Die Geburt des Drachen von White-Raven ================================================================================ Kapitel 1: Kapitel 1 -------------------- Der groß gewachsene Mann wanderte durch das Lager, welches am Ufer eines ihnen unbekannten Flusses aufgeschlagen worden war und sinnierte über das, was er mit seinem Lohn tun sollte. Noch hatte er ihn zwar nicht der Tasche, aber man konnte ja schon mal träumen. „Hey Radek“, rief ihm einer seiner Kameraden zu, der gerade damit beschäftigt war sein inzwischen doch arg mitgenommenes Kettenhemd einmal mehr zu flicken. „Wenn du auf dem Weg zu Misha bist, vergiss es lieber wieder. Sie ist in anderen Umständen und steht kurz vor der Niederkunft.“ Radek blieb stehen und gafft seinen Kameraden an. „Sie ist was?“, fragte er ungläubig. „Sie ist schwanger. Hat dir der Triebstau auf die Ohren geschlagen? Niemand wusste davon, bis der Hauptmann heute morgen zu ihr wollte und sie bereits in den Wehen lag“, er zuckte mit den Schultern und beschäftigte sich mit einem anscheinend sehr hartnäckigen Ring. Radek ging kopfschüttelnd weiter. Ein Kind, na klasse. Weiter voraus sah er das Zelt von Misha und den anderen Frauen. Zwei von ihnen, Lissa und Tasha, hielten die paar neugierigen Söldner auf Abstand. „Für euch gibt es hier nichts zu sehen, also verzieht euch wieder“, rief Lissa und fuchtelte wild mit einem Tuch herum. Einige Männer lachten. „Ach Lissa, was ist denn schon daran? Jeder von uns hat schon eine nackte, stöhnende Frau gesehen“, rief einer der Söldner und Lissas Gesicht lief purpurrot an. „Nur einer hat das Recht jetzt bei ihr zu sein und das ist der Vater“, rief sie bestimmt und deutete mit ihrem Tuch auf die Männer, ohne anscheinend einen bestimmten zu meinen. „Radek! Komm her!“ Das leise Gelächter verstummt und jeder Anwesende drehte den Kopf zu dem Gerufenen, der sich nun zum zweiten Mal innerhalb weniger Momente überrascht wieder fand. „Was? Wieso ich?“ „Schau dir wenigstens an, was du angestellt hast!“ „Wie kommst du darauf, dass es mein Kind ist?“, rief er noch aus und ließ dann den Mund offen stehen. Sie hatten Lissa von einer Gruppe Roma und sie hatte schon öfters Dinge vorhergesagt, die tatsächlich eingetroffen waren. Radek ging der jungen Frau mit den nachtschwarzen Haaren und den unergründlichen, tiefbraunen Augen am liebsten aus dem Weg. Egal, er würde jetzt einfach in das Zelt gehen, abstreiten das er der Vater des Kindes war und fertig. Er zwängte sich an den anderen Männern vorbei und trat durch die Plane, die Tasha für ihn halbherzig hoch hielt. Die Luft im Inneren roch seltsam für ihn, nach Schweiß und anderem. Misha lag erschöpft in der Mitte, umringt von den restlichen drei Frauen des Lagers. Er trat näher heran und hörte einen lauten Schrei, hell und klar. Die Stimme des Kindes. Misha hob müde den Blick und sah Radek direkt in die Augen. „Dein Sohn“, brachte sie angestrengt hervor. „Das ist nicht mein Kind“, entgegnete Radek hart und betrachtete das Bündel, das eine der Frauen, deren Namen er nicht einmal kannte, ihm entgegen hielt, nicht. „Es ist dein Sohn“, spie Misha ihm entgegen. „Er hat deine Augen. Niemand sonst in diesem Lager hat grün-blaue Augen.“ „Radek zuckte zusammen. Wenn das stimmte, wenn es tatsächlich wahr war... . die Augen der meisten Männer hier waren braun, oder leicht grünlich. Blaue, wie seine zum Großteil waren, gab es keine weiteren. Vorsichtig, als ob es beißen könnte, nahm er das Bündel an und schlug die Decke zurück. Das Kind, es wirkte winzig in seinen großen Kriegerhänden, sah ihn mit klaren, beinahe ganz blauen Augen an. Er ließ die Schultern hängen und sah zu Misha, die ihn selbstzufrieden anlächelte. „Dein Sohn“, wiederholte sie. „Gib ihm einen Namen.