Primeval: New World Season III von kentasaiba ================================================================================ Kapitel 7: [Folge 05] Heile Welt -------------------------------- Cross-Photonics Zufrieden stellte Zane fest, dass es eine automatische Tür war. Das Glas verschaffte ihm Zutritt und kurz darauf fand er sich in einer noblen Lobby wieder. Links und Rechts standen Topfpflanzen und am anderen Ende eine Couch. Er erkannte zwei Türen sowie eine Treppe, die nach oben führte. Außerdem ein Fahrstuhl. Auf der anderen Seite der Lobby erblickte er den Tresen und eine wild gestikulierende Empfangsdame. Sie ging am Telefon und schien den Ankömmling nicht einmal zu bemerken, geschweige denn zu begrüßen. Es wäre leichter gewesen eine Auskunft von ihr zu ergattern, doch solange wollte Zane dann doch nicht warten. Er schlenderte den Lift und stellte erleichtert fest, dass er bereits in der Lobby stand. Nachdem er eine Taste drückte öffneten sich die Türen und er trat ein. Die Lifttüren schlossen sich und der Besucher wand sich dem Bedienfeld zu. Das Firmengebäude verfügte über drei Stockwerke nach oben und erstaunlicher Weise drei Untergeschosse. Erst rutschten Zanes Finger über die oberen Tasten, verharrten dann aber auf den unteren. Neben jeder Taste war ein kleiner Schlitz angebracht und es regte sich nichts, nachdem man sie drückte. Sofort wurde ihm klar, dass man nur mit einem Sicherheitsausweis in die unteren Stockwerke gelangen konnte. Zane biss sich auf die Lippen und dachte nach. Das was er suchte befand sich mit ziemlicher Sicherheit dort, doch konnte er so einfach hinunter gelangen. Er zückte sein Handy und tippte ein wenig, bis er das passende Programm entdeckt hatte. Mittels einer Blue-Tooth Funktion war es ihm ein leichtes sein Gerät mit dem Computer im Lift zu verbinden. Als er es geschafft hatte, musste er sich erst durch einige Datenpakete durcharbeiten und ins Kernsystem der Anlage hacken. Nach 3 Minuten hatte er es geschafft und war im Menü. Er gaukelte dem Fahrstuhl vor, die Karte bereits eingeführt zu haben und betätigte dann den Knopf für das dritte Untergeschoss. Der Lift setzte sich in Bewegung und transportierte ihn nach unten. Kurz darauf war er an seinem Ziel angekommen und trat heraus. Er stand in einer weiträumigen Halle, die mit Schreibtischen und Monitoren gepflastert war. Einige brave Arbeitsbienen hockten davor, schenkten Zane aber keine große Aufmerksamkeit. Dennoch schritt er an der Mauer entlang und hielt sich bedeckt. Er war vor einer großen Treppe angekommen und starrte nach oben. Er erblickte mehrere Büroräume und war sich sicher, dort fündig zu werden. Er hastete nach oben und ließ seinen Blick schweifen. Ein Mann in Abzug trat aus einem der Räume heraus, unter seinen Armen ein Bündel Akten. Er schritt Zane entgegen, doch dieser setzte nur ein Lächeln auf. „Kann ich Ihnen vielleicht etwas abnehmen?“, bot er sich sogar noch an. Der Mann im Anzug wirkte etwas überrascht, nickte dann aber. „Ja, diese Akten hier müssen in Evan Cross’ Büro.“, erklärte sie und überreichte sie Zane. Auch wenn sich diese als schwer herausstellten, behielt er sein aufgesetztes Lächeln. „Kein Problem, ich kümmere mich darum. Evan Cross’ Büro… ist doch gleich dieses hier, oder?“, hakte er nach und zeigte auf die Tür vor sich. Harold Kanan hob eine Augenbraue. „Nein, dann hätte ich sie ja selbst hineingelegt. Sein Büro ist das letzte, den Gang hinunter.“, erinnerte er und wunderte sich, dass der Angestellter sowas vergessen konnte. Zane entschuldigte sich sofort und wollte sich entfernen. „Moment! Arbeiten… Sie überhaupt hier?“, hakte Harold verdutzt nach. Zumindest konnte er sich nicht an das Gesicht des Mannes erinnern. Zane spielte den Überraschten. „Aber natürlich tue ich das. Wie sollte ich sonst in diesen gesicherten Bereich kommen und Ihnen meine Hilfe anbieten?“, schien er Harolds Frage für absurd zu halten. Dieser räusperte sich und beschloss es darauf beruhen zu lassen. Er blickte Zane nochmals an und… doch… etwas Vertrautes war in dessen Gesicht doch zu erkennen. Harold schüttelte nur leicht den Kopf und verschwand wieder in seinem eigenen Büro. Zane schlich den Gang entlang und versuchte irgendwie die Klinke der Tür aufzubekommen, während er noch mit den Akten hantierte. Es gelang ihm irgendwie und er trat in Evan Cross’ Heiligtum ein. Er legte die Akten auf den Schreibtisch und blätterte sie durch. Fehlanzeige, nichts als unnütze Formulare erstreckten sich vor ihm. Dagegen war der Computer wesentlich interessanter. Nachdem Zane ihn hochgefahren hatte stieß er natürlich auf eine Passwort Abfrage. Es war für ihn derart einfach ein normales System-Passwort zu übergehen, dass er dafür weniger als 2 Minuten brauchte. Als sich der Windows-Oberfläche zeigte, begann er sofort nach interessanten Ordnern und Dateien zu suchen. Er fand mehrere Dokumente, die sicher über Evans Arbeit Aufschluss gaben, doch er war immer schon mehr der Medien-Typ gewesen. Er sortierte alle Bild und Video Dateien aus und begann sie zu sichten. Auf den ersten Blick wirkten sie nicht, als hätten sie etwas mit Evans Arbeit zu tun. Recht viele Fotos von wilden Tieren, sowie Dinosauriern präsentierten sich ihm. Er hätte nicht erwartet, dass Evan ein derartiges Hobby besitzen würde. Dann startete Zane das erste Video und seine Stirn zog sich in Falten. Ein helles und pulsierendes Licht war zu sehen und darauf trat… ein Saurier. Zane glaubte einen Raptor zu erkennen, der sich versuchte zu orientieren. Das Video dauerte nur wenige Sekunden, doch Zange überprüfte sofort ob es bearbeitet worden war. Das Ergebnis war eindeutig. Nein. Zane konnte nun nicht mehr aufhören zu grinsen und lehnte sich im Bürostuhl zurück. Er verschränkte seine Arme hinter seinen Kopf und begutachtete das Video erneut. Das war es also, was Evan Cross hier trieb. Vancouver – Schützenverein Langaster Er hörte wie der Wind langsam rauschte und in westliche Richtung schwankte. Von seiner Position aus war es nun windstill, somit die einzige Gelegenheit abzudrücken. Langsam klammerte sich sein Finger um den Abzug, der Lauf des Gewehrs bewegte sich meinen Millimeter. Das Ziel war 20 Meter entfernt, doch wenn sich an den Windverhältnissen nichts änderte, dann konnte er gefahrlos abdrücken. Evan atmete noch einmal tief durch, drückte den Bügel nach hinten und. „Jetzt!“ Evan zuckte zusammen und riss den Lauf der Waffe weiter nach oben. Er drückte ab und die Kugel schoss durch die Luft. Sie schlug in den Baum ein, der sich mehrere Meter oberhalb der Zielscheibe befand. „Nein, nein! Die Position hat schon gestimmt, du hättest einfach nur abzudrücken brauchen.“, bemängelte Luke. Evan knirschte mit den Zähnen und richtete sich auf. Mit erbosten Blick starrte er Luke an und neigte seinen Kopf zur Seite. „Genau das hatte ich vor, wenn du mich nicht gestört hättest.