen, bevor sie wieder erstarrte. Mick richtete sich auf und sah mit einem Gemisch aus Abscheu und Zorn auf sie hinab. Er hatte seit Tagen kein Wasser mehr auf seiner Haut gefühlt und mittlerweile war ihm auch egal, dass er vermutlich genauso wie eine Leiche roch. Sollte es die Umwelt noch immer nicht verstanden haben: Mick wollte nicht mehr leben und wenn er schon mit dem Leben gestraft war, dann wollte er es zu seinen Bedingungen ertragen. Der Vampir wandte sich ab und wollte gerade die Stufen nach oben wandern, als es an der Tür klingelte. Er verdrehte seine Augen überaus genervt und blieb regungslos stehen. Schon im nächsten Moment verschaffte sich der penetrante Störende sowieso Zutritt mittels einen Schlüssel. „Josef…“, stellte er matt fest und schnitt eine kleine Grimasse. In der Tür stand – im schwarzen Anzug – niemand anderes als Josef Kostan und betrachtete Mick abschätzend. „Duscht du dich nicht mehr?“, fragte er mit gerümpfter Nase und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. „Das geht niemanden etwas an.“ Mick ging weiter nach oben, merkte aber schon, dass Josef ihm folgte wie ein kleines Hündchen. „Was willst du?“, fragte er daher und drehte sich um. „Die Beerdigung ist heute und ich bin der Meinung, dass du dorthin gehen solltest.“ Mick schauderte. „Beth…?“, stieß er heißer aus, woraufhin Josef leicht nickte. „Du hast die zahlreichen anderen bereits verpasst. Viele sind gestorben in jener Nacht, aber ich kann nicht erwarten, dass du dich mittlerweile dafür interessierst, nachdem du bereits die letzten Tage mehrmals bekundet hast, dass dich nichts mehr im Leben hält.“ Wieder rümpfte Josef seine Nase. Nach wie vor klebte an Micks Schläfe mittlerweile vertrocknetes Blut, das von dem Kampf mit der Latina her rührte. Er sah absolut furchtbar aus. Zwar hatte er keine Wunden mehr, doch er stank so furchtbar, dass eine Leiche eine wahre Wohltat dagegen war. Gerade bedauerte Josef sehr, dass er mit so einem guten Geruchssinn gestraft war! Mick knirschte mit den Zähnen und wanderte in Richtung seiner Kühltruhe. „Du solltest dich von ihr verabschieden, Mick!“ „Ich bin nicht bereit dazu, sie gehen zu lassen!“, erwiderte dieser sofort und wirbelte herum. „Du hast da leider kein Mitspracherecht. Sie ist gestorben. Von uns gegangen und ob du es nun willst oder nicht, es wird Zeit dich von ihr zu verabschieden. Du hast dich lang genug in Mitleid gesuhlt und jetzt komm endlich wieder auf die Füße! Es reicht, Mick!“, fuhr Josef ihn erbarmungslos an und bäumte sich vor ihm auf. „Du kommst mit, selbst wenn du dabei wohl sämtliche Insekten und auch den ein oder anderen Geier anziehen wirst, so wie du riechst.“ Seine Hände hielt Josef zu Fäusten geballt, als Mick eine weitere Bewegung bemerkte. Unten an den Treffen standen zwei weitere Gestalten. Ebenfalls in schwarz gekleidet und wohl genauso geschockt von Micks Aussehen, einschließlich seinem Geruch: Tess und Gabriel. „Was macht ihr hier…?“, fragte Mick kühl nach. „Dafür sorgen, dass du dich von Beth verabschiedest, Mick. Du musst diesen Schritt wagen. Ich weiß, das ist nicht gerade leicht. Wir alle haben bereits jene zu Grabe getragen die wir geliebt haben, aber du musst dich jetzt aufraffen und sei es nur um Beth ein letztes Mal in deiner Nähe zu spüren.“, sagte Tess beruhigend und tauschte einen kurzen Blick mit ihrem Gefährten, der sich gerade brennend für die Latina interessierte, die das ganze Gespräch wohl belauschte. „Komm mit Mick… zieh dir was halbwegs Anständiges an und komm mit.“, bat Tess ihn eingehend. Während sie es mit Freundlichkeit versuchte, setzte Josef auf Beharrlichkeit, denn er bewegte sich keinen Millimeter von Mick weg, auch wenn sein Geruchssinn was anderes von ihm forderte. Mick fixierte einen Fleck an der weißen Wand, bevor er matt nickte. „Eine Dusche würde nicht schaden!“, rief Gabriel ihm nach. Tess seufzte auf. „Was denn? Er stinkt! Das hast du doch sicher auch bemerkt…“, murmelte er sogleich entschuldigend und rieb sich über den Nacken. „Was machen wir mit ihr? Bislang scheint sie ja keiner zu vermissen.“, fragte er im Bezug auf die Latina nach. „Vielleicht war sie doch nicht so wichtig.“ Tess trug ein schwarzes, kurzes Kleid. Ihre blonden Locken hingen ihr offen über die Schultern. Ihr fast schon elfenähnliches Aussehen wurde von der blassen Haut nur noch unterstrichen. Sie war wohl etwas, das Viele als eine wandelnde Schönheit betitelten. Hier und da begann sie damit einzelne Gegenstände aufzuheben. „Wie kann er hier nur leben?“ „Er lebt nicht.“, berichtete Josef sogleich. „Er vegetiert vor sich hin und hofft wohl, dass er eines Tages einfach so verfault.“ „Wenn er so weiter macht, wird ihm das wohl bald passieren.“, murmelte Gabriel und rieb sich über seine Nase, hob hier und da einen leeren Blutbeutel auf und entsorgte ihn, wobei der Mülleimer sowieso überquoll. „Jetzt weiß ich was Guillermo mit Saustall meinte…“ Mick erschien bereits wieder auf den Stufen. Er trug einen Hut, der das Blut in seinen Haaren verbarg, schwarze Hosen, ein weißes Hemd und seine schwarze Lederjacke. Dazu einen Sonnenbrille. Wirklich besser riechen tat er in den Nasen der Vampire nicht, denn er hatte sich einzig und alleine irgendein Menschendeo aufgesprüht, das zwar wenigstens ein bisschen Abhilfe schuf, aber noch lange nicht genug. „Eine Dusche war wirklich zu viel verlangt?“, rief Gabriel ihm noch hinterher, doch die Antwort von Mick blieb sehr knapp: „Es war ja auch zu viel verlangt, dass ihr mich in Ruhe lasst.“. So verließ er seine Wohnung das erste Mal seit Tagen, traf zwar noch auf Logan, aber kümmerte sich um diesen kaum. „Du bleibst hier, Logan.“, sagte Josef knapp. „Und Finger weg von der Vampirin.“ „Aber was soll ich sonst machen?“ „Mach dich nützlich.“, riet Gabriel. „Räum ein wenig auf.“ Logan seufzte auf und warf die Tür hinter den vier Vampiren zu. Wieso gerade er den Babysitter spielen musste, verstand er gerade so gar nicht. Er öffnete ein Fenster. Vielleicht verflüchtigte sich der Geruch, warf einen kurzen Blick zur Vampirin, bevor er sich auf das Sofa setzte und den Fernseher einschaltete. Na wenigstens musste er nicht mit auf die Beerdigung. Die letzten hatten ihn schon genug zugesetzt. Vor allem die von Simone, denn – auch wenn Josef es leugnete – so hatte er eine kleine Träne über die Wange des sonst so harten Josef Kostan kullern sehen. Wer auch immer die ganzen Menschen getötet hatte, er hatte ein tiefes Loch in die Herzen der Vampire gerissen und das Misstrauen der einzelnen Lebewesen noch größer werden lassen. Keiner traute mehr dem anderen und überall in der Vampirgemeinschaft herrschte nur noch blankes Misstrauen. Jeder kämpfte für sich. Umso wichtiger waren in dieser Zeit Freunde, was Mick wohl gerade am eigenen Leib erfahren durfte. Da war er also. Auf der Beerdigung von Beth und eigentlich war genau das der Ort, an dem er zu dieser Zeit am allerwenigsten sein wollte. Er schluckte schwer, als die große Kirche in sein Sichtfeld geriet. Sogleich schob er seine Sonnenbrille fester gegen seine Augen, wie so oft in den vergangenen Moment. Josef hatte geparkt und so traten die vier Vampire einen schweren Gang durch das strahlende Sonnenlicht an. Hier und da begegneten ihnen weinende Gesichter, traurige Mienen und verletzte Menschen, die gebückt ihres Weges zogen. Aus der ganzen Stadt zogen die Menschen herbei, denn heute wollten sie alle von Beth Abschied nehmen. Sie war ein geliebter Mensch, der viele Freunde im Leben hatte. Aber auch verwandte. Ihre Eltern, die Mick vor vielen Jahren gesehen hatte und durch die er sofort einen Schritt zurück trat. Ihre kleine Schwester, die eine Hand auf den Rücken ihrer Mutter gelegt hatte um ihr so halt zu geben und auch ihren großen Bruder konnte Mick auf Anhieb erkennen. Er hielt sich dicht an der Seite seines Vaters und auch wenn dieser sich nichts von seiner Trauer anmerken ließ, war er dankbar um den Beistand seines Sohnes, der ihm in dieser schweren Stunde so viel Sicherheit gab. Die Tore der Kirche waren geöffnet und hießen all die Menschen willkommen, auch wenn der Anlass kein erfreulicher war. Mick zögerte, bevor er zwischen Tess und Josef in das Innere trat. Vor ihm lag ein langer Gang, die Bänke aus Buchenholz waren mit schwarzen Rosen aber auch weißen Lilien geschmückt. Das Sonnenlicht brach sich in den bunten Fenstern der Kirche und warf harmonische Muster auf Wände, Bänke und Menschen. Den Gang entlang befand sich der große Altar, auf dem an diesem Tag kein Prediger seinen Platz gefunden hatte, sondern ein junger Mann. Er sang das wohl bekannteste und traurigeste Lied: Halleluja, das schon Jeff Buckley so wundervoll und tief betrübt wieder gegeben hatte. Direkt neben ihm stand er. Der strahlend weiße Sarg, in dessen Inneren Beth toter Körper seinen Platz gefunden hatte und wohl zur Ruhe gebetet lag. Mick schluckte schwer, doch der große Klos in seinem Herzen ließ sich nicht verbannen. Er atmete tief durch und schritt weiter. Schwer, mühsam und langsam konnte er seine Füße heben. Tess zog sich ihre Sonnenbrille von der Nase, ebenso Gabriel und Josef, doch Mick brachte es nicht zu Stande. Schon jetzt konnte er kaum noch klar sehen, denn die Tränen schossen ihm in die Augen. Von einer Sekunde wie die andere fühlten sich seine Füße an wie Wackelpudding, aber er zwang sich weiter zu gehen. Ein Schritt vor den anderen. Immer langsamer werdend. Er wollte Beth so nicht sehen! Er konnte es nicht! Seine Beth!! Er atmete schwer ein und wieder aus, warf einen hoffnungsvollen Blick über seine Schulter, doch Josef Hand auf seinem Rücken zwang ihn weiter zu gehen. Mick sah langsam vom Boden auf und sah zum Altar, der in einem sanften, warmen Licht vor ihm lag. Beth hatte ihm vor vielen Wochen von dieser Kirche erzählt. Wie sie sich manchmal vorstellte, dort zu heiraten: Ihn zum Ehemann zu nehmen! Doch jetzt trug er sie zu Grabe ohne dagegen etwas unternehmen zu können. Er wich aus und ließ sich schwer atmend in eine der Bankreihen fallen. Mühsam stützte er seine Hände auf die Knie, lehnte den Kopf gegen das Holz der vor ihm liegenden Bank und versuchte eine klaren Gedanken zu fassen, doch in Anbetracht der Situation, in der er sich befand, schien ihm das vollkommen unmöglich zu sein. Josef signalisierte dem Ehepaar weiter zu gehen und so traten bereits Tess und Gabriel an den Sarg heran, während sich Josef an die Seite seines Freundes sinken ließ. „Ich weiß, es ist schwer, glaub mir, das weiß ich, aber Mick, du wirst es bereuen, wenn du dich jetzt nicht von ihr verabschiedest. Vielleicht nicht heute. Vielleicht auch noch nicht morgen, aber irgendwann ganz gewiss.“, erklärte er ihm ruhig und legte eine Hand auf Micks Schulter, der ihn auf einmal wie erstarrt anblickte. „Du verstehst das nicht Josef. Ich habe auf sie aufgepasst, seit sie ganz klein war. Ich habe sie beschützt und jetzt ist alles wie verschwunden. Sie ist aus meinem Leben verschwunden und ich kann das nicht zu lassen.“, presste er zwischen seinen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Du kannst es nur nicht mehr ändern. Beth ist tot, Mick und auch wenn du es nicht wahrhaben willst, aber sie wird nicht wieder zu dir zurückkehren. Es ist Zeit sie los zu lassen, denn sie soll ihren Frieden finden und vielleicht begegnet ihr euch eines Tages, in einem anderen Leben wieder.“ “Glaubst du wirklich an so einen Schwachsinn?“ „Nun, ich möchte es gerne glauben.“, gestand er ihm. „Ich hoffe jeden Tag aufs Neue all jene wieder zu treffen, die ich in den letzte 500 Jahren verloren habe und das waren nicht gerade wenige. Ich kann dir versichern, dass der Schmerz erst dann nachlässt, wenn du bereit bist sie aufzugeben. Du musst sie gehen lassen.“, beharrte Josef und drückte ihm leicht in die Schulter. „Ich verspreche dir, ich bin hier und passe auf dich auf, dass du keine Dummheit machst...“ Mick nickte matt und erhob sich wieder von den Bankreihen. Seine Hände wanderten über seine Wangen, seine Finger unter die Sonnenbrille. Er wischte sich die Tränen weg und schüttelte leicht seinen Kopf. „Sie wird nie wieder zurück kommen.“, murmelte er und setzte sich wieder in Bewegung. Sogleich war Josef wie ein Wachhund an seiner Seite und einmal mehr erkannte Mick was es bedeutete einen Freund zu haben. Trotz seines neu gewonnen Vorsatzes wurde er wieder langsamer, als er die ersten Gesichtszüge von Beth erkannte. Der Leichenbestatter hatte sich alle Mühe gegeben und doch ahnte Mick was sich unter dem verdeckten Teil des Sargs befand. Nur ihr Gesicht war zu sehen. Ihr wunderhübsches Gesicht. Sie war so blass und ihr ganzes Antlitz hatte an Strahlen verloren. Mit letzter Kraft blieb er vor ihrem Sarg stehen und betrachtete Beth. Mick hob seine Hand und zog sich langsam seinen Ring vom Finger. Vorsichtig und scheu vor der Berührung legte er diesen neben ihrem Gesicht ab, bevor er nur ganz leicht mit der Fingerspitze über ihre Wange streichelte. Ihre Haut war nicht mehr weich und erhitzt wie sonst, sondern hart wie Stein, kühl und leblos. Ein bitteres Lächeln umspielte seine Lippen. Der Sänger beendete seinen Song und Josef zog den mittlerweile wie betäubten Mick mit sich um Platz zu nehmen. Der Priester sprach von Beth, doch eigentlich war für Mick jedes einzelne Wort so falsch. Wie aus einer weiten Ferne lauschte er ihm, konnte ihm aber nicht folgen. Wie gebannt starrte er immer weiter zum Sarg, an dem sich auch die letzten noch von Beth verabschiedeten. Die Kirche war voll. Selbst stehen mussten manche Menschen, doch von dieser besonderen Frau wollten sich alle persönlich verabschieden. Nervös knetete Mick seine Hände und schüttelte leicht seinen Kopf. Nach einer schier endlosen Rede ergriffen ein paar Männer den Sarg, verschlossen ihn und nahmen ihn mit sich. Die Trauerprozession zum Grab begann. Die Vampire waren mitunter die letzten, die folgten. Mit langsamen Schritten wanderte er über den kleinen Weg und blickte über seine Sonnenbrille hinweg. Wie so oft hielt der Vampir eine Hand gen Sonne gehoben um nicht zu viele Strahlen abzubekommen. Es war nicht sonderlich angenehm durch die Sonne zu wandern, aber er wollte hier sein! Inzwischen merkte er es tief in seinem Inneren, wie sehr er sich nach einem Abschluss seiner Tragödie sehnte. Zwar konnte er ein glückliches Ende vergessen, doch vielleicht half es ihm ein neues Kapitel in seinem Buch mit den endlosen Leiden zu beginnen. Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend sah er zu einem dickbäuchigen Prediger, der gerade das Wort ergriff. „Die Trauer entflieht auf den Flügeln der Zeit und wir werden sie in angenehmster Erinnerung behalten. Der Gedanke an den Tod ist schrecklicher als der Tod. Anicius M. T. S. Boethius.” Mick seufzte auf und schloss seine Augen. Der Tod. Welch süße Erlösung nach der er sich geradezu sehnte! Josef klopfte auf seine Schulter und zwang ihn die Augen wieder zu öffnen. Mick starrte nach vorne zum Sarg, der nun langsam hinab gelassen wurde. Ein paar der Trauergäste ergriffen Erde von einem Haufen und warfen ihn auf das Holz. Asche zu Asche und Staub zu Staub. Bedauerlich, dass er in der Sonne nicht einfach so zu Staub zerfiel. Mit einem traurigen Seufzen suchte er den Schatten eines Baumes und bekam bald darauf Gesellschaft von einigen anderen Vampiren, die schweigend dem Ende der Beerdigung beiwohnten. Immer mehr Menschen traten den Weg zum Leichenschmaus an, zuletzt der Staatsanwalt Ben, der einen Blick hinüber zu Mick und seinen stillen Bodyguards warf und auch ihre Familie verschwand. Mick hatte es nicht geschafft sich ihnen zu stellen. Vielleicht eines Tages, wenn er um Verzeihung für Beth Tod bat, aber noch nicht jetzt. Er konnte einfach nicht. Der Pfarrer wandte sich ab und Mick bewegte sich auf das Grab zu. Nur im Vorbeigehen schnappte er sich eine Hand voll Erde und hielt diese über das Loch, in dem der tote Körper von Beth verschwunden war. „Asche zu Asche...“ “Staub zu Staub.“, sprach Tess, die an seiner Seite stand. Ebenso eine Hand mit Erde. Mick sah zu ihr, als Gabriel neben ihr ebenfalls seine Hand ausstreckte. Josef und auch Guillermo standen auf seiner anderen Seite. „Bis in das nächste Leben, Beth...“, flüsterte Josef, küsste seine Handfläche und ließ als erstes die Erde fallen. „Pass auf dich auf, wo auch immer du sein magst...“, sagte Tess und nun fiel auch aus ihren Händen die Erde hinab. „Du hast unser aller Leben bereichert. Danke, dass du uns genommen hast, wie wir waren.“, raunte Guillermo und verfolgte den Flug des bisschen Erde, der hinab regnete. „Auch wenn du eine Nervensäge warst... du hattest ganz schön was drauf. Ich bin sicher wir sehen uns irgendwann wieder.“, flüsterte Gabriel und ließ die Erde rieseln. Das erste Mal seit Tagen zeigte sich auf Micks Lippen der Anflug eines ehrlichen Lächelns. „Lebe wohl, du liebe meines Lebens. Du wirst stets die Einzige für mich bleiben. Ohne dich fühle ich mich leer und einsam. Wenn es vielleicht doch irgendwo ein Paradies gibt, dann hoffe ich, dass du dort auf mich wartest, bis ich dich wieder finde...“, lächelte Mick und öffnete seine Hand. Die Erde fiel hinab in Beth Grab und Mick atmete schwer durch. Es war, als ob ihm eine Last von den Schultern genommen wurde. Langsam drehte er sich um und verließ den Friedhof ohne nochmal zurück zu schauen... Kapitel 11: II. Der Vampirclan - 02. Kapitel: Eine weitere Lüge ... ------------------------------------------------------------------- II. Episode Der Vampirclan   02. Kapitel: Eine weitere Lüge.... Viele Stunden, ja gar viele Tage saß er einfach nur auf seinem Sofa, wanderte von einem Eck der Wohnung zum nächsten, schlief in der Kühltruhe und manchmal auf dem Fußboden neben der Latina und beobachtete sie. Immer wieder fragte er sich, wodurch sie ihn so faszinierte. Etwas an ihr war anders. Fremd und interessant. Er gab ihr zu trinken, lockerte hier und da den Pfahl der ihren Körper durchbohrt hielt, doch bekam er immer nur stichelnde Kommentare von wegen er solle duschen, sich rasieren, die Haare schneiden und sich mal etwas Neumodischeres anziehen. Diese Frau war die pure Provokation. Er stand über ihr und sah ihr in die starren, blauen Vampiraugen, wanderte aber weiter. Das einzige, was ihn mittlerweile am Leben hielt war seine tägliche Ration Blut. Mick stieg über die Trümmer seines Regals weg und ließ seinen Blick durch die verwüstete Wohnung schweifen. Wie so oft klingelte es an der Tür. Ein Vertreter, oder einer der Staatsanwaltschaft, manchmal auch ein Verwandter von Beth, doch niemanden wurde Zutritt in seine kleine, private Hölle gewährt. Mick schlurfte zurück und blickte auf die Vampirin hinab. Die Beerdigung lag nun fünf Tage und Beth Tod zwölf Tage zurück. Ihm kam es vor wie eine halbe Ewigkeit, dass er das letzte Mal das strahlen, seiner Geliebten gesehen hatte. Sie hatte sich so weit von ihm entfernt und langsam akzeptierte er den Schmerz, der in seinem Herzen wohnte. Mick legte die Hand auf das Holzstück und riss es mit einem Ruck aus dem Körper der Latina. Sie krümmte sich vor Schmerzen, schien die Luft einzusaugen und drehte sich zur Seite. Ihre braunen Augen kehrten zurück in ihr Gesicht, während sie sich das erste Mal seit so vielen Tagen bewegte. Mick erhob sich und betrachtete den Holzpfahl, der ihr so viel Pein beschert hatte und warf ihn beiseite. „Du kannst gehen. Einen Nutzen scheinst du nicht zu haben.“ Sie war es nicht, der Beth getötet hatte, denn sie war zeitgleich bei Josef und mittlerweile hatte Mick erkannt, dass sie ersetzbar war. Niemand suchte nach ihr und somit hatte es keinen Sinn sie weiter bei sich zu behalten. Sie verriet ihm ja doch nichts. Mick schritt die Stufen nach oben und sah noch einen Moment zurück. Die Latina saß auf dem Boden und sah ihm mit fragendem Ausdruck auf den Zügen nach. „Ich sagte doch. Du kannst gehen…“ Ihre Hand ruhte auf der Stelle, die gerade noch von dem Pfahl durchbohrt war. „Warum?“ „Weil ich es sage.“ Mick blieb am oberen Absatz der Treppe stehen. „Du machst doch auch nicht, was ich dir sage….“, erwiderte sie und legte ihren Kopf etwas in den Nacken, um ihm nachzuschauen. „Ich versteh nicht…“ Sie rappelte sich langsam und schwach, noch mit vollkommen zittrigen Knien auf. „Du sollst dich rasieren, ein neuer Haarschnitt würde nicht schaden und um Himmels willen, du solltest duschen und dir mal ein bisschen was Anständigeres anziehen. Das sind ganz simple Forderungen. Weißt du.“ Ein kurzes Lächeln blitzte auf ihren Zügen auf. Kopfschüttelnd drehte sie sich um und wanderte wie selbstverständlich zu seinem verborgenen Kühlschrank. „Das ist hier kein Selbstbedienungsladen.“, knurrte Mick. „Du solltest gehen, solange du die Chance dazu hast!“ Ihre anmaßende Art machte ihn fast ein bisschen zornig, aber auf eine sehr absurde Art und Weise tat es gut mit ihr zu reden. Überhaupt wieder zu sprechen, nachdem er in letzter Zeit so sehr ins Schweigen gefallen war. „Wer sagt, dass ich gehen will….“ Mick sprang die Stufen nach unten und deutete in Richtung der Tür. Auffordernd, dass sie besser seine Wohnung verlassen hatte. „Na na“, tadelte sie mit erhobenen Finger. „So solltest du mit keiner Lady umgehen.“ „Eine Lady? Dir könnte genauso wenig eine Dusche schaden.“ Sie streckte sich ausgiebig. „Ich weiß….“, sprach sie ihre Worte sehr gedehnt und langsam kehrte das Leben in ihr Gesicht zurück. Auch wenn sie wohl genauso Blutverschmiert war wie er konnte Mick keinen Geruch der Fäulnis riechen. Da war nur dieser Hauch Kokos und Jasmin. Geschickt setzte sie sich auf die Küchenablade und holte sich ein unbenutztes Glas aus dem Schrank um das Päckchen Blut in diese zu leeren. Dabei schlug sie ihre langen Beine übereinander und betrachtete Mick abschätzend. „Ich bin Zara.“, lächelte sie Mick entgegen. Es war wohl unübersehbar, wie sehr sie ihn gerade aus der Fassung brachte und wie wenig er sich gerade zu artikulieren wusste. Er stand einfach nur fassungslos vor ihr und wusste nicht, was er von ihrer doch sehr aufdringlichen Art halten sollte. Tage lang hatte er sie gefangen gehalten und sie tat gerade so, als wäre sie zum Brunch eingeladen. „… und du solltest wirklich duschen.“ Sie nippte an ihrem Blut und leckte es sich eine Spur provokanter von den Lippen. Mick wich irritiert einen Schritt zurück und sah ihr aus großen, fragenden Augen entgegen.   „Du gehst, während ich duschen bin…“, knurrte er ihr dann zu. „Ach, Love, das willst du doch nicht wirklich.“, kam mit einem kleinen Kichern über ihre vollen Lippen. Perplex wanderte Mick die Treppen nach oben. „Und ob ich das möchte.“, murmelte er leise. Sie sollte verschwinden und ihn alleine lassen! Er wollte von niemand weiter belästigt werden. Weder von ihr,  noch von seinen vermeidlichen Freunden. Mick betrat das Badezimmer und stellte die Dusche an. Eigentlich lächerlich, was sie von ihm forderte! Der Vampir streckte seine Hand aus und ließ die tausenden feinen Tropfen über die Fläche rinnen. Ein sanftes Kribbeln breitete sich aus, das Wasser erquickte seine Seele, seinen Körper und so zog er sich sein Shirt über den Kopf, schlüpfte aus der restlichen Kleidung und stand wenige Sekunden später unter dem Wasserstrahl, der über seinen Körper ran. Mick atmete tief durch und stützte seine Hände gegen die kühle Glasfassade der Dusche, seinen Blick auf den Boden gerichtet. Das Wasser bahnte sich seinen Weg durch seine halblangen, dunkelbraunen Locken und nahm Schweiß und etwas Blut mit sich. Kühl benetzte es seine Haut und wirkte klärend auf seine Gedanken. Mick atmete tief durch und griff nach seinem Duschgel. Lange war es her, dass er nicht mehr geduscht hatte. Er rieb sich sein Gesicht, spannte seine Muskeln an und ließ die Hände durch seine verklebten Hände wandern. „Hmm .“ Mick öffnete seine Augen und warf einen Blick über seine Schulter. „Habe ich nicht gesagt du sollst verschwinden, wenn ich duschen war....“ Zara hatte das Badezimmer betreten. Sie schlenderte mit wippenden Schritten durch das Badezimmer und ließ ihre Fingerspitzen über die Armaturen wandern. „... aber im Moment bist du ja noch nicht fertig, also habe ich keinen Grund zu verschwinden.“ „Ist das mein Hemd?“, fragte Mick fast schon entrüstet. Aber warum sollte er sich über die junge Frau noch wundern. Sie war die Dreistigkeit in Person! „Nun ja“, sprach Zara mit einem kleinen Schmunzeln. „Du hast meine Kleidung ja vollkommen ruiniert und etwas anderes habe ich in deinem Kleiderschrank nicht gefunden.“ Sie kicherte ein wenig und hockte sich auf den Badewannenrand. Leise summend streckte sie ihre langen Beine aus und kommentierte Micks genervtes Seufzen mit einem erneuten Kichern. „Ich dusche. Okay? Du wolltest, dass ich dusche, also kannst du mich jetzt wenigstens alleine lassen.“, bat er innständig und betrachtete das Duschgel in seiner Hand, das sich jetzt langsam auflöste. „Wieso?“, fragte sie leise nach. „Nur um das klar zu stellen: Du hast mich gepfählt und noch dazu mehrere Tage auf deinem Fußboden gefangen gehalten ohne darauf Rücksicht zu nehmen, wie es mir geht.“ „Ich hab dir Blut gegeben... ein netter Zug, zumal ich dich frei gelassen habe. Mir ist das nicht ganz klar, warum ich das überhaupt mache, nach allem was du mir angetan hast.“, knurrte Mick. „Was habe ich dir angetan?“ Hellhörig geworden hob sie ihren Blick. „Du bist dafür verantwortlich, das Beth getötet wurde.“ Die Latina legte ihren Kopf schief und hüpfte wieder auf die Füße. „Bin ich nicht. Ich bin nur da gewesen um zu verhindern, dass du ihnen in die Fänge gerätst und genauso war es bei Josef. Ich habe niemanden etwas getan. Ich bin hier um zu helfen.“ „Helfen? Wobei?“ „Zu überleben.“ „Das hättest du mal besser den Menschen gesagt, die getötet wurden.“, fauchte Mick sie an. „Das hat doch... gar nichts mit den Menschen zu tun. Sie wären so oder so gestorben. Jeder von ihnen. So war es bereits in Paris, in London, in Madrid und auch in Berlin, Bern, Chicago beinahe und zuletzt sogar in New York. Überall werden die menschlichen Opfer der Vampire getötet um klare Verhältnisse zu schaffen, aber das kannst du nicht verstehen Mick! Du hast es nicht miterlebt. Ich habe es in fünf Städten gesehen und ich weiß, wie Vampire zugerichtet wurden, die sich seinen Leuten in den Weg stellten.“, erklärte sie und schüttelte dabei deutlich ihren Kopf. „Wer ist er?“ „Das weiß ich nicht. Das weiß keiner... aber er hat mit Lance zu tun und diesen dürftest du ja wohl kennen.“ Mick richtete seinen Blick wieder auf die Steinmauer. Der Bruder von Coraline. Warum war sie nur für alles schlechte in seinem Leben verantwortlich. „Du arbeitest auch für ihn.“, stellte er matt fest. „Nein, also ...“ Sie biss sich auf ihre Unterlippe. „Versuch es zur Abwechslung mal mit der Wahrheit.“, fuhr Mick sie an und wirbelte zu ihr herum. Nur die Glaswand trennte die beiden Vampir. Zara kaute auf ihrer Unterlippe herum und starrte Mick dabei in die Augen. „Ich wurde erwischt ... in New York, als ich den Vampiren geholfen habe ... aber sie haben mich gehen lassen, aber ich soll dir etwas ausrichten: Er will dich sehen. Du sollst nach Frankreich kommen und ich soll dafür sorgen, dass du diesem Wunsch auch nach kommst... ansonsten hätten sie mich getötet und ich hätte nicht mehr weiter machen können.“, versuchte sie ihm zu erklärten und ignorierte dabei den Umstand, dass einige Tropfen der Dusche über seine nackten Haut perlten, die natürlich alles andere als unattraktiv war. Bis vor kurzem hatte sie ja gar nicht geahnt, welch ein attraktiver Mann sich in ihrem Auftrag verbarg.   Mick nickte leicht. „Das ist der Grund... warum dich keiner von ihnen sucht....“ „... ich gehöre nicht dazu und vermutlich sind sie längst weiter gezogen um in einer weiteren Stadt den menschlichen Freunden der Vampire den Tod und den Vampiren das Misstrauen zu bringen.“ Sie sahen einander wieder in die Augen, bevor Mick sich demonstrativ umdrehte. „Lass mich zu Ende duschen...“, murmelte er vollends verwirrt vor sich hin. Als er wieder über seine Schulter sah, war Zara aus dem Bad verschwunden. Die Vampírica gab ihm nun noch ein Rätsel mehr auf... Kapitel 12: II. Der Vampirclan - 03. Kapitel:... oder ein Stückchen Wahrheit? ----------------------------------------------------------------------------- II. Episode Der Vampirclan 03. Kapitel: ... oder ein Stückchen Wahrheit? Mick duschte lange. Sehr lange. Er verbrauchte fast eine ganze Flasche Duschgel, bis er endlich seinen Gestank los war. Mit seinem Shampoo verhielt es sich ähnlich, aber er war nicht dazu in der Lage, das angetrocknete Blut heraus zu bekommen. Seufzend wickelte er sich ein Handtuch um die Hüfte. Barfuß lief er durch sein Badezimmer und machte abrupt vor dem mit einer Decke verhängten Spiegel Stopp. Unsicher hob er seine Hand, zögerte aber, bevor er die Decke berührte. „Das würde ich an deiner Stelle noch nicht machen..“ Mick stöhnte genervt auf. „Hatten wir nicht irgendwas von ‚Ruhe’ gesagt?“ „Du hast gesagt ich soll dich in Ruhe Duschen lassen und das habe ich gemacht.“, gab Zara keck von sich. Sie stand in den Türrahmen gelehnt und grinste zufrieden vor sich hin. „Eines ist klar, du hast ein ganz schön freches Mundwerk.“, knurrte Mick. “Nur weil ich dir die Wahrheit sage. Mick, du siehst absolut schrecklich aus. Schau doch nur mal deine Haare an.“ Sie tänzelte auf ihn zu und zupfte an seiner Locke herum. „Kann ich dich irgendwie los werden, oder dir wenigstens deinen Mund stopfen?“, fragte Mick nach, doch hatte er schon mit ihrem eifrigen Kopfschütteln gerechnet. Wieso nur hatte er ihr den Pfahl aus dem Herz gezogen? Schon jetzt fehlte ihm die Ruhe und seine kleine persönliche Dunkelheit, die sie störte. Zara wanderte durch sein Badezimmer und durchforstete die Schubladen. „Suchst du was bestim-„ Ihm blieb das Wort im Hals stecken, als auf einmal eine seiner Locken auf den Boden fiel. Sie hatte eine Schere gefunden! „Was!“, stieß Mick heißer aus und wirbelte erschrocken zu ihr herum. „Na, anders wirst du das Blut nicht los, also nöl nicht rum und setz dich hin.“ Sie deutete entschieden auf den Badewannenrand. „Außerdem könnte dir ein neuer Haarschnitt nicht schaden. Du siehst einfach viel zu altmodisch aus.“, erklärte sie ihm und piekte mit ihrem äußerst spitzen Finger gegen seine Brust. Mick rollte mit seinen Augen, ließ sich aber dann überaus mürrisch auf dem Badewannenrand nieder. „Du verstehst dich darauf einem auf die Nerven zu gehen, Zara.“ Sie seufzte auf. „Ich weiß, aber das ist ja bekanntlich nichts schlechtes. Immerhin hast du bis vor wenigen Minuten nicht sonderlich gut gerochen.“ Er schloss seine Augen, hörte und spüre, wie sie sich mit der Schere an seinen langen Haaren zu schaffen machte. Stück für stück fiel eine Locke nach der anderen zu Boden. „Wie alt bist du?“, fragte Mick schließlich. „Tztzt, man fragt Frauen nicht nach ihrem Alter.“, tadelte Zara ihn sogleich und warf eine weitere Locke davon. „Du weißt was ich meine.“, erwiderte Mick und hob seine Augenbrauen an. „Ich wurde 1939 verwandelt. Kurz bevor der spanische Bürgerkrieg als beendet galt.“ „Du kommst also aus Spanien?“ „Ja. Aus der wunderschönen Stadt Malaga, aber ich habe sie seit Jahrzehnten nicht mehr besucht. Zuletzt habe ich in Madrid gelebt.“, erzählte sie mit einem leicht bitteren Unterton. „Lass mich raten: Dort geschah das selbe wie jetzt in Los Angeles.“ „In LA ist es schon wieder vorbei. Kein Mensch hat überlebt und so ziehen sie weiter. Ich weiß noch nicht wohin, denn deine nette kleine Gefangennahme hat mich um einige Tage zurückgeworfen, aber ich bin zuversichtlich, dass ich es herausfinden werde.“ „Du hast mich angegriffen.“, stellte er sofort klar. „Falsch! Ich habe deine Bekannte angegriffen. Du warst es, der mich attackiert hat!“, berichtigte Zara entschieden. Mick schürzte seine Lippen und öffnete seine Augen, die leider vergebens nach einem Blickkontakt suchten. „Wieso?“, wollte er leise wissen. „Weil sie es war, die um ihre Stadt zu schützen, LA in die Schusslinie des Clans gerückt hat.“ „Wie meinst du das?“ „Der Clan, der die Menschen vernichtet, die sich einem Vampir verschrieben haben suchen nach Orten, an denen sie möglichst schnell möglichst viele Ziele finden. Die windige Stadt hätte es werden sollen. Es hatte bereits begonnen, doch dann hörte es auf einmal auf. Frag deine Freundin warum. Frag sie, welchen Deal sie mit IHM hat.“, meinte Zara, legte die Schere beiseite und streichelte Mick einmal durch die kurze Frisur. „Sieht wesentlich besser aus.“ Mick fühlte die Verzweiflung in sich aufsteigen, aber vor allem das dringende Bedürfnis nach Antworten! „Weshalb Tess? Und was ist das für ein Clan...?“, fragte er daher nach, doch Zara reagierte auf diese Fragen nicht. Erst jetzt bemerkte Mick, dass sie allgemein auf ein paar Fragen gar nicht reagierte, sondern diese gekonnt unter den Tisch fallen ließ. „Den Bart solltest du dir stehen lassen. Damit wirkst du nicht so ... knabenhaft.“ „Sonst noch wünsche?“, murmelte der Vampir pikiert. „Ein bisschen moderne Kleidung.“ Mick kratzte sich an der Wange. „Wie werde ich dich wieder los.“ “Im Moment gar nicht.“ Sie grinste breit und ein bisschen schelmisch als sie die Schere beiseite warf und sich tänzelnd von ihm distanzierte. „Weshalb? Wegen deines Auftrages mich zu wem-auch-immer zu bringen?“ „Vielleicht. Das musst du noch rausfinden, St. John. Darf ich eine Runde duschen?“ „Wieso sollte ich dich in Ruhe duschen lassen, wenn du es noch nicht mal bei mir geschafft hast.“ Sie hob ihre Schultern. „Du kannst mir gerne dabei zusehen, wenn du Spaß daran hast.“, provozierte sie, doch Mick erhob sich sogleich und wanderte in Richtung Tür. „Ich verzichte....“, murmelte er nur, konnte aber nicht verhindern, dass er einen kleinen Blick über seine Schulter warf, als sie bereits das Hemd von ihm, das sie bis dahin getragen hatte, verlor. Höflich schloss er die Tür und schüttelte seinen Kopf. „Nerviges Weibstück....“ Er wollte doch nicht viel momentan – eigentlich gar nichts außer sterben und sie los werden! Aber Zara war wie eine Klette oder ein Bluthund und so langsam beschlich ihn das Gefühl, dass es nicht so einfach werden durfte sie nach einer Irrfahrt im Auto wie einen Welpen auszusetzen. Sie würde nur doch wieder hier her finden. Mit einer Sorgenfalte auf der Stirn tigerte er in sein ‚Schlafzimmer’ – bestehend aus einer Kühltruhe und einem Kleiderschrank – und zog sich seit Tagen frische Klamotten an. Mehr und mehr musste Mick sich eingestehen, dass alles, was Zara von sich gegeben hatte, plausibel und wahr klang, aber konnte er ihr wirklich glauben oder gar Vertrauen entgegen bringen, nach all dem was er getan hatte. Sie stand noch unter der Dusche, als Mick das Klacken seiner Wohnungstür registrierte. Jemand hatte sich gerade zutritt in sein Chaosreich verschafft. Angespannt spitzte er die Ohren. Ein Einbrecher hatte keinen Schlüssel also blieben nur noch Josef, Guillermo, Logan, Gabriel und ... Tess! Kapitel 13: II. Der Vampirclan - 04. Kapitel: Coraline ------------------------------------------------------ II. Episode Der Vampirclan 04. Kapitel: Coraline „Du hast geduscht ...“, lächelte Josef flüchtig und ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. In seiner Hand trug er eine Tüte und Mick konnte schon riechen, was sich darin befand. „... und einen neuen Haarschnitt.“ Prüfend betrachtet der ältere Vampir den jüngeren, der die Treppen nach unten schritt und sich flüchtig durch die Haare strich. „Ja, was machst du hier?“ „Ich bringe dir was zum Essen.“, erklärte er und tat einen Schritt in die Wohnung, als er auf einmal stehen blieb und sich umsah. „Wo ist...?“ „Zara.“, fiel Mick ihm ins Wort. Josef zog seine Augenbraue nach oben. „Zara?“, wiederholte er. „Ja.“ „Sie redet mit dir?“ Mick seufzte auf. „Ja.“ Das Problem war eher sie zum Schweigen zu bringen. Die Sorgenfalte auf Josef Stirn verriet deutlich, dass er die ganze Situation nicht einordnen konnte. „Hör zu“, sagte Mick daher eilig. „Ich wollte das sie geht, weil ich keinen Nutzen mehr in ihr gesehen habe, aber sie ist wie Fußpilz: Du bekommst sie nicht los. Sie hat mir die Haare geschnitten und stichelt die ganze Zeit, redet über Dinge, die ich nicht verstehe. Sie duscht jetzt, aber glaub mir, ich versteh das alles genauso wenig wie du, also brauchst du mich nicht so anschauen.“, versuchte er ihm noch zu erklären. Abwehrend hob Josef seine Hände. „Und? Über was redet sie, was du nicht verstehst?“, fragte Josef nach und wanderte an ihm vorbei zum Kühlfach des Blutes. „Darüber, dass es einen Vampirclan gibt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, alle menschlichen Freunde von Vampiren auszuschalten und sie hat damit nichts zu tun, sondern soll nur dafür sorgen, dass ich nach Frankreich komme.“, erklärte Mick und ließ das erste Mal bewusst seinen Blick über das Chaos in seiner Wohnung gleiten. Es kehrte Schweigen ein, bis Mick einmal sehr tief aufseufzte. „Was ist los? Nun sag es schon!“, fuhr er Josef an, als dieser vor sich auf den Boden starrte. „Coraline ist wieder hier und sie sagte, ich soll dir ausrichten, dass du nach Frankreich kommen sollst.“ Mick klappte der Mund auf. Mit großen Augen starrte er ihm entgegen, tat einen schritt auf seinen besten Freund zu. „Du lügst!“, knurrte er und ballte seine Fäuste. „Coraline wurde von ihrem Bruder nach Frankreich genommen. Ich habe den Schrecken in ihren Augen gesehen! Sie kann nicht wieder hier sein, denn sie sollte bezahlen für ihren Verrat!“ „Dann scheint sie das getan zu haben.“, raunte Josef und hob abwehrend seine Hände. „Mick, ich habe sie gesehen und das war Coraline. Sie ist hier und wenn ich raten müsste, dann würde ich sagen, sie ist wegen dir hier und möchte, dass du nach Frankreich kommst, weil sie dich wieder für sich alleine will! Und jetzt komm wieder runter, ich hab sie sicher nicht angerufen und gebeten zurück zu kommen.“ Mick stöhnte wütend auf und drehte Josef seinen Rücken zu. „Sie hat Beth getötet oder? Coraline hat sie gehasst und allen Grund für so eine Tat gehabt.“ Er rieb sich durch die kurzen Haare. Ungewohnt fühlte es sich an, weshalb er seine Finger ganz bewusst noch einmal hindurch wandern ließ. „Du weißt nicht, ob Coraline Beth getötet hat. Ich glaube nicht, dass sie zu so einer grausamen Tat in der Lage war. Die Latina ... Zara ... sagte etwas von einem Vampirclan?”, fragte er interessiert nach. „Das sagte sie...“, erwiderte eine feminine Stimme. Sogleich wanderte Josef Blick hinauf zum Treppenabsatz. Da stand sie. Die Latina. Mit Micks Socken und wieder einem seiner Hemden. Eine überaus interessante Erscheinung, wie er sich eingestand. Verwirrend auf der einen Seite, aber höchst amüsant auf der anderen. „Sieh an, du bist also die ... sonst so schweigsame Latina.“ „Höchstpersönlich.“ Langsam schlenderte sie die Stufen nach unten und grinste überaus breit. „Wobei ich unfreiwillig so schweigsam war.“ Sie lächelte und blieb bei den beiden Männern stehen. „Okay... dann sag uns doch einfach, was du von diesem Vampirclan weißt, der angeblich hier ist...“ „....hier war...“, verbesserte Zara. „... hier war und die Menschen getötet hat.“ Die Latina hob langsam ihre Schultern etwas an. „Ich weiß kaum etwas von ihnen, aber wenn ich den Geschichten Glauben schenken kann, dann wurden sie von einem Erben König Ludwig dem XVI ausgeschickt den Krieg zu eröffnen.“ “Welchen Krieg?“, fragten Mick und Josef gleichzeitig. „Den zwischen Mensch und Vampir. Die Vampire sollen die Welt dominieren und die Menschen sind nur die Nahrung.“ Josef blinzelte. „Deshalb werden die Freunde von Vampiren getötet?“ „Ja. Außerdem wird so Misstrauen gesät. In jeder Stadt, in der der Clan gewütet hat, haben sich neue Clans gebildet. Die ganze Struktur der Vampirgesellschaft droht auseinanderzubrechen und genau darauf legt es der Erbe wohl an. Er will wie ein strahlender Racheengel auftreten und die zuvor zerbrochene Vampirgesellschaft hinter sich vereinen.“, erklärte Zara und wippte von Fußballen zu Fußspitze. „Etwas ähnliches haben die Cleaner von sich gegeben.“, murmelte Josef vor sich hin. „Es ist mir gerade egal, wer was versucht! Sag mir jetzt, was du über Coraline weißt!“, blaffte Mick seinen besten Freund an. „Wer ist Coraline?“, fragte die resolute junge Frau nach. „Die Schwester von Lance.“, erwiderte Mick knapp mit einem Schulterzucken, woraufhin Zara ihre Augenbrauen hob. „... ich dachte sie war seine Frau ... sie wirkte so hörig.“ „Du hast sie gesehen? Wann?? Wo???“ Mick packte die Latina an ihren Schultern, woraufhin sie instinktiv ihre Fangzähne entblößte. Sogleich zog Mick seine Hände zurück. „In New York, als ich einer Menschenfrau und ihrem Sohn half. Sie hatte sich in einen Vampir verliebt und ... wurde zum Opfer. Ich konnte nichts dagegen machen, als mich die blonde, durchgeknallte Vampirbraut abgefangen hat und mich zu Lance brachte. Sie war auch dort.“ „Wann war das?“, wollte Josef wissen, öffnete den Kühlschrank wieder um einen Beutel Blut hervorzuholen, das er in drei Gläsern verteilte. „Vor drei Monaten. Der Vampirclan schlägt immer nur alle paar Wochen zu, damit es niemanden auffällt.“ „Nun, den Cleanerinnen ist das nicht ganz entgangen. Mittlerweile werden sie gejagt.“ Mick nagte auf seiner Unterlippe herum und schluckte einmal schwer. „Erzähl ihr nicht so viel.“, mahnte er dann Josef, der nur mit seinen Schultern zuckte. Zara rollte mit ihren Augen. „Du solltest dich langsam damit abfinden, Love, dass ich nicht diejenige bin, die andere Wesen tötet. Ich versuche zu helfen, aber leider ist das nicht ganz so einfach, vor allem da ich nie weiß, wo sie als nächstes zuschlagen.“ Mick blies genervt die Luft aus. „Ich vertraue dir kein Stück, Zara.“ „Ach, du hast mir sehr wohl ein bisschen vertraut, sonst hättest du mich wohl kaum an deine Haare gelassen.