Verlangen und Liebe 2 von BloodyRubin (Der Eisengel kehrt zurück) ================================================================================ Kapitel 2: Augen aus Eis ------------------------ „Halt.“ sagte er nur und Wolfram blieb wie festgefroren stehen, während er dem anderen immer noch in die Augen sah. Inzwischen hatten diese eine blaue Farbe angenommen und schienen nach ihm zu greifen. Alles verschwamm vor ihm, doch er konnte sich diesem Blick nicht entziehen. Es war, als würde sich eine eiserne Faust um seinen Kopf schließen, zudrücken und seinen Widerstand brechen wie einen dürren Ast. Ruhig trat Sara an ihn heran. „Sieht so aus, als hätte Yuuri dir erzählt, was passiert ist“ Er legte den Kopf schief und ein unheilvolles Lächeln umspielte seine Züge. "Willst du wissen, wie es war?" flüsterte er dann und kam sehr dicht an den anderen heran. Ein betäubender Geruch nach Blumen und Minze schlug Wolfram entgegen, während er versuchte zurückzuweichen. Sofort schloss sich die Faust enger um ihn. „Versuch es gar nicht erst.“ Der Blondschopf spürte, wie der andere mit beiden Händen sein Gesicht umfasste und kurz darauf Saras Lippen, die sich um seine eigenen schlossen. Alles in ihm verkrampfte sich, bevor sich der junge König zurückzog und ihm leise ins Ohr lachte. „Du wirst jetzt dein Schwert wegstecken und mich dann zu Yuuri führen.“ hallte Saras Stimme in seinem Kopf. Er wollte es nicht, aber der andere war stärker. Wie an unsichtbaren Fäden gezogen, nahm er sein Schwert auf und ließ es in der Scheide verschwinden, bevor er die Tür öffnete und hindurchging. „So ist es gut. Sollte jemand versuchen, uns aufzuhalten, wirst du ihn daran hindern.“ wisperte der König von Shou Shimaron. Innerlich verfluchte Wolfram den anderen mit Worten, die selbst einem alten Seefahrer nicht eingefallen wären, doch er musste gehorchen. Nach kurzer Zeit lief das mehr als ungewöhnliche Gespann Günther über den Weg, dessen Augen rund wie Pappteller wurden, als er Sara erkannte. „König Saralegui? Wie kommt Ihr denn in den Palast?“ „Durch die Tür, würde ich mal behaupten.“ gab dieser aalglatt zurück. „Was habt Ihr mit Wolfram gemacht?“ „Das geht Euch nichts an. Wolfram, schalte ihn aus.“ Blitzschnell war der bei Günther und bevor dieser auch nur reagieren konnte, hatte er ihm so hart ins Gesicht geschlagen, dass er sofort umfiel und sich nicht mehr rührte. „Du bist stärker als es aussieht. Wie schade, dass du meiner Gedankenkontrolle nicht entfliehen kannst.“ Ein Kichern folgte auf den Satz, was den Blondschopf innerlich zu Kochen brachte. Er würde es dem anderen heimzahlen, sobald er konnte. Immer weiter ging es durch die Flure des Palastes, bis er Yuuris Stimme hörte und direkt darauf zusteuerte. Sein Verlobter saß im Thronsaal, zusammen mit Greta. Ein überraschter Zug trat in sein Gesicht, als er Wolfram sah. „Ach, du bist es. Wir dachten schon, du wärst eingeschlafen.“ scherzte er. Der Blondschopf antwortete nicht, sondern trat zur Seite und ließ Sara eintreten. Sofort verspannte sich Yuuri, bevor er sich bemüht ruhig an seine Tochter wandte. „Spiel etwas draußen, meine kleine Prinzessin.“ bat er Greta, die sich kurz vor Sara verbeugte und dann verschwand. „Hallo, Yuuri. Es ist eine Weile her.“ „Nicht lange genug.“ kam es eisig von dem Schwarzhaarigen zurück. „Was willst du?“ Der junge König schüttelte gespielt bedauernd den Kopf. „Das ist aber nicht sehr nett.“ „Du hast mich benutzt.