“, knurrte er. Luke wurde sein Fehler augenblicklich bewusst. „Ich… wollte doch nur ein Zeichen geben.“, versuchte er sich herauszureden. Evan besänftige er damit zumindest nicht. „Das hätte ich auch spielend alleine gekonnt, vielen Dank nochmal.“, erwiderte er und drückte Luke das Gewehr in die Hand. Dieser verstand unverzüglich und legte sich auf dieselbe Position, in der Evan bis vor kurzem lag. Er atmete die Luft ein und versuchte dem Wind zu folgen. Er streckte den Lauf nach vorne, bis er die Zielscheibe im Sichtfeld hatte. „Ganz ruhig, erinnere dich an meine Ratschläge.“, empfahl ihm Donovan, der keinen Meter entfernt stand. „Ja, Sir!“, erwiderte Luke im militärischen Stil und konzentrierte sich. Er drückte ab und versenkte die Kugel im weißen Radius der Scheibe. Kein absolut perfekter Treffer, doch die Aufgabe hatte er erfüllt. Evan hatte schon daran gedacht ihn zu stören, eventuell ein ‚Buh’ zu rufen, doch auf der anderen Seite, würde er sich niemals auf Lukes kindisches Niveau herablassen. Stattdessen beglückwünschte er seinen Team-Kollegen, war sich aber sicher, einen genauso guten Schuss abgeliefert zu haben. Luke profilierte sich wie gewohnt und wollte zur nächsten Bahn eilen, bis sein Boss ihn zurückhielt. „Nein, wir sollten langsam Schluss machen. Ich habe noch eine Menge in der Firma zu tun und verwette sonst was dafür, dass Harold mir bereits neue Papiere auf meinen Schreibtisch gelegt hat.“, meinte er. Luke gab zu immer noch Lust zu verspüren, aber vermutlich reichte es für heute wirklich. Im Prinzip machte es ihn schon stolz, Evan seine Fortschritte beweisen zu dürfen. Währenddessen Abwesenheit in der Kreidezeit, hatte Donovan ihn trainiert, damit er im Fall der Fälle auch im Gefecht nützlich war. Doch Evan schien seine Fähigkeiten bereits anerkannt zu haben. Dennoch war dem Studenten eines klar. „Aber wisst ihr was? Dylan hätte uns alle vorgeführt und jedes Mal ins Schwarze getroffen.“, war er sich sicher. Evan und Donovan tauschten wissende Blicke. Zum einen hielt Luke natürlich viel von seiner Partnerin. Es war nicht so, als würden Evan oder Donovan Dylan keine Glanzleistungen zutrauen, doch selbst Donovan war nicht im Stande das Ziel jedes Mal haargenau zu treffen. Besonders in einer Kampfsituation und bei einem bewegten Ziel war es schwierig. Dylan ging natürlich immer mit dem sprichwörtlichen Rammbock dagegen an, und selbst auf dem Schießstand hätte sie nichts mehr von den Zielscheiben übrig gelassen. „Ja, wissen wir bereits wie es ihrem Vater geht?“, hakte Lukes Spezial-Trainer nach. Evan begutachtete sein Handy und studierte die zuletzt eingegangene SMS. „Es ist wohl nur etwas mit dem Kreislauf, sie wollen ihn noch einen Tag zur Beobachtung im Krankenhaus lassen. Dylan macht sich aber dennoch Sorgen und leistet ihm solange es geht Gesellschaft.“, informierte er seine Kameraden. Luke biss sich leicht auf die Unterlippe. Er hätte Dylan liebend gern seine Fortschritte gezeigt und sich eventuell dann eine Belohnung abgeholt. „Ich rief sie auf der Herfahrt an und wollte zu dir stoßen. Doch sie hielt das nicht für nötig und ich solle lieber richtig Schießen lernen.“, sagte Luke nun. Wieder tauschten Evan und Donovan Blicke aus, was Luke diesmal bemerkte. „Oder… bedeutet das in Frauensprache, dass ich doch hin soll?“, fragte er irritiert und unsicher. Evan seufzte lautstark und schlang einen Arm um die Schulter seines Freundes. Luke mochte die Sprache der Dinosaurier sprechen, die der Frauen aber ganz bestimmt nicht. „Gehen wir ein Stück.“, schlug er vor und trug Donovan auf am Wagen auf sie zu warten. Es waren zwei Wochen vergangen seitdem Dylan ihm anvertraut hatte, dass sie und Luke sich näher gekommen waren. Erst war er beinahe so geschockt gewesen wie damals, als feststellte, plötzlich in der Kreidezeit festzusitzen. Er hatte nicht weiter nachgehackt, da er spürte, dass es Dylan ohnehin schwer fallen musste darüber zu reden. Und vor allem hatte sie es nur ihm erzählt, was bedeutete, dass sie Luke ebenfalls zum Stillschweigen verdonnert hatte. „Hör mal… ich weiß ja nicht was das zwischen dir und Dylan ist, aber…“, begann er, bis Luke ihn perplex anstarrte. „Du weißt davon?“, fragte er abrupt. Evan nickte leicht und erwähnte das Gespräch während ihrer Mission im Hochhaus. Luke schien erleichtert auszuatmen und stemmte seine Hände in seine Hüfte. „Mich bittet sie es nicht herumzuposaunen, da es dem Klima im Team schaden könnte und dir vertraut sie es ohne zu zögern an.“, stellte er fest. Evan erkannte eine Spur Zynik in der Stimme des Zoologen und versuchte sich in ihn hineinzuversetzen. „Jeder vertraut seinen Freunden Dinge an, das ist völlig normal. Wie schon gesagt, ich weiß nicht wo ihr beide gerade steht und eigentlich geht es mich auch gar nichts an. Genauso wenig kann ich dir sagen was du tun sollst. Dylan ist sehr… heißblütig, nennen wir es mal so. Ja, die Unterschiede zwischen euch fallen einem tatsächlich ins Auge, doch das muss nichts bedeuten. Du weißt ja, dass Frauen gerne erobert werden und Dylan… ist wirklich sehr schwer zu beeindrucken, das gebe ich zu. Aber das bedeutet nicht, dass du aufgeben sollst. Wenn sie dir wirklich etwas bedeutet und nicht umgekehrt, dann solltet ihr euch aussprechen.“, teilte er Luke mit. Dieser musterte Evan einen Moment. „Ja, du hast recht. Ihr braucht mich heute doch nicht mehr, oder?“, fragte er zaghaft. „Hau schon ab.“, erteilte ihm Evan die Erlaubnis und Luke klopfte ihm dankbar gegen die Schulter. Er verabschiedete und ließ Evan alleine. Dieser musste schmunzeln, Anbetrachts dessen, dass sich Luke eine recht große Aufgabe gesucht hatte. Es war vermutlich schwerer Dylan zu bändigen als einen ausgewachsenen T-Rex. Auf der anderen Seite bewies Luke Geschmack. Dylan war wirklich jemand auf den man sich stets verlassen konnte, das wusste Evan nur zu gut. Bald war der Student aus seinem Blickfeld verschwunden und er selbst traf Donovan am Parkplatz an. Schnell informierte er ihn über Lukes kurzfristige Abreise und dass sie alleine zurückfahren würden. Somit fand ihr Betriebsausflug ein Ende und etwas über eine Stunde später trafen sie wieder bei Cross-Photonics ein. Donovan parkte vor dem Firmengebäude und Evan öffnete die Beifahrertür. „Ich werde mir noch einmal die Waffen ansehen, bevor wir sie vor unserem nächsten Einsatz vielleicht wieder brauchen.