Reno von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 2: Eckige Löffel ------------------------ Ich nehme einen großen Schluck Kaffee. Endlich. Ich bin wieder in meinem Büro. Rude ist einfach zu wach für mich. Noch ein Schluck. Kippe. Schmeckt schon etwas besser als die Erste, wenn auch noch nicht gut. Der Computer fährt in der Zwischenzeit hoch, muss unbedingt die Mails checken. Wenn ich Glück habe, gibt’s heut keine Besprechung, bei der ich aufrecht sitzend, anwesend sein muss. Tock, Tock, Tock. Der Chocobo will einfach nicht aufhören, auf meinen Kopf rumzuhacken. Drecksvieh! Ah, wir sind endlich so weit, sehr schön. Schauen wir mal. „Konferenz 10:30 Uhr, Raum 32L04. Tseng.“ Wund-er-bar! Ich versteh nicht, warum Tseng die Raumnummer immer mitschickt. Jede unserer Besprechungen findet dort statt. 32. Stock, linker Korridor, Raum 4. Er könnte sich echt mal was Neues einfallen lassen. „Treffen uns am geheimen Ort. Parole: Der Wald hat sich verändert. Antwort: Es leben aber noch Eulen.“ Vielleicht schlag ich ihm das mal vor. 10:28 Uhr. Wenn ich mich beeil, schaff ich es noch pünktlich. Einen Versuch ist es wert. „Da Reno also auch beschlossen hat, unserer kleinen Besprechung beizuwohnen, können wir jetzt beginnen.“ Gaia! Tseng! Zwei Minuten und 30 Sekunden zu spät. Man kanns auch übertreiben. Musste eben noch fertig rauchen. „Wie euch allen bekannt sein dürfte,“ ein Blick in meine Richtung „findet in genau einer Woche die Jubiläumsfeier, zum einjährigen Bestehen des neuen ShinRa Konzerns, statt. Zu diesem Anlass werden sich nicht nur alle Mitarbeiter versammeln, sondern auch wichtige Persönlichkeiten und die Presse werden an den Feierlichkeiten teilnehmen. Ich muss nicht erwähnen, wie wichtig es also ist, pünktlich und entsprechend gekleidet bei dieser wichtigen Veranstaltung zu erscheinen.“ Ein weiter Blick. Ich habs verstanden, Dankeschön! „Es ist von unschätzbarer Bedeutung, dass ShinRa seinem neuen Ruf, als ein Konzern, der sich gänzlich von der alten ShinRa Inc. unterscheidet, gerecht wird. Reno. Deine Aufgabe wird es sein, an der Seite des Präsidenten zu sein und ihn vor jedweder Gefahr zu schützen. Elena und Rude. Ihr werdet alle Besucher im Auge behalten und jede Person, die euch verdächtig erscheint, observieren.“ „Und was machst du? Kümmerst dich, dass das Buffet nicht schlecht wird?“ frage ich. Ein kurzes Zucken des rechten Mundwinkels. Ungefährliche Mimik. Heißt lediglich, dass es ihn amüsiert. Glück gehabt. Bin noch nicht ganz auf der Höhe und kann meine klugen und unklugen Bemerkungen noch nicht steuern. „Ihr wisst um den Ruf, der den Turks anhaftet. Mord, Spionage und das Auslöschen ganzer Sektoren, ist ein Image, welches sich mit dem neuen ShinRa Konzern nicht vereinbaren lässt. Ich werde also hauptsächlich damit beschäftigt sein, der Presse Rede und Antwort zu stehen. Ist das in Ordnung für dich, Reno?“ Elender Zyniker. „War ja nur ne Frage.“ antworte ich schließlich. „Gut. Den genauen zeitlichen Ablauf der Veranstaltung, sowie eine detaillierte Gästeliste, werde ich euch im Laufe der Woche zusenden. Sollten Änderungen jedweder Art vorgenommen werden müssen, werden wir diese genauer, in einer dafür vorgesehenen Sitzung, besprechen. Das war alles für den Moment.