“, kicherte sie und streckte die Hand durch um ihm einmal durch die Haare zu struppeln. Mick zuckte zurück und sah sie einen Moment lang zornig an. Ja, sie war nervig. Sogar sehr nervig, aber Zara schien ja daran überaus viel Spaß zu haben! Mick rieb sich seine Schläfen und distanzierte sich ein kleines Stück. „Ich hab das Gefühl meinen Kopf zerreißt es...“ „So wie ich das sehe, hast du keine andere Wahl. Du musst nach Frankreich und dann bekommst du Antworten.“, sagte sie mit einem kecken Schulterzucken, schnappte sich das Glas und tänzelte hinüber zum Sofa. St. John runzelte seine Stirn und sah hinüber zu Josef. „Irgendwie hat sie Recht.“ „Blödsinn. Ich muss mit Tess reden.“, murmelte Mick und sah hinüber zu der Latina, die sich auf dem Sofa ganz bewusst in Szene setzte. „Was hat Tess mit all dem zu tun.“ „Sie wusste, dass LA das nächste Ziel ist und hat mich nicht gewarnt.“, murmelte Mick vor sich hin, leerte sein Glas in einem Zug und begab sich auf die Suche nach seinem Handy. Josef ließ sich auf das Sofa fallen. „Was für ein gigantisches Drama...“, stieß er aus und lockerte den Knoten seiner Krawatte, bevor sein Blick zu Zara hinüber huschte. Er konnte nicht anders, als seinen Blick dabei über ihre nackten Beine gleiten zu lassen. Hola! Was hatte sie den für lange Beine? Die hörten ja gar nicht mehr auf. Schließlich landete er bei ihren warmen Augen. Zara grinste breit. „Ich hoffe dir hat gefallen, was du gesehen hast.“ Josef nickte flüchtig und wandte seinen Blick hastig ab. Mit einem ‚Tess und Gabriel sind unterwegs’, kehrte Mick zurück und lehnte sich gegen das Sofa. Es dauerte nicht lange, bis die beiden Vampire klingelten. Mick verharrte nochmal, ehe er öffnete. „Kannst du sie diesmal nicht gleich anfallen?“, fragte er in die Richtung von Zara, die kurz ihren Kopf hin und er wog. „Okay... aber nur ausnahmsweise.“, maulte die Señorita und zuckte nochmal mit den Schultern, bevor die Tür aufschwang und er das Ehepaar Cunnigham einließ. Kapitel 14: II. Der Vampirclan - 05. Kapitel: Der Beschluss ----------------------------------------------------------- II. Episode Der Vampirclan 05. Kapitel: Der Beschluss Der erste Blick von Gabriel wanderte natürlich zu Zara, die sich mit einem flüchtigen Lächeln auch schon abwandte und sich lieber eine alte Sportzeitschrift von Mick nahm. Demonstrativ gelangweilt blätterte sie durch das Prospekt, lauschte aber sehr wohl den Unterredungen der drei Männer und der blonden Frau. „Was macht DIE denn hier?“, wollte Gabriel mit leicht hochgezogener Oberlippe wissen. “Im Moment ließt sie in einer Zeitschrift.“ “Das meinte ich nicht. Warum ist sie nicht mehr auf deinen Boden gepfählt? Hast du nicht vergessen, was das letzte Mal war?“, fragte Gab nach und verschränkte seine Arme abwehrend vor der Brust. Instinktiv schob er sich beschützend vor seine Partnerin, deren blaue Augen abwartend hin und her wanderten. „Das tut jetzt nichts zur Sache.“, erklärte Mick und lehnte sich dabei an ein halb vorhandenes Regal. „Ich versuche nur Klarheit in die meine Momentane Verwirrung zu bringen. Kannst du mir dabei ein bisschen helfen... Tess?“, fragte er und legte seinen Kopf auf die Seite, damit er Tess besser betrachten konnte. Der Mundwinkel der Blondine zuckte leicht. „Sie ist wohl doch nicht stumm.“, seufzte sie auf und erntete nun einen sichtlich irritierten Blick ihres Mannes. „Anscheinend nicht...“, murmelte die Latina und blätterte Geräuschvoll um. Mick schüttelte nur seinen Kopf. „Ich will einfach nur Antworten Tess, also bitte rede mit mir.“ Die Blondine nickte. „Lass uns ein Stück gehen, es könnte dir nicht schaden, wenn du mal wieder vor die Tür kommst.“ Sogleich öffnete sie die Wohnungstür wieder und sah noch einmal zu Gabriel, der ihr bereits wie ein Schießhund folgen wollte. „Bleib du hier, ich pass schon auf, keine Sorge.“ Sie drückte ihm einen liebevollen Kuss auf die Wange, bevor ihr Mick nach draußen folgte. Erst als sie den Gebäudekomplex verließen, begann Tess zu sprechen. „Es ist einige Monate her. Ich habe damals einer befreundeten Cleanerin geholfen ein paar eigenartige Mordfälle aufzuklären. Gabriel war zu dem Zeitpunkt bei dir in LA, weshalb er nicht mit dabei war und auch bisher nichts davon erfahren hat. Eigentlich schien die ganze Situation vollkommen simpel. Ein Serienmörder, der seine Opfer auf brutale Art liquidierte, allerdings ohne bestimmten Opfertyp. Es waren Menschen, aber auffällig waren die Kontakte zu den ganzen Vampiren. Jeder Mensch stand in Kontakt mit einem oder sogar mehreren Vampiren. Entweder als Freshy, als Freund, Kontaktmann. Jeder der ermordeten wusste um das Geheimnis und das hat Claire und mich stutzig gemacht. Jede Nacht rund 30 Opfer, manchmal auch mehr. Schnell haben wir ein Muster gefunden und konnten so einen Ort ermitteln, an dem wir auf den Täter warteten.“ Tess seufzte auf und schloss ihre Augen. „So einen Vampir habe ich noch nie gesehen Mick. Rote Auge, keine Emotionen, keine Chance mit ihm zu reden. Wir hatten Glück, dass er von jemanden zurückgepfiffen wurde, ansonsten hätte er uns wohl genauso zerrissen wie seine Opfer.“ Mick schauderte bei dem Gedanken, dass Beth ebenso gerissen wurde, fast so, als sei sie ein Tier und doch zwang er sich Tess aufmerksam zuzuhören, während sie durch die klare Nachtluft schritten. „Wer hat ihn zurückgepfiffen?“, fragte er leise nach. „Er heißt Lance... du kennst ihn. Ein schwarzes Auge. Großer Mann, dunkle Haare. Er sah zum fürchten aus und wirkte so amüsiert, als er über uns gebeugt stand. Er bot uns einen Deal an und wir willigten ein um Chicago zu schützen.“ Wieder machte sie eine kurze Sprechpause und hackte sich dabei leicht bei Mick unter. „Er verlangte eine Auflistung aller meiner Kontakte.“ „Und ich war einer davon...“ „Ja. Ich weiß nicht was er damit wollte, Mick, aber ich hatte Angst. Schreckliche Angst und ich konnte nicht riskieren, dass meine ganze Freunde in Chicago.“ Sie legte eine Hand auf ihren Mund. „Ich konnte es nicht verantworten und darum habe ich ihm die Liste gegeben. Er verlangte weiter alles über LA und mir war damals schon klar, dass er Jagd auf alle Menschen in LA machen wollte, die Kontakt mit einem Vampir hatte.“ “Warum hast du mich nicht gewarnt, Tess? Warum nicht? Beth wäre noch am Leben, wenn du mich nur gewarnt hättest?!“, stieß er wütend aus. „Ich konnte nicht...“, gestand Tess ihm leise. „Ich wurde überwacht von einem dieser Wesen. Sie sah aus wie Beth und als mir klar wurde, was ich getan habe, wollte ich dich anrufen Mick. Ich wollte dich warnen, aber sie griff mich an. Wäre Gabriel nicht zurückgekehrt, wäre ich jetzt nicht mehr am Leben und ich könnte dich nicht mehr um Verzeihung bitten.“ Mick atmete zitternd ein. „Ich weiß nicht ob ich dir das verzeihen kann, Tess... ich glaube nicht, dass ich dir jemals wieder vertrauen kann.“ Sie schenkte ihm ein mattes Lächeln und nickte dabei. „Was hättest du an meiner Stelle gemacht? Hättest du den Clan weiterhin alle Menschen, die dir am Herzen liegen, umbringen lassen?“, stellte sie ihm dann unvermittelt die kleine, aber entscheidende Frage. Mick begann mit seinen Zähnen zu knirschen und führte Tess langsam weiter. „Ich weiß es nicht, aber ich hätte nicht meine anderen Freunde unter den Vampiren verraten... niemals.“ „Auch nicht für Beth?“ Mick schluckte. Die Liebe war so eine Sache. Sie ließ einen nicht mehr rational denken und sorgte dafür, dass man Entscheidung traf, die man im Nachhinein bereute. „... ich weiß es nicht... aber das ist jetzt auch nicht mehr wichtig, denn Beth ist tot.“ „Es tut mir Leid.“, betonte sie nochmal. „Wenn ich dir helfen kann Mick, dann mach ich es und dir ist klar, dass du auch auf Gabriel zählen kannst.“ „Weiß er es?“ „Nein. Ich ... ich will ihn nicht noch mehr in Gefahr bringen. Er ist sowieso so... panisch, dass mir was passieren könnte, da muss ich seiner Angst nicht noch Zucker geben.“, erklärte sie leise. Der Vampir schwieg und betrachtete die vorbeieilenden Gesichter des nächtlichen Partylebens. „Du kannst mir wirklich helfen.“, sagte er schließlich. „Wobei?“ Sie sah ihn wieder fragend an. „Ich muss nach Frankreich und herausfinden, WER für die Morde verantwortlich ist und sei es das letzte was ich mache.“ Er knurrte leise. „Verstehe – aber du solltest nicht alleine gehen. Du kannst noch nicht sagen, was dich in Frankreich erwartet und gegen diese Vampire brauchst du jeden Mann und jede Frau.“ Mick schwieg, legte seine Stirn in Falten und sank in seine Gedanken. Lange Zeit schlenderten die beiden Vampire nur noch nebeneinander her, umrundeten den Block, bis Mick wieder antwortete. „Dann wird es Zeit, dass wir einen Clan gründen und gemeinsam ...“ „... in den Krieg ziehen“, sprach Tess weiter. „Wir werden das aufhalten, dass nicht noch mehr unschuldige Menschen sterben müssen.“ „Die Welt muss wieder ein Stückweit sicherer werden und ich weiß schon, wo genau wir anfangen zu suchen.“ Tess lachte. „Bonjour.“, kam über ihre Lippen und Mick nickte. „Das klingt doch schon mal nach einem Plan.“, meinte er und hielt sie auf, bevor sie zurück in das Wohnhaus kehren konnten. „Ich weiß nicht, ob ich dir jemals verzeihen kann, Tess, aber ich will es versuchen dir eines Tages wieder zu vertrauen.“ Die Blondine nickte. „Ich werde dich nicht Enttäuschen, St. John.“ “Dann bin ich ja beruhigt, Cunnigham!“, rief er ihr lachend nach und folgte ihr nach oben in die Wohnung. Gabriel hockte in der Küche, hatte sich die Zeitung von Zara geschnappt und las ein bisschen, während Josef und Zara Schach spielten. Interessiert hoben alle drei Vampire gleichzeitig ihren Kopf. „Wir gründen einen Vampirclan.“, sagte Mick und verschloss die Tür hinter sich. Josef rieb sich die Hände. „Das kommt zwar etwas überraschend, aber ... gut, dann gründen wir einen Clan. Aber nur damit eines klar ist. Ich bin der Vorsitzende.“ Kapitel 15: II. Der Vampirclan - 06. Kapitel: Die Gründung ---------------------------------------------------------- II. Episode Der Vampirclan 06. Kapitel: Die Gründung Nachdenklich rieb sich Mick über seinen Zeigefinger. Früher trug er immer seinen Ring, aber dieser war jetzt bei Beth, wo auch immer sie nun war. In Gedanken versunken glitt sein Blick nach draußen. Die Sonne zeigte bereits ihre ersten Strahlen und noch immer telefonierte Josef eifrig und mit dem typischen Geschäftsslang. Wer hätte gedacht, dass die Gründung eines Vampirclans so viel Bürokratie in der Vampirwelt mit sich brach. Zara pickte ihm in die Wange. „Träumst du?“, fragte die Latina, die mit einem breiten Grinsen neben ihm hockte. Mick hatte aufgegeben über sie schlau werden zu wollen. Sie war auf der einen Seite schrecklich kindlich und naiv, doch auf der anderen so taff und intelligent. Mick reagierte nicht und so stupste sie gleich wieder ihren Finger in seine Wange. Mick seufzte auf. „Gib es zu. Du wurdest geschickt um mir auf die Nerven zu gehen.“, seufzte er, woraufhin sie einfach nur kicherte. „Vielleicht ¡cariño!“, flüsterte sie ihm zu und schenkte Mick einen betörenden Augenaufschlag, der aber seine Wirkung verfehlte. Ein Kichern von Gabriel ließ ihn die Augenbrauen heben. „Tess, halt deinen Mann unter Kontrolle.“, murrte Mick vor sich hin. Die Blondine tätschelte das Knie von ihrem Mann und schlürfte weiter ihr Blut. „Er macht doch gar nichts...“ „Ich mach mich nur ein wenig lustig über dich, Mick und das hast du gerade auch verdient, so verbittert wie du aussiehst.“, erklärte Gabriel und betrachtete die Latina nach wie vor misstrauisch, wobei er es schon erheiternd fand, wie sie Mick behandelte. „Ich habe auch allen Grund verbittert zu sein.“, murmelte der angesprochene Vampir pikiert und erhob sich von seinem Platz um in die Küche zu schlurfen. Dabei beobachtete er Josef, der wohl mit den Cleanern sprach. Scheinbar brauchte es sehr viele Genehmigungen um einen Vampirclan ins Leben zu rufen. Wie gut, dass sich der 500 Jahre alte Vampir damit auskannte! Zara stand mit einem Mal auf. „Na dann, viel Erfolg bei eurer kleinen Gründung, ich bin dann mal weg.“ Sogleich richtete sich sämtliche Augenpaare auf die Latina. Sie trug zwar mittlerweile wieder ihre Jeans, aber nach wie vor Micks Hemd. „Du gehst?“, wollte Mick wissen und betrachtete die Latina, die gut gelaunt wie eh und je in Richtung Wohnungstür schlenderte. „Ich hatte nicht vor hier zu bleiben, Mickey.“ Sogleich rollte er mit seinen Augen. „Wird gut sein, wenn du weg bist, denn langsam gehst du mir wirklich auf den Geist.“ „Ich weiß, Love.“ Sie zog sich noch die Schuhe an und schon schlüpfte sie aus der Wohnung. Kaum hörbar fiel die Tür hinter ihr ins Schloss. Mit Zara verschwand auch der feine Duft, der Mick die ganze Zeit umgeben hatte. „Du lässt sie einfach so gehen?“, fragte Gabriel erschüttert. „Sie hat versucht Tess umzubringen und weiß sicher eine ganze Menge!“ Abwehrend hob Mick seine Hände. „Ich bin froh das sie weg ist, denn wir wissen nicht, ob wir ihr vertrauen können, also lass gut sein, Gabriel.“, bat er just in dem Moment als Josef sein Telefonat beendete. „Wo ist Zara?“, fragte er sogleich nach und sah sich verwirrt um. Auch wenn Josef es nie zugeben würde, hatte ihm die Latina durchaus gefallen. „Weg.“, antwortete Mick und ließ sich wieder auf das Sofa fallen. Es klingelte, weshalb er genervt seufzend wieder aufstand. Logan und Guillermo betraten die Wohnung, die mittlerweile nicht mehr ganz so katastrophal aussah. Das war nicht zuletzt Gabriel und Tess zu verdnaken, die hier und da aufräumten. „Wir gründen einen Vampirclan?“, fragte Logan gut gelaunt nach. „Oh ich hab schon Namen rausgesucht. Was haltet ihr von den ‚Roten Rächern’ oder den ‚Blutigen Dämonen’ ... wobei der Name sicher geschützt ist.“ Guillermo grinste schief und ließ seinen Blick zu der Stelle wandern, wo er die Vampirin zuletzt gepfählt gesehen hatte. „Wo ist sie?“, fragte er nach, während Logan eine ganze Liste hervorzog und allerhand Name vor las, über die Josef nur genervt seufzte. „Sie ist weg und ich hoffe sie kommt nicht mehr wieder.“, grummelte Mick. „Hoffst du das wirklich, oder sagst du das nur so?“, stichelte Tess. „Ich meine das so. Sie kann bleiben wo sie will, solange sie mich nur in Ruhe lässt. Sie sollte mich quasi entführen, also warum sollte ich mich über ihre Anwesenheit freuen?“, fragte er nach. „Ich weiß nicht...? Vielleicht weil du durch sie dein kleines Schneckenhaus wieder verlassen hast, indem du dich seit zwei Wochen verborgen hältst.“, mutmaßte Tess und ein breites Lächeln stahl sich auf ihre Lippen. „Danke nein, ich verzichte auf ihre Gegenwart.“, murmelte Mick abschließend, warf aber doch noch einen Blick zur Tür, hinter der Zara verschwunden war. „Dann gründen wir jetzt einen Vampirclan, OHNE dämlichen Namen, Logan.“ Sogleich verzog dieser sein Gesicht, doch Micks dominante Miene brachte ihn sofort zum schweigen. Sie saßen alle auf den beiden Sofas, als Josef die Hände in einander schlug. „Einen Clan zu bilden ist nicht gerade leicht. Wir brauchen ein Domizil und ein festes Revier, außerhalb dieser Umgebung ist uns die Jagd nach Menschen verboten.“, erklärte er bereits ein bisschen. „Josef, wir möchten hier keinen Krieg anzetteln. Wir wollen den Clan nur gründen um eine Einheit gegen diesen anderen Clan zu sein.“, meinte Mick abwehrend. „Das ist um ehrlich zu sein vollkommen egal, Mick. Wir halten uns an die Regeln der Gemeinschaft der Cleaner und ob es dir passt oder nicht, wir werden entweder einen Vampirclan nach den Regeln der Gesellschaft gründen, oder nicht.“, erwiderte Josef und ließ keinerlei Widerspruch zu. Mick nickte leicht. „In einem Vampirclan wird sich um die jeweils Neugeborenen partnerschaftlich gekümmert.“ “Fast so, als ob wir eine Familie sind und Zuwachs bekommen.“, witzelte Gabriel. „Ich bin der fiese Onkel.“, murmelte Mick. Nach einem Seufzen fuhr Josef fort. „Wir sind für das Revier zuständig, somit auch für die Säuberungen, weshalb wir eine Cleanerin brauchen und das nötige Einsatzequipment. Gut, so viel also schon mal zu dem was wir brauchen. Ein Domizil haben wir, ein Jagdrevier auch.“ „Und das wäre wo?“ „Der Bereich zwischen Leichenschauhaus und meinem Haus.“, klärte Josef Guillermo auf. „Das Leichenschauhaus ist wichtig?“ „Ja, sogar sehr. Immerhin brauchen wir irgendwo her müssen wir unsere Blutreserven beziehen und wo würde das besser gehen, als an deinem Arbeitsplatz. Und was die Sache mit der Cleanerin angeht...“ Sofort wanderte sein Blick hinüber zu Tess. „Mooooment, ich arbeite nicht als Cleanerin!“ “Wieso nicht? Ich bin sicher das dir Lack und Leder besonders gut steht.“, raunte Gabriel mit hochgezogener Augenbraue. Tess boxte ihren Mann in die Seite. „Nein, Josef. Du musst dir wohl eine andere suchen die in das Gewerbe der Cleaner einsteigt.“ „Kommt gleich auf meine Liste, genauso wie wir noch ein paar mehr Mitglieder gebrauchen könnten. Irgendwas ... Marke Anwalt oder dergleichen, so was könnte nicht schaden.“ Josef lehnte sich auf dem Sofa zurück und legte seine Fingerspitzen aneinander. „Allerdings nur Vampire, denen wir absolut Vertrauen können.“ Logan räusperte sich. „Kein Clanname!“, mahnte Mick sogleich. „Ja, ich habs verstanden, aber ich hab da eine Frage.“ „Die da wäre?“, atmete Josef genervt aus. “Du hast gesagt, wir haben ein Domizil?“ „Ja.“ Er hob sein Ipad und zeigte das Bild einer riesigen Villa im italienischen Stil. Mit Pool und vermutlich allem, was das Herz begehrte. „Etwas außerhalb von Los Angeles, aber ich dachte mir, dass dort genügend Promis leben, weshalb ein paar Vampire nicht auffallen werden.“ Alle starrten auf das Bild. „Womit verdienst du nochmal dein Geld?“, wollte Gabriel brummend wissen, ehe sich Mick zu Wort meldete. „Wir werden dort aber nicht alle wohnen, oder irr ich mich da?“ Ob er es aushielt mit Logan unter einem Dach zu wohnen, ließ er jetzt nämlich besser dahin gestellt. “Wäre möglich, aber ich denke, vorerst können wir das Haus als ... Treffpunkt verwenden, wobei ich für meinen Teil dort residieren werde.“ Mick schmunzelte. „Du willst dich als Präsident des Clubclans bewerben.“ “Irgendwer muss die Bürde des Anführers übernehmen und wer könnte das besser als der Mann mit dem ganzen Geld.“, schmunzelte Josef und warf sein Ipad beiseite. Wieder meldete sich Logan. „Darf ich da auch einziehen?“ Josef atmete wieder tief durch. „Da wir zum gleichen Clan gehören kann ich es dir ja schlecht verbieten.“ Schon im nächsten Moment bereute er seine vorschnelle Einwilligung bereits. Er biss die Zähne aufeinander und hob drohend seinen Finger. „Wenn du dich nicht benimmst, wirst du deinen Kopf verlieren, hast du kapiert, Freundchen!“ Alle Beteiligten lachten auf. „Dann ist es beschlossene Sache. Unser Vorsitzender ist Josef und von jetzt an gehören wir alle, die hier anwesend sind zu einem Clan....“, formulierte Tess die Worte, die wohl jedem durch den Kopf spukten. Nun gehörten sie zu einem Clan, einer Familie, in der das oberste Gebot der gegenseitige Schutz und die Loyalität den Brüdern und Schwestern gegenüber war. Die Blondine lehnte sich lächelnd an ihren Mann, der das ganze noch mit leicht skeptischem Blick betrachtete, während Guillermo und Logan laut jubelten und Josef mit einem nicken, aber einem kleinen Lächeln die Lage überblickte. Mick faltete seine Hände leicht und legte seinen Kopf schief. „Auf dich wird noch eine Menge Arbeit zu kommen, nicht wahr?“, fragte er Josef. „Gib mir noch ein paar Wochen und der Clan steht auf festen Füßen.“ Somit erhob er sich und rieb sich vorfreudig die Hände. „Griffin!“, fuhr er Logan an, der sofort auf den Füßen stand und salutierte. „Beweg dich, wir machen uns an die Arbeit.“ „Aber...?“ „Wenn du bei mir wohnst, kannst du dich mit der Rolle als Assistent anfreunden.“, knurrte Josef. Geknickt ließ Logan seine Schultern hängen. „Muss ich...?“ “Ja und jetzt beweg dich!“ Befehl war Befehl und auch wenn Logan nicht recht wollte musste er Josef jetzt folgen. Mick verabschiedete sich noch von den restlichen Freunden und blieb alleine in seiner Wohnung zurück. Er hob ein paar Bücher auf und stellte sie ins Regal zurück, als eine sanfte Stimme an sein Ohr drang. „Und mit so einem Haufen Chaoten willst du wirklich in den Krieg ziehen?“ Mick wirbelte herum und fletschte seine Zähne. „... Coraline....!“ Kapitel 16: II. Der Vampirclan - 07. Kapitel: Rückkehr ------------------------------------------------------ II. Episode Der Vampirclan   07. Kapitel: Rückkehr „Komm noch einen Schritt näher Mick und ich werde dich leider erschießen müssen.“, warnte Coraline und lud ihre Waffe. Silberkugeln. Sogleich blieb er mit geballten Fäusten und aufeinander gepressten Zähnen stehen. Wütend funkelte er ihr entgegen. Mittlerweile war es fast ein Jahr her, dass Lance sie nach Europa mitnahm und diese Zeit hatte Coraline verändert. Ihre langen Haare waren verschwunden, stattdessen umspielten sehr kurze Haare, ihre feinen Gesichtszüge, wodurch ihre dunkelbraunen Augen noch stechender wirkten. Sie war blass, fast schon leichenblass. Die Knochen an ihren Wangen traten hervor und auch sonst wirkte ihre ganze Erscheinung abgemagert. Ringe unter den Augen und ein trauriger Blick verriet deutlich, wie schlecht es ihr ergangen war. Doch Coraline war schon immer eine überaus gute Schauspielerin und so richtete sie nur die Waffe auf Mick und überspielte ihre offensichtliche Angeschlagenheit. „Was willst du hier?“, knurrte der Vampir und wich sicherheitshalber ein paar Schritte vor ihr zurück, Beinahe wie ein Raubtier, dass seine Beute inspizierte lag sein Blick auf ihr. Er blinzelte nicht mehr, sondern starrte sie einfach nur noch an, verfolgte jede einzelne Bewegung genau. Sie seufzte auf. „Ich bin hier um dich nach Frankreich zu holen.“ “Weißt du was, das höre ich in letzter Zeit erstaunlich oft.“, schnaubte Mick. “Ach. Du hast die kleine Latina kennen gelernt.“, lachte sie auf, doch in ihrem Gesicht erschien kein Strahlen wie sonst. „Ja. Du hast sie geschickt, nicht wahr?“ „Nein, das war Lance. Nachdem sie beinahe unsere Mission enttarnt hätte, mussten wir handeln. Lästiges kleines Ding, aber seit wir ihren Partner ausgelöscht haben, taucht sie immer auf und wirft uns Steine in den Weg. Aber das hat sich ja jetzt erledigt. Gehe niemals einen Deal mit dem Teufel ein.“, lachte Coraline kalt. Mick schluckte. War das der Grund, warum Zara all das tat? Hatte sie genauso jemanden verloren, wie er Beth verloren hatte? Wieder ballten sich seine Fäuste, wodurch die Fingerknöchel weiß hervor traten. Seine strahlenden Fangzähne entblößend, starrte er zu Coraline. „Ihr habt Beth getötet. Wer auch immer ihr seit und was ihr vor habt, ich werde es beenden!“ Seine Ex-Frau lachte laut auf. „Du kannst es nicht beenden Mick. Es hat begonnen und bald schon wird die Welt in zwei Lager geteilt sein. Jeder Mensch wird erfahren, dass sie nicht mehr ganz oben in der Nahrungskette stehen, sondern das sind wir!! Alle jene, die als Bindeglied zwischen Vampir und Mensch dienen werden ausgelöscht und deine kleine lästige Beth war leider im Weg.“, rief sie ihm kalt und mit einem süffisanten Ausdruck im Gesicht entgegen. Coraline betrachtete die Waffe in ihrer Hand. „Mick. Du kannst dich nicht gegen uns auflehnen, also hör auf dich gegen dein Schicksal zu sträuben und komm mit uns mit.“, sagte sie und tat ihrerseits wieder einen Schritt in seine Richtung. „Ich biete dir die Chance, dich einem richtigen Vampirclan anzuschließen und nicht einem kleinen Mix aus ein paar halb starken Vampiren, die sowieso zu nichts zu gebrauchen sind.“ St. John wich augenblicklich zurück. „Ich werde mich euch sicher nicht anschließen und sei dir sicher Coraline, es wird der Tag kommen, da wirst du deine Tat bereuen.“, knurrte er, woraufhin er nur ein erneutes Lachen erntete. „So weit wird es niemals kommen, denn du bist ein Teil der Familie. Immerhin hast du mich geheiratet und ich werde sicher nie bereuen, dass ich dafür gesorgt habe, dass Beth besonders gelitten hat. Sie hat sich zwischen uns gedrängt und dafür hat sie bezahlt. Ein Jammer, dabei war sie als Kind so vielversprechend und hätte sicher eine wunderschöne Familie mit uns abgegeben.“, lächelte Coraline kalt. Sie legte ihren freien Finger auf ihr Kinn, während Mick mehr und mehr mit seiner Selbstherrschung kämpfen musste. „Letzenendlich musstest du doch zulassen, dass ich sie töte. Du konntest nichts dagegen tun, Mick, denn du bist schwach, so lange du alleine bist.“, fuhr sie fort und befeuchtete sich ihre Lippen. „Ich biete dir die Chance deines Lebens. Du kannst deinem Dasein als Vampir wieder einen Inhalt geben. Schließ dich uns an.“ “Ich werde niemals Menschen töten, nur weil es irgendein psychopatischer Vampir angeordnet hat. Wenn dieser Krieg kommen soll, dann wird er in einer Apokalypse enden, aber das will und werde ich nicht miterleben, denn wenn ich euch nicht aufhalten kann, dann werde ich wenigstens versuchen so viele von euch mit in die Hölle zu reißen!“, schrie Mick sie an. Der ganze Zorn platzte aus ihm heraus und wieder sah er Beth Gesicht am Tag der Beerdigung vor sich. Sie war seinetwegen tot, das wusste er jetzt und das verletzte ihn gleich noch ein Stück tiefer. „Wir sind bereits in der Hölle...“, meinte Coraline entschieden. Mick schüttelte belustigt seinen Kopf. „Du bist doch nicht hier um mir das unter die Nase zu reiben. Also warum bist du hier?“ Sie hob ihre Schultern und zog etwas aus ihrer Tasche. „Das, weswegen ich hier bin, habe ich bereits.“ Eine Spritze! Mick erstarrte augenblicklich. „Woher...?“ „Glaubst du ich kenn dich nicht mehr Mick. Ich weiß, wo du deine Sachen versteckst und das wird mir helfen ein Heilmittel herzustellen.“, meinte sie und wog die Spritze in ihrer Hand. In ihr befand sich sein Blut, dass er sich selbst abgenommen hatte, als er kurzeitig wieder ein Mensch war. „Weshalb brauchst du ein Heilmittel.“ Coraline zwinkerte ihm zu. „Wie lange bist du hier schon.“ „Nicht lange, aber ich kann unbemerkt bleiben... und wie ich schon sagte, ich weiß wo du deine Sachen zu verstecken pflegst. Du warst ja gerade noch sehr mit deinem kleinen Vampirclan beschäftigt.“ Sie lachte augenblicklich auf. „Mick. Wir werden uns bald wieder sehen. In Frankreich und dann wirst du dich uns anschließen.“ Mit erhobener Waffe machte sie einen Bogen um Mick. “Das glaubst aber auch nur du. Ich werde mich euch niemals anschließen, eher wird der Tag aufhören zu existieren.“ Er ließ sie nicht eine Sekunde aus dem Auge und folgte ihr noch, doch schon als er am Türrahmen ankam, war Coraline verschwunden. Schwer seufzend lehnte er seine Stirn gegen das Holz der Tür, bevor er sich abstieß und zu packen begann. Es hatte keinen Sinn mehr in dieser Wohnung zu bleiben, so sehr er sie auch mochte. Mick wollte nur noch weg von hier, doch mitten im packen, fühlte er auf einmal die Gegenwart einer weiteren Person im Raum. „Ich dachte du wolltest weg...?“, fragte Mick, als sich eine zierliche Hand auf seine Schulter. „Ich hab nichts von für immer gesagt und ich glaube wir können uns helfen.“ Er drehte sich um und sah in Zaras Augen. „Wobei...“ „Sie aufzuhalten. Sind wir nicht das den Menschen schuldig, die wir geliebt haben?“, fragte sie ihn unvermittelt. „Es ist also wahr, dass sie jemanden getötet haben, der dir sehr Nahe stand?“ Zara seufzte schwer. „Ja, meinen Urenkel. Ich hatte ein Kind, bevor ich verwandelt wurde und seit dem passe ich auf, dass ihnen nichts passiert. Zuerst war es meine Tochter Lucia, die ich beschützte, danach meinen Enkelsohn Paulo. Dann war es mein Urenkelsohn Adrién und bei ihm bin ich gescheitert.“, antwortete sie vollkommen ehrlich und sah traurig in die Augen von Mick. „Wir haben also beide jemanden, den wir rächen wollen. Ich habe es alleine versucht, aber ich bin gescheitert. Wie wäre es also mit einem Packt? Ich helfe dir und du mir ... und zusammen halten wir diesen Wahnsinn auf.“ Auch wenn sie ihm auf die Nerven ging, sie verfügte über Fähigkeiten, die nützlich waren und so nickte er. „Und danach werde ich dich hoffentlich nie wieder ertragen müssen.“ „Ach komm. So nervig bin ich gar nicht.“, lachte Zara und streckte ihm die Hand entgegen. „Mir ist noch nie eine nervigere Person unter gekommen.“, erklärte Mick und ergriff ihre feingliedrige Hand und lächelte flüchtig. „Ziehst du aus?“, fragte Zara und legte ihren Kopf schief. „Ich hatte es vor. Irgendwie herrscht in meiner Wohnung so ein reges kommen und gehen. Ständig verschaffen sich Vampire Zutritt, fast so, als sei das hier ein öffentlicher Club.“, murrte Mick und strich sich durch die Haare. „Aber du weißt schon, dass du so schnell keine Wohnung mehr mit solch einem Ausblick finden wirst.“ „Ich glaube damit kann ich leben.“ „Ich hatte gehofft, dass du das sagst... wir ziehen also um?“ Sie grinste breit. „Das WIR in deiner Wortwahl gefällt mir gerade gar nicht.“ „Jetzt sei nicht so, ¡cariño!, irgendwo muss ich ja auch wohnen. Also, wohin gehen wird...?“ Sie entblößte ihre strahlend, weißen Zähne und sah ihn forschend an. Mick schulterte seine Tasche und kratzte sich am Kinn. „In das Clandomizil.“ „Uuuh, klingt spannend, dann lass uns gehen.“ Sofort drehte sie sich um und lief auf ihren mörderischen, extrem hohen Schuhen aber überaus betörenden Hüftschwung zur Tür. Mick schüttelte seinen Kopf und folgte ihr aus seinem Kühltruhenzimmer, die Stufen nach unten und zur Wohnungstür. Noch einmal ließ er seinen Blick über die Wohnung gleiten, in der er mehrere Jahrzehnte gelebt hatte. „Was machst du jetzt mit der Wohnung...?“, wollte Zara wissen. „Die Cleaner schulden mir noch einen Gefallen. Morgen schon wird es hier aussehen, als ob ich hier nie gelebt habe.“ So viele Jahre, so viele Erlebnisse. Beth. Ein bitteres Lächeln zierte seine Lippen und er verabschiedete sich leise von seiner Wohnung. Das Licht erlosch und die Wohnungstür fiel ins Schloss. So folgte er einer eigentlich fremden Frau in einen drohenden Krieg. Das war jetzt sein Leben. Seine Aufgabe. Seine neue Bestimmung. Er stand schweigend neben Zara im Aufzug, als sie ihn in die Wange piekte und er einmal tief durchatmete. „Oh ja, du bist nervig...“ Sie kicherte und lief beschwingt los, als die Türen des Fahrstuhls aufschwangen. „Dann bin ich eben nervig, Love!“ Kopfschüttelnd folgte er ihr hinaus in die Nacht. „Sogar sehr nervig... aber wenigstens riechst du gut.“, flüsterte er. Die dritte Phase der Trauer: Suchen, finden, sich trennen: In der dritten Trauerphase wird der Verlorene unbewusst oder bewusst „gesucht“ – meistens, wo er im gemeinsamen Leben anzutreffen war (in Zimmern, Landschaften, auf Fotos, auch in Träumen oder Phantasien …). Mit der Wirklichkeit konfrontiert, muss der oder die Trauernde immer wieder lernen, dass sich die Verbindung drastisch verändert hat. Besonders hilfreich erweist sich, wenn in dieser Phase des Suchens, des Findens und des Sich-Trennens auch noch ungelöste Probleme mit der verlorenen Person aufgearbeitet werden können.< ENDE EPISODE II Kapitel 17: III. Wandel & Wechsel - 01. Kapitel: Die Anwärter ------------------------------------------------------------- III. Episode Wandel & Wechsel   01. Kapitel: Die Anwärter Beachte immer, daß nichts bleibt, wie es ist und denke daran, daß die Natur immer wieder ihre Formen wechselt. (Marc Aurel) < Vor zwei Wochen hatte Mick seine Wohnung hinter sich gelassen. Vor fast fünf Wochen war Beth ums Leben gekommen. Vor vier Wochen war sie beerdigt worden. Seit zwei Wochen lebte er in einer gigantischen Villa am Stadtrand von Los Angeles. Dort wo sonst nur die Stars und Sternchen dieser Welt lebten. Inzwischen hatte er seit zwei Wochen mehrere Mitbewohner. Er fühlte sich wie in einer gigantischen WG, wobei er nicht sagen konnte, wer nerviger war: Josef mit seiner Geschäftsmannmanier und seinem ständigen Arbeitsdrang und Verlangen nach einer Billardpartie; Logan, der immer wieder mit seinen Namensideen oder Computerspielen nervte – er hatte sich angewöhnt in so einer Lautstärke Autorenn-Spiele zu spielen, dass man das Gefühl bekam, man stand an einer Rennbahn oder war es Zara, die ihn besonders nervte. Mit ihrem stichelnden, aber doch liebreizenden Wesen schien sie immer dann aufzutauchen, wenn er gerade seine Ruhe wollte. Außerdem hatte sie merkwürdige Eigenarten. Sie aß! Ganz normales Essen und das wo sie doch nichts schmecken konnte. Sie lag in der Sonne um zu bräunen, obwohl das für einen Vampir unmöglich und noch dazu sehr schmerzvoll war  und sie machte sich aus ihrem Blut immer irgendwelche Cocktails, schmückte sie mit Schirmchen, Strohhalmen, fügte Orangensaft hinzu oder steckte eine Ananas auf den Glasrand. Alles sehr merkwürdig! Aber nicht nur diese drei Mitbewohner konnten schon nerven. Da waren auch Gabriel und Tess, die ihre Zweisamkeit ständig auskosteten. Mick war es schon oft passiert, dass er in eine nicht ganz so passende Situation gestolpert war. Der einzig halbwegs erträgliche in dieser Zeit war Guillermo. Er erwies sich als talentierter Kartenspieler oder hielt Mick auch ab und an den Rücken frei. Sie waren wie eine große, nicht ganz so glückliche Familie, die seit der Clangründung auch ständig Anfangen erhielten. Scheinbar gab es zu Zeiten des Umbruches viele Vampire, die sich der Sicherheit eines Clans anschließen wollte, aber Josef war wählerisch, Mick misstrauisch und Zara zynisch, weshalb es kein Vampir lange mit ihnen aushielt. Zumindest hatten sie bisher keinen gefunden, der diese eigenartige Gruppe ergänzen konnte und genauso tappten sie im Dunkeln, was die Machenschaften von Coraline und ihrem Clan anging. Irgendwas an ihr war höchst merkwürdig und auch wenn Mick das Gespräch jeden Tag aufs Neue durchging, schaffte er es nicht herauszufinden, was ihn an der ganzen Situation so schrecklich störte. Es war ein schöner Morgen im September. Die Blätter färbten sich langsam rot und doch war es draußen noch so warm, dass die Menschen den Spätsommer voll und ganz auskosteten. Hier hinter der dicken Mauer des Anwesens ihrer Clan-Villa bekam Mick von all dem gar nichts mit. Er saß in der Küche, las in der Zeitung von Frankreich, wie so oft, denn er versuchte mehr über den Feind herauszufinden, und beobachtete aus dem Augenwinkel heraus Zara, die sich gerade Obst aufschnitt, ein Brot mit Wurst richtete, dazu ein Joghurtmüsli und einen Orangensaft. Er verstand es nicht. Überhaupt nicht, denn sie schmeckte doch davon überhaupt nichts. Es war fast so, als ob man Erde aß! „Stimmt was nicht, Mickey?“, fragte Zara und hob ihren Blick. „Hatten wir nicht was über diesen Namen gesagt?“, schnaubte der brummige Vampir genervt. „Jaaa, okay, dann nenn ich dich eben nicht mehr so: Also Mick: Stimmt was nicht?“ Sie lächelte flüchtig, als er auf ihr Essen nickte. Sie schob sich gerade einen Apfel in den Mund und knurpste freudig auf diesem herum. „Warum isst du das? Du schmeckst doch überhaupt nichts.“ „Na und? Ein Tauber schaut sich ja auch eine Theatervorführung an, obwohl er nichts hören kann.“ „Ja, aber er sieht was...“, meinte Mick und blätterte eine Seite weiter. „Genau. Und ich fühle es. Es ist doch langweilig immer nur an einem Fläschchen Blut wie ein Säugling herumzunuckeln.“, erklärte Zara eindringlich. „Das ist doch was grundlegend anderes.“ “Nein!“, protestierte die Spanierin und setzte sich zu ihm an den Tresen. Ihr Frühstück hatte sie vor ihm aufgebaut. „Nur weil du etwas nicht mit deinem Geschmackssinn erfassen kannst, heißt dass nicht, dass kein Geschmack da ist.“, erklärte sie und nahm einen Löffel mit Müsli, den sie sich sogleich in den Mund steckte. „Okay, das Müsli schmeckt irgendwie ... süß und scharf ... fast so wie unser erstes Treffen.“ Sie zwinkerte ihm zu. „Und das Brot...“ Sie knabberte auf dem Brot. „... schmeckt wie eine Fahrt zum Strand ... und der Hund guckt zum Fenster raus ... so wie in der Kindheit.“ Zara trank einen Schluck Orangensaft. „Erfrischend, beinahe so wie der Nachmittag im Schwimmbad. Die Sonne lacht, man springt vom Dreimeterbrett um eine kleine Erfrischung zu bekommen.“ Sie klopfte ihm auf die Schulter, erhob sich und wanderte mit ihrem Tablett nach draußen. Mick drehte sich auf seinem Hocker um und sah ihr mit großen Augen nach, bevor er sich ein Apfelstück nahm, das ihr vom Teller gerutscht war. Mit leicht misstrauischem Blick warf er sich das Stückchen in den Mund und kaute darauf um. Nichts. Er schloss seine Augen und sah mit einem Mal Beth bezauberndes Gesicht vor sich. Mick öffnete blinzelnd seine Augen und suchte nach einem Apfel. „Wie ein Kuss mit Beth... spannend und prickelnd zugleich...“, murmelte er und begann damit seinen Apfel zu essen. Er bemerkte gar nicht, dass Zara noch in der Terrassentür stand und ihn schmunzelnd beobachtete, bevor ihr Weg nach draußen führte. Ihr Blick glitt hinüber zum Pool. Tess lag auf einem Liegestuhl und sonnte sich. „Ich dachte ich bin verrückt, wenn ich das mache! Hast du das nicht immer wieder betont?“, rief Zara zu ihr hinüber. „Bist du ja auch ... aber ich dachte, dass ein wenig Verrücktheit nicht schadet.“, meinte Tess und warf ihr einen Blick über ihren Sonnenbrillenrand hinzu. „Aber angenehm ist das hier bislang noch nicht.“ „Das liegt an deiner Einstellung.“, erklärte Zara. Sie alle sahen die Welt so schrecklich schwarz und hielten sich an das, was ein Vampir sein musste. Außerhalb des Schemas zu denken lag allen fern. „Na ich weiß nicht...“, brummte Tess und beobachtete ein wenig ihren Mann und Logan. Die Beiden saßen gut versteckt unter einem Sonnenschirm und diskutierten eifrig über eine neue TV-Serie. Männer! „Sind die neuen Anwärter schon da?“, fragte Zara interessiert nach und schob sich einen Löffel Joghurt in den Mund. „Ich denke nicht. Ansonsten hätte Josef sie uns schon lange vorgestellt. Aber wir haben neue Kühltruhen bekommen.“, grinste Tess breit und setzte sich etwas auf. Mit der Handfläche nach außen gestreckt, schirmte sie das stechende Sonnenlicht ab. „Ich ziehe den Schatten vor.“, murmelte sie noch und erhob sich dann um mit Unschuldsmiene zu ihrem Mann hinüber zu schlendern. Sie flüsterte ihm etwas zu und schon befanden sich Beide auf dem Weg nach drinnen. Logan blieb mit frustrierter Miene und Zara mit einem breiten Grinsen zurück. Hach ja. Liebe konnte etwas schönes sein. „¡vamos!“, rief Guillermo, als er die Terrasse betrat und augenblicklich in das viel zu helle Sonnenlicht blinzelte. „¡Hola!“, erwiderte Zara grinsend. In dem Spanier hatte sie einen Seelenverwandten gefunden, das ließ sich nicht leugnen. „Die Anwärter sind da. Josef wünscht deine Anwesenheit und Logan: Ich soll dir sagen, dass du noch Sachen zu erledigen hast.“, rief er gut gelaunt zu dem Computerfreak. „Ja, ich bin ja neuerdings auch das Mädchen für alles.“, grummelte er vor sich hin und schlurfte auch schon von der Terrasse. Zara ließ ihr Frühstück auf der Liege stehen und schlenderte hinterher. „Mick, Hasi, komm schon.“, rief sie in Richtung Küche. Guillermo kicherte. „Dir macht es Spaß ihm ständig neue Spitznamen zu geben oder?“ „Es gibt keinen sonst, der sich so lustig darüber echauffiert wie er.“, gestand sie mit einem breiten Grinsen und einem kleinen Schulterzucken. So wartete sie noch auf Mick, der wie immer eine ziemlich genervte Miene aufgesetzt hatte. Zusammen wanderten die Beiden durch das große Anwesen, bis sie im Konferenzzimmer ankamen. Mick öffnete die Tür, trat aber zuerst ein. „Heißt es nicht immer Ladys first.“ „Ich seh hier keine Lady, sondern eine kleine, nervige Vampirin.“ “Ich bin nicht klein.“, protestierte Zara und blies ihre Wangen leicht auf, bevor sie die Tür hinter sich schloss. Josef hob seinen Blick. „Da seit ihr ja endlich!“, stieß er aus und erhob sich aus seinem Chefsessel. Vier Vampire saßen mit an dem Tisch und wirkten allesamt ein wenig eingeschüchtert von Josef grandioser Autorität, die er zeitweise verstrahlte. Da saßen sie. Die fünf Anwärter für den neu erschaffenen Vampirclan. Eines hatten sie alle gemeinsam: Sie alle hatten vor fünf Wochen bei dem schrecklichen Angriff einen Menschen verloren. Freund, Freundin, Geliebter oder Geliebte. Somit hatten sie ein gemeinsames Ziel, aber genauso suchten sie auch einfach nur Schutz in diesem Clan, der von Josef bisweilen überaus gut geleitet wurde. Mick ließ seinen Blick von Vampir zu Vampir gleiten. Der erste im Bunde war Nathan Brown, ein Engländer, der im ersten Weltkrieg auf dem Schlachtfeld fiel, aber dort von einer Vampirdame verwandelt wurde. Vor einigen Jahren wanderte er von London aus und kam nach Los Angeles, wo er in einem Radiosender arbeitete. Er hatte dichtes schwarzes Haar, stechend braune Augen und wirkte ein wenig unruhig. Links neben ihm saß Leslie O’Neill. Genauso wie  Davis war er im Krieg gefallen, allerdings im Vietnamkrieg, kurz vor der amerikanischen Niederlage. Er liebte sein Heimatland und wirkte noch überaus militärisch veranlagt. Kurzer Haarschnitt und kerzengerade Haltung sprach er nur, wenn er etwas gefragt wurde. Durch und durch ein Soldat, was nicht unbedingt etwas schlechtes zu bedeuten hatte. Nur einen Platz weiter hockte die Grazie Ava Wonders. Eine kleine Diva, denn so hatte sie in den 20ern gelebt und so war sie auch gestorben. Ihre kühlen blauen Augen ruhten ausschließlich auf Josef, während sie von der ganzen Situation eher unberührt blieb. Vielleicht aber nur eine Fassade, wie Mick vermutete. Etwas zu ihr hinüber gelehnt saß der Amerikaner Joshua Darling mit einem kleinen Lächeln. Zerzauste, lange Haare und eine Surferkette bestätigten den ersten Eindruck. Er war ein Sportler, der das Tauchen und Surfen eins geliebt hatte, bis er angeblich von einem Hai verspeist worden war. Das lag gerade mal zwei Jahre zurück. Mick konnte sich noch an die Zeitungsberichte erinnern. Der letzte im Bunde war der blonde Schönling Thomas. Über ihn war allgemein sehr wenig bekannt, außer das er als Autor sein Geld verdient hatte, bis er der schönen Tamara verfiel, die ihn verwandelte und alleine ließ. Seit inzwischen 8 Jahren fristete er sein Dasein als Vampir, doch er liebte es, allerdings sehnte er sich genauso wie die anderen Vier nach etwas mehr Schutz. Das waren sie also. Die Besten, wie Josef fand und drei von ihnen würden sie behalten. Irgendwie kam sich Mick vor, wie in einer schlechten Castingshow. Schweigend lauschte er den Vorstellungen der Fünf, beobachtete jeden Einzelnen genau und prüfte in Gedanken die Geschichten, die sie erzählten. Immerhin wollte er sich keinen Maulwurf ins Haus holen. Ava wirkte aufmüpfig und kaltherzig. Leslie streng und arrogant. Nathan gerissen und berechnend. Thomas trug das Herz auf der Zunge und Joshua geizte nicht mit intelligenten Kommentaren.    