“, gab ihm Donovan Bescheid und sein Teamleader nickte es ab. Als Evan seine Firma betrat, fragte er sich, ob Donovan überhaupt ein Privatleben hatte. Da Harold ihn eingestellt hatte, kannte er nicht einmal seine Akte und wusste nicht, ob der Mann überhaupt eine Familie besaß. Dann verbannt er diese Gedanken aus seinem Kopf, immerhin hatte er sich heute schon genug in das Privatleben seiner Mitarbeiter eingemischt. Auf der anderen Seite waren sie mehr als reine Kollegen. Während eines Anomalien-Notfalls mussten sie sich gegenseitig bedingungslos vertrauen können. Das schweißte sie zusammen. Evan fuhr ins dritte Untergeschoss und merkte, dass heute kein sonderlich reges Treiben herrschte. Vielleicht mochte das daran liegen, dass gestern Feiertag war und die meisten Mitarbeiter sich für diesen Fenstertag freigenommen hatten. Evan verspürte heute selbst keine große Lust zu arbeiten und hatte deshalb Donovans Idee aufgegriffen, die Schießfähigkeiten des Teams zu verbessern. Evan erblickte Toby, die fleißig in ihre Tasten haute. Auch sie hatte Urlaub für das nächste Monat beantragt, was ihr nicht ähnlich sah. Mochte das eventuell mit dem Besuch von Lexi Gray vorige Woche zusammenhängen? Und schon wieder verbrachte Evan damit über das Privatleben seiner Leute zu grübeln. Toby erhob sich nun und sah Evan erstaunt an. „Evan? Was… machst du hier?“, fragte sie perplex. Der Teamleiter reagierte darauf jedoch nur verständnislos. „Ich… arbeite hier?“, erinnerte er. Toby schüttelte leicht zum Kopf und sah nach oben zu den Büroräumen. „Das meine ich nicht. Noch vor einer Minute habe ich dich da oben in deinem Büro gesehen.“, verriet sie. Nun verengte Evan langsam seine Augen und sah ebenfalls hoch. Er erkannte eine Gestalt die auf und ab ging. Aufgrund der Größe konnte es sich nicht um Harold handeln. Kyle womöglich? „Evan! Gut, dass ich dich erwische. Ich hörte Mu… Dylans Vater ginge es nicht gut?“, wurde sein Verdacht zerstreut, als der Mann aus der Zukunft kurz darauf an ihn herantrat. Ohne Kyle zu antworten schritt Evan nach vorne, direkt zur Treppe. Kyle und Toby tauschten verdutzte Blicke und folgten ihrem Freund. Evan hastete nach oben und warf einen Blick durch die Jalousien. Seine Freunde erkannten nun eine erboste Miene an ihm und ohne zu zögern riss Evan die Bürotür auf und trat ins Innere. Kyle und Toby folgten ihm und zumindest letztere erkannte, dass sie sich vorhin nicht getäuscht hatte. Ein junger Mann ließ sich gerade im Lehnstuhl nieder und legte seine Beine auf den Schreibtisch. Er war vielleicht Mitte 20, trug kurzes, schwarzes Haar und eine Lederjacke. Noch dazu schien Evans PC an zu sein, denn im Explorer waren eine Tabelle an Dateien zu sehen. Toby erkannte, dass es sich bei dem Kerl wirklich nicht um Evan handelte, den sie vorhin sah. Aber auch nicht um einen Mitarbeiter, oder überhaupt jemanden, der eigentlich zu diesem Bereich Zutritt haben dürfte. „Evan!“, klopfte der Mann auf das Holz des Schreibtisches. Sowohl Toby als auch Kyle beobachteten wie der Kloß in Evans Hals anschwoll und sich seine Backen aufbliesen. Er wurde zwar nicht rot, doch auch so war es unmöglich seinen Zorn zu übersehen. Er stürmte auf den Eindringling zu und schob gewaltsam dessen Beine vom Schreibtisch. „Zane, was verdammt hast du hier zu suchen?“, blaffte er ihn ein. Ein junge Mann, der augenscheinbar Zane hieß, zuckte nur unbeholfen mit den Schultern. „Was denn? Ich wollte dich einfach mal wieder besuchen.“, rechtfertigte er sich. „Und wie bist du hier heruntergekommen?“, legte Evan gleich nach. Nun wirkte Zane etwas ertappt und befeuchtete sich die Lippen. „Ach… ich würde dir dringend empfehlen dein Sicherheitssystem zu verbessern. Die Firewall war ein Witz, innerhalb von ein paar Minuten war ich drin.“, verriet er. Evan wollte etwas erwidern, bis er seinen eingeschalteten PC entdeckte. „Das glaube ich einfach nicht. Meinen Computer auch, ehrlich?“, fragte er zornig. Zane rieb sich verlegen am Nacken und krächzte eine Entschuldigung heraus. „Sorry, aber was sollte ich tun? Von dir hört man ja einfach nichts mehr. Und jetzt will ich dich besuchen und finde was? Ich dachte du würdest dich hier mit Photonik beschäftigen und nicht mit… Dinosauriern.“, sagte er provokant. Damit hatte er das Gespräch auf die nächste Ebene gebracht. „Wer ist das?“, flüsterte Kyle Toby zu, doch diese konnte nur mit den Schultern zucken. Sie hatte Zane hier noch nie gesehen, doch dieser hatte keine Schwierigkeiten damit ihr System zu hacken und in die Kommando-Ebene vorzudringen. Die Systeme fielen unter Tobys Aufgabenbereich und sie hoffte, Evan würde sie dafür nicht anschnauzen. Oder zumindest nicht zu viel. Doch im Moment schien seine Wut lediglich auf den frechen Kerl vor ihm abzuzielen. „Ist dir eigentlich bewusst, was du dir da gerade angesehen hast?“, deutete er auf den Bildschirm. Obwohl Zane gerade das große Geheimnis von Cross-Photonics aufgedeckt hatte, blieb er die Ruhe selbst. „Ja, ist es. Saurier existieren also wirklich. Und diese Lichtquelle auf den Bildern und Videos ist demnach eine… wie hast du sie genannt? Anomalie? Sie verbindet die Gegenwart mit der Vergangenheit und umgekehrt. Tut… mir leid, dass ich dir damals nicht geglaubt habe. Dann wurde Brooke also… wirklich von so einer Kreatur umgebracht?“, hakte er vorsichtig nach. Evan nickte nun betreten und starrte aus dem Fenster. „Du bist nicht einmal mehr zu ihrer Beerdigung gekommen.“, klang dieser Satz nicht mehr wütend, sondern anklagend. Zane schluckte und erhob sich ebenfalls. „Ach, sei ehrlich! Wolltest du mich nach diesem Streit wirklich noch sehen? Ja, ich gebe es ja zu! Du hattest recht und ich war der Ignorante von uns beiden. Ich habe dir damals nicht geglaubt, aber komm schon! Die Story hörte sich wirklich zu verrückt an.“, sprach er eindringlich. Evan starrte ihn skeptisch an. „8 Jahre, Zane! 8 Jahre habe ich jetzt nichts mehr von dir gehört!“, warf er ihm vor. Zane verschränkte die Arme und stand Evan in nichts nach. „Blödsinn, Bro! Ich kenne dich gut genug, du bist doch bestens alleine ausgekommen.“, schien er sich sicher zu sein. Kyle und Toby warfen sich erneut Blicke zu. „Äh… Bro?“, wagte es Toby sich zu melden. Evan blickte zurück und versuchte sich zu beruhigen. „Ja. Tut mir leid, dass ihr das mitansehen musstet. Darf ich euch Zane vorstellen?“, wies er auf seinen Gegenüber, der ihn inzwischen kaum noch eines Blickes würdigte. „Mein kleiner Bruder.