Fallen Angel von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: ~Save me~ -------------------- ~Save me~ ...Rookies Sicht (2 Jahre zuvor)... Wie jeden Donnerstag saßen wir in unserem Proberaum und übten etwas an unseren neuesten Liedern. Es klappte alles wirklich immer und immer besser! Ich war so stolz, dass wir es bis hierhin geschafft hatten. Vor einem Jahr hatte alles begonnen und jetzt probten wir für eine Europa Tour! „Mann, Rookie! Der neue Song ist einfach nur Wahnsinn.“ Rief Toshi zu mir rüber. Er lobte mich oft für meine Arbeit, schließlich war er einer meiner besten Freunde. Wir erzählten uns so gut wie alles, aber es gab diese eine Sache, über die ich mit niemandem zu Reden wagte. Nicht mal mit ihm. Ich lächelte nur stumm zu ihm herüber. „Am besten wir üben noch einmal Sakura, Jungs.“ Nimos Stimmte drang nur langsam in meine Ohren und doch durchzog mich wieder dieser Schauer. Seine Stimme, seine Art und er…Ich liebe diesen Mann, obwohl ich wusste, dass es für mich keine Chance gab. Auch wenn ich nie mit ihm darüber gesprochen hatte, war es mir klar. Ich nickte nur, stand auf und schnappte mir meine Geige. Ich hatte den Song für ihn geschrieben. Über ihn und meine Gefühle für ihn. Ich wollte es einfach in einer Weise verarbeiten, durch die er nicht ahnen konnte, was mich plagte. Das Unausgesprochene, das ein Teil von mir war und immer bleiben würde. Meinen Part auf dem Klavier konnte ich schon, aber die ersten Töne mit der Geige verliefen irgendwie immer falsch…“Verdammt, konzentrier dich doch mal! Nur weil du ein paar mehr Instrumente spielst und unsere Songs größtenteils schreibst, heißt das noch lange nicht, dass du hier faulenzen kannst! Also reiß dich verdammt noch mal zusammen hast du verstanden?!“ schrie er mich an. Ich war den Tränen nahe. Immer hatte er etwas an mir auszusetzen. Sollte er doch mal Geige, Klavier und Flöte gleichzeitig spielen können und dazu noch singen. War alles nicht so einfach, wie er dachte, und wenn man dann noch jemanden wie ihn in der Band hatte. Naja, da konnte es ja nur besser werden. Ich hörte einfach nicht mehr darauf, so wie er nie auf mich achtete. Ich hatte mich oft gefragt, wie ich mich in jemanden verlieben konnte, der mir solche Schmerzen bereitet. Aber er wusste es ja nicht. Und da lag das Problem: Er hatte uns schon oft genug klargemacht, wie sehr er gegen Schwule war und wie verdammt eklig er diese Menschen fand. Diese Menschen. Der Ausdruck in seinem Gesicht, als er diese Worte sagte, war so abwertend und angewidert, dass es mich glatt zerriss. Er konnte nichts dafür. Woher sollte er auch wissen, dass er einen von „diesen Menschen“ vor sich hatte. Ich sagte nie etwas dazu. Warum auch? Wenn ich offen dazu stehen würde, dass ich auf Männer stehe, würde er mich hassen und das noch mehr, als er es jetzt schon tat. Das war wirklich das Letzte, was ich wollte. Also fraß ich es weiter in mich hinein, ohne mit der Wimper zu zucken. „Tut mir leid. Ich-“ „Was? Hast du wieder zu viel um die Ohren gehabt? Oder was?“ „Gott, Nimo hör auf ihn so fertig zu machen! Du bist hier derjenige der am wenigsten zu tun hat…“ hing Toshi sich nach einer Weile in unseren Streit hinein. Ich war ihm dankbar, dass er mich in Schutz nahm und mir immer half. „Sag mal, bist du irgendwie nicht ganz ausgelastet oder was? Kannst du überhaupt irgendetwas?!