Angst und andere Geheimnisse von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 4: ----------- Angst und andere Geheimnisse - Teil 4 Ich wusste nicht, wie lange wir aufeinander eingeschlagen hatten. Am Ende aber lagen wir beide erschöpft nebeneinander auf dem kalten Pflaster der Straße. Athos hatte kein Erbarmen gezeigt und ich auch nicht. Ich lag auf dem Rücken und hörte das schwere Atmen Athos' links von mir, während ich zum Himmel hinaufblickte. Die Nacht war rabenschwarz, wodurch man jedoch die hellen Sterne besonders gut sehen konnte. Es wäre eine Nacht gewesen, an die man sich hätte zurückerinnern können, wäre nicht die Schlägerei dazwischen gekommen. Athos und ich hatten kein Wort mehr miteinander gewechselt, doch es wurde nun Zeit dies zu ändern. Langsam stützte ich mich auf meinem Arm auf und sah auf den kraftlosen Körper neben mir. Bei jeder Bewegung, die ich tat, glaubte ich all meine Knochen einzeln zu spüren. Ich hoffte nur, dass wir uns gegenseitig nichts gebrochen hatten, aber ich glaubte daran, dass es wohl nicht so weit gekommen war, sonst hätte ich mich sicher nicht mehr bewegen können. Mir wurde bewusst, dass ich Athos noch nie so geschwächt gesehen hatte, wodurch ich lächeln musste. Es artete richtiggehend in herzhaftes Lachen aus, während ich mich mühsam erhob und nach Athos' Arm griff, um ihn mit mir hochzuziehen. "Wir sollten das wohl doch besser auf deine älteren Tage versuchen zu vermeiden...", schmunzelte ich und legte seinen Arm um meine Schultern, um ihn in mein Haus schleppen zu können. "Was... was willst du damit sagen? Glaubst du, dass ich schon zu alt dafür bin und man sich bereits um mich kümmern muss?", fragte Athos benommen, aber auch seine Stimme hatte jegliche Wut verloren. Ich legte leicht meinen Kopf zur Seite und lächelte "Na ja, ich jedenfalls kümmere mich gerade wirklich um dich, weil du es wahrscheinlich nicht allein von der Strasse geschafft hättest...", dabei kickte ich die Tür auf und schleppte Athos sofort zu dem Stuhl, der vor dem Kamin stand. Ich stellte mich vor ihn und erkannte, dass er noch nicht wirklich wahrzunehmen schien, was um ihn herum geschah. Und plötzlich rutschte er vom Stuhl "Oh Athos! Bitte brich' mir jetzt hier nicht zusammen!", rief ich noch, bevor ich ihn an den Schultern packte und er dadurch doch mehr oder weniger sanft zu Boden glitt. Er hatte wohl das Bewusstsein verloren. Männer! Eben doch das schwache Geschlecht, witzelte ich vor mir her und besorgte Decken, die ich vor dem Kamin ausbreitete und Athos darauf legte. Ich entzündete das Holz im Kamin und begann Wasser heiß zu machen. ******************************* Ich erschrak. Denn Athos saß plötzlich aufrecht vor mir. Es war gut eine Stunde vergangen, seit er bewusstlos vor meinem Kamin zusammengebrochen war. In dieser Zeit hatte ich ihn so gut ich eben konnte verarztet. Ich hatte dabei seine Uniformjacke und sein Hemd ausgezogen, um die Schürfwunden, welche er von unserem Kampf davongetragen hatte, mit heißem Wasser zu säubern. Jetzt saß er aufrecht vor mir und starrte mich an. "Ganz ruhig, Athos. Du befindest dich in meinem Haus. Es ist alles in Ordnung...", sagte ich, damit er sich schnell wieder zurecht fand. Und das tat er auch, denn als er mich endlich genau wahrnahm, musterte er mich vollständig. Und dann wurde mir bewusst, warum er mich so genau beobachtete, weil auch ich nur mein Unterhemd und Hose trug und dadurch auch etwas mehr zu Tage trat, als ich sonst immer vermeiden wollte. Ich war es nicht gewohnt, 'so' von ihm betrachtet zu werden, sodass ich verlegen auf meine Hände blickte. Doch schnell wurde meine Aufmerksamkeit wieder auf ihn gezogen, da er nun seine Schmerzen zu spüren schien und dabei die Augen schloss. "Ist okay... Ich fühle mich genauso wie du...denke ich", sprach ich ihm gut zu, wodurch er wieder in meine Augen