“ Toronto – Rextale, Primeval-Park Liam Wright betrat den Wohnwagen mit einem missmutigen Gefühl. Seine Schicht hatte gerade erst begonnen und sie versprach genauso langweilig zu werden wir die vergangenen. Auf der anderen Seite hatte er hier alles was er brauchte. Proviant, genügend Kaffee und sogar einen Fernseher, mit dem er das Länderspiel heute Abend sehen wollte. Die kanadische Nationalmannschaft trat gegen die Dänische an und es versprach ein spektakuläres Aufeinandertreffen zu werden. Liam plante seine Kontrollgänge so ein, dass sie immer während den Werbeunterbrechungen stattfinden würden. Technisch gesehen hätte er diese zu genauen Zeit durchführen sollen, doch es würde jeder jemandem auffallen, noch würde sich jemand beschweren. Den Eigentümern des Parks würde es nicht einmal im Traum in den Sinn kommen hier nach dem Rechten zu sehen. Verständlicherweise, die Season war vor einem Monat zu Ende gegangen und die Besucher blieben dem Park bei diesem schlechten Wetter fern. Im Grunde war es ein sehr leichter Job und Liam sollte dankbarer dafür sein, das wusste er. Der Primeval-Park umschloss 8 Hektar und musste deswegen auch gepflegt werden. Ursprünglich hatte sich für heute ein Gärtner angemeldet, doch Liam hatte ihn noch nicht zu Gesicht bekommen. Entweder war dieser bereits weg, oder der Termin hatte sich verschoben. So oder so wollte sich der Nachtwächter einen gemütlichen späten Nachmittag machen und am Abend dann sein heißgeliebtes Spiel reinziehen. Er ließ sich auf einen Stuhl fallen und begann schon einmal zu zappen. Resigniert seufzte er, als er feststellte, dass um diese Tageszeit lediglich Talkshows liefen. Er stellte das Gerät wieder auf und schritt zu einem Radio in der Ecke. Zumindest dieses enttäuschte ihn nicht und schnell hatte er seinen Lieblingssender eingestellt. Rockige Musik drang aus dem schon etwas älteren Gerät und Liam stellte den Kaffee auf. Ein paar Minuten später konnte er sich ihn endlich genehmigen und lauschte der Musik. Ein kurzes Rauschen ertönte, das sich mit der Zeit aber nicht besserte. Liam stöhnte gequält und erhob sich aus dem Stuhl. Er trabte zu dem Radio und stieß mit der bloßen Hand dagegen. Zu seiner Überraschung wirkte seine Methode, jedoch nur für wenige Sekunden. Er spielte mit der Antenne herum, doch egal in welche Position er sie brachte, das Rauschen verstärkte sich nur noch. Der Nachtwächter fluchte wild. Er überprüfte den Fernseher, der mindestens genauso alt war und sein Verdacht bestätigte sich. Dasselbe Rauschen und da es unmöglich war, dass beide Geräte gleichzeitig den Geist aufgaben, musste es eine Störquelle geben. Doch nur der Fernseher war an ein Kabel angeschlossen. Möglicherweise zog ja gerade eine Sturmwolke auf und sorgte für Interferenzen. Ein schrecklicher Gedanke, denn dann wäre Liams Abend ruiniert. Er konnte das Spiel vergessen und die Patrouillengänge sowieso. Wild schimpfend trat er aus dem Wohnwagen und starrte in den Himmel. Es war wolkig, doch kein Anzeichen eines Gewitters. Das war seltsam, denn sonst gab es keine Erklärung, warum in diesem Areal Störungen auftreten sollten. Liams Augenbrauen schoben sich nach oben als er einen unbekannten PKW, knapp vor dem Eingang des Parks erblickte. Er schritt zu ihm, doch niemand befand sich darin. Ob das vielleicht der Gärtner war, der sich angekündigt hatte? Hatte dieser mit seinen Werkzeugen vielleicht eine Leitung beschädigt? Das würde maximal den Fernseher erklären, doch was war mit dem Radio? Liam stapfte den Weg entlang, den sonst nur die Familien nahmen wenn sie sich in die von Sauriern besetzte Wildnis wagten. Er würde den Gärtner finden und zur Rede stellen, sollte dieser wirklich verantwortlich sein. Er hielt sich auf dem steinernen Weg und erkannte bald darauf die Gruppe Stegosauren, die man als erstes bestaunen konnte, wenn man den Park betrat. Erwartend starrten sie Liam an, wie Tiere in einem Streichelzoo, die Futter erwarteten. Der Nachtwächter schritt voran und musste sich aufgrund seiner Körpergröße ducken, als er unter den Hörnern eines Triceratops hindurch wollte. Er gab zu, dass diese Gestalten nachts tatsächlich etwas gruselig wirken konnten. Dennoch bestanden sie aus Granit und konnten anders als ihre damals lebenden Ebenbilder keinen Schaden anrichten. Einige Meter vor ihm erkannte er eine große Heckenschere auf dem Boden und sein Verdacht bestätigte sich. Der Gärtner war tatsächlich hier, doch warum ließ er sein Werkzeug einfach so liegen. Liam ging weiter und hob es auf. Er sah sich um, doch links von ihm erstreckten sich nur tropische Pflanzen und rechts von ihm die große Büste eines Tyrannosaurus Rex. Majestätisch hatte das Tier sein Maul aufgerissen und taxierte Liam mit seinen stechenden Augen. Dieser schluckte und bog um die nächste Ecke. Er ließ die Heckenschere automatisch fallen, als er die grüne Uniform sah, die da einfach am Steinboden lag. Jedoch war es nicht so, dass sich der Gärtner hier ausgezogen hatte, nein, er steckte noch darin. Gut, zumindest ein Teil von ihm. Liam starrte ungläubig auf die zerfetzte Uniform, auf der abgetrennte Gliedmaßen prangten. Hände sowie Füße, die jedoch nicht abgetrennt wirkten, sondern… abgebissen? Liam spürte einen eisigen Hauch über sich und sofort starrte er nach oben. Es war seltsam. Der Nachtwächter kannte so gut wie jede Statue aller Saurier hier im Park. Doch diese, direkt über ihm war ihm neu. Sie war etwas kleiner als der T-Rex, nahm jedoch exakt dieselbe Pose ein wie dieser. Speichel tropfte ihm aus dem Maul und dann brüllte er gierig. Liam bekam nur noch mit, wie die Kreatur ihr Maul auf ihn herabsaußen ließ und sich dieses über ihn stülpte. Cross-Photonics Die letzten beiden Worte hatte Evan geradezu herausgepresst. „Ich bin übrigens der Gutaussehendere von uns beiden.“, erklärte Zane Kyle und Toby die recht perplex auf die Vorstellung reagiert hatten. „Was? Mein großer Bruder wird euch doch bestimmt schon von mir erzählt haben, oder?“, behielt er seine fröhliche Miene bei. Als er in Kyles und Tobys ahnungsloses Gesicht starrte, erkannte er, dass Evan das offenbar nicht hatte. „Verstehe, du hast mich also vollkommen vergessen.“, schien Zane die Situation richtig zu lesen. Evan entkam nur ein Lacher. „Oh, tut mir leid! Du bist selbst schuld daran, wenn du einfach so abhaust und dich aus meinem Leben stiehlst. Wenn du nicht an meinem teilhaben willst, wieso beschwerst du dich dann? Es ist ja nicht so, als ob ich dich verleugnen würde, aber du hast die letzten Jahre einfach nicht für mich existiert.“, warf er ihm vor. Die beiden Brüder sahen einander lange an, und die unausgesprochenen Worte konnte man geradezu lesen. Ihre Starre wurde unterbrochen, als das Frühwarnsystem des Gebäudes ertönte. „Perfektes Timing.“, stöhnte Toby auf und verließ das Büro um nach unten zu eilen. „Was ist los?“, hakte Zane nach, der ebenfalls von dem Alarm irritiert wurde. Evan rieb sich die Schläfen und seufzte. „Das bedeutet, dass ich zu arbeiten habe. Danke für deinen Besuch, aber du musst jetzt wieder gehen.“, erklärte er seinem kleinen Bruder. Zane fühlte sich daraufhin veräppelt. „Warte mal! Wir sehen uns nach 8 Jahren das erste Mal wieder, ich erfahre, dass Zeitreisen tatsächlich existieren, sowieso, dass lebendige Dinosaurier in unsere Zeit eindringen und du wirfst mich raus?