“ Freiheit! Nichts wie weg, schnell in mein Büro verschwinden. Bin nicht in der Stimmung für Smalltalk. Ich nehme wieder auf meinem Bürostuhl Platz und mache mich daran den Kaffee auszutrinken. Mit eckigem Löffel. Keine Ahnung warum, aber mir schmeckt mein Kaffee eben nur mit Milch und eckigem Löffel. Ich mags irgendwie, dass er aussieht wie ne kleine Schaufel. Ein Klopfen. Nicht in meinem Kopf, sondern an der Tür. Bitte nicht! Ich hab so was von keine Lust. Erneutes Klopfen. „Hmm.“ Elena tritt ein. Sie verzieht das Gesicht. Das ist immer das Erste, was sie tut, wenn sie in mein Büro kommt. So is das halt mit den Nichtrauchern. Ich sage nichts, in der stillen Hoffnung, dass sie dann auch nichts sagt. „Reno.“ Hat nicht geklappt. „Reno?“ Ich schaue vom meiner Kaffeetasse zu ihr auf, um ihr zu zeigen, dass ich sie gehört hab. Sage aber immer noch nichts. „Reno, sag mal, was war denn gestern bei dir los? Ich meine, es ist nichts Neues das du dich betrinkst. Auch nicht, dass du mich betrunken anrufst oder mir SMS schickst. Aber gestern musst du ja ziemlich hinüber gewesen sein.“ Shiva! Shiva! Shiva! Warum nimmt mir nie jemand das Handy weg, wenn ich betrunken bin? „Wie schlimm wars? Wollte ich Sex?“ frage ich. „Sie waren nicht schlimm, eher witzig. Und nein, du wolltest keinen Sex.“ Sie reicht mir ihr Handy, vier SMS von Reno. 23:14 Uhr: „Geil! Leicht rollbaren Stuhl entdeckt. Rolle mich von einer Wand zur Anderen.“ 23:45 Uhr: „Ich wurde garede in eine spontane Bolognese verwicklet!“ 00:17 Uhr: „Wir haben Vreluste… Kauugmmi hat Ziel verehflt. Katze getroffen… frodere Veterinär an!“ 00:23 eine Nachricht von Elena an mich: „Hey, was machst du? Ich mach mir Sorgen!“ 00:44 Uhr meine Antwort: „Ihc gineeße den Boden.“ Bolognese?! Kaugummi – Katze – Veterinär? Gaia. Ich gebe Elena das Handy zurück. Keine Ahnung, was ich ihr sagen soll. Scheint aber so, als würde sie keine Antwort verlangen. Braves Mädchen. Jetzt wäre der Zeitpunkt gekommen, an dem sie – mit irgendeinem Kommentar – wieder gehen könnte. Sie macht allerdings keinerlei Anstalten. Sie scheint auf etwas zu warten. Nur was? Ich schaue sie an „Gibt’s noch was?“ „Die Frage wollte ich dir stellen. Gibt es noch irgendetwas?“ Häh? „Von meiner Seite nicht.“ „Wirklich gar nichts?“ Was, bei Ifrits Höllenfeuer, will die Frau von mir? „Nein. Nix.“ antworte ich ihr. Gaia, Frauen! Elenas Haltung verändert sich, sie stellt sich aufrecht hin und stützt die Hände in die Hüfte – kein gutes Zeichen. „Reno! Das glaub ich ja wohl nicht! Du hast tatsächlich keine Ahnung wovon ich spreche? Von Rude würde mich so ein Verhalten nicht wundern, aber von dir? Ich dachte wir sind Freunde! Dann will ich deinem Gedächtnis mal auf die Sprünge helfen, ich bin heute 24 geworden!“ Geburtstag! Natürlich! Die Blumen! Na klar, die hatte ich für sie bestellt! „‘Lena, tut mir leid. Aber ich habe deinen Geburtstag nicht vergessen. Ehrlich. Ich hab Blumen für dich zu Hause stehen, die das beweisen. Ich habs nur grad vergessen. Weißt du mein Morgen“, aber ich komme nicht mehr dazu, meinen Satz zu beenden. „Mir ist egal, wie dein Morgen war! Und was die Blumen angeht, da kannst du mir viel erzählen!