“ hakte Nimo weiter nach. Nichtskönner. Nach allem was ich tat, nannte er mich so. Ich wollte weg, nur noch weg von hier. Ich schmiss meine geliebte Geige in die Ecke, drehte mich nicht um als ich hörte wie sie brach, und rannte. „Rookie verdammt! Wo willst du hin?!“ Ich hörte wie Toshi mir nachrief, aber ich reagierte nicht. Wollte das alles nicht mehr…Warum musste ich nur leben? Warum verliebte ich mich grade in ihn? Hätte es nicht ein netter Kerl sein können? Nein, er musste es sein! Irgendwo, wo ich ehrlich gesagt nicht mehr wusste wo ich eigentlich war, blieb ich dann stehen und sah mich um. Ich stand auf einer Brücke. Hachjaaaa.. was für eine Ironie. Man fragte sich, warum man lebt und plötzlich steht man am Rande einer Brücke, die gut 1oo Meter hoch war. Vielleicht könnte ich ja einfach…- Nein. Egal wie sehr ich es doch wollte, Toshi konnte ich das nicht antun. ACE war sein Leben und sein Leben wollte ich ihm nicht nehmen. Aber was sollte ich noch hier? Meine große Liebe hasst mich, verletzt mich Tag für Tag und merkt es nicht einmal! Vielleicht wäre es doch das Beste, einfach zu springen. Alles zu beenden und endlich frei sein. Ich trat an das Geländer. Freiheit strahlte mir entgegen und ich wusste ich würde sie finden. Ich stemmte mich auf das Geländer und sah ein letztes Mal zurück. Wann hatte ich entschieden, dass mein Leben sinnlos war? Der immer fröhlich Rookie… nein, das war ich schon lange nicht mehr und ich würde es nie wieder sein. Nur wegen ihm. Er hat mich gebrochen, für immer. Ich wand mich der anderen Seite zu und sah ins Mondlicht. Es war bereits dunkel. Niemand würde mich jetzt noch suchen. Es war sowieso zu spät. Ich lachte laut. „Niemand!“ Schrie ich in die Stille. „Kein Mensch…“ So viele auf der Welt liebten mich und doch half mir jetzt keiner von ihnen. Ehrlich gesagt war es schon tragisch, wie es nun zu Ende ging, aber was sollte ich sonst tun? Verbittern. Ich würde so oder so nicht mehr glücklich werden. Wieso also alles weiter über sich ergehen lassen und keinen Schlussstrich ziehen? Es sprach nichts auf dieser Erde dagegen. Ich trat einen Schritt nach vorn. Noch einen und es war endlich vorbei. Ich atmete ein letztes Mal tief durch. Mein Fuß verließ das Geländer. Starke Arme schlangen sich um mich. Warum fiel ich nicht? Ich war doch? Oder nicht? Aber was am wichtigsten war: Wer ist das da hinter mir und was macht er hier? ~Nimos Sicht~ Er hatte seine Geige zerschmettert. War gerannt und hatte auf keine Schreie reagiert. Ich könnte mich selbst dafür ohrfeigen, weil ich ihm all das antat. Ich wollte es nicht, aber ich wollte auch nicht, dass er merkt, wie viel mir an ihm liegt. Ich liebe ihn, liebe es, wenn er verträumt vor sich hin lächelt und ich mir jedes Mal wünsche, ich würde in seinen Gedanken vorkommen. Er war einfach nur er selbst. Eines der vielen Dinge, die ich so an ihm schätzte. Und doch tat ich ihm weh. Ich wusste es und doch hörte ich nicht auf. Was stimmte nur nicht mit mir? Warum konnte ich nicht zu Dingen stehen, die mir am wichtigsten sind? Weil ich Angst hatte… Ich war ein verdammter Feigling! „T-t-toshi?“ „Was?!“ Ich hatte es verdient, angeschrien zu werden. Schließlich war Rookie sein bester Freund und ich hatte es gerade richtig gründlich versaut. Er mochte mich eh nie so sehr, aber jetzt war es endgültig Null. „Es…es tut mir leid.