“, konnte er es nicht fassen. Doch Evan schien es ernst zu meinen. Kurze Zeit später hatte er einen Angestellten organisiert, der Zane hinaus begleiten sollte. „Am besten du vergisst wieder was du heute gesehen hast. Meine Arbeit ist gefährlich und es würde dir ohnehin niemand glauben. Wieso… gehst du nicht einfach wieder dorthin zurück wo du hergekommen bist? Wo immer das auch ist.“, ging er nicht gerade sanft mit seinem Bruder um. Der Angestellte packte Zane am Arm und bat den Eindringling ihn zu begleiten. „Evan! Du kannst deinen Bruder nicht einfach so loswerden!“, protestierte er. „Habe ich denn noch einen?“, erwiderte dieser kühl. Zane spukte auf den Boden und riss sich von seinem Begleiter los. Er barierte und schlenderte in Richtung Fahrstuhl um das Gebäude, gemäß Evans Wunsch zu verlassen. „Die unschöne Szene tut mir leid.“, gestand Evan, als er gemeinsam mit Kyle zur Kommando-Ebene lief. „Schon in Ordnung. Familienverhältnisse sind nun mal kompliziert.“, meinte dieser und kurz darauf waren sie bei Toby angekommen. Diese rief gerade einen Stadtplan auf und die beiden Männer erkannten Toronto. „Ich orte eine Anomalie im Norden Torontos, ich schicke dir die Koordinaten auf dein Smartphone.“, sprach sie und haute über die Tasten. Jenes hatte Evan bereits in der Hand und hielt es sich ans Ohr. Scheinbar unzufrieden versuchte er es erneut, jedoch ohne Erfolg. „Verflucht! Weder Luke noch Dylan gehen an ihr Handy.“, beschwerte er sich. „Wollten sie nicht ins Krankenhaus? Vielleicht mussten sie ihr Handy ausstellen.“, spekulierte Kyle. Evan musste ihm rechtgeben, auch wenn der Zeitpunkt eher unpassend war. Hätte er Luke bloß nicht den Rest des Tages freigegeben, dann wäre die Hälfte seines Teams jetzt nicht meilenweit entfernt. Donovan machte sich inzwischen bestimmt für die Mission bereit, aber egal wie erfahren er auch war, sie wären unterbesetzt. „Also… in dem Fall könnte ich dich doch begleiten.“, schlug Kyle plötzlich vor. Evan musterte ihn erstaunt. Bisher zeigte der Mann aus der Zukunft kein großes Engagement darin, wenn es um mickrige Anomalien ging, wie er es ausdrückte. Andererseits konnte Evan verstehen, dass ihm hier inzwischen die Decke auf den Kopf fiel. „Traust du dir das zu?“, hakte der Teamleiter sicherheitshalber nach. Kyle konnte ein Kichern nicht mehr unterdrückten. „Soll das sein Scherz sein? Etwa schon vergessen, dass ich der Anführer einer Widerstandsbewegung war? Seit ich ein Teenager war, war ich gezwungen gegen Raps und anderer Kreaturen zu kämpfen. Ich habe mit Sicherheit schon wesentlich mehr von den Viechern erschossen als du.“, wand er ein. Evan wollte anmerken, dass er bisher kaum welche der Urzeittiere erschossen hatte, ausgenommen jene bei denen es nicht anders möglich war. Und natürlich den Albertosaurus, den er sogar liebend mit Blei voll gepumpt hatte. Bisher hatte er die Tiere nur betäubt, doch Kyle war es gewohnt ernst zu machen. Mit ihm als Rückendeckung würde sich die Mission tatsächlich leichter gestalten. „Du kannst eigentlich gar nicht auf mich verzichten. Du kannst Dylan und Luke nicht erreichen und Mac kommt ohnehin erst übermorgen aus London zurück. Lass mich dir unter die Arme greifen.“, bat Kyle nochmals. Evan zog nochmals seine Option ab und stellte fest, dass er kaum welche besaß. „Also gut, du kannst mit. Aber sicher, dass das ok ist? Ich weiß du bist noch aufgewühlt wegen deiner Verluste.“, wagte es der Teamleiter zu erwähnen. Kyle schluckte und schüttelte dann den Kopf. „Nicht der Rede wert. Zumindest nicht jetzt. Außerdem müsstest du nach der Widervereinigung mit deinem Bruder genauso aufgewühlt sein.“, wand er ein. Evan wirkte immer noch ernst und die Begegnung mit Zane hatte ihn tatsächlich einiges abverlangt. „Mein Privat und Berufsleben halte ich getrennt. Ich habe alles unter Kontrolle, das versichere ich dir. Und jetzt sollten wir los.“, schlug er vor und Kyle besaß keine Einwände. Toby hatte ihm inzwischen die Koordinaten geschickt und gemeinsam rannten die beiden Männer Richtung Tiefgarage, wo bereits Donovan auf sie warten musste. Scheinbar hatte sich der Ausflug zum Schießstand doch gelohnt, denn genau diese Fähigkeiten würden sie heute noch brauchen. Vancouver - Hielfield-Hospital Luke Hingle trat durch den Eintrittsbereich und fühlte sich auf der Stelle verloren. Ständig drängen sich Leute an ihm vorbei. Es war nicht so schlimm wie in der Notaufnahme, aber dennoch hatte der Student keinen Plan wohin er musste. Langsam begab er sich zum Empfang wo eine Frau gerade telefonierte. Luke wartete geduldig bis diese fertig war und schenkte ihr dann ein Lächeln. „Guten Tag, ich würde gerne einen… Mister Weir besuchen. Können Sie mir die Zimmernummer sagen?“, bat er. Die Empfangsdame nickte artig. „Ja, sind Sie denn ein Angehöriger?“, wollte sie wissen. Luke zögerte nun etwas. Er wusste, dass die Frau ihm keine Auskunft erteilen würde, wenn er verneinte. „Ja, mein Schwiegervater.“, log er, ohne rot zu werden. Nun gut, ein bisschen rot schon. So nah standen er und Dylan sich auch wieder nicht, dass er sich gleich den Segen des Mannes holen konnte. „Vorname?“ Diese Frage versetzte Luke einen Schlag. Hätte ihn die Frau nach einem Saurier oder prähistorischen Tier gefragt, egal welches, Luke hätte problemlos den Namen rezitieren können. Aber den von Dylans Vater? Hatte seine Freundin diesen jemals erwähnt? Nein, vermutlich nicht. Was sollte Luke antworten? Dass er keine Ahnung hatte konnte er nicht sagen, wer zur Hölle vergaß schon den Namen seines Schwiegervaters? „Ähh…“, begann er, wurde aber vom Klingeln des Telefons gerettet. Die Frau signalisierte ihm zu warten und führte ein Gespräch. Diese Zeit nutzte Luke um in sein Handy zu blicken und nach Dylan zu googlen. Gerade als die Empfangsdame auflegte, fand er durch ihren Namen eine Website übers Sportangeln und auch den Namen ihres Vaters. „Jonathan. Jonathan Weir.“, sprach er und die Frau tippte etwas in ihren PC ein. „Ja, da haben wir ihn ja. Zimmer 406, das ist im vierten Stock.“, erklärte sie ihm. Luke dankte ihr und begab sich dann zur Treppe. Das wäre beinahe schief gegangen, aber leider behielt Dylan nun mal private Dinge für sich. Dabei wäre Luke durchaus bereit gewesen ihr zuzuhören, von ihm aus stundenlang. Doch wenn Dylan ihm einen Besuch abstattete, fanden die beiden meist keine Zeit zum Reden. Würden einige Männer jemanden wie Dylan nicht also aus Traumfrau bezeichnen? Gut, Luke tat es auch, aber dass sie sich ihm nie anvertraute war ein Problem. Bald hatte er das besagte Stockwerk erreicht und las anhand der Nummern an den Türen ab, welches Zimmer das Richtige war. Keine Minute später hatte Zimmer 406 gefunden und stand davor. Die Tür war bloß angelehnt, dennoch klopfte er und trat ein. Vor ihm taten sich vier Betten auf, nur zwei davon waren belegt. In einem schlief seelenruhig eine alte Frau, auf dem anderen lag ein Mann, Mitte 40. Am Rand des Bettes hockte Dylan, die ihm scheinbar gerade einen Apfel schälte. Erstaunt blickte sie auf als sie Luke erkannte. „Hey! Du bist sicher überrascht mich hier zu sehen.