Mick erhob sich und nickte kurz Josef zu, der ihm nach draußen folgte. „Was ist?“ „Wir nehmen Thomas, Nathan und Leslie.“, murmelte Mick nur. „Wie was? Ich dachte das entscheiden wir zusammen, was ist mit den anderen.“, fragte Josef irritiert. Er war noch gar nicht überzeugt davon, dass er überhaupt einen von ihnen behalten wollte, immerhin mussten sie diesen Vampiren vertrauen. „Und Lisa...“, fügte Mick hinzu. Er hatte vor kurzem einen Kontakt mit einer jungen Vampirin hergestellt, die ihm bei seinem letzten Fall geholfen hatte. „Und diesmal keine Widerrede Josef. Wir brauchen ein paar mehr Leute und ich vertraue weder der Diva, noch dem Sportler. Also bleiben wir bei dem Soldat, dem Radiosprecher und dem Autor.“, befahl Mick und wandte sich auch schon ab. “Großartig!!“, rief Josef und hob wütend seine Arme. Das war es dann wohl mit der partnerschaftlichen Entscheidung und dabei war Ava so eine hübsche Erscheinung. Aber er wusste ja mittlerweile um Micks Gemütslage. Manchmal war es besser ihm nicht zu widersprechen und so blieben. Leslie, Thomas und Nathan, doch bevor sie fester Bestandteil des Clans wurden, mussten sie sich noch beweisen... Kapitel 18: III. Wandel & Wechsel - 02. Kapitel: Kreuzende Klingen ------------------------------------------------------------------ III. Episode Wandel & Wechsel   02. Kapitel: Kreuzende Klingen Einige Schweißperlen hatten sich auf seiner nackten Haut gebildet und suchten sich über den perfekt geformten Oberkörper den Weg nach unten. Schwer atmend betrachtete er Zara und befeuchtete sich seine Lippen erneut. Ihr Haut glänzte geradezu, während sie ihm abwartend und mit neckischem Gesichtsausdruck entgegen sah. Ihr Atem hatte sich deutlich beschleunigt. Sie schluckte einmal schwer. „Ist das schon alles?“, wollte sie wissen und bewegte sich ein bisschen weiter zur Seite, während Mick wieder ein bisschen mehr Abstand zwischen sie Beide brachte. Beide Hände waren zu Fäusten geballt, einen Arm hatte er ausgestreckt. Seine Trainingshose klebte an seinen Beinen und seine nassen, kurzen Haare an den Schläfen. Zara trug nur ein hautenges Top und dazu passend eine Trainingshose. Ihre lange Haare hielt sie zu einem Zopf zurück gebunden, aber sie war ebenso wie er ziemlich geschafft. Mick zog ihren süßlichen Duft ein und bewegte sich weiter im Kreis um seine Beute. Genau wie er hielt auch Zara ihre Fäuste aufrecht und wich einem weiteren Schlag von ihm gekonnt aus. Spielerisch leicht ging sie in die Hocke und so fühlte sie nur noch den Luftzug, der von Micks Tritt ausging, doch dem nächsten konnte sie nicht ausweichen und so traf er sie am Schienbein. Zara biss ihre Zähne aufeinander, zeigte kurz ihre Fangzähne, und rappelte sich gleich wieder auf. „Wiege dich nicht in der Sicherheit, sondern sei immer wachsam.“, mahnte Mick zwischen einigen Atemzügen, während Zara ihn von unten herab betrachtete. „Geh nicht immer nur in die Abwehrhaltung. Du musst angreifen. Einfach nur angreifen.“, räusperte er sich und hob seine Fäuste erneut. Zara richtete sich auf und nahm sofort wieder die typische Abwehrhaltung ein, auch wenn Mick ihr eher versuchte den Angriff nahe zu legen. Zara ließ ihren Nacken knacken, bevor St. John zum angriff über ging. Die Fäuste der Beiden trafen aufeinander. Immer schneller und immer häufiger. Die Vampirin hatte Mühe seinen Attacken stand zu halten! Schließlich bekam er einen Arm von ihr zu fassen und warf sie sich über die Schulter. Auf dem Rücken blieb sie schwer nach Luft ringend liegen, als Mick über ihr in die Hocke ging und zwei Finger an ihr Herz legte. „Ich sag doch, du musst mehr trainieren, denn jetzt wärst du tot ...“, raunte er ihr zu. Zara öffnete ihre Augen. „Love, wenn du oben liegen willst, dann musst du es nur sagen.“, meinte sie und zog einmal ihre Augenbrauen an. Mick rollte mit seinen Augen und erhob sich. Schließlich reichte er ihr die Hand und zog Zara wieder auf ihre Füße. Sekundenlang hielt er ihre Hand fest und die Blicke der Beiden trafen sich. „So... und was machen wir jetzt?“, fragte Zara leise nach und ließ ihren Blick einmal über Micks Körper gleiten. Er sah einfach fabelhaft aus. Die Schweißperlen, die sich ihren Weg zwischen seinen Bauchmuskeln hindurch bahnten, seine stattliche Brust, die sich schnell hob und wieder senkte  und sein erhitzter Körper, der überaus verführerisch männlich duftete. Zara konnte nicht leugnen, dass er gerade überaus verführerisch auf sie wirkte. Ihre Wangen färbten sich leicht rot und sie biss sich auf ihre Unterlippe, bevor sie sich abwandte. „Training.“, antwortete Mick und rieb sich einmal über das Gesicht und durch seine nassen Haare. „Deswegen sind wir hier, nicht wahr?“ Er zog sich ein paar Kickboxhandschuhe über und warf ihr ein zweites Paar zu. „Schon, aber ... wie wäre es mal mit einer Pause...“, schlug sie etwas skeptischer vor, schaffte es aber noch ihren Atem ein bisschen zu beruhigen „Nein. Du wolltest trainieren und jetzt trainieren wir auch. Oder glaubst du die Feinde lassen dir eine kleine Verschnaufpause?“, wollte er wissen und tat einen Schritt auf sie zu. „Du bist nicht mein Feind.“, stellte Zara knapp fest. „Im Moment bin ich das, also tust du gut daran dich zu verteidigen!“ Schon schlug Mick zu! Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig ihm auszuweichen. Zara fauchte wie eine Katze und sprang ein paar Schritte zurück. „Na wenn das so ist, dann zieh dich warm an, St. John!“. Fordernd hob sie ihre Fäuste und wieder begann das Spiel der Beiden. Sie tänzelten umeinander und starrten sich dabei herausfordernd an. Natürlich wartete jeder auf einen Fehler des Anderen. Selbst in einem Kampf war manchmal Geduld angebracht. Zara tänzelte vor seiner Nasenspitze herum, während Mick ein paar Mal auf und ab hüpfte. Auch er präsentierte stellenweise seine weißen Fangzähne, die sich gerade sehr nach ein bisschen Fleisch sehnten. Nach Blut. Nach ihrem süßen Duft, den sie immer weiter verströmte und ihn alles um sich herum vergessen ließ. Es zählte nur noch seine Beute und diese war heute sie! Wie zwei Raubtiere umkreisten beide einander, spielten mit ihren Reizen und forderten den Gegner heraus. Mick spannte seine Muskeln noch ein wenig mehr an, während sich Zara reizend ihren Lippen befeuchtete und ihm einen verführenden Blick zuwarf. Sie hob ihre Fäuste, ließ die eine ein bisschen kreisen, bevor sie auf ihn zusprang. Ein Hieb der saß! Zumindest hatte sie getroffen, doch schon im nächsten Moment holte er zum Gegenschlag aus. Mick traf ihr entzückendes Näschen. Zara wich einen Schritt zurück, rieb sich über das Nasenbein und knurrte ihn an. „Na komm ruhig.“, stichelte Mick. Seine tief blauen Augen funkelten geradezu. Kurzzeitig lag der Geruch von Blut in der Luft. Ihrem Blut. Es benebelte seine Sinne, ließ ihn scharf die Luft einsaugen und kurzzeitig drifteten seine Gedanken in die falsche Richtung ab. Ein schwerer Fehler, denn Zara nutzte das unmittelbar zu ihrem Angriff! Mick taumelte zurück und rieb sich über die Wange. „Gar nicht so schlecht, Zara.“, knurrte er und rappelte sich wieder auf. Der Schweiß glänzte auf Zaras Haut, als sie wenigstens ein bisschen Luft holte. Seit Stunden schon trainierten die beiden Vampire, doch keiner von ihnen wollte sich geschlagen geben. Mick warf ihr etwas zu. Irritiert starrte Zara auf die Waffen in ihren Händen. “Schwerter?“, fragte sie perplex, als Mick seines bereits aus der Scheide zog. „Du glaubst doch wohl nicht, dass Kämpfen mit den Fäusten ausreichen werden, Zara. Wenn wir kämpfen, dann auch mit Waffen, die Vampire töten können.“, klärte er sie knurrend auf und schritt mit erhobenem Schwert auf sie zu. „Dann habe ich wohl keine andere Wahl, als mich zu verteidigen.“, fragte sie und konnte sich gerne noch rechtzeitig ducken! Micks Schwert hatte nur knapp ihren Kopf verfehlt und war stattdessen auf den Backstein der Säule hinter ihr getroffen. Zara schluckte und zog die Waffe am sich gleich darauf wieder aufzurichten. Die Silberwaffe war nicht gerade leicht und doch hielt sie diese sicher in ihren Händen. Mick und sie ließen sich keine Sekunde aus den Augen. Die Last der Silberklingen wurde von Sekunde zu Sekunde schwerer und doch schlugen die beiden Vampire immer weiter aufeinander ein. Immer wieder musste Zara Mick ausweichen! Binnen weniger Momente hatte er demonstriert, was in ihm für ein hervorragender Schwerkämpfer schlummerte. Er spiegelte sich in der glänzenden Klinge und ebenso Zara in ihrer, als beide Schwerter aufeinandertrafen. Mit entblößten Zähnen und dem typischen Knurren eines Raubtiers drückten sich die Beiden aneinander. Keiner wich zurück!! Stattdessen drückten sie einfach nur gegeneinander. Micks Muskeln waren angespannt und ebenso Zaras ganze Körperspannung. Sie schaffte es kaum noch, doch Zara konnte sich ihm nicht ergeben. „Glaub ja nicht, dass ich dich gewinnen lasse...“, wisperte sie ihm zu. „Das glaub ich auch nicht, das weiß ich!“, erwiderte Mick, gab ein kleines bisschen mit seinem Druck nach, wodurch Zara ins Taumeln geriet, dann Schlug er einmal zu. Dröhnend traf das Silber erneut aufeinander. Im hohen Bogen flog das Schwer Zaras – mit einem kleinen Aufschrei ihrerseits – aus ihren Händen und landete klirrend auf dem Boden. Triumphierend richtete Mick seinen Blick auf sie, erstarrte dann aber. „Alles in Ordnung...“, fragte er mit einem Mal besorgt. Deutlich lag der Geruch von Blut in der Luft, doch Zara nickte nur. „Ja. Ich denke das war jetzt genug des Trainings.“, sagte sie und machte kehrt. Ohne noch einmal über ihre Schulter zu sehen lief sie die Stufen des Kellers nach oben und ließ Mick alleine zurück. Er sah auf sein Schwert herab und konnte deutlich das Blut an der Klinge sehen. Der Vampir biss sich auf die Unterlippe und stellte das Schwert beiseite, bevor er ihr die Stufen nach oben folgte. Kapitel 19: III. Wandel & Wechsel - 03. Kapitel: Eine Vertrauensbasis --------------------------------------------------------------------- III. Episode Wandel & Wechsel   03. Kapitel: Eine Vertrauensbasis Vampire sind momentan voll angesagt. Manche finden sie sogar attraktiv... Bestes Beispiel Twillight, ... lächerliche Halbstarke! < „Zara...“, murmelte Mick und klopfte an die Tür ihres Zimmers. „... komm schon. Spielst du jetzt eingeschnappt?“ Er strich sich mit seinem Arm über das Gesicht und nahm ein paar Schweißperlen aus seinem Gesicht. „Zara.“ Vorsichtig legte er eine Hand auf die Türklinke, drückte diese hinab und stellte zu seiner Überraschung fest, dass nicht abgeschlossen war. Vorsichtig schob er die Tür auf und spähte durch einen kleinen Spalt. „Zara?“, rief er nochmal hinein, als er sie auch schon erblickte. Mit dem Rücken stand sie in Richtung Tür und präsentierte sich in ihrer ganzen Pracht. Vollkommen unbekleidet stand sie regungslos vor dem Bett und Mick konnte gar nicht anders als seinen Blick über ihren Körper gleiten zu lassen. Er erwischte sich sogar bei dem Gedanken, was wohl wäre, wenn sie sich umdrehte. „Ähm ...“, stieß er aus, doch sie bewegte sich noch immer nicht. „Zara....“ Schließlich trat er ein und näherte sich ihr langsam. „Ist alles in Ordnung bei dir? Ich wollte dir nicht weh tun.“ Sein Blick huschte über den Boden und er entdeckte eine kleine Blutspur. Offensichtlich hatte er sie doch schwerer getroffen, als er angenommen hatte und leider war es eine Silberwunder, die verschloss sich nicht ganz so einfach. Schuldgefühle stiegen in ihm auf und sofort schluckte er den dicken Kloß in seinem Hals hinunter. Hatte er es womöglich doch ein bisschen mit dem ganzen Training übertrieben? Er schnappte sich die Decke vom Bett und wickelte sie sofort um Zara, die noch immer wie erstarrt im Zimmer stand. „Es tut mir Leid.“, flüsterte Mick und zog die Latina in seine Arme. Sie zitterte leicht. Ihre kühle, unnahbare Fassade war verschwunden, stattdessen wirkte sie so unendlich verletzt. Mick schloss seine Arme um ihren schmalen Körper. Leicht lehnte sie ihr Gesicht in seine Halsbeuge. „Was ist los?“, fragte er leise. „Silber.“, nuschelte Zara gegen seine Halsbeuge. „Ich weiß, dass Vampire durch Silber verletzt werden können, aber ... ich würde dir doch niemals bewusst Leid zu fügen... nun ja nicht mehr.“ Er versuchte ihr ein kleines, aufbauendes Lächeln entgegen zu bringen , als er seine Hände an ihre Schultern legte und sie etwas von sich weg drückte. Er sah ihr in die warmen, braunen Augen und strich mit zwei Fingern die Tränen von ihren Wangen. „Erzähl es mir, Zara. Warum hast du solch eine Angst vor Silber.“ Die Vampírica seufzte auf und löste sich ein wenig mehr von ihm. Sofort wickelte sie sich das Bettlacken enger um ihren Körper. Sie atmete tief durch und sog dabei unweigerlich seinen Duft ein. Schweigend und irritiert von Mick wandte sie sich ab und wanderte zum Fenster hinüber. Es dämmerte. „Zara.“ „Was denn...?“ „Rede mit mir. Ich bitte dich. Ich weiß wir hatten nicht gerade einen positiven Start, aber mittlerweile müsste doch klar sein, dass wir auf der gleichen Seite stehen. Manchmal holt einen die Vergangenheit nicht nur ein, sondern sie verfolgt einen regelrecht. Also bitte ... rede mit mir.“, bat er eindringlich und folgte ihr ein Stück weit. „Vertrau mir.“ Sie drehte sich zu ihm um und sah ihm traurig in die großen Augen. „Ich habe keine Angst vor silber. Ich habe Angst davor zu sterben, ohne vorher das alles aufgehalten zu haben. Es ist ganz simpel. Jahrzehnte lang lebte ich einfach nur für mich. Egoistisch und ohne Rücksicht. War jagen, tötete und verschloss meine Augen vor allem was schlechtes in der Welt passiert.  Fast 80 Jahre verfolgte ich ausschließlich den Gedanken an mich und kümmerte mich nur um meine Familie, die mich allerdings schon lange vergessen hatte. Ich habe dabei zugesehen wie einer nach den anderen starb und jetzt existiert keiner mehr davon. Es ist einfach an der Zeit alles wieder gut zu machen und nicht mehr weiter dabei zuzusehen wie Menschen getötet werden. Es ist nicht das Silber... ich habe das erste mal seit 80 Jahren Vampire gefunden, mit denen ich es auch aushalte. Seit 80 Jahren bin ich nicht mehr alleine und ich will das nicht verlieren.“, erklärte sie ihm leise und seufzte dann einmal auf. Es war eine lange Zeit sich gegen jede Berührung, jede Freundschaft, jedes Vertrauen zu versagen, aber sie hatte es getan, aber jetzt, da sie durch Mick, Guillermo, Josef, ja selbst durch Logan, Tess und Gabriel herausfand wie schön eine Familie sein konnte, wollte sie das nicht mehr missen. Mick nickte langsam und streckte seine Hand aus. „Du bist zwar eine Nervensäge, aber doch ganz nützlich. Ich werde dich nicht umbringen und wenn es dich beruhigt, Zara, in einem Clan passt man aufeinander auf. Zwar ist mir immer noch nicht ganz klar, wie du zu einem Mitglied werden konntest, aber sagen wir mal, du nimmst die Rolle der kleinen, nörgelnden Schwester erfolgreich ein.“ In Zaras Handeln lag noch ein kurzes Zögern, bevor sie ihre feingliedrige Hand ausstreckte und in Micks legte. Er lächelte und sprach weiter. „Du musst nur aufhören dich vor uns allein zu verschließen ... insbesondere vor mir. Rede mit mir, Zara. Auch wenn dich etwas bedrückt.“ Wie so oft wich sie seinem Blick leicht aus und biss sich auf ihre ohnehin schon rote Unterlippe. „..okay...“ „Gut, dann sag mir jetzt auch ehrlich, warum du sehr wohl Angst vor Silber hast.“ Er war eben doch noch durch und durch ein Privatdetektiv. Hinter ihrem Verhalten im Bezug auf den Schnitt stand noch etwas anderes. Jetzt, da er ihre Hand hielt, drehte er ihren Arm etwas und betrachtete die blutende Wunde. „Ich wurde erstochen.“, murmelte sie schließlich. „Der Vampir der mich fand wurde nur von dem Blutgeruch angelockt. Ich glaube er wollte mich nicht mal verwandeln... er wollte eigentlich nur einen Imbiss für Zwischendurch, nachdem die Zeiten im Bürgerkrieg nicht gerade die Besten waren.“, gestand sie ihm noch und atmete einmal sehr tief durch. Es war ein Anfang im Punkto Vertrauen. „Ab sofort keine Schwerter mehr.“, versuchte Mick sie mit einem Lächeln aufzubauen. Fest umschloss seine Hand die ihrige, als er sie in Richtung Bett zog und sie auf diesem platzierte. „Ich wollte eigentlich duschen, aber das ist auch nicht schlecht.“, grinste Zara breit, sah ihn aber mit überaus unsicherem Blick an. Mick zwinkerte und ließ sie im selben Moment los. „Glaub nicht, dass du mich so leicht in dein Bett bekommst... warum hast du eigentlich ein Bett?“ „Kühltruhen sind unbequem.“ „Du bist der eigenartigste Vampir, der mir je untergekommen ist, Señorita.“, stellte er mit einem Schulterzucken fest und verschwand im Badezimmer. „Man gewöhnt sich daran. ... Was machst du in meinem Bad?“, fragte sie irritiert nach, als er schon wieder zurückkehrte. „Mich um deine Wunden kümmern. Wir brauchen eindeutig Waffen, die nicht nur aus Silber bestehen.“, meinte Mick und ging vor ihr in die Hocke. Sanft umfasste er ihr Handgelenk und wickelte ein Tuch um dieses. Verbände gab es in diesem Haus wohl kaum. Zara sah mit leicht geröteten Wangen auf ihn herab. Auch wenn er sonst immer so brummig und verschlossen war, zeigte er jetzt deutlich wie sanft Mick sein konnte. Seine Berührungen lösten ein kleines Kribbeln in ihr aus, dass sie sich aber niemals zugestehen würde, schon alleine weil seine Seele in den letzten Wochen zu oft verletzt wurde. Mit seinem Daumen streichelte er nochmal über ihre weiche Haut, bevor er sich erhob. „Pass beim Duschen etwas auf, nicht das meine ganze Verarztung umsonst war.“, murmelte er und ging langsam in Richtung Tür zurück. Die Hand bereits auf der Türklinke liegend drehte er sich nochmal zu ihr um. „War das eigentlich ernst gemeint?“ Fragend sah sie ihn an. „Das du all die Jahrzehnte alleine warst.“ Zara lächelte flüchtig und hob abwinkend ihre Hand. „Nein, natürlich nicht. Wäre doch auch sehr bedauerlich.“, sprach sie, aber ihre Augen sagten etwas anderes. Mick nickte nur noch. „Wir sehen uns beim Frühstück.“ „Okay... Mick?“, rief Zara noch. „Ja...“ “Du solltest auch duschen. Du stinkst.“, rümpfte sie ihre Nase, woraufhin er seinen Kopf leicht schüttelte und aus dem Zimmer verschwand. Die kleine Latina hatte ihm doch tatsächlich einen kleinen Blick auf ihr Inneres gewährt und auch auf ihren überaus entzückenden Po. Schmunzelnd kehrte er in sein Zimmer zurück um sich eine abkühlende Dusche nach dieser erhitzenden Begegnung zu gönnen... Kapitel 20: III. Wandel & Wechsel - 04. Kapitel: Ortswechsel ------------------------------------------------------------ III. Episode Wandel & Wechsel   04. Kapitel: Ortswechsel  „Und wir gehen jetzt wo hin?“, flüsterte Zara leise und ließ ihren Blick durch die dunkle Gasse schweifen. Mittlerweile war die Sonne wieder untergegangen und wie so oft hatten die Vampire den Tag verschlafen. Jetzt waren Mick, Josef, Logan und Zara auf den Weg irgendwo hin. Mit dabei war auch noch einer der ‚Neuen’ Vampire: Nathan. Sehr blass und überaus ängstlich, aber darüber erlaubte sich Zara noch kein Urteil darüber. Die Latina warf einen Blick über ihre Schulter. Keine Lampe leuchtete, in keinem Fenster war mehr ein Licht zu sehen und doch konnte sie jegliche Konturen überaus genau sehen. Immerhin war sie ein perfektes Raubtier und als solches waren ihre Sinne dementsprechend geschärft. Mick – heute ausnahmsweise in eine Jeans, ein weißes Hemd und eine überaus moderne Lederjacke gekleidet – lehnte sich etwas zu ihr hinüber. „Zu einem Informanten von Josef.“, erklärte er leise. „Der in einer kleinen Hintergasse lebt und dort sein einsames, armes Dasein fristet.“, flüsterte die zierliche Frau und fröstelte etwas. “Sag jetzt nicht, dass du Angst hast.“, grinste Mick breit. Logan räusperte sich. „Also ich hab sehr wohl ein wenig Angst.“ Josef schnaubte. „Ich frag mich ehrlich, wie du so viele Jahre überleben konntest.“ „Kann ja nicht jeder so ein alter Hase sein wie du.“, maulte Logan. „Hey! Ich habe im Gegensatz zu dir den ein oder anderen fackeltreibenden Mob überlebt! Also komm du mir nicht mit deinen Twillightfantasien eines alten Vampirs. Ich fange nicht in der Sonne an zu glitzern und hockte auch in keinem Kellergewölbe auf einem Thron.“ „Soweit ich weiß soll Italien aber überaus schön sein.“, warf Zara mit ein, erntete aber nur einen mahnenden Blick von Josef. „Hört ihr zwei jetzt auf zu streiten.“, bat Mick eindringlich und legte eine Hand auf Zaras Unterarm. „und du mischt dich bitte in diese Kabbelei nicht mehr ein.“  Seit Logan einen Vampirfilm nach dem anderen laufen hatte, war Josef vollkommen genervt von den Klischees, die entstanden waren. Wenn es nach ihm ging, dann konnte er auch gerne einen eigenen Film drehen. Ein Interview mit einem Vampir! Bei dem Gedanken schüttelte Josef seinen Kopf. „Aber mal ernsthaft. Wohin gehen wir?“, fragte Zara nach, als Josef an eine Tür klopfte. „Sagen wir es mal so ... ich weiß nicht ob es so ratsam war, dass du uns begleitest.“, erwiderte Josef, weshalb Zara Mick zurück hielt. „Was meint er damit.“ “Nichts. Hör einfach nicht auf ihn, bleib aber in meiner Nähe.“, flüsterte er ihr zu und berührte noch mal ihren Unterarm. „wie geht es deinem Handgelenk.“ „Lenk jetzt nicht vom Thema ab, mein Freund. Wohin gehen wir.“ Doch schon im nächsten Moment blieb ihr das Wort im Halse stecken, als Josef eine Tür öffnete. „Mick das ist ein...“ Er hob seine Hände. „Ein Strippclub mit Bonusleistungen.“, murmelte er nur. „Also bleib einfach nur in meiner Nähe.“ Sie schnupperte ein wenig. Menschenblut. Welche Menschen arbeiteten noch für Vampire. Dicht an Micks Seite folgte sie ihm in den Privatclub. Viele Vampire saßen hier versammelt und sahen jetzt auf, als Josef’ Clan den Raum betrat. „Wartet hier. Mick.“, nickte Josef. In die Richtung eines Hinterzimmers. Mick und Josef tauschten einen kurzen Blick miteinander aus. „Kleine Planänderung, Zara. Warte hier auf mich.“ „Hey!“ Protestierend sah sie ihm nach, doch Josef und Mick waren schon im Hinterzimmer verschwunden. „Na wunderbar.“ Sie drehte sich um und zog augenblicklich ihre Augenbrauen zusammen. „Logan? Nathan?“ Sie hob ihre Hände in die Luft. War ja so klar, dass die beiden Kerle schon sabbernd an der Bar hockten, wenn man sie einmal aus den Augen ließ. Mick lehnte sich an das Holz der Tür und sah sich in dem kleinen stinkigen Zimmer um. Es wurde eifrig geraucht und Alkohol floss zur genüge. Eine kleine Pockerunde, weshalb er einmal breit grinste. „Wir sind nicht allen ernstes hier um Karten zu spielen.“ “Durchaus.“, grinste er und deutete auf die freien Sitzplätze. Wenn er raten musste, dann befanden sich hier lauter Kriminelle. Josef öffnete die Knöpfe seiner Ärmel und schlug diese ein paar Mal um, bevor er sich auch schon an den Tisch fallen ließ. „Sieh an! Josef!“, brummte einer der Anwesenden. „Was kann ich heute für Mr. Kostan tun.“ „Sam. Wir brauchen ein paar Informationen.“ “Na dann spielen wir doch darum.“, lachte der bärtige, dickbäuchige Mann auf. „Genau deshalb sind wir hier.“, meinte der Angesprochene und winkte Mick herbei, der sich seufzend an den Tisch sinken ließ. „Sam Brady...“, murmelte Mick. „Mick St. John. Es ist mir ein Vergnügen Sie mal wieder zu sehen.”, lachte er auf und schon flogen die Karten über den Tisch. Sam Brady war ein überaus alter Vampir, der sich aber stets im Untergrund hielt und kein rechtes Interesse an den überirdischen Dingen hatte. Aber manchmal schien es so, als ob er über alles und jeden in Los Angeles Bescheid wusste. So war er genau der Kontaktmann, den sie am heutigen Abend brauchten. „Also, was braucht ihr für Informationen?“, fragte er und trank sein Blut-Whiskey Gemisch auf einen Zug aus. Mick ekelte es schon bei dem Gedanken an so ein Getränk. Eine überaus leicht bekleidete Kellnerin, die auf den Namen Candy hörte, tippelte herein und brachte den Vampiren ein Schlückchen Blut, wackelte ganz bewusst mit ihren Attributen und schenkte Josef ein verführerisches Lächeln und Mick ein kleines Zwinkern. „Nun, dir sind sicher die Morde nicht entgangen, auch wenn deine Ladys verschont blieben....“, setzte Josef an und betrachtete das Blatt auf seiner Hand. „In der Tat, wobei sie mich in Ruhe gelassen haben und da können die Vampire von Glück reden.“, raunte er und lachte auf. Mick und Josef tauschten einen kurzen Blick miteinander. „Oh, stimmt, eure beiden Frauen wurden ja getötet. Mein Beileid.“ Er schüttelte darüber nur seinen Kopf. Sam konnte sich für Menschen nie sonderlich erwärmen. Sie waren ein netter Zeitvertreib, doch Gefühle waren nicht das, was er zuließ. Dazu war er viel zu herrisch und hatte lieber einen ganzen Harem um sich versammelt. Josef atmete einmal tief durch. „Lange Rede, kurzer Sinn: Ich will wissen, woher du deine Kontakte hast. Du wusstest doch um den Angriff, also warum sonst konntest du so einfach deine ganzen Menschen schützen, Sam.“, fragte der Geschäftsmann und ließ sich zwei weitere Karten geben. „Ich kontrolliere die Stadt, Josef. Die Cleaner sind mir unterstellt. Ganz gleich was in meiner Stadt passiert, ich erfahre es als erstes. Außerdem schlagen SIE nicht nur an einem Abend zu. Sie arbeiten sich von außen nach innen und das ist mittlerweile bekannt.“ „Was ist mittlerweile bekannt?“, fragte Mick und hob seinen Blick von seinen Karten. „Das die Menschen um Vampire getötet werden.“ „Warum ist das bekannt und weshalb wusste ich davon nichts.“, wollte Josef wissen und sah durchaus ein wenig zornig aus. Eine kleine Falte hatte sich auf seine sonst so makellose Stirn geschlichen. „Nun, weil du nicht alles wissen musst und niemand eine Panik brauchen kann. Es sind nur Menschen. Irgendwann sterben sie so oder so. Das liegt den Menschen im Blut.“, lachte er auf und trank gleich noch einen weiteren Schluck. Einmal streckte sich der Mann ausgiebig und warf ein ganzes Bündel Geld in die Mitte. „Aber deswegen seit ihr doch nicht hier. Ihr wollt konkrete Informationen, hab ich Recht?“, fragte Sam nach und sah in die wütenden Gesichter der beiden Vampire. „Nein, sind wir nicht. Wir brauchen Informationen, woher diese Vampire kommen, wie viele es sind und wie wir sie aufhalten können.“, stellte Mick dann sogleich die notwendigen Fragen. „Ich weiß nicht woher sie kommen und auch nicht wie du sie aufhalten kannst, aber sei dir sicher, dass es viele sind.“, antwortete Sam und betrachtete das Geld, das nun auch Josef in die Mitte warfen. St. John lehnte sich zurück und grinste breit. „So? Und ich dachte du weißt alles.“ Sam fletschte seine Zähne und warf die Karten auf den Tisch. „Ich will sehen.“ Gutes Blatt. Eindeutig geschummelt. Josef behielt die Karten in seinen Händen. „Kannst du uns nicht irgendwelche sinnvolleren Informationen geben?“, fragte er nach und lehnte sich nach vorne. „Du weißt ja, eine Hand wäscht die andere ...“ Sam schaubte einmal tief durch. „Edinburgh. Geht nach Edinburgh.“ „Schottland?“, fragte Mick, passte und erhob sich. Josef ließ es sich aber nicht nehmen noch sein Blatt zu präsentieren. „Ich danke dir vielmals, es macht immer wieder Spaß mit der Geschäfte zu machen.“, lachte er auf und schnappte sich das Geld. Eine Zornesfalte hatte sich auf dem Gesicht von Sam gebildet, als er sich erhob. Sein Stuhl fiel polternd nach hinten. „Rrrraus! Na los!“, knurrte er und deutete auf den Ausgang. Lachend schob Josef Mick ein Stück weiter und verließ das kleine, stickige Hinterzimmer. „Gehen wir.“, rief er zu Logan, der enttäuscht ein ‚Muss das sein’ murmelte. „Ja, na los, wir haben alles was wir wollten.“ Josef zählte das Geld und steckte es sich in die Hosentaschen. Mick schüttelte seinen Kopf. „Wo ist Zara?“, fragte er an Logan gewandt. „Ähm ...“ Er sah sich irritiert um.  Nathan stand direkt neben ihn und hob nun ebenso verdutzt seinen Blick. „Ich hab keine Ahnung...“ “Logan, erzähl mir keinen Unsinn, wo ist sie?!“, platzte es etwas lauter als gewollt aus Mick heraus, als er den Computerfreak am Kragen packte. „Ich weiß es nicht...!“, rief er und starrte Mick erschrocken an. Mick stieß ihn wieder von sich und lief ein paar Schritte durch den Barraum des Stripclubs. So viele unzählige Gesichter, aber nirgendwo auch nur die Spur von Zaras lieblichem Blick. Er atmete einmal tief durch. Nichts. Ihr Duft war wie verschwunden. „Zara...?“ Kapitel 21: III. Wandel & Wechsel - 05. Kapitel: Vorbei ------------------------------------------------------- III. Episode Wandel & Wechsel 05. Kapitel: Vorbei Mick stürzte, taumelte, rannte hinaus auf die Straße, bahnte sich seinen Weg durch die zahlreichen schmalen Gassen und schrie immer wieder nach Zara, doch von der Latina fehlte jegliche Spur. Wo war sie? Er war doch nur eine halbe Stunde weg, doch jetzt war es fast so, als ob sie niemals bei ihm gewesen war. Josef packte ihn an der Schulter und riss den jüngeren Vampir etwas zurück. „Mick! Sie kann auf sich alleine aufpassen ... wir dürfen hier nicht so viel Aufsehen erregen.“, versuchte er seinen besten Freund zur Besinnung zu bringen, doch es schien vergebend. Irgendwas versetzte ihn in so eine tiefe Panik. War es die Versagensangst? Die Sorge wieder eine nahestehende Person zu verlieren?? Mick konnte es nicht sagen. Nur eines war gewiss: Er war voller Sorge um die Latina, die gerade erst dabei war, sich ihm zu öffnen. „Du!“, stieß er aus und wirbelte herum. Wieder hielt er Logan am Kragen fest und funkelte ihn zornig an. „Du hättest auf sie aufpassen sollen!“ „Ich wusste nicht, dass ich ihr Babysitter bin...“, flüsterte Logan entsetzt und wich einen Schritt zurück, bevor sich Mick wieder in der Gasse umsah, erneut tief einatmete, aber es war absolut vergeblich. Zara war nicht hier. Er ließ seine Schultern sinken und starrte zu Boden, merkte bereits jetzt, wie sich ein dunkles Loch vor ihm auftat. Erst Beth und jetzt Zara. Abermals legte sich Josef Hand auf seine Schulter. „Zara ist ein großes Mädchen und eine Vampirin, die in letzter Zeit auch immer auf sich alleine aufgepasst hat. Sie weiß wo sie uns findet, also lass uns jetzt gehen.“, bat Josef eindringlich und zog Mick dann auch schon ein Stück zurück. „Aber wir können doch nicht einfach so gehen.“ Die Entgeisterung stand in Micks Gesicht geschrieben, während er seinen besten Freund anblickte. „Wir müssen gehen. Das hier ist nicht unser Revier und was willst du auch gerade großartig machen? Wie ein besessener durch die Stadt laufen und nach Zara suchen? Vermutlich ist das wieder ein Spielchen, dass sie treibt. Weil sie eingeschnappt darüber ist, dass wir sie stehen gelassen haben.“, mutmaßte Josef. „Das glaubst du doch wohl selber nicht. Sie ist nicht so...“, brummte Mick, ließ sich aber Stück für Stück resigniert mitziehen. „Ich weiß, dass sie normalerweise nicht ist, aber du wirst mir zustimmen, dass unsere kleine Latina zeitweise eine richtige Diva sein kann.“, erwiderte Josef und ließ seinen Blick schweifen. Ihm gefiel das ja selber nicht. Sogar absolut gar nicht, aber was sollten sie jetzt machen? Ihnen fehlte die Witterung von Zara und in der Bar hatte auch niemand etwas von ihrem Verschwinden mitbekommen. So mussten sie jetzt erstmal zurückweichen, immerhin hatten sie eine Aufgabe zu verrichten! Der oberste Plan war es diesen Menschentötenden Clan aufzuhalten und dazu mussten sie nach Schottland. Mick ließ seine Schultern hängen und bewegte sich nur noch schwerfällig. Josef war aber erbarmungslos und zog ihn mit sich mit, wobei er Nathan ein bisschen beobachtete. Der junge Mann war äußerst schweigsam und vielleicht war es angebracht sich ein wenig mehr einzubringen. Zumindest wenn es nach Josef ging. Es herrschte Stille, als sie in das Domizil zurück kehrte und schon war den anderen klar, dass etwas vorgefallen war. „Was ist los?“, fragte Tess sogleich, als die Vampire das Wohnzimmer betraten, in dem sich der Rest des Clans versammelt hatte. „Habt ihr nichts raus gefunden?“, wollte Gabriel wissen und nahm die Füße vom Tisch, als Josef sich einmal räusperte. Das selbsternannte Clanoberhaupt schritt durch das Zimmer und strich sich einmal durch seine Haare. „Doch! Wir haben die gewünschte Information bekommen, aber scheinbar sind wir nicht so sicher, wie wir es bislang immer gemeint haben! Irgendwer war auch dort und wir haben das nicht mal gemerkt. Ich habe keine Ahnung was das eigentlich soll“ – „Josef“, warf Mick ein, doch sein Freund redete gleich weiter. – „Irgendwer in diesen Räumen hat unser Vorhaben verraten, denn ansonsten hätte das alles nicht passieren können.“ Kurzzeitig herrschte wieder diese überaus irritierende Stille. „Wie wäre es, wenn du uns erstmal sagst, was eigentlich konkret passiert ist.“, setzte Gabriel an und tauschte einen kurzen Blick mit seiner Partnerin. „Zara ist weg.“, stellte Mick nüchtern fest, als er sich matt auf das Sofa sinken ließ. „Was?!“, stießen Tess, Gabriel, Guillermo und einer der Neuen Leslie, sowie die Blondine Lisa gleichzeitig aus. Lisa war das letzte angenommene Clanmitglied und eine bislang flüchtige Bekannte von Mick, die er damals kurz vor Beth’ Tod kennen gelernt hatte. Eine kleine Cheerleaderin, die das Leben als College Girl seit Jahrzehnten genoss. „Was meinst du mit weg?“, fragte Gabriel genauer nach und sah Mick überaus eindringlich an. “Wir haben die Informationen erhalten die wir brauchten und als wir zurück zum Treffpunkt kamen war sie weg.“, fasste Josef die Geschehnisse überaus knapp zusammen, woraufhin Gabriel seine Stirn runzelte. „Vielleicht ist ihr was wichtiges eingefallen...“ Mick seufzte auf und warf einen Blick hinüber zu Lisa, die ihm beruhigend eine Hand aufs Knie legte und sanft darüber strich. Das sich Zara und Mick langsam anfreundeten war hier niemanden entgangen und in Anbetracht seines erst kürzlich erlittenen Verlust schien er ganz besonders unter ihrem Verschwinden zu leiden. „Sie wäre nicht einfach gegangen ohne uns darüber in Kenntnis zu setzen.“, flüsterte er und legte seine Hand auf die von Lisa. „Außerdem haben wir nicht mal mehr ihre Witterung aufgenommen. Sie ist einfach verschwunden und das bedeutet, dass etwas passiert ist.“ Ein anderer Schluss blieb für Mick nicht übrig und das brachte ihn jetzt zu einem leisen Seufzen. Josef sah von einer Person zur nächsten. Besonders ausgiebig musterte er Leslie, Nathan und Thomas, denn diese drei Männer hatten sein Vertrauen garantiert noch nicht gewonnen. „Sie taucht schon wieder auf.“, meinte Gabriel schließlich. „Zara hat schon oft in den letzten Wochen bewiesen, dass sie kommt und geht, wie sie möchte, also mach dir darüber mal keine Gedanken Mick. Sagt uns lieber, was ihr rausgefunden habt.“ Der Amerikaner war in diesem Punkt sehr einfach veranlagt. Er ging nicht immer sofort vom Schlimmsten aus und so wollte er das Thema erst mal ganz bewusst beiseite schieben. Josef rieb sich die Nasenwurzel. „Der nächste Angriff soll in Edinburgh stattfinden.“ „Schottland?“, stieß Tess aus. „Du willst nicht ernsthaft nach Schottland fliegen...“ „Wir wollen das Morden aufhalten, also bleibt es uns auch nichts anderes übrig, als dort hin zu fliegen. Ich weiß, dein Urlaubsplan sieht etwas anderes vor, aber wir sind nicht deswegen zusammen, also wirst du dich damit abfinden müssen, dass wir nach Schottland fliegen um dort diesen Clan stoppen, bevor noch mehr unschuldige Menschen ihr Leben und Vampire ihre Freunde verlieren!“, stieß Josef auf und tigerte noch immer von einem Ende des Wohnzimmers zum anderen. „Ich wollte ja nur mal fragen..“, murmelte Tess ein bisschen kleinlaut und senkte ihren Blick. Mick zog seine Augenbrauen leicht zusammen. Ihm gefiel es gerade gar nicht, dass keiner sich noch großartig Gedanken dazu machte wo Zara war. Er war schier krank vor Sorge, aber Zara hatte in letzter Zeit oft genug bewiesen, dass sie ein wenig flatterhaft war und immer mal wieder verschwand. Drum saß er auch nur mit einem Zähneknirschen bei den Anderen, die allesamt noch etwas verhalten waren. Unbewusst wanderten seine Finger über die weiche Haut von Lisas Hand, die etwas näher an ihn heran rutschte. Schließlich aber erhob sich Mick und verließ einen Moment lang das Wohnzimmer. „Ich bin gleich wieder da....“, murmelte er. Josef seufzte auf. „Genau, lauf nur weg... wir brauchen dich gerade auch, immerhin ist das mitunter dein Verlangen nach Rache.“ „Ich weiß, Josef.“, kam noch von Mick, aber er verschwand bereits im Inneren des Hauses. Kapitel 22: III. Wandel & Wechsel - 06. Kapitel: Reiseplanung ------------------------------------------------------------- III. Episode Wandel & Wechsel 06. Kapitel: Reiseplanung Mick öffnete die Tür, die in Zaras Zimmer führte. Er hörte noch die eifrigen Diskussionen von Josef und dem Rest. Es war kein Familienurlaub den sie planten und schon am morgigen Tag sollte es los gehen. Mit einem kleinen Schlucken betrat er den Raum. Hier roch noch alles nach Zara. Selbst die Dekoration erinnerte an sie, aber die kleine Latina war weg. Verschwunden ohne ein Zeichen auf ihren Verbleib. Ein kleines Seufzen kam über seine Lippen, als er sich auf ihr Bett setzte und beinahe andächtig über das Kissen strich. Seine Finger wanderten in seine Hosentasche, umfassten ein scharfkantiges Papier und zogen es mit einem Ruck nach draußen. Mehrmals drehte er es in seinen Händen und sah schließlich hinab auf das Foto. Beth. Mit dem Zeigefinger strich er über ihr süßes Lächeln, dass sie auf diesem Foto ihm alleine schenkte. Es stammte von einem herrlichen Tag seines sehr kurzen, zweiten Menschendaseins. Sie waren am Strand, hatte ein kleines Picknick. Zu dem Zeitpunkt war alles für ihn im Lot. Doch jetzt schien sein ganzes Leben erneut aus den Fugen geraten zu sein. Immer wieder, wenn er der festen Überzeugung war, sich zu fangen, folgte ein neuer Rückschlag und die Dunkelheit als Fluchtmöglichkeit bot sich geradezu an. Mick rieb sich über die Augen und erhob sich von Zaras Bett um zu den anderen zurück zu kehren. Das Foto seiner verlorenen Liebsten barg er sicher in der Hosentasche. Noch einmal rieb er sich das Gesicht bevor er zu den Anderen zurückkehrte. Mittlerweile hatte sich der ganze Clan eingefunden und war von Josef über die aktuellen Geschehnisse ins Bild gesetzt worden. Gabriel und Tess saßen schweigend nebeneinander und betrachteten Mick genauso ausgiebig wie Guillermo, Logan und Josef. Die Neuen Leslie, Thomas und Nathan saßen etwas abseits und hielten ihren Blick stur nach unten gesenkt. Einzig Lisa suchte nach Blickkontakt, indem sie ihren Kopf schief legte und ein kleines Lächeln aufsetzte. Vielleicht war das auch der Grund, warum Mick wieder die Nähe zu ihr suchte und sich Schulter an Schulter zu ihr auf das Sofa setzte. „Schottland.“, setzte er an und sogleich nickte Josef. „Ich bin bereits dabei einen Flug zu organisieren und auch um eine Unterkunft werde ich mich bemühen. Wenn du mich fragst, sollten wir so bald wie möglich aufbrechen.“, meinte Josef und schlug seine Beine übereinander. Lässig lehnte er sich auf dem Sofa zurück und sah abwartend in die Runde. „Oder hat jemand einen anderen Vorschlag?“, stellte er dann unvermittelt die Frage und fixierte kurz die Neuen, denen er inzwischen keinen Meter mehr vertraute. „Wie sicher ist deine Quelle?“, fragte dann allerdings Gabriel, der dem ganzen Unterfangen noch überaus skeptisch gegen über stand. Ebenso gut konnten sie in die nächste Falle laufen und das wollte dem doch sehr Sicherheitsliebendem Amerikaner nicht zusagen. „So sicher, dass wir nach Schottland fliegen werden.“, gab Josef nüchtern zurück. „Na ich weiß ja nicht...“, maulte der blonde Vampir. Augenblicklich blitzte ein kleines Grinsen auf den Zügen des älteren Vampirs auf. „Spricht der Mann, der Angst vorm Fliegen hat...?“ Gabriel seufzte auf. „Ich habe keine Angst vorm Fliegen.“, murmelte er augenblicklich und schüttelte etwas seinen Kopf. Sicher, es war nicht gerade seine Lieblingsbeschäftigung, aber er war ein Vampir. Er hatte vor nichts und niemanden Angst. Das lag gar nicht in seiner Natur. Wobei zuzugeben ist, dass ihm dieser eigenartige Clan durchaus auch Angst machte. Logan seufzte auf einmal auf und streckte sich ausgiebig. „Ein Jammer, dass wir uns nicht teleportieren können.“ „Wieso sollten wir das können...?“, wollte Josef wissen. Wieder eine dieser Fragen, die er spätestens zwei Sekunden nachdem sie über seine Lippen gewandert war, bereute. „Nuuun,“, dehnte Logan ganz bewusst seine Stimme. „Wären wir dazu in der Lage von den Fähigkeiten zu profitieren, die in diversen TV-Sendungen uns zugeschrieben werden, könnten wir teleportieren oder uns zumindest in Fledermäuse verwandeln.“ Josef atmete tief durch. „So... das ist in der Tat sehr bedauerlich, denn solltest du dich je in eine Fledermaus verwandeln, dann hätte ich garantiert einen netten, kleinen Käfig für dich.“ Logan schürzte seine Lippen, wurde aber von Leslie zu schweigen gebracht, der nun seine Stimmer erhob. „Wie stellt ihr euch das in Schottland vor? Wollt ihr mit erhobenen Schwertern einfach einen Clan angreifen, von dem wir noch nicht mal mit Gewissheit wissen, dass er die zugeschriebenen Verbrechen begangen hat...