Primeval: New World Season II von kentasaiba ================================================================================ Kapitel 3: [Folge 03] Entscheidungen ------------------------------------ Brampton – Skyler-Street Der dunkelgrüne Honda parkte am Gehsteig des Hauses, anstatt wie üblich direkt in die Einfahrt zu fahren. Dies hatte einen einfachen Grund. Die Renovierung dauerte länger als erwartet, es war schwer in Kanada gute Handwerke zu finden. Colonel Henderson Hall, bereits 16 Jahre bei der kanadischen Arme, es hätte selbst in die Hand genommen, würde sich die Arbeit im Büro nicht bereits stapeln. Er liebte seinen Job, doch er hasste Akten. Seit die Hauptstreitmacht aus dem Irak abgerückt war, war er zum Schreibtischdienst verurteilt. Seiner Frau und seinen beiden Söhne war dies nur recht. Ja keine gefährliche Arbeit, wo sich vielleicht verletzt, oder noch schlimmer, er getötet werden konnte. Hall sah das natürlich genauso. Für ihn stand seine Familie im Vordergrund, erst danach das Vaterland. Er schritt durch die Einfahrt und bemerkte, dass sich die Handwerke wohl wieder eine Pause gönnten. Rechts aus dem Garten, wo sich zusätzlich ein Spielplatz befand, rannten seine beiden Söhne Matthew und Eli auf ihn zu. „Papa ist zu Hause!“, riefen die beiden Jungen, die gerade einmal den Kindergarten besuchten. Es waren Zwillinge und Hall fühlte sich als der stolzeste Vater der Welt. Er blickte zum Haus und fragte sich, ob seine Frau Tamara bereits mit dem Essen fertig war. Ständig predigte er, dass es wichtig war immer zeitlich zu essen. Das hatte er nicht nur auf seine Kinder bezogen, sondern auch auf sich selbst. Im Büro bekam er nur schlechten Kaffee und Sandwiches zwischen die Zähne, kein Vergleich zur Kochkunst seiner Frau. „Papa, wir haben mit deinem Freund gespielt.“, sagte Matthew und zeigte auf den Spielplatz. Hall runzelte die Stirn und bekam einen Schreck. Auf der Holzschaukel saß ein Mann in Militäruniform. „Kinder, hat er irgendwas gesagt, oder euch etwas getan?“, fragte er vorsichtig. Matthew und Eli schüttelten ihre kleinen Köpfe. „Nein, aber er hat uns angestoßen! War total lustig!“, verkündeten sie. Hall trug ihnen auf ins Haus zu laufen und sich an den Küchentisch zu setzen und auf ihre Mutter zu warten. Matthew und Eli folgten brav und liefen los. Hall glaubte zwar nicht eine Waffe zu brauchen, aber bei dem Mann dem er gleich gegenüberstehen würde, wusste man nie. Ken Leeds erhob sich von der Schaukel und stapfte auf seinen Vorgesetzten zu. „Sir, zu Anfang möchte ich mich entschuldigen, dass ich Sie zu Hause aufsuche. Aber man sagte mir, Sie wären nicht im Büro.“, wirkte der Lieutenant verlegen. Dies hatte gute Gründe. Leeds hatte tatsächlich nach Hall gefragt, doch dieser wies seinen Sekretär an, Leeds abzuwimmeln. „Das war ein Fehler.“, sagte es Hall direkt heraus. Leeds nickte ertappt und erst jetzt erkannte der Colonel die Akte unter dem Arm des ehemaligen Projekt-Magnet Leiters. „Colonel, es handelt sich um einen Notfall! Ich habe neue Erkenntnisse was die Anomalien-Forschung angeht.“, klang er nun wesentlich aufgeregter. Hall musste machen. „Sie sprechen von den Sonnenreflektionen.“, half er ihm auf die Sprünge. Hall wurde bereits über die Naturphänomene informiert, bei dem die Sonne das Licht brach und so Spiegelartige Fragmente erzeugte. Vor zwei Jahren war sogar die ganze Welt von diesem Phänomen betroffen gewesen. „Nein Sir, das ist eine Finte von anderen Regierungen! Diese Anomalien sind in Wirklichkeit Portale in eine andere Zeit.“, informierte er ihn. Hall wich seinem Blick aus und überlegte wie er reagieren sollte. „Leeds, was machen Sie hier?“, fragte er stattdessen. Leeds schien über die Frage verwundert zu sein und zeigte noch einmal auf seine Akte. Hall schüttelte den Kopf. „Nein, ich meinte, ich habe von unserem Spezialisten gehört, dass Sie die Termine nicht wahrgenommen haben. Dr. Bric ist der beste Psychiater den Sie kriegen können, das können Sie mir glauben.“, versicherte der Colonel. Leeds Stirn zog sich in Falten. „Nein, Sie verstehen nicht. Natürlich war ich am Boden als ich durch dieses Monster meinen Arm verlor, aber…“, sagte der Lieutenant, doch Hall unterbrach ihn. „Als Sie von diesem Berglöwen angefallen wurden, ja ich weiß.“ Nun erkannte Hall ein Funkeln in Leeds Augen und hoffte, er habe dieses nicht in der Gegenwart seiner Kinder gezeigt. „Das war ein Ornitholestes, Sir! Dieser Raubsaurier kam ebenfalls durch die Anomalie und ich habe es durch den Einsatz meines Lebens erlegen können. Ich habe diese Verletzung für unser Land in Kauf genommen!“, wehrte er sich. Hall spürte wie ihm bald der Geduldsfaden riss. „Mir ist bewusst, dass Sie das glauben. Aber sagten Sie nicht, dass dieses Saurier schwer verletzt wieder durch die Anomalie entkam? Sie haben also keine Beweise, richtig?“, versuchte es Hall an Leeds Realitätssinn zu appellieren, sollte dieser überhaupt nicht vorhanden sein. Doch dieser öffnete die Akte und einige Fotos rutschten heraus. „Sehen Sie doch selbst! Das sind einige Aufnahmen von Dinosauriern. Vor zwei Monaten, ein Triceratops in der Nähe von Vancouver. Oder hier, ein Eustreptospondylus während er in einem Safari-Park in Süd-Afrika Amok läuft. Und dann habe ich noch detaillierte Bilder eines Tyrannosaurs Rex vor 2 Jahren in der Innenstadt von London. Für letzteres gibt es sogar viele Zeugen.“, versuchte Leeds Ordnung in die Fotos zu bekommen. Hall wusste langsam wirklich nicht mehr was er sagen sollte. „Leeds, darüber haben wir doch gesprochen. Es wird immer irgendwelche Spinner geben die Fotos digital bearbeiten können. Was Sie haben nennt man im Fachjargon eine Psychose. Deswegen hat man Sie im Krankenhaus auch beurlaubt. Warten Sie…“, sagte Hall und begann damit in seinem Aktenkoffer zu kramen. Schließlich reichte er Leeds einen dünnen Gegenstand, welchen dieser entgegennahm. „Was ist das?“, hakte er nach und las die Aufschrift. „Das ist Dr. Brics Privatpraxis. Vielleicht tut Ihnen das Militär-Umfeld nicht gut. Tun Sie sich… oder nein, tun Sie mir den Gefallen und erscheinen endlich zu Ihrem Terminen. Und jetzt verlassen Sie mein Grundstück.“, sagte er drohend. Leeds nickte ihm zu und Hall erkannte etwas Gefährliches in seinen Augen. Wie ein verletzter Hund, die nach allen Seiten um sich biss. „Sie wollen einen Beweis?“, blaffte er Hall an. „Den kriegen Sie.“ Leeds warf die Karte zu Boden und marschierte los. Hall sah ihm nach, um sicher zu gehen, dass er sein Grundstück wirklich verließ. Dann machte er sich eine Notiz. Er würde irgendwas gegen Leeds unternehmen, auch wenn er ihn einweisen musste. Niemand, nicht einmal ein Soldat würde es wagen seinem Privatleben und vor allem seiner Familie zu nahe zu kommen. Dann betrat er sein Haus und aß mit seiner Familie. Leeds sollte ruhig weiter nach seinen Windmühlen suchen. Toronto - Warden Woods 10 Meter. 7 Meter. 5 Meter. 1 Meter. Zackary Cobey spürte förmlich wie der Ball auf ihn zuflog. Seine Rotation, das Pulsieren des Windes. Er hatte eine genaue Vorstellung davon, wo er sein Ziel war. Mit einer schnellen Bewegung hob er den Schläger und schlug mit ganzer Kraft zu. Der Erfolg blieb nicht aus. Er traf den Ball und schlug ihn in hohen Bogen davon. Er jubelte, ließ den Schläger fallen und begann zur ersten Base zu rennen. Doch er hielt inne, als ihm auffiel, dass die anderen Spieler nicht reagierten. Verdutzt blickte er sich um, konnte den Grund aber nicht erkennen. Einer seiner Freunde kam auf ihn zugeschritten, er sah nicht gerade freundlich aus. „Habe ich was falsch gemacht?“, fragte Zack, der heute zum ersten Mal im Team trainierte. Sein Kumpel räusperte sich. „Wie soll ich es sagen… . Genau solche starken Schläger wie dich brauchen wir, da hat kein Pitcher eine Chance. Aber bitte versuche das nächste Mal den Ball nicht gleich aus dem Feld zu schlagen ja? Das würde definitiv als Foul gewertet.“, belehrte er ihn. Zack betrachtete noch einmal die Flugroute und musste erkennen, dass sich der Ball tatsächlich nicht mehr auf dem Baseball-Feld befand. Er hatte ihn zu sehr nach links geschlagen als zurück, was zur Folge hatte, dass er in das Gebäude neben dem Feld gekracht war. Es war bereits sehr alt, die meisten Scheiben waren zerbrochen. Zwar würde man ihn nicht wegen Sachbeschädigung anzeigen, dafür aber vielleicht ausbuhen. Obwohl er den Ball getroffen hatte, war es ein klares Foul geworden. Zack entschuldigte sich bei seinen Team-Kameraden und versprach den Ball schnellstens zurückzuholen. Zwar gab es Ersatz für diesen, doch Zack sah es als selbstverständlich an seinen Fehler wieder gut zu machen. Er warf sein Basecap zu Boden und rannte zum Zaun, der die Grundstücke trennte. Er suchte sich einen Durchgang und war wenig später auf der anderen Seite angelangt. Es war nicht nötig nach einem Eingang zu suchen, da das erste, zerbrochene Fenster bereits vor ihm lag. Er begann sich durchzuzwängen um ins Innere des Gebäudes zu gelangen. Scheinbar eine alte Fabrik, die schon lange nicht mehr betrieben wurde. „Ah!“, ärgerte er sich, als er sich an einem Stück Glas schnitt. Zwar hatte es nur seinen rechten Zeigefinger erwischt, doch der Schnitt sah nicht gut aus. Er beschloss später ein Pflaster zu organisieren, aber erst wenn er den Ball gefunden hatte. Es war dunkel, was die Suche nicht gerade erleichterte. Versuchen einen Schalter zu finden wäre nutzlos, niemand hielt die Fabrik noch in Stand. Das Licht von draußen reichte angesichts der großen Halle nicht wirklich. Zack versuchte die Richtung zu rekonstruieren und wagte sich weiter an die Südwand der Halle. Dann schreckte er kurz zurück als er ein kurzes, aber klagendes Geräusch vernahm. Der erste Verdacht, es könne sich um den Wind halten, der einigen losen Fensterläden zusetzte bestätigte sich nicht. Die krächzenden Laute setzten sich fort, je näher er der Südwand kam. Dann bewegte sich etwas. Irgendwas stand hinter einer dicken Mauer, alles was Zack mitbekam war das Aufblitzen eines Schattens. Er war recht schmal, aber hinter der Mauer befand sich definitiv jemand. Oder etwas. Ein verlaufenes Kätzchen womöglich? Zack liebte Tiere über alles und beschloss sich diesem hier anzunehmen, Vielleicht war es verletzt und brauchte Hilfe. „Mieze! Miz miz!