Zum Inhalt der Seite

Die Geburt des Drachen

von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Kapitel 1

Der groß gewachsene Mann wanderte durch das Lager, welches am Ufer eines ihnen unbekannten Flusses aufgeschlagen worden war und sinnierte über das, was er mit seinem Lohn tun sollte. Noch hatte er ihn zwar nicht der Tasche, aber man konnte ja schon mal träumen.

„Hey Radek“, rief ihm einer seiner Kameraden zu, der gerade damit beschäftigt war sein inzwischen doch arg mitgenommenes Kettenhemd einmal mehr zu flicken. „Wenn du auf dem Weg zu Misha bist, vergiss es lieber wieder. Sie ist in anderen Umständen und steht kurz vor der Niederkunft.“

Radek blieb stehen und gafft seinen Kameraden an.

„Sie ist was?“, fragte er ungläubig.

„Sie ist schwanger. Hat dir der Triebstau auf die Ohren geschlagen? Niemand wusste davon, bis der Hauptmann heute morgen zu ihr wollte und sie bereits in den Wehen lag“, er zuckte mit den Schultern und beschäftigte sich mit einem anscheinend sehr hartnäckigen Ring. Radek ging kopfschüttelnd weiter. Ein Kind, na klasse. Weiter voraus sah er das Zelt von Misha und den anderen Frauen. Zwei von ihnen, Lissa und Tasha, hielten die paar neugierigen Söldner auf Abstand.

„Für euch gibt es hier nichts zu sehen, also verzieht euch wieder“, rief Lissa und fuchtelte wild mit einem Tuch herum. Einige Männer lachten.

„Ach Lissa, was ist denn schon daran? Jeder von uns hat schon eine nackte, stöhnende Frau gesehen“, rief einer der Söldner und Lissas Gesicht lief purpurrot an.

„Nur einer hat das Recht jetzt bei ihr zu sein und das ist der Vater“, rief sie bestimmt und deutete mit ihrem Tuch auf die Männer, ohne anscheinend einen bestimmten zu meinen. „Radek! Komm her!“

Das leise Gelächter verstummt und jeder Anwesende drehte den Kopf zu dem Gerufenen, der sich nun zum zweiten Mal innerhalb weniger Momente überrascht wieder fand.

„Was? Wieso ich?“

„Schau dir wenigstens an, was du angestellt hast!“

„Wie kommst du darauf, dass es mein Kind ist?“, rief er noch aus und ließ dann den Mund offen stehen. Sie hatten Lissa von einer Gruppe Roma und sie hatte schon öfters Dinge vorhergesagt, die tatsächlich eingetroffen waren. Radek ging der jungen Frau mit den nachtschwarzen Haaren und den unergründlichen, tiefbraunen Augen am liebsten aus dem Weg. Egal, er würde jetzt einfach in das Zelt gehen, abstreiten das er der Vater des Kindes war und fertig. Er zwängte sich an den anderen Männern vorbei und trat durch die Plane, die Tasha für ihn halbherzig hoch hielt. Die Luft im Inneren roch seltsam für ihn, nach Schweiß und anderem. Misha lag erschöpft in der Mitte, umringt von den restlichen drei Frauen des Lagers. Er trat näher heran und hörte einen lauten Schrei, hell und klar. Die Stimme des Kindes. Misha hob müde den Blick und sah Radek direkt in die Augen.

„Dein Sohn“, brachte sie angestrengt hervor.

„Das ist nicht mein Kind“, entgegnete Radek hart und betrachtete das Bündel, das eine der Frauen, deren Namen er nicht einmal kannte, ihm entgegen hielt, nicht.

„Es ist dein Sohn“, spie Misha ihm entgegen. „Er hat deine Augen. Niemand sonst in diesem Lager hat grün-blaue Augen.“

„Radek zuckte zusammen. Wenn das stimmte, wenn es tatsächlich wahr war... . die Augen der meisten Männer hier waren braun, oder leicht grünlich. Blaue, wie seine zum Großteil waren, gab es keine weiteren. Vorsichtig, als ob es beißen könnte, nahm er das Bündel an und schlug die Decke zurück. Das Kind, es wirkte winzig in seinen großen Kriegerhänden, sah ihn mit klaren, beinahe ganz blauen Augen an. Er ließ die Schultern hängen und sah zu Misha, die ihn selbstzufrieden anlächelte.

„Dein Sohn“, wiederholte sie. „Gib ihm einen Namen.“

„Nein“, sagte Radek und gab das Kind wieder ab. „Egal ob Junge oder Mädchen, ich will es nicht. Ich will kein Kind.“

„Aber du hast eines!“, Mishas Temperament ging mit ihr durch und mit ihren letzten Kraftreserven schaffte sie es, sich aufzurichten. „Wenn du dich auch sonst nicht um ihn zu kümmern brauchst, erweise ihm wenigstens die Ehre eines Namens!“

Radek war beeindruckt. Soweit er wusste, war eine Geburt für gewöhnlich so kraftraubend, dass die Mutter meist er erst ein bis zwei Tage später in der Lage war sich von selbst wieder aufzurichten.

