Primeval: New World Season II von kentasaiba ================================================================================ Kapitel 9: [Folge 09] Am Ende der Zeit - Teil 1 ----------------------------------------------- London, Wandsworth - Balham-Bahnhof, 72 Stunden vor der Apokalypse Therizinosaurus. Ein theropoder Saurier, der in der Unterkreide zu Hause war. Pflanzenfresser. Eine sympathische Eigenschaft, wie Matt Anderson zuerst fand. Ja, er liebte Pflanzenfresser, oder Herbivoren wie man sie auch nannte regelrecht. „Scheinbar wird das hier kein Problem, ich übernehme das.“ Das waren sie somit gewesen. Matts dümmste Worte die er wohl jemals in seinem Leben gesagt hatte. Es war die Art von Satz über den man später sicher lachen konnte, im Moment war ihm aber nicht dazu. Als wie man in der Schule etwas Lächerliches gesagt und Jahre später auf einem Klassentreffen daran erinnert wurde. Nur, dass Matt nie auf eine richtige Schule gegangen war. Sein Vater hatte ihm alles nötige beigebracht, wofür er sehr dankbar war. Er wusste nicht, ob er dieses Gefühl vermisst hätte, aber aufgrund, dass die Oberfläche ohnehin von Prädatoren und Megopterans wimmelte, hätte er ohnehin nie ein Klassenzimmer von innen gesehen. Als der Zoologie studierte, sympathisierte er am meisten mit den Pflanzenfressern, diese konnten zumindest nicht ihr riesiges Maul aufreißen und sich auf wehrlose Menschen stürzen. Nun gut, ihr Maul vielleicht nicht, aber an ihre Krallen hatte Matt zu diesem Zeitpunkt weniger gedacht. Der Therizinosaurus war mit seinen 9 Metern ohnehin schon ein Ungetüm, doch seine Krallen waren das weitaus größere Übel. Der große Hals des Sauriers verhinderte, dass der kleine Gegner vor sich gut im Auge halten konnte, vermutlich war das der Grund warum Matt noch nicht zu Shashlik verarbeitet wurde. In seiner Zeit, über 200 Jahre in der Zukunft musste er jeden Tag ums Überleben vor Monstern kämpfen. Und hier… gut, hier war es nur mindestens einmal die Woche, ein Fortschritt wenn man es so bedachte. Therizinosaurier waren sehr territoriale Tiere und lebten bis ins späte Maastrichtium, länger als einige Karnivoren. Dies lag vermutlich daran, dass sich dieser Saurier sehr gut zu verteidigen wusste. Aufgrund der Knochenfunde, schlossen die Wissenschaftler daraus, dass die Echse mittels seiner drei etwa 1 Meter langen Krallen an jeder Hand, jeden Gegner in die Flucht scheuchte. Die die wirklich hartnäckigen… nunja, Matt erinnerte sich nur ungern an die Grillfeier bei Connors und Abbys Hochzeit. Zumindest nicht in diesem Moment. Am liebsten hätte er dem Ungetüm direkt ins Gesicht gesagt, dass sich sein Territorium ganz woanders befand, und er unwissendlich 70 Millionen Jahre in die Zukunft gereist war. Mal abgesehen von der sprachlichen Barriere, lag der Kopf des Therizinosaurus einfach zu weit oben. Im Gegensatz zu seinen Krallen. Matt wusste, dass er sich Illusion hingegeben hatte, indem er dachte, dass das kleine Schaffnerhäuschen ihm wirklich Schutz geben konnte. Die Krallen des Therizinosaurus rissen das Holz nun in Teile und Matt wich weiter zurück. Erneut hob er sein EMD und drückte ab. Wieder ohne Erfolg. Er fluchte, angesichts dessen, dass er sich einfach zu viel Zeit gelassen hatte. Seine Neugier hatte über ein schnelles Handeln triumphiert. Das erlaubte es dem Therizinosaurus anzugreifen und seine Krallen blitzschnell nach dem Teamleiter auszufahren. Matt hatte gar keine Wahl gehabt als sich mit dem EMD zu schützen. Doch die Krallen hatten es längsseitig aufgespießt und seine Funktion eingeschränkt. Matt konnte die Waffe zwar laden, aber nicht mehr abfeuern. Verdammt, wo war Becker wenn man ihn mal brauchte? Es war Matts eigene Schuld ihm zu befehlen erst einmal die Anomalie zu schließen, bevor er zur Unterstützung eilte. Der Therizinosaurus würde Matt zwar nicht fressen, aber in kleine Häppchen schneiden, was ihm genauso wenig behagte. Er musste irgendetwas finden um sich zu verteidigen, ein Kunststück bei diesem 9 Meter großen Giganten. Wessen geniale Idee war es noch gleich auf Handfeuerwaffen zu verzichten? Er hatte Becker nur angelächelt und auf die EMDs geschworen, als seien sie die Bibel. Zugegeben, in der Zukunft kam diese Technologie einem Heiligtum sehr nahe. Es war die beste Methode um Prädatoren in Schach zu halten. Besäßen diese 1 Meter lange Krallen hätte man diese Waffen vermutlich handfester gebaut. Aber jetzt war nicht die Zeit sich zu beschweren, denn ein Teil des Daches brach ein. Der Kopf des Therizinosaurus wurde in die Hütte gesteckt und die scharfen Krallen schoben sich durch den Türrahmen. Matts einziger Fluchtweg war somit das Fenster. Schnell eilte er zu ihm und riss es auf. Er musste auf einen kleinen Hocker steigen um es nach draußen zu schaffen. Doch was jetzt? Vor ihm erstreckte sich das Bahngleis, hinter ihm der Therizinosaurus. Links und rechts von ihm gab es nicht viel, außer vereinzelten Bäumen. Nachdem der Saurier bemerkt hatte, dass sein Opfer nicht mehr im Vorstandshäuschen war, erhob er sich und begann es zu umrunden. Matt blieb nichts übrig als nach links zu rennen zwischen den Bäumen Schutz zu suchen. Doch es waren nur wenige und die Arme und Krallen des Urzeitmonsters waren lang genug um zwischen ihnen hindurch zu greifen. Vermutlich nutzte der Therizinosaurus sie um in seiner Periode Früchte und besonders leckere Blätter von weiter oben oder verwickelten Stellen zu klauben. Hätte es sich nicht um eine stillgelegte Bahnstrecke gehandelt, wäre Matt einfach über die Gleise gesprungen und hätte das Tier angelockt. Mit ein bisschen Glück wäre dann ein Zug gekommen und hätte es erfasst. OK, vielleicht mit sehr, sehr viel Glück. Dass er sich jedoch nicht innerhalb eines Zeichentricksfilms befand wurde Matt schnell klar, als der Therizinosaurus vor der Baumreihe angekommen war. Seine Arme fassten an einem Baum vorbei und es wirkte so, als würde er ihn umarmen. Die Spitzen der Krallen waren nur noch Zentimeter von Matt entfernt und dessen Herz klopfte wild. „Matt!“, erklang plötzlich eine bekannte Stimme. Dem Zoologen war es unmöglich an dem Ungetüm vorbeizuschauen, doch die Person die scheinbar angerannt kam, hätte er auch so leicht erkannt. „Das wurde langsam auch Zeit!“, bemängelte Matt und die Bestie vor ihm reckte ihren Kopf. Eine weitere Person war hinter ihr aufgetaucht und hielt ihr eine Waffe entgegen. Gerade als Becker die EMD benutzen wollte, hob der Therizinosaurus die riesigen Pranken und der Energieausstoß prallte an ihnen ab. Der Saurier brüllte nun und drohte auch sich auf Becker zu stürzen. „Becker, die Waffe!“, rief Matt und der Captain verstand. Er vertraute Matt und warf die EMD flach über den Boden in Richtung der Baumreihe. Sich selbst warf er in einen kleinen Graben, um so wenigstens etwas Schutz zu finden. „Hey, hast du mich vergessen? Typisch, ständig ziehen alle Becker vor.“, machte sich Matt über den Therizinosaurus lustig und es funktionierte. Dieser drehte sich erneut um und rannte auf den Zoologen zu. Dieser ließ sich nun flach auf den Boden fallen und sah zu wie die Krallen der Echse und den Baum stießen. Wütend versuchte der Therizinosaurus sie wieder herauszuziehen, doch dies war eine Chance, die Matt für sich nutzte. Er drückte gleich zweimal ab um sicher zu gehen, beide Schüsse trafen den massiven Körper der Echse. Danach rollte er sich so schnell wie möglich zur Seite, damit er nicht unter deren Gewicht begraben wurde. Der Therizinosaurus war ins Land der Träume geschickt worden und Matt musterte ihn aus einiger Distanz. Becker kam angerannt und überzeugte sich ebenfalls ob das Tier friedlich schlief. „Scheinbar handelt es sich um ein Männchen, wohl doch nichts für dich. Oder vielleicht doch?“, fragte Matt und Becker riss ihm das EMD wieder aus der Hand. „Nächstes Mal pass besser auf deine Ausrüstung auf.“, bat er. Matt seufzte. „Du hättest auch ruhig früher auftauchen können, wieso dauert es so lange eine Anomalie zu schließen?“, hakte er nach. Becker rollte mit den Augen. „Es ist noch ein zweites dieser Tiere durchgekommen. Und so wie es auf mich los ist, war es wohl das Weibchen. Aber keine Sorge, Connor und Mac haben sich darum gekümmert.“, verriet er. Matt strich sich über die Haare und hoffte, dass sich die Anomalie nicht schloss, bis sie den Therizinosaurus zurückgebracht hatten. Eine Version davon im Tier-Sektor des ARC unterzubringen und sich auch noch darum zu kümmern sagte ihm wenig zu. Die Echse hatte zwar kontinuierlich Matts Nähe gesucht, doch gegenseitig bestand diese Sympathie keinesfalls. „Dafür darfst du den hier zurückbringen. Er ist recht groß, also würde ich vorschlagen du charterst einen Bagger oder so.“, meinte er. Ein unangenehmes Stöhnen seitens Beckers. „Warum ausgerechnet ich?“, fühlte er sich herabgesetzt. Matt sah ihn streng an. „Weil ich erstens den Gigantoraptor letzte Woche zurück schleifen durfte und zweitens weil ich dein Boss bin.“, erklärte er. Becker nickte akzeptierend und ging an sein Handy, als dieses kurz darauf vibrierte. „Connor und Mac haben den Saurier zurück durch die Anomalie geschafft und diese vorsorglich verschlossen. Sie warten nur noch auf uns.“, verriet er. Matt schüttelte stoisch den Kopf. „Sie warten auf dich, ich will einfach nur nach Hause und eine Dusche nehmen.“, sagte er ermattet. Becker protestierte lautstark. „Willst du mir nicht wenigstens helfen?“, war etwas Flehendes in seiner Stimme. Matt schüttelte den Kopf. „Die Lage wurde entschärft, die Tiere betäubt und die Anomalie geschlossen, der Großteil der Arbeit wurde somit vollbracht. Den Rest schafft ihr auch ohne mich.“, klopfte er Becker auf die Schulter und dieser seufzte. „Achja, schneide dich nicht an seinen Krallen!“, rief ihm Matt nach bevor er zum Parkplatz vor der Bahnstation zurückkehrte. Er freute sich bereits auf seine Wohnung und dort endlich etwas Ruhe zu finden. London – Bradeshaw-Street Matt parkte wie gewohnt in dem mittelgroßen Parkhaus und verriegelte den Wagen mittels Fernsteuerung. Er schlenderte zum Kofferraum und öffnete ihn. Ein paar Pizzen waren das Einzige, zu dem er heute groß Lust hatte. Sein bessere Hälfte belehrte ihn zwar ständig, dass er sich nicht ständig so ernähren konnte, doch an manchen Tagen half es eben nichts. Er klemmte sich die Schachteln unter den Arm und begab sich Richtung Lift. Er betätigte den Kopf zu seiner Dachgeschosswohnung und hatte sie in wenigen Minuten erreicht. Er schlenderte den langen Flur entlang und griff in seine Hose um nach dem Schlüssel zu fischen. Bald hatte er ihn in der Hand und schloss auf. Auf den ersten Blick hatte sich nichts verändert. Die Klamotten lagen in der Ecke und auch die Schuhe waren alles andere als geschlichtet. Auf dem Telefon neben dem Eingangsbereich war ein Zettel geklebt. Matt erinnerte sich ihn heute Morgen dort angebracht zu haben. „Noch mal wegen der Sache mit dem Zusammenziehen reden“, las Matt in Gedanken und erinnerte sich, dass er diese Aufgabe ebenfalls noch vor sich hatte. Auf einmal fühlte sich der Kampf gegen den Therizinosaurus wesentlich einfacher an als das drohende Telefonat. Er schlenderte in die Küche, die lediglich neben dem Flur angesiedelt war und legte alle Pizzen bis auf eine in den Kühlschrank. Er wusch sich die Hände und wollte erst unter die Dusche springen, bevor er sich über Käse und Salamis hermachte. Gerade in dem Moment als er die Küche wieder verlassen wollte, klingelte sein Handy. Er zog es aus der Tasche und warf einen Blick auf das Display. Jess Parker. Er wusste nicht was Jess von ihm wollte, nur dass es definitiv mit Arbeit zu tun hatte. Matt hätte den Anruf am liebsten ignoriert, doch aufgrund seiner Position als Teamleiter war das unmöglich. Er holte tief Luft und nahm das Gespräch an. „Hallo Jess, was gibt es?“, fragte er sanft. Die Antwort der Team-Koordinatorin erfolgte rasch und aufgeregt. „Matt, bitte reg dich jetzt nicht auf!“, sagte sie unverzüglich. Die Augen des Zoologen weiteten sich. War etwas passiert? Etwas an der Bahnhof-Station? Hätte er Becker und die anderen doch noch nicht so früh alleine lassen sollen? War der Therizinosaurus wieder aufgewacht und hatte das Team angegriffen? War jemand verletzt oder sogar getötet worden? Matt betete, dass dies nicht der Fall war. Er wollte nachfragen was passiert sei, doch seine Freundin kam ihm zuvor. „Matt, wir haben eine Anomalie!“, sprach sie außer Atem. Matts Stirn zog sich in Falten. Sie hatten doch gerade erst eine vor einer Stunde geschlossen, warum war so schnell wieder eine aufgegangen? „Wo?“, hakte er nach und machte sich bereit seine Wohnung wieder zu verlassen. Die Pizza konnte zum Glück nicht kalt werden und duschen… wer brauchte das schon? „Bei dir zu Hause, Matt.“, flachte Jess’ Stimme auf einmal ab. Gut, damit hatte der Zoologe keinesfalls gerechnet. Bei ihm zu Hause? Wovon redete Jess da bloß? „Wie soll ich das verstehen?“, hakte er nach. Jess redete fast ohne Punkt und Komma. Gut, im Prinzip wie immer. „Vor wenigen Minuten hat sich in der Bradeshaw-Street eine Anomalie geöffnet und zwar in deiner Wohnung.“, erzählte sie stockend. Matt fühlte die Anspannung in sich hochkommen. „OK, wer hat sich das einfallen lassen? Connor? Sag dem Spaßvogel sowas ist nicht witzig.“, hoffte er darauf, dass es sich lediglich um einen Scherz handelte. Doch Jess’ Tonlage nach, war dies nicht der Fall. „Hör zu, Matt! Das ist kein Witz, bei dir befindet sich tatsächlich eine Anomalie. Verschwinde aus deiner Wohnung, Becker und die anderen sind schon unterwegs.“, warnte sie. Matt schluckte und legte auf. Er schritt zu einem Schrank und räumte die Kochtöpfe beiseite. Dahinter befand sich eine hölzerne Kiste, die er sofort hervorholte und aufriss. Erleichtert stellte er fest, dass sich seine Browning 9 mm Halbautomatik immer noch an Ort und Stelle befand. Er hielt sie mit beiden Händen umklammert und schritt auf den Flur hinaus. Langsam bewegte er sich Richtung Wohnzimmer das am nächsten lag und preschte nach vorne. Er richtete die Browning nach vorne und inspizierte jeden Fleck des Raums. Falls sich ein Tier hier verkrochen hatte, konnte es nicht sonderlich groß sein. Matts Herz schlug schneller, als er hinter sich Geräusche vernahm. Er drehte sich um und ging vorwärts. Bald war er vor der Tür zu seinem Schlafzimmer gekommen. Geräusche die so ähnlich klangen wie Pfeifen. Doch das konnte nicht sein, oder? Es musste sich um eine Art Lockruf eines Tiers handeln. Schnell riss Matt die Tür auf und sprang ins Innere. Er ließ seinen Blick schweifen, welcher vor seinem Bett zum ruhen kam. Jemand stand mit dem Rücken zu ihm gewand und pfiff ein Lied das ihm seltsam bekannt vorkam. Wo hatte er es zuletzt noch mal gehört? Richtig, es stammte von der Gouvernante, die früher immer von seinem Vater gebeten wurde auf den kleinen Matt aufzupassen. Der Mann streckte nun seine Finger aus, in Richtung eines gerahmten Fotos auf Matts Nachttisch. „Süß die Kleine. Deine?“, fragte der Kerl und Matts Blick wanderte zu dem Bild. „Ja. Ihr Name lautet Emily.“, verriet er, obwohl er keinen blassen Schimmer hatte warum. Wieso gab er diese Information so freizügig weiter? Die Person vor ihm war ihm so vertraut wie niemand anderes, den er bisher getroffen hatte. „Ohman, da könnte man glatt neidisch auf sich selbst werden.“, meinte der Mann und drehte sich nun mit einem Ruck um. Matt taumelte zurück und ließ beinahe die Pistole fallen. In seinem Schlafzimmer befand sich kein einziger Spiegel, zumindest bis jetzt nicht. Der Mann vor ihm sah ihm zum verwechseln ähnlich. Nein, man hätte die beiden definitiv verwechselt wenn es dazu gekommen wäre. Der Mann vor ihm war Mitte 30, etwa 1.85, mit Dreitagebart und Kurzhaarfrisur. Einzig und allein ein paar wenige Kratzer im Gesicht verrieten dem Zoologen, dass es sich nicht um ein Spiegelbild handelte. Vor Matt Anderson stand… Matt Anderson. Lediglich die Kleidung des Gegenübers unterschied sich von seiner. Über einem schwarzen Sweater trug der Mann eine Jacke, an deren Ärmeln sich ein Symbol befand. Ein umschlungener, blauer Kreis mit den Buchstaben A, C und C darin. Diese erinnerten Matt unweigerlich an seine eigene. Nach dem Zwischenfall mit der Konvergenz hatte Lester eine einheitliche Uniform eingeführt. Diejenigen Bürger, die sich nicht hinters Licht hatten führen lassen, würden somit zumindest keine Angst vor wild umherrennenden, bewaffneten Männern kriegen. Die Buchstaben ARC, stehend für das Anomaly Reserach Center sollten sie im Zweifellsfall ausweisen. „Wollen wir tauschen?“, fragte der andere Matt plötzlich. Auf was bezog er sich? Ihre Position? Ihre Jacken? Als er noch einmal auf das Foto zeigte, wehrte der Besitzer ab. „Nein, schlag dir Emily gleich wieder aus dem Kopf. Du wärst nicht ihr Typ.“, erklärte er. Der Mann mit der ACC-Jacke hielt einen Moment inne und lachte dann los. „Verstehe, der war witzig.“, gab er zu. Der Zoologe ließ sich aber nicht einlullen. „Schluss jetzt mit den Spielchen. Wer bist du?“, hakte er nach. Der ACC-Matt zuckte nur mit den Schultern. „Naja… ich bin du.“, erinnerte er. Doch seinen Gegenpart konnte er allein damit nicht überzeugen. „Du bist doch nur eine Halluzination, oder?“, hakte dieser nach. Matt erinnerte sich als es ihm gelungen war Burtons Anomalie zu schließen und er dabei verletzt wurde. Diese hatte er natürlich gekonnt heruntergespielt und sich souverän gegeben. In Wahrheit war seine Kopfverletzung jedoch schlimmer gewesen und er hatte tagelang halluziniert. Unter anderem auch von sich selbst. Der ACC-Matt schüttelte den Kopf. „Bin ich nicht!“, versicherte er. Matt Anderson schoss seinem Zwilling direkt in den Kopf. Die Kugel zischte durch den Körper und blieb in der Wand dahinter stecken. Der ACC-Matt räusperte sich lautstark, als wäre ihm diese Aktion peinlich gewesen. „Ich bin real, aber nicht körperlich da.“, setzte er zur Erklärung an. Der ARC-Matt war bereit sich die Geschichte anzuhören, senkte aber keinesfalls seine Pistole. Sein Doppelgänger zeigte auf eine Tür neben ihm, diese, so wusste er führte es Badezimmer. „Mit dem Kalkulieren war ich nicht so gut, die Anomalie hat sich direkt auf deiner Toilette geöffnet. Jess Parker wird dich sicher bereits darüber informiert haben. Wir sollten unser Gespräch vorantreiben, Becker und die anderen könnten jeden Moment heroisch zu Hilfe eilen.“ Der ARC-Matt rang sich nun endlich dazu durch die Waffe zu entsichern und wegzustecken. „Letzte Chance, wer bist du und warum bist du hier?“, fragte er ernst. Sein anderes Ich nickte und nahm nun ebenfalls eine ernste Miene an. „Mein Name ist Commander Matt Anderson und ich komme aus dem Jahr 2211. Ich gehöre einer Behörde namens ACC, dem Anomaly Control Center an. Meine Vorgesetzten wissen nicht, dass ich mit dir Kontakt aufnehme. Ich habe diese Anomalie mittels eines Openers in einem mit Blei abgeschirmten Raum geöffnet.“, verriet er. Der ARC-Matt wirkte überrascht. „Klingt nach etwas Illegalen.“ Sein Doppelgänger nickte betreten. „Das ist es wirklich, doch ich sehe keine andere Option. Ich brauche deine Hilfe, denn wenn nicht wird die Welt, so wie wir sie kennen aufhören zu existieren. Die Apokalypse ist nah.“, warnte er. Der ARC-Matt zuckte aber nur mit den Schultern. „Schon wieder?“ Der Commander spürte, dass ihm sein anderes Ich nicht ernst nahm. „Ich meine es ernst! Ein gefährlicher Krimineller ist aus unserer Zeit in eure Zeit geflohen. Er besitzt Technologie mit der er im Stande ist, großen Schaden anzurichten.“, wurde er ausdrücklicher. Der ARC-Matt ließ den Kopf hängen und nickte dann leicht. „Schon verstanden. Was soll ich tun?“, fragte er erwartend. Sein Doppelgänger wurde plötzlich nervös. „Ich fürchte man hat mich entdeckt. Wir müssen das hier abkürzen, damit ich in der Zukunft keinen Verdacht errege. Es gibt eine Person deren Leben du unbedingt retten musst. Das wird zwar den Zeitverlauf ändern, doch diese Person ist der Einzige der diesen Verbrecher aufhalten kann. Du musst ein Team zusammenstellen und die Person auf der Suche nach dem Kerl unterstützen. Leider kannst du nicht selbst gehen, das würde zu viel Aufsehen erregen. Schick Becker, Connor oder wen auch immer, Hauptsache ihr haltet diesen Kriminellen auf. Du kannst die Mission koordinieren und hoffentlich zum Erfolg bringen. Ich habe dir einen Mikrochip mit allen nötigen Daten durch die Anomalie geworfen, bitte rette meine Zukunft.“, sagte er und das projizierte Hologramm wurde immer blasser. Der ARC-Matt hörte wie an seine Tür geklopft wurde. Sicher Becker und die anderen. „Warte!“, hielt er sein zukünftiges Ich auf. „Wie heißt diese Person die wir retten sollen?“, hakte er nach. Der ACC-Matt wurde immer blasser, wollte seinem anderen Ich diese Frage aber noch beantworten. Becker drang zusammen mit einigen Soldaten in Matts Wohnung ein und pirschte sich bis zum Schlafzimmer durch. „Matt! Wo ist die Anomalie?“, wollte er von seinem Teamleiter wissen und dieser zeigte Richtung Bad. „Aber sie ist inzwischen wohl schon weg. Aber dort liegt ein Mikrochip drin, bringt ihn unbeschadet ins ARC, Jess soll die Daten darauf auswerten.“, befahl er, obwohl Becker reichlich verwirrt wirkte. Doch das Team folgte seinen Anweisungen und vollführte den Schritt des Plans, den Matts zukünftiges Ich vorgesehen hatte. Der Zoologe hatte im Prinzip keine andere Wahl als diesem zu vertrauen, immer war dieser ja er selbst, richtig? Immer noch ließ er sich den Namen durch den Kopf gehen, den ihm dieser genannt hatte. Wo hatte er ihn schon einmal gehört? Diesen… Evan Cross? Vancouver – Edington Street, verlassene Mietwohnung, 24 Stunden vor der Apokalypse Ken Leeds war erfahrenen genug nur Schleichwege zu benutzen um an sein Ziel zu gelangen. Es war unwahrscheinlich, dass ihm jemand gefolgt war. Es wäre ein böser Scherz gewesen, wenn sein Plan jetzt noch gescheitert wäre. Nein, ihrer beider Plan. Er hatte Wells nie vertraut, doch er war ein notwendiges Übel gewesen um alle Phasen des Plans umzusetzen. Der ehemalige Lieutenant sah sich erneut nach allen Seiten um und betrat dann das Mietshaus. Aufgrund der Ressourcen hätte sich Wells bestimmt etwas Besseres, in einer besseren Gegend leisten können, aber er zog es vor nicht aufzufallen. Eigentlich ein lächerlicher Gedanke, jeder der ihn in seinem vermummten Aufzug sah, würde sofort skeptisch werden, besorgte Bürger sogar die Polizei rufen. Doch Leeds wusste, dass sein Partner etwas zu verbergen hatte. Die Frage war nur, war das wirklich noch nötig? Wells Anruf und die Bitte nach einem Treffen konnten nur einen Grund haben. Die spezielle Batterie, die Wells aus den Beständen des verstorbenen, britischen Millionärs Phillip Burton geordert hatte, war endlich eingetroffen. Was hatte der Mann aus der Zukunft noch einmal gesagt? Der bräuchte drei Teile um das Puzzle zu vollenden. Eines davon war der Opener, den er aus seiner Zeit gestohlen hatte. Mit ihm war es Leeds möglich gewesen ins Jahr 2210 zu reisen und dort den Prototyp zu stehlen, den Wells so dringend brauchte. Wenn der Mann nun auch noch die nötige Batterie für seine Apparatur besaß, konnte der Moment auf den Leeds solange gewartet hatte endlich beginnen. Etwas wehleidig sah er zu seinem Stumpf, an dem sich vor wenigen Monaten noch sein linker Arm befunden hatte. Erst wollte er den Opener nutzen um in die Vergangenheit zu reisen und alles rückgängig zu machen. Doch dies wäre ein sehr niederes Ziel gewesen. Klar, Leeds konnte eigennützig agieren und etwas für sich tun, doch das reichte ihm nicht. Genau wie Wells strebte er höhere Ziele an. Wenn das Projekt ein Erfolg war, hätte die ganze Menschheit ihre Freude daran. Es war diese neue Welt, von der Leeds so schwärmte. Er betrat das Mietshaus und hastete die Treppe nach oben, zur obersten Wohnung. Er benutzte das vereinbarte Klopfzeichen und drückte dann die Klinke nach unten. Im Flur der Wohnung hatte sich nichts verändert, Wells hatte sicher auch besseres zu tun als zu dekorieren. Leeds warf einen Blick in den ersten Raum, dem Schlafzimmer. Keine Spur von seinem Partner. „Hallo? Ich bin es!“, rief er um sich bemerkbar zu machen. Gut, den letzten Satz hätte er sich vermutlich sparen können, immerhin hatte das Klopfzeichen den Besucher bereits identifiziert. Auch ein Blick in die Küche brachte den ehemaligen Lieutenant keinen Schritt näher. Somit blieb nur noch das Wohnzimmer und Leeds bog um die Ecke. Der Fernseher war aus, die Fenster standen offen und belüfteten das Zimmer. Er ließ seinen Blick schweifen und erkannte einen stehenden Mann, der an einigen Gerätschaften schraubte. Leeds fiel es schwer sein Alter einzuschätzen, doch sein Gesicht wirkte abgehörtet und verbittert. Sofort zog Leeds seine Waffe und richtete sie auf den Fremden. „Sie wollen mir doch nicht etwa in den Rücken fallen?“, hakte Wells nach, der es nicht einmal für nötig befand seinem Laufburschen einen Blick zu schenken. Leeds schluckte, senkte seine Waffe und entschuldigte sich augenblicklich. „Es tut mir leid, es ist leicht irritierend Sie ohne Maskierung zu sehen.“, meinte er und hielt im selben Moment inne. Er musterte den Mann vor sich erneut und erst beim zweiten Mal erkannte er ihn. „Sie?“, fragte er perplex, doch Wells schien sich immer noch nicht mit seinem Gast zu beschäftigen. „Wir sind nahe an unserem Ziel, ein Versteckspielen wird nicht mehr nötig sein, meinen Sie nicht?“, erwiderte Wells abfällig und Leeds gab ihm recht. Dieser fragte sich ob er seinen Partner auf dessen Identität ansprechen sollte, stellte es dann aber hinten an. Im Prinzip spielte es keine Rolle wer Wells war, nur das gemeinsame Ziel war wichtig. „Die Frage ist eher ob ich einem von Cross’ kleinen Freunden vertrauen kann.“, rang sich Leeds dann doch dazu durch. Wells unterbrach seine Arbeit augenblicklich und bedachtes Leeds eines strengen Blickes. „Evan Cross ist nicht mehr relevant.“, antwortete er. Leeds schüttelte stoisch den Kopf. „Für mich schon. Meine Rache hat sich immer noch nicht erfüllt.“, erinnerte er. Wells stieß ein verächtliches Geräusch aus. „Leben Sie ruhig weiter in Ihrer kleinen, elitären Welt. Morgen wird diese nicht länger bestehen und die neue Welt wird ihren Anfang nehmen.“ Leeds spürte ein Zittern in seinem Stumpf. „Mo… morgen bereits? Können Sie das so schnell bewerkstelligen?“, konnte er es kaum fassen. Wells nickte kurz. „Ja, wenn Sie mich nicht bei meiner Arbeit unterbrechen ja. Alles was fehlt, ist es die Batterie an den Prototypen anzuschließen. Allerdings ist ein weiteres, kleines Problem aufgetaucht. Sie haben den Opener zu sehr belastet, weshalb ich mir nicht sicher bin, ob wir ihn noch verwenden können.“, erzählte Wells. Leeds Augen weiteten sich merkbar. „Und das nennen Sie ein kleines Problem? Das ist eine Katastrophe, denn diese Dinger gibt es nicht einfach im Supermarkt zu kaufen, wie Sie vielleicht wissen.“, protestieret er. Doch Wells blieb die Ruhe selbst und schraubte weiter an seinen Maschinen. „Ganz ruhig. Ich habe einen Plan, der uns ganz leicht ein neues Exemplar zuschießen wird. Evan Cross ist nämlich ebenfalls im Besitz eines Openers und er wird so freundlich sein ihn uns zu bringen.“, verriet er. Leeds rümpfte seine Nase. „Weil er so ein netter Kerl ist? Ich kann es nicht fassen, dass unser Plan auf einmal von Cross abhängen soll.“ Wells rang sich ein Schmunzeln ab. „Keine Sorge. Wie gesagt, ich habe einen Plan durch den wir die Annexion morgen starten können.“ Leeds atmete tief ein. Die Annexion. Das Ereignis worauf er die letzten Wochen hingearbeitet hatte. Wenn Wells die Wahrheit sprach würde morgen die Welt so wie er und alle anderen Menschen sie kannten, aufhören zu existieren. Und etwas Neues, weitaus Schöneres würde entstehen. Er nahm Haltung an, wie damals in seiner Zeit beim Militär. „Sie können sich auf mich verlassen. Ich würde alles nötige tun, um die neue Welt möglich zu machen.“ Cross-Photonics, 8 Stunden vor der Apokalypse Evan Cross fluchte, als er mehrmals den Startknopf seines Handys betätigte. Er hatte wieder einmal vergessen es aufzuladen und vermutlich wichtige Nachrichten verpasst. Einmal hatte es lange genug durchgehalten um ins Menü zu kommen. 12 verpasste Anrufe seitens Anges. Na prima, dachte er. Da ging sie ihm monatelang aus dem Weg und wich jeder Möglichkeit eines Gesprächs aus und jetzt schien sie sich endlich dazu durchgerungen zu haben mit Evan zu sprechen. Und dessen Telefon machte schlapp. Oder war es gar das Schicksal? Evan weigerte sich daran zu glauben. Obwohl er nicht leugnen konnte, dass alles vorherbestimmt war, zumindest diese Art der Entscheidungen sollte ihm die Welt doch überlassen können. Worüber genau wollte Ange mit ihm reden? Das sie die Situation inzwischen akzeptiert hatte und ihren Evan ohnehin nicht wieder zurückbekommen konnte? Dass sie die Veränderung akzeptieren und weitermachen sollten wie bisher? Als Leiter von Cross-Photonics und der Anomalien-Operation? Oder wollte sie vielleicht Abstand und möchte sich von der Firma und allem anderen distanzieren. Evan spürte einen Stich in seinem Herzen, er hatte es bereits nicht ertragen können, Ange in seiner Zeitlinie gehen zu lassen. Und noch schmerzhafter war es, als sie sich Project Magnet, unter der Leitung von Colonel Hall angeschlossen hatte. Evan hatte mit Enttäuschung und Unverständnis darauf reagiert und völlig vergessen, dass er der Schuldige war. In Wirklichkeit dachte Ange immer erst zuletzt an sich. Sie hatte Evan immer so gut es ging unterstützt und als die Anomalien Überhand nahmen und es immer gefährlicher wurde, sah sie keinen anderen Ausweg. Der Leiter von Cross-Photonics war sich sicher, dass Ange auch in dieser Zeitlinie so reagiert hätte, egal ob die beiden ein Paar gewesen waren oder nicht. Sie wollte Evan in Sicherheit wissen, egal ob sie dadurch gegen seine Wünsche handelte oder nicht. Und sie wollte, dass er glücklich war. Und was wollte Evan? Ja, was wollte er bloß? „Guten Morgen.“ Evan wurde aus seinen Gedanken gerissen und sah nach rechts. Dylan war gerade aus ihrem Wagen gestiegen und begrüßte ihn. „Morgen…“, erwiderte er, musste aber zu geben, dass seine Antwort nicht sehr überschwänglich ausfiel. „Du siehst schrecklich aus. Hast du wieder die ganze Nacht gearbeitet?“, hakte seine Kollegin nach. Das hatte Evan tatsächlich. Area51, die amerikanische Anomalien-Behörde stellte sich zum Glück als weitaus kooperativer heraus als die heimische Version, Project Magnet. Colonel Bob Kirkland hatte seinen ganzen Einfluss geltend gemacht, um Evan zumindest einige Informationen über ihre Forschungen zuzuspielen. Dieser wusste, dass die Akten die er erhalten hatte lediglich die Spitze des Eisbergs waren, sicher 80 % des Rests waren als geheim eingestuft und nicht einmal Kirkland konnte ihm da weiterhelfen. Eine etwas magere Ausbeute dafür, dass Evan und die anderen sein Team davor bewahrt hatten Katzenfutter zu werden. Dank des Openers, den Evan aus Sicherheitsgründen stets bei sich trug, war es ihnen möglich gewesen eine Anomalie zurück zu öffnen und heil nach Hause zu kommen. Kirkland hatte versprochen über diesen Fakt Stillschweigen zu bewahren und hatte sein Wort gehalten. Der Opener stellte einfach eine zu mächtige Technologie dar, in falschen Händen konnte man leicht den Weltuntergang herbeiführen. Gut, dass war wohl etwas übertrieben, doch die Eingriffe in die Zeit wären dennoch fatal. Evan beruhigte der Gedanke, dass es noch andere Stellen auf der Welt gab, die sich mit den Anomalien befassten, andernfalls würde die Saurier nichts mehr zurückhalten. Ihre Zeit würde zu einer zweiten Kreide oder einem zweiten Jura werden. Ein schrecklicher Gedanke. Doch er vertraute Kirkland und seinen Leuten, dass sie ihren Teil erfüllten. Eigentlich fühlte es sich sogar gut an einem weiteren Anomalien-Team zu begegnen. So eine Chance bekam man schließlich nicht jeden Tag. „Was will Ange von uns?“, fragte Dylan nun aufgeregt. Nun wurde Evan deutlich wacher und starrte seine Freundin an. „Dich hat sie auch angerufen?“, fragte er erstaunt. Dylan nickte schnell. „Ja, aber nur auf die Mailbox. Sie sagte, ich solle schnell in die Firma kommen.“, verriet sie. Evan spürte gleichzeitig Überraschung, aber auch Enttäuschung in sich aufkommen. Ange wollte also nicht über sie beide sprechen. „Mein Akku ist alle, ich weiß es selbst nicht.“, gestand er und durchschritt gemeinsam mit Dylan den Haupteingang seiner Firma. Die Empfangsdame grüßte die beiden und informierte sie, sie sollen doch schnellst möglich in Angelika Finchs Büro kommen. Evan und Dylan riefen den Lift hoch und begaben sich hinein. Evan zog seine Sicherheitskarte durch und bald waren sie auf dem Weg ins dritte Untergeschoss. Kaum hatte sich die Tür des Fahrstuhls geöffnet, wurde ihre Sicht von etwas blockiert. Jemand stand mit dem Rücken zu ihnen und drehte sich um, als er das Geräusch der Lifttüren vernahm. „Cross, das wurde langsam auch Zeit!“, beschwerte sich Harold Kanan. Er machte Platz und die beiden Neuankömmlinge schritten heraus. „Harold, was gibt es denn so dringendes?“, fragte Evan erwartend. Er spürte wie nervös sein Partner war, etwas musste vorgefallen sein. „Wir haben Besuch und zwar von den Kerlen von denen du uns erzählt hast.“, berichtete er. Evan und Dylan schenkten sich fragende Blicke. Von welchem Kerlen sprach er? „Ich bin selbst erst gekommen, Angelika hat sie als Mitarbeiter einer britischen Behörde beschrieben, einem ART…AKT… oder…“ Es war Evan, der den Satz für den Millionär beendete. „ARC.“ Cross-Photonics, Kommando-Sektion Nachdem Evan und Dylan feststellten, dass Harold ebenfalls noch nichts Genaures wusste, schlugen sie sich bis zu Toby durch. „Evan, endlich seid ihr da!“, flüsterte sie aufgeregt und sah zu Angelikas Büro hoch. Die Schalosien waren heruntergezogen, was einen Einblick in das Zimmer verhinderte. „Toby, ist das wahr? Es sind Leute vom ARC gekommen?“, hakte Dylan nach. Ihre Freundin nickte mehrmals aufgeregt und setzte sich wieder an ihren Computer. „Wir haben kurzfristig eine Mail vom Büro des britischen Verteidigungsminister erhalten. Eine Delegation möchte mit dem hiesigen Anomalienteam sprechen.“, verriet sie. Evan und Dylan warfen sich ernster Blicke zu. Wenn das wahr war, mussten diese einen triftigen Grund besitzen. „Steht darin wer genau?“, hakte der Leiter von Cross-Photonics nach. Toby sah erneut nach und nickte. „Ja, drei Leute sollen anreisen. Ein gewisser Connor Temple, und ähh… Hilary…“, versuchte sie zu lesen, bis Harold unterbrach. „OK alles klar! Überlasst mir das Reden, ich mache das schon. Ehrlich, ich hatte in der High-School mal was mit einer Hilary und später auf dem College. Ich weiß wie ich mit solchen Frauen umzugehen habe.“, sagte er selbstsicher und schritt in Richtung Treppe, die zu Angelikas Büro führte. „Nein, warte Harold!“, versuchte ihn Evan zu stoppen und gab Dylan ein Zeichen. Beide folgten dem vorschnellen Millionär und waren zeitgleich mit ihm vor der Bürotür angelangt. Harold besaß zumindest noch den Anstand kurz anzuklopfen und riss dann die Tür auf. Evan und Dylan drängten sich kurzerhand mit hinein. Sofort wurden drei Gesichter auf sie aufmerksam. Angelika trug heute einen dunkelblauen Anzug und schien ebenfalls nicht groß geschlafen zu haben. Vor ihr, in einigem Abstand standen zwei Männer, ein hochgewachsener, etwa Mitte 30 und von seiner Haltung her ein Soldat. Daneben ein Mann etwas kleiner und jünger, ihn erkannten Evan und Dylan auf einen Schlag wieder. Zuerst an dem Tag den dem die beiden versehendlich von einem Utahraptor in eine Anomalie gedrängt wurden. Connor Temple hatte sich an Evan gewand und ihn ausdrücklich gewarnt sich von den Anomalien fernzuhalten. Natürlich hatte dieser die Warnung in den Wind geschlagen. Ein paar Monate später waren sie sich erneut begegnet und zwar im Silur. Ohne ihn hätte es Dylan nicht geschafft Evan von seinem steinernen Verlies zu befreien und dieser wäre ein weiteres Opfer des Brontoskorpios geworden. Beide Männer trugen Jacken mit der Aufschrift ARC. Das Anomaly Research Center. „Ahhmm… also wo ist diese Hilary? Ich freue mich bereits darauf ihre bezaubernde Bekanntschaft zu machen.“, legte Harold ein Grinsen auf. Connor und die andere sahen einander an. Besonders ersterem fiel es schwer sein Schmunzeln zu verbergen. „Das wäre dann wohl ich. Captain Hilary Becker.“, stellte sich der größere Mann vor und reichte Harold Kanan die Hand. Dieser nahm sie zwar perplex entgegen, musterte den Soldaten aber ungläubig. „Ähhh… nein jetzt ernsthaft. Wo ist sie?“, wollte er es nicht wahrhaben, doch Becker räumte jeden Zweifel aus und zog einen Ausweis hervor. Harold ließ nun die Schultern sinken und setzte sich auf Angelikas Bürostuhl. „Hat man Sie nicht als zu dritt angekündigt?“, hakte er nach. Becker nickte kurz. „Ja, mein Stellvertreter unterhält sich gerade mit Ihrem Mister Donovan. Er wollte sich Ihre Ausrüstung etwas genauer ansehen.“, klärte er auf Evan trat vor und wollte etwas sagen, bis er verdutzte Blicke zwischen Becker und Dylan wahrnahm. „Zoll ja?“, hakte die Frau nach. Becker legte sein Saubermannlächeln auf und nickte. „Wir können ja nicht jeden ixbeliebigen Dinosaurier in unser Land lassen.“, rechtfertigte er sich. Dylan erklärte kurz, dass sie sich bereits gestern am Flughafen betroffen hatten. Zu diesem Zeitpunkt hätte sie natürlich niemals geahnt, dass der charmante Brite im selben Geschäft tätig war wie sie. Evan schüttelte nun erst Becker die Hand, dann Connor. „Ist schon eine Weile her.“, glaubte er sagen zu müssen und Connor fühlte sich ertappt. „Ja, tut mir leid, dass wir letztens nicht Zeit zum Reden hatten. Ich hätte Ihnen gerne alles ausführlich erklärt, doch mein Boss hat mich vor meiner Reise ausdrücklich gewarnt keine Geheimnisse preiszugeben, sonst würde er mich zum Stallputzer unserer Tier-Sektion degradieren. Und glauben Sie mir, er macht nie leere Drohungen.“, erklärte dieser. Evans Augen verengten sich. „Wann haben wir uns nochmal das letzte Mal gesehen?“, hakte er probeweise nach. Connor schien über die Frage überrascht zu sein. „Vor 9 Monaten bei diesem Saurierangriff.“, erinnerte er. „Das ARC schickte mich los weil wir das Signal eines unserer mobilen Anomaliengeräte aufgestöbert haben und das noch dazu in Kanada. Ich war ziemlich überrascht und Sie haben mir immer noch nicht verraten, wo Sie es herhatten.“ Evan schluckte. „Und… vor 3 Monaten, als Sie mir halfen das Problem mit dem Albertosaurus zu lösen? Erinnern Sie sich nicht? Sie wurden sogar kurz von unserem Militär festgehalten.“ Connor musterte sein Gegenüber einen Moment und schüttelte den Kopf. „Nein… an sowas kann ich mich nicht erinnern. Ein Albertosaurus sagen Sie? So einem sind wir bisher nicht begegnet und glauben Sie mir, uns sind einer MENGE Saurier untergekommen.“, versicherte er. Evan nickte betreten. Scheinbar hatte die veränderte Zeitlinie auch vor Connor und seinem Team nicht halt gemacht. Natürlich, sie waren längst wieder durch ihre Anomalie, als sich Mac entschloss mal eben ins Jahr 2006 zu reisen und die Vergangenheit zu ändern. Diese Mission hatte für Connor somit niemals stattgefunden. „Vergessen Sie es, es war wohl ein anderer Connor Temple.“, sagte er und sein Gesprächspartner hob die Augenbrauen. Weshalb Connor das erste Mal bei ihm war, wusste Evan natürlich auch. Nachdem er die Leiche des ARC-Macs sicher verstaut hatte, fand er das mobile Anomaliengerät in seinen Sachen. Seitdem hatte er versucht mit der Hilfe von Tony Drake, der einzigen Person die er damals eingeweiht hatte diese seltsamen Zeitportale zu finden. Auch sein Mac musste das Gerät bei sich gehabt haben, als er sich entschied Evan ein zweites Mal zu retten. „Wäre es nicht angebracht uns endlich zu erzählen was Sie zu uns führt?“, fragte Angelika nun. Connor und Becker sahen einander an und nickten zeitgleich. „Es klingt vielleicht etwas seltsam, doch wir haben eine Warnung erhalten. Von einem gewissen Commander Matt Anderson, falls euch dieser Name etwas sagt.“, begann Connor. Evan und Dylan reagierten sichtlich überrascht. Natürlich sagte ihnen der Name etwas, immerhin hatten sie dem Zoologen einiges zu verdanken. Dylan sogar ihr Leben, hätte er sie nicht davor bewahrt unter den Trümmern eines einstürzenden Hochhauses begraben zu werden. In wenigen Sätzen erzählte Evan von ihrer kleinen Reise in die Zukunft. Wie sie ursprünglich Ken Leeds verfolgten und dieser etwas aus dem Jahr 2210 stahl. Die Begegnung mit dem Tyrannotitan und der Auseinandersetzung zum Schluss. „Und am Ende hat er mir das hier mitgegeben.“, meinte Evan und holte den Opener hervor. Connor streckte sofort seine Hand danach aus, doch der Leiter von Cross-Photonics steckte es augenblicklich wieder weg. „Tut mir leid, diese Technologie ist zu gefährlich. Nichts gegen Sie, aber ich gebe ihn nicht aus der Hand.“, rechtfertigte er sich. Connor schüttelte eiligst den Kopf. „Nein, da müssen Sie sich keine Sorgen machen. Ich kenne mich mit dem Gerät aus und weiß wie es funktioniert. Ich werde damit bestimmt keinen Unfug anstellen.“, versicherte er. Ein lautstarkes Räuspern seitens Beckers. „Naja, als du sowas das letzte Mal benutzt hast, hast du einen Spinosaurus in unsere Epoche geholt.“, erwiderte er anklagend. Connor rollte mit den Augen. „Das war nur ein Anfängerfehler, hätte jedem passieren können.“, wies er die Anschuldigung von sich. „Was hat Matt gesagt?“, wollte Dylan nun wissen, obgleich sie sich fragte warum der Mann mit dem ARC in Verbindung getreten war und nicht direkt mit ihnen. Der Zoologe vertraute ihr und Evan scheinbar in soweit, dass er ihnen einen Opener mitgab, obwohl diese Technologie im Jahr 2013 eigentlich nicht existieren sollte. Connor wurde augenblicklich ernster und begann mit der Erklärung. „Wir sind zur Unterstützung geschickt worden. Commander Anderson erzählte uns von einem Verbrecher, dem es mit einem Opener gelang in unsere Zeit zu fliehen. Doch nicht nur das, er scheint diesen Leeds angestiftet zu haben einen Prototypen zu stehlen. Leider konnten uns die Aufzeichnungen des Commanders nicht verraten, was seine Funktion ist. Er wurde wohl gestohlen, bevor das ACC es selbst herausfinden konnte. Fest steht aber, dass dieser Verbrecher mit dem Opener und dem Prototypen etwas Verheerendes anstellen kann. Der Commander hat es als Apokalypse beschrieben und glauben Sie… bei sowas sind Sie nur ungern live dabei.“, schloss er seinen Bericht. Evan verfiel nun kurz in Gedanken. Dann war es also dieser Kerl aus der Zukunft gewesen, der die ganze Zeit hinter Leeds gestanden hatte. Der Lieutenant war der Laufbursche und besorgte seinem Boss alles was dieser brauchte. Doch was genau plante dieser? Die Welt zu vernichten? Nein, sie… neu zu gestalten. Er plante diese neue Welt, von der Leeds gesprochen hatte, als er aus dem Jahr 2210 entkam. „Wir sind natürlich dankbar für Ihre Hilfe, doch wie stellen Sie sich die Zusammenarbeit vor?“, wollte Angelika wissen. Connor und Becker sahen einander an. „Tja, wir sind hier auf fremdem Territorium, also macht es uns nichts aus uns unterzuordnen. Wir helfen bei der Suche nach diesem Zeitreisenden und stoppen ihn dann gemeinsam.“, schlug Becker vor. Damit schienen alle Anwesenden einverstanden zu sein, es gab nur noch ein kleines Problem. „Wie finden wir ihn?“, wollte Dylan wissen. Erneut waren sich Connor und Becker einig. Sie hatten keinen Plan. Commander Anderson hatte ihn nicht verraten können, wie sie auf die Spur des Verbrechers kommen konnten. „Wir finden Leeds.“, stieß Evan nun hervor und alle starrten ihn an. „Leeds hasst mich aufgrunddessen, dass wegen mir die Zeitlinie verändert wurde, und er damit einen Arm einbüßte. Wir locken ihn aus seinem Versteck und er führt uns dann direkt zu seinem Boss.“, sprach er seine Idee laut aus. Diese klang ganz gut, allerdings auch nach der Einzigen die sie im Moment besaßen. Evan wollte gerade zur Erklärung ansetzen wie er sich das vorstellte, als ihn Becker unterbrach. „Oh und damit wären wir wieder komplett. Verzeihen Sie die Verspätung, aber darf ich Ihnen meinen Stellvertreter, Lieutenant Rendell vorstellen?“, fragte Becker höfflich und Evan hörte parallel dazu die Tür hinter sich, die gerade aufgezogen wurde. Langsam, geradezu in Zeitlupentempo drehte sich Evan um. Bis er die Person genau erkennen konnte, die nun vor ihm stand. Hart House - Studentenzentrum der Universität Toronto Jett Miller gab zu sich Sorgen zu machen. Er kannte Luke bereits seit zwei Jahren und hatte ihn erst für ziemlich aufgeweckt gehalten. Bis er mit seinen Theorien über Dinosaurier gekommen war. Mal ehrlich, welcher vernünftige Mensch würde ihm in der heutigen Zeit schon glauben? Jett hatte zuerst angenommen, sein Freund und Zimmergenosse würde Scherze mit ihm treiben. Dass er derjenige war, der hinters Licht geführt werden sollte und sich alle um den Studenten lustig machten. Jett war nicht so weltfremd, als dass er nicht glaubte, dass auf der Erde noch Tierarten existierten, die noch nicht entdeckt wurden und ja, vielleicht gab es auch noch ein paar Exemplare davon, welche die Menschen für ausgestorben hielten. Aber prähistorische Dinosaurier? Dieser Gedanke klang lächerlich, egal von welcher Seite aus man ihn auch betrachtete. Luke war nicht anders als einer dieser Verschwörungstheoretiker. Die Regierung sollte diese Tiere vor der Bevölkerung geheim halten und sie in Laboren studieren? Luke musste einfach zu viele Filme gesehen haben. Leider wirkte sich diese Hobby, oder wie man es auch immer nennen konnte recht negativ auf seinen Freund aus. Jett wusste, dass Luke sehr intelligent war, weshalb er es nicht befürwortete, dass dieser für seine Obsession alles aufgab. Nur noch ein paar Prüfungen und Luke war amtlicher Zoologe, etwas auf das er stolz sein konnte. Doch das reichte dem Studenten scheinbar nicht, er wollte mehr. Mehr sehen und entdeckten als die Wissenschaftler vor ihm. Jett wusste, dass sein Freund heute ebenfalls nicht anzutreffen war. Er hatte ihm von einem Nebenjob erzählt, doch Jett bezweifelte den Wahrheitsgehalt dieser Aussage. Jemand wie er wurde nicht urplötzlich vernünftig und gab seine Suche nach Sauriern auf. Zwar wusste Jetzt nicht, wo sich sein Freund herum trieb, hoffte aber, dass dieser sich nicht unnötig in Gefahr brachte. Solange Luke nicht mit einem Protestschild vor einer militärischen Einrichtung umhersprang und schrie, die Regierung solle die Saurier frei lassen, war mit seinem Gehirn wohl noch alles in Ordnung. Im nächsten Moment musste Jett lachen, dass er sich immer so viele Sorgen um die Leute in seiner Umgebung machte. Schließlich hatte er selbst ebenfalls genug Stress an der Backe und einige Prüfungen die demnächst anstanden. Zwar hatte er so gut wie möglich gelernt, wusste aber nicht, ob das wirklich ausreichen würde. Deshalb hatte er beschlossen noch einen weiteren Blick in die Bücher zu werfen und auf Nummer sicher zu gehen. Vor einer halben Stunde hatte seine letzte Vorlesung für heute geendet und Jett war ins Studentenzentrum zurückgekehrt. Sein Ziel war das große Atrium in der Mitte des Gebäudes. Es war von Glas umgeben und es war schwer einen Platz darin zu finden, wo einem die Sonne nicht unweigerlich blendete. Als Ausgleich existierten jedoch zahlreiche Bäume und andere Pflanzen. Direkt davor Bänke, auf denen sich die Studenten niederlassen konnten. Dieser Ort war beliebt und genügend Freiraum rar. Die meisten breiteten einfach Badetücher aus um es sich gemütlich zu machen. Trotz des vielseitigen Andrangs, war es an diesem Ort stets so ruhig wie in einer Bibliothek. Jeder respektierte die Privatsphäre des anderen und wollte keineswegs dessen Konzentration unterbrechen. Heute hatte Jett Glück. Es waren lediglich etwa ein Dutzend anderer Studenten zugegen und die Bank vor ihm frei. Etwas müde ließ er sich darauf nieder und stellte seine Tasche neben sich. Er öffnete sie und begann darin zu kramen. Gerade als er ein Buch hervorholte, hielt er inne. Er sah zu der Bank, direkt schräg gegenüber. Dort hatte gerade ein Mann Platz genommen, der überhaupt nicht in die Szenerie passte. Er war alt, etwa Anfang 40, hatte braunes, zurückgekämmtes Haar und eine sehr steife Haltung. Aufgrund seines Alters hätte er Professor sein können, doch Jett hatte ihn noch nie hier gesehen. Ein Gastdozent vielleicht? Nein, eindeutig ein Soldat. Das glaubte Jett nicht zur an dessen Haltung zu erkennen, sondern auch an dem fehlenden, linken Arm. Eindeutig ein ehemalige Soldat, der für sein Land vermutlich auch eine Verletzung in Kauf genommen hatte. Doch das änderte nichts daran, dass er hier nicht hinpasste. Vielleicht hatte er einen Termin mit jemandem von hier, das wäre möglich gewesen. Jett zuckte zusammen. Der Soldat hatte seinen Blick erwidert und ein Grinsen huschte über sein Gesicht. Der Student wusste nicht wieso, aber irgendwie huschte ein kalter Schauer über seinen Rücken. Diese Zufriedenheit im Gesicht des Mannes wirkte irgendwie anormal, als hätte er inneren Frieden geschlossen. Der Soldat erhob sich nun und nahm etwas aus der Tasche. Jett hatte bereits eine Pistole befürchtet, doch diese Sorge war unbegründet. Es handelte sich um ein schmales Gerät, in das der Soldat nun einige Befehle eingab. Ein Handy war es nicht, dafür wirkte es schon von weitem zu unhandlich. Der Soldat tat einige Schritte nach vorn, direkt auf den kleinen Springbrunnen in der Mitte des Atriums zu. Er richtete das Gerät direkt nach vorne und Jett fühlte sich an eine Fernsteuerung erinnert. Doch was sollte sie bedienen? Den Brunnen? Auf einmal brach die Sonne durch die Glasbadeckung und füllte das gesamte Atrium mit gleißendem Licht. Die Baumkronen schienen ihren Schutz aufzugeben, denn nichts konnte dieses Licht bremsen. Jett hielt sich die Hand vors Gesicht und versuchte sich einen Überblick zu verschaffen. Einige andere Studenten beschwerten sich lautstark und Jett sah trotz besseren Wissens gerade aus. Es war nicht die Sonne gewesen, die dieses Licht fabrizierte, sondern etwas anderes. Es war so, als würde dieses Licht direkt aus der Fernsteuerung des Mannes kommen. Und dieser… nein Moment! Jett sah sich erneut um, doch der Mann schien verschwunden zu sein. Er blickte zum Ausgang des Atriums und erkannte, wie der vermeintliche Soldat wegrannte. Was hatte er getan und aus was bestand dieses Licht? War die Fernsteuerung eine Art Projektor gewesen? Anders konnte es sich niemand im Atrium erklären. Das Licht brach sich immer wieder, wie die Scherben eines Spiegels, die im Wind umherflogen. „Ein Portal…“, hörte Jetzt eine Stimme hinter sich. Er erkannte nicht von wem sie stammte, aber im selben Augenblick gab er zu ebenfalls auf diese Idee gekommen zu sein. Dieses Licht wirkte wie ein Tor in eine andere Welt. In… den Himmel? Es war so unglaublich schön, dass man geradezu vermuten konnte, es würde direkt in den Himmel führen. Ein Engel würde herausspringen und die Leute direkt in Gottes Schoß führen. Es war aber kein Engel. Kein heiliges Wesen mit weißen Flügeln und Heiligenschein, im Gegenteil. Durch das gigantische Portal schleppte sich ein noch viel gigantischer Teufel. Er war sicher 8 Meter groß und sein Körper war rot wie das Fegefeuer. Auf einem Kopf klafften zwei Hörer, auch wenn sie nicht die Länge derer von Satan erreichten. Ein ohrenbetäubendes Brüllen schrillte durch das Atrium und die nun versammelten Studenten starrten dem Ungetüm entgegen. Auf Jett wirkte es reptilienartig, nicht zuletzt wegen der vielen Schuppen an seinem Körper. Der Teufel reckte seinen Kopf nach oben zur Sonne und seine Nase schien etwas zu erschnuppern. Auch ein Schwanz zog sich durch das Tor und Jett wusste mit einem Male was er da vor sich sah. Einen Dinosaurier. Von einem Moment auf den anderen, glaubte er jedes von Lukes Worten. Die gigantische Echse vor ihm war zweifelsfrei ein echter Dinosaurier, wie er bereits vor 100 Millionen Jahren eigentlich ausgestorben sein sollte. Einige Studenten zogen ihre Handys um das ungewöhnliche Wesen zu fotografieren. Jett tat es ihnen gleich, nur dass er eine MMS vorbereitete und die Kamera direkt auf den Saurier lenkte. Als Kontakt hatte er Luke eingeben. Ein etwas älterer Student, der dem Saurier am nächsten stand richtete sein Handy direkt nach oben und ließ seinen Finger immer wieder über den Auslöser gleiten. Der Kopf der Echse senkte sich nun und Jett und die verbleibenden Zuschauer mussten mit ansehen, wie sich das riesige Maul des Teufels öffnete und unzähliger, spitzer Reißzähne sichtbar wurde. Das Maul preschte herab und verschlang den Studenten als wäre er nur ein Grashalm auf einer Wiese. Der Teufel verzerrte seine Beute und ein Paar blutiger Schuhe flog aus seinem Maul direkt auf den Boden. Damit war die Neugier eindeutig verflogen. Panik brach unter den Studenten aus und sie begannen in verschiedene Richtungen zu fliehen. Der riesige Saurier stürzte sich erneut auf seine Beute biss sich ein Stück von einer blonden Studentin ab. Deren Unterleib blieb übrig und Jett schüttelte ungläubig den Kopf. Er betätigte die Absendetaste seines Handys um das Video Luke zu schicken. Danach ließ er es fallen, der Schock erlaubte es ihm nicht weiter die Nerven zu behalten. Der Schwanz des Teufels preschte umher und schlug Brunnen, sowie eine Trennwand in Stücke. Jett wusste, dass er fliehen musste, doch wohin? Nachdem der Saurier mit dem oberen Teil der Studentin fertig war, machte er sich über den zurückgelassenen Rest her. Doch die Frage war… War er danach wirklich schon satt? London, Times Quare – Unbekannte Zeitlinie Connor Temple erinnerte sich an die Dodos, die vor einigen Jahren durch eine Anomalie gekommen waren. Diese waren vollkommen ungefährlich gewesen, missachtete man mal den Parasiten, der einem seiner Freunde das Leben gekostet hatte. Oder beispielsweise die kleinen, Nagetier ähnlichen Saurier, die sich im Krankenhaus durch alle Wände gegraben hatten. Auch von ihnen ging keinerlei Gefahr aus. Und nicht zu vergessen Rex, den kleinen Coelurosauravus der aus dem Perm gekommen war und sich seither nicht mehr von seiner Frau trennen konnte. Alles kleine, niedliche Tiere, die keiner Fliege etwas zu Leide tun konnten. Gut, einer Fliege vermutlich schon. Auf der anderen Seite der riesige Fleischfresser der im Zentrum von London aufgetaucht war. Zwar hatte Jess die Anomalie schnell genug bemerkt, doch das hatte den Karnivoren nicht daran gehindert unangemeldet durch zu kommen und alles zu verwüsten. Laut den Nachrichten hatte es bereits ein Opfer gegeben, ein Armutszeugnis wenn man bedachte, dass das ARC nur wenige Meilen entfernt lag. Lester hatte sofort befohlen alles aufzufahren, was die Behörde zu bieten hatte. Es war nie ein gutes Zeichen, wenn sich eine Anomalie in einer bewohnten Gegend auftat. Einige Beispiel waren der Pristichampsus, der aus einer Anomalie in einem Museum entkommen war, oder auch das Mammut, das auf der Autobahn Amok gelaufen war. Am schlimmsten sollte sich der Zwischenfall mit dem Tyrannosaurus herausstellen, der schlimm wütete und dem nur schwer Einhalt zu gebieten war. Connor hatte dafür gebetet, nie wieder in so eine Situation zu geraten, doch sein Flehen wurde nicht erhört. „Was ist dieses Vieh überhaupt?“, fragte Lieutenant Rendell außer Atem. Er war dem ARC bereits seit einigen Monaten zugeteilt und äußerst kompetent, wie es Connor bis jetzt sagen konnte. Er sollte vor allem dazu dienen Becker mehr zu entlasten, was ironisch war, wenn man bedachte, dass dieser ausgerechnet heute seinen freien Tag hatte. Dabei hätten sie gerade in dieser Situation einen ‚Cowboy’ gut gebrauchen können. „Ein Albertosaurus aus der Oberkreide. Sehr schnell und gefräßig, also komm ihm nicht zu nahe.“, warnte Connor. Mac rang sich ein Schmunzeln ab, natürlich wäre er nie auf die Idee gekommen. Dafür war es sein Vorschlag gewesen, die EMDs nur auf mittlere Stärke einzustellen. Mit voller Stärke, hätten sie den Saurier unverzüglich ins Land der Träume geschickt. Auf der anderen Seite wäre ein ausgewachsener Albertosaurus mitten auf einer Londoner Hauptstraße ein wahrer Alptraum für die PR-Abteilung des ARCs geworden. Weder irgendein halluzinogenes Gas, noch Dreharbeiten für einen Film hätten die Bevölkerung irgendwie überzeugt. Also drängen sie den Albertosaurus mittels in kurzen Abständen erfolgenden Schüssen in eine bestimmte Richtung. Connor hatte ein Headset um, über das Jess ihm jede Sekunde die momentane Lage der Anomalie weitergab. Connor sah nach hinten, er und Mac wurden nur noch von zwei Leuten begleitet. Einem Corporal und zum zweiten Karen Wachs, die sich auf die Verschließtechnologie spezialisiert hatte, deren Grundstein Connor einst erbaut hatte. Das zweite Teil ihres Teams war irgendwo auf der Strecke zurückgeblieben. Der Albertosaurus hatte einen Bus umgeworfen und Matt sowie einige Soldaten waren bemüht, die Leute dort herauszuholen. Doch scheinbar war weitere Verstärkung nicht nötig, denn Connor erkannte bereits die Anomalie vor sich in einer Gasse. Der Albertosaurus rannte weiter und kurz darauf war er in der Anomalie verschwunden. Connor fiel ein Stein vom Herzen, vermutlich genauso wie Abby, die zwangsweise über die Situation informiert sein musste. Zwar befand sie sich immer noch im Mutterschutz, wusste aber leider noch wie man einen Fernseher einschaltete. Sie würde Connor sicher wieder belehren wie gefährlich es war in vorderster Front mitzuspielen. Es gab zwar Kinder, die zwei Väter hatten, aber der kleine Nick sollte davon verschont bleiben. Dafür brachte Connor nur vollstes Verständnis auf, immerhin liebte er sowohl seiner obere Hälfte, als auch seine untere. „OK, wir verschließen die Anomalie!“, rief er zu Karen Wachs zurück, doch diese musste erst einmal Verschnaufen. Dann verengte sie die Augen und ging ein paar Schritte vorbei. „Hey!“, warnte sie Connor, doch Karen hob abwehrend die Hand. „Ist schon in Ordnung, das Verschließgerät ist wohl nicht mehr nötig, die Anomalie beginnt sich schon zu verkleinern.“, informierte sie Connor. Dieser musterte das Portal in die Oberkreide genauer und musste seiner Kollegin rechtgeben. Das Licht wurde schwächer und auch die Partikel verringerten sich. „Ja, wir gehen trotzdem auf Nummer sicher und aktivieren das Gerät.“, befahl er, doch Karen war bereits zu nahe an der Anomalie. Dann traf das Unausweichliche ein. Scheinbar fühlte sich der Albertosaurus bereits wieder in Sicherheit und erschien erneut vor dem ARC-Team. Karen wich panisch zurück und stolperte dabei. Doch der Albertosaurus hatte seine Beute bereits entdeckt und sein Maul schnappte nach vorne. Die Zähne stießen in die Stiefel der Frau und diese schrie auf. Connor und Mac erhoben ihre EMDs, doch da war es bereits zu spät. Die Echse schleifte Karen durch die Anomalie um wenigstens einen Nachtisch mit nach Hause zu nehmen. „Scheisse!“, fluchte Connor. Dann spürte er eine Hand an seiner Schulter. „Ich werde versuchen sie zu retten.“, entscheid er und schritt Richtung der Anomalie. Connor versuchte ihn aufzuhalten, doch keine Chance. „Es hat keinen Sinn wenn wir beide gehen und es am Ende trotzdem nicht schaffen! Wenn sich die Anomalie schließt sind wir gefangen.“, redete er auf seinen Partner ein. Connor wusste nur zu gut was es bedeutete in der Kreidezeit zu stranden. Ein Gefühl, das er keinesfalls erneut erleiden wollte. Besonders nicht jetzt, wo er aufgrund des kleinen Nicks mehr Verantwortung zeigen musste. Auch Mac Rendell kannte die Regeln des ARCs, keine Expeditionen oder Rettungsmissionen. Doch Connor hatte den jungen Mann sehr heißblütig und vor allem loyal erlebt. Er würde nie jemanden einfach so im Stich lassen. Connor fluchte erneut, als Mac einfach so durch die Anomalie schritt. Was sollte er unternehmen? Er konnte die Anomalie unmöglich verschließen, solange noch zwei seiner Kollegen in einer fremden Zeit feststeckten. Als es ihn und Abby erwischt hatte, hatten Becker und die anderen auch nicht aufgegeben. „Wie gehen wir vor?“, fragte der Corporal hinter ihm. Connor biss sich auf die Zunge und seufzte. „Wenn ich nicht zurückkomme… sagen Sie meiner Frau bitte, sie soll ihren Ehering nicht wegwerfen, der war ein Vermögen wert.“, erwiderte er und sprang kurz darauf ebenfalls durch die Anomalie. Kurz darauf fand er sich am Ufer eines Flusses wieder. Seine Augen weiteten als er auf einmal mindestens zwei Dutzend anderer Anomalien erblickte. Es war ein erstaunliches Phänomen, das er gerne studiert hätte. Andererseits blieb ihm dafür keine Zeit. Er versuchte sich zu orientieren und wünschte sich gleich danach die Reise in die Vergangenheit nicht angetreten zu haben. Vor ihm lagen die menschlichen Überreste von Karen Wachs, für sie kam jede Hilfe zu spät. Der Albertosaurus hatte sich bereits über sein Opfer her gemacht, wurde dann aber von Mac gestört. Dennoch war der Lieutenant hier nirgends zu sehen. Hatte er den Saurier durch eine andere Anomalie verfolgt? Weshalb? Rache? Nein, egal wie heißblütig Mac auch war, so fahrlässig ging er nicht vor. Doch es war gut möglich, dass eine der Anomalien in eine von Menschen bevölkerte Zeit führte, in diesem Fall hätte Mac ohne zu Zögern die Verfolgung aufgenommen und versucht die Echse zu stoppen. Doch die Frage war, welche die vielen Anomalien hier die Richtige war. Vor keiner befand sich ein Zeichen, das Mac vielleicht hinterlassen haben könnte. Was sollte Connor also unternehmen? Die Anomalie hinter ihm würde sich bald schließen und dann saß er hier fest. Er hatte keine andere Wahl als den Rückweg anzutreten. Wäre er in eine ixbeliebige Anomalie gesprungen, wäre Mac damit nicht geholfen gewesen. Zurück im London seiner Zeit, waren bereits Matt Anderson und einige Soldaten angekommen. „Connor, was zum Teufel ist passiert?“, wurde er von dem Teamleiter angeschnauzt. Schnell zeigte er auf die schwächer werdende Anomalie. „Mac ist in Gefahr! Wir müssen einen Rettungstrupp zusammenstellen.“, erklärte er Matt die Situation. Dieser warf einen Blick zur Anomalie und schüttelte den Kopf. „Negativ, zu riskant.“, erwiderte er und Connor glaubte nicht recht gehört zu haben. Im selben Moment wurde ihm aber klar, wie schwer es erst Matt als Teamleiter fallen musste, eine derartige Entscheidung zu treffen. „Verließt die Anomalie. Es tut mir leid es zu sagen… aber unsere Kameraden geltend von nun an als getötet.“, teilte Matt den anderen mit. Connor knurrte wütend. Er würde Mac Rendell nie wieder sehen können. Cross-Photonics „Darf ich Ihnen meinen Stellvertreter vorstellen? Lieutenant Mac Rendell.“, verwies Captain Becker auf den Neuankömmling. Im Türrahmen stand nun ein Mann, etwa Mitte 20, mit sauber geschnittenen Haaren, kantigem Gesicht und derselben ARC-Jacke wie sie bereits Connor und Becker trugen. Evans Augen weiteten sich, dann stolperte er nach vorne und fiel seinem Freund in die Arme. „Gott sei Dank, du lebst!“, entfuhr es ihm und er konnte es gar nicht glauben, dass er sein bester Freund zurückgekehrt war. Doch Mac war real, keine Halluzination. Er spürte die Körperwärme seines Freundes, also musste er wirklich noch leben. Mac hingegen klopfte Evan sanft auf den Rücken und räusperte sich. „OK… ich habe schon Italiener für anhänglich gehalten, aber Kanadier toppen das irgendwie doch noch.“, riss er einen Scherz und versuchte sich von Evan zu lösen. Dieser tat ein paar Schritte rückwärts und musterte den Mann genauer, der vor wenigen Sekunden vor ihm aufgetaucht war. Was war das bloß in seinen Augen? Und wo war die stachelige Frisur? Es war so, als würde plötzlich ein viel erwachsener Mac Rendell vor ihm stehen. Nachdem er das Logo auf dessen Jacke sah, wusste er Bescheid. Es war nicht ‚sein’ Mac Rendell. Er war es nie gewesen. Evan ordnete seine Gedanken und auf einmal wurde alles viel logischer. Sein Mac rettete ihm 2006 das Leben, weil es der ARC-Mac nicht konnte. Doch wenn Evan diesen in der alternativen Zeitlinie nie gefunden hatte, hatte er auch nicht dessen Leben beeinflusst. Mac Rendell war in London aufgewachsen und zum Militär gegangen, wonach er irgendwann dem ARC beitrat. Alles nur um jetzt an dieser Mission teilzunehmen. „Es… tut mir leid. Ich habe Sie wohl verwechselt.“, gestand Evan nun etwas kleinlaut. Lieutenant Rendell musterte ihn kurz, schien die Antwort dann aber zu akzeptieren. Der Mann vor Evan kannte ihn nicht, einem Fakt den sich der Leiter von Cross-Photonics stellen musste. Sie waren keine Freunde mehr, waren es im Prinzip nie gewesen. Evan hätte dem Mann vor ihm gerne gesagt wie dankbar er ihm war und sich für alles entschuldigt. Doch sein Mac war tot, vor 3 Monaten beerdigt. Dieser Mitarbeiter des ARCs sah aus wie er, war es aber nicht. Er hatte nicht dasselbe erlebt wie die andere Mac und nie zusammen mit Evan, Dylan und Toby gegen gefräßige Killersaurier gekämpft. Dafür aber mit Leuten wie Connor Temple und Captain Becker. Diese waren nun Macs Freunde, nicht etwa Evan und der Rest. Für ihn waren sie allesamt Fremde. Dylan wollte etwas sagen, doch ihr Freund bremste sie. Auch Angelika war der Mann augenblicklich ins Auge gestochen. Immerhin hatte er jahrelang in ihrem Keller geschlafen. „Also sind wir hier fertig? Ich brenne darauf Arnold Schwarzenegger eines auf die Rübe zugeben.“, versuchte Mac mit einer Terminator-Anspielung das Eis zu brechen. „Wie sind unsere Kollegen in Kanada denn ausgerüstet?“, interessierte es Becker. Mach holte tief Luft. „Sehr bescheiden. Ihre Waffen sind noch aus dem letzten Wahrhundert. Betäubungspfeile, scheinbar hatten sie es noch nie mit den etwas größeren Biestern zu tun.“, erstattete er Bericht. Da kannte er Evans Team zwar schlecht, doch wenn das ARC bessere Waffen besaß, würde sich Cross-Photonics sicher über eine kleine Spende freuen, dachte Angelika. Evan wollte etwas erwidern, kam aber nicht dazu. Ein lauter Alarm erklang und ließ alle im Büro zusammenzucken. „Das ist unser Anomalien-Alarm.“, wies Dylan die Besucher darauf hin. Im selben Moment kam eine Gestalt um die Ecke gerannt und versuchte sich in das ohnehin schon so voll gestopfte Büro zu drängen. Er stieß Mac einfach beiseite und keuchte außer Atem. „Eine… eine Anomalie!“, stieß Luke hervor. Einige hoben die Augenbrauen. Aufgrund des Alarms war das schon recht eindeutig gewesen. Doch der Student hob sein Handy und drückte eine Taste. „Das… das habe ich gerade von einem meiner Freunde erhalten.“, verriet er stockend und spielte die MMS an. Das Video begann und zeigte eine riesige Anomalie, mitten in einem Atrium. Daraus stieß nun ein mächtiger Gigant hervor. Seine ganze Haut war von roten Schuppen bedeckt und auf seinem Schädel prangten zwei Hörner. „Ein Carnotaurus!“, riefen Luke und Connor beinahe gleichzeitig. „Mit was haben wir es zu tun?“, fragte Becker, allerdings an Connor gewand. Dieser schluckte. „Mit einem äußerst aggressiven theropoden Fleischfresser aus der Oberkreide. Viermal so groß wie ein Mensch und dementsprechend ist auch sein Appetit.“, warnte er vor. „Mein Freund an der Uni hat mir das geschickt! Wir müssen schnell hin und ihn retten!“, sagte Luke panisch. Evan konnte sich die Szenerie gut vorstellen. Dutzende wild umherlaufender Studenten, es war geradezu ein Buffet für den Carnotaurus. „Wir unterstützen Sie natürlich.“, sagte Becker wie selbstverständlich. Evan schlug seine Faust gegen die Bürowand. „Das ist Leeds! Das hat er schon einmal in der Zukunft gemacht. Er hat einen Tyrannotitan angelockt um uns abzulenken.“, verriet er. Allen war klar, was dies zu bedeuten hatte. Leeds und sein Boss aus der Zukunft planten etwas, das vermutlich zur Apokalypse führen konnte. Doch dabei brauchten sie weder das ARC, noch Cross-Photonics. Der Carnotaurus hingegen würde beide Parteien auf Trapp halten. Wenn das Leeds’ Plan war, war vollends aufgegangen. Niemals hätte Evan und die anderen die Menschen im Studentenzentrum im Stich lassen können. „Los geht’s! Wir treffen und bei unserem Wagen vor dem Gebäude.“, rief Becker allen Anwesenden zu und verschwand dann gemeinsam mit Connor und Mac. Der Rest blieb etwas verdutzt zurück. „Na los, worauf wartet? Konkurrenz belebt das Geschäft.“, erwiderte Harold Kanan und Evan nickte. Er gab Dylan und Luke ein Zeichen ihm zu folgen. Außerdem rief er Donovan an, er und sein Team sollten vor der Firma auf sie warten. Um schneller zu sein, nahm das Team die Treppe und verließ das Gebäude durch einen Notausgang. Donovans Van stand bereits wartend auf dem Parkplatz und auch das ARC-Team bereitete sich auf einen Einsatz vor. Bald waren die drei bei den Soldaten-Teams angekommen. „Ich habe Ihrem Mister Donovan bereits erklärt, dass Sie Ihre Betäubungswaffen hier lassen können.“, meinte Mac und nickte dem ehemaligen Major zu. Dylan starrte ihn ungläubig an. „Hier lassen? Womit sollen wir dann gegen den Saurier vorgehen?“, fragte sie verdutzt. Mac und Becker sahen einander an, woraufhin zweiter den Kofferraum ihres Mietwagens öffnete. Der decke sprang auf und dahinter kamen mehrere, schwarze Taschen zum Vorschein. Der Captain zog den Reißverschluss auf und darunter kamen einige, seltsam wirkende Gewähre zum Vorschein. „Wir nennen sie EMDs. Sie feuern starke Impulse aus, welche sogar einen Tyrannosaurus Rex schlafen legen können.“, erklärte Connor prompt. Luke bedachte die Besucher eines zweifelnden Blickes. „Wie genau haben Sie diese Dinger durch den Toll gebracht?“ Becker rang sich ein Schmunzeln ab. „Diplomatengepäck.“, tat er die Sache ab und begann mit den anderen die Waffen in den Van zu laden. „Luke, du lotst uns zur Universität.“, wies Evan den Kryptozoologen an und dieser nickte aufgeregt. Er hatte seit dem Video mehrmals versucht Jett telefonisch zu erreichen, doch ohne Erfolg. Hoffentlich hatte er sich retten, oder wenigstens verstecken können. Als Betreff hatte sein Freund den Begriff ‚Teufel’ gewählt. Je länger Luke das Bild des Carnotaurus betrachtete, umso mehr musste er Jett recht geben. Das Wort Teufel traf wirklich auf ihn zu. Hart House - Studentenzentrum der Universität Toronto Der Mietwagen des ARC-Teams folgte dem Van von Cross-Photonics in kurzen Abständen. Sie ignorierten bereits sämtliche Geschwindigkeitsbegrenzungen um schneller bei der Universität anzukommen. Bestimmt hatten die Studenten bereits die Polizei informiert, doch diese wäre mit der Situation bestimmt überfordert. „Wir müssen dort vorne abbiegen, dann sind wir da!“, informierte sie Luke und Donovan nickte. Er zog das Lenkrad stark nach rechts und bog in die nächste Straße ein. Kaum war ihm das gelungen, trat er hektisch auf die Bremse. Alle im Wagen wurden durchgerüttelt und versuchten sich irgendwo festzuklammern. „Was ist passiert?“, fragte Dylan und rieb sich den Kopf. Donovan zeigte nach vorne und sie und die anderen sahen was er meinten. Vor ihnen parkten jede Menge Autos, sie schienen panisch verlassen worden zu sein. „Ab hier müssen wir zu Fuß weiter.“, meinte Donovan und befreite sich von seinem Gurt. Das Team verließ gemeinsam den Van und lief kurz darauf Connor und den anderen in die Arme. „Die Straße ist versperrt, wir müssen zu Fuß weiter.“, informierte sie Dylan, doch ihre Gäste schienen das Problem erkannt zu haben. Sie teilten sich in zwei Gruppen auf und durchquerten das Labyrinth aus stehen gelassenen Autos. Vor dem Eingang zum Studentenzentrum, das gleich neben der Universität lag war es am schlimmsten. Es bestand beinahe kein Vorankommen, doch eine andere Tatsache war weitaus schlimmer. Viele der Fahrzeuge wiesen Schäden auf. Sie waren entweder zusammen gequetscht oder hatten schwere Dellen. „Seid mal leise!“, meinte Dylan nun und die anderen folgten ihrer Bitte. Auch Connor bemerkte es jetzt. Eine leise, klagende Stimme. Jemand weinte und das ganz in der Nähe. Er eilte zu der Quelle der Geräusche und steuerte auf einen der parkenden PKWs zu. „Mac, hilf mir mal.“, bat er seinen Partner und zog vergebens an der Autotür. Mac Rendell benutzte die Halterung seines EMDs um auf das Schloss einzuschlagen. Bald war es stark genug beschädigt und Connor riss die Tür auf. Auf der Rückbank kauerte eine junge Frau, ihren Kopf in ihren Händen vergraben. „Gehen Sie weg!“, flehte sie und trat mit beiden Beinen nach ihren Rettern. „Ganz ruhig! Wir wollen Ihnen nur helfen, Sie könnten nicht sicher sein!“, rechtfertigte sich Mac. Die Frau musterte den Soldaten kurz und ihre Lage entspannte sich für einen Moment. „Ist… ist das Monster weg?“, fragte sie wimmernd. Um ehrlich zu sein konnten ihnen weder Connor, noch Mac oder jemand anderes diese Frage beantworten. Dennoch nickten sie im Takt und reichte der Frau jeweils eine Hand. Diese verließ den Wagen nun und sah sich um. Diese Zerstörung überall musste sie schockieren. „Haben Sie das Monster gesehen?“, hakte nun Evan nach, der bei den anderen angekommen war. Die Frau nickte ergriffen. „Ja, es… kam direkt aus diesem zerbrochenen Spiegel.“, berichtete sie. Vielsagende Blicke innerhalb der beiden Teams. „Sie waren in der Nähe der Anomalie? Wo befindet sie sich?“, hakte Connor nach, sah dann aber ein, dass die Bezeichnung vielleicht unglücklich gewählt war. Die junge Frau zitterte am ganzen Leib. Die beiden Teams gaben ihr Zeit sich zu beruhigen, auch wenn sie diese eigentlich gar nicht besaßen. „Sie… sie war im Atrium! Ich habe mich unter einer Bank versteckt, nachdem das Monster durchgekommen ist. Aber… aber sie ist verschwunden nachdem das Monster das Atrium und das Studentenhaus verlassen hat. Ich bin danach selbst geflohen, aus Angst es könne zurückkommen. Vor dem Gebäude sind Menschen hin und her gelaufen, also habe ich mich in diesem Auto versteckt.“, berichtete sie stockend. Connor sah zu Evan und dieser nickte. Die Anomalie hatte sich bereits wieder geschlossen, den Carnotaurus zurückzubringen dürfe also schwierig ausfallen. Das hieß, wäre da nicht der Opener, den Evan in der Zukunft von Matt Anderson erhalten hatte. „Können Sie das Gerät so einstellen, dass es eine Anomalie öffnet, die groß genug für die Echse ist und in die spätere Kreidezeit führt?“, wollte Connor von dem Leiter von Cross-Photonics wissen. Evan nickte zustimmend. Er hatte die Funktionen des Openers inzwischen recht gut verstanden und war nachdem er einen Notausgang aus dem Pliozän schaffen musste auch recht geübt darin ihn zu bedienen. Zwar war es nicht möglich den Carnotaurus direkt dorthin zu schicken wo er herkam, aber mit ein paar Millionen Jahren Unterschied würde der Fleischfresser bestimmt leben können. Evan, Connor und ihre Teams würden es auf alle Fälle. „Chambers, bringen Sie die Frau in Sicherheit.“, wies Donovan den Ex-Soldaten an, welcher sofort reagierte. „Wir müssen den Saurier irgendwie finden!“, meinte Luke aufgeregt. Im Prinzip klang das sehr einfach. Es war recht schwierig einen hausgroßen, fleischfressenden Dinosaurier in der heutigen Zeit zu übersehen. „Ich denke da muss ich mich nicht sonderlich anstrengen um seine Spur zu verfolgen.“, meinte Dylan und wies auf die beschädigten Autos. Zusammen mit den umgeknickten Straßenlaternen, hatte der Carnotaurus eine eindeutige Fährte hinterlassen. Die beiden Teams setzten sich wieder in Bewegung und bahnten sich einen Weg durch die Hindernisse. Sie rannten bis zum Ende der Straße und bogen dann nach links ab. Noch mehr zerstörte Laternen und Vorgärten. Einige Anwohner hatten sich ängstlich verbarrikadiert. „Damit ist das Anomalien-Geheimnis wohl aus dem Sack.“, murmelte Dylan, während sie sich nach allen Seiten umsah. „Ja, aber selbst wenn es Zeugen und Videoaufnahmen gibt, einige Menschen wollen nicht an solche Dinge glauben, vermutlich können wir zu Hause gerade deshalb noch halbwegs unsere Arbeit machen.“, meinte Becker dazu. Ein Schrecken einflößendes Brüllen machte die Runde und Donovan gab den anderen ein Zeichen. Der Carnotaurus war ganz in der Nähe. Connor gab Evan ein Zeichen schon einmal die Koordinaten in den Opener einzugeben. „Stellt eure EMDs nicht auf volle Stärke. Vielleicht gelingt es uns die Echse mit gezielten Schüssen auf die Beine durch die Anomalie zu locken.“, schlug Mac vor und Becker nickte ihm anerkennend zu. Scheinbar war es eine gute Idee gewesen, Lester davon zu überzeugen, Mac zu seinem Stellvertreter zu machen. Der Lieutenant war noch recht jung, doch er konnte seine Angst hinten anstellen und war bereit es mit den Tieren aufzunehmen. Und das war es, worauf es ankam. Kaum waren die Teams um die Ecke gebogen, da erblickten sie auch schon den Giganten. Der Carnotaurus war gerade dabei ein Paar Beine hinunterzuwürgen. „Teufel…“, murmelte Luke erneut und hob seine Waffe. „Warte, noch nicht!“, bat ihn Mac, doch der Student betätigte den Abzug. Diese Echse hatte Leute getötet die er kannte, sein zweites Zuhause verwüstet, dafür konnte er den Saurier nicht davonkommen lassen. „Nicht gut!“, rief Connor und die anderen stimmten ihm zu. Sie hatten den Carnotaurus auf sich aufmerksam gemacht, bevor es ihnen gelungen war die Anomalie zu öffnen. „Wir müssen uns verteilen! Alle auf einen Haufen geben ein zu leichtes Ziel ab!“, warnte Becker und die Gruppe begann sich aufzusplittern. Dylan zog Luke beiseite und gemeinsam mit Evan suchten sie hinter einem Zaun Schutz. Donovan und Crowe verschanzten sich hinter einem Baum, während das ARC-Team hinter einen LKW kroch. Leider waren auch sie es, worauf es der Carnotaurus abgesehen hatte. „Verdammt, wieso kommt der ausgerechnet zu uns?“, fluchte Becker. „Weiß nicht, vielleicht ein Weibchen.“, schlug Connor vor. „Denkst du nicht, dass der langsam alt wird?“, fragte der Captain und gab Mac ein Zeichen. Alle drei hoben nun ihre EMDs und begannen auf die Beine des Ungetüms zu schießen. Augenblicklich schreckte der Saurier zurück, aber nicht für lange. „Tut mir leid.“, sagte Luke nun in seinem, Dylans und Evans Unterschlupf. „Schon gut, ich bin dabei die Situation zu entschärfen.“, murmelte Evan und Dylan sah ihm über die Schulter wie er gerade versuchte die Anomalie zu öffnen. Er sprang hinter dem Versteck hervor, direkt auf die Straße. „Besuchszeit ist vorbei!“, brüllte der kanadische Teamleiter und hielt den Opener gerade aus. Und tatsächlich bildete sich kurz darauf eine Anomalie. Eine recht kleine Anomalie. „Evan! Die Größe wird nicht ausreichen!“, rief ihm Connor Temple zu. Eine sehr klevere Bemerkung, doch Evan war bereits selbst aufgefallen, dass die Echse da niemals durchpasste. Bisher hatte er die Einstellung zur Größenveränderung von Anomalien noch nicht ausgetestet, Leeds hatte darin bestimmt mehr Erfahrung. Der Carnotaurus begann nun Connors Team zu ignorieren und drehte sich um. Er stand Evan nun gegenüber, gerade einmal 50 Meter entfernt. „Ok… könntest du warten, bis ich die richtige Einstellung gefunden habe?“, rief Evan dem Saurier bittend zu. Ein lautes Brüllen war die Antwort, doch Evan vermutete, dass dieses ein Nein bedeuten sollte. Der Carnotaurus setzte sich nun in Bewegung, ohne Rücksicht auf den Menschen zu nehmen. „Hey Ace, nicht so eilig!“, schrie Donovan dem Saurier entgegen der augenblicklich auf die Straße gerannt war und seine Waffe gehoben hatte. Die Befürchtung er könne noch nicht richtig mit dem EMD umgehen, erfüllte sich nicht. Der ehemalige Soldat war es gewöhnt jede Waffe handhaben zu können. Mehrere Schüsse auf die Beine folgten und ließen die Echse zurückweichen. Aber nur kurz. Der Carnotaurus schien nun erst recht wütend zu sein und stürmte trotz der Schmerzen auf die beiden Männer zu. Donovan schoss erneut, doch diesmal ignorierte der Saurier den Impuls des EMDs. Donovan versuchte nach einer Einstellung zu suchen, welche den Impuls verstärkte, doch das dauerte. Der Carnotaurus hechtete weiterhin auf die beiden zu, bis Evan eine Taste des Openers betätigte und die Anomalie auf das zehnfache anwuchs. Der Teufelssaurier konnte nicht mehr anhalten und sprang durch die Anomalie. Augenblick flogen Evans Finger über die Tasten und er richtete das Gerät erneut auf das pulsierende Licht. Sofort begann sich die Anomalie wieder aufzulösen und war bald vollends verschwunden. Erleichtert atmete nicht nur er, sondern auch Donovan tief ein. Dylan, Luke sowieso das ARC-Team wagte sich nun aus ihren Verstecken und schritt anerkennend auf Evan zu. „OK, so eines wünsch ich mir definitiv auch zu Weihnachten.“, meinte Mac und grinste Evan an. Dieser schluckte. Obwohl der Lieutenant eine völlig andere Person war, war dennoch noch soviel von dem alten Mac in ihm. Als Evan den Opener weggesteckte, ertönten ganz in ihrer Nähe Sirenen und wenige Sekunden später kam bereits das erste Fahrzeug um die Ecke gebogen. Ein weiteres kam aus der anderen Straße angebraust und kam kurz vor den Teams zum Stehen. Polizisten sprangen aus dem Fahrzeugen und zogen ihre Pistolen. Sie verschanzten sich hinter den Fahrertüren und richteten die Handfeuerwaffen direkt auf die zwei Teams. „Waffen fallen lassen und Hände nach oben!“, rief einer der Cops. Connor sah Evan, doch dieser nickte. Leider besaß er keinen Einfluss auf die hiesige Polizei. In der ursprünglichen Zeitlinie war das anders gewesen, da hätte bereits ein Zwinkern von Ken Leeds gereicht um nervige Polizisten zu versuchen. Sollte er etwa versuchen das kanadische Militär ins Spiel zu bringen? Evan hasste den Gedanken General Mason etwas schuldig zu sein. Harold Kanan hatte den Offizier beim letzten Mal zwar ziemlich eingeschüchtert, aber nach einem Vorfall wie heute, würde er Cross-Photonics vielleicht wirklich schließen lassen. Selbst Captain Becker oder Lieutenant Rendell konnten nichts ausrichten, da sie hier über keinerlei Befugnisse verfügten. Es blieb der Gruppe also nichts übrig als langsam die EMDs auf den Boden zu legen und die Hände zu heben. Die Polizisten rückten näher, hielten ihre Pistolen aber weiterhin den Verdächtigen entgegen. „Das reicht! Alle Mann die Waffen fallen lassen!“, erklang quasi aus dem Nichts eine Stimme. Evan und Dylan drehten sich um, hinter einem der Streifenwagen hatte ein brauner Porsche geparkt und ein Mann hatte die Fahrerseite verlassen. Er trug einen Anzug mit einem langen Schal, anstelle einer Krawatte. Er war schwarz und mittleren Alters. Nun zog er einen Ausweis aus seiner Hemdtasche und hielt ihn sichtbar in die Höhe. „Bei den Männern handelt es sich es um keine Verdächtigen, ich wiederhole, keine Verdächtigen! Ich bitte Sie die Waffen zu senken, Offiziers, von den Leuten geht keine Gefahr aus. Im Gegenteil, sie haben uns sogar gerettet.“ Der Mann, scheinbar ein höherrangiger Polizist trat näher und nickte Dylan zu. Diese war erleichtert mit Detective Adrian Harlow endlich jemanden zu haben, der die Sache aufklärte. „In der Umgebung gibt es bestimmt viele Verletzte. Organisieren Sie Krankenwagen und suchen Sie das Gebiet ab!“, befahl er den Uniformierten und diese reagierten sofort. Ein Wagen blieb stehen, während der andere das Areal erkunden sollte. Harlow trat zu der Gruppe und reichte Evan die Hand. „Vielen Dank, ohne Sie wäre es heikel geworden.“, stand der Leiter des Teams tief in der Schuld des Detectives. „Danken Sie mir noch nicht. Es gibt jede Menge Augenzeugen und Videos dieses Dinosauriers. Es wird mir diesmal nicht möglich sein die Sache zu vertuschen.“, musste er das Team enttäuschen. Dylan nickte betrübt. „Dafür dürfte es wirklich zu spät sein. Und vielleicht… ist es sogar besser, dass die Leute erfahren, was heute hier passiert ist. Damit sie vorgewarnt sind, wenn sie das nächste Mal eine Anomalie sehen sollten.“, vertrat sie ihre Meinung. „Ja, vielleicht schneidern wir uns einfach ein paar nette Jacken mit der Aufschrift CPT, Cross-Photonics Team wenn wir ab jetzt auf Saurierjagt gehen.“, schlug Luke vor. Dem ARC-Team entging der kleine Spruch auf ihre Kosten natürlich nicht. „Wir wären Ihnen auf jedenfall dankbar, wenn Sie Ihre Kollegen und die Reporter noch eine Kleinigkeit zurückhalten könnten. Wir müssen überprüfen, ob eventuell noch ein anderes Tier durch die Anomalie gekommen ist.“, bat Connor den Detective nun. Harlow nickte und versprach sein Möglichstes. „Luke, kannst du uns zu dem Atrium führen, wo die Anomalie angeblich aufgegangen sein soll?“, hakte Dylan nach und der Student nickte augenblicklich. „Ja, ich möchte ohnehin nach meinem Freund sehen der das Video gemacht hat.“, erwiderte er und machte einen Schwenk in Richtung Studentenzentrum. Auch Evan wollte sich gerade in Bewegung setzen, als es in seiner Hose vibrierte. Er zog sein Handy aus der Tasche und erkannte auf dem Display den Namen von Toby Nance. „Toby? Was gibt es, wir sind gerade sehr beschäftigt.“, wollte er seine Angestellte auf später vertrösten. „Ich habe mir die Scans des Openers noch einmal angesehen die ich letztens anfertigen durfte. Ich habe etwas sehr Interessantes entdeckt. Wie schnell kannst du zurück in der Firma sein?“, wollte sie wissen. Evan seufzte. „Ist das wirklich so dringend? Der Dinosaurier ist zwar weg, aber…“ Doch Toby schien das anders zu sehen. „Evan, ich würde dich nicht anrufen wenn es nicht absolut wichtig wäre. Ich kann es dir auch nicht am Telefon erklären, sondern muss es dir zeigen.“, wiederholte sie ihren Wunsch. Der Leiter von Cross-Photonics wusste, dass Toby etwas wirklich Wichtiges gefunden hatte, sonst würde sie Evan nicht mitten in einer Mission abziehen wollen. „OK, ich bin so schnell da wie ich kann.“, erwiderte er und legte auf. Scheinbar musste er nicht viel erklären, als er die Gesichter seine Mitstreiter sah. „Ihr… schafft den Rest auch ohne mich, oder? Die Anomalie ist gebannt und wenn wirklich noch kleinere Tiere durch sind, könnt ihr sie mit dem EMDs betäuben.“, meinte er. Connor Temple nickte und versprach, dass Evan sich auf sie verlassen konnte. Sie würden die Nacharbeit erledigen und dann selbst zurück zur Firma fahren. Mac warf Evan die Schlüssel zu dem Mietwagen zu, den er gestern erstanden hatte. Evan entschuldigte sich noch einmal und rannte dann in die andere Richtung. Was war so spannend, dass es nicht noch warten konnte? Was genau sollte ihn bei Cross-Photonics erwarten? Cross-Photonics Evan fühlte sich etwas schuldig, ausgerechnet jetzt sein Team im Stich zu lassen. Aber hatte er das wirklich? Er war sogar auf die Straße gesprungen und hatte sich dem Carnotaurus entgegen gestellt. Es war nicht ganz so heroisch wie es sich anhörte. Der Teamleiter hatte damit gerechnet, dass sich die Anomalie bereits beim ersten Versuch in ihrer ganzen Pracht auftat. Ein Trugschluss. Er hätte den Opener vermutlich noch etwas genauer studieren sollen, anstatt es wieder Toby aufzuhalsen. Noch immer konnte er sich nicht vorstellen, was seine Freundin da atemberaubendes gefunden haben könnte. Evan wollte die Firma durch denselben Notausgang betreten, wie er sich zuvor verlassen hatte. Er fluchte, als dies nicht möglich war, nicht einmal mit seinem Sicherheitsausweis. Also blieb ihm nichts anderes übrig, als das Gebäude einmal zu umrunden und den Haupteingang zu benutzen. „Sir, Sie sind schon wieder zurück?“, fragte die Empfangsdame charmant. „Natürlich, jeder Chef muss sich hin und wieder mal in der Firma blicken lassen.“, erwiderte fromm und schlenderte dann zum Fahrstuhl. Er drückte den Knopf nach unten und die Türen schlossen sich. Er trällerte kurz ein Lied, bis der Lift endlich in der untersten Sektion angekommen war. Dort verließ er ihn auch prompt wieder und fand sich inmitten von hektischem Treiben wieder. Die Leute rannten wild durcheinander, es war gerade so, als hätte der Carnotaurus hier gewütet anstatt an der Universität. Nachdem Evan einige Schritte getan hatte, eilte Sam zu ihm. „Mister Cross, es tut mir aufrichtig leid! Es gelingt einfach nicht die Medien mit genügend Fehlinformationen zu bombardieren.“, entschuldigte sich die Frau. Nun begann Evan zu verstehen. Die Leute in der Kommando-Sektion waren neben den Anomalienmeldungen auch darum bemüht, die Ereignisse zu verschleiern. Diesmal hatten sie jedoch ein wahres Watergate vor sich. Der Carnotaurus hatte mehrere Menschen gefressen und einiges an Sachschaden angerichtet. Noch dazu existierten Unmengen an Zeugen und Videomaterial. „Ich vertraue dir da vollkommen. Tu einfach dein Möglichstes.“, sagte er an Sam gewand und diese nickte. Sie wollte weiterarbeiten, doch ihr Chef hielt sie zurück. „Hey, weißt du wo Toby steckt?“, erkundigte er sich, nachdem er seine Freundin nicht an ihrem üblichen Platz sah. Sam sah ihn erstaunt an. „Toby? Keine Ahnung… vor ein paar Minuten war sie noch da.“, konnte sie Evan ebenfalls nicht weiterhelfen. Dieser seufzte resigniert. Wenn seine Freundin ihn schon von einer Mission zurück bat, konnte sie doch auch auf ihn warten, oder? Da Toby nicht anzutreffen war, warf er einen Blick in die obere Etage, zu Anges Büro. Sofort erblickte er seine Partnerin, wie sie wild gestikulierend am Telefon hing. Da Toby scheinbar noch etwas Zeit brauchte, beschloss sich Evan nach dem Stand der Dinge zu erkundigen. Er schlich die Treppe nach oben und klopfte sanft an die Tür. Er trat ein, doch Ange schien ihn im ersten Moment nicht einmal zu bemerken. „Ja… ja… danke.“, presste sie heraus und legte dann auf. Sie holte tief Luft und wand sich dann ihrem Partner zu. „Evan… ihr seid schon zurück?“, fragte sie etwas perplex. Dieser schüttelte den Kopf und verriet, dass die anderen noch unterwegs waren. Toby hätte ihn angerufen und zurückbeordert. „Achso… wenn das so ist.“, erwiderte die Frau, ohne Evan anzusehen. Dieser wusste sofort, was los war. Die beiden waren nach einiger Zeit wieder einmal allein. Bis jetzt hatte es Angelika bis auf eine Ausnahme im Fahrstuhl souverän geschafft nie mit Evan alleine zu bleiben. Entweder waren dessen Team-Kollegen Dylan und Luke zugegen, doch Harold wollte eines seiner berühmten Meetings abhalten. „Das war gerade General Mason. Sein Kontaktmann hier hat ihn natürlich unverzüglich informiert und jetzt ist das Militär in Alarmbereitschaft. Ich habe ihm gesagt, wir hätten alles unter Kontrolle. Das stimmt doch, oder?“, hakte sie nach. Evan nickte stumm. „Ja, der Dinosaurier ist in seiner Zeit zurück und macht keinerlei Ärger mehr.“, beruhigte er seine Partnerin. Auf Angelika schien diese Antwort erleichternd zu wirken. „Gut, ich werde unsere Leute noch einmal anstacheln, dass sie so viel Material aus dem Netz löschen sollen wie möglich.“, meinte sie und versuchte sich an Evan vorbei zu schieben. Doch dieser ließ sie nicht. Er ergriff ihre Schultern und stieß sie zurück. Dann drehte er sich um und zog die Schalosien des Büros nach unten. Angelika starrte ihn ungläubig an. „Evan, was das werden? Was werden unsere Mitarbeiter denken?“, fragte sie vorwurfsvoll. Doch ihr Partner zuckte nur mit den Schultern. „Keine Ahnung, was sollen sie denn denken? Die meisten wissen doch bereits, dass wir eigentlich ein Paar sind.“, konterte er. Angelika hielt inne und tat ein paar Schritte zurück. Natürlich hatten sie nicht allen ihrer Mitarbeitern erzählt, wie sehr sich die Zeitlinie verändert hatte. Der Betrieb sollte normal weiter laufen. „Nein… nicht wir. Ich und… der andere Evan.“, erinnerte sie. Ihr Partner nickte ein paar mal und schlenderte dann zu Anges Schreibtisch. Er umrundete ihn, bis er vor einer Schublade angekommen war. Er öffnete sie und überprüfte den Inhalt. Er holte ein gerahmtes Foto heraus und betrachtete es. „Das ist…“, reagierte Ange auf einmal sehr hektisch und versuchte es Evan zu entreißen. Ohne Erfolg. „Das sind du und ich.“, erkannte es Evan richtig. Auf dem Foto waren tatsächlich die beiden zu sehen, mit lachenden Gesichtern. „Nein, das… ist der andere Evan.“, wehrte sie ab. Ihr Freund schien das jedoch anders zu sehen. „Inwiefern? Ich erinnere mich als wir dieses Foto gemacht haben. Es war am Tag der Gründung unserer Firma. Wir hatten zur Feier ziemlich etwas getrunken, es fühlt sich an, als wäre es erst gestern gewesen.“, meinte er. Angelika nahm ihm nun das Foto aus der Hand und legte es in die Schublade zurück. „Es war in einem anderen Leben, Evan.“, bedachte sie ihn nun mit einem traurigen Blick. „Hast du mich geliebt?“, wollte dieser wissen. Ange schluckte und rang nach Worten. „Dich… ihn… ach verdammt ich weiß auch nicht! Ich weiß nur, dass wir nicht mehr das haben, was vor der Veränderung war. Während wir das Anomalien-Team aufbauten haben wir viel geredet und du hast gesagt, dass du nach vorne sehen willst.“, erzählte sie. Evan sah ihr nun direkt in die Augen. „Habe ich… hat er gesagt, er wäre über Brooke hinweg?“, hakte er nach. Diese Frage schien Ange zu überraschen, doch sie schüttelte den Kopf. „Nein, das war aber auch ein schwieriges Thema.“, gab sie an. Evan dachte kurz nach. „Wenn, dann kann er dich nur belogen haben. Damals mit der Sache, als ich halluzinierte, da kamen wir uns näher. Aber ich habe Brooke in dir gesehen und er hat das vermutlich auch.“, gestand er. Ange wich etwas zurück, scheinbar musste sie die Information erst einmal verdauern. „Was ich damit sagen will ist, dass ich von da an alles falsch gemacht habe! Ich weiß natürlich, dass du nicht Brooke bist, aber ich habe dich auch nie als eine Art Ersatz für sie gesehen. Anstatt mit dir zu reden habe ich dich immer weiter weggedrängt, bist du von alleine gegangen bist. Du hast dich Project Magnet angeschlossen, weil du geglaubt hast mir nur so helfen zu können. Ich habe dich zu etwas getrieben, was du bestimmt nicht einmal selbst wolltest. Und das tut mir leid. Doch mit der Veränderung der Zeitlinie, fühlt es sich an, als hätte ich eine zweite Chance erhalten.“, erzählte er. Ange wich immer weiter zurück, doch ihr Partner ließ ihr kaum Freiraum. „Nein… es ist vermutlich besser wenn ich gehe. Der alte Evan ist weg, also sollte ich mir ein Beispiel an ihm nehmen. Ich möchte euch zwar nicht im Stich lassen, aber so ist es vermutlich besser. Ich habe bereits ein Angebot einer anderen Firma erhalten. Ich denke es wäre das klügste, wenn ich es annehme.“, offenbarte sie. Doch Evan schien davon nichts hören zu wollen. „Ja, wolltest du in der anderen Zeitlinie ebenfalls und ich war so dumm dich gehen zu lassen. Ich habe in meiner Realität eine Menge Fehler gemacht. Ich habe Menschen sterben lassen und die, die mir nahe waren von mir weggedrückt. Jetzt, wo ich eine zweite Chance erhalten habe, werde ich diesen Fehler kein zweites Mal machen.“, sagte er entschieden. Ange wand ihr Gesicht ab, doch Evans Hand legte sich nun auf ihre Wange. Er zog ihren Kopf näher zu sich und senkte seinen eigenen. Als er auch noch die Augen schloss, tat es ihm Ange gleich und kurz darauf pressten sich ihre Lippen aufeinander. Erst ein sanftes Antasten, dann ein immer stärker werdender Kuss. „Evan… nein…“, unterbrach Angelika die Vertraulichkeit und legte Evan beide Hände auf die Brust. „Ange, sieh mich an! Ich bin es, Evan! Der nutzlose Trottel, der außer Technik nichts auf die Reihe kriegt und den ganzen anderen Kram dir überlässt. Der unverantwortliche Evan der einfach losstürmt und dem es egal ist, wenn andere ich um ihn sorgen. Aber ich will, dass du etwas von mir weißt. Ich möchte mich bessern, ganz ehrlich. Ich wollte Mac ein besseres Leben schenken, habe aber nicht zu Ende gedacht. Er musste sich erst ein zweites Mal für mich opfern, damit ich einsah, dass ich auch anderen Leuten etwas bedeute. Nach Brookes Tod wollte ich niemandem mehr nahe sein, doch es war idiotisch so von mir zu denken. Ich habe Freunde und Kollegen die mich schätzen, und die auch mir am Herzen liegen. Der Evan in der anderen Realität musste nicht dasselbe durchstehen wie ich. Ja, auch er hatte Freunde die ihn mochten, doch nach allem was ich von ihm hörte, viel es ihm schwer nach vorne zu sehen. Ich will nicht sagen, dass ich Brooke einfach vergessen könnte, doch ich würde mir niemals selbst im Weg stehen. Ich möchte nach vorne sehen, weil sie sich das bestimmt für mich gewünscht hätte. Und meine Freunde hätten das bestimmt auch.“, sprach sich der Wissenschaftler aus. Angelika sah Evan aber nur verständnislos an. „Evan! Was genau versuchst du mir eigentlich zu sagen?“, drängte sie ihn nun. Dieser schluckte und sah seiner Freundin tief in die Augen. „Eigentlich nur… dass ich dich liebe. Ich habe Brooke geliebt und nun liebe ich dich, Ange.“, erwiderte und nun war es seine Freundin, die ihre Hände um Evans Nacken schlang und begann ihn zu küssen. Die Lippen der beiden führten ihr Spiel fort und bald hatten sie den Überblick über die Zeit verloren. Als sich ihre Lippen wieder voneinander lösten, wussten sie nicht wie lange ihrer Zweisamkeit angehalten hatte. Ein paar Sekunden? Ein paar Minuten? Vielleicht sogar Millionen von Jahren? Selbst wenn die beiden inzwischen die einzigen Menschen auf der Welt waren, so war es ihnen gleich, solange sie nur einander hatten. Es wurde an der Tür geklopft und Sam trat ein. „Verzeihung, aber ich muss sie unbedingt sprechen, Miss Finch.“, schien es sich um etwas Wichtiges zu handeln. Auch Evan bemerkte, dass sein Handy kurz piepste. Er holte es hervor und begutachtete das Display. „Eine SMS von Toby, sie will mich in der Tiefgarage treffen.“, erklärte er. Er und Angelika sahen einander an, zu gern hätten sie nun mehr Zeit miteinander verbracht, doch die Arbeit ging vor. Besonders an einem Tag wie diesem. „Evan… pass auf dich auf.“, bat seine Freundin und Evan versprach es ihr. Er nickte den beiden Frauen noch einmal zu und verließ dann das Büro. Er hastete die Treppe hinunter, zurück zum Fahrstuhl. Hatte Toby erwartet, dass Evan mit dem Van zurückkam? Wartete etwa deswegen dort auf ihn? Bald hatte der Fahrstuhl sein Ziel erreicht und Evan betrat die Tiefgarage. „Toby?“, rief er, erhielt jedoch keine Antwort. Er schlenderte in der breiten Eben herum und zog dann sein Handy. Er wählte Tobys Nummer und wartete auf das Freizeichen. Es klingelte. Tobys neuer Klingelton spielte sich ab, ganz in Evans Nähe. Sie war also hier, doch wieso meldete sie sich nicht. Evan folgte dem Klang und stand kurz darauf vor einem grünen Honda. Er warf einen Blick ins Innere, doch Toby war nicht drin. Das Handy musste es zumindest sein, anders konnte er es sich nicht erklären. Er ging zum Kofferraum und merkte, dass es sich im Inneren befinden musste. Schnell ließ er diesen aufklappen um einen Blick ins Innere zu werfen. Evan wurde leichenblass, als er Toby Nances Körper vor sich liegend vorfand. Sie war ohne Bewusstsein, atmete aber, wenn auch nur flach. Im selben Moment spürte Evan wie etwas kaltes, metallenes an seinen Hinterkopf gedrückt wurde. „Stecken Sie das Handy ein und legen Sie alle Waffen auf den Boden.“, befahl eine tiefe Stimme hinter ihm. Evan wagte einen Blick zu dem Rückspiegel des Hondas, um den Mann hinter ihm zu identifizieren. Es handelte sich um Fargo, Harold Kanans Assistenten. „Ich trage derzeit keine.“, antwortete Evan wahrheitsgemäß. Fargo überzeugte sich selbst, indem er den Leiter seiner Firma abtastete. „Man weiß ja nie, Leeds meinte, Sie wären sehr trickreich.“, verriet er. „Sie arbeiten für Leeds?“, hakte Evan nach. Fargo schüttelte sofort den Kopf. „Ich arbeite für den Mann, der die neue Welt einleiten wird.“, erzählte er und trieb Evan an. „Was ist mit Toby?“, machte sich dieser Sorgen um die Gesundheit seiner Freundin. „Diese macht nur ein kleines Schläfchen. Sie hat sich erst geweigert den Lockanruf zu machen, aber ich hatte schlagende Argumente.“, lachte Fargo süffisant. „Wenn sie Ihr etwas getan haben, werde ich Sie eigenhändig umbringen.“, schwor Evan, doch das beeindruckte den Bewaffneten wenig. Dieser dirigierte den Teamleiter nun zu einem schwarzen Geländewagen, vor dem Honda und befahl ihm den Rücksitz zu öffnen. Evan folgte brav und öffnete die Tür. „Und was jetzt?“, wollte er wissen, was weiter mit ihm geschah. Doch anstatt zu antworten, presste ihm Fargo plötzlich ein nasses Tuch vor Mund und Nase. Chloroform! Das war der einzige Gedanke, den Evan noch fassen konnte, bevor das Bewusstsein verlor. Er bekam nicht einmal mehr mit, wie Fargo ihn auf den Rücksitz verfrachtete und den Wagen startete. „Machen Sie es sich bequem, Mister Cross. Sie haben gleich einen Termin mit einem sehr wichtigen Mann.“, meinte dieser grinsend und fuhr los. Vancouver – Unbekannter Ort Benzin? Nein Öl. Ja, es musste sich eindeutig um Öl handeln. Maschinenöl, dachte Evan. Oder Moment, unterschied es sich überhaupt von normalem? Seine Nase beziehungsweise sein Geruchssinn schien zumindest schon mal zu funktionieren, das war ein gutes Zeichen. Auch seine Ohren begannen ihren Dienst von neuem und tropfende Geräusche, die von einem Echo begleitet wurden, waren zu hören. Evan versuchte die Augen zu öffnen, doch seine Sicht blieb verschwommen. Bunte Mosaice tanzten vor seinen Augen und er erkannte die Silhouette einer Person. Im nächsten Moment traf etwas Schweres seine Wange. Er fühlte den Schmerz und augenblicklich sah er wieder scharf. Vor ihm stand Fargo, der Mann der ihn entführt hatte. Evan erholte sich von der Ohrfeige und starrte den Kerl hasserfüllt an. Er versuchte ihn anzuspucken, traf aber daneben. „Was zum Teufel wollen Sie?“, keuchte Evan und versuchte seine Arme zu bewegen. Ohne Erfolg. Auch seine Beine gehorchten nicht seinen Befehlen. Nachdem er wieder vollständig zur Besinnung gekommen war, stellte er fest, dass er an einen Stuhl gefesselt war. Hände und Füße waren mit einem Strick an Lehne und Beine gebunden worden, was ein Handeln seitens des Entführten unmöglich machen sollte. Evan sah sich in seinem Kerker um, musste aber zugeben, dass diese Bezeichnung nicht zutraf. Er befand sich in einer weiten Halle, die bis auf ein paar Kisten und umherlaufenden Mäusen verlassen war. Sie schien außerdem sehr hoch zu sein, soweit es Evan feststellen konnte. „Scheint als wäre unser Vögelchen aufgewacht.“, sprach sein Entführer und Evan sah ihn ernst an. „Ich frage Sie noch einmal! Was wollen Sie?“, hakte er nach. Fargo zuckte nur mit den Schultern. „Ich will gar nichts von Ihnen. Aber Mister Wells scheinen Sie wichtig genug zu sein, dass er sich mit Ihnen unterhalten will.“, verriet er. Evan wollte nachfragen was der Mann damit meinte, doch dann trat Fargo zur Seite und nahm wie ein Soldat Haltung an. Seine Fesseln hinderten Evan daran sich umzuschauen, doch seine Ohren verrieten ihm, dass jemand näher kam. Der Stuhl schien in der Nähe einer Tür aufgestellt worden zu sein, denn der Entführte hörte ein Knarren. Die Schritte waren nun direkt hinter ihm und eine Person umrundete den Stuhl. Evan stach sofort die dicke Kleidung ins Auge. Der Unbekannte trug einen Schal und eine Sonnenbrille. Zusammen mit einem etwas veralteten Hut schien er eindeutig sein Gesicht verbergen zu wollen. „Es freut mich außerordentlich Sie hier begrüßen zu dürfen, Evan.“, sprach der Mann nun und dem Gefesselten kam die Stimme bekannt vor. „Sie müssen dieser Wells sein.“, versuchte er den Überlegenden zu spielen, auch wenn er dies in dieser Situation natürlich nicht war. Wells hob sein Kinn und faltete die Hände ineinander. „Ich habe viele Namen, aber am Ende dieses Tages wird das alles keine Rolle mehr spielen. Heute ist der Tag, an dem wir an einem Wendepunkt angelangt sind. Ich war in der Zukunft und weiß deshalb wie sie sich verändern wird. Nämlich alles andere als zum Guten. Die Welt braucht einen Neuanfang und ich werde der Mann sein, der ihn herbeirufen wird.“, erklärte er Evan mit tiefer Stimme. Dieser musterte seinen Gegenüber zweifelnd. „Achja? Auf mich machen Sie den Eindruck eines Verrückten, um es charmant auszudrücken.“, versuchte Evan seine Coolness aufrecht zu erhalten. Wells hob nur die Schultern. „Und genau diese Eigenschaft braucht es, damit berühmte Männer den Fortschritt in Gang bringen können. Ich vergleiche mich nicht mit Leuten wie Edison, Einstein, Thanh oder Mailburg. Gut, die letzteren werden Ihnen nichts sagen, aber sie alle entwickelten Dinge, welche die Menschheit auf eine neue Stufe der Evolution setzten. Und das mit eigens entwickelter Technologie.“, erzählte er. Evan verengte die Augen. „Und dasselbe haben Sie ebenfalls vor? Mit der Technologie, die Ihr Handlanger Leeds für Sie stehlen sollte?“, hakte er nach. Wells zögerte etwas bis er antwortete. „Ja, ich werde diese Technologie zum Nutzen der Menschheit einsetzen. Aber nicht um ihre Evolution voranzutreiben, sondern um ihr Einhalt zu gebieten. Viele Wissenschaftler bezeichneten den Schritt vom Affen zum Menschen eher als Mutation, eine viel zu schnelle Abfolge von aneinander gereihten Genen.“, sprach er weiter, doch Evan musste zugeben kein Wort zu verstehen. „Was genau versuchen Sie mir eigentlich zu sagen?“, wurde er langsam ungeduldig. Wells hockte sich nun hin um mit Evan auf einer Stufe zu sein. „Evan, ich versuche Ihnen gerade die Existenz der Menschheit zu erklären.“, wurde er konkreter. Der Gefesselter starrte seinen Entführer nur brüsk an. Was redete er da für einen Unsinn? „Wissen Sie was man unter einer Konvergenz versteht, Evan?“, wurde Wells konkreter. Dieser hielt kurz inne und nickte dann. Zu gut erinnerte er sich an die Worte von Matt Anderson. Die Natur entlud sich selbst, um für die Zukunft, die weitere Abfolge von Zeit gerüstet zu sein. „Eine Konvergenz entsteht alle paar Millionen Jahre. Etwa 50 bis 60, wie unsere Wissenschaftler in der Zukunft herausgefunden haben. Die Sonneneruptionen vor einigen Jahren, erinnern Sie sich? Das war die Konvergenz, die ein neues evolutionäres Zeitalter einleiten sollte. Aufgrund des Eingreifens von Menschen wurde sie zwar gestört, doch aber zum Glück nicht abgebrochen. Das hätte nämlich verheerende Konsequenzen für die Zukunft gehabt. Die Evolution hätte sich um ihr 10 oder 100faches beschleunigt und schon bald hätten grausame Mutanten die Erde bevölkert. Doch so wurde sie lediglich um ein paar Jahrhunderte verschoben und unser Hintern wurde uns noch einmal gerettet. Ganz anders als beim letzten Mal.“, berichtete er. Evan sah ihn nur Verständnis los an. „Beim letzten Mal? Wurde diese Konvergenz bereits schon einmal gestört?“, fragte er diesmal aus echtem Interesse. Wells nickte nun betreten. „Ja, davon gehen die Wissenschaftler in der Zukunft aus. Die letzte Konvergenz geschah vor etwa 60 Millionen Jahren. Doch durch den Eintritt eines gigantischen Kometen in die Erdatmosphäre und die darauf folgende Detonation, wurde die Stabilität der Konvergenz massiv geschwächt. Zwar konnte sich die Natur selbst vor einer Sterilwerdung bewahren, indem sie sich in einen Ruhezustand versetzte, die so genannte Eiszeit, doch der Schaden war bereits angerichtet. Die Evolution begann wie wild zu springen. Normalerweise sind nur kleine Säugetiere betroffen, wie Ratten oder Fledermäuse. Zumindest wäre dies in unserer heutigen Zeit der Fall. Doch raten Sie einmal welche Spezies es damals zu Beginn es Oligozäns traf.“, erzählte Wells seine Gesichte. Evan hatte stumm zugehört und begann das Gesagte zu verarbeiten. Er schluckte schlie0lich und nannte seine Antwort. „Die Affen…“, entfuhr es ihm. Wells schnipste mit den Fingern und stieß einen langen Pfiff aus. „Bingo! Der Kandidat hat 100 Punkte!“, rief er zynisch und beobachtete wie die Farbe aus Evans Gesicht wich. „Das… das kann nicht sein! Wollen Sie mir ernsthaft erzählen, dass dadurch die Menschheit entstanden ist? Durch eine Beeinträchtigung der Natur?“, distanzierte sich Evan augenblicklich wieder von Wells Story. Doch dieser meinte es ernst. „Es ist die Wahrheit, Evan. Doch keine Angst, ich werde derjenige sein, der diesen Fehler der Natur wieder ausgleichen wird.“, versicherte. Evan hatte keine Ahnung was dieser Verrückte vor ihm vorhatte, doch erst musste er sich aus seiner misslichen Lage befreien. „Und was haben Sie jetzt vor? Die Menschheit auszulöschen?“, fragte Evan um Zeit zu schinden. Wells bedachte ihn eines skeptischen Blickes. „Was reden Sie da für einen Unsinn, Evan? Im Gegenteil, ich werde der Menschheit die Zeit verschaffen die sie braucht um sich richtig zu entwickeln.“, verriet er und holte ein Gerät aus der Tasche. Obwohl der Entführte es noch nie zuvor gesehen hatte, schloss er unverzüglich, dass es sich um den Prototypen handeln musste, den Leeds in der Zukunft gestohlen hatte. „Freuen Sie sich, Evan! Sie werden in der ersten Reihe sitzen wenn die große Annexion startet und die neue Welt ihren Anfang nehmen wird.“, sagte Wells fromm. Evan zerrte erneut an seinen Fesseln, aber vergebens. „Wer genau sind Sie, dass Sie so wahnsinnige Ziele haben?“, fauchte er den Mann vor ihm an. Wells musterte Evan einen Moment, dann lachte er gekünstelt. „Es tut mir leid, Sie haben recht. Diese Maskerade ist wirklich nicht weiter nötig.“, meinte er und begann seinen Schal herunterzuziehen. Dann nahm er die Sonnenbrille ab und starrte mit klaren, blauen, aber auch stechenden Augen Evan in die seinigen. „Verstehen Sie jetzt, wozu ich fähig bin, Evan?“, flüsterte ihm Wells zu und der auf den Stuhl gefesselte schluckte. „Sie?“, entfuhr es Evan staunend. Wells nickte leicht. „Ja, Evan. Ich bin der Mann, welcher der Welt einen neuen Anfang schenken wird. Ich werde derjenige sein… der die Zeit ein für alle mal auslöschen wird.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)