sah "Es tut mir leid, es hätte nicht so weit kommen dürfen...". Ich nahm das nasse Tuch wieder zur Hand, was ich hatte fallen lassen und tauchte es wieder in die Schale voll heißem Wasser ein "Na ja, das war doch auch eine gute Art die Dinge zu lösen...", scherzte ich und erkannte, dass Athos' Blick traurig auf mir festlag "Nein, war es nicht...", meinte er weiterhin stur. Wir schwiegen eine Weile und ließen uns die letzten Ereignisse zwischen uns noch einmal durch den Kopf gehen. "Natürlich tut auch mir diese Schlägerei leid, zumal du schwerer verletzt zu sein scheinst als ich...", neckte ich ihn erneut, worauf er lächeln konnte. Es schien alles vergessen. Athos unterbrach wieder die aufkommende Stille "Ich bewundere dich, Aramis...", flüsterte er und versuchte zu erklären warum, als er meinen verstohlenen Gesichtsausdruck betrachtete "All die Jahre über konntest du herrlich deine wirkliche Herkunft uns gegenüber verheimlichen. Du hast gekämpft wie ein Mann und du hast gedacht wie ein Mann... Wie sollten wir uns jemals einbilden, dass du in Wirklichkeit keiner bist? Du strahlst Kraft und Mut aus und musst es aber schwer gehabt haben mit dieser Lüge zu leben, ...ich kann es jetzt verstehen... und daher bewundere ich dich...". Es machte mich glücklich, dass Athos mich nun endlich verstehen konnte und das zeigte ich ihm auch, indem ich ihm entgegenlächelte "Dreh dich bitte um..., ich hatte noch keine Gelegenheit die Kratzer auf deinem Rücken zu säubern...", nahm ich nun wieder meine Aufgabe in Angriff, welcher er bereitwillig folgte. Es lag ein Knistern in der Luft. Oder ich verwechselte es einfach mit dem Holz im Kamin, das laut versuchte gegen das Feuer anzukämpfen. Ich hatte Schmetterlinge im Bauch. Es war das gleiche Gefühl, dass ich damals in der Nähe von Francois empfunden hatte. Doch diesmal glaubte ich diese Gefühle intensiver zu spüren als damals oder es war einfach zu viel Zeit seitdem vergangen. Athos erweckte diese Leidenschaft wieder in mir. Er bewegte mich dazu, mich wieder als vollkommene Frau zu fühlen. Ich war ihm nahe. Bei dieser Erkenntnis begann ich leicht zu zittern. Ich war in diesem Moment froh darüber, dass er mit dem Rücken zu mir saß, so konnte er meine Unsicherheit nicht feststellen. Das hier war alles zu irrational. Athos saß mit nacktem Oberkörper vor meinem Kamin ganz nah bei mir mitten in der Nacht. Ich begehrte seinen Körper, obwohl dieser von Wunden übersäht war. Und das ganz allein meinetwegen. Ich berührte mit meinen Fingerspitzen leicht seine Schultern und sah dabei nicht, wie Athos bei diesem Gefühl genüsslich seine Augen schloss. Konzentriert versuchte ich seinen Rücken von Dreck und getrocknetem Blut zu befreien. Als ich damit fertig war, konnte man nur noch einige blaue Flecken und kleinere Kratzer sehen, die gar nicht mehr schlimm erschienen. "So...", verkündete ich freudig "du bist erlöst". Aus seinen Gedanken hochschreckend blickte er mir über seine Schulter entgegen "Danke". "Dein Hemd war vollkommen zerschlissen, wie auch deine Uniformjacke... Wenn du möchtest, kannst du eines meiner Hemden anziehen...", dabei legte ich das Tuch zurück in die Schale und stand auf. Doch Athos hielt mich plötzlich zurück "Warte! Ich werde heißes Wasser machen! Du hast auch Wunden auf dem Rücken! Ich sehe Blut...", erklärte er besorgt und nahm mir sofort die Schale aus der Hand. Er deutete mir, dass ich mich zurück auf die Decken setzen sollte, dabei war sein Blick so auffordernd, dass ich mich gar nicht wiedersetzen 'konnte'. ********************************* Ich konnte ihn nicht sehen. Vielleicht war das auch besser so, denn so konnte er wohl auch nicht meine auffälligen roten Wangen erkennen. Ich schien innerlich zu brennen, stets wenn ich seine Finger auf meiner Haut spüren konnte. Noch immer saßen wir gemeinsam auf den Decken vor dem