“ Nuschelte ich leise. Er würde mir nicht verzeihen, aber einen Versuch war es wert. „Sag das lieber ihm! Aber glaub ja nicht, dass er dir das je verzeihen wird. Denkst du eigentlich mal darüber nach, was du hier von dir gibst?“ schrie er mich an. Ich wollte weinen, aber nicht vor ihm. Das ging nicht… Ich durfte ihm nicht zeigen, dass alles, wirklich alles, das ich tat, nur gespielt war. „Ja, das tue ich verdammt nochmal! Kann ich denn ahnen, dass er so empfindlich ist?“ Es tat weh solche Dinge über die Person zu sagen, die ich doch am meisten auf dieser Welt liebte. Aber auch wenn es nicht so wäre, warum hatte er so reagiert? Ich meine, er ist einfach weg, ohne sich noch einmal umzudrehen, ohne etwas zu dem zu sagen, was ich ihm an den Kopf warf. Jeder andere hätte geantwortet oder sich gewährt, aber er tat nichts. Aber Warum? „Ist dir eigentlich klar, wie sehr du ihm tagtäglich Schmerzen zufügst? Ich weiß zwar nicht, warum er alles über sich ergehen lässt. Ich an seiner Stelle, hätte dich schon lange ins Krankenhaus verfrachtet. Weißt du… es gibt Nächte in denen er plötzlich vor meiner Haustür steht und meint, es wäre besser wenn er bei mir ist, weil er sonst für nichts garantieren kann. Rookie hat schon mehrere Male vers…-„ Er stoppte als er mich schluchzen hörte. Sah mich verdattert an und wusste so gar nichts mit dieser Situation anzufangen. „Was hat er? Toshi… W-was hat er versucht?“ brachte ich unter Tränen hervor. Mir wurde das Alles einfach zu viel. Er rang nach Worten, schien aber nicht die Richtigen zu finden. „Er will sterben, Nimo.“ Erklärte er mir kalt. Mein Hals schnürte sich zu. Ich bekam keine Luft mehr. Anstatt irgendetwas auf seine Worte zu erwidern, stand ich auf. Lies den umgefallenen Stuhl außer Acht und rannte. Ich wusste nicht warum, aber etwas in meinem Herzen sagte mir, dass er an der alten Brücke war. Er hatte oft erwähnt wie sehr er diesen Platz mochte. Ich hatte oft davon geträumt, mit ihm in meinen Armen den Sonnenuntergang anzusehen, den man dort einfach nur am schönsten beobachten konnte. Der Anblick, wie die letzten Sonnenstrahlen verblassten und der Mantel der Nacht sich über die Welt legte, war einfach etwas Besonderes. Ich hatte das Gefühl, dass mir nicht viel Zeit blieb. Ich hatte Angst zu spät zu sein. Ihn verlieren zu können. Er gehörte ja nicht mir, aber ihn nicht mehr um mich zu haben, das könnte ich einfach nicht. Ich wählte seine Nummer. Er ging nicht ran. War es schon vorbei? Tränen rannen über meine Wangen. Wurden von dem Regen weggespült, der mich durchnässte. Es war mir egal. Ich rannte einfach weiter. Lies alles außer Acht und dann sah ich ihn. Er stieg auf das Geländer der Brücke und ich wusste nur zu gut, was er vorhatte. Ich nahm meine letzte Kraft zusammen und rannte zu ihm herüber. Ich erreichte ihn mit meinem Arm, kurz bevor er gefallen wäre. Sein Fuß war dabei gewesen den Boden zu verlassen. Mich zu verlassen, ohne je gewusst zu haben, was er mir bedeutete. Ich schlang meine Arme um ihn und hielt ihn einfach nur fest. Ich spürte wie sehr sich anspannte. Ich hatte ihn erschreckt, aber das war es mir wert. „Tu… tu das nicht…“ -Rookie- „Tu das nicht.“ Hallten seine Worte in meinen Ohren wieder. Wieso war er hier? Warum hielt er mich fest, obwohl er eigentlich immer Anstalten machte, mich am liebsten eigenhändig hier herunter zu schubsen? Er schien meine Verwirrung zu fühlen, streichelte mir kurz durch mein Haar, aber lies mich trotzdem nicht wieder los. „Wieso nicht?