“ „Wie war das damals im Vietnam Krieg?“, warf Josef ein und erntete einen zornigen Blick des Ex-Soldaten. Gabriel schmunzelte vor sich hin. „Ich habe nicht vor mit erhobenem Schwert durch die Gegend zu stürmen, aber ich bin durchaus der Meinung, dass wir in Schottland mehr ausrichten können, als wenn wir von hier aus Pläne schmieden und darum sollten wir wohl – und ich bedaure zutiefst das zu sagen – erst nach Schottland fliegen und dann können wir uns davon überzeugen, was das für ein Clan ist und welche Intentionen er verfolgt.“ Der Vampir faltete seine Hände, die er in seinen Schoss gebetet hatte und blickte mit neugierigem und abwartenden Blick in die Runde. „Aber was ist, wenn wir in Schottland sind und feststellen, dass wir auf die Falsche Fährte gelockt wurden?“, mischte sich nun auch Lisa in die Unterredung mit ein. Sie hatte sich die ganze Zeit damit beschäftigt Mick zu betrachten, aber jetzt war sie schon ein wenig neugieriger geworden. Leider blieben die anderen ihr eine Antwort schuldig, denn die leise Melodie des Songs ‚Highway to hell’ störte die Unterredung. Josef warf einen Blick auf sein Handy – das dieses Geräusch verursachte - und erhob sich schließlich. Sogleich distanzierte er sich von den anderen Vampiren, wobei das eigentlich nicht weiter sinnig war, denn ein Vampir verfügte über ein durchaus geschultes Gehör und so lauschten sie deutlich den Worten von Josef, der gerade bezüglich einer Geschäftsabwicklung zu diskutieren begann. „Deal ist Deal. Von mir aus riecht es in der Anlage nach einer Kloake, aber Sie sind der Einkäufer.”, stellte er mit einem Schulterzucken fest und rollte theatralisch mit seinen Augen, als er aufs wüsteste beschimpft wurde. „In Ordnung. Die Immobilie gehört weiterhin Ihnen, aber ich schicke ein paar Leute hin, die kontrollieren woher der Geruch stammt... gut ...“ Josef legte auf und wandte sich zu den Anderen. „Gabriel, schnapp dir Mick und Guillermo und fahrt zu einer Lagerhalle am Südende der Stadt.“ “Warum??“, wollten Gabriel und Guillermo sofort wissen. „Weil ich hier einige Dinge zu überprüfen habe und Mick ein wenig frische Luft gut tun wird.“ “Ich dachte da soll es so stinken...“, murrte der Spanier. War er jetzt neuerdings der persönliche Lakai von Josef Kostan? Es schien dem so zu sein, weshalb er sich jetzt auch mit einem Seufzen fügte und sich erhob. „Dafür verlang ich einen finanziellen Bonus.“, murmelte er aber vor sich hin. „Ich wüsste nicht, dass du bei mir angestellt bist.“, gab Josef mit einem Schulterzucken zurück. „Nun, dann bin ich es jetzt.“ Grinsend streckte Guillermo seine Hand aus und wartete darauf, bis ein paar Scheinchen aus Josef Hosentasche in seine Hand rieselten. Mit einem ‚Na also, geht doch...’ hüpfte er auch schon eilig davon, denn ein Knurren kam überaus deutlich über Josef Lippen. Nur widerwillig folgten Mick und Gabriel in Richtung Autos. Es war noch immer dunkel draußen, aber trotzdem sehnten sich die Vampire jetzt eher nach ein paar Stündchen Schlaf, aber dieser war ihnen heute wohl nicht gegönnt. Kapitel 23: III. Wandel & Wechsel - 07. Kapitel: Die Lagerhalle --------------------------------------------------------------- III. Episode Wandel & Wechsel   07. Kapitel: Die Lagerhalle Vorsichtig schob sich zuerst Guillermo, dann Mick und zum Schluss Gabriel durch die Tür der Fabrikhalle. „Dem Geruch nach zu folge lebt hier nichts und niemand mehr ....“, flüsterte Guillermo. Es roch buchstäblich nach vermodertem Fleisch und schon jetzt konnten sie die Fliegen surren hören. Wer auch immer dort Tod war: Er war es schon eine Weile. „Das nächste Mal kann Josef selber gehen, wenn er uns in so einen Gestank schickt.“, knurrte Gabriel vor sich hin und rümpfte leicht seine Nase. Es war absolut widerlich! Die drei Männer bogen um eine Ecke und schon sahen sie das Ausmaß des Todes!! Mehrere Leichenstücke türmten sich gerade so vor ihnen auf. Blut floss über den Boden. Mick schluckte schwer, als er einen Kopf erblickte, der ihm verblüffend bekannt vor kam. Aufgespießt auf einer Lanze steckte er neben einigen anderen im Boden. „Sam Brady...“, murmelte er und schluckte einmal schwer. „Wer?“ „Josef’ Informant. Der Mann, der uns gesagt hat, wohin wir müssen.“ Nicht nur er lag hier in seine Einzelteile zerfetzt. Nein, auch noch die anderen Kartenspieler, die Stripper und die anderen Besucher der Lokalität. „Scheinbar war er doch nicht so immun gegen den mörderischen Vampirclan.“, ließ Guillermo verlauten und stieg über die nächste Leiche hinweg. Eine junge Frau. Aber wie lange war sie schon tot? Sicherlich nicht erst seit ein paar Stunden, sondern schon sehr viele Tage. „Was ist das hier?“, fragte der Spanier nach und ließ seinen Blick schweifen. „Ich habe keine Ahnung.“, erwiderte Gabriel und betrachtete einige Symbole an der Wand. Geschrieben mit dem Blut der Toten. Sogleich zog er sein Handy aus der Tasche und fotografierte die Zeichnung. „Wir sollten die Cleaner verständigen.“, meinte er dann noch und betrachtete den zerrissenen Körper eines Mannes, von dem eindeutig die Hälfte fehlte. Dann huschte sein Blick den Boden entlang und er konnte mehrere Ketten entdecken, die am Boden festgemacht waren. „Wenn du mich fragst hat das hier eindeutig was mit dem Clan zu tun.“ Gabriel hob eine der Ketten auf und betrachtete das freie Ende. Ein etwa Halsgroßer Ring baumelte daran. Mick trat an ihn heran. „Irgendwas oder irgendwer wird hier gefangen gehalten und das hier ist die Nahrung.“ Die drei Vampire sahen sich entsetzt an. „Was meinst du mit: Irgendwas wird hier gefangen gehalten??!“, stieß Guillermo aus. „Ich weiß es nicht. Aber ... Zara hat etwas von einem Vampir mit roten Augen berichtet.“, meinte er und sah sich nun auch eine der zahlreichen Ketten an. Gabriel schluckte. „Willst du mir was sagen, Gab?“, fragte Mick nach, doch der Angesprochene schüttelte seinen Kopf. Es war noch nicht an der Zeit Mick über die Doppelgängerin von Beth in Kenntnis zu setzen. Erst mussten sie herausfinden, was das für Lebewesen waren. Mick stieg über einen weiteren Leichenteil hinweg. „Wenn ich mir das Recht überlege macht es Sinn.“, setzte Guillermo an. „Sie morden ja nicht nur in einer Nacht, sondern in mehreren und irgendwo muss der Clan ja auch unterkommen. Es ist also möglich, dass sie sich so große Lagerhallen mieten und dort hausen, ihre Wesen der Finsternis füttern und was weiß ich noch machen.“ Gabriel nickte leicht und betrachtete ein paar der Waffen, die kaputt auf dem Boden lagen. „Und so wie es aussieht nutzen sie die Waffen des Mittelalters. Eine Klinge nach der anderen. Silberwaffen. Möglicherweise dafür da, dass ihnen kein Vampir in die Quere kommt.“ Er ging in die Hocke und berührte ein Schwert, dessen eine Hälfte fehlte. „Die Frage die sich mir stellt ist folgende: Warum lassen sie das alles hier zurück? Was versprechen sie sich davon?“, fragte Mick und hob seinen Blick um in die Runde zu schauen. Gabriel sah sich erneut um. „Ich lehn mich mal ganz weit aus dem Fenster und sag, dass sie dich auf ihre Fährte bringen wollen.“, mutmaßte er, woraufhin Mick seine Augenbrauen zusammen zog. Einige Falten bildeten sich auf seiner Stirn und seine Körperhaltung war auf einmal angespannt. „Wie meinst du das?“, wollte er sofort wissen. „Nun, Coraline hat keinen Zweifel daran gelassen, dass sie es auf dich abgesehen hat.“, erklärte er mit einem Schulterzucken, hob aber beschwichtigend seine Hände. „Was aber nicht heißen soll, dass sie das alles nur wegen dir Veranstaltet. Ich wollte damit nur sagen, dass sie einen Privatdetektiv auf ihre Fährte locken möchte um zu bekommen was sie will.“ Sogleich schürzte der angesprochene Vampir seine Lippen. „Ich glaube du irrst dich, Gabriel. Sie hat schon vieles gemacht um mich zu bekommen, aber so weit würde selbst Coraline nicht gehen.“ „Ähm...“ meldete sich Guillermo mit einem Mal. Er war einige Schritte weiter gegangen und hatte einen weiteren Raum erreicht. „Ich bin mir da gerade nicht so sicher Mick ... schau...“ Die beiden anderen Vampire eilten in Richtung des Spaniers. Das, was sie sahen ließ ihnen sogleich das Blut in den Adern gefrieren. „Zara!“, stieß Mick keuchend aus. Da lag SIE! In Mitten des Raumes, mit einem Silberschwert auf den Boden gepfählt. Auf dem Griff des Schwertes hing ein Briefumschlag mit der Aufschrift ‚Mick St. John’. So schnell ihn seine Beine tragen konnte, war Mick an seiner Seite, während sich Gabriel einmal fröstelnd umsah. „Eindeutig kein Vampirfreund, der das gemacht hat.“, murmelte er vor sich hin und wartete gerade nur darauf, dass irgendwer, der ihnen eine Falle gestellt hatte, hervorsprang um sie anzugreifen! Aber nichts passierte. Mick sank vor Zara auf die Knie und betrachtete ihr vollkommen erstarrtes und aschweißes Gesicht. Er konnte den Schrecken in ihren Augen lesen, die Angst zeichnete sich geradezu ab. Ohne auf den Brief zu achten, packte er den Schwertgriff. Guillermo nahm noch die Botschaft an sich und wich dann etwas zurück. Der Geruch von Vampirblut erfüllte die Luft, als Mick ganz vorsichtig das Schwert aus dem Körper der jungen Frau zog. Klirrend warf er das Schwert beiseite und betrachtete die Wunde, die sich natürlich aufgrund des Silbers, nicht so einfach verschloss. Noch immer war Zara wie erstarrt, als er ihr Hemd etwas nach oben zog und über den Riss in ihrem Bauch strich. „Tu etwas!“, forderte er mit einem Mal von Guillermo. „Was soll ich bitte machen?“, kam irritiert von diesem. „Du bist doch sonst auch dafür zuständig Nähte zu setzen.“ „Aber da habe ich das nötige Equipment. Und die Leute leben in der Regel nicht mehr!“, murmelte dieser, ging aber doch neben Zara in die Hocke. Eine leichte Bewegung ging von ihrem Brustkorb aus, als sie zu atmen begann. „Dann bringen wir sie dorthin, wo du das nötige Material hast.“, brummte St. John, schlüpfte aus seinem Hemd und zerriss dieses um einen provisorischen Verband um ihren Körper zu legen. Dann erhob er sich, schob seine Arme unter den Rücken und die Kniekehlen von Zara und erhob sich mit ihrem gerade so zerbrechlich wirkenden Körper. „Nimm das Schwert mit.“, befahl er Gabriel und schon waren sie unterwegs zum Ausgang. Kapitel 24: III. Wandel & Wechsel - 08. Kapitel: Verderben oder Heilung? ------------------------------------------------------------------------ III. Episode Wandel & Wechsel   08. Kapitel: Verderben oder Heilung? Gabriel ließ sich den Brief von Guillermo aushändigen, nachdem dieser sich am Steuer des Wagens platziert hatte. Mick saß auf dem Rücksitz und hielt weiterhin Zara in seinem Arm. Gab warf einen Blick zurück und seufzte einmal leise auf. Hoffentlich klammerte sich Mick nicht vergebens an sie, denn ihr Zustand gab jedem Vampir im Wagen wohl zu Denken auf. Er öffnete den Brief, achtete gar nicht darauf, dass er nicht an ihn adressiert war und überflog eilig die Zeilen. „Deine Frau wünscht, dass du nach Frankreich kommst.“, stellte er matt und mit einem kleinen Augenrollen fest. Diese Bitte war eindeutig nichts Neues und langsam wurde sie lächerlich. „Außerdem liegt ein Flugticket bei. Du sollst sie suchen, denn ansonsten wird sie jeden Menschen und Vampir der dir besonders Nahe steht erlegen.“ Anscheinend war Coraline nun vollends in den Jagdbetrieb eingestiegen. Gabriel konnte darüber nur seinen Kopf schütteln. Er las den Brief noch einmal, aber nachdem Mick gar nicht auf seine Worte reagierte, steckte er in vorerst in die Tasche. „Was soll das eigentlich mit dem Schwert. Warum sollte ich es mitnehmen?“, fragte er nach und betrachtete die Klinge, die an seiner Seite stand. Wieder blieb Mick stumm, aber Guillermo ergriff das Wort, während sein Wagen durch die Straßen von LA brauste. „Das ist eine Waffe die Vampire töten kann.“ „Das ist mir durchaus bewusst, aber warum brauchen wir gerade dieses Schwert.“ , wollte der blonde Vampir wissen. Doch Guillermo wusste keine Antwort, weshalb er lediglich mit seinen Schultern zuckte und einen kurzen Blick mit seinem Beifahrer tauschte. Mick war wie gefangen in seiner Starre, drückte seine Hand fest gegen die Wunde an Zaras Bauch und hielt sie an sich gedrückt. Es war merkwürdig, aber er wurde das Gefühl nicht los, dass sie ganz bewusst mit einem Schwert angegriffen worden war. So als ob irgendwer wusste, dass sie solch panische Angst vor Klingen hatte. Aber wer konnte das sein, außer jemand, der in ihrem Clan lebte? Gab es schon jetzt einen Verräter in ihren Reihen, der ihn und Zara beim Training Letzens beobachtet und belauscht hatte? Jemand der Coraline auf seine Fährte gelockt hatte und ihr Zara ausgeliefert hatte. Mick knirschte mit seinen Zähnen. „Sind wir endlich da???!“, keifte er mit einem Mal, woraufhin der Spanier zusammenzuckte. „Gleich… ich kann ja schließlich nicht noch schneller fahren. Hier gibt es auch noch sowas wie andere Verkehrsteilnehmer.“, erwiderte er schroff und warf einen Blick in den Rückspiegel. Mick hatte von der Unterhaltung gerade gar nichts mitbekommen wie es schien. Hoffentlich ging es ihm wirklich gut, denn gerade wurde Guillermo den Eindruck nicht los, dass Mick nach wie vor sehr unter dem Tod von Beth litt. Zugegeben, es waren erst fast zwei Monate, aber trotzdem war Mick St. John so leicht in sein tiefes Loch zu stürzen und langsam sollte er doch wieder an die Zukunft glauben um den Schmerz hinter sich zu lassen. Blieb nur zu hoffen, dass Zara das alles überlebte, denn sie war wohl eine sehr wichtige Stütze für den Vampir. „Wir sind da…“, murmelte er schließlich und parkte direkt vor dem …. Leichenschauhaus. „Ist das dein Ernst?“, wollte Mick verwirrt wissen. „Wir können sie ja wohl schlecht in ein Krankenhaus fahren, also müssen wir uns gerade hiermit begnügen. Ich hab ihr alles was ich brauche, also rede nicht lange rum, sondern komm!“, befahl er ihm und schon war er ausgestiegen. Mick folgte mit Zara auf seinem Arm. Sanft hielt er sie nach wie vor bei sich und flüsterte ihr immer wieder die leise Bitte zu, dass sie doch überleben möge. Er war so vorsichtig im Umgang mit Zara. Gerade spürte er die große Angst, sie könne einfach in seinem Arm zerbrechen wie eine Porzellanpuppe. So hielt er sie fest und schützend in seinen Armen, während Guillermo voraus eilte um den Weg zu sichern. Keiner sollte ihnen im Moment über den Weg laufen, denn das könnte nur unnötige Fragen aufwerfen. Sachte legte er sie auf den kühlen, blechernen Tisch, auf dem sonst nur Leichen lagen und sah Guillermo abwartend entgegen. Der junge Vampir schlüpfte in seine Handschuhe und schob vorsichtig Zaras Oberteil nach oben. Micks Hemd, das als Druckverband gedient hatte, nahm er von ihrer Wunde. Sekundenlang starrte er darauf und wirkte ein wenig unsicherer. „Was ist los?“, wollte Mick wissen. „Ich habe noch nie eine Silberwunde bei einem Vampir behandelt, also lass mir etwas Zeit nachzudenken…“, murmelte der Spanier ein wenig genervt. Er fühlte sich unter Druck gesetzt und das war kein Gefühl, das sonderlich viel Freude bereitete. Gabriel schlenderte – als wäre es das normalste der Welt – zu der großen Kühltruhe, in der viele Blutkonserven aufbewahrt wurden und pickte sowohl sich einen Beutel heraus, als auch einen, den er Mick zuwarf. „Ein wenig Blut würde Zara in diesem Zustand sicher nicht schaden.“, gab er deutlich zu verstehen, weshalb Mick nur etwas nickte und den Beutel öffnete. Wie damals, als sie noch auf seinen Boden gepfählt war, legte er seinen Daumen sanft an ihre Unterlippe und öffnete ihren Mund. Es gab jedoch einen entscheidenden Unterschied. Im Moment war er sanft, zärtlich, während er vor ein paar Wochen grob und unachtsam war. Er ließ ihr ein paar Tropfen Blut in den Mund tropfen und beobachtete ihr regungsloses Gesicht. Der Eindruck einer Porzellanpuppe wurde nur noch verstärkt. Sie sah so wunderschön aus. Guillermo begann damit die Wunde zu reinigen und allmählich kehrte wieder Regung in Zaras Körper zurück. Schon nach ein paar Minuten krümmte sie sich vor Schmerz und kniff ihre Augen zusammen. Sogleich setzte sich Mick neben sie auf die kalte Barre. Sachte legten sich seine großen Hände auf ihre kühlen, aber weichen Wangen. „Schhh… ich bin hier Zara.“, flüsterte er leise. „Es wird alles wieder gut, dass verspreche ich dir.“ Er hauchte ihr einen zarten Kuss auf die Nase und lehnte seine Stirn gegen die ihre. Mit geschlossenen Augen verweilte er in dieser Position bei Zara und versuchte ihr die Pein, die sie gerade ertragen musste ein Stück weit erträglicher zu gestalten. Hin und wieder entkam ihren Lippen ein leises Wimmern, denn Guillermo weitete und reinigte die Wunde gründlich, ehe er zu Nadel und Faden griff. Ein leises Entschuldigung murmelnd verschloss er die Wunde, wobei Zara jeden einzelnen Stich deutlich fühlte. Erst nach einer gefühlten Ewigkeit beendeten Guillermo das schmerzliche Prozedere. „Ich bin nicht sicher, aber das müsste reichen.“, sagte er und trat einen Schritt zur Seite. „Wir sollten vielleicht gehen.“, meinte Gabriel, der ein wenig weiter weg vom Geschehen saß und alles überaus skeptisch beäugte. „… oder du erzählst uns einfach hier was passiert ist.“, fuhr er fort, nachdem sich Mick und Zara gar nicht bewegten. St. John hatte seine Augen geöffnet, lehnte noch immer an ihrer Stirn und konnte nun endlich wieder ihren Atem fühlen, der seinen Lippen entgegen schlug. Nur ein kleines bisschen hob er seinen Kopf um ihr in die warmen, karamellbraunen Augen zu schauen. „Hatte ich nicht gesagt, dass du auf mich warten sollst?“, fragte er leise nach. Sie reagierte nicht, sondern sah ihm einfach nur in das strahlend, tiefe Blau seiner Augen. Konnte sie ein wenig mehr Glanz in seinem Blick erkennen? Freute er sich tatsächlich, dass sie wieder bei ihm war? „… ich kann ja nicht alles machen, was du von mir willst… wie würde das den sonst aussehen.“, flüsterte sie schließlich zurück und schluckte einmal schwer. Ihr Mund war staub trocken und in ihrem Bauch brannte neben dem Schmerz auch noch der gewaltige Hunger! Sie befeuchtete ihre Lippen leicht und atmete einmal tief ein und wieder aus, sog seinen herben, verlockenden Duft ein und schenkte ihm ein kleines Lächeln. „… Love… es geht mir gut.“, sagte sie schließlich und erst jetzt setzte sich Mick wieder vollends auf. Noch immer zeichnete sich eine steile Falte auf seiner Stirn ab, die deutlich verriet, dass er noch überaus besorgt war. Mit dem Zeigefinger strich er ihr eine Haarsträhne aus dem Gesicht und half der Latina sich aufzusetzen. Gabriel wedelte mit einem Blutbeutel, den sie mit einem dankenden Lächeln entgegen nahm. Guillermo trat an sie heran und nahm ihr den Beutel jedoch wieder ab. „Das Blut sollte schneller in die Blutbahnen gelangen, also erlaub mir, dich nochmal mit einer Nadel zu pieken.“, lächelte er sanft und zog einiges von dem Blut in eine überaus große Spritze. Sie nickte nur etwas und bot ihm schon den Arm an. Binnen weniger Sekunden verteilte sich der süße, rote Lebenssaft in ihren Venen und ließ sie einmal tief durchatmen. „Also … fahren oder reden?“, fragte Gabriel nun mit wachsender Ungeduld. Er wollte nicht länger als unbedingt nötig in diesem Leichenschauhaus bleiben. „Fahren …“, stieß Zara heißer aus. „Ansonsten muss ich zweimal erzählen, was passiert ist.“ So war es entschiedene Sache und die Männer erhoben sich. Mick reichte der Lady im Bunde seine Hand und half ihr auf und stützte sie beim Gehen. Noch schien Zara ein wenig wacklig auf ihren Füßen zu sein. Die Fahrt zurück verlief äußerst schweigsam, allerdings gelang es Mick nur schwerlich seinen Blick von Zara zu nehmen. Beinahe könnte man meinen, er habe Angst, dass sie ganz plötzlich einfach so verschwindet. So hatte er seine Hand dicht neben ihrem Sitzplatz abgestützt und berührte ganz leicht ihren Körper. Kapitel 25: III. Wandel & Wechsel - 09. Kapitel: Der Beschluss -------------------------------------------------------------- III. Episode Wandel & Wechsel   09. Kapitel: Der Beschluss „Zara?!“ Josef wirkte entsetzt als die Vampírica neben Mick ins Wohnzimmer wankte. Sogleich stieg ihm der Geruch von Blut in die Nase und er ließ seinen Blick über sie wandern. „Wo warst du...??“, fragte er nach und erhob sich. Langsam und wie immer überaus erhaben schritt er den Beiden entgegen. Mick beobachtete mit einer hochgezogenen Augenbraue, wie sein bester Freund die Hände ausstreckte und die von Zara ergriff. Ohne große Gegenwehr trat sie auf ihn zu. „Lange Geschichte, die ich gerne nur einmal erzählen würde...“, murmelte sie und schenkte ihm ein warmes Lächeln, bevor sie sich von ihm los machte und sich auf das Sofa fallen ließ, wo Gabriel gerade einen innigen Kuss von seiner Frau bekam. Mick setzte sich neben Zara und warf ihr noch einen letzten, besorgten Blick zu. Stück für Stück gesellte sich auch der Rest des Clans zu den Zurückgekehrten und die meisten waren durchaus verblüfft, als sie Zara vorfanden. „Okay....“, setzte Mick schließlich an. „Erzähl uns was passiert ist.“ Eine klare Forderung, denn jetzt, da der komplette Clan hier versammelt saß, war es an der Zeit, dass Zara ihnen berichtete, was geschehen war. Die Latina spielte noch ein wenig mit einer langen Haarsträhne, seufzte einmal auf und begann schließlich mit ihren sehr ausschweifenden Erzählungen, denen alle schweigend lauschten. „Ich habe auf Mick und Josef gewartet. In einem Stripclub, was ich dir übrigens noch immer verüble... Nathan und Logan waren anderweitig beschäftigt und so wollte ich mir wenigstens einen kleinen Drink genießen. Hätte ich gewusst, dass der Kerl an der Bar ein solcher Scheißkerl ist, hätte ich mich nicht dazu hinreißen lassen, neben ihm zu sitzen. Aber mir ist es gleich komisch vor gekommen, als er immer wieder einen überaus deutlichen Blick mit seiner Sitznachbarin tauschte. Die Beiden sprachen auf spanisch über ... meine Heimat und das hat mich langsam stutzig gemacht, vor allem als Namen von den Opfern in Spanien fielen. Da ich Josef und Mick nicht stören wollte, folgte ich den Beiden... unauffällig. Wer hätte denn auch wissen können, dass das eine Falle ist. Ja, Mick, auch du wärst darauf rein gefallen, immerhin läufst du auch oft mit dem Kopf durch die Wand, also schnaub neben mir nicht so entrüstet.“, wies sie noch schnell Mick zurecht, der ein wenig schmunzelte und ihr dann weiter zuhörte. „Das Einzige woran ich mich noch erinnern kann, ist der Einstich einer Nadel.“ Zaras Hand wanderte zu ihrem Hals. Zweifelsohne die Stelle, die von einer Nadel durchbohrt worden war. „Als ich wieder aufwachte war ich... an einem schrecklich Ort...“ Ihr schauderte allein bei dem Gedanken. Leicht zog sie ihre Augenbrauen zusammen und schluckte einmal schwer. „Es war furchtbar. Da waren Vampire mit blutroten Augen, die wie Raubtiere an Ketten gebunden waren und mit Menschenkörpern gefüttert wurden. Sie tranken kein Blut, sie rissen ihnen das Fleisch von den Knochen.“ Zara schluckte einmal schwer und kniff ihre Augen zusammen. Mick legte seine Hand auf die ihrige. „Bitte erzähl weiter, Zara.“ Auch wenn es für sie sehr schwer war, sie brauchten diese Informationen gerade. Darum nickte sie jetzt auch matt und fuhr mit etwas zittriger Stimme fort. „Da waren so viele Vampire. Es erinnerte beinahe an eine ... Orgie. Widerlich.“ Noch einmal schüttelte sie ihren Kopf. Ich wurde in einen Raum geführt und dort war sie wieder... Coraline.“ Mick hatte es von Anfang an geahnt, dass sie ihre Finger da im Spiel hatte“ Coraline wollte ihm alles weg nehmen, was er brauchte um sich wenigstens ein bisschen lebendig zu fühlen. Was glaubte sie nur damit zu erreichen? War sie wirklich der Ansicht, ihn so wieder in ihre Arme zu treiben. Er knirschte mit seinen Zähnen, als Zara etwas leiser weiter redete: „Sie meinte, dass sie dich braucht und ich ihr eine Botschaft überbringen soll. Als ich mich weigerte ging alles so schnell. Ich weiß nur noch, dass ich auf dem Boden landete und mich das kalte Silber durchbohrte...“ Stille senkte sich über den Vampirclan, während keiner es auch nur wagte zu atmen. Zu schockierend war all das, was sie erfuhren und manch einer begann sich zu fragen, ob es so richtig war, sich diesem Clan anzuschließen. „Sie hat Mick eine Botschaft hinterlassen.“, durchbrach auf einmal Gabriels Stimme die Stille. „Er soll nach Frankreich...“ Die Finger von Mick wanderten über die Haar ein seinem Nackenbereich. Er atmete tief durch und befeuchtete seine Lippen. „Und genau dahin werde ich auch fliegen. Sie will mich, nicht euch.“, sagte er ruhig und sah in die durchaus schockierte Runde.   „Vergiss es Mick! Du kommst mit nach Schottland.“, stieß Josef auf einmal aus. Jegliche Blicke richteten sich auf das Clanoberhaupt. „Du hast dich immer wieder den Spielregeln von Coraline unterworfen und letzenendlich hat sie immer ihren Willen bekommen. Es ist an der Zeit, dass du eben nicht das machst, was sie will und ich bin sicher, dass alle hier mir zustimmen werden, dass wir uns zu wehren wissen, sollte sie uns angreifen. ... natürlich alle außer Miss Zara.“ Sie streckte ihm die Zunge raus, woraufhin Josef flüchtig grinste. „Er hat Recht Mick.“, warf jetzt auch Gabriel mit ein. „Du solltest mit nach Schottland, denn wenn die Information stimmt, wird Coraline sowieso hier sein.“ Tess nickte. „Wie wäre es, wenn zur Abwechslung mal du die Regeln des Spieles festlegst. Lass sie ruhig toben, aber Coraline sollte lernen, dass sie nicht alles haben kann, was sie will.“ Es war einfach klüger, wie alle hier im Raum fanden, aber Mick war sich da nicht so sicher. Er wollte nicht, dass noch mehr Schaden nahmen oder so zugerichtet wurden wie Zara... Coraline konnte mitunter sehr herrisch sein. „Mick...“, flüsterte Zara und legte eine Hand auf seinen Unterarm. „Wenn wir alle in Schottland sind, kannst du auch auf uns aufpassen, aber wenn du in Paris bist und wir in Schottland, dann kannst du auch nicht dafür Sorgen, dass niemanden von uns etwas passiert.“, flüsterte sie ihm zu, woraufhin der Vampir schließlich nickte. „Also Edinburgh.“ Alle nickten eifrig. Josef war es, der als erstes sein Glas ergriff und in die Luft hob. „Auf nach Edinburgh.“ Die Gläser mit der roten Flüssigkeit klierten, als sich jeder noch einen Drink genehmigte. Der Plan stand fest. In wenigen Stunden mussten sie bereits am LAX – dem Los Angeles international Airport -  sein. Die Taschen waren gepackt und so gönnte sich jeder Vampir noch ein paar Stunden Ruhe. Mick saß im Schneidersitz auf seiner Kühltruhe und knetete seine Hände ineinander, während er seinen zahlreichen Gedanken nach hing. Setzte er seine Freund einer unnötigen Gefahr aus? Wäre es nicht besser einfach zu Coraline zu gehen und den Clan von dort aus zu vernichten? Gab es einen Verräter in ihren Reihen? So viele Fragen. So wenige Antworten. Mick fühlte sich seit langem überfordert mit seiner neuen Situation und sehnte sich im stillen bereits wieder nach seinem Leben als Privatdetektiv. Ein bisschen mehr Ruhe und ein überschaubares Risiko. Das alles hier grenzte an ein Himmelfahrtskommando und er konnte nicht sagen, ob es richtig war, so ein großes Risiko einzugehen. Mit einem kleinen Seufzen erhob er sich von der Kühltruhe, öffnete den Deckel und schlüpfte bereits aus seinem Hemd, als er mitten in der Bewegung inne hielt. Er verpasste dem Deckel einen kleinen Schubs und schon verriegelte sich die Truhe. Mit geöffnetem Hemd verließ er leise sein Zimmer, ging durch die langen Gänge des Domizils. Tess und Gabriel vergnügten sich gerade in ihrem Zimmer, Logan und Guillermo spielten mit der Playstation, Josef ließ sich von Lisa die verspannte Rückenpartie massieren und Leslie saß gemeinsam mit Nathan und Thomas bei einer Pokerrunde. Alle bereiteten sich auf eine ganz andere Weise auf den drohenden Krieg vor. Er verweilte kurz, lauschte den Geräuschen, die aus den einzelnen Zimmern kamen und schlug dann einen ganz bestimmten Weg ein. Leise klopfte er an Zaras Zimmertür. Lange brauchte er nicht warten, ehe ihre braunen Augen durch einen Türschlitz spähten und ihn fragend ansahen. „Kann ich was für dich tun?“, fragte sie leise und grinste ihn breit an. Mick schüttelte seinen Kopf, schob die Tür aber noch ein bisschen mehr auf. Zara trug lediglich ein dünnes Nachthemd. Ein Hauch von Nichts, das ihn ein wenig schelmischer grinsen ließ. „Was willst du dann hier?“, wollte sie wissen und legte ihren Kopf schief. „Mich nur vergewissern, dass es dir gut geht...“ Sie schmunzelte. „Nachdem ich deinetwegen fast gestorben wäre, plagt dich jetzt wohl das schlechte Gewissen.“, stichelte sie ein bisschen und piekte ihm mit dem Zeigefinger gegen die stählerne Brust. Mick grinste flüchtig und rieb sich durch die Haare. „So in der Art.“, gestand er ihr schließlich und lehnte sich dabei in den Türrahmen. „Ach Mick. Es war nicht deine Schuld und du solltest langsam aufhören immer so depressiv durch die Gegend zu schlurfen. Jammer und Trauern wird an deiner derzeitigen Lebenssituation nichts verändern. Stattdessen solltest du mit gestraften Schultern und aufrechter Körperhaltung nach vorne schauen, denn nur so kannst du dich gegen all das verteidigen!“, betonte die Latina, hob ihre Hand an und streichelte ihm einmal über die leicht kratzige Wange. Mick sah auf uns suchte nach dem Blickkontakt zu ihr. „Ich weiß, dass klingt gerade sehr ... fies, aber weißt du ... auch wenn du dich gerade gegen so viel verteidigen musst und du einer großen Schlacht bevor stehst, solltest du etwas nicht vergessen.“, raunte sie ihm zu und legte ihren Kopf schief. „Das da wäre?“, fragte Mick und lehnte seine Wange intuitiv und ein bisschen genießend gegen ihre zierlichen Finger, die seine Wange erkundeten. „Ganz einfach, Love.“, sagte sie und tippte gegen seine Nasenspitze, bevor sie ihre Hand zurückzog. „Du bist nicht alleine, in der Dunkelheit, die dich umgibt.“ Mick seufzte auf und hob seine Schultern, bevor er ein kleines bisschen näher an Zara heran trat. Ihre Finger wanderten wieder über seine Wangen, bevor sie mit einem warmen Ton in ihrer Stimme weiter sprach: „Was passiert, wenn die Dunkelheit auf dich zustürzt?  Willst du dich damit auseinandersetzen? Willst du alleine sein, oder hast du jemanden bei dir, der dir hilft und dem vertraust? Wird die Liebe dir helfen, dich wieder ins Licht zurückzuführen? Manchmal reicht es in dunklen Momenten zu wissen, dass jemand da ist, auf den du zählen kannst. Ich weiß, dass du mich nicht kennst und mir auch nicht vertraust Mick, aber ich werde dir aufhelfen, wenn du strauchelst und fällst... ich bin hier um dir Kraft zu geben, denn du musst all diese Ängste in der Dunkelheit nicht alleine durchstehen....“ Einmal schluckte Mick und fühlte die Wärme, die sie durch ihr Lächeln direkt in das Innere seines Herzens schickte. „Du irrst dich...“ „So?“ „Ja... denn ich vertraue dir.“, flüsterte er ihr zu und tat noch einen Schritt in Zaras Richtung. Ihre Hand ruhte auf seiner Brust, direkt über seinem Herzen, während sie in die glitzernden, blauen Augen sah und ihn glücklich anlächelte. Mick berührte nur ganz leicht ihre Wange und streichelte ihr eine Strähne aus dem Gesicht, bevor er mit dem Fuß die Tür ins Schloss beförderte. Die vierte Phase der Trauer: Neuer Selbst- und Weltbezug: In der vierten Phase ist der Verlust soweit akzeptiert, dass der verlorene Mensch zu einer inneren Figur geworden ist. Lebensmöglichkeiten, die durch die Beziehung erreicht wurden und die zuvor nur innerhalb der Beziehung möglich gewesen sind, können nun zum Teil zu eigenen Möglichkeiten werden. Neue Beziehungen, neue Rollen, neue Verhaltensmöglichkeiten, neue Lebensstile können möglich werden.< Kapitel 26: IV. Rainess - 01. Kapitel: What a lovely treat a splash of fresh Scottish rain can be ------------------------------------------------------------------------------------------------- „Die Zeit nimmt alles. Ob man will oder nicht. Die Zeit nimmt alles, die Zeit trägt es von einem fort, und am Ende ist dort nichts als Finsternis. Manchmal treffen wir andere in dieser Finsternis. Und manchmal verlieren wir sie dort auch wieder.“ Stephen King ~*~ IV. Episode Rainess 01. Kapitel: What a lovely treat a splash of fresh Scottish rain can be “Hay, good scottish weather, the rain comes slightly from the side…”, las Zara laut vor, imitierte dabei gekonnt den britisch-schottischen Slang und blätterte durch ihren Reiseführer. “Was ist das?”, fragte Mick nach und hob eine Augenbraue. „Ein schottisches Sprichwort.“, meinte Zara und schniefte, als ein großer Regentropfen über die Kante ihres Hutes nach unten lief und sie an der Nase kitzelte. „Wohl eher eine nette Umschreibung für ‚Widerliches Wetter’“, brummte Josef und zog fröstelnd seinen Mantel etwas enger um sich herum. „Beschwer dich nicht. Du wolltest unbedingt nach Schottland.“, lachte Mick und legte seinen Kopf kurz in den Nacken. Viele kleine Regentropfen benetzten seine Haut und bahnten sich den Weg über sein Gesicht und durch seine Haare. „Du glaubst doch wohl nicht, dass das Wetter in Frankreich besser ist.“ Josef wischte sich über das Gesicht und ließ seinen Blick schweifen. Das war also Edinburgh. Die Hauptstadt von Schottland. Die teilweise sehr alten Backsteingebäude, die kleinen Türmchen, Burgen und all das, was hier in der Stadt als Gebäude galt. All das war so anders als in LA, wirkte gemütlicher, aber der Regen nervte. Vor allem Josef Laune war seit der Landung von vor drei Stunden in den Keller gesunken. Die Klamotten klebten geradezu an ihm und er sehnte sich jetzt nur noch nach einem trockenen Hotelzimmer, doch anstatt ihr Hotel zu finden, wanderten sie durch die Straßen von Edinburgh! „In Frankreich gibt es dafür guten Kaffee.“, meinte Zara mit einem kleinen Schulterzucken. „Weil du ja auch so viel davon schmeckst.“ Die Spanierin streckte Josef die Zunge raus und schlenderte weiter durch das Regenwetter. Mick und sie tauschten einen kurzen Blick. Augenblicklich lächelten Beide und wandten sich dann wieder ab. Sie waren sich näher gekommen, dass stand mittlerweile außer Frage und war auch für die anderen deutlichbemerkbar, aber keiner ahnte ja, wie sehr Mick Zara inzwischen vertraute. Vor einer kleinen Doppelhaushälfte kamen die Vampire zum stehen. Josef warf einen entsetzten Blick in sein Prospekt. „Das ist es???“, fragte er erschüttert, starrte wieder zum Haus und erneut auf seine Unterlagen. Er wollte zwar in kein großes Hotel. In eine nette kleine Pension, wo niemand Fragen stellte, wenn sie nicht frühstückten, aber das hier war ein Witz! Einer über den er nicht lachen konnte! „Hey, schau mich nicht so an.“, wehrte sich Logan sogleich, als Josef sich mit vor Zorn funkelnden Augen zu ihm umdrehte. „Du hast nichts von einem Luxushotel gesagt und ich dachte mir, dass ein B&B auch was Schönes wäre.“ „Logan...“, murmelte Gabriel und rollte mit seinen Augen. „Warum um alles in der Welt ein B&B. Hier ist alles viel kleiner und persönlicher. Die werden sich sicher riesig freuen, wenn wir zum Frühstück ein paar Konserven Blut anschleppen.“ Er rollte einmal theatralisch mit seinen Augen. Manchmal fragte er sich schon, mit was für Aufgaben Logan überhaupt anvertraut werden konnte. Tess grinste breit. „Ach na ja. Wenigstens kommt hier niemand auf die Idee einen Vampirclan zu vermuten.“ Kurz zwinkerte sie einmal in die Runde und schritt dann auch schon los. „Ich muss aus den nassen Sachen raus, also kommt schon.“ Gabriel folgte ihr mit einem breiten Grinsen sofort und auch Logan lief los, aber nur, damit er keinen Tritt in den Hintern bekam. Josef seufzte tief. „Herr, gib mir die Kraft ihm nicht den Kopf abzureißen.“, murmelte er mit einem Blick in den Himmel. „Seit wann bist du gläubig?“, fragte Mick nach. „An irgendwas muss ich ja momentan glauben... ansonsten werden wir die nächsten Tage wohl nicht überleben.“ „Oh, der wandelnde Pessimismus ist zurück gekehrt. Ich hätte wirklich darauf verzichten können.“, murmelte Mick mit einem kleinen Augenrollen. „Pessimismus und Paranoia sind gerade schwer in Mode.“, erwiderte Josef und schritt die Stufen nach oben. Der Rest des Clans folgte. Das Innere des kleinen Hauses war genauso wie das äußere. Altmodisch. Der Aufnahmebereich war sehr klein Gehalten und nur eine Tür weiter befand sich der Speisesaal. In den oberen beiden Stockwerken die Zimmer, von denen einige sogar besetzt waren. Josef betrachtete die vier Schlüssel in seiner Hand. „Logan, du bist doch ein Computerfreak und ein Mathegenie oder?“, fragte er seinen kürzlich ernannten Assistenten. „Ja warum?“, fragte er mit Unschuldsmiene nach. „Wir haben vier Zimmer, sind aber 11 Personen.“, stellte Josef matt fest. „Und ich wüsste nicht, dass wir auf einer Klassenfahrt sind und in Stockbetten übernachten.“ „Aber...“, verteidigte sich Logan sofort. „Es sind 11 Betten. Drei Doppelbetten und fünf Einzelbetten auf vier Zimmer verteilt.“ Josef blinzelte. „Und wer soll deiner Meinung nach in den Doppelbetten schlafen.“ „Ähm... na Tess und Gabriel zum Beispiel.“ „Das wäre dann ein Bett.“ Josef tat einen Schritt auf ihn zu und murmelte leise Worte von Wegen Herz rausreißen. „Ganz einfach: Wir losen!“, stieß er mit einem Mal aus. Josef schnaubte. „Logan. Es gibt hier genau zwei Personen mit denen ich im Bett schlafen würde, also bete, dass ich einen davon ziehen werde.“ Damit waren unweigerlich die Beiden Frauen gemeint. Zara verkniff sich ein kleines Lachen und stupste Josef an. „Wenn du so ein großes Problem hast, kannst du ja auch auf dem Boden schlafen.“ Josef atmete tief durch und massierte sich die Schläfe. „Eindeutig... ich bin von Amateuren umgeben, die keine Ahnung davon haben, wie man einen Krieg führt.“ Wieder ging ein kleines Lachen durch die Runde. „Wir sind doch alle Erwachsen. Wir können durchaus vereinbaren, wer mit wem in einem Bett schläft.“, schaltete sich Lisa in die Unterredung ein. „Ich nehme Mick.“ „Darf ich da auch mit reden?“, wollte dieser sofort mit einem kleinen perplexen Blick wissen. „Nein.“ Lisa schüttelte lachend ihren blonden Kopf. „Und ich bleibe bei meinem spanischen Freund.“, meinte Zara und hackte sich gekonnt bei Guillermo unter. „Yeah...“, meinte dieser und ließ es sich nicht nehmen Logan einmal die Zunge rauszustrecken, auch wenn das vollkommen unmännlich war. „Gewonnen. Viel Spaß im Einzelbett...“ Logan seufzte auf. Er hatte es sich so schön vorgestellt mit Lisa und ... oder Zara. Aber bedauerlicherweise hatten die Frauen mal wieder demonstriert, dass sie den Ton angaben, wenn es um solch wichtige Dinge ging. So bezogen also die Vampire die Zimmer, natürlich alles andere als nicht begeistert von der Situation. Tess und Gabriel schliefen zwar gemeinsam in einem Doppelbett, aber in dem Zimmer standen zwei weitere Betten, die kurzum von Leslie und Logan bezogen wurden. In Zimmer Nummer zwei teilten sich Guillermo und Zara das Bett und in dem einen, vorhandenen Bett quartierte sich Nathan ein. Zimmer Nummer drei bestand aus zwei Einzelbetten, die sich Josef und Thomas unter den Nagel rissen und im letzten Zimmer quartierten sich Guillermo und Zara ein, wobei nur nach einer Stunde Logan mit einem Kopfkissen und einer Decke angeschlurft kam. Laut seinen Äußerungen nervte Leslie mit seinem militärischen Gehabe zu sehr. So schlief er auf dem Boden. Guillermo und Zara schwatzten die meiste Zeit auf spanisch. Es war jetzt 13 Uhr, aber für die Vampire war jetzt die Beste Zeit zum schlafen. Aber nicht lange blieben sie in ihren Betten. Zumindest zwei von ihnen. Josef rüttelte Mick wach, der ganz wie ein Gentleman auch auf dem Boden schlaf, ganz zum missfallen von Lisa. „Ich muss mit dir reden, also komm ....“, murmelte er und sogleich folgte Mick ihm nach draußen auf die nasse Straße. „Was ist los?“, fragte Mick und gähnte. Ein Vorteil im verregneten Schottland hatten sie eindeutig. Die Sonne tat nicht so schrecklich weh! „Wir haben einen Spion in unseren Reihen.“, sagte Josef sogleich. Die beiden Vampire schlenderten durch eine hübsche kleine Straße in Schottland und entfernten sich immer weiter vom Hotel. Sie sprachen extra in einer Tonlage, die für einen Menschen nicht mehr zu hören war, denn von dieser Unterredung sollte niemand etwas mitbekommen. Mick seufzte auf. „Ja. Ich weiß. Aber wer glaubst du ist es.“ „Arbeiten wir uns langsam vor. Guillermo und Logan fallen aus. Logan kann nicht mal die Geheimzahl seines Handy für sich behalten und Guillermo ist zu gutmütig für so was.“, begann Josef nachdenklich. „Außerdem vertraue ich den Beiden.“, fügte Mick hinzu. Josef nickte lediglich. „Gabriel und Tess...?“ „Was hätten die Beiden davon? Sie haben mit LA eigentlich nichts zu tun und auch nicht mit dem Vampirclan. Sie sind hier um uns zu helfen und du weißt nur zu gut, dass sie uns auch in der Vergangenheit immer wieder geholfen haben.“, meinte Mick. „Ja, aber Gabriel und Tess waren nicht nur Freunde von dir, sondern auch von Coraline.“ Mick schürzte seine Lippen. Bedauerlicherweise hatte er gerade Recht. Aber trotzdem konnte er sich das nicht vorstellen. „Lisa?“ “Nein.“, sagte diesmal Josef. „Sie wird eine Cleanerin. Sollte sie etwas damit zu tun haben, hätten das die Cleaner bei ihrem Vergangenheitscheck rausgefunden. Außerdem spielt sie seit Jahrzehnten ein Collegmäuschen. Da bezweifle ich doch, dass sie dafür in Frage kommt.“ Mick nickte. „Was ist mit Leslie.“ „Unser Soldat... nun. Er wäre mit Sicherheit dazu geeignet uns zu verraten, wobei er einen Schwur geleistet hat Unschuldige zu beschützen und ich konnte in seiner Vergangenheit keinen eigenartigen Todesfall finden.“, erklärte Josef, wobei er den Soldat nicht ausschließen konnte. „Thomas und Nathan.“ „Möglich.“, sagte Josef augenblicklich. „Wir müssen eindeutig mehr über die Beiden erfahren und vor allem vorsichtig in ihrer Gegenwart sein. Aber du hast noch jemanden vergessen.