“ Verdammt. Ab jetzt, gibt es für sie kein Halten mehr. Das Zeitfenster, in dem ich die Möglichkeit hatte, die anstehende Tirade abzuwenden, is vorbei. Das allein ist schon nervig genug. Das Schlimmste ist, dass ihre Stimme immer höher wird und sich überschlägt. Keine Ahnung, wie lang ich jetzt dieses schrille Gequieke ertragen muss, bis sie mich mit irgendeinem, völlig überflüssigen Abschlusskommentar, wieder in Ruhe lässt. 19 Minuten 23 Sekunden „Aber bitte. Glaub bloß nicht, dass ich auch nur einen Gedanken an deinen Geburtstag verschwenden werde!“ Sagts und geht. Ein großes Dankeschön, Elena! Jetzt hat der Chocobo auch noch ein paar Freunde zum Auf-dem-Kopf-rumpicken eingeladen. Vielen Dank! Mein Geburtstag. Was ein Schwachsinn. Sie kennt ihn nicht mal. Niemand kennt ihn. Als ich damals bei ShinRa eingestellt wurde, habe ich denen eine Lüge nach der Anderen aufgetischt. „Wo wurden Sie geboren?“ „Keine Ahnung, war zwar dabei, aber irgendwie nicht richtig anwesend. Beim nächsten Mal frag ich nach.“ „Sie haben also niemals jemanden danach gefragt? Weder Ihre Mutte, noch ihren Vater?“ „Nah.“ „Gut, können Sie mir die Namen Ihrer Eltern nennen?“ „Könnt ich.“ „Würden Sie es dann auch?“ „Nah.“ „Mr. Leonhart, ich fürchte so kommen wir nicht weiter. Sie müssen schon etwas kooperativer sein, wenn Sie eine Anstellung bei ShinRa anstreben.“ Mr. Leonhart – frei erfundener Name. „Ich versteh nur nicht, was das für eine Rolle spielt.“ Gelogen. Natürlich wusste ich, warum ShinRa so heiß auf die Informationen war. Sie wollten mich durchleuchten. Sehen welchen Dreck ich am Stecken habe, um mich gegebenenfalls zu erpressen und mich damit an den Konzern zu binden. Völlig überflüssig. Wäre nicht zu ShinRa gegangen, wenn ich nicht vorgehabt hätte, loyal zu sein. Ich wusste schon damals, wie mit Deserteuren verfahren wird. „ Von mir aus. Squall und Rinoa Leonhart. Sie is ne geborene Heartilly.“ Frei erfunden. „Haben Sie Geschwister?“ „Nah.“ Vielleicht ne Lüge. „Gut. Wo sind Sie aufgewachsen? Wo leben Sie momentan?“ „Bin in den Slums aufgewachsen. In welchem genau, kann ich Ihnen nicht sagen. Die sehen für mich alle gleich aus. Momentan habe ich keinen Wohnsitz, überall und nirgendwo.“ Lüge Nummer fünf. „Wo leben Ihre Eltern denn jetzt?“ „Sind tot.“ Vielleicht die Wahrheit. „Haben Sie irgendwelche Papiere, um sich auszuweisen?“ „Nah. Bekommt man in den Slums nicht zwingend.“ Wahr. „Können Sie mir ihr Geburtsdatum nennen?“ Welchen Tag haben wir heute? Den 12. November. Gehen wir ne Woche zurück. „5. November.“ „Oh, Sie kennen Ihren Geburtstag, aber nicht Ihren Geburtsort?“ Höre ich da, einen Hauch von Misstrauen? „Tja, wenn jedes Jahr, am selben Tag ne Torte auf dem Tisch steht.“ Lüge. „Natürlich. Eine letzte Frage, dann wären wir vorerst am Ende. Wie alt sind Sie?“ „15.“ Hab mich damals zwei Jahre jünger gemacht, konnte nicht schaden. Tja Elena, dann eben kein Geschenk zu meinem fiktiven Geburtstag. Kann ich mit leben. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)