Himmelsdrachen von Maliondarin ================================================================================ Kapitel 1: Freundschaft ----------------------- Loraine empfand die ersten Tage an der Schule als sehr quälend. Sie war die Neue und die Jungs interessierten sich eindeutig zu sehr für sie, während die Mädchen die Schülerin zumeist mit Ignoranz abstraften. Seufzend saß sie an ihrem vierten Schultag im Bus und wurde, ebenso wie jeden Tag, durchgeschüttelt. An der ersten Haltestelle stieg ihr Klassenkamerad Arne ein. Er war wohl der einzige Junge, der sie völlig ignorierte. Normal lief er in die hintersten Sitzreihen und würdigte sie nicht eines Blickes. Heute jedoch war es anders, zum ersten Mal schielte er leicht hinüber und seine Mundwinkel zuckten zaghaft. "Guten Morgen.", murmelte die Schwarzhaarige, bekam jedoch keine Antwort. Aber war das nicht schon ein Anfang? Vielleicht würde er ja eines Tages sogar mit ihr reden, wer wusste das schon so genau? Doch bis dahin könnte noch eine Ewigkeit vergehen. Schmerzlich fiel ihr ein, dass bereits am Sonntag ihr Geburtstag war und sie ihn wohl ganz allein verbringen musste. Heute war Donnerstag, es gab also nur noch drei Tage, an denen sie Gäste für ihre Party organisieren konnte. Natürlich kamen die Jungs nicht in Frage. Ihre Eltern würden sie glatt umbringen, wenn sie mit einer Meute minderjähriger Kerle ankam. Nein, es mussten Mädchen sein! Über Geschenke oder solche Dinge wollte sie gar nicht erst nachdenken. Es erschien ihr verwegen, überhaupt damit zu rechnen, etwas zu bekommen. Betrübt ließ Loraine den Kopf hängen und das Geholper des Busses über sich ergehen. Was hatten ihr ihre Eltern da nur angetan? Loraine verkrampfte die Hände in ihrem Schoß und verfluchte ihr neues Leben innerlich. Die ersten Schulstunden verliefen reibungslos. Die Lehrer beachteten sie nicht mehr so wie am Anfang, niemand kümmerte sich darum, was sie tat und das Leben wurde um einiges entspannter. Die erste Pause verbrachte sie damit, auf ihrem Handy SMS zu tippen, schickte sie jedoch nicht ab. Ihre alten Freunde konnten ihr nicht mehr helfen, sie waren meilenweit weg und konnten ja auch nicht her kommen! Wahrscheinlich amüsierten sie sich jetzt, hatten wunderbare Ferien zusammen verbracht und saßen in der Sonne, um noch ihre letzte Ferienwoche zu genießen. Loraine hatte feststellen müssen, dass hier die Ferien eine Woche eher anfingen und aufhörten. Eine Frechheit war das! Ihr einfach eine Woche Urlaub zu klauen! Und dann noch dieses Schulsystem! Es gab nur Doppelstunden mit je einer Pause danach von fünf bis zehn Minuten! Wer sollte so etwas denn aushalten? Nun jedoch galt es, sich schleunigst in Richtung Turnhalle auf zu machen, denn die Sportlehrerin, so hatte sie gehört, legte auf Pünktlichkeit sehr viel Wert. Wenigstens war sie direkt am Schulgelände angebaut, man musste nur den Schulhof überqueren und schwubb, war man angekommen. Loraine verzichtete lieber auf ihre Freizeit, ging direkt in die Umkleide und stellte ihre Tasche ab. Wie schon in der alten Schule, quetschte sie immer ihre Sportsachen, in eine Tüte gehüllt, in den selben Rucksack wie ihren Block zum schreiben. Obwohl es eine Schuluniform gab, gab es keine vorgeschriebenen Kleidungsstücke für den Sportunterricht. Plötzlich hörte sie etwas hinter sich, ein Geräusch, als wäre bereits Jemand hier! Tatsächlich, erst