“, rief er und schritt näher. Scheinbar hatte ihn das Tier gehört, denn der Schatten veränderte sich. Zack vernahm Schritte und er spürte wie vorhin bei dem Ball, dass das Tier näher kam. Ungläubig riss er die Augen auf, als er den Schatten beobachtete. Der Kopf wirkte wie der eines Krokodils, um ein Kätzchen konnte es sich bestimmt nicht handeln. Doch noch etwas geschah, das Zack die Nackenhaare aufstellte. Er wurde größer. Je näher das Tier hinter der Mauer hervortrat, umso höher wurde sein Schatten. Als er etwa fünf Meter erreicht hatte, traute Zack seinen Augen nicht. Er erinnerte an einen Dinosaurier, auch wenn das völlig absurd war. Erlaubte sich hier jemand einen Scherz? Waren es am Ende nur ein Paar Hände, die eine Silhouette bildeten? Dann war es soweit. Das Tier trat hinter der Mauer hervor und so riesig der Schatten auch gerade war, so schnell verkleinerte er sich wieder. Zack sah sich nun der Kreatur gegenüber, doch diese Annahme vom Saurier schwand keinesfalls. Nur, dass er diese wesentlich größer in Erinnerung hatte. Vor dem Baseball-Fan stand ein Miniatur-Saurier und wiegte neugierig den Kopf. Seine Größe betrug gerade mal 20 Zentimeter, wodurch er alles andere als furchterregend wirkte. So erstaunt Zack auch war, ihm huschte ein Lächeln übers Gesicht. „Und wer bist du?“, wollte er von der Echse wissen und kniete sich nieder. Der Saurier quiekte erneut und egal wie absurd die Situation war, Zack konnte nicht anders als es süß zu finden. „Bist du ein Dino?“, fragte er die kleine Echse, welche ihn aber wohl nicht verstand. Zwar wagte sie sich näher an den Menschen heran, zögerte aber noch. Dann rümpfte sie ihre Nase und schien etwas entdeckt zu haben. Zacks Neugier nahm Überhand und er streckte seine Hand aus um den Dino zu streicheln. Ein Fehler. Die Echse schien das Blut an Zacks Zeigefinger zu riechen und biss zu. Ihre Zähne bohrten sich tief in den Finger und Zack schrie schmerzend auf. Er versuchte das Tier abzuschütteln, doch es misslang. Er benutzte seine zweite Hand und zog den Saurier weg. Dieser schien nun doch Vorsicht vorzuziehen und suchte das Weite. Zack achtete nicht darauf wohin er lief, ihn interessierte nur seine Verletzung. Sein Finger hing nur mehr halb an der Hand und er hätte über seine Unvorsicht heulen können. Er musste so schnell ins Krankenhaus wie möglich und sich versorgen lassen. Ihm war sogar egal ob er wirklich einen echten Saurier gesehen hatte oder nicht, er wollte nur noch weg. Cross-Photonics. „Nein.“ Evan Cross antwortete so bestimmt, dass es Kanan schwer fiel einen Einwand zu erheben. „Warum? Wo liegt denn das Problem? Diese riesige Insektenart existiert in unserer Zeit doch noch gar nicht, oder? Mit anderen Worten, niemand hat ihm bis jetzt einen Namen gegeben.“, erklärte sich der Millionär. Evan machte da weiter, wo die letzte Teambesprechung geendet hatte. Er vergrub sein Gesicht in seinen Händen und rieb sich zusätzlich die Schläfen um aufkommende Kopfschmerzen einzudämmen. „Ach komm schon! Was ist an dem Namen Kanan-Raptor so falsch?“, versuchte es der neue Teilhaber erneut. Dylan räusperte sich. „Nun, zum einen ist es unmöglich ein Insekt mit dem Namen ‚Raptor’ In Verbindung zu bringen. Und zweitens könnten unsere Nachfahren, sollten überhaupt welche dort existiert haben einen eigenen Namen für unser Gottesanbeterin gefunden haben.“, führte sie ihm vor Augen. Evan hob eine Hand um sie zum Schweigen zu bringen. „Bitte! Bitte bemühe dich wegen dieses Unsinns nicht auch noch! Wir werden diese Zukunfts-Gottesanbeterin nicht den Namen Kanan geben, sowas würde ich niemandem wünschen.“, sagte er und stand auf. „Hey, was soll das den beuteten?“, rief ihm der Millionär zu, doch Evan war bereits aus dem Zimmer getreten. Dies schien auch das Zeichen für Dylan und Angelika zu sein, dass die Besprechung vorüber war. Kanan hätte in diesem Moment am liebsten gefragt wie ernst seine Mitarbeiter seinen Führungsstil und vor allem ihn als Person sahen, verzichtete dann aber darauf, da er sich doch etwas für der Antwort fürchtete. In Wahrheit hatte er die letzten Jahre in seinem pompösen Anwesen, weit von der Stadt verbracht. Nach dem Tod seiner Frau hatte er sich verbarrikadiert und dem Vorstand die Leitung seiner Firma überlassen. Das alles änderte sich mit dem Auftauchen von Evan Cross. Einen Mann den er gleichzeitig ablehnte und bewunderte. Als er dann von den Sauriern und den Anomalien erfuhr, tat sich für ihn eine neue Welt auf. Erst plante er in die Vergangenheit zu gehen, doch Evan Cross hielt ihn rechtzeitig davon ab und die Anomalie schloss sich vor seinen Augen. Später erkannte er, dass er Glück gehabt hatte. Es wäre töricht und selbstmörderisch gewesen diesen Schritt zu wagen. Stattdessen beschloss er sein Vermögen dazu zu nutzen, der Welt zu helfen und Menschenleben zu beschützen. Nicht nur seine Frau wäre stolz auf ihn, sondern alle die ihn kannten. Auch wenn von ihnen natürlich niemand von seiner Tätigkeit erfahren durfte. Evan Cross schritt inzwischen zusammen mit Dylan Weir in das zweite Untergeschoss, dort wo sich in ihrer alten Zeitlinie das Basiscamp des Teams befunden hatte. Toby Nance hatte den Computer stetig auf Anomalien geprüft und Mac Rendell hatte hin und wieder schnippische Antworten gegeben. Diese alte Zeit existierte nicht mehr. Sie war inzwischen genauso weit entfernt wie die Kreidezeit oder das Jura. Eine weitere Veränderung war Evan auch nicht entgangen. Die Computer in dieser Realität waren etwas langsamer damit Anomalien aufzuspüren. Er selbst hatte noch nicht die Zeit gefunden sich die Hard – und Software genauer anzusehen um den Fehler ausfindig zu machen. Angelika hatte ihm erklärt, dass bereits ein Team daran arbeitete und der Leiter von Cross-Photonics war froh darüber. Auch darüber, dass er in dieser Zeitlinie weniger Pflichten nachgehen musste und damit weniger Stress ausgesetzt war. Er hatte immer noch nicht die Zeit für eine Aussprache mit seiner Partnerin gefunden. Er versetzte sich in Angelika hinein und stellte sich vor wie er sich gefühlt hätte. Er hätte eine Person die er vermutlich liebte aufgesucht und wollte sie küssen, doch alles was sie ihm entgegen brachte war Verwunderung und Unsicherheit. Im schlimmsten Falle Gefühllosigkeit. Evan und Dylan begutachteten das zweite Untergeschoss. Viel hatte sich verändert, ein Teil des Stockwerks war zu einer Art Lazarett umgebaut worden. Nachdem einer von Donovans Leuten von einem Terrorvogel verletzt wurde, erkannte man die Notwendigkeit eines Notarztes. Bewerbungen trudelten genügend bei Cross-Photonics ein, aber welcher Arzt war schon qualifiziert Verletzungen durch einen Dinosaurier zu verarzten? Die Antwort lautete am Ende Dr. Mara Fridkin, eine Fachärztin für Verwundungen durch wilde Tiere. Chambers, der Sanitäter lief an den beiden Ankömmlingen vorbei um der Ärztin etwas zu bringen. Auf einer Trage lag der noch immer euphorische Luke Hingle, der bei seiner Ankunft in Evans Firma seine Prellungen vollkommen vergaß und jeden Zentimeter des Lagers erkunden wollte. Natürlich war es unmöglich ihn ins dritte Untergeschoss zu lassen. Evan hatte nicht einmal eine Ahnung wie er den Jungen dazu bringen sollte über sein Vorhaben stillschweigen zu bewahren. Im schlimmsten Falle, informierte Luke die Medien, was wiederum die Regierung und somit das Militär auf den Plan rief. Und Militär hieß in diesem Fall Project Magnet. Evan verspürte nicht die geringste Lust das Debakel mit Hall zu wiederholen. „Wieso mussten wir ihn mitnehmen?“, schimpfte er eher mit sich selbst. Dylan klopfte ihm aufmunternd auf die Schulter. „Weil er etwas von der Gallen-Flüssigkeit des ‚Kanan-Raptors’ abbekommen hat. Wir können nicht ausschließen, dass sich Gift oder dergleichen darin befunden hat. Ein normales Krankenhaus wäre ratlos gewesen.“, erklärte sie ihm. Evan wollte sich erneut wegen des Namens beschweren, doch Dr. Fridkin wand sich an ihn. „Die Idee war ganz nett, aber hat sich als Fehlalarm herausgestellt. Bis auf ein paar Kratzer erfreut sich der junge Mann bei bester Gesundheit.“, beruhigte sie gleichzeitig das Team und Luke. Letzterem freute die Nachricht natürlich und er sprang von der Trage. „Mister Cross, richtig? Ich darf Sie doch Evan nennen hoffe ich. Immerhin sind wir zusammen durch die Zeit gereist, sowas schweißt zusammen.“, versuchte er kollegial zu klingen. Luke reichte Evan die Hand und dieser schüttelte sie. „Hören Sie Luke, was Sie gesehen haben war sicher verstörend. Sie sollten versuchen es zu vergessen.“, schlug er vor. Luke kniff geradezu erbost die Augen zusammen und schüttelte den Kopf. „Ohnein, das können Sie vergessen. Ich studiere Zoologie an der Crown-Universität. Ich suche schon zu lange nach diesen urzeitlichen Tieren um jetzt aufzugeben. Nun, da ich weiß, dass sie durch Portale aus der Vergangenheit oder der Zukunft zu uns gelangen bin ich noch versessener darauf mehr zu erfahren.“, sagte er überschwänglich. Evan und Dylan tauschten zweifelnde Blicke aus. „Mr. Hingle… Luke, Sie dürfen diese Kreaturen keineswegs unterschätzen, ok? Es sind schon viele Menschen gestorben weil sie nicht wussten mit was sie es zu tun hatten.