Castles in the Sky von abgemeldet (Erstes Aufeinandertreffen der Zwillinge) ================================================================================ Kapitel 12: Gefährlich? ----------------------- „Weißt du eigentlich was du da sagst?“ fragte ich Tom dann doch etwas fassungslos, und registrierte, dass dieser nickte. Also hatte er laut eigener Einschätzung noch alle Latten am Zaun. Ich bezweifelte das gerade etwas. „Unter normalen Umständen würde ich dich vermutlich irgendwo versenken, aber normal sind wir Beide sowieso nicht“ kams von Tom zurück. Und so leid es mir tat, ich musste ihm in der Hinsicht recht geben. Trotzdem zweifelte ich etwas an seinem Verstand. „Mal abgesehen davon hab ich ja auch kein Problem damit dich anzufassen oder?“ fragte er dann belustigt und ich murrte nur. Nein das hatte er anscheinend definitiv nicht. Wenn ich so darüber nachdachte, hatten Tom und ich in den letzten Tagen ziemlich viel Körperkontakt gehalten. Das war mir so gar nicht aufgefallen. Ich seufzte und ließ mein Gesicht wieder ins Kissen sinken. Tom war meiner Ansicht nach der seltsamste Hopper der auf der ganzen Welt existierte. Und irgendwie war das auch gut so. „Ich hab mir ja eigentlich vorgenommen dich zu hassen. Aber irgendwie funktionierte das nicht so wirklich.“ kams von ihm und ich grinste ins Kissen. Genau so war es bei mir ja auch gewesen. Ich wollte ihn hier nicht haben, wollte ihn hassen, und so schnell wie möglich los werden. Doch Tom mit seiner etwas seltsamen und schrägen Art, die meiner fast komplett glich, hatte das unmöglich gemacht. Ich drehte meinen Kopf um Tom ansehen zu können, der seine Hände studierte. Das machte er anscheinend ziemlich gern, wenn ich so darüber nachdachte. Vermutlich genauso eine blöde Angewohnheit, wie wenn ich an meinen Ringen rumfummelte wenn ich nervös war. Ich streckte meinen Arm aus und fuhr Tom kurz über den Oberarm um seine Aufmerksamkeit zu bekommen, was auch funktionierte. Er sah mich an und ich sah zurück, ehe ich eine Augenbraue hob als seine Hand auf mich zukam, um mir durch die Haare zu streichen. „Mir graut es richtig vor morgen“ kams dann von ihm und ich musste leise lachen. Konnte ich mir nur zu gut vorstellen. Eine neue Schule war sicher nicht leicht. Tom verkroch sich unter die Decke und schaltete das Licht aus, nachdem er seinen Handywecker gestellt hatte. Ich blieb eine Weile so liegen und überlegte mir ob ich ihm überhaupt was aufmunterndes sagen konnte. Am Ende kam ich zu dem Schluss: nein. Ich ging selber nicht gern auf diese Schule, einfach weil sie von Idioten bevölkert war. „Wie ist die Schule so?“ kam die Frage leise von meinem Zwilling und ich schwieg eine Weile. Wie konnte man die Schule am Besten beschreiben? „Na ja...es gibt haufenweise Idioten, nen Raucherhof, die Lehrer sind beknackt und ich hab sowieso die meiste Zeit Stress wegen meinem Aussehen“ versuchte ich dann alles möglichst kurz zusammen zu fassen. Ich spürte wie sich die Matratze bewegte, da Tom sich anscheinend zu mir umgedreht hatte um mich anzusehen. Falls er im Dunkeln überhaupt etwas erkennen konnte. Ich nämlich nicht. „Was für Stress?“ kam die Frage und ich schwieg wieder. Meine Schulzeit war eigentlich die Hölle. Natürlich könnte ich dem entgegenwirken indem ich mich normal anzog und mich nicht mehr schminkte. Aber ich sah nicht im geringsten ein, warum ich mich ändern sollte, nur weil die Anderen lieber nach dem Aussehen gingen als nach dem Menschen selbst. Die meisten von diesen Idioten kannten mich noch nicht mal richtig, sondern nur vom sehen. „Das Übliche halt. Beschimpfungen, mein Zeug verschwindet, ab und zu werd ich auch mal mit irgendwas beworfen, irgendwelche Flüssigkeiten in meiner Tasche, Bälle am Kopf beim Sport. Den normalen Stress halt“ antwortete ich dann einfach. Für mich war der einfach normal. Ich kannte es nicht anders, einfach weil es schon immer so gewesen war. Und mittlerweile war ich so daran gewöhnt, dass ich nicht mehr los heulte so wie noch in der 5. Klasse. Von meinem Zwilling kam erst mal nichts, und ich dachte schon er