“ Mick hob fragend seinen Blick. „Zara? Du traust ihr doch nicht ernsthaft oder?“, fragte Josef nach, doch sogleich hob Mick gebietend eine Hand. „Nein, sie würde mich nicht verraten.“ Josef hob fragend eine Augenbraue. „Hast du ihr schon mal in die Augen gesehen?“, wollte Mick wissen. Er war stehen geblieben und hielt seinen besten Freund zurück. Dieser schüttelte leicht seinen Kopf. „Sie lügt nicht. Ihre Augen lügen nicht!“ „Mick, das kannst du nicht wissen. Vielleicht ist sie einfach nur eine gute Schauspielerin.“ „Nein.“, beharrte er sofort. Josef schürzte die Lippen. „Kann es sein, dass du dich in sie verliebt hast?“ „Red keinen Unsinn. Ich mag sie. Aber ich werde mich niemals wieder verlieben. Nicht nach der Sache mit Coraline und dem Tod mit Beth. Liebe ist zu riskant.“, wehrte Mick sofort ab, aber Josef sah ihn nur ungläubig an. „Bedauerlicherweise liegt es nicht in deinem Ermessen zu urteilen, wann du dich verliebst und wann nicht. Manche Dinge passieren einfach. Sei einfach vorsichtig in ihrer Gegenwart.“, bat Josef und setzte seinen Weg fort. „Das bin ich. Aber sie würde mich nicht verraten...“ Beide bogen in eine weitere Seitenstraße ein und blieben stehen. In der Menge sahen sie einen jungen Mann verschwinden, der ihnen zu ähnlich vorkam. „Nathan ... .“ Beide Vampire tauschten einen kurzen Blick. Sicher waren sie sich nicht, aber es war möglich, dass sie den Verräter in ihren Reihen bereits gefunden hatten. Mick beschleunigte seine Schritte etwas, aber von Nathan fehlte jede Spur. „Wie war es eigentlich?“, fragte Josef nach, der sich ebenso nach Nathan umsah. „Was?“ „Na deine Nacht mit Zara. Und jetzt tu nicht so, ich hab dich in der früh aus ihrem Zimmer kommen sehen.“ Der andere Vampir lächelte. „Da war nichts.“ Nathan war wie vom Erdboden verschluckt. Was trieb er nur für ein perfides Spiel mit ihnen, wenn er es denn wirklich gewesen war. „Wie komm ich nur darauf, dass da was gewesen ist... vielleicht weil ihr euch die ganze Zeit diesen ganz bestimmten Blick zu werft.“, knurrte Josef. „Hör zu.“, bat Mick. „Zwischen uns war nichts... aber wie ich dir schon sagte. Ich vertraue ihr. Und jetzt lass uns zurück zu den anderen. Ein paar Stunden Schlaf könnte nicht schaden, bevor wir uns in den Krieg stürzen.“ „Wenn es hier überhaupt einen Krieg gibt.“, meinte Josef noch, folgte ihm aber. „Und ich glaube dir kein Wort! Zwischen euch ist sicher etwas passiert!“ Mick lächelte nur scheinheilig vor sich hin, während seine Gedanken zu jener Nacht wanderten, von der Josef sprach... Kapitel 27: IV. Rainess - 02. Kapitel: Together we will fall into the mystic ---------------------------------------------------------------------------- IV. Episode Rainess 02. Kapitel: Together we will fall into the mystic ~ 24 Stunden vorher~ Mick schob die Tür mit seinem Fuß zu und legte seine Hand auf die weiche Haut von Zaras Wange. Sanft wanderten seine Fingerkuppen über die zarte Frauenhaut, wobei er seinen Kopf ein wenig zur Seite neigte. Zara lächelte sanft und ließ ihre Fingerspitzen nur knapp über seinen Hals wandern. Seine feinen Härchen im Nacken stellten sich auf, als er Zaras Berührungen erahnen konnte. Sie schaffte es doch glatt ihm eine wohlige Gänsehaut zu bescheren. Sie befeuchtete ihre Lippen und übte eine eigenartige, fast schon magische Verlockung auf Mick aus. Langsam neigte er seinen Kopf zu ihr hinab, doch kurz bevor sich die Lippen der Zwei berühren konnten, wich Zara leicht aus und gab ihm nur einen Kuss auf die Wangen. Die Nasenspitzen der beiden Vampire berührten sich, als er wieder ihren Blick suchte. Ohne Worte verstand Mick wieso sie keinen Kuss zu ließ und er nickte augenblicklich und doch öffnete sie ihren Mund und erklärte ihm leise ihr Verhalten, blieb aber noch so eng an ihn gelehnt stehen. „Die Gesellschaft ist ein Maskenball, auf der jeder seinen wahren Charakter verbirgt, und durch dieses Verstecken offenbart. Ich will dich erst kennen lernen...“ Mick nickte, hob seinen Kopf etwas und drückte ihr noch einen flüchtigen Kuss auf die Stirn. Zara war eine verblüffende Frau, so viel hatte er mittlerweile gelernt, aber sie schaffte es doch immer wieder aufs Neue ihn zu überraschen. „... und uns bleibt ja auch eine Ewigkeit Zeit.“, lächelte sie und schnappte sich schnell seinen Arm fest, ehe er die Tür erreichte. „Aber das heißt nicht, dass du mir nicht ein wenig Gesellschaft leisten kannst.“ Mick lächelte und wandte sich ihr wieder zu. „Gesellschaft ohne ... Berührung?“, fragte er nach, woraufhin sie nickte. „Wie wäre es, wenn wir uns stattdessen ein bisschen kennen lernen.“, schlug Zara vor. Auch wenn sie mittlerweile wusste, wie ‚Mickey’ manchmal drauf war, so kannte sie ihm im Grunde kaum. Mick hob seine Hand, die von ihren zierlichen Fingern umschlossen wurde und betrachtete sie etwas. Zara schmunzelte und schob langsam ihre Handfläche in die seinige. So ruhte ihre deutlich kleinere Hand an der von Mick, ehe beide ihre Finger miteinander kreuzten. „Ich bin mir nicht sicher, ob du mich wirklich kennen lernen willst.“, gestand Mick schließlich ein wenig zögerlich und sah wieder in ihre Augen. Augenblicklich drohte er in diesem warmen braun zu versinken! Er atmete tief durch, mahnte sich selber der Ruhe und schenkte ihr ein kleines, verführerisches Lächeln, mit dem er aber bei Zara nicht landen konnte. „Aber ich bin mir sicher, dass ich dich kennen lernen möchte, Mick. Du kannst dich nicht ewig in deinem Schneckenhaus verkriechen und dein Inneres verbergen, auch wenn du das gerne möchtest. Früher oder später musst du auch mal wieder ein wenig mehr Vertrauen zeigen. Also erzähl mir was von dir...“, bat Zara mit einem sanften Klang in ihrer Stimme. Auch wenn er wahrlich Angst vor Verletzung hatte, nickte er ganz leicht und so begann er Zara von seinem Leben zu erzählen. Er berichtete von Coraline und auch von Beth, wobei die Trauer wieder in ihm aufstieg. Irgendwann fand er nur wenige Stunden vor dem Flug nach Schottland ein bisschen Schlaf. Dicht an Zara gekuschelt, die ihn einfach nur im Arm hielt und seine Trauer auffing und es ihm ein bisschen erträglicher machte... ~Jetzt~ Micks Blick huschte zu Zara hinüber, die den Kopf in den Nacken gelegt und die Arme ausgestreckt auf der Straße stand und sich den Regen über das Gesicht wandern  ließ. Wie auch immer diese kleine Latina es anstellte: Sie verzauberte ihn und schaffte es ihm selbst die Trauer zu nehmen, in der er sich all die Wochen gefangen war. „Muss ich mir Sorgen machen, dass du dich erkältest?“, lachte er etwas, woraufhin er nur ein Lachen ihrerseits bekam. Ein Vampir konnte sich selbstverständlich nicht erkälten, wobei er Zara selbst das zutraute. „Mick?“ Sein Blick richtete sich augenblicklich auf Lisa, die an ihn heran getreten war. „Was machen wir hier eigentlich?“, fragte sie ihn unvermittelt und zog ihre Augenbrauen leicht zusammen. Die Blondine hatte einen großen, roten Regenschirm über ihren Kopf gespannt und wirkte alles andere als amüsiert. „Na das, was wir ausgemacht hatten. Wir suchen nach Hinweisen und versuchen einen schottischen Vampir ausfindig zu machen.“, meinte Mick mit einem milden Lächeln und strich sich einmal durch die klatsch nassen Haare. Seit sie in Schottland waren, regnete es durchgängig. Zwar waren es erst ein paar Stunden, aber trotzdem sehnte sich Mick wieder nach etwas mehr Sonnenschein.   „Nun ja, Zara beschäftigt sich gerade damit, etwas mehr Aufsehen zu erregen, aber leider können wir nicht glitzern...“, versuchte er sich in einem lockeren Scherz, Zwar schmunzelte Lisa ein bisschen, aber ansonsten wirkte sie so gar nicht amüsiert. „Du vertraust ihr nicht allen ernstes oder?“, fragte sie nach und verschränkte locker ihre Arme vor der Brust. „Warum sollte ich ihr nicht vertrauen?“, wollte Mick sofort wissen. „Sie ist mit den Feinden hier her gekommen und ganz ehrlich, niemand sonst traut ihr.“ „Einer muss es ja tun,“, meinte Mick noch mit einem Schulterzucken. Ihm waren die vermutlich berechtigten Zweifel egal. Er vertraute Zara, denn er hörte auf sein Bauchgefühl. Ob ihn dieses betrog konnte er nicht sagen, aber selbst wenn, dann konnte er sich dann noch Vorwürfe machen, anstatt sich schon jetzt im Misstrauen zu üben. „Oh eine tolle Einstellung.“, murmelte Lisa und rollte mit ihren Augen. „Trotzdem sollten wir uns jetzt vielleicht auf die Suche nach anderen Vampiren machen. Aber so viel ist gewiss. Edinburgh kann nicht im Entferntesten mit .... Mick??“ Mitten im Satz hatte sie abgebrochen, als Mick auf einmal los lief. Sie hob irritiert eine Augenbraue und folgte ihm dann auch schon – warf ihren Regenschirm achtlos beiseite - , in Richtung einer Seitengasse. „Mick!“, rief sie und bemerkte nun auch Zara und Guillermo. Die beiden spanischen Vampire waren dicht hinter ihr. Was war auf einmal in St. John gefahren? Wie ein verrückter rannte er durch die Straßen. Folgte er irgendwem? Mit einem Mal stoppte er, allerdings für Lisa ein wenig zu plötzlich. Mit voller Wucht knallte sie gegen Micks Rücken, der ins stolpern und straucheln geriet und schließlich etwas irritiert auf seinen Knien hockte. „Alles okay?“, fragte Zara, als sie neben ihm zum stehen kam und ihm sofort auf half. „Ja...“, brummte Mick und stieß die etwas verwirrt drein blickende Latina von sich. Sein Blick wanderte durch die Umbebung. „Was ist los?“, flüsterte Guillermo und zog Lisa auf die Füße. „Coraline. Sie ist hier.“, erwiderte Mick mit einem Zähneknirschen. „Ich hab sie gesehen. Sie hat mich beobachtet.“ Guillermo schluckte hörbar. „Das heißt wir sind wirklich am richtigen Ort und in der Nacht wird das Morden beginnen.“ Er warf einen Blick auf seine Armbanduhr. 19 Uhr. Die ersten Morde in LA geschahen um Punkt 24 Uhr, also blieben ihnen nur noch fünf Stunden Zeit um all das aufzuhalten! Wütend knurrend machte Mick auf dem Absatz kehrt und stampfte davon. Er war zornig, absolut außer sich und konnte nur schwer seine Wut, die sich in seiner Magengrube zusammenballte verbergen. Die Hände zu Fäusten geballt, sah er nicht mehr nach links und nach rechts. Guillermo zog sein Handy aus der Tasche. „Ich informiere Josef. Uns läuft die Zeit davon.“ Die beiden Frauen blieben kurzzeitig zurück und sahen einander an. „Sei ehrlich...“, sprach Lisa auf einmal. „Können wir das hier aufhalten.“ Zara schüttelte ihren Kopf. „Ich war bereits in vielen Städten, wo es passierte und war niemals dazu in der Lage es aufzuhalten... auch wenn ich jetzt nicht mehr alleine bin, glaube ich nicht, dass wir diesen Clan nur mit unseren guten Vorsätzen aufhalten können.“, gestand sie ehrlich und seufzte einmal schwer. Lisas Finger wanderten zittrig durch ihre blonden Haare. „Aber ... was machen wir dann hier?“ „Es wenigstens versuchen.“, meinte Zara darauf hin und folgte den anderen Vampiren auch schon. Ab jetzt hieß es ganz besonders wachsam sein.   Kapitel 28: IV. Rainess - 03. Kapitel: You go off and the rest of us will wait here ----------------------------------------------------------------------------------- IV. Episode Rainess 03. Kapitel: You go off and the rest of us will wait here “Um noch mal die Fakten zu nennen: Wir wissen, dass der Clan nicht nur in einer Nacht zuschlägt und wir wissen, dass sie sich von außen nach innen vorarbeiten. Darum teilen wir uns in vier Gruppen auf. Für jeden Stadtbezirk eine. Logan hat eine Funkverbindung eingerichtet, über die wir kommunizieren können. Keine Alleingänge. Keine unnötigen Risiken.“, sagte Josef und teilte ein paar alte Handys aus. Zara streckte ihre Hand in die Luft. Josef drehte sich zu ihr. „Ja bitte?“, fragte er nach und hob dabei seine Augenbrauen fragend an. „Definiere ‚Keine unnötigen Risiken’.“ „Wenn die Gegner in der Überzahl sind, dann greift nicht leichtsinnigerweise an.“ Mick meldete sich genau wie Zara. „Sollten wir nicht noch versuchen einen schottischen Vampir aufzutreiben? Irgendwie müssen wir den Clan ja aufhalten und vor allem sollten die Menschen, die in einer Beziehung zu einem Vampir stehen geschützt werden.“ Josef seufzte und hob seine Schultern. „Es gibt da ein kleines Problem Mick. Ich kann keinen Vampir finden. Die Gesellschaft hier ist eine andere als in Amerika. Die meisten Vampire leben geheim und zurückgezogen. Es gibt keine Cleaner und auch sonst scheint es niemanden zu geben, der dafür verantwortlich ist, dass hier alles in geregelten Bahnen läuft. Großbritannien, Irland und auch Schottland sind in dieser Beziehung sehr anders. Ich weiß einfach nicht wie wir einen Vampir finden sollen.“, erklärte er niedergeschlagen und leicht resigniert. Es war eine überaus schwere Situation. Sie wusste, was sich hier bald abspielte, waren aber nicht in der Lage die betroffenen zu warnen. „Aber irgendwie muss ja dieser Clan die Vampire finden... und vor allem die Menschen.“, meinte Zara dann doch sehr entschieden. „Dann haben sie wohl Mittel und Wege, die ich nicht besitze. Fakt ist einfach, dass ich niemanden gefunden habe und auch nicht finden werde.“, fuhr Josef unbeirrt fort. Logan holte seinen Koffer hervor. „Ich hatte schon ziemliche Sorgen, dass er nicht durch den Zoll kommt, aber das Flugpersonal ist leichter auszutricksen als gedacht.“, grinste er überaus breit und öffnete den Koffer, der vollgestopft mit Waffen war. „Schwerter aus Silber, Holzpfähle, Schusswaffen mit Silberkugeln, ein paar Feuerzeuge und ... Haarspray.“, erklärte er. „Bedient euch.“ „Nun möge der Krieg beginnen...“, flüsterte Zara und nahm sich ebenfalls ein paar Waffen, wie auch der Rest. Mick nahm mit einem Mal ganz leicht ihr Handgelenk. „Und diesmal bleibst du in meiner Nähe...“, raunte er ihr zu. „Du hast doch nur Angst, dass ich dir wieder weglaufe.“, flüsterte sie zurück. „Tess, du wartest hier zusammen mit Logan und Lisa.“, befahl Josef noch. „Wie? Warum sollen wir hier warten?“, wollte Tess wissen. „Wir können nicht riskieren, dass wir alle so weit voneinander entfernt sind. Sollte etwas passieren, seit ihr die Springer.“ Tess zog ihre Augenbrauen zusammen. „Du lügst.“ “Natürlich.“, meinte er und hob seine Schultern an. „Aber das ändert nichts daran, dass ich dir einen Befehl gegeben habe.“ Tess war alles andere begeistert und gab ihrem Mann einen kleinen Schubs. „Da steckst doch du dahinter, oder?“, knurrte sie ihn an. Mit deutlicher Unschuldsmiene drückte der blonde Vampir ihr einen Kuss auf die Wange, bevor er den anderen nach draußen folgte. Die Schlacht konnte beginnen! Guillermo und Thomas übernahmen den Osten. Gabriel und Leslie den Westen. Josef und Nathan den Norden und für Zara und Mick blieb nur noch der Süden übrig. Logan blieb zusammen mit den anderen beiden Frauen in der Pension und haderte den Dingen entgegen, die da kommen mögen. Allesamt hatten ein mulmiges Gefühl in der Magengegend, denn nun stand die erste große Konfrontation unmittelbar bevor. Zara hatte ihre Haare zu einem strengen Zopf zusammengebunden und versteckte diese nun unter einer Mütze. Dazu trug sie eine Jeans, ein schwarzes Oberteil und schwarze Sneakers. Immerhin musste sie auf alle Eventualitäten vorbereitet sein und da war ein etwas sportlicheres Outfit durchaus angebracht. Mick trug ebenso Turnschuhe und dazu eine Jeans und ein schwarzes Langarmshirt. So liefen die Beiden nebeneinander durch die Gassen von Edinburgh und lauschte auf die zahlreichen Geräusche um sie herum. Zara atmete zum wiederholten Mal tief durch, weshalb sich Micks Aufmerksamkeit schließlich auf sie richtete. „Was ist los?“, fragte er leise nach und schritt weiter durch die kleinen Gässchen. Der Boden war gepflastert die alten Gemäuer waren von Fenstern überzogen, die noch von Blumenkästen geschmückt wurden. Die ganze Stadt hatte einen Mittelalterlichen Charme. Hier tickten die Uhren noch anders. Nicht so wie in LA. Alles war stressfreier, entspannter. Immer mal wieder kamen die Beiden an einen Pub vorbei, aus dm ihnen lautes Lachen und freudige Stimmen entgegen schallten. „Zara.“ Sanft aber doch bestimmt hielt Mick sie am Handgelenk zurück. „Was ist los... hmm? Sagst du es mir?“ Sie hob ihre Schultern an. Wieder atmete sie tief durch. „Ich weiß nicht ob wir hier richtig sind.“ “In wie fern?“, wollte er sofort wissen und wieder bildeten sich diese zwei kleinen Fältchen zwischen seinen Augenbrauen. „So wie ich es sage. Mein Bauchgefühl sagt mir, dass etwas nicht stimmt.“ “Vielleicht ist es die Tatsache, dass du dich diesmal nicht alleine der Gefahr entgegen wirfst, sondern jemanden dabei hast, der auf dich aufpasst.“ Er stupste ihr in die Seite, woraufhin sich ihre Blicke begegneten. „Wenn dann ist es eher die Sorge, dass ich jemanden dabei habe, den ich nicht verlieren will.“, seufzte sie auf. „Aber nein, Mick. Das ist es nicht.“ Ihre Hand wanderte etwas zittriger über ihre Haare. „Hier ist alles anders.“, fuhr sie dann fort, ehe Mick nachfragen konnte. „Die Stadt ist anders.... hast du hier irgendwas von einer Vampiraktivität bemerkt, außer dem Auftauchen von Coraline vor ein paar Stunden? Es riecht nichts nach einem Vampir und auch sonst gibt es keine typischen Anzeichen.“ Sie schüttelte ihren Kopf. „Ich verstehe nicht worauf du hinaus willst...“ Zara presste ihre Lippen aufeinander, bevor sie leise weitersprach. „Was ist, wenn es hier gar keine Vampire mehr gibt, oder was ist, wenn sie vorgewarnt wurden und wir uns mitten in einer gigantischen Falle befinden.“ Sogleich huschte Micks Blick umher. „Mal nicht den Teufel an die Wand...“, bat er leise, aber er konnte nicht verhindern, dass ihm ein kleiner Schauer bei dem Gedanken über den Rücken jagte. „Es gibt sicher einen Grund dafür, dass wir bisher noch nichts von den Vampiren bemerkt haben. Wir sind schließlich nicht mehr in Amerika, sondern in Europa und hier ist das mit der Vampirgesellschaft anders.“, versuchte Mick ihre Zweifel zu zerstreuen, jedoch ohne Erfolg. „Ich komme auch aus Europa, schon vergessen? Und normalerweise bemerkt man Vampire, oder Vampire einer Stadt offenbaren sich, wenn viele Neulinge auftauchen, aber so ist das hier nicht und das finde ich unheimlich.“, gestand sie ihm und rieb sich etwas über den Arm. „Zara.“, raunte Mick und beugte sich zu ihr hinunter, um ihr leise ins Ohr zu flüstern. „Mach dir nicht so viel Gedanken. Es wird sich alles fügen und vielleicht gibt es für all das hier einen triftigen Grund. Hör auf nachzugrübeln, ich brauche dich schließlich voll konzentriert.“ Sie nickte und lächelte flüchtig. „Vermutlich hast du Recht. Es ist auch fast Mitternacht und ...“ Zara brach ab als ein gellender Schrei die Stille der Nacht zerriss. Der Geruch von Blut lag in der Luft. Sofort zog Zara den Holzblock und umklammerte ihn fest, während Mick das silberne Schwert fest umklammerte Er zückte das Handy. - „Wir haben da was ...“, flüsterte er hinein. - „Wir auch.“, kam von Gabriel. - „Oh, bei uns geht es auch los...“, kam von Josef zurück. - „Ich enttäusch euch ja nur ungern, aber hier bricht grad eine Panik aus...“, schrie Guillermo heißer in das Handy. Mick wurde kreidebleich. „Sie greifen überall an.“, raunte er verwirrt über das veränderte Vorgehen und sah hinüber zu Zara, die wie gebannt auf eine Seitengasse starrte. „Mick... ist das Beth?“ Sofort riss er seinen Blick von Zara los und fixierte die gleiche Gestalt. Da stand sie. Ihre Haut war weiß wie Schnee, ihre Haare blond wie Stroh und ihre Augen ... rot wie blut. „Beth?!“, stieß Mick heißer aus und tat einen Schritt in die Richtung der blonden Vampirin. Kapitel 29: IV. Rainess - 04. Kapitel: Why did you betray us? ------------------------------------------------------------- IV. Episode Rainess 04. Kapitel: Why did you betray us?   Gabriel hatte sich locker an eine Mauer gelehnt und beobachtete so den nahegelegenen Pub. Der blonde Vampir Thomas tigerte unruhig vor ihm auf und ab. „Auf was warten wir eigentlich?“, fragte er mit einem Mal nach. Scheinbar war Geduld nicht wirklich eine Stärke von Thomas. „Darauf, dass es beginnt....“, meinte Gab und schloss ein paar Sekunden seine Augen. Seine Frau als Begleitung war ihm eindeutig lieber, denn sie verstrahlte wenigstens die nötige Ruhe, aber in der Pension war sie eindeutig sicherer. „Sollten wir dazu nicht viel lieber Patrouille laufen, oder so was? Anstatt hier rum zu stehen und nur zu träumen. Wir müssen doch immerhin was machen.“ Thomas Hände wanderten durch seine Haare, bevor er wieder die Waffe ergriff, die er in der großen Manteltasche verborgen hielt. „Immer mit der Ruhe.“, sprach Gabriel beschwichtigend. „Wir können nicht wissen was passiert und bevor wir ohne Sinn und Verstand durch die Straßen laufen, können wir auch ebenso gut hier warten und uns ein bisschen in Geduld üben. Außerdem ist unser Hörsinn geschult genug. Also komm wieder runter und warte einfach ein bisschen ab.“ Thomas konnte die Ruhe von Gabriel nicht verstehen und lief erneut die Straße auf und ab. „Wenn überhaupt etwas passieren sollte. Vermutlich verschwenden wir hier nur unsere Zeit.“, fügte Gabriel hinzu. Er war – wie er schon so oft von sich gegeben hatte – nicht sonderlich überzeugt von diesem ganzen Unterfangen. „Thomas?“ Gabriel öffnete seine Augen und stieß sich von der Mauer ab. “Tom?” Wo war der blonde Vampir hin? „Hey komm schon, lass die Spielchen. Ich komm ja mit auf deine Patrouille.“ Augenblicklich spannte sich Gabriel an, als er in die Stille der Nacht lauschte. Nichts. Kein Atmen. Kein Herzschlag. Nur die leisen Geräusche des Pubs drangen an sein Ohr, aber von Thomas fehlte jegliche Spur. Er hob seine Arme in die Luft und drehte sich einmal um sich selber. Das Glockenschlagen der Uhren verriet die Uhrzeit. Geisterstunde. „Thomas?“, rief er noch mal, doch anstatt den Blonden zu erblicken, starrte er in das Gesicht von Coraline, die gerade von einer Mauer sprang. - „Wir haben da was ...“, ertönte die Stimme von Mick, durch das Handy. Gabriel piekte sich das kleine Gerät und hielt es an seine Lippen. - „Wir auch.“, antwortete er ruhig und steckte das Handy wieder beiseite. „Coraline...“, grinste er breit. „Es ist eine Weile her.“ „In der Tat, Gabriel... du enttäuscht mich.“, sagte sie mit traurigem Blick. „Du hast uns also verraten.“ Er grinste breit. „Wie du siehst, meine Liebe.“ Sein Blick huschte auf den Boden, als Coraline etwas fallen ließ. „Thomas...“, murmelte Gabriel und betrachtete den Kopf des enthaupteten Vampirs. „Ich könnte dich ja fragen, warum du uns verraten hast, aber ich kenne die Antwort bereits und sie hat auch nicht mehr zu interessieren, denn jetzt wirst du für deinen Verrat büßen, Gabriel.“, knurrte Coraline und fletschte ihre Zähne. Gabriel lachte auf, ehe sein Gesichtsausdruck düster wurde und ebenso seine Vampirzüge zum Vorschein kamen. „Das glaube ich nicht.“, gab er zurück und ging in die typische Abwehrhaltung. Josef rannte schweigend durch das Stadtviertel und betrachtete die zahlreichen Fenster hinter denen sich die menschlichen Wesen verbargen und noch keine Ahnung hatten, was sie erwartete. Ein leicht Unwohles Gefühl hatte sich in seine Magengegend geschlichen, während er immer wieder mit dem Griff seines Dolches spielte. Hier und da kreuzte ein Passant seinen Weg und brachte den süßlichen Duft von menschlichem Blut mit sich. Kurz nur kräuselten sich seine Lippen zu einem Lächeln. Immer wieder warf er einen Blick zu Nathan. Seine angespannte Körperhaltung verriet deutlich die Sorge und Angst die ihn gerade befiel. Je mehr Zeit verstrich, desto unruhiger wurde der Vampir, weshalb Josef schließlich stehen blieb. „Stimmt etwas nicht, Nate?“, fragte er unvermittelt und drehte sich zu dem jungen Mann um. Nathan hob seinen Blick und schüttelte rasch seinen Kopf. „Alles in Ordnung. Mich macht die Warterei nur nervös.“, erklärte er sich knapp. „Ja. Du hast wohl Recht. Ist nicht gerade das angenehmste Gefühl, hier herum zu laufen und nicht zu wissen, ob heute wirklich etwas geschieht..“ Josef betrachtete seine Miene noch gespannt. „Meinst du denn, dass etwas geschehen wird?“ „Oh, ich geh mal fest davon aus.“ Josef nickte und stemmte eine Hand in die Seite. „Immerhin bist du ja bei mir.“ Ein kühles Lächeln schlich sich auf die Züge des Anführers, als Nathan sich zu ihm herum drehte und ihn fragend ansah. „Was meinst du?“   Josef hob seine Schultern. „Hör auf Spielchen zu spielen, Nate. Ich weiß, dass du es bist. Nur die Frage die sich mir aufdrängt ist folgende.“ „Ich bin gespannt.“ Abwehrend verschränkte Nathan seine Arme vor der Brust und spannte sich augenblicklich noch mehr an. „Wieso hast du uns verraten?“ In Nathans Zügen blitzte ein paar Sekunden Furcht auf, als die Uhr der St. Mary’s Chatendral zwölf Uhr verkündete: Mitternacht. Sogleich wich der jüngere Vampir einen Schritt zurück. „Woher willst du wissen, dass ich euch verraten habe...“, knurrte er leise und ballte augenblicklich seine Hände zu Fäusten. Josef schniefte. „Nun. Sagen wir es mal so. Ich war mir nicht ganz sicher, ob es du wirklich bist, aber deine Reaktion ist eindeutig. Ich kann nur nicht ganz verstehen, warum du es getan hast, Nathan.“, sprach Josef und wog den Silberdolch ein wenig in seiner Hand auf und ab. Seine andere Hand tastete in der Hosentasche bereits nach dem Zippo. Nathan schluckte, als ein Funkspruch die angespannte Stimmung durchbrach. -„Wir haben da was...“, meldete sich Zaras Stimme und kurz darauf auch die von Gabriel. Josef ließ von seinem Zippo ab und schnappte sich das Handy. - „Oh, bei uns geht es auch los...“, sprach er hinein und sah dann wieder zu Nate. „Nicht wahr?“, fragte Josef nach und lächelte düster. „Lass mich raten, Nathan. Du hast den Clan bereits informiert, dass wir in vier Stadtteilen sind und darum werden sie nicht nur an einem Ort zuschlagen.“ Josef wirkte so selbstsicher. Er schritt vor dem Vampir auf und ab und ließ ihn dabei nicht eine Sekunde aus den Augen. Nathan knirschte mit seinen Zähnen, ehe er sich auf einmal vollkommen entspannte. Es war als ob eine Maske von seinem Gesicht fiel, denn mit einem Mal trat ein kühler, bestialischer Ausdruck in sein Gesicht. Josef jagte ein Schauer über den Rücken, als sich der jüngere Vampir vor ihm aufrichtete. „Gut geraten. Wir können keinen Clan brauchen, der uns in unsere Pläne pfuscht.“, raunte Nathan und entblößte seine spitzen Fangzähne. „Und darum werdet ihr alle in dieser Nacht sterben, nachdem wir schon all die anderen Vampire vor Tagen ausgelöscht haben.“ Josef traf die Erkenntnis wie ein Blitz! Sie waren zu spät in Edinburgh! Nicht etwa die Menschen von Vampiren waren ausgelöscht worden, sondern die Vampire!! „Und jetzt, Josef. Wirst du mit ein paar hundert Jahren Verspätung endlich das Zeitliche segnen.“ Leslie sog die Nachtluft ein und schüttelte dann seinen Kopf. „Was ist?“, fragte Guillermo besorgt und warf ihm einen kurzen Blick zu. „Merkst du das nicht?“, wollte der ehemalige Soldat wissen und wandte sich zu dem wesentlich jüngeren Vampir um, der jetzt auch ein bisschen schnupperte. „Was?“ „Hier riecht alles so normal.“ Leslie hob seine Schultern. „Die Düfte von Vampiren sind sonst immer allgegenwärtig, beinahe so wie die eines Hundes, der sein Revier markiert, aber hier ist nichts. Zumindest ich kann nichts riechen.“ Guillermo roch noch mal in die Luft und biss sich dann auf die Unterlippe. „Was meinst du, hat das zu bedeuten.“ „Wenn ich raten müsste, dann dass hier gar keine Vampire sind, aber bei einer Großstadt ist das wohl kaum möglich.“, erwiderte Leslie und schritt weiter. Guillermo war bemüht ihm zu folgen. Dabei huschte sein Blick über die einzelnen Passanten, die an ihnen vorüber gingen. „Darf ich dich mal was fragen?“ „Sicher... nur antworten behalte ich mir vor.“, meinte Leslie mit einem flüchtigen Lächeln in seine Richtung. „Warum hilfst du uns? Was für Intentionen verfolgst du. Ich meine. Du kommst wunderbar alleine zurück. Mr. Army.“ Ein bitterer Ausdruck trat auf die Züge des sonst so harten, distanzierten Soldaten. „Genau darin liegt das Problem. Ich bin seit Jahrzehnten alleine. Seit jenem Tag im Krieg, als ich zu einem Vampir wurde. Ich wusste zuerst gar nicht wie mir geschieht. Mein Erzeuger hat mich auf dem Schlachtfeld zurück gelassen. Ich wurde von meiner Einheit zurück ins Camp gebracht. Zwanzig Männer zählten zu meiner Truppe. Das war bevor ich dem Blutrausch verfiel.“ Er knirschte mit seinen Zähnen. „Ich hatte Glück, dass mich danach ein einheimischer Vampir fand und sich um mich kümmerte, denn ansonsten hätte ich wohl den Krieg zu meinen Gunsten entschieden.“ Er lachte bitter auf. „Du hast deine Einheit ausgesaugt?“ Guillermo fröstelte. „Ja. Und seitdem war ich kein Teil mehr von etwas, das sich eine Truppe nennt.“ „Und warum jetzt?“ Leslie atmete tief durch. „Ich führte eine kleine Selbsthilfegruppe für ehemalige Soldaten, die nach der Rückkehr ins eigene Land an einem Posttraumatischen Stresssyndrom oder am Alkoholismus litten. Jeden Tag versuchte ich jenen zu helfen, die im Irak oder in Afghanistan litten und komplett anders zurück kamen. Ich weiß wie es ist, so verändert zu werden. Ich war nicht mehr der selbe, als ich aus Vietnam zurück kam. Nur war ich ein Vampir und kein Mensch mehr. Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht den Menschen zu helfen. Wie konnte ich auch ahnen, dass diese Bestien alle auslöschen, die mit mir Kontakt hatten... ich dachte ich helfe den Soldaten zurück in ihr normales Leben, doch stattdessen sorgte ich dafür, dass sie nicht auf dem Schlachtfeld, sondern in ihren eigenen vier Wänden getötet wurden.“ Guillermo blieb stehen und betrachtete Leslie. „Deine Selbsthilfegruppe fiel dem Clan zum Opfer.“ “Ja. Jeder Einzelne und das lasse ich nicht ungestraft, denn nun leiden die Familien der Opfer noch viel mehr und das hat keiner verdient.“, antwortete Leslie und sah Guillermo kurz an. „Ihr vertraut mir nicht, nicht wahr?“ Der Spanier hob seine Schultern. „Es gibt einen Verräter in unseren Reihen und ich wollte einfach wissen, ob ich mich bei dir auf Rückendeckung verlassen kann.“ „Kannst du. Ich habe keinen Grund euch zu verraten.“ Der Geruch von Blut stieg in die Nasen der Vampire und sofort sahen sie sich um. Ein dünner Schrei und schließlich ertönte Micks Stimme durch das Handy. - „Wir haben da was ...“ Kurz darauf war es Gabriel der sprach. – „Wir auch.“ Und schließlich meldete sich auch Josef. - „Oh, bei uns geht es auch los...“ Aus dem Nahegelegenen Pub stürzten die Menschen, die gerade noch gesunden und gelacht hatten. Schreiend, verzweifelt und panisch rannten sie davon, verteilten sich über die Straßen. Guillermo hob das Handy an seinen Mund. - „Ich enttäusch euch ja nur ungern, aber hier bricht grad eine Panik aus...“, schrie er hinein und schon folgte er Leslie, der auf den Weg zum Pub war. Kapitel 30: IV. Rainess - 05. Kapitel: When did we lose our way? ---------------------------------------------------------------- IV. Episode Rainess 05. Kapitel: When did we lose our way? Nervös knabberte Tess auf ihren Fingernägeln herum. „Und???“, fragte sie erneut in die Richtung von Logan, der auf dem Doppelbett lag und irgendwelche Zahlen in seinen Laptop einhackte. „Ich weiß es immer noch nicht, Tess.“, murmelte er. „Du nutzloses Vampirgeschöpf! Du kannst mir doch nicht weiß machen, dass du den Funkkontakt verloren hast!“, zischte Tess und sprang auf das Bett. Sie bäumte sich vor ihm auf, woraufhin Logan ein bisschen mehr in sich zusammen sackte. „Ich kann doch nichts dafür. Da war eine Indifferenz. Irgendwas stört den Funkkontakt.“, flüsterte er ängstlich. Tess knurrte zornig. „Ich schwöre dir, Logan, wenn meinem Mann was passiert, dann mach ich dich einen Kopf kürzer!“ Lisa rollte mit ihren Augen. „Jetzt komm wieder runter, er kann gerade auch nichts machen und wir sitzen hier ja auch deinetwegen fest.“ Lisa hockte auf dem Fensterbrett und beobachtete die Lichter der Straße unter sich. Alles wirkte so friedlich. Nichts war zu sehen. Gar nichts. Die Straßen waren fast wie ausgestorben. Tess sprang wieder vom Bett. „Vielleicht sitzen wir hier ja auch fest, weil man euch Zwei zu nichts gebrauchen kann und ich bedauerlicherweise auf euch aufpassen muss.“, keifte sie vor sich hin. Logan schluckte erneut. „Es wird ihnen schon nichts passieren. Vor allem Gabriel ist doch ein cleveres Kerlchen.“, versuchte er die Wut von Tess ein wenig zu lindern, aber leider war das gar nicht so leicht, denn sie war gerade absolut in Rage. Die Sorge um ihren Mann zeichnete sich deutlich in ihrem Gesicht ab. So starrte sie auch nach draußen. „Ich geh ihn suchen. Was ihr macht, ist mir egal, aber ich werde hier nicht einfach rumsitzen und weiter darauf warten, dass einer der acht um Hilfe ruft.“, beschloss sie auf einmal und schnappte sich noch einen Pfahl aus Logans Koffer. Lisa rollte erneut mit ihren Augen. „Na Prima. Madam Diva geht auf Jagd... beweg dich Logan.“ “Aber warum muss ich mit?? Hier ist es viel sicherer...“ “Gut. Wenn du alleine bleiben willst, dann mach das.“, rief Lisa ihm noch zu, als sie auch schon aus dem Zimmer verschwunden war, um Tess zu folgen. Logan machte große Augen, schürzte seine Lippen und folgten den Ladys mit einem kleinen Seufzen hinaus in die Dunkelheit der Nacht. Es war jetzt 12.12 Uhr. Blieb nur zu hoffen, dass den anderen nichts passiert war und auch, dass sie in keine Falle tappten.... Josef lachte auf. „Ich werde nicht sterben. Nicht heute und schon gar nicht hier.“, raunte er ihm zu. „Du hast ja keine Ahnung, auf was du dich einlässt.“, gab Nathan zurück und schon ging der Vampir zum Angriff über. Die ersten paar Regentropfen an diesem Abend fielen wieder hinab auf die Vampire, die ineinander verbissen auf den Boden sanken. Josef rammte den Silberdolch in den Körper von Nathan, der lediglich aufschrie, aber weiterhin wie von Sinnen auf Josef einschlug. Seine Zähne schnappten nach der Kehle des Älteren, als Josef ihn mit voller Wucht von sich stieß. Nathan flog einige Meter und landete in einer Mülltonne. Josef sprang auf seine Füße und gab ein Knurren von sich. „Unfähig, du kleiner, mieser Verräter...“ Er sah nach oben, als ein Schatten verriet, dass Nathan eine nahegelegene Feuertreppe erklomm. Ein kurzes Zögern lag noch in seinem handeln, ehe er los lief. „Du bist übrigens nicht mehr Teil des Clans. Betrachte dich mit sofortiger Wirkung als gefeuert!“, knurrte das Clanoberhaupt und rannte die Blechstufen nach oben. Seine Sinne reagierten auf jede kleine Bewegung und so wich er geschickt dem Faustschlag Nathans aus, der bereits auf dem Dach auf ihn wartete. Josef verpasste ihm einen unangenehmen Tritt in die Magengrube und schlug gleich darauf in das Gesicht des Gegners. Nathan taumelte zurück, stürzte, aber rappelte sich im selben Moment wieder auf. Josef Hände umfassten Haarspray und Zippo. Scheinbar hatte Logan doch gar nicht mal so unrecht mit den Waffen, die er organisiert hatte. „Na Nate? Große Töne, nichts dahinter, was?“, fragte er belustigt nach und näherte sich dem Vampir langsam und noch vorsichtig. Dieser atmete schwerer, sprang aber trotzdem, ohne vorab nachzudenken auf Josef zu. Das Feuerzug klickte und sofort wurde das Haarspray in Flammen gesetzt. Laut schrie Nathan auf, kämpfte und quälte sich auf dem Boden liegend. Er stand in Flammen. „Schwächling...“, murmelte Josef und warf das leere Haarspray beiseite. Er brauchte sich den Anblick nicht weiter bieten, weshalb er sich umdrehte. „Wer bist....?“ Er starrte auf eine verhüllte Gestalt, in deren Hand eine Schrottflinte lag. „Buh...“, raunte die tiefe, männliche Stimme. Ein ohrenbetäubender Klang erschütterte die Nacht, als die Munition den Lauf der Waffe verließ. Der Schrott bohrte sich in den Körper von Josef und riss ihn von seinen Füßen. Schwer getroffen landete der Vampir auf dem Boden, ganz in der Nähe von Nathan, der qualvoll zu Grunde ging. Der Mann mit der Kapuze trat an Josef heran. Er hob seine Hand und bewegte mahnend seinen Zeigefinger. „Tztztz ... du solltest uns nicht weiter in die Quere kommen, ansonsten müssen wir leider noch euch andere töten... und merke dir eines: Hochmut kommt stets vor dem Fall.“, raunte er Josef zu und stieg über ihn hinweg. Ohne Nathan zu betrachten verschwand die Gestalt vom Dach des Hauses. Kaum atmend folgte Josef’ Blick diesem Wesen, während der Schmerz und das Silber ihn weiter lähmte... Tonlos formten Micks Lippen ihren Namen, als ihm seine Waffe aus den Händen rutschte und es klirrend auf dem Boden landete.. Er war unfähig sich zu bewegen, oder sich von ihrem hübschen Gesicht zu lösen. Gerade fühlte er sich einfach nur durchflutet von der unendlichen Erleichterung sie wieder zu haben. So viele Wochen war es her, dass er zuletzt ihr strahlendes Antlitz erblickte und er war doch wirklich der Meinung gewesen, sie verloren zu haben. Aber das hatte er nicht. Sie war am Leben und hier bei ihm. „Beth ...“, flüsterte er, als langsam Regung in ihn zurück kehrte. Erst ganz langsam und dann immer schneller wurden seine Schritte. Er wollte zu ihr, doch auf einmal schloss sich ein paar Hände fest um sein Handgelenk. „Mick! Schau sie dir doch an! Das ist nicht Beth.“ Zara versuchte ihn zurückzuhalten, obgleich sie gegen die Stärke des männlichen Vampirs keine Chance hatte. Die Latina flehte förmlich, dass er stehen blieb, nichtsdestoweniger schüttelte Mick ihre Hände ab, stieß sie unsanft und vollkommen im Wahn von sich. Zara taumelte zurück. Ihr blieb nichts anderes übrig, als zu beobachten, wie Mick wie im Wahn auf seine tot geglaubte Geliebte zu rannte. Unmittelbar vor ihr kam er zu stehen. „Beth?“, fragte er leise nach und hob seine Hand. Er wollte nur über ihre Wange streicheln, als sie mit einem Mal ihre Zähne fletschte. Erst jetzt erkannte Mick das Blut, das ihre Mundwinkel hinab lief und das an ihren Händen klebte. Mitten in seiner Bewegung hielt er inne. Sie war ein Vampir. Seufzend schloss er seine Augen. „Oh Beth, es tut mir so Leid.“, raunte er ihr zu und sah ihr wieder in die Augen. Es stellten sich im sämtliche Nackenhaare auf. Sie waren so unendlich rot, wirkten wie der Tod höchstpersönlich. Noch nie zuvor hatte Mick so was gesehen. „Was ist nur mit dir passiert.“ Er überwand seine Scheu und berührte ihre Wange. Ein schwerer Fehler, wie sich nur wenige Sekunden später herausstellte. Beth ging zum Angriff über! Mick konnte gar nicht so schnell reagieren! Ihre rasiermesserscharfen Fangzähne bohrten sich in seinen Hals, als die beiden Vampire zu Boden gingen... Zara rappelte sich vom Boden auf und starrte auf die beiden Vampire, von denen einer sich eindeutig nicht wehrte. „Mick!“, schrie sie auf und eilte schon zur Hilfe. Vampir Beth hatte ihn inzwischen zu Boden gerungen und demonstrierte ihre beinahe schon animalischen Kräfte. Ein Laut des Schmerzes verließ Micks Kehle, als sie ihre Fangzähne in seinen Hals schlug. Seine Sinne waren wie benebelt! Nur kurz währte sein Widerstand, ehe ihm klar wurde, dass es Beth war, die dort auf ihm hockte. Er konnte doch seiner Beth nicht weh tun, jetzt wo er sie wieder hatte. „Beth.“, presste er mühsam zwischen seinen Zähnen hervor. Er kniff seine Augen zusammen, doch auf einmal löste sich der Druck an seiner Kehle. Beth rappelte sich auf und sah mit wutverzerrtem Gesicht zu Zara, die sich jetzt beschützend vor Mick aufbäumte. „Tu ihr nicht weh...“, murmelte Mick und erntete einen mehr als verwirrten Blick von der Latina. „Aber...“ “Es ist Beth. Es ist meine Beth.“, kam von ihm. Das Blut pulsierte in seinen Ohren und für einen Moment war es so, als ob er in die Bewusstlosigkeit abtauchte und diese Sekunden reichten für Beth um ihre Kontrahentin auszuschalten. Nur ein Moment der Unachtsamkeit und schon gib Vampir Beth wieder zum Angriff über. Wie eine Puppe schleuderte sie Zara umher, die es nicht über sich brachte Beth Schmerz zuzufügen. Nicht nachdem Mick sie darum gebeten hatte. Die Krallen von Beth bohrten sich tief in die Haut der Latina, ehe Beth sie von sich schleuderte, als wäre sie nicht schwerer wie ein Kissen. Knurrend tänzelte sie wieder um Mick, wischte sich das Blut von ihren Lippen, das noch so süßlich und betörend nach Vampir schmeckte. Mick sammelte sich, schaffte es seine Augen zu öffnen und sah in die blutroten Augen seiner Geliebten, die sich über ihn beugte. Benommen versuchte Zara sich aufzurappeln, tastete nach dem Handy und flüsterte einen kleinen Hilferuf hinein. - „Beth ist hier... sie wird ihn töten.“ Kapitel 31: IV. Rainess - 06. Kapitel: Does this darkness have a name…? ------------------------------------------------------------------------ IV. Episode Rainess 06. Kapitel: Does this darkness have a name…?    Geschickt wich Gabriel zur Seite aus, als die surrender Klinge von Coralines Schwert, dicht an seinem Körper vorüber sauste. Er sprang etwas in die Höhe, bewegte sich nach links und nach rechts, wobei er ein breites Grinsen aufgesetzt hatte. Wie leicht es doch war, den zornigen Schlägen von Coraline auszuweichen. Es war wie ein Spiel, wie ein kleiner Tanz zwischen den Zwei Vampiren. Coraline knurrte auf und versuchte ihn weiter zu erwischen, aber Gabriel erwies sich als äußerst schneller und wendiger Gegner, der gerade sichtlich Spaß an der Situation hatte. Der Vampir sprang auf einen Mauervorsprung und verschränkte locker die Arme vor seiner Brust. „Coraline, du hast nachgelassen in den letzten Jahren!“ Sie fauchte und schwang das Schwert. „Große Töne für einen Verräter, findest du nicht?!“, zischte die Vampirin, woraufhin er nur mit seinen Schultern zuckte. „Ich habe dir nie Loyalität geschworen. Meine Treue gilt einzig und alleine meiner Frau und nachdem deine .... wie sagst du zu ihr? Beth? ... meine Frau beinahe getötet hätte, ist es wohl klar, dass ich nicht länger einer von euch sein werde.“ Coraline lachte höhnisch auf. „Wir hatten das gleiche Ziel, Gabriel.