“, ließ er keinen Zweifel offen was er von Luke hielt. Dieser begann abrupt zu grinsen. „Und genau deshalb haben Sie nun mich. Vertrauen Sie mir, ich kenne jeden Vierbeiner und Zweibeiner die in Büchern zu finden sind. Natürlich auch noch Schlangen, Aale und Insekten. Ich möchte mich Ihrem Team anschließen und denke ich kann viel dazu beitragen.“, wollte Luke zeigen, wie nützlich er sein konnte. Evan wartete nicht einmal eine Sekunde bis er den Kopf schüttelte. „Wir haben genügend erfahrene Leute hier. Außerdem sind Sie nicht ausgebildet um mit uns auf die Jagt zu gehen. Es dürfte schon reichen, dass Donovan und seine Leute auf Einfaltspinsel wie uns aufpassen müssen.“, meinte er und grinste Chambers zu. Dieser erwiderte es und Luke fühlte sich, als würde ihn niemand ernst nehmen. „Entweder Sie nehmen mich ins Team auf, oder ich werde den Medien hiervon berichten.“, drohte er nun. Das schien zu sitzen und Evan schlug mit einem Male zurück. „Und mit welchen Beweisen? Sie haben keine, richtig? Cross-Photonics verklagt Sie auf alles was Sie haben, wollen Sie das? Und nicht nur diese Firma. Kennen Sie Harold Kanan? Der Typ liebt es Prozesse zu führen. Danach wünschen Sie sich freiwillig in dieses Insektennest zurück.“, blaffte er Luke an. Dylan räusperte sich leise und Evan merkte, dass er etwas übertrieben hatte. Er war gereizt und ließ es an anderen aus. Luke sah selbst ein, dass der erfahrene Evan recht hatte. Ohne Beweise würden ihn alle auslachen. Schon sein bester Freund Jett hatte ihm kein Wort geglaubt. Natürlich, er könnte Cross’ Team verfolgen und Fotos schießen, aber so wollte er nicht vorgehen. Er wollte an der Front stehen und all diese unglaublichen Dinge sehen. Mit eigenen Augen und nicht nur durch ein Objektiv. Er musste sich Evan Cross gegenüber irgendwie beweisen, auch wenn er noch keinen Schimmer hatte wie er dies bewerkstelligen sollte. Er setzte dazu an etwas zu sagen, bis ein ohrenbetäubender Lärm erklang. Evan seufzte. Er hatte Sam, die sich als seine persönliche Assistentin herausgestellt hatte gebeten den Alarm zu ändern, scheinbar musste er es selbst tun. „Ist… ist das eine dieser Anomalien?“, hakte Luke interessiert nach, doch Evan ignorierte ihn. „Doktor, wenn sich Ihr Patient danach fühlt soll er das Gebäude bitte verlassen. Dylan, Chambers, wir treffen uns mit Donovans Team in der Tiefgarage.“, befahl er und alle gingen an die Arbeit. Luke schenkte Evan noch einen sehnsüchtigen Blick und wand sich dann an Dr. Fritkin. „Sie sagten doch selbst, dass ich nicht wirklich verletzt wurde. Übertreibt der große Boss nicht etwas mit seiner Vorsicht?“ Die Ärztin musterte ihn und wand sich dann ab um etwas in eine Akte zu notieren. „Sie unterschätzen die Gefahr. Zum Glück bin ich keine Feldärztin und muss die Männer vor Ort versorgen. Ich möchte mir nicht einmal im Traum vorstellen einem dieser Monster nahe zu kommen.“, gab sie ihre Meinung wider. Luke schüttelte schwach den Kopf. „Monster? Nein, diese Tiere sind etwas ganz Besonderes. Wir haben auch Angst vor Löwen und Tigern, stellen sie aber in unseren Zoos zur Schau. Und zwar weil Menschen es verdient haben so etwas Prächtiges zu Gesicht zu bekommen.“, stand für ihn fest. Dr. Fridkins Ansicht änderte er dadurch jedoch nicht, doch das war ihm egal. Er hatte beschlossen, dass dies hier genau der richtige Ort für ihn war und er würde sich nicht vertreiben lassen. Komme was wolle. Toronto - Warden Woods Es war ein schlechtes Zeichen als Evan und Dylan zusahen, wie ein Krankenwagen an ihnen vorbeiraste. Sofort parkten sie vor der Fabrik und verglichen die Koordinaten mit denen, die ihnen Toby durchgegeben hatte. Sie waren an der richtigen Stelle, jetzt mussten sie nur noch die Anomalie ausfindig machen. Crowe hatte gerade mit einem Jungen im Baseball-Outfit gesprochen, als er zurückkehrte. „Ein Freund des Jungen hat angeblich in der Fabrik nach einem verschwundenen Ball gesucht. Dabei wurde er von einer Art Echse gebissen. Der Verletzte konnte sich nicht klar ausdrücken was genau geschah oder wie das Tier aussah, aber seine Freunde nehmen aufgrund des Schocks zum Glück an, bei es handle es sich nur um einen räudigen Hund. Donovan nickte seinem Team zu, damit war ihr Ziel klar zu bestimmen. Die Echse, wie sie der Verletzte genannt hatte befand sich im Inneren und damit auch die Anomalie. Dylan gab sich und die anderen gegenüber der Baseballspieler wie üblich als Mitglieder des Wildtier-Kontrollteams aus und bat sie nach Hause zu gehen. Damit das Tier nicht entkommen konnte, trennte sich das Team und während Donovan, Edward und Crowe die Vordertür benutzen, zwangen sich Evan, Dylan und Chambers durch eines der brüchigen Fenster. Kaum hatten sie das kühle Innere betreten erhielt Dylan einen Anruf. „Ja?“, meldete sie sich und verschaffte sich zusammen mit den anderen einen Überblick über die Umgebung. Alles war morsch und es tropfte von der Decke. Und das Wichtigste – es existierten viele Versteckmöglichkeiten. „Das eben war Toby, laut der Anzeige hat sich die Anomalie bereits wieder geschlossen.“, verriet sie. Evan knirschte mit den Zähnen. Sollte die Echse nicht wieder zurückgegangen sein, würde ihre Jagt komplizierter werden. Mit anderen Worten, es lief auf einfangen oder im Ernstfall auf töten hinaus. Weder ihm noch Dylan gefiel diese Option. Aber sie war hin und wieder notwendig, was die beiden frohstimmte Donovan und sein Team dabei zu haben, die nicht zögern würden. „Cross?“, hörten sie den Ex-Soldaten bereits rufen. „Ja, wir sind hier hinten! Noch keine Spur von der Echse!“, erwiderte er, obwohl er nicht genau wusste, in welche Richtung er rufen sollte. Dylan kniete sich hin, als ihr eine kleine Blutspur auf dem Boden auffiel. „Hier wurde der Baseballer angegriffen.“, sprach sie und folgte der Fährte. Evan nickte Chambers zu, der die Frau keinesfalls aus den Augen lassen sollte. Der Leiter von Cross-Photonics selbst nutzte eine Taschenlampe um die Halle zu beleuchten. Er macht einige Schritte auf die Südwand zu und erkannte kleine Abdrücke innerhalb von Sand. Sie waren so klein, dass Evan sie kaum wahrgenommen hatte. Wie groß und vor allem wie gefährlich war die Kreatur überhaupt die sie diesmal verfolgten? „Hier ist auch nichts rief Dylan und Evan leuchtete zu ihr hinüber. Dann das Kratzen. Evan richtete die Taschenlampe weiter nach oben und das Licht traf sich mit den gläsernen Augen des Tieres. „Achtung!“, schrie er, doch weder Dylan noch Chambers verstanden was er wollte. Der kleine Saurier hockte lediglich ein paar Zentimeter über Dylan auf einem breiten Balken und fauchte diese an, ohne dass die Jägerin etwas davon mitbekam. Chambers wollte seine Waffe heben, doch es war zu spät. Der Saurier sprang herauf, direkt auf Dylans Schulter. Panisch versuchte diese die Echse abzuschütteln, doch seine Krallen bohrten sich in das Fleisch. Dylan schrie auf. Evan und Chambers waren bereit zu schießen, hätten aber aufgrund der Größe des Sauriers ihr Leben riskiert. Erst als das Tier seine Zähne in Dylans Hals biss, hielt Evan nichts mehr. Er schoss einen Pfeil ab und traf den Saurier, welcher abrupt von Dylans Schulter gestoßen wurde. Er lag nun flach auf dem Boden, ob betäubt oder tot war aufgrund seiner Körpergröße schwer feststellbar. „Dylan!“, versuchte Evan seine Freundin aufzufangen, die nun zusammenbrach. „Halten Sie Ihre Hand auf ihren Hals gepresst!“, trug ihm Chambers auf und Evan folgte ohne zu zögern. Hatte der Saurier, bei dem es sich nach Evans raschen Blick nach wohl um einen Compsognathus handelte Dylans Halsschlagader erwischt, konnte sie binnen weniger Sekunden tot sein. Chambers selbst schien es für wichtiger zu halten erst zu überprüfen ob das Tier wirklich außer Gefecht war, bevor er sich hinwarf und Dylans Wunde überprüfte. „Halten Sie ihren Kopf in eine aufrechte Position damit ich die Verletzung begutachten kann.“, befahl er und Evan gab sein Bestes um zu helfen. Donovan und die anderen waren währenddessen eingetroffen, konnten aber nichts weiter tun als zuzusehen. „OK! Entwarnung! Die Schlagader wurde nicht verletzt, aber ich muss die Blutung stillen.“, rief Chambers und Evan fiel ein Stein vom Herzen. Donovan öffnete sein Notfall-Paket um Verbandszeug und Desinfektionsmittel herauszuholen und reichte es dem Sanitäter. „Edward, es dauert zu lange sie bis ein Krankenwagen da ist, bereiten Sie unseren Van für einen medizinischen Transport zurück zur Basis vor.“, trug er seinem Untergebene auf und dieser folgte unverzüglich. Donovan rieb sich das Kinn und fluchte. Unter seinem Schutz hätte das nicht passieren dürfen. Von nun an schwor er sich, das Team nie mehr zu trennen, egal was sein Boss sagte. Chambers gelang es die Blutung zu stoppen, doch Dylan war noch nicht außer Gefahr. Evan stand auf und betrachtete seine Handflächen. Sie waren voller Blut, Dylans Blut. Er hatte bereits Macs an seinen Händen, wenn auch nur im literarischen Sinne. Wenn auch noch Dylan wegen ihm starb würde er sich dies nie verzeihen können. Es war schon schwer gewesen Brooke an diese Dinger zu verlieren und dann erst Drake. Er musste einfach noch viel vorsichtiger in seinem Handeln werden. Edward kehrte mit einer Trage zurück und stemmte Dylan gemeinsam mit Crowe hinauf. „Wie verfahren wir weiter, Sir?“, fragte Donovan an Evan gewand, doch dieser brauchte einen Moment um sich zu besinnen. „Ich und Chambers fahren Dylans zurück zu Cross-Photonics. Ich möchte dass Sie und die anderen die Fabrik auf den Kopf stellen. Wir dürfen nicht riskieren, dass noch mehr von diesen Viechern hier herumlaufen.