sah sie sich panisch um, dann drehte sie langsam den Kopf und erblickte wirklich ein Mädchen. Beim hereinkommen hatte sie diese völlig übersehen. "Oh, hi!", begrüßte sie die ihr Unbekannte. "Hi.", war die zaghafte Antwort. Wenigstens ignorierte sie Loraine nicht, so wie alle anderen Mädchen hier. "Ich bin Loraine.", stellte sie sich vor. "Und du?", war die gleich darauf folgende Frage. "Miriam.", die Blonde klang recht eingeschüchtert. Gerade so, als hätte sie Angst! "Was ist denn mit dir los? Ich beiß doch nicht!", die Schwarzhaarige grinste breit und zwinkerte kurz. "Ach, weist du, die Mädchen hier mögen mich nicht, ich habe keine Ahnung von Mode und bin nicht gut im Sport, außer beim Turnen.", klagte sie ihr Leid. Loraine gab ihr die Hand und lächelte sanft. "Freut mich, dich kennen zu lernen. Und wenn du Modetipps brauchst, bist du bei mir genau richtig!", meinte sie fröhlich und ließ ihre Hand dann wieder los. Gemeinsam zogen sie sich um und gingen in die Halle. Außer ihnen war noch niemand hier und es hallte unheimlich, wenn man einen Fuß vor den Anderen setzte. "Du, Miriam, wenn du willst, gehen wir mal in die Stadt und trinken einen Kaffee zusammen.", bot sich Loraine an. Ein verdutzter Blick folgte und eine abweisende Handbewegung. "Du musst dich nicht mit mir abgeben. Ich will kein Mitleid.", entgegnete die Kleinere. Miriam hatte süße blaue Augen und strohblondes Haar. Während Loraine mit 1,75 Meter schon wirklich groß war, wirkte die Blondine eher klein, mindestens 8 Zentimeter Unterschied gab es da. Was beide jedoch ähnlich machte, war ihr Lächeln, sie strahlten dann Beide um die Wette. "Nein, nein! Ich mache das nicht aus Mitleid, aber ich bin eigentlich nur gut in Mode und Farben. Mein Lieblingsfach ist Kunst! Und ich muss mich hier doch mal umsehen, was es so für Geschäfte gibt - da können wir doch gleich gemeinsam gehen!", rechtfertigte sie sich und erntete dafür ein glückliches Lächeln auf Miriams Lippen. "Na gut, das ist in Ordnung!", antwortete diese, ehe schon die Jungs in der Sporthalle eintrafen. Wie es wohl überall üblich war, gab es da ein paar Chaoten, die sich sofort daran machten, das Ballfach zu öffnen und sich den härtesten Fußball zu suchen, den sie finden konnten. "Oh Gott!", jammerte plötzlich Miriam. "Mit dem haben sie mir schon ein paar Mal Angst eingejagt! Es macht ihnen wohl Spaß!", Loraine sah sie verwundert an. "Warum bist du dann nicht raus gegangen?", warf sie ein und sah ihre neue Bekanntschaft fragend an. "Dort sind die anderen Mädchen und sie machen sich doch eh nur lustig über mich. Da weiß man nicht, was schlimmer ist!", diese junge Frau hatte wirklich Probleme! Loraine sah sie nun doch mitleidig an und sollte sogleich am eigenen Leibe erfahren, was die Jungs hier nun veranstalteten. Mit einer Wucht wie ein Brechhammer schlug der Ball genau gegen ihren Arm. Zwei der Jungs drehten sich sofort zu ihr, setzten zu einer Entschuldigung an und wurden mit einer forschen Handbewegung von Loraine zum Schweigen gebracht. "Achtet gefälligst darauf, wo ihr hinschiest! Das kann ins Auge gehen!", meckerte sie und sah furchteinflößend zu den Beiden hinüber. Mit einem Mal war auch Arne eingetroffen und hob eine Augenbraue. "Was ist denn hier los?", fragte er und sah zwischen den Parteien hin und her. "Wir haben nicht aufgepasst und hätten fast Loraine