Armageddon von UrrSharrador (Auch die Hoffnung stirbt irgendwann ... [Trailer online]) ================================================================================ Kapitel 5: Träume von Feuer und Angst ------------------------------------- Blut und Donner. Hereinbrechende Himmel, die Himmel standen in Flammen. Feurige Blitze zogen sich über das Firmament. Die Erde bebte. „Bringt euch in Sicherheit!“ Die Stimme gehörte Kakashi. Nein, sagte sie sich. So war es nicht. Die Erde tat sich auf, hunderte, tausende Raben flatterten daraus hervor, jeder davon mit einem menschlichen, schwarzweiß bemalten Gesicht. Krächzend und schnatternd umflogen sie Sakura, hackten mit ihren Schnäbeln auf sie ein, zerfetzten ihre Kleidung. Eine Hand stieß sie um, sie verlor das Gleichgewicht. „Ab heute gehörst du mir“, hörte sie eine Stimme nah an ihren Ohren flüstern. Sie spürten einen harten Kuss, doch aus den Lippen wuchsen scharfe Stacheln, fuhren in ihren Kiefer, schrammten kreischend über ihre Zähne, schmerzten. Sakura schrie auf. „Geh weg!“, schrie sie. „Ich bin jetzt mit deinem Bruder unterwegs!“ Zwei riesige Augen glühten vor ihr auf, rot leuchtende Sharingan. Ein Schatten fiel auf sie und Sakura sah, wie neben ihr Sasuke hockte, überdimensional groß, und nachdenklich auf einen der Kristalle starrte. „Wie bekomme ich sie auf?“, fragte er. Seine Stimme war verzerrt. „Es ist ganz einfach“, sagte der Chakra-Ninja, der ihn hatte töten wollen und der plötzlich neben ihm stand. „Du musst nur …“ Er blähte sich auf, explodierte von innen heraus, und der Himmel stürzte wieder auf Sakura herein. Schwarzer Regen traf hart und kalt ihre Stirn. „Verstehe“, sagte Sasuke. Der Kristall in seinen Händen wurde schwarz, zerbröckelte, wurde zu Sais Gesicht, zerbröckelte weiter, flog als Rabe davon. „Sakura“, sagte Itachis Stimme hinter ihr. Sie fuhr herum. Er war schwarzweiß geschminkt. Sie blinzelte, und er sah wieder normal aus. Groß wie ein Wagenrad hing die Jashin-Kette von seinem Hals. Ein Sharingan-Auge drehte sich in dem Dreieck des Symbols, öffnete und schloss sich mit einem schmatzenden Geräusch, starrte sie an. „Was willst du?“, hauchte Sakura. „Lass mich in Ruhe!“ „Du bist das Opfer“, sagte er und schwenkte einen Kelch in der Hand, einen Kelch voller Blut – ihrem Blut. Plötzlich lag sie nackt mit ausgestreckten Gliedern auf dem Steinaltar. Grunzende, haarige Ungeheuer umringten sie. Itachi warf sich auf sie. Seine Hände waren überall, auf Sakuras Brüsten, ihrem Bauch, zwischen ihren Beinen. Zwei große Rabenflügel wuchsen aus seinen Schultern, kitzelten ihre Haut. Die Ungeheuer humpelten auf ihren verkrüppelten Beinen heran, doch die schwarzen Schwingen wehten sie weg. Sakuras Handgelenke schmerzten, bluteten, von unsichtbaren Ketten wundgescheuert. Dann spürte sie Itachi, seine harten Stöße, seinen schweren Atem, und schrie, aber Rauch kratzte in ihrem Hals und ließ sie husten. Der Stein unter ihr wurde weicher, gleichzeitig stacheliger, und sie roch feuchtes Stroh. Dutzende Augenpaare beobachteten sie lüstern. Nur zwei waren unbeeindruckt. Ihr Besitzer schälte sich aus der Dunkelheit. Es war Sasuke. „Hilf mir!“, rief Sakura. „Du hast mich belogen“, sagte er. „Itachi war die ganze Zeit bei dir.“ „Sasuke! Ich hatte keine Wahl!“, schrie sie. Itachi war verschwunden, dafür schwebten Chakrakristalle über ihr wie eine glühende Wolke. Zwischen den Steinen ragten Kakashis Kopf und seine Arme und Beine heraus. Er war tot. „Ich werde sie öffnen“, sagte Sasuke. Seine Stimme war ein tiefes, kehliges Knurren. „Nicht!