“, sagte Luke und bereute es augenblicklich vorher nicht angerufen zu haben. „Was tust du denn hier?“, fragte Dylan ganz perplex. Auch Jonathan Weir wirkte überrascht. „Du kennst ihn?“ Dylan nickte kurz und erhob sich dann. Sie schritt zu Luke und wirkte etwas erbost. „Tut mir leid, als ich erfuhr, dass dein Vater im Krankenhaus ist, dachte ich es wäre eine gute Idee nach ihm und dir zu sehen.“, rechtfertigte sich der Zoologe. Dylan drehte sich zu ihrem Vater um und setzte ein Lächeln auf. „Also… das ist Luke, ein Kollege von mir.“, stellte sie ihn vor. Jonathan Weir grüßte den Studenten, wirkte aber verdutzt. „Ach, von der Wildtier-Kontrollbehörde? Er muss aber auch ein guter Freund von dir sein, wenn er extra hier her kommt.“, meinte er. Dylan nickte heiter und begann Luke aus dem Zimmer zu schieben. „Ja, aber leider muss er bereits wieder gehen.“, erklärte sie und bat ihn sie kurz zu entschuldigen, damit sie sich verabschieden konnte. Draußen auf dem Gang schloss Dylan die Tür und verschränkte die Arme. Anhand ihrer Miene konnte Luke erkennen, dass nun sicher kein Danke folgen würde. „Sag mal, was fällt dir eigentlich ein?“, blaffte sie ihn an. Dadurch fühlte sich Luke komplett überrumpelt. „Warum? Ich wollte dir einfach nur Gesellschaft leisten und deinem Vater gute Besserung wünschen. Was ist daran falsch?“, hakte er nach. Dylan bedachte ihn eines Blickes, als würde sie mit einem ungehorsamen Kind reden. „Ach, einfach so? Was wenn dich mein Vater etwas wegen der Arbeit fragt? Denkst du ich konnte ihm bisher erklären, dass nicht mehr im Wildtier-Kontrollteam, sondern dem Saurier-Kontrollteam angehöre?“, sagte sie anklagend. Luke wusste jedoch nicht wo das Problem lag. „Ich hätte mich schon nicht verblabbert! Glaube ich…“, antwortete er. Doch Dylan schien sich damit nicht zufrieden zu geben. „Schon klar, man sieht ja an deinem Äußerem wie gut du in diesen Job passt. Mein Vater ist ziemlich klever und hätte das sofort durchschaut.“, bemängelte sie. Luke zögerte nun und dachte kurz nach. „Und… wenn es Evan gewesen wäre?“, wollte er wissen. Dylan zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung, er hätte sich besser in dieses Bild gepasst.“, meinte sie, doch Luke schüttelte den Kopf. „Nein, ich meine, was wenn Evan dich hier besucht hätte? Hättest du ihn auch gleich wieder weggeschickt, oder dich über seinen Sorge gefreut?“ Dylans Stirn zog sich in Falten und sie musterte ihren Freund prüfend. „Evan? Wie kommst du bitte auf Evan?“, schien sie ihm nicht folgen zu können. Für Luke hingegen war die Situation eindeutig. „Ich habe von ihm erfahren, dass du heute hier bist. Und generell… wenn du irgendwelche Sorgen hast ist es dich Evan dem du alles anvertraust, richtig? Wenn wir zusammen waren… hast du mir ja jemals gesagt wie du dich fühlst?“ Dylan wand sich nun von ihm ab, als wüsste sie nicht was Luke von ihr wollte. „Ja… kann sein, dass ich Evan mehr anvertraue. Wir kennen uns auch länger und haben eine Menge gemeinsam durchgemacht.“, erwiderte sie. Immerhin war Evan es gewesen, der sie zu Cross-Photonics geholt hatte. Als sie zusammen im Jura festsaßen und von den fleischfressenden Käfern belagert wurden, hatte sie ihn genauer kennen gelernt. Seine Zielstrebigkeit war beeindruckend gewesen, besonders nachdem er seine Frau durch diese Kreaturen verloren hatte. Dylan wusste nicht, ob sie an seiner Stelle weitergemacht hätte. Als er im Silur hinter einem Trümmerhaufen festsaß, dachte sie nicht einmal im Traum daran ihn im Stich zu lassen. Und auch während ihres Besuchs in der Zukunft, als es für beide nicht sonderlich gut aussah, war sie froh, dass Evan die Verletzung die er durch Ken Leeds erlitten hatte überstand. Ja, diese Ereignisse hatten sie in der Tat zusammengeschweißt. „Ist es wirklich nur das? Gut, du kennst Evan länger als mich, aber dafür… sind wir uns doch auch nahe, richtig? Ist es also so ein Problem, dass du mit mir über deine Gedanken und Gefühle redest?“, konnte es Luke nicht verstehen. Dylan schüttelte den Kopf. „Das… ist kompliziert. Ich meine… wir beide sind nicht…“, begann sie, konnte aber nicht fortfahren. Luke schluckte. „Was sind wir nicht? Zusammen? Das ist mir schon bewusst, sonst würdest du mal länger als nur eine Nacht bleiben. Ja, es ist schön, aber ich denke nicht, dass es das ist… worauf ich gehofft habe, seitdem ich mich in dich verliebt habe.“, erzählte er dann. Dylans Augen weiteten sich. Sie war nicht naiv und ihr war klar was Luke für sie empfand. Sie hatte seine Gefühle sogar noch geschürt indem sie mit ihm schlief, also musste sie sich nun über diese Reaktion keineswegs wundern. „Was genau bin ich für dich, Dylan?“, wollte Luke nun wissen. Seine Freundin öffnete ihre Lippen, schloss sie aber gleich wieder. Aus einem Grund der ihr nicht klar war, konnte sie nicht antworten. „Verstehe.“, schien Luke das als Antwort aufzufassen. „Aber warum ich? Ich weiß, Evan hat Angelika, aber im Moment sind sie nicht zusammen. Wäre das nicht deine Chance?“, fragte er nun etwas trotzig. Dylans Miene nahm eine unglaubwürdige Pose an. „Was redest du da? Evan und ich sind Freunde, nicht mehr.“, verteidigte sie sich. Luke konnte ihr inzwischen nicht mehr in die Augen sehen. „Und ich? Wenn du nicht einmal mit mir reden kannst, dann bin ich wohl noch weniger für dich, ja? Ich habe gesehen wie stürmisch du Evan in die Arme gefallen bist, als er zurückgekehrt ist.“, erwähnte er. Dylan entkam nun ein schockierter Lacher. „Natürlich! Wir dachten er wäre tot und dann nach einem Jahr hat er es endlich zurückgeschafft.“, schien sie ihre Reaktion für völlig normal zu halten. „Sehr schön! Dann geh am besten zu ihm, wenn nach der nächsten Mission jemanden brauchst um Stress abzubauen.“, schlug Luke vor und setzte sich dann in Bewegung. Dylan reagierte verständlicherweise wütend darauf. „Weißt du was? Das werde ich vielleicht sogar! Das mit uns, was immer das auch ist, vergiss es einfach. Es ist vorbei.“, rief sie ihm nach und sah zu wie ihr Freund die Treppe hinunterhastete. Dylan fuhr sich erschöpft an die Stirn und lehnte sich an die Wand. Sie und Evan? Nein, diese Vorstellung was absolut absurd. Und sie und Luke? Bei ihm wusste sie was sie hatte, jedoch hatte sie nicht erwartet, dass er plötzlich irgendwelche Ansprüche stellen würde. Langsam kehrte sie ins Zimmer zu ihrem Vater zurück, der bereits auf sie wartete. „Ist dein Freund schon weg?“, hakte dieser nach. Dylan nickte langsam und kümmerte sich um ihn. „Sag mal, Dad…“, begann sie dann und Jonathan Weir blickte sie erwartend an. „Was hältst du von ihm?