abgeschossen.", meinte der Größere zerknirscht. "Achso.", mehr hatte Arne nicht zu sagen? Es klang beinahe so, als wäre das Tradition und eben normal! "Passt einfach ein bischen besser auf, klar?", meinte er mürrisch und ließ sich auf die gegenüberliegende Bank fallen. "Dieser Arne ist ein merkwürdiger Typ, oder?", fragte Loraine ihre neue Bekanntschaft. "Naja, er gilt als sehr verschlossen und ist eigentlich nie freundlich, mach dir nichts draus!", meinte Miriam grinsend und winkte ab. Nun gut, wenn sie meinte! Doch Loraine wollte so schnell nicht aufgeben, er war die einzige Begleitung die sie morgens im Bus hatte, für 5 Minuten waren sie die einzigen Personen im Fahrzeug, da war es doch viel angenehmer, wenn man sich verstand! Der Sportunterricht verlief ruhig, man spielte ein paar Ballspiele, turnte, es wurde Leichtathletik hinter der Halle gemacht und schneller als die Mädchen es erwartet hatten, war die Stunde rum. Loraine und Miriam wurden von da an nur noch zusammen gesehen. Beide hatten gefallen daran gefunden, sich zu unterhalten, sie tauschten Adressen, Telephonnummern, E-Mails und natürlich auch Geschichten über einander aus. Das sie dabei den Unterricht halb verpassten, spielte kaum eine Rolle, immerhin wurde Heute noch nicht benotet! Am Nachmittag gingen sie in eine kleines Café, dort bestellte sich die Schwarzhaarige einen Cappuchino und ein Erdbeereis, während sich Miriam für Schokoeis und einen Latte Macchiato entschied. Loraine erfuhr, dass das blonde Mädchen aus einer anderen Richtung mit dem Bus kam, sie wohnte nur fünf Minuten nach Norden von der Stadt entfernt, während Loraine nach Süden musste. Hier in Clainville war alles etwas kleiner gehalten, überschaubar und doch gemütlich und modern. Sie fanden sogar ein nettes Modegeschäft unweit von ihrem Café, wo Miriam erst einmal neu eingekleidet wurde. Es stellte sich heraus, dass sie auf bunte Farben, Blumenmuster, Ringelstrümpfe, Bolleros und ausgeflippte Mützen stand. Loraine grinste breit, als Beide aus dem Geschäft traten, mit komischen Mützen auf dem Kopf. Da es bereits dämmerte, liefen sie schnell zur Bushaltestelle. Es gab eine Art von Busbahnhof, wie sie Lorain kannte, doch er war klein und ihre Haltestellen lagen mit der Rückwand der Bushaltehäuschen genau aneinander. So konnten sie noch zusammen warten. Lorains Bus kam zwei Minuten eher als der von Miriam, es wurde sich verabschiedet und dann verschwand schon bald die Freundin und auch die Stadt aus Lorains Augen. Sie fuhr heim und freute sich, dass sie so eine nette Bekanntschaft gemacht hatte. Zu Hause angekommen, stieg sie aus dem Bus, öffnete die Tür und ging schnurstraks in ihr Schlafzimmer. Dort war es gar kein Problem, ihre Errungenschaften einzuräumen. Daddy hatte ihr ein begehbares Ankleidezimmer direkt an ihr Schlafzimmer einrichten lassen. Es war noch nicht einmal halb voll, ließ also noch eine Menge Luft nach oben. Und Loraine brauchte den Platz! Zum Glück hatte sie erst ausgemistet, sonst wäre der Schrank sicher geplatzt. In ihrem Zimmer befand sich ein Fernseher und eine Couch, sie ließ sich auf das violette Polster fallen, griff ihren weißen Laptop und öffnete die Klappe. Der Bildschirm ging an und zeigte ihren Desktop, sofort öffnete sie ihr E-Mail Programm und speicherte die neue Adresse, samt Kontaktdaten. Etwas traurig registrierte Loraine, dass sie nicht eine neue