wäre eingeschlafen. Das Thema war aber auch nicht besonders spannend. Kurz darauf wurde ich eines Besseren belehrt, als sich ein Arm um mich legte und Tom mich zu sich zog, bis ich an seiner Brust klebte. „Sag mir jetzt, dass das ein Witz war“ kams von ihm und ich schüttelte einfach mit dem Kopf, was er Aufgrund unserer plötzlichen Nähe spüren konnte. „Dann gewöhn dich jetzt schon mal an eine ruhige, restliche Schulzeit“ kams zurück und ich hob eine Augenbraue. Toms Tonfall war alles andere als entspannt und freundlich, und das irritierte mich. „Niemand, wirklich niemand, demütigt meinen Bruder oder rührt ihn an“ kam es geknurrt von ihm und ich blinzelte irritiert. Inzwischen hatte ich Toms Beschützerinstinkt ja schon kennengelernt. Aber das er wirklich so wütend werden konnte war....irgendwie trotzdem irritierend. „Ist doch okay“ versuchte ich ihn zu beschwichtigen, und schlang einen Arm um ihn, wo ich ihm über den Rücken strich, ehe mir was wesentliches auffiel. „Verdammt....zieh dir was an“ jammerte ich sofort los, als meine Fingerspitzen auf Toms nackte Haut trafen. Von meinem Bruder kam nur ein leises lachen, und ich schmollte vor mich hin, was er nicht sehen konnte. „Wenn wir im Sommer baden gehen wollen, müssen wir jetzt anfangen daran zu arbeiten, dass du meinen halbnackten Anblick erträgst. Und natürlich das du mir den Rücken eincremen kannst“ kam es belustigt zurück, und ich musste selbst lachen. Das war das beste Argument, oder die beste Ausrede, die ich je gehört hatte. Ich sagte darauf trotzdem nichts, sondern legte lediglich meine Hand auf Toms Rücken. War ja nicht so schlimm. Tom war mein Zwilling und nicht irgendein Kerl. Mal abgesehen davon das es ziemlich ungewohnt war mit irgendeinem Kerl zu kuscheln. Wenn man das kuscheln nennen konnte. Für gewöhnlich machte ich das nicht. Sex war bei mir eher so eine rein-raus Sache. Kuscheln hielt ich für unnötig. Aber gerade eben könnte ich ein Fan davon werden. „Ich will nicht das du Ärger kriegst. Also einfach ruhig bleiben, okay?“ fragte ich dann und Tom schwieg ehe er ein „Mal sehen“ von sich gab. Irgendwie beruhigte mich das mal gar nicht. Trotzdem schwieg ich und blieb einfach so liegen. Geweckt wurden wir durch ein lautes und nervtötendes Klingeln, das ich auf Toms Wecker schob. Wie konnte man nur so einen widerlichen Klingelton haben? Das würde ich nie verstehen, musste ich aber auch nicht. Ich drückte mein Gesicht mehr in das warme Kissen und murrte unwillig als dieses sich bewegte. Kurz darauf hörte das Klingeln aber auch auf. „Bill? Wir müssen aufstehen“ kams leise von meinem Zwilling und ich murrte wieder nur unwillig, ehe ich doch die Augen aufmachte, und direkt in Toms Gesicht sah. Eine Weile war ich etwas verwirrt, bis mein Hirn realisierte, das mein Kopf auf Toms Brust lag, das dieser immer noch kein Shirt an hatte, und dass mir das gerade scheißegal war. Ich wollte weiter schlafen. Schule war so ziemlich das Einzige was ich so abgrundtief hasste und teilweise auch fürchtete, dass ich mich gern in meinem Zimmer verkrochen hätte. Trotzdem setzte ich mich auf und murrte wieder nur, bevor ich über Tom drüber stieg, mir im vorbei gehen eine Zigarette von meinem Nachttisch nahm und diese anzündete, ehe ich das Fenster aufriss. Ich war wirklich kein Morgenmensch. Und wenn ich einigermaßen fit und lebendig sein wollte, sobald Georg hier auftauchte, musste ich mir eben ein bisschen den Arsch abfrieren. Tom stand ebenfalls auf und ging ins Bad. Vermutlich um zu duschen. Da ich das gestern Abend schon erledigt hatte, blieb mir das heute morgen Gott sei Dank erspart. Müde wie ich war zog ich mir einfach irgendwelche Klamotten aus dem Schrank und zog diese an, ehe ich mich kurz im Spiegel betrachtete. Eine helle, weitere Jeans, ein weißes Shirt mit 'Fuck me. I fuck you more' Aufdruck und eine schwarze Mütze auf dem Kopf. Bei aller Liebe, meine Haare waren mir heute so was von egal. Außerdem standen mir Mützen relativ gut, von daher war heute bei mir einfach Bad-Hair-Day. Ich hockte mich immer noch rauchend auf mein Bett und begann