Mick St. John's - Life before - von abgemeldet (Moonlight) ================================================================================ Kapitel 8: Spätsommer 1944 (Teil 3) ----------------------------------- Spätsommer 1944 (Teil 3) Wie lange sie schon marschierten konnte Mick gar nicht mehr sagen. Ihm war absolut heiß und so seufzte er einmal auf. Seine Finger wanderten über seinen Nacken. Die Haare unter seinem Armeehelm klebten an seinem Kopf und der Schweiß ran über sein Gesicht nach unten. Er fühlte sich wie in einem Backofen! Von Schritt zu schritt wurde ihm heißer, aber er trieb sich weiter. Ein kleiner Schluck aus der Feldflasche brachte auch nicht viel Abkühlung, denn das Wasser darin schien förmlich zu kochen. Sehnsuchtsvoll warf er einen Blick in Richtung des Geländewagens, der neben ihm her rollte. Was gäbe er nicht alles dafür, sich jetzt einfach auf die Ladefläche sinken zu lassen um ein bisschen Entspannung zu finden. Er ließ seinen Nacken knacken und schleppte sich weiter durch die sengende Hitze, die auf sie knallte. Der Schatten, den die Bäume spendeten konnte ihm nicht helfen. Mick wurde das Gefühl nicht los innerlich zu verbrennen! Einfach zu ersticken, weshalb er jetzt auch den Kragen seines Oberteils etwas lockerte. Ein kleines Aufseufzen verließ seine Lippen und kurz warf er einen Blick zurück zu Ray. Der junge Mann schleppte sich den Weg entlang. Knallrot im Gesicht hatte ihn die Sonne mittlerweile deutlich gezeichnet. Micks Lippen kräuselten sich, doch schon im nächsten Moment sah er wieder nach vorne. Noch immer herrschte zwischen den besten Freunden eisige Stille, bis sich Ray wieder Mick näherte. „Du redest nicht mehr mit mir?“, fragte er nach. „Sieht so aus...“, gab Mick zurück und zupfte ein Stofftaschentuch aus seiner Tasche um sich den Schweiß von seinem Nacken zu wischen. „Komm schon Mick. Jetzt spiel nicht das eingeschnappte Kind.“, zischte Ray und legte ihm bittend eine Hand auf die Schulter, die Mick gekonnt abwimmelte. „Ich bin nicht dazu bereit meine Menschlichkeit aufzugeben, ganz gleich was passiert und du bist zu weit gegangen.“, murmelte der junge St. John eindringlich bevor er weiter schritt. Ray blieb ein paar Augenblicke regungslos stehen, bevor er los lief. An Mick vorbei um wieder seinen Platz an der Truppenspitze einzunehmen. Ein zweiter Truck mit aufgesetztem Maschinengewehr traf bei einer Weggabelung auf die Truppe. Micks Blick wanderte zu diesem hinüber und wie so oft beneidete er den Soldat am Maschinengewehr und den hinterm Steuer. Sie mussten nicht durch diese Hitze wandern. Mick rieb sich seine Stirn und ließ den Blick erneut schweifen. Seine Wangen waren vor Hitze gerötet und der Staub klebte an seiner Haut. Mit nassen Händen zog er seine Zigarettenpackung aus der Tasche. Er hatte fast keinen Tabak mehr. Leise fluchend drehte er sich noch eine Zigarette und steckte sie sich sogleich ein. Das Nikotin, das seine Lungen durchwanderte erfüllte ihn mit einem kleinen zufriedenen Seufzen. Es lenkte ab von der sengenden Hitze und gab ihm wieder ein bisschen mehr Kraft um voran zu schreiten. Kein Lüftchen wehte. Die heiße Luft war förmlich zum zerschneiden, aber sein Truppenleiter hatte natürlich kein Erbarmen mit den müden Soldaten! Die Wut auf Ray wuchs noch ein kleines Stückchen an, als er sie voran trieb. „Los Leute, noch weiter bis zur nächsten Lichtung!“, rief Ray deutlich blieb aber nur Sekunden später stehen. Mick pustete erneut ein bisschen Zigarettenrauch aus, als er es auch hören konnte. Leise Geräusche von einem Schusswechsel drangen an ihre Ohren. Mick sah auf und ließ seinen Blick schweifen. „Woher kommt das?“, fragte Ray nach und drehte sich einmal im Kreis, lauschte in die Geräusche des Waldes, die immer wieder von den Tönen der Gewehre durchschnitten wurde. Sofort entsicherten die Soldaten angespannt und besorgt ihre Waffen. „Das ist die Straße nach Florenz...