Primeval: New World Season II von kentasaiba ================================================================================ Kapitel 10: [Folge 10] Am Ende der Zeit - Teil 2 ------------------------------------------------ Hart House - Studentenzentrum der Universität Toronto Die gute Nachricht war, dass der Carnotaurus die einzige Riesenechse war, die es in die menschliche Ära geschafft hatte. Die schlechte Nachricht bestand darin, dass sie doch mehr Schaden angerichtet hatte als Anfangs gedacht. Neben den zerstörten Laternen und den Autos, waren auch die Wände des Studentenzentrums weitgehend beschädigt. „Sollen wir nicht vielleicht auf einen Rettungstrupp warten? Wir wissen nicht einmal ob das Gebäude noch stabil ist, uns könnte der Kasten hier auf den Kopf fallen.“, gab Connor zu bedenken. Donovan und Becker mussten ihm recht geben, sich hier aufzuhalten war äußerst gefährlich. „Nein, müssen nachsehen ob es hier Verletzte gab.“, sagte Luke entschieden und schritt voran. „Ihr Freund scheint ja recht mutig zu sein.“, glaubte Connor zu Dylan sagen zu müssen, doch dieser versuchte nur zu lächeln. Luke Hingle war vorschnell und schoss oft übers Ziel hinaus. Doch sein Verhalten hier war nicht mutiger, oder heroischer Natur. Er hatte an diesem Ort viel Zeit gebracht und sich mit Leuten angefreundet. Er hatte seine Nase in die Bücher gesteckt und alles Wissenswerte über die Tiere der Jetztzeit und der Vergangenheit gelernt. Doch nichts davon hatte ihn auf den heutigen Tag vorbereitet. „Becker.“, rief Mac nun und machte den Captain auf einen regungslosen Mann aufmerksam. Der Uniform nach war er Hausmeister, doch er lag regungslos gegen eine Wand gelehnt. Mac wollte seinen Puls fühlen, doch Becker legte ihm eine Hand auf die Schulter und schüttelte den Kopf. Mac merkte nun den Grund und wand seine Augen ab. Der Schädel des Mannes war aufgeplatzt und ergab keinen schönen Anblick. Der wuchtige Körper des Carnotaurus musste ihn weggeschleudert haben und das mit verheerendem Ausmaß. „Donovan, ich schlage vor, dass Sie zusammen mit Mac und Ihrem Kollegen nach Spuren von weiteren Tieren suchen. Wir anderen inspizieren den Ort der Anomalie ob es noch Überlebende gibt.“, wies Becker seinen Kollegen aus Kanada an und dieser nickte abrupt. Der ehemalige Major war einverstanden und gab Mac und Crowe ein Zeichen ihm zu folgen. Währenddessen brauchten Connor und der Rest einfach nur Luke zu folgen, der sich in dem Gebäude scheinbar bestens auskannte. Bald waren sie vor einer eingestürzten Holztreppe angekommen, die ihnen den Weg versperrte. „Hier lang, es gibt noch einen anderen Weg zum Atrium.“, dirigierte sie Luke und führte die Gruppe durch einen parallel verlaufenden Gang. Bald waren sie vor einer breiten Glastür angekommen, die überraschenderweise verschont geblieben war. „Sie klemmt!“, fluchte Luke und warf sich mit aller Kraft dagegen. Becker zog ihn nach hinten und zog eine Pistole aus der Hüfttasche. Damit zerschoss er das Glas, was es den vieren erlaubte das Atrium zu betreten. Das Glas an der Decke war heil geblieben, der Carnotaurus schien an es herangekommen zu sein. Wären die Scherben auf die schutzlosen Studenten herabgeregnet hätte es sicher noch weitaus mehr Verletzte in Form von Schnittwunden gegeben. Dafür hatte eine andere Art von Chaos inne gehalten. Bäume waren sie Zahnstocher umgeknickt und aus dem Boden drang Wasser aus. Luke erinnerte sich, dass an dieser Stelle ein Brunnen gestanden hatte, doch von dem war nicht mehr viel übrig. Dylan hielt sich die Hand vor die Nase. Auf dem Boden waren überall Spuren von Blut, Dinosaurier benutzten eben leider keine Serviette. Auf dem Boden lagen überall Taschen und Bücher verstreut, die Studenten waren ohne zu zögern geflohen. „Jett? Jett, bist du hier irgendwo?“, rief Luke nach seinem Freund, doch innerhalb dieser Verwüstung war nichts zu erkennen. „Kannst du ihn nicht anrufen?“, hakte Dylan nach und Luke war dankbar für diesen Vorschlag. Immerhin hatte Jett ihm diese MSS geschickt, er musste sein Handy also noch bei sich tragen. Mit zitternden Händen wählte Luke die Nummer seines Freundes und wartete auf ein Freizeichen. In einiger Entfernung erklang eine Melodie und der Kryptozoologe versuchte sich zu orientieren. Dann setzte er sich in Bewegung und rannte in Richtung Ausgang, der von der anderen Seite aus verschüttet war. Der Carnotaurus hatte vermutlich die Mauer gerammt um sich einen Weg aus dem Gebäude zu bahnen. Die Trümmer lagen überall verstreut vor ihm und Luke ließ seinen Blick schweifen. Der Student riss die Augen auf, als er einen Arm entdeckte, der aus den Trümmern ragte. „Ich brauche hier Hilfe!“, brüllte er zu Dylan, Connor und Becker. Dann ließ er sich auf die Knie fallen und zog das erstbeste Betonstück zur Seite. Das zweite folgte und schließlich wagte sich Luke an den größten Brocken. Seine Kameraden waren inzwischen bei ihm angekommen und Becker presste die Lippen zusammen. Connor wand sein Gesicht ab und Dylan schloss die Augen. „Könntet ihr mir mal bitte zur Hand gehen?“, blaffte sie Luke an, bis er seinen Blick wieder auf die Stelle richtete, wo der Brocken gelegen hatte. Da war kein Spalt. Kein Hohlraum, unter dem man hätte begraben werden können. Jetts Arm lag ausgestreckt da und dahinter… nichts. Als Luke die Wahrheit begriff war es bereits zu spät. Er drehte seinen Kopf beiseite und erbrach sich. Es war ein unschöner Anblick mitanzusehen, was Luke heute gefrühstückt hatte. „Connor, kannst du nicht ein Tuch auftreiben oder so?“, bat Becker seinen Kollegen. Dieser wirkte überrascht. „Für einen Arm?“, hakte er zweifelnd nach. Doch Beckers strenger Blick ließ keine Widerrede zu. Lukes Magen schien sich inzwischen völlig geleert zu haben und der Student erhob sich. „Tut mir leid um deinen Freund.“, sagte Dylan nun und Luke drehte sich zu ihr um. „Dieses Monster hat… es…“, konnte er nicht mehr weiterreden. Dylan wusste zu gut, wovon ihr Kollege sprach. Ihr Partner Drake wurde ebenfalls von einem Raptor zerfleischt und er war nicht der Einzige. Im Eozän musste sie mit ansehen wie die Andrewsarchus sich über Halls Leute hermachten und sie wie Futter behandelten. Aber es waren doch Menschen, oder? Es war anormal, dass sich diese Tiere einfach sie als ihre Beute aussuchten. Sollte es nicht umgekehrt sein? Die Menschen standen doch oben auf der Nahrungskette und verspeisten Tiere, nicht umgekehrt. Doch die Anomalien hatten alles verändert, sie brachten diese Urzeitmonster in ihre Zeit, wo sie nicht hingehörten. Luke atmete schwerfällig und Dylan machte einen Schritt vorwärts und nahm ihn in den Arm. Ihr Freund schien dankbar dafür zu sein und schmiegte sich an sie. Connor und Becker nutzten die Zwischenzeit um sich etwas genauer umzusehen. Doch kurz darauf mussten sie einsehen, dass es hier keine Überlebenden gab. Aus der anderen Richtung kamen nun Donovan und die anderen angelaufen. „Wir sollten von hier verschwinden, Polizei und Rettungskräfte stehen vor dem Gebäude.“, rief Mac seinen Kollegen zu. Detective Harlow hatte ihnen geholfen nicht verhaftet zu werden, doch bei seinen Kollegen hatten sie sicher weniger Glück. „Luke… kannst du uns zum Hinterausgang bringen?“, fragte Dylan und löste sich von ihrem Kollegen. Dessen feuchte Augen und der Schock waren ihr nicht entgangen. Es fiel ihm schwer sich zusammenzureißen, doch das Team brauchte ihn jetzt. Er gab ihnen ein Zeichen ihm zu folgen und führte sie aus dem Atrium. Nach wenigen Minuten verließen sie das Studentenzentrum durch einen Notausgang und waren wieder im Freien. Donovan ordnete an, sie sollten sich unauffällig zum Van zurückziehen und niemand äußerte Einwände. Dylan benutzte ihr Handy, stutzte dann aber. „Seltsam, Evan geht gar nicht ran.“, murmelte sie. Luke zuckte nur mit den Schultern. „Es wird bestimmt beschäftigt sein. Wichtig ist doch nur, dass er sich nicht in Gefahr befindet.“, meinte er. Dylan war geneigt ihm recht zu geben. Ihrem Freund ging es bestimmt gut. New Washington, Verbündete Staaten Nordamerikas, ACC-Gebäude - 2208 Jason Harrison blickte in den Spiegel vor sich und erkannte darin eine Person, die ihm vollends fremd war. Nichts war mehr von seinem jugendlichen Aussehen übrig geblieben, außer ein paar Grübchen. Seine Haare, wie er wild wuchern hatte lassen, waren vom Friseur seines Vertrauens zurechtgestutzt worden. Langsam streifte sic Jason über seinen Militärhaarschnitt, ein anderes Wort fand er dafür nicht. Er war perfekt rasiert und selbst das Pircing hatte er sich aus der Nase nehmen lassen. Es war seltsam sich selbst in dieser Uniform zu betrachten. Er musste zugeben, dass ihm das Blau stand, doch die Buchstaben ACC in dem Logo fühlten sich schwer an. Zugegeben, ihm stand auch eine schwere Aufgabe bevor. Er salutierte vor sich selbst, in einer Stunde würde er das vor seinem CO machen. Er war Commander Matt Anderson unterstellt, einen Mann den er nicht kannte, dem er aber zu vertrauen hatte. Doch nicht nur das, der Commander musste sich auch vollständig auf ihn verlassen können. Es war etwas anderes in der Schule oder durch Büchern von Sauriern zu erfahren, sie aber eigenhändig zu bekämpfen war verrückt. Unverhofft klopfte es an der Tür zum Badezimmer. „Hey, bist du fertig?“, fragte Jasons Vater und der 20 jährige nickte etwas unsicher. „Bist du sicher, dass du das machen willst? Ich für dich auch etwas in der Analytikabteilung organisieren.“, startete Julian Harrison einen letzten Versuch seinen Sohn zur Vernunft zu bringen. Doch Jason verneinte abrupt. „Bitte lass es gut sein, Dad. Das sagst du nur, weil ich dein Sohn bin. Andere Männer und Frauen entscheiden sich ebenfalls Soldat zu werden, also warum ich nicht auch? Oder traust du mir diese Aufgabe nicht zu?“, fragte Jason erwartend. Harrison rang sich ein Schmunzeln ab und nahm seinen Sohn kurz in den Arm. „Ich bin stolz auf dich, ich hoffe das weißt du.“, sagte er ihm und Jason nickte leicht. Eine knappte Stunde später waren die beiden im ACC-Gebäude angekommen, Jener Behörde, die sich mit den plötzlich erscheinenden Anomalien befasste. Das Vater-Sohn Duo betrat die Kommandozentrale und steuerte auf einen etwa 30 jährigen Mann zu. „Das ist er also? Ihr Vater hat mir schon viel von Ihnen erzählt.“, reichte Matt Anderson Jason die Hand. Dieser nahm sie dankbar entgegen. „Es ist mir eine Ehre mit Ihnen dienen zu dürfen, Sir.“, sprach er förmlich. Matt spitzte die Lippen. „Also du erinnerst mich so gar nicht an deinen Vater. Dieser kommandiert mich nämlich immer nur herum.“, wagte er es zu sagen. Der ACC-Direktor warf ihm einen scharfen Blick zu und Matt verstummte. „Zeigen Sie meinem Jungen lieber einmal unser Waffenarsenal. Er hat sich bereits mit dem EMDs vertraut gemacht, aber etwas Training dürfte nicht schaden.“, wies er den Commander an und dieser folgte. Er gab Jason ein Zeichen ihm zu folgen, hielt dann aber noch einmal inne. „Ach Sir, was ist jetzt eigentlich mit diesen Schutzschildern, die uns New York schicken wollte? Ich und mein Team würden uns sicherer fühlen, sie bereits dabei zu haben.“, erkundigte sich Matt. Julian Harrison zuckte nur mit den Schultern. „Die Kerle dort sind noch immer nicht damit fertig sie zu testen. Wir rechnen aber spätestens nächsten Monat damit.“, verriet er. Matt nahm das so hin und verschwand mit Jason im Trainingsraum. Der Rest der Woche verlief erstaunlicher Weise ruhig. Es gab ein paar Technische Pannen mit den Terminals, aber das war immer noch besser als Amok laufende Saurier. Es war Dienstag, als der ACC-Leiter das Gebäude und kurz darauf die Kommandozentrale betrat. „Haben Sie heute zufällig schon meinen Sohn gesehen?“, fragte er seinen Chef-Analytiker. „Ja Sir, er trainiert bereits seit einer Stunde mit dem Team.“, wurde ihm unverzüglich Bericht erstattet. Harrison hob eine Augenbraue und gab zu, seinen Sohn unterschätzt zu haben. Er nahm die Arbeit mit den Anomalien wirklich ernst und vermutlich hatte sich der ACC-Leiter völlig umsonst Sorgen gemacht. Dann schrillte plötzlich ein Alarm los, das Zeichen für eine aufgehende Anomalie. „Sir, eine Anomalie im Hotelviertel der Stadt.“, meldete ein Analytiker. „Team 1 wird losgeschickt.“, meldete ein weitrer und Harrison gab sein OK dazu. „Sagen Sie ihnen, sie sollen sich beeilen. Es sind viele Menschen in diesem Gebiet.“, befahl er, hielt dann aber inne. Team 1? Das war doch Matts Team und somit auch Jasons. War es in Ordnung den Jungen bereits in den Einsatz zu schicken? Doch sein Sohn hatte sich eben nun mal für das Leben eines Soldaten entschieden, dagegen konnte er nichts tun. Er konnte nicht mehr über Jasons Zukunft bestimmen so wie früher, sein Junge war erwachsen geworden. Stolz wartete er quälenden Minuten nachdem Team 1 ausgerückt war und endlich im Hotelviertel eintraf. „Sir, eine Meldung von Commander Anderson.“, sagte der Chefanalytiker und Harrison befahl ihn durchzustellen. „Legen Sie die Übertragungen der Sonden auf den Hauptschirm.“, bat er und wand sich dem großen Monitor zu. Was er dort sah, ließ ihn erschaudern. Matt Anderson wurde auf einem kleinen Bild an der unteren Ecke eingeblendet. „Sir, hier Anderson! Wir haben hier ein riesiges Problem! Eine Herde Siamosaurier hat es durch die Anomalie geschafft und begonnen die Hotelgäste anzugreifen. Es sind etwa Dutzend, viel zu viele für unser Team, erbitte Verstärkung!“, gab der Zoologe durch. Harrison nickte augenblicklich und gab einem Analytiker den Befehl zwei weitere Teams loszuschicken. „Können Sie sie in Schach halten, Commander?“, erkundigte sich der ACC-Direktor aufgeregt. Matt hatte sich in der Lobby eines Hotels verschanzt und schien offensichtlich Angst zu haben. „Negativ, wir brauchen dringend zusätzliche Kräfte! Burrows hat es bereits erwischt. Er hat zwar einen der Saurier betäubt, doch zwei weitere haben ihn geradezu zerfetzt.“, berichtete der Zoologe stockend. Harrison versuchte ihn zu beruhigen und versicherte, dass die Verstärkung bald eintreffen würde. „Wissen Sie… wo Jason steckt?“, fragte er nun stockend. Eigentlich war es ihm verwehrt einen seiner Leute mehr zu bevorzugen als die anderen, doch Harrison konnte eben nicht anders. Es handelte sich doch immerhin um einen Sohn, verdammt! „Versuchen Sie meinen Sohn mit den Drohnen aufzuspüren!