“ hauchte ich in die Dunkelheit. „Was bringt es mir schon zu leben, wenn ich nur Schmerzen habe? Wenn sich die Person, die mir am meisten bedeutet, sich meinen Tod nur sehnlichst herbeiwünscht? Warum Nimo? Warum sollte ich so weiterleben wollen?“ Meine Stimme war nicht mehr als ein Flüstern. Ja, ich war schwach und das er bei mir war, half mir in diesem Moment auch nicht. Zwar hatte ich immer davon geträumt einmal hier, mit ihm in den Nachthimmel zu sehen, doch eigentlich hatte ich gedacht, dass ich nach heute, nie wieder, auch nur irgendetwas zu Gesicht zu bekommen. Nur war er jetzt hier… Ich hörte ihn schluchzen. Weinte er etwa? Ich wollte mich umdrehen, aber seine Arme hielten mich in dieser Umarmung. Ich wollte dass er etwas sagte. Auch wenn es wieder das war, was er ständig sagte. Jetzt war es mir egal ich wollte nur etwas hören…Plötzlich wurde mir bewusst, dass ich ihm gerade indirekt gestanden habe, das er mir viel bedeutet. Auch wenn ich keine Namen genannt hatte, so traf doch alles auf ihn zu. „Ich will nicht, dass… dass du gehst.“ Flüsterte er. Als sein Atem meine Haut streifte, durchzog mich ein Schauer. Es tat gut ihm so nahe zu sein und doch war er mir so fern… Ich seufzte. Seine Worte sagten so viel aus und doch nichts. „Warum? Damit du mir weiter mein Leben zerstörst?“ Warum auch sonst? Fügte ich in Gedanken hinzu. Ich traute mich nicht zu fragen… Hatte Angst vor seiner Antwort, doch sein plötzliches Schweigen, verriet mir noch weniger. Was war das hier überhaupt? Er schrie mich laufend an und dann, genau dann, wenn alles über mir einstürzt, ist er da. Seine Armen lösten sich von mir und erlaubten mir, ihn endlich anzusehen. Im nächsten Moment bereute ich es aber auch schon wieder. Ich schwöre, ich hatte nie einen Menschen gesehen, der grausamer aussah, als er es jetzt tat. Seine Augen waren gerötet und sein Haar war getränkt von Tränen. Meine Hand legte sich wie von selbst auf seine Wange und strich seine Tränen fort. Er sollte nicht weinen, aber das zu verlangen, wo ich doch selbst nicht besser war. Ja, ich weinte, aber das hieß noch lange nicht, dass er es mir gleichtun sollte. Außerdem…hatte er überhaupt einen Grund? Ich wollte nicht fragen. Ich wartete ja immer noch auf eine Antwort. Wie als hätte er meine Gedanken gehört, zog er mich ein weiteres Mal in seine Arme. In Momenten wie diesen, wollte ich verweilen. Ich legte meinen Kopf auf seine Schulter und atmete tief durch. „Nimo…sag bitte endlich was…!“ Ich kam mir so verdammt schwach vor. Ich konnte nicht mehr, als flüstern. Meine Tränen erstickten jedes meiner Worte. Das stetige Schluchzen meines Gegenübers half mir auch nicht, mich zu beruhigen. „Was soll ich schon sagen…? Mir tut alles einfach nur leid, aber wenn ich dir das sage, verzeihst du mir so oder so nicht… u-„ „Woher willst du das wissen?“ Ich hatte mich während des Sprechens voll und ganz ihm zugewandt. Ich wollte ihm in die Augen sehen…seine wunderschönen Augen. Sie spiegelten so viel von dem wieder, was er gerade durchmachte. „Ich weiß es einfach. Welcher normale Mensch würde jemandem etwas Derartiges verzeihen? Ich kann nicht mehr tun, als dir zu sagen, dass es mir leidtut, ich Schmerzen habe und das alles nur, weil … „ Er stoppte und wandte sein Gesicht mir zu. Sein Blick zog mir ein weiteres Mal den Boden unter meinen Füßen weg. Ein Mensch kann einem viel vormachen, aber das war definitiv echt! Daran konnte man einfach nichts rütteln. „Ich… kann dir verzeihen. Denke ich. Ich will nur wissen warum du das alles getan hast? Sei bitte ehrlich, nur jetzt. Was du danach machst ist mir egal…“ … „Womit hab ich dich am meisten verletzt?