“, befahl er. Donovan war einverstanden und schlug gleichzeitig vor, Edward ins Krankenhaus zu schicken um den Jungen zu verhören. Dieser hatte vielleicht mehrere Saurier gesehen. Außerdem mussten sie ihn überzeugen nichts auszuplaudern. Evan segnete die Aktion ab und gemeinsam luden sie Dylan, die nun begann am ganzen Körper zu zittern in den Van. Chambers gab ihr ein leichtes Beruhigungsmittel und zusätzlich etwas gegen die Schmerzen. Evan übernahm das Fahren und hoffte, dass seine Freundin schnell versorgt wurde. Cross-Photonics Dr. Fritkin wartete bereits in der Tiefgarage als der Wagen mit ihrer Patientin zurückkam. Evan und Chambers stiegen aus und hievten Dylan aus dem Van. „Ihr Puls ist verdächtig niedrig und sie hat begonnen stark zu schwitzen.“, informierte der Sanitäter die Ärztin. Diese nickte und überzeugte sich selbst von Puls und Temperatur. „Wurde die Wunde desinfiziert?“, hakte sie nach und Chambers nickte. Evan war sich jedoch nicht sicher, ob ihre Mittel etwas gegen die Bakterien der Urzeit etwas ausrichten konnten. Sein Blick wanderte zu dem Mann, der unsicher hinter der Ärztin stand. „Was hat er noch immer hier zu suchen?“, schien er ungehalten darüber zu sein, dass Luke immer noch nicht gegangen war. „Ich… ich werde helfen sie ins Lazarett zu tragen.“, beschloss er, doch Evan lehnte ab, „Bitte! Sie hat mir neulich auch geholfen, ich möchte mich revangieren.“, bettelte er. Evan knurrte unzufrieden. Luke hatte sich bereits zu sehr eingemischt und wollte wenigstens dieses Problem lösen, bevor sich zuviel anstaute. Dann sah er an sich herab und begutachtete seine eigenen blutverschmierten und vor allem zitternden Hände. Sein Herz raste aus Sorge und er stimmte zu, dass Luke mithelfen durfte. Zusammen mit Chambers trug er die inzwischen bewusstlose Dylan Richtung Lazarett während Dr. Fritkin sie im Gehen untersuchte. Evan wartete noch einen Moment in der Tiefgarage. Er stieß seine Faust gegen das Blech des Vans und fluchte. Es war seine Entscheidung gewesen sich zu trennen. Und nicht nur heute. Es war seine Entscheidung gewesen Tony Drake mit ins Boot zu holen. Seine Entscheidung Sam einzuweihen. Und seine Entscheidung Macs Leben und sein Schicksal zu verändern, indem er ihn nach Kanada brachte. Er war der Leiter dieses Teams, aber war er wirklich qualifiziert dafür? Sollte er in Zukunft Donovan alle Entscheidungen überlassen? Hatte Hall während ihrer Unterhaltung doch recht gehabt? War die Sache tatsächlich zu groß für ihn? Wie viele Leute mussten noch sterben bis Evan das gefunden hatte wonach er suchte? Doch was war das eigentlich? Vergeltung für Brooke? Nein, den diese hatte er endlich erlangt, nachdem er das gesamte Magazin seiner Maschinenpistole in den Körper des Albertosaurus gepumpt hatte. Was dann? Er ließ seine eigene Frage unbeantwortet und lief seinem Team hinterher. Sie hatten die Treppe benutzt, weil Dylan durch die Trage nicht in den Fahrstuhl passte. Im Lazarett wurde sie auf eines der Betten gelegt und Fritkin wies Chambers an etwas zur Kühlung zu suchen. „Ich bringe ihren Kopf in eine aufrechte Lage.“, brachte sich Luke unverzüglich ein und Fritkin nickte ihm zu. „Was… kann ich tun?“, klang Evan etwas hilflos. Dr. Fritkin zeigte auf eine Schublade direkt neben ihm. „Ich werde ihr Blut abnehmen, dort drin befinden sich Spritzen.“, verriet sie und Evan zögerte keinen Moment. Chambers sorgte für Kühlung und band dann ihren Arm ab. Die Ärztin entnahm Dylan Blut und gab an es untersuchen zu wollen. Sie eilte zum Massenspektrometer um Genaueres zu erfahren. „Ich verstehe nicht…“, stotterte Evan nur. Dr. Fritkin wollte antworten, doch Luke kam ihr zuvor. „Ich denke sie hat den Verdacht, dass etwas in Dylans Organismus gelangt sein könnte. Die Wunde wurde ordnungsgemäß desinfiziert, aber selbst wenn nicht könnte sich eine Infektion nicht so schnell ausbreiten und derartige Symptome zeigen. Ich habe über Funk gehört, dass es sich um einen Compsognathus gehandelt hat? Bakterien suchen sich oft kleinere Tiere als Überträger und verteilen dadurch Krankheiten. Der Biss des Sauriers hat vielleicht nicht viel Schaden angerichtet, doch ein Erreger könnte in ihr Blut gelangt sein.“, sprach er seinen Verdacht an und Dr. Fritkin musterte ihn anerkennend. „Dann… wurde Dylan vergiftet?“, schien Evan es endlich zu kapieren. Doch noch konnte ihm weder Luke, noch die Ärztin eine Antwort darauf geben. Dann schien dem Teamführer etwas einzufallen. „Würde es helfen wenn ich das Tier herbringe? Wenn Sie sein Blut untersuchen können Sie vielleicht Rückschlüsse auf den Erreger ziehen.“, schlug er vor. Die Ärztin wollte etwas erwidern, doch Luke kam ihr zuvor. „Ich denke nicht, dass das etwas bringen würde. Für den Erreger war selbst der Körper des Tieres lediglich ein fremder Organismus. Hätte es sich um das körpereigene Gift einer Schlange oder eines Insekts gehandelt, hätte man dieses nur zu untersuchen und daraus ein Gegenmittel herstellen können. Aber im Prinzip hat Dr. Fritkin alles was für ein Gegengift nötig ist, auch wenn das kein Garant ist, dass tatsächlich eines entwickelbar ist.“, klärte ihn Luke auf. Dr. Fritkin musterte ihn anerkennend. „Sie sind doch kein Arzt, oder?“ Luke schüttelte unverzüglich den Kopf. „Nein, Zoologe. Das heißt mir fehlt noch ein Semester dazu. Und Schrägstrich Kryptozoologie.“, konnte er sich nicht verkneifen diese Tatsache zu erwähnen. Evan nickte verstehend. Nachdem er kleine Compsognathus die viel zu hohe Dosis an Lidocain in seinen Körper gestoßen bekommen hatte, würde er für eine lange Zeit lang schlafen. Crowe hatte das Tier in einen Käfig gepackt und in den Laderaum des Vans geschleppt. Evan verspürte Wut gegenüber dem Saurier, auch wenn dieser wohl nichts dafür konnte. Es war seine Natur und dass sich ein gefährlicher Erreger an ihn geheftet hatte, dafür konnte man ihm erst recht nichts vorwerfen. Evans Handy klingelte, doch er brauchte einige Sekunden um ran zu gehen. „Ja?!“, fragte er etwas scharf, der Situation aber angemessen. „Sir, hier Edward. Wie schnell können Sie im Galebarry-Hospital sein?“, fragte der Ex-Soldat. Evan runzelte die Stirn. Was sollte die Frage? „Dylan wurde scheinbar vergiftet, ich kann hier jetzt nicht weg.“, gab er an, doch Edward bestand darauf. „Sir, ich weiß, dass Miss Weir vergiftet wurde, genau deshalb rief ich an. Es geht um den Jungen der ebenfalls von dem Saurier gebissen wurde. Hier geht etwas vor sich, dass Sie sich wirklich ansehen sollten.“ Toronto - Warden Woods, Meereszugang Tucker Mask hasste die reichen, verwöhnten Leute fast so sehr wie ihren Müll. Es galt als Statussymbol sich ein schickes Boot, oder eine beeindruckende Yacht anzuschaffen, ohne dabei die Konsequenzen zu beachten. Ein Boot benötigte Wartung und Pflege, etwas wozu sich die reichen Herrschaften niemals herablassen würden. Die Season war vor einiger Zeit zu Ende gegangen, niemand war weit und breit zu sehen. Leute mit Hausbooten gab es hier nicht, die Anlegegebühr für diesen Abschnitt war teuer. Tucker sah sich somit zwei Dutzend Luxusbooten gegenüber, die kontrolliert und gesäubert werden mussten. Er war nicht dazu verpflichtet auch noch den Müll zu entsorgen, den ahnungslose Passanten hinterließen, doch es würde einen guten Eindruck bei seinen Vorgesetzten machen. Plötzlich presste er sich die Hand vor das Gesicht, um sich vor einem abrupten Windstoß zu schützen. Sein Hut flog ihm vom Kopf und Tucker verlor kurz die Orientierung. Er war es gewohnt, dass das Wetter und vor allem der Wind hier draußen rauer waren, aber sowas hatte er noch nicht erlebt. Das Absurde dabei war aber, dass der Windstoß nicht aus Richtung der See zu ihm herüberpreschte, sondern von dem Waldstück vor ihm. Das machte keinen Sinn. Er suchte nach seinem Hut und fand ihn unter einem Mülleimer. Das nächste waren die lauten Geräusche, die nach einem Aufprall oder auch nach harten Schlägen klangen. Etwa eine halbe Meile entfernt existierte ein altes Lagerdebot, das noch aus der Zeit stammte, als hier Transportschiffe ankerten. Die verschiedensten Container lagen vereinsamt im Umkreis eines Hektars herum, ohne dass sich jemand darum kümmerte. Hatte die Stadt inzwischen etwa beschlossen sie zu entsorgen? Das wäre im Bereich des Möglichen, doch hatte man Tucker als Verwalter einfach außen vor gelassen? Wäre die Prozedur richtig von Statten gegangen, hätte man ihn informieren müssen und er hätte die Aktion im Notfall überwacht. Die zunehmenden Laute konnten nur von schweren Bauarbeiten bzw. Baggern stammen. Tucker grummelte in seinen Bart hinein und stapfte verärgert auf das Waldstück zu. Er ignorierte sogar den Gehweg und schlug sich durch Büsche und andere Hindernisse. Er wollte sich beeilen um den Containerhafen schnellstens zu erreichen, bis er geblendet wurde. Die Sonne zeigte vollen Einsatz und Tucker musste seine flache Hand gegen seine Stirn drücken. Wieder etwas das eigentlich unmöglich war. So tief im Wald, wäre die Sonne eigentlich von den hohen Bäumen abgefangen worden. Tucker wagte es sich die Augen einen Spalt breit zu öffnen und fiel aus allen Wolken. Es war nicht die Sonne die dieses grelle Licht abgab, sondern etwas wesentlich Schöneres. Es war gigantisch und mit nichts zu vergleichen, das Tucker jemals zu Gesicht bekommen hatte. Wie eine unzählige Anhäufung an Glasscherben die in der Luft umherwirbelten erstreckte sich das Phänomen vor ihm sicher 10 Meter hoch in die Lüfte. Vor diesem Naturspektakel lag ein umgestürzter Baumstamm, der in der Mitte auseinander gebrochen war. Rund um die Stelle war ein gigantischer Abdruck zu vernehmen. Etwas Scheres schien aus sehr großer Höhe herab gefallen zu sein. Eine andere Erklärung gab es nicht, schließlich existierte kein Tier auf der Welt das groß und schwer genug wäre um so einen Fußabdruck in der Erde zu hinterlassen. Tucker erinnerte das Licht an Aurora Borealis, auch wenn man dieses Spektakel einzig und allein in der Arktis verfolgen konnte. Und erneut geschah es. Ein starker Windhauch blies Tucker den Hut vom Kopf, direkt in das Licht hinein. Dieser verschwand spurlos. Tucker fluchte und beging den schwersten Fehler seines 42-jährigen Lebens. Er drehte sich um. Der Wind war kein natürliches Phänomen gewesen, sondern der Hauch desjenigen der nun seinen Kopf senkte um Tucker genauer zu beschnuppern. Nein, das war nicht ganz richtig. Um seine Beute zu beschnubbern. Das wurde Tucker spätestens klar, als das Ungeheuer sein Maul öffnete und Gestank und Zähne sich zeigten. Und noch etwas. Der Tod. Toronto - Galebarry-Hospital Es war Evan Cross beinahe unmöglich einen Parkplatz zu finden. Dieses Dilemma setzte sich fort als er erfolglos in den Fluren des Krankenhauses herumirrte. Edward gab sein Bestes um seinem Chef die Position zu erklären, doch ständig waren Evan Ärzte und Patienten im Weg. „Sir!