“, rief Sakura, aber da stürzten die Kristalle auch schon auf sie herunter, spießten sie auf, und sie sah wieder den einstürzenden Himmel, über den blaue Windböen wehten … Und wachte auf. „Seid Ihr sicher, dass wir sie nicht suchen sollen?“, fragte Fukita. „Wie oft soll ich es dir noch sagen?“, fragte Itachi ruhig, während er schwungvoll mit einer zerfledderten Feder auf einem Pergament eine Nachricht schrieb. „Sie ist nicht die Jungfrau aus dem Donner, sie hat keinen Wert für uns.“ „Aber sie hat unsere Wachen getötet! Gute Männer!“, begehrte Fukita auf. „Nein“, sagte Itachi sofort. Seine Augen wanderten noch einmal über das Papier, ehe er seine Unterschrift darunter setzte. Es war lange her, seit er irgendwo unterschrieben hatte … „Die Leichen tragen die Handschrift von jemand anderem.“ „Trotzdem …“ „Ich bin sicher, Jashin wird sich an ihrem Sterben erfreut haben“, unterbrach ihn Itachi. „Wie Ihr meint. Ich sage den Boten, sie sollen trotzdem die Augen offenhalten“, brummte Fukita. Itachi mochte den Mann nicht. Er war stur und besserwisserisch. „Wo du von Boten sprichst“, sagte er, „hat man Überlebende gefunden?“ Er hatte herausgefunden, dass nicht nur die Menschen, die sich zum Zeitpunkt der Katastrophe unter Tage befunden hatten, überlebt hatten. Der Chakrasturm war an einigen Stellen nicht so zerstörerisch gewesen. Er hatte aus kleinen Wirbeln bestanden, die einen sofort getötet hatten, zwischen den Wirbeln hatte man jedoch überleben können. Mit seinen Sharingan war es ihm möglich gewesen, sich in Sicherheit zu halten, auch wenn es seinem Gefühl nach eine Ewigkeit gedauert hatte, bis das Erkennen und Ausweichen vorbei gewesen war. Wenn ein gewöhnlicher Mensch, ohne Sharingan, Glück gehabt hätte, eine ganze Menge Glück, hätte er durch den Sturm rennen können, ohne von einem der vernichtenden Wirbel erwischt zu werden. Dann hätte er zumindest überlebt, auch wenn sein Zustand trotzdem schlimm gewesen wäre. „Oh ja. Viele Meilen im Norden in einem Sumpfgebiet gibt es noch ein paar Ninjas. Wir haben ihnen die Botschaft überbracht.“ Fukita stützte sich auf den Schreibtisch. „Gesandter, das sind Ungläubige. Wenn wir schon mit ihnen zu tun haben wollen, sollten wir ihnen die Kristalle einfach verkaufen.“ Itachi musterte ihn so lange aus seinen Sharingan, dass Fukita nervös auf der Stelle zu treten begann. „Stellst du meine Entscheidung – nein, die Entscheidung Jashins in Frage?“ „Selbstverständlich nicht“, sagte der Mann so schnell, dass er sich verhaspelte. „Unsere Leute können gar nicht so vorsichtig sein, dass die Ninjas nicht herausbekommen, woher sie kommen. Es ist besser, wenn wir sie direkt einladen, an unserer Siedlung mitzuarbeiten, als sie praktisch herauszufordern, sich einfach die Minen unter den Nagel zu reißen.“ „Ich entschuldige mich“, sagte Fukita und neigte demütig das Haupt. „Wie sieht es mit meinen … Ordensbrüdern aus? Habt ihr einen anderen Priester gefunden?“ „Nein, Gesandter. Da war niemand, der Euren Jashin-Mantel trug.“ „Verstehe.“ Itachi fiel es schwer zu glauben, dass er als einziger der Akatsuki überlebt haben sollte. Aber selbst das beste Verteidigungsjutsu versagte, wenn es kein Chakra mehr gab, von dem es zehren konnte. Allerdings gab es noch eine große Unbekannte in dieser Rechnung. Uchiha Madara besaß auch das Sharingan. Itachi glaubte nicht, dass ihn der Sturm vernichtet hatte, aber er wusste auch nicht, wie dessen Pläne nun aussahen. Er konnte sich zu einem Problem oder zu einem Verbündeten entwickeln, je nachdem – falls er wieder auftauchen sollte. „Hohepriester … Ihr sagtet, es hätte mehrere Priester gegeben … Dennoch scheint der große Jashin ihr Blut gefordert zu haben, aber Eures nicht. Darf ich fragen, wieso?