“ fauchte Yuuri und Wolfram empfand einen gewissen Stolz für die Reaktion seines Verlobten. „Daran kann ich mich gar nicht erinnern. Du warst es doch, der mich geküsst hat.“ „Ein Fehler, den ich bestimmt nicht wiederholen werde.“ „Sag nicht, es hat dir nicht gefallen. Dafür warst du aber ziemlich… aufgeregt.“ Wieder war dieses Lächeln in Saras Gesicht. Jedes Wort war für Wolfram wie ein winziger Dolch, der sich ihm ins Herz bohrte. Trotzdem konnte er sich nicht rühren. „Warum hast du ihn hierhergebracht, Wolfram?“ „Weil ich ihn darum gebeten habe.“ Kurz wirkte Yuuri verwirrt, dann schien er zu begreifen. „Du hast deine Kräfte bei ihm eingesetzt.“ „Nur um meiner Bitte etwas Nachdruck zu verleihen. Wolfram, schließ die Tür.“ Innerlich immer noch fluchend, tat der, was ihm befohlen wurde. „Was für eine Bitte?“ „Du weißt es nicht? Anscheinend hat es dir niemand gesagt. Ich wurde zum König von Dai Shimaron erwählt. Das bedeutet, vor dir steht der neue König von Shimaron.“ „Was redest du da?“ erwiderte der Schwarzhaarige vollkommen durcheinander. „Es gibt kein Dai Shimaron oder Shou Shimaron mehr. Ab sofort gibt es nur noch Shimaron. Ich habe die Länder vereinigt, was mich wieder zum Grund meines Besuches bringt.“ Sara griff in seinen Mantel und zog eine Rolle Pergament hervor. „Eine Friedenserklärung. Es fehlt nur noch deine Unterschrift.“ „Warum sollte ich das tun?“ „Du redest doch ständig davon, alles friedlich zu lösen. Und eine große Wahl gibt es nicht.“ Der junge König schnippte mit den Fingern und etwas schien sich um Wolframs Kehle zu ziehen. „Ich werde bei deinen kleinen Spielchen nicht mitmachen.“ „Ganz wie du willst. Allerdings frage ich mich, wie lange dein Verlobter wohl durchhalten wird.“ Yuuris Blick fiel auf Wolfram, der langsam Probleme bekam. Er konnte nicht richtig atmen, hielt sich aber trotzig auf den Beinen. „Also, was wirst du tun, kleiner, naiver Yuuri?“ „Du willst den Frieden so erzwingen?“ keuchte dieser ungläubig. „Ich dachte, du wärst zu einem besseren Menschen geworden.“ „Das bin ich auch. Trotzdem muss ich meine Interessen wahren.“ „Was ist mit den Interessen deines Volkes? Denkst du wirklich, dass sie dieses Verhalten von ihrem König gutheißen?“ Sara begann zu lachen. Sein Lachen wurde von den Wänden zurückgeworfen, so dass es unnatürlich laut wirkte. „Selbst wenn sie es nicht tun: Sie würden es nie wagen, mich dafür zu kritisieren. Frieden ist Frieden. Die genauen Umstände, wie er bewirkt wurde, interessieren dabei nur die wenigsten.“ Wieder ein Fingerschnippen. Nun ging der Blondschopf doch in die Knie, während er verzweifelt versuchte, sich Saras Gedankenkontrolle zu entziehen. Und tatsächlich schaffte er es, auch wenn er dabei all seine Kraft aufwenden musste. „Yuuri…tu es nicht…“ „Beeindruckend.“ Kurz wandte sich der König von Shimaron zu Wolfram um. Seine goldenen Augen wirkten eher amüsiert als überrascht. „Aber nicht gut genug. Steh wieder auf.“ Sofort war alles wie vorher. Wolfram musste tun, was der andere sagte, ob er wollte oder nicht. „Entscheide dich.“ Inzwischen bebte Yuuri vor Wut. „Ich kann es nicht glauben. Warum greifst du zu solchen Mitteln, wenn wir doch angeblich Freunde sind?“ „Angeblich? Wie grausam. Wir sind Freunde.“ „Freunde tun so etwas nicht!“ rief Yuuri aus. „Du hast immer noch nichts dazugelernt. Sonst würdest du wissen, dass man als König Prioritäten setzen muss.“ „Prioritäten setzen? Du kommst hierher, tust so, als wäre nichts passiert und willst mich erpressen. Das sind nicht die Taten eines Königs. Das sind die Taten eines Feiglings.“ „Wie hast du mich genannt?“ Offensichtlich konnte Sara es nicht ab, als Feigling bezeichnet zu werden. Zorn verzerrte seine hübschen Züge und er schnippte erneut mit den Fingern. „Wie kann man nur so stur sein?“ zischte er aufgebracht. „In sechs Wochen kann sich viel verändern. Und ich bin nicht so naiv, wie alle denken.“ Er zog sein Schwert und stellte sich dem König von Shimaron entgegen. „Lass meinen Verlobten in Ruhe.“ Den Rest bekam Wolfram nicht mehr mit. Ohnmächtig sank er auf den Boden. Als er wieder zu sich kam, sah er zuerst Yuuris schwarze Augen, die ihn sorgenvoll musterten. Von Sara war nichts zu sehen, was den Blondschopf etwas verwunderte. „Geht es?“ „Ja, wird schon wieder. Wie lange war ich weggetreten?“ „Nicht sehr lange.“ „Und…wo ist Sara?“ Der andere zog schuldbewusst den Kopf ein. „Er ist gegangen.“ „Hast du ihm etwa gegeben, was er wollte?“ „Es ging nicht anders. Sonst hätte er dir etwas angetan.“ `Will da etwa jemand den großen Märtyrer spielen? Ich habe es dir gleich gesagt. Wahrscheinlich musste Sara nicht einmal Ernst machen. Ein Blick scheint zu genügen, um Yuuris Denkvermögen vollständig auszuschalten.´ „Was ist denn passiert, während ich bewusstlos war?“ fragte Wolfram und bemühte sich, die Stimme zu ignorieren. „Nun, ich habe den Vertrag unterschrieben, Sara ist gegangen und ich habe dich wieder aufgeweckt.“ `Und schon wieder hat er die Freundschaft nicht beendet.´ „Hast du…hast du Sara diesmal die Freundschaft gekündigt?“ wiederholte er die Stimme. „Das kann ich nicht. Ich habe es geschworen.“ Ungläubig ließ sich der Blondschopf aufhelfen. `Wusste ich es doch.´ „Yuuri, er hat dich inzwischen… wie oft betrogen? Trotzdem hältst du zu ihm. Was ist nur los mit dir?“ Der Blick des Schwarzhaarigen war seltsam emotionslos geworden. „Es tut mir leid. Aber ich darf meinen Schwur nicht brechen.“ `Er darf seinen Schwur nicht brechen? Der größte Schwachsinn, den ich je gehört habe. Er liebt Sara immer noch. Oh, er tut mir ja so leid. Gebunden an dich, obwohl er dich nie haben wollte. Was ist sein Heiratsantrag denn schon wert? Und trotz allem läufst du ihm hinterher wie der Hund, für den er dich hält. Achja, Liebe macht blind.´ Wut überkam den Blondschopf. „Hörst du dich eigentlich selber reden? Wenn du so dringend mit diesem Miststück befreundet sein willst, bitteschön. Aber ohne mich. Ich habe genug. Weit kann er ja noch nicht gekommen sein. Na los, lauf ihm nach. Dann kannst du ihm deine…Freundschaft so oft beweisen, wie du willst.“ „Wolfram…“ begann Yuuri zaghaft, doch dieser ließ ihn nicht zu Wort kommen. „Hast du eigentlich auch nur einmal an meine Gefühle gedacht? Wie es mir damit geht? Nein, natürlich nicht. Wozu auch? Ich habe dir ja verziehen, nur weil du ein paar schöne Worte parat hattest. Gib einfach zu, dass ich nur ein billiger Ersatz bin, weil Sara nichts von dir wollte.“ „So denkst du also.“ murmelte der andere. „Auf einmal interessiert es dich, was ich denke? Du bist wirklich ein Schwachkopf. Lass mich einfach in Ruhe.“ Bevor sein Verlobter etwas sagen konnte, wirbelte er herum und stürmte aus dem Thronsaal. All das erinnerte ihn schmerzlich an den Abend, an dem Yuuri ihm seinen Seitensprung gebeichtet hatte. Tränen liefen ihm über die Wangen, während er einfach weiterrannte. Weg von Yuuri, weg von allen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)