Mick St. John's - Life before - von abgemeldet (Moonlight) ================================================================================ Kapitel 5: 12. August 1942 – Soldatenjungs ------------------------------------------ 12. August 1942 – Soldatenjungs - Nach dem Angriff Japans auf die amerikanische Pazifikflotte in Pearl Harbor am 7. Dezember 1941 und der am 11. Dezember erfolgten Kriegserklärung Deutschlands befand sich das Land auch offiziell im Kriegszustand mit den Achsenmächten. Trotz des japanischen Angriffs einigten sich die Regierungen der USA und Großbritanniens auf den Grundsatz „Germany first“, die Niederringung Deutschlands als vordringliches Kriegsziel.- Mick seufzte an jenem Morgen auf. Ihm tat jeder einzelne Knochen im Leib weh und langsam wünschte er sich nur die Erlösung, auch wenn diese momentan nur den Krieg bedeutete. Er lag auf einem harten Brett, das ihm als Bett verkauft wurde. In dem großen Raum lagen mehrere dutzend Soldaten, schliefen und schnarchten. Sie trugen sogar ihre Armeestiefel. Unter ihren Kissen lagen Waffen und so war der Schlaf nicht wirklich eine Erholung. Seit Pearl Harbor waren alle angespannt und stets auf der Hut. Mick drehte sich auf dem Bett um und richtete sich augenblicklich auf. Er konnte nicht mehr schlafen, weshalb er seine Beine aus dem Stockbett schwang und nur ein paar Augenblicke später auf dem Boden landete. Mick steckte seine Schusswaffe weg und warf einen Blick in das untere Stockbett. Ray schlief tief und fest. Beneidenswert. Der junge St. John streckte sich ausgiebig und schlich auf Zehenspitzen aus dem großen Schlafraum. Hier und da begegnete ihm ein anderer Soldat, ehe er in die kühle Nachtluft hinaus trat. Das Ausbildungslager war besonders groß. Mehrere Gebäude, ein Flugplatz und spezielle Trainingsorte. Für Mick in den letzten Wochen ein zu Hause. Er rieb sich seine Augen, als er in die Kühle Nachtluft hinaus trat. Stationiert in der Nähe von New York fühlte er sich einmal mehr entwurzelt. Mick zog ein zerknittertes, altes Foto heraus. Seufzend berührte er die Gesichter seiner Eltern und seiner kleinen Schwester. Sie fehlten ihm alle so schrecklich. Seine Ausbildung schritt von Tag zu Tag weiter voran. Bald war er Soldat und Sanitäter. Brummend steckte er sich eine selbstgedrehte Zigarette an und wanderte durch die kühle Luft. Immer wieder begegneten ihm Soldaten die für den Patroillendienst eingeteilt waren, vereinzelt sogar betrunkene Soldaten, die den Weg zurück zum Stützpunkt wankten. Er hatte lange schon keinen Freigang mehr gehabt. Hier war das immer so eine Formalität. Ein Soldat durfte sich niemals unangemeldet vom Stützpunkt entfernen. Um erst eine solche Erlaubnis zu bekommen brauchte es viele Gänge zum Leiter der Einheit. „Hier steckst du...“, gähnte Ray und trat an ihn heran. Mick war am Ende des Lagers zum Stehen gekommen und betrachtete den unglaublichen Vollmond. Seine Silhouette erstrahlte förmlich im Licht des großen runden Mondes, der in dieser Sternklaren Nacht auf sie herab schien. „Hab ich dich geweckt?“, fragte Mick irritiert nach und warf einen Blick über seine Schulter. „Nein.“ „Wirklich?“ „Vielleicht ein bisschen, aber das ist nicht weiter der Rede wert. Was machst du hier?“, fragte Ray nach und streckte sich einmal ausgiebig. „Nachdenken...“, seufzte Mick. „Über was?“, wollte Ray genauer wissen. Als Mick ihm eine Antwort schuldig blieb sprach Ray weiter: „Du denkst in letzter Zeit ziemlich oft nach. So warst du früher nicht Mick. Du hast gesungen und gelacht und dich nicht von dem Schrecken der Welt unterkriegen lassen, aber jetzt bist du auf einmal so gehemmt und grübelst die ganze Zeit nur. Sieh dir doch nur mal deine Stirn an. Du bist noch so jung und bekommst die ersten Falten.“, tadelte sein bester Freund. Mick strich sich sogleich über seine Stirn, als wollte er die Falten weg bügeln. „Das Leben hat sich verändert.“ „Und deshalb vergisst du, wer du warst?“, hackte Ray nach und warf einen Blick auf den Ring, den Mick immer am Finger trag, auch wenn der Truppenleiter wenig erfreut über diesen Schmuck war. „Ist es wegen deinem Vater?“ „Ja....“, antwortete Mick ohne Umschweife. „Er hätte das hier nicht für mich gewollt. Er hätte nichts von all dem gewollt. Es war ein Fehler die Farm aufzugeben, meine Schwester und Mutter weg zu schicken. Ich bin alleine in dieser fremden Welt.