“, hatte er Edward endlich entdeckt und eilte zu ihm. „Was ist passiert? Sie erwähnten, dass es wichtig ist.“, erinnerte er. Der Ex-Soldat nickte ernst und verwies auf die Scheibe vor sich. Evan folgte seinem Blick und das Zimmer dahinter glich einem Atrium, obgleich der Wissenschaftler wusste, dass es sich um einen Behandlungsraum handelte. Mehrere Schwestern stürmten blindlings an ihm vorbei, mit Schachteln und nassen Tüchern. Eine von ihnen stolperte sogar und einige Eiswürfel kugelten auf den Fließen umher. Es befanden sich derart viele Personen im Raum, dass es Evan schwer viel einen Blick auf den eigentlichen Patienten zu werfen. „Es hat mit hoher Temperatur angefangen, dann kamen die blauen Flecken an Armen und Beinen.“, berichtete Edward stockend, der so etwas scheinbar noch nie miterlebt hatte. Evan beobachtete wie Zackary Cobey in eine Wanne gehievt wurde und die Eiswürfel hinzugefügt wurden. Diese Maßnahme wurde normalerweise nur bei Verbrennungsopfern angewandt. „Temperatur?“, fragte der zuständige Arzt brüsk. Eine der Schwestern überprüfte den Monitor und stockte. „47 Grad Celsius.“, antwortete sie ihm und sah zu wie ihr Vorgesetzter bleich wurde. Zack erlitt einen Schüttelfrost, der kurz darauf in Katatonie endete. Die Temperatur stieg weiter, bis das Herz des Baseballfans aufhörte zu schlagen. Er wurde aus der Wanne gehievt und Reanimations-Maßnahmen wurden eingeleitet. Der Arzt kämpfte verbissen, verlor den Kampf aber schlussendlich. „Todeszeitpunkt…“, begann er zu reden und wischte sie gleichzeitig den Schweiß von der Stirn. „Doktor, wie ist sowas möglich?“, wollte einer der Assistenz-Ärzte wissen, doch sein Chef konnte es ihm nicht erklären. Evans Herzschlag hatte sich erhöht, ihm schwebte Schreckliches. „Sir, zwischen der Infektionszeit des Jungen und von Miss Weir liegt nicht einmal eine ganze Stunde.“, glaubte es Edward erwähnen zu müssen. Evan funkelte ihn daraufhin nur erbost an und tat ein paar Schritte nach hinten. Er schlug seine Hände über seinen Kopf zusammen und betrachtete wie Zackary Cobeys Leiche zugedeckt wurde. Das war ein Alptraum, aber eben jener dieser, aus dem es kein Erwachen mehr gab. Schnell zückte er sein Handy und wählte die Nummer der von Cross-Photonics angeheuerten Ärztin. Dr. Fritkin meldete sich nach einiger Zeit und Evan fragte nach Dylans Zustand. „Tut mir leid, aber es sieht nicht gut aus. Ich habe mir den Virenstamm angesehen, kenne jedoch nichts Vergleichbares. Ich brauche ein paar Tage um die Zusammensetzung herauszubekommen und Tests durchzuführen.“, sagte sie ihm Bescheid. Evan glaubte sich verhört zu haben. „Nein, Sie verstehen nicht! Der Erreger ist zu aggressiv! Der Patient hier ist gerade gestorben, Dylan hat vermutlich nicht einmal mehr eine Stunde! Sie braucht schleunigst das Heilmittel!“, stellte er klar. Dr. Fritkin zögerte und räusperte sich dann. „Es… tut mir leid.“, brach es aus ihr heraus und Evan stieß seine Faust gegen das Fensterglas. Der Schaden war ihm egal, seine Schuld einfach zu groß. Nach Drake und Mac würde nun auch Dylan sterben und das nur wegen ihm. Es schien unmöglich zu sein in der nächsten Stunde ein Serum zu entwickeln, selbst wenn die Top-Ärzte des Landes daran arbeiten würden. Das Handy klingelte erneut und Evan nahm an, dass die Ärztin zurückrief. Er lag falsch, denn er erkannte Toby Nances Namen auf der Anrufererkennung. „Hey, das mit Dylan ist schrecklich.“, sprach sie sofort ihre Fürsorge aus und Evan konnte ihr nur zustimmen. „Ich bin sicher… Dr. Fritkin wird das irgendwie hinkriegen.“, versuchte sie optimistisch zu klingen, auch wenn ihr das nicht sonderlich gelang. Evan verzichtete darauf ihr vom Tod des ersten Opfers zu erzählen, vor allem da sie scheinbar auf etwas hinauswollte. „Evan, flippe jetzt bitte nicht aus, ja?“ Wir haben eine Anomalie, sie hat sich etwa 2 Meilen südlich von der letzten geöffnet.“, setzte sie ihn in Kenntnis. Evan stieß einen Lacher aus. „Dieser verdammten Dinger hören einfach nicht auf.“, stöhnte er und rief sich die Stirn. Was hätte Dylan in diesem Moment gewollt? Dass Evan an ihrem Krankenbett… nein, an ihrem Sterbebett saß? Oder dass er zur neuen Anomalie fuhr und sicherstellte, dass nicht noch mehr Menschen in Gefahr gerieten. Die Wahrheit bestand darin, dass Evan ihr nicht helfen konnte. Er war weder Arzt, noch besaß er andere Fähigkeiten die in dieser Situation nützlich gewesen wären. Ich hätte es ja noch verkraften können eine Last für das Team zu sein, doch eine Gefahr? „In Ordnung, sag Donovan wir treffen uns dort.“, teilte er Toby mit und legte auf. Eine neue Anomalie, weniger Meilen von der ersten entfernt. War es möglich, dass es sich um dieselbe handelte, diese sich jedoch nur verlagert hatte? War dies der Fall, führte sie in dieselbe Zeit und somit zum selben Erreger. Evan schwor sich keinen weiteren Menschen dieser Gefahr auszusetzen und informierte Edward über sein Vorhaben. Gemeinsam verließen sie das Krankenhaus und stiegen in den schwarzen Van. Evan gab die Koordinaten ein und raste los. Cross-Photonics Luke spürte das seltsame Verlangen in sich aufkommen Dylans Hand zu halten. Doch er sah, dass ihm das mehr brächte als der Frau selbst. Dr. Fritkin war immer noch über dem Massenspektrometer gebeugt und murmelte unverständliches Zeug. Luke verstand wie sehr sie unter Anspannung stand. Allein auf ihr beruhte die Auge Dylan Weir zu retten. Aber blieb es am Ende ein vergebener Kampf? Die Aufgabe die Ärztin lautete binnen 45 Minuten ein Heilmittel für einen Erreger zu finden, den die Menschheit gerade erst entdeckt hatte. Dylan wurde inzwischen mit kühlen Bandagen und Breitbandantibiotika behandelt um ihre verbleibende Zeit noch etwas hinaufzuzögern. Und das war es wirklich. Zeitschinderei. Dylans Fieber stieg stetig und auf ihren Oberarmen und Oberbeinen bildeten sich blaue Flecken. Der Erreger hatte inzwischen ihren gesamten Blutkreislauf in Beschlag genommen und bereitete sich aus. Dylan gab undeutliche Geräusche von sich. Sie steckte in einem Zwischenraum von wach und Fieberfantasien. Luke erinnerte sich an die tapfere, selbstbewusste Frau die er getroffen hatte, oder technisch gesehen in der Zukunft erst reffen würde. Dylan zögerte nicht sich mit der Zukunfts-Gottesanbeterin anzulegen. Luke merkte, dass er sich die ganze Zeit selbst belogen hatte. Sein Vorhaben die Wahrheit ans Licht zu bringen und den Menschen diese Tiere näher zu bringen war lächerlich. Es gab einen Grund warum sie damals lebten und er heute. Diese Welt war nicht dazu bestimmt Dinosaurier und andere Kreaturen zu tragen. Doch warum erlaubte sich die Natur dann diesen Scherz mit den Anomalien? Welchen Sinn gab es dafür? „Wie wurde eigentlich der Compsognathus infiziert?“, fragte Luke mehr sich als die Ärztin. Doch Dr. Fritkin wand sich im zu. „Ich nehme an durch Nahrung oder Wasser.“, schien ihr dies das Naheliegendste zu sein. Luke verengte seine Augen und als er kurz daraufhin begann zu lachen, lief der Ärztin kurz ein kalter Schauer den Rücken hinab. Toronto - Warden Woods, Meereszugang Ungläubig starten Evan Cross und sein Team auf das was vor ihnen lag. Die Gruppe hatte bereits einige Anomalien gesehen, aber eine derart gigantische war für alle etwas Besonderes. „Bitte sagt mir, dass da nichts durchgekommen ist.“, flüsterte Crowe, doch Donovan musste ihn enttäuschen. Die Spuren rund um die Anomalie, dazu zählten ein zerbrochener Baumbaum, sowie mehrere Fußabdrücke, sprachen eine andere Sprache. „Können wir so einer riesigen Echse überhaupt etwas anhaben?“, fragte Edward zögernd. Evan nickte und überprüfte seine Waffe. „Wir sind für den Notfall gerüstet. Die Pfeile beinhalten soviel Betäubungsmittel, dass es für einen Elefanten reicht.“, versuchte er die Männer zu beruhigen. Diese sahen einander an und dachten vermutlich allesamt dasselbe. Sie jagten keinen Elefanten. Sondern einen ausgewachsenen Saurier. Evan erinnerte sich an den Albertosaurus, vermutlich handelte es sich hier um etwa dieselbe Größenordnung. Bereits dem Militär war es schwer gefallen das Vieh zu bändigen. Sogar die Dosis des Betäubungsmittels hatten sie falsch dosiert. Am Ende entkam das Ungetüm nachdem es einigen Schaden verursachte. Wichtiger jedoch war es, dass der Albertosaurus freiwillig wieder Richtung Anomalie marschiert war. So gesehen hatten diese Tiere viel mit Menschen gemeinsam. Sie durchschritten die Anomalien vermutlich nur aus Neugier, Hunger, aber selten aus territorialem Erweiterungstrieb. Dafür war die heutige Zeit vermutlich fiel zu fremdartig für sie. Der Plan sah also vor, dass sie den Saurier entweder betäubten, oder ihn dazu zwangen zurück Richtung Anomalie zu marschieren. Evan war für die zweite Variante, da die Anomalie lediglich noch 20 Minuten offen blieb. Den Saurier zu betäuben und mittels eines Krans oder LKWs zurückzuschleifen wäre schwer und zeitaufwendig. 