Primeval: New World Season II von kentasaiba ================================================================================ Kapitel 1: [Folge 01] Rückkehr nach Hause ----------------------------------------- New Washington, Verbündete Staaten Nordamerikas – Unbekannte Zeit Es war ein skurriler Anblick den der Mann der sich selbst Herbert George Wells nannte da vor sich sah. In seiner linken Hand hielt er eine antike Armbanduhr, ein Relikt, dass vor über 300 Jahren zuletzt hergestellt worden war. Doch er schätzte diesen Schatz beinahe so sehr wie sein Leben. Er hatte sie vor einigen Jahren erstanden als er sich auf einer Mission ins Jahr 1878 befunden hatte. Dies hatte nicht nur einen Regelbruch zur Folge, sondern Wells hatte sich auch strafbar gemacht. Natürlich war sein geringes, aber dennoch verbotenes Eingreifen in die Vergangenheit nicht bemerkt worden, zumindest zur damaligen Zeit. Diesmal würde es aber anders aussehen. Diesmal wussten seine Verfolger was er plante, auch wenn es für sie zu spät sein dürfte. Wells war klar, dass die Handlanger des Magistrats bereits auf dem Weg zu ihm waren, doch so wusste er, würden sie spät erscheinen um sein Vorhaben zu verhindern. 200 Jahre zu spät, um genau zu sein. Denn dafür würde das zweite Gerät in Wells rechter Hand sorgen. Um an den Opener zu gelangen, war es nötig zwei Wachleute zu töten und über eine geheime Passage zu entkommen. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Der Opener war zu komplex um ihn nachzubauen, selbst wenn er über die exakten Pläne verfügt hätte. Er hatte sehr viel auf sich nehmen müssen um überhaupt erst an den Sicherheitscode für den roten Bereich des Gebäudes zu gelangen. Alles nur um in den Besitz des Openers zu gelangen. Seine Fluchtrote hatte ihn einen unterirdischen Tunnel entlang geführt und ihn zu der abgesicherten Lagerhalle gebracht, die er im Vorfeld für sein Vorhaben erstanden und vorbereitet hatte. Draußen waren die ersten Motorengeräusche zu hören, Wells wusste, dass er sich beeilen musste. Er besaß alle Zeit der Welt, allerdings nur wenn er sich diese Zeit auch nahm. Die Handlanger des Magistrats begannen sicher gerade mit Störsignalen das Kraftfeld zu bombardieren mit dem Wells das Lagerhaus geschützt hatte. Nachdem er sich der richtigen Zeit vergewissert hatte, steckte er die Armbanduhr ein und begann den Opener zu bedienen. Es war der 1. Januar 2013, zu dem ihm das Gerät bringen sollte. 198 Jahre in die Vergangenheit. Er hob den Opener und richtete ihn auf eine freie Stelle direkt vor ihm. Ein einzelner Knopfdruck reichte um seinen Wunsch Gestalt annehmen zu lassen. Das magnetische Feld bildete sich binnen Sekunden, es war ein wunderschöner Anblick, zumindest für Leute, die nicht wussten, welch grausame Welten sich dahinter verbergen konnten. Ein monotones Geräusch umgab das Lagerhaus, Wells wusste, dass sein Kraftfeld nicht ewig hatte halten können. Entschieden schritt er durch die Anomalie, um die Welt zu erreichen, die bereits so lange auf ihn gewartet hatte. Keuchend, beinahe panisch erreichte er die andere Seite der Anomalie. Es war geradezu durch sie gehechtet und lag nun flach auf dem Boden. Und unterdrückte Schrei war die Folge, nachdem er wahrnahm, dass sich ein rostiger Nagel in seine Hand gebohrt hatte. Er fluchte und ergriff mit seiner rechten Hand die Verletzte, um sie nach oben zu ziehen. Diese blutete, doch die Zeit für eine Versorgung der Wunde, oder gar einer Desinfektion fehlte. Hektisch wand er sich zu der Anomalie um, doch diese war verschwunden. Kaum verwunderlich, immerhin hatte sie sich bereits verkleinert, als er und Dylan darauf zugerannt waren. Dylan! Er blickte sich nach allen Seiten um, sein Herz schlug schneller. Sie war hinter ihm gewesen, es war unklar, ob sie es noch rechtzeitig durch die Anomalie geschafft hatte. Der Schock blieb aus, als er sie wenige Meter vor ihm entdeckte. Sie schien über eine Stufe gestürzt zu sein und hustete gerade den Sand und Staub davon, der sich in ihrer Kehle angesammelt hatte. „Dylan! Bist du in Ordnung?“, rief Evan Cross seiner Partnerin zu, während er sich aufkämpfte. Diese antwortete nicht abrupt, doch sie schien nicht verletzt zu sein. Evan reichte ihr die Hand, welche diese dankbar annahm um endlich wieder aufrecht stehen zu können. Verunsichert betrachtete sie Evans Hand, doch dieser wehrte ab. „Nur eine Fleischwunde, ich lasse sie später versorgen.“ Dylan schien dies zu akzeptieren, in Anbetracht dessen, dass sich ihre anderen Freunde wohl in einer weit heikleren Lage befanden. Sie hatte keine Ahnung, wie es Toby mittlerweile ging, die noch vor wenigen Stunden vom Stachel eines Brontoskorpios an der Hüfte getroffen und dadurch vergiftet wurde. Sie und Evan hatten alle möglichen Strapazen auf sich genommen, um dem Skorpion durch die Anomalie zu folgen und um an eine Probe seines Giftes zu gelangen. Kaum war es ihnen gelungen, sagen sie sich einem weit aus gefährlicherem Monster gegenüber, nämlich dem Albertosaurus, der bereits Evans Frau Brooke auf dem Gewissen hatte. Indem sie durch eine weitere Anomalie ins Jahr 2006 reisten, gelang es ihnen zwar, die Vergangenheit nicht noch weiter zu beschädigen, jedoch mit einem hohen Preis. Ihr Kollege und Freund Mac Rendell hatte dabei wahrscheinlich sein Leben gelassen. Und das alles nur um Evan in der Vergangenheit das Leben zu retten. Dylan sah zu wie dieser melancholisch die Stelle betrachtet, an der sich bis vor kurzem die Anomalie befunden hatte. Dass er überhaupt noch existierte legte den Schluss nahe, dass Mac es schlussendlich geschafft Evan vor dem Albertosaurus gerettet hatte. Doch was war danach geschehen? Evan, ‚ihrem’ Evan gelang es zwar, den Dinosaurier zu töten, doch was geschah danach? Die Anomalien des Knotenpunkts, wie es Connor Temple genannt hatte, begannen sich simultan zu schließen. Hatte dies etwas mit ihrem Eingreifen in die verschiedenen Zeitperioden zu tun? „Wir sollten zu den anderen zurück. Ich würde gerne nach Toby sehen.“, gestand Dylan ihrem Partner, doch Evan brauchte etwas, bis er sich zu ihr umdrehen konnte. „Er hätte sich nicht für mich opfern sollen. Nicht schon wieder.“, konnte er nur sagen und Dylan ergriff seine Schulter. „Wir können nichts mehr für ihn tun, aber wir müssen sicherstellen, dass Toby auf das Gegengift angeschlagen hat.“, redete Dylan auf ihn ein. Evan nickte und ließ seinen Blick schweifen. Niemand von Colonel Halls Leuten bewachte die Anomalie, was aber nicht weiter verwunderlich war. Immerhin hatte das Militär sicher mit den Schäden zu kämpfen, die der Albertosaurus in dieser Zeit angerichtet hatte. Leute waren verletzt worden und noch mehr waren Zeuge dieses Ungeheuers geworden. „Komm.“, wies er Dylan an und steuerte gemeinsam mit ihr auf den Ausgang des Lagerhauses zu. Es war ein gutes Gefühl für beide, endlich wieder die angenehme, wenn auch stickige Luft ihrer eigenen Zeit einzuatmen. Während sich Dylan diesem Gefühl noch eine Weile hingab, ging Evan bereits voraus, ein Stirnrunzeln ging über sein Gesicht. „Sie sind abgerückt.“, sprach sie es gleich danach aus. Sie behielt recht, auch wenn Evan die Situation nicht wirklich einschätzen konnte. Es konnten lediglich ein paar Minuten vergangen sein, seitdem der Albertosaurus durch die Anomalie entkommen war. Zuvor hatte er mehrere beladene Wagen, sowie eine Tankstelle zerlegt. Doch jetzt wo Evan und Dylan wieder im Freien standen, konnten sie keine Menschenseele erkennen. Und keine Trümmer. Das war das Merkwürdigste daran. „Dylan, welche Zeit haben wir?