“ „Nein“, sagte Radek und gab das Kind wieder ab. „Egal ob Junge oder Mädchen, ich will es nicht. Ich will kein Kind.“ „Aber du hast eines!“, Mishas Temperament ging mit ihr durch und mit ihren letzten Kraftreserven schaffte sie es, sich aufzurichten. „Wenn du dich auch sonst nicht um ihn zu kümmern brauchst, erweise ihm wenigstens die Ehre eines Namens!“ Radek war beeindruckt. Soweit er wusste, war eine Geburt für gewöhnlich so kraftraubend, dass die Mutter meist er erst ein bis zwei Tage später in der Lage war sich von selbst wieder aufzurichten. „Es ist Herbst, bald wird es Winter und das Kind wird sowieso sterben. Wofür braucht es da einen Namen?“ „Gib ihm einen Namen!“, schrie Misha und sank atemlos wieder auf ihr Lager. „Bitte.“ „Also gut“, Radek sah das Kind noch einmal an. Er glaube noch immer nicht, dass es überleben würde. „Wenn es... wenn er den Winter überstehen sollte, dann soll er den Namen Alexej tragen“, er sah zu Misha. Zufrieden schloss sie die Augen und schlief wohl auf der Stelle ein. Radek drehte sich auf dem Absatz um und verließ das Zelt wieder. Die Versammlung draußen hatte sich aufgelöst. Nur noch Lissa saß vor dem Zelt und blickte zu ihm hoch. „Er wird nicht sterben. Er wird groß und stark werden und dich an Lebensjahren bei weitem übertreffen“, sagte sie ruhig, während ihre Hände mit dem Tuch spielten. „Verzieh dich du Hexe“, fuhr Radek sie an. „Komm mir in der nächsten Zeit nicht mehr unter die Augen“, damit ging er zu den Vorräten und sich mehrere Flaschen billigen Weins. „Beim ersten Schnee wird er erfrieren“, murmelte er leise und setzte die erste Flasche an seine Lippen. Kapitel 2: Kapitel 2 -------------------- Der Winter kam ins Land und ging wieder und zu Radeks Verdruss starb der Junge keineswegs. Beide, Mutter und Kind, kamen sehr gut durch die kalte Jahreszeit und auch als der Söldnerlager sich beim ersten warmen Tag des neuen Jahres wieder auf die Suche nach Arbeit machte, gab es keine Anzeichen, dass der Junge sterben könnte. Als alle Zelte abgebaut und ihre Habe zum Tragen verteilt war, suchte Radek Misha und den Jungen auf. Sie saßen zusammen auf einem der von einem Ochsen gezogenen Transportkarren und Misha war gerade damit beschäftigt ihren hungrigen Sohn zu stillen. „Hallo“, rief Radek schüchtern um ihre Aufmerksamkeit von dem Kind auf sich zu lenken. Misha drehte leicht den Kopf zur Seite und betrachtete ihn. Seine starken Schultern, die langen, schwarzen, zu einem Zopf zusammengebundenen Haare, die für einen fast 25 Jahre alten Mann noch jugendlichen Gesichtszüge und die schönen Augen, in die sie immer so gerne versunken war. Innerlich war sie froh darüber, dass er bei all den möglichen Männern um sie herum der Vater war. Und darüber, dass sie sich dessen so sicher sein konnte. „Was ist?“, fragte sie leise, als ob sie ihren Sohn nicht irritieren wollte. „Ich wollte... mal nach ihm sehen“, antwortete Radek verlegen und trat von einem Fuß auf den anderen. „Wolltest du nicht vielleicht eher nachsehen, ob er nicht doch noch gestorben ist?“, fragte sie bitter. Dan ganzen Winter über hatte er sie gemieden, nur ein einziges Mal hatte sie etwas von ihm gehört. Und zwar, als er nachts betrunken durch das Lager gewankt war und lauthals herumgebrüllt hatte, dass er das Kind zum Teufel wünschte. „Nein, ich... hör mal, es... tut mir leid“, stammelte er daher. „Was tut dir leid? Dass er noch lebt?