“, befahl er den Leuten an den Terminals, welche seinen Anweisungen augenblicklich Folge leisteten. Sofort wurden verschiedene Aufnahmewinkel angezeigt, es erinnerte an das Überwachungssystem eines Kaufhauses. Überall auf der Straße tummelten sich Siamosaurier, die sich auf ihre wehrlosen Opfer stürzten. Es war eine Katastrophe, diesen Monstern musste unverzüglich Einhalt gebogen werden. Eine dieser Kreaturen war nun über eine junge Frau gebeugt und riss erbarmungslos ihr Maul auf. Doch bevor noch Schlimmeres passieren konnte, wurde das Tier von dem Impuls eines EMDs getroffen und fiel zu Boden. Ein junger Mann half der Frau auf und wies sie an wegzulaufen. Diese vergeudete natürlich keine Sekunde und suchte das Weite. Jason Harrison atmete erleichtert auf und sein Vater tat es ihm gleich. Sein Sohn war in der Tat ein Held. Doch leider besaßen Helden oft eine bestimmte Eigenschaft. Nämlich zu sterben. Ohne dass Jason es bemerkte, schlich sich ein Siamosaurier von hinten an ihn heran. Der ACC-Direktor schrie, doch durch den Monitor konnte ihn sein Sohn natürlich nicht hören. Gepeinigt musste der Vater zusehen, wie der Saurier sich auf den deckungslosen Sohn stürzte und begann zu verspeisen. Harrisons Beine gaben nach und er stürzte zu Boden. Er schlug sich die Hände über den Kopf und konnte einfach nicht glauben was gerade vorgefallen war. „Mein… mein Junge!“, brüllte er aus Leibeskräften und begann kurz darauf zu weinen. Diese… diese Kreaturen würden dafür büßen was sie ihm angetan hatten. Oder nein… die ganze Welt sollte dafür büßen. Vancouver – Verlassenes Lagerhaus Julian Harrison warf Schal und Sonnenbrille achtlos zu Boden und starrte Evan direkt in die Augen. „Die Anomalien haben sogar meinen Sohn auf dem Gewissen. Sie haben kein Recht weiterhin zu existieren.“, fauchte er beinahe. Evan, der immer noch gefesselt war, schien die Beweggründe seines Entführers zwar zu verstehen, aber nicht dessen Pläne. „Und was jetzt? Wollen Sie die Anomalien auslöschen?“, hakte er nach. Harrison schüttelte stoisch den Kopf. „Das wäre ein Kinderspiel. Ich könnte die nötige Technologie stehlen, die es mir erlauben würde, die nächste Konvergenz zu stoppen. Doch das würde nicht zu meinem Ziel führen. Die Menschheit würde mit der Zeit aussterben und die Erde steril werden. Nein, das wäre das absolute Gegenteil meines Traums.“, erklärte er. Evan rümpfte bei dem Wort Traum die Nase. Wer war der Mann vor ihm? Er hatte Harrison völlig anders kennen gelernt. Freundlich und hilfsbereit. Hatte sich der ACC-Leiter da bereits verstellt? Plante er seine Zeitreise bereits zu dem Zeitpunkt als Evan und Dylan in seine Basis stolperten? Doch wenn man es genauer betrachtete ergab es Sinn. Der Mann hinter Leeds hatte zahlreiche Informationen über die Zukunft. Wer konnte wissen, wo sich die Anomalie aus dem Eozän öffnen würde? Wer wusste wo sich der Prototyp befand und zusätzlich die Kombination zu dem Safe? Und wem konnte es gelingen an Matt Andersons Sicherheitsausweis zu gelangen? Ganz einfach, nämlich der Mann der ganz an der Spitze stand. Der Direktor des Anomaly Control Centers. „Was haben Sie dann vor?“, konfrontierte ihn Evan nun. Nun begann Harrison zu lächeln, auch wenn es in seinem Gesicht nahezu fanatisch wirkte. „Das sagte ich bereits, Evan. Ich werde dir Zeit auslöschen. Und zwar hiermit.“, sagte er und holte etwas aus seiner Tasche. Evan brauchte nicht zweimal hinzusehen um den Opener zu erkennen. War es jener mit dem Harrison in die Vergangenheit gereist war, oder… Der Gefesselte wollte sich an seine Hosentasche greifen, doch der Strick ließ es nicht zu. „Richtig gedacht, Evan. Ich habe es mir erlaubt Ihren Opener zu borgen, da meinem leider der Saft ausgegangen ist. Dieser Leeds ist zwar ein zuverlässiger Sklave, aber leider auch sehr verschwenderisch. Deswegen werde ich mir Ihr Gerät ausleihen müssen um meine Annexion zu starten.“, verriet er. Evan verstand jedoch kein Wort von dem was sein Gegenüber da sprach. Was bedeutete Annexion noch gleich? Stand das nicht für das Einverleiben eines Territoriums oder eines Gebiets? Harrison drehte sich nun um und begann den Opener zu bedienen. „Nein, warten Sie! Haben Sie etwa vor eine Anomalie zu öffnen? Das ist zu gefährlich, ich bitte Sie!“, wollte er den Schurken davon abhalten. Zu frisch waren die Bilder des Carnotaurus, der Amok gelaufen war. Wie bereits zuvor in der Zukunft hatte Leeds eine riesige Anomalie geöffnet um dieses Biets anzulocken. „Nicht nur irgendeine, Evan. Es wird die letzte Anomalie sein, die diese Welt zu Gesicht bekommen wird.“, offenbarte Harrison und bald darauf öffnete sich auf der anderen Seite der Halle das Lichtgebilde. Sie war kleiner als Evan befürchtet hatte, doch Harrison schien noch nicht fertig zu sein. „Evan, wissen Sie was ein Metavirus ist?“, hakte der Zeitreisende nach, doch egal wie sehr der Gefesselte auch seinen Kopf bemühte, dieser Begriff sagte ihm nichts. Doch anstatt zu antworten, schien Harrison es ihm zu zeigen. Er schritt auf die Anomalie zu und holte ein weiteres Gerät aus der Tasche. Evan hätte in dieser Situation seine ganze Firma verwettet, dass es sich dabei um den von Leeds gestohlenen Prototypen handelte. Doch anstelle irgendwelcher Befehle in das Gerät einzugeben, warf Harrison es in hohem Bogen auf die Anomalie zu. Zu Evans Erstaunen verschwand dieses jedoch nicht in der Epoche dahinter, sondern schwebte zusammen mit den Partikeln in der Luft. Der Prototyp zerfiel nun in tausend kleine Stücke, was auch Folgen für die Partikeln besaß. Diese begannen sich nun nämlich rot zu färben und bald darauf änderte die ganze Anomalie ihr Aussehen. Evan hatte noch nie zuvor eine andersfarbige Version gesehen, besonders keine die so blutrot schimmerte wie diese hier. Augenblicklich begannen sich die Partikel zu vergrößern und das Zeitportal wuchs auf mehrere Meter an. Harrison klatschte in die Hände und lachte vergnügt. „Haha! Sehen Sie das, Evan? Es beginnt! Es beginnt!“, rief er wie ein kleines Kind. Evan unternahm einen weiteren Versuch sich zu befreien, aber ohne Erfolg. „Was haben Sie getan, Sie Wahnsinniger?“, brüllte er Harrison erbost an. Dieser war inzwischen zurückgekehrt und tätschelte seinem Gefangenen den Kopf. „Ich habe soeben eine neue Welt erschaffen, Evan! In 5 Stunden wird diese Anomalie expandieren und sich in wenigen Tagen die Welt einverleiben. Wenn dies geschieht, wird das Gefüge von Zeit ein für alle mal aufhören zu existieren. Die Strömung wird versiegen und endlich wird die Wasseroberfläche wieder klar und rein. Vergangenheit und Zukunft werden nicht mehr existieren, lediglich die Gegenwart. Keine wilden Bestien, die uns angreifen können und uns das Liebste nehmen, das wir besitzen. Die Annexion wird uns davon abhalten noch weiter zu degenerieren und zu mutieren, wie wir es in der Zukunft werden. Alles wird zu einem Stillstand kommen, zur absoluten Ruhe.“ Evan starrte den Wahnsinnigen ungläubig an. „Sie wollen… uns alle in der Zeit einfrieren.“, schien er Harrisons Plan nun vollends durchschaut zu haben. Dieser klatschte erneut. „Wieder 100 Punkte, Evan! Gratuliere! Wie kleine Insekten die nur erhalten werden konnten, indem sie in Bernstein eingeschlossen wurden. Die Annexion wird uns alle vereinen, uns zu einem großen Ganzen machen. Leid und Schmerz? Ausgelöscht! Neid und Habgier? Ausgelöscht! Niedere, menschliche Beweggründe? Weg damit! Der Tod? Buh, den habe ich noch nie gemocht, kommt auch in den Altmüllcontainer.“ Evans Angst wuchs immer weiter an, vermutlich so wie es die Anomalie bald tun würde. Harrison hatte wirklich völlig den Verstand verloren und die ganze Welt würde es ausbaden dürfen. Evan tat es um dessen Sohn leid, ja auch er hatte Menschen verloren, die ihm viel bedeuteten. Zwar nicht sein eigen Fleisch und Blut, doch das rechtfertigte noch lange keine Wahnsinnstat wie diese hier. „Entschuldigen Sie mich jetzt, Evan. Ich muss dringend los und mir das Spektakel aus sicherer Entfernung aus ansehen. Aber keine Sorge, Sie werden in der ersten Reihe sitzen und die Annexion in ihrer ganzen Pracht bestaunen können.“, flüsterte ihm Harrison nun ins Ohr und gab Fargo ein Zeichen. Der ACC-Leiter schritt an dem Gefesselten vorbei, direkt auf den Ausgang zu. Evan schrie ihm hinterher zu warten, doch ohne Erfolg. Harrison verließ das Gebäude und ließ den Gefangenen mit seinem Bewacher zurück. „Haben Sie gerade gehört was er gesagt hat? Ihr Boss ist verrückt, das müssen Sie doch zugeben!“, versuchte Evan nun zumindest Harrisons Handlanger zur Vernunft zu bringen? Doch Fargo hob nur beide Augenbrauen. „Verrückt? Nein, er ist eher ein Visionär. Ein Genie, durch das die Menschheit in ihrer vollen Reinheit erhalten wird.“, sprach er und schritt in Richtung der roten Anomalie. Er streckte seine Hände aus und wand sich dann Evan zu. „Ist sie nicht wunderschön?“, wollte er wissen, wartete aber nicht auf die Antwort des Gefangenen. Evan spürte, dass ihm sein Handy gelassen wurde, doch es gelang ihm nicht an es heranzukommen. Diese rote Anomalie musste geschlossen werden, egal was es kostete. Wenn Harrison die Wahrheit sprach würde sie sich in wenigen Stunden ausbreiten und den ganzen Planeten verschlingen. Das musste die Apokalypse sein, von der Matt Anderson das ARC-Team gewarnt hatte. Nur dass die Menschheit nicht aufhören würde zu existieren, sondern… aufhören zu leben. In der Zeit feststecken wie leblose Puppen. Nein, diese Vorstellung war zu grässlich. Evans Handgelenke waren bereits blutig, doch er hörte nicht auf an den Fesseln zu ziehen. Dann kam ihm eine ganz andere Frage in den Sinn. Wohin führte die Anomalie eigentlich die Harrison geschaffen hatte? Die Zukunft fiel aus, wegen dem von Matt erwähnten R-System. Somit blieb nur noch die Vergangenheit. Harrison war es vermutlich egal in welche Zeit sie führte, solange sich die Annexion den ganzen Erdball einverleibte. Evans Versuche trugen erste Erfolge, als der Stuhl begann zu kippen. Er lag nun quer auf dem Boden, doch die Fesseln hatten nachgelassen. „Hey, was wird das denn?“, schimpfte Fargo, der den Fluchtversuch natürlich bemerkte. Evan überlegte sich eine Methode ihn irgendwie abzulenken, bis… bis jemand anderes das für ihn erledigte. „Hinter Ihnen!“, schrie Evan panisch und riss die Augen auf. Fargo lachte nur laut. „Was für ein billiger Trick soll das denn sein?“, machte er sich über den Gefangenen lustig und drehte sich demonstrativ um. Das Lachen blieb ihm im Halses stecken, als er gigantische Kopf eines theropoden Sauriers durch die Anomalie gestreckt wurde. Sofort zog Fargo seine Pistole um einige Schüsse abzugeben, doch damit richtete er kaum viel Schaden an. Der Kopf kämpfte sich nun ganz hindurch und auch der Rest passte aufgrund der vergrößerten Anomalie spielend hindurch. Der Gigant besaß in etwa die Größe des Carnotaurus von vorhin, nur dass seine Haut einen grünen Tön besaß. Anstelle von zwei Hörnern am Kopf, verfügte er lediglich ein schmales oberhalb des Mauls. Sein Kopf war rötlich gefärbt und hätte manche an den eines Shardragos erinnert. Ein Ceratosaurus, dachte Evan augenblicklich, auch ohne erst Lukes Fachwissen anzapfen zu müssen. Dieses Exemplar war zwar über einige Ecken mit dem Carnotaurus verwandt, aber um einiges flinker. Der Gigant öffnete sein Maul und der Geruch reichte sogar bis zu dem entführten Evan. Gierig musterte der Ceratosaurus den Menschen vor ihm. „Oh Scheisse, davon hat mir aber keiner was gesagt.“, beschwerte sich Fargo, kurz bevor das Maul des Sauriers nach vor schnappte und den Sekretär verschlang. Evan brauchte nicht erst 1 und 1 zusammenzuzählen. Harrison hatte die letzte Einstellung des Openers benutzt um die Anomalie zu öffnen. Das Portal führte damit automatisch in die Zeit, in die Evan den Carnotaurus verfrachtet hatte. Das grüne Ungetüm machten nun zwei Schritte nach vorne und schnüffelte seine Umgebung ab. Evan fluchte und versuchte weiterhin sich zu befreien. Er spürte, dass er es beinahe geschafft hatte, doch der Saurier würde sicher nicht solange warten. Der Gefesselte betete nur, dass die Echse nicht das Blut an seinen Handgelenken riechen würde. Der Schädel des Ceratosaurus schwenkte nun in seine Richtung und Evans Gebet wurde nicht erhört. Das Monster öffnete einen Spalt breit sein Maul und Evan erkannte dahinter die lüsterne Zunge. Der Ceratosaurus setzte zum Hechtsprung und sein Ziel nahm bereits an, das hier würde das Ende. Doch dann tauchte blitzschnell ein weiterer Saurier aus der Anomalie auf und rammte den Körper des ersten. Der Carnotaurus! Evan konnte es gar nicht glauben, obwohl es logisch war. Er selbst hatte die Echse in diesen bestimmten Zeitraum verfrachtet, natürlich hatte sie sich noch in der Nähe befunden. Der Ceratosaurus brüllte wild und rammte seinen Kopf gegen den Gegner. Das ließ sich der etwas größere Carnotaurus natürlich nicht bieten und rammte seinen Rivalen mit voller Kraft. Dieser stieß gegen die seitliche Wand, die erst Risse bekam und dann nach außen hin einstürzt. Frisches Sonnenlicht drang in die Halle ein und gleichzeitig das Brüllen der Saurier. Nachdem der Carnotaurus seine Zähne in den Rücken des Ceratosaurus stieß, riss sich dieser los und ergriff hektisch die Flucht. Aber nicht zurück durch die Anomalie. Evan sah zu wie beide Dinosaurier nach draußen rannten, immer weiter von der Zeit weg in der sie eigentlich lebten. Aufgrund der Lagerhalle musste Harrison Evan in ein Industriegebiet gebracht haben, wenn er Glück hatte in ein Verlassenes. Dennoch waren dieser Kreaturen schnell und könnten bald bevölkertes Gebiet erreichen. Endlich gelang es Evan sich von den Fesseln zu lösen und aufzustehen. Er zog sein Handy aus der Tasche und begann Dylans Nummer zu wählen. Seine Hände zitterten, als sich seine Freundin endlich meldete. „Evan, was ist los, ich versuche dich seit Ewigkeiten zu erreichen.“, warf ihm diese vor. Seine Kameraden hatten nicht den leisesten Schimmer was sich hier in der vergangenen Stunde angespielt hatte, er musste sie also umgehend informieren. „Sag den Spezialisten bei Cross-Photonics sie sollen mein Handy orten. Und dann rückt mit allem an was ihr aufbieten könnt. Ich habe hier einmal einen Carnotaurus und einen Ceratosaurus. Die beiden sind alles andere als Freunde und wollen einen netten Tee-Plausch veranstalten, sondern bewegen sich immer weiter von der Anomalie weg. Ich werde versuchen ihre Spur aufzunehmen, aber beeilt euch, kapiert?“, packte er so viel in dieses eine Gespräch wie nur möglich. Er selbst würde überprüfen in welche Richtung die Echsen unterwegs waren und Donovan und die anderen dann zu ihnen lotsen. Hoffentlich schafften es seine Freunde rechtzeitig, bevor noch ein Unglück geschah. Verdammt! Das konnten sie alles andere als gebrauchen. Was hatte Priorität? Die Saurier aufzuhalten oder Harrison zu finden um sich den Opener zurückzuholen? Wenn die Annexion begann, würde die ganze Menschheit in Stase verfrachtet, das musste unbedingt verhindert werden. Auf der anderen Seite würden diese beiden Kreaturen jeden Menschen verspeisen der ihnen über den Weg lief. Ein vermutlich weitaus Schlimmeres Ende, als das von Harrisons Vorhaben. Dennoch empfand Evan keinerlei Sympathie für den Schurken. In der Zeit eingefroren zu sein war kein Leben, die Menschheit wäre wie eines dieser ausgestopften Tiere in den Museen. Er beschloss erst die Saurier zu stoppen und dann Harrison. Zumindest… wenn dafür bloß genügend Zeit blieb. Dennoch trotz der vielen Milliarden Jahre, welche die Erde bis jetzt durchlebt hatte… war sie noch nie so nahe daran zu Ende zu gehen. Vancouver – Billingly-Hauptstraße Roy Stanton drückte ungeduldig auf die Hupe, obwohl er wusste, dass dies nicht zur Lösung der Situation beitragen würde. Der Verkehr staute sich bereits seit einer geschlagenen Stunde und würde auch nicht so bald aufklären. Nicht nur er, auch die Fahrer vor ihm mussten stinksauer sein. Am Ende der Straße wurde gebaut, die Fahrzeuge konnten nur sehr langsam in die schmale Seitengasse daneben einbiegen. Nun hupte jemand hinter Roy und dieser hätte dem Kerl am liebsten gesagt er solle die Schnauze halten. Nun steckte er seinen Kopf durch das Seitenfenster und beobachtete einen Mann, sehr weit vorne im Stau der seinen Wagen verlassen hatte. Er schien Dehnübungen zu vollziehen und lenkte somit den Zorn der anderen auf sich. Auch Roy fand, dass der Kerl sie nicht mehr alle hatte. Es konnte jeden Moment weitergehen und er würde den Stau nur noch verzögern. Natürlich brachte Roy gleichzeitig Verständnis auf, auch er hielt es kaum noch in dem stickigen Wagen aus. Ein weiterer Mann verließ nun sein Fahrzeug und schritt auf den ersten zu. Ein wildes Geschubste entstand, scheinbar brach ein Streit aus. Dann stürzten beide gleichzeitig zu Boden, als ob sie von einer unsichtbaren Kraft umgeworfen worden wären. Auch die Wackelfigur auf Roys Armaturenbrett begann hin und her zu wackeln. Ein Erdbeben vielleicht? Nein, doch nicht in Vancouver. Hatten die Bauarbeiter Mist gebaut? Brach etwa die Straße vor ihnen ein? Das wäre eine Katastrophe gewesen und Roy mitten in ihr. Nein, die Quelle schien von einem anderen Ort zu kommen, es war das Waldstück gleich neben der Hauptstraße. Irgendetwas rollte auf die Autofahrer zu, etwas sehr, sehr Großes. Ein Felsen? Eine Lawine? Beides ergab keinen Sinn, doch das, was Roy kurze Zeit später erblickte noch viel weniger. Zwar hatte er die Radiosendung gehört, über den angeblichen Dinosaurier der an einer Universität gewütet hatte, doch er hatte nur gelacht und es als Unsinn abgetan. Doch nun beobachtete er mit eigenen Augen wie zwei riesige Echsen den Boden flach trampelten und auf die Hauptstraße zu rannten. Die beiden Streithähne waren die ersten Opfer, die erbarmungslos unter den Füßen der Giganten begraben wurden. Einer der beiden Saurier, er besaß eine grüne, schuppige Haut fiel zu Boden und presste einige Fahrzeuge zusammen, als wären es lediglich Konserven. Die Menschen verließen panisch ihre Wagen, nur Roy verharrte und starrte ungläubig auf das Geschehen. Das was er da vor sich sah konnte unmöglich real sein. Immer mehr ängstliche Leute rannten an ihm vor bei und der Saurier kämpfte sich wieder auf. Er brüllte das rote Exemplar geifernd an, welcher sich scheinbar beeindruckt zeigte und ein paar Schritte zurücktat. Kurz darauf klopfte es an Roys Seitenfenster. Der Fahrer wand seinen Kopf und erblickte einen jungen Mann mit einer blauen Jacke. An den Ärmeln waren die Buchstaben ARC zu lesen, doch Roy kannte dieses Logo nicht. Dennoch ließ er sich dazu herab das Fenster nach unten sausen zu lassen. „Sie müssen hier schleunigst verschwinden, haben Sie gehört?“, sagte er Mann und riss die Tür auf. Ein weiterer Kerl mit derselben Jacke riss Roy aus seinem Fahrzeug. „Hier ist es zu gefährlich, Dinosaurier greifen an!“, wurde Roy von dem Jüngeren gewarnt. Seine Stirn zog sich in Falten und er sah abwechselnd zu den Sauriern und zu den Jackenträgern. „Laserschießende?“, hakte er nach, scheinbar empfand er die Situation als zu irrsinnig um sie ernst zu nehmen. „Ähh, nein. Diesmal nicht.“, beruhigte ihn sein Retter und gab einem weiteren ein Zeichen Roy fortzuschaffen. „Was zum Teufel machen wir bloß gegen diese Bestien?“, fragte Connor dann die anderen. Vancouver – Billingly-Hauptstraße Es hatte sich nicht als sonderlich schwer erwiesen Evans Handy zu orten. Er befand sich in einem Industriegebiet, war aber in Bewegung. „Rufen Sie Mister Cross an. Teilen Sie ihm mit, dass er keine voreiligen schritte unternehmen soll, bis wir bei ihm eingetroffen sind.“, sagte Donovan an Dylan gewand. Diese unternahm nicht einmal den Versuch der Aufforderung des ehemaligen Majors zu folgen. „Das wäre vergeben Müh. Sie müssten Evan inzwischen gut genug kennen um zu wissen, dass er sich nicht von zwei riesigen Sauriern abschrecken lässt.“, erwiderte sie. Donovan knirschte mit den Zähnen und musste ihr recht geben. Denn genau so war sein Boss leider. Doch dieser war nicht einmal bewaffnet, was wollte er im Ernstfall schon ausrichten. „Hat Ihr Mister Cross verraten mit was wir es zu tun bekommen werden?“, hakte Becker nach. Dylan schluckte und nickte. „Ja, zum einen mit einem Ceratosaurus. Er kam aus derselben Anomalie in die Evan bereits den Carnotaurus geschickt hat. Doch unglücklicherweise hat sich dieser dazu entschieden ebenfalls noch eine Zugabe zu geben.“, gab sie preis. Mac entsicherte vor den Augen aller seine Waffe. „Diesmal gehen wir keine Kompromisse ein. Wir besitzen weder einen Opener, noch dürfte es uns leicht fallen die Viecher zurück zur Anomalie zu locken. Es stehen Menschenleben auf dem Spiel, deshalb schlage ich vor die EMDs auf volle Leistung zu stellen und die Echsen ins Koma zu schießen.“ Becker und Donovan sprangen sofort auf diesen Zug auf, doch Connor schien seine Bedenken zu haben. „Wenn wir dazu überhaupt Gelegenheit bekommen. Unsere EMDs sind zu weiten Teilen bereits leer. Wir haben mit allem was wir hatten auf den Carnotaurus geschossen. Wie konnten wir auch annehmen, dass er zusammen mit einem Freund zurückkommen würde.“, erklärte er das Problem. Dylan zuckte nur mit den Schultern. „Aber Sie haben doch einen ganzen Vorrat an diesen Waffen mitgebracht, oder? Können wir nicht einfach Nachschub besorgen?“, wollte sie wissen. Becker presste die Lippen zusammen. „Dummerweise ist Ihr Mister Cross mit unserem Mitwagen abgerauscht, in dessen Kofferraum sich der Rest unserer Ausrüstung befunden hat. Man kann ihm zwar nichts vorwerfen, immerhin hatten wir nicht erwartet heute noch einen Einsatz zu haben, doch das hat uns in eine kleine Zwickmühle gebracht.“, berichtete er. Dylan nickte verstehend. Sollte sie vielleicht Luke anrufen und um Hilfe bitten? Sie hatte ihn zurück zu Cross-Photonics geschickt, noch dazu gegen seinen Willen. Doch der Student hatte soeben einen Freund verloren und würde früher oder später einen Tunnelblick bekommen. Auf diese Weise wäre er keine Hilfe für das Team und Dylan beschwor ihn sich erst einmal auszuruhen. Aber nein, selbst wenn Luke oder auch jemand anderes ihnen die Waffen brachte, das hätte zu viel Zeit beansprucht. „Wir sollten den Boss erst einmal finden bevor wir uns darüber Sorgen machen.“, wand Crowe ein und Dylan gab ihm recht. Um das Industriegebiet zu erreichen mussten sie die Hauptstraße befahren, was sich alles andere als leicht herausstellte. Der Stau war erbarmungslos, doch als die ersten Menschen an ihnen vorbei rannten, fuhr Donovan den Gehsteig entlang, egal wie viele Mülleimer und Postkästen er auch umfahren mochte. Schließlich parkte er denn Van sporadisch und die beiden Teams stürmten nach draußen. Den Passanten zu sagen, sie sollen fliehen erübrigte sich. Nur Wahnsinne wären bei dem Anblick zweier riesiger Saurier nicht weggerannt. Oder eben jene Leute, die zu erschrocken waren und wach gerüttelt werden mussten. Connor und Becker halfen gerade einem Mann aus dem Auto und baten ihn zu flüchten. Auch Dylan sah sich mit der Hilfe der beiden Soldaten neben ihr nach Zurückgebliebenen um. Die drei fanden eine ältere Frau, die sich hinter einem Auto versteckte, rieten ihr aber ebenfalls die Flucht zu ergreifen. In Anbetracht der Ausmaße dieser Giganten würde ein einfaches Fahrzeug kaum Schutz bieten. Im Moment waren die beiden Echsen damit beschäftigt die Reste der Beute zu verzerren, die sie unachtsam zertreten hatten. „Also gut Leute, Waffen auf Maximum!“, teilte er den anderen mit. „Du wolltest du immer schon mal sagen, stimmt's?“, schien Mac seinen Freund sofort zu durchschauen. Connor wich peinlich seinem Blick aus und überließ Becker alle weiteren, taktischen Entscheidungen. „Es sind zwei Saurier, also teilen wir uns auf. Ich, Connor und Mac werden aus östlicher Richtung zuschlagen, während Donovans Team vom Westen her kommt. Zielt auf ihre Oberkörper, am besten in Herzgegend. Dort werden die Impulse am meisten Schaden anrichten.“, berichtete er. Dylan legte nun eine ernste Miene auf. „Das würde bedeuten, dass sie in unserer Zeit verbleiben. Selbst wenn es Evan mit dem Opener zu uns schafft, wir haben nicht die Mittel sie durch eine Anomalie zu schaffen.“ Donovan musste ihr recht geben. „Wir können nur auf die Hilfe der Polizei und des Militärs hoffen. In beiden Fällen ist es aber unvermeidlich, dass unser Geheimnis auffliegt. Erst heute Morgen im Studentenzentrum und jetzt auf einer Hauptstraße. Es gibt zu viele Zeugen, die beschwören echte Dinosaurier gesehen zu haben. Zwar haben wir bei Cross-Photonics eine Sektion, welche alle Videos löscht, die ins Netz gelangen, aber das Gedächtnis von Menschen können sie nicht ausradieren.“, wand er ein. Connor stimmte ihm zu. „Tja, das hier ist leider keine Science-Fiction.“ Alle starrten ihn kurz an. „Was ich meine ist, dass diese Tiere auch bereits in der Vergangenheit gesehen wurden. Seit der Konvergenz ist das Internet voll damit, der Zwischenfall heute ist nur das I-Tüpfelchen. Ich hatte mal einen guten Freund, er war auch dafür, dass die Öffentlichkeit von den Anomalien erfährt und somit gewarnt ist. Und genau für diese öffentliche Sicherheit hat er sein Leben geopfert. Mit dem Wissen würde auch Panik unter den Menschen ausbrechen, aber genau deswegen existieren Vereinigungen wie das ARC oder Ihr Cross-Photonics. Um die Menschen vor der Rückkehr der Urzeitmonster zu bewahren, selbst wenn wir dabei unser Lebens auf Spiel setzen.“, stellte Connor klar. Dafür erhielt er augenblicklich eine leichte Kopfnuss seitens Beckers. „Sehr schön! Deine Ansprache hat gerade danach geklungen als gebe es für uns kein Nachher. Hast du schon jemals etwas von Karma gehört?“, bemängelte der Captain und nickte dann Donovan zu. Das ARC-Team trennte sich von dem CPT, wie Luke es genannt hätte und näherte sich langsam dem Ceratosaurus. Donovan starrte den roten Teufel an, der noch vor wenigen Stunden auf ihn und seinen Boss zugelaufen war. Der ehemalige Major war erleichtert gewesen, nachdem die Echse endlich in seine Zeit zurück verschwunden war. Warum musste sie unbedingt zurückkehren? Um ihm das Leben schwer zu machen? Unwillkürlich musste Donovan an sein Zusammentreffen mit dem Saurophaganax vor einigen Monaten denken. Er hatte einen seiner Leute an dieses Ungetüm verloren und beinahe auch sein eigenes Leben. Menschen waren einfach keine Gegner für diese Riesenechsen, doch sie hatten keine Wahl. Wenn sie sich ihnen nicht entgegenstellten, wer dann? Das Militär? Der Ex-Soldat hatte mitangesehen wie Colonel Hall den massiven Angriff auf den Plesiosaurus am Luke Okanagan Lake befohlen hatte. Es war den Truppen ein leichtes gewesen, den Saurier zu bezwingen. Nein, ihn in Stücke zu schießen. War ihre Handlung gerechtfertigt? Der Plesiosaurus hatte zwei Menschen gefressen, natürlich hatte er Rache verdient, oder? Doch sie redeten nicht von einem Verbrecher, oder einem tollwütigen Hund den man einfach einschläfern konnte. Es war die Natur dieser Tiere, es war normal für sie ihre Beute zu verschlingen, völlig gleich ob diese ein Bewusstsein besaß oder nicht. Das Gesetz des Stärkeren. Auch der Carnotaurus hatte viele Menschen getötet, doch Evan Cross ließ ihn ziehen. Hätten sie die Riesenechse vorhin getötet, hätten sie nur ihre Rache gestellt. Donovan hätte ohne Gewissensbisse abgedrückt und Luke hätte seine Vergeltung für seinen Freund erhalten. Donovan erinnerte sich an Halls Worte in seiner Wohnung, dass Cross-Photonics einfach nicht dafür geeignet war. Nein, um Saurier einfach wild abzuschlachten vermutlich nicht. Der Ex-Soldat hatte tatsächlich kurz über das Angebot des Colonels nachgedacht das Team zu wechseln, bis ihm eines klar wurde. Wegen genau dieser Einstellung hatte er das Militär verlassen. Er hätte sich genau wie Project Magnet über alles erhoben. Den Regeln, der Natur und wahrscheinlich sogar der Menschlichkeit. Die Anomalien öffneten sich nicht zum Spaß der Menschen, damit diese wild auf Saurier schießen konnten. Der Kernpunkt war, richtig mit der Situation umzugehen. Das ARC war eine teilweise eine militärische Einrichtung der Regierung, auch wenn viele Wissenschaftler daran beteiligt waren. Lag der Grund darin, dass die Briten einfach zu passiv oder Pazifisten waren? Nein, es musste an den Leuten dort liegen. Auch sie mussten Freunde und Kollegen an diese Bestien verloren haben, gingen aber weiterhin ihrer Arbeit nach. „Legen wir los?“, fragte Dylan Weir hinter ihm. Donovan bereute nun die kurze Unschlüssigkeit seinerseits. Obwohl er seinen Rang niedergelegt hatte, war er dennoch der Leiter eines Einsatzteams. Die Leute vertrauen ihm und er musste dieses Vertrauen erfüllen. „Ja, los geht’s. Wenn es uns möglich ist, betäuben wir diese Monster und überlegen uns danach den Rest. Wenn es aber nicht anders geht… schießen wir ihnen ihren verdammten Schwanz um die Ohren.“, sagte er bestimmt und entsicherte sein EMD. Dann machte er sich zusammen mit Dylan und Crowe an den haltenden Fahrzeugen vorbei und näherte sich langsam dem Carnotaurus. Er erkannte das ARC-Team auf der anderen Seite der breiten Straße und tauschte Handzeichen mit dem Captain aus. Wenn sie das Feuer eröffneten dann gleichzeitig, damit keiner der Saurier vorgewarnt wurde. Donovan hob drei Finger und senkte sekündlich einen davon. Als er nur noch einen erhoben hatte, hörten beide Teams laute Sirenen. Erst war es ihnen nicht möglich die Richtung zu bestimmen, dann richteten sich ihre Augen auf eine Zufahrtsstraße. Unter Blaulicht steuerte ein Streifenwagen auf sie zu und auch die Saurier wurden auf ihn aufmerksam. „Diese Idioten!“, fluchte Becker und wies die anderen an zu feuern. Sein Befehl kam zu spät, denn beide Saurier schienen ihren Twist vergessen zu haben und trampelten auf die die Quelle des lauten Tons zu. Die Schüsse der EMDs wurden von der Luft verschlugen und Donovan gab Dylan und Crowe ein Zeichen in Deckung zu gehen. Der gigantische Fuß des Ceratosaurus stapfte ein Auto direkt neben ihnen klein. Der Streifenwagen hielt nun an der Abzweigung, doch die Saurier waren bereits eingetroffen. Der Carnotaurus schien sich angegriffen zu fühlen und sprang direkt auf den für ein Lebewesen gehaltenen Eindringling. Donovan konnte noch erkennen wie einer der Polizisten aus dem Wagen fliehen konnte, bevor der Teufelssaurier ihn in ein Wrack verwandelte. Der Mut schien den Beamten verlassen zu haben, er war nicht einmal in der Lage seine Pistole zu ziehen. Der Ceratosaurus nutzte nun seine Chance und preschte nach vorne. Sein Maul gierte nach der Beute und verschlang den Polizisten ohne Gnade. „Feuer!“, befahl Donovan, doch die Saurier schienen selbst auch sie aufmerksam geworden zu sein. Um sich zu schützen warf der Ceratosaurus dem Team die Beute entgegen. Der blutverschmierte und entstellte Polizist flog gegen das Fahrzeug hinter dem CPT. Seine Beine trafen Dylan und diese wurde zu Boden geschleudert. Sie versuchte noch hektisch nach ihre Waffe zu greifen, doch diese war unter ein Auto gerollt. „Weg hier!“, hörte sie eine Stimme und erkannte Mac Rendell. Sofort als er die Gefahr kommen sah, war er zu ihr gesprintet und zog sie hinter einen kleinen LKW, der mehr Schutz bieten dürfte. „In Deckung!“, hörten die beiden Donovan schreien. Der Ceratosaurus rannte ihnen entgegen und sprang über die halbe Straße. Er landete vor Connor und Becker, der Aufprall des Tieres ließ den Beton erzittern, welcher kurz darauf aufsprang. Die beiden ARC-Mitarbeiter verloren das Gleichgewicht und krachten zu Boden. „Ihr müsst da weg!“, rief ihnen Mac zu, als wäre es den beiden nicht klar. Becker raffte sich als erstes wieder auf und versuchte Connor hoch zu ziehen. „Mein Bein!“, beschwerte sich dieser und Becker fluchte. „Auch das noch! Schaffst du es bis zu dem LKW?“, wollte er wissen, doch Connor verzichtete auf eine Antwort. Er musste es, also kämpfte er sich auf und begann mit Beckers Hilfe zu Mac und Dylan zu humpeln. Scheinbar hatten sie Glück und waren vorerst aus dem Blickfeld des Ceratosaurus verschwunden. Dieser tobte weiterhin und trampelte wie wild auf der Stelle herum, wo sich beiden kurz zuvor noch befunden hatten. Dabei zermalmte er nicht nur einige Fahrräder am Straßenrand, sondern auch die fallen gelassenen EMDs. Connor und Becker waren bei den anderen angekommen. „Ich mache mir Sorgen um die anderen.“, gestand Dylan und verwies auf Donovan und Crowe, die immer noch auf der anderen Seite hockten. Der Carnotaurus war inzwischen fertig damit das Wrack des Streifenwagens nach Essbarem zu durchstöbern und wand sich ebenfalls um. Seine schmalen Augen erfassten sofort Donovan, der als einziger noch stand. Der Teufel bückte sich und begann zu Rennen. „Komm nur her du Salamander!“, kreischte ihn der ehemalige Major an und richtete sein EMD auf das Tier. Er drückte ab doch… nichts geschah. Leer?! In dieser Situation? Ausgeschlossen! Oder… Donovan erinnerte sich an seine erste Begegnet mit dem Carnotaurus. Er hatte Evan genug Zeit verschafft um die Anomalie zu öffnen. Zu diesem Zeitpunkt musste er einen Großteil seiner Munition verschossen haben. Wie zum Teufel lud man dieses Impulsgewehr nach? Gab es überhaupt Munition dafür? Oder musste man es wie ein Handy an eine Steckdose anschließen und geduldig abwarten? Donovan klopfte panisch gegen die neuartige Waffe und versuchte erneut zu schießen, ohne Ergebnis. „Verdammt! Nein!“, keuchte er, als der Carnotaurus nur noch wenige Meter vor ihm war. Plötzlich wurde er zur Seite geschubst und fiel zu Boden. Er versuchte sich zu orientieren und erblicke über sich Crowe. „Komm ruhig, du Monster!“, brüllte der Ex-Soldat und richtete sein EMD auf das Ungetüm. Ihm gelang gerade mal ein Schuss und selbst damit streifte er die Echse nur. Dann schnellte der Schädel des Sauriers nach unten schnappte nach der Waffe. Crowe gelang es nicht einmal mehr sie loszulassen, so schnell ging alles von statten. Er wurde in die Luft geschleudert und Crowe überschlug sich zweimal. Der Carnotaurus hopste nach seiner Beute wie ein Fisch nach seinem Futter, das ihm ins Aquarium gestreut wurde. Der Ex-Soldat landete im Maul der Bestie und schrie wie am Spieß. „Major! Helfen Sie mir!“, klangen sie Schreie gepeinigt und verzweifelt. Doch es war bereits für ihn zu spät. Der Carnotaurus ließ sein Maul zu schnappen und seine Reiszähne zermalten Crowe, bis die Stücke dessen Körpers klein genug waren um sie zu schlucken. Donovan riss panisch die Augen auf und robbte immer weiter nach hinten. Weiter von dem Monster weg, nur weit genug weg, damit sie ihn nicht auch noch erwischen konnte. Er krabbelte rückwärts ohne überhaupt zu überprüfen wohin. Doch es spielte keine Rolle, der Carnotaurus war auch auf ihn aufmerksam geworden. Erneut setzte er zum Hechtsprung an um auch noch diese Beute zu erlegen. Eine Maus. Mehr war Donovan in diesem Moment nicht. Er war die Maus und vor ihm stand die riesige Katze, die ihn jeden Augenblick fressen würde. Er spürte wie er gegen etwas hinter ihm stieß, achtete aber nicht darauf. Sein Leben war vorbei, so viel war ihm bereits bewusst. „Major! Reißen Sie sich zusammen!“, erklang plötzlich eine Stimme hinter ihm. Donovan drehte sich um, doch im selben Moment wurde er von zwei starken Armen zurückgezehrt. Er stieß sich den Kopf an und merkte daran, dass er in eine Versenkung gedrückt wurde. Unter ihm war es feucht, der Geruch von nicht ganz getrocknetem Beton stieg ihm in die Nase. Es musste sich um die Baustelle handeln, die er vorhin gesehen hatte. Der Carnotaurus biss zu, doch die Beute war bereits in Sicherheit. Er stieß seinen Schädel ein paar mal gegen die Betonplattform vor sich und Staub rieselte auf Donovan und seinen Retter herab. „Unter dieser Plattform sind wir erst einmal sicher.“, sprach dieser und Donovan versuchte ihn zu identifizieren. Evan Cross legte einen Finger auf seine Lippen. Der Carnotaurus sollte so schnell wie möglich von ihnen ablassen. „Mister Cross! Sie haben mir das Leben gerettet.“, atmete er erleichtert auf. Evan nickte, obwohl der Spruch bestimmt noch nicht spruchreif war. „Ich bin den Verwüstungen gefolgt und habe dann gesehen wie ihr gegen die Dinosaurier gekämpft habt.“, erklärte er sein Erscheinen. Donovan roch den Schweiß an sich und empfand Scharm dabei, so hilflos zu wirken. Es war sein Job auf Evan aufzupassen, nicht umgekehrt. „Crowe wollte das auch. Und jetzt ist er… er hat es nicht geschafft.“, entfuhr es dem Ex-Soldaten schwermütig. Evan legte eine ernste Miene auf und nickte. „Tut mir leid. Leider fehlt uns die Zeit zum trauern, denn dieses Monster lauert immer noch da draußen.“, erwiderte er, sollte mit seiner Aussage aber nur zur Hälfte recht behalten. Unter der Plattform war ihre Sicht eingeschränkt, aber dennoch bekamen sie mit, wie der Carnotaurus aufschrie. Der Ceratosaurus hatte dessen Essenszeit genutzt um ihn abermals anzugreifen. Seine Zähne schlugen sich in den Rücken des Aasfressers und dieser erwiderte den Angriff. Er drängte den etwas kleinren Ceratosaurus immer weiter nach hinten, weg von der Plattform. „Mister Cross, da!“, machte Donovan seinen Arbeitgeber auf etwas aufmerksam. Evan beobachtete steif, wie Dylan und das ARC-Team auf sie zu rannten. Das war riskant, die Saurier hatten ihren Twist schon einmal aufgrund der Beute verschoben. Dennoch zogen beide Männer die Verbündeten unter die Plattform, die sicher mehr Schutz bot als die Rückseite eines LKWs. Dylan umarmte Evan stürmisch, sie war froh ihn wohlauf zu sehen. Mac nickte diesem zu und Becker unterstützte Connor dabei sich durch die schmale Öffnung zu zwingen. „Ist er verletzt?“, fragte Evan den Captain. Becker nickte und tastete Connors Bein ab. „Scheint nur verstaucht zu sein, also halb so schlimm.“, entschärfte er die Lage etwas. Connor protestierte lautstark. „Halb so schlimm? Das tut höllisch weh!“ Becker verdrehte die Augen. „Erinnerst du dich noch als ein Therocephalia mir ins Bein biss? Was ist wohl schlimmer?“, appellierte er an Connor. „Das hier!“, stieß dieser hervor und rieb sich das Bein. Donovan musste ihm aber sogar zustimmen. „Die Situation ist außer Kontrolle geraten. Ein Mann ist tot und einer verletzt. Und wir haben diese EMD-Dinger verloren, oder dem Rest ist zumindest die Batterie ausgegangen.“, fasste er die Lage zusammen. Mac klopfte auf seinen Hosenbund. „Ich habe noch ein voll geladenes EMD, Revolver-Größe.“, meldete er, doch Becker schüttelte den Kopf. „Das dürfte nicht einmal ausreichen um einen der Warmblüter kalt zu machen.“, ließ er diese Option ausfallen. Donovan räusperte sich ungewöhnlich laut. „Es gibt vielleicht eine Möglichkeit. Aber Sie müssen mir versprechen mich hiernach nicht zu feuern.“, sagte er an Evan gewand. Er bedachte den Ex-Soldaten mit einem verdutzten Blick. Warum sollte er? „Nur für den Fall der Fälle habe scharfes Arsenal im Van. Mister Kanan hat es abgesegnet und gemeint, Sie würden es niemals gutheißen. Aber ich bin Soldat und wollte auf Nummer sicher gehen.“, gestand er. Evan nickte nun verstehend. Vor einigen Monaten hätte er den ehemaligen Major dafür gerügt, doch in dieser wahnsinnigen Situation waren alle Mittel und Waffen erlaubt. „Können wir uns denn überhaupt wieder zum Van schleichen?“, hakte Dylan unsicher nach. Connor stöhnte nun einmal auf und setzte dann an etwas zu sagen. „Wenn wir uns beeilen schon. Diese Echse fechten momentan einen territorialen Kampf aus. Erinnern Sie sich, dass Sie den Carnotaurus nicht exakt in seine Zeit geschickt haben, sondern etwas später, Evan? Inzwischen muss sich der Ceratosaurus das Gebiet zu eigen gemacht haben und jetzt streiten die beiden um die Vorherrschaft.“, sprach er seine Vermutung aus. „Aber wir sind hier nicht mehr in der Kreidezeit.“, wies ihn Mac auf diesen Umstand hin. „Du kannst den beiden die Sache ja gerne erklären, vielleicht setzten sie sich brav und hören dir zu.“, schlug Connor vor, bevor sein Bein wieder zu schmerzen begann. „Was meinen Sie?“, wollte Donovan von seinem Vorgesetzten wissen. Evan segnete das Vorhaben ohne irgendwelche Widerrede ab. „Machen Sie das. Dylan, kümmere du dich bitte um Connor. Donovan, Becker und Mac sind mit scharfem Arsenal vertraut, ich traue ich ihnen ein schnelles Handeln zu.“, teilte er das Team auf. „Was ist mit dir?“, wollte seine Freundin wissen. Evan holte tief Luft. „Ich muss zurück und den Kerl finden der die Anomalie geöffnet hat. Er besitzt den Opener, den ich unbedingt zurückholen muss.“, verriet er seine Pläne. „Was hat es mit dieser Anomalie auf sich?“, erkundigte sich Connor. Evan hielt einen Moment inne um die Situation zu erklären. Es klang selbst für ihn irrsinnig, war aber leider die Realität. „Ein Wahnsinniger aus dem Jahre 2211, der einen Groll gegen die Welt hegt, die ihm seinen Sohn genommen hat ist zurückgereist und hat eine Anomalie mit einem so genannten Metavirus infiziert. Sie glitzert jetzt irgendwie total rot, kann auf jedenfall nicht gesund sein. Jetzt muss ich versuchen sie wieder zu schließen, bevor sie nach den Angaben dieses Typen eine Annexion startet, unaufhaltsam expandiert und in wenigen Tagen die ganze Welt eingehüllt haben wird. Dann wird sämtliches Leben auf dem Planeten in eine temporale Stase verfallen und die Menschheit wird zu Grunde gehen. Ich denke das war es im großen und Ganzen.“, presste er so viele Details wie möglich in seinen Kurzbericht. „Öhh viel Glück.“, meinte Connor, wies ihn aber an vorsichtig zu sein. „Ich begleite dich.“, entschied Dylan, doch Evan war dagegen. „Nein, ich möchte nicht, dass du dich unnötig in Gefahr begibst.“, entschied er. Dylan wollte protestieren, doch Evan konnte es unmöglich in Kauf nehmen noch ein Team-Mitglied zu verlieren. „Dann werde ich Sie begleiten.“, schlug Mac vor und Evan hielt kurz inne. „Danke für das Angebot, aber Sie und die anderen können nachkommen wenn Sie die Saurier erlegt haben. Ich schaffe das auch so, bitte glaubt mir.“, bat er um das Vertrauen seiner alten, sowie seiner neuen Freunde. „Warten Sie! Wenn Sie unbedingt wieder einen Alleingang starten müssen, nehmen Sie die hier mit.“, reichte Donovan seinem Boss nun seine Clock. Er war froh, dass Evan zumindest diese annahm. Er wusste nicht, ob Harrison bewaffnet war, auch wenn er nicht den Eindruck erweckt hatte. Um den Opener zurückzufordern war sie allerdings sicher zu gebrauchen. „Viel Glück.“, wünschte er dem Team und begann dann durch die andere Seite des Unterschlupfes zu kriechen. „Ob er es schafft?“, fragte Mac unsicher. Dylan versuchte zu lächeln. „Wenn du ‚er’ wärst, dann wüsstest du, zu was Evan in der Lage ist.“ Mac starrte die Frau unverholfen an. Wovon redet sie da? Wenn er ‚wer’ wäre? Etwa der Typ, mit dem Evan Cross ihn heute Morgen verwechselt hatte? Wer genau war diese Person, die Mac angeblich ähnlich sehen musste? „Bei drei verlassen wir das Versteck und rennen zum Van. Bereit?“, fragte Donovan und sah in die Gesichter seiner Mitstreiter. Ihr Ausdruck sagte bereits alles. Als Donovan bei drei angelangt war, blieb ihnen keine Zeit zum nachdenken mehr. Jetzt hieß es nur noch… Sie oder die Saurier. Vancouver – Billingly-Hauptstraße Die drei Soldaten hatten keine Ahnung wie, doch am Ende war es ihnen gelungen den Van ohne Zwischenfälle zu erreichen. Allen viel es schwer, Connor und Dylan zurückzulassen. „Hoffentlich endet das dort drin nicht in einer Panikattacke.“, murmelte Becker als sie vor dem Van standen. Donovan lächelte ihm ermutigend zu. „Keine Sorge. Dylan Weir ist eine der tapfersten Frauen die ich in meinem Leben je getroffen habe. Sie verliert nicht so schnell die Nerven.“, versicherte er. Becker presste die Lippen zusammen und neigte den Kopf etwas nach links. „Ich sprach eigentlich von Connor.“, gestand er. Donovan räusperte sich und öffnete die Türen zur Ladefläche des Vans. Dort tastete er über den Boden und, bis er den Verschluss einer Klappe entdeckte. Er zog ihn nach oben und der Raum darunter wurde sichtbar. Becker und Mac stießen gleichzeitig einen beeindruckten Pfiff aus. Der Captain holte eine automatische Waffe heraus. „Verdammt, eine Kalashnikov!“, traute er seinen Augen nicht. Auch Mac griff sich eines der Gewehre. „Sie haben ja genug vorrätig um einen verdammten Krieg zu führen.“, bemerkte er. Donovan warf einen Blick auf die beiden Riesenechsen, die ihren Kampf immer noch fortführten. „Wir haben auch einen vor uns, richtig?“, hakte er nach und die beiden ARC-Soldaten wurden augenblicklich ernster. „Gut, lassen Sie uns keine Zeit verlieren. Die Zeit drängt Mister Cross könnte unsere Hilfe brauchen.“, stand für Becker fest und nickte seinen Kameraden zu. Obwohl es sehr riskant war, teilten sich die drei auf, um die Saurier von verschiedenen Seiten aus zu bekämpfen. Diese wüssten erst nicht auf welchen Gegner sie sich stürzen sollten, was den Bewaffneten somit entscheidende Sekunden einbrachte. Die drei mussten nicht einmal weit laufen, denn der Carnotaurus brüllte nun wütend und rammte seinen Schädel gegen den des Ceratosaurus. Es erinnerte beinahe an den Kampf zweier Pachycephalosaurus, nur dass die Köpfe der Echsen nicht so hart waren um einen Stoß großartig zu verkraften. Dem Carnotaurus gelang es tatsächlich seinen Rivalen zu verwirren und preschte dann nach vorne. Er rammte seine Zähne in den Hals des grünschuppigen Sauriers, welcher gequält aufschrie. „Jetzt! Feuer frei!“, befahl Becker, doch der Carnotaurus war nicht mit dem Plan der Soldaten einverstanden. Er stieß den verwundeten Ceratosaurus zu Boden, welcher mit seiner gewaltigen Masse auf den Boden aufschlug. Becker und Mac hatten große Mühe auszuweichen, die Autos auf der Straße weniger. Sie wurden platt gedrückt und der Ceratosaurus brüllte auf. Doch es klang schmerzerfüllt und leise. Er starb. Umso besser, auf diese Weise brauchten sich die Soldaten nur auf ein Ziel zu konzentrieren. Becker wollte Mac und Donovan ein Zeichen geben, hielt dann aber inne. Donovan war nicht mehr in seinem Blickfeld. Oh mein Gott! Hatte er sich etwa nicht rechtzeitig retten können und war von dem Ceratosaurus erwischt worden? Becker fluchte und richtete die Kalashnikov auf den Carnotaurus. Dieser brüllte und bewegte sich auf das ARC-Team zu. Becker und Mac drückten ab und ein Kugelhagel schlug in den Bauch der Bestie ein. Diese brüllte erneut, diesmal voller Schmerzen. Sie drehte sich um, um die Flucht zu ergreifen. Dabei peitsche ihr Schwanz gegen eines der Fahrzeuge, das nun durch die Luft flog und in die Richtung von Becker und Mac sauste. „Deckung!“, rief der Captain und beide Soldaten warfen sich zu Boden. Becker kämpfte sich schnell wieder auf und rannte hinter dem Ungetüm her. Er wollte erneut auf es zielen, bevor es mit rasantem Tempo fliehen konnte, doch dann… entdeckte der Captain eine Person in einiger Entfernung. Jemand war auf die Plattform gestiegen, unter der sich Dylan und Connor verschanzt hatten. Sie war der Riesenechse nun auf Augenhöhe und richtete eine automatische Waffe auf sie. Donovan! Becker kannte den Ex-Soldaten erst einen Tag, aber dennoch erkannte er den Mann in dieser Entfernung. Der ehemalige Major starrte dem Carnotaurus nun in seine stechenden Augen, während dieser ihm immer näher kam. Noch nicht, dachte Donovan angespannt. Er musste auf genau den richtigen Augenblick warten. Außerdem durfte er seine Munition nicht sinnlos verschießen, sondern einen vitalen Punkt treffen. Sein Hals! Ja, wenn er die Schlagader der Echse traf, würde das Monster zweifelsfrei zu Boden gehen. Noch nicht, dachte Donovan erneut, obwohl sich die Riesenechse wie bei einem Sturmangriff näherte. Dann war es soweit. Donovan drückte ab und der Kugelhagel schlug in den Hals des Carnotaurus ein. Nein, Crowe durfte nicht umsonst gestorben sein. Der Ex-Soldat spürte Befriedigung, als der Saurier langsam zu Boden ging. Er beherzigte Evans Rat, dass es wichtig war die Tiere in ihre eigene Zeit zurückzubringen. Aber manchmal… tat es auch einfach nur verdammt gut diese wilden Bestien niederzuschießen. Das Blut quoll aus dem Hals des Carnotaurus und mit einem letzten, verzagenden Brüllen krachte er zu Boden. Seine Augen wurden leer und seine Glieder steif. „Ausgestorben… gefallt ihr mir immer noch am besten.“, warf Donovan dem Kadaver zu und kletterte dann wieder von der Plattform. Selbst Dylan und Connor wagten sich wieder hervor und Donovan erkundigte sich nach ihrem Befinden. Der langjährige ARC-Mitarbeiter verspürte noch Schmerzen, aber sonst schien alles in Ordnung zu sein. Becker kam angerannt und nickte seinem Kollegen anerkennend zu. Ich habe den Ceratosaurus überprüft, er ist eindeutig tot.“, konnte er sie beruhigen. „Meiner auch.“, entkam es Donovan und er konnte es sich nicht verkneifen zu grinsen. Becker tat es ihm gleich, bis ihm etwas auffiel. „Hey, habt ihr Mac gesehen? Ist er in eure Richtung gekommen?“, hakte er nach. Connor, Dylan und Donovan sahen einander an, mussten aber verneinen. Niemand von ihnen hatte den jungen Lieutenant gesehen. „Mist, wo steckt er bloß?“, sah sich Becker nach allen Seiten um. Dylan starrte nun in die Richtung, in die Evan verschwunden war. Sie hatte bereits eine Vermutung, wohin der Lieutenant kurz nach der Schlacht verschwunden war. Wenn dieser nämlich auch nur einen Funken Ähnlichkeit mit dem Mac Rendell besaß, den sie kannte, lag die Sache auf der Hand. „Es wird Ihnen vielleicht nicht gefallen, aber… unsere Mission ist noch nicht vorbei.“, meinte sie nun. Die Männer seufzten resigniert. Genau das hatten sie bereits befürchtet. Cross-Photonics Angelika schritt noch einmal zu ihrem Schreibtisch und öffnete die Schublade. Langsam holte sie das Foto von sich und Evan heraus, das am Tag der Gründ ihrer Firma entstanden war. Evan war immer voller Ideen gewesen, doch nur selten waren diese auch umsetzbar gewesen. Es war immer so, dass sie sich um die Finanzen und ihr Freund sich um die Technologie gekümmert hatte. Er besaß einfach kein Händchen für diese Angelegenheit, weshalb Angelika ihm ihres reichte. Und Evan hatte es jedes Mal dankbar angenommen. Es war an dem Tag nach der Gründung, an dem sich Angelika das erste Mal fragte, was genau sie eigentlich für ihn war. Eine Geschäftspartnerin? Eine Freundin? Es war vor 10 Jahren, als sie und Brooke nach einer harten Arbeitswoche einen trinken gehen wollten. Sie hatten sich an die Bar gesetzt und einmal einen Martini und einmal einen Scotch bestellt. Sie hatten sich über die verschiedensten Dinge unterhalten, bis dieser Mann in die Bar gekommen war. Sein und Angelikas Blick hatten sich sofort getroffen. Er hatte ein Lächeln aufgesetzt und war zu den Damen spaziert. Doch es war Brooke die er angesprochen hatte. Die beiden waren sofort auf einer Wellenlänge, was Angelika deprimierte. Ab da an, war sie nur noch das dritte Rad am Wagen. Sie und Evan wurden zwar Freunde und planten verschiedene Geschäftsmodelle, doch Augen hatte er stets nur für Brooke. Wäre ihre Freundin nicht gestorben, hätte der heutige Kuss zwischen ihnen niemals stattgefunden, das wusste Angelika. Nichts hiervon wäre an seinen angestammten Platz. Es würde vermutlich Cross-Photonics geben, mehr aber auch nicht. Kein Anomalien-Team, keine Probleme. Kein sie und Evan. Seit dem Beginn dieser Zeitportale hatte sie Evan immer wieder gewünscht einen Weg zu finden Brooke zu retten. Nachdem sich ein Tor ins Jahr 2006 auftat, war es beinahe so weit. Doch Evan entschied sich die Gegenwart nicht zu opfern und auf Brookes Rettung zu verzichten. Angelika wusste nicht, ob sie auch so stark gewesen wäre. Aber warum eigentlich? Hatte sie es nicht verdient zumindest ein wenig selbstsüchtig zu sein? Es war ihr innigster Wunsch mit Evan zusammen zu sein, durfte sie das etwa nicht? Mit einem Male wurde ihr bewusst, dass vermutlich sie es war, wie Brooke solange nicht hatte loslassen können. Evan war bereit einen Schritt nach vorne zu wagen, doch was war mit ihr? Ja, sie war sich sicher, ebenfalls eine Zukunft mit ihm zu wollen. Es klopfte an der Bürotür und ein junger Mann trat ein. Luke Hingle erkundigte sich ob Angelika bereits etwas von dem Team gehört hatte, doch diese musste den Studenten vertrösten. Dieser zuckte mit den Schultern und wollte bereits wieder gehen, bis die Frau ihn stoppte. „Warum sind Sie hier?“, hakte sie nach. Luke zögerte kurz. Erst nahm er an, Angelika meinte, warum er im Augenblick hier wäre, doch wem war nicht so. Langsam schritt er zu den Fenstern auf der anderen Seite und legte eine ernste Miene auf. „Neugier. Zumindest war es am Anfang so. Ich wollte diese ganzen verschiedene Spezies sehen. Wie wunderschön und beeindruckend sie vielleicht sind. Doch ich habe auch die Schattenseite gesehen. Heute ist ein Freund von mir einem dieser Tiere zum Opfer gefallen. Sie sind nicht dazu da, dass wir sie studieren, auch wenn das vielleicht unser Wunsch ist. Natürlich, es ist normal für den Menschen Wissen anzuhäufen und Neues zu erkunden. Aber ich glaube inzwischen… dass es wirklich besser wäre, wenn diese Tiere in ihrer Zeit blieben.“, erzählte er. Angelika nickte und gesellte sich zu ihm. „Das mit Ihrem Freund tut mir leid. Aber es ist wichtig, dass wir Personen um uns herum haben, die für uns da sind und die wir lieben. Und die uns lieben.“, meinte sie nun. Luke schluckte und stimmte ihr zu. „Ja, ich habe ebenfalls jemanden der mir viel bedeutet und um dessen Sicherheit ich besorgt bin.“, erwiderte er. Angelika räusperte sich. „Jeder weiß hier, dass du auf Dylan stehst.“, wies sie ihn auf diese Offensichtlichkeit hin. Luke zuckte zusammen und wich etwas zurück. „Ähhh… da interpretieren Sie bestimmt etwas falsch! Aber… wie kommt es, dass es für Sie völlig in Ordnung ist, dass Evan da draußen ist? Er begibt sich in Gefahr und Sie warten hier wie die holde Maid auf den Ritter.“, hakte er nach. Angelika kicherte auf. „Wir sind nicht mehr im Mittelalter. Aber ja, ich mache mir schreckliche Sorgen um Evan. Ich liebe ihn und wüsste nicht was ich tun sollte, wenn er einmal von einer Mission nicht mehr zurückkehrt. Es ist schwer… Menschen von ihrer Leidenschaft abzuhalten.“, griff sie sich nun an die Brust. Luke nickte, verzichtete aber darauf noch mehr zu sagen. Dann verspürte Angelika einen Stich in ihrem Herzen. Ein Stich, der seine wahren Ausmaße erst noch zeigen sollte. Vancouver – Wenige Meter von der Annexions-Anomalie entfernt. Evan hatte die Situation heruntergespielt, immerhin war Harrison ein ernst zu nehmender Gegner. Er besaß nicht nur fundiertes Wissen aus der Zukunft, sondern auch die nötige Technologie. Unvorstellbar wie viel Gutes er damit hätte schaffen können. Evan hätte sie dazu eingesetzt um die Menschheit zu unterstützen, sie vielleicht irgendwie vor den Gefahren der Anomalien zu bewahren. Doch im Gegensatz zu Harrison hatte er auch keinen Sohn verloren. Er konnte den Schmerz der in Harrison tobte nicht nachvollziehen und wollte es auch nicht. Doch der ACC-Leiter war eindeutig zu weit gegangen. Auch wenn er seinen Sohn an die Anomalien verloren hatte, jetzt im Moment bedrohte er Evans Familie. Auch er hatte Verluste gemacht. Er würde Brooke und Mac nie wiedersehen. Doch seine Trauer nahm nicht dermaßen überhand, dass er seine Wut gleich auf die gesamte Welt losließ. Im selben Moment wurde ihm klar, was ihn von Harrison unterschied. Sein Sohn musste alles für ihn gewesen sein. Sein Anker und seine Träume. Und seine Zukunft. Trotz der Verluste die Evan erlebt hatte, besaß er immer noch Dylan, Toby, Donovan, Luke und ja… sogar Harold. Und dann gab es da noch Ange. Die Beziehung der beiden hatte sich in den letzten Stunden verändert, das Feuer in Evan entfacht, ihm neue Energie geschenkt. Nein, solange es ihn gab, würde er nicht zulassen, dass die Welt in Stase verfiel. Zulange hatte er Ange nicht sagen können was in seinem Herzen vorging. Jetzt wo sie gerade erst zueinander gefunden hatte, wollte er sie nicht schon wieder verlieren. Nicht so wie Brooke. Wenn nun alles auf dem Planeten erstarrte, war es dasselbe als tot zu sein. Kein Gestern, kein Morgen. Keine Veränderung, kein Neuanfang. Harrison musste gestoppt werden und zwar mit allen Mitteln. Evan befürchtete erst sich zu verirren und den Weg zurück zum Lagerhaus nicht mehr zu finden. Diese Sorge war völlig unberechtigt gewesen. Die Spuren die diese Saurier angerichtet hatten, waren unübersehbar. Er wollte allein gehen, um Dylan und die anderen nicht noch mehr in Gefahr zu bringen. Aber waren sie das in der Nähe dieser Riesenechsen nicht noch viel mehr? Wahrscheinlich sorget er sich unbegründet. Das ARC-Team war ebenfalls dort und sprühte geradezu vor Erfahrenheit. Doch wie genau würde Mac sich verhalten? Er war schon immer vorschnell und handelte impulsiv. Evan könnte den Gedanken nicht ertragen, wenn sein bester Freund ein drittes Mal für ihn sterben sollte. Aber nein, es war ja nicht sein Mac. Und der Lieutenant des ARCs war auch alles andere als sein bester Freund. Als er endlich am Ausgangspunkt angelangt war, hielt Evan inne um eine Verschnaufpause einzulegen. Die Zeit dazu besaß er im Grunde nicht, doch er war kein Theropode, der über einen langen Zeitraum laufen konnte ohne die Puste zu verlieren. Als er zu dem Gebäude blickte, war ihm klar, dass es nicht extra nach einem Eingang suchen musste. Die Seitenmauer war inzwischen sogar noch mehr eingestürzt, als der Carnotaurus seinen Rivalen dagegen gedrückt hatte. Dadurch, dass sie nachgegeben hatte, bildeten sich auch immer neue Risse, innerhalb der Decke. Doch selbst wenn das Lagerhaus einstürzen sollte, der Anomalie würde das keinen Kratzer zufügen. Auch von selbst schließen würde sie sich nicht, denn Harrison hatte mit einer Einstellung im Opener sicher dafür gesorgt. Nein, Evan einzige Chance war es, das Gerät wieder in seinen Besitz zu bekommen und dem Spuk ein Ende zu setzen. Leider gesagt als getan. Dazu musste er Harrison erst einmal finden. Wenn die Annexion expandierte, würde es keine Rolle spielen wo sich der Mann befand. Die Zeit würde ihr Gefüge verlieren und zum Stillstand kommen. Es ergäbe also keinen Sinn, wenn sich Harrison aus dem Staub machen würde. Nein, wenn er diesen Wahnsinnigen richtig einschätzte, dann… Evan kämpfte sich an den Betonbrocken vorbei und betrat das Innere der Halle. Viel hatte sich nicht verändert, zum Glück hatten sich keine weiteren Saurier ihren Weg durch das Zeitportal gebahnt. Evan schritt tapfer weiter und starrte dann in Richtung der Anomalie. Sie hatte sich sogar noch vergrößert und reichte jetzt bis zur Decke der Lagerhalle. Das Rot schimmerte schön, aber gleichzeitig bedrohlich, fragmentartig in der Luft herum. Und vor dem Gebilde aus Licht stand… Julian Harrison. Zwar konnte man sich nun dem klischeehaften Satz bedienen, nachdem ein Täter immer zum Tatort zurückkehrte, doch Evan wusste was in dem Schurken vorging. Er war es, der diese rote Anomalie erschaffen hatte. Harrison schien trotz allem Wissenschaftler zu sein, der sein eigenes Werk nicht ignorieren konnte. Doch das war noch nicht alles. Vermutlich wollte er in der ersten Reihe stehen, wenn die Annexion begann und würde freudig seine Arme ausstrecken. Wie ein Urinsekt würde er sich dann in Bernstein einschließen lassen und wahrscheinlich sogar mit einem Lächeln. Kein Schmerz und keine Trauer mehr für den Verlust seines Sohnes. Auch seine Erinnerungen an diesen würden ewig bestehen bleiben. Ja, für manche Menschen mochte dieser Vision schön, vielleicht sogar utopisch klingen. Doch es war kein Vergleich damit zu leben, ein Gefühl das Harrison scheinbar vergessen hatte. „Hey!“, machte Evan nun auf sich aufmerksam und zog die Clock, die ihm Donovan zugesteckt hatte. Harrison drehte sich erschrocken um und starrte den Bewaffneten an. Er hatte nicht mit Evans Erscheinen gerechnet, wahrscheinlich hatte er spekuliert, dass er zusammen mit seinem Handlanger von den Sauriern verspeist worden war. „Ich will den Opener. Reichen Sie ihn mir und wir bekommen keine Probleme.“, drohte ihm der Leiter von Cross-Photonics und schritt immer weiter auf ihn zu. Harrison zeigte sich unbeeindruckt. Den Opener konnte Evan im Hosenbund des Mannes ausmachen. Das war irgendwie zu leicht. Die Apokalypse konnte sich doch nicht derart problemlos verhindern lassen, oder? Ein Klicken hinter Evan bestätigte seine Unruhe. Er stand Harrison nun gegenüber, doch dieser grinste nur gönnerisch. Es war Evans eigene Schuld nicht auf weitere Personen in der Halle zu achten. Dies rächte sich, als ihm der Lauf einer Waffe an den Hinterkopf gehalten wurde. „Du hast nicht die geringste Ahnung, wie sehr ich auf eine finale Auseinandersetzung gehofft habe, Cross. Eine Kugel wird ausreichen, um zu gewährleisten, dass es für dich kein Platz in der neuen Welt geben wird.“, säuselte eine Männerstimme. Evan musste sich weder umdrehen noch nachfragen um zu erkennen, um wen es sich bei dem Überraschungsgast handelte. Er war zu unvorsichtig gewesen und hatte die zweit größte Bedrohung neben Harrison bereits vergessen. Er hatte keine Zweifel daran, dass Ken Leeds abdrücken würde. Der ehemalige Lieutenant empfand dasselbe als Evan angenommen hatte, er wäre für Dylans vermeintlichen Tod verantwortlich gewesen. Er wollte Leeds einfach nur noch jagen und zur Strecke bringen. Sein Hass hatte seinen Körper übernommen, genau wie bei dem ehemaligen Verbündeten. Nur, dass Arme nicht einfach zu nachwuchsen, sondern Leeds immer noch einer fehlte. In seiner schönen, neuen Welt würde das kein Problem darstellen, doch das änderte nichts an seinen momentanen Racheplänen. „Waffe runter! Sofort!“, blaffte Leeds und Evans Gedanken rasten förmlich. Was sollte er tun? Leeds würde ihn ohnehin töten, sollte er versuchen vorher noch Harrison auszuschalten? Doch mit welchem Zweck? Ohne Evan gab es niemanden, der den Opener bedienen und die Anomalie schließen konnte. Harrison wäre zwar tot, doch die Menschheit ging trotzdem zu Grunde. Evan hatte keine Wahl als Leeds Befehlen Folge zu leisten und so ließ er die Clock auf den Boden fallen. „Na also, geht doch. Jetzt wünsche ich dir einen geruhsamen Schlaf, Cross.“, hauchte Leeds schadenfroh. Evan rechnete bereits mit einem Schuss, einer Hinrichtung seitens seines Erzfeindes. Dieser blieb aus. „Ohnein, Sie sind es der hier die Waffe fallen lässt. Ein bisschen plötzlich, oder mein Finger beginnt zu zucken.“, sagte eine bekannte Stimme und Evan drehte sich ruckartig um. Zwar war Leeds Pistole immer noch auf ihn gerichtet, doch die Gefahr schien entschärft zu sein. Hinter dem Einarmigen war ein weiterer Mann aufgetaucht und zwar diesmal mit einer richtigen Kanone. Mac Rendell war zur Unterstützung geeilt und hielt mit beiden Händen eine Kalaschnikow umklammert, deren Lauf er auf Leeds Rücken presste. Nein, nicht Mac war ihm zur Hilfe gekommen, sondern Lieutenant Mac Rendell. Leeds ließ nun fluchend die Waffe fallen. „Ich dachte mir schon, dass Sie ein paar zusätzliche Arme gebrauchen könnten.“, raunte Mac Evan zu. Dieser spürte die Erleichterung in sich aufkommen, zumindest bis zu dem Moment, als sich Leeds Hand langsam senkte und in seine Tasche griff. „Achtung! Er hat etwas vor!“, rief er Mac zu, doch es ging einfach zu schnell. Leeds hatte ein Springmesser hervorgezogen, öffnete es und rammte es rückwärts in Macs Körper. Dieser schrie gepeinigt auf, die Kalaschnikow ließ er fallen. Sofort stieß Leeds seinen Ellbogen in das Gesicht des ARC-Mitarbeiters, welcher zu Boden stürzte. Er wollte sich nach seiner Pistole bücken, doch Evan gelang es noch rechtzeitig sie wegzutreten. Dafür benutzte Leeds einfach sein Springmesser und ließ es nach oben sausen. Evans Ärmel wurde der Länge nach aufgerissen. Der Teamleiter nutzte nun seine andere Hand um nach dem Oberarm des Messerschwingers zu greifen. Gleichzeitig biss er in Leeds Hand, der das Messer schreiend fallen ließ. Beide begannen wild zu ringen und stürzten zu Boden. Obwohl Leeds nur noch einen Arm hatte, behielt er die Oberhand. Natürlich, er war ein ausgebildeter Soldat mit sehr viel Kampferfahrung. Und was war Evan im Vergleich? Leeds stülpte seine Hand auf dessen Gesicht und nur ein schnelles Handeln verhinderte, dass seine Finger sich in Evans Augen drückten. „Ich werde dir alles nehmen, Cross! Erst deine Augen, dann dein Leben, dann deine Freunde und am Ende deiner ideale Welt!“, brüllte er euphorisch. Evan versuchte nach der Clock, der Pistole oder wenigstens dem Springmesser zu greifen, doch alles war außer reichweite. Immer wieder stieß er sein Knie in Leeds Magen, doch das schien dem Angreifer nichts auszumachen. Leeds hob nun seinen Kopf und ließ ihn gegen Evans prallen. Die Kopfnuss schmerzte ungeheuer und die Sicht des sichtlich Unterlegenen schwand kurz. Diese Sekunden nutzte Leeds um sich von dem Körper zu rollen und zu seiner Pistole zu kriechen. Sofort rappelte er sich wieder auf und richtete den Lauf der Kleinkalibrigen auf Evan. „Netter Versuch, aber das Spiel ist ein für alle mal vorbei, Cross! Grüß deine Frau im Jenseits für mich.“, fauchte der Einarmige und war nahe daran anzudrücken. Es kam nicht dazu. Der Schuss erfolgte geräuschlos und Leeds wurde nach vorne geschleudert. Trotz der Schmerzen kämpfte Evan sich auf und sah nach dem Bewusstlosen. Nein, Leeds rührte sich nicht mehr. Er atmete noch, mehr aber auch nicht. Evan sah sich suchend um und erkannte Mac einige Meter weiter hinten. Schwer atmend hockte er da, in seiner rechten Hand eine Pistole aus polymerem Material. „Haut jeden T-Rex um.“, versicherte Mac und ließ die EMD wieder sinken. Er war froh, sie doch nicht für die Saurier geleert zu haben, andernfalls hätte er Evans Leben nicht retten können. Dessen Mundwinkel zogen sich bereits nach oben, bis er die Stelle an Macs Unterleib bemerkte. Scheinbar hatte der Soldat das Springmesser aus eigenen Kräften entfernt, woraufhin sich sein Hemd immer weiter mit Blut voll sog. „Das hätten Sie nicht tun dürfen!“, zog sich Evan rasch seine Jacke aus und hastete zu dem Verwundeten. Er presste sie auf die Wunde und Mac stöhnte auf. „Ich bin im Moment nicht wichtig! Halten Sie diesen Typen auf und schließen Sie die Anomalie!“, sagte Mac schroff und Evan erschrak. In der alten Realität war es genau andersherum. Da hatte er Mac die Befehle gegeben, doch diese Version des Briten war eindeutig reifer als er. Durch den Kampf mit Leeds hatte Evan tatsächlich für einen Moment sein eigentliches Ziel vergessen. Schnell wand er sich zur Anomalie um und…erstarrte. Julian Harrison war verschwunden. Leeds hatte ihn und Mac so sehr beschäftigt, dass es dem Mann aus der Zukunft ohne Schwierigkeiten möglich war sich aus dem Staub zu machen. Evan entfuhr ein ziemlich übles Schimpfwort, das vor allem seine eigene Unachtsamkeit und Dummheit ausdrücken sollte. Mit Julian Harrison war auch die letzte Möglichkeit verschwunden die Annexion aufzuhalten und die Erde vor einem schrecklichen Ende zu bewahren. Kreide – 150 Millionen Jahre vor unserer Zeitrechnung Julian Harrison hatte zu lange auf den heutigen Tag hingearbeitet. Erst hatte er geplant die Annexion in seiner Zeit, dem Jahre 2211 zu starten. Doch es wäre ein nutzloses Unterfangen geworden, denn die ACC besaß genug Opener um die Anomalie zu schließen und den Metavirus dadurch verpuffen zu lassen. Er hatte erwartet, dass im Jahr 2013 alles viel einfacher sein würde. Er besaß den Opener, den Prototypen den ihm dieser Einfaltspinsel Leeds besorgt hatte und sogar noch die nötige Batterie. Doch eine Tatsache hatte er unterschätzt. Evan Cross. Niemals hätte er erwartet, dass Evan und seine Mitstreiter seinen Plan so stark gefährden könnten. Vor allem mit dem Auftauchen des ARC-Teams hatte er nicht gerechnet. Es musste dieser verdammte Matt gewesen sein, der sich in die Zeitlinie eingemischt und ihnen von der Bedrohung berichtet hatte. Im Prinzip wäre es denn ACC-Agenten ein Leichtes gewesen, Harrison zu folgen und aufzuhalten. Doch in der Zukunft gab es nun mal Gesetze, die sie befolgen mussten. Noch dazu beeilte sich Harrison mit seinem Vorhaben und ließ in der Gegenwart keine Spuren zurück, die auf seine Identität hätten schließen lassen können. Selbst wenn Matt oder jemand anderes zurückgereist wären, Harrison bliebe im Verborgenen und unauffindbar. Doch ihm wurde klar, dass er am Ende zu leichtsinnig agiert hatte. Evan Cross war zurückgekehrt und hätte die Annexion beinahe verhindert. Harrison hätte sich ohrfeigen können, dass er so nachlässig war. Sein Widersacher brauchte nur den Opener um der neuen Welt Einhalt zu gebieten, doch so leicht wollte es ihm der trauernde Vater nicht machen. Würde er getötet werden, würden die Erinnerungen an Jason, das Vermächtnis an seinen Sohn aufhören zu existieren, Ein grauenvoller Gedanke. Evan Cross verstand einfach nicht die Wichtigkeit der neuen Welt. Alles würde erhalten bleiben und die Menschen würden sich in perfektem Einklang befinden. Ja, das war Julian Harrisons Traum. Um nicht von einer Kugel erfasst zu werden, hatte er die Gelegenheit genutzt und wurde durch seine eigens kreierte Anomalie gesprungen. Hier würde er in Sicherheit sein, denn wenn die Annexion begann, spielte es keine Rolle wo er sich befand. Ob in der Vergangenheit, der Gegenwart, oder der Zukunft. Alles würde in einen friedlichen Schlaf verfallen und der Planet Erde würde die Dornröschen in ihrem Bettchen schlummern. Nur, dass es keinen Prinzen gab, der die Dornenranke heraufkletterte um sie wachzuküssen. Evan Cross würde nicht der Held dieser Geschichte sein, sondern er. Keuchend war er auf der anderen Seite der Anomalie angelangt. Auch hier schimmerte sie rot und wunderschön. Plötzlich verlor er das Gleichgewicht und stolperte über einem Baumstumpf vor ihm. Er bemerkte, wie ihm der Opener aus der Tasche fiel und er einmal über seine eigene Achse rollte. Er zog sich Kratzer und Schürfwunden zu und verlor kurz die Orientierung. Er rieb sich denn Kopf und stand unter Mühen auf. Es war eine Belanglosigkeit, in Anbetracht, dass sich die Anomalie bald ausbreiten und die Welt einhüllen würde. Voller Vorfreude schloss Harrison die Augen und bereitete seine Arme aus. Bis zu diesem verhängnisvollen Geräusch hinter ihm. Der Boden erzitterte und sofort riss er seine Augen auf und drehte sich um. In einiger Meter Entfernung beobachtete ein Fremder den mysteriösen Gast aus der Zukunft. Harrisons Gesichtszüge fielen in sich zusammen, als der riesige Saurier vor ihm ein in Mark und Bein gehendes Brüllen startete. Die Echse war hausgroß und sein Maul war gigantisch. Aber noch etwas viel Harrison auf, etwas das ihm sehr skurril vorkam. Die Schwanzspitze des Sauriers fehlte, als sei sie ihm abgetrennt worden? Noch bevor sich der Visionär einen Reim darauf machen konnte, setzte der Saurier bereits zum Angriff an. „Nein, warte! Ich darf jetzt noch nicht sterben! Nicht bevor die Annexion begonnen hat!“, schrie Harrison und hob Einhalt gebietend seine Hand. Dem Saurier schien seine Annexion, seine neue, ideale Welt, der ewige Frieden egal zu sein. Er kannte nur eines, das wozu er geboren worden war. Fressen. Vancouver – Verlassenes Lagerhaus Lieutenant Mac Rendell besaß nicht einmal mehr die Kraft aufzustehen, so schwer hatte ihn Der Stich zugesetzt. Der Versuch sich zu erheben führte nur dazu, dass er diesmal auf den Rücken fiel. Seine Hände wanderten hinab zu seinem Becken und unter großer Anstrengung zog er sein Hemd nach oben. Seine Fingerspitzen berührten sanft die Stelle der Stichwunde und der Soldat schrie gepeinigt auf. „Ein direkter Stich ins Becken.“, sagte eine Stimme ganz in seiner Nähe. Mac musste nicht Arzt sein um dieser Schlussfolgerung zuzustimmen. Leeds Messer hatte ihn direkt erwischt und viel Schaden angerichtet. Vermutlich hätte Mac auf Rettungskräfte warten sollen, welche die Waffe professionell und ohne viel Blutverlust entfernt hätten, doch er wollte das Ding einfach nicht länger in seinem Körper stecken haben. Es hatte sich wie ein Schwerthieb angefühlt, der durch Macs gesamten Körper gegangen war. Der Lieutenant verlagerte das ganze Gewicht und die verbleibende Kraft auf seine Beine und es stellte ein wahres Wunder dar, dass er es schaffte sich zu erheben. Seine Beine zitterten und ihm war schwindelig, doch die Hauptsache war, dass er wieder stand. Konnte man nach einem Gefecht noch stehen, würde man auch überleben, hatte ihm ein Vorgesetzter einmal gesagt. Er richtete seine Augen nach vorne und musterte die Person, die er gerade gerettet hatte. Evan Cross stand mit ernster Miene vor der Anomalie und starrte in sie hinein. „Gehen Sie da weg! Es könnten noch mehr Monster durchkommen!“, warnte ihn Mac davor. Evan drehte sich langsam um und schenkte seinem Retter einen monotonen Gesichtsausdruck. „Das spielt keine Rolle mehr. Diese Anomalie bildet den Kernpunkt der künstlichen Annexion. Um diese aufzuhalten müssen wir die Anomalie schließen, ansonsten bedeutet dies den Untergang der Welt.