“ Er nickte. „Natürlich. Aber die Betonung liegt auf dem schönen Wörtchen hätte... ich bin genauso wenig begeistert von Beziehungen zwischen Mensch und Vampir und unserem Leben in der Dunkelheit, aber ihr habt eine Grenze überschritten, indem ihr unseres gleichen genauso angreift!“ Coraline schlug nach seinen Füßen, weshalb er lässig von der Mauer sprang und seinerseits ein überlanges Messer aus der Tasche zog. „Und jetzt, meine Liebe, werde ich dich pfählen und deinem Bruder ausliefern. Im Gegenzug erkaufe ich mir Sicherheit für Tess....“ Coraline lachte kalt auf. „Verblüffend, wie sehr die Liebe einen Vampir zerstören kann. Bei dir scheint er jeglichen Überlebensdrang zu Nichte gemacht zu haben.“, stellte sie mit einem Schulterzucken fest und schwang ihre Waffe erneut. „Hmm. Vielleicht. Aber vielleicht bist du auch einfach nur eifersüchtig, weil ich jemanden habe, der mich bedingungslos liebt. Tess würde für mich genauso sterben wie ich für sie und ... es ist egal ob ich hier und heute das zeitliche Segne, solange meine Tess noch weiterleben kann.“, meinte Gabriel mit einem kleinen Schulterzucken. Ein herabfallender Regentropfen berührte seine Nasenspitze, während die zwei Vampire sich tänzelnd umkreisten. Bitter lächelte Coraline ihm entgegen. „Ich habe Mick...“, raunte sie ihm zu. „DU hast Mick schon lange nicht mehr. Zuerst hast du ihn verloren, dann in Beth’ Arme getrieben und ihm schließlich gezeigt, dass die Liebe überall ist... nur nicht in dir.“, raunte er und sprang auf sie zu. Nur knapp verfehlte seine Dolchspitze ihr Herz, denn auch Coraline erwies sich als überaus flink. Sie reagierte schnell und traf mit dem Schwertgriff Gabriels Rücken, der etwas nach hinten taumelte. Im Sprung drehte er sich um und sah wieder zu Coraline, die ein finsteres Lächeln aufgesetzt hatte. „Er wird schon noch erkennen, dass ich die Einzige für ihn bin... und du solltest langsam erkennen, dass ich einen Verräter niemals alleine stellen würde.“, lachte sie kalt. Gabriels Gesichtszüge erstarben, als er die Bewegung in seinem Rücken wahr nahm. Er riss seinen Dolch nach oben. Das Schwert des schmächtigen Vampirs traf auf seine Brust und riss einen Kratzer hinein, doch im selben Moment traf die spitze Klinge von Gabriels Dolch seinen Hals. Kopflos sank der Vampir zur Seite und blieb regungslos liegen. Gabriel stürzte, knallte auf den Boden. Sein Langmesser schlittert über die Straße und kam erst unter Coralines Fuß zum Liegen. Sie lachte laut auf. „So. Gabriel. Der Verräter wird jetzt eliminiert.“, knurrte sie. Er schluckte schwer und tastete über den Schnitt auf seiner Brust, der zum Glück wieder etwas heilte. Kein reines Silber. Mühsam rappelte er sich auf, bekam aber schon einen Tritt von Coraline, die seine Ermordung noch etwas auskosten wollte. - „Beth ist hier...“, flüsterte Zaras Stimme aus dem Handy, das nur ein paar Meter von Josef entfernt lag. Schwer atmend wischte sich der Vampir das Blut von den Lippen, bevor er sich taumelnd vor das kleine Gerät sinken ließ, das ihm vorher wohl aus der Tasche gerutscht war. - „Was...“, raunte er in den Hörer, konnte dabei kaum atmen. Alles um ihn herum drehte sich. Seine Sinne waren wie benebelt. Sein Körper geschwächt und gehorchte ihm kaum noch. - „Sie wird ihn töten...“ Josef riss seine Augen auf. - „Zara? Zara?!“, schrie er in das Handy. - „Was ist los?!“ - „Beth wird Mick töten....“ In Josef’ Kopf ratterte es. Beth müsste eigentlich tot sein, aber offensichtlich meinte es das Schicksal nicht so gut mit ihnen.  - „Hilf ihm!“, presste er mühsam zwischen seinen Zähnen hervor. - „Wie... er will es nicht?“ - „Weiß ich nicht, nur hilf ihm! Du bist stark genug und er weiß sicher nicht, was er will! Du kannst das!“ Josef fühlte sich wie betäubt, als die Angst sein Herz eroberte. Mick war sein bester Freund und der einzige Vampir auf Erden, dem er bedingungslos vertraute. - „Hilf ihm...“, murmelte er noch mal, ehe das Silber in seinem Blut seinen Lohn verlangte. Leblos sank er zur Seite. Sein letzter Gedanke galt nur noch Mick. Zara hielt das Handy zitternd in ihren Fingern und beobachtete die blonde Vampirin, die sich gerade über Mick beugte, der nach wie vor nicht im Stande war sich gegen seine große Liebe zu verteidigen. Mit geschlossenen Augen ließ er es zu, dass sie erneut ihre Zähne in seine Kehle schlug und sie immer mehr seines Blutes trank. Wenn die Dunkelheit auf dich zustürzt, wen willst du da an deiner Seite haben. Zara rappelte sich auf und fletschte ihre Zähne. Sie hatte Mick versprochen bei ihm zu bleiben um ihm in der Dunkelheit beizustehen! Ganz gleich, wie schwer es war, es musste jetzt einfach sein. Zara rannte los, zog sein silbernes Schwert aus der Hülle, die er am Gürtel trug und kam den beiden Vampiren näher und näher. Gabriel stürzte und taumelte zu Boden. Seine Knie waren aufgeschürft und sein Atem ging nur noch stoßhaft. So schnell konnte sich das Blatt ändern. Auf einmal war er derjenige, der unterlegen war und in diesen Sekunden keinen Ausweg mehr sah. Ein weiterer Schlag traf ihn gegen den Brustkorb und er fiel wie ein nasser Sack auf seinen Rücken. Das Blut rauschte in seinen Ohren und alles um ihn herum verschwand in Nebelschwaden. Düster lachend neigte sich Coraline langsam zu ihm herab. „Jetzt, mein Hübscher, wirst du deinen Kopf verlieren...“, flüsterte sie ihm kalt zu. Sie legte ihre Schwertspitze auf den Boden neben seinen Hals. Schwer atmend schloss Gabriel seine Auge und fühlte, wie sich die Klinge langsam in seinen Hals schnitt. Kapitel 32: IV. Rainess - 07. Kapitel: … is it your name? --------------------------------------------------------- IV. Episode Rainess 07. Kapitel: … is it your name?     Zara packte Beth an ihren blonden Haaren und riss sie von Mick weg, der unter den Schmerzen laut aufstöhnte. „Du kleines Biest. Ich weiß nicht was du bist und es ist mir auch verdammt noch mal egal, aber wärst du wirklich Beth, würdest du ihm nichts anhaben!“, knurrte die Latina und schlug den Pfahl durch die Brust der Vampirin. Allerdings ließ sich diese davon gar nicht beeindrucken. Sie rammte ihren Ellbogen in die Magengegend von Zara, trat ihr auf die Füße und wirbelte im selben Moment herum. Mit voller Wucht schlug die Blonde in das Gesicht ihrer Kontrahentin. Vier tiefe Kratzer bildeten sich im Gesicht der jungen Frau. Erschüttert taumelte die Spanierin zurück und beobachtete mit vor schrecken geweiteten Augen, wie Beth den Pfahl aus ihrer Brust zog und über das Holz leckte. „Du bist nicht Beth, nicht wahr ... du bist irgendeine Kreatur... so wie diese anderen Wesen.“ Die blutroten Augen der Blonden fixierten ihre Gegnerin, als sie über den fast leblosen Körper von Mick hinweg stieg. Immer wieder wanderten die Worte von Josef durch ihre Gedanken: ‚Hilf Mick! Du bist stark genug!’. Oh ja, sie war stark genug!! Denn sie würde nicht zulassen, dass Mick hier und jetzt noch mehr Leid zugefügt wurde. Instinktiv ging sie in die Abwehrhaltung, während Beth sich anmutig um sie herum bewegte und sich immer wieder die Lippen leckte. Auf einmal wirbelte Zara herum. „Glaub nicht ich lasse mich noch mal auf einen Deal ein!!“, schrie sie in die dunkle Seitengasse und fletschte erneut ihre Zähne. „Ich weiß, dass du da bist!“ Ein kaltes Lachen ertönte und kurz darauf ein applaudierendes Klatschen. Zwei Männer traten aus dem Dunkel der Gasse. Einer klein, eher dicklich und mit einem süffisanten Ausdruck auf den Zügen. Der andere groß, schlank, ein eiskaltes Lächeln auf seinen düsteren Gesicht. Sein eines Auge war schwarz wie die Nacht finster. „Sag bloß du hast dich doch für eine andere Seite entschieden und dabei habe ich dir eine so tolle Chance geboten.“, lachte er auf und zuckte kurz mit dem Kopf. Augenblicklich sprang Beth an Zara vorbei und schon stand sie neben IHM. Neben Lance! Sie schmuste ihre Wange an seinen Oberarm und sah zu ihm mit lästernden Blick zu ihm nach oben. Zara wich zurück und positionierte sich vor Mick, dazu bereit ihn nötigenfalls auch gegen jemanden wie Lance zu verteidigen. „Keine Sorge. Tot nützt er uns nichts und im Moment habe ich alles, was ich von ihm brauche.“ Lance hob seine Hand und strich das Blut von Beth’ Kinn, bevor er ihr einen Kuss auf die makellose Wange hauchte. „Aber dich, Zara, braucht hier niemand mehr.“ Sie knurrte erneut auf und funkelte ihm entgegen. „Glaube nicht, dass ich Angst vor dir habe. Diese Zeiten sind vorbei.“ Lance legte seinen Kopf schief. „Oh die Liebe. Sie macht dumm und leichtsinnig. Du warst mir mal so nützlich, aber jetzt ist unser Deal hinfällig. Somit wirst du sterben und bald schon wirst du zu einem meiner Soldaten, nicht wahr, Beth.“ Lachend wanderte seine Hand über Beth Haare, ehe er seinem Lakai zunickte. Dieser holte eine lange Eisenkette aus seinem Rucksack und legte das kühle Ende an Beth Hals. „Bring sie zurück zu den Anderen, wir machen uns auf den Weg nach Hause.“ “Ja, Herr... aber was ist mit ihr?“, fragte er und nickte in die Richtung von Zara. „Um sie kümmere ich mich persönlich.“ Er lachte auf und zeigte nun auch seine Zähne. Der andere Mann zerrte an der Kette und sofort gehorchte Beth. Sie verschwand mit ihm in der Dunkelheit und zurück blieben nur noch Mick, Zara und .... Lance. Die junge Frau schluckte und sah hinüber zu Mick. Wieso konnte er nicht einfach aufwachen und ihr helfen?? Sie biss fest die Zähne aufeinander und starrte wieder zu Lance, der langsam und mit festen Schritten auf sie zu kam. Ein gellender Aufschrei durchschnitt das Dunkel der Nacht. Gabriel riss seine Augen auf, fühlte kurzzeitig einen stechenden Schmerz in seinem Hals, doch es war nicht seine Kehle, der das Schreien entwich. Sondern Coralines, die gerade zu Boden stürzte. „Gabriel...“ Der Ruf seiner Gefährtin lichtete den Nebel um ihn herum und sofort stieß er das Schwert, das jetzt auf seinem Hals lag beiseite. Nur ein dünnes Rinsal hatte sich in seiner Haut gebildet. Er rutschte zur Seite, setzte sich auf und schon schlossen sich zwei Arme fest um seine Schulter. „Tess?!“, brachte er verwirrt hervor. Zitternd und tränenaufgelöst lag sie in seinen Armen, ihre Waffe hatte sie fallen lassen. Er ließ sich etwas gegen sie sinken und atmete ihren süßen Duft ein. „Hey... hör auf zu Weinen, es ist alles Gut...“, murmelte er. „Ihr seit ja noch rechtzeitig gekommen.“ Gabriel löste sich von ihr, ehe Logan und Tess ihn auf die Beine zogen. Der Mann wischte sich über den Hals, an dem das Blut klebte, bevor sein Blick hinüber zu Coraline huschte. Ein Pfeil steckte in ihrem Rücken fest. „Guter Schuss, Tess...“, stellte er anerkennend fest, schnappte sich seinen Pfahl und ging vor Coraline in die Hocke. Sie versuchte sich noch zu wehren, doch es war zu spät. Gabriel hatte sie umgedreht und bohrte jetzt den hölzernen Pfahl durch ihr Herz. „Was machen wir jetzt mit ihr?“, fragte Logan nach. Gabriel hob seine Schultern an und betrachtete das erstarrte Gesicht der Feindin, als er Tess Hand wieder auf seiner Schulter spürte. „Du darfst mir das nicht noch mal antun, Gab... ich wüsste nämlich nicht, was ich ohne dich machen soll.“, raunte sie ihm leise zu. Der junge Mann erhob sich und betrachtete seine Gefährtin sekundenlang. „Keine Sorge. Ich bin immer bei dir. Irgendwer muss ja auf dich aufpassen.“ Er zog sie an sich heran und drückte ihr noch einen Kuss auf die Schläfe. So hielt er sie an sich gedrückt und atmete einmal sehr tief durch. –„Hilfe“, wisperte die leise Stimme Zaras durch das Handy. Gabriel zog es aus seiner Tasche. - „Zara? Was ist ...?“ Es kam keine Antwort. „Wo sind Mick und Zara?“, fragte er sofort an Logan gewandt. „Im Süden...“, antwortete dieser. „Bewegung.  Logan, nimm Coraline und werf sie in den Fluss“, befahl Gabriel schroff und schon rannte er los in die Richtung, in der ein Clanmitglied gerade dringend Hilfe brauchte. „Und dann komm!!“ Logan und Lisa sahen sich kurz an, packten dann aber den starren Körper der Vampirin und ließen ihn einfach so in den Fluss fallen. Ein Jammer. Sicher wäre sie ein gutes Druckmittel geworden, aber Gabriels Autorität konnte Beide nicht untergraben. So folgten Logan und Lisa dem Ehepaar Cunnigham in den Süden der Stadt. Kapitel 33: IV. Rainess - 08. Kapitel: What happened to us? ----------------------------------------------------------- IV. Episode Rainess 08. Kapitel: What happened to us?  Leslie betrat den Pub, dicht gefolgt von Guillermo. Der Duft von Blut ließ die beiden Vampire kurz schlucken. Eigenartige Geräusche erfüllten den Raum. Töne, die von einem Tier stammen konnten, das gerade seine erlegte Beute verspeiste. Beide Vampire zogen ihre Waffen und schoben sich langsam weiter in den Raum hinein. Mit wild klopfenden Herzen durchquerten sie die mittlerweile leere Bar. Stühle und Tisch waren achtlos umgestoßen worden. Aus den Boxen and er Wand drangen noch leise Töne der typischen Kneipenmusik eines schottischen Pubs. Je weiter die beiden Vampire in das Innere der Bar vordrangen, desto lauter wurden die bestialischen Laute. Leslie hob seine Faust in typischer Soldatenmanier als Zeichen für das stehen bleiben. Sofort erstarrte Guillermo und schluckte einmal schwer. Mit einem Mal erstarben die Fresslaute. Leslie entsicherte seine Waffe, als ein Schatten auf dem Boden in Bewegung kam. Was auch immer das für ein Vampir war, er hockte hinter der Theke und war jetzt auf seine neue Beute aufmerksam geworden. Guillermo verkrampfte sich und umfasste den Pfahl noch ein bisschen fester. Leslie hob langsam die Schusswaffe in der Panzerbrechende Silberpfeile steckten. Eine Waffe, die ausschließlich der Vampirjagd diente. Auf einmal schoss der Vampir hervor, blieb in der Hocke, knurrte. Sein ganzer Körper war mit Blut überzogen. Er wirkte mehr wie eine Kreatur aus irgendeinem Horrorfilm. Rote Augen, schwarze Ränder darunter, Aschweiße Haut, zerzottelte schwarze Haare und überall Blut. Guillermo wich ein paar Schritte zurück, stieß gegen einen Tisch, wodurch ein Glas polternd zu Boden stürzte. Sofort richtete sich der Blick des Gegners auf das Geräusch. Genau diese Sekunde nutzte Leslie um seinen Pfeil in die Richtung des Wesens abzuschießen. Treffer! Der Pfeil steckte in der Brust des Vampirs fest. Dieser bewegte seinen Kopf ein bisschen, zeigte seine Fangzähne und riss sich den Pfeil aus dem Herzen. War er immun gegen Silber? Der Schrecken zeichnete sich deutlich in Leslies Gesichtszügen ab, als er seinen Pfahl aus der Tasche riss. Der kleine Vampir sprang ihn an und wollte seine Zähne in das Fleisch schlagen, als Guillermo beherzt eingriff und ihn nach hinten schleuderte. „Alles klar...?“ „Was ist das?“, stieß Leslie heißer aus, als der gegnerische Vampir aufsprang und laut fauchte. Nach wie vor stand er in gebückter Haltung und gab immer wieder knurrende Laute von sich. „Ich hab keine Ahnung...“, erwiderte Guillermo. Noch nie zuvor in seinem Vampirleben hatte er eine solche Bestie gesehen. Der Schrecken zeichnete sich deutlich in seinen Zügen ab, als das Wesen zum Angriff über ging. Viel zu schnell, denn den beiden Vampiren blieb keine Chance zu reagieren. Wie von Sinnen schleuderte ihnen das Wesen Gegenstände entgegen, sprang von einer Ecke des Raumes zur anderen. So schnell wie er sich bewegte, hatten beide Vampire Mühe ihm zu folgen, zumal sie sich kaum gegen die Stühle, Flaschen und Lampen wehren konnten, die wie ein Hagel auf sie einprasselte. „Wo ist er?“, schrie Leslie. Nur noch das Scharren der Krallen des Wesens war zu hören und immer wieder blitzte er schemenhaft auf, doch konnte weder Guillermo noch Leslie ihn entdecken. Mit erhobenen Pfählen standen sie Rücken an Rücken, als das letzte Lied des CD Spielers endete. Es war totenstill. Guillermo sah sich um, ließ seinen Blick über die Wände und die Decke wandeln. „... ich weiß es nicht...“, flüsterte er und konnte dieses unnatürliche Zittern in sich wachsen fühlen. Die Furcht stieg immer weiter in ihm auf. Nichts mehr war zu hören. Leslie knirschte mit seinen Zähnen und spannte jeden Muskel in seinem Körper an. Seine dunkelbraunen Augen wanderten fieberhaft suchend umher. Erst nach einer ganzen Weile des Wartens richteten sich die beiden Männer wieder auf. „Ist ES weg?“, fragte Guillermo leise und sah sich erneut um. „Ich habe keine Ahnung, aber wir sollten verschwinden. Komm schon!“ Draußen ertönten leise Sirenen. Allem Anschein nach hatten die Barbesucher die Polizei verständigt. Blieb nur zu hoffen, dass das Wesen wirklich verschwunden war. Die Vampire rannten hinaus in die Dunkelheit und durchkreuzten eine Gasse. „Was war das, verdammte Scheiße!“, schrie Leslie und sah sich um. „Ich habe keine Ahnung und es ist mir auch egal. Ich will es nicht noch einmal sehen.“ Wieder ließen Beide ihre Blicke schweifen, als sie ein paar Straßen entfernt zum Stehen kamen. Fahrig strich sich Leslie durch seine Haare. „Wir müssen die Anderen warnen.“ Er zückte das Handy. „Scheiße.“ “Was ist?“, fragte Guillermo sofort. „Anscheinend hat irgendein Möbelstück das Handy erwischt. Es ist Schrott.“, murmelte Leslie. „Lass uns in die Pension zurück kehren und dort auf die Anderen warten.“ “Aber was ist mit den Menschen, die getötet werden...?“, fragte Guillermo verwirrt nach. Leslie blieb stehen und drehte sich zu ihm um. „Glaubst du wirklich, dass wir im Moment noch sehr viel ausrichten können? Wir wussten nicht, auf was wir uns einlassen, Guillermo. Gegen das hier .... sind wir im Moment machtlos und drum müssen wir uns zurückziehen und eine neue Angriffsstrategie ausarbeiten.“, erklärte der ehemalige Soldat. Der Spanier atmete tief durch und nickte leicht. Es hatte keinen Sinn. Geknickt folgte er Leslie, der gerade bedauerlicherweise so Recht hatte. Er fröstelte etwas und zog seine Lederjacke enger um seinen Körper herum. Zaras Blick glitt fieberhaft durch die Umgebung. Da lag es. Das Schwert von Mick! Sie biss die Zähne aufeinander und schon war sie zu der Klinge gesprungen, die sie mit beiden Händen fest umschloss und Lance entgegen blickte. Dieser lachte kalt auf. „Was für ein erbärmlicher Versuch, dich gegen mich zur Wehr zu setzen!“ Seine Schwertspitze zeigte jetzt genau auf Zara, die keinen Schritt zurückwich. Immer mehr Regentropfen fielen auf die beiden Vampire hernieder und durchnässten die Kleidung. Ein erster Blitzt zuckte auf, als Lance zum ersten Schlag ausholte. Den ersten Schlag konnte Zara noch abwehren, doch Lance ging schnell in die Hocke und rammte ihr seinen Ellebogen in die Seite, schlug noch einmal auf ihr Schwert, das klirrend zu Boden fiel. „Ich sagte doch. Ein lächerlicher Versuch.“ Zara sprang zur Seite und schnappte sich ihr Schwert erneut. „Du bekommst ihn nicht!“, knurrte sie und umklammerte den Schwertgriff so fest, dass das weiß auf ihren Knöcheln hervor trat. Ihr Herz schlug ihr bis zum Hals, aber sie schaffte es die Furcht aus ihrem Blick zu verbannen. Wilde Entschlossenheit trat in ihre Züge, als sie wieder sicher auf ihren Füßen stand. Finster blickte Lance ihr entgegen. Wieder hob er seine Waffe. Ein weiterer Blitz zuckte über den Himmel, als die beiden Klingen einander begegneten. Zara konnte gar nicht so schnell reagieren, denn Lance schlug ihr mit der Faust ins Gesicht und gleich noch einmal gegen den Brustkorb, wodurch sie rücklings zu Boden fiel. Er schubste das Schwert aus ihrer Hand, lachte kühl auf und drehte sich zu Mick um. Doch er kam nur zwei Schritte, ehe Zara sich aufrappelte. Mit blutender Nase, tastete sie nach dem Schwert und schaffte es erneut auf ihre Füße zu kommen. „Ich werde es nicht zu lassen.“, knurrte sie ihn an. Lance blinzelte und ein kurzes Zögern wirkte in seiner erneuten Bewegung. Zara war nicht gewillt aufzugeben und Mick ihm zu übergeben! Er hatte ihr so oft geholfen und jetzt war es an der Zeit sich zu revanchieren. Das Blut aus ihrer Nase floss über ihre Lippen, tropfte von ihrem Kinn und doch zuckte sie kein bisschen. Lance rannte auf sie zu. Ein Hieb. Zwei Hiebe. Sie schaffte es sich zu wehren, taumelte aber zurück, als er ihr einen Tritt in die Magengrube versetzt Er  drehte sich einmal um seine eigene Achse und zog ihr mit seinem Schwert den Boden unter den Füßen weg. Zara strauchelte und landete auf ihrem Bauch als ein weiterer Schlag ihren Rücken traf. Ein stechender Schmerz breitete sich rasend schnell aus und brachte sie zum Aufschreien. Immer mehr Regen fiel auf sie nieder. Lance stand mit erhobenem Schwert vor ihr, wartete sekundenlang, doch ihre Hand wanderte wieder zum Schwertgriff. Sie rappelte sich auf die Knie und versuchte einen benommenen Schlag in seine Richtung zu unternehmen. Vergebens, denn Lance schnappte die silberne Klinge und riss sie ihr aus der Hand. Klirrend landete das Schwert viele Meter von ihr entfernt, als seine Faust erneut auf ihr Gesicht traf und Zaras Körper zurück auf den nassen Boden stürzte. Lance begutachtete den zitternden Frauenleib, bevor sich sein Blick auf Mick richtete und er sich langsam von Zara distanzierte. Sie war kaum noch in der Lage sich zu bewegen, tastete aber erneut nach dem Handy. Nur ein leises –„Hilfe“ kam über ihre Lippen. Kapitel 34: IV. Rainess - 09. Kapitel: Change comes like a little wind ---------------------------------------------------------------------- IV. Episode Rainess 09. Kapitel: Change comes like a little wind Lance ging vor Mick in die Hocke und warf noch einen Blick zur schwer verletzten Zara, die wieder versuchte sich mit einem leisen Wimmern aufzusetzen. „Nein ...“, flüsterte sie nur, schaffte es aber nur noch ein süffisantes Lächeln auf Lance Lippen zu bringen. „Er gehört jetzt mir...“, meinte er zu ihr, als er mitten in der Bewegung erstarrte. “Glaube ich nicht...“ Er hörte das Klicken einer Waffe, die geladen wurde und fühlte den Lauf an seinem Hinterkopf. Lance blieb starr in seiner Bewegung. „Du glaubst doch wohl nicht, dass du mich so einfach umbringst.“ „Ich sagte auch nichts von umbringen... wie wäre es mit einem kleinen Deal, Lance. Du machst doch so gerne Deals.“ Lance Blick wanderte zu seinem Schwert, das er zuvor unvorsichtigerweise abgelegt hatte. „Das würde ich an deiner Stelle nicht versuchen.“, raunte Gabriel. „Das sind Silberkugeln. Sie töten dich zwar nicht, aber sie können selbst dir ziemliche Schmerzen zufügen.“ „Dann sprich, was du für einen Deal willst.“, knurrte Lance, der sich nun mit erhobenen Händen erhob. Aus seinem Augenwinkel heraus bemerkte er eine weitere Bewegung. Logan war neben Zara in die Hocke gegangen und half ihr jetzt vorsichtig auf. „Du verschwindest von hier und bekommst dafür deine Schwester. Außer dich interessiert die Familienbande neuerdings nicht mehr ... oh Moment, halt ... euer Anführer duldet es ja nicht, wenn seiner Tochter oder einem seiner Söhne etwas geschieht.“, sprach Gabriel und legte seinen Pfahl an den Rücken von Lance. „Wo ist sie. Wo ist Coraline.“ „Das werde ich dir erst verraten, wenn du dich bewegst.“ Langsam wanderten die beiden Männer etwas weg von Mick. „Wo?“ “Wir haben einen Deal? Du verschwindest aus der Stadt.“ „Ja.“, knurrte Lance. „Aber sei dir sicher, Verräter, wir werden uns eines Tages wieder sehen.“ “Daran habe ich keine Zweifel, denn wir werden dich suchen, finden und erlegen.“, raunte Gabriel und stieß ihn weg. „Du findest sie irgendwo im Fluss Forth. Beeil dich, bevor die Strömung sie noch weiter davon treibt... ach ja. Sie ist gepfählt.“, grinste Gabriel triumphierend und stellte seinen Fuß auf die Schwertklinge von Lance. „Das, wirst du bereuen, Gabriel.“, raunte Lance ihm noch zu, bevor er sich mit wehendem Mantel umdrehte und im Dunkeln der Gasse verschwand. Tess saß neben Mick und sah zu ihrem Mann nach oben. „Du hast uns verraten.“ „Nein.“ Gabriel drehte sich zu ihr um und tat einen Schritt auf sie zu. „Ich habe Lance verraten.“ „Was meinst du...?“, fragte sie leise nach. „Eine lange Geschichte, die ich dir irgendwann erzählen werde, Kleines. Sei dir sicher, ich bin dir immer loyal eingestellt. Ganz gleich wohin du auch gehst, mich wirst du nicht los.“ Er zwinkerte ihr einmal zu, bevor er sich ebenfalls zu Mick hockte. „Wir bringen ihn und Zara in die Pension zurück. Die Beiden brauchen dringend Blut.“ „Josef!! Nathan!““, rief Guillermo, die Hände zu einem Trichter geformt und so die Straßen entlang laufend. Er konnte ihn riechen, aber irgendwie war sein Geruch gerade allgegenwärtig. „Schrei doch noch lauter.“, grummelte Leslie. „Wäre ja auch zu schade, wenn dieses Ding uns nicht wieder findet.“ Guillermo seufzte auf und flüsterte leise in die Dunkelheit. „Na irgendwie müssen wir die Beiden ja finden. Sie können ja nicht vom Erdboden verschluckt worden sein.“ “Ich glaube aber, dass Josef und Nate uns schon längst geantwortet hätten, wenn sie dazu in der Lage wären.“, giftete Leslie zurück, bevor er seinen Kopf in den Nacken legte und abermals tief Luft holte. Wieder stieg ihm der Duft des alten Vampirs in die Nase. Er blinzelte. „Wie wärs, wenn wir es mal da oben versuchen, Guillermo?“ Der Angesprochene sah hinauf in die Luft. Die Feuertreppe entlang. „Gute Idee. Solch konstruktive Beiträge sind einfach sinnvoller.“, murmelte er und lief auch schon die Treppe nach oben. Je weiter sie nach oben vor drangen, desto intensiver wurde der Duft von verbranntem Fleisch und umso vorsichtiger wurden die beiden Vampire. Kurz nur tauschten sie ihre Blicke miteinander und schon erklommen sie die Spitze des Flachdaches. „Jo...sef...“ Ein verbrannter und ein bewusstloser Körper lagen auf dem Boden. Kurz nur verharrten die beiden Vampire regungslos, bevor sie zu Josef hinüber rannten. Leslies Finger wanderten über die Wunde an Josef Bauch. „Was ist das?“ „Schrott... Bringen wir ihn zurück zur Pension. Die Anderen suchen sicher schon nach uns.“ Guillermo nickte und half Leslie den Körper von Josef über dessen Schultern zu legen. So machten sich die beiden Vampire auf den Rückweg zur Pension. Noch ahnten sie ja nicht, was sich alles noch in dieser Nacht abgespielt hatte. Behutsam legte Logan den Körper von Zara auf dem Bett ab. „Alles klar, Kriegerin?“, fragte er sie und berührte ganz leicht ihre weiche Wange. Die ganze Zeit hatte die Spanierin ihn nicht aus dem Auge gelassen und auch jetzt waren ihre Augen groß und huschten voller Sorgen durch den Raum. Lisa und Tess kümmerten sich darum Mick Blut einzuflössen, während Gabriel sich auf den Boden sinken ließ. Er bekam einen misstrauischen Blick von Zara und Logan geschenkt. „Willst du nen Drink? Ich geb dir einen aus?“, versuchte Logan die Vampírica etwas aufzumuntern und es gelang auch, denn kurzzeitig blitzte ein kleines Lächeln auf ihren Zügen auf. „Aber bitte mit einem Schirmchen.“ „Ich schau was sich einrichten lässt.“, zwinkerte Logan ihr zu und erhob sich eilig vom Bett. Zara krabbelte mühsam zum Bettende und schaffte es sogar aufzustehen. Unter dem kritischen Blick von Tess und Lisa taumelte sie hinüber zu Mick und ließ sich neben ihn fallen. „Jetzt schau mich nicht so an.“, raunte Zara zu Tess. „Ich bin nicht die Verräterin hier im Raum.“ Gabriel seufzte auf. „Ich habe euch nicht verraten.“, betonte er erneut. „... spricht der Lügner.“, murmelte Logan und reichte Zara das Glas mit dem Blut. Zwar schwamm kein Schirmchen darin, aber dafür ein kleines Gummibärchenherz, worüber Zara etwas schmunzelte. Sie nippte fast schon gierig an der roten Flüssigkeit und atmete erleichtert durch, als der Becher leer war. Mick blinzelte, als Tess eine dritte Spritze Blut in seine Venen drückte. „Hey!“ Zara strahlte augenblicklich. Er setzte sich auf und sah sich irritiert um. „Was ist passiert.... wo ist Beth??“, fragte er nach. Die Anderen sahen sich fragend an. „Das war nicht Beth, Mick... sie war eine Kreatur von Lance.“ Mick schwieg und fixierte einen Punkt an der Wand. „War er hier...?“ „Ja. Zara hat dich gerettet...“, platzte es aus Logan hervor. „Nachdem du leblos auf dem Boden gelegen hast.“ Er ließ sich auf das Bett gegenüber fallen. Mick schluckte und warf einen Blick zu Zara. Sie war blass und verletzt. Glücklicherweise heilten ihre Wunden langsam. Die Tür wurde aufgestoßen. „Oh mein Gott, Guillermo.“, stieß Lisa heißer aus und sprang sofort auf. „Ist alles in Ordnung??“ Besorgt strich sie über die Wange des Spaniers. Er nickte flüchtig, als Leslie Josef auf das dritte Bett wuchtete. „Sind wir komplett?“, wollte der Soldat wissen. „Nein. Thomas und Nathan fehlen...“, antwortete Logan. „Thomas hat seinen Kopf verloren.“, warf Gabriel vom Boden aus ein. Alle Blicke richteten sich auf ihn. „Ich war es nicht. Coraline hat ihn geköpft.“ Er selber hatte noch einen deutlichen Schnitt ihrer Klinge auf seinem Hals, weshalb er jetzt nur noch abwehrend seine Hände hob. „Und Nathan?“, fragte Logan mit misstrauischem Blick nach. „Ich schätze, dass er verbrannt ist.“, murmelte Guillermo und suchte seinen erste Hilfe Beutel aus einer Tasche. „Was meinst du mit, du schätzt?“, fragte Lisa leise nach. „Nun ja. Wir haben nur noch ein bisschen Asche gefunden...“ Er ließ sich neben Josef auf das Bett sinken, schnitt sein Oberteil auf und begann damit mit meiner Pinzette die feinen Splitter aus seinem Körper zu ziehen. Josef stöhnte auf. Leslie beschäftigte sich damit die Tür zu verriegeln und auch die Fenster zu sichern. Dann glitt sein Blick in die Runde. “Ist wohl nicht so gelaufen, wie geplant...“, stellte er platt fest. Hier saßen sie also. Versorgten ihre Wunden und hatten sogar die ersten Verluste zu beklagen.  Der Regen wusch das Blut von den Straßen, löste die Asche auf und brachte eine frische Briese in die Stadt zurück, die in der heutigen Nacht viele Morde zu verzeichnen hatte. Sie waren zwar pünktlich an Ort und Stelle, aber hatten trotzdem keinen Menschen retten können, von den Vampiren, die bereits vor Tagen getötet wurden, ganz zu schweigen. Leslie ließ sich neben Gabriel sinken. „Schöne Scheiße...“, murmelte er abschließend. Jeder hier pflichtete ihm schweigend bei. Kapitel 35: IV. Rainess - 10. Kapitel: Viva la france ------------------------------------------------------ IV. Episode Rainess 10. Kapitel: Viva la france Alle zusammen saßen sie in diesem winzigen Zimmer. Schweigend. Angeschlagen. Verraten. Verletzt. Ohne Erfolg. Mick hielt seine Augen geschlossen und lauschte nur dem gleichbleibenden, rhythmischen Atmen von Zara, die direkt neben ihm saß und ihren Kopf an seine Schulter gebettet hatte. Niemand wagte es auch nur ein Wort auszusprechen, denn die Ereignisse der vergangenen Nacht steckten den Vampiren noch viel zu tief in den Knochen. Josef stöhnte schmerzhaft auf, während Guillermo die einzelnen Schrottteile aus seinem Körper entfernte. „War es Nathan?“, fragte er leise nach. „Was war Nathan?“ „Der auf dem Dach verbrannt ist.“ Josef atmete tief durch. „Ja. Er hat uns verraten...“ Logan schnappte nach Luft. „Na da ist er nicht der Einzige.“ Sogleich setzte sich Josef etwas auf. „Was meinst du bitte?“, wollte er wissen und schob Guillermo zur Seite. „Frag Gabriel.“, raunte Logan, Sogleich richteten sich sämtliche Blicke auf den blonden Vampir. Leslie erhob sich und brachte wieder Abstand zwischen sich und ihn. Tess sprang sofort zu ihm hinüber. Auch wenn Gabriel sie vielleicht verraten hatte, war er die Liebe ihres Lebens! Sie konnte ihn nicht aufgeben und so musste sie ihn einfach beschützen, während seine Wunden noch heilten. „Ich habe euch nicht verraten.“, sprach Gabriel. „Ich habe Lance und Coraline verraten.“ Mick setzte sich etwas, wagte es aber nicht, sich weiter zu bewegen, denn Zara kuschelte sich mit einem Mal näher an ihn heran. „Ein bisschen ausführlicher geht es nicht, oder?“, fragte Mick nach. Gabriel schniefte. „Ich wusste von ihren Plänen, aber ich wusste nicht, dass sie eine neue Art der Vampire züchten und ich wusste auch nicht, dass sie vor Vampiren keinen Halt machen werden. Es tut mir Leid, aber ich habe so gehandelt, wie ich es für das Beste hielt. Ich kann euch nicht mehr sagen, ich war kaum in die Pläne eingeweiht und seit Tess beinahe getötet wurde, habe ich diesem Clan den Rücken zugekehrt. Ihr könnt mir jetzt glauben, oder nicht, aber Fakt ist, dass ich keinen von euch jemals hintergangen habe.“, sprach der Vampir und sah in die Runde. Josef seufzte theatralisch auf. „Na wirklich toll. Wir sind ein überaus harmonischer Vampirclan. Wir können einander ja echt ganz toll vertrauen.“, seufzte er und rieb sich über seine Brust. Die Wunden verschlossen sich langsam und so war er dankbar um den Blutdrink, der ihm angeboten wurde. Wobei er sich gerade mal wieder nach einen Freshy sehnte. „Was sind das für Wesen?“, fragte Mick nach. „Ich habe keine Ahnung.“, gestand Gabriel ehrlich. „Vampire mit roten Augen und einem animalischen Trieb. Sie scheinen eher so was wie ... Werwölfe zu sein, da sie ihre Opfer nicht nur aussaugen...“ “... sondern auch fressen...“, murmelte Leslie und ihm schauderte bei dem Gedanken an die Kreatur, die ihnen begegnet war. „Wie züchten sie diese Wesen?“ „Ich habe keine Ahnung, Mick und nein ... ich weiß nicht, was das mit Beth ist.“ Mick zog seine Augenbrauen zusammen. „Woher weißt du von ihr?“ „Wie was? Beth? Zara hat so was am Handy erwähnt, aber ich bin nicht davon ausgegangen, dass sie wirklich Beth meint.“, warf Josef verwirrt ein. „Dieses komischen Vampirin, die aussieht wie Beth hat bereits vor einigen Wochen versucht Tess zu töten und ich nehmen an, dass sie auch hier war... aber es ist nicht Beth, Mick. Beth ist tot. Wir haben sie begraben, wenn du dich mal Recht daran erinnerst.“, sprach Gabriel ruhig und lehnte sich wieder an die Wand. Mick knirschte mit seinen Zähen und warf einen Seitenblick zu Zara, die ihn besorgt ansah. Erst jetzt kam die Erinnerung zurück. Ihm fiel wieder ein, wie er sie behandelt hatte und fühlte augenblicklich Reue. Gepaart mit seinen Kopfschmerzen war das kein sonderlich tolles Gefühl. „Und nun...?“, fragte Leslie auf einmal und ließ seine Fingerknöchel knacken. „Werfen wir den Verräter raus?“ Der Soldat hatte seinen Kopf zur Seite geneigt und sah so an Tess vorbei zu Gabriel. Josef seufzte. „Nein, aber wir behalten ihn im Auge.“, befahl der Anführer knapp. „Lieber weiß ich wo er ist, bevor ich noch einen Feind da draußen habe. Langsam reicht es mit den Problemen, die sich vor uns auftürmen.“ Ein paar Minuten der Stille kehrte ein, bevor jeder berichtete, was geschehen war. Es war einfach viel zu viel. Schweigen kehrte ein. Eine Miene war trauriger und betröpfelter als die Andere. Die Nacht neigte sich dem Ende zu und jeder Vampir spürte einfach nur dieses Müdigkeit. Der Krieg hatte begonnen und sie hatten die erste Niederlage eingesteckt. Josef erhob sich und sogleich folgten ihm sämtliche Augenpaare, als er in Richtung Badezimmer wankte. „Viva la france...“, brummte er vor sich hin und verschwand schließlich in dem kleinen Raum um sich wenigstens etwas die Blutspuren vom Gesicht zu waschen. Mick seufzte auf und lehnte seinen Kopf an den von Zara. „... viva la france.“, wiederholte er leise. Die Freunde der Vampire in Edinburgh waren verloren und jedem hier war klar, dass es keinen Sinn hatte, die Mörder weiterhin zu verfolgen. Wenn sie etwas erreichen wollten, mussten sie der Schlange den Kopf abschlagen. Mick schloss seine Augen wieder und versuchte wenigstens ein bisschen Ruhe in sein Herz zu lassen, nachdem es schon wieder in dutzende Splitter zerfallen war. Sanft kreuzte er seine Finger mit denen von Zara und hauchte ein ‚Danke’ auf ihren Haarschopf. Zara nickte ganz leicht und hielt seine Hand fest. „Ich sagte doch: Du bist nicht alleine, wenn die Dunkelheit auf dich zustürzt...“ Mick lehnte sich an sie. Erst lange Zeit später schafften es die Vampire ihre trüben Gedanken abzulegen und ihren Wohl verdienten Schlaf zu finden. Keiner wagte es das Zimmer zu verlassen, auch wenn Logan, Leslie, Tess und Gabriel auf dem Boden schliefen. Hier konnten sie sich wenigstens gegenseitig beschützen. Micks Daumen streichelte immer wieder über die Hand von Zara, die genau wie er noch wach war. Es bedarf gerade keiner Worte. Es reichte die gegenseitige Anwesenheit die sich schenkten. „Ich hätte dich nicht hängen lassen sollen...“, sprach er mit einem Mal sehr leise und sah wieder zu Zara, die ihren Blick hob und ihn ansah. „Du hast aus Liebe gehandelt... du konntest nicht wissen, dass sie es nicht ist.“, lächelte Zara flüchtig. „Ich weiß, aber ... ich hätte dich beschützen müssen, aber stattdessen habe ich mich beinahe töten lassen und auch du wärst fast gestorben.“, murmelte Mick und hob seine andere Hand um ihr eine Strähne aus dem Gesicht zu streicheln. „Dann weißt du ja das nächste Mal, wie du es besser machen kannst.“, raunte sie ihm zu und holte einmal tief Luft. Oh ja, Mick bereute gerade zutiefst, dass er sie so im Stich gelassen hatte, vor allem jetzt, da er wusste, wie sie für ihn gekämpft hatte. Reue gab es in allen Größen und Formen und gerade wurde sein Herz schwer, als er sich seinen Fehler einräumte. „Du gibst mir Kraft Zara. Die Kraft die Dinge durchzustehen. Ich weiß nicht, was ich im Moment ohne dich machen würde... du hast mich heute gerettet und das nicht zum erste Mal.“, sagte Mick und legte seinen Arm um ihre schmalen Schultern um sie ganz in seine Arme zu ziehen. Zara legte einen Arm um seinen Hals und die andere Hand platzierte sie auf seiner Brust. Zara lächelte etwas. „Dann solltest du ab jetzt besser auf mich aufpassen, denn ansonsten bin ich bald nicht mehr da um dich zu beschützen.“, teilte sie ihm noch grinsend mit. Mick nickte schmunzelnd. Manchmal findet man einander einfach im Leben, ohne das es einem recht bewusst wird. Erst wenn man im Begriff ist denjenigen zu verlieren, dem man sein Herz öffnet, wird man sich dessen auf sehr schmerzliche Weise bewusst. Zara richtete sich etwas auf und fing mit ihren Lippen ganz leicht nur die seinigen ein. Ein warmes Kribbeln breitete sich langsam über seinen ganzen Körper aus und wieder stieg ihm dieser angenehme Duft nach Kokos in die Nase. Mick lehnte sich zu ihr hinab und hielt die Latina einfach nur ruhig in seinen Armen, während er den Geschmack ihrer Lippen kostete, wie den Saft einer verbotenen Frucht. Die Berührung dauerte nur ein paar Sekunden, reichte aber, damit Mick ganz warm wurde. Zara lächelte ihn an und kuschelte ihren Kopf an seine Brust. Der Vampir schmunzelte und zog sie in seine Arme, die Wange auf ihren Kopf gebetet. So fand auch er an diesem Morgen seinen wohlverdienten Schlaf. Sitzend und an die Wand gelehnt, aber mit einer ganz besonderen Vampir-Lady in seinem Arm. William Shakespeare hat einmal geschrieben: ‚Liebe ist nicht Liebe, die sich verwandelt. Wo sie Wandel findet. Sie ist das Zeichen, fest gegründet, das unter jedem Sturme mag besteh’n. Die Liebe wechselt nicht im Ebb und Flut. Sie dauert fort bis an der Zeiten Rand. ’ Kapitel 36: V. Le monde est petit - 01. Kapitel: Départ ------------------------------------------------------- V. Episode Le monde est petit (Die Welt ist ein Dorf) 01. Kapitel: Départ (Aufbruch) Drei Dinge lassen sich nur bei drei Gelegenheiten erkennen: die Kühnheit in der Gefahr, die Vernunft im Zorn und die Freundschaft in der Not. (Französisches Sprichwort) < Es war ein sehr mulmiges Gefühl die Pension zu verlassen, denn seit ihrer Ankunft vor gerade mal 30 Stunden hatte sich eine ganze Menge verändert. Nathan und Thomas waren tot, Gabriel wurde von allen nur noch misstrauisch beäugt und die Feinde waren um so vieles mächtiger, als überhaupt angenommen. Zara beobachtete die Anzeigetafel des Flughafens. Josef war bemüht Flugtickes nach Paris zu bekommen und so hingen alle anderen Vampire  ihren Gedanken nach. “Was machst du da?“, fragte Mick und ließ sich neben sie auf den Stuhl fallen. „Hmm ... träumen...“, meinte Zara mit einem Schulterzucken. Auf einmal schlich sich ein Lächeln auf ihre Züge, denn Mick strich ihr ganz sanft eine Haarsträhne hinter ihr Ohr zurück. Sie bekam doch glatt eine Gänsehaut. „Von was träumst du?“, fuhr er leiser fort und lehnte sich zu ihr hinüber. „Davon einfach wegzulaufen. An irgendeinen Ort, wo uns keiner kennt. Sommer, Sonne und noch MEER. Nur leider ist das nicht wirklich zu empfehlen für uns.“, erzählte sie ihm, woraufhin Mick nickte. „Ich glaube wir könnte die Sonne nicht genießen. Wenn wir weglaufen, müssen wir uns ein Fleckchen Erde suchen, wo es ständig bewölkt ist, wobei du mit mir sowieso nur im Zimmer bleiben würdest.“, raunte er und drückte ihr einen Kuss auf das Ohr. Zara schmunzelte und schielte zu ihm hinüber. „Oh ja, Mr. St. John. Sie halten sich ja auch für so unwiderstehlich. Aber ich hab eine Neuigkeit für Sie: Das trifft leider absolut gar nicht zu, also behalten Sie mal lieber ihre Finger für sich.“, scheuchte sie ihn mit einem Handwedeln beiseite. Mick lachte etwas auf und lehnte sich wieder auf dem Stuhl zurück. „Ich erinnere mich noch daran, wie du mich beim Duschen beobachtet hast....“ Zara zog einen Flunsch. „Das liegt nur daran, dass Sie bedauerlicherweise einen überaus entzückenden Hintern haben.“ Wieder lachte Mick auf, als Josef in sein Blickfeld trat und sich schließlich neben ihn setzte. „Was ist so witzig?“, fragte er nach und ließ seinen Blick von einem zum anderen treten, aber Zara zuckte lediglich mit ihren Schultern. „Wann geht unser Flug?“, wollte Mick wissen und wurde dabei schlagartig ernst. Je näher der Aufbruch rückte, desto nervöser wurde der Vampir. Was auch immer sie in Frankreich erwartete, es musste eine schreckliche Bestie von Mann sein. Er. Die Ausgeburt der Finsternis, denn wer sonst war dazu in der Lage hunderte von Unschuldigen einfach so hinzurichten. Es blieb allerdings nach wie vor die Frage im Raum stehen, warum er solch ein Interesse an Mick hatte. „Bald.“, murmelte Josef und schloss seine Augen um sich wenigstens ein paar Sekunden Ruhe zu gönnen. Doch in Anbetracht der heiklen Situation vermochte er es nicht, auch nur ein bisschen Entspannung zu bekommen... _______________________________5 STUNDEN SPÄTER_______________________________ „Na wenigstens ist die Unterkunft diesmal ansprechender.