20 Minuten. Wie viel Zeit Dylan noch blieb? Evan wünschte sich bei ihr zu sein, doch er konnte es nicht. Er musste seinen Job erledigen und für die Sicherheit der Menschen in der Umgebung sorgen. Den Dinosaurier zu finden würde einfach sein. Selbst Blinde hätten der Fährte folgen können die das Tier hinterlassen hatte. Auch ohne weichen Untergrund, der die Abdrücke des Sauriers perfekt erhalten hatte, war die Spur aus umgeknickten Bäumen und Ästen nicht zu übersehen. Das Team lief los, ohne ihre Waffen zu senken. Nach wenigen hundert Metern neigte sich das Waldstück zu Ende und die Szenerie änderte sich. Vor den Vieren reihten sich mehrere Container auf, die allesamt verschmutzt und verlassen wurde. „Ein alter Containerhafen für ausrangierte Waren.“, erklärte Donovan, der mittels seines Handys Informationen über die Umgebung einholte. Mehrere Wohnwagen bildeten einen Halbkreis, links im weiträumigen Feld stand ein langer Kran. Dahinter waren in Vier – oder Fünferreihen die Container angereiht. „Vielleicht hat er uns die Freude gemacht und sich in einen davon schlafen gelegt. Dann bräuchten wir ihn nur noch zurück zur Anomalie schleifen.“, versuchte Crowe einen lockeren Witz zu reisen, doch niemand lachte. Seine Theorie versagte jedoch wenig später, als sich herausstellte, dass der Saurier in keinem Container untergetaucht war. Das lag wohl daran, dass er leicht die doppelte Größe als einer dieser Metallbehälter besaß. Nach einem lauten Gröllen bebete die Erde und hinter einem roten Container erhob sich ein prächtiges Wesen, das wunderschön ausgesehen hätte, wäre da nicht die Angst gewesen. Der Kopf reckte sich in die Luft und schien die frische Luft einzuatmen. Das etwa 10 Meter große Ungetüm schien die Neuankömmlinge nicht zu bemerken. „Dieses Ding... muss geradewegs aus der Hölle stammen.“, entkam es Donovan. Evan schüttelte den Kopf. „Knapp daneben, es stammt aus dem Oberjura, also vor 145 Millionen Jahren. Bei ihm handelt es sich um einen Saurophaganax aus der Familie der Allosauroide.“, erzählte er. Donovan schluckte in Anbetracht dieses Giganten. „Also seine Familie kann bleiben wo der Pfeffer wächst, ich will wissen wie wir gegen diese Kreatur angehen.“ Der Ex-Soldat erwartet eine Antwort, doch diese setzte aus. Dennoch war Evan Cross anzumerken, dass er in der Tat einen Plan verfolgte. „Nein, das kommt nicht in Frage.“, sagte Donovan entschieden und seine Leute blickten ihn fragend an. Evan wand sich ihm zu und schluckte. „Es ist die einzige Möglichkeit, unser Zeitfenster schließt sich. Ihn zu betäuben würde heißen, ihn nicht mehr rechtzeitig zur Anomalie zurückbringen zu können.“ Donovan schnaubte verächtlich. „Und das ist Grund genug sich zu opfern? Vielleicht denken Sie im Moment wegen Miss Weir anders darüber, aber diese Operation braucht Sie! Wenn Sie heute sterben, oder falls Miss Weir stirbt war alles umsonst, was Sie im letzten Jahr erarbeitet haben.“, konterte er. Evan sah ihn verbissen an. „Es ist meine Entscheidung und ich…“, fuhr er fort, doch Donovan schnitt ihm das Wort im Mund ab. „Ja, richtig! Sie sind unser Anführer, der Mann der die Entscheidungen trifft. Früher konnten Sie es sich vielleicht erlauben eigensinnig zu handeln und was hat Ihnen das eingebracht? Diese Operation wurde gegründet um die Menschen vor den Anomalien zu schützen und deshalb sind ich und meine Männer hier. Auch wenn es schwer ist, anderen zu befehlen sich in Gefahr zu bringen ist die wahre Herausforderung eines Anführers. Wer sollte weitermachen wenn Sie tot sind? Ich habe nicht den blassesten Schimmer von diesen Zeitportalen. Und Mister Kanan? Ich bitte Sie. Hören Sie endlich auf zu denken, dass Sie der Einzige im Team sind, der das Recht hat sich in Gefahr zu bringen. Wir ziehen alle an einem Strang und erfüllen unsere Aufgaben, sowie unsere Pflicht.“ Evan betrachtete den Ex-Soldaten einige Zeit stumm. Er wusste nicht, ob er ihn für diesen Posten ausgewählt hatte, oder Harold. Auf jedenfall war es die richtige Entscheidung gewesen. Dylan hatte sich dem Team nicht angeschlossen weil Evan sie dazu zwang. Es war ihre freie Wahl gewesen. Sie hatte die Gefahr in Kauf genommen verletzt oder getötet zu werden um andere zu beschützen. Donovan und seine Leute waren bereit dieses Risiko einzugehen. Und auch Mac hatte nicht gezögert Evan zu retten und sich dem Albertosaurus zu stellen, trotz tödlichem Ausgang. Genau betrachtet war Evan damit das feigste Mitglied dieses Teams. Hatte er wirklich das Recht sich einen Anführer zu nennen? Donovan schien davon überzeugt zu sein. Er vermied andere in den Kampf zu schicken weil er Angst vor Verlusten hatte. Er zweifelte an seiner eigenen Stärke, die an dem Tag geschwunden war, an dem seine Frau starb. „Was schlagen Sie vor?“, fragte er nach Donovans Meinung. Dieser leckte sich über die Lippen und neigte den Schädel. Dann steckte er seine Betäubungswaffe weg und zog seine Clock. „Ich werde den Saurier auf mich aufmerksam machen, am besten indem ich ein paar Kugeln in ihn versenke. Das wird ihn zwar etwas verwunden aber definitiv wütend machen. Er wird mir folgen, während ich zur Anomalie renne. Sie ist nicht weit entfernt, wenn ich zwischen Bäumen hindurch laufe, verlangsamt dies die Route der Echse und ich könnte vor ihm ankommen. Im rechten Zeitpunkt verstecke ich mich und warte darauf, bis er geschlagen nach Hause kriecht.“ Evan war anzusehen was er von diesem Plan hielt. Er war genauso selbstmörderisch wie Macs ins Jahr 2006 zu reisen. Der Teamleiter hätte ihn abweisen müssen, doch er tat es nicht. Evan wusste, dass dieser Schritt getan werden musste, es kam nur darauf an, wer ihn wagte. Logisch betrachtet war Donovan wesentlich sportlicher und flinker als er selbst, womit er die höchsten Überlebenschancen besaß. Dennoch blieb es ein Katz und Mausrennen auf das Donovan sich einließ. Evan sah zu dem Kran hoch und ihm kam eine Idee. „Edward, Crowe, ich möchte, dass Sie beide links und rechts des Containerhafens Stellung beziehen. Falls der Saurophaganax seinen Plan ändert oder erst gar nicht auf die Provokation durch Donovan reagiert, müssen Sie alle Pfeile die Sie haben in die Beine des Tieres jagen.“, befahl er. Die beiden Männer nickten und Donovan sah zu seinem Chef. „Und Sie?“, hakte er nach, doch Evan grinste nur. „Och keine Sorge, ich suche mir ein sicheres Plätzchen.“, gab er an und rannte los. Donovan wollte ihn stoppen, da er fürchtete, sein Boss würde etwas Dummes versuchen. Der Saurophaganax schien gerade damit beschäftigt zu sein ein paar Steine zu verschlingen, die seine Verdauung anregen sollten. Noch war ihm die Gruppe egal, doch dies sollte sich bald ändern. Evan hatte den großen Kran erreicht und betete dafür, dass dieser noch in Betrieb war. Sollte die Batterie nicht beschädigt sein, sollte das Ding genug Saft für sein Vorhaben besitzen. Die Betätigung der Hupe versprach den ausschlaggebenden Effekt. Der Saurophaganax wurde durch das laute Geräusch aufgeschreckt und richtete seinen Kopf in die Richtung der Männer. Unter wilden Getöse schritt er näher und Edward und Crowe brachten sich in Stellung. Donovan holte tief Luft und vollzog Dehnungsübungen, während er gleichzeitig Evans Treiben verfolgte. Der Saurophaganax war nun weniger Meter von dem Teamleiter entfernt und Evan ließ den den Hebezug gegen den massiven Schädel des Sauriers krachen. Getroffen stöhnte dieser auf und schien aufgrund dessen die Orientierung verloren zu haben. Er schüttelte den Schädel und lief an Evan vorbei. Nun war Donovans Einsatz gekommen und mit Hilfe seiner Clock schoss er einige Male direkt in die Beine des Monsters. Inständig hoffte er, dass er irgendwelche Sehnen erwischt und der Saurophaganax damit wesentlich langsamer war. Blutend heulte der Dinosaurier auf und stieß seinen Kopf gegen einen der Wohnwagen. In weitem Bogen flog dieser fort. Donovans Plan schien nicht ganz aufzugehen, denn nun griff der Saurophaganax alles an was sich in der näheren Umgebung befand. „Seine Beine!“, rief Evan von oben herab und Edward und Crowe schossen Pfeile in die mächtigen Treter des Tieres. Scheinbar hatte es jedoch kaum einen Effekt, außer den, dass der Saurophaganax noch wütender wurde. Er zertrat den Wohnwagen vor sich und sprang mit einem weiten Hops über den nächsten. Er landete im rechten Bereich des Ausgangs des Containerhafens, ein paar Meter vor Edwards. Der Aufprall verursachte ein leichtes Beben und der Soldat fiel rückwärts zu Boden. Der Saurophaganax brüllte verletzt und verängstigt und richtete seine Wut auf den Menschen vor sich. „Edwards!“, rief Donovan, doch es war zu spät. Der Saurophaganax ließ sein Maul nach unten schnellten und schnappte wie es sich für ein Reptil gehörte nach seinem Opfer. Edwards Todesschrei dauerte nicht lange, denn die Zähne des Ungeheuers zermahlten ihn binnen Sekunden. Das blutige Maul erhob sich wieder und wand sich Crowe zu, der sich auf der linken Seite postiert hatte. Doch das wollte Donovan nicht gestatten und schoss nun auf den Schädel des Sauriers. Das hatte gesessen. Der Saurophaganax taxierte den Ex-Soldaten mit seinem Reptilaugen und begann loszulaufen. Donovan stand der Kreatur in nichts nach und rannte um sein Leben. Er ließ Bäume hinter sich, die der Saurophaganax allerdings ohne große Mühe umknickte. Es waren etwa 200 oder 300 Meter bis zur Anomalie, Donovan rannte so schnell ihn seine Beine trugen. Die Verletzungen und das Gebiet verlangsamten den Saurophaganax zwar, doch dies war kein Garant, dass er ihn nicht einholte. Nach kurzer Zeit verspürte Donovan ein Glücksgefühl als er die Anomalie erblickte. Er lief weiter, jedoch knapp an der gigantischen Anomalie vorbei. Dem Saurophaganax würde dies nicht gelingen, dazu waren seine Ausmaße zu gigantisch. Donovan hechte kurz hinter dem Licht in einen Graben und sah sich um. Er zog erneut seine Clock und richtete sie in die Höhe. Er konnte gerade noch erkennen wie der Saurophaganax durch die Anomalie sprang und ein nettes Geschenk hinterließ. Scheinbar war es wirklich in der letzten Sekunde gelungen, denn die Anomalie schloss sich im selben Moment wieder. Doch der Vortex hatte scheinbar die Schwanzspitze des Tieres abgetrennt, welche sich nun wie ein Wurm auf dem Waldboden schlängelte. Donovan keuchte und in ihm kehrte das Gefühl auf, gleich kotzen zu müssen. Doch der Schweiß und die Anstrengung waren nichts im Vergleich dazu, was Edward gegeben hatte um die Mission abzuschließen. „Donovan!