“, Mishas Verachtung schien ihren Höhepunkt noch nicht erreicht zu haben. „Nein, im Gegenteil.“ Radek kletterte vorsichtig auf den Karren und setzte sich neben sie. „Ich habe lange nachgedacht.“ „Pah, seid wann denkt doch auch nur einer aus eurem Haufen?“ Ihre Stimme war um einige Oktaven in die Höhe gegangen und das Kind auf ihren Armen hatte zu trinken aufgehört um sie beide mit großen Augen anzustarren. Ein kurzes Blinzeln und der Junge schrie los. „Jetzt hast du ihn erschreckt“, sagte Misha vorwurfsvoll und versuchte vergebens Alexej zu beruhigen. „Ich?“ Radek konnte sich ein kurzes Lachen nicht verkneifen. „Das warst ja wohl eher du.“ Er streckte die Arme aus und wollte Misha den Jungen abnehmen. Zuerst sah sie Radek widerwillig an, doch dann reichte sie ihm Alexej. „Wenn du meinst du kannst es besser“, kommentierte sie und bemerkte zu ihrer Verwunderung, dass Alexej, kaum das in Radeks starken Armen lag, verstummte. Die beiden blickten sich eine Zeit lang an und dann sah Radek mit einem strahlenden Lächeln zu Misha. Auch ihre Mine war weicher geworden, als sie Vater und Sohn zusammen sah. „Er mag dich“, sagte sie knapp. „Das ist auch gut so“, entgegnete Radek. „Schließlich bin ich sein Vater.“ Misha hielt kurz den Atem an und lächelte dann wieder. Was auch immer es gewesen war, irgendetwas hatte ihm gezeigt, dass er Alexej nicht zu missachten hatte. Vielleicht war er ein besserer Vater als Misha erwartet hatte. Kapitel 3: Kapitel 3 -------------------- Der dritte Winter nach Alexejs Geburt war ein besonders kalter. Aus Angst vor Übergriffen ließ keine Stadt die Söldner im Innern überwintern und so war es recht hart für Radek und seine Kameraden, in den Zelten bei fast hüfthohem Schnee. Misha war erneut schwanger und eigentlich sollte sie erst im Frühjahr gebären, doch eine Woche vor der Heiligen Nacht der Christen setzten bei ihr die Wehen ein. Radek war die ganze Zeit bei ihr und versuchte die hektischen Ratschläge der anderen Frauen so gut es ging zu befolgen. Doch leider brachte es alles nichts. Misha verstarb noch kurz nach der Geburt. Radek blickte traurig auf die beiden Kinder, die er auf den Armen hielt. Einen Jungen und ein Mädchen. Sie glichen sich eins dem anderen, es waren Zwillinge. Sie kamen ihm so winzig vor. Alexej war ihm damals schon klein erschienen, doch diese beiden, sie waren zusammen nicht so groß, wie sein Sohn gewesen war. „Was hast du nun vor?“ , keifte Lissa ihn an. „Diese beiden sind nicht deine.“ „Das sehe ich auch“, gab Radek zurück und wog die beiden kleinen Bündel auf seinen Armen. Unmöglich zu sagen, wer der Vater war. „Ich bringe sie raus“, sagte er schließlich und bereitet sich innerlich schon auf Lissas nächstes Gezeter vor, doch dieses Mal blickte sie nur nickend zu ihm. „Wir können sie eh nicht am Leben halten. Alexej ist inzwischen schon in dem Alter dass er sich nützlich machen kann. Diese Zwei sind nur Ballast. Kümmere du dich darum, wir kümmern uns um Misha .“ Radek war verwundert, das sie die beiden einfach so sterben lassen wollte, aber recht hatte sie. Er verließ das Zelt und stapfte durch den Schnee aus dem Lager. Auf der suche nach einem geeigneten Platz bemerkte er Alexej nicht, der ihm hinterher schlich. Als Radek an einer großen Schneewehe neben einem vereisten Bach ankam, legte er die Kinder neben sich und grub mit den Händen eine kleine Höhle hinein. Nachdem das Loch etwa Armeslänge tiefe hatte, ließ er die Kinder hineingleiten und stopfte Schnee nach. „Was machst du da?