“ „Nein. Geh jetzt.“ „Jawohl, Gesandter.“ Fukita verbeugte sich, setzte seinen Reisbauernhut auf und verließ die Höhle. Itachi rollte den Brief zusammen und ließ ihn in seinem Ärmel verschwinden. Er war für die Boten, die er nach Sunagakure schicken wollte, um die Lage dort zu erkunden. Dann löschte er die Kerzen, die blau und orangegelb auf seinem Schreibtisch flackerten, und starrte in die Dunkelheit. Wie immer, wenn es um ihn herum finster war, sprang plötzlich Sakura in seine Gedanken. Er wollte nicht wissen, warum das so war. Seinen Leuten hatte er verboten, sie zu suchen. Er würde sie selbst suchen, wenn seine Anwesenheit entbehrlich war. Das Erwachen war eine schmerzvolle, heftige Erfahrung. Sie schrie nicht mehr, denn nur im Traum hatte sie die Kraft dazu gehabt. Sie öffnete einfach abrupt die Augen, sodass das grelle Licht ihren Kopf mit Schmerz durchspülte und den Albtraum fortwusch. Irgendwo neben ihr rauschte Wasser, doch sie war zu benommen, um die genaue Richtung festzustellen und den Kopf drehen konnte sie praktisch nicht. Über ihr war etwas Grünes zu sehen, dahinter Blau und Weiß. Es dauerte eine Weile, ehe sie bemerkte, dass Wolken über den Himmel zogen und sie sich in einem Wald befand. Sie lag auf etwas Weichem, aber Stacheligem … Stroh? Die Erinnerung ließ sie zusammenzucken und verknotete ihren Hals. Eine Schmerzwelle, die aus der Bewegung entstand, rollte durch ihren kalten Körper und ließ sie stöhnen. Ruhig, sagte sie sich. Es ist vorbei. Du bist woanders. Dennoch war es schwer, ihren Atem zu beruhigen. „Bist du wach?“, fragte eine Stimme. Es dauerte einen Moment, bis sie sie einordnen konnte. Unter großer Anstrengung wandte sie den Kopf. Sasuke saß drei Meter entfernt auf einem flachen Felsen, der in einen schnellen Fluss ragte. Auf Stöcke gespießt steckten fünf kleine, zerfetzte Fische über den glimmenden Überresten eines heruntergebrannten Lagerfeuers. Nein … diese Farbe … rot glühend wie seine Augen … und der Geruch nach Rauch, wie sein Mantel. Sakura stöhnte auf, kniff die Augen zusammen und krümmte sich. Seine Hände, überall … Schmerz, Blicke, Wut, Scham, Angst … „Neiiiin“, stöhnte sie durch die zusammengebissenen Zähne. Bilder stürzten auf ihr benebeltes Bewusstsein ein, aus ihren Erinnerungen, aus ihrem Traum, alles vermischte sich. Sie wollte kämpfen, alles in ihr schrie danach, die Fäuste zu erheben und mit der Kraft ihres Chakras Itachi zu Staub zu zermalmen … Sie kam erst zu sich, als sie jemand an der Schulter rüttelte. „Sakura, was ist? Sakura.“ Der Klang seine Stimme, wie er ihren Namen sagte, ließ sie die Augen aufschlagen. Sie sah in Sasukes Gesicht. Nicht Itachi, Sasuke. Sie war in Sicherheit. „Es geht schon …“, murmelte sie. „Ich hatte einen … Albtraum.“ Er wirkte nicht überzeugt, aber sie sah etwas in seinen Augen, das sie am allerwenigsten von ihm erwartet hatte: Sorge. Oder war es vielleicht doch nur simple Unbehaglichkeit? „Du hast Fieber“, sagte er. „Ich fühle mich kalt“, murmelte Sakura und unterdrückte ein Zittern, schlang die Arme um ihren Körper. Die grobe Arbeiterkleidung war von ihrem Schweiß durchnässt und klamm geworden. Sasuke schien mit sich zu ringen, dann zog er seinen dunklen Mantel aus und reichte ihn ihr, ohne sie anzusehen. „Hier“, sagte er. Sakura starrte ihn ungläubig an, dann lächelte sie. „Danke.