Primeval: New World Season II von kentasaiba ================================================================================ Kapitel 4: [Folge 04] Project Magnet ------------------------------------ British Columbia - Okanagan Lake Aden ließ seine Hand vorsichtig um Alexis’ Nacken gleiten, während er ihre Schulter küsste. „Weißt du eigentlich wie schön du bist?“, flüsterte er ihr ins Ohr. Alexis schmunzelte und erwiderte den Kuss. „Ja, aber danke dass du mich noch mal daran erinnert hast.“, erwiderte sie neckisch. Beide ließen sich auf den Boden fallen und begannen aneinander rumzufummeln. „Warte, hier ist es so schmutzig.“, beschwerte sich Alexis und Aden sah sich nach einer günstigeren Stelle an. Als er jedoch keine fand, kam ihm eine weitaus interessantere Idee. Er sprang auf und begann sich sein T-Shirt auszuziehen. Hose und Schuhe folgten kurz darauf. Alexis interpretierte die Situation wohl falsch, denn Adens Absicht war eine vollkommen andere. „Los, komm!“, rief er und lief Richtung Ufer. Alex beäugte ihn ungläubig. „Du erwartest von mir nicht ernsthaft, dass ich in diesen Tümpel da springe, oder?“ Aden zuckte mit den Schultern. „Das Wasser ist nicht so warm wie du vielleicht denkst, sieh doch.“, antwortete er und sprang ins kühle Nass. Alexis gab zu, dass es romantisch sein konnte im Abendmond im See zu schwimmen, doch sie zierte sich. Sie stand nun am Ufer und zupfte zweifelnd an ihrem Hemd herum. „Ich weiß nicht, Schatz. Keine Ahnung was sich darin herumtummelt.“, meinte sie. Aden grinste sie an. „Och… Fische, Algen und natürlich…“ Der Mann ließ sich nach hinten fallen und schwamm ein paar Meter. „Der Ogopogo!“, lachte er. Alexis hob ihre Augenbrauen und sah ihn skeptisch an. „Der was bitte?“, glaubte sie ihn nicht richtig verstanden zu haben. Sie hatte es bereits über sich gebracht ihre Schuhe auszuziehen und mit ihren Zehenspitzen das Wasser zu testen. „Der Ogopogo! Sag bloß du kennst die Legende dieses Sees nicht.“, erwiderte er und erinnerte sich gleichzeitig, dass Alexis nicht von hier stammte, sondern aus den Staaten. Alexis schüttelte den Kopf und Aden setzte zur Erklärung an. „Der Ogopogo ist eine riesige Seeschlange die schon seit Urzeiten in diesem See ihr Unwesen treibt.“, sagte er mit leiser und beschwörender Stimme. Alexis verschränkte die Arme und setzte ein Lächeln auf. „Schon klar, wir in den Staaten haben auch so etwas, es nennt sich Bigfoot.“, konterte sie. Aden lachte schallend. „Aber Bigfoot ist nicht so groß und hungrig wie Ogopogo.“, meinte er und schwamm noch ein Stück um Alexis zum Hineinsteigen zu animieren. Diese zierte sich noch immer, auch wenn sie dadurch in Adens Sicht uncool wirkte. „Na? Wo ist jetzt dein Seeungeheuer?“, versuchte sie abzulenken. Aden tauchte kurz unter, kam aber gleich wieder hoch. Er hob die Arme, scheinbar hatte er es nicht gefunden. „Ogopogo?! Hey Ogopogo, kannst du mich hören? Meine Süße glaubt nicht an dich, könntest du dich bitte kurz zeigen?“, rief er in die Dunkelheit des Wassers. Alexis verzog die Lippen. „OK, ich habe jetzt genug davon! Und ich verspüre nicht die geringste Lust in dieses Dreckswasser zu steigen, klar? Wenn du mit deinen kindischen Spielen fertig bist, dann komm raus und wir suchen uns ein nettes Lokal.“, schlug sie vor. Aden seufzte. Er hatte vorgehabt Alexis zu beeindrucken, doch dies war nach hinten losgegangen. Miesmutig breitete er seine Arme aus um nach vorne zu schwimmen. Er vollzog froschartige Bewegungen, bis er nur noch wenige Meter vom Ufer entfernt war. Plötzlich hustete er und bekam Zunehmens Schwierigkeiten sich über Wasser zu halten. Wellen überschlugen ihn und es machte den Anschein als würde der Wasserspiegel steigen. Er hielt inne und versuchte sich zu orientieren. Alexis verfolgte das Treiben mit verwirrten Blicken. Zog ein Sturm auf oder begann eine Flut? Nein, sie waren hier nicht an einem Meer, es war also unmöglich. Obwohl es lediglich der Mond war der ihr Licht spendete, beobachtete sie, wie etwas Großes an die Wasseroberfläche preschte. Wäre Alexis am Meer gewesen hätte sie sofort einen Wahl in Verdacht gehabt, doch in diesem See war es absurd, dass welche hier heimisch sein konnten. Dann die grauenvolle Erkenntnis. Es handelte sich lediglich um den Buckel eines noch viel größeren Tieres, eines das scheinbar Witterung aufgenommen hatte. „Aden! Komm da raus! Der Ogopogo!“, schrie sie verzweifelt. Aden selbst hatte nichts von dem Ungetüm hinter sich mitbekommen und lachte los. „Liebes, das ist doch nur eine Legende! Solche Wesen existieren nicht in der realen…“ Nun preschte etwas aus dem Wasser, dass die doppelte Größe wie Aden selbst besaß. Es war ein gigantischer, abscheulicher Kopf der mit langen Reißzähnen gespickt war. Scheinbar der Kopf einer Art Seelschlange, die sich aufbäumte und ihr Opfer anvisierte. Aden drehte sich um und Alexis bekam gerade noch mit wie ihr Freund von dem Maul der Seeschlange verzehrt wurde. Danach tauchte er wieder unter Wasser und auch der breite Buckel senkte sich. Scheinbar gab es für das Ungeheuer hier nichts mehr zu fressen. Alexis Körper begann zu zitterten und der Schock verhinderte sogar, dass sie schreien konnte. Weg hier! Das war das Einzige das sie nun dachte. Einfach nur weg hier! Vancouver – Esquimalt, Militärische Einrichtung Ken Leeds beobachtete die edle Holztür vom Gang auf, sein rechtes Bein tapste immer wieder auf uns ab. Der Colonel hatte ihm versprochen, dass er über alle Vorgänge des reaktivierten Project Magnet auf dem Laufenden gehalten wurde. Doch nun saß Henderson Hall zusammen mit General Mason, dem Verteidigungsminister und weiteren wichtigen Mitgliedern von Politik und Wirtschaft in diesem Raum und berichtete ihnen von jenen Dingen die Leeds ihm erzählt hatte. Es war ungefähr, denn Hall hatte gar nichts dazu beigetragen. Im Gegenteil, er hatte ihm ja nicht einmal geglaubt, ihn für verrückt abgestempelt. Ken Leeds war derjenige dem die Ehre gebührte und vor diesen ach so wichtigen Herrschaften einen Vortrag halten sollte. Verdammt, er hatte im Kampf gegen diese Kreaturen sogar seinen linken Arm geopfert und weitere Verletzungen davon getragen. Hall streifte die Lorbeeren ein, während Leeds auf der Strecke blieb. Nein, so einfach würde er sich nicht abspeisen lassen, sondern seine Position eisern vertreten. Nach 5 Stunden öffnete sich die Tür und Hall kam in Begleitung von Mason und den anderen Politikern heraus. Ein paar Hände wurden geschüttelt und man klopfte Hall auf die Schulter. Nachdem sich der Trubel gelichtet hatte, schritt Leeds in die Richtung seines Vorgesetzten. „Sir, gibt es irgendwelche Neuerungen von denen ich wissen sollte?“, hakte er nach. Halls Blick zeigte eindeutig wie unangenehm es ihm war mit Leeds zu sprechen. Es hatte noch nie eine große Sympathie zwischen den beiden bestanden und die Situation mit Leeds Verletzung und den Anomalien hatte dazu nicht gerade beigetragen. „Der Verteidigungsminister mir und meinem Stab vollste Unterstützung bei unserem kleinen Problem zugesagt. Der General hat angeordnet, dass Project Magnet unverzüglich erweitert und eine eigene Behörde ins Leben gerufen wird. Bruchstellen in der Zeit sind etwas völlig Neuartiges, doch mit den richtigen Wissenschaftlern würden wir die Sache schon angehen.“, versicherte er. „Sir, was die nötige Technologie angeht… Evan Cross hat alles was wir für unsere Forschung brauchen, einschließlich Geräte, die es uns gestatten diese Anomalien erst aufzuspüren.“, erinnerte er. Hall nickte. „Um Cross werden wir uns noch früh genug kümmern. Auch wenn er und seine Leute Erfahrung mit den Anomalien aufweisen, so bleiben sie dennoch Zivilisten. Vorrangig ist aber, dass wir unsere Logistik und unsere Ausrüstung stärken. Diese Saurier sind Menschen bei weitem überlegen, weshalb ich keine bösen Überraschungen erleben will.“ Leeds spürte Wut und Ungeduld in sich aufkommen. Es dauerte alles zu lange, er wollte Evan Cross auf der Stelle in die Schranken weisen. „Sir.“, kam ein Soldat angerannt. Leeds erkannte ihn als Sergeant Macready, Colonel Halls Adjutanten. Dieser sah zu Leeds und Hall nickte. Scheinbar war es für ihn in Ordnung, dass Leeds diese scheinbar geheime Information mit anhörte. „Sir, uns wurde von der Polizei gemeldet, dass eine junge Frau ausgesagt hat, ihr Freund wäre von einem riesigen Ungeheuer gefressen worden. Es soll am Okanagan Lake geschehen sein soll. Sie steht noch unter Schock und wird behandelt.“, berichtete er. Hall fasste sich ans Kinn um zu überlegen. „Wenn ich mich nicht täusche ist das doch dieser See mit den vielen Gruselgeschichten.