“, informierte Evan den Soldaten. Mac nickte ein paar mal verstehend und torkelte auf Evan zu. „Dann… dann schließen wir sie.“, schien er dies für die einfachste Möglichkeit zu halten, die Apokalypse noch abzuwenden. Evan Cross’ traurige Miene verriet ihm aber, dass dies wohl nicht so einfach sein würde. Dieser drehte sich noch einmal der Anomalie zu. „Dafür brauchen wir den Opener. Aber Wells, Harrison oder wie auch immer er sich auch nun nennen mag hat ihn mitgenommen. Er befindet sich jetzt auf der anderen Seite.“, verriet er, ohne seine Verzagtheit zu kaschieren. Lieutenant Mac Rendell verstand die Situation. Wenn sie die Apokalypse noch abwenden wollten, brauchten sie den Opener. „Also… also gut. Ich werde gehen und die Anomalie von der anderen Seite aus schließen.“, entschied er. Evan sah zu Boden und schüttelte den Kopf. „Sie haben diese Giganten gesehen. Auf der anderen Seite wimmelt es von ihnen, die Person die das macht hätte kaum eine ganze Minute.“, führte er Mac vor Augen. Mac sah abwechselnd zu Evan und zur Anomalie. Jetzt hatte er es verstanden. Derjenige der hindurchgehen würde, würde auch dort bleiben. Es war eine Selbstmordmission. Mac fiel es schwer zu atmen und er versuchte sich zu besinnen. „OK! Wir haben keine andere Möglichkeit. Ich werde gehen.“, entschied er. Der Mann vor ihm schüttelte leicht den Kopf. „Nein, ich werde gehen. Sie sind zu verletzt.“, konfrontierte er Mac mit der Wahrheit. Doch für diesen schien diese Option wegzufallen. „Das… müssen Sie nicht tun! Ich bin der Soldat, somit ist es meine Pflicht.“, erwiderte er. Evan stand nun direkt vor ihm und legte ihm eine Hand auf die Schulter. „Das spielt dabei keine Rolle. Ich habe ebenfalls Freunde die ich beschützen muss und will. Zulange habe ich einfach nur so dagestanden und zugesehen wie andere ihr Leben riskierten. Und das auch noch meist für mich. Deshalb… bin ich nun an der Reihe.“ Mac starrte den Mann vor ihm fassungslos an. „Sie… Sie werden es nicht mehr zurückschaffen!“, versuchte er Evan begreiflich zu machen. Doch dieser schien genau zu wissen was er tat. Der Leiter von Cross-Photonics holte tief Luft und schloss dann die Augen. Er öffnete sie wieder und Mac konnte etwas Trauriges, Verzweifeltes darin erkennen. „Ich weiß, Sie kennen mich nicht. Aber auch wenn das keinen Sinn für Sie ergibt, Sie… waren der beste Freund den ich jemals hatte.“, gestand er Mac und drehte sich dann um. Geistesabwesend starrte Evan auf die letzte Anomalie die er jemals sehen würde. Dann wurde eine Hand auf seine Schulter gelegt und er drehte sich noch einmal um. Mac schlang seine Arme um Evan und umarmte ihn. Die Nähe und die Vertrautheit dieser Berührung ließ in Evan sämtliche gemeinsame Erinnerungen mit seinem besten Freund wieder hochkommen. „Ich glaube… wenn ich Sie richtig hätte kennen lernen dürfen… wäre ich sicher dankbar darüber gewesen Ihr Freund zu sein.“, brach es aus ihm heraus. Evan war es inzwischen unmöglich seine Tränen zurückzuhalten. Dennoch zeigte er Stärke und löste sich von Mac. Er stieß ihn zu Boden, dessen Verletzung würde es ihm nicht noch einmal erlauben aufzustehen. Denn Evan kannte seinen besten Freund, er würde sofort zur Unterstützung eilen. Doch diesmal war es etwas, das Evan alleine tun musste. Er schritt rückwärts in Richtung der Anomalie um Mac noch ein letztes Mal sehen zu dürfen. „Ich hatte meine Chance, diesmal bist du damit an der Reihe zu leben. Bitte sag Ange… dass es mir leid tut. Mir aufrichtig leid tut. Und den anderen bitte auch. Dylan und Donovan sollen sich keine Vorwürfe machen, es war meine Entscheidung. Sag ihnen, sie sollen nicht um einen Dummkopf wie mich trauern. Leb wohl.“, sprach Evan, bevor er sich durch die Anomalie fallen ließ und seine wohl letzte große Reise antrat. Mac riss entsetzt die Augen auf und konzentrierte sich auf seine Beine. Nutzlos, sie wollten ihm einfach nicht mehr gehorchen. Plötzlich waren trampelnde Schritte in der Nähe zu hören. Er wand seinen Kopf um und erkannte wie mehrere Leute sich näherten. Zwei davon waren bewaffnet und die dritte, eine Frau, stützte einen jungen Mann der einen sehr wehleidigen Gesichtsausdruck hatte. „Lieutenant, sind Sie in Ordnung?“, stürmte Becker zu ihm und erkannte sofort die Wunde. „Sie müssen uns Krankenhaus.“, sagte der Captain bestimmt und kramte nach seinem Handy. „Negativ, das hat keine Priorität! Evan Cross ist durch die Anomalie gegangen um den Opener zu holen und sie zu schließen.“, informierte er das Team über das Vorhaben des Cross-Photonic-Leiters. Dylan starrte erst ihn entsetzt an und dann die rote Anomalie. „Nein! Das schafft Evan unmöglich bei all den Kreaturen dahinter!“, waren die Erinnerungen an den Carnotaurus und seinem Kumpel noch zu frisch. Donovan lud seine Kalaschnikow nach und entsicherte sie. „Also gut, ich werde durchgehen und ihm Feuerschutz geben. Sie warten hier auf mich.“, sagte er bestimmt, doch Dylan war dagegen. „Ich komme mit!“, entschied sie, doch davon wollte der Ex-Soldat nichts hören. Er öffnete seine Lippen um etwas zu sagen, doch dann reckten sich alle Köpfe der roten Anomalie entgegen. Entgeistert sahen sie dabei zu, wie sich die roten Partikel erst verkleinerten und dann ganz auflösten. Binnen weniger Sekunden war die Anomalie völlig verschwunden. Kurze Zeit lang herrschte absolute Stille in der Halle. Dann gaben Dylans Beine nach und sie ließ sich zu Boden fallen. Sie spürte wie ihre Augen feucht wurden und sie am ganzen Körper zitterte. „Evan…“, flüsterte sie traurig. Unbekannter Ort, zu einer unbekannten Zeit Ah! Woher kam dieses verdammte Kitzeln? Es reizte seine Haut immer mehr, so sehr, dass es beinahe nicht mehr auszuhalten war. Es hatte auf Evans linker Wange begonnen und war dann zu seiner rechten gewandert. Wenn er doch bloß etwas sehen könnte! Doch warum konnte er das nicht? Er unternahm einen Versuch seine Augen zu öffnen, wurde aber von einem grellen Licht geblendet. Sofort hielt er sich die Hand davor um sich zu schützen. Er bemerkte nun, dass er flach auf dem Boden lag. Er Sonne schien erbarmungslos auf ihn herab, aber trotzdem befand sich in seiner Nähe etwas, das ihm zumindest teilweise Schatten spendete. „Wenn dich die Sonne stört, können wir auch gehen.“, schlug eine Stimme vor, die sich über Evan befand. Der Liegende tastete nun umher und fühlte angenehme Wärme, unter und neben sich. Sein Kopf ruhte auf dem Schoß einer Frau. Diese hatte ihren Blick abgewandt und starrte ebenfalls zur Sonne. Trotzdem erkannte Evan die zarte Wange, die langen, seidenen Haare und die süße Stupsnase wieder. „Wo kommst du denn her?“, begrüßte er seine Frau mit einem Lächeln. Brooke senkte nun ihren Kopf und erwiderte es. „Ich habe hier auf dich gewartet, Evan. Schon sehr lange wenn ich ehrlich sein soll. Aber es ist ja nichts Neues, dass dir deine Arbeit wichtiger ist als ich und sie deshalb Vorrang bekommt.“, blitzte nun eine Brise Enttäuschung in ihrem Gesicht auf. Evan schüttelte sofort den Kopf und erhob sich. Seine Hand streichelte Brookes Wange und er sah ihr tief in die Augen. „Das stimmt nicht! Es tut mir leid, wenn ich zu wenig für dich da war, aber meine Arbeit war mir nie so wichtig wie du. Ich habe dich für selbstverständlich gehalten, das passiert mir leider zu oft.“, gestand er. Brookes Mundwinkel schoben sich wieder nach oben. „Du sprichst von Angelika? Du hast dich in sie verliebt, oder?“ Evan wurde etwas blass und wusste nicht was er sagen sollte. „Ist schon in Ordnung, ihr beide habt euch immerhin immer sehr nahe gestanden.“, meinte Brooke und Evan fiel auf, dass sie in der Vergangenheit sprach. Dann sah er sich um und musterte seine Umgebung. Es war eine weite, grüne Wiese. Der Wind streifte über das Gras und große Bäume erstreckten sich in den Himmel. „So ist das also.“, flüsterte er deprimiert. Brooke strich ihre Haare zurück. „Möchtest du etwa nicht mit mir zusammen sein?“, hakte sie nach. Evan schluckte schwer. „So ist es nicht!“, beschwichtigte er seine Frau schnell. In Wahrheit hatte er sich immer gewünscht mit Brooke zusammen zu sein. Wieder mit ihr vereint zu sein. Zumindest war es lange Zeit so gewesen. Bis ihm Freunde wie Mac, Dylan, Toby oder Luke immer mehr ans Herz gewachsen war. Und als er sich seiner Gefühle für Ange bewusst wurde und zum ersten Mal einen Neuanfang wagen wollte. Doch daraus würde nichts mehr werden. „Mister Cross, es tut mir ja außerordentlich leid Ihre Ruhe zu stören, doch man wartet auf uns.“, sagte plötzlich eine Stimme und Evan sah sich suchend um. Hinter ihm erstreckte sich ein Hügel, von dem langsam ein Mann herunter schlenderte. Er trug eine Militäruniform und einen Schnauzbart. Als er vor Evan und seiner Frau angekommen war, zog er zur Begrüßung leicht seine Kappe. Henderson Hall lächelte Evan an und schien auf ihn zu warten. „Colonel? Was… suchen Sie hier?“, fragte dieser ungläubig. Hall räusperte sich etwas beleidigt. „Nun, Mister Cross, ich dachte mir, ich biete mich Ihnen vielleicht als Führer an. Neben Ihrem Freund habe ich nämlich dieselbe Strecke zu bewältigen.“, verriet er. Evan blickte ihn aber nur verständnislos an. Freund? Von welchem Freund sprach er? „Evan! Hattest du eine schöne Zeit?“, fragte eine weitere Stimme und Evan drehte sich erneut um. Vor ihm stand ein junger, wild wirkender Mann mit Stachelfrisur und einer Motorradjacke. Mac Rendell schritt auf seinen besten Freund zu und nahm ihn kameradschaftlich in den Arm. Hall verdrehte nur die Augen. „Das ist doch wirklich recht peinlich für zwei erwachsene Männer, oder? Außerdem kommen wir noch zu spät, wenn Sie beide so weitermachen.“, bemängelte er. Evan hob überrascht die Augenbrauen. „Zu spät? Wozu?“, hakte er nach. Hall zeigte nun auf die Spitze des Hügels, von dem er gekommen war. Evan folgte seinem Blick und erkannte nun das Gebilde aus Licht. Wie Scherben pulsierten die Fragmente der Anomalie in der Luft herum. „Wohin… führt diese Anomalie?“, fragte er, obwohl er es sich bereits denken konnte. „Da wir bereits auf dich warten, Evan. Sehnlichst warten. Wir sind nur gekommen um dich abzuholen.“, strich Brooke ihrem Mann liebevoll den Arm entlang. Evan nickte und ließ sich von Mac und Hall den Hügel hinauf führen. Brooke hatte seine Hand ergriffen und ließ sie nicht mehr los. Als sie vor der Anomalie angekommen waren, blickte sie Evan teils traurig, teils beruhigt an. „Was ist mit der Annexion?“, wollte er wissen. Mac klopfte ihm anerkennend auf die Schulter. „Glückwunsch, du hast es geschafft, Kumpel! Du hast die Welt gerettet, wer kann sowas schon von sich behaupten?“ Evan konzentrierte sich, doch er konnte sich nicht mehr daran erinnern was genau geschah, nachdem er die rote Anomalie hinter sich gelassen hatte. Er hatte die Welt wirklich vor ihrem Ende bewahrt? Wenn Mac das sagte musste es stimmen, sein bester Freund würde ihn schließlich niemals belügen. „Und… ich muss nur da durchgehen?“, deutete er auf die schmale Anomalie vor sich. Hall lachte kurz auf. „Oh, ob Sie da durchgehen weiß ich nicht, das liegt bei Ihnen. Ich werde es auf jedenfall tun. Ich bin alt und verbraucht und freue mich bereits auf meinen Ruhestand.“, erzählte der Soldat. Evan nickte verstehend. „Naja, und wie du vielleicht weißt, gibt es mich ohnehin zweimal. Zwei Macs will ich der Welt einfach nicht zumuten, also werde ich auch gehen.“, verriet sein bester Freund. Brooke ließ nun die Hand ihres Geliebten los. „Und ich gehöre schon sehr, sehr lange nicht mehr in diese Welt. Es hat unglaublich Spaß gemacht Zeit mit dir und Angelika zu verbringen. Aber wie du ihr gegenüber bereits sagtest, du warst bereit mich loszulassen.“ Erst jetzt viel Evan auf, dass Mac und Hall verschwunden waren. Sie hatten die Anomalie betreten und das Ehepaar zurückgelassen. Nun schritt auf Brooke auf sie zu und streckte ihre Hand nach Evan aus. „Wollen wir gehen?“, fragte sie ihn lächelnd. Evans Hände zitterten und er fühlte einen Klos in seinem Hals. „Muss… ich wirklich gehen?“, fragte er unsicher. Brooke seufzte und neigte ihren Kopf. „Tu das was dein Wunsch ist.“, riet sie ihm. Evan schluckte. „Mein Wunsch?“, verstand er es nicht ganz. „Ja, weißt du denn nicht wie dieser aussieht?“, schien Brooke diese Tatsache zu überraschen. Evan dachte nun intensiv nach. Über alles was das letzte Jahr hinweg passiert war. Die Menschen die er getroffen hatte und die er inzwischen wertschätzte. Dann holte er tief Luft und antwortete Brooke. „Ja. Ich weiß jetzt wie mein Wunsch lautet.“, entfuhr es ihm. Brooke schien sich über die Erkenntnis ihres Mannes zu freuen. „Also gut, wie lautet er? Verrate es mir.“ Evan nickte und öffnete langsam die Lippen. Ontario– Clifford-Justizanstallt Ken Leeds hasste die Farbe Orange. Das hatte er schon immer, nicht nur in diesem Augenblick. Ob es am orangenen Kleid seiner Mutter lag, welches diese in seiner Kindheit immer getragen hatte? Es war einfach zu grell und brannte dem ehemaligen Soldaten förmlich in den Augen. Jetzt hingegen war er selbst gezwungen diese Farbe zu tragen und wahrscheinlich den Rest seines Lebens. Keine Annexion. Keine neue Welt. Nichts. Nur Leere. Nicht nur die Leere der Welt, der Gegenwart und der Zukunft, sondern auch in Leeds’ Inneren. Was hatte er überhaupt erreicht? Er hatte seinen Arm immer noch verloren und die perfekte Welt würde nicht eintreten. Er hatte es nicht einmal geschafft diesen verdammten Cross büßen zu lassen. Nein, Leeds’ Bemühen war vergebens gewesen. Seine Träume waren zerplatzt wie eine Seifenblase. Seine neue Welt würde sich hier abspielen, in dieser drei Quadratmeter-Zelle. Aufgrund der Gesetze der nationalen Sicherheit, würde ihn niemals ein Prozess erwarten. Die hohen Tiere würden ihn in diesem Kerker versauern lassen, ihm nicht die geringste Chance geben. Auch mit anderen Häftlingen durfte er keinen Kontakt pflegen, da er in Masons Augen ein Sicherheitsrisiko darstellte und anderen eventuell von den Anomalien erzählen könnte. Reiner Unsinn in Anbetracht, dass halb Kanada ohnehin über die Saurier im Bilde war. Doch Leeds war immerhin einmal Lieutenant des Militärs gewesen und dazu noch der Leiter von Project Magnet. Er besaß sensible Informationen, die unbedingt gewahrt bleiben musste. Wütend stieß Leeds seine Faust gegen die kalte Mauer. Es wäre ihm am liebsten gewesen, sie hätten ihn gleich hingerichtet, dann wäre dieser Schmerz und dieser Kampf der in ihm tobte endlich vorbei. Sein Leben, sein Rang, sein Ansehen, Project Magnet, alles war fort. Und das nur wegen diesem verfluchten Evan Cross. Alles hatte damit begonnen, dass er Leeds nicht vertraut hatte und dieser hm nachspionieren musste. Dann das Aufeinandertreffen mit dem Raptor und das Schicksal hatte seinen Lauf genommen. Ja, er hasste diesen Raptor abgrundtief. Oder nein, Moment! Es war Cross, denn er so sehr hasste, richtig? Ken Leeds verfiel in eine leere, ausdruckslose Starre. Nein, es war gar nicht die Schuld von dem Tier gewesen, oder gar nicht Cross. Es war seine eigene Entscheidung den Spuren der Anomalien zu folgen. Und seine Entscheidungen seine Kollegen und Freunde von Project Magnet nicht miteinzubeziehen. Wären sie dabei gewesen, hätten sie Leeds unterstützt, so wie Cross dessen Freunde, die immer zu ihm hielten. Er ließ sich auf seine Knie fallen und spürte, wie etwas seine Wagen hinabtropfte. Er fuhr sich mit seiner Hand ans Gesicht und wischte sich die Tränen ab. Doch es reichte nicht, immer mehr Tränen folgten und Leeds kauerte sich auf den Boden. Was hatte er bloß getan? Allen anderen und schließlich sich selbst? „Es… es tut mir leid! Hört ihr mich? Es tut mir leid!