“ „Jetzt nimm schon.“ Während sie sich in den Mantel einwickelte, so gut es ging, ohne sich viel zu bewegen – es half nicht wirklich gegen die nasse Kühle –, ging er zum Feuer und bückte sich. Sakura musste kurz das Bewusstsein verloren haben, denn plötzlich hockte er direkt vor ihr, zwei der Spieße in der Hand. „Hier, iss. Du musst zu Kräften kommen.“ „Das ist nett von dir“, murmelte Sakura. „Unsinn“, sagte er sofort. „Du hast mir noch nicht gesagt, was ich wissen will. Ich brauche dich lebend. Und bei Kräften.“ Sakura tat, als hätte sie nichts gehört, und starrte den Fisch an. Er war klein und seine Haut an vielen Stellen aufgerissen und ein wenig angekokelt. Sie hatte keinen Hunger. Ihr Magen schien einfach nicht mehr vorhanden zu sein. „Hast du die gefangen?“, fragte sie. Ihre Mandeln schmerzten, als sie versuchte, ein wenig lauter zu sprechen. „Nein. Sie lagen tot am Ufer. Der Sturm muss sie erwischt haben.“ Sasuke biss herzhaft in seinen Fisch hinein und riss die Hälfte des Rückens herunter, sodass bleiche Gräten sichtbar wurden. „Keine Sorge“, sagte er kauend, „das viele Chakra hat sie anscheinend konserviert. Sie schmecken wie frisch gefangen.“ Appetitlos knabberte Sakura an ihrem Fisch. Schweigend aßen sie. Sakura schaffte nur die Hälfte, dann konnte sie nicht mehr, obwohl kaum etwas an dem Tier dran gewesen war. Sasuke reichte ihr den Wasserschlauch, sah dann aber ein, dass sie sich selbst nicht aufrichten konnte, um zu trinken. Unbeholfen kniete er sich neben sie, hob mit einer Hand ihren Oberkörper an und flößte ihr mit der anderen Wasser ein. Sie war von der Berührung wie paralysiert und sah ihn groß an. War das nun der Sasuke, den sie die ganze Zeit zu finden und zurückzubringen versucht hatten? Oder der Sasuke, den sie in Konoha gekannte hatte? Oder … Sie wurde schläfrig, und er sah es ihr an. „Schon gut“, murmelte er, als hätte er in ihr schlechtes Gewissen geblickt. „Schlaf nur. Ich halte Wache.“ Dabei waren seine Augenringe tiefschwarz und sein Gesicht hatte einen blassen Grauton angenommen! „Nein“, wehrte sich Sakura. „Du musst auch … Ein paar Stunden schaffe ich …“ „Du sollst schlafen“, sagte Sasuke schärfer. Sakura sah ihn noch einen Moment trotzig an, dann seufzte sie und glitt in einen unruhigen Dämmerzustand über. Wenige Minuten schreckte sie mit einem Aufschrei wieder hoch. Die Albträume waren zurückgekehrt, noch schlimmer als zuvor. Sasuke saß nun wieder auf seinem Felsen und sah sie fragend an. Sakura schloss die Augen und zwang sich, wieder einzuschlafen, aber da waren sie wieder, lange Finger, die sich nach ihr ausstreckten, ihr eigenes Spiegelbild, das vom Chakrasturm verbrannt und aufgelöst wurde … Wieder schlug sie die Augen mit einem erstickten Keuchen auf. „Was hast du?“ Sasuke klang kühl, aber nicht genervt, das beruhigte sie etwas. Mittlerweile atmete sie wie nach einem Dauerlauf. „Ich … kann nicht schlafen. Ich … Albträume“, brachte sie hervor. Sasukes Gesichtsausdruck änderte sich nicht. „Ohne Schlaf wirst du nicht gesund.“ Sie schnitt eine gequälte Grimasse. Da kam Sasuke plötzlich so nah an ihr Gesicht, dass sie erschrocken zurückzuckte. „W-was ist?“ Die Kälte verschwand, zumindest in ihren Wangen, und in ihrer Brust glomm ebenfalls etwas Warmes auf. „Sieh mir in die Augen“, sagte er. „Ich helfe dir beim Einschlafen.