“ Ich wollte nicht, dass er sich jetzt rausredete. Ich wollte Antworten auf meine Fragen und keine Ausreden. Nur schien er dasselbe zu wollen. „D-d-deine Abneigung…gegenüber Männern, die auf das gleiche Geschlecht stehen. Dir war sicher nicht bewusst, wie sehr mich gerade das traf. Ich hab nie mit jemandem darüber geredet. Allein schon der Grund, dass meine Eltern mich dafür verabscheuen, nur weil ich ich selbst sein will… Als ich zum ersten Mal eine Beziehung mit einem Mann führte… Nunja, mein Vater hat mich ins Krankenhaus befördert und gemeint, ich solle es mir nie wieder wagen, ihn je wieder mit zu mir nach Hause zu bringen.“ Ich hatte Angst vor seiner Reaktion. Ich hoffte er würde darüber hinweg sehen und endlich alles erklären. Stattdessen sah er mich nur an. Der Schmerz und die Verwunderung brachten trotzdem einen Hauch von Erleichterung mit sich. „ Das konnte ich nicht wissen… Warum denk ich eigentlich nie darüber nach, bevor ich rede?“ Er drehte seinen Kopf von mir weg und sah verständnislos in die Nacht. Ich streckte meine Hand nach ihm aus. Ich wollte, dass er mich ansah. Er verstand, atmete tief durch, nur um meinem Herz einen weiteren Schlag zu versetzen. „Du hast es verdient zu wissen, was mein Problem ist und warum ich so zu dir bin und nicht anders…“ Er holte tief Luft, sah mich mit einem Blick an, der so viel Gefühl mit sich brachte, dass ich mich fühlte wie als würde ich im nächsten Moment einfach in Flammen aufgehen. „Ich … ich liebe dich, Rookie-san. Mir ist klar, dass es dafür zu spät ist, aber lass es mich erklären. Mir ist so was noch nie passiert und ich wusste und weiß nach wie vor nicht, wie ich damit umgehen soll. Ich meine, ich war mir immer bewusst, dass Frauen nichts für mich sind. Ich hatte das Glück, dass meine Familie ziemlich tolerant ist. Sie hatten nichts dagegen, wenn ich ab und an mit einem Mann nach Hause kam. Ich war nie schüchtern oder so. Im Gegenteil. Nur ist bei dir alles anders... Du warst auf einmal da und hast mich total aus dem Konzept gebracht. Wäre ACE nicht wäre, wäre Vieles anders, aber ich hatte Angst, dadurch die Band zu zerstören und naja… jetzt stehen wir hier.“ Zum Ende hin, war er immer leiser geworden, wie als wollte er nicht, dass ich es höre. Ich hielt meinen Kopf gesenkt, wollte seine Worte auf mich wirken lassen. Ich wollte ihn verstehen doch das Einzige, das sich ständig in meinem Kopf wiederholte, war, dass er mich liebt. Ohne weiter darüber nachzudenken, verschränkte ich meine Hände in seinem Nacken und legte meine Lippen für einen kurzen Moment auf die meines Gegenübers. „Ich liebe dich auch Nimo…“ flüsterte ich gegen seine Lippen. „… ich kann verstehen, warum du es für dich behalten wolltest. Ich bin selbst nicht besser. Ich hab gesagt, ich kann dir verzeihen, wenn ich deine Gründe für das, was du mir angetan hast, nachvollziehen kann und genau das kann ich!“ Für eine kleine Weile standen wir einfach nur so da. Sahen uns an uns sagten kein Wort. Ich wünschte, dass es immer so sein würde, aber ich wusste nicht einmal, was das jetzt für mich und ihn bedeutete. „Du gehörst jetzt mir…“, lachte er mir entgegen. „…aber natürlich nur, wenn du willst.