“ Alexejs Stimme ließ Radek zusammenzucken. Der Junge stand, in einem ihm viel zu großen dicken Umhang gehüllt, hinter ihm. „Nichts besonderes. Was machst du denn hier, Kleiner?“ Radek stopfte die letzte Handvoll Schnee zurück in das Loch, wand sich seinem Sohn zu und nahm ihn auf die Arme. „Ich habe gesehen, wie du weggegangen bist“, murmelte Alexej und lehnte seinen Kopf an Radeks Schulter. „Wo ist eigentlich Misha?“ Radek überlegte eine Weile, was er sagen sollte. „Misha ist tot“, antwortete er, als ihm nichts besseres einfiel. Alexej brummte nur leise. Ein Anflug von schlechtem Gewissen ergriff Radek und er streichelte dem Jungen den Kopf. Jetzt, wo Misha weg war, würde er es schwer haben. Sie hatte ihn immer versorgt. Die anderen wollten ihm nichts, oder nur wenig zu Essen und kaum Kleidung ohne Arbeit geben, doch sie hatte immer gesagt, dass ihr kleiner Junge kein dreckiger Söldner werden würde. „Kann ich heute bei dir schlafen, Radek?“, riss Alexejs Stimme den Krieger aus seinen Gedanken. „Wenn du möchtest. Magst du mir morgen vielleicht bei ein paar Dingen helfen?“ „Aber ja“, Alexej nickte eifrig. Auch, wenn Misha es nicht wahrhaben wollte, dachte Radek, als er mit dem Jungen auf dem Arm zum Lager zurückkehrte, er ist nun mal ein geborener Söldner und ich werde ihn zu einem richtigen Kämpfer machen. Direkt am nächsten Tag begann Radek damit dem Jungen die Grundsätze beizubringen und kaum, dass die Schneeschmelze einsetzte, begann für Alexej das Schwert- und Kampftraining. Kapitel 4: Kapitel 4 -------------------- Im Sommer vor seinem 13. Geburtstag stand Alexej das erste Mal mit auf dem Schlachtfeld. Der Gegner hatte unerwarteter Weise Verstärkung bekommen und so wurde in der Entscheidungsschlacht jeder kampffähige Arm gebraucht. Alexejs Helm und Rüstung waren zwar schon halbwegs an seine Größe angepasst, aber immer noch zu groß. Radek konnte es sich bei weitem nicht leisten dem Jungen jeden Sommer neues Rüstzeug zu besorgen, also musste dieses eine Weile halten. Die Aufstellung der Truppe hatte schon früh am Morgen begonnen, nur Alexej hatte seinen Platz noch nicht gefunden. „Radek! Sieh zu, dass du dich endlich um deinen Jungen kümmerst!“, hörte Alexej die Stimme des Truppenführers. „Ja, sofort!“, scholl die Antwort zurück und ehe sich der Junge versehen konnte, hatte sein Vater ihn am Arm gepackt und mitgezogen. „Bleib bei mir“, herrschte Radek seinen Sohn an. „Wir wollen doch beide diese Schlacht überleben, oder?“ Er lächelte Alexej ermutigend an, doch viel davon war unter dem Halbvisier seines Helms nicht zu sehen. Alexej nickte als Antwort nur und hielt sein Schwert mit beiden Händen umklammert. Er hätte es weder vor seinem Vater noch vor irgendjemand anderem zugegeben, doch er hatte Angst, sehr große Angst. Radek hielt in einer Hand sein vom vielen Kämpfen recht schartiges Schwert und in der anderen einen leicht in Mitleidenschaft gezogenen Holzschild mit Eisenbeschlägen. Alexej warf kurz Blicke zur Seite und betrachtete die angespannten Gesichter all derer, die er schon sein ganzes Leben kannte. Als er sich noch fragte, wer von ihnen heute Abend noch da sein würde, erklangen die ersten Schlachtrufe und Pfeile erfüllten die Luft über ihren Köpfen. Radek zog Alexej dicht an sich heran und hielt ihnen beiden den Schild über den Kopf. Alexej hörte, wie die Geschosse auf der Oberfläche eintrafen und sah, wie neben ihnen alle, die nicht schnell genug oder nicht gut genug geschützt waren, getroffen zu Boden fielen. Pfeile steckten in ihren Armen, Oberkörpern, Köpfen. Einer, der knapp neben Alexej zu Boden ging war direkt ins Auge getroffen worden. Die Augen des Jungen