“, schrie er die kalten Mauern an, doch niemand antwortete ihm. Niemand würde sein Klagen hören, oder überhaupt hören wollen. Ihm stand noch eine sehr lange Zeit zur Verfügung um zu klagen, wimmern und zu bereuen. Nämlich die Ewigkeit. Flug 330 nach Heathrow, London Die Stewardess schob sich an einem etwas korpulenterem Passagier vorbei und erreicht die Mitte des Ganges. Um ein Haar hätte es Probleme beim Abflug gegeben, da die kanadische Regierung Terrorwarnung gegeben hatte. Irgendein Gas soll freigesetzt worden sein, dass die Einwohner Torontos und Vancouvers glauben ließ, riesige Saurier würden sich auf sie stürzen. Es war verrückt gewesen, aber die Frau war froh, endlich aus der Gefahrenzone heraus zu sein. „Miss, Verzeihung?“, wurde sie angehalten und blickte sich zu dem Passagier um. Als sie ihn erblickte, wurde ihre Miene automatisch heller. Der Mann vor war äußerst attraktiv und besaß ein charmantes Lächeln. „Hätten Sie eventuell ein paar Erdnüsse für meinen Freund hier?“, wies er auf einen etwas jüngeren Mann neben sich am Fensterplatz. „Ja, und eine dieser Schlafmasken bitte.“, erwiderte dieser. Die Stewardess nickte und versprach beides sofort zu organisieren. Als sie weg war, ließ Connor seinen Kopf müde gegen das Fenster fallen. „Du weißt doch genau, dass die Flugstunden von Kanada nach London gering sind. Es lohnt sich nicht sich extra schlafen zu legen.“, bemängelte Becker. Connor strafte ihn jedoch nur mit einem bösen Blick. „Versuch du erst einmal Kindererziehung und Saurierjagt unter einen Hut zu bekommen. Ich werde nachts wach gerissen weil entweder Nick aufs Töpfchen muss, oder irgendein Urzeitwesen sich verlaufen hat.“, beschwerte er sich. Becker musste sich eingestehen, dass er keine Ahnung hatte wie ein Familienerleben funktionierte. Er selbst hatte sich noch keine Gedanken darüber gemacht zu heiraten oder gar Vater zu werden. Wenn er jedoch Connor so musterte, schien ihm seine Familie die nötige Kraft gegeben zu haben und den Einsatz auf fremdem Hoheitsgebiet zu überstehen. „Mein Bein schmerzt jetzt noch, Abby wird mich dafür zerfleischen.“, sagte Connor sicher schon zum dritten Mal, seit das Flugzeug gestartet war. Becker wollte ihm nicht erneut unter die Nase reiben, dass er übertrieb. Andererseits kannte er auch Abby und diese konnte manchmal wirklich so ein scharfes Mundwerk haben wie ein Carnotaurus. Doch nicht nur ihr Zorn war es, denn der Captain fürchtete. „Was meinst du? Wie viel Anschiss werden wir von Lester bekommen, dass wir dem CPT EMDs und Verschließaparate dagelassen haben?“ Connor zuckte nur mit den Schultern. „Naja, es war für einen guten Zweck. Es kann kaum in Lesters Interesse sein, dass irgendwo anders auf der Welt Dinos frei herum laufen. Auf der anderen Seite wird er uns Feuer unter dem Hintern wegen des Budgets machen. EMDs und das ganze andere Zeug sind nicht billig. Vielleicht hätten wir ihnen auch nur die Baupläne dafür zukommen lassen sollen.“ Andererseits wusste Connor genau, wie dringend die ARC-Technologie anderswo benötigt werden konnte. Die Anomalien tauchten willkürlich auf und ein Einsatz musste schnell und geplant geschehen. „Was meinst du wird die kanadische Regierung wegen den Sichtungen machen?“, hakte der Captain nach. Doch darüber konnte sein Kollege nur spekulieren. „Vielleicht am besten gar nichts. Es gab bereits zahlreiche Sichtungen auf der ganzen Erde, nicht nur während der Konvergenz. Es ist an der Zeit, dass die Menschheit erfährt, was wirklich vor sich geht und darauf vorbereitet ist.“, gab er seine Meinung wider. Auch wenn er sich nicht vorstellen konnte, dass irgendeine Person da draußen wirklich für das gewappnet war, was sich aus der Urzeit in ihre Ära schlich. Die Stewardess kehrte zurück und reichte Connor Erdnüsse und eine Augenbinde. Dieser aß sich satt und legte die Binde um. Becker konnte gut nachvollziehen, dass sein Freund so viel Schlaf abbekommen wollte wie möglich. Doch es war gerade die Schuld, des Captains, dass Connors Schlaf erneut rüde unterbrochen wurde. Beckers Handy klingelte und dieser begutachtete das Display. „Lester. Ich würde ja lieber nicht rangehen, aber schlimmer als die beiden Fleischfresser kann er auch nicht sein.“, hoffte er und meldete sich. „Ja Sir? Was kann ich für Sie tun?“ Danach verharrte Becker eine Minute lang am Telefon und schnitt ein besorgtes Gesicht. „Und? War das der Anschiss?“, hakte Connor nach. Becker schüttelte den Kopf, bis ihm einfiel, dass Connor das gar nicht sehen konnte. „Nein, das hat er überraschend gut hingenommen. Aber vor wenigen Minuten hat sich eine Anomalie geöffnet und zwar direkt auf dem Times Quare.“, verriet er. Nun wurde auch Connor unruhig. Aufgrund ihrer Mission war das Team minimiert worden was sich vielleicht nachteilig auswirken konnte. „Ist etwas durchgekommen?“, wollte er wissen. Becker hätte am liebsten verneint, doch dies war ihm nicht möglich. „Ja, laut Lester soll es ein sehr großer Karnivore sein. Viele Menschen haben ihn bereits gesehen.“, verkündete er die schlechte Nachricht. Connor seufzte. So schnell wollte er dann auch wieder nicht, dass die Menschheit die Wahrheit erfuhr. Es war schon eine heikle Angelegenheit des T-Rex zu erklären, der London vor ein paar Jahren heimgesucht hatte. Moment! Es war doch nicht etwa schon wieder einer durch eine Anomalie spaziert, oder? Connor wollte aufspringen, doch Becker drängte ihn wieder auf den Platz. „Ganz ruhig, schlaf weiter. Auch wenn wir sie momentan nicht unterstützen können, Matt wird die Sache schon irgendwie regeln. Er ist selber schuld, dass er uns immer zum Weltretten abkommandiert, also muss er sehen wie er alleine klar kommt.“ Connor nickte und beschloss weiter zu schlafen. Natürlich, das ARC würde ein Problem auch schon mal ohne ihn und Becker lösen. Und schließlich konnten sie nicht an zwei Orten gleichzeitig sein. Er bat den Captain noch ihn zu wecken wenn es Neuigkeiten gab und dieser erklärte sich Einverstanden. Der junge Vater beruhigte sich wieder und spürte nun förmlich wie der Schlummer Besitz von ihm ergriff. Allerdings war seine Neugier dann doch zu groß um den endgültigen Schritt uns Land der Träume zu wagen. Noch einmal wand er sich Becker zu. „Nur um meine Neugier zu befriedigen, um welchen Saurier handelt es sich?“ Becker brummte unzufrieden. Ihm war der Name des Ungetüms natürlich egal, doch Connor war eben durch und durch Forscher. Er musste dem Captain versprechen sich dann aber wirklich etwas auszuruhen, woraufhin Becker sich versuchte an den Namen zu erinnern. Connor spürte jedoch leider erneut die Müdigkeit und das Abtriften in die Traumwelt, als sein Freund endlich wieder auf den Namen gekommen war. „Es war ein… achja, jetzt weiß ich es wieder.“, sprach dieser und sah zu Connor. Er wusste nicht, ob dieser bereits eingeschlafen war oder nicht, aber dennoch nannte er ihn ihm. „Ein Albertosaurus.“ Cross-Photonics, 1 Monat später Leo Donovan hatte die letzten Minuten im Waffenlager verbracht. Diese EMDs waren wirklich ein Wunderwerk der Technik, zumindest das musste er seinem Kollegen Becker aus England lassen. Es verstand sich von selbst, dass er sich mit ihrer Funktionalität vertraut machte, solange es die Zeit zuließ. Sie im Feld unerfahren einzusetzen hätte schlimme Verluste bedeuten können. Seitdem er die taktische Leitung des Anomalien-Teams übernommen hatte, hatte er drei seiner Leute verloren und andere waren verletzt worden. Der ehemalige Major schwor sich, dass dies unter seinem Kommando nie wieder vorkommen würde. Mit den neuartigen Waffen ließen sich sogar größere Exemplare wie es der Carnotaurus und sein Begleiter waren fast mühelos ausschalten. Das andere Problem war die Tiere wieder durch die Anomalien zu schaffen. Waren sie klein und vor allem leicht genug, war dies sicher keine Schwierigkeit. Schließlich hatten ihnen das ARC-Team nicht umsonst diese Geräte dagelassen, mit denen sie die Anomalien verschließen konnten und somit eine ähnliche Wirkung erzielen konnten wie der Opener. Als Donovan um die Ecke bog, sah er wie Chambers die Waffen und die Ausrüstung in den Van lud und ihn abfahrbereit machte. Auch der taktische Leiter beeilte sich zum Fahrzeug zu kommen und achtete dann auf die Treppe gegenüber. Zwei Personen hasteten hinauf, ein Mann und eine Frau. „Wir haben eine neue Anomalie! Laut Toby auf einem Rummelplatz, es könnten also viele Leute in Gefahr sein.“, informierte ihn Dylan Weir und Donovan nickte. Wann war das schon mal nicht der Fall? Dylan und Luke waren nun bei den Sicherheitskräften angelangt und schnallten sich die Ausrüstung um. Donovan beobachtete amüsiert, wie der Kryptozoologe immer noch Schwierigkeiten damit hatte. Dieser war zwar etwas unbeholfen, konnte aber stets mit nützlichen Informationen auffahren. Noch dazu hatte der Ex-Soldat ihm auf einem Schießplatz einige gute Tricks gezeigt, für den Fall, dass Luke ebenfalls einmal zur Waffe greifen musste. Als beide ihre Montur angelegt hatten, trat kurz Schweigen ein. „Scheinbar sind wir bereit, aber unser Teamleiter ist noch nicht aufgekreuzt.“, bemängelte Donovan. Dylan schnitt ein verlegenes Gesicht. „Ja, er befand sich gerade in einem ‚taktischen Gespräch’ mit Harold als der Alarm losging. Sie wissen ja wie unser werter Herr Millionär manchmal sein kann. Aber unser Teamleiter wird jede Sekunde aufkreuzen.“, versicherte er. Lukes Stirn zog sich nun in Falten. „Da wir gerade von der Chefetage reden, hat einer von euch in letzter Zeit etwas von Angelika gehört?“, hakte er nach. Dylan und Donovan schüttelten fast gleichzeitig den Kopf. „Nein, nicht mehr seit sie Cross-Photonics verlassen hat. Ich habe ihr eine E-Mail geschrieben, wie sie mit ihrem neuen Posten zurecht kommt, doch sie hat mir nicht geantwortet. Ich denke… sie braucht jetzt etwas Zeit für sich um alles zu verarbeiten.“, erzählte die Frau. Luke nickte und gab zu, dass ihm seine ehemalige Chefin leid tat. Auf der anderen Seite hatte er keine Ahnung was er tun sollte, wenn Dylan etwas zustoßen sollte. Deshalb auch das Spezial-Training, dem er sich unter Donovans Leitung unterzogen hatte. Wenn er sich verteidigen konnte war er nicht länger auf Schutz angewiesen und konnte auch Dylan im Notfall Deckung verschaffen. Nun wurden schnelle Schritte hörbar und wenige Sekunden darauf betrat ein Mann die Tiefgarage. Der Teamleiter des Einsatzteams hatte sich seine Uniform und Ausrüstung bereits umgelegt um keine unnötige Zeit zu verschwenden. „Verzeiht die Verspätung.“, sagte er und Donovan warf ihm eine EMD zu. „Dann wollen wir die Saurierjagt mal starten.“, verkündete, obgleich er schwerlich wissen konnte, ob es diesmal wirklich Dinos durch das Zeitportal schafften. „Wir sind bereit, Sir.“, nahm Donovan Haltung vor dem noch aktiven Soldaten an und begab sich zur Fahrerseite des Vans. Auch Dylan und Luke wurden ernster, als ihr Teamleiter eintraf. Captain Mac Rendell hatte zweifelsfrei etwas mehr Erfahrung als sie und noch dazu das Wissen des ARCs, das sie während ihrer zukünftigen Missionen gut nutzen konnten. So professionell Mac auch versuchte zu sein, die Trauer in den Augen seiner beiden neuen Freunde, war einfach unübersehbar. Dylan und Luke hatten Evan Cross weitaus länger gekannt als er, wenn man seinen temporalen Klon einmal außen vor ließ. In einer anderen Zeitlinie war er Evans bester Freund gewesen und vermutlich war dies auch umgekehrt der Fall. Nein, es war sogar bestimmt umgekehrt genauso. Der alternative Mac hatte sich für seinen Freund geopfert und waghalsig durch die Anomalie gestürzt. Evan Cross hatte dies genauso getan, auch wenn er damit gleichzeitig die ganze Welt gerettet hatte. Er tat es nicht nur für ihn, sondern für Dylan, Luke, Angelika und allen anderen die ihm etwas bedeuteten. Wenn es hätte sein müssen, hätte der Captain ebenfalls so gehandelt und sein Leben für die Menschheit geopfert. Diese Ideale hatten ihm vermutlich dabei geholfen so schnell innerhalb des Militärs aufzusteigen und inzwischen sogar den Rang eines Captains einzunehmen. Gut, ein Grund dafür war vermutlich, dass er der neue, offizielle Verbindungsoffizier zum Anomaly Reserch Center geworden war und somit weitaus mehr Verantwortung trug. Es war die Idee von James Lester gewesen, doch Mac besaß keine Einwände gegen die Versetzung. In Wahrheit sogar, hatte er sich diesem Ort hier, diesem Team und den Menschen hier sofort verbunden gefühlt, auch wenn er nicht erklären konnte woran das lag. Die Position die er ausfüllte fühlte sich noch dazu viel zu groß an. Evan Cross war derjenige gewesen, der alles ins Rollen gebracht und das Anomalienteam gegründet hatte. Doch Evan Cross war tot und egal wie sehr er oder seine Freunde um ihn trauerten, er würde nicht zurückkommen. Mac hatte sich nach der Beerdigung vor dessen Grab gestellt und salutiert. Es war ein Heldenbegräbnis geworden, auch wenn niemand in dieser Welt je davon erfahren würde. Doch das was er hinterlassen hatte würde fortgesetzt und um jeden Preis bewahrt bleiben. Donovan hupte einmal und die Team-Mitglieder bestiegen den Innenraum des Vans. „Seid… ihr wirklich bereit?“, fragte Mac noch einmal und sah zu Dylan und Luke. Beide nickten im Takt, während der Wagen abfuhr. „Ja, lass es uns angehen. Tun wir es für Evan.“, sagte sie entschieden. Mac erkannte die Stärke in ihren Augen und war sich sicher, mit diesem Team noch großes zu leisten. Er lächelte ihr zu und gab ihr recht. „Für Evan.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)