“, murmelte Tess und wanderte durch die große Penthousewohnung ganz oben in einem mehrstöckigen Gebäude. Die ganze Stadt ließ sich von hier aus überblicken und brachte sie zum Lächeln. Die Sonne neigte sich dem Horizont entgegen und tauchte ganz Paris in ein wunderschönes, mystisches und auch romantisches Licht. „Hab ich ja auch ausgesucht.“, stellte Josef matt und mit einem müden Gähnen fest und warf einen Blick zu Logan. Wie so oft saßen sie zusammen und schafften es kaum ein konstruktives Wort zustande zu bringen. Viel zu sehr waren sie alle gelähmt. Leslie seufzte. Tess und Gabriel tauschten kurze Blicke miteinander aus. Logan verteilte kleine Chai-Gläser mit der blutroten Lebensflüssigkeit. Josef blätterte durch die Tageszeitung von Paris, während Guillermo Lisa beobachtete, die sich gerade einen Zopf flocht. Mick starrte vor sich auf einen Fleck auf den Boden und versuchte krampfhaft eine Lösung zu finden. Mittlerweile hatten sich tiefe Falten vor allem über seiner Augenpartie gebildet. Zähneknirschend dachte er nach, aber es wirkte alles so sinnlos. Zara atmete tief durch und ergriff nun das Wort: „Es bringt doch nichts, wenn wir hier rumsitzen und darauf warten, dass sie zu uns kommen. Sollten wir nicht stattdessen aufstehen und versuchen einen Weg zu finden ihnen Einhalt zu gebieten?“ Josef warf die Zeitung mit einem Klatschen beiseite. „Und wie bitte stellst du dir das vor? Hast du nicht gesehen, in was für einer Übermacht sie sind. Von diesen Kreaturen ganz zu schweigen.“, stieß er aus und atmete einmal tief durch. „Dann müssen wir sie überraschen.“, murmelte Mick mit einem Mal. „Wir starten ein Ablenkungsmanöver und überraschen sie. So einfach ist das.“ „Grandioser Einfall Mick, aber wir wissen nicht mal, wen wir überraschen müssen.“ “Doch das wissen wir. Wir müssen IHN überraschen. Er ist der Drahtzieher. Derjenige, der für all das verantwortlich ist und wenn wir es schaffen ihn zu erledigen, dann haben wir gewonnen. Schlag der Schlange den Kopf ab und ihr Körper ist tot.“, erklärte Mick und knetete dabei seine Hände ineinander. „Woher wollen wir wissen, wer ER ist.“, fragte Josef, denn das war der massive Fehler in Mick’s Plan. Dieser hob seinen Blick und sah zu Gabriel. „Ich weiß das auch nicht.“, wehrte er sofort ab und hob beschwichtigend seine Hände. „Weißt du wenigstens wo wir ihn finden können?“, fragte Mick nach. Gabriel zuckte mit seinen Schultern. Tess betrachtete ihren Mann, der sich eins diesem Clan angeschlossen hatte. „Schatz, wenn du etwas weißt, dann sag es uns bitte...“ Der Angesprochene schürzte seine Lippen. „Ich weiß eigentlich gar nichts, nur das er angeblich gerne in den Schlössern um Paris herum residiert.“ Logan klatschte in die Hände. „Na das ist immerhin etwas. Die meisten Schlösser sind Touristenattraktionen. Sollte eines bewohnt sein, ist es für die Öffentlichkeit gesperrt und so kann ich es auch finden.“, erklärte das Computergenie. „Weißt du sonst noch was?“, fragte Josef nach und überging Logan gekonnt, der sich mit einem ‚Hey’ beschwerte. „Ja ja, Logan, das hast du toll gemacht. Du bekommst nachher einen Keks.“, grummelte Josef in die Richtung des Assistenten, konzentrierte sich aber gerade viel mehr auf Gabriel, der seinen Kopf schüttelte. „Nun.“, setzte Josef an. „Dann kannst du ja jetzt einen kleinen Spaziergang machen, denn alles weitere hat dich nicht zu interessieren.“ Gabriel hob eine Augenbraue. „Willst du mir irgendwas sagen, Josef?“ „Ich vertraue dir nicht und warum sollten wir unsere Pläne vor einem Verräter kund tun.“, gab Josef mit einem Schulterzucken zurück. „Weil Tess es mir sowieso verrät.“, erwiderte Gabriel pampig. „Dann kannst du deine Frau ja mit nehmen.“ “Josef.“, bat Mick eindringlich und sah seinen besten Freund an, der aber nur gebietend seine Hand hob und abwartend zum Ehepaar Cunnigham hinüberblickte. Beide sahen ihn kalt und finster an, bevor sie sich erhoben. „Du hast ja auch so viele Verbündete, nicht wahr, Kostan. Deshalb kannst du auch ganz einfach Zwei des Hauses verweisen.“, kam noch schroff über die Lippen von Tess. „Ihr könnt ja zurück kommen, sobald wir fertig mit unserer Besprechung sind.“, erwiderte Josef und schlug seine Beine übereinander. Tess und Gabriel kehrten dem Rest der Gruppe den Rücken zu und verließen schweigend die Wohnung um sich etwas ins Pariser Nachtleben zu stürzen. „Na dann. Weiter im Text.“ „Musste das sein?“, fragte Mick nach. Josef nickte knapp und so konnte die kleine Unterredung weiter gehen. Logan hackte bereits auf seinem Laptop ein, während er sich nachdenklich über das Kinn rieb. „Sobald wir das Schloss ausfindig gemacht haben, kümmern wir uns also um einen Köder, während sich der Rest der Gruppe zu IHM – wer auch immer er ist – schleicht, um der Schlange wortwörtlich den Kopf abzuschlagen.“, fasste Josef noch einmal die groben Züge des Planes zusammen. „Genau und wir wissen ja glücklicherweise bereits, wer der Köder ist.“, stellte Mick knapp fest. „Vergiss es!“, sagten Zara und Josef wie aus einem Munde. „Leute hört mal. Ich weiß eure Führsorge wirklich zu schätzen, aber sie wollen mich und genau deshalb werden sie auch auf mich anspringen, wenn ich den Köder mime. Während ich Lance und Co ablenken, müsst ihr euch in das Schloss schleichen und versucht IHN zu töten.“, erklärte Mick und legte eine Hand auf die von Zara. „Ich hab da was.“, schaltete sich Logan in die Unterredung mit ein. „Und was?“ „Das Château de Versailles ist vor einigen Jahren aufgekauft worden. Von einer Privatperson und seitdem darf das Schloss von keinen Besuchern mehr betreten werden.“ Er drehte seinen Laptop zur Gruppe um und deutete auf die Bilder des Schlosses. Prunkvoll und pompös zeigten die Bilder verschiedene Räumlichkeiten. Josef nickte anerkennend. „Auf jeden Fall hat er Stil so zu leben.“, murmelte er und leerte sein Glas Blut mit einem Zug. Gerade jetzt sehnte er sich mal wieder nach einem Menschen, den er beißen konnte. Dieses vegetarische Leben war auf Dauer einfach kein Zustand. „Ich hab da noch was. Die Franzosen waren damals besonders vorsichtig und haben die meisten Schlösser mit einem Fluchttunnel versehen. Das werden aber Lance und seine Leute sicher wissen.“, sprach Logan. „Nun, das können sie auch ruhig wissen, denn während ich versuche durch diesen Tunnel mir Zutritt zu verschaffen benutzt ihr das Haupttor.“, lächelte Mick etwas. „Alles andere könnten sie bemerken, aber ich bezweifle, dass sonderlich viele Vampire durch das Sonnenlicht marschieren um am helllichten Tag Wache zu halten.“ Josef nickte. „Wir greifen also bei Tageslicht an.“, fragte Lisa mit einem leicht mulmigen Gefühl in der Magengegend nach. Sie war sich noch immer nicht ganz so sicher, ob sie dieser Sache trauen konnte. Es wirkte alles so extrem gefährlich. „Morgen Mittag geht es los...“   „Und danach sind wir endlich wieder frei.“, grinste Guillermo schief und ergriff die Hand von Lisa. „... und können zu unserem Leben in Los Angeles zurück kehren, ohne noch einmal einen Gedanken an diese furchtbaren Wochen zu verschwenden.“ Mick sah mit nachdenklicher Miene auf den Boden. Zurück zu den Anfängen. Er war sich nicht sicher, ob er dazu in der Lage war, aber das tat im Moment nichts zur Sache. Jetzt mussten sie erst mit der Vorbereitung zum bevorstehenden Kampf beginnen. Blieb abzuwarten, ob sie diesmal Erfolg hatten. Leslie räusperte sich, weshalb sich jedes Augenpaar auf ihn richtete. „Und was ist, wenn der Körper der Schlange nicht tot ist, sobald wir ihr den Kopf abgeschlagen haben...? Immerhin haben die ein paar unschöne Kreaturen bei sich.“ Mick kratzte sich am Kinn. „Wir haben zwei Schwerter von ihnen. Zum einen haben wir das Schwert von Lance, der sicher nicht irgendeine Waffe mit sich geführt hat und zum anderen ein echtes Silberschwert...“ „... das zuvor in meinem Körper gesteckt hat“, warf Zara mit ein. „... also werden wir diesen Kreaturen schon irgendwie Herr werden.“, beendete Mick seinen Satz. „Wer nimmt die Waffen?“, fragte Leslie nach. „Du und ich.“ Leslie nickte. „Ich hoffe dennoch, dass der Schlangenkörper erst mal verwirrt ist, damit wir vielleicht wieder etwas Distanz zwischen den wütenden Clan und uns bringen können.“, murmelte er noch und seufzte auf. Sicher. Der Plan war überaus gut und doch befürchtete Leslie, dass keiner lebend aus der Sache raus kam. Josef klatschte einmal in die Hände. „Dann sollten wir uns wohl alle etwas ausruhen, bevor Runde Zwei beginnen kann.“ Sogleich erhob sich das Clanoberhaupt und sah noch einmal in die Runde. Stück für Stück verabschiedeten sich die Vampire um diese eine Nacht vor der großen Schlacht zu genießen. Vielleicht zum letzten Mal. Kapitel 37: V. Le monde est petit - 02. Kapitel: La tour Eiffel --------------------------------------------------------------- V. Episode Le monde est petit (Die Welt ist ein Dorf) 02. Kapitel: La tour Eiffel (Der Eiffelturm) Sein Blick wanderte hinüber zu Zaras versteinerter Miene. Sie lehnte am Handlauf des Balkons, die Hände auf diesen gestützt und den Blick in die Ferne schweifen. Ein leises Zähneknirschen war zu hören, aber Mick wagte es trotzdem nicht sie anzusprechen. Viel zu sehr faszinierte ihn ihre Silhouette, die gerade förmlich mit dem atemberaubenden Panorama der Pariser Skyline verschmolz. Die Nacht hatte sich über sie gelegt. Der Mond und die Sterne funkelten verheißungsvoll und schmückten den dunklen Nachthimmel. Voll und rund war der Mond an diesem Tag und zog wohl so manchen Vampir wie magisch an. Paris, eine unglaubliche Stadt. Dem Flair konnte sich wohl keiner entziehen, vor allem nicht nachts, wenn überall die Lichter glitzernden und kleine Bistros zur Geselligkeit lockten. Leise trat Mick aus dem Rahmen der Balkontür und betrachtete Zara erneut. Der Wind spielte etwas mit ihren offenen langen Haaren, pustete ihr ab und an eine vereinzelte Strähne ins Gesicht und auch der Stoff ihres kurzen Kleides bewegte sich anmutig. Das obligatorische, kleine Schwarze, das wohl jede Frau in ihrem Kleiderschrank hängen hatte, schmeichelte ihrer sonst auch wunderschönen Figur um ein vieles mehr. Er räusperte sich schließlich. „Nettes Kleid…“, raunte er und wagte es ein paar Schritte näher an sie heran zu tun. Zara war Barfuß und schien noch immer wie in ihrer kleinen Gedankenwelt versunken zu sein. Sie wog ihren Kopf hin und her. „Das hier ist immerhin eine Stadt der Mode… da muss selbst ich mich anpassen.“ Normalerweise trug sie viel lieber Hosen, denn sie war ein Vampir, der jagte! Und keine Frau die von einem Mann ‚gejagt‘ werden wollte. Mick schmunzelte und überbrückte das letzte Stückchen Weg, um zu Zara zu gelangen. Erst jetzt bemerkte er den angespannten Ausdruck auf ihren Zügen. „Was ist los…?“, wollte er ruhig wissen. Zara schnaubte genervt. „Was ist? Sagst du es mir?“, raunte er ihr zu und strich sanft mit Mittel und Zeigefinger über ihre Wirbelsäule nach unten. „Na das ist los…“, murmelte sie patzig und nickte in Richtung Eiffelturm, während sich langsam eine kleine Gänsehaut ihren Rücken nach unten bahnte. „Der Eiffelturm? Was ist mit ihm?“ Mick warf einen Blick in Richtung des Wahrzeichens der Stadt, das hell funkelte und immer wieder blau, rot, gelb und manchmal auch in Regenbogenfarben oder Silber glitzernd erstrahlte. Zara seufzte auf und ließ ihre Fingerspitzen durch ihre Haare wandern. „Er leuchtet.“, stellte sie überaus treffend und mit einem angesäuerten Ton fest. „Wieso leuchtet er? Das ist … er ist doch kein Partyturm. Er soll keine Feierlaune vermitteln oder die Leute zum Aufdrehen ermutigen, sondern … er soll einfach nur da sein. Weil er romantisch ist und so.“ Ein wenig naiv war die Äußerung die ihre Lippen verließ. Mick schmunzelte und sah hinüber zum Turm, der gerade seine Lichtershow fortführte. „Ich erinnere mich noch an meinen ersten Besuch. Damals war es noch anders.“, seufzte Zara mit einem Mal auf. Mick ließ seine Hand etwas oberhalb ihres Pos ruhen, ertappte sich aber bereits bei der Frage, was wohl wäre, wenn er seine Finger weiter wandern ließ. „Du warst schon mal in Paris?“ , fragte er ruhig und mit einem kleinen Lächeln nach. Zara warf ihm einen kurzen, fast schon herausfordernden Blick zu. Sie provozierte ihn ja so gerne und Mick hatte inzwischen demonstriert, dass er sich nur schwer zurückhalten konnte, wenn sie mit ihren Reizen spielte. „Ich war damals noch ein Mensch.“, sagte sie nüchtern. „Es war … eine Reise meines Mannes.“ Mick hob eine Augenbraue. „Du warst verheiratet?“ „Ich hatte auch ein Kind, schon vergessen… damals war alles anders.“ Sie lehnte ihren Kopf zur Seite an Micks Brust. „Ich war anders… ich war eine Frau die sich dem Willen ihres Mannes unterordnete.“ Ein bitterer Ausdruck trat auf ihre Züge, den sie aber schon im nächsten Moment mit einem kleinen Lächeln davon wischte. Mick streichelte zu ihrer Hüfte und zog sie etwas näher zu sich heran, bevor er ihr einen sanften Kuss auf den Haarschopf drückte. „Ich bin froh, dass du das heute nicht mehr bist…“ „Was? Ein Mensch oder unterwürfig?“ Mick seufzte auf. „So ungerecht es auch klingen mag… muss ich dir wohl mit weder noch antworten.“ Sie hob ihren Blick und sah wieder zu ihm. „Weder das eine, noch das andere lässt sich jetzt noch ändern.“, murmelte sie und schloss für ein paar Sekunden ihre Augen. Lauschte den Geräuschen des Pariser Nachtlebens und ebenso Micks Atem. „Vermisst du es manchmal auch? Das menschliche Leben?“, fragte Mick nach und legte seine Wange auf ihren Haaren ab um hinaus in die Nacht zu schauen. „Nein.“ Schnell purzelte ihr dieses eine Wort über die Lippen, weshalb Mick verdutzt seinen Kopf hob. „Versteh mich nicht falsch Mick. Ich mochte es gerne wie ein Mensch zu leben, Dinge zu fühlen und zu schmecken, aber ich bin froh über das, was ich jetzt bin, denn dadurch habe ich die Chance etwas zu bewirken und so viel zu sehen, zu erleben. Wer weiß was in den nächsten Jahrhunderten passieren wird. Ich habe die Chance dabei zu sein und diese Gelegenheit hat kein Mensch.“, fügte sie schnell hinzu. Nachdenklich atmete Mick ein. Es war eine interessante Sicht, die sie auf die Dinge hatte. Er schürzte seine Lippen atmete weiter ein paar Mal tief durch. Zara löste sich indes etwas von ihm und legte ihren Kopf zur Seite um ihn zu betrachten. „Du solltest dich nicht weiter so von dem Hass auf dein Dasein auffressen lassen, Mick. Versuch doch lieber die positiven Seiten im Leben zu finden.“ „Gute Seiten.“, wiederholte er seufzend. „Wir stehen kurz vor einem erneuten Kampf, von dem wir keine Ahnung haben wie wir ihn gewinnen können und ich ...“ Mick war gezwungen augenblicklich zu schweigen, denn Zara drückte ihre Lippen auf die seinigen. Verlangend und liebevoll kostete sie diesen Kuss aus und streichelte über seine Wangen, bevor sie sich wieder von ihm löste. „Es gibt immer etwas Gutes im Leben Mick. Du musst nur gewillt sein, deine Augen zu öffnen um es zu finden. Du kämpfst nicht aus Rache, sondern um sinnloses Morden zu verhindern. Du willst  etwas Gutes in dieser Welt bewegen, als hör auf alles so trüb und depressiv zu sehen...“, hauchte sie ihm zu und streichelte mit ihren Fingerspitzen über seinen Hals. Der Vampir vor ihr schluckte einmal und befeuchtete seine Lippen, kostete noch einmal den süßen Geschmack, den sie dort hinterlassen hatte. „Weißt du...“, setzte er dann allerdings an und sprach sehr langsam und gedehnt. „Ich weiß nicht, ob ich das so einfach kann. Ich habe so viele Menschen auf dem Weg hier her verloren und zuletzt sogar Beth beerdigt. Meine Ex-Frau versucht mich für irgendwas zu benutzten oder mich zurückzugewinnen. Keine Ahnung, was sie damit genau bezwecken will, aber Fakt ist einfach, dass ich nicht getrost in die Zukunft schauen kann, während all das passiert und manchmal erwische ich mich bei dem Gedanken, dass ich mir wünschte, dass einfach alles vorbei ist.“, sprach Mick und atmete tief durch. Zara streichelte sanft über seine Wange. „Ida Scott Taylor hat einmal gesagt: ‚Schaue nicht zurück und trauere um das Vergangene, denn es ist passiert. Und sorge dich nicht um die Zukunft, die erst noch geschieht. Lebe in der Gegenwart und mache sie zu etwas Schönem, an das du dich gerne erinnerst.’ Verstehst du Mick? Du musst aufhören ständig deinem vergangenen Leben nachzutrauen, denn es ist nicht mehr. Du bist jetzt hier und du bist ein Vampir, der die Gegenwart genießen kann, aber nur, wenn du aufhörst, dir um alles Sorgen zu machen. Die Angst wird dich letzenendlich nur noch lähmen und dir noch mehr Sorgenfalten über die Augenbrauen zaubern.“, erklärte sie ihm leise und streichelte über seine Stirn, bevor sie ihre Hand auf sein Herz ruhen ließ. Leise fuhr Zara fort. „Wir alle leben nur einmal. Uns wurde ein besonders langes Leben geschenkt, aber das bedeutet nicht, dass wir es nicht auch nutzen können. Sieh uns doch an. Wir leben in einer Welt mit knapp 7 Milliarden Bewohnern und unter so Vielen haben wir nur eines, das wir wirklich entscheiden können.“ Mick knirschte etwas mit seinen Zähnen, während er es nicht vermochte seine Augen von denen von Zara zu nehmen, wobei seine Hände nach wie vor auf ihren schmalen Schultern ruhten. „Und was wäre das?“, wollte er wissen. Zara lächelte flüchtig. „Ob wir Gutes tun oder Böses.“ Augenblicklich wandte sich der Vampir von ihr ab und sah wieder auf die Kulisse der Stadt. Es waren so simple Worte, die Zara gebrauchte und doch waren sie ausreichend um ihn zu verwirren. „Sieh das Vampirdasein nicht als Bürde, nicht als schweres Schicksal, sondern als Geschenk. Du bist dazu in der Lage etwas zu bewegen in der Welt, weil du über eine Kraft verfügst, die sonst keiner hat. Wenn nur endlich aufhörst, alles so schwarz zu sehen, kannst du erkennen, dass du es bist, der uns hier her gebracht hat um all das hier zu beenden.“, murmelte Zara und schlang ihre Arme von hinten um seine Hüfte. Sie lehnte ihren Kopf gegen seinen Rücken und hielt ihn ganz fest bei sich. „... und du bist doch auch nicht alleine Mick.“ Er legte nachdenklich seine Hände auf der Brüstung ab und sah wieder hinab in das Lichtermeer der Stadt. „Ich kann es entscheiden...“, sagte er schließlich und schloss seine Augen um die Nähe von Zara ein bisschen mehr auszukosten. „Ja. Es ist deine Gegenwart und nicht die von Coraline ... und auch nicht von Beth.“ Ein bitteres Lächeln umspielte Micks Züge. Coraline war seine erste große Liebe. Er hatte sich so absolut in sie verliebt, hatte Dinge getan, die nur ein Mann machte, der wahrlich verzaubert von einer Frau war, aber letzenendlich hatte sich Coraline für das Böse entschieden und lebte noch immer in der Vergangenheit. Beth. Das Mädchen, das er gerettet und beschützt hatte, doch dann war er an dieser Aufgabe gescheitert. Vor allem weil so viele Gefühle im Spiel waren. Die Liebe. Wieder hatte ihn die Liebe zu Dingen ermuntert, die er sonst nicht gemacht hätte. Alles nur zum Wohle für Beth. Rückblickend betrachtet, hatte sie stets von ihm verlangt sie entweder zu verwandeln oder ein Mensch zu werden, denn nur in dieser sehr kurzen Phase waren sie sich wahrlich nahe gewesen. Mick entwand sich der Umarmung von Zara, aber nur um sich zu ihr umzudrehen. „Wenn es meine Gegenwart ist, dann kann ich auch wirklich entscheiden, was ich mache und was nicht...“ Zara nickte mit einem kleinen Schmunzeln. „Wenn das so ist...“ Mit einem gewitzten, kleinen Lächeln auf den Zügen ging er leicht in die Hocke, aber nur um mit einem Ruck seine Arme unter Zaras Kniekehlen und ihren Rücken zu schieben. So hob er dieses federleichte Geschöpft auf seinen Arm. Etwas verdutzt blinzelte die junge Frau, ehe sich ein Hauch Süffisants in ihr Gesicht stahl. Mick lächelte verheißungsvoll, hob eine Augenbraue an und trug sie schon vom Balkon ...    Kapitel 38: V. Le monde est petit - 03. Kapitel: C'est ça! ---------------------------------------------------------- V. Episode Le monde est petit (Die Welt ist ein Dorf) 03. Kapitel: C'est ça ! (So ist es!) Die Zeit verflog, die Stunden der Nacht und die ersten paar des darauffolgenden Tages verstrichen und die Stunde des Kampfes rückte immer näher.  Jeder war wohl damit beschäftigt seine eigenen Wunden zu versorgen, gebeutelt von jener ersten Begegnung mit einem Clan der Verderben über die Welt der Vampire brachte. Trübe Gedanken wanderten durch die Köpfe jener, die sich ihnen in den Weg stellten und bisher keinerlei Erfolg erzielt hatten. Wer waren sie auch schon? Eine Hand voll Vampire, die sich gegen eine Übermacht verteidigte und tatsächlich noch den Sieg erringen wollte. Mick seufzte auf und drehte sich zur Seite. Sofort stieg ihm dieser wohlige Geruch von Zara in die Nase. Ihre Haare kitzelten ihn an der Nase, als er sich an sie schmiegte und ihren schlafenden Körper an sich heran zog. Er konnte selber entscheiden was er machen wollte. Das war ihm einmal mehr bewusst geworden und darüber war er gerade überaus dankbar, denn so konnte er die hübsche Latina in seinem Arm noch ganz bewusst auskosten. Jetzt, da er schon mal wach war. Mit den Fingerspitzen streichelte er ihr die Halsbeuge entlang, die hier und da von ein paar Bisswunden geziert wurde. Nur langsam verheilten diese Knutschflecke der etwas anderen Art. Er sah sicher auch nicht besser aus. So war es eben zwischen zwei Vampiren. Überaus leidenschaftlich und dementsprechend gierig. Lange hatte er sich gefragt, wie es wohl mit einer Vampirlady war, nachdem er sich Coraline und danach auch allen anderen entsagt hatte. Die Nacht, mit Zara war kaum in Worte zu fassen. Ein unglaubliches Erlebnis, dass definitiv Wiederholungsbedarf hatte! Fasziniert wanderten seine Finger über ihre weiche und auch etwas warme Haut. Wach war er und auch wenn der drohende Kampf immer näher kam, wollte er dieses bisschen Zeit mit ihr genießen. Mick war schon versucht Zara zu wecken, als ein gellender Schrei durch die geräumige, gemietete Wohnung hallte. Sofort war auch das letzte bisschen Müdigkeit verflogen und genauso war die Latina hell wach. Mit sichtlich irritiertem Blick sprang sie auf und sah mit einem unsicheren Blinzeln zu Mick. Hastig zogen sich Beide das Nötigste an, bevor sie auf den Gang stolperten. Noch immer waren ihre Sinne wie benebelt von der glühenden Nacht waren die Vampire wie unter Strom gesetzt, weshalb sie zuerst ein paar Momente der Orientierung brauchten, ehe sie die Quelle des Schreis ausmachen konnten. Den Gang entlang in Richtung Wohnzimmer, wobei Stück für Stück die Lebensgeister erwachten und sich sofort der Duft von Blut und Fäulnis ausbreitete und ihnen entgegen stieg. „Li...“..sa. Mick blieb wie angewurzelt stehen. Vor ihm hockte Lisa auf dem Boden, die Hände auf das Gesicht geschlagen. Zitternd wollte sie nicht sehen, was wie ein nasser Sack vor ihr auf dem Boden lag. Sie wollte allgemein nichts mehr sehen, denn all das machte ihr furchtbare Angst. Guillermo stolperte von der anderen Richtung auf sie z, packte ihre Schultern und riss sie von der Quelle des Blutduftes zurück. Leslie. Gepfählt und geköpft lag er auf dem Boden des Wohnzimmers. Der Schrecken zeichnete sich noch deutlich auf seinen Zügen ab. Der Spanier zog die Frau enger an sich und sah mit großen Augen zu Mick und Zara. Oder eher an ihnen vorbei. Mick schluckte, als sich seine feinen Nackenhärchen aufstellten und er langsam über seine Schulter hinweg blickte. An die Wand gedrückt stand ein Wesen. Ein furchtbar hässlicher Vampir mit gebückter Haltung, gefletschten Zähnen und blutroten Augen. Er knurrte leise und tat einen Schritt auf die Vampire zu. Sofort wich Mick zurück, packte Zara am Oberarm und zog sie mit sich. „Was zu Hölle ist das??“, kam von Josef der die Wohnung durch die Eingangstür betrat. Dicht gefolgt von Logan. „Ich habe keine Ahnung… wo warst du?“ „Ich brauchte mal wieder einen Freshy, aber dafür ist jetzt keine Zeit.“, winkte das Clanoberhaupt ab und beobachtete das Wesen, dass in gebückter Haltung näher kam. Es bewegte sich ähnlich wie ein Gorilla. Die Fingerknöchel auf den Boden gestützt, die Beine angewinkelt. Gabriel und Tess waren hinter Lisa und Guillermo aufgetaucht und beobachteten die Szene mit gespannter Miene. Ein Pfiff durchschnitt die angespannte Situation. Das Vampirwesen spitzte seine Ohren und schon rannte es den Gang zurück auf das geöffnete Fenster zu, sprang hinaus. Josef hob eine Augenbraue. „Ich wiederhol mich ja nur ungern: ABER was zur Hölle war das?!“ Mick war neben Leslie in die Hocke gegangen und betrachtete den gefallenen Gefährten, während Guillermo antwortete. „Es war die gleiche Kreatur, die mich und Leslie in dem Pub in Schottland angegriffen hat.“ „Also ein Wesen von Lance…“ Er sah in Richtung Fenster. Die Sonne ging gerade erst auf. „Ganz genau.“ Guillermo streichelte Lisa noch einmal über den Rücken, die sich jetzt langsam wieder beruhigte. „Geht es?“, fragte er vorsichtig nach. Sie nickte und sah sich um. „Aber das war doch nicht das Wesen oder?“ Unsicher deutete sie auf Leslie. „Nein.“, antwortete Mick und erhob sich. „Das war Lance…“ „Wieso bist du dir da so sicher?“ „Ganz einfach, Josef. Das Schwert ist weg und das lässt nur einen einzigen Schluss zu. Er war hier um sich zurückzuholen, was ihm gehört.“, knirschte Mick mit seinen Zähnen und erhob sich wieder. „Wir sollten uns kampfbereit machen. Das war erst der Anfang.“ Gabriel griff nach dem Handgelenk von Tess und fasste ins Leere. Er riss seinen Kopf herum. „Tess?!“ Sofort drehten sich alle zu ihm um. „Wo ist sie??“, fragte Mick und sah in das ratlose Gesicht von Gabriel. „Tess!“ Sofort war die Aufruhe perfekt. Jeder sah sich um, als Gabriel in Richtung Schlafzimmer stürzte. Sie war doch gerade noch hinter ihm, also wo konnte sie nur sein. „Komm schon, wir haben keine Zeit für Spiele!“, schrie er wütend, als er ihre Silhouette auf dem Bett aus machen konnte. Langsam tat er einen Schritt auf sie zu. „Tess… was ist …“ Rote Augen starrten ihn entgegen. „Mick!“, schrie er noch, taumelte zurück, doch stieß er nur noch gegen die Tür, die sich geschlossen hatte. Gabriel schluckte und sah zur Seite. „Lance…“ „Ich wusste, dass wir uns schon sehr bald wieder über den Weg laufen werden, Verräter.“ Der blonde Vampir schaffte es ein paar Schritte zur Seite zu springen um wenigstens wieder etwas Distanz zwischen sich und Lance zu bringen. „Wo ist Tess!?“, presste er mühsam hervor und versuchte die beiden feindliche Vampire im Auge zu behalten. Josef schlug gegen die Tür, versuchte sie aufzubringen, doch bewegte sich das Holz keinen Millimeter. „Verdammt! Gabriel!!“ Panik machte sich in ihm breit. Mick und Zara rannten hinaus auf den Balkon, der fast die ganze Wohnung umschloss und wohl eher sowas wie eine Dachterrasse darstellte. „Da ist das Fenster!“, schrie Mick auf. Die Zeit lief ihnen durch die Finger. Die Ereignisse überschlugen sich geradezu! Immer näher kamen die beiden Vampire dem Zimmerfenster ihres eingesperrten Freundes. Gerade noch rechtzeitig konnte Zara einem Hindernis ausweichen, das auf dem Balkon lag. Sie bremste ab. Mick rannte weiter. „Tess…“, murmelte sie leise und betrachtete die gepfählte Frau. Gerade als sie ihre Finger an den Pfahl legte, prallte ein Körper gegen ihren und riss sie von den Füßen. Zara taumelte, fing ihren Sturz über die Brüstung gerade noch rechtzeitig ab und bleckte ihre Zähne. Vor ihr stand es wieder. Dieses kleine Wesen. Mick machte dicht vor der Balkontür von Gabriel Halt und drehte sich um. „Zara!“ „Geh und hilf Gabriel! Na los! Ich komm klar!“, schrie sie ihm zu. Mick zauderte, lief bereits ein paar Schritte in Richtung dem Fenster. Gabriels Schreie waren trotz des geschlossenen Fensters deutlich zu hören. Irgendwas tief in ihm drinnen verbot Mick weiterzulaufen. Er drehte sich um und sah Zara, die von diesem Wesen angegriffen wurde. Sie konnte sich gegen die Geschwindigkeit kaum verteidigen, als sie zu Boden ging. Es war eine Entscheidung, die Micks Herz traf. Nicht noch einmal konnte er zulassen, dass jemand, der ihm Nahe stand, getötet wurde und wenn er sich zwischen Gabriel und Zara entscheiden musste, dann sagte sein Herz ganz klar, dass er diese Latina brauchte. Sie war es, die ihn seit ihrem kennenlernen nie im Stich gelassen hatte und zuletzt sogar beinahe ihr eigenes Leben für ihn geopfert hätte. So schluckte er jetzt noch einmal schwer und rannte auch schon los um ihr beizustehen, auch wenn die Geräusche des Kampfes von Gabriel und Lance sich in seinen Kopf einbrannten! Am Genick packte er diese kleine Kreatur, knurrte auf, während seine eiskalten Vampiraugen ihn fixierten. Mit einem geschickten Handgriff riss er ihn zurück. Der kleine Vampir segelte über die Brüstung des Balkons, doch das Geräusch des Aufpralls blieb aus. Mick zog Zara auf die Füße und betrachtete sie kurz, als er das Wesen schon wieder sah. Es sprang zurück auf den Balkon, tänzelte um sie herum und fletschte seine Zähne, während seine roten Augen wie die Flammen eines Brandes loderten und drohten alles zu verschlingen. „Hol das Schwert! Los!“, befahl er Zara und bäumte sich beschützend vor ihr auf, als dieses kleine Wesen wieder zum Angriff über ging. Zara stutze, bevor sie sich umdrehte und zur Balkontür zurückrannte. So schnell sie ihre Beine tragen konnte, stürzte sie in das Schlafzimmer und zerrte Micks Waffe aus seiner Tasche hervor. Das laute Krachen einer Tür ließ sie aufhorchen. Zara musste unwillkürlich schlucken und fühlte noch mehr anwesende Vampire. Der Aufschrei von Lisa verriet, dass der zweite große Angriff begonnen hatte. Kapitel 39: V. Le monde est petit - 04. Kapitel: Déchet ------------------------------------------------------- V. Episode Le monde est petit (Die Welt ist ein Dorf) 04. Kapitel: Déchet (Verlust) Rücken an Rücken standen Lisa und Logan im Wohnzimmer. Einer zitterte schlimmer als der andere. Sie hielten Waffen in ihren Händen und versuchten sich den kleinen Vampir Trupp so gut wie möglich vom Hals zu halten, aber je länger es dauerte, desto schwerer wurde es. „Ich bin nicht hier. Ich bin nicht hier. Ich bin nicht hier.“, murmelte Logan immer wieder, versuchte die Bewegungen der Gegner zu erahnen, doch scheiterte er. Irgendwas traf ihn am Kopf und ließ ihn zur Seite taumeln. Ein Vampir war zum Angriff über gegangen und hatte ihn mit einem Stuhl erwischt. Das Holz zerbarst und sofort packte der Gegner Lisa, mit der er zu Boden ging. Sie kreischte laut auf und versuchte sich den Fängen des Mannes zu entwinden, doch es wollte ihr einfach nicht gelingen. Sie war blind vor Angst. Mit einem Mal wurde der Griff des Vampires lockerer und schon in der nächsten Sekunde hatte er sie los gelassen. Lisa blinzelte und sah auf die Hand von Guillermo, der gegnerische Vampir lag gepfählt auf dem Boden. Die Blondine lächelte flüchtig, griff nach seinen Händen und ließ sich auf die Füße ziehen. „Solltest du nicht bei Josef und Gabriel sein?“, fragte sie leise nach, als sich der Spanier beschützend vor sie stellte und ein wenig in die Hocke ging, um sie nötigenfalls gegen jeden der Feinde zu beschützen. Kurz nur wanderte sein Blick zu Logan, der auch wieder auf den Beinen stand und sich nach wie vor von der Horde Vampire überfordert fühlte. „Ich lass dich aber nicht alleine…“, murmelte Guillermo und zuckte mit seinen Schultern. Lisa blieb der Mund etwas offen stehen, als ein kleines Lächeln auf ihren Zügen aufblitzte. Seit sie verwandelt wurde, hatte sie sich mit einem College-Leben nach dem anderen beschäftigt. Hatte hier und da eine schnelle Liebschaft, aber nie so jemanden wie Guillermo. Vom Aussehen her gar nicht ihr Typ, aber durch und durch ein netter Kerl, der es schaffte, durch seine bloße Anwesenheit die Wärme in ihr Herz zu bringen. Gemeinsam warteten die Drei auf den Angriff, der gar nicht lange warten ließ!! Und diesmal waren alle Drei, trotz ihrer aufrichtigen Gedanken und ihrem Mut im Herzen unterlegen… Das Holz splitterte, als Josef die Tür einrannte, just in dem Moment als Lance beiseite gegangen war, um sie nicht weiter zu blockieren. Breit und eiskalt lächelte er ihnen entgegen, holte mit seinem Schwert aus. „Nein!“, schrie Josef und stürmte los. Schwer verletzt kniete Gabriel vor Lance auf dem Boden und sah starr zu ihnen hinüber. Er schloss seine sonst so strahlenden, blauen Augen, als das Schwert seinen Hals durchtrennte und dem Vampir das Leben aushauchte. Josef machte nicht Halt. Er sprang Lance an, der damit wohl nicht ganz gerechnet hatte. Die beiden Vampire flogen zurück, prallten auf die Fensterscheibe die unter ihrem Gewicht klirrend zerbarst. Diese ganze, absurde Situation fiel wohl eindeutig unter dem Begriff ‚Kurzschlussreaktion von Josef Kostan‘ zu verbuchen oder als ein überaus schwerer Fehler, denn Lance schaffte es viel zu schnell sich wieder aufzurappeln. Er stieß Josef von sich, der durch die nächste Fensterscheibe zurück in die Wohnung befördert wurde. In der Wohnung ein Stock Werk tiefer wurden Stimmen laut. Offensichtlich waren die Anwohner nicht sonderlich erfreut von der morgendlichen Störung und auch Mick konnte sich weitaus schöneres vorstellen um in der früh zu erwachen. Von Josef und Lance Kampf bekam er wenig mit, denn er hatte gerade ganz anderes zu tun. Er sprang über Tess gepfählten Körper hinweg, versuchte das Holzstück zu erreichen, doch ohne Erfolg. Stattdessen riss ihn dieser kleine Vampir um und verbiss sich in seinem Hals. Mick schrie auf und stieß ihn wieder von sich. „Du kleine Kröte.“, knurrte er wütend und rieb sich über die verletzte Stelle. Das Wesen knurrte, leckte sich die Lippen und stürzte wieder auf ihn zu, wurde aber vor einem Geräusch abgelenkt. Zara pfiff durch die Zähne. Sofort spitzte es seine Ohren, machte kehrt und rannte auf sie zu. Die Latina stand in der Balkontür, in ihren Händen das verlangte Schwert. Das Wesen rannte los, schoss auf Zara zu, die nur ein wenig das schwere Silberschwert in ihren Händen schwang. Sie schluckte, wich dem Wesen aus, das aber gleich darauf kehrt machte und sie anfiel, noch ehe Zara anderweitig reagieren konnte. Das Schwert schlitterte über die Fliesen des Balkons. Mick griff es eher im Vorbelaufen und stürzte sich auf den kleinen widerlichen Vampir, der daraufhin von Zara abließ. „Versuch Tess zu befreien! Na los!“, schrie er sie an. Die Latina stolperte zurück und nickte hastig. Wieder erwischte Mick das Maul des Wesens. Erneut schrie er auf und versuchte sein Schwert zum Einsatz zu bringen, doch die Bestie sprang zurück, beobachtete ihn mit funkelnden, roten Augen. Mick hob das Schwert, umklammerte den Griff fest und wartete. Keinen Zentimeter berührte er sich von seinem Platz weg. In seinen Augen stand die pure Entschlossenheit und seine Lippen kräuselten sich aufgrund eines spöttischen Lächelns. „Na komm ruhig…“, wisperte er in die Dunkelheit und präsentierte seinen Hals ein bisschen mehr. Ein paar Vampirblutstropfen liefen an diesem herab und verströmten einen verführerischen Duft, der seine Wirkung glücklicherweise nicht verfehlte. Das Wesen konnte sich nicht zurückhalten und stürzte wieder auf ihn zu. Micks Ruhe und Geduld bewährte sich! Gerade noch rechtzeitig riss er das Schwert herum, traf auf einen Widerstand, der aber nicht lange hielt. Mick atmete tief durch und betrachtete den Kopf der kleinen Kreatur. Blut tropfte von seiner Schwertklinge, als der Körper zur Seite kippte. Die blutroten Augen verschwanden und färbten sich weiß. Zara zog vorsichtig den Pfahl aus Tess Brust, die schmerzhaft aufatmete und sich etwas zur Seite drehte. Fast schon fürsorglich half die Latina der Blondine auf die Füße, als Mick an die Seite der beiden Frauen sprang. Sorgenvoll betrachtete er seine gute Freundin und streichelte eher flüchtig über die Hand von Zara. In der anderen hielt er weiterhin das Schwert. Eine federzarte Berührung, die aber genügte. Mick warf ihr einen kurzen Blick zu und achtete dann auf einen halbwegs sicheren Stand von Tess. „Wo ist Gabriel?“, stieß Tess heißer aus und trat ein paar schwankende Schritte in Richtung Tür. „Waffe weg, St. John, oder dein Freund ist bald kopflos.“ Mick wirbelte herum. Lance hielt Josef leicht im Arm, die Schwertklinge an den Hals des verletzten Vampires gelegt. Mit vor Freude funkelnden Augen starrte er in die Richtung von Mick. Zwei weitere Vampire betraten den Balkon. Ihre Waffen auf Lisa und Logan gerichtet. „So. Was machst du jetzt?“, fragte Lance überaus provokativ. Tess schrie auf. Gabriels Leiche wurde unachtsam auf den Boden geworfen, sein Kopf gleich daneben. Tränenüberstürmt stürzte sie heran und schnappte sich die Hand ihres Geliebten. Sie jammerte, weinte und nahm nichts mehr um sich herum wahr. Mick fühlte den leichten Stich in seinem Herzen und umklammerte die Waffe nur noch fester. Guillermo stand mit dem Rücken zur Wand, die Fäuste geballt, während sich zwei Vampire vor ihm aufbäumten und Zara… sie wurde von Vampir-Beth in Schach gehalten. Mick hörte nichts mehr um sich herum. Er sah die toten Gesichter seiner Freunde. Sie kämpften auf verlorenem Posten und ganz gleich was er tat, sein Leben war nicht mehr von Bedeutung, wenn den Anderen etwas zustieß. Klirrend warf er sein Schwert auf den Boden und hob langsam seine Hände an. „Gute Entscheidung.“, grinste Lance begeistert von seiner triumphierenden Situation in der er sich befand. Er stieß Josef von sich. Kostan taumelte, rappelte sich aber gleich wieder auf. Lance gab seinen Leuten noch ein Zeichen, die sofort Mick in Gewahrsam nahmen. „Weißt du Mick, ich dachte unsere Botschaft sei überaus präzise.“, sprach Lance kalt. Seine Leute, die jetzt deutlich gewonnen hatten, fielen kühl in sein Lachen mit ein, das die Lippen des großen Vampires verließ. „Wir haben nur verlangt, dass du zu uns kommst. Alleine. Doch stattdessen bringst du eine irrwitzige Bande einer angeblichen Armee mit und bist doch tatsächlich der Meinung uns zu besiegen.“ Seine Hand streichelte über den blonden Haarschopf von Tess, die auf dem Boden kniete und die Hand ihres Mannes festhielt. Sie zitterte am ganzen Leib, doch ansonsten war sie unfähig sich zu bewegen. Mick schürzte seine Lippen und schaffte es mit Mühe seinen Blick von der Leiche zu nehmen. „Nun, ich bin hier... du kannst mich ja jetzt mitnehmen und dich davon überzeugen, dass ich wirklich dort ankomme, wo ich ankommen soll.“ „Vergiss es Mick.“, knurrte Josef und wieder lachte Lance auf. „Weißt du, ich denke mein Herr wird Verwendung für deine... Freunde haben. Du hast ja das ein oder andere liebreizende Wesen gesammelt.“ Wieder wanderten seine Finger durch Tess Haare, ehe er hinter ihr in die Hocke ging. „Tu es nicht!“, bat Mick innständig. Lisa schluchzte auf und barg ihr Gesicht an Guillermos Brust. „Bitte!!“ Mick stiegen die Tränen in die Augen. Tess blaue Augen hatten jeglichen Glanz verloren, in dem Moment, als Lance die Existenz ihres Mannes zunichte gemacht hat. „Er hat mich verraten und das bleibt nicht ohne Konsequenzen. Seine Frau ist nur ein lästiges Anhängsel. Sie wird nicht weiter benötigt.“, raunte er und hob sein Schwert um es gleich darauf an Tess Kehle zu legen. Wieder schluckte sie schwer. Ihre Unterlippe zitterte und die Tränen flossen über ihre Wangen. „Ohne ihn .... hat mein Leben keinen Sinn mehr, also töte mich ruhig, du erweißt mir einen Gefallen!“, sprach sie mit einem Mal. Auch wenn sie mit Lance sprach, waren die Worte wohl an Mick und die anderen gerichtet. Sie sollten nicht einschreiten und ihr Leben riskieren. Josef wandte seinen Blick ab und legte eine Hand auf Logans Unterarm um ihn zurückzuhalten. „Aber... wir können sie nicht ... sterben lassen.“, brachte der Vampir zwischen mehreren Schluchzern hervor. Josef kniff die Augen zusammen und wünschte sich, ebenso die Ohren verschließen zu können. „.... Bitte...“, stieß Mick noch einmal heißer und flehend aus. Tess schloss ihre Augen, drückte noch einmal die Hand von ihrem Liebsten, ehe das kühle Silber ihren Hals durchtrennte und das Leben in der Vampirin auslöschte. Mick schrie auf du versuchte vergeblich den Fängen der beiden Vampire zu entrinnen, die ihn festhielten, doch vergeblich. Da lagen die beiden Vampire. Wäre das alles nicht schon schlimm genug, zog Lance einen Flachmann aus seiner Tasche und schüttete den Inhalt über Tess. Ohne etwas ausrichten zu können mussten die sechs verbliebenen Vampire dabei zu sehen, wie die Leichen ihrer Freunde verbrannten. „Nehmt sie mit.“, befahl Lance schroff und schritt von dannen. Noch einen letzten Blick warf Mick zurück. So war es also. Sein Kampf hatte zwei seiner engsten Freunde und einem gerade erst neu gewonnen Freund das Leben gekostet. Langsam schloss er seine Augen und ließ sich von den französischen Vampiren mit nehmen. Fest umschlossen seine Finger die von Zara. Die Angst zeichnete sich deutlich auf ihren angespannten Zügen ab. Kapitel 40: V. Le monde est petit - 05. Kapitel: il --------------------------------------------------- V. Episode Le monde est petit (Die Welt ist ein Dorf) 05. Kapitel: Il (Er) „Die haben eindeutig zu viel Twilight geguckt.“, murmelte Logan und ließ seinen Blick schweifen. Er fühlte sich gerade wie Bella, die zu den Volturi gebracht wurde. Josef seufzte auf. „In Anbetracht der Situation in der wir uns befinden, denkst du gerade nicht ernsthaft an diese schwachsinnige Verfilmung eines Romans, oder etwa doch?“ Logan verzog sein Gesicht. „Wenn hier jemand zu viel Twilight schaut, dann bist das du. Manchmal hab ich echt das Gefühl, du lebst nur noch in dieser Welt der Weichei-Vampire.“ Josef schlug sich einmal gegen die Stirn und warf einen Blick über seine Schulter, als Lance ihm einen Schubs gab.  