Als ich noch klein war... von Meyumi (...bin ich entführt worden) ================================================================================ Kapitel 3: Grausame Erinnerungen -------------------------------- Draußen war es nun stockdunkel und Sakura saß aufrecht in ihrem Bett. Die Beine hatte sie angewinkelt, der Kopf ruhte auf ihren Knien. Sobald sie die Augen schloss umhüllten die grausigen Erinnerungen ihren Körper und es war als schlugen sie allesamt gleichzeitig auf Sakura ein. Die Panik wuchs in ihr so heran, dass sie kaum noch Luft bekam und es schmerzte jedes Mal mehr, wenn sie einatmete. Hilflos versuchte sie sich an ihre Mutter zu erinnern, um sich etwas zu trösten. Doch es war eine schwache Erinnerung. Eine, die immer mehr verblasste. Denn ihre Mutter war tot. Das wusste sie aber schon lange. Einer der Männer, der sie festgehalten hatte, zeigte ihr die Todesanzeige in der Zeitung. Damals war erneut eine Welt für sie zusammen gebrochen. Es gab viel Unausgesprochenes zwischen ihnen und das würde auch für immer so bleiben. Der Gedanke daran war so schwer, dass Sakura ihn erneut verdrängte. Die einzige Person, der sie jetzt noch vertrauen konnte und wollte, war Tsunade. Doch dann war da Kakashi, dem scheinbar wirklich etwas daran lag, ihr zu helfen. Nicht weil er es musste, sondern weil er es wollte. Aber es war so verdammt schwer über das Geschehene zu reden, geschweige denn daran zu denken. Sakura kniff die Augen zusammen und überlegte angestrengt, wie sie die Zeit allein überbrücken konnte. Nicht nur, dass sie allein war, einsam fühlte sie sich ebenso. Nichts und niemand konnte sie von dem ablenken, das sie so dringend vergessen wollte. So führte ihr Gehirn sie gedanklich ohne Umwege zurück zu ihren Peinigern. Entschlossen sprang sie aus dem Bett, weil sie es hier einfach nicht länger aushielt. Schnell zog sie sich eine Jacke über, denn es war windig und kühl draußen. Noch schnell in die Schuhe schlüpfen und schon schloss sie hinter sich die Tür. Jetzt hielt sie inne. Sakuras Augen hatten sich noch nicht an die Dunkelheit gewöhnt, ihr Körper zitterte leicht, jedoch nicht ausschließlich vor Kälte. Mit ihrer Hand griff sie in Brusthöhe in die Jacke, als könnte ihr das helfen mutiger zu sein. Ein Windstoß blies die Blätter vor ihr vom Boden und trug sie mit sich in die schwarze Nacht. Endlich, nach ein paar Minuten, hatte Sakura die Kraft den ersten Schritt zu machen, auch wenn sie nicht so recht wusste wohin sie gehen sollte. Wild wechselte ihr Blick von rechts nach links, vom Rascheln eines Busches zum Knacken eines Astes. „Ganz ruhig Sakura, das war bestimmt nur eine Katze!“, beruhigte sie sich selbst und sie behielt recht. Kreischend schoss die getigerte Katze aus dem Busch, direkt vor Sakuras Beinen, die einem Herzinfarkt nur knapp entkam. Als sie wieder zu Atem gekommen war, ging sie weiter. Ein paar Straßen weiter blieb Sakura zwischen zwei Laternen stehen und blickte hinauf in den Sternenhimmel. Gedankenverloren versuchte sie sich das schöne Bild einzuprägen und währenddessen an Nichts zu denken. Von Weitem schon konnte Kakashi erkennen, wer diese schöne Frau in einer solch finsteren Nacht war, wie sie im dämmrigen Licht zweier Laternen zur Schau gestellt wurde. Die Traurigkeit, die von ihr ausging, war erdrückend. Als würde sie laut und verzweifelt um Hilfe schreien, ohne, dass auch nur ein Ton zu hören war. Dass sie sich nachts alleine nach draußen wagte, wo sie doch solche Ängste quälten, zeigte ihm, wie verzweifelt sie sein musste. Wahrscheinlich bekam sie kein Auge zu. Aus keinem anderen Grund war er spazieren gegangen. Auch wenn er Sakura erst wenige Stunden kannte, hatte er bereits viel über sie erfahren. Ständig versuchte sie stark zu sein und unerschüttert. Und trotzdem war sie nicht stark genug gewesen, um sich gegen das zu wehren, was ihr jahrelang angetan wurde. Er konnte sich nicht vorstellen wie es sich anfühlen musste, über die gesamte Zeitspanne von Jahren