“ Sieh mich an. Sieh mir in die Augen. Itachis Worte, als er ihr die Unschuld gestohlen hatte. „Nein!“, kreischte sie und mit einer Kraft, die sie selbst nicht erwartet hatte, stieß sie Sasuke von sich fort. Er stolperte rückwärts und landete platschend im Fluss. Knurrend arbeitete er sich hoch. Sakura biss die Zähne zusammen und schlug die Augen nieder. „Tut mir leid“, hauchte sie erstickt. Tränen fanden ihren Weg über ihre Wangen. Schluchzend presste sie sich die Hand vor den Mund. Er baute sich vor ihr auf, sah auf sie hinab, doch er schien höchstens verwirrt, nicht wütend. Seine Hosen und ein Teil seines schwarzen, ärmellosen Hemdes waren triefend nass. „Bitte … versuchen wir es nochmal“, murmelte Sakura kleinlaut. Sasuke schüttelte seufzend den Kopf, ging aber wieder vor ihr in die Knie. Diesmal hielt er etwas Abstand, aber ihr Herz klopfte dennoch schneller, als er sie aus dieser Nähe unverwandt ansah. Aber es war keine Furcht, die sie spürte, sondern etwas … anderes, etwas, das ihr benebelter Verstand nicht richtig einordnen konnte. Und dann sah sie, wie seine dunklen Augen sich veränderten, langsam, wie sie Stück für Stück rot wurden, aber es war immer noch Sasuke, sagte sie sich, immer noch er. Er konnte seine Sharingan noch einsetzen, konnte noch Genjutsus benutzen. Hatte er noch Chakra übrig? Ein letztes Bisschen? Er opferte es für sie? Als sein Blick starr wurde, fühlte sich Sakura, als würde ihr Kopf leergefegt werden. Sie atmete tief aus und merkte nicht einmal, wie sie einschlief. Als sie das nächste Mal erwachte, fühlte sie sich tatsächlich besser. Sie hatte diesmal nichts geträumt. Es war Nacht, Sterne standen am Himmel, blickten wissend auf die Welt hinab. Das Lagerfeuer brannte wieder, Sasuke starrte stumm in die Flammen. Er war immer noch da … Er hätte sie auch einfach zurücklassen können. Aber nein, was machte sie sich etwas vor: Er wollte nur die Kristalle. „Wie fühlst du dich?“, fragte er, ohne in ihre Richtung zu sehen, hatte wohl ihre Bewegungen oder ihren veränderten Atem gehört. Sakura war überrascht, dass sie es sogar schaffte, sich aufzurichten, und noch überraschter, als es ihr gelang, auf allen Vieren zum Feuer zu kriechen und sich neben ihn zu setzen. Trotz seines Umhangs fröstelte sie. Sasuke streckte die Hand nach ihrer Stirn aus und sie zuckte unter der Berührung, aber er ignorierte es. „Immer noch Fieber“, murmelte er. „Tut mir leid“, sagte sie leise. „Wofür entschuldigst du dich?“ „Für … alles.“ Sakura wich seinem Blick aus. Es war immer noch wie ein Traum, hier mit ihm am Feuer zu sitzen, nachdem er so lange nichts von ihr hatte wissen wollen. Er war in vielerlei Hinsicht der Ritter auf dem prächtigen Schimmel gewesen, hatte sie aus der Hölle befreit und kümmerte sich nun sogar um sie, und sie dankte es ihm, indem sie ihm die Sache mit Itachi vorenthielt und ihn mit den Kristallen erpresste … Aber könnte sie ihm denn trauen? Die Kristalle waren vielleicht alles, was ihn interessierte … Trotzdem fragte er sie nicht danach, obwohl sie schon wieder einigermaßen fit war. „Wie lange hab ich geschlafen?“ „Fast zwei Tage“, sagte Sasuke und stocherte mit einem Stock in den Flammen herum. Er wirkte abwesend, aber vielleicht lag das an den Flammen, die auf seinem Gesicht tanzten. „Bevor du fragst, ich war nicht die ganze Zeit wach. Aber unsere Verfolger haben uns nicht gefunden.