“ Ich lächelte einfach nur und er verstand. Ohne weitere Zeit zu verlieren, trafen sich unsere Lippen ein weiteres Mal. Es schien, als würde der ganze Schmerz und alle Tränen verschwinden. Nach zwei langen Jahren, war ich endlich wieder glücklich. Weitere Tränen, nur waren diese anders. Ich war völlig gefangen. Ich fragte mich, wie es ein einzelner Mensch schaffen kann, mich so durcheinander zu bringen. Unser Kuss wurde von Zeit zu Zeit Leidenschaftlicher bis sich unsere Zungen sich schließlich einem Kampf lieferten. Er schien jeden Winkel zu erkunden wollen. Ich lies mich irgendwann einfach in seine Arme sinken. Natürlich ohne den Kuss zu lösen, da ich wollte, dass dieser Moment nie wieder endet. Letzten Endes trennte uns Luftmangel wieder voneinander. Als ich meine Augen wieder öffnete, sah ich Nimo lächeln. „Lass uns gehen. Du bist völlig durchnässt und ich will nicht, dass du dich erkältest.“ Er legte einen Arm um mich und wir gingen langsam zurück in die Stadt. Die Blicke, die uns trafen, ignorierten wir einfach. Es war mir egal, dass die Leute uns komisch ansahen. Nur weil zwei Männer Arm in Arm durch die Straßen gingen, die Haare zerwühlt und verwischtes Makeup im Gesicht, musste man sie noch lange nicht anstarren. Wir kamen später ziemlich abgehetzt an seiner Wohnung an. Es hatte angefangen zu blitzen und bei diesem Wetter wollten wir dann wirklich nicht mehr draußen bleiben. Er kramte den Schlüssel aus seiner Tasche und öffnete die Tür. Unsere Schuhe ließen wir einfach im Flur stehen und gingen in die Wohnung. Als er sich in Richtung Küche umdrehte, schlang ich meine Arme von hinten um ihn und hing mich an ihn heran. „Nanu? So anhänglich heute?“ „Ne. Nur müde. Und kalt!“ nuschelte ich in seine Haare. Ich hörte ihn kurz auflachen und ja, ich wusste, dass ich mich hier gerade wirklich doof benahm, aber warum nicht? Ich hatte es nicht mehr nötig, zu verstecken wer ich bin. „Ich würd ja sagen, leg dich ins Bett, aber davor gehst du bitte erst mal duschen. Ich mach in der Zeit Tee. Handtücher sind in dem großen Schrank gegenüber von der Dusche und jetzt Husch!“ Ich gab ihm noch einen kurzen Kuss und machte mich auf den Weg ins sein Bad. Ich war froh, meine nassen Klamotten loszuwerden. Langsam war es wirklich kalt geworden. Als mir wieder einigermaßen warm war, verließ ich das kleine Zimmer, in einem Handtuch eingehüllt. Nur kam ich nicht weit, denn Nimo stand bereits vor der Tür und hielt mir einen Haufen Klamotten entgegen. „Ich denk mal das passt dir. Geh schon mal rüber ich bin gleich da.“ Ich nahm den Stapel entgegen und ging ins Schlafzimmer. Das Handtuch wickelte ich mir um meine Haare um mich besser anziehen zu können. Als er zurückkam, muss ich schon ziemlich lustig ausgesehen haben, wie ich da so war mit T-Shirt und Boxer auf seinem Bett sitzend mit einer Tasse Tee in der Hand. Aber anstatt zu lachen, setzte er sich neben mich und legte einen Arm um mich. „Geht’s dir ein bisschen besser? Du siehst so fertig aus…“ Was soll ich schon sagen. Ich fühle mich so gut, ich könnte ganze Bäume ausreißen und das alles nur, weil ich ihn endlich an meiner Seite habe. Gerade als ich etwas sagen wollte, klingelte mein Handy. Ich konnte mir denken, dass es Toshi war. Er machte sich sicher schreckliche Sorgen um mich. „Hallo?“ „Rookie, verdammt wie kannst du mir so eine Angst einjagen?“ Er klang ziemlich verzweifelt, war aber auch nicht sonderlich unerwartet, schließlich war ich heute wirklich kein Unschuldslamm gewesen… „Hey… es ist alles in Ordnung okay? Mir ist nichts passiert…“ –wenn Nimo nicht gewesen wäre, fügte ich in Gedanken hinzu. Sollte ich mit ihm darüber reden? „Das freut mich zu hören, aber sag mal… wo bist du eigentlich? Zu Hause ja schon mal nicht.“ Fragend sah ich Nimo an. Er nickte nur und gab mir einen sanften Kuss auf meine Schläfe. „Roo..?“ Ich schreckte aus meinen Gedanken hoch. War ich grad echt so weg gewesen? „I-ich bin bei… Nimo.“ Ich nuschelte seinen Namen, hoffte innerlich er hätte es nicht verstanden. „Du bist was? Lass mich bitte kurz mit ihm reden!“ Er schien wütend zu sein, aber ich ging seiner Bitte nach und ließ ihn mit ihm sprechen… Ich hörte ihnen nur halb zu. Ehrlich gesagt wollte ich nicht wissen, was Toshi ihm gerade alles an den Kopf warf. Er hatte vielleicht mit dem was er sagte recht, aber ich wollte vergessen und das war der erste Weg dorthin. „Ich weiß du bist sauer, aber bitte glaub mir wenn ich dir sage, dass ich ihn mehr als alles andere auf dieser Welt liebe und ihn mit allem was ich habe festhalten werde. Ich hoffe einfach, dass du mich irgendwann verstehen wirst.“ Was er da gerade gesagt hatte. Wie soll ich es beschreiben, es war einfach nur das Schönste, das ich je gehört hatte. „Leg auf…“ säuselte ich ihm ins Ohr. Es war nicht meine Art, so offensiv zu agieren. Nur konnte ich jetzt nicht mehr anders. Als er einfach nur weitersprach, ohne auch nur die kleinste Regung zu zeigen, naja das war gelogen, er hatte sich mir zugewandt und sah mich verwundert an. „Was hast du vor…?“ Er legte das Telefon zur Seite und sah mich durchdringend an. „Ich bin müde. Also habe ich vor zu schlafen. Was dachtest du denn?“ Flüsterte ich bevor ich mich zurück auf sein Bett fallen ließ. Meine Arme hatte ich weiterhin um ihn geschlungen, was dazu führte, dass ich ihn kurzerhand mit mir zog. Den verwunderten Blick in seinen Augen ignorierend, stützte ich mich mit meinen Händen neben seinem Kopf ab und gab ihm einen flüchtigen Kuss. Innerlich glücklich, lies ich mich zurück in mein Kissen fallen. Warum auch immer, begannen wir plötzlich zu lachen. Ich fand es schön, mit ihm zusammen zu sein. Irgendwie war ich so unbeschwert und fühlte mich einfach nur toll. Nachdem ich mich dann endlich beruhigt hatte, kuschelte ich mich an ihn und schloss meine Augen. Er kicherte schon wieder. „Gott, Nimo! Was ist so lustig?“ schimpfte ich leise. Ich wollte jetzt verdammt noch mal schlafen und er machte es mir gerade sehr schwer. Er zog mich in seine Arme und sagte nur „Ich freu mich einfach, dich endlich bei mir zu haben.“ „Ich mich auch, aber lach bitte nicht, wenn ich müde bin.“ „Entschuldige, Prinzesschen.“ „Das ist auch nicht besser…“ Ich spürte seine Lippen auf meinen. Doch so plötzlich wie sie da waren, waren sie auch schon wieder weg. „… Träum süß.“ „Von dir oder was?“ lachte ich zurück. „Würde mich freuen…“ Ich fand es nicht nötig, noch etwas zu sagen… Es gab Momente in denen keine Worte gebraucht wurden und jetzt war genauso einer… Ich verschränkte meine Hand mit der seinen und schloss meine Augen und sein Herzschlag begleitete mich in den Schlaf. Erst als ich am nächsten Morgen aufwachte, wurde mir bewusst, dass alles wirklich war… Ich hatte es endlich überstanden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)