“, fragte er vorsorglich und seine Freundin griff nach ihrem Handy. Auch sie hatte Angst, dass doch mehr Zeit vergangen war, als sie vielleicht vermutet hatten. Aber nein, das Display zeigte das richtige Datum am. Selbst eine Internet-Überprüfung, änderte das Ergebnis nicht. „Wir sind da wo wir abgereist sind, lediglich eine Stunde später.“, gab sie an. Scheinbar wollte Evan das aber nicht wahrhaben wollen. Wohin war das Militär in dieser kurzen Zeit verschwunden? Wo waren Ange und Leeds hin? Zumindest sie hätten hier auf ihre Freunde gewartet. „Ich werde versuchen Toby anzurufen.“, gab Dylan an und Evan stimmte ihr zu. Er wollte die Situation vorerst ausblenden um sicher zu gehen, dass es zumindest seiner Angestellten gut ging. Dylan wartete auf das Freizeichen und atmete erleichtert aus, als sich die Frau am anderen Ende meldete. „Cross Photonics, was kann ich für Sie tun?“, war Toby Nance Stimmte laut zu hören. „Toby, ich bin so froh, dass es dir gut geht, bist du wirklich in Ordnung?“, drückte Dylan sogleich ihre Sorge aus. Toby antwortete nicht gleich, weshalb Dylan ihre Frage wiederholte. „Ja, mir geht es gut, aber eigentlich sollte ich euch diese Frage stellen. Ich habe versucht euch zu kontaktieren.“, verriet sie. Dylan wirkte überrascht. „Nunja, wir befanden uns innerhalb der Anomalie, du wirst uns sicher schwer erreicht haben können…“, erwiderte sie, was Toby aber nur noch mehr verwunderte. „Ihr habt die Anomalie betreten? Das widerspricht den Richtlinien, was ist bloß in euch gefahren?“, klang Tobys Ton eher anklagend. Dylan wollte einräumen, dass sie es einzig und allein für sie getan hatten, anders wäre Toby vermutlich an dem Gift des Brontoskorpions gestorben. Doch es war Evan, der ihr das Handy aus der Hand riss um persönlich mit Toby sprechen zu können. „Toby, hier ist Evan. Wo steckst du gerade?“, versuchte er rasch zum Punkt zu kommen. Doch selbst über diese Frage schien seine Freundin erstaunt zu sein. „Da… wo ich eigentlich immer stecke. Bei Cross-Photonics.“, gab sie an. Dylan sah Evan an, dass dies nicht die Antwort war, mit der er gerechnet hatte. Toby Nance sollte sich eigentlich in der Hand des Militärs befinden und sich von ihrer tödlichen Verletzung erholen. Vor wenigen Tagen hatten sie das Feld bei Cross-Photonics geräumt, damit Hall und seinem Leuten nicht die gesamte Ausrüstung in die Hand fiel, mit der es ihnen möglich war, Anomalien aufzustöbern. Also was hatte Toby dort ohne eine Möglichkeit zur Unterstützung verloren. Aber seine Sorge um sie und seine verletzte Hand, brachten ihn dazu seine Fragen zu verschieben. „Wo seid ihr? Soll ich euch einen Wagen schicken?“, hakte Toby nach, doch Evan lehnte ab. „Nicht nötig, unser Wagen steht…“, wollte er widern, hielt dann aber inne. Der schwarze Van, den er und die anderen benutzt hatten um den Zielort zu erreichen war genau wie die Militärfahrzeuge verschwunden. Was zum Teufel ging hier nur vor sich? „Ja… ich glaube es wäre nicht schlecht, wenn du uns einen schickst.“, änderte er prompt seine Meinung. Toby verstummte einige Zeit, lediglich das Klimpern einige Tasten war zu vernehmen. „Alles klar, in 5 Minuten werdet ihr abgeholt, wir sehen uns dann in der Zentrale.“, gab sie an und legte dann auf. Evan dachte daran sie zurück zu rufen, beließ es dann aber dabei. „Sie verhält sich komisch. Könnte das an dem Gift liegen?“, hakte Dylan nach, doch Evan zuckte nur mit den Schultern. Möglich war alles, immerhin war es ihm vor einigen Wochen ähnlich ergangen. Ein halluzinogenes Mittel hatte dafür gesorgt, dass er von dem Albertosaurus fantasierte, der ihm seine Frau genommen hatte. Toby schien bereits soweit genesen zu sein, als dass sie klar denken konnte. Sie hatte nicht gelogen, ein Van fuhr auf Evan und Dylan zu, ein Mann gab ihnen ein Handzeichen. „Wie sollen wir Toby sagen, dass Mac nicht mehr zurückkommen wird? Die beiden standen sich nahe.“, wand Dylan nun ein, doch Evan hatte keine Antwort darauf. Der Van parkte und zwei Männer in schwarzen Anzügen grüßten die Zeitreisenden. „Sir, wir sind hier um Sie zurückzufahren.“, verkündeter einer der beiden. Evan und Dylan tauschten misstrauische Blicke aus. „Gehören Sie zu Colonel Halls Leuten?“, fragte er an die Männer genannt, welche einander nur verdutzt ansahen. „Dieser Name sagt mir nichts Sir, außerdem ist meine Zeit beim Militär bereits lange vorbei.“, erwiderte der Fahrer. Selbst der Beifahrer konnte nicht mehr antworten. Evan und Dylan überlegten eine Weile, ob sie den Leuten wirklich vertrauen konnten. Evan kannte alle Sicherheitsleute von Cross-Photonics, diese beiden allerdings nicht. Vielleicht hatte Ange sie eingestellt, als eine Art Unterstützung. Besonders Dylan waren die Schusswaffen nicht entgangen, welche die Männer um den Gürtel trugen. Die Männer fragten ob es ein Problem gäbe, doch Evan und Dylan verneinten. Schließlich gingen sie das Wagnis ein und bestiegen die Rückbank des Vans. Die Fahrer startete den Wagen und Evan stellte eine Testfrage. „Wohin fahren wir?“, wollte er wissen, während der Beifahrer nur die Augen zusammenkniff. „Cross-Photonics natürlich. Oder haben Sie ein anderes Ziel?“ Evan schüttelte den Kopf und meinte, dass alles in Ordnung wäre. Insgeheim dachte er aber etwas völlig anderes. Cross-Photonics Es dauerte kaum eine Stunde, bis der Van vor dem Cross-Photonics Gebäude parkte und alle Insassen ausstiegen. Ein Blick ins Innere verriet Evan, dass dort reger Betrieb herrschte. Zumindest daran hatte sich nichts geändert. Er und Dylan bedankten sich bei den Fahrern und machten sich auf das Gebäude zu betreten. Bereits am Schalter wurden sie freundlich begrüßt, doch Evan, der normalerweise einen guten Umgang zu seinen Mitarbeitern vorzog, ignorierte die Empfangsdame in diesem Moment. Er steuerte zusammen mit Dylan auf den Fahrstuhl zu, der ihn ins zweite Untergeschoss befördern sollte. Die Kabinentür schloss und Evan versuchte den Knopf für das gesuchte Stockwerk zu finden. „Das ist seltsam.“, meinte er und auch Dylan bemerkte nach einer Weile was nicht stimmte. Die Taste war verschwunden, lediglich ein Schlitz war unterhalb des Bedienfeld angebracht worden. „War das vielleicht das Militär? Damit niemand Unbefugtes Zutritt bekommt?“, hakte sie nach, doch Evan hatte ein anderes Gefühl dabei. Er rief schließlich abermals Toby an und fragte was es mit dieser Vorrichtung auf sich hatte. „Ohman, hast du schon wieder deinen Sicherheitsausweis vergessen? Wenn du ihn schon für uns anfertigen lässt, solltest du dich als Vorbild zeigen und ihn immer bei dir tragen. Moment, ich warte den Fahrstuhl manuell.“, erklärte sie und legte abermals auf. Evan gab zu sich hilflos zu fühlen, was angesichts der Umgebung absurd war. Der Lift setzte sich in Bewegung und er und Dylan waren froh endlich Gewissheit zu haben. Dann verengten sich unerwartet Evans Gesichtszüge. Dylan, welcher die Veränderung nicht entging, fragte ihn was los sei. „Wir fahren zu tief! Das zweite Untergeschoss war gerade über uns!“ Dylan wollte ihn fragen ob er sich sicher sei, da hielt der Fahrstuhl bereits und die Tür schwank auf. Sie und Evan wagten es nicht sich voneinander zu trennen, zu undurchsichtig war das Ganze. „Guten Tag, Mr. Cross.“, wurde Evan von einem jungen Mann mit Brille und mehreren Akten begrüßt, der gerade an ihm vorbeiging. Allgemein schien in diesem vermeintlich dritten Untergeschoss reges Treiben zu herrschen. „Wer sind diese Leute?“, flüsterte Dylan ihrem Freund zu, doch Evan konnte ihr diese Frage nicht beantworten. Er hatte sie zumindest nicht eingestellt. Oder etwa doch? Dylan verwies auf einen Schreibtisch in der Mitte des Raumes. Toby Nance war gerade aufgestanden und wollte zu ihnen herübereilen. Doch Evan und Dylan waren dermaßen aufgewühlt, dass sie ihr zuvor kamen und in ihre Richtung liefen. Dylan umarmte Toby und seufzte tief. „Zum Glück bist du am Leben.