“, hörte er Evan Cross rufen, der gemeinsam mit Crowe angelaufen kam. Der Ex-Soldat wollte sich erheben, doch die beiden Männer kamen ihm zuvor. Er hatte seinen Teil mehr als erfüllt und erntete die Anerkennung seines Chefs. „Ich lebe.“, schien es Donovan erwähnen zu müssen und Evan klopfte ihm auf die Schultern. „Ohne Sie hätten wir diesmal nicht geschafft. Ich bin froh, Sie dabei zu haben. Es… tut mehr leid wegen Ihres Mannes.“ Donovan nickte stumm. Zwar konnte er nicht verhindern, dass sich Cross die Schuld dafür gab, aber als Leiter der Sicherheit im Team mussten sie sich diese schon teilen. Evans Handy begann unerwartet zu klingeln und der Besitzer ging ran. „Toby? Ja, wir sind hier fertig, auch wenn wir Verluste erlitten haben. Ist Dylan bereits… also ist sie…“, fragte er mit traurigem Blick und Donovan bemitleidete ihn. Scheinbar hatten sie heute beide einen engen Freund verloren. „Moment! Bitte was hat dieser Luke vor?“, hakte er ungläubig nach. Cross-Photonics Während sich Dylans Zustand rapide verschlechterte, unternahmen Dr. Fritkin und Chambers alles nötige um sie zu stabilisieren. „Wo ist der Junge hin?“, fragte Chambers, doch Fritkin schien dies nicht zu interessieren. „Egal, er kann uns jetzt ohnehin nicht helfen. Wir müssen sie noch weiter kühlen, bevor das Fieber noch extremer wird.“, wies sie ihn an, doch Chambers hatte seine Zweifel. Egal was sie unternahmen, sie bekämpften lediglich die Symptome, nicht die Krankheit. Ohne ein Serum würde Dylan Weir in weniger als 20 Minuten tot sein. Was ihn störte war der erfreut Ausdruck im Gesicht des Studenten, der alles andere als angebracht war. Was ging nur in ihm vor? Luke Hingle hatte mehr Schwierigkeiten zurück in die Tiefgarage zu finden als erwartet. Als es ihm endlich gelang stand er vor dem nächsten Problem. Es wäre klug gewesen vorher um die Schlüssel zu bieten, doch er war einfach zu euphorisch gewesen. Also brach er die Scheibe ein und kroch ins Innere. Im Laderaum befand sich immer noch der Käfig mit dem Compsognathus der friedlich schlummerte. Er schnappte ihn sich und verließ das Gefährt auf dem selbem Wege. „Lassen Sie mich durch!“, drängte er, als noch andere Personen in den Lift zum zweiten Untergeschoss steigen wollten. Unter druck betätigte er die Tasten und wartete bis sich die Türen schlossen. Es waren quälende Sekunden, in denen seine Füße nervös auf und ab tapsten. Endlich war er zurück im Lazarett und schoss auf Dr. Fritkin zu. Er keuchte kurz und hielt den Käfig in die Höhe. Die Ärztin sah ihn aber nur störrisch an. „Das Tier hilft uns im Moment nicht. Sie sagten selbst, dass es nicht der Ursprung des Erregers ist.“, erinnerte sie Luke an dessen eigene Worte. Der Student schüttelte stoisch den Kopf. „Ja, aber er ist ein Träger, verstehen Sie?“, sagte er, doch die Ärztin konnte ihm nicht folgen. Dann tat Luke etwas Törichtes und steckte seinen Finger zwischen die Stäbe um den Saurier anzustupsen. Dieser schlief friedlich weiter, ohne irgendwelche Verletzungen aufzuzeigen. Dr. Fritkin verstand und betrachtete das Tier genauer. „Kann mich bitte jemand aufklären?“, bat Chambers, der nur Bahnhof verstand. Luke Euphorie klang nicht ab, im Gegenteil sie stieg von jedem Moment an. „Die Größe des Tieres ist viel kleiner als der von Dylan und der Stoffwechsel viel schneller und geringer. Aber trotzdem scheint der Erreger dem Compsognathus nichts anhaben zu können. Überlegen Sie doch, eine derartige Seuche im Oberjura hätte wissenschaftliche Aufzeichnungen mit sich gebracht. Ein Massensterben hätte zu unzähligen Skeletten und anderen Überresten geführt.“ Chambers nickte langsam. „Der Saurier ist immun dagegen.“, erkannte er es richtig. „Ich denke man könnte sagen, alle Reptile sind es.“, konkretisierte Luke. Chambers verstand nun. „Also befindet sich etwas in ihrem Blut das den Erreger neutralisiert?“ Luke schüttelte erneut den Kopf. „Nein, denn dann wäre er abgestorben und weder Dylan noch der Typ im Krankenhaus hätten sich infiziert. Ich denke der Erreger reagiert nicht auf Antikörper, sondern…“, wollte er den Satz noch zu Ende bringen, doch Fritkin schnitt ihn ihm ab. „Wechselwärme!“, konnte sie seiner Schlussfolgerung folgen. Chambers sah abwechselnd zu ihr und zu Luke. „Der Erreger konnte in der Urzeit so gut gedeihen aufgrund der vorherrschenden Temperatur. Reptilen sind jedoch wechselwarm, sie haben keine konstante Körpertemperatur, wodurch sich der Erreger nicht anpassen kann. Vögel und Säugetiere, zu letzteren wir gehören sind ‚gleichwarm’, weshalb sich der Erreger wie in den Böden aus denen er vermutlich stammt ausbreiten kann.“, berichtete er. Chambers hatte es im Prinzip verstanden, doch ihm war nicht klar, wie das Dylan Weir helfen sollte. „Chambers, besorgen Sie sofort eine Heizung und eine Decke.“, wies ihn Fritkin an, was den Sanitäter aber nur verwirrter. „Wir müssen ihre Körpertemperatur steigern, damit sich der Erreger zurückbildet. Dass wir sie bisher gekühlt haben war ein Fehler.“, klärte sie auf. Chambers nickte und folgte den Anweisungen. Fritkin sah Luke anerkennend an, doch es gab ein Problem. „Ihr Fieber ist bereits stark angewachsen, sie in diesem Stadium zusätzlich zu wärmen ist gefährlich. Wir hätten es viel früher versuchen müssen.“, sagte sie. Luke stimmte ihr zu und verfluchte sich selbst. Warum war ihm diese Idee nicht schon früher gekommen? Er wünschte sich… nein er betete dafür, dass Dylan die Prozedur überlebte. Toronto - Warden Woods, Meereszugang Der Mann hatte alles aus sicherem Abstand her beobachtet und klatschte sich demonstrativ in die Hände. Evan Cross und sein Team hatten wieder einmal die Welt gerettet. Aber war es wirklich die Echte? Oder nur ihre eigene, engstirnige Version davon? Ken Leeds war beeindruckt von diesem majestätischen Tier gewesen. Wäre es der Saurophaganax gewesen der ihn damals angriff, anstelle des Ornitholestes hätte er nicht nur seinen Arm verloren sondern weit viel mehr. Es war ein leichtes gewesen den riesigen Saurier auf Video aufzunehmen, doch man hätte ihm nur wieder unterstellt, dass seine Beweise manipuliert waren. Nein, Leeds hatte etwas weitaus Wertvolleres entdeckt. Er hatte die Anomalie die ganze Zeit im Auge gehabt und sich gut versteckt. Er wusste, dass Evan Cross auftauchen und den Tag retten würde. Die Anomalie war verschwunden und Cross’ Team begab sich zu einem Van mit diesem sie kurz darauf den Rückweg antraten. Ken Leeds erhob sich aus seinem Versteck und marschierte zu dem Hasenbau, der sich in unmittelbarer Nähe zur verschwundenen Anomalie befand. Aufgrund der Wanze in Evan Cross’ Uhr wusste er um den Zustand von Dylan Weir bestens Bescheid und beschloss deshalb vorsichtig zu sein. Er zog seine Betäubungspistole hervor und näher sich dem Bau. Zuvor hatte er sich noch ein Stück Fleisch aus der übrig gebliebenen Schwanzspitze des Saurophaganax herausgeschnitten und legte sie vor die Öffnung. Dann ging er hinter einer Böschung in Deckung und wartete ab. Es dauerte nicht lange, bis der Bewohner des Baus an die Oberfläche kroch. Er hatte es sich vorhin also doch nicht eingebildet. Kurz nachdem Cross’ Team in südlicher Richtung verschwunden war, schlüpfte dieser kleine Compsognathus durch die Anomalie und suchte sich ein Versteck. Evan Cross war für Leeds Verhältnisse zu nachlässig gewesen, doch das spielte ihm nur zu. Vielleicht war auch die Sorge um Dylan Weir der Grund, warum der Gegend nicht genauer untersuchen ließ. Bindungen, die Ken Leeds nicht im Weg standen. Er zögerte keinen Moment den Betäubungspfeil abzuschließen und den Compsognathus ins Land der Träume zu schicken. Er stellte sich vor den Saurier und verspürte Genugtuung. Phase 2 seines Plans war gestartet. Cross-Photonics Evan Cross verzichtete sogar darauf den Van ordentlich zu parken, sondern überließ dies Donovan und Crowe. Er hechtete Richtung Fahrstuhl und fuhr nach unten. Aufgeregt trommelte er mit den Fingerspitzen gegen die Tür bis sie endlich aufsprang. Er stolperte in den Raum und war kurz darauf vor dem Bett angekommen in das Dylan gelegt wurde. Es war leer. Dr. Fritkin war nicht hier um sie zu behandeln. Vielleicht weil es hier nichts mehr für sie zu tun gab? Evan sank auf die Beine und war der Verzweiflung nahe. Er hatte es nicht geschafft Dylan zu retten. Sie und Edward waren getötet worden weil sie sich seinem Team anschlossen. Donovan hatte recht gehabt, auf seinen Entscheidungen folgten Konsequenzen. Aber welche würde er aus dem Tod seiner Mitarbeiter ziehen? Er hatte versagt, er ganz allein. Donovan war zwar für die Sicherheit des Teams verantwortlich, aber Evan für das Team an sich. Und heute hatte es einen Verlust erlitten, der nicht wieder gut zu machen war. Er hatte keine Ahnung wie er es Toby und den anderen beibringen sollte. Wie würden sie auf ihn reagieren? Ihn unterstützen oder ablehnen? Ehrlich gesagt konnte er mit beidem rechnen. „Sir?