“, antwortete Mick leise und sah sich um. Beinahe war es so, als ob jegliche Geräusche in der Umgebung verstummten. Jedes Lebewesen hielt gespannt den Atem an und sah mit Schrecken dem entgegen, was auf sie zukam. Der junge St. John schluckte schwer, als der Soldat am Maschinengewehr auf dem Truck winkte und einen Befehl in die Truppe ruf. „Okay, rücken wir vor!! Vorwärts!!“ Mit deutlich angespannter Miene sah Mick in den Wald hinein und näherte sich dem Wegrand. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals und er fühlte sich so gelähmt. Die Angst breitete sich binnen Sekunden in seinem gesamten Körper aus, aber er zwang sich dazu weiter zu gehen. Mick erstarrte. Etwas in der Luft surrte und wurde schnell lauter. Er presste seine Zähne aufeinander, als nur noch ein „IN DECKUNG!“, geschrien wurde! Und schon schlug die erste Bombe ein. Die Soldaten gingen panisch und hektisch in Deckung, suchten Schutz am Wegrand, doch immer mehr Geschosse prasselten auf sie ein. Eine Hand auf seinen Helm gelegt sprang er hinter einem kleinen Fels in Deckung. Micks Puls hatte sich beschleunigt. Er gestattete der Angst für ein paar Sekunden seine Gedanken einzunehmen. Leicht schlossen sich seine Augen, bevor er tief ein und wieder aus atmete. Er öffnete seine Augen, sah sich um und erblickte Ray auf der anderen Seite des Weges. Deckungslos!! „Ray! Du musst weg da!!“, schrie Mick schier verzweifelt. Jeglicher Groll war wie vergessen. Nur noch die Sorge um seinen besten Freund dominierte seine Gedanken! Ray und ein anderer Soldat – Tommy Winchester – rappelten sich auf und versuchten den Weg zu überqueren. „Komm rüber zu uns!!“, rief Mick schier verzweifelt und winkte ihn hektisch zu sich. Eine weitere Bombe traf auf den Boden. Tommy und Ray flogen ein paar Meter durch die Luft und blieben benommen liegen. Mick kannte kein Halten mehr! Ohne auf seine Deckung zu achten sprang er auf und rannte auch schon in die Richtung seines besten Freundes, der zitternd und mit einer klaffenden Wunde im Bauchbereich auf dem Boden lag. „Tommy, bist du verletzt?“, schrie ein anderer Soldat und beugte sich über den leblosen Körper seines Freundes. Die Rufe der Soldaten waren überall. Angstschreie, Rufe voller Schmerzen, doch all das zählte für Mick gerade nicht. Stattdessen war er vor Ray auf die Knie gefallen und versuchte seine Wunde zu versorgen. „Ray! Ray!! RAY!! Alles in Ordnung??“ “Meine Beine fühlen sich komisch an … sind sie noch da…?”, stieß Ray heißer aus und sah mit starren Augen zu Mick nach oben. In seinen grau-blauen Augen spiegelte sich deutlich die Angst wieder. Mick zog eine Packung Verbandsmaterial aus seiner Tasche und begutachtete die Wunde, in der einige Bombensplitter steckten. „Ja natürlich. Zwei schnelle Beine und trotzdem musst ich zu dir rüber rennen...“, murmelte Mick und versuchte ihm wenigstens provisorisch zu helfen. „.... du bleibst doch bei mir Ray? Oder?“ Ray holte tief Luft und zitterte dabei am ganzen Leib. „Kümmer dich um Laila, okay?“, stieß er heißer aus. Mick hob seinen Blick und sah sich ein paar Sekunden prüfend um. „Halt bloß den Mund!“, weigerte er sich die Worte seines Freundes anzunehmen. „Du kümmerst dich schon selbst um sie!“ Ray schüttelte leicht seinen Kopf. „Sag ihr, dass ich sie liebe... Sags ihr...“, bat Ray und ließ seinen Blick auf Mick verweilen, der noch immer panisch damit beschäftigt war seine Wunde zu versorgen. Mick stutzte und sah ihn an. Schwer schluckend nickte er schließlich. „Ich sage es ihr, Ray. Ich sags ihr...“, flüsterte er und strich seinem besten Freund apathisch über die Wange. Der Ausdruck in Ray’s Augen wurde starr. „Ray?“, fragte Mick nach, als da wieder dieses ohrenbetäubende Pfeifen war, das sich ihm rasant näherte. Er riss seinen Blick von Ray los und starrte in die Luft. Mick atmete einmal tief durch, legte eine Hand auf seinen Helm und versuchte sich noch irgendwie zu schützen, doch es war zu spät. Die Bombe schlug auf die Erde. Die Welt um Mick herum wurde in die Dunkelheit getaucht... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)