“ Sakura horchte auf. „Wir haben Verfolger?“ Warum war sie eigentlich überrascht? Ab heute gehört sie mir. Er zuckte mit den Achseln. „Es sind Leute aus der Mine in der Nähe gewesen. Ich habe sie aus der Ferne gesehen. Sie sind nach Südwesten gegangen, ein ganzer Zug von ihnen, mit zwei großen Karren. Vielleicht haben sie uns gesucht, vielleicht auch nicht.“ Ein Karren wie der, auf den sie Sakura gekettet hatten? „Das ist meine Schuld. Wenn du alleine wärst, wärst du schon viel weiter. Nein, wenn du alleine wärst, würden sie dich gar nicht erst suchen.“ Sein Mundwinkel zuckte. „Die haben mehr Grund, mich zu jagen, als dich.“ Er sah sie eindringlich an. „Sag mir die Wahrheit. Wenn sie uns finden, werde ich kaum vorgeben können, dass du meine Geisel bist, oder? Sie haben dich gefangen gehalten.“ Sakura nickte peinlich berührt. Sie glaubte zwar, es ihm bereits gesagt zu haben, aber trotzdem war es ihr unangenehm. Er musste sich doch fragen, warum ausgerechnet sie bei ihnen gelandet war … Und wenn er von selbst schon auf die Wahrheit gekommen war, auf die ganze, dunkle Wahrheit? Sie würde vor Scham im Boden versinken wollen. „Dort, wo wir Halt gemacht haben … Warst du dort mit Kakashi?“ Er hatte zwei und zwei zusammengezählt. Sie schluckte. Tränen wollten sich in ihren Augen sammeln, doch sie zwang sie zurück. Mit belegter Stimme sagte sie: „Er hat mich vor dem Chakrasturm gerettet, aber er wurde selbst schwer getroffen. Ich hab versucht, mich um ihn zu kümmern, aber dann haben mich diese Typen entführt.“ Sie blinzelte. Die Tränen liefen ihr über die Wangen. Hatte sie sie nicht mit aller Kraft zurückgehalten? Offenbar wollte sie ihr Körper unbedingt vor Sasuke bloßstellen und sie wieder in das kleine, ängstliche, verweinte Mädchen zurückverwandeln, das sie früher einmal gewesen war. „Warum haben sie das getan? Wollten sie dich bloß als Arbeitskraft?“ Sakura biss die Kiefer aufeinander. Eine Weile antwortete sie nicht, aber wenigstens darüber wollte sie nicht lügen. „Nein … Sie dachten, ich hätte etwas mit einer Prophezeiung von Jashin zu tun.“ „Tatsächlich?“ Er hob die Augenbrauen. „Sie haben geglaubt, ich wäre … auserwählt, um ihm geopfert zu werden. Aber dann haben sie ihre Meinung geändert und mich zum Arbeiten eingeteilt.“ Sie rückte näher an das Feuer heran, zog sich seinen Mantel enger um die Schultern. Immer noch war ihr kalt. Strömte das Feuer überhaupt Hitze aus? Oder hatte der Sturm sogar dieses Naturgesetz umgekrempelt? Eine Weile schwiegen sie beide. Schließlich stand Sasuke auf. „Du solltest dich wieder hinlegen. Ich versuche, im Wald etwas zu essen zu finden.“ Erst jetzt schienen ihm die Tränen aufzufallen, die glitzernd an ihren Wangen hinabliefen. „Was hast du?“ Sakura zuckte zusammen, bemerkte erst jetzt, dass sie immer noch weinte. Hastig fuhr die sich mit dem Handrücken über die Augen. „Nichts … Es ist nur …“ Bitter seufzend ließ sie die Hand sinken und starrte in die tanzenden Flammen. Wie eine Sturmflut brach es aus ihr heraus. „Sogar jetzt, wo die Welt untergegangen ist, bin ich nur eine Last für alle! Weil Kakashi-sensei mich gerettet hat, wurde er verletzt. Weil ich mich von diesen Kerlen entführen hab lassen, ist er gestorben. Und jetzt hast du mich am Hals, ich bin krank und wehrlos und das alles, wo sie doch hinter uns her sind …“ Die Tränen wurden immer mehr, aber sie hatte keine Lust mehr, sie zurückzuhalten. Sie hätte jetzt am liebsten alles in die Flammen geschrien, in diesem Moment hätte sie beinahe erzählt, was in den Minen mit ihr geschehen war, aber sie hielt sich im letzten Augenblick zurück. Wenn sie ihm von Itachi erzählte, würde er sie mit Sicherheit ihrem Schicksal überlassen. Und das wollte sie nicht. Mehr noch als gesund zu werden wollte sie, dass er sie nicht verließ. Nicht schon wieder. Sie spürte Sasukes Blicke in ihrem Nacken, wünschte sich, sie könnte seine Gedanken lesen. Da sagte er: „Wenn du eine Last wärst, hätte ich dich schon zurückgelassen.