„Es ist Herbst, bald wird es Winter und das Kind wird sowieso sterben. Wofür braucht es da einen Namen?“

„Gib ihm einen Namen!“, schrie Misha und sank atemlos wieder auf ihr Lager. „Bitte.“

„Also gut“, Radek sah das Kind noch einmal an. Er glaube noch immer nicht, dass es überleben würde. „Wenn es... wenn er den Winter überstehen sollte, dann soll er den Namen Alexej tragen“, er sah zu Misha. Zufrieden schloss sie die Augen und schlief wohl auf der Stelle ein. Radek drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Zelt wieder. Die Versammlung draußen hatte sich aufgelöst. Nur noch Lissa saß vor dem Zelt und blickte zu ihm hoch.

„Er wird nicht sterben. Er wird groß und stark werden und dich an Lebensjahren bei weitem übertreffen“, sagte sie ruhig, während ihre Hände mit dem Tuch spielten.

„Verzieh dich du Hexe“, fuhr Radek sie an. „Komm mir in der nächsten Zeit nicht mehr unter die Augen“, damit ging er zu den Vorräten und sich mehrere Flaschen billigen Weins.

„Beim ersten Schnee wird er erfrieren“, murmelte er leise und setzte die erste Flasche an seine Lippen.

Kapitel 2

Der Winter kam ins Land und ging wieder und zu Radeks Verdruss starb der Junge keineswegs. Beide, Mutter und Kind, kamen sehr gut durch die kalte Jahreszeit und auch als der Söldnerlager sich beim ersten warmen Tag des neuen Jahres wieder auf die Suche nach Arbeit machte, gab es keine Anzeichen, dass der Junge sterben könnte. Als alle Zelte abgebaut und ihre Habe zum Tragen verteilt war, suchte Radek Misha und den Jungen auf. Sie saßen zusammen auf einem der von einem Ochsen gezogenen Transportkarren und Misha war gerade damit beschäftigt ihren hungrigen Sohn zu stillen.

„Hallo“, rief Radek schüchtern um ihre Aufmerksamkeit von dem Kind auf sich zu lenken. Misha drehte leicht den Kopf zur Seite und betrachtete ihn. Seine starken Schultern, die langen, schwarzen, zu einem Zopf zusammengebundenen Haare, die für einen fast 25 Jahre alten Mann noch jugendlichen Gesichtszüge und die schönen Augen, in die sie immer so gerne versunken war. Innerlich war sie froh darüber, dass er bei all den möglichen Männern um sie herum der Vater war. Und darüber, dass sie sich dessen so sicher sein konnte.

„Was ist?“, fragte sie leise, als ob sie ihren Sohn nicht irritieren wollte.

„Ich wollte... mal nach ihm sehen“, antwortete Radek verlegen und trat von einem Fuß auf den anderen.

„Wolltest du nicht vielleicht eher nachsehen, ob er nicht doch noch gestorben ist?“, fragte sie bitter. Dan ganzen Winter über hatte er sie gemieden, nur ein einziges Mal hatte sie etwas von ihm gehört. Und zwar, als er nachts betrunken durch das Lager gewankt war und lauthals herumgebrüllt hatte, dass er das Kind zum Teufel wünschte.

„Nein, ich... hör mal, es... tut mir leid“, stammelte er daher.

„Was tut dir leid? Dass er noch lebt?“, Mishas Verachtung schien ihren Höhepunkt noch nicht erreicht zu haben.

„Nein, im Gegenteil.“ Radek kletterte vorsichtig auf den Karren und setzte sich neben sie. „Ich habe lange nachgedacht.“

„Pah, seid wann denkt doch auch nur einer aus eurem Haufen?“ Ihre Stimme war um einige Oktaven in die Höhe gegangen und das Kind auf ihren Armen hatte zu trinken aufgehört um sie beide mit großen Augen anzustarren. Ein kurzes Blinzeln und der Junge schrie los.

„Jetzt hast du ihn erschreckt“, sagte Misha vorwurfsvoll und versuchte vergebens Alexej zu beruhigen.

„Ich?“ Radek konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen. „Das warst ja wohl eher du.“ Er streckte die Arme aus und wollte Misha den Jungen abnehmen. Zuerst sah sie Radek widerwillig an, doch dann reichte sie ihm Alexej.

„Wenn du meinst du kannst es besser“, kommentierte sie und bemerkte zu ihrer Verwunderung, dass Alexej, kaum das in Radeks starken Armen lag, verstummte. Die beiden blickten sich eine Zeit lang an und dann sah Radek mit einem strahlenden Lächeln zu Misha. Auch ihre Mine war weicher geworden, als sie Vater und Sohn zusammen sah.

„Er mag dich“, sagte sie knapp.

„Das ist auch gut so“, entgegnete Radek. „Schließlich bin ich sein Vater.“

Misha hielt kurz den Atem an und lächelte dann wieder. Was auch immer es gewesen war, irgendetwas hatte ihm gezeigt, dass er Alexej nicht zu missachten hatte. Vielleicht war er ein besserer Vater als Misha erwartet hatte.

Kapitel 3

Der dritte Winter nach Alexejs Geburt war ein besonders kalter. Aus Angst vor Übergriffen ließ keine Stadt die Söldner im Innern überwintern und so war es recht hart für Radek und seine Kameraden, in den Zelten bei fast hüfthohem Schnee. Misha war erneut schwanger und eigentlich sollte sie erst im Frühjahr gebären, doch eine Woche vor der Heiligen Nacht der Christen setzten bei ihr die Wehen ein. Radek war die ganze Zeit bei ihr und versuchte die hektischen Ratschläge der anderen Frauen so gut es ging zu befolgen. Doch leider brachte es alles nichts. Misha verstarb noch kurz nach der Geburt. Radek blickte traurig auf die beiden Kinder, die er auf den Armen hielt. Einen Jungen und ein Mädchen. Sie glichen sich eins dem anderen, es waren Zwillinge. Sie kamen ihm so winzig vor. Alexej war ihm damals schon klein erschienen, doch diese beiden, sie waren zusammen nicht so groß, wie sein Sohn gewesen war.

„Was hast du nun vor?“ , keifte Lissa ihn an. „Diese beiden sind nicht deine.“

„Das sehe ich auch“, gab Radek zurück und wog die beiden kleinen Bündel auf seinen Armen. Unmöglich zu sagen, wer der Vater war.

„Ich bringe sie raus“, sagte er schließlich und bereitet sich innerlich schon auf Lissas nächstes Gezeter vor, doch dieses Mal blickte sie nur nickend zu ihm.

„Wir können sie eh nicht am Leben halten. Alexej ist inzwischen schon in dem Alter dass er sich nützlich machen kann. Diese Zwei sind nur Ballast. Kümmere du dich darum, wir kümmern uns um Misha .“

Radek war verwundert, das sie die beiden einfach so sterben lassen wollte, aber recht hatte sie. Er verließ das Zelt und stapfte durch den Schnee aus dem Lager. Auf der suche nach einem geeigneten Platz bemerkte er Alexej nicht, der ihm hinterher schlich. Als Radek an einer großen Schneewehe neben einem vereisten Bach ankam, legte er die Kinder neben sich und grub mit den Händen eine kleine Höhle hinein. Nachdem das Loch etwa Armeslänge tiefe hatte, ließ er die Kinder hineingleiten und stopfte Schnee nach.

„Was machst du da?“ Alexejs Stimme ließ Radek zusammenzucken. Der Junge stand, in einem ihm viel zu großen dicken Umhang gehüllt, hinter ihm.

„Nichts besonderes. Was machst du denn hier, Kleiner?“ Radek stopfte die letzte Handvoll Schnee zurück in das Loch, wand sich seinem Sohn zu und nahm ihn auf die Arme.

„Ich habe gesehen, wie du weggegangen bist“, murmelte Alexej und lehnte seinen Kopf an Radeks Schulter. „Wo ist eigentlich Misha?“

Radek überlegte eine Weile, was er sagen sollte.

„Misha ist tot“, antwortete er, als ihm nichts besseres einfiel. Alexej brummte nur leise. Ein Anflug von schlechtem Gewissen ergriff Radek und er streichelte dem Jungen den Kopf. Jetzt, wo Misha weg war, würde er es schwer haben. Sie hatte ihn immer versorgt. Die anderen wollten ihm nichts, oder nur wenig zu Essen und kaum Kleidung ohne Arbeit geben, doch sie hatte immer gesagt, dass ihr kleiner Junge kein dreckiger Söldner werden würde.

„Kann ich heute bei dir schlafen, Radek?“, riss Alexejs Stimme den Krieger aus seinen Gedanken.

„Wenn du möchtest. Magst du mir morgen vielleicht bei ein paar Dingen helfen?“

„Aber ja“, Alexej nickte eifrig.

Auch, wenn Misha es nicht wahrhaben wollte, dachte Radek, als er mit dem Jungen auf dem Arm zum Lager zurückkehrte, er ist nun mal ein geborener Söldner und ich werde ihn zu einem richtigen Kämpfer machen.

Direkt am nächsten Tag begann Radek damit dem Jungen die Grundsätze beizubringen und kaum, dass die Schneeschmelze einsetzte, begann für Alexej das Schwert- und Kampftraining.

Kapitel 4

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]

Kapitel 5

[Dieses Kapitel ist nur Volljährigen zugänglich]



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (0)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.

Noch keine Kommentare



Zurück