“ Leeds räusperte sich. „Sir, daran könnte auch etwas Wahres dran sein. Bitte lassen Sie mich diese Spur verfolgen.“, bat er. Hall überlegte und schien die Möglichkeit zumindest nicht auszuschließen. „Einverstanden, ich werde mich sogar persönlich um diese Angelegenheit kümmern. Doch vorher muss ich den General informieren. Sergeant, teilen Sie Major Douglas mit, er soll ein erstes Team zusammenstellen, das ein Lager am Ufer des Sees errichtet. Sagen Sie ihm außerdem, er soll die Zeugin bewachen lassen, ich möchte nicht, dass eine Schar Touristen auf uns zukommt.“, befahl er. Leeds starrte ihn ungläubig an. „Sir, darf ich Sie daran erinnern, dass Sie mich zum Leiter von Project Magnet ernannt haben?“, fragte er scharf. Seine und Halls Augen scheinen einander zu stechen, so intensiv war der Blick. „Für den Außeneinsatz, ja. Major Douglas wird in unterstützender Form dort sein und Ihnen zur Hand gehen. Sie wurden erst vor kurzer Zeit verwundet, Sie wollten sich nicht gleich zu viel zutrauen.“, entschied Hall und ließ den Lieutenant stehen. Leeds hätte ihn am liebsten beschimpft, hätte er sich nicht rechtzeitig an die Rangordnung erinnert. Es ging nicht darum ob er sich etwas zutraute, sondern ob Hall es tat. In seinen Augen war er vermutlich nur noch ein Wrack und möglicherweise hatte er mit diesem Verdacht recht. Doch das änderte nichts daran, dass sich Leeds dieser Herausforderung gewachsen fühlte. Hall hatte ihn zum ausführenden Leiter von Project Magnet gemacht, aber lediglich als Galionsfigur, das war ihm nun klar. Er zapfte Leeds all seine Informationen ab und wenn er mit ihm durch war, würde er den Lieutenant zurück an den Schreibtisch verfrachten, oder ihn gleich in den Ruhestand schicken. Douglas war ein Amateur und er würde schon beweisen was in ihm steckte. Also machte er sich auf zu seinem Wagen und suchte die kürzeste Route zum Okanagan Lake um mit vollstem Interesse diese neue Anomalie zu inspizieren. Cross-Photonics Leo Donovan warf einen letzten Blick auf die modernen Armbrüste, bevor er Kofferraum schloss. Skepsis und Unsicherheit machte sich in ihm breit. Eine Woche war vergangen, seit sie es mit diesem Ungeheuer, diesem Saurophaganax zu tun bekommen hatten. Doch für Donovan blieb es ein Ungeheuer, egal ob es nur seinen normalen Trieben folgte oder nicht. Einer seiner Opfer starb bei der Mission, doch es war kein normaler, sondern ein äußerst grausamer Tod. Er wurde gefressen, etwas was unnatürlich für einen Menschen war. Aufgrund der Anomalien wurden sie zu kleinen Nagetieren degradiert die Fleisch hungrigen Jägern als Nahrung dienten. Donovan schlug seine Hand gegen den Kofferraum und fluchte. Was wollten sie mit diesen Pfeilen schon ausrichten? Sie brauchten richtige Geschosse, Maschinenpistolen oder noch besser eine Bazooka. Aber nein, das waren nicht die Methoden die hier eingesetzt wurden. Nicht die Methoden, denen Evan Cross zustimmen würde. Donovan hatte sich seitdem einige Male überlegt, ob dies wirklich der richtige Ort für ihn war. Wäre das Militär nicht besser dazu im Stande diese Anomalien in den Griff zu bekommen? Sie waren nur ein kleines Team und setzten sich deshalb auch größeren Gefahren aus. Sein Vorgesetzter meinte, es könnte der Vergangenheit schaden, sollten die Tiere einfach getötet werden. Donovan sah das anders. Sie verfolgten keine entlaufenen Katzen um sie ihrem Besitzer zurückzubringen. Es waren gefährliche Predatoren denen sie sich gegenübersahen. Natürlich, Cross-Photonics besaß die Ressourcen und wusste sie auch einzusetzen. Aber das änderte sich nichts daran, dass es eine zivile Einrichtung war. Nach seiner Militärzeit wusste Donovan lange nicht was er tun sollte. Er hatte auf eine Chance gewartet, eine Gelegenheit bei etwas Großem dabei zu sein. Er wurde nicht enttäuscht. Er konnte seinen Augen nicht glauben nachdem er die erste Anomalie zu Gesicht bekam. Doch dieses schöne Gebilde wurde kurz darauf getrübt als kurz darauf eine Fleisch fressende Bestie herausstürmte. Für Donovan waren diese Anomalien Portale zur Hölle. In Afghanistan hatte er seinen Feind gekannt, gewusst wie er dachte. Doch aus diesen Zeitrissen konnte alles Mögliche springen und man wüsste nie, wie sich die Tiere verhalten würden. Er war dem Saurophaganax nur knapp entkommen, wäre er gestolpert oder hätte es den Graben nicht gegen, hätte ein Happs gereicht und der Ex-Soldat wäre Teil seines Mittagessens geworden. Es schauderte ihn bei diesem Gedanken, aber noch mehr die Tatsache, dass es wieder geschehen würde. Nächstes Mal hatte er vielleicht nicht so viel Glück. Evan Cross hatte bisher noch nie die Position eines Anführers inne und Donovan hatte seine Zweifel. Es war nicht, dass ihm das Vertrauen fehlende, Cross wusste bestimmt am besten womit sie es zu tun hatten. Aber er war kein Soldat. Er hatte noch nie im Schützengraben gelegen, seine Kleidung Haut war von Sand bedeckt und hatte genau auf die eine exakte Millisekunde gewartet, als der Feind sein Magazin geleert hatte. Bei dem Versuch die Saurier zurück durch die Anomalien in ihre Zeit zu schicken konnten Menschen sterben. Das beste Beispiel war Miss Weir gewesen, die von einem dieser Wesen angegriffen und gebissen wurde. Das Gefährliche aber war ihr Gift, das in Miss Weirs Blutkreislauf geriet. Sie lag im sterben und selbst Evan Cross hatte kaum noch große Hoffnungen. Donovan hatte gehört, dass es dem Jungen zu verdanken war, den sie aus der Anomalie in die Zukunft gerettet hatten. Ein angehender Zoologie, scheinbar Grund genug für seinen Vorgesetzten ihn ins Team aufzunehmen. Seither hatten sie einen gemeinsamen Einsatz. Eine Anomalie im östlichen Industrieviertel Vancouvers. Donovan hatte sehr unter Anspannung gestanden. Erst der Verlust von Edward hatte ihn noch vorsichtiger werden lassen. Egal was aus dem Riss kommen würde, er würde darauf schießen. Auch wenn er es am Ende nur betäubte. Doch seine Sorge war vergebens gewesen. Er wusste nicht in welche Zeit die Anomalie geführt hatte, doch am Ende hatte sich nichts durch die Millionen Jahre an Unterschied gekämpft. Sie waren erst einmal vor weiteren Sauriern verschont geblieben und die Anomalie schloss sich nach 2 Stunden wieder. Erleichtert hatte Donovan seine Waffe in sein Halfter gesteckt und die Operation beendet. Er hatte Luke Hingle einen strafenden Blick zugeworfen als sich dieser beschwerte nichts geboten zu bekommen. Stand er wirklich auf der richtigen Seite? Er hatte seine Gründe gehabt das Militär zu verlassen und die zivile Sparte anzuvisieren. Er hatte mit einem Wachdienst oder auch einem privaten Sicherheitsdienst gerechnet, aber sich nicht also Großwildjäger für prähistorische Tiere. Irgendwann würde der Tag kommen, an dem dieses Problem Überhand nahm. Die Frage die sich Donovan stellte war nur, ob Evan Cross bereit dafür war. Denn davon hängte nicht nur sein oder das Leben des Ex-Soldaten ab. Sondern auch das aller andere. Donovan hörte den gewohnten Alarm erklingen und war froh die Waffen noch vorher auf ihre Tauglichkeit überprüft zu haben. Die Prozedur war meist dieselbe. Toby Nance, Donovan selbst hatte kaum 3 Worte mit ihr gewechselt, erkannte das Signal einer offenen Anomalie und gab sofort Bescheid. Sie versuchte die Koordinaten einzugrenzen, während das Hacker-Team der Sektion versuchte, Zugriff auf die nötigen Kameras zu bekommen. Zum einen um einen Blick auf die Anomalie zu bekommen und zum anderen um das Band im Nachhinein zu löschen. Es wäre fatal, würde die Öffentlichkeit von den Sauriern erfahren. Eine Panik würde ausbrechen und Cross-Photonics könnte sie bestimmt nicht unterbinden. Sofern sich das gesamte Team im Haus befand, wurde es zusammengetrommelt und traf sich mit den Sicherheitsleuten in der Tiefgarage. Donovan und seine Leute hatten meist Bereitschaft und verloren so keine Zeit die Operation zu starten. Auch in diesem Fall war es nicht anders. Evan Cross eilte zusammen mit Luke Hingle die herauf und von der anderen Seite erkannte er bereits Crowe und Chambers. Er erinnerte sich, dass Dylan Weir sich noch nicht von dem Zwischenfall erholt hatte und noch mindestens eine Woche das Bett hütete. Ihr Team war geschrumpft, doch Donovan würde weiterhin alles geben um die Personen für die er verantwortlich war zu beschützen. Aufgrund ihrer Anzahl benötigten sie nur einen Van und während Donovans Leute hinten zusammen mit Hingle Platz nahmen, schwang sich Cross auf den Beifahrersitz. Donovan wollte keine weitere Zeit mehr verschwenden und schwang sich ans Lenkrad. „Wo geht unsere Fahrt hin?