“, kam es in ihr hoch. „Ja… das ist wirklich ein Glück.“, stimmte ihr Toby perplex zu. Evan hatte einige elementare Fragen, aber noch wichtiger war das Schicksal von Mac Rendell. „Toby, ich muss dir etwas sagen. Mac hat es nicht geschafft.“, sagte er es direkt und ohne Umschweife. Doch anstelle eines Schocks oder Trauer, nur Verwunderung in Tobys Gesicht. „Wer oder was ist Mac? Wenn du dich auf Apple beziehst, die verdienen immer noch gut.“, machte sie gleich einen Scherz daraus. Evan und Dylan sahen einander an und eines wurde ihnen nun bewusst. Sie hatten etwas verändert. Sie wussten nicht was, aber es war definitiv die Welt die sie verlassen hatten. „Mr. Cross!“, meldete sich eine Stimme hinter Evan und dieser drehte sich um. Im nächsten Augenblick wünschte er sich es nicht getan zu haben. Es war eines gefährlichen Raubtieren und Dinosauriern gegenüberzustehen, aber einem Geist ins Gesicht zu sehen, eine völlig andere. Doch dieser Geist wirkte weder durchsichtig, noch gruselig. Im Gegenteil, in seinem roten Kleid, eher… sexy. „Mr. Cross, Miss Finch würde Sie gerne in Ihrem Büro sehen. Das heißt, wenn Sie die Einsatzbesprechung nicht schon wieder ausfallen lassen wollen.“, informierte ihn Samantha Sedaris, die Mitarbeiterin die vor einigen Wochen von einem Lycaenops angefallen wurde. Angefallen und zerfleischt, um es auf den Punkt zu bringen. Vor Evan und Dylan stand eine Frau, deren Leiche sie selbst inspiziert hatte. Eine Frau die wegen ihnen gestorben war. Und die sich inzwischen scheinbar wieder bester Gesundheit erfreute. An Dylans Gesichtsausdruck erkannte Evan, dass sich dieser allerdings alles andere als freute, Sam lebendig wieder zu sehen. Angst stand ihr ins Gesicht und Evan musste zugeben, dass es ihm nicht anders erging. Was ging hier vor ich? Sie wussten nicht wo sie sich befanden, aber es war definitiv nicht mehr ihre Welt. Nein. Nicht mehr ihre Zeit. Daran bestand nun absolut kein Zweifel mehr. „Ja… Ange, wo ist sie? Ich muss sie sehen.“, erwiderte Evan und Sam wies auf eine Treppe die scheinbar zum Büro der Geschäftsführerin von Cross-Photonics führte. Evan nickte Dylan zu und ohne weiter zu zögern ließen sie Sam und Toby stehen und eilten die Treppe nach oben. Die Tür war lediglich angelehnt und im Inneren war eine Stimme zu hören. Zumindest eines hatte sich nicht verändert. Angelikas Geschmack was Büroeinrichtung anging. Die Frau selbst erblickten sie kurz darauf mit dem Rücken zu ihnen. Sie stand am Fenster und schien wild am Telefon zu gestikulieren. Evan besaß jedoch nicht den Nerv in dieser Situation irgendeine Rücksicht zu zeigen. Mit schnellen Schritten war er bei seiner Partnerin und entriss ihr das Telefon. Er beendete das Gespräch und warf das Gerät einfach auf den Schreibtisch neben sich. Unglaube und Wut stieg Angelika ins Gesicht. „Was sollte das? Ich habe gerade mit einem wichtigen Geldgeber gesprochen, aber wie üblich machst du dir um solche Dinge ja keine Gedanken.“, brauste sie los. Doch dafür schien Evan nun wirklich keinen Nerv zu besitzen. Er ergriff ihre Schultern und redete eindringlich auf sie ein. „Ange, es ist etwas schief gelaufen und zwar bei unserem letzten Gang durch eine Anomalie.“ Angelika schien nun Evans Handverletzung aufzufallen und befreite sich von seinem Griff. „Ich sehe schon, warte ich hole einen Sanitäter.“, wollte sie erneut nach dem Telefon greifen, doch nun versperrte ihr sogar Dylan den Weg. „Nein, das hat er nicht gemeint! Es geht um die Zeitlinie, scheinbar hat sie sich verändert!“ Angelika sah zu Dylan und dann zu Evan. Vermutlich glaubte sie lediglich an einen Scherz, den beiden Zeitreisenten fiel es ja selbst schon schwer daran zu glauben. „Ange, hör zu! Toby wurde von einem Urzeit-Skorpion angefallen und vergiftet. Wir sind zusammen mit Mac durch die Anomalie und trafen dann auf den Albertosaurus. Mac hat sich für mich geopfert, indem er in die Vergangenheit ging, das muss irgendwas verändert haben.“, redete er weiterhin auf seine Partnerin ein. Diese schien einen Moment darüber nachdenken zu müssen und hob dann hilflos die Hände. „OK, ich habe keine Ahnung wovon du redest. Toby nimmt an keinen Außeneinsätzen teil und einen Mac oder so kenne ich nicht. Aber wenn du von einem Albertosaurus sprichst, dann scheinen deine Halluzinationen wieder begonnen zu haben. Ein Grund mehr schnellstens einen Arzt für dich zu rufen.“, meinte sie und schritt erneut zu ihrem Schreibtisch. Evan konnte sich angesichts dessen nur die Haare raufen. „Nein, warte!“, wurde sie von Dylan aufgehalten. „Ich habe ihn auch gesehen und mehr noch. Was Evan sagt ist real, die Zeitlinie hat sich gravierend verändert!“, beharrte sie darauf. Angelika schien noch einmal inne zu gehen, scheinbar versuchte sie den beiden zu glauben. „Gut, angenommen was ihr sagt stimmt, was genau hat sich eure Meinung nach verändert?“ Während Evan nur die Zähne zusammenpresste, versuchte ihr Dylan einen Überblick zu verschaffen. „Bisher einfach alles! Wir kennen die Leute nicht die da unten arbeiten, es waren lediglich wir drei, Toby und Mac. Mac… Mac Rendell hat für eine britische Organisation gearbeitet, das ARC. Doch es gelang ihm in der Vergangenheit Evans Leben zu retten. Und als Dank…“, wusste Dylan nicht wie sie es ausdrücken sollte, weshalb Evan selbst vorfuhr. „Ich habe die Geschichte verändert, indem ich ihn zu uns holte. Doch es hat alles nichts gebracht, er opferte sich erst in seiner Zeitlinie für mich und nun sogar in unserer. Es ist fast so, als…“, sprach Evan, bis er ins Stocken geriet. „Als ob ich meine Entscheidung revidiert hätte…“ Dylan und Angelika fragten ihn wie er das meine, doch Evan war in eine kurze Gedankenstarre verfallen. Niemand kannte Mac Rendell in dieser Zeit und das hatte auch seinen Grund. Mac Rendell hatte England nämlich nie verlassen. „Ange, was befindet sich im untersten Geschoss des Gebäudes?“, stellte er nun die Kernfrage. Eine weitere Sicherheitskarte war nötig um den Bereich zu entriegeln, den Angelika nun mit den beiden Rückkehren betrat. „Warum erinnert nur ihr euch, wenn sich die Zeitlinie verändert hat?“, lag es der Frau auf der Zunge. Dylan musste freilich passen, weshalb Evan die Antwort übernahm. „Weil sich die Zeit nur vorwärts neu schreibt. Ab 2006 hat sich die Zeit neu geschrieben, während Dylan und ich noch in der Oberkreide festsaßen. Währen wir zu dem Zeitpunkt zu dem sich Mac geopfert hätte bereits zurück gewesen, hätten wir uns ebenfalls nicht daran erinnert.“, hoffte er die Erklärung würde ausreichen. In Wahrheit konnte er die Tragweite selbst nicht ganz begreifen, war über den aktuellen Zustand allerdings sehr froh. Hätte er Mac vergessen, seine Heldentaten, sein Opfer, hätte sich Evan dies niemals verzeihen können. Er hätte ihn nicht kennen gelernt, Mac wäre nur ein Mann geblieben, der ihm irgendwann einmal das Leben gerettet hätte. Evan wusste nicht das wievielte Mal es war, dass er diese so unheiligen Gänge durchschritt. Diese Gänge, in denen ihm der Albertosaurus alles genommen hatte, was er so sehr liebte. Dann trat das Unvermeidliche ein. Die Gruppe betrat die Halle in der alles seinen Anfang genommen hatte. Hier stellte sich Evan Cross dem Albertosaurus, hier wäre er beinahe von ihm gefressen worden, hätte Mac Rendell ihm nicht das Leben gerettet und sein eigenes für ihn gegeben. Evan hatte Mac mit der Absicht nach Kanada geholt um ihm dieses Schicksal zu ersparen. Er sollte nicht für ihn sterben, selbst wenn sich die Zeitlinie veränderte und ihn niemand vor dem Albertosaurus rettete. Es war gewesen, kurz nachdem Brooke gestorben war. Er hatte es nicht zugeben wollen, doch irgendwie hatte er sich gewünscht, dass ihn damals niemand rettete. Ihm wäre viel Leid und Trauer erspart geblieben. Doch das Schicksal ließ sich nun mal nicht austricksen. Egal wie sehr er es betrügen wollte, egal um welche Zeitlinie es sich handelte, Mac war dazu bestimmt gewesen zu sterben, schon immer. Während sich Dylan noch die Hand vor den Mund hielt, betrachtete Evan den Behälter vor sich mit einem deprimierten Blick. „Wieso hast du diese dumme Angewohnheit mich immer retten zu müssen, du Dummkopf?