“ „Bist du nicht.“, sagte Ray und klopfte ihm auf die Schulter. “Du weißt was ich meine... sieh mich doch an. Ich habe niemanden. Wenn ich nach Hause komme wartet allenfalls Matthew auf mich, der derzeit Blutdealer spielt.“, meinte Mick. „Nun. Wir wissen noch nicht mal wann und ob wir wieder nach Hause kommen werden und wenn wir dann erstmal heim kommen, dann wirst du sehr schnell eine Frau finden. Du bist doch ein hübscher Kerl. Das sollte doch kein Problem sein.“, scherzte Ray um die angespannte Situation etwas aufzuheitern. Auf einmal legte Ray verheißungsvoll einen Finger auf seinen Mund. „Schh, verpfeif mich nicht beim Truppenleiter...“ Mit einem kleinen Zwinkern zog er einen Flachmann aus seiner Hosentasche. „Auch ein Schluck?“ Mick grinste breit und nahm mit einem dankbaren Nicken das starke Gesöff an. „Du bist also eifersüchtig auf mich und Laila...“, stellte Ray mit einem Mal fest. „Jaha... nicht jeder angelt sich so eine Frau.“, erwiderte Mick und reichte den Flachmann an Ray zurück. „Nun ja, ich hatte eigentlich nur Glück. Sie ist Flugzeugtechnikerin. Wer hätte gedacht, dass sie sich auf so einen ungebildeten Trottel wie mich einlässt.“, raunte Ray und trank einen weiteren Schluck. Das brennende Getränk bahnte sich den Weg nach unten. Ihn schüttelte es einmal. „Stimmt. Aber hey, ich gönn euch das Glück. Nur zeigt es mir eben immer wieder, was ich noch nicht in meinem Leben erreicht habe.“, erklärte Mick und nahm den Flachmann noch einmal in die Hände. „Du willst also jetzt schon sesshaft werden? Heiraten und Kinder bekommen, anstatt die Welt zu erforschen, die dir quasi offen steht?“, fragte Ray ehrlich nach und konnte sich dabei ein kleines Stirnrunzeln nicht verkneifen. „Ja. Ich hätte gerne viele Kinder, die durch den Garten toben. Meine Frau kocht für mich, wenn ich abends von der Arbeit nach Hause komme. Klingt nach einem überaus perfekten Leben, wenn du mich fragst.“, lachte Mick auf. „Bedauerlicherweise steht uns da der Krieg ein bisschen im Weg.“, murmelte Ray und rieb sich den Nacken. „So schnell lassen sich deine Träume nicht realisieren, außer wir beide marschieren alleine nach Deutschland und Japan und erledigen das alles eigenhändig, damit der sinnlose Krieg endlich aufhört.“ Mick lachte auf. „Wenn es nur so einfach wäre! Hättest du das gedacht?“ „Dass wir irgendwann einen Weltkrieg erleben und unser Vaterland verteidigen müssen? Nein. Das hab ich mir nie erträumen lassen. Ich weiß noch, wie wir als Kinder immer nur ein Problem hatten...“ Mick lachte wieder. „Die Birnen aus Nachbarsgarten klauen ohne dabei erwischt zu werden...“, seufzte er auf. „Damals war das Leben noch einfach, aber ich bin zuversichtlich, dass es das auch wieder werden kann. Irgendwann in der Zukunft, wenn wir beide alt und grau sind, werden wir zusammen sitzen, einen Whiskey trinken und unsere Enkelkinder beim Spielen im Vorgarten beobachten, während zwei von ihnen Birnen aus Nachbarsgarten stibitzen und nichts von Krieg und Sorgen ahnen.“ Mick schloss seine Augen bei den Worten seines besten Freundes und stellte sich diese Szene gerade bildlich vor. „Ich freu mich schon jetzt darauf... aber sei dir sicher, dass ich mehrere Kinder in die Welt setzen werde, als du.“ „Tzzz... dazu fehlt dir noch die Frau!“, raunte Ray und schlug Mick auf die Schulter. „Die perfekte Frau find ich schon noch und so lange kann ich ja üben.“, lachte Mick auf und boxte ihm an die Seite. Die beiden Männer begannen etwas miteinander zu rangeln, ehe die Sirene verriet, dass es Zeit zum Aufstehen war: Ab an die Arbeit! Die Ausbildung rief! Frohen Mutes und mit einem glücklichen Gedanken an die Zukunft machte sich Mick auf den Weg in das Lazarett um weitere Behandlungsmethoden zu erlernen... Wenige Monate später war die Grundausbildung überstanden und den beiden Freunden stand der erste Einsatz in Deutschland bevor. Dieser sollte allerdings nur ein paar Tage dauern, ehe sie noch einmal in die Heimat durften, doch schon im Spätsommer 1944 wartete der zweite Einsatz... ein Einsatz, der das Leben von Beiden erheblich verändern sollte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)