Sie befanden sich vermutlich auf dem Weg zum Henker persönlich. Wobei dieser vermutlich nicht so luxuriös hauste. Sie befanden sich Mitten im Château de Versailles, einem eigentlich wunderschönen Schloss in der Nähe von Paris. Es war das Jagdschloss von König Ludwig den XIII. und eindeutig bewohnt! Wer hätte das gedacht. Josef für seinen Teil nicht und gerade war er auch nicht sonderlich erfreut von dem Umstand hier zu sein. Immer wieder kamen sie an Wachen vorbei, die sehr stark an die Zeiten seines Menschenlebens erinnerte. Das Jahr 1700! Eigentlich nicht das Jahrhundert, das er nochmal betreten wollte, aber hier war alles so wie damals. Mick wurde von zwei Vampiren geführt, Guillermo von einem, denn einen Arm hatte er um Lisa gelegt und so stützte er die junge Frau. Josef war umringt von drei Vampiren und auch Logan hatte einen ... Bodyguard und neben Zara wanderte Lance, der ein zufriedenes, süffisantes Grinsen auf seinen Zügen hatte. Die ganze Situation amüsierte ihn zutiefst, vor allem jetzt, da er sein Schwert wieder hatte. Sie bogen um eine weitere Ecke und sofort seufzte Mick auf. Da stand sie. Coraline und dicht neben ihr ... Beth! Josef Augenbraue wanderte nach oben. „Das ist also Vampir-Beth.“, stellte er fest. Misstrauisch wurde die Blonde beäugt, die sich kein bisschen von ihrem Warteplatz weg bewegte, während Coraline mit einem zufriedenen Lächeln ihnen ein bisschen entgegen kam. Das Spiel eines Klaviers drang durch die Gänge, als Coraline sich zu ihrem (Ex)Ehemann gesellte. „Sieh an, da bist du ja endlich.“, stellte sie schmunzelnd fest und betrachtete Zara nun interessiert, die noch immer nach Mick roch. Natürlich. Sofort war Coraline die Verbindung der Beiden klar. „Und du bist sicher, die Frau, die mit meinem Mann schläft.“ Zara schürzte ihre Lippen. „Na du scheinst ihm ja nicht mehr zu gefallen,“, gab sie kokett zurück. Ein schwerer Fehler, wie sich herausstellte, denn Coraline bewies einmal mehr, wie jähzornig sie doch war. Sie schlug nur einmal zu. Mit voller Wucht in Zaras Gesicht, die ein wenig zurück taumelte und knurrend zu Coraline nach oben sah. „Lass sie in Ruhe...“, knurrte Mick und funkelte seine Ex wütend an, die ihre Hand zurück zog. „Sag bloß, du hast ein neues Spielzeug gefunden. Tröstet sie dich über Beth weg.“, fragte sie spöttisch nach und betrachtete die Latina ein paar Momente lang. Die junge Frau funkelte ihr zornig entgegen. „Wie süß.“ Coraline kicherte und schritt schließlich voran, während die Töne eines wunderschönen und doch tieftraurigen Klavierstücks die kleine Gruppe begleiteten. Es war die ‚Ballad pour Adeline’. Die blonde Vampir-Beth sprang an die Seite von Lance und wurde sofort von Josef und den anderen misstrauisch beäugt. „Beantworte mir eine Frage, Coraline.“, kam von Mick, als sie um eine weitere Kurve bogen. „Kommt auf die Frage an.“ „Wer oder was ist sie...“ Er nickte in Richtung der Frau, die Beth zum Verwechseln ähnlich sah und ihm ein Rätsel nach dem anderen aufgab. Coraline schmunzelte und berührte Mick sanft am Unterarm. Er zog ihn sogleich weg. Coraline seufzte auf. „Wir haben sie durch Zufall gefunden. Verblüffend nicht wahr. Ich dachte wirklich sie sei Beth, aber sie spricht kaum. Somit werden wir wohl nie erfahren, wer sie ist. Eigentlich war ich der festen Annahme, du würdest dich über sie freuen. Sie ist ein Geschenk für dich...“ Mick knirschte mit seinen Zähnen, während sein Blick hinüber zu Lance und Vampir-Beth huschte. „Scheint aber eher so, als habe sie Gefallen an deinem Brüderchen gefunden.“, kam überaus spöttisch über die Lippen von St. John. „Vorsicht.“, knurrte Lance und zog sein Schwert aus dem Gurt. Mick schwieg und atmete tief durch, als sie erneut einen langen Gang betraten. „Das kann doch nicht wahr sein. Wandern wir hier eigentlich durch ein verdammtes Labyrinth? Schön und gut, ihr habt euren Spaß uns zu quälen, aber langsam reicht es!“ Sofort richtete sich jegliche Aufmerksamkeit auf  Josef, der deutlich demonstrierte, wie sehr ihn das alles nervte. Nicht nur, dass er jetzt zum Henker geführt wurde, er musste sich auch noch mit einem ewig langen Weg abgeben, wobei ein verdammter Gang genauso aussah wie der andere. „Keine Sorge, Josef. Wir sind gleich da.“ „Und wo genau ist dieses DA?“, fragte er gleich überaus pampig nach. „Bei IHM.“ ER! Derjenige, der für all das verantwortlich war. Der die Menschen töten ließ! Mick ballte seine Hände zu Fäusten und gab ein leises knurren von sich, als ein großes Tor in ihr Blickfeld rückte. Das Klavier verstummte, als sie einen weiteren Gang betraten und auf eine große  Eichenholztür zuschritten. Der letzte Ton verhallte. Mick verzog sein Gesicht, als sich die Tür öffnete und er auf diese zugeschoben wurde. Der Gestank eines alten Vampirs breitete sich binnen Sekunden überall aus. Noch nie hatte er so viel Fäulnis gerochen. Er und Josef tauschten einen kurzen Blick miteinander. Es war zu spät, sie wurden über die Schwelle in einen gigantischen Thronsaal geschoben. Das pompöse gold prangte an den Wänden, ebenso wie zahlreiche Gemälde, Bordüren und schwere Samtvorhänge. Augenblicklich fühlte sich Mick wie in eine andere Zeit versetzt. So mussten sich damals Sträflinge gefühlt haben, die ihrem König vorgeführt wurden, der dann über sie gerichtet hatte. Jeder der sechs Vampire starrte schon die Richtung des Thrones, der passender Weise in gold gehalten war. „Gar nicht auffällig...“, murmelte Josef und begutachtete den Mann, der sich nun klatschend und schallend lachend erhob. „Was für ein unglaubliches Schauspiel ihr mir doch geboten habt. Wer hätte gedacht, dass ihr euch als so faszinierender Clan erweißt. Ein Jammer, das euer Weg hier zu Ende ist und wir euch leider töten müssen.“, sprach er mit fester Stimme, die in den hohen Mauern des Raumes wieder hallte. Der Mann hatte graue, lange Haare, eine tiefe Narbe aus seinem Menschenleben über die rechte Wange laufen. Seine markanten Gesichtszüge ergänzten sich hervorragend mit den stechend grünen Augen. Von der Statur her war er eher schmächtig, ging sogar ein wenig gebückt. Sofort bemerkte Mick zahlreiche, kunstvolle Zeichnungen auf seinen nackten Oberarmen. Was die Symbole bedeuteten wusste Mick nicht und gerade war es ihm auch egal. Er hatte mit dieser unglaublichen Aura zu kämpfen, die den Mann umgab. „Mick St. John…“, stellte er fest und betrachtete den angesprochenen Mann, der schluckte und mit einem kleinen Atemzug sämtliche Sorgen und Ängste aus seinem Blick verbannte. Kühl lachte ER auf. „… du bist also der Ehemann meiner Tochter.“ Erstaunen trat in Micks Gesicht. Coralines … Vater?! König Ludwig XVI, war Coralines Vater? Das war ein König von Frankreich aus dem 18. Jahrhundert?? Mick war buchstäblich fassungslos und betrachtete den König, den er sich immer so anders vorgestellt hatte. Definitiv hätte er nicht damit gerechnet, dass ihm hier ein Vampir begegnete, der sich als ein König der alten Zeit entpuppte. „Spiel weiter, Liebes.“, wies er eine Frau hin, die sofort mit ihrem Klavierspiel fortfuhr, aber es nicht unterlassen konnte, die Neuankömmlinge ausgiebig zu mustern. Sie war eine wunderhübsche Frau. Lange schwarze Haare, braune Haut und mandelförmige Augen. „Nicht direkt nein. Ich bin nicht mehr ihr Ehemann.“, stellte Mick dann allerdings klar. „Unsinn. Scheidungen gibt es nicht. Zumindest nicht in meiner Zeit, außer...“ Er strich sich über den Hals und deutete damit unweigerlich an, dass nur der Tod eine Ehe scheiden ließ. Mick schluckte und sah wieder zu Coraline, die schweigend neben Lance stand. Der König lächelte und ließ sich auf einen Stuhl nieder. „Wieso bringen wir es nicht einfach hinter uns?“, fragte Mick dann ehrlich nach. „Tötet uns doch einfach, anstatt es noch weiter hinaus zu zögern!“ Mit einem Mal lachte Ludwig auf, hielt sich lachend seinen Bauch und starrte dann wieder zu der gefangenen Gruppe, die ihm irritierend entgegen sah. Jäh hörte Ludwig zu lachen auf. „Ich glaube du verstehst nicht ganz.“, sprach der ältere Vampir und erhob sich von seinem Thron. „Wir wollen weder deinen Tod, noch den deiner lächerlichen Gefährten.“ Spöttisch ließ er seinen Blick über die anderen Vampire gleiten. „Was wollt ihr dann?“, stieß Mick heißer aus und versuchte sich aus Coralines Griff zu befreien. Der Vampir lächelte düster und kam mit schweren Schritten auf ihn zu. Dicht vor St. John kam er zum stehen und betrachtete ihn ausgiebig, bevor er ihm kühl antwortete: „Dich!“ Mick erstarrte im selben Moment und schüttelte seinen Kopf. „Was? Mich? Warum mich?“, wollte er wissen und bemerkte Lance, der im Hintergrund mit seinen Augen rollte. „Nun, du bist der Träger des Blutes, das wir brauchen.“ Coraline sah zu Boden und genau in diesem Moment verstand Mick. Das Präparat in seinem Blut! Auch wenn er wieder ein Vampir war, vermuteten sie tatsächlich noch einen Restbestandteil in seinen Zellen? Hatte sie ihm deswegen die Kanüle mit seinem Menschenblut gestohlen. Mick schluckte, strafte dann aber seine Schultern und riss seinen Arm zur Seite. Coraline stolperte und ließ ihn los. „Dann haben wir wohl eine Verhandlungsbasis.“, sprach Mick und sah dem ersten Vampir in die düsteren Augen. Langsam neigte sich dieser nach vorne um Mick ins Ohr zu flüstern. Kalt lief es dem jungen Mann über den Rücken und er musste unwillkürlich schlucken. „Das glaube ich nicht, denn ich habe dich ja bereits in meiner Gefangenschaft. Was also willst du tun? Gegen dein Blut kannst du nichts mehr ausrichten.“ Mick biss sich auf die Unterlippe und warf wieder einen Blick hinüber zu seinen fünf Freunden. Zara. Guillermo. Logan. Josef. Lisa. Jeder von ihnen wurde von einem Vampir gehalten und mit einem Silberdolch an der Kehle an der Flucht gehindert. „Lass sie gehen.“, bat er mit einem Mal. „Vergiss es!!“, knurrte Josef sofort und versuchte sich ein bisschen mehr Platz zu erkämpfen. „Wir gehen nicht ohne dich!“ Sein Entschluss stand fest und hatte sich in seinen dunklen Augen manifestiert. Der ältere Vampir lachte einmal finster auf. „Mutig. Wahrlich. Sehr mutig, aber auch sehr dumm. Du glaubst doch wohl nicht, dass du irgendwas gegen mich ausrichten kannst.“ Der bedrohliche König hob seine Arme in die Luft. „Ich werde die Welt beherrschen.“ Guillermo atmete tief durch. „Aber wofür brauchst du dann das Präparat?“ Offensichtlich war der Kerl ja auch ohne ganz glücklich. Ludwigs Blick huschte hinüber zu Guillermo und für einen Moment fragte er sich ernsthaft, um wen es sich bei ihm handelte. „Töte ihn.“, wies er seinen Diener dann an. “Nein!“, platzte es aus Mick heraus und sofort sprang er hinüber um Guillermo beizustehen, doch die Wachen brachten ihn zum anhalten. So wirbelte er herum und starrte den alten König an. „Ich schwöre euch, wenn Ihr noch einen meiner Freunde umbringt, werde ich ... alles daran setzen, dass ihr nicht das bekommt was ihr wollt. Selbst wenn das meinen eigenen Tod bedeutet!“ Er ballte seine Hände zu Fäusten und funkelte ihm wild entschlossen entgegen. Guillermo war so was wie sein kleiner Bruder! In den letzten Wochen hatte er so viele Verluste erdulden müssen und hier und jetzt waren nur noch jene Vampire am leben, denen er mehr als alles andere auf dieser Welt vertraute. Ludwig hob seine Hand. „Gehen wir ein Stück.“, sagte er und winkte Mick zu sich hinüber. Widerwillig setzte sich der Mann in Bewegung und sah dem alten Mann zornig entgegen. Immer weiter distanzierten sie sich vom Rest der Gruppe, wobei Mick immer wieder sorgenvoll über seine Schulter sah. „Ich brauche niemanden aus deinem Clan. Vielleicht die Frauen als Diener, aber ansonsten niemanden. Aber was ich brauche ist dich und natürlich würde mir deine Kooperation einiges erleichtern.“, erklärte er Mick und lächelte kühl. „Für was?“, fragte Mick nach und blieb stehen. Sie waren jetzt weit genug von den anderen entfernt. „Dein Blut enthält einen genetischen Code für die Zucht eines neuen Vampires.“ Mick starrte ihn entsetzt an. Er war doch kein Hund, mit dem man eine neue Rasse züchten konnte. „Um dir alles ein bisschen zu erleichtern.“, fuhr der Mann fort. „Haben wir dir auch ein ganz besonderes Weibchen gesucht.“ Er deutete zu Vampirbeth, wodurch Mick noch entsetzter drei schaute. Er verstand, was Ludwig meinte, aber ihn widerte dieser Gedanke förmlich an! Unfähig etwas zu sagen lauschte er einfach weiter den Worten. „Was verlangt ihr, dass ich mache?“, wollte er dann ehrlich wissen. „Zeugt ein Kind und ich lass eure Gefährten gehen.“ Micks Magen drehte sich um. „Ich bin ein Vampir. Ich kann keine Kinder mehr in die Welt setzen.“, sagte er erleichtert. Das das dieser Ludwig nicht bedacht hatte, brachte ihn zu einem kleinen triumphierenden Grinsen, das aber gleich wieder verschwand. “Doch, denn du hast das Präparat eingenommen.“ Mick schluckte die Übelkeit runter und warf einen Blick zurück. Da standen seine Freunde. Josef sichtlich angespannt, Zara voller Sorgen. „In Ordnung. Ich mach es.“, sagte er dann auf einmal. „Aber erst, lasst meine Freunde gehen.“ Lachend klatschte der König in die Hand. „Ich lasse alle gehen. Außer das spanische Weibchen.“ Mick atmete tief durch. „Nein, sie geht auch.“ „Erst, sobald du mir deinen guten Willen bewiesen hast.“, sagte Ludwig, klopfte ihm noch einmal auf die Schulter und schritt zurück zu den anderen. „Sperrt die Latina in den Kerker und den Rest ... setzt ihr vor die Tür. Begleitet Mick und unsere bezaubernde Bethany in ihr Gemach.“, befahl er. „Was?!“, stießen die Gefährten von Mick aus. Sichtliche Verwirrung zeichnete sich in ihren Gesichtern ab, als Bewegung in die Wachen kam. Guillermo, Lisa, Josef und Logan wurden in Richtung Tor geschliffen, durch das sie gekommen waren und Zara zu einer anderen. „Mick, was ist hier los?!“, wollte sie panisch wissen. „Es wird alles wieder gut. Wir müssen doch noch zusammen üben...“ Er zwinkerte ihr zu. Zara blinzelte. Spielte er auf das Training mit den Schwertern an?? Unter lauten Protestschreien trennten sich die Wege der Gefährten und Mick sah seinem Schicksal mit dementsprechenden Grauen entgegen.   Kapitel 41: V. Le monde est petit - 06. Kapitel: bénédiction ou malédiction? ----------------------------------------------------------------------------- V. Episode Le monde est petit (Die Welt ist ein Dorf) 06. Kapitel: bénédiction ou malédiction ? (Segen oder Fluch?) Die schwere Tür fiel hinter ihm ins Schloss und sogleich richtete sich Micks Blick auf die blondhaarige Vampirin. Er war absolut alleine mit ihr und wusste, was er machen sollte, wobei er dazu nicht im geringsten bereit war. Stattdessen nahm er sich jetzt ein paar Augenblicke mehr um die Doppelgängerin zu betrachten. Auf den ersten – und auch auf den zweiten und dritten – Blick könnte man tatsächlich meinen, dass es sich bei ihr um Beth handelte. Ihr liebliches Gesicht, das weiß wie Schnee war und die blonden Haare, die die weichen Konturen ihres Gesichts  rahmten. Die kleine Stupsnase und die vollen roten Lippen, die Mick schon immer besonders fasziniert hatten. Aber jetzt, da er sie endlich sah, ohne das sie ihm an die Gurgel sprang, konnte er die Unterschiede erkennen. Natürlich, da waren die roten Augen, aber auch so viel anderes, war nicht so wie bei Beth. Sie hatte ein Muttermahl über dem rechten Auge, und eines am linken Mundwinkel. Dazu kamen ihre Haare, die in diesem Licht fast schon weiß wirkten. Vampir-Beth fehlte das markante Lächeln , bei dem sich immer ein kleines Grübchen auf ihrer Wange bildete. Und doch war die Ähnlichkeit verblüffend. Sie sah zu ihm. Abwartend und mit einem stechenden Blick aus ihren roten Augen, wobei sie einen Mundwinkel etwas hob, aber nur um einen Schneidezahn zu entblößen. „Hör zu!“, sagte Mick hastig. „Ich will weder mit dir Kämpfen noch was anderes machen! Du willst das doch auch nicht. Ich sehe doch, dass du absolut verliebt in diesen Lance bist. Also bitte, hör mir zu.“ Er hob seine Hände. Sie waren hier alleine und diese Frau könnte ihn wohl umbringen, aber er hatte die leise Hoffnung, dass sie ihm auch helfen konnte. Die Vampirlady trat einen Schritt auf ihn zu und sofort wich er panisch zurück! Sie hatte oft genug bewiesen, dass sie ihn umbringen konnte! „Tu das nicht!“, bat er sie innständig, doch da fielen auch schon die ersten Hüllen. Mick ließ seinen Blick zum Fenster hinüber gleiten und fragte sich gerade, ob er nicht doch einfach fliehen konnte. Nur ein kleiner Sprung in die Freiheit genügte! Aber was war mit Zara? Er konnte sie hier nicht einfach zurücklassen! Verzweiflung machte sich in seinem Gesicht breit! Abermals wich er zurück und stieß gegen die Tür. Vampir-Beth stand mit kaum noch Kleidung am Leib vor ihm und forderte ihn mit einem Winken auf, zu sich zu kommen. Mick blieb wie angewurzelt stehen. In ihren Augen konnte er deutlich die Abscheu lesen. Sie wollte das hier genauso wenig wie er! Und nur weil dieser König es befahl mussten sie sich ihm nicht beugen! Er nagte auf seiner Unterlippe herum und seufzte dann auf. „Du willst das doch auch nicht...“, murmelte er noch mal und legte seinen Kopf schief. Schneller als er reagieren konnte, sprang sie zu ihm hinüber und drückte ihn gegen die schwere Eichentür. „Ich muss...“, wisperte sie. Ihre Stimme klang dunkel und tief. Ganz anders als die von seiner Beth. „Nein, musst du nicht! Lass mich einfach gehen!“, sprach Mick hastig. „Nein!“ Sie presste sich an seinen Körper. Mick kniff die Augen zusammen. Er konnte Zara in seinen Gedanken sehen. „Ich werde da nicht mitmachen!“, stieß Mick heißer aus und versuchte die übermächtige Vampirin von sich zu stoßen. „Du musst!“ „Nein!“ Diese Konversation war ziemlich absurd, weshalb er sie entrüstet ansah. „Wieso tust du das? Glaubst du wirklich, dass Lance dich danach noch anfassen wird? Er ist es doch, den du willst!“, sprach er ihr ins Gewissen und versuchte sie wieder von sich zu schieben. Die Blonde haderte mit sich und versuchte ihm dann noch energisch einen Kuss zu stehlen, doch Mick wehrte sich mit allen Mitteln dagegen. „Tu das nicht!“, schrie er verzweifelt und schüttelte Vampir-Beth schließlich. Sie taumelte etwas zurück und zeigte ihre Fangzähne. „Der Mensch sah auch aus wie ich!!“ „Welcher Mensch?“, brachte Mick heißer hervor. „Die, die nach dir roch...!“ Jegliche Farbe wich aus Micks Gesicht. „Du warst es ... du hast Beth getötet!“ Er blinzelte und fühlte den Schmerz, der sich in seine Brust breit macht . Augenblicklich sah er wieder das Bild von Beth toten Gesicht vor sich. An jenem Tag der Beerdigung. „.. du hast mir meine Beth genommen...“ Mick schluckte und sah wütend auf. „Ich habe nur getan, was das Beste ist! Und jetzt solltest du auch machen, was für uns Beide das Schicksal ist! Hör auf dich dagegen zu wehren!“, fuhr sie ihn an. Erneut sprang die Vampirlady auf ihn zu, doch diesmal wich Mick geschickt aus. „Nein!“, knurrte er und hob seinen Mundwinkel um ihr seine Fangzähne herausfordernd zu zeigen. „Es wird danach alles leichter...“, erklärte sie ihm und ging wieder leicht in Sprungposition. „Nein! Nichts wird leichter, denn so läuft das Leben nun mal nicht! Es ist nicht alles so klar ersichtlich und vielleicht solltest du aufhören dich mit deinem Schicksal abzufinden und dafür kämpfen, dass es so wird wie du willst! Du liebst einen Anderen, also beuge dich nicht dem Gebot eines alten Königs!“, knurrte Mick mit geballten Fäusten und gefletschten Zähnen. „Was ist schon die Liebe...“, murmelte sie mit einem Augenrollen. „Ich brauche keine Liebe.“ „Jedes Lebewesen braucht Liebe ...“, erwiderte Mick und warf erneut einen Blick zum Fenster. Vielleicht konnte er doch einfach hinaus springen und im Anschluss Zara retten. Leider reichte dieser Moment der Unachtsamkeit vollkommen für die Vampirin aus. Sie hatte Mick wieder in der Mangel und verbiss sich gleich in seinem Hals. Er biss die Zähne aufeinander, taumelte und stürzte zu Boden. So hatte er sich das eindeutig nicht vorgestellt! Mick fluchte auf und mobilisierte all seine Kräfte, um sie von sich zu stoßen. Die Blonde flog ein paar Meter und landete auf dem Boden. Sofort sprang sie auf und fauchte bedrohlich. „Du musst ...“, knurrte sie erneut und tänzelte etwas um ihn herum. „Nein! Muss ich nicht!“, schrie er sie an. „Warum? Wieso ergibst du dich nicht einfach deinem Schicksal! Du könntest so glücklich werden, wenn du nur etwas kooperativer bist!“, erklärte sie ihm eindringlich und mit wütendem Unterton. „Weil ich jemand anderen liebe!“, stieß er energisch aus. Er blinzelte erstaunt über seine eigenen Worte. Ja. Er liebte Zara. Sie hatte ihm das Licht zurück ins Leben gebracht und auch wenn ein Ausweg aus dieser Situation unmöglich war, musste er es versuchen. Für sie. Für sich. Für eine gemeinsame Zukunft! Vampirbeth zog ihre Augenbrauen zusammen und schluckte einmal schwer. „Dann solltest du dich damit abfinden, dass dir die Liebe früher oder später Schmerzen bereiten wird!“ Wieder sprang sie auf ihn zu, als sie gellend aufschrie und zurück taumelte. Mick blinzelte irritiert, als er den Bolzen bemerkte, der in ihrem Oberkörper steckte. Die Blonde fiel auf den Boden und riss sich den Pfeil aus der Wunder. Mick brauchte gar nicht in Richtung Tür schauen, denn er wusste genau, wer dort stand. „Zara ...“, flüsterte er leise und sah zu Vampir-Beth, die sich gerade aufgerappelt hatte und zornig zu den Beiden sah. Ihr Blick wanderte hinüber zu den beiden Wachen, die tot auf dem Boden lagen. Die Latina stand mitten in der Tür. In ihrer Hand eine Armbrust, mit der sie wieder auf Beth zielte. „Du solltest doch fliehen...“, murmelte Mick. „Konnte ich aber nicht.“, gab Zara zurück und betrat den Raum. Ihr ganzer Körper war angespannt und die Furcht vor Vampir-Beth zeichnete sich deutlich in ihren Zügen ab. „Wieso?“, fragte Mick nach. „Ganz einfach ... weil ich dich genauso liebe.“, erwiderte sie und warf ihm nur einen ganz kleinen Blick zu. Romantik war etwas anderes, doch im Angesicht des Todes genau das Richtige! Die Vampirin ging zum Angriff über. Zara wurde nach hinten gestoßen und Mick landete mit dem Rücken gegen der Wand. Dann tat er allerdings etwas, womit sie wohl nicht gerechnet hatte: Er stieß seine eigenen Fangzähne die nackte Haut ihres Halses. Vampirbeth versuchte ihn von sich zu stoßen. Im selben Moment schubste Mick sie zurück. Sie knallte in die Ecke eines Raumes und blieb benommen liegen. Mick zog Zara auf die Füße und schob sich augenblicklich vor sie. Beschützend bäumte er sich vor ihr auf, auch wenn ihm die Angst beinahe die Glieder lähmte. Starr lastete der Blick von Vampir-Beth auf ihn. Lüsternd und hungrig sah sie ihm entgegen und bewegte sich dabei langsam von einem Eck des Raumes zum anderen. „Mick....“, murmelte Zara und zog ihn am Arm zurück. „Ich lass dich garantiert nicht noch einmal so im Stich.“, betonte der Vampir.  „Wir schaffen das! Gemeinsam!!“ St. John streckte seine Hand aus und deutete zur Tür. „Ich brauche ein Schwert, Zara...“, murmelte er und betrachtete die tote Wache kurz. Zara legte ihre Hand ein paar Sekunden auf seinen Unterarm, bevor sie losrannte. Vampir-Beth sprang auf sie zu, wurde aber im Flug abgefangen und von Mick zu Boden gerissen. Stärketechnisch war sie ihm überlegen und so hockte sie kurze Zeit später auf seinen Bauch. Die Nägel ihrer Finger bohrten sich in seinen Hals und schnürten ihm die Luft ab. Er starrte in die dunkelroten, bedrohlichen Augen von ihr, als sie erneut ihre Zähne in seinen Hals bohrte und sein Blut trank. Mick hatte sie am Nacken gepackt und versuchte sie von sich selber runter zu ziehen, aber ohne erfolg. Plötzlich sprang sie knurrend zur Seite! Ein Schwert surrte durch die Luft. Zara hielt das schwere Silberschwert in ihren Händen, noch immer unbeholfen mit dieser Art der Waffen. Mick sprang wieder auf seine Füße und nahm ihr das Schwert ab. Er fühlte sich wie benebelt, so viel Blut wie er verloren hatte, aber wieder positionierte er sich beschützend vor  Zara, das Schwert fest umklammert. Vampir-Beth sprang auf ihn zu und war im Begriff beide umzureißen. Das Schwert zerteilte die Luft und ... Kapitel 42: V. Le monde est petit - 07. Kapitel: Chasse -------------------------------------------------------- V. Episode Le monde est petit (Die Welt ist ein Dorf) 07. Kapitel: Chasse (Jagd) Das Schwert zerteilte die Luft und traf kurz auf Widerstand, bevor Mick zurück taumelte. Vampir-Beth blieb kurz vor ihm und Zara stehen, starrte die Beiden an. Das Rot verschwand aus ihren Augen und stattdessen strahlte ihm ein paar grüner Augen entgegen. Nicht die strahlend blauen Augen seiner Beth. Mick lächelte schmerzlich und kniff seine Augen zusammen, als die Vampirin vor ihm zu Boden sank. Ihr Kopf löste sich vom Körper und blieb nur wenige Zentimeter entfernt von ihrem Leichnam liegen. Mick umklammerte den Griff seines Schwertes, sodass die Knöchel weiß hervor traten.  Auf einmal war da Zara, die ihre zierlichen Arme fest um ihn schlang und sich an ihn schmiegte. Schwer atmend ließ Mick seine Arme sinken und betrachtete die tote Vampirin, während er tief atmete. Kalter Schweiß war auf seine Stirn getreten und er fühlte nur noch diesen unsäglichen Durst. Das Verlangen nach Blut war größer den je, denn der Kampf hatte ihn viele Kräfte gekostet. Zara strich über seine Wange und zog Mick etwas zu sich nach unten. Er ließ das Schwert klirrend zu Boden fallen und schlang seine Arme um ihre Hüfte, um sie dicht an sich heran zu ziehen. Tief durchatmend vergrub er sein Gesicht in ihrer Halsbeuge und atmete ihren süßlichen, unschlagbaren Duft nach Kokos und Freiheit einmal ein. Fest umklammert hielt Zara Mick bei sich. „Du brauchst Kraft Mick ...“, flüsterte sie mit einem Mal und strich über seinen Rücken. „... nimm dir was du brauchst...“ Er nickte. Zu schwach war er gerade, als das er dieses Angebot ablehnte. Begehrend wanderten seine Lippen über die weiche Haut ihres Halses. Sanft küsste er sie noch, bevor er seine Zähne in ihr Fleisch bohrte. Er konnte fühlen wie sich Zara anspannte, aber sie hörte nicht auf über seinen Rücken zu streichen. Schon einmal hatte er von ihrem Blut gekostet. Bei ihrem ersten aufeinandertreffen: Dem Kampf, in dessen Verlauf er sie am liebsten getötet hätte und jener Nacht, in der er seine Liebe zu ihr entdeckte. Konträrer konnten die beiden Situation nicht sein, aber sie führten ihm deutlich vor Augen, dass sich das Leben ständig veränderte und erneuerte. Mick nahm nicht viel von ihrem Blut. Gerade so viel, dass er sich wieder gestärkt fühlte. Noch einmal drückte er seine Lippen auf ihren Hals, bevor er seinen Kopf hob. Zara grinste schief und strich über seine Lippen um ihr eigenes Blut davon zu wischen. Sie küsste ihn. Innig und begehren. Mick drückte sie noch ein wenig fester an sich heran und erwiderte den Kuss leidenschaftlich und doch liebevoll. „Wir müssen hier weg...“, wisperte Mick mit einem Mal gegen ihre Lippen. „... sie werden es bald merken, was passiert ist...“ Zara nickte und löste sich widerwillig von Mick. Noch einmal sahen die Vampire einander tief in die Augen, bevor Mick sein Schwert und Zara ihre Armbrust schnappte. „Wie hast du mich eigentlich gefunden?“, fragte Mick leise nach, als sie durch die Gänge des Schlosses wanderten um einen Ausgang zu finden. „Die Prinzessin lebt immer im obersten Turm eines Schlosses...“, zuckte sie mit ihren Schultern. „Bezeichnest du mich gerade als Prinzessin?“, gab er irritiert zurück. Zara kicherte leise, was wie Musik in seinen Ohren war. „Nein. Aber vom Prinzip her ist es ähnlich. Im Turm bist du am schwersten zu erreichen. Zumindest von außen.“, erklärte sie ihm. Mick sog die Luft ein. Der Duft eines fremden Vampirs! Er rannte auf die Stufen zu, die den Turm nach unten führten und da stand er. Der Gegner. Mick schwang sein Schwert einmal in der Luft und rannte auf ihn zu. Ein kurzes Handgemenge folgte, bevor der Vampir buchstäblich seinen Kopf verlor. „Komm schon.“, stieß Mick aus und schnappte sich die Hand von Zara um sie die Stufen mit nach unten zu ziehen. Immer schneller rannten die beiden Vampire und immer mehr Schritte wurden hinter ihnen laut. Gehetzt kamen sie erst zum stehen, als eine Ganggabelung mehrere Richtungen zu ließ. Mick knirschte mit seinen Zähnen. Ihnen blieb jedoch keine Chance mehr zu Entscheiden, denn mehrere feindliche Vampire tauchten auf! Zara und Mick drängten sich aneinander. Rücken an Rücken und mit gehobenen Waffen sahen sie den knurrenden Vampiren entgegen. „Du und ich...“, flüsterte Zara. „... gegen den Rest der Welt.“, beendete Mick ihren Satz. Die erste Welle des Angriffes konnten sie noch gut abwehren, doch schon wurden die beiden Vampire auseinandergerissen. So viele Vampire stürzten auf sie zu. Micks Schwert traf auf das eines Gegners und er war nicht mehr dazu in der Lage es festzuhalten. Es flog im hohen Bogen aus seiner Hand und landete klirrend auf dem Boden. Kurz darauf landete er auf dem harten Stein. Über ihn ein Vampir, mit gefletschten Zähnen und wutverzerrten Gesicht, versuchte er den silbernen Dolch durch sein Herz zu treiben. Ein Pfiff durch die Zähne lenkte einen der Gegner ab. Er sah zu spät in die falsche Richtung, denn auf einmal durchbohrte ein Pfahl seine Brust und landete auf dem Boden. Mick blinzelte und ergriff die ausgestreckte Hand von keinem geringeren als Josef. „Da hat dich aber ordentlich jemand aufs Kreuz gelegt.“, meinte sein bester Freund und zog Mick auf die Füße. Lisa und Guillermo rangen gerade einen weiteren Vampir zu Boden und Logan war dabei Zara zu helfen. Die Gegner waren überwältigt und so atmete die Gruppe einmal tief ein und wieder aus. Mick sah von einem zum Anderen und fühlte sich für ein paar Sekunden überwältigt von Glück. Seine Freunde hier um sich zu haben gab ihm Kraft, aber auch ein bisschen Sorge schwang gerade mit.   „Ihr hättet meinet wegen nicht zurück kommen sollen...“, stellte Mick fest und ließ seinen Blick über seine Freunde schweifen. “Doch, Mick. Denn so verhält man sich in einem Clan. Man steht zueinander.“, ertönte Lisas Stimme. „Vielleicht sind sie auch meinetwegen zurückgekommen.“, warf Zara ein. Mick lachte einmal auf. „Wir haben nachher noch genug Zeit, um das auszudiskutieren! Jetzt sollten wir uns erstmal mit dem Laufen beschäftigen!“, stieß Josef aus und rannte dann auch schon los. Immer mehr Gänge tauchten vor ihnen auf. Immer mehr Gegner, die auf sie zustürmte! Immer wieder wichen sie zurück, aber jedes Mal dominierte der kleine Vampirclan. „Wo sind wohl Coraline und Lance...“, flüsterte Guillermo besorgt. Von den beiden alten und gefährlichen Vampiren fehlte noch jede Spur und das, wo inzwischen wohl jeder hier im Schloss Bescheid wusste, dass Mick auf der Flucht war. „Egal! Wir müssen weiter!“, rief Josef schroff über seine Schulter und rannte einen weiteren Gang entlang, bis hin zu dem Tunnel, der den Vier bereits als Eingang gedient hatte. „Was ist das hier?“, rief Mick. „Der Bewässerungskanal... wir kommen neben dem Schlusstor raus... Lance hat gegoogelt.“ Mick rümpfte seine Nase. „Die Kanalisation, also.“, stieß er aus und folgte Josef, als sie auch schon weitere Schritte hinter sich her nahmen. Es blieb jetzt keine Zeit mehr zu Reden. Stattdessen rannten sie alle weiter. Die Jagd hatte begonnen. Immer näher und näher kamen die Verfolger und immer länger erschien der Tunnel. Mit einem Mal blieb Mick stehen und gleich darauf der Rest des Clans. „Mick, wir müssen weiter! Los!!“, rief Zara und packte ihn bei der Hand. Mick sah in ihr Gesicht und streichelte sanft über ihre Wange, bevor er sie fest an den Armen packte und sich umdrehte. „Was ist los?“, fragte sie irritiert nach. Kapitel 43: V. Le monde est petit - 08. Kapitel: Adieux -------------------------------------------------------- V. Episode Le monde est petit (Die Welt ist ein Dorf) 08. Kapitel: Adieux (Abschied) Er zerrte Zara mit sich und warf sie auf einmal wie eine Puppe in die Richtung von Josef. „Pass auf sie auf! Versprich mir, dass du auf sie aufpasst!“, schrie er seinem besten Freund zu. Irritiert blinzelte Josef und hielt die verwirrt drein blickende Zara fest. „Schwöre es! Josef!“, forderte Mick mit erhobenem Zeigefinger. Perplex nickte der andere Vampir und sah seinen besten Freund fragend an, genauso wie die anderen. Immer lauter wurden die Geräusche der näher kommenden Vampire. Das Wasser der Kanalisation umspülte Micks Füße und er seufzte auf. „Sie wollen mich. Nicht euch.“ „Wow! Moment! Du willst hier nicht ernsthaft die Solonummer durchziehen und dich ihnen stellen oder?!“, fragte Logan. Das blanke Entsetzen spiegelte sich in seinem Gesicht wieder, als Mick ihnen den Rücken zukehrte. Es hatte keinen Sinn mehr weiter zu fliehen und es war ebenso sinnlos sich ihnen in den Weg zu stellen. Die Vampire waren in der Überzahl und würden keinen Halt davon machen Josef, Zara oder die anderen genauso zu köpfen, wie sie es bei Leslie, Tess und Gabriel getan hatten. „Mick!“, stieß Zara heißer und mit bebender Stimme aus. Mick hob seinen Kopf und drehte sich nur sehr schwerfällig um. Traurig sah er in die karamellbraunen Augen von Zara, die ihn mit bebender Unterlippe und tränenverschleiertem Blick entgegen sah. Josef hielt sie mit beiden Händen fest und sah ebenso zu Mick. Das hier war die Chance von Mick es GUT zu machen. Er hatte sich für die Seite entschieden und ebenso hatte er gewählt, dass seine Freunde hier und heute nicht sterben mussten, nur weil sie zu ihm standen. Tonlos formten seine Lippen ein letztes Wort. ‚Geht’. Zara schloss ihre Augen. Eine Träne kullerte über ihre Wangen, als Josef sie mit sich zog. Sie wehrte sich, schlug um sich, doch auch Guillermo griff beherzt zu. Logan betrachtete noch einmal Mick. Dieser nickte und drehte sich wieder in die andere Richtung des Tunnels, hob seine Hände in die Höhe und schritt Coraline entgegen. „Wenn du noch irgendwas in dir hast, das mich liebt, dann sorgst du dafür, dass meine Freunde nicht mehr verfolgt werde. Vergiss nicht. Josef war auch mal dein Freund.“, sagte er, als mehrere Vampire bereits an ihm vorbei liefen um die Anderen zu verfolgen. Coraline starrte ihn an und schluckte. „Wartet!“, rief sie mit einem Mal. „Wir haben was wir wollten...“ “Aber Herrin...?“, protestierte einer der jüngeren Vampire. „Wir haben, was wir wollten!“, betonte Coraline noch einmal. „Die Anderen sind nutzlos, also lasst sie gehen.“ „Jawohl, Herrin.“ „Nehmt Mick mit. Es wird Zeit für ein paar kleine Versuche.“ Sie sah einen Moment zu ihrem Ehemann, der resigniert die Schultern hängen ließ. Ein Vampir packte ihn am Arm, der andere legte ihm eine Eisenkette um den Hals. Coraline sah dem kleinen Tross nach und setzte sich erst mit einem Seufzen in Bewegung. „Vielleicht kannst du mir irgendwann verzeihen, dass ich dir das angetan habe Mick...“, flüsterte sie und sah den Tunnel entlang. Die anderen Fünf waren schon lange verschwunden, brachten sich in Sicherheit. Lisa lag in den Armen von Guillermo und weinte bitterlich, während Logan starr vor Angst den Geräuschen der U-Bahn lauschte. Josef lief durch den langen Mittelgang des Wagons, die Hände in die Taschen gesteckt und mit überaus nachdenklicher Miene. In einer Ecke, auf dem hintersten Sitz, hockte Zara. Zusammengekauert, die Wange an das kühle Glas gelehnt und in die Dunkelheit hinaus starrend. „Wir hätten ihn nicht zurück lassen dürfen...“, flüsterte sie leise den Vorwurf in Josef Richtung, der aufseufzte. „Und was hätten wir machen sollen, hmm? Er wollte, dass wir gehen. Wir wären gestorben, genauso wie Gabriel, Leslie und Tess. So können wir uns zurückziehen, neue Kräfte sammeln und Mick eines Tages befreien.“, sprach Josef, als die U-Bahn die nächste Station erreichte. Die Türen schwangen auf und ein paar lachende Jugendliche wollten den Wagon betreten.  Knurrend und mit gefletschten Vampirzähnen drehte sich Josef plötzlich zu ihnen um. Die Mädchen der Gruppe schrien auf und stürzten dicht gefolgt von ihren Freunden aus dem Wagon und in Richtung der Treppen. Guillermo seufzte. „Prima. Bald redet die ganze Stadt von einem Menschenschreck in der U-Bahn.” „Sollen sie ruhig.“ Josef atmete tief durch und zog sein Handy aus der Hosentasche. „Was machst du?“, fragte der Spanier. „Wir brauchen einen Rückflug nach LA.“, erwiderte er matt und lauschte dem Freizeichen. „Du willst also noch weiter weg laufen.“, stellte Zara müde fest und drückte sich fester gegen das kalte Fenster. Wieder setzte sich die U-Bahn von Paris in Bewegung. „Nenne es einen strategischen Rückzug.“ Schweigen kehrte ein. Nur noch Josef Stimme erklang und kurze Zeit später hatte er einen Flug gebucht. „Privatjet. Er startet, sobald wir da sind.“, sagte er und ließ sich neben Zara fallen. „Und glaube ja nicht, dass ich dich hier lasse. Du kommst mit und ich verspreche dir, dass wir einen Weg finden werden, um Mick zu retten.“ Ihre Zähne klapperten vor der Kälte, die ihre Fänge um ihr Herz legte. Stocksteif sah sie nur noch hinaus und beobachtete das Schwarz, das an ihr vorbei zog. „Wir fliegen also nach Hause...?“, fragte Guillermo leise und merkte augenblicklich wie sehr er sich nach seiner Heimat sehnte. Nach seinem sicheren Ort auf dieser Welt, die in den vergangenen Tagen um so vieles Dunkler geworden war. Josef nickte und legte vorsichtig eine Hand auf die Schulter von Zara, die seine Berührung kaum wahr nahm. „... nach Hause?“, fragte sie nach. Wo war noch ihr zu Hause, nachdem sie erneut alles verloren hatte, was ihr etwas bedeutete. „... du bist dort zu Hause, wo dein Clan ist. Schon vergessen. Wir sind dein Clan, auch wenn unsere Mitgliederzahl beträchtlich geschrumpft ist.“, stellte Josef mit einem müden Lächeln fest. „Wir beschützen einander. Hast du mich gehört Zara...“ Sie nickte wieder. Auch wenn die Hoffnung Mick eines Tages wieder zu sehen so gering erschien, war es das Einzige, was sie in diesen Stunden Aufrecht hielt. „Ich wünschte wir könnten die Zeit zurückdrehen.“, murmelte Logan. „Oder vor drehen, damit wir Mick schnell wieder haben.“, fügte Lisa schniefend hinzu und kuschelte sich noch ein bisschen enger an Guillermo. „Ihr werdet sehen. Wir finden ihn!“, sprach Josef zuversichtlich. Er musste seinen besten Freund retten, ganz gleich wie gering die Chancen im Moment erschienen. Solange sie alle daran glaubten und bereit waren um Mick zu kämpfen konnte es gelingen. Aber jetzt hieß es erst mal sich zurückzuziehen um neue Stärke zu finden. Josef strich Zara sanft über den Rücken und begann ihr ein paar Worte zu offenbaren: „Kahlil Gibran hat einmal gesagt: ‚Eure Vernunft und eure Leidenschaft sind das Ruder und die Segel eurer seefahrenden Seele. Verliert ihr eins, könnt ihr nur noch schlingern und treiben oder auf hoher See festgehalten werden. Denn die Vernunft ist, wenn sie allein waltet, eine begrenzende Kraft. Und unbewacht ist die Leidenschaft eine Flamme, die bis zur Selbstzerstörung brennt.’… du wirst Mick wieder zurück bekommen, das schwöre ich dir, Zara…“ Erst jetzt löste sie sich von der Scheibe und sah Josef an. „… sag bloß du vertraust mir endlich.“ Josef zuckte mit seinen Schultern. „Eigentlich vertraue ich dir schon eine ganze Weile, aber ich konnte es dir ja nicht so einfach machen.“ Er schmunzelte und sah an ihr vorbei nach draußen. „Hast du gehört Mick…“, sagte er mit einem Mal. „Wir holen dich da raus, ganz gleich wie lange es auch dauern mag!“ Zara hatte eine Hand auf ihre Brust über ihrem Herzen gelegt und hielt ihre Augen geschlossen. Noch immer fühlte sie seine Lippen auf den ihrigen, hörte die Worte, die seine Liebe zu ihr bekundeten. Das Feuer, das die Liebe zu ihm in ihr entfacht hatte, loderte so stark und sehnte sich nur nach seinen Armen. Ob sie einander wohl jemals wieder sahen? Oder war die Liebe doch nur ihr Verderben? Das Schicksal konnte grausam sein... Epilog: Epilog [Zwei Monate später] ----------------------------------- EPILOG _______________________________ _______________________________ Zwei Monate später _______________________________ Kalter Regen prasselte auf seinen Körper und bahnte sich den Weg auf seiner nackten Haut nach unten. Sein Hemd hing nur noch in losen Fetzen an ihm herab. Hier und da mischte sich Blut in den klaren Regen, der das Land erfrischte und das Meer zum Schäumen brachte. Mühsam robbte er das Ufer nach oben, versuchte zu erkennen, wo er war, doch die Umgebung verschwamm vor seinen Augen. Der metallene Geschmack von Blut breitete sich immer weiter in seinem Mund aus und der Schmerz schwoll noch weiter an. Er litt Höllenquallen und schrie einmal laut auf, bevor die Dunkelheit ihn erneut in die Bewusstlosigkeit riss. Wie lange er dort lag konnte er nicht sagen und auch nicht, was um ihn herum geschah. Viel zu schwarz war die Welt, die ihn umgab, als auf einmal eine Berührung seinen Geist zu rütteln begann. Lichter. Viele Lichter tanzten vor seinem inneren Auge auf und ab. Er fühlte Finger die ihn berührten, spürte die Bewegung seines Körpers und dann riss er seine Augen auf. Mick schluckte, hustete und spuckte Blut. Wieder brachten ihn die Schmerzen dazu sich zu verkrampfen, als er eine Hand auf seiner Stirn wahr nahm. Noch verschwamm das Bild immer wieder vor seinen Augen, aber er merkte, wie sich jemand über ihn beugte. „Können Sie mir ihren Namen sagen?“, fragte der Mann und leuchtete ihm noch einmal in die Augen. Schmerzen breiteten sich abermals in seinem ganzen Körper auf, als er seinen Kopf schüttelte. “Nein ... ich .... weiß nicht ... ich weiß nicht … wer ich bin....“, stieß er heißer hervor und starrte den Mann verzweifelt an. „Wir brauchen ein CT. Scheinbar eine Amnesie. Es wird alles wieder gut.“ „Wo bin ich?“, wollte der Verletzte noch zähneknirschend wissen. „Brighton ... in England, Sir.” _______________________________ ________________________ENDE DER ZWEITEN STAFFEL______________________ _______________________________ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)