“, fragte er den Soldaten vor sich, auf dessen Namensschild der Name Nelson prangte. Auch diesmal war es Mac nicht gelungen zu überleben. Auch diesmal hatte er dem Albertosaurus nicht ausweichen können. Auch diesmal blieb Evan seine Wut und seine Trauer nicht erspart. „Laut deinen Anweisungen haben wir den Leichnam hier behalten. Du sagtest, etwas Unvorhersehbares würde geschehen, sollte man den Körper in dieser Zeitperiode finden.“, informierte ihn Angelika. Und sie behielt recht, das wusste Evan. Sollte die Polizei oder sonst jemand den unbekannten Soldaten Nelson finden, würde sie ein Bild veröffentlichen, was womöglich zu dem 17 jährigen Mac Rendell in England geführt hätte. Ein Paradoxon, das durch nichts zu erklären gewesen wäre. Evan und die anderen hatten den Mac aus der Zukunft schlussendlich begraben, auch wenn sie damals nicht gewusst hatten wer er eigentlich war. Doch diesmal wussten sie es. Sie hatten ihn gekannt, auch wenn es nicht lange anhielt. Mac würde einen Grabstein mit seinem Namen und seinen Verdiensten erhalten. Zumindest das war Evan ihm schuldig. Dann fiel ihm allerdings etwas völlig anderes ein. „Arbeiten wir mit dem Militär zusammen? Ich habe niemand uniformierten gesehen seit wir zurück sind.“, wand er sich an Angelika. Diese schüttelte rasch den Kopf. „Nein, das Militär ist nicht involviert. Nachdem wir das mit den Anomalien entdeckten, schlug ich vor sie einzuschalten. Es existiert eine Regierungsbehörde mit dem Namen Project Magnet. Sie haben sich auf Übernatürliches spezialisiert. Doch du warst dagegen, der Grund war wohl der Soldat vor dir. Dieser Nelson trägt die Uniform der kanadischen Armee, du hattest immer den Verdacht, dass die Regierung bereits über die Anomalien Bescheid weiß und uns alles entreißen würden, hätten sie davon Kenntnis, das wir nun auch ins ‚Geschäft’ eingestiegen sind.“, erzählte Angelika von der Version ihres Evans. Dies ergab Sinn, Evan selbst hätte vermutlich genauso gehandelt. Anders als bei Mac. Während er an der Uniform des ARC-Mitarbeiters dessen Namen erkennen konnte, was dazu führte, dass es ein Leichtes war ihn in London aufzuspüren, lag der Sachverhalt hier anders. Hatte Mac ihm seinen Namen nicht genannt, wäre es unmöglich ihn zu finden. Gut, da wäre noch dessen britischer Dialekt gewesen, doch das hätte nicht ausgereicht um die Suche einzugrenzen. Noch dazu brachte ihn der Name Nelson auf einer falsche Fährte. Der Evan aus Angelikas Zeitlinie hätte vergebens innerhalb des kanadischen Militärs nach Mac gesucht, ihn aber niemals gefunden. „Weißt du… inzwischen wer er war?“, wagte er Angelika zu fragen. Evan nickte betreten und wischte den Frost vom Glas um Macs Gesicht ein letztes Mal sehen zu können. „Ja. Er war mein Freund.“ Scarborough – Westlicher Stadtteil Gabriel Artilles fluchte, als er die Eingangstür aufschloss und das nur spärlich beheizte Wohnhaus betrat. Er hatte nicht den leisesten Schimmer warum hier immer noch Leute wohnten, er nahm an es läge an den billigen Mieten. Aber er besaß keinen Grund zu klagen. So lange dieses Gebäude noch vermietet wurde, solange besaß er auch noch einen Job als Hausmeister. Es gab noch ein halbes Dutzend anderer Gebäude, in denen er beschäftigt war, doch dieses hier benötigte am meisten Pflege. Vor wenigen Stunden wurde ihm ein Problem mit der Elektrik gemeldet. Er wusste auch ganz genau von wem. Brett Cooper war ein Rentner, der nichts anderes kannte als sich zu beschweren. Wahrscheinlich war lediglich eine Sicherung herausgeflogen, kein großes Wunder bei den Regenfällen der letzten Tage. Aber es war Artilles der es wieder richten durfte, damit der Alte sich gemütlich in seinem Sessel seine Abendsendung ansehen konnte. Zumindest war Cooper noch nicht senil. Das Betätigen des Lichtschalters blieb ohne den gewünschten Erfolg, weshalb Artilles die Taschenlampe ziehen musste. Ohne zu zögern schritt er in Richtung Kellertreppe, unten würde er den Sicherungskasten finden und das Problem hoffentlich beheben können. Heute fand ein wichtiges Eishokeyspiel statt, das er um kein Geld der Welt verpassen wollte. Québec spielte gegen die Northwestern Ontario, eine Mannschaft die Artilles leidenschaftlich anfeuerte. Er leuchtete in die Finsternis hinab und stieg Stufe für Stufe seinem Ziel näher. Es war auf der vorletzten Treppe, als es geschah. Unerwartet verloren seine Beine den Untergrund und Artilles stürzte mindestens einen halben Meter. Die Taschenlampe rollte davon, außer Reichweite. Er spürte den nassen und klebrigen Grund unter sich. Scheinbar gab es hier ein Leck und das Regenwasser hatte sich weitreichend im Keller angesammelt. Artilles fluchte, damit war nicht nur die Elektrik beschädigt, sondern auch die Sanierung. Handwerker mussten anrücken und das Problem beheben. Sein Spiel konnte er vergessen, hätte es doch wenigstens aufgenommen. Dann stutzte er. Was war das für ein Geruch? Ein ätzender und Sinne beraubender Gestank lag im Kellergewölbe. Entfernt erkannte er ein Licht, es konnte sich nur um die verschwundene Taschenlampe handeln. Eiligst robbte er zu ihr und hob sie auf. Nur um sie kurz darauf wieder fallen zu lassen. Etwas stimmte mit seinen Händen und seiner ganzen Kleidung nicht. Sie waren nicht einfach nur nass, sie waren… rot. Wurde hier rote Farbe verteilt, oder war es etwa… Blut? Angesichts des Gestanks kam nur diese Option in Frage. Artilles hatte noch nie so viel Blut auf einmal gesehen. Erneut griff er nach der Taschenlampe und leuchtete den Boden ab. Eine Blutspur zog sich von der Treppe direkt an ihn heran. War hier jemand gestorben? Nein, Moment! Das Blut war noch rot und ließ sich verteilen. Die Person die es verloren hatte, sollte es sich denn um einen Menschen handeln, war vielleicht noch am Leben. Artilles musste sie schnell finden und einen Krankenwagen verständigen. Oder vielleicht war es nur ein Kampf zwischen Hunden, der für einen tödlich endete. Wurden in diesem Apartmentgebäude Hundekämpfe veranstaltet? Artilles musste auf Nummer sicher gehen. Er fing damit an der Blutspur zu folgen, welche augenscheinlich in den Geräteraum des Kellers führte. Er schluckte und dachte daran sich zu bewaffnen. Egal ob es ein Mörder, oder nur ein tollwütiger Hund war, ohne Schutz wollte er nichts unternehmen. Eine Eisenstange, die an der Wand lehnte wurde schließlich als Waffe auserkoren und Artilles betrat den Raum. Kratzende Geräusche waren nun zu vernehmen und der Hausmeister leuchtete alle Ecken ab. Er hätte es besser sein lassen. In der linken, oberen Ecke des Raums erwartet ihn ein grausiger Anblick. Es war eher Zufall, dass er Brett Coopers Gesicht bei all dem Blut überhaupt noch erkennen konnte. An Selbstmord glaubte der Hausmeister keine einzige Sekunde. Cooper besaß überall Risse, die ihm zugefügt wurden, aus jeder dieser Körperöffnungen quoll Blut. Kein Wunder, dass es so eine große Menge war. Jemand hatte ihn so zugerichtet, jemand