hilflos gefangen zu sein. Täglich diese Schmerzen zu erleiden. Die ganze Zeit über in Gegenwart von ihren Entführern und doch so allein zu sein. Kakashis Körper brannte innerlich vor Zorn, wenn er daran dachte. Er empfand so großes Mitgefühl für sie. Dann beobachtete Kakashi, wie Sakura sich wieder regte, ihn aber nicht bemerkte und ihren Weg fortsetzte. Um ein wachsames Auge auf sie zu haben, beschloss er ihr zu folgen. Dies war jetzt seine Aufgabe, auch wenn er sie nicht aus Pflichtgefühl erfüllte, sondern wegen dem, was sein Herz ihm sagte. Und so folgte er ihr, lässigen Schrittes, im Schatten der Nacht, bis sie sich an jenem Ort wieder fanden, wo Sakura einige Stunden zuvor den Sonnenuntergang bewundert hatte. Dort blieb sie stehen und starrte in die Nacht hinein. Es schien ihr eine Menge Trost zu spenden. Kakashi versprach sich, dass eines Tages er dieser Jemand sein wollte, der ihr Trost spendete. Guten Willens ging Kakashi auf Sakura zu, blieb aber ein paar Meter vor ihr stehen, weil er sich nicht sicher war, wie er sie ansprechen sollte. Aber das erübrigte sich auch, als diese sich erschrocken umdrehte und Kakashi zitternd mit einem Kunai bedrohte, den sie mit beiden Händen fest umschloss. Beschwichtigend hob Kakashi beide Hände. „Ich bin es nur.“ Es entging ihm nicht wie Sakura von Panik erklommen wurde, ehe sie ihren neuen Sensei endlich erkannte. Diese enorme Angst loszuwerden, dauerte sicher noch einige Zeit, dachte er sich. Sakuras Körper entspannte sich wieder etwas und die beiden schwiegen sich an. Der Hatake musterte den Kunai, den sie noch immer vor sich hielt und er fragte sich, wo sie ihn wohl her hatte. „Tsunade hat mir den gegeben...“, meinte sie dann leise und ließ ihn dann traurig ins Gras fallen, da sie ja doch nichts damit anfangen konnte. „...zu meinem Schutz....“, fügte sie noch leiser, mit abwertendem Unterton hinzu. Den Knien nachgebend, sank Sakura auf diesen zu Boden und verweilte so, den Blick unter Tränen auf den Kunai gerichtet. Jetzt kam Kakashi näher, stützte sich auf sein rechtes Knie neben sie und hob den Kunai auf. Dann nahm er Sakuras Hände und umschloss damit den Kunai, während er mit seinen Händen auf ihren blieb. Hoffnungsvoll nahm er ihren Blick auf, der sie sehr zu berühren schien, denn ihre Augen weiteten sich ein wenig. „Ich werde dich lehren, damit umzugehen.“ Er hatte so recht! Das Beste was sie jetzt tun konnte, um gegen diese Angst anzukämpfen war es, selbst stärker zu werden und hart daran zu arbeiten. Wieder ein wenig heiterer nickte Sakura ihm zu und seine Hände lösten sich von ihren. „Morgen stelle ich dich deinem neuen Team vor. Die beiden sind zwei lustige Gesellen“, versuchte er die Stimmung zu heben. Tsunades Vorschlag kam ihm nun doch nicht so verfrüht vor, denn was würde ihr mehr Kraft schenken können, als neue Freundschaften? Sakura sah ihn überrascht an und wurde sogleich neugierig auf die beiden. Aber Kakashi unterbrach ihre Gedanken, indem er ihr auf half. „Na komm. Es ist spät und kalt.“, merkte er an, bevor er sie zurück in ihr Zimmer begleitete. „Was machst du überhaupt noch so spät hier draußen?“ Sakura schüttelte den Kopf. „Ich konnte nicht schlafen.“ Auch wenn Kakashi wusste, dass mehr dahinter steckte, wollte er sie nicht drängen. Es brauchte Zeit und das wusste er, viel Zeit um Sakura vor der Dunkelheit retten zu können. „Das nächste Mal, wenn du nicht schlafen kannst, dann komm zu mir. Völlig egal wie spät es ist. Denn ich kenne das, wenn man nicht schlafen kann.“ Obwohl diese Worte so ernst klangen, lächelte er, auch wenn Sakura es nur in seinen Augen erkannte. Seine sanfte, tiefe Stimme klang sehr beruhigend und die Haruno nickte nur. Aber ob sie es dann wirklich tun würde, wusste sie nicht. Dennoch fühlte sie eine gewisse Verbundenheit mit diesem Mann. Auch er hatte wohl das eine oder andere durchstehen müssen, das war eindeutig seiner Stimmlage zu entnehmen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)