damit meine Augen zu schminken. Allerdings ziemlich dezent. Ein grauer Lidschatten, Kajal und Wimperntusche. Zu mehr war ich gerade nicht fähig. Gerade als ich fertig war, kam Tom wieder ins Zimmer. Lediglich bekleidet mit einer Boxershorts, begann er damit seinen Koffer zu durchforsten, bevor er sich einfach eine helle Baggy und ein grünes Shirt anzog, ehe er seine Mütze und die Wristbands darauf abstimmte, nur um sich dann neben mich fallen zu lassen und sich ebenfalls eine Zigarette anzustecken. Wir rauchten still nebeneinander her, ehe ich die Türglocke hörte und aus Gewohnheit heraus aufstöhnte nur um dann auf mein Handy zu gucken. „Der ist ja pünktlich wie Arsch“ stellte Tom fest und ich lachte nur während ich abwinkte. „Wäre er nicht, wenn Gustav nicht vorher zu ihm laufen würde. Ohne Gustav würden wir alle zu spät kommen“ erklärte ich dann und Tom nickte verstehend. Ich schnappte mir meine Tasche, während Tom sich seinen Rucksack angelte, und lief nach unten, wo ich mir meine Turnschuhe und eine Lederjacke anzog, bevor ich die Tür aufriss, vor der schon ein müder Georg stand. „Wahnsinn....du bist pünktlich.“ stellte er fest und ich murrte nur. „Tom, ich liebe dich“ wandte er sich dann an meinen Bruder, ehe er noch im Halbschlaf umdrehte und zum Auto lief. „Wahnsinn...solche Liebesbekundungen am morgen“ grinste Tom vor sich hin und ich musste leise lachen während wir zum Auto gingen und hinten einstiegen. Gustav drehte sich strahlend zu uns um und reichte jedem von uns einen Thermobecher, den ich dankend entgegen nahm, während Tom etwas verwirrt war. „Kaffee“ erklärte Gustav und Toms Gesicht hellte sich auf. „Das macht er jeden Tag“ erklärte ich dann und Gustav nickte grinsend. „Kann euch ja nicht als halbe Leichen in den Unterricht schicken“ kams belustigt und ich murrte nur. Ohne Gustav würde ich vermutlich in der Schule sterben. Allein schon, weil ich unter Koffeinentzug litt. Die Fahrt verlief schweigend. Zumindest schwiegen Tom und ich, während Gustav Georg beschwatzte, damit dieser nicht noch unterm Auto fahren einschlief. Ich war ihm im Stillen dankbar dafür. An der Schule angekommen parkte Georg auf dem Schülerparkplatz und wir teilten uns auf. Georg und Gustav mussten in Gebäude B, Tom und ich aber in Gebäude A. Dort angekommen ging es auch schon los, kaum das ich meinen Arsch bei der Tür drin hatte. „Hey Schwuchtel, heute mal gar nicht so tuntig wie sonst“ rief einer und ich ignorierte ihn geflissentlich, während ich einfach weiter ging und an meinem Kaffee nippte. Das ging eine Weile so weiter, ehe mir der Weg versperrt wurde. Anscheinend war da jemand nicht begeistert das ich ihm keine Aufmerksamkeit schenkte. Aber das ging mir dezent sonst wo vorbei. „Ich rede mit dir du Schwanzlutscher“ Meine Augenbraue wanderte nach oben, ehe ich den Schluck Kaffee runter schluckte. „Ich wünsche dir auch einen guten Morgen, Markus“ erwiderte ich lediglich, ehe ich in Richtung Klassenzimmer nickte. „Leider muss ich jetzt da rein. Denn wenn ich in 10 Jahren nicht so wie du Hartz IV Empfänger sein will, sollte ich mir den Lernstoff zu Gemüte führen“ Ja, ich konnte provokativ sein. Aber hey, was wollte man von mir erwarten? Irgendwann wars sogar bei mir mit der Höflichkeit vorbei. Zudem hatte ich diesen Mist hier fünf Tage die Woche. Also möge man mir verzeihen wenn ich keinen Elan mehr hatte mich mit allen verstehen zu wollen. Markus knackte mit den Fingerknöcheln, und ich wusste ich hatte es übertrieben. Allerdings landete eine Faust neben mir an der Wand, knapp an meinem Gesicht vorbei. Mein Blick wanderte nach links und ich sah in Toms Gesicht, ehe ich eine Gänsehaut bekam. Diesen Blick von Tom kannte ich noch gar nicht. Wütend und gleichzeitig eiskalt. Das war das erste Mal seit seiner Ankunft am Freitag, dass Tom mir Angst machte. Dieser Gesichtsausdruck, der total Emotionslos war, zusammen mit dem wütenden und gleichzeitig eisigen Blick. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Tom wirklich gefährlich werden konnte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)