mit einem Messer, oder dergleichen. Dann vernahm er ein Platschen hinter sich. Jemand war in das Blut getreten, dem Artilles vorsorglich ausgewichen war. Jemand stand hinter ihm. Der Mörder? Der Hausmeister spürte wie sein Herz raste und er immer panischer wurde. Doch das war nicht die richtige Zeit dafür. Wenn es einen Mörder gab, würde er Artilles angreifen, da er Zeuge der blutigen Tat geworden war. Er musste also gleich handeln, ob er Angst hatte doch nicht. Er drehte sich um und versuchte dem Mörder direkt ins Gesicht zu leuchten. Doch da war niemand. Ein kurzes, kreischendes Geräusch sorgte dafür, dass Artilles seine Taschenlampe etwas senkte und den Ursprung erkannte. Was genau war das, das da vor ihm stand? Erst dachte er an eine Schlange, aber nein, nur der Kopf wirkte nach einer. Sie besaß Beine und sogar einen Schwanz. Artilles schluckte und starrte dem Ding in die Augen. Es konnte sich nur um einen Salamander handeln, doch der Hausmeister hatte noch nie zuvor so eine große Version davon gesehen. Hatte etwa dieses Tier Cooper das angetan? Sein Verdacht bestätigte sich in dem Augenblick, in dem das Tier sein Maul öffnete und die scharfen Zähne sichtbar wurden. Ja. Es war dieses Tier gewesen. „Ich möchte, dass er ein ordentliches Begräbnis erhält. Egal wenn einen Beamten oder Priester bestechen müssen, aber ich lasse nicht zu, dass er noch länger in diesem Behälter bleibt.“, stand für Evan fest. Angelika versprach alle nötigen Schritte einzuleiten, als die Gruppe den unteren Bereich wieder verließ und oben angelangt war. Einmal erneut bot sich Evan und Dylan ein seltsamer Anblick. Die Leute eilten hektisch umher, andere saßen an Computern. „Ange, wer genau sind diese Leute?“, hakte Evan nach und wurde eines betroffenes Blickes bedacht. Während er lediglich verwirrt war, schien die Unsicherheit in Angelika zu steigen. Er war nicht mehr die Person, die sie kannte, jedenfalls nicht wirklich. Zugegeben, Persönlichkeit und Handeln waren sicher identisch, nicht aber die Vergangenheit der letzten 6 Jahre. Alles hatte damit begonnen, dass er Mac nicht finden konnte. Sein Vorgehen aufgrund der Anomalien hatte sich geändert, das Militär war außen vor gelassen worden und er hatte eine eigenständige Gruppe aufgebaut. „Zum einen hätten wir das Entwicklerteam, das uns helfen soll, die Anomalien besser zu kontrollieren. Dann gibt es noch das Recherche-Team sowie das Vertuschungs-Team. Große Hack-Angriffe sind notwendig um etwaiges Videomaterial zu vernichten, das ins Internet gelangt ist. Toby ist die Leiterin und sie macht ihren Job wirklich außerordentlich gut.“, informierte sie die neue Version ihres Partners. Diesen schien die Antwort aber alles andere als zu befriedigen. „Verzeih mir die Frage Ange, aber wir können wir uns das leisten? Gut, Cross-Photonics hat hervorragende Gewinne gemacht, selbst in meiner Zeitlinie, aber eine eigenständige Organisation, Sicherheitsleute und Ressourcen, wie ist das möglich?“, schien es ihm auf der Zunge zu liegen. Angelika rieb ihre Handflächen aneinander, scheinbar nahm sie an, ihre Antwort könnte etwas unliebsam ausfallen. „Nun… wir hatten in der Vergangenheit und eigentlich auch jetzt in der Gegenwart einige Hilfe. Als uns klar wurde, dass wir nicht die finanziellen Mittel zu diesem Projekt hatten, hat sich uns ein Sponsor angeboten.“, klang Angelika etwas verdrießlich. Für Evan war die Frage allerdings alles andere als beantwortet. „Wir haben jemanden eingeweiht? Ist das auch gut gegangen? Wer ist diese Person?“, hakte er nach, doch Angelika lächelte nur verlegen. „Ange?“, wiederholte Evan, bis eine weitere Person mit schnellen Schritten an ihn herantrat. Dylan war die erste, die den Mann wieder erkannte, den sie und Evan erst vor wenigen Wochen getroffen hatten. „Evan Cross!“, sprach der Mann ihn bereits anklagendem Ton. Er trug einen schwarzen Anzug, augenscheinlich ein Designerstück. Eine goldene Uhr und eine silberne Krawatte. Evan schluckte und seine Schultern senkten sich. „Bitte nicht. Sag mir jetzt bitte nicht, dass er unser Sponsor ist!“, blaffte er Angelika an. Während diese versuchte sich zu erklären, kam ihr der Mann zuvor. „Ohnein, mein Freund, von Sponsor war nie eine Rede. Und ich bin auch kein stiller Teilhaber, wir beide sind gleichberechtigt, wie oft muss ich das noch sagen?“, vertrat Howard Kanan seinen Standpunkt. Er hatte die Hände in die Hüften gestemmt und sah abwechselnd zu Evan und den Frauen. „Alles klar, der Evan deiner Zeitlinie war also ein kompletter Idiot.“, rutschte es Evan heraus, während Dylan und Angelika nur schmunzeln konnten. „’Mein’ Evan hat gelernt sich der Situation anzupassen.“, versuchte Angelika politisch korrekt zu klingen. In wenigen Stichworten erzählten sie Howard Kanan von der veränderten Realität. Dass Tote wieder auferstanden und andere Menschen gar nicht erst existierten. „Das ist nur wieder wegen deinen Alleingängen passiert, Cross! Hättest du wie ich dir auftrug auf das Sicherheitsteam gewartet, aber nein, du weißt ja immer alles besser!“, beklagte er sich. Evan wollte dazu ansetzen zu erklären, dass es in seiner Realität gar keine zusätzlichen Sicherheitskräfte gab und erst aufgrund des Militärs so viel schief gelaufen war, doch Kanan war noch nicht fertig. „Aber nur so aus Interesse, ich existiere doch in deiner Zeitlinie hoffentlich.“, reagierte er verunsichert und spielte an seiner Krawatte herum. Dylan wollte ihm von dessen eigenen Alleingang erzählen, der dazu führte, dass Kanan eine Anomalie in die Kreidezeit betrat und dort festsaß, doch Evan konnte sie daran hintern. Das hätte im Moment alles zu weit geführt und er verspürte keinerlei Lust jedes Detail aus seiner Zeitlinie auszubreiten. „Also was habt ihr jetzt vor? Irgendwie zurück in eure Zeitlinie, oder…“, begann Kanan, doch Evan unterbrach ihn. „Das dürfte ausgeschlossen sein, dafür ist zu viel passiert und in zu vielen verschiedenen Epochen. Wir… werden uns wohl oder übel mit den Veränderungen anfreunden müssen.“, entgegnete er und versuchte dabei Kanan nicht direkt anzusehen. Natürlich, Howard Kanan besaß zweifelsfrei die finanziellen Mittel im Ressourcen und Personal zu stellen, doch was hatte den anderen Evan dazu verleitet so weit zu gehen? Zugegeben, Kanan war kein Henderson Hall. Wenn er so darüber nachdachte hatte er wohl wirklich das kleinere Übel gewählt. Angelika hatte gerade den Vorschlag ausgesprochen in ihr Büro zurückzukehren, als ein ohrenbetäubender Alarm erklang. Das schrille Geräusch ließ die Beteiligten kurz zusammenzucken, bevor Toby Nance etwas zu ihnen hinüberrief. „Eine neue Anomalie, ich bestimmte gerade die Position.“, gab sie kund und Evan hoffte einmal erneut, dass dieser Alarm nicht auch noch eine seiner Ideen gewesen war. Er und Dylan waren gerade erst von einer Mission zurückgekehrt und seither war alles nicht mehr wie es eigentlich sein sollte. „Was soll’s, Dylan und ich werden nach dem Rechten sehen. Zumindest das Verhalten der Anomalien scheint sich nicht verändert zu haben.“, meinte er und nickte seiner Kollegin zu. Doch Kanan schob eine Hand vor Evans Brust um ihn aufzuhalten. „Hey, es kann ja sein, dass seit eurem letzten Trip durch die Anomalie etwas schief gelaufen ist, aber das liegt nur daran, dass du wie immer zu leichtsinnig warst. Diesmal wirst du auf das Sicherheitsteam warten. Donovan und seine Leute werden aufgrund des Alarms bereits in der Tiefgarage Stellung beziehen. Also pass diesmal etwas besser auf dich auf.