“, wollte sie wissen. Toronto – Rextale, Primeval-Park Während der Fahrt hatte Evan versucht seine übrigen Teammitglieder mehrmals zu erreichen, doch diese schienen die Krankenhausregeln punktgenau zu beachten. Auf der anderen Seite wollte er Dylan heute gar nicht dabei haben, zumindest nicht solange ihr Vater krank im Bett lag. Auf der anderen Seite hätte er Lukes Fachwissen sicher gebrauchen können. Er sah nach hinten und bemerkte Kyles konzentrierten Blick. „Keine Sorge, dein Großvater ist sicher bald über den Berg.“, raunte er ihm zu. Kyle sah ihn verdutzt an, scheinbar war es gar nicht das worüber er nachgedacht hatte. „Schon in Ordnung, ich habe meinen Großvater nie kennen gelernt. Er starb… während der ersten Welle der Invasion.“, sagte er und wirkte recht betrübt. Evan wollte etwas erwidern, aber außer einer Beileidsbekundung wollte ihm nichts einfallen. Also beschloss er es vorerst auf sich beruhen zu lassen. „Wir sind gleich bei den Koordinaten, die Miss Nance uns gegeben hat.“, kam es von der Fahrerseite und Donovan vollführte eine scharfe Kurve. Evan bereute es sich nicht angeschnallt zu haben und versuchte das Gleichgewicht zu halten. Der Van fuhr auf einen weiträumigen Parkplatz, auch dem bis auf zwei Wagen jedoch gähnende Leere herrschte. Der Ex-Soldat parkte nahe eines Zauns und sah wie die anderen auch nach vorne. Ihr Blick folgte einem hohen Holzzaun und endete schließlich im Eingangsbereich. Darüber prangte ein großes Schild mit den Worten ‚Primeval-Park’, wovon die beiden Ps aussahen wie zwei T-Rex. „Wo sind wir hier?“, hakte Kyle nach. Evan googelte nach dem Begriff und die Überraschung danach wollte nicht mehr aus seinem Gesicht schwind. „Scheinbar… vor einem Dinosaurier-Erlebnis Park für Kinder.“, informierte er den Rest des Teams. Vielsagende Blicke folgten. „Moment! Heißt das wir jagen vielleicht einen Dinosaurier… in einem Saurier-Park?“, fragte Kyle nochmals ganz deutlich. Evan schnitt eine entschuldigende Miene und bestätigte es ihm. „Naja… zumindest Primeval klingt nach einem coolen Namen.“, meinte Donovan nur. „Wie gehen wir vor, Sir?“, fragte Chambers, der ganz hinten saß. Evan betrachtete nochmals das Tor und öffnete dann die Beifahrertür. „Ich würde sagen… auf jeden Dino schießen der sich bewegt.“, schlug er vor und stieg dann aus. Kyle tat es ihm gleich, während die beiden Ex-Soldaten die Ausrüstung ausluden. Der Teamleiter und der Mann aus der Zukunft traten vor das Tor und kamen sich beinahe wie die Charaktere aus Jurrasic Park vor bevor sie… in ihr Verderben fuhren. „Ich war zuletzt als Kind in so einem Park.“, murmelte Kyle und wirkte geradezu ehrfürchtig. Evan wirkte überrascht. „Dylan hatte neben ihrem Job noch Lust dir Dinosaurier zu zeigen?“ Kyle schüttelte hastig den Kopf. „Nein, aber mein Dad wollte mich immer dafür begeistern.“, erklärte er. Evan wollte etwas erwidern, doch die beiden Ex-Soldaten waren schon bei ihnen angekommen. „Chambers, Sie bewachen den Eingang. Nichts kommt rein und vor allem, nichts kommt heraus.“, befahl er und der Sanitäter im Team nahm Stellung. Er verteilte EMDs an Evan und Kyle und trug einen schweren Rucksack, in dem sich vermutlich das Verschließgerät befand. Evan nickte seinen Kameraden zu und tat dann den ersten Schritt. „Na, dann! Auf in eine längst vergessene Welt.“, sagte er demonstrativ und trat durch das Tor. Links stand ein Kassenhäuschen, doch es war wie erwarten unbesetzt. Zusammen mit dem leeren Parkplatz konnte man vermuten, dass der Park derzeit geschlossen war, oder Reparaturen durchgeführt wurden. Vor ihnen tat sich ein altmodisches Drehkreuz auf. In der Mitte waren Schlitze eingelassen, die wohl für die Eintrittskarten gedacht waren. Da keiner der drei Anomalienjäger welche besaßen, mussten sie die Mühe über sich ergehen lassen und darüber klettern. „Dort drüben!“, wies Kyle auf einen Wohnwagen hin, der nur 10 Meter entfernt von ihnen stand. Die Richtung des Teams änderte sich und langsam und vorsichtig legten sie die Distanz zum Wohnwagen zurück. „Hallo? Ist da jemand?“, rief Evan, erhielt aber keine Antwort. Donovan ging voraus und sicherte den Eingang. Die Tür war nur angelehnt und langsam stieß er sie auf. Mit erhobenen EMDs wagten Evan und Kyle einen Blick ins Innere, doch keine Menschenseele zu sehen. Das Licht brannte und aus dem Radio ertönte ein ungesundes Rauschen. Er Wohnwagen schien sturmartig verlassen worden zu sein, von seinem Bewohner keine Spur. „Das Rauschen könnte auf eine Anomalie ganz in der Nähe hindeuten.“, überlegte der Teamleiter laut. Donovan sah besorgt nach oben. „Sir, es wird langsam dunkel, die Suche dürfte sich danach erschweren.“, wand er ein. Evan stimmte ihm zu, doch es half nichts. Wenn etwas durch die Anomalie gekommen war, mussten sie es einfangen, bevor sich diese wieder schloss. Dies war ihnen bereits das letzte Mal nicht gelungen und Evan verspürte keine Lust sich einen prähistorischen Zoo bei Cross-Photonics anzuschaffen. Die Sonne ging in rasendem Tempo unter, das mochte wohl darin liegen, dass sie sich im Norden der Stadt aufhielten. Evan griff nun in seine Tasche und holte das tragbare Anomalienortunsggerät heraus. Kyle und Donovan warteten geduldig bis ihr Freund eine Anzeige bekam. „OK, ich habe die Anomalie gefunden. Sie befindet sich etwa 500 Meter nördlich von hier.“, erklärte er und zeigte gerade aus. Kyle folgte dem Blick und verzog eine Miene. Vor ihnen tat sich ein steinerne Weg auf, der direkt ins Herz des Parks führte. „Hoffentlich werden die übrigen Saurier nachts nicht lebendig.“, versuchte Donovan zu scherzen. Dann verteilte er Taschenlampen an seine Kollegen, die nach Einbruch der Dunkelheit ausreichen mussten. Donovan und Kyle, die zu Evans Glück über viel Feldeinsatz verfügten sicherten die Flanken, während ihr Teamleiter mit erhobenen Ortungsgerät wie mit einem Kompass nach vorne schritt. Als erstes erstreckte sich vor ihnen ein Gehege mit einem größeren Stegosaurus und zwei kleineren, scheinbar Jungtieren. Sie bestanden aus Granit, waren jedoch angemalt. Dennoch wirkten sie leblos und nicht einmal so groß wie sie es den Forschungen nach sein sollten. Kyle deutete auf ein Schild vor dem Gehege, auf dem alle Informationen zum jeweiligen Saurier eingetragen waren. Würde einer von ihnen eine Frage haben, konnten sie diese nutzen um Lukes Abwesenheit zu überdrücken. Nach wenigen Metern erblickten sie einen Triceratops und Evan erinnerte sich an das Abenteuer auf Harolds Anwesen. Doch auch dieser Saurier konnte unmöglich aus einer Anomalie gekommen sein, denn er stand starr und mit leeren Augen vor ihnen. Inzwischen war es so finster geworden, dass Kyle seine Taschenlampe nutzen musste um ihn zu beleuchten. Donovan schnellte nach oben und richtete sein EMD nach vorne. Evan und Kyle folgten seinem Blick, konnten ihm aber beruhigen. „Schon gut, der tut Ihnen nichts.“, versicherte Evan, nachdem der Ex-Major vor dem steinernen Tyrannosaurus in Deckung gegangen war. Donovan konnte sich jedoch nur schwer beruhigen und sicherte ihren Vormarsch, als sie um eine Ecke biegen mussten. Der ehemalige Soldat spürte in etwas getreten zu sein und leuchtete nach unten. „Oh, verdammt!“, fluchte er und Kyle und Evan beleuchteten die Stelle ebenfalls. Sie standen in eine Blutlache und mehrere Meter vor ihnen erkannten die menschliche Überreste. „Überreste von mindestens zwei Personen.“, glaubte es Evan richtig zu erkennen. Nun bestand kein Zweifel mehr, dass etwas durch das Zeitportal gekommen war. Aber nicht nur das, auch die Gefräßigkeit dieser Kreatur war geklärt worden. Mit geschärften Sinnen wagten sich die drei nach vorne und waren vor dem nächsten Gehege angekommen. „Ein Iguanodon.“, murmelte Kyle, nachdem er auf das Schild leuchtete. Evans Taschenlampe wanderte nach oben und nahm die Beine der Granitbestie ins Visier. Dann den breiten Bauch, die dünnen Arme und die beiden Köpfe. Moment! Beiden Köpfe? Erst hätten sie noch annehmen können, dass hinter dem Saurier eine weitere Statue stand, doch spätestens nicht mehr, als sich der zweite Kopf begann zu bewegen und warme Luft aus seinen Nasenlöchern drang. Etwas hatte sich hinter dem Iguanodon versteckt und preschte jetzt nach vorne. Ein beinahe 3 Meter großer Schatten sprang aus dem Gehege und Kyle und Donovan hoben ihre EMDs. Doch zu ihren Ungunsten war es ihnen unmöglich gleichzeitig ihre Taschenlampen zu benutzen. Der Mond reichte nicht aus, besonders nicht, solange die Saurierstatuen sein Licht abschotteten. Evan konnte gerade noch erkennen, dass es sich um einen theropoden Saurier mit scharfen Reiszähnen handelte, bevor ihn dessen Schanz an der Seite traf und wegfegte. Der Saurier drehte sich ihm wild brüllend zu und machte einen Schritt in seine Richtung. Evan lag auf dem Boden und spürte die Angst in ihm hochkommen. Plötzlich und ohne Vorwarnung ergriffen zwei Hände seine Schultern und schleiften ihn nach hinten. Die Echse begann ihn zu verfolgen, doch da hatte ihn sein Retter bereits unter die Beine einer weiteren Saurierstatue gezogen. Einem Vierbeiner, was ausreichte, damit die Echse nicht mehr an sie herankam. Er brüllte zwar erbost, erhob sich jedoch gleich wieder. Kurz darauf hörte Evan die Schüsse der EMDs und… Schreie! Er erkannte Donovans Stimme, verstand aber nicht was er rief. Danach war es still. Totenstill. Evan spürte wie seine Brust pochte und er nach Luft rang. Zwei Hände griffen nach seinem Hemd und zogen es an der Seite nach oben. „Das sieht nicht gut aus, scheinbar ein Hämatom.“, sagte eine Stimme, nachdem sie Evans Becken betastete, da wo ihn der Schwanz der Echse getroffen hatte. Evan kannte sie nur zu gut, auch wenn er niemals damit gerechnet hätte ihren Besitzer hier anzutreffen. „Was zur Hölle machst du hier?“, schnauzte er ihn an. Als Strafe drückte sein Retter leicht auf sein Becken, was Evan zu einem unterdrückten Aufschrei verleiten ließ. „Das heißt danke.“, bemängelte dieser. Doch mit dieser Antwort gab sich der Verletzte nicht zufrieden. „Wie hast du mich überhaupt gefunden?“ Sein Retter schien über die Frage überrascht zu sein. „Ich habe doch noch deine Handynummer, richtig? Dir ist klar, dass man die Dinger heutzutage orten kann, oder?“, erklärte Zane wie er seinen Bruder gefunden hatte. „Ich musste also nur noch eine Stelle im Zaun finden durch die ich eindringen konnte und dich im rechten Moment retten. Das war also ein echter Dinosaurier. Keine Ahnung wie du bisher ohne mich zurecht gekommen bist.“ Evan riss sich los und versuchte sich zu orientieren. „Du hättest nicht herkommen sollen.“, stand für ihn fest. Zane stieß einen heißeren Kicker aus. „Dann wärst du jetzt tot, ist dir das klar? Und wenn du jetzt erwähnst wie gefährlich das hier ist, das hast du mir selbst demonstriert.“, erwiderte er. Evan tastete nach seinem EMD, doch dieses schien er fallengelassen zu haben. „Verdammt, was war dieses Ding bloß?“, krächzte er und versuchte zwischen den Beinen durchzuschielen. Zane hatte inzwischen sein Handy gezückt und drückte ein paar Tasten. „Ich habe dieses Ding beobachtet wie es gefressen und sich danach auf die Lauer gelegt hat. Es hat… in etwa so ausgesehen.“, verriet er und verwies auf sein Display. Scheinbar hatte er die Merkmale die er an der Echse gesehen hatte in die Suchfunktion seines Browsers eingegeben. Vor dem verletzten Evan erschien nun ein Bild einer mittelgroßen Echse, mit lang gezogenem Schädel und einem einem rötlichen Rückenkamm. „Ein Acrocanthosaurus.“, half ihm Zane auf die Sprünge. Evan war dazu verleitet sich den ganzen Artikel durchzulesen, konnte sich aber bereits denken was darin stand. Dass es sich um einen Karnivoren und Jäger handelte, hatte er ja am eigenen Leib miterlebt. Er versuchte in seine eigene Tasche zu greifen, doch sein Unterleib schmerzte zu sehr. Er entriss Zane dessen Handy und wählte hastig eine Nummer. Es klingelte ein paar Mal und dann meldete sich jemand. „Ja?“ „Donovan, sind Sie in Ordnung?“, fragte Evan besorgt, doch er schien nicht mit dem Ex-Soldaten zu sprechen. „Hier ist Luke, Donovan ist verletzt. Nicht schwer, aber er sagt, seine Schulter wäre taub.“, informierte ihn das Ersatzmitglied für heute. Evan knirschte mit den Zähnen. „Wie sieht es bei euch aus?“, erkundigte er sich nach der Lage. „Wir mussten uns erst einmal zurückziehen und haben in dem Wohnwagen Schutz gesucht. Ich sehe mir Donovans Verletzung an, aber er beharrt darauf, dass es nichts weiter ist. Ich habe keine Ahnung wohin der Saurier ist, irgendwohin, tiefer in den Park.“, berichtete er. Evan verstand, sie waren somit in keiner besseren Position als er und Zane. Er bat Kyle ihn umgehend zu kontaktieren wenn sich bei ihnen etwas regte und legte auf. „Wie lautet dein Plan?“, wollte Zane wissen, doch Evan blieb ihm eine Antwort schuldig. Im Moment hatte er keinen Schimmer wie sie aus dieser Lage wieder heil herauskommen sollten. Vancouver – Shawn-Church, 1993 Christine Cross führte den jüngeren der beiden an der Hand, während der andere trotzig in einer Ecke herumstand. Pater Keane wusch sich noch schnell die Hände, bevor er freundlich auf die Frau zuhastete. Christine ließ den kleinen Zane los, der sich sofort auf eine der Kirchenbänke hockte. Der Pater reichte der älteren Dame die Hand und grüßte sie. „Misses Cross, schön dass Sie gekommen sind. Und noch einmal mein Beileid für Ihren Verlust.“, klang er ernst, aber aufrichtig. Christine sah zu Evan hinüber, der teilnahmslos an der Wand lehnte. „Evan, Schatz, kümmere dich solange um deinen Bruder, während ich mich mit Pater Keane unterhalte.“, rief sie ihm zu. Missmutig setzte sich dieser in Bewegung, während Christine den Pater in dessen Sprechzimmer begleitete. „Setzen Sie sich doch bitte.“, bot der Geistliche ