Life happens (Sieben Kapitel) von Yuichaan (Ruki x Reita) ================================================================================ Kapitel 1: -Kapitel 1- ---------------------- Ruki starrte gedankenverloren aus dem Fenster des viel zu kleinen Autos. "Tante Jody, wann sind wir denn da?", stöhnte er genervt, während sein älterer Bruder Teruki förmlich an der Scheibe klebte. "Es dauert nicht mehr lang!", entgegnete seine Tante ihm auf japanisch. Er wollte englisch reden, er würde noch oft genug japanisch sprechen, jetzt, wo seine absolut reichen Eltern nach Japan gegangen waren... Und er mit ihnen. Weg aus Chicago. Zurück. Sie waren nach Amerika gezogen, da war Ruki sechs und Teuki zehn gewesen. Jetzt, zehn Jahre später, ging es zurück. Amerika war nicht das gewesen, was ihre Eltern sich erträumt hatten. Teruki hatte hier noch Freunde. Ihm war es nicht schwer gefallen, Chicago zu verlassen. Ruki hatte gar nichts. Außer seinem fließenden Japanisch verband ihn nichts mehr mit diesem Land. In diesem Moment hielt der Wagen vor einer Villa. "Riesig!", rief Teruki und sprang heraus. Der redete auch schon japanisch! Seufzend stieg Ruki aus und streckte sich. Die lange Fahrt vom Airport hing ihm in den Knochen. Lächelnd bemerkte er, wie Teruki den Schlüssel suchte. "Unter dem Blumentopf!", rief Ruki immer noch englisch sprechend. "Arigatou!", lachte Teruki. In dem Moment kamen auch ihre Eltern an. In dem Wagen hatten ihre Söhne nicht mehr hereingepasst. Ein kleiner Hund sprang kläffend aus dem Auto. "Oh, wie süß..", murmelte Ruki. Selbst einhundert Babyhunde konnten ihn nicht von der Tatsache ablenken, dass er alles hinter sich lassen musste, um seinen Eltern zu folgen. Teruki hatte bereits aufgeschlossen. Die Villa war lichtdurchflutet und die Schritte hallten in der Eingangshalle wider. Alles weiß. "Die Treppe hoch und dann links!", rief Jody in gebrochenem japanisch. "Da ist dein Raum, Ruki!" Dieser ging langsam die schneeweiße Steintreppe hoch und der kleine Hund folgte ihm kläffend. "Dein Bett und der Schrank sind schon aufgebaut!", rief seine Mutter noch von unten. "Hai...", fügte er sich genervt dem japanisch-sprech-Wahn. Sein Zimmer war groß, hell und hatte einen Erker. Dunkles Laminat. Seufzend ließ er sich auf das schwarze Bett fallen. Es war alles viel zu edel und zu weiß! Zögernd stand er wieder auf und ging herunter. Es müsste sich doch etwas Essbares finden! Und seine Mutter war bereits am Kochen, wie er hörte. "Ruuuuuuuuukkiiiiiiiiiiii", trällerte sie auch schon, "Es gibt EEEEEEEESSSEEEEEEEEEEEN!!" "Bin schon da", murmelte Ruki auf englisch, er stand bereits im Türrahmen. Er wollte noch kein japanisch reden, es nervte ihn. Auch Teruki kam in dem Moment herein und trällerte in perfektem, akzentfreien japanisch: "Kennst du Uruha noch? Der war total begeistert und will die Tage mal vorbeikommen!" Ruki zuckte mit den Schultern. Interessierte ihn nicht. "Uruha ist jetzt wie alt..?", fragte seine Mutter nachdenklich. "Er wird 18!", murmelte Teruki. "Oh, fast in deinem Alter, Ruki!", strahlte jetzt auch sein Vater. "Hm...", machte Ruki. "Vielleicht nimmt Uruha dich ja mal mit! Ich kann ihn gerne fragen!", bot Teruki an. Da wurde es Ruki zu viel. Er stand auf. "Danke, ich komm schon zurecht! Ich glaub, ich geh mir mal ein Bild von der Umgebung machen!" "Bleib nicht zu lange weg!", rief Teruki gespaßt. "Baka!" Und weg war er. Der Frühling machte es warm in der Umgebung, die Kirschblüten dufteten. Der Hund bellte und kurzentschlossen pfiff Ruki, um ihn mitzunehmen. Er griff nach einer Leine, leinte den Kleinen an und ging los. Schon bald war er im Zentrum des kleinen Vororts von Tokyo, wo einige Leute beschäftigt herumwuselten. Der kleine Hund lief schwanzwedelnd daher und bellte. In der Ferne lief ein Typ mit einem anderen Hund herum. Unsicher starrte Ruki in die Ferne. Nicht, dass er noch am ersten Tag Stress mit jemandem hatte... Doch der andere lief locker auf ihn zu und grinste freundlich. "Huhu, du bist nicht von hier, oder?", fragte er grinsend auf japanisch. "Ne, wir sind heute erst angekommen, aus Amerika hier hingezogen..", erwiderte Ruki ebenfalls auf japanisch. Eigentlich ließ es sich ja ganz angenehm sprechen... "Und dann sprichst du fließend japanisch?", fragte der Blonde und fuhr fort: "Wie alt bist du eigentlich und auf welche Schule gehst du?" In den folgenden Minuten stellte sich heraus, dass der Typ Miku hieß und auf die gleiche Schule ging, die Ruki ab Montag auch besuchen würde. Gab doch wohl nur eine komplett in schwarz-weiß gestaltete Schuluniform in Tokyo. Hoffte Ruki zumindest. Er schien wirklich nett zu sein, wenn auch einen kleinen Tick hyperaktiv. War Ruki eigentlich auch zeitweise, aber in dem Moment stand ihm nicht danach. Sie gingen noch ein Stück zusammen, dann bot Miku ihm an, ihn wegzubringen. Ruki freute sich. Seine Mutter wäre bestimmt auch glücklich, wenn er direkt Leute hätte. Als sie vor der Villa standen, weiteten sich Mikus Augen. "Hier WOHNT ihr?", fragte er ungläubig und Ruki lachte. "Ne, wie kommst du darauf?", "Deine Eltern müssen total reich sein..." Ruki zuckte mit den Schultern. Er wollte nicht drüber reden, das Thema nervte ihn. Er stieß die Tür auf und rief auf japanisch in die Empfangshalle: "Ich bin wieder da und hab noch wen mitgebracht!" Sofort ging oben eine Tür auf und Teruki schaute. "Dachte, jemand, den ich kenne!", stellte er dann mit einem enttäuschten Blick auf Miku fest und schloss die Tür wieder. Dann schaute seine Muter aus der Küche und lächelte Miku an. "Ich bin Rukis Mutter, schön, dich kennenzulernen!" Ruki lächelte den Blonden entschuldigend an. Der jedoch grinste und stellte sich freundlich vor. Sein kleiner Hund lag japsend auf dem Boden und auch der kleine, schwarz-weiße Hund von Ruki sah ziemlich fertig aus. Miku verabschiedete sich recht schnell und wünschte Ruki noch einen schönen Tag. Ruki ging allerdings recht schnell zu Bett, da sie am nächsten Tag noch einiges aufbauen und auspacken mussten. Am nächsten Morgen wurde er davon geweckt, dass sein Hund unters Bett gekrabbelt war und nun japsend und jaulend wieder darunter hervorschoss. Ruki blinzelte. Das Zimmer war viel zu weiß. Seufzend begann er, noch im Schlafanzug einige Kisten auszupacken. Da war auch seine Schuluniform... Schwarz-weiß, glatt gebügelt. Bisher hatte er noch nie Schuluniform tragen müssen. So schlimm sah die doch eigentlich gar nicht aus. Aber unbequem! Nach einigem Suchen fand er schließlich ein süßes T-Shirt und eine kurze Hose. Da er nun dabei war, begann er, seinen Schrank einzuräumen und seine Kommode und seinen Fernseher aufzubauen. Seine Möbel waren allesamt schwarz, wie er sie sich ausgesucht hatte. Er hing die Poster von seinen Lieblingsbands auf und beschloss, seine Wände zu streichen. Drei türkis und eine schwarz. Er ging schließlich hungrig herunter und erwähnte beim Frühstück seinen Wunsch. Sein Vater versprach, Farbe zu kaufen und Teruki erzählte davon, dass Uruha kommen würde. Schließlich ging Ruki wieder in sein Zimmer, um noch letzte Sachen auszupacken. Er war fast fertig, als die Türklingel melodisch klingelte. In der Erwartung, Miku würde es sein, ging er die Treppe herunter, jedoch überholte Teruki ihn mit den Worten: "Mein Besuch!" Ach, stimmt ja. Uruha. Ruki stoppte und beobachtete Teruki die Tür aufmachen. Das war ja eine ganze Gruppe! "Hey! Ähm... Kommt rein!", grinsete Teruki selbstsicher und schlang einen Arm um den verunsicherten Ruki. "Das ist mein kleiner Bruder, Ruki!" Er zog Ruki energisch mit in sein Zimmer und die ganzen Japaner folgten. Ein großer, schlaksiger Kerl in hautengem Top fiel Teruki in die Arme. "Teru! Man, ewig nicht mehr gesehen!" Teruki nickte. Er sah irgendwie interessant aus, vermutlich, weil er geschminkt war. Nun stellte Uruha auch die anderen vor. "Also, das sind Kyo, Saga, Kanon und Reita. Ruki, kennst du Kanon vielleicht?" Verschreckt, da er angesprochen worden war, blickte Ruki auf. Er schaute Kanon kurz an und schüttelte dann mit dem Kopf. Kanon tat ihm das nach. Saga grinste und sagte: "Wie alt bist du, Ruki?" "16...", murmelte der verunsichert und Saga sagte zufrieden: "Ach ja, das waren noch Zeiten... Ich bin jetzt 17 und werde nächsten Monat 18. Warte. Miku müsste in deinem Alter sein..." Ruki lächelte. "Miku, ein hyperaktiver Zwerg mit einem süßen Hund?" Auch Reita war nun am Lachen. "So könnte man ihn durchaus beschreiben!" "Wie alt seid ihr eigentlich?", fragte Teruki in die Runde. "17", murmelte Kanon, "19, brummte Kyo, "17, aber mal sitzen geblieben", meinte Reita und Uruha schloss mit einem "Bald 18", die Runde. Nachdenklich fragte Ruki: "Sitzen geblieben? Das heißt, du wärst in meiner Klasse, wenn du auf meiner Schule wärst?" Reita nickte. "Kann gut sein! Dann würdest du auch Nao, Shou und Maya kennen lernen. Miku kennst du ja anscheinend schon." Saga seufzte. "Nao. Nao ist wirklich ein Langweiler." "Gar nicht!", brummelte Kyo. "Sagst du nur, weil du ihn geil findest!", sagte Reita genervt. Kyo protestierte. "Höchstens süß!", und wurde rot. Na super. Das würde ja lustig werden. Moment, süß?! Nao? Ihn?! Sah man Kyo gar nicht an. Wenn man mal die Sache mit der Schminke abzog. "Die Schuluniformen bei euch sind so schrecklich!", beschwerte Kyo sich unterdessen, "Nao sieht darin aber trotzdem... knuffig aus..." Reita schaute genervt aus dem Fenster. Feine Gesichtszüge und das Nasenband, das ihn ein wenig mysteriös aussehen ließ. Die blond-schwarzen Haare trug er antoupiert, der Pony fiel ins Gesicht. Selbst mit diesem genervten Blick war er noch der hübscheste der Gruppe. Uruha war aber auch recht hübsch, wenngleich er ein wenig eingebildet aussah. Etwas eingeschüchtert stand Ruki im Türrahmen. "Meine Uniform? Also... Die schwarz-weiße?", fragte er und Kyo nickte abwesend. "Ich hatte auf meiner Uniform ja über das Schulwappen das von Abingdon Boys School genäht!", erzählte Reita mit leuchtenden Augen. "Du nähst da Sachen drauf?", fragte Ruki interessiert. "Ja, die muss man ja verzieren, wenn man darin rumlaufen will!", stöhnte Kanon nun. "Sagst du! Deine Schuluniform sieht doch noch halbwegs annehmbar aus!", grinste Reita. "Und wer ist jetzt auf welcher Schule?", fragte Ruki verzweifelnd. "Also", begann Uruha, "Reita ist auf einer Schule in Tokyo, Shou, Maya, Miku und Nao auch. Bietet sich auch an, wenn man hier wohnt. Zehn Minuten Fahrt und man ist da... Egal. Kyo ist fertig, ich bin auf einer Privatschule und die da", er deutete auf Kanon und Saga, "gehen in einem Vorort auf eine recht kleine Schule." "Teruki, hast du eine Ahnung, wo ich hingehe? Miku meinte, irgendwo in Tokyo wahrscheinlich...", und sein Bruder antwortete: "Steht doch auf deiner Uniform.." "Er meinte doch was von schwarz-weißen Uniformen, das kann doch eigentlich nur bei Nao sein!", knurrte Kyo. Irgendwie war der Typ Ruki unheimlich. "Probleme mit Nao?", frotzelte Saga. "Halt den Mund, wir sind nicht zusammen!", erwiderte Kyo trocken. Saga nickte nur mit einem wissenden Grinsen. Ruki sagte verlegen: "Naja, ich geh' dann auch mal wieder, also..." "Bis Montag, hoffentlich!", sagte Reita grinsend und Ruki hoffte, nicht rot zu werden. "Bye!", grinste Saga, "Man sieht sich!", murmelte Kyo und Uruha nahm ihn einfach mal in den Arm, wobei er Ruki halb die Rippen zerdrückte. Kanon rief noch ein "Bis denne!", und dann ging Ruki in sein Zimmer, wo er seine Uniform aufs Bett legte und sie glatt strich. Besonders schön war sie wirklich nicht. Tragbar vielleicht. Seufzend nahm er sich vor, Teruki später um Hilfe zu fragen. Es war schon später Nachmittag und er wollte ihn mit seinen Freunden nicht weiter stören. Er räumte noch die letzten Sachen ein und hörte wenig später, wie Teruki sich verabschiedete. Mit einem Blick auf die Uhr stellte er fest, dass es bald schon Zeit fürs Abendessen wäre... Sein Handy vibrierte. Er stürzte sich beinahe darauf. Jen. Seine ehemalig beste Freundin. 'Ich vermisse dich!', hatte sie auf japanisch geschrieben. Genervt antwortete er auf englisch: 'Hör mir mit japanisch auf! Vermisse euch auch alle...' Dann faltete er seine Uniform, legte sie auf einen Stuhl und stellte schon mal den Wecker. Er ging herunter, wo bereits die Farbtöpfe für seine Wände standen. In dem Moment rief seine Mutter ihm wegen dem Abendessen. "Was hälst du von Sushi?", fragte sie ihn auf englisch. Er antwortete auf japanisch, dass er das gut fände. "Wir leben jetzt hier, da muss ich es japanisch reden, da kann ich das auch hier." Seine Mutter lächelte und bestellte nicht mehr ganz perfektem japanisch beim Lieferdienst. Ruki setzte sich an den Tisch und wartete, dass Teruki herunterkam oder der Lieferdienst klingelte. Was auch immer wahrscheinlicher war. Stattdessen bahnte sein Vater sich seinen Weg in die Küche. Gut gelaunt redete er von seinem Gepräch mit der Firma gestern und dass er wieder angestellt werden würde. Da kam auch Teruki herunter. Der würde jetzt Montag seine Ausbildung anfangen... Nach dem Essen sollten sie schlafen gehen, aber Ruki lag bereits zwei Stunden wach. Verdammte Zeitverschiebung! Irgendwann war er eingeschlafen, trotzdem war er vor dem Weckerklingeln wieder wach. Eine halbe Stunde hätte er noch Zeit, bis er aufstehen musste... Er begann, seine Tasche zu packen. Collegeblöcke, Etui, Frühstück. Und dann zog er die Schuluniform an. Sie war verdammt unbequem und das 'tragbar' von gestern nahm er auch zurück. Seufzend betrachtete er sich im Spiegel. Er, der Neue. In dem Moment klopfte es und seine Mutter kam herein. Als sie sah, dass er schon fertig angezogen vorm Spiegel stand, verschwand sie mit den Worten "In einer halben Stunde gibt's Frühstück!" wieder. Seufzend sah Ruki sich um. Bald, am Wochenende, würde er sein Zimmer streichen. Bis dahin wäre er noch in diesem weißen Klotz gefangen. Er pfiff leise und der kleine Hund, der auf dem Bett gelegen hatte, sprang freudig auf und kläffte kurz. Beruhigend strich Ruki ihm über den weichen Kopf und nordete sich ein. So- Der Schultag konnte beginnen! Kapitel 2: -Kapitel 2- ---------------------- -Kapitel zwei- Nach einer kurzen Fahrt, Uruha hatte Recht gehabt mit zwanzig Minuten, stand Ruki nun an der Schule. Die Fahrt mit seinem Vater war schrecklich nervig gewesen, aber immerhin war er den Uniformen nach zu urteilen an der richtigen Schule gelandet. Suchend schaute er sich um, konnte aber weder Reita noch Miku ausfindig machen. So lief er unsicher ins Schulgebäude. Die meisten Schüler hatten lediglich einige Buttons auf den Jacken, wirklich verziert sah niemand aus. Ruki sprach ein älteres Mädchen an: „Entschuldigung, wo ist das Sekretariat? Ich bin neu hier“, und ließ sich von ihr den Weg zeigen. Recht bald stand er vor einer gelangweilt aussehenden Frau, die ihn kaum beachtete und an einen Lehrer weiterverwies. Mit dem stand er nun vor einem Klassenraum. „Sind alle ganz nett!“, wisperte er, dann machte er mit Schwung die Tür auf und in der Klasse wurde es schlagartig still. Suchend blickte Ruki durch die Schülermenge und entdeckte nun- endlich!- Reita und Ruki, die mit ein paar anderen in einer Ecke des Raumes saßen. Ein Stuhl war frei. Reita hatte ihn nun auch entdeckt und lächelte ihm bestätigend zu. Dann nickte er auf den freien Stuhl und Miku winkte ebenfalls. Ruki verschwand schnell auf seinem Platz und der Lehrer schien froh, sich nicht mehr weiter darum kümmern zu müssen. „Also, das ist Ruki, er ist aus Amerika hier hergezogen und geht ab heute in diese Klasse!“, begann er dann auf Japanisch, „Ruki hat früher schon einmal hier gelebt und spricht sowohl japanisch als auch englisch. Nehmt ihn gut auf, ich vertraue euch damit!“ Unsicher lief Ruki zu Miku und Reita, dessen Schuluniformen wirklich gut aussahen, dafür, dass es eben Schuluniformen waren. Er ließ sich auf den freien Platz fallen und der Lehrer begann mit dem Englischunterricht. Sein Englisch war vollkommen akzentfrei und Ruki fühlte sich sofort wohl. Er holte seinen Collegeblock heraus und schrieb mit, was der Lehrer erzählte. Die Stunde verging recht schnell und nachdem sie mit einer älteren, eher mäkeligen Lehrerin Physik gehabt hatten, war die Frühstückspause. Miku stellte Ruki lachend die anderen vor. Shou, der ebenfalls recht gut aussah in seiner selbst designten Uniform, war eher der liebe, harmlose Typ. Nao war recht ruhig, aber auch reichlich schlecht gelaunt. Vermutlich wirklich Stress mit diesem Kyo. Maya war mit Miku zusammen der Hyperaktive der Gruppe. Sie alle hatten eigens verschönerte Uniformen, die genau zu ihnen passten und aus der Menge stachen. Reita schaute mitleidig, wie aufs Kommando und sagte: „Hm, Leute, irgendwas müssen wir echt mit Rukis Uniform machen. So kann der Kleine ja nicht rumlaufen!“ Miku und Maya quietschten vergnügt ein „Oh ja! Bei dir Reita! Heute Nachmittag!“ Reita sah Ruki bloß fragend an und dieser nickte. Miku fiel ihm um den Hals und freute sich: „Das wird suupioberdolligtooooll!“ Ruki lächelte beschwichtigend und legte Miku die Hände auf die Schultern, um ihn sanft von sich zu schieben, Maya beließ es glücklicherweise beim freudig durch die Gegend springen. Da klingelte es wieder und die sechs beeilten sich, zum passenden Raum zu kommen. Der Tag zog sich, wenn Ruki auch in einer Stunde mit Miku seine Bücher und den Stundenplan holen gehen gewesen war. In der Mittagspause grinste Ruki vor sich hin. Würde ein toller Tag werden! Er aß langsam sein Mittagessen und schaute an sich herunter. Die vier Garnituren Schuluniform verschönern würde ein riesiger Spaß sein! Nao saß immer noch schlecht gelaunt da, aber Ruki fühlte sich nicht als Beziehungshelfer zuständig, vor allem, weil er Nao kaum kannte. Nachdem Ruki zuhause sämtliche Uniformen in eine Tüte gepackt hatte, stand er vor dem Fahrplan. Mitten in Tokyo wohnte Reita… Mit gedankenverlorenem Blick schaute Ruki wenig später aus dem U-Bahnfenster. Seine Station. Er stieg aus und überlegte. Wie war das noch gleich? Scharf rechts abbiegen, dann die Straße entlang bis zum Kiosk, dann links halten und das mintgrüne Haus. Er fand es ohne Probleme und klingelte ein wenig aufgeregt. Schon hörte er ein Quieken, das nur von Maya oder Miku stammen konnte. Mit einem Lolli im Mund sprang Ersterer Ruki dann auch entgegen, der ihn auffing und kurz durch die Luft wirbelte. „Mayaaaaa! Ich will auch einen Lolli!“, rief Ruki dann und zog an dem Stiel. Maya brummte kurz protestierend, zog dann aber einen Lolli aus der Hosentasche und streckte ihn Ruki stolz entgegen. „Komm mit!“, rief er dann und zog Ruki um ein paar Ecken in einen Raum. Eine Wand komplett bepostert, eine rot, eine schwarz, eine vanillefarben. Ein großes, dunkelbraunes Himmelbett mit roter Bettwäsche und rotem Himmel, schwarzer Schreibtisch. Auf dem Boden helles Laminat und ein roter Teppich. Wenig Lichteinfall, was aber komischerweise sehr gemütlich war. Auf dem Schreibtisch stand eine Nähmaschine, vor der Reita konzentriert über ein Blatt gebeugt saß. Als Ruki ihn anstupste, drehte er sich schwungvoll um und sprang auf, um ihm in die Arme zu fallen. Ruki drückte ihn fest an sich, dann griff Reita nach der Tüte und leerte sie aus. „Jungs? Arbeit!“ Etwas später saßen alle andächtig da und schnippelten, nähten und murmelten. „Also“, begann Reita, als Ruki in einer der neuen Uniformen steckte. „Wir haben das Grundprinzip in lila gehalten, das passt gut zu dem Magenta in deinen Haaren.“ „Es war mal rot!“, knurrte Ruki. „Steht dir aber voll!“, wendete Miku ein. „Ist ja auch egal!“, grinste Reita. „Also, Grundprinzip lila gehalten. Und viele dunkle Blautöne in der Zweitgarnitur. Die dritte musst du so lassen, bis wir wieder kreativ sind…“ „Danke!“, strahlte Ruki und fiel Reita und den anderen nacheinander um den Hals. „Morgen ist Uruha hier, wir könnten hier zusammen Pizza backen…“, überlegte Reita dann lächelnd. „Oh ja, Pizza!“, quietschte Miku verfressen und auch Maya freute sich total. „Ich kann nicht“, murmelte Shou und Nao meinte: „Kommt Kyo auch?“ „Nicht der unheimliche Typ!“, dachte Miku und fragte leise: „Und was ist mit Kanon und Saga?“ „Klassenfahrt!“, lachte Maya. Ruki verließ Reitas Haus abends nach einem wundervollen warmen Abendessen und mit einer großen Tüte. Als er nach Hause kam, schnappte er sich sein Handy und machte ein paar Fotos in seiner Uniform für seine Freunde in Amerika. Alle fanden die Idee super und zudem Gefallen an den Uniformen. Er hatte jetzt den ganzen japanisch gesprochen und nicht einmal darüber nachgedacht. Glücklich schaute er noch einmal in den Spiegel. Irgendwie war er… Zuhause. Morgen würde er Pizza backen mit Maya, Miku, Nao, vielleicht Kyo, Uruha und Reita… Der Blonde mit dem Nasenband schwebte in Rukis Gedanken. Er sah so süß aus… Und er hatte so eine wundervolle Stimme. So weich. Anschmiegsam. Lächelnd dachte er daran, den Blonden morgen wiederzusehen, ihn lachen zu hören. Halt, das durfte alles nicht sein! Er würde sich ja wohl nicht in den erstbesten Typen verlieben! In Gedanken schrieb er mit Miku, der sich wirklich Mühe gab, auf Englisch zu schreiben. Irgendwann aber schlug Ruki vor, einfach auf Japanisch zu schreiben, von Mikus Fehlern kriegte man ja Kopfschmerzen! Irgendwann ging er übermüdet schlafen. Auf einer warmen Wiese lief er herum, irgendwo plätscherte es leise. Er war ganz alleine. Plötzlich begann es, zu regnen, zu gewittern. Auf dem Boden kauernd wartete er auf das Ende, es blitzte und donnerte kräftig und der Himmel färbte sich aschlila. Ruki bekam Angst, begann, zu zittern… Da erschien auf einmal Reita, vollkommen ruhig und trocken nahm er Ruki hoch und beruhigte ihn. Es regnete immer noch und alles war nass, auch Reitas Haare begannen, herunterzuhängen. Ruki strich vorsichtig über die Stirn des mittlerweile ebenfalls durchnässten Reita und küsste ihn innig. Alles war egal, nur dieser Moment für sich zählte… Plötzlich war da ein Baum, gegen den Reita Ruki drückte, seinen Hals hinab küsste dabei… Und immer noch war da Regen, doch der war ja egal, hatte doch Reita Ruki und Ruki Reita… Der ältere begann unter neckenden Küssen an Rukis Hals, eine Hand unter sein Shirt zu schieben. Der kleinere stöhnte leise auf, küsste Reita dann erneut. Der biss ihm dabei auf die Lippe. Ruki stöhnte erneut leise, merkte, wie er langsam erregt von den Berührungen des anderen wurde, küsste und biss ebenfalls seinen Hals entlang, wurde dann aber bereits beim ersten Biss stark zurück gezogen und von Reita festgehalten, der ihn biss. „Nhhh…“, gab Ruki von sich, merkte die zunehmende Erregung, und als Reita dann endlich die Hand an seine ausgebeulte Hose legte… Irgendwo hörte Ruki seinen Wecker klingeln und verfluchte sich selbst dafür, dass er an dem Morgen noch unbedingt hatte duschen gehen wollen und deswegen seinen Wecker auf eine halbe Stunde eher gestellt hatte. Als er jedoch seinen Blick über die Bettdecke schweifen ließ, merkte er rot werdend, dass es vielleicht gar nicht so schlecht war, dass er noch Zeit hatte. Leise und die Hände auf seine Pyjamahose gelegt tippelte er ins Badezimmer, wo er sich seiner Kleidung entledigte und unter der Dusche verschwand. Das warme Wasser prasselte beruhigend auf seine Schultern ein und Ruki schäumte sich gedankenverloren die Haare ein. Dann, als er damit fertig war, griff er zögerlich an seine Erektion. Es war nicht das erste Mal, dass er sowas machte, aber sonst war es auch nicht wegen einem Kerl gewesen… Während er langsam begann, seine Hand zu bewegen, keuchte er auf. Unsicher hoffte er, der einzig wache im Haus zu sein, wäre das ganze doch sonst ziemlich peinlich. Beim Gedanken an Reita musste er unweigerlich ungehaltener keuchen, was war bloß los mit ihm?! Er lehnte sich mit dem Kopf gegen die kühlen Fliesen und bewegte seine Hand schneller, unterdrückte dabei mühsam das Stöhnen. Als der Schaden sozusagen endlich behoben war und Ruki mit Herzklopfen und flachem Atem aus der Dusche stieg, musste er grinsen. Heute würden sie Pizza backen. Und als er seine Schuluniform anzog, gefiel sie ihm wesentlich besser als vorher, er hatte die lilafarbene Garnitur ausgewählt, die wirklich mit seiner Strähne harmonierte. Und selbst die in leuchtend pink gefiel Ruki mittlerweile. Als er eine gute Dreiviertelstunde später in die Küche ging, saß sein Vater bereits dort und telefonierte. Seine Mutter, ebenfalls schon hellwach, lächelte ihm wortlos zu und deutete auf seine Bentobox, neben der ein giftgrünes Getränk stand. Es sah nach wahlweise extrem süß oder extrem sauer aus. Teruki liebte dieses Zeug sicherlich. Als sein Vater fertig mit telefonieren war, erklärte Ruki, dass er nach der Schule direkt mit zu Reita fahren würde. „Schön, dass du schon Freunde gefunden hast!“, lächelte seine Mutter. „Vernachlässige aber die Schule nicht!“ Ruki nickte scheinheilig und verließ dann das Haus, der Schulweg war heute mit der Bahn zu bewältigen. Er studierte hilflos den Fahrplan und stöhnte. Das würde er doch nie schaffen, dabei war er schon viel eher da als eigentlich nötig… Die Bahnen, die alle paar Minuten in die Station donnerten, waren so brechend voll und hielten nur so kurz! Unbeholfen kramte er nach seinem Handy, um seine Mutter anzurufen. Stattdessen hatte er dann aber eine andere Idee; Er klingelte Reita an. Der hob auch direkt ab, hörte sich aber sehr müde an. Und doch bot er Ruki der Lage entsprechend an, ihn abzuholen, was seiner Aussage nach noch knapp machbar sei. Abgehetzt erschien der Ältere dann auch an der Station, war gerade aus einem Zug aus Tokyo ausgestiegen und sammelte Ruki ein. „Traust dich nicht allein?“, fragte er schief grinsend und neckend. „Nur kein Bahn fahren in SO brechend vollen Zügen gewohnt…“, erwiderte Ruki lachend. Nach kurzem Blick auf den von der Schule gestellten Fahrplan schüttelte Reita den Kopf. „Es macht keinen Sinn, die Strecke hier zu fahren, ich kenn eine schnellere, einfach in den hier, der in zwei Minuten ankommt und dann in den Richtung mein Viertel, ab da den Zug, der bis zur Schule fährt. Das ist zwar von der Fahrtdauer ungefähr gleich lang, aber allemal besser als mit der Hauptlinie zu fahren! Da kommst du doch nicht mal mit einem Umhängeschild auf dem ‚Ich bin verseucht‘ steht rein… Reita lachte kurz und Ruki musste lächeln. Er war froh, dass Reita ihm half. „Hey, nicht träumen! Nächste Station müssen wir aussteigen!“, warnte Reita ihn. „Das krieg ich doch niemals allein hin!“, stöhnte Ruki, als sie schließlich von der Station zur Schule liefen. Reita beruhigte ihn: „Wie gesagt, die andere Linie wäre viel komplizierter gewesen und außerdem steige ich ja auch recht schnell zu. Also mach dir mal keine Sorgen.“, er lächelte und Ruki versuchte, das zu erwidern. Weil sie ziemlich spät dran waren, beeilten sie sich, ins Gebäude zu kommen. Der Tag zog sich für Ruki und war so endlos langweilig wie ein Besuch eines Knöpfemuseums. Reita ignorierte ihn die meiste Zeit verträumt nach draußen blickend, Miku und Maya waren beide krank- welch Wunder bei einer Matheklausur- und Nao war ziemlich schlecht gelaunt. Schließlich hakte Ruki nach und der nachdenkliche Junge sagte bloß leise: „Ich erzähl‘s dir gleich, ja?“ Ruki nickte. So machte er sich also doch zum Beziehungshelfer für einen Kerl, den er kaum kannte. Er ahnte ja nicht, dass es nicht das letzte Mal für heute sein sollte… In der Pause zog Nao ihn direkt beiseite und begann. „Also, es ist wegen Kyo… Er hat sich seit Tagen nicht gemeldet und davor hatten wir Streit… Reita ist zu verliebt, um’s mitzukriegen, Maya und Miku denken nicht im Geringsten darüber nach… Dich kenn ich kaum und Uruha… Naja da ist‘s halt die Story mit Reita.“ „Wie?“, warf Ruki fragend an und bemühte sich um einen normalen Tonfall. Reita war verliebt?! Und was hatte Uruha bitte damit zu tun? „Ja, Uruha und Reita sind doch voll happy zusammen- Das heißt, es sei denn einer von beiden verarscht den Anderen nur, das ist auch relativ wahrscheinlich, wie ich die Beiden kenn.“ Ruki runzelte die Stirn. „Was?“, fragte er und versuchte krampfhaft normal zu klingen. „Ja, die beiden haben schon ein ganzes Weilchen was miteinander, aber zwischendurch hat Reita die Beziehung abgebrochen…“, murmelte Nao. Ruki nickte gezwungen lächelnd und spürte nur noch Neid auf Uruha. Pizza backen. Er ging direkt nach der Schule mit Reita zu ihm, um dort noch ein paar Sachen vorzubereiten. Doch schon kurze Zeit, nachdem sie mit den Vorbereitungen begonnen hatten, klingelte es bereits an der Tür. Kyo. „Huhu!“, rief Ruki munter und behielt in Gedanken, dass Kyo ja sicherlich irgendwas Liebenswertes haben musste, sonst wäre Nao nicht so zu ihm. Nach einer kurzen Umarmung verschwand Kyo in Reitas Zimmer und es klingelte erneut. Ruki öffnete, schon in der Gewissheit, gleich den geballten Angriff der Maya-Miku-Fraktion ausgeliefert zu sein. Und tatsächlich, kaum war die Tür offen, hüpfte Miku auf Ruki zu und umarmte ihn. Maya hingegen beließ es beim durch-die-Haare-wuscheln und streckte Ruki einen Lolli hin. Er nahm ihn entgegen und bat Maya herein, während Miku immer noch plappernd an ihm klebte. Doch kaum hatte Ruki sich Miku vom Hals gepflückt und ins Haus verfrachtet, sah er auch schon Uruha durch die offen gelassene Tür kommen. „Ihr seid ja süß!“, kommentierte er die Szene, flötete zuckersüß „Reeeeeeeeeeeeeeeeeeeeeitaaaaaaaaaaaaaaaa!“, und ging dann an ihnen vorbei zu dem Gerufenen, den er innig küsste. Ruki sah traurig auf den Boden, er wollte sich das nicht antun. Zum Glück klingelte es in dem Moment und er hechtete quasi zur Tür, um der Situation zu entgehen. Nao stand dort, wirkte aufgestylt und lächelte unsicher. Er trug ein figurbetonendes Shirt, war stark geschminkt und hatte seine Brille abgesetzt. „…Ist… Kyo da?“, fragte er mit hoffnungsvoller Stimme. Kapitel 3: -Kapitel 3- ---------------------- -Kapitel drei- „Klar, komm rein!“, erwiderte Ruki, ganz leer innerlich. Er wollte nicht, dass Uruha Reita bekam… Nao nahm ihn in den Arm und fragte dann sanft: „Mensch… Ruki… Was ist denn los?“ „Erzähl ich dir gleich, ja?“, entgegnete Ruki und löste sich aus der Umarmung. „Kyo ist bei Reita im Zimmer…“, fuhr er dann leise fort und Nao ging zögernd auf den Raum zu. Er öffnete die Tür und man hörte bloß noch sein leises „Können wir reden?“, das an Kyo gerichtet war. Miku und Maya hingegen tobten noch immer auf dem Flur herum und so stand Ruki alleine gelassen dort; Reita und Uruha hatten sich in die Küche verzogen und was sie dort trieben, wollte Ruki so genau gar nicht wissen. Irgendwie fühlte er sich zum heulen und ließ sich auf den Boden sinken, dachte nach und beobachtete Miku und Maya bei ihrer Verfolgungsjagd. Es tat ihm weh, zu sehen, wie Reita und Uruha miteinander umgingen. Es sollte nicht so sein, aber er merkte, dass er Reita für sich wollte… Erschrocken zuckte er zusammen, als Miku sich neben ihn fallen ließ und ihn neugierig ansah. „Was ist loooos?“, fragte der Kleine quengelig. Ruki zuckte bloß mit den Schultern und erwiderte leise: „Nichts weiter Wichtiges…“ Daraufhin warf Miku ihn um, um ihn durchzukitzeln, was Ruki zumindest ein bisschen ablenkte, bis plötzlich die Küchentür aufgestoßen wurde und Reita und Uruha heraus stürmten, Reita den Tränen nahe, Uruha stürmte sauer und wortlos das Haus. Mit gepresster Stimme fragte Reita, nachdem die Tür zugefallen war: „Pizza backen?“ Maya und Miku nickten schon beinahe ernst und auch Reitas Zimmertür ging in dem Moment auf. Kyo und Nao hatten sich anscheinend ausgesprochen, denn auf Kyos Gesicht lag ein zufriedener Ausdruck, und hätte Ruki ihn in der Situation kennengelernt, wäre er ihm vermutlich tatsächlich sympathisch gewesen. Er wirkte freundlich, offen und auch Nao lächelte beseelt, obwohl man deutlich sah, dass er geweint hatte. Reita hingegen war immer noch offensichtlich am Ende mit den Nerven und bat die anderen mit einem gequälten Blick: „Geht ihr bitte schon einmal in die Küche und schaut, dass ihr die Sachen aus dem Kühlschrank räumt…? Dann… Rede ich noch kurz mit Ruki…“ Ruki runzelte die Stirn, alle anderen hingegen machten sich schnell auf den Weg. Reita legte einen Arm um Ruki und zog ihn in sein Zimmer. Dort setzte er sich seufzend auf sein Bett und klopfte neben sich. „Na komm, ich beiße nur Leute, die’s verdient haben…“, sagte er nachdenklich und schmunzelte. Ruki setzte sich unsicher neben ihn, abwartend, was er nun erfahren würde. „Was ist denn los…?“, fragte er leise und sah bestürzt, wie fertig Reita wirklich war. Der lehnte sich an ihn und Ruki flüsterte tröstend: „Mensch… Was ist denn los?“ Reita begann zögerlich und leise: „Es… Ist wegen Uruha… Ich war eine Zeitlang mit ihm zusammen mit ihm zusammen und sind wir ja auch jetzt wieder. Aber ich glaube einfach, dass ich das nicht kann! Es ist zu viel passiert, was… Nicht hätte passieren dürfen. Und ich mein- Ich mag ihn jetzt echt, nein, eigentlich liebe ich ihn; aber ich hab so Angst… Weißt du? Und an sich… Ich weiß nicht mal, ob das noch Liebe oder einfach psychische Abhängigkeit von ihm ist… So die Angst, was sich ändert, wenn ich nicht mehr mit ihm zusammen bin…“ Ruki nahm ihn vorsichtig und nachdenklich in den Arm und sagte leise: „Wenn du so unsicher bist… Brauchst du vielleicht eine Pause von Uruha… Weißt du, eine Pause davon, ständig einen auf heile Beziehung zu machen.“ Ruki fand sich selbst unglaublich egoistisch und unverschämt, einfach so über Reitas Beziehung zu entscheiden. „Ja, das glaub ich auch, aber als ich das Uruha gesagt hab, ist er total ausgeflippt, wie du ja gesehen hast…“, seufzte Reita bekümmert. „Und was mache ich? Weil Nao und Kyo sich gerade erst wieder vertragen haben und auf meine Beziehungsprobleme keinen Bock haben und Miku und Maya das niemals verstehen würden, nerve ich dich damit, dabei kenn ich dich doch noch nicht mal eine Woche… Und außerdem hast du sicherlich weiß Gott andere Probleme, du bist erst hier nach Japan gezogen und hast vermutlich nicht mal Lust hier zu sitzen und…“ Er schaute Ruki verzweifelt an. „Danke, dass du da bist…“ Ruki lächelte ruhig und flüsterte: „Das mach ich doch gerne… Mensch Reita, das wird alles wieder. Und wenn nicht… Du wirst mit 17 wohl kaum schon die magische, regenbogenfunkelnd epische Liebe deines Lebens gefunden haben!“, er zwinkerte und auch Reita nickte und grinste dann. „Stimmt! Und jetzt Pizza backen?“ Ruki nickte. Er war froh, dass Shou, Saga und Kanon nicht da waren, sonst hätte Reita sicherlich mit ihnen statt mit Ruki geredet. Sie gingen zurück in die Küche, in der Maya Miku auf dem Schoß hatte und Nao mit Kyo redete. Reita klatschte in die Hände und rief: „Auf, auf!“, während er den Kühlschrank aufriss, die Zutaten und den fertigen Pizzateig herausstellte und summte. Maya schubste Miku von seinem Schoß und dieser stürmte auf Ruki zu, um ihm ganz frech ein Küsschen auf die Wange zu drücken. Ruki musste lachen und griff nach Mikus Haaren, um den Blick des Kleineren zu ihm hoch zu richten. „Du kleiner Frechdachs, hm?“, sagte er und pustete Miku ins Gesicht, der hingegen wand sich verlegen aus seinem Griff. Dann streckte er ihm kichernd die Zunge heraus. Später begannen sie mit der Pizza. Es war lustig, doch noch während die Pizza im Ofen war, klingelte es erneut an der Tür. Nichtsahnend stand Reita auf und öffnete die Tür, doch noch bevor der draußen stehende etwas sagen konnte, fuhr Reita ihn auch schon an: „Was willst du?!“ „Reden…“, ertönte Uruhas leise und reumütige Stimme. Wortlos verschwand Reita mit ihm im Schlafzimmer, was Ruki überhaupt nicht passte. Er starrte misslaunt aus dem Fenster, was Nao nicht entging. Auch Miku fragte: „Was ist los, Ruki-kun?“ Doch dieser schüttelte bloß den Kopf, murmelte etwas von egal und schloss kurz die Augen. Dann umarmte er Miku niedergeschlagen, der wusste gar nicht, wie ihm geschah und drückte ihn bloß an sich, während Nao ihn wissend ansah und eine Miene zog. „Ruki, kommst du mal bitte mit?“, fragte er in den Raum, zog Ruki dann aber keine Widerrede zulassend in den hereinbrechenden, warmen Abend. „Okay, Ruki. Wie lange willst du dir das jetzt antun?“, ertönte es von Nao, der ihm fest in die Augen blickte. Ruki hingegen tat auf unwissend. „Was denn antun?“ „Reita hinterher schmachten. Er ist verdammt noch mal kein guter Umgang, mir… Nicht in einer Beziehung… Das willst du dir nicht freiwillig antun.“ Ruki zuckte mit den Schultern. „Kann schon sein…“ „Ja, was meinst du denn, warum die so Stress haben?!“, fragte Nao provozierend und sah Ruki böse an. „Ich sag sowas doch nicht umsonst!“ „Weiß ich doch nicht!“, erwiderte der gereizt und lehnte sich gegen einen kleinen weißen Zaun, dessen Lack am abplatzen war. „Entweder verarscht Reita Uruha oder anders herum. Die Beiden… Das kann nicht mehr lang gut gehen. Das hat keine Zukunft. Reita ist jetzt schon maßlos genervt. Und vor allem fertig. Ich könnte wetten, er lässt sich von Uruha verarschen.“ Sie gingen langsam zurück zum Haus, den Sonnenuntergang im Rücken, als ihnen ein stocksauer aussehender Uruha entgegenlief. Er wirkte gestresst und grüßte sie bloß mit einem Nicken, verschwand dann. Als sie kurz darauf wieder im Haus waren, fiel Ruki eins auf: Reita hatte geweint. Scheinbar hatten Maya und Miku ebenfalls von dem Streit mitbekommen, denn sie standen wie eingefrorene Gartenzwerge herum und starrten auf den Boden. Noch während Reita sie erblickte, bedeutete er Ruki, ihm in sein Zimmer zu folgen. Ruki war unsicher, denn Nao sah ihn alles andere als begeistert, eigentlich sogar sehr besorgt, an. Reita schloss die Tür hinter sich und noch bevor Ruki überhaupt gefragt hatte, was los war, begann der Blonde auch schon mit brüchiger Stimme: „Es ist Schluss… Ich konnte das alles nicht mehr… Und ich weiß, dass er es nicht ernst meint mit mir…“ Damit drehte er sich auf dem Absatz um und schlug gegen die Tür. „Scheiße man!!!“ Ruki atmete tief durch und schaute den Älteren an. Was könnte er jetzt zu ihm sagen, um ihn wieder zu beruhigen? Schließlich schien er wirklich am Ende zu sein… Doch bevor er weiter denken konnte, hatte Reita ihm auch schon das Englischbuch zugeworfen und forderte ihn aufgebracht: „Los, frag mich ab! Sonst dreh‘ ich noch total durch hier!“ Ruki begann schüchtern und vorsichtig, nach den Vokabeln zu fragen und wartete verzweifelt darauf, dass seine Antworten nicht mehr ganz so aggressiv kamen und er ihm endlich erzählte, was genau passiert war. Hilflos lag er im Bett und rasselte die Vokabeln herunter, dann endlich kamen die Antworten langsam milder und schließlich murmelte Reita statt einer Antwort: „Danke, dass du da bist, Ruki… Arigatou gozaimasu…“ Dann ging er zu Ruki und umarmte ihn dankbar. Der nickte und drückte ihn vorsichtig an sich und fragte sich, wie er ein Gespräch anfangen sollte. Aber er wusste ja nun was los ist- also schlug er vor: „Wir könnten jetzt essen gehen, die Anderen warten sicher schon auf uns…“ Doch Reita lächelte bloß ein wenig und sagte dann recht selbstbewusst und als wäre es selbstverständlich: „Ich rede gern mit dir. Du bist ein guter Zuhörer.“ Auch Ruki lächelte und sagte deutlich weniger selbstbewusst und erwiderte: „Danke… Es ist auch schön, dir zuzuhören. Ich mag deine Stimme, und außerdem erzählst du Sachen, die einen Sinn ergeben, nicht so ein komplexes und unlogisches Zeug wie sonst alle…“ Schließlich gingen sie zurück in die Küche, wo Maya, Miku, Nao und Kyo bereits zu essen begonnen hatten. Nao warf Ruki einen besorgten Blick zu, den dieser mit einem selbstbewussten Blick quittierte. Mit einem Grinsen ließ er sich auf einen Stuhl fahren und hob sich ein Stück Pizza auf den Teller, auch Reita schnappte sich einen Stuhl und schmetterte lachend: „Iiiiiiich bin ab heute wieder zu haben! Gebote werden ab sofort dankend entgegen genommen!“ Er lachte laut und dann machten sie sich alle über ihre Pizza her. Sie war unglaublich lecker und obwohl der Tag anstrengend gewesen war, war Ruki glücklich. Er war gerade wieder zuhause und obwohl er nun dort saß, in einem Land, in dem er sich bis vor einer Woche noch nicht mal ansatzweise hatte leben wollen. Er hatte alles, was er in Amerika auch gehabt hatte- Und er hatte einen richtigen Freundeskreis, von dem er glaubte, gemocht zu werden. Und dann war da noch Reita, der ihm irgendwie den Verstand raubte mit seiner Art. Er wusste ja selbst nicht mal genau, woran es lag, dass er beim Beisein des Blonden so Herzklopfen kriegte, aber es machte ihn wahnsinnig. Was hatte Nao noch gleich gesagt? „Reita ist kein guter Umgang, nicht in einer Beziehung!“ Aber das war ihm doch egal… Nao und Kyo zofften sich ja auch dauernd und waren letztendlich doch glücklich miteinander… Ruki griff resignierend nach seinem Handy, um ein wenig mit den Leuten aus Amerika zu schreiben. Wer würde ihn verstehen? Reita war immerhin ein Kerl und genau so sah er auch aus… Verdammt, das war doch krank. Warum fühlte er das? Er musste bloß ein paar Mädchen aufreißen, dann würde das schon werden. Hoffentlich. Kurzentschlossen schrieb er Shou, der ja irgendwie noch der Normalste der Gruppe zu sein schien: ‚Wie sieht’s hier eigentlich aus mit Feiern?‘ Schnell kam die Antwort: ‚Machen wir alle super gerne. Am Wochenende kannst du ja mitkommen; mit Kanon, Saga, Reita und Kyo!‘ Ruki passte das nicht. Er wollte nicht, dass Reita ihn so erlebte. Mädchen abschleppend. Trotzdem sagte er zu, weil er sonst das Wochenende hätte zuhause verbringen müssen Mit Teruki, der Uruha für zwei Tage eingeplant hatte- Und dem wollte Ruki nun wirklich nicht begegnen. Seufzend sah er dann, dass Jody ihm geschrieben hatte. ‚Wie ist es in Japan? Kommst du mit dem Japanisch klar? Neue Freunde gefunden? Hier fragen alle nach dir. xoxo, Jody‘ Kurz antwortete er ihr sehnsüchtig, dass alles in Ordnung war und er dabei war, neue Freundschaften zu schließen. Er bat sie außerdem, liebe Grüße an alle auszurichten. „Ruki! RUUUKIII! Steh auf, du Faulpelz!“, rief Teruki am nächsten Morgen unglaublich genervt. „Du hättest fast verpennt! Dein Wecker ist gerade erst ausgegangen!“ Verwirrt setzte Ruki sich auf und wuschelte sich durch die Haare. Dann stand er langsam auf und ging ins Bad. Er hatte schon wieder von Reita geträumt, wusste aber nicht mehr genau, was. Und das wollte er auch gar nicht. „Er ist ein Kerl Ruki… Ein Kerl mit Schwanz und ohne Brüste… Und… Was würde er wohl machen, wenn er mich…“, dachte er, brach den Gedanken aber dann knallrot ab und hoffte, nicht erregt davon zu werden. Dann suchte er mühselig seine lilafarbene Schuluniform, während er weiter über seine Gefühle nachdachte. Ob er wohl etwas von Reita wollte, weil der sich schminkte und- jedenfalls im Shirt- nicht muskulös und sportlich wirkte? … Sport… Ruki stöhnte. Er hätte ja noch Sportunterricht nachher… Wie abgemacht fuhr er bis zu Reitas Station, wo der auch bereits auf ihn wartete und ihn lachend in die Arme schloss. Der Jüngere genoss es, rief sich dann aber doch wieder zur Ordnung. Reita! War! Ein! Kerl! „Was… Ist jetzt eigentlich mit Uruha…?“, fragte er wie nebenbei, „Teruki hat gestern echt lang mit ihm telefoniert.“ „Oh, der… Er will irgendwie nichts von mir- naja, oder zumindest will er mich nur ficken. Ist ja auch egal…“ Ruki schluckte, während er Reita beobachtete. Deren Miene war vollkommen gleichgültig. „Und…. Was ist jetzt mit dir?“ „Versuche jetzt, die ganze Angelegenheit nicht zu dramatisch zu sehen… Wie du bereits gesagt hattest: Er ist bloß ein Kerl. Sicher nicht die Liebe meines Lebens. Ruki nickte ernst. „Ja, genau. Hinterher trauern bringt’s nur, wenn noch Hoffnung besteht...“ Reita zuckte bloß mit den Schultern. „Auch egal jetzt. Hast du Mathe?“ Ruki nickte. „Kannst du gleich abschreiben, in Englisch, ja?“ Reita nickte. „In Amerika konnte man seine Hausaufgaben im Bus machen“, erzählte Ruki dann nachdenklich, „Je nachdem, wie früh man eingestiegen ist halt. Das ist wie in den ganzen Serien. Große, gelbe Schulbusse, die einen abholen, quasi direkt von zuhause.“ Reita überlegte. „Schöne Vorstellung“, murmelte er dann und zog Ruki aus der gerade haltenden Bahn. „Hab gehört, du kommst Freitag auch mit?“ Ruki nickte abwesend. „Sollen wir morgen dafür shoppen gehen?“, bot Reita dann an. „Muss nicht, aber wenn du Lust und Zeit hast?“, entgegnete Ruki, doch das hörte Reita schon gar nicht mehr, weil er auf dem Weg ins Gebäude war. So beeilte Ruki sich, ihm zu folgen. Der Tag zog sich wie immer unglaublich und nachmittags, als er mit den Hausaufgaben fertig war, saß er in seinem Zimmer und schrieb mit Maddy. Damals, in Chicago, war sie eine sehr gute Freundin für ihn gewesen und gerade überlegte er ernsthaft, sich bei ihr auszuheulen. Aber wie sollte er ihr das erklären?.. ‚Warum so schlecht gelaunt?‘ ‚Verliebt…‘ ‚Kawaii!! *-* Wie heißt die Glückliche?‘ Ruki überlegte, entschloss sich dann aber für die Wahrheit. ‚Reita… Und er ist ein Kerl.‘ ‚o: süß!‘ ‚Das geht keinen was an!‘ ‚Eh nicht! Ich find das voll niedlich ^-^‘ ‚Hmm…‘ ‚Ist er denn auch…?‘ ‚Er hat beziehungsweise hatte nen Kerl. Also ja, denke ich.‘ ‚*---------*‘ ‚Jaja schon klar… Man Maddy das ist beschissen…‘ ‚Geht o: Vllt bist du auch gar nicht verliebt?‘ ‚Ja, ich bin zu blöd um Verliebtsein und Hunger auseinanderzuhalten -.-‘ Ruki warf sein Handy genervt aufs Bett. So hatte er sich das nicht vorgestellt. Maddy nervte ihn geradezu. ‚Kann ich ein Bild von ihm haben??‘ Ruki überlegte. Ja, Nein, Waschmaschine? Er suchte. ‚*Bild gesendet*‘ ‚Ohhh wie süß! Krall ihn dir! *grins*‘ ‚xD bin mal weg, bb‘ ‚Byeee :DD‘ Dann saß er da und überlegte. Freitagabend würde er feiern gehen. Mädchen aufreißen, vielleicht eins mit nach Hause nehmen, den Kopf freikriegen. Nur eins störte ihn dabei: Reita würde mitkommen. Er würde sehen, wie er flirten würde… Mit Mädchen… Maya schreckte ihn auf, da er ihn anklingelte. Der hyperaktive Flummi lud ihn für den Nachmittag ein, mit ihm in die Stadt zu gehen, Miku würde auch mitkommen. Recht schnell war Ruki fertig und ging los. Während er an der verabredeten Stelle wartete, an der Miku auch schon stand, hielt er Ausschau nach Maya, der in dem Moment auch schon um eine Ecke schoss und auf Ruki zurannte, den er umarmte. Dann ging er locker auf Miku zu und gab ihm locker ein Küsschen auf den Mund. „Was?! Ihr seid zusammen?!“, fragte Ruki total überrascht. „Nee!“, entgegnete Miku mindestens so überrascht wie auch vollkommen abwehrend. „Willst du auch einen Kuss?“, fragte Maya mit einem zuckersüßen Lächeln und Ruki stammelte: „Ehm... Also ehrlich gesagt…“ „Er mag dich nicht!“, grinste Miku, „Schau dir das an!“ Dann stürmte er auf Ruki zu und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. „Miku!“, beschwerte Ruki sich, nahm ihn dann aber trotzdem in den Arm. „Mensch, du hyperaktive kleine Nudel, jetzt hab ich dich und lass dich nicht mehr los!“ Miku strampelte noch kurz, beließ es dann aber bei kläglichen Quieksern, als Ruki ihn durchkitzelte. Maya stand hingegen sichtlich alleingelassen dort und wartete geduldig. „Wollen wir jetzt?“, fragte er schließlich doch und Ruki ließ den jammernden Miku los. Der Tag wurde recht lustig. Und bald würde es erst mit Reita shoppen und dann mit allen zusammen in die Disko gehen… Kapitel 4: -Kapitel 4- ---------------------- -Kapitel vier- Freitagnachmittag. Ruki stand aufgeregt vor dem Spiegel und machte sich fertig. In ein paar Stunden schon würde er sich mit Nao treffen. Beim Haus verlassen vergaß er bloß eins: Seinen Schlüssel. Als Ruki bei Nao ankam, war der sich noch am fertig machen. Viel auffälliges, bauchfreies Top. Geschminkt war er auch, worüber Ruki sich allerdings keine Gedanken machte. Schließlich gingen sie los und trafen auf die anderen Jungs, wo Nao zu Kyo lief und ihn küsste. Laut Maya ja ein normales Freundschaftszeichen. Während Ruki in Gedanken war, kam Reita auf ihn zu. Und jetzt? Unsicher nahm Ruki ihn einfach in den Arm, schließlich war er wegen Weibern hier und nicht wegen Reita! Sie waren recht schnell angekommen, ohne Kontrolle in die Disko, der dröhnenden Musik entgegen. Die Mädchen waren hübsch, das erkannte Ruki sofort. Unsicher lief er zur Bar und bestellte sich etwas, während sich auch der Rest des Grüppchens verstreute. Die Cocktails waren gut und der Preis stimmte. Nach drei der leuchtend blauen Getränke bekam er auf einmal mit, wie Uruha sich durch die tanzende Menge kämpfte, bis er Reita entdeckte. Und schon hatte Reita ihn entdeckt; sie begannen, sich zu streiten. Ruki brauchte definitiv noch einen Cocktail. War doch nicht seine Sache, was die Beiden dort klärten. Etwas später begann er, ein paar Mädchen anzusprechen. Eine Hübsche, Kleine ging sofort auf ihn ein. Er bot ihr ein Getränk an, was sie natürlich nicht abschlug. Aber sie hatte nicht dieses ‚gewisse Etwas‘. Sie war dumm und unerfahren. Hübsch, aber naiv. Unschuldig. Er ging, nachdem er ihr einen schönen Abend gewünscht hatte, zurück an die Bar. Noch ein Getränk. Reita stritt immer noch mit seinem Exfreund, mittlerweile jedoch deutlich heftiger. Leicht angetrunken schien Uruha, wollte Reita immer wieder festhalten. Der schlug seine Hände weg und rief gereizt, dass er ihn in Ruhe lassen sollte. Kyo kam dazu, redete auf Uruha ein. Der wurde immer unruhiger, schubste Kyo von sich und redete wieder mit Reita, der nur noch abweisend gestikulierte. Kyo packte Uruha an den Schultern und hielt ihn fest, der aber drehte sich blitzartig um und schlug dann zu. Kyo schien überrascht, als er sich das Blut von der Nase wischte. Dann packte er Uruha am Arm, verdrehte diesen und schob den betrunkenen Uruha wortlos heraus. Reita wollte ihm hinterherlaufen, wurde aber von Saga zurückgehalten. „Bleib hier, du Idiot!“, zischte Saga sauer, „Ihn zu verkloppen macht jetzt nichts besser!“ Reita wehrte sich mit aller Kraft, aber schließlich ließ er sich hängen und sagte: „Ist gut, Saga, Ist gut…“ Endlich war er wieder frei und rieb sich die geröteten Handgelenke. „Lasst uns was trinken!“, schlug Kanon vor, dem die Situation augenscheinlich sehr unangenehm war. Ruki selbst hatte das Szenario schweigend betrachtet und war angetrunken genug um zu befinden, dass es an der Zeit wäre, Reita einen auszugeben. Der nahm dankend an und trank mit geschlossenen Augen. Auch Kyo stieß wieder zur Gruppe und regte sich über Uruha auf, während Ruki sich noch einen Drink bestellte. „Lass es nicht zu schnell angehen, Kleiner!“, warnte Saga ihn dann, „Die Getränke knallen ziemlich hier!“ Ruki zuckte mit den Schultern. „In Amerika hatte ich auch meine Tricks zum Feiern, also bitte!“ Saga zuckte mit den Schultern „Hab nur keinen Bock, dich hier liegen zu haben…“ „Ist ja wohl nicht deine Sache dann!“, mischte sich nun auch Reita ein und sagte an Ruki gewendet: „Du solltest aber echt weniger trinken…“ Ruki jedoch grinste. „Warum? Die Nacht ist lang und… Ich glaube, ich habe meinen Schlüssel vergessen!“ Er kicherte. Warum musste er grad so unglaublich lachen? Wegen Reitas Blick? Wegen Nao, der ihm einen Arm um die Schulter legte? „Du kannst bei mir schlafen…“, murmelte der gerade und Ruki lachte noch mehr. „Nicht nötig. Ich kümmer mich drum.“, sagte Reita ernst und Ruki schaute ihn verwundert an. „Du schläfst bei mir.“ Ruki murmelte: „Aber ich weiß, wo der Ersatzschlüssel ist, man… Und Umstände machen will ich auch nicht! Reita schüttelte den Kopf. „Macht schon keine Umstände“, knurrte er, „Es sei denn, du kotzt mir die Bude voll.“ Und so warf Ruki alle Pläne über Bord. „Na keine Sorge, ich beiße nicht“, murmelte der Blonde und ging zu Kyo, murmelte dem etwas zu und der nickte. „Hab ihm gesagt, dass ich dich nachher mitnehme!“, rief Reita und nun war es an Ruki, zu nicken. Nao sah ihn warnend an, doch dann schoss Ruki sämtliche Warnungen in den Wind. Nächstes Mädchen. Er sprach sie an, machte alles richtig. Zeigte nicht zu viel und nicht zu wenig Interesse. Er merkte, wie Reita ihn misstrauisch musterte, und das gab ihm ziemlich viel Ansporn. Er ignorierte ihn geflissentlich und das Mädchen war recht fasziniert von ihm. Sie gab ihm, ohne dass er fragen musste, ihre Nummer und verabschiedete sich. Alles ganz locker. Reita kam mit gerunzelter Stirn auf ihn zu. „Hey!“, brüllte er gegen die mittlerweile ziemlich laute Musik an und fuhr fort: „Willst du was trinken? Ich geb aus!“ Ruki nickte. War das ein Trick von Reita, um ihn von den Mädchen wegzukriegen? Der Cocktail rann ihm kalt die Kehle herunter. Hatte Reita nicht gewollt, dass er weniger trank?Er saß sicher auf seinem Hocker, er wusste genau, jetzt noch Mädchen ansprechen wäre gefährlich, er war angetrunken. Reita gesellte sich zu ihm. „Öfters hier?“, fragte er lachend. „Leider nicht, und Sie, junger Herr?“, antwortete Ruki spöttisch. „Keine Mädels mehr heute Abend?“, fragte Reita übertrieben harmlos. „Nein, keine Lust mehr…“, log Ruki. „Ano, kommst du mit raus? Ich brauch frische Luft.“ „In Ordnung“, erwiderte Reita zögernd. Die frische Abendluft schlug ihnen ins Gesicht und direkt in unmittelbarer Nähe hörte man ein würgendes Geräusch, sonst war es vollkommen still. Sie waren zu weit vom Club entfernt, um die Musik noch zu hören und Ruki räusperte sich verlegen. „Du hast zu viel getrunken!“, stellte Reita fest, als Ruki sich an einer kleinen Mauer festklammerte. „War doch nur noch ein Drink, nachdem du ausgegeben hast!“, murmelte der und lehnte sich lässig gegen die Mauer. „Es war schon viel schlimmer.“ „Ruki?“, fragte Reita und kam dem Jüngeren näher. „Eigentlich müsste ich das jetzt schamlos ausnutzen“, flüsterte er dann, nur noch wenige Zentimeter von deren Gesicht entfernt. Ruki atmete ein, blickte dem Älteren dann fast ängstlich ins Gesicht und biss sich auf die Lippe. „Reita!“, lallte es von irgendwo. Uruha. Und dann griff Reita in Rukis Nacken, zog seinen Kopf etwas hoch und küsste ihn. Fieberhaft schossen dem Jungen tausende und abertausende Gedanken durch den Kopf, sobald er sie jedoch greifen wollte, wurden sie zu Rauch, der sich wie eine zweite Wirklichkeit vor ihn schob. „Er hat das auch getrunken… So weich, so unglaublich weich… Er… Fängt mich, zieht mich hoch… Fordert…“, dachte er noch, dann wurde er von hinten grob am Schopf gepackt und nach hinten gerissen. „Du verfluchter Idiot!“, lallte Uruha und schlug auf Ruki ein. „Er gehört mir!“ Reita mischte sich nun auch ein und versuchte, Uruha zu beruhigen und von Ruki fernzuhalten. Der fühlte einen Tritt und Schlag nach dem anderen, schmeckte sein Blut, viel zu überrascht und benommen, um sich zu wehren. Reita hatte ihn geküsst… Reita! Der schlug Uruha gerade gezielt in den Magen, sodass der fluchend zu Boden fiel. „Na warte!“, rief er aggressiv sprang wieder auf, dieses Mal galten seine Schläge Reita. Der, klar im Vorteil durch beinahe Nüchternheit, schlug ihn mit Leichtigkeit zu Boden und drohte ihm: „Lass mich in Ruhe, Uru, lass es einfach sein!“ Dann nahm er Ruki, dessen Gesicht blutverschmiert war, auf den Arm und fluchte: „Warum hast du dich nicht gewehrt?! Verdammt, das hätte echt schiefgehen können!“ „Hast du… Mich geküsst?“, war Rukis Gegenfrage und der aufgebrachte Reita antwortete: „Ja, verdammt! Sonst wäre Uruha wohl kaum so abgegangen! Na gut, vielleicht auch, weil er schon betrunken ist…“ Er trug Ruki dann wortlos bis zu sich nach Hause in sein Badezimmer. „Scheiße, das muss doch wehtun…“, murmelte er nachdenklich, während er Ruki vorsichtig das Blut vom Gesicht wischte. „Ach was“, erwiderte Ruki leise, konzentrierte er sich doch viel zu sehr auf Reitas Finger, die sanft seine Gesichtszüge nachstrichen. „Ich sag den anderen Jungs eben Bescheid!“, kündigte er an und wählte. „Hai, alles gut bei euch? –Zuhause. –Uruha hat Ruki verprügelt. –Nein, ich glaub ihm geht’s gut… Ich melde mich morgen! –Klar!“ Damit legte er auf, nahm Ruki wieder auf den Arm und trug ihn ins Schlafzimmer. „Den Weg hätte ich auch noch allein geschafft…“, murmelte Ruki benommen, als Reita ihn in das große Bett legte und sich dann daneben setzte. „Wenn du Schmerzen hast, meld dich. Wenn du kotzen musst, geh um Gottes Willen ins Bad… Und ansonsten, schlaf einfach.“, sagte Reita klar verständlich und Ruki kuschelte sich in die Decke. „Mein Kopf tut weh…“, murmelte er noch, dann war er eingeschlafen. Seufzend legte Reita sich später dazu, als Ruki längst schlief, immer noch mit seinem Nasenband. Da war er eitel. Als Ruki am nächsten Morgen mit Kopf- und Gliederschmerzen aufwachte, lag er in Reitas Armen und streckte sich vorsichtig, stöhnte dann allerdings sofort vor Schmerzen auf. Das weckte Reita sofort, seine Hand glitt zu seinem Nasenband, dann fragte er Ruki beunruhigt: „Geht es?“ Ruki nickte heftig, nur um sich dann stöhnend den Kopf zu halten. Vorsichtig kletterte Reita aus dem Bett und schaute ihn mit halb kritisch-mitleidigem, halb belustigtem Blick an. „Du siehst ganz schön massakriert aus… Und daran bin ausnahmsweise mal nicht ich schuld!“ „Mhhh…“, machte Ruki elendig, „So fühl ich mich auch… Mir tut alles weh…“ „Glaub mir…“, murmelte Reita leise, „Uruha wird noch um einiges mehr leiden! Willst du frühstücken? Oder was zum Kühlen haben?!“ „Ne Kombi aus beidem wäre jetzt traumhaft…“, erwiderte Ruki matt. „Hier liegen Sachen, die du erstmal anziehen kannst“, sagte Reita, „Ich erwarte dich in der Küche!“ Er zog sich schweigend an. Das waren Reitas Sachen… Er suchte nach seinem Handy, fand es aber nicht auf Anhieb. Dann jedoch sah er es, beziehungsweise seine Tasche, in der es sich befand. Als er es anschaltete, sendeten sofort einige Nachrichten von Nao. ‚Alles ok? Irgendwer meint, du wärst verprügelt worden.‘ ‚Nimm dich vor Reita in acht!!‘ Ruki antwortete sofort, wenn auch etwas genervt von der Bemutterung Naos: ‚Ja, soweit alles in Ordnung. Uruha hat mich gestern verprügelt, ziemlich übel- aber Reita kümmert sich 1a um mich!‘ So schnell es seine Schmerzen ihm ermöglichten, zog er sich dann an und ging dann in die Küche, wo der Tisch reich gedeckt war. „Tee? Saft? Kaffee?“, fragte Reita sowohl geschäftig als auch charmant. „Ich… Naja, eigentlich trinke ich ganz gerne Orangensaft, also nur, wenn du welchen da hast…“ „Ganz sicher, kein Problem, lass mich suchen!“, sagte Reita und kam daraufhin mit einer Flasche Orangensaft wieder, füllte ein großes Glas und stellte es vor Ruki. „Und was das Essen angeht, bedien dich!“, forderte er ihn auf. Ruki nahm sich gedankenverloren ein Brötchen, als Reita erneut die Stimme erhob. „Übrigens hab ich dir noch ein paar Sachen bringen lassen.“ „ Aber wie…?!“ „Teruki. „Ah… Okay…“ „Kannst auch noch hier bleiben. Wie geht’s dir denn eigentlich mittlerweile?“ „Ach, ganz gut. Nur mein Kopf tut noch ziemlich weh, aber das ist ja auch kein Wunder…“ „Lass mich gleich noch mal gucken. Zur Not fahren wir gleich ins Krankenhaus.“, bestimmte Reita und wenig später saßen sie zusammen im Badezimmer, wo er die Verbände und Pflaster des Jüngeren ablöste und die einzelnen Wunden begutachtete. „Du, Reita?“, fragte Ruki leise und zögerlich. „Was ist denn los, Kleiner?“, grinste der angesprochene Blonde. „Ich bin nicht klein!“, erwiderte Ruki trotzig. „Doch!“, lachte Reita. „Auf jeden Fall… Worum gings?“ „Naja… Gestern…“, begann Ruki. Reita runzelte die Stirn. „Zeig mir mal deinen Kopf, nicht dass der auch noch was abgekriegt hat!“ Unwillig drehte Ruki den Kopf, ließ aber nicht locker mit dem Thema. „Reita, warum war Uruha so unglaublich sauer?“ „Weil ich ihm nicht hinterhergerannt bin.“, erwiderte Reita knapp und murmelte dann: „So. Hast du noch schlimme Kopfschmerzen? Sieht bisher nicht nach Krankenhaus aus…“ „Liebst du ihn denn noch?“, fragte Ruki unsicher und hielt die Luft an. „Ja“, entgegnete Reita, „Dafür könnte ich ihn aber auch umbringen.“ „Schluss ist aber, oder wie?“, bohrte Ruki nach. „Ja, aber ich will eben noch etwas von ihm. Ich bin verliebt, man. Das macht mich langsam aber sicher wahnsinnig.“ Ruki überlegte, ein Fakt wollte für ihn einfach nicht dazu passen. „Und warum hast du dann mich auch noch vor ihm geküsst?“ „Weil du betrunken warst und dein Blick es mir quasi aufgedrängt hat. Und weil ich niemals auch nur geahnt hätte, dass Uruha derartig ausflippt. Das ist eigentlich mein Part der Beziehung.“ „Er hat gesagt, du würdest ihm gehören…“ „Na und?“ „Naja, ich meine, wenn du ihn liebst und er das doch auch will. Wo ist denn dann das Problem?“, wollte Ruki wissen. „Dass er mich nur ausnutzt, um über Aoi hinwegzukommen! Er will nichts von mir.“, sagte Reita bitter, „Und das will ich nicht. Deswegen verdränge ich den ganzen Scheiß, so gut es eben geht.“ „Oh Gott… Schwierig.“, befand Ruki und überlegte. „Aber der Liebeskummer geht doch mit der Zeit sicherlich weg!“ „Ich will aber seit über nem Dreivierteljahr was von ihm- Und es wird nicht gerade besser, eher im Gegenteil!“ Ruki nahm ihn überfordert in den Arm und seufzte leise. Nachdem er wieder losgelassen hatte, suchte Reita nach einer Kopfschmerztablette für ihn und grinste dann: „Hier, bitte sehr. Die blauen Flecken und Blutergüsse dürften dir übrigens zwei bis drei Wochen Sport ersparen… Ich bin neidisch.“ Ruki schnaufte empört. „Es tut verdammt weh! Wir können ja gerne tauschen.“ „Ich hasse Sport!“, stöhnte Reita und ging schnellen Schrittes aus dem Badezimmer. Ruki folgte ihm selbstsicherer werdend. „Teruki wird auch gleich kommen, also zieh dir mal lieber deine eigenen Sachen an- Nicht, dass der am Ende noch was Falsches denkt!“, murmelte Reita und deutete auf einen Stuhl, auf dem Ruki einige seiner Sachen erkannte. Er beeilte sich, mit den Sachen wieder im Bad zu verschwinden und kam kurz darauf umgezogen wieder heraus. Er setzte sich ruhig aufs Sofa und wenig später klingelte Teruki schon. Mit den Worten: „Meine Güte, das war Uruha? Warum hat er das getan?!“, fragte er entsetzt und sein Bruder stammelte: „Eeto… Weil... Das war so…“ „Sie waren betrunken, Teru. Was glaubst du, wie viele Gründe braucht ein Betrunkener, um sich zu prügeln?“ „Oh man, das sieht den Beiden ähnlich.“, knurrte Teruki und meinte dann verwirrt: „Und was ist überhaupt los in letzter Zeit? Jeder Stress mit jedem.“ Reita wiegelte ab. „Lange Geschichte!“ Teruki nickte dann und fügte hinzu: „Jedenfalls sieht Ruki ganz schön vermöbelt aus…“ „Wuff!“, rief der Jüngste nun in den Raum, was Reita mit einem fragenden und Teruki, der das Spielchen schon kannte, mit genervtem Blick quittierte. Auf Reitas fragenden Blick grinste Ruki: „Könnt ruhig weiter in der dritten Person von mir reden, als wäre ich ein Hund…!“ Reita hob entschuldigend die zierlichen, langen Hände und Teruki sagte bloß: „Ich nehm dich gleich mit nach Hause, Ruki. Uruha kommt gleich vorbei, eigentlich bin ich mit ihm verabredet, aber ihr klärt das jetzt! Unbedingt! Ruki zuckte unsicher die schmalen Schultern. So einem wie Uruha wäre er niemals gewachsen… Während sie im Auto saßen, warnte Teruki ihn: „Mach bloß kein Theater gleich. Ball flach halten, okay? Schaffst du das ausnahmsweise mal?“ Ruki nickte misslaunt und starrte aus dem Fenster. Zuhause angekommen verfrachtete Teruki ihn direkt in sein Zimmer, das so anders als Rukis war. Es war weiß geblieben und an der Wand hingen bloß Lernplakate von Kanji. Er hörte gedämpft die Türklingel und hatte Angst. Teruki saß in der Ecke des Zimmers, die Haustür war offen. Und dann stand Uruha in der Zimmertür. Auch er sah ziemlich verkloppt aus und beäugte Ruki argwöhnisch. Der hatte auf einmal Mitleid mit Uruha. Doch Teruki jedoch starrte den Japaner bloß mit einer Mischung aus Respekt und Bewunderung an. „SO hat Ruki dich zugerichtet?!“ Uruha lachte bloß bitter. „Dein kleiner Puddingzwerg Ruki? Das war Reita, der ihn beschützt hat.“ Rukis Mitleid steigerte sich. An sich war er doch nur ein Kerl mit einem gebrochenen Herz, der verzweifelt versuchte, sich abzulenken. Teruki fragte unterdessen vorsichtig: „Und was war jetzt los?“ Uruha lächelte ihn zuckersüß an und sagte dann mit hartem Unterton: „Weil er Reita geküsst hat. MEINEN Reita.“ Teruki lachte. „Ruki? Mit Kerlen rummachen? Im Leben nicht! Wenn der nicht total hetero ist, fress ich nen Besen. Mit Stiel.“ „Aber er hat ihn geküsst!“, rief Uruha nun fast verzweifelt und fügte hinzu: „RICHTIG geküsst!!“ Teruki schüttelte ungläubig den Kopf, doch Ruki sagte nur trocken: „Lass dir deinen Besen schmecken, Teru. Ich hab ihn tatsächlich geküsst. „… Ich lass euch das klären…“, murmelte der bloß und verließ den Raum. Kaum war die Tür zu, fing Uruha an: „Was sollte das?! Du weißt, dass Reita und ich-“ Ruki unterbrach ihn unwirsch: „Du liebst ihn doch nicht mal! Nicht das kleinste bisschen! Ihr seid nicht mehr zusammen und doch verhältst du dich, als wäre er dein gottverdammtes Haustier- Dann verprügelst du mich, weil ER MICH küsst, und jetzt?!...“ „Es ist, weil Reita mir gehört! Ich hab ihn vollkommen in der Hand; Er wird eh wieder zu mir kommen, egal was du sagst oder tust. Einfach, weil ich nun mal weiß, wie man mit ihm umgeht, weiß, wie man ihn einwickelt. Da kann ein Kind wie du mir nicht dazwischenfunken!“, lachte Uruha. „Ich hab ihn eben vollkommen in der Hand.“ „Und wenn er mich liebt?“, fragte Ruki provokant, woraufhin Uruha ihn auslachte. „Das glaubst du doch selber nicht!“ „Stimmt, aber warum machst du das überhaupt?“, fragte Ruki verzweifelt. „Das geht dich mal sowas von gar nichts an!“, grinste Uruha und wurde dann doch nachdenklich. „Ruki? Pfoten weg von Reita. Sonst kannst du ordentlich was erleben.“, er schaute Ruki sehr ernst und nachdenklich an. „Reita will mich. Und er wird darum kämpfen, mich zu kriegen. Sieh es ein, Kleiner. Reita ist nicht deine Wellenlänge. Ne Nummer zu hoch für dich. Falscher Umgang, was Beziehungen angeht!“ „Warum sagen das alle?“, fragte Ruki verzweifelt, „Reita ist kein guter Umgang, halt dich fern von ihm blabla!“ „Weil sie es alle wissen… Reirei verliebt sich entweder richrig- und das ist momentan definitiv mit mir so, oder er spielt mit Leuten. Lass dir die Rolle nicht zuschieben!“ Ruki dachte nach. Ein mittel- und willenloses Spielzeug Reitas sein…?“ Keine schöne Vorstellung. Aber er wollte doch nur… Er wünschte sich doch bloß, mit Reita zusammen zu sein… Mehr wollte er doch nicht. Aber unter dem Umständen? „Viel Glück mit Reita…“, murmelte er tonlos und ging in sein Zimmer. Er brauchte Zeit zum Nachdenken… Irgendwie hatte Uruha bestimmt recht… Aber warum spielte er denn dann so sehr mit dem armen Reita? Hätte er ihm gar nicht erst zuhören dürfen? Niedergeschlagen setzte er sich auf sein Bett und machte Musik an. Sein Vater hatte schon gestrichen und so war einiges für Ruki zu tun: Bilder wieder aufhängen, Möbel wieder zurechtrücken, außerdem noch den Boden wischen. Fast schon fieberhaft suchte er nach Aufgaben, setzte sich dann an die Hausaufgaben, die ihm so gottverdammt schwieriger fielen hier… Er verzweifelte halb und schließlich hatte er es satt. Frustriert griff er nach dem Handy und rief Miku an, und bat ihn, vorbeizukommen. Zusammen müsste das ja zu meistern sein! So saßen sie einträchtig bei Keksen und Kakao über den Hausaufgaben. Bloß Englisch fiel Ruki erwartungsgemäß leicht, der Rest war für beide purer Horror. Am schwersten taten beide sich bei Mathe. „Aber… Das müsste doch…“, stöhnte Miku und auch Ruki resignierte. „Was zur Hölle hast du eigentlich angestellt, dass du SO aussiehst?! Ich meine, ich weiß ja, dass Reita teilweise… Aber SO?!“, Ruki schaute ihn verwundert an. „Was? Nein, Uruha hat mich verprügelt… Was ist denn mit Reita…?“ „Naja, egal…“, druckste Miku herum und starrte den Boden an. „Nein, sag!“, forderte Ruki ihn auf und Miku schüttelte bloß den Kopf. „Es reicht wohl die Aussage, dass du mit ihm am besten so wenig wie möglich zu tun hast!“, murmelte er dann und vertiefte sich erneut in der Matheaufgabe. „Meine Güte, ihr sagt alle, ich soll mich in acht nehmen, dabei weiß ich nicht mal, wovor genau ich mich bitte bei Reita fürchten soll! Und solange ich keine Ahnung hab und ihr alle nur dumm Antworten gebt, werde ich n scheiß auf irgendwas Acht geben!“, rief Ruki aufgebracht und pfefferte sein Heft wütend aufs Bett. „Und wenn du mir nicht auf der Stelle Rede und Antwort stehst, bin ich verdammt noch mal ernsthaft sauer auf dich!“ Miku atmete deutlich hörbar aus, dann begann er: „Ruki. Nur weil du dich unbedingt mit Uruha anlegen und dich dann noch so gnadenlos verprügeln lassen musst, heißt das noch lange nicht, dass ich dir irgendetwas über Reita oder Uruha oder sonstwen erklären muss! Reicht es dir denn nicht, wenn wirklich jeder dir erzählt, was du von Reita halten solltest?! Glaub mir doch einfach mal!“ Ruki entgegnete genervt: „Meine Güte, du stellst dich an als würde Reita in seinem Keller Kinder gefangen halten und immer bei Bedarf eins zum Missbrauchen herausholt, bis er sie eines Tages alle qualvoll umbringt… Jetzt sag doch einfach, was los ist!“ „Nein.“, kam es von Miku selbstsicher. „Und wenn du mich jetzt rauswerfen willst, dann tu das. Ich will nur dein Bestes.“ Ruki wollte noch etwas sagen, da fuhr Miku schon fort: „Bitte, glaub mir eins. Nicht Uruha und auch nicht Reita.“ Ruki schüttelte ungläubig den Kopf. „Habt ihr Nao auch so vor Kyo gewarnt?“, fragte er dann schon fast verachtend. „Nein…“, murmelte Miku, „Weil Kyo es ernst mit Nao meint.“ Ruki überdachte seine Abwehrhaltung. Vielleicht wollten seine Freunde ihm wirklich alle helfen… „Okay, du sagst mir, warum ich mich von Reita fernhalten soll, und ich mach das. Okay?“ „Nein“, wisperte Miku. „Du verstehst das nicht… Das kannst du nicht nachvollziehen, wie Reita die Menschen kaputt macht… Es sei denn, er ist wirklich verliebt… Sprich doch mal mit Saga…“ „Reita und Saga?“, fragte Ruki leise. Das hätte er nicht gedacht… Dass der ruhige, teils ja doch sehr abweisende Saga mal etwas von Reita gewollt hatte… „Saga war damals irgendwie ganz anders… Nicht so abweisend wie heute… Einfach… Ein wenig hyperaktiv, lustig drauf, immer für alle da.“ „Aber wie…?! Ich meine…“ „Reita…“, seufzte Miku und setzte sich dann auf den Boden. „Wie zur Hölle kann Reita einen Menschen so grundlegend verändern?!“, fragte Ruki überrascht. Miku antwortete leise: „Naja- er hat eben einen auf verliebt gemacht; Saga damit auf kurz unglaublich glücklich gemacht- und dann hat er gezeigt wie ernst er es tatsächlich gemeint hatte- und zwar gar nicht- und ihn fallen lassen. Saga war total down deswegen; wollte sich sogar umbringen und ist in der Psychiatrie gelandet.“ „Aber die verstehen sich doch wieder!“, warf Ruki verzweifelt ein, konnte er das doch gar nicht fassen. „Ja klar, aber frag die ganzen anderen mal, wie lange das gedauert hat!“, seufzte Miku und ergänzte: „Über ein halbes Jahr nachdem Saga aus der Psychiatrie raus war, gab es Mord und Totschlag bei den beiden! Das hätte beinahe die ganze Gruppe zerstört. Dann hat Aoi die beiden endlich mal zum Reden gezwungen. Aoi kennst du noch nicht, der war zu dem Zeitpunkt mit Uruha zusammen, süßes Paar, die zwei- Wo wir aber auch schon beim armen, bemitleidenswerten Reita wären. Der ist nämlich bloß Uruhas Mittel zum Zweck, um über Aoi hinwegzukommen. Reita weiß das zwar, aber er ist ernsthaft verliebt und klammert sich an der Beziehung fest… Und deshalb hab ich Angst, womit wir beim armen Ruki wären, dass Reita das gleiche mit dir abzieht. Ruki überlegte kurz traurig, biss sich auf die Lippe und fragte: „Von mir zu dir- Das ist nicht alles, oder?“ Er wollte hören, dass das alles war, dass es bloß die böse Befürchtung war, Reita könnte ihn benutzen… „Nein, nicht wirklich“, erwiderte Miku jedoch nachdenklich und verschränkte die Finger ineinander. „Er versucht immer, genau das zu kriegen, was er in dem Moment haben will, egal wie. Eine sehr anstrengende Eigenschaft, meiner Meinung nach.“ „Mensch Miku, jetzt rück doch einmal im Leben heraus mit der Sprache. Warum dachtest du, Reita hätte mich zu zugerichtet?“ Ruki machte ein fragendes Gesicht. „Na ich meine, in einer Beziehung. Er ist eifersüchtig wie sonst was und wird extrem schnell handgreiflich. Gerade, wenn man ihn provoziert. Er ist nicht der Typ für stundenlanges Gerede und Erläutern. Wenn im etwas nicht passt, macht er kurzen Prozess: Er prügelt seine Meinung dem Gegenüber einfach ein.“, Miku lachte bitter. „Es ist total schwierig mit ihm, seit er nicht mehr mit Aoi zu tun hat. Die beiden waren wie Brüder, bis Aoi mit Uruha Schluss gemacht hat und der eben mit Reita geflirtet hat. Hätte der damals auf Aoi gehört, wäre er nie auf Uruha hereingefallen. Deswegen haben die Beiden sich auch zerstritten: Reita wollte ihm nicht glauben und meinte, Aoi wolle ihm sein Glück nicht gönnen. Jetzt ist seit über einem Jahr Funkstille.“ „Oha, der arme Reita…“, murmelte Ruki traurig und nachdenklich. „Verliebt und im Bewusstsein ausgenutzt zu werden, dann deswegen noch den besten Freund verlieren… Kein Wunder, dass er selbst versucht, sich irgendwie abzulenken…“ „Findest du ehrlich, das rechtfertigt irgendetwas?“, fragte Miku kritisch und strich dann gedankenverloren mit dem Finger über den Fußboden. „Ja, ich war ja nicht besser drauf, als ich erfahren hab, dass meine Eltern mit bester Laune Umzugspläne nach Japan zurück gemacht haben und ich erst einige Wochen vorm Umzug davon erfahren hab…“, erwiderte Ruki überlegend und verzog das Gesicht beim Gedanken an sein tagelanges Theater, das er durchgezogen hatte. Ewig hatte er bockend in der Ecke gesessen und selbst seine besten Freunde nur noch angezickt. Auch seine Freundin war schier an ihm und seiner Art verzweifelt und hatte letztendlich unter dem Grund, keine Fernbeziehung führen zu wollen Schluss gemacht. Nach und nach musste er sich damit abfinden, wegzuziehen und es wurde ihm fast sympathisch. Nicht gern zog er weg, aber es war annehmbar. Er hatte sich damit abgefunden, Amerika den Rücken zu kehren und in dieses Land, in die vollkommene Fremde, zurückzuziehen. Dass er so schnell Freunde finden würde, hätte er niemals gedacht. „Lass uns mal irgendwas machen…“, murmelte Miku seltsam antriebslos und depressiv. Ruki stutzte. Anscheinend hatte der Bericht den kleinen Flummi ordentlich runter gezogen… „Wie wär’s denn mit Eis essen?“, schlug er lächelnd vor und Miku lächelte etwas gezwungen. Ruki beeilte sich, in die Küche zu kommen und nach Eis zu suchen. Diese Stimmung war ja nicht zum Aushalten! Mit zwei Sorten Wassereis kam er Miku, der etwas besser aussah, entgegen und noch bevor er etwas sagen konnte, hatte Miku ihm mit dem begeisterten Aufschrei „Wassermelone!!!“, eine der Verpackungen aus der Hand gerissen. Ihm selbst blieb nun noch Orange übrig, was er aber grinsend hinnahm. „Oishii! Arigatou gozaimasu!“, freute Miku sich und Ruki traute sich kaum, zu fragen, wann Saga einmal Zeit für ihn hätte, tat es dann aber doch. Miku überlegte kurz, doch es tat seiner guten Laune entgegen Rukis Befürchtungen keinen Bruch an. „Wenn er hört, worum es geht- beziehungsweise, dass es mit Reita zu tun hat, vermutlich so gut wie immer!“, erwiderte er dann Eis essend. „Ist es wirklich SO schlimm gewesen?“, fragte Ruki immer noch geschockt. „Ja, auf jeden Fall“, erwiderte Miku leise und fragte dann hilfsbereit: „Soll ich ihn gleich mal fragen, wann er mit dir redet?“ Ruki nickte daraufhin und überlegte. Saga hätte ihm bestimmt einiges zu erzählen… Nur, ob es wirklich okay wäre, derartig in Reitas Privatleben zu stochern? „Kann er denn überhaupt so offen darüber reden, was passiert ist?“, fragte er dann unsicher. „Ja, auf jeden Fall!“, erwiderte Miku sicher. „Er hat ja wieder eine Freundin und Saga wäre der Letzte, der das, was ihm widerfahren ist, jemandem anderen antun würde. Die beiden sind so süß zusammen, das glaubst du gar nicht!“ Miku lächelte. „Das ist gut zu hören!“, sagte Ruki erleichtert und murmelte dann: „Meine Ex wollte keine Fernbeziehung, überhaupt ist Reita irgendwie der erste Kerl, für den ich was empfinde…“ „Aber so generell gesehen kannst du’s dir jetzt schon vorstellen?“, fragte Miku interessiert und Ruki nickte zögerlich. „Irgendwie schon, ja… Obwohl ich mich dabei ziemlich unwohl und unnormal fühle…“ Da lachte Miku herzlich. „Das brauchst du nun wirklich nicht! Soweit ich weiß, ist bei uns außer Kanon und Shou niemand so wirklich hetero… Das ist eigentlich die Ausnahme hier, gerade auch dazu zu stehen, aber man hat sich irgendwie gefunden.“ Ruki nickte langsam, er musste erst einmal die ganzen Infos verarbeiten. Okay. Also waren alle seine Freunde- mit Ausnahme von Kanon und Shou- entweder schwul oder zumindest bisexuell. „Und Teruki?“, grinste er dann und blickte Miku fragend an. „Ich habe keine Ahnung!“, lachte Miku und erwiderte dann: „Aber es wäre verdammt interessant, das mal zu wissen!“ Kapitel 5: -Kapitel 5- ---------------------- -Kapitel fünf- Montage. Ruki hasste sie einfach nur und das leidenschaftlich. Völlig verspätet suchte er verzweifelt nach seinen Schulbüchern und –heften sowie seiner dunkelblauen Schuluniform, die er irgendwo ganz ordentlich zusammengefaltet hingelegt hatte. Selbst seine Strähne zeigte in einem blassen hellrosa, wie sehr ihr dieser Tag missfiel. Ruki beschloss, sie dringend einmal nachzufärben und erreichte noch gerade rechtzeitig zum letzten ihn noch pünktlich zur Schule bringenden Zug. Die Bahn würde in einer Minute bereits einfahren und lauter Menschen drängelten sich auf dem Gleis. Erwachsene und Kinder aller Altersklassen. Jeder hatte eine Tasche oder einen Aktenkoffer, was es Ruki deutlich erschwerte, sich in die Bahn zu quetschen und gleichzeitig Reita zu schreiben, wo er blieb. Schließlich in der Bahn stehend atmete er erleichtert aus. Gleich würde er einen Teil seines Schulwegs geschafft haben… Und dann wäre Reita auch da. Der hatte extra auf ihn gewartet. Und Ruki müsste ihm in die Augen sehen. Diese wunderschönen, schwarzbraunen Augen… Und was würde er zu dem Kuss sagen? Gar nichts? Oder eine halbe Ballade, warum er das bloß getan hätte? Während er so in Gedanken schwelgte, stand der Blonde bereits in üblicher Coolness am Bahnsteig, bloß sein etwas genervter Blick verriet Ruki, dass der Ältere ebenso wenig Lust auf Schule hatte wie er. Als Ruki ausstieg, kam er grinsend auf ihn zu und gab ihm einen Kuss, was den Jüngeren ziemlich erschreckte. Ein paar Menschen drehten sich kurz verwundert zu ihnen um. „Idioten…“, knurrte er kurz. Dann grinste er zu Ruki gewandt: „Ich hätte dir ja nen Kuss auf die Wange gegeben, aber die sieht immer noch ziemlich… Eh… Blau aus. Von daher…“ Ruki grinste verlegen und ziemlich rot. „Das sind doch alles bloß Ausreden!“ Dann lachte er, während sie bereits im Eiltempo zur nächsten Bahn rannten. Wenig später standen sie an der Schule, wo Miku Ruki noch kurz abfing. Er zog ihn eigentlich schon fast auffällig beiseite und bedeutete Reita, allein mit Ruki sprechen zu wollen. Langsam und leise begann er dann: „Ich hab gestern noch einmal mit Saga gesprochen und unter solchen Umständen wäre er sogar gestern Nacht noch zu dir gekommen, um dir das alles zu erklären- Jedenfalls trefft ihr euch heute um 15:00 Uhr am Kaufhaus, hab ich jetzt für dich so mit ihm abgemacht. Ruki nickte zögerlich, begrüßte dann Shou, der ihm lächelnd zunickte. Aus den Augenwinkeln bemerkte er Maya, der auf Miku zurannte und Nao, der auf Reita zuging und ihm zunickte. „Na, wie war dein Wochenende so?“, fragte Shou Ruki dann grinsend und fügte hinzu: „Sieht ja nach ein paar sehr gelungenen Abenden aus…“ Da musste Ruki lachen. „Denkste! Uruha hat mich verprügelt und Sonntag hab ich mit Miku Mathe gewälzt!“ „Na ganz toll… Ich war Samstag mit Maya und Miku im Park, meine Güte! Da muss man echt jede Sekunde achtsam sein, dass die keinen Mist bauen! Maya wollte allen Ernstes ein Kleinkind dazu bringen mit ihm Ponponpon zu tanzen!“, lachte er. In dem Moment kam Miku an und hängte sich an Ruki. „Duhuuu… Hast du Lust, mich abzufragen? Englisch?“, fragte er mit Hundeblick und Ruki kramte seufzend nach seinem Buch. Nach einigen Vokabeln hatte Miku allerdings wie erwartet keine Lust mehr und so vergingen die ersten zwei Stunden bis zur Pause recht ereignislos. Dann gingen sie in der Pause zu sechst auf den Schulhof und Nao zog Ruki beiseite. „Und… Hat Reita dich gut behandelt…?“, fragte er besorgt und beäugte Ruki kritisch. „Ja, die blauen Flecken sind ja von Uruha, der hat mich ziemlich erwischt, weil…“ „Weil?“, hakte Nao nach. „Naja… Ich hab Reita geküsst, also er mich, und dabei ist Uruha um die Ecke gekommen und…-“ „RUKI!“, rief Nao aufgebracht, „Halt dich verdammt noch mal von Reita fern!“ „Ja…“, murmelte Ruki schuldbewusst, hatte er doch den Kuss heute Morgen auch sehr genossen. Er würde sich heute noch einmal Sagas Geschichte anhören, auch wenn er unendlich Angst davor hatte, was er heute erfahren würde. Der Schultag verging viel zu schnell, mit Bauchschmerzen saß er im Unterricht, aber nur Miku, der ihn ab und an mit einem mitleidigen Blick betrachtete, wusste um seinen inneren Konflikt. Er hatte einfach so eine Panik… Schließlich ging er mit flauem Gefühl im Magen los, gerade umgezogen in Richtung Kaufhaus. Dort erkannte er Saga bereits von weitem, und er war tatsächlich alleine. Ohne Kanon. Es musste verdammt ernst sein. „Hey…“, sagte Ruki unsicher und Saga kam lockeren Schrittes auf ihn zu. „Hi!“, erwiderte er und lächelte ruhig. Mit entspannter Miene bat er Ruki dann, mit zu ihm nach Hause zu kommen. Der Weg war relativ lang, schließlich aber gingen sie in ein Haus und saßen kurze Zeit später in einer gemütlichen Wohnküche. „Meine Eltern arbeiten bis sieben!“, murmelte Saga entschlossen, „also haben wir ein ganzes Weilchen Zeit.“ Ruki nickte beklommen, wusste aber nicht, wie er das Gespräch aufbauen, geschweige denn in die richtige Richtung lenken sollte. Schließlich übernahm Saga das mit der einfachen Frage: „Wie hast du eigentlich überhaupt gemerkt, dass du was von Reirei willst?“ „Hm…“, überlegte Ruki, „Naja… Daran, dass ich halt… Also es begann mit diesem Traum und…“, er wurde rot, „dann musste ich halt, wegen dem Traum… Naja, du weißt schon… Man, auf jeden Fall haben sich irgendwie immer mehr an Gefühlen aufgebaut, und er ist trotzdem der erste Kerl und… Dann dieser Kuss…“ Saga nickte nachdenklich. „Und dann hat er dich so zugerichtet? Ach nein, stimmt ja… War ja Uruha, der nicht so begeistert von dem Kuss war, richtig?“ Ruki nickte. „Hai…“, murmelte er und erzählte leise und mit allen Details von dem Abend. „Das ist harmlos.“, erwiderte Saga fast gelangweilt. „Hattet ihr…?“, fragte Ruki vorsichtig. „Ja, hatten wir. Und denk nicht mal dran, in dem Kuss irgendeine Bedeutung zu sehen… Bei Reita hat nichts irgendeine Bedeutung- Bis er anfängt, hinter dir herzulaufen.“, seufzte Saga. „Aber er hat sich doch so süß gekümmert…! Ich glaube, dass er mich sehr mag… Und warum sollte er sonst angeboten haben, dass ich bei ihm pennen kann?“ „Er wollte dich ficken, weil du betrunken warst, war doch eine günstige Gelegenheit für ihn. Und nur, weil er sich um dich gekümmert hat…?! Er hat dich nur nicht flachgelegt, weil du derart verprügelt warst, dass du vermutlich das Bewusstsein verloren hättest. Glaub mir, hätte dein Kopf nicht so verdammt viel abgekriegt, wären ihm alle blauen Flecken dieser Welt egal gewesen. Und dann hättest du jetzt noch wesentlich schlimmer ausgesehen.“ Ruki bemerkte den gefährlich wackeligen Unterton in Sagas Stimme, doch der redete bereits weiter. „Weißt du… Reita… Wenn du verliebt bist, so die erste Zeit ist es ganz toll. Er weiß, wie er dich ausnutzen und dir dabei das Gefühl geben kann, etwas Tolles zu sein. So bist du also glücklich. Es gibt oft Sex, viele Küsse. Dann beginnt die nächste Zeit, in der er beginnt, dich immer mehr zu vernachlässigen. Er meldet sich kaum, wenn er dich sieht, ignoriert er dich. Wenn du mal fragst, was los ist, ist natürlich alles wie immer und du bildest dir was ein. Sex gibt’s trotzdem, wenn ihr euch mal trefft. Bis er fürs Bettchen warmhalten wen neues gefunden hat. Dann schießt er dich endgültig ab. Die Begründung? War eben einfach nicht das Wahre, heißt es. Recht schnell beginnst du, dir Vorwürfe zu machen. Denkst dir, du warst nicht das Wahre. Und du veränderst dich, negativ. Da sind gute Freunde wichtig. Ziehen dich hoch, treten dir wenn nötig kräftig in den Hintern…“, er lächelte. Ruki nickte nachdenklich. So war Reita also… Das könnte ja eine heitere nächste Zeit werden, er könnte Reita niemals wieder so entgegentreten wie bisher…! Nach einigen weiteren Themen, die allesamt weniger wichtig und nicht weiter interessant waren, verabschiedete Saga sich mit den Worten: „Ruki? Lass dir den einen Tipp von mir geben: Halt dich bitte von Reita fern.“ Und mit den Worten und den ganzen Fakten des Tages beschäftigt fuhr Ruki mit der Bahn zurück. Er schlief fast ein dabei und endlich zuhause legte er sich ins Bett, wo er sich einkuschelte und trotzdem nicht schlafen konnte, zu viel schwirrte ihm im Kopf herum. Dann versuchte er, seinen Kopf klarzukriegen. Kein Mensch wäre wohl derart scheiße, gerade Reita, der sich so süß gekümmert hatte, nicht. Er färbte seine Strähne erneut knallrot und konnte dann endlich schlafen. Kapitel 6: -Kapitel sechs- -------------------------- -Kapitel sechs- Morgens sah er Reita, schon beim Blick in seine Augen schoss er sämtliche Warnungen in den Wind. Reita würde niemals so etwas tun. Niemals. Seine Laune war den ganzen Tag extrem gut und er selbst verhielt sich so hyperaktiv, dass nur Miku und Maya ihn auch nur im Ansatz aushielten. Er trällerte vor sich hin, sprang herum und war sogar beim Sportunterricht so aktiv mit dabei, dass Nao sich Sorgen um ihn machte und ihn misstrauisch beiseite zog. „Hast du etwa mit...?“, begann er, als Ruki ihn auch schon breit grinsend unterbrach: „Ja, hab ich. Und es war okay, ich weiß wovor ihr mich warnen wolltet!“ Nao guckte groß. Schwieg. Ging. Ruki wunderte sich. Hatte er irgendwas falsch gemacht? Dann verstand er, in welchem Bezug Nao geredet hatte und rannte ihm lachend hinterher. „Nein, Nao, nicht SO!“, kicherte er und sprang dem verwunderten Nao an den Hals. Er hatte richtig gute Laune. Nachmittags war Ruki bei Reita, nachdem der Ältere sich um eine Verbesserung Rukis Gesundheitszustandes versichert hatte, saßen sie nun andächtig bei ihm vor der Nähmaschine. Die dritte Garnitur der Schuluniform sollte dran glauben: Mehr schwarz und viel bordeauxrot. Die beiden unterhielten sich beim feststecken des Stoffes nicht viel und erst, als Reita an der Nähmaschine saß, entstand ein richtiges Gespräch. Ruki war unsicher, sollte er die Story mit dem Kuss jetzt ansprechen? Vermutlich eher nicht. Doch dann begann Reita von allein damit. „Es tut mir leid, dass ich dich geküsst hab…“, begann der Blonde nebensächlich. „Ach“, erwiderte Ruki ruhig und so locker wie möglich, „Das ist schon okay so.“ „War ich eigentlich der erste Kerl, den du geküsst hast?“, fragte Reita. „Der mich geküsst hat!“, korrigierte Ruki, „aber ja, warst du.“ „Du küsst gut!“, warf Reita ein und Ruki wurde rot. „Mädchen hab ich ja auch schon geküsst. Aber wenn du willst, kann ich dich mal küssen!“, kicherte er und Reita schaltete die Nähmaschine aus, um ihn zu sich zu winken. Der jüngere wurde unsicher und ging nur langsam auf den Blonden zu. „Probier das mal an, ob der Ärmel so passt!“, antwortete Reita auf die ungestellte Frage, was zu tun sei. Ruki zog ohne Umschweife sein Shirt aus und die Uniformjacke über seinen nackten Oberkörper. „Steht dir!“, sagte Reita ruhig und stand auf, um Rukis Kragen noch ein wenig zurechtzuzupfen. Dazu musste er sich leicht herunterbeugen. Das wiederum war Rukis Moment, er beugte sich etwas und hielt Reitas Kinn kurz, dann küsste er ihn. Schüchtern, aber lächelnd. Der Ältere legte die Hände an seinen Kragen und zog ihn nah zu sich, erwiderte dann. Rukis Gedanken schossen durcheinander. Was tat er hier überhaupt? Schon fast vorsichtig vor Sanftheit schob Reita einen Daumen in Rukis Mundwinkel und spielte auf einen Zungenkuss an. Nach kurzem Zögern ging Ruki darauf ein und versuchte gar nicht mehr, Sinn oder Unsinn der Sache zu sehen. Alles wirbelte durcheinander, seine Gedanken waren ein einziger bunter Haufen. Schließlich löste er sich langsam. Das einzige, was ihm zu der Situation einfiel, war: „Jetzt hab ich dich geküsst!“ Reita lächelte sanft. „Und ich bleibe dabei, dass du gut küsst.“ Die Situation war irgendwie verlegen, Reita schob sein Band zurecht und grinste dann. „Könnte man sich glatt dran gewöhnen!“ Ruki lächelte ebenfalls und meinte im Spaß: „Klar doch!“ Reita strubbelte ihm durch die Haare und küsste ihn dann erneut. Innig und irgendwie sanft. Das war sonst gar nicht seine Art… Ruki zog ihn vorsichtig an sich und Reita wurde etwas leidenschaftlicher. Der Jüngere lächelte in den Kuss und merkte dann, wie Reita ihm langsam die Uniformjacke und abstrich. Auch Ruki legte nun schüchtern eine Hand unter das Shirt von Reita. Er war so warm… Und vor allem hatte er, entgegen Rukis Erwartung, doch Muskeln an seinem dünnen Oberkörper. Reita ließ sich das Shirt ausziehen und Ruki schmiegte sich im Kuss an seinen warmen Körper. Es war so wundervoll, er und Reita. Jetzt. Hier. Der Ältere schob ihn langsam in Richtung Bett, was Ruki etwas überforderte. Dann löste Reita sich und küsste seinen Hals entlang, biss ab und an zu. Ruki stöhnte leise auf und strich seine Seiten entlang, spürte bereits die Bettkante in den Kniekehlen. Unsicher ließ er sich aufs Bett sinken, wo Reita ihn sanft, aber bestimmt ins Liegen drückte und provokant über seinen Bauch küsste. Leise keuchend merkte der Schwarzhaarige, wie sehr er Reita wirklich wollte. Es war im plötzlich egal, ob er nun von allen als schwul abgestempelt wurde, ob Reita schlechter Einfluss war… Er wollte ihn. Jetzt. Und das merkte er deutlich an seiner Hose, beziehungsweise daran, wie sie spannte. Reita küsste ihn fordernd und er ging mit Leidenschaft darauf ein. Und dann merkte er auch schon die Hand des Älteren, die sich auf seine Hose legte, den Knopf öffnete und wie er beide Hände benutzte, um seine Hose langsam herunterzuziehen… Ruki tat ihm das nach, öffnete in voller Leidenschaft seine Hose und strich über seine Shorts, woraufhin der Ältere stöhnte und ihm auf die Unterlippe biss. Ruki keuchte ebenfalls und merkte, wie nun auch seine Shorts heruntergezogen wurde. Er strich vorsichtig über Reitas Bauch und zog dann ebenfalls seine Shorts herunter. Nun lagen sie beide dort. Nackt. Und Reitas Hand wanderte seinen Rücken herunter, strich über seinen Po, um dann einen Finger vorsichtig zum Weiten in ihn einzuführen. Obwohl Ruki wusste, was der Ältere tun würde, keuchte er auf, während Reita seinen Finger bewegte. Nachdem er auch noch einen zweiten Finger benutzt hatte und Ruki schließlich halbwegs entspannt dabei war, küsste er seinen Bauch herunter, schob seine Beine etwas auseinander und drang dann hart und verlangend in ihn ein. Ruki stöhnte laut auf, wurde von Reita dann fest in den Hals gebissen und als er sich keuchend an den Älteren gelehnt hatte, umgriff der mit einer Hand seine Erektion und kratzte mit der anderen fest über seinen Rücken. Ruki spürte Blut seinen Rücken herunterrinnen, stöhnte und küsste Reita fordernd. Der stieß härter zu und erwiderte den Kuss stöhnend. Ruki rannen bereits Schweißperlen die Stirn herunter, Reita küsste seine Brust entlang und küsste seine Brustwarzen, biss dann leicht zu, ebenfalls schwitzend. Ruki keuchte und kratzte ihm leicht über den Rücken, woraufhin der Ältere ihm seine Nägel fest und unerbittlich langsam über den Rücken zog, was der Jüngere mit einem Wimmern quittierte. Dann küsste er ihn und biss ihm auf die Lippe. Ruki spannte sich an, als er merkte, wie Reita kam. Er selbst stand unter totalem Druck, Reita jedoch hatte das bereits gemerkt und küsste sich seinen Bauch herunter, nahm dann die Spitze seiner Erektion in den Mund und ließ sie tief in seinen Mund rutschen. Bereits als er sich zu bewegen begann, stöhnte Ruki laut auf und griff ins Laken, im Bewusstsein, dass er gleich kommen würde. In Reitas Mund. Er war total durchgeschwitzt und atmete schwer, stöhnte dann ein letztes Mal auf und kam sich aufbäumend. Kapitel 7: -Kapitel 7- (Das Ende) --------------------------------- -Kapitel sieben- Reita ließ sich ebenfalls total erschöpft neben ihn sinken und zog die Decke über beide. Ruki wollte sich an ihn kuscheln, war aber noch vorher vor Erschöpfung eingeschlafen. Als er aufwachte, lag Reita neben ihm. Schlafend, das Nasenband verrutscht, sodass man vermuten konnte, wie er ohne aussah. Beschämt blieb Ruki liegen, wäre es ihm doch viel zu peinlich, jetzt aufzustehen. Dann bemerkte er Bewegungen von Reita, wie der Ältere aufstand und sich anzog, rührte sich aber nicht. Wie sollte er sich in so einer Situation bloß verhalten? Dann hörte er, wie ein Handy klingelte, nicht seins, und er hörte auch, wie Reita dranging. „Hey? Ach, hey! Dass du dich mal meldest, Kyo! … Nein, ich hab voll das Problem hier! … Nein, also, Ruki ist ja hier und oh Gott… Ich hab ihn flachgelegt, und jetzt liegt er hier und pennt. … Ne, also ich will ja nicht mal was von ihm! Er ist ja nicht mal mein Typ! Ich hoff einfach nur, dass er sich nicht zu viel darauf einbildet… Neein wirklich so absolut gar nicht! Ich meine es war gut und irgendwie erfrischend, nicht immer denselben Kerl im Bett zu haben, aber auf Dauer? Never! Es ist einfach… Es war gut, ja, aber auf Dauer- Er ist so krass unerfahren und schüchtern und ich glaube ernsthaft, er will was von mir! Ich hab keine Ahnung, wie ich ihn hier nachher hier raus komplimentieren soll… Ich hasse solche Situationen! Ich überlege gerade echt, ihn zu wecken und einen auf Paar zu machen, bis er wieder weg ist… So heiße Schokolade, ach Kleiner ich liebe dich doch und so weiter… Naja, ich meld mich später, und erzähle dir, wie’s gelaufen ist, ja? Bis nachher!“ Ruki schluckte und musste jegliche Emotion herunter kämpfen. Irgendeine Tür schlug zu und Ruki beeilte sich, Shorts und Hose anzuziehen, sich irgendein Shirt zu greifen und fluchtartig das Haus zu verlassen, so leise wie möglich. Er irrte durch die Nacht, irgendwie verloren versuchte er, irgendwo hin zu finden. Total verheult ließ er sich schließlich in einer Regenbogenbar nieder, wo er sich Drink um Drink bestellte. Dann sprach ihn ein Kerl an, der ihn entfernt an Uruha erinnerte. Er gab ihm einen Drink nach dem anderen aus, blaue, rote, lilafarbene… Und zunehmend wurde Ruki schwindelig. Der Kerl ähnelte Uruha echt krass… Wenn er doch bloß nicht so verschwommen gewesen wäre… Und er hatte Urus Stimme. Als Ruki weitere Drinks ablehnte, bot er ihm einen Schlafplatz an, ohne zu wissen, dass er nicht mal einen hatte. Wie nett! Ruki ließ sich mitnehmen, beobachtete fasziniert die Umgebung und kicherte. Schließlich hielt der Kerl, der sich sogar als Uruha vorgestellt hatte, vor einem Haus und deutete auf die Tür. Er war eine verdammt gute Uruha-Kopie, sogar die Gesten machte er perfekt nach. Kichernd versuchte Ruki auszusteigen und fiel dabei der Länge nach hin. Wie nass der Boden war… Uruha zog ihn hoch. Ruki machte wieder ein, zwei unsichere Schritte und fiel wieder lachend herunter. Uruha schien es satt zu haben, denn er hob ihn einfach hoch und trug ihn ins Haus, wo er ihn aufs Bett zog. Über einem Stuhl hing eine Schuluniform, könnte glatt Uruhas sein und der Uruhakerl beugte sich über Ruki. „Du bist ganz schön dicht, das sollte ich ausnutzen!“, murmelte er und seine Worte schoben sich über die von Reita. „Eigentlich müsste ich das schamlos ausnutzen“, hatte der gesagt, vor so kurzer Zeit, und dann war er gekommen, dieser Kerl gerade, dieser Kerl, der sich über ihn beugte und gerade sein Shirt, das so nach Reita roch, auszog. Der Kerl roch das, sah den blassen Oberkörper des Jungen, der mit rosafarbenen Striemen und Bissspuren überzogen war. Warum wurde der Uruhakerl so sauer deswegen? Sein Gebrüll bereitete Ruki Kopfschmerzen, dann zog er ihn auf einmal weiter aus, sich selbst ebenfalls. Ruki lag dort, wusste gar nicht, was überhaupt geschah… Und dann fühlte er auch schon die Finger des Anderen, die ihn unsanft weiteten. „Itai…“, flüsterte Ruki und verzog das Gesicht, doch der Kerl schob sie nur tiefer hinein, hörte recht schnell wieder auf und griff Rukis Haare. „Mund auf!“, befahl die Uruhastimme, der junge Schwarzhaarige öffnete benommen den Mund und fühlte etwas warmes, befühlte es mit der Zunge, begriff an dem Stöhnen des Uruhakerls, was er tat, doch er hörte nicht auf, nein, er bewegte den Kopf etwas, bis er merkte, wie der Typ sich seinem Mund entzog, einen Moment war Ruki der Überzeugung, es wäre vorbei. „Warum kam da kein Sperma…?“, dachte er noch, da spürte er auch schon, wie Uruha- beziehungsweise seine Kopie- hart in ihn eindrang und laut stöhnte. „Itai!“, jammerte Ruki, doch der Andere ignorierte ihn geflissentlich und stieß unerbittlich zu. Dem betrunkenen Jungen stiegen Tränen in die Augen, was tat der Kerl da und warum klang er so sehr wie Uruha?! Lange noch merkte er die Schmerzen, dann allerdings bloß noch das Stöhnen und die ständig währenden Bisse und Kratzer, die er ihm verpasste. Schließlich keuchte der andere laut auf und kam. Ruki hatte dieses ekelhafte Gefühl, das ihm bei Reita eigentlich gar nicht unangenehm gewesen war… Doch auf einmal war er müde… Und sein Kopf sank zur Seite, er schlief tatsächlich ein. Im Morgengrauen erwachte Ruki mit starken Kopfschmerzen- und tatsächlich neben Uruha! Dem echten Uruha! Geschockt stand er vorsichtig und unbewusst weinend auf, zog sich Shorts, seine Hose und Reitas Shirt an und eilte aus dem Haus. Er rannte und rannte, bis er nicht mehr konnte, die Hände auf die Knie legte, sich vornüber beugte und nach Luft schnappte. Schließlich musste er brechen, unter Schütteln würgte er und schnappte nach Luft, heulte und wollte einfach nicht mehr. Er wurde am gleichen Abend von Reita entjungfert und verarscht und von Uruha, dem Grund, warum Reita überhaupt so war, missbraucht. Er taumelte weiter, mit Kopfschmerzen und bloß langsam laufend wegen der Schmerzen von Uruhas Verletzungen und seinem unsanften Missbrauchs. Schließlich brach er heulend zusammen, die kalte Morgenluft schnitt in seinen Lungen, er schrie. Davon taten ihm unglaublich die Speiseröhre und die Lungen weh, das Atmen fiel ihm schwer. Auf dem Rücken liegend keuchte er vor sich hin, die kleinen Wölkchen betrachtend, die sein Atem in die kalte Frühlingsnacht zeichnete. Das würde sein Ende sein. Freunde gefunden?! Als ob. Noch vor drei Wochen hatte er in Amerika gesessen. Auch ohne Freunde. Er wollte nicht mehr!!! Schließlich merkte er, wie die stechenden Schmerzen nachließen und schleppte sich weiter, immer noch gequält von Bewegungs- und Atemschmerzen. Wo sollte er hin?! Verzweifelt weinend wie ein kleines Kind begann er ungeachtet der Schmerzen zu rennen. Er rannte und rannte, sah Umgebung um sich fliegen, merkte den Wind, der ihm kalt ins Gesicht schoss, einzelne Regentropfen, die ihm hart ins Gesicht peitschten. Er stolperte, fiel auf den Boden und merkte einen stechenden Schmerz im Knie. Er stand auf, rannte. Er lief, bis er nicht mehr konnte, wieder vor Stechen kaum atmen konnte, legte sich auf den Boden und schrie, bis er heiser war. Trommelte auf den Boden ein, der gefroren und hart war, bis ihm die Fäuste wehtaten und er nicht mehr konnte. Er saß nahe einer großen Brücke, humpelte mit starken Schmerzen darauf zu und setzte sich oben auf das Geländer. Dann betrachtete er sein Bein, an dem ein kontinuierlicher Blutstrom herabfloss. Woher kam der bloß?! Er schloss kurz die Augen. So viele Erinnerungen, die ihn nun bittersüß durchströmten, Amerika und Japan, alles vermischte sich in Schmerz und Lächeln. Und er dachte an Reita. Begann zu singen. „Wie viele derselben Wunden trugen wir, seit wir uns trafen? Wie sehr haben wir uns gegenseitig unterstützt? Wenn du es schwer hattest, wollte ich, dass du es nur mir sagst. Die Wahrheit brennt sich in meine Augen, was denkst du, so still und unbewegt? Ich brauche keinen Grund, wenn ich dich bloß zurückhaben könnte. Mehr als ich, der ich zurückgelassen wurde, Musst du, der du zu Nichts wurdest, gelitten haben Obwohl noch nichts angefangen hat Obwohl ich es dir noch nicht gesagt habe. Wohin…? Reita… Selbst, wenn ich deinen Namen rufe Erreicht meine Stimme dich nicht… Reita… Öffne deine Augen Sag mir bitte, dass es eine Lüge war und lächle mich an Wohin soll ich morgen gehen? Wenn du es dir wünschst, gehe ich überall hin. Du warst schon immer so, je mehr ich an dich denke. Du verschwindest irgendwo hin, Rennst davon und lässt mich allein zurück. Ich erreiche dich nie Auch, wenn ich dich endlich fand Floss nur alles, was ich zurückgehalten habe, davon Und wurde zu strömenden Tränen. Reita… Die Worte, die ich dir nie sagen konnte. Reita… Ich singe sie jetzt und hier Reita… Ich liebte dich mehr als irgendjemanden. Reita… Ich liebe dich… Ich liebe dich… Der Raum, den wir uns teilten, ist auch jetzt noch wie früher Die Tür unverschlossen Damit du jederzeit zurückkehren kannst Ich warte immer auf dich Und verstehe Aber selbst jetzt kann ich deine Gestalt durch die offene Tür sehen. Ob du morgen zurück kommst…?“ Ruki weinte bitterlich. Sein Bein tat höllisch weh und er tastete, spürte etwas Festes darin. Eine Scherbe… Gedankenverloren zog er sie unter Schmerzen aus seinem Bein, betrachtete sie mit leerem Blick und zog sie mit immer mehr Nachdruck und lachend über seine Arme. Er lachte. Brüllte. Heulte dabei. Betrachtete das Blut, das strömend über seine nackten Unterarme floss und kriegte Schwindelanfälle. Er kriegte Panik und hielt sich am Geländer fest, immer mehr Blut floss, immer mehr, alles rot… Alles rot… Rot… Rot… Heulend schrie er. Er schrie alle Namen, die er je gehört hatte, verzweifelt und blutverschmiert klammerte er sich an dem eiskalten Geländer fest. Immer mehr wurde ihm schwindelig, da sah er auf einmal, wie etwas näher kam. Waren das etwa Reita, der auf ihn zurannte? War das Reita, der heulend die Hände ausstrecke und ihn verzweifelt zum Durchhalten anbettelte?! „GOMENASAI!!! BITTE RUKI!!! LASS NICHT LOS!!!“ Vier Meter zwischen ihnen. Drei Meter. Zwei Meter. Einer. Und dann konnte Ruki sich nicht mehr halten. Seine letzten Worte sollten noch ewig in den Gassen widerhallen… „Reita-kun…? Aishiteru…!“ Und damit fiel er. Fiel einfach wie eine Marionette, der man die Fäden gekappt hatte. Mit einem fast fröhlichen Platschen fiel er ins Wasser. Und Reita brach weinend zusammen. Warum hatte er vor Kyo auf Macho machen müssen? WARUM? -NOT TO BE CONTINUED- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)