“ Sakura kniff schluchzend die Augen zusammen, während er im Wald verschwand. Die nächsten Tage ging es ihr immer besser. Sie war immer noch erstaunt, wie aufopfernd Sasuke sich um sie kümmerte. Fürchtete er, sie könnte ihn wegen der Kristalle anlügen, absichtlich oder im Delirium? Dass das Chakra in ihnen beim kleinsten Fehler verloren wäre? Drei Tage lagerten sie am Ufer des Flusses, einmal sah Sasuke noch die Spuren eines Erkundungstrupps. Das Fieber ging jedoch nicht ganz weg, und sie brauchte immer noch seine Hilfe, um einschlafen zu können, auch wenn neuerdings seine normalen Augen ausreichten, wenn sie nur tief genug hineinsah. Ihn sah sie nie schlafen, obwohl er behauptete, dass er es tat, und auch nicht mehr so erschöpft aussah. Am dritten Tag bot Sakura an, Sasukes Mantel auszuwaschen. Falls ihre Krankheit ansteckend war, würde es zwar nicht wirklich etwas nutzen, da sie die ganze Zeit über aus demselben Wasserschlauch getrunken hatten, aber wie ihre eigene Kleidung hatte sie auch den Umhang vollgeschwitzt und das war ihr peinlich. Als er ihn wieder anzog, sagte Sakura zögerlich: „Sasuke, ich wollte dir danken … dafür, dass du mich gesund gepflegt hast.“ „Du bist von alleine wieder gesund geworden“, sagte er abweisend. Sakura sah auf ihre Fußspitzen und biss sich auf die Lippen. „Hör mal, ich weiß, es ist egoistisch, aber … bevor wir die Kristalle auflösen, habe ich noch eine Bitte. Kannst du mich nach Konoha bringen?“ Er sah sie lange mit undeutbarem Blick an. „Wenn du unbedingt willst, bringe ich dich hin“, sagte er schließlich. „Aber es wird dir nicht gefallen, was du dort siehst.“ „Wie meinst du das?“ Ihr Herz schlug plötzlich schneller. Hitze wallte in ihr auf, keine Ausgeburt des Fiebers, sondern die Angst vor seinen nächsten Worten. „Was denkst du denn? Konoha liegt in Trümmern.“ ========================= Das war's auch schon wieder. Hat immer noch nicht die Länge erreicht, die ich will, aber es ist immerhin länger als das letzte^^ Was kann ich noch sagen? Ich mag solche Traumszenen total^^ Hoffe, sie war auch schön stimmig und verworren, wie Träume es eben gerne sind. Ich glaube, man sieht vorerst auch gut, wie die Erlebnisse in der Mine Sakura geprägt haben. Ich hoffe, dass es außerdem In-Character war. Bei der Gelegenheit (und weil ich ja jemand bin, der gern Kreuzverweise zu all seinen FFs macht^^) will ich ein wenig Schleichwerbung machen, für eine andere FF von mir, ebenfalls Sakura-centric und Darkfic, aber in einer anderen Richtung und mit anderen Pairings. Wenn ihr Lust habt, schaut mal rein, einige von euch kennen sie ja schon: http://animexx.onlinewelten.com/fanfiction/autor/466454/277265/ Einen Trailer gibt es übrigens auch dazu. Apropos Trailer: Zu Armageddon werde ich auch noch einen Trailer basteln. Ich kann noch nicht sagen, wann ich dazu komme, aber ich will unbedingt einen machen :) Bis zum nächsten Kapitel also! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)