weiteten sich, doch er hatte keine Zeit, über das Gesehene nachzudenken. Der gesamte Trupp setzte mit wildem Geschrei in Bewegung. Sein Vater ließ ihn los und hielt das Schwert angriffsbereit über den Kopf. Alexej verschwendete keinen Gedanken mehr und folgte ihm. Der Gegner ließ einen weiteren Pfeilhagel auf sie niedergehen und wieder ging ein Teil der Krieger zu Boden. Es war fast ein Wunder, dass Alexej nicht getroffen wurde. Für einen weiteren Fernangriff blieb dem Gegner keine Zeit mehr, Radeks Mannen trafen mit lautem Geschepper auf sie. Immer wieder sanken Männer getroffen und verwundet zu Boden. Alexej hatte seinen Vater schon nach nur wenigen Momenten aus den Augen verloren. In dem Getümmel um ihn herum sahen fast alle gleich aus. Er drehte sich hin und her und versuchte sich zu orientieren. Hinter sich hörte er mit einem Mal einen Schrei und als er sich umdrehte, sah er einen großen Mann mit einer Streitaxt auf sich zukommen. Gerade, als das Axtblatt sich mit einer ungeheuren Geschwindigkeit zu ihm herabsenkte, sprang Alexej zu Seite und wich um Haaresbreite aus. Der Axtschwinger stieß ein wütendes Gebrüll aus und riss seine Waffe kraftvoll wieder aus dem Boden. Alexej wich zurück und hielt zitternd das Schwert in den Händen. Er betrachtete seinen Angreifer zu gut er konnte und suchte nach einer Schwachstelle. Der Krieger holte erneut weit aus und wieder gelang es Alexej nur knapp auszuweichen. Dieses Mal grub die Axt sich jedoch nicht in die Erde, sondern in den toten Körper eines am Boden liegenden Mannes. Alexejs Gegner fluchte und zog und zerrte an seiner Waffe, um sie wieder frei zu bekommen. Alexej nutzte diesen Moment der Ablenkung, schrie laut auf und stieß dem Krieger die Spitze seines Schwert so tief er konnte in die Kehle. Der Mann riss den Kopf in die Höhe, gurgelte und spuckte Blut. Alexej hielt sein Schwert mit ganzer Kraft fest und stemmte sich gegen das Zerren des Kriegers, wobei er das Schwert nach einem starken Ruck aus dessen Hals zog. Mit einem letzten Gurgeln sacke der Mann zusammen und der Junge stand keuchend vor dessen Leiche. Der Schwertgriff war glitschig von dem Blut. Alexejs Finger krallten sich mit aller Macht daran, um es nicht entgleiten zu lassen. Als dem Jungen bewusst wurde, dass er so abgelenkt ein ebenso gutes Ziel abgab, wie der Mann den er gerade besiegt hatte, drehte er sich beinahe panisch suchend nach weiteren Angreifern um. Doch die Schlacht um ihn herum war schon fast beendet. Hier und da kämpften noch einzelne Krieger miteinander. Der Rest lag entweder tot oder verletzt am Boden, oder hatte die Flucht ergriffen. Alexej entdeckte seinen Vater als einen der letzten Kämpfenden. Sein Herzschlag setzte kurz aus, als er sah, wie sein Vater über etwas stolperte und rücklinks zu Boden ging. Der Gegner hob sein Schwert für den tödlichen Stoß und Alexej rannte ohne zu denken los. Er warf sich, Schwert voraus, mit seinem gesamten Körper gegen den seines Gegners und bohrte ihm das Schwert fast bis zum Heft seitlich in den ungeschützten Torso. Durch den Schwung wurden beide zu Boden geschleudert und Alexej blieb schwer atmend auf dem Körper des Kriegers liegen. „Alexej!“, hörte er die Stimme seines Vaters, Sekunden, bevor er von starken Händen auf den Rücken gedreht wurde. Der Helm rutschte ihm vom Kopf er blickte mit einem leichten Lächeln zu Radeks Gesicht, das ganz nah über ihm gebeugt war und ihn besorgt ansah. „Bist du in Ordnung?“, fragte sein Vater ihn und Alexej antwortete mit einem Nicken. Die Besorgnis wich aus Radeks Gesicht und er sah seinen Sohn voller Stolz an. „Du hast dich sehr gut geschlagen“, sagte er, legt die Arme um Alexej und hob ihn hoch. „Und du hast mich gerettet.“ „Haben wir gewonnen?“, wollte Alexej wissen und blickte über das Schlachtfeld. „Ja, das haben wir“, antwortet Radek. „Heute Abend wird gefeiert. Auf den Sieg und auf deine erste Schlacht.“ Alexej hörte die stolzen Worte seine Vater und streckte die Brust raus, so sehr er konnte. Radeks Truppe hatte kaum ernsthafte Verluste zu beklagen und im Verhältnis nur wenig Verletzte. Die Siegesfeier war ausgelassen und dauert bis früh am Morgen. Alexej bekam davon jedoch nicht mehr so viel mit. Noch vor Mitternacht trug Radek seinen vom Kampf erschöpften und vom Feiern vollkommen betrunkenen Sohn in ihr gemeinsames Zelt und hüllte ihn in die Felle. Er war voller Stolz auf sich und seinen Sohn. Alexej würde zu einem großartigen Kämpfer werden, dessen war sich Radek sicher. Kapitel 5: Kapitel 5 -------------------- Alexej stürmte in das Zelt, das er sich mit seinem Vater teilte und warf seine Ausrüstung neben sein Nachtlager. Als er wieder nach draußen wollte, stellte sich ihm Radek in den Weg. „Na na, das willst du aber nicht so lassen, oder doch?“, tadelte er ihn und deutet auf die achtlos dahin geworfenen Rüstungsteile. „Wieso nicht?“, entgegnete Alexej. „Wenn wir jetzt trödeln bleibt für uns nichts mehr übrig.“ „Es gibt mehr als genug Beute für alle, das weißt du und wenn du jetzt so schlampig mit deiner Ausrüstung umgehst wirst du von der Nächsten gar nichts mehr haben, weil sich dich im Stich gelassen hat und du zusammen mit ihr immer noch auf dem Schlachtfeld liegst.“ Radek nahm seinen Sohn am Arm und zog ihn zu der Lagerstatt. „Leg es wenigsten auf die Truhe, damit es nicht zu rosten anfängt. Wenn du morgen den halben Tag mit putzen und einölen verbringen kannst, jammerst du auch wieder.“ Alexej brummte leise, tat aber wie geheißen, denn er wusste, dass sein Vater recht hatte. Schnell hob er jedes einzelne Teil auf und platzierte es an seinem dafür vorgesehenen Platz. Radek tat es ihm mit seinen Sachen gleich und lächelte Alexej zufrieden zu. Hin und wieder war sein Sohn noch recht ungeduldig, aber das musste an seinem Alter von 15 Jahren liegen. „Siehst du“, sagte Radek, als sie beide das Zelt verließen, „so schwer war es nicht und wesendlich weniger Aufwand als die Poliererei morgen.“ „Ja ja, hast ja recht, aber jetzt komm endlich.“ Voller Tatendrang zog Alexej ihn zur Mitten des Lagers, wo sich die gesamte Beute des letzten Überfalls befand. Kleidung, Felle, Schmuck, alltägliche Gegenstände, alles, was sich einfach wegtragen ließ. Ein paar Gefangene, Männer und Frauen, befanden sich in einem schnell zusammen gezimmerten Käfig am Rand des Lagers. Alexej ließ seinen Vater los und lief direkt zu den Gefangenen. Radek schüttelte lachend den Kopf und ging ihm hinterher. Seid sein Sohn vor einiger Zeit seine „Unschuld“ an eine Schankmagd verloren hatte war er jedes Mals aufs Neue wie besessen und dachte mehr mit der unteren Hälfte seines Körpers, als mit dem Kopf. Zusammen mit einigen anderen Söldnern drängte Alexej sich vor dem Käfig. Es würde nicht lange dauern, bis die ersten Streitereien um die Mädchen losgingen, die meistens damit endeten, dass sich die Beteiligten entweder um das Objekt ihrer Begierde prügelten, oder es sich teilten. Die Söldner, die als Wache abgestellt waren, warteten bis die anderen unter sich geklärt hatten, wer welches Mädchen bekam und zogen dann die erwählten aus dem Käfig. Alexej ließ seinen Blick über die ängstlich dreinblickenden Gesichter schweifen. Von einem wurde seine Aufmerksamkeit beinahe direkt gebannt. Es gehörte einem jungen Mann, der höchsten zwei Jahre älter war als er selbst. Er hatte langes, hellbraunes Haar und braune Augen. Von der Statur her war er wesendlich schmaler als Alexej es war, dafür aber recht groß. Mit einiger Kraftanstrengung gelang es Alexej sich bis zu einem der Wärter vorzukämpfen. Er zog ihm am Ärmel um dessen Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen, deutet zu dem jungen Mann und brüllte dem ihm sein Begehr ins Ohr. Zuerst sah der Wärter Alexej leicht fragend an, zuckte dann mit den Schultern und deutet seinem Kameraden an, ihm behilflich zu sein. Zu zweit zerrten sie den Mann aus dem Käfig und drückten ihn dem grinsenden Alexej in die Arme. Die anderen Söldner machten den Beiden ein wenig Platz und Alexej gelang es, sich recht geschickt aus dem Tumult zu entfernen. Direkt neben dem Käfig hatte bereits die erste Prügelei begonnen, doch der junge Söldner ignorierte sie. „Was...was wollt Ihr von mir?“, stammelte der Mann ängstlich und versucht sich halbherzig gegen Alexej zu wehren. „Sei ruhig und komm mit, dann merkst du das schon von alleine“, antwortete dieser und zerrte ihn weiter in Richtung Zelt. „Hey, mein Junge. Hast du dich da nicht ein wenig vertan?“, rief Radek ihm hinterher. „Das ist kein Mädchen.“ „Ich weiß“, gab Alexej zurück und hob die Zeltplane mit einer Hand an. „Darum hab ich ja ihn genommen. Das heißt, deswegen werde ich ihn nehmen.“ Alexej grinste nochmals breit und verschwand mit seiner Wahl im Zelt. Radek blinzelte und schüttelte wieder den Kopf. „Ich kann es ja verstehen, wenn keine Frauen da sind, aber... einfach so?“, murmelte vor sich daher. „Hm, wenn es ihm Spaß macht“, sagte er mit einem Schulterzucken und begab sich zu einer kleinen Gruppe, die sich um ein erbeutet Weinfass versammelt hatte. Im Zelt gab Alexej dem Mann einen leichten Stoß und betrachtete ihn, wie er nach einem kurzen Stolpern zum Stehen kam. „Wie heißt du?“, fragte er und legte den Kopf abschätzend auf die Seite. „Melion...Melion ist mein Name.“ „Netter Name“, sagte Alexej und näherte sich ihm langsam. Schritt für Schritt wich Melion zurück. „Was habt Ihr vor?“, fragte er erneut und blickte sich nach einem Ausweg um. Alexej nutzte diesen Moment der Unachtsamkeit, war mit einem Satz bei ihm und warf ihn zu Boden. Zappelnd und strampelnd versuchte Melion vergeblich den wesendlich schweren und stärkeren Söldner von sich herunter zu bekommen. Mit einer Hand packte Alexej die Handgelenke des unter ihm liegenden Mannes, zog ein Seil hervor und band sie ihm mit flinken Bewegungen zusammen. Kaum, das die Arme gut verschnürt waren, riss Alexej Melion mit sich und band die Enden des Seils an den Hauptpfahl in der Mitte des Zeltes. „Lasst mich! Lasst mich in Ruhe!“, schrie der Mann und versuchte seine Arme frei zu bekommen. Alexej gab ihm einen Triff vor den Brustkorb, der ihm die Luft raubte und riss ihm schwungvoll die kläglichen Reste des zerschundenen Hemdes vom Leib. Melion schrie erneut auf, doch Alexej legte beide Hände an dessen Gesicht und küsste ihn. Der Schrei erstarb zum einen durch den Kuss an sich, zum anderen durch den Schreck. Nach einem langen Kuss zog Alexej die Lippen langsam zurück und blickte in die geweiteten Augen des jungen Mannes. „Bitte...nicht“, stammelte Melion, doch er konnte in den Augen des Söldners ablesen, dass es keinerlei Wirkung haben würde. Alexejs Hände wanderten über den Brustkorb des Mannes hinunter, bis zu dessen Hose und begannen dort an der Verschnürung herumzunesteln. „Nein, das wollte Ihr doch nicht wirklich“, wimmerte Melion und wand sich leicht, was Alexej das herunterziehen der Hose noch erleichterte. „Oh doch, das will ich“, entgegnete Alexej und begann Melions Brustkorb zu küssen, während er sich selbst von seiner Hose entledigte. „Nein!“, rief Melion wieder und zappelte so derartig, dass er Alexejs Kinn mit einem Tritt traf. Dieser taumelte kurz zurück, war aber schon einen Lidschlag später wieder bei seinem Opfer und drückte ihm kraftvoll die Beine auseinander. Alexej legte sich auf den Mann und küsste seinen Hals. Melion konnte Alexej Erregung bereits spüren und wagte es nicht mehr sich zu rühren. Tastend ließ Alexej seine Hände über die nackte Brust des Mannes nach unten zu dessen Hintern wandern und hob ihn ein wenig an. Melion schloss die Augen und biss sich auf die Unterlippe. Nur ein leiser Laut entfuhr ihm, als Alexej sich nicht mehr länger zurück halten konnte und in ihn eindrang. Leises schluchzen und schweres Atmen begleitete jeden von Alexejs Stößen. Melion drehte den Kopf zur Seite, denn er wollte Alexej Gesichtsausdruck nicht sehen. Ihm reichte es völlig, dass er spürte, wie er ihn im kam. Alexej stieß ein letzte Mal zu und zog sich dann zurück. „Seid Ihr fertig?“, fragte Melion mit abgewandtem Blick und gebrochener Stimme. „Im Moment schon“, antwortete Alexej und zog sich die Hose hoch. „Ich geh mir nur etwas zu trinken holen, dann komme ich wieder.“ „Was?!“ Melion konnte sein Entsetzen nicht unterdrücken. „Bis gleich“, sagte Alexej nur und verließ das Zelt. In der Nähe des Feuers fand er seinen Vater bei den anderen sitzen. „Na, wie fandest du die Erfahrung?“, wollte Radek wissen, als er seinen Sohn auf sich zukommen sah und hielt ihm ein Trinkhorn entgegen. Dankbar nahm Alexej es an und leerte es mit einem Zug. „Ganz nett. Etwas umständlicher, aber ganz nett“, antwortet er und gab Radek das Horn zurück. „Aber nichts für die Zukunft?“ „Doch“, Alexej setzte sich neben seinen Vater. „Das ist doch nur jugendlicher Entdeckerdrang“, scherzte Radek und füllte das Horn wieder auf. „Nein ,ist es nicht. Ich finde es sehr anregend. Außerdem... du weißt mal wieder nicht, was du zuletzt im Rausch alles getrieben hast, oder?“, Alexej grinste und nahm seinem Vater das volle Horn aus der Hand. Radek sah ihn mit großen Augen an und dreht leicht beschämt den Kopf zu Seite. „Ich habe keine Ahnung, wovon du redest.“ Er verschränkte die Arme. Alexej lachte los und lehnte seinen Kopf an Radeks Schulter. „Doch, das weißt du. Deswegen solltest du dich auch nicht wundern, wegen dem was ich mache.“ Alexej lachte wieder und trank ein paar große Schluck. „Ach, mach das du zurück zu deinen Lustspielen kommt und hör auf hier meinen Wein weg zutrinken“, rief Radek und nahm seinem Sohn das Horn weg. „Sieh nur zu, dass du ihn raus geschafft hast, bevor ich später schlafen will.“ „Aber klar.“ Alexej stand lächelnd auf, zögerte kurz und gab seinem Vater dann noch einen flüchtigen Kuss auf die Stirn, ehe er sich wieder auf zum Zelt machte. Radek blickte seinem Sohn noch kurz hinterher, dann stieß ihn einer seiner Kameraden und füllte ihm das Trinkhorn wieder auf. Als er Stunden später in das Zelt torkelte, lag Alexej alleine auf seiner Lagerstatt. Von dem jungen Mann war nichts zu sehen. Radek versuchte sich in seinem vernebelten Zustand zu erinnern, ob er mitbekommen hatte, wie Alexej ihn hinaus geschafft hatte, doch noch ehe er zu einer Entscheidung kam, lag er neben seinem Sohn und war bereits eingeschlafen. 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