“, hakte er nach. Evan räusperte sich kurz. „Sagen Sie… haben Sie eigentlich jemals von der Legende des Ogopogo gehört?“, fragte er vorsichtig. Donovan seufzte und startete den Wagen. An diesen Teil seines Jobs hatte er sich inzwischen gewöhnt. British Columbia - Okanagan Lake Es hatte einige Zeit gedauert, bis Leeds in seinem alten Ford am Ziel angekommen war. Hall schien keine Zeit verloren und eine Straßensperre eingerichtet zu haben. „Sir, Sie können hier nicht durch.“, sagte der Soldat der ihn angehalten hatte. „Lassen Sie mich raten, ein Flugzeugabsturz? Ein Kampf-Jet womöglich?“, fragte er gespielt neugierig. Der Soldat hob die Augenbrauen und nickte. „Ja, woher wissen Sie…“ Seine Reaktion wurde unterbrochen als Leeds seinen Ausweis zog. „Tut mir leid, ich wusste nicht, dass Sie…“ Doch Leeds ließ ihn nicht ausreden, sondern bat die Straßensperre zu entfernen. Kurze Zeit später befand er sich auf dem Zufahrtsweg zum Okanagan See. Esa dauerte nicht lange, bis er die Jeeps erkannte und parkte an einer günstigen Stelle. Mehrere Zelte wurden aufgebaut und Leeds marschierte darauf zu. Er fragte einen der Corporals wo er Douglas finden konnte und dieser zeigte auf eines der Zelte. Leeds dankte ihm und setzte seinen Weg fort. Er schob die Plane beiseite und erkannte drei Männer die über eine Karte der Umgebung gebeugt waren. Einen der Soldaten kannte er nicht, die anderen waren Sergeant Macready und Major Douglas. Sie hatten Leeds nicht wahrgenommen, weshalb er sich nun bemerkbar machte. Sie wanden sich dem Lieutenant zu und musterten ihn skeptisch. „Hey, ihr hätte jetzt nicht gerade eine Willkommens-Torte erwartet, aber ein Hallo wäre schon angebracht.“, witzelte er. Douglas wand seinen Blick und rollte die Karte ein. „Lassen Sie uns allein.“, sagt er zu den Soldaten und diese verließen das Zelt. Der Major verschränkte die Arme und trat Leeds entgegen. „Verdammt Leeds, diesmal hast du wirklich den Vogel abgeschossen. Wir hatten dich bereits aufgegeben, aber du hast die Bombe platzen lassen. Project Magnet war ja die ultimative Verbannung nach Sibirien. Und nach deiner… Verwundung…“, begann Douglas, doch Leeds unterbrach ihn. „Nachdem ein Saurier mir den linken Arm abgebissen hat als wäre es ein Wiener Würstchen meinst du?“, fragte er provokant. Douglas kratzte sich an der Nase und begann im Zelt herumzugehen. „Was willst du von mir hören? Was für ein toller Held du bist? Wir hätten diese Sache auch irgendwann ohne dich herausgefunden.“, erwiderte er. Leeds entkam ein Lacher. „Ich hätte meine Entdeckung auch für mich behalten und damit reich werden können. Doch ich tat es nicht, weil ich trotz allem Soldat bin und zur Truppe stehe.“, erklärte er sich. Jetzt war Douglas an der Reihe zu lachen. „Wem genau versuchst du hier etwas vorzuspielen? Mir oder dir selbst? Leeds, du warst schon immer ein Einzelgänger. Und du bist viel zu inkompetent um ein Kommando inne zu haben. Ein richtiger Teamleiter hätte nicht den Angriff auf ein ziviles Krankenhaus in Afghanistan befohlen, bei dem drei Dutzend Menschen umkamen.“, warf er ihm vor. Leeds wäre Douglas am liebsten an die Gurgel gegangen, doch er beherrschte sich noch einmal. „Wir hatten konkrete Beweise, dass sich darin Aufständische aufhielten und Geiseln genommen haben.“, rechtfertigte er sich. Douglas eisige Augen änderten sich nicht. „Du warst nur zu eifrig und hast nicht auf den Befehl deines COs gewartet. Wegen deinem Handeln starben Dutzende von Menschen. Du hattest doch nur Glück, dass die USA als unser Verbündeter keinen Skandal wollte und alles unter den Teppich kehrte. Nur deshalb bist du vor keinem Militärgericht gelandet, sondern nur deine angenehme Position bei Project Magnet.“, blaffte er. Leeds nahm den Köder an. „Ja, meinen Platz als ausführender Leiter von Project Magnet, da hast du vollkommen recht. Auch wenn ich degradiert und nun einen niedrigeren Rang als du bekleide, hat mich Hall persönlich als Operations-Leiter abgesegnet.“, verteidigter er sich. Douglas zeigte sich wenig beeindruckt. „Dass ich nicht lache. Wir wissen beide, dass der Colonel dich nur bei der Stange halten will. Du hast hier gar nichts zu sagen, du darfst die Leute hier maximal darum bitten dir einen Kaffee zu bringen. Und das nicht weil sie noch irgendwie Respekt vor dir hätten, sondern weil sie Mitleid vor einem Krüppel haben.“, provozierte ihn der Major weiter. Leeds spürte wie seine Hand automatisch zu seinem Halfter rutschte, wo sich seine Dienstwaffe befand. Douglas verfolgte das Schauspiel, scheinbar hatte er genau das vorgehabt. Leeds wusste, dass sein alter Kamerad nur darauf wartete, dass er erneut einen Fehler machte. Dann würde ihn Hall vollkommen fallen lassen, egal was für wertvolle Informationen er besaß. Doch diesen Gefallen würde der Douglas nicht tun. Der beruhigte sich wieder und stellte sich vor den Major. Er war kleiner als sein Kamerad, doch das änderte nichts. „Wir sind noch nicht miteinander fertig.“, schwor er ihm, doch Douglas grinste nur. „Ich freue mich schon darauf.“, erwiderte er und machte sich daran das Zelt zu verlassen. „Warte, wohin willst du?“, ließ ihn Leeds nicht ziehen. Der Major seufzte. „Noch wissen wir nicht, ob es sich um eine echte Bedrohung handelt. Vielleicht will die Zeugin nur Aufmerksamkeit erregen. Ich bin auf dem Weg zu einem Hügel in nördlicher Richtung. Laut der Karte hat man von dort aus einen guten Überblick. Ich möchte mich mit dem Gelände vertraut machen, bevor der Colonel hier eintrifft.“, erklärte er. „Gut, ich werde mitkommen.“, entschloss sich Leeds spontan. Douglas wollte widersprechen, doch Leeds würde sich kaum etwas von ihm sagen lassen. Er hoffte nur, sein alter Kamerad würde ihm nicht im wahrsten Sinne des Wortes in den Rücken fallen. Denn eines musste er sich inzwischen im Gegensatz zu früher eingestehen. Leeds war unberechenbar geworden. Winfield – Road 93 Evan war bereits die ganze Zeit in den Navi vertieft und versuchte die schnellste Route zu finden. Zu ihrem Leidwesen hatten sie herausgefunden, dass sich Anomalien die sich weiter weg öffneten, auch länger brauchten um von ihrer Ausrüstung erfasst zu werden. Sie hatten also bereits viel Zeit eingebüßt und der Okanagan Lake lag auch nicht gerade um die Ecke. „Hey, haben Sie das vorhin ernst gemeint? Mit diesem Seeungeheuer?“, hakte Donovan nach. Evan zuckte mit den Schultern und verwies auf ihren Experten für Kryptozoologie. Donovan sah in den Rückspiegel und musterte Luke. „Stellen Sie sich vor, abgesehen von den Urzeitwesen gibt es auch in unserer Zeit noch viele Lebewesen die nicht katalogisiert worden. Allein in den letzten Jahren wurden 5 neue Arten entdeckt. Dazu gehören der Burmesische Stumpfnasenaffe, das graugesichtiges Rüsselhündchen oder auch der Riesenpekari, ein im Amazonas lebendes Nabelschwein. Allein der Tsunami 2004 hat gezeigt, dass es allein im Wasser noch jede Menge unerforschtes Leben gibt.“, strahlte er förmlich während seines Vortrags. „Er will damit sagen, dass er an den Ogopogo glaubt.“, half ihm Evan weiter, nachdem Donovan ihn hilfesuchend ansah. Luke räusperte sich empört. „Der Ogopogo besitzt eine sehr alte Tradition, es wäre also gut möglich, dass er hier heimisch ist, aber noch nicht katalogisiert wurde.“ Evan schüttelte daraufhin nur den Kopf. „Aber wir haben eine Anomalie und das weißt klar daraufhin, dass die Kreatur aus einer anderen Epoche stammen muss. Wenn dieses Tier schon immer in diesem See gelebt hätte, wäre den Leuten und vor allem den Touristen ein riesiges, Leute fressendes Ungeheuer bestimmt nicht entgangen.“ Luke musste zwar zugeben, dass sein neuer Chef recht hatte, doch auch dafür besaß er eine Theorie. „Es wäre doch möglich, dass sich die Anomalie in den letzten Jahrzehnten immer wieder mal geöffnet und so die Passage in unsere Zeit freigegeben hat. Die Kreatur wurde ein paar Mal gesehen, verschwand aber gleich wieder nach Hause. Deswegen brachten auch nachfolgende Suchaktionen nichts. Dasselbe Prinzip wie bei Nessi.“, erklärte der Student mit fester Stimme. „Oh bitte, das hast du jetzt nicht wirklich gesagt.“, raunte Evan, doch Luke war sich keiner Schuld bewusst. „Mit was könnten wir es zu tun bekommen?