Nachricht hatte und auch in ihren Chatprogrammen war keine ihrer alten Freundinnen anwesend. Dafür blinkte eine kleine Nachricht auf. "Mi-chan17 möchte mit ihnen befreundet sein. Wollen sie dies zulassen?", waren die knappen Worte und die Schülerin drückte auf "Ja". Sofort öffnete sich ein Chatfenster und Miriam meldete sich. Den Rest des Abends verbrachte sie damit, sich mit der Freundin zu unterhalten, natürlich kam auch heraus, dass sie in drei Tagen Geburtstag hatte und eigentlich feiern wollte. Miriam sagte sofort zu und die Beiden beschlossen, sich bei Loraine zu treffen und den Abend davor gemeinsam zu verbringen. Miriam würde selbstverständlich bei ihr übernachten, so viel stand fest! Punkt Zwölf klappte sie den Laoptop wieder zu, ihre Freundin wollte ebenso ins Bett gehen und dann lohnte es sich ja nicht mehr, noch im Internet zu bleiben, wenn nichts Spannendes zu sehen war. Am nächsten Morgen stieg sie gut gelaunt und erwartungsvoll in den Bus. Sie wartete geduldig, bis Arne einstieg und an ihr vorbei ging. Auch Heute grüßte sie mit einem freundlichen "Guten Morgen.", doch sie bekam wieder einmal keine Antwort. Die vier Doppelstunden vergingen wie im Flug, obwohl Miriam Loraine erklärte, dass sie Heute nicht ausgehen konnten, weil ihre Eltern etwas geplant hatten. Traurig stieg Loraine in den Bus. Sie hatten zwar lange Schule gehabt, dennoch war der Bus zum platzen voll. Der letzte freie Platz war – ausgerechnet – neben Arne. "Kann ich mich setzen?", fragte sie ihn, doch seine Antwort war ein Gebrummtes: "Na, wenn es sein muss.", unzufrieden ließ sie sich auf den Platz sinken und stellte den Rucksack auf ihre Knie. Eine Weile schwieg sie, dann sprach sie ihren Nebensitzer an. "Warum bist du eigentlich immer so abweisend?", fragte die Kleinere forschend und sah ihn leicht grimmig an. "Warum bist du immer so fröhlich?", fragte er zurück und sah sie mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Loraine seufzte und beschloss, es vorerst gut sein zu lassen. Irgendwann würde sie diese Nuss auch noch knacken! Der Abend war eher ruhig, im Fernsehen kam ein Krimi und um zehn Uhr kam ihre Mutter heim. Diese erklärte ihr, dass sie vorerst ein paar Monate allein hier bleiben müsse, da ihre Eltern leider viel zu viel zu tun hatten. Loraine kannte das Einsamsein bereits, abgeklärt nickte sie und war einverstanden, solange auf das Haus Acht zu geben. Sie hatten ebenso einen Balkon wie früher, immerhin war Loraines Schlafzimmer im ersten Stock und so konnte sie Abends noch die Nacht genießen. Die Schwarzhaarige lag auf einem Liegestuhl mit hellen Polstern, sah in den Himmel hinauf und zählte die Sterne. Hier und da ergaben ein paar von ihnen Bilder, die Loraine mit den Fingern nachfuhr. Diesen Anblick würde sie in der nächsten Kunststunde unbedingt aufmalen! Wie sie jedoch so in Gedanken versank, schlossen sich auch langsam ihre Augen und das Mädchen döste ein. Als sie wieder erwachte, war es Samstag Morgen. Es war noch warm und Loraine fror nicht, dafür saß nun ein merkwürdiger, schwarzer Hase auf ihrem Bauch. Er mümmelte da so vor sich hin und seine lieben, großen Augen glänzten ihr entgegen. "Was machst du denn hier?", fragte sie erstaunt, immerhin saß sie auf einem Balkon und Hasen konnten normal nicht fliegen! Doch natürlich bekam sie keine Antwort – wie auch? Sie nahm den Hasen auf die Arme und trug ihn in ihr Zimmer. Ihre Eltern waren ja nicht da und sie hatte schon immer ein Haustier haben wollen. Dieser Hase war wirklich niedlich, mit seinem schwarzen Fell und den blauen Augen. Er gefiel ihr und sie würde ihm noch Heute einen Käfig und alles Zubehör kaufen. Da fiel ihr ein, dass sie ja Morgen Geburtstag hatte! Sie betrachtete Blacky, wie sie den Hasen getauft hatte, einfach als verfrühtes Geburtstagsgeschenk. Der Tag verging ohne weitere kleine Wunder. Kein weiterer Hase tauchte einfach auf ihrem Balkon auf und auch sonst hielt sich die Natur zurück. Das Wetter war genial, sonnig, nicht zu warm und es wehte ein leichtes Lüftchen. Der perfekte Tag, für eine kleine Feier zu Zweit. Punkt Sieben klingelte Miriam und Loraine eilte zur Tür. Die Mädchen begrüßten sich mit Küsschen und der Gast war beeindruckt vom Haus, von der Einrichtung, einfach allem! Loraine hatte viele Teller voller Essen regelrecht herbei gezaubert. Miriam wusste bereits nach zwei Tellern nicht mehr, wo sie das alles hin essen sollte. Gemeinsam sahen sienach dem Essen einen Schnulzenfilm und sangen zusammen Karaoke. Dabei verging die Zeit wie im Flug und ehe sie sich versahen, war es 15 Minuten vor Zwölf. Eilig holte die Hausherrin Sekt, ihren Mümmelmann und sie zählten die verbliebenen Zehn Minuten bis zu Loraines Geburtstag. Als die Glocke der großen Standuhr das erste Mal schlug, stießen sie an, tranken und umarmten sich dann. Als jedoch der letzte Schlag verklungen war, begann Blacky plötzlich zu leuchten, wurde ein wenig größer und setzte sich demonstrativ auf die Hinterläufe. "Schon viel besser!", seine Stimme war hell und klar, dennoch waren beide Mädchen entsetzt. Sie brachten kein einziges Wort heraus, was Blacky nicht weiter zu interessieren schien. "Mein Name ist Vincent. Ich begrüße euch.", er sprach höflich und förmlich, so, als würde er diese Worte nicht zum ersten Mal sagen. Stop – er sprach tatsächlich? Sie hatten sich nicht verhört? "Loraine? Hast du den organisiert um mich zu erschrecken?", stammelte Miriam, doch die Angesprochene schüttelte nur ungläubig den Kopf. "Ladys.", fuhr der Hase dazwischen. "Ich habe eine Mission und wir verlieren den Zeitplan aus den Augen!", dieser Vincent war wirklich in Eile, er hoppelte im Kreis um sie herum und plötzlich begann der Hase auch noch eine Melodie zu sprechen. "Wir müssen uns beeilen! Sie warten schon!", na toll, panisch war er also auch noch. Loraine wollte gerade etwas sagen, als der Hase stoppte. "Sehr gut. Zwei auf einmal, wie hervorragend!", etwas schien ihn zu erfreuen, denn er klatschte, wenn man es so nennen konnte, drei Mal in die Hände. Ein grünes Licht erschien unter den Mädchen und Vincent trat näher zu ihnen. "Meine Lieben, es wird ein wenig weh tun, ist aber auch sofort wieder vorbei.", das waren nicht gerade die Worte, die man von einem sprechenden Hasen hören wollte. "Den Rest erfahrt ihr auf der anderen Seite!", gleich nach seinen Worten, tat sich ein großes Loch unter ihren Füßen auf, sog sie nach unten und Loraine verlor die Orientierung. Tatsächlich spürte sie einen stechenden Schmerz in ihrem Magen, ihre Ohren bauten einen Druck auf, der ihr das Gleichgewicht nahm. Drehend und fallend zugleich wurde sie durch dieses schwarze Loch gezogen, als sich plötzlich unter ihr ein weiteres grünes Leuchten bemerkbar machte. Dort lag also ihr Ziel? Als sie mit den Füßen das Licht berührte, öffnete sich erneut ein Loch, spie die Mädchen aus und sie landeten unsanft auf einem steinernen Boden. "Autsch!", maulte Loraine, rieb sich den Hintern und suchte nach Miriam. Sie lag nur eine Armlänge von ihr entfernt und hatte Tränen in den Augen. "Keine Angst.", flüsterte die Schwarzhaarige und ihre Freundin kroch zu ihr hinüber. Vincent saß vor ihnen, etwas erhöht. Und hinter ihm, auf einigen steinernen Treppenstufen, lagen Acht große Drachen! Wahrhaftige, lebendige Drachen! Einer von ihnen hatte die Augen geöffnet und sah achtlos auf sie herab. "Blacky! Wo sind wir hier?", fragte das Geburtstagskind ihren Hasen. Dieser hob eine Augenbraue und antwortete: "Mein Name, wie ich bereits erwähnte, ist Vincent!", er war wohl wirklich ein wenig beleidigt. Loraine nahm sich vor, den Namen in Erinnerung zu behalten. Doch ob dieser zickigen Worte, erhob plötzlich der Drache das Wort. Seine Stimme erklang direkt in Lorains Herzen und etwas sagte ihr, dass auch Miriam die Worte vernehmen konnte. "Vincent, beeile dich. Erkläre ihnen, warum sie hier sind!", befahl er und der Hase vor ihnen schreckte zusammen. "Sehr wohl, Sir.", murmelte er demütig. "Meine Lieben, ihr seid hier im Himmel. Im Himmel der Acht. Die Ruhestätte der Drachen. Ihr tragt womöglich einen kleinen Teil ihrer Seele in Euch und seid damit auserwählt, eure Welt vor der Dunkelheit zu bewahren!", Miriam fielen fast die Augen heraus, während Loraine mit festem Blick aufstand und sich vor Vincent aufbaute. "Und das entscheidest du so einfach? Warum sollten wir dir glauben?", es war jedoch nicht der Hase, der auf diese Worte antwortete, sondern der Drache. "Ihr braucht es noch nicht zu glauben. Wir müssen erst prüfen, ob der Hase uns die Richtigen gebracht hat.", donnerte seine Stimme in ihrem Kopf. "Prüfen?", fragte Loraine ungläubig. "Ja.", entgegnete Vincent. "Als die Erde geschaffen wurde, hat die Dunkelheit das erste Mal versucht, eure Welt zu zerstören. Diese acht Drachen hier, sind die Beschützer dieser Welt, sie verteidigten sie im ersten Krieg. Der Anführer der Dunkelheit jedoch verfluchte die Drachen, sie konnten fortan nicht länger unter Euch weilen.", fing Vincent an zu erklären. "Deswegen werden alle eintausend Jahre acht Jugendliche auserwählt, den Krieg auf ein Neues auszufechten.", schloss er bedeutungsschwer. Loraine stand der Mund offen und sie sah ungläubig von einem Drachen zum Nächsten. Das musste ein Traum sein! Sie kniff sich in den Arm und doch passierte Nichts! "Und wie sieht diese Prüfung aus?", fragte sie. "Wir testen euren Glauben, denn das ihr das Potenzial in euch tragt, hat bereits die Reise hier her bewiesen. Keiner ohne einen Teil der Seele könnte hier her gelangen, sein Körper würde die Reise hierher nicht überstehen.", der Drache hätte sie einfach sterben lassen? Wenn Vincent die Falschen erwischt hätte, wären sie jetzt bereits tot? Die Freundinnen klammerten sich aneinander, während der Drache leise einige Worte murmelte. "Der Anführer der Acht wird euch nun zu euren Prüfungen schicken.", mehr erklären wollte Vincent offenbar nicht, denn sofort leuchteten zwei Kreise unter den Mädchen auf. Lorains Kreis war silbern, während der unter Miriam blau leuchtete. Mit einem entsetzten Schrei fielen beide in das sich öffnende Loch. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)