“, trat Chambers aus einem Raum an Ende der Sektion. Evan rannte zu ihm und erkundigte sich nach dem Stand der Dinge. Doch anstatt zu antworten verwies dieser nur mit erleichtertem Blick auf das Zimmer hinter ihm. Evan stutzte, denn es handelte sich nicht um einen Behandlungsraum, sondern einen Aufwachraum. Er ließ Chambers stehen und setzte seinen Weg fort. Er riss die Tür auf und erkannte drei Personen. Eine davon war Dr. Mara Fritkin, neben ihr stand Luke Hingle. Und im Bett neben ihnen lag… „Hey, wo bist du gewesen?“, fragte Dylan noch etwas schwach, aber bei Bewusstsein. Evan stürzte zu ihr ergriff ihren Arm. „Dylan, alles in Ordnung?“, drückte er seine Sorge aus. Diese nickte langsam. „Ja, mir ist nur etwas heiß.“, gestand sie. Evan sah zu Dr. Fritkin, sein Blick sprach Bände. „Danke. Einfach nur danke. Ich weiß zwar nicht wie Sie es angestellt haben, aber dank Ihnen habe ich in kurzer Zeit nicht noch einen Freund verloren.“ Die Ärztin hob abwehrend die Hände und verwies auf Luke. „Ich habe damit nichts zu tun, es ist diesem jungen Mann zu verdanken, dass die Patientin noch lebt. Als der Compsognathus durch den Erreger nicht starb, kam er darauf, dass dieser immun sein musste. Er hat geschlussfolgert, dass den Saurier seine Eigenschaft der Wechselwärme davor bewahrt hat. Nur so kamen wir auf die Idee Miss Weirs Körper zu beheizen. Zugegeben, aufgrund des fortgeschrittenen Stadiums und dem hohen Fieber war es riskant, doch mittels zusätzlicher, abgestimmter Antibiotika und einer Dosis Novalminsulfonsäure konnten wir auch dieses Problem beheben.“, erzählte sie. Dylan, welche die Geschichte bereits gehört hatte, griff nach Lukes Hand. „Danke, das werde ich dir niemals vergessen.“, sagte sie noch schwach aber einem glücklichen Ausdruck in ihrer Stimme. Luke, für den er beinahe zärtlich klang, schreckte zurück und wurde sogar etwas rot. „Klar… klar… sicher…“, stammelte er. Evan stand auf und reichte Luke die Hand. Dieser fühlte sich geehrt, als er sie entgegen nahm. „Danke, ich bin dir etwas schuldig. Egal was es ist, ich werde den Gefallen erwidern.“, stand für ihn fest. Lukes Händedruck verfestigte sich unerwartet. „Mister Cro… Evan, Sie wissen was ich möchte. Ich will dabei sein, ich will mit ansehen was Sie und Ihr Team jeden Tag erleben. Das ist mein Wunsch, nein meine Bestimmung. Bitte, ich habe mein Fachwissen zur Schau gestellt und habe noch wesentlich mehr wodurch ich mich nützlich machen kann.“ Evan musterte den Student intensiv und sah dann zu Dylan. „Das hier ist kein Spiel. Menschen sterben! Es geht nicht um wissenschaftliche Neugier, verstehst du das?“, stellte er klar. Luke nickte nur. „Es geht um Menschenleben, das ist mir heute klar geworden. Ich möchte dazu beitragen, dass wir diese Anomalien besser verstehen. Natürlich ist es weiterhin meine Intention den Menschen die Wahrheit aufzuzeigen, aber in erster Linie möchte ich ihnen helfen.“, versicherte Luke und erinnerte sich an den Helden am Times Quare, den Zoologie-Professor der ohne zu zögern seiner Berufung hinterher gerannt war. Evan löste den Handschlag und nickte langsam. „Wir haben heute jemanden verloren, deshalb brauchen wir dringend Ersatz. Also… Willkommen im Team.“, sagte er mehr beiläufig, doch für Luke bedeuteten diese Worte alles. Als auch noch Dylan ihm zulächelte, fühlte er sich als ob er derjenige mit den über 40 Grad Fieber wäre. Evan bekam einen Anruf von Angelika die ihn sprechen wollte und wand sich der Tür zu. „Evan.“, wurde er von Dylans Worten aufgehalten. Er drehte sich um und wartete. „Sowas wie heute… ich werde nächstes Mal besser aufpassen. Es wird nie wieder vorkommen.“, schwor sie. Evan nickte und verließ den Aufwachraum und stimmte ihr in Gedanken zu. Sowas würde wirklich nie wieder vorkommen. Nicht solange er der Leiter des Teams war. Vancouver – Esquimalt, Militärische Einrichtung Henderson Hall war froh sich endlich über die letzte Akte des heutigen Tages zu beugen. Er blickte zu dem Schreibtischfoto das seine Frau Tamara und ihre gemeinsamen Söhne Matthew und Eli zeigte. Bald konnte er seinen Dienst beenden und zu ihnen nach Hause fahren. Er wusste nicht, welche Köstlichkeit sich seine Frau heute hatte einfallen lassen, doch er war erpicht darauf es herauszufinden. Als sein Telefon klingelte, hoffte er dass es sich nicht um noch mehr Arbeit handelte. „Hall?“, nahm er ab und meldete sich. „Sir, es tut mir leid! Ich habe versucht ihn aufzuhalten, aber er hat mich einfach zur Seite gestoßen.“, meldete seine Sekretärin Camile. Hall kniff die Augen zusammen und hoffte, dass es nicht darauf hinauslief was er befürchtete. Als kurze Zeit später die Tür zu seinem Büro aufgerissen wurde, aktivierte Hall eine Taste an seinem Telefon. „Sicherheitsdienst.“, rief er hinein und ließ seine Hand unter seinen Schreibtisch wandern. Er tastete nach der Schublade in der sich seine Dienstwaffe befand. Immerhin war der Mann der da auf ihn zumarschierte unberechenbar. Ken Leeds wirkte aufgeregt und seine Augen waren glasig. „Sir, ich habe das worum Sie gebeten haben!“, verkündete er, doch Hall schenkte ihm nur böse Blicke. „Ich habe Sie um gar nichts gebeten, Leeds.“, blaffte er ihn an. Leeds reagierte kurz verwundert, fand dann aber schnell wieder zurück. In seiner rechten Hand hielt er einen schweren Sack und warf ihn auf den Schreibtisch des Colonels. Hall musterte ihn um herauszufinden ob der Lieutenant einfach nur verrückt war, oder auch gefährlich. „Sehen Sie nach!“, sagte Leeds mit einem triumphierenden Grinsen. Hall dachte aber nicht einmal daran Leeds seinen Willen zu geben und beschloss auf den Sicherheitsdienst zu warten. „Leeds, Sie haben den Bogen heute überspannt. Mir bleibt nichts anderes zu tun, als Sie in Haft zu nehmen und eventuell einweisen zu lassen.“, erklärte ihm der Colonel, schien Leeds damit aber nur zu erbosen. Schnell schüttelte dieser den Kopf und ergriff den Sack. „Nein… nein! Sie werden schon sehen, dass ich die ganze Zeit recht hatte!“, stammelte er und breitete den Inhalt des Sackes aus. Der Sicherheitsdienst trat in diesem Moment durch die Tür, als Colonel Hall auf den betäubten Saurier starrte, dessen Brust sich auf und absenkte. „Warten Sie noch.“, rief er den Wachen zu und begutachtete das Tier vor sich. „Was zum Teufel ist das?“, murmelte er perplex. „Ähh… ein Compsognathus, Sir.“, antwortete Leeds, auch wenn sich Hall sicher nicht darauf bezog. Er überprüfte sich ob der Saurier echt war, doch es bestand kein Zweifel. Auf Halls Schreibtisch schlief ein echter, wenn auch recht kleiner Dinosaurier. Direkt neben dem Foto seiner Familie. Er schickte die Wachen wieder weg und bot Leeds einen Stuhl an. „Ich nehme an diese… Anomalien? Sie existieren demnach auch?“, hakte er vorsichtig nach. Leeds nickte aufgeregt. „Ja und wir ich bereits in meinem Bericht schrieb, kümmern sich im Moment die Mitarbeiter von Cross-Photonics darum.“, ergänzte er. Hall schüttelte den Kopf. „Ausgeschlossen, um ein Ereignis dieser Größe hat sich die Regierung beziehungsweise das Militär zu kümmern.“, meinte er. Dann drückte er wieder eine Taste auf seinem Telefon. „Camile? Bitte hinterlassen Sie General Mason eine Nachricht, dass ich ihn unverzüglich sprechen möchte. Ach und… rufen Sie meine Frau an und teilen ihr bitte mit, dass es heute später wird.“, beauftragte er seine Sekretärin. Danach betrachtete er noch einmal eingehend den Saurier und stieß einen Pfiff aus. „Das ist unglaublich Leeds. Ich sah Sie bereits einer Zwangsjacke, aber damit hätte ich nicht gerechnet. Also war alles was Sie sagten wahr?“ Leeds nickte ein paar Mal aufgeregt. „Ja und ich kann Ihnen detaillierte Informationen über die Anomalien, die Saurier und die Operationen von Cross-Photonics liefern.“, versprach er. Hall musterte den einst so rumreichen Soldaten. Er war inzwischen nicht mehr als ein Wrack, der Colonel fragte sich wie sich wohl verändert hätte, hätte ihn so ein tragisches Ereignis erwartet. „Und Sie sind bereit uns all diese Informationen zu liefern?“, hakte er nach. Leeds nickte nach einer Pause. „Aber… ich habe zwei Bedingungen dafür.“, stellte er klar. So etwas in der Art hatte Hall erwartet, auch wenn er sich nicht vorstellen konnte was Leeds genau im Schilde führte. „Also gut, was wären Ihre Bedingungen?“, wollte er erfahren. Ein Grinsen huschte über Leeds Wangen. „Zuerst möchte ich meinen alten Posten zurück und zwar als Leiter von Project Magnet. Das betrifft vor allem alle zukünftigen Operationen den Anomalien betreffend.“, erklärte er. Der Colonel dachte darüber nach, schließlich war Leeds nicht in der besten Verfassung derzeit ein Kommando zu führen. „Einverstanden. Ich beziehe Sie in alles mit ein. Wie lautet Ihre zweite Bedingung?“ Nun verengten sich Leeds Augen, so dass sie beinahe wie die einer Schlange wirkten. „Rache.“, stieß er schließlich hervor. „Rache an denjenigen der mir das angetan hat.“, blickte er zu seinem fehlenden linken Arm. Hall musterte ihn verwirrt. „Sie sagten dich dieser Raptor wäre in seine Zeit geflohen.“, erinnerte er den Lieutenant daran. Leeds schüttelte stoisch den Kopf. „Das meine ich nicht. Der Saurier hat mir das angetan, aber das war seine Natur. Er war nur das Werkzeug des Mannes der meine wahre Rache zu spüren bekommen wird.“, klärte er die Situation auf. Henderson Hall lehnte sich in seinen Stuhl zurück und faltete die Hände. „OK, und wer ist die Person auf die Sie es wirklich abgesehen haben?“, fragte er interessiert. Ken Leeds beugte sich nach vor und seine glasigen Augen wirkten noch bedrohlicher. „Evan Cross.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)