“, schien Donovan diese Frage besonders am Herzen zu liegen. Evan taxierte den Ex-Soldaten und versuchte zu erraten was er gerade dachte. Donovan hatte einen seiner Leute verloren und der Leiter des Teams fragte sich, ob er wohl dafür verantwortlich gemacht wurde. Nein, Donovan war ein Profi und hatte von Anfang an gewusst was ihn erwartete. Und er würde Donovans Vertrauen gerecht werden. Er hatte dazu gelernt, nachdem er auch Dylan beinahe verloren hatte. Sie war das Einzige gewesen, was ihn noch mit seiner alten Welt verband. Zumindest sie durfte er nicht verlieren. Luke rückte seine Brille zurecht und versuchte die Frage des Fahrers zu beantworten. „Das ist schwer zu sagen. Einige zeugen berichten von einer Seeschlange, anderer wiederum von einem großen Wahl, ähnlich einem Basilosaurus. Letzterer erinnerte sich im Wesentlichen nur von kleinen Meeressäugern und kam nur an die Oberfläche um zu atmen.“, erzählte er von seinen Recherchen. Evan glaubte ein erleichtertes Atmen seitens Donovans zu sehen. Scheinbar hatte er die Hoffnung, dass dieses Ding diesmal keine Menschen anfiel. Evan wünschte sich natürlich dasselbe. „Ich denke Dylan hätte uns bei dieser Mission helfen können, sie hätte uns diese Frage allein vom Anblick seiner Zähne beantworten können.“, vermutete Evan. „Also… das kann ich auch! Schätze ich.“, warf Luke ein und sein Boss lächelte nur. „Lassen wir Miss Weir Zeit sich zu erholen, sie hat bestimmt einiges durchmachen müssen.“, meinte Donovan und sein Beifahrer stimmte ihm zu. Luke rutschte nun näher an den Vorerbreich heran und tippte Evan auf die Schulter. Dieser drehte sich zu ihm um und Luke senkte seine Stimme. Scheinbar sollten Donovan und die anderen ihn nicht hören. „Sag mal… weißt du zufällig ob Dylan derzeit einen Freund hat?“, fragte er verschwörerisch. Evan sah ihm lange Zeit in die Augen, dann drehte er seinen Kopf wieder nach vorne, ohne irgendwas gesagt zu haben. „Also… heißt das jetzt ja oder nein?“, schien Luke verwirrt zu sein. Evan wollte genervt antworten, bis er einen Schrei vernahm. Er gehörte Donovan. „Achtung! Festhalten!“, rief er und schwank das Lenkrad stark nach links. Der Van scherte aus und die Räder glitten über den Straßenrand. Er fuhr einige Meter auf das Feld daneben, bis Donovan kräftig die Handbremse zog was zur Folge hatte, dass alle Insassen ordentlich durchgerüttelt wurden. Evan stieß sich den Kopf am Seitenfenster an, er dankte Gott, dass er angeschnallt war. Luke war gestolpert und direkt in Chambers Schoß gefallen. „Alle unverletzt?“, fragte Donovan nach hinten, doch scheinbar war nichts weiter passiert. „Was zum Teufel sollte das?“, beschwerte sich Luke und Evan wollte dem Ex-Soldaten dieselbe Frage stellen. Kurze Zeit später musste er jedoch feststellen, dass dieser nur seinem antrainierten Trieb und seinem Instinkt gefolgt war. Urplötzlich war ein Jeep aus der Gegenrichtung aufgetaucht und hatte sich quergestellt. Ein Blick aus dem Fenster verriet, dass ein zweiter Jeep knapp hinter dem Van gefahren war. Beide Fahrzeuge waren dunkelgrün mit Abdeckplanen. Uniformierte Soldaten stiegen aus und begannen damit den Van zu umkreisen. Donovan ergriff seinen Rucksack hinter dem Fahrersitz und scheinbar war es nicht weiter nötig Chambers und Crowe Befehle zu erteilen. „Kopf unten lassen.“, wies er Evan an und trat die Fahrertür auf. Er sprang nicht, sondern ließ sich flach auf den Boden rollen. Chambers und Crowe erhoben sich und platzierten sich seitlich der Hintertüren. Sie stießen diese nur in soweit auf, dass sie ihnen noch Deckung boten, denn draußen standen bereits 2 Uniformierte. Ein weiterer hatte den Van umrundet, hielt seine Waffe aber nach oben. Der am Boden liegende Donovan richtete seine Clock auf ihn und sah ihn warnend an. „Denk nicht einmal dran. Ich nehme es sogar mit riesigen Dinos auf, also wärst du kein Problem für mich.“, drohte er. Luke legte sich flach auf den Boden, die Hände vorsorglich auf dem Rücken verschränkt als würde er gleich verhaftet werden. Evan befreite sich von seinem Griff, ging aber nicht das Risiko ein jetzt auszusteigen. Die Soldaten und seine Leute hatten ein Patt, doch dies würde nicht lange anhalten. Keiner der beiden Parteilen plante aufzugeben. Evan schreckte auf, als jemand gegen die Scheibe zum Beifahrersitz klopfte. Erst erkannte er nur einen Finger, dann ein Gesicht. Es war ein Mann um die 50 mit Oberlippenbart und einer typischen Soldatenkappe. Sein Rangzeichen zeichnete ihn als Colonel der kanadischen Armee aus. Dieser musste sein Klopfen erst wiederholen, bevor Evan die Scheibe nach unten kurbelte. Er wusste nicht, ob ihn der Mann erkennen würde, er wiederum tat es. Vor ihm stand niemand anderes als Colonel Henderson Hall, der ihm in seiner Zeitlinie so viel Ärger beschafft hatte. „Mister Cross? Ich habe bereits viel von Ihnen gehört.“, sagte er in einem freundlichen, aber gespielten Tonfall. „Colonel Henderson, ist schon eine Weile her.“, konterte er. Damit schien er die Fassade des geschulden Soldaten für kurze Zeit einen Knacks zu verpassen. „Verzeihen Sie, aber sind wir uns schon einmal begegnet?“, hakte er nach. Evan nickte augenblicklich. „Ja, aber ich glaube Sie werden sich nicht mehr erinnern.“, erklärte er. Hall verzichtete darauf sofort eine Erläuterung zu hören, sondern befahl Evan auszusteigen. „Und was die anderen angeht, nehmen Sie Ihre Waffen herunter, oder meine Leute eröffnen das Feuer.“, ließ er keinen Zweifel aufkommen, dass er es ernst meinte. „Tut was er sagt!“, befahl Evan. Immerhin dienten die Soldaten immer noch dem Land und dem Volk, sollte Hall in dieser Realität nicht noch morbider sein als in der letzten. Chambers und Crowe folgten und legten die Waffen auf den Boden. Donovan knurrte unzufrieden und tat es ihnen nach. Die drei Sicherheitskräfte, Luke und Evan verließen nun den Van und stellten sich sichtbar für die Soldaten auf. Hall betrachtete sie, bis etwas seine Aufmerksamkeit von Evan ablenkte. Ein schwer einzuordnendes Grinsen huschte über sein Gesicht. Er schritt an Evan vorbei und musterte die Person neben ihm. „Major Leo Donovan! Ist schon eine Zeit lang her, nicht wahr?“, schien er einen alten Freund entdeckt zu haben. „Eigentlich… heißt es nicht mehr Major.“, erwiderte Donovan kühl, ohne Hall überhaupt anzusehen. Dieser schmunzelte. „Und jetzt arbeiten Sie also für Evan Cross und sein kleines Projekt.“, kombinierte er. „Wir retten Menschenleben.“, konkretisierte Donovan. Hall schüttelte den Kopf. „Das ist immer noch Aufgabe der Streitkräfte. Sie hätten von Anfang an mit uns Kontakt aufnehmen müssen, anstatt es uns zu verheimlichen.“, warf er nun Evan vor. Dieser räusperte sich. „Also… um ehrlich zu sein haben wir das getan. Ja, ganz ehrlich. Aber nach einer missglückten Zeitreise haben sich einige Dinge geändert und das Militär wurde doch nicht hinzugefügt. Verstehen Sie mich nicht falsch, diese Realität ist wesentlich besser als die andere. In der anderen waren Sie nämlich größenwahnsinnig und nahmen an unsere Welt verändert zu können wenn Sie die Ökokultur der Vergangenheit verändern.“, erzählte er knapp. Hall dachte einen Moment über diese Worte nach. Evan wusste nicht, ob der Colonel ihm glaubte, immerhin war er neu im Zeitreisen-Geschäft. Hall tat einige Schritte auf und ab und dachte über die Information nach. „Woher wissen Sie… Nein, ich habe dem Verteidigungsminister und seinem Stab erst vor wenigen Stunden tatsächlich diesen Vorschlag gemacht. Wie können Sie wissen…“, sprach er, doch Evan unterbrach ihn. „Weil das alles bereits einmal passiert ist! Sie haben Cross-Photonics bombardiert und meine Leute gefangen genommen und bedroht. Nur damit ich Ihnen bei Ihrem wahnsinnigen Plan helfe! Sie waren so naiv zu glauben, dass Eingriffe in die Vergangenheit welche Ihrer Meinung nach ohnehin Millionen von Jahre zurückliegt, keinen Einfluss auf unsere Gegenwart haben. Aber das hatten sie, die normale Zeitlinie hat sich bereits verändert.“, erzählte er, ohne dabei das Detail zu erwähnen, dass dies Hauptsächlich Mac zu verdanken gewesen ist. Hall schien ihm überraschenderweise zu glauben, immerhin kannte Evan seinen Namen und seine Pläne. Aber würde das reichen um ihn von seinen Plänen abzubringen? „Hören Sie! Sie haben mir erzählt, dass Sie zwei Kinder haben und diese Welt zu einem besseren Ort für sie machen wollen. Nachdem sich die Zeitlinie verändert hat, wurde mein bester Freund aus dem Universum getilgt. Stellen Sie sich vor das würde Ihren Kindern blühen, indem Sie etwas in der Vergangenheit verändern!“ Hall hob seine Hand als wolle er Evan schlagen. „Genug! Sie wissen gar nichts von mir und wagen Sie es nicht noch einmal meine Kinder zu erwähnen. Vielleicht sprechen Sie die Wahrheit, vielleicht auch nicht. Eine veränderte Gegenwart ist immer noch besser als keine Zukunft zu haben. Auch wenn meine Vorgesetzten noch Zweifel haben, werde ich dieses Projekt durchsetzen. Was in einer anderen Realität passierte geht mich nichts an, mir ist nur diese hier wichtig. Und werde die richtigen Entscheidungen für alle treffen.“, war er sich sicher. Evan musste ungewollt grinsen. „Das hat Ihr anderes Ich auch gedacht. Dann wurde er von einem Albertosaurus zerquetscht.“ Hall verengte seine Augen, verlor aber nicht seine Lockerheit. „Aber in dieser Realität habe ich Sie, Mister Cross! Sie werden mir helfen die Anomalien besser zu verstehen und sie schließlich auch zu nutzen.“, war Hall vollkommen von sich eingenommen. Evan schüttelte nur stoisch den Kopf. „Das können Sie vergessen. Eher tue ich mich mit einem T-Rex zusammen als mit Ihnen. Obwohl ich nicht weiß, ob da überhaupt ein Unterschied besteht.“, sagte er verächtlich. Hall lachte gekünstelt. Dann ballte er seine Hand zu einer Faust und versenkte sie in Evans Magen. Dieser stöhnte auf und versuchte sich aufrecht zu halten. „Das ist alles was Sie können? Da sind ja Saurier noch gefährlicher.“ „Denken Sie über mein Angebot nach, bevor ich es wieder zurückziehe. Wir brauchen die Ressourcen von Cross-Photonics und werden sie uns mit Ihrem Einverständnis holen, oder eben ohne. Im Moment haben wir eine Operation und können uns nicht um Sie und Ihre Leute kümmern, doch wir kommen auf Sie zurück, seien Sie sich dessen versichert. Und jetzt drehen Sie um und fahren nach Hause.“, schärfte er ihm ein. Evan und seinen Leuten blieb keine Wahl. Das Schlimmste war, dass die Soldaten sämtliche Waffen und zusätzlich Evans tragbares Anomalie-Ortungsgerät einbehielten. Der Gründer von Cross-Photonics war sich nicht sicher, ob es dem Militär gelang es zu vervielfältigen, aber allein dass sie bereits einiges besaßen war schlimm genug. „Tut mir leid.“, raunte ihm Donovan zu. Evan schüttelte den Kopf. Es war nicht seine Schuld gewesen. Geschlagen und mit gesenktem Haupt stiegen die fünf wieder in den Van und Hall hob seine Hand zum Abschied. Der Wagen wurde im Rückwärtsgang zurück auf die Straße verfrachtet und fuhr dann los. Natürlich beobachteten sie die Soldaten mit Argusaugen, damit sie auch wirklich abfuhren. „Und jetzt? Zurück zu Cross-Photonics?“, wollte Donovan wissen. Evan überlegte einen Moment und zog dann sein Navi zu Rate. „Nein, so leicht geben wir uns nicht geschlagen. Biegen Sie dort vorne rechts ab, wir nehmen eine andere Route.“, entschied er. Donovan grinste und folgte den Anweisungen. Ja, das war genau die Art Chef die er wollte. British Columbia - Okanagan Lake Major Douglas wünschte sich inständig, dass der Raptor Leeds linkes Bein anstatt dessen Arm abgebissen hätte. Dann wäre es seinem alten Kameraden immerhin nicht möglich gewesen ihm nun zu folgen. Der Major legte immer wieder an Tempo zu um ihn abzuschütteln, doch Leeds konnte mit ihm schritt halten. Bald hatten sie die Anhöhe erreicht und vor Douglas erstreckte sich der See in seiner ganzen Pracht und Schönheit. Leeds schien inzwischen doch etwas zu keuchen zu beginnen und stützte sich ein paar Meter hinter ihm an einem dicken Baum ab. „Siehst du sie? Die Anomalie meine ich?“, hakte er nach. Douglas wusste um die Beschreibungen dieser Brüche in der Zeit. Ein helles, spiegelartiges und pulsierendes Licht. Magnetische Anziehungskraft und starke sich verändernde Frequenzen. Von seinem Standpunkt aus konnte man zwar nicht jeden Winkel aus einsehen, aber immerhin genug. Douglas erblickte nichts derartiges. „Könnte Sie sich unter Wasser befinden?“, rief er zurück zu Leeds. Dieser hob die Augenbrauen in Anbetracht, dass der Major ihn tatsächlich um seine Meinung fragte. „Natürlich, auch das ist möglich. In diesem Fall müssten wir aber den gesamten See abtauchen, was geradezu unmöglich bei seiner Größe ist. Hätten wir aber das Anomalien-Ortungsgerät von Evan Cross, sehe das Ganze schon anders aus. Douglas stemmte die Hände in die Hüften und schüttelte den Kopf. „Was ist das eigentlich mit dir und diesem Cross? Wieso bist du so besessen von ihm?“, hakte Douglas nach. Leeds Augen nahmen etwas Gefährlich an, als der Major diesen Namen erwähnte. „Er… er ist Schuld daran, dass ich jetzt ein Krüppel bin!“, fluchte er. Douglas vollzog nur eine verwirrte Miene. „Das verstehe ich nicht, das war doch dieser Raptor, oder?“ Leeds schnaufte wütend. „Aber das ist alles nur wegen diesem Eingebildeten Kerl geschehen! Erst rief mich seine Kollegin an und vereinbarte einen Termin. Doch sie sagte wieder ab, was mir seltsam vorkam. Ich überprüfte Evan Cross und erfuhr, dass er sich mit unbekannten Projekten umgab. Ich beschloss ihn eine Weile zu observieren und fand sein kleines Geheimnis heraus. Ich beging einen Fehler und meldete es nicht gleich Hall, weil ich mir selbst noch nicht im klaren war, was ich da vor mir sah. Aber bald wurde mir klar, dass es um echte Saurier ging. Es waren Anomalien in andere Epochen, eine faszinierende und unglaubliche Entdeckung! Ich bestach einen Sicherheitsmann aus Evan Cross’ Firma, der mir immer verriet wohin er fahren wollte. Ein Bill… irgendwas. Und schließlich erfuhr ich, dass Cross unterwegs zu einer Waldhütte war, wo sich eine weitere dieser Anomalien aufgetan haben soll. Doch ich näher dran und dachte mir, ich könne diesem Kerl endlich mal einen Schritt voraus sein. Das Tier erlegen die Anomalie im Namen Project Magnets sicherstellen und ihm Beweisen, dass er dem Militär vertrauen kann.“, berichtete er. Douglas holte tief Luft, den Rest konnte er sich denken. „Doch du bist nicht mit dem Biest fertig geworden und hast beinahe dein Leben eingebüßt. Und nun gibst du diesem Cross die Schuld dafür.“, schlussfolgerte er. Leeds hasste es, dass ihn der Major nicht ernst nahm. „Ja! Denn wenn er von Anfang an zu mir gekommen und mir erzählt hätte was wirklich vor sich geht, wäre ich nicht in diese Situation geraten! Ich hätte ihm von Anfang an die Unterstützung von Project Magnet zugesichert, doch er war zu arrogant und selbstsicher, um sich helfen zu lassen. Jetzt wird er dafür zahlen, dafür sorge ich.“, sagte er mit bedrohlicher Stimme. Er und Douglas standen sich eine Weile stumm gegenüber. Dann brach es aus dem Major heraus. „Das ist es? Willst du mich verarschen, Leeds?“, fragte amüsiert. Leeds Stirn zog sich in Falten, er konnte seinen Kameraden nicht verstehen. „Aber… das ist die Wahrheit.“, beschwor er. Douglas wischte sich über seine Stirn, sein Grinsen wollte nicht erlischen. „Natürlich ist sie das! Sag mal, übernimmst du eigentlich nie Verantwortung für deine Taten? Wach auf! Alles was du tust, hat Konsequenzen! Du hättest Cross auf der Stelle in Haft nehmen oder sogar Verstärkung anfordern können! Wer ist hier arrogant und selbstsicher? Mein Gott, nach allem was ich von Cross höre, scheint ihr beiden ja bei der Geburt getrennt worden zu sein!“, lachte er abwertend. Das reichte. Leeds Hand wanderte erneut zu seinem Halfter, er zog seine Pistole und richtete sie auf Douglas. Dieser reagierte nur amüsiert und hob gespielt die Arme. „Uh, jetzt habe ich aber Angst. Ken Leeds bedroht mich mit einer Waffe! Weißt du was? Du bist eine Schande für uns und jeden anständigen Soldaten!“, blaffte er. Ein Schuss löste sich. Major Douglas Bein wurde gestreift. Es blutete, doch er konnte noch stehen. „Scheisse Leeds! Damit war es das für dich, das garantiere ich dir! Hall wird dich den Löwen zum Fraß vorwerfen, du elender…“ Leeds wollte erneut feuern und diesmal eine empfindlichere Stelle treffen. Doch er konnte nicht. Er würde ins Gefängnis wandern und seine Rache an Evan Cross würde unerfüllt bleiben. Er steckte die Waffe wieder weg und drehte sich um. Es brachte sich nichts weiter hier zu bleiben. Douglas würde ihn sicher vorerst unter Arrest lassen und er würde seine Stellung verlieren, aber das war es wärt. „Hey, Leeds!“, rief ihm Douglas hinterher und der Lieutenant drehte sich noch mal um. Er schluckte, denn Douglas hatte nun seine eigene Dienstwaffe gezogen und richtete sie auf seinen Kameraden. Leeds hatte ihn angeschossen und auch wenn es nur ein Streifschuss war, würde sich Douglas jetzt dafür rächen würde es als Notwehr gelten. Der Major konnte ihn erschießen und damit durchkommen. Beide hassten sich inständig, doch dass die Situation einmal derart ausarten konnte war kaum zu glauben. Für einen Moment spürte Leeds inneren Frieden. Er breitete seinen noch verbleibenden Arm wie einen Flügel aus und wartete darauf, dass ihn Douglas erschoss. Er schloss die Augen und machte sich bereit seinem Schöpfer gegenüberzustehen. Es war ironisch wenn man betrachtete, dass er einem wilden Raptor entkam, aber nun doch durch einen Menschen sterben würde. Nein, er beschloss die Augen doch wieder zu öffnen. Wenn, dann wollte er seinem Mörder wenigstens in die Augen sehen. Er schlug sie auf doch… es war erstaunlich dunkel. Dabei war es gerade mal Vormittag. Auch Douglas, der die Waffe wieder gesenkt hatte wunderte sich um den plötzlichen Schatten. Leeds riss apathisch die Augen auf und wollte schreien ‚Achtung Douglas!’, doch es gelang ihm nicht mehr. Der Major blickte nach oben und erkannte den Grund des plötzlichen Schattens. Etwas sehr, sehr Großes hatte seinen Hals den Hügel hinaufgestreckt und beugte sich nun über den Soldaten. Das Letzte was Major Kyle Douglas sah, war das riesige Maul, das mit beeindruckendem Tempo auf seine Beute herabsauste. Die Reißzähne schlugen in sein Opfer und das riesige Maul verschlang ihn ohne Gnade. Leeds wich panisch zurück. Der Abstand war weit genug, doch bei diesem langen Hals konnte man nie so recht wissen. Der Saurier bemerkte ihn, doch scheinbar machte er sich nicht die Mühe. Douglas schien ihm als Mittagessen zu reichen. Vermutlich war er von dem Schuss angelockt worden und Leeds war seinen verhassten Kameraden auf eine Weise losgeworden, die er nicht einmal ihm gewünscht hätte. Auch ohne extra Zoologe oder Archäologe zu sein, wusste Leeds was für ein Monster er da vor sich hatte. Ein Plesiosaurus, eine schwimmende Bestie. Der Plesiosaurus verschwand erneut in den Tiefen des Sees. So Angst einflößend die Situation auch war, Ken Leeds kam nur ein einziges Wort in den Sinn. Wunderschön. Rotary Beach Park Team Alpha hatte das Fahrzeug gewechselt und befand sich nun in einem älteren, grauen Jeep auf dem Weg zu ihrem Zielort. Das Militär würde auf den schwarzen Van achten, weshalb sie auf einen Sprung bei einem Autoverleiher vorbeigeschaut hatten. Sowohl Evan als auch Donovan war bewusst wie riskant und gefährlich ihr Plan war. Die günstigste Variante war es, dass Hall sie verhaften ließ, falls er sie entdeckte. Harold Kanan hatte zwar eine Vielzahl an Anwälten in der Hinterhand, aber diese würden nur einschreiten, wenn es nicht die nationale Sicherheit betraf. In diesem Fall konnte Hall sie ohne Anklage oder Verhandlung einsperren und den Schlüssel in den Rachen des nächsten Sauriers werfen. Niemand würde mehr von dem Team hören. Die wenige günstigste Variante war es, dass Hall ein Notwehr-Szenario erschuf und sie einfach alle erschießen lassen würde. Evan wusste, dass Hall ein Hardliner war, aber das traute er ihm dann doch nicht zu. Andererseits kannte er die Methoden des Colonels. Er und Leeds hatten ihn verraten und die Tiere wie versprochen nicht wieder durch die Anomalie geschafft, sondern sie erschossen und seziert. Dylan und Mac hatten ihm berichtet wie sie die Saurier im Keller des Gebäudes aufspürten und deren Körperteile in Wagschalen und Containern untergebracht wurden. Henderson Hall empfand das, was Evan so sehr zu verdrängen zu versuchte. Gier. Aber nicht die Gier nach Profit oder Macht, sondern nach Wissen. Hinter den Anomalien erstreckte sich eine Welt, von der die Menschen zwar bereits gehört, sie aber noch nie zu Gesicht bekommen hatten. In Halls Lagen lag in der Vergangenheit die Zukunft, doch dies konnte gravierende Folgen haben. Donovan fuhr auf einem Waldweg um auszuschließen auch nur einer Militärpatrouille zu begegnen. Er war unbewaffnet und kannte weder den Ort noch die Truppenstärke. Es war im Prinzip wahnsinnig diesen Plan weiter zu verfolgen. Wäre er in Afghanistan gewesen und bei Halls Leuten hätte es sich um Taliban gehandelt, hätte er die Operation augenblicklich abgebrochen. Doch diesmal kannte er seinen Freund. Er hatte unter Hall gedient und wusste wie selbstsicher dieser sein konnte. Er war zu sehr von sich und seiner Strategie überzeugt um anzunehmen, Evan Cross’ Team könnte noch einmal zurückkehren. Chambers und Crowe blieben beim Wagen und überprüften ihre Funkgeräte. Evan war froh, dass Hall ihnen zumindest diese überlassen hatte. Donovan wies seine Leute an die Gegend genau zu erkunden und jede verdächtige Person zu melden. Evan bestand darauf, dass Luke sie begleitete, auch wenn der Ex-Soldat dagegen war. Der Student wusste nicht wie man sich anpirschte und verdächtige Geräusche vermied. Doch Evan vertraue auf dessen Fachwissen, das sehr nützlich werden konnte, wenn ihnen wirklich ein Urzeit-Tier über den Weg lief. Evan meldete Toby ihre Position, auch wenn dies nicht viel helfen würde. Verstärkung gab es für sie nicht, es war eine Einwegstraße. „Wir besteigen diesen kleinen Berg vor uns, was uns in die Lage bringen wird unseren Feind auszukundschaften.“, erklärte Donovan und steckte ein Fernglas ein. „Ich will ja nicht der Spielverderber sein, aber was machen wir dann? Diesmal müssen wir an Dutzenden Soldaten vorbei um das Tier zurück in die Anomalie zu schaffen. Ich meine es wäre auch so nicht leicht, aber dieser Umstand macht es unmöglich.“, entgegnete Luke. Evan schüttelte den Kopf. „Nicht unmöglich. Nur um einiges Interessanter.“, murmelte er und bereitete sich vor. Luke war unwohl dabei, wie selbstsicher Evan und Donovan begannen die steile Ebene hinaufzusteigen. Hätte er gewusst, dass man für die Saurierjagt sportlich sein musste, hätte er zuvor etwas trainiert. Nun gut, ironisch betrachtet würde man das auch so, wenn man gezwungen war vor Karnivoren wegzurennen. Donovan wies die Zivilisten an immer in der Nähe von Bäumen und Sträuchern zu bleiben, jedoch auf nichts zu treten, was etwaige Geräusch verursacht hätte. Nach 20 Minuten waren sie auf der Spitze angekommen, die auf einmal gar nicht mehr so spitz war. Das Tal war nur etwa hundert Meter entfernt und weiße Zelte erstreckten sich bis zum Flussufer. Militärjeeps befuhren und verließen das Speergebiet wieder und Evan fragte sich, welche Ausrede Project Magnet der Bevölkerung für diesen Einsatz wohl unterschieben wollte. Ein Erdrutsch? Schwer zu faken. Eine Militärübung? Wesentlich wahrscheinlicher. Einer der sandfarbenen Jeeps parkte nun vor dem größten der Zelte und ein Mann mit Kappe und Schnauzbart stieg aus. Es war Henderson Hall. Er erteilte einigen seiner Leute Anweisungen bis ein etwas größerer Aufruhr entstand. Einige Soldaten machten Platz, als einer der ihren in hohem Tempo angerannt kam. Der Mann schien bereits einen seiner Arme verloren zu haben, vermutlich im Krieg. Er salutierte vor Hall und schien im Bericht zu erstatten. Evan riss Donovan ohne zu zögern das Fernglas aus der Hand und starrte hindurch. Er hatte sich nicht getäuscht. Der Mann mit dem fehlenden Arm war zweifelsfrei Lieutenant Ken Leeds. Was war ihm bloß zugestoßen? Soweit er sich erinnerte, hatte Leeds dieses Problem in seiner Zeitlinie nicht. So viel zum Thema in dieser Realität erging es allen Leuten besser. „Es ist wirklich Leeds…“, flüsterte Evan, bis er sich erinnerte, dass ihn niemand außer ihm kannte. Donovan und Luke sahen ihn fragend an, bis etwas unten im Tal vor sich ging. Leeds schien etwas aus seiner Tasche gezogen zu haben, es war irgendein Gerät. „Was hat er da?“, fragte Evan, doch er musste das Fernglas an Donovan zurückreichen, um diese Frage beantwortet zu bekommen. Der ehemalige Major betrachtete es eingehend und wurde schlagartig blas. Als sich auch noch seiner und Ken Leeds Blicke trafen, gab er Evan und Luke einen sanften Schlag gegen die Schulter. „Der Typ hat ein Ortungsgerät mit dem er die Position von Zielen bestimmen kann. Dass er zu uns auf den Berg gesehen hat war kein Zufall, sie wissen wo wir uns befinden.“, warnte er. Luke schluckte und wurde von Angst gepackt. „Woher? Müssten sie uns dafür keinen Peilsender verpasst haben?“, hakte er nach. Donovan zuckte die Schultern. „Vielleicht taten sie es vorhin als sie uns gefilzt haben, vielleicht auch früher. Habt ihr Gegenstände an euch die neue sind, oder die ihr normalerweise nicht tragt?“ Luke begann damit seine Taschen zu durchwühlen, doch ohne Erfolg. Evan wollte es ihm gleich tun, bis er stutzte. Er gewann nie etwas. Bereits dieser Gedanke hätte ihn damals stutzig werden lassen müssen. Hektisch riss er sich die Armbanduhr vom Handgelenk und reichte sie Donovan. Dieser nahm sie entgegen und legte sie auf einen Felsen. Mit einem Stein schlug er den Verschluss kaputt und inspizierte das Innenleben. „Wie ich mir dachte, eine Wanze. Damit wussten sie nicht nur immer wo wir sind, sondern haben auch jedes Wort von uns belauscht.“, verriet er. Luke schien es zu frösteln. „Wirklich jedes? Also als ich vorhin fragte ob Dylan derzeit einen Freund hat…“ Doch der Kryptozoologie wurde ignoriert, im Moment hatte wirklich anderes Priorität. Donovan ließ die Uhr liegen und trieb die beiden Zivilisten an. „Wir müssen den Berg hinunter, bevor sie uns einkreisen.“, gab er Bescheid und die Evan und Luke stimmten ihm zu. Hall hatte heute bereits einmal Gnade wallten lassen, ein weiteres Mal darauf zu hoffen war illusorisch. Mit weiten Sprüngen versuchten sie das Areal nach unten zu laufen um schnellstmöglich zurück bei ihrem Wagen zu sein. Donovans Geschwindigkeit war der von Evan und Luke weit voraus, dennoch sorgte er für Rückendeckung und blieb hinten. Bald war es den dreien gelungen und die Gruppe war wieder an ihrem Ursprungsort. Chambers und Crowe warteten auf sie und Luke wäre ihnen fast in die Arme gesprungen. „Wir müssen hier schnell verschwinden!“, trug ihnen Evan auf, doch es war bereits zu spät. Donovan erkannte es an den Augen seiner Leute. Schuld und Reue. Die uniformierten Soldaten schossen wie Blitze aus ihrem Hinterhalt und richteten die Waffen auf die fünf Männer. „Keine raschen Bewegungen.“, trug Donovan den Zivilisten auf. Doch weder Evan, noch Luke hätten im Traum gedacht. Es blieb ihnen nichts anderes übrig als sich zu ergeben. British Columbia - Okanagan Lake „Evan Cross.“, sagte Hall in einem abfälligen und bereits leicht genervten Ton. Während seine Leute in einem separaten Zelt verhört wurden, hatte sich der Colonel die Freude nicht nehmen lassen um persönlich mit dem Störenfried zu sprechen. Evan wunderte sich warum er nicht an den Stuhl gefesselt war. Er hatte mit Handschellen oder auch schweren Eisenketten gerechnet. „Wir mussten einfach zurückkommen.“, versicherte er und Hall nickte. „Aber natürlich mussten Sie das, das war mir schon klar. Ehrlich gesagt gehörte es zu meinem Plan, dass Sie sich meiner Warnung widersetzen würden.“, erzählte er. Der Leiter von Cross-Photonics musterte ihn nur verdutzt. „Sehen Sie, unser gemeinsamer Freund Leeds hält Sie für sehr gefährlich. Ich hingegen halte Sie für einfältig und arrogant, aber das tut jetzt nichts zur Sache. Sie mögen sich mit ihm in Ihrer so genannten Realität ja gut verstanden haben, doch in dieser hasst er Sie wie die Pest. Ich weiß nicht wieso, vielleicht ist es etwas Persönliches. Vielleicht liegt es auch daran, dass hart arbeitende Personen generell keine Sympathie für Sie aufbringen können.“ Evan prustete los. „Sie überschätzen sich wieder einmal maßlos. Dabei haben Sie keine Ahnung womit Sie es zu tun haben.“, warf er dem Soldaten entgegen. Hall faltete die Hände und blickte Evan mit seinen stechenden Augen an. „Oh, wir wissen ganz genau womit wir es zu tun haben. Und zwar mit einem Plesiosaurus aus dem Obertrias. Dieses Biest hat einen meiner besten Leute gefressen als wäre es ein Frühstücksei.“, verriet er. Evan wurde unruhig. „Und jetzt verspüren Sie Rachegefühle, nicht wahr? Ich habe den Albertosaurus erschossen der meine Frau gefressen hat und auch wenn ich mich danach besser fühlte, ändert das nichts daran, dass sich die Gegenwart verändert hat.“, sagte er scharf. Hall schien er damit zumindest nicht beeindrucken zu können. „Sie können mir nicht erzählen, dass das Fehlen eines einzigen Sauriers gleich das Gefüge der Zeit zusammenbrechen lassen kann.“, meinte er amüsiert. Evan warf seinen Kopf zurück und gab auf. An Halls Sturheit hatte sich nichts verändert, wie auch? „Was meinten Sie damit, dass Sie wussten wir würden zurückkommen?“, fiel ihm nun ein. Hall hatte gerade einen Schluck Wasser genommen und stellte das Glas hin. Dann deutete er auf die kahle Stelle, wo bis vor einer halben Stunde noch Evans Armbanduhr ihren Platz hatte. „Leeds ist schon ein Hund was? Er erzählte mir von seinen Sicherheitsmaßnahmen. Nachdem Sie weg waren, aktivierte ich sofort Wanze und Sender um Sie zu verfolgen. Mir war von Anfang an klar, dass Sie nicht den Schwanz einziehen würden. Ich bekam natürlich mit was Sie planten. Meine Absicht war es, Sie genau auf diesen Stuhl zu bekommen.“, verriet er seinen Plan. Evan hasste den Gedanken, dass man nur mit ihm gespielt hatte. „Wozu? Was haben Sie vor?“, hakte er nach. Hall grinste und bat Evan aufzustehen. Dieser folgte widerwillig und folgte dem Colonel aus dem Zelt. „Evan!“, hörte er die Stimme von Luke Hingle. Er und Donovan wurden von zwei Soldaten bewacht. „Wo ist Leeds?“, fragte Hall einen der beiden. „Sir, wir erhielten einen Anruf von General Mason. Der Lieutenant gab an ihm persönlich Bericht erstatten zu wollen, da Sie beschäftigt seien.“, erzählte er. Hall verzog angewidert die Lippen, dann gab er weiteren seiner Leute ein Handzeichen. „Mister Cross, Major Donovan und…“, brach er seine Ansprache ab als er bei Luke angekommen war. „Ähh… Luke Hingle. Zoologe. Naja, noch nicht ganz.“, antwortete er prompt. „Ja… was auch immer. Ich habe Sie hier her kommen lassen, um Ihnen zu erlauben ein besonderes Spektakel mitverfolgen zu können.“, verkündetet er feierlich. „Sir, was geht hier vor?“, flüsterte Donovan zu Evan, doch dieser konnte ihm die Frage nicht beantworten. Mehr hatte ihm Hall nicht verraten, doch vermutlich würden sie es selbst in wenigen Augenblicken mitbekommen. Ein kleinere Kran, an dem ein Container hing fuhr vom Ufer auf den See zu. Er wagte sich soweit ins Wasser, als dass er es auch wieder zurück auf festem Grund schaffen konnte. Dann wurde er Container mittels Fernbedienung geöffnet und eine rote, breite Masse klatschte heraus, direkt ins das blaue Nass. Während der Kran sich zurückzog erkannten Evan, Luke und Donovan genau worum es sich handelte. Fleisch. Sehr viel Fleisch. Riesige Brocken trieben nun im Wasser umher und sonderten einen markanten Geruch ab. Es war vermutlich Schweinefleisch, doch Evan erkannte seinen Zweck augenblicklich. „Er will den Plesiosaurus anlocken.“, sagte er laut. Hall klatschte demonstrativ in die Hände. „Bravo, Mister Cross! Anstatt uns zu bemühen den ganzen See abzusuchen und dabei das Leben weiterer Leute aufs Spiel zu setzen, lassen wir das Ungetüm schlicht und einfach zu uns kommen.“, verriet er seine Strategie, erntete aber nur strafende Blicke. „Hören Sie! Sie dürfen dem Tier nichts antun, das könnte gravierende Folgen haben! Wir müssen es zurück durch die Anomalie schicken.“, appellierte Evan noch einmal an Halls Vernunft. Dieser befeuchtete sich die Lippen, als wäre ihm etwas unangenehm. „Leider muss ich Ihnen mitteilen, dass sich die Anomalie vor wenigen Minuten geschlossen hat. Das hat mir Ihr kleines Gerät verraten, das wir einbehalten haben. Meine Leute halten es für sehr kompliziert, aber ich kann doch wohl auf Ihre Hilfe hoffen um es zu replizieren?“, fragte der Colonel mit gespielter Höflichkeit. Evan biss die Zähne zusammen. „Da gehe ich lieber freiwillig in eine Anomalie mit einer Horde Fleischfresser.“, sagte er klar heraus, was er von Halls Vorschlag hielt. „Zu schade, aber wir werden bestimmt noch Zeit finden diese Problematik genauer zu besprechen.“, schien es bei ihm wie ein Versprechen zu klingen. „Sir, melde starke Sonarbewegungen im Wasser. Etwas kommt direkt auf uns zu.“, meldete Sergeant Macready. Hall klatschte demonstrativ die Hände zusammen und gab seinen Leuten ein Zeichen. Ein halbes Dutzend schwer bewaffneter Soldaten nahmen Position ein, während zwei weitere mit großen, schweren Geräten näher an den Fluss herangingen. Donovan riss sich von seinem Bewacher los und schritt in Richtung Hall. „Eine Panzerfaust? Sind Sie vollkommen verrückt geworden?“, blaffte er ihn an. Doch sein Bewacher hatte ihn schnell wieder eingeholt und einen Sicherheitsgriff angewandt. „Anders ist diesen Biestern nicht nachzukommen. Und wir dürfen keine weiteren Verluste in Kauf nehmen, weder militärische noch zivile.“, rechtfertigte er seine Entscheidung. Luke beobachtete wie sich Wellen auftaten und ein großer, grauer Buckel sichtbar wurde. Wie ein Blitz schoss der lange Hals des Plesiosaurus aus den Fluten und der mit Reißzähnen bestückte Kopf stürzte sich auf die Fleischballen. „Feuer frei!“, gab Hall den Befehl und seine Leute zögerten keinen Moment. „Er… er kann dieses majestätische Tier doch nicht einfach umbringen!