Kamin. Athos hatte frisches Wasser heiß gemacht um meine Wunden zu säubern. Leise saß er hinter mir und nahm mit seinen beiden großen Händen meine Haare und strich sie mir langsam über die Schulter nach vorn, damit er meinen Rücken genau betrachten konnte. Ich selbst hatte mir das Hemd vorn ein wenig aufgeknöpft, damit ich meine Schultern leichter freilegen konnte. Ich spürte seinen musternden Blick auf mir. Was mochte er wohl gerade denken? Diese Frage beschäftigte mich so sehr, dass ich nicht bemerkte, wie Athos das feuchte Tuch in die Schale voll Wasser zurücklegte und sich näher zu mir setzte. Erst als er sich über meine Schultern zu mir vorbeugte und ich dabei seinen warmen gleichmäßigen Atem auf meiner entblößten Haut spürte, sodass ich erschauderte vor Begehren, erst dann wurde mir bewusst, wie nahe er mir in diesem Augenblick war. "Gewalt war die falsche Art, dir meine Gefühle zu zeigen...Aber ich hatte solch eine Angst, du würdest wirklich von hier fortgehen...Verzeih...", flüsterte er sanft in mein Ohr, wobei ich die Augen schließen musste, um dieses Geständnis tief in mich aufzunehmen "Welche Gefühle meinst du?", hatte ich das gerade wirklich laut gefragt? Ich hatte eigentlich angenommen gar keine Stimme mehr zu besitzen, aufgrund des Tempos, das mein Herz soeben zurücklegte. "Das Gefühl nur für dich da sein zu wollen, die Zeit mit dir zu verbringen, deinen Geist zu verstehen und deinen Körper zu begehren...", sprach Athos und ich glaubte mich erneut in einem Traum oder meiner Fantasie wiederzufinden. Aber ich wusste, es war keine Illusion, die aus meiner Vorstellungskraft resultierte, denn ich spürte seinen warmen Körper, der meinen Rücken zu umfangen schien. Und ich fühlte seine Hand, die fast unmerklich meinen Oberarm hinaufstrich, über meine Schulter bis hin über meinen Hals, bis sie schließlich auf meiner Wange ruhte und er mich somit aufforderte ihm in die Augen zu blicken. Dies war der Moment, der uns beide wieder verband. Der die Freundschaft wieder zwischen uns herstellte und uns sogar noch etwas tiefer in die Seele des andern blicken ließ. Ich ließ Athos meinen heimlichen Schmerz, den ich über Jahre hinweg leugnete erkennen, aber auch die Zuneigung die ich für ihn empfand. In seinen Augen hingegen konnte ich die deutliche Angst ausmachen, die er gespürt haben muss, als er erfahren hatte, dass ich Paris verlassen würde. Doch nun wandelte sich sein Blick und ich erkannte seine Leidenschaft, die ich ihn entfacht hatte. Mein Mund öffnete sich leicht, als ich erkannte, dass er nun auch noch seine zweite Hand an meine andere Wange legte. Er hatte die Absicht mich zu küssen und ich hatte eigentlich keinerlei Einwände dagegen. Ich klammerte mich an mein halb geöffnetes Hemd, als würde es mich vor der Ohnmacht bewahren. Wir beide schlossen unsere Augen und hörten auf einmal nur noch das Knistern des Kamins. Leicht berührten seine Lippen meinen Mund und ich musste bei dem Gefühl seines Bartes, der leicht meine Haut kratzte, lächeln. Wir küssten uns lang. Und bei Athos an Stärke ausstrahlendem Äußeren hätte ich mir nie vorstellen können, dass er so unendlich zärtlich sein konnte. Mein Hemd rutschte über meine Schultern, als wir zusammen auf die Decken unter uns zurücksanken. Und die Nacht wurde erfüllt von Leidenschaft und Sehnsucht nach dem Körper des anderen. In dieser Nacht schlief ich in seinen Armen ein, seit langer Zeit wieder zufrieden mit mir selbst und meiner Situation. Athos jedoch wachte all die Stunden über mich und versuchte einfach nur sich mein Gesicht mit all seinen Einzelheiten einzuprägen, wie er mir später einmal gestand. Auch er war zufrieden. Doch wir wussten, dass sich bald etwas ändern sollte, wenn nicht sogar musste. Denn ewig könnten wir diese Art von Beziehung nicht geheim halten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)