“, klang Sorge in Kanans Stimme mit, was Evan zugegebenermaßen überraschte. Doch sein neuer Partner behielt recht. Wäre er nicht zu selbstsicher gewesen, wäre Toby nicht von dem Brontoskorpion gestochen worden und es hätte keine Veranlassung bestanden durch die Anomalie zu gehen. Sicher, Evan wäre von dem Albertosaurus im Jahr 2006 getötet worden, aber war es nicht besser er als Mac? Dieser hatte bereits schon einmal sein Leben für Evan gelassen, wäre diesmal nicht er an der Reihe gewesen? Über eine veränderte Zeitlinie hätte er sich nicht sorgen müssen, diese war eingetreten, ohne dass er es hatte verhindern können. Also nickte er Kanan zu und ließ sich von Angelika den Weg zur Tiefgarage erklären. In lediglich zwei Minuten hatten sie das Ziel erreicht und erkannten vier Männer in schwarzen Anzügen, zwei von ihnen waren jene, welche sie zurück zu Cross-Photonics gefahren hatten. Diesmal steckte allerdings nicht nur eine einzelne Pistole in ihrem Gürtel, sondern schweres Geschützt. Kanan erklärte Evan, dass es sich allesamt um Ex-Militärs handelte, die bereit waren zu schießen, wenn es dazu kam. Die Tiere zu betäuben und zurück durch die Anomalie zu schaffen hatte immer noch die höchste Priorität, aber wenn diese Option ausfiel waren diese Männer bereit zu tun was nötig war. „Mr. Cross, schön zu sehen, dass Ihnen bei Ihrer letzten Mission nichts zugestoßen ist. Leider haben wir es nicht mehr rechtzeitig von der Anomalie im Edington-Stadion geschafft, aber ich bin froh, dass Ihr Team keine Verluste erlitten hat.“, wurde Evan von einem stämmigen Mann mit Kurzhaarfrisur und Basecap begrüßt. Am liebsten hätte er dem Kerl nun ins Gesicht geschrieen, dass sie sehr wohl Verluste gemacht hatten, sehr schwere sogar. Aber der Ex-Soldat kannte weder Mac Rendell noch den neuen Evan Cross. Er wusste nicht, dass er diesen Job einzig und allein besaß weil Mac sich geopferte. „Das ist übrigens Leo Donovan, der Einsatzleiter was unser Anomalienproblem angeht.“, stellte Kanan ihn vor und Donovan blickte verdutzt zwischen den Männern umher. „Lange Geschichte, wir sollten gleich losfahren.“, schlug Dylan vor und Donovan gab ihr recht. „Die Anomalie hat sich in einem Apartmentgebäude in Scarborough geöffnet. Die Gegend ist nicht dicht besiedelt, aber wir sollten dennoch hoffen, dass es keine Opfer gegeben hat.“, informierte sie Donovan, bevor er seinen Leuten ein Zeichen gab. Drei der Männer bestiegen einen schwarzen Van, der zweite sollte Evan, Dylan und Donovan zur Verfügung stehen. Das Team verlor keine Zeit und bestieg das Gefährt. Donovan setzte sich ans Steuer und nachdem er das Navi überprüfte, konnte die Fahrt bereits losgehen. „Was denken Sie?“, fragte Kanan an Angelika gewand. Diese kaute nervös an ihren Lippen, scheinbar war diese Frage nicht so leicht zu beantworten. „Ich meine er hat schon einmal Halluzination gehabt, vielleicht ist das jetzt wieder der Fall. Sollten wir ihn dann wirklich in diesen Einsatz schicken?“, brachte Kanan seine Sorgen zum Ausdruck. Angelika schüttelte nur leicht den Kopf. „Nein, ich denke was er gesagt hat ist richtig.“, kommentierte sie. Kanan hob eine Augenbraue und sah sie verdutzt an. „Und… da machen Sie sich gar keine Sorgen darüber?“, wollte er von der Frau erfahren. Diese rang sich ein Lächeln ab und verneinte. „Nein und soll ich Ihnen verraten warum? Weil es mit absoluter Sicherheit immer noch der Evan Cross ist, den wir kennen.“, stand für sie fest. Scarborough – Westlicher Stadtteil Da es nicht möglich war die Anomalie genau zu orten, begannen Donovans Männer damit die Umgebung rund um das Apartmentgebäude abzusperren. „Mit was könnten wir es zu tun bekommen?“, fragte Donovan an Evan gewandt, doch dieser konnte ihm die Frage nicht beantworten. „Die Gänge in solchen Wohnhäusern sind schmal, aber solange wir nicht wissen ob etwas durchgekommen ist, sollten wir auch vermeiden uns zu trennen.“, meinte Dylan schließlich als sie vor der gläsernen Eingangstür standen. Die drei nickten einander zu und wagten sich schließlich ins Innere der Gefahrenzone. Evan und Dylan folgten Donovan, der die Vorhut bildete. „Hier drin dürfte uns zumindest kein Albertosaurus erwarten.“, versuchte Dylan die ohnehin schon angespannte Situation mit einem Scherz zu entschärfen. Draußen wurde es dunkel und somit wurde auch das Licht innerhalb des Gebäudes weniger. Donovan tastete nach einem Lichtschalter, doch das Licht wollte dennoch nicht angehen. „Hier scheint die Elektrik gestört zu sein. Das könnte an den vielen Regenfällen der letzten Tage liegen.“, meinte er und zog eine Taschenlampe. „Es besteht auch die Möglichkeit, dass das magnetische Feld der Anomalie die Elektrik beeinflusst. In diesem Falle dürften wir sie ganz in der Nähe des Sicherheitskasten finden.“, stellte er eine Überlegung an. Donovan fluchte und Dylan wusste auch weshalb. Für dieses Vorhaben war es unvermeidlich sich in den Keller des Gebäudes zu begeben. Dabei handelte es sich um unbekanntes Territorium, noch dazu mit eingeschränkter Sicht. Donovan nahm mittels Funk mit seinen Leuten Kontakt auf. Zwei sollten sich in den oberen Stockwerken umsehen, während die Team Alpha, wie er es nannte sich den Keller vornahm. Es war Dylan, welche als erstes die stämmige Tür zum Untergeschoss ausfindig machte. Sie war nicht abgeschlossen, was nichts Gutes verhieß. War tatsächlich ein Tier durch die Anomalie gekommen, hätte es ohne Schwierigkeiten in den Wohnbereich herauf kommen können. „Sie beide bleiben hinter mir.“, wies Donovan sie und Evan an. Diese wagten nicht zu widersprechen, im Gegenteil. Es tat gut, im Gegensatz zu ihrer alten Zeitlinie einen geschulden Soldaten dabei zu haben, der genau wusste was er tat. Gut, im Grunde wusste er es nicht, egal wie gut Donovans Ausbildung war, kein Mensch der Welt war darauf vorbereitet gegen Dinosaurier zu kämpfen. Geräuschlos begannen sie damit die Treppe nach unten zu wandern, bis die Ruhe von einem Platschen unterbrochen wurde. Donovan war in etwas getreten. Er senkte seine Taschenlampe und fluchte. Auch Dylan und Evan erkannten die rötliche Flüssigkeit auf dem Betonboden. Die Frage ob etwas durch die Anomalie gekommen war bestand nicht mehr. Nur noch die was es war und wie viele Opfer es bereits gefordert hatte. Die einfachste Methode ihr Ziel auszumachen, war es der Blutspur zu folgen. „Wieso können nicht einfach mal niedliche Kaninchen durch die Anomalie kommen?“, fragte Dylan und weder Evan noch Donovan konnten sagen ob sie es ernst meinte oder nicht. „Verdammt.“, brummte Evan als der Lichtstrahl aus Donovans Taschenlampe die erste Leiche freilegte. Ein Mann mittleren Alter lag mit mehreren Bissverletzungen auf dem Boden. In seiner rechten Hand ein langes Metallrohr, das vermutlich zu seinem Schutz dienen sollte. Es hatte ihm nicht sonderlich viel gebracht. Der Körper lag vor einem weiteren Raum und Donovan nickte Evan und Dylan zu. Vorsichtig öffneten sie die Tür und leuchteten das Zimmer dahinter ab. Angewidert drehte sich Dylan weg, als sie eine weitere Leiche, diesmal die eines älteren Mannes auffanden. „Egal was wir heute jagen, es hat eindeutig Hunger.“, murmelte Donovan, doch Dylan verneinte. „Negativ, die Leichen haben nur Abwehrverletzungen an sich. Ich sehe kein heraus gefressenes Fleisch. Das Tier könnte sich nur verteidigt haben oder es glaubt dass dieser Ort hier noch zu seinem Revier gehört.“, erklärte sie. „Sein Revier ist die Urzeit oder wo es auch immer herkommen mag. Verpassen wir ihm einen Tritt in den Hintern und befördern es zurück.“, schlug Donovan vor und die anderen stimmten ihm zu. Als sie im Raum nicht fündig wurden, begannen sie damit das restliche Kellergewölbe abzusuchen. Schließlich blieb nur noch ein Raum übrig und das Team hielt den Atem an. Evan öffnete ruckartig die Tür und Donovan stürmte mit erhobener Waffe hinein. Die Taschenlampe war nicht weiter nötig, denn das Licht der Anomalie erhellte den Raum ausreichend. Sie hatten zur Hälfte gefunden was sie suchten. „Denkt ihr das Tier ist bereits wieder zurück durch die Anomalie?“, wollte Evan wissen, aber natürlich konnte ihm niemand diese Frage beantworten. Donovans Funkgerät meldete sich. „Sir, hier Edward! Wir haben ein Problem im ersten Stock! Gerade ist eine alte Lady aus ihrem Apartment gestürmt und schreit, dass ein wilder Leguan auf ihrem Esstisch herumtollt!“, meldete Donovans Untergebener die Sachlage. Damit erübrigte sich die Frage ob das Tier bereits wieder zurück durch die Anomalie war. „Wir müssen ebenfalls in den ersten Stock. Dort können das Tier dann betäuben und durch die Anomalie schaffen.“, erklärte Evan. Donovan schnaufte hörbar. „Dieses Ding hat zwei Männer zu Tode gebissen.“, hielt er sich kurz, doch auch ohne es auszusprechen wussten Evan und Dylan was er meinte. Doch sie verfolgten eben keine Verbrecher. Würde ein tollwütiger Hund in ihrer Zeit jemanden anfallen und töten, würde er eingeschläfert werden. Würden sie allerdings mit urzeitlichen Tieren genauso verfahren, hätte es schlimme Konsequenzen. Donovan trug seinen Leuten auf die Tür zur Wohnung zu bewachen und er Frau etwas von einem entlaufenen Tier zu erzählen. Sie selbst sollten sich als Mitglieder der Wildtierkontrolle ausgeben. Dies war zumindest keine reine Lüge, da sie mit Dylan im Team tatsächlich jemand der Behörde bei sich hatten. Evan schloss die Tür zum Anomalie-Raum um sicher zu stellen, dass kein weiteres Exemplar den Weg in ihre Zeit fand, dann stürmten sie bereits die Treppe nach oben. Zu spät bemerkten sie, dass sie blutige Schuhabdrücke im Flur hinterließen. Doch darum konnten sie sich im Moment nicht kümmern. In wenigen Minuten waren sie vor der fraglichen Wohnung angekommen, vor welcher Edward und ein weiterer Ex-Soldat Stellung bezogen hatten. Beide nickten ihrem Boss zu und öffneten dann die Tür. Im ersten Moment war es ruhig, doch dieses Gefühl konnte trügen. Die Männer blieben im Flur stehen, ihre Waffen erhoben. Donovan, Evan und Dylan sondierten die Lage und fanden sich wenig später im Wohnzimmer wider. Dann das Kratzen. Es kam vom Zimmer nebenan, bei dem es sich um die Küche handeln durfte. Ein Handzeichen reichte um Evan und Dylan dazu zu bewegen sich links und rechts vor den Durchgang zu stellen, was Donovan erlaubte hindurch zu schreiten. Kurz nach ihm wagten sich auch die beiden Rückkehrer weiter voran um ihm Rückendeckung zu geben. Ihnen bot sich ein überraschter Anblick, als sie zum Küchentisch sahen und begutachteten wie eine etwa 1 Meter große Echse gerade ihr Futter zu sich nahm. Dabei handelte es sich um ein großes, tranchiertes Hühnchen, wohl das Abendessen der alten Lady. Es hatte etwas Skurriles an sich, dass der Dinosaurier zwei Männer tot biss und sich mehr zu dem gegrillten oder auch gebackenen Hühnchen hingezogen fühlte. Dass Dinosaurier auch Feinschmecker waren, war für die Gruppe neu. Der Dinosaurier schien sie noch nicht zu bemerken, was es den drei erlaubte ihre Betäubungswaffen zu heben. Dann drehte sich die Echse ruckartig um und fauchte sie an. Das lange Maul und die spitzen Zähne boten einen schaurigen Anblick und der rötliche Knochenkamm auf seinem Kopf verlieh ihm beinahe etwas majestätisches. „Ich denke bei diesem Exemplar handelt es sich um einen Dilophosaurus. Sie sind in der Tat sehr Revierbedacht und schrecken Feinde mit ihrem farbenfrohen Äußeren ab. Sollte das fehlschlagen, kommen ihre Reißzähne zum Einsatz. Aber ich denke wir haben Glück, bei diesem Exemplar dürfte es sich um ein Jungtier handeln.“, flüsterte Dylan leise. Der Dilophosaurier wiegte seinen Kopf, dann blickte er nach allen Seiten um eine Fluchtroute zu finden. Doch es existierte keine, Evan, Dylan und Donovan versperrten den einzigen Ausgang. Der Dino fauchte sie an, sie Knochenkamm kam dabei besonders zur Geltung. Damit wollte er seine Feinde verschrecken, was bei den drei Menschen allerdings fehlschlug. Was als nächstes kommen würde wussten sie, weshalb Handeln angesagt war. Donovan war der Erste der einen Pfeil abschoss, doch vergebens. Der Dilophosaurier war bereits vom Tisch auf den Kühlschrank gesprungen und suchte weiter nach einem Ausweg. Evan schoss einen Pfeil ab, doch die Nische war zu eng und er traf eine Topfpflanze. Der Dilophosaurier sprang nun auf die Kochplatte, mit verheerenden verhreenden Folgen. Scheinbar war der Herd eingeschalten gewesen und das Tier verbrannte sich seine Füße. Mit klagenden Geräuschen hopste es zu Boden, wo es schließlich Dylans Pfeil traf und es ins Land der Träume versetzte. Dann geschah alles sehr schnell. Dylan wickelte das Tier in eine Tischdecke ein und Evan hob es hoch. Da sie nicht wussten wie lange die Anomalie offen bleiben würde, beeilten sie sich zurück ins Erdgeschoss und weiter in den Keller zu kommen. Donovan lief voraus und schloss die Tür auf, die zum Raum führte, hinter dem die Anomalie hoffentlich immer noch aktiv war. Evan plante die Echse zurück durch das Portal zu werfen, doch dann geschah etwas, womit niemand rechnete. Kaum hatten sie den Raum betreten, regte sich etwas innerhalb der Anomalie. Erst wurde ein Kopf, dann ein ganzer Hals hindurchgestreckt. Der Knochenkamm auf dem Kopf des mindestens zwei Meter größeren Dilophosauriers schimmerte noch schöner und beeindruckender als der des Jungtiers. „Zurück!“, befahl Donovan, der hektisch nach seiner Clock griff. Die Pfeile hatten sie verschossen, die Pistole war somit das einzige, was als Waffe blieb. Dylan drängte nach draußen, doch Evan zögerte und legte zuvor noch das Jungtier ab. „Raus jetzt!“, befahl Donovan und machte hastige Schritte nach hinten. Draußen angelangt schlugen die drei die Tür zu und stemmten sich dagegen. Ein harter Stoß erfolgte, welcher die drei fast zurückwarf. „Das Vieh will durch, wir müssen die Tür irgendwie verbarrikadieren!“, rief Evan, auch wenn dies leichter gesagt als getan war. Schließlich verließ Dylan die Gruppe um einen schweren Wasserboiler näher heranzuziehen und ihn dann direkt vor der Tür umzuwerfen. Weitere Stöße seitens des großen Dilophosauriers folgten, bis schließlich Ruhe einkehrte. Ganze 5 Minuten wagten es weder Evan, noch Dylan, noch der ruhige Ex-Soldat die Tür auch nur einen Spalt breit zu öffnen. Schließlich gingen sie das Risiko ein und Donovan zog sie Waffe. Unnötig, wie sich herausstellte. Nicht nur die beiden Dilophosaurier waren verschwunden, auch die Anomalie war fort. „Ob es sich bei der großen Echse um die Mutter des Jungtiers gehandelt hat?“, stellte Dylan in den Raum. Es ergab Sinn. Die Mutter war gekommen um das Jungtier zu holen und hatte es zurück durch die Anomalie getragen, kurz bevor sich diese schloss. „Zumindest ist es jetzt wieder in seiner Zeit zurück.“, gab Evan sein Statement ab. „Nachdem es zwei Menschen getötet.“, glaubte Donovan hinzufügen zu müssen. Evan musste dem Ex-Soldaten recht geben. Die zusätzlichen Sicherheitskräfte waren kein Garant, dass es in dieser Zeitlinie weniger zivile Opfer gab. „Ich rufe Detective Harlow an, er wird uns bei den Leichen helfen können.“, meinte Dylan und zuckte ihr Handy. Evan fragte sich wie der Polizist das anstellen wollte. Vermutlich lief es wieder auf die Geschichte mit den Berglöwen oder einem wilden Hund hinaus. Dagegen sprach zwar die Aussage der alten Lady des Leguans, aber niemand würde im Nachhinein groß Fragen stellen. Die drei erinnerten sich wieder dass sie überall Blut an den Füßen hatten, doch im Van gab es Sachen zum Umziehen, was zumindest dieses Problem löste. Als sie wieder oben angelangt waren, versicherten Donovans Leute, dass sie keine weiteren Dilophosaurier entdecken konnte, weder Jungtiere, noch die ausgewachsene Version. „Es wird Zeit für uns abzurücken, bevor Harlow und seine Kollegen hier auftauchen. Am Ende würde man noch uns die Toten anlassen.“, meinte Donovan und lud die Waffen in den Van. So waren also die Methoden, die sie in dieser Zeitlinie verwendeten, dachte Evan missmutig. War diese Realität besser oder schlechter? Sie hatten weniger Verluste erlitten, ihr Team war mit Donovan und seinen Leuten um einiges stärker und das Militär verfolgte nicht seine niedrigen Ziele. Und um das hier möglich zu machen war nur eines nötig gewesen. Macs Tod. Kurz bevor die ersten Sirenen ertönten, war der Van gestartet und war bald darauf vom Grundstück verschwunden. Die Polizei würde alles regeln und die Leichen vermutlich in die Gerichtsmedizin schicken. Der Pathologe würde bestätigen, dass es sich um Bisswunden und nicht um Messerstiche oder gar einen Mord handelte. Der Fall würde zu den Akten gelegt werden, auch wenn das wilde Tier nie gefunden werden würde. War die Mission somit ein Erfolg? Der Mann auf der anderen Straßenseite zum Gebäude dachte nicht so. Evan Cross und sein Team hätte viel früher am Ort des Geschehens eintreffen müssen, vielleicht wären die Männer noch zu retten gewesen. Weder Cross, noch den angeblich so geschickten Ex-Militärs war aufgefallen, dass sie observiert wurden. Ein silberner Ford mit getönten Scheiben hatte nur auf seinen Einsatz gewartet. Die Heckscheibe war nur mäßig heruntergelassen worden, doch es reichte aus um eine Kamera durchzuschieben und Cross’ Team in entscheidenden Momenten zu fotografieren. Leider hatte der Insasse des Wagens die Dinosaurier nicht auf Bild, aber das spielte keine Rolle. Er besaß Zeit und die erste Phase seines Plans hatte gerade erst begonnen. Ottawa-Friedhof – Toronto Es tat Evan in der Seele weh ein zweites Mal vor dem Grab seines ganz persönlichen Helden zu stehen. Den Mac Rendell aus der anderen Zeitlinie hatte er nicht gekannt, diesen hier allerdings schon. Er war zu seinem besten Freund geworden, einem Freund dem Evan am Schluss nicht gerecht wurde. Er verspürte den Wunsch Mac nach England zu bringen und seiner Familie alles zu erzählen. Dass ihr Sohn als Held gestorben war und er auch eine anständige Beerdigung bekam. Nichts von alledem war möglich. Es hätte die Zeitachse nur noch mehr beschädigt und damit wäre niemandem geholfen gewesen. Weder Evan noch Dylan, die nun neben ihm stand wussten wie es für sie in der neuen Realität weitergehen sollte. Evan wart froh wenigstens eine weitere Person zu haben, die mit ihm trauerte. Sonst hatte niemand Mac Rendell gekannt, was vermutlich noch trauriger war. „Glaubst du an Schicksal?“, fragte Evan an Dylan gewand und diese musterte ihn. Dennoch brauchte einige Zeit um die passenden Worte zu finden. „Das hier war kein Schicksal, Evan. Mac hat diese Entscheidung für sich getroffen, ohne dass ihn jemand dazu zwang. Er hat sich dir sehr verbunden gefühlt, was dazu führte, dass er sich zum Schluss ohne zu zögern in die Gefahr stürzte. Er hat sich geopfert, damit du weiterleben kannst. Aber ich denke das war noch nicht alles. Er wusste um deine Fähigkeiten und dass nur den Anomalien ein Ende bereiten kannst. Er hat sich nicht nur für dich geopfert, sondern auch für die Menschen, die durch die Tiere in Gefahr geraten könnten.“ Evan nickte stumm und erkannte nun zum ersten Mal, welch ein Erbe ihm Mac hinterlassen hatte. Oder sollte er es besser eine Bürde nennen? Macs Tod sollte ihn zwingen eine Lösung zu finden, eine Möglichkeit die Anomalien für immer zu verschließen. Doch war das wirklich machbar? Noch hatte er keine Ahnung welche Ausmaße sein Vorhaben hatte. Dylans Handy klingelte und sie wechselte ein paar Worte. „Das war Toby, scheinbar hat sich eine neue Anomalie geöffnet. Donovan will uns aufgabeln.“, informierte sie ihren Partner und dieser nickte ein paar mal schnell. „Du hast recht, wir haben keine Zeit uns auszuruhen. Mac hat auch nicht gezögert, als es darauf ankam.“, erwiderte er und marschierte gemeinsam mit Dylan los. Doch nach ein paar Schritten konnte er einfach nicht anders und drehte sich noch einmal zu dem Grab um. Mac Rendell, Sohn, Soldat und enger Freund stand darauf geschrieben, Eigenschaften die wohl auf niemand besser hätten passen können, wie Evan fand. Ein letztes Mal sah er auf die frische Erde und sein Herz schlug schneller. Dann drehte er sich um und legte an Tempo zu. Auch wenn es schmerzte, er hatte einfach zu akzeptieren, dass er seinen besten Freund nie wieder sehen würde. London – Anomaly Research Center „ARC“ Man vergleiche zwei Bilder. Einmal die Erde nachdem ein Asteroid einschlug und alles Leben vernichtete und zum zweiten das Chaos auf Connor Temples Schreibtisch. Seine Frau hatte ihn oft genug belehrt, er solle mehr Ordnung schaffen, doch Connor hatte diesen Rat nie befolgt. So wie alles lag empfand er es einfach als richtig, obgleich er länger brauchte um einen gewissen Gegenstand oder ein Blatt Papier zu finden als es eigentlich nötig war. Es fühlte sich gut an und trotz des Chaos’ besaß er die Kontrolle. Dies änderte sich schlagartig, als sein Handy klingelte. „Jaja, ich war bereits auf dem Heimweg.“, log er, als seine Frau danach fragte wo er sich gerade befand. „Was, aber ich habe doch schon gestern welchen mitgebracht! Wieso falsch? Was soll an Babybrei falsch sein? Er ist für Babys, deshalb auch das ‚Baby’ im Namen, verstehst du?“, rechtfertigte er sich, während er sich fertig machte das ARC zu verlassen. „Nein, ich wusste nicht, dass Nick Pastinake-Intolerant ist! Ich habe ja nicht einmal einen Schimmer was Pastinake überhaupt ist!“, wehrte er sich. Er seufzte erst und entschuldigte sich dann. Er versprach seiner Frau und vor allem Nick auf dem Heimweg den richtigen Brei zu kaufen, auch wenn er bereits spät dran war. Bereits 3 Sekunden später wurde sowohl ihm, als auch seiner Frau klar, dass aus diesem Plan nichts werden würde. Ein schriller Alarm erklang aus dem Lautsprecher und beide wussten, was dies zu betäuben hatte. „Schatz, vielleicht wird es heute doch etwas später. Ja, natürlich passe ich auf mich auf. Bis dann.“, sagte Connor und beendete das Gespräch. Hastig warf er sich seine Jacke über und rannte in die Zentrale. „Eine Anomalie im Hyde-Park.“, teilte ihm Jess mit, die gerade die Koordinaten checkte. Connor nickte ihr zu und setzte dann seinen Weg in die Tiefgarage fort. Dort bekam er gerade noch mit wie Beckers Team in einen Van stieg und er selbst suchte ebenfalls nach seiner Fahrtmöglichkeit. Bald darauf hatte er sie entdeckt und riss die Beifahrertür auf. „Hyde-Park!“, keuchte er und quetschte sich in den Wagen. Der Fahrer nickte und wirkte ebenfalls etwas müde. Scheinbar hatte auch er sich bereits auf einen gemütlichen Feierabend gefreut. Als Connor die Tür zuschlug, stutzte er kurz. „Ist das eigentlich in Ordnung? Kannst du schon wieder arbeiten? Was ist mit deiner Beinverletzung?“, fragte er an seinen Partner gewand. Dieser hob die Augenbrauen und klopfte dich demonstrativ aufs Schienbein. „Kein Problem, alles wieder verheilt. Allerdings werde ich ab jetzt aufs Snowboarden verzichten.“ Connor nickte verstehend und gab dann die Koordinaten in den Navi ein. Sein Partner nickte ihm zu und startete den Wagen. „Also dann! Wollen wir mal wieder auf Dino-Jagd gehen.“, sagte Lieutenant Mac Rendell. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)