“, stotterte Luke, doch Evan wusste es besser. Zum einen wollte Hall Rache für seinen getöteten Soldaten, zum anderen war es wesentlich leichter einen Leichnam zu untersuchen als ein noch lebendes Exemplar. Der Plesiosaurus, einer der größten Unterwasser-Jäger seiner Zeit ahnte nichts von der Gefahr. Erst als die erste Rakete in seinem Hals einschlug und ein massives Stück Fleisch heraus sprengte, ertönte ein Wehklagen das sicher meilenweit zu hören war. Ein weiterer Schuss schlug im breiten Unterkörper des Tieres ein und zerriss es förmlich. Lebenswichtige Organe begannen zu versuchen und der Hals konnte den schweren Kopf nicht mehr tragen. Er krachte herab und fiel direkt auf das sandige Ufer. Evan verspürte gleichzeitig Angst und Erfurcht. In den Augen des Plesiosaurus erkannte etwas, das ihm ganz und gar nicht fremd war. Er wollte nicht sterben. Es war ein wildes Raubtier das in dieser Zeit mindestens zwei Menschen gefressen hatte, aber hatte es das hier wirklich verdient? Die Augen verblassten und wurden ausdruckslos. „Sehr schön, Männer! Beginnt damit die Überreste einzusammeln und zur Basis zu bringen. Danach brechen wir hier die Zelte ab.“, gab Hall Order und wand sich wieder Evan zu. „48 Stunden. Das ist der Zeitraum den ich Ihnen zur Verfügung stelle um über mein Angebot nachzudenken. Solange sich Cross-Photonics auf kanadischen Boden befindet, unterlegt es auch seiner Staatlichkeit. Entweder sie geben mir freiwillig alles womit ich dieses Projekt zu einem Erfolg führen kann, oder ich werde es mir mit Gewalt holen. Und glauben Sie mir, das möchten Sie nicht.“, flüsterte er bedrohlich. Dann gab er seinen Leuten ein Zeichen und diese begannen die Gefangenen wegzuschaffen. Ohne Worte ließen sich Evan, Luke und Donovan zurück zu ihrem fahrbaren Untersatz bringen. Die Soldaten verließen sie, aber das Geschehene nicht. Donovan zerschlug aus Wut die Fensterscheibe, die Kosten waren ihm egal. Es war diese Machtlosigkeit die an ihm nagte. Wieso wurde er mit Sauriern fertig aber nicht mit seinen eigenen Leuten. Nun erinnerte er sich wieder, warum er die Truppe verlassen hatte. Es waren Männer wie Hall die ihre Macht missbrauchten, was irgendwann in einem Chaos enden würde. Der Colonel selbst war sich dessen noch nicht bewusst. Entweder würde er die Vergangenheit zerstören oder die Gegenwart. Und Donovan war nicht im Stande ihn davon abzuhalten. „Cross-Photonics.“, wies ihn Evan an und der Ex-Soldat nickte. Er setzte sich ans Steuer und fuhr los. Die Wut verflog allerdings nicht. Vancouver – Allison Street 22B Leo Donovan fühlte den Schmutz an sich, auch wenn sich während der Observation nicht lange auf dem erdigen Boden befunden hatte. Vielleicht war es auch nur die Erinnerung, dass er einst dieselbe Uniform wie diese Leute getragen hatte. Jedenfalls war er froh endlich wieder in seiner Wohnung zu sein. Zurück bei Cross-Photonics hatte er sich angeboten bei einer Strategie zu helfen, doch Evan Cross hatte ihn und die anderen einfach nach Hause geschickt. Donovan fühlte sich nicht beleidigt. Er wusste, dass sein Boss seine Meinung sicher respektierte, die Sache aber alleine regeln wollte. Nur, dass es dies nicht war. Leo Donovan, also er selbst hatte in der anderen Zeitlinie aus der Evan kam nicht existiert. Zumindest war er nicht Teil von Cross-Photonics. War der andere Donovan etwa noch Mitglied beim Militär? Ein unvorstellbarer Gedanke. Evan Cross würde in diesem Moment eigenbrötlerisch über die Zukunft des Projekts nachdenken. Vielleicht würde er sich von Dylan Weir und Angelika Finch beraten lassen, andere Personen ließ er nicht an sich heran, wie ihn der ehemalige Major inzwischen einschätzte. Er hatte ein Ultimatum von 48 Stunden erhalten, nach deren Ablauf war Donovan vermutlich arbeitslos. Die Regierung würde Cross-Photonics dicht machen, daran hatte er keinen Zweifel. Erschöpft warf er seinen Mantel auf die Couch und fuhr sich durchs Haar. Er bekam durst und schritt in Richtung Küche. Er freute sich bereits seine Kaffeemaschine einzuschalten, doch… jemand war ihm zuvorgekommen. „Mein Gott ist das schon lange her, seit ich so einen guten Kaffee probiert habe.“, lächelte ihm Colonel Hall zu. Donovan griff an seinen Halfter, wo sich die Clock befand. Er zog sie und richtete sie auf den Eindringling. „Was denn? Wollen Sie etwa einen vorgesetzten Offizier erschießen?“, lachte Hall los. Donovan verengte die Augen. „Ich bin nicht mehr beim Militär.“, erinnerte er. Doch Hall konnte er damit nicht beeindrucken. „Das sehen Sie falsch. Einmal ein Soldat, immer ein Soldat. Die Frage ist nur auf welcher Seite man steht.“, konkretisierte er. Er setzte sich an den Küchentisch und trank gemächlich den Kaffee aus Donovans Maschine. „Wieso sollte ich nicht auf der Stelle die Polizei rufen?“, hakte er nach. Immerhin war Hall hier eingebrochen und egal ob er Soldat war oder nicht, das war in Kanada immer noch eine Straftat. Hall lächelte milde. „Sie wissen, dass das nichts bringt. Ich habe Cross ein Ultimatum von 48 Stunden gegeben, doch ich weiß bereits wie er sich entscheiden wird. Wie können seine Ausrüstung in Beschlag nehmen, aber damit hätten wir nur die Hälfte erreicht. Das Genie hinter dem Projekt würde uns entgehen. Wie Sie sehen bringt es überhaupt nichts Cross-Photonics dicht zu machen. Aber angenommen wir hätten einen Spion in Evan Cross’ Reihen der uns Bericht erstattet, würde die Sache anders aussehen. Wir würden dem Jungen erlauben weiter seiner Anomalienforschung nachzugehen und könnten davon profitieren.“ Leo Donovan gefiel ganz und gar nicht worauf dieses Gespräch hinauslief. Hall stand auf und blickte dem ehemaligen Major direkt in die Augen. „Leo, Sie können doch nicht im ernst für diesen dilettantischen Haufen arbeiten! Aufgrund der Wanze weiß ich, dass Sie letztens einen Ihrer Männer verloren haben. Und ein weiteres Mitglied Ihres Teams wäre auch fast gestorben. Cross-Photonics ist für die Art der Operation nicht ausgestattet, das müssen Sie längst erkannt haben.“ Donovan schüttelte den Kopf. „Dieser Gefahr entgehe ich, indem ich Evan Cross nur gut genug beschütze.“, verteidigte er sich. Eine Spur Wut kam in Hall auf. „Und wie lange? Wie viele Menschen sollen Ihrer Meinung nach noch für Evan Cross’ kleines Pokerspiel draufgehen? Ich biete Ihnen die Chance sich dem richtigen Team anzuschließen. Die 48 Stunden gelten nicht nur für Cross, sondern auch für Sie. Project Magnet braucht Sie. Ich brauche Sie. Entscheiden Sie sich richtig.“, trank Hall den Kaffee aus und stellte den Becher hin. Dann ließ er Donovan stehen. Dieser würde jetzt ohnehin Zeit zum Nachdenken brauchen. Vancouver – Strand de Palmer Ken Leeds hatte sich damit beeilt General Mason alle wichtigen Vorkommnisse mitzuteilen. Seine Absicht war es lediglich schnell vom Okanagan Lake wegzukommen. Es gefiel ihm nicht sonderlich. Er hätte Evan Cross gegenüberstehen und die Schadenfreude spüren können, wenn Hall ihm sein Spielzeug wegnahm. Doch dann hatte er einen Anruf bekommen. Sein spezieller Freund wollte sich mit ihm treffen und unter normalen Umständen hätte Leeds die Unterhaltung verschoben. Doch der Lieutenant wusste, dass sein Partner einen engen Zeitplan besaß. Er war nicht lange an derselben Stelle. Oder derselben Zeit. Leeds marschierte den feuchten Strand entlang und erblickte kurz darauf den Mann, der für dieses Jahreszeit viel zu dick gekleidet war. Er trug einen großen Gut, weiten Mantel mit Handschuhen und einen Schal, der die Hälfte seines Gesichts verdeckte. Wäre dieser Anblick nicht schon skurril genug, prangte eine schwarze Sonnenbrille über seiner Augenpartie. Der Mann der sich ihm als H. G. Wells vorgestellt hatte, blickte aufs Meer hinaus und trotz der Sonnenbrille, glaubte Leeds Melancholie in seinen Augen zu erkennen. „Lieutenant, schön, dass Sie sich so kurzfristig mit mir treffen konnten.“, begrüßte er den Project Magnet Mitarbeiter fromm. Leeds nickte ihm nur zu und wartete darauf, was er zu sagen hatte. „Colonel Hall verhält sich genauso wie es unser Plan vorsieht?“, hakte Wells nach. Leeds bejahte. „Das tut er. Aber war es wirklich ratsam das Militär einzuschalten? Sie könnten ein Hindernis werden.“, meinte er. Wells schüttelte leicht den Kopf. „Nein, das gehört alles zum Plan. Mit dem Militär auf dem Spielbrett wird Evan Cross zu beschäftigt sein um uns auf die Schliche zu kommen. Wir können unsere Vorbereitungen in aller Ruhe treffen.“, verriet er. Leeds schluckte. Er konnte Wells nicht richtig einschätzen. Am liebsten hätte er ihn nach seinem echten Namen gefragt, doch wahrscheinlich hätte er keine Antwort erhalten. Stattdessen öffnete Wells seine Manteltasche und holte ein Paket heraus. Er reichte es Leeds und wartete auf dessen Reaktion. „Was ist das?“, fragte er ohne den Inhalt auszupacken. „Ganz einfach, damit wird sich alles ändern.“, versicherte er. Leeds fühlte wie er kribbelig wurde und es waren nicht nur die Medikamente wegen der Amputation. „Das heißt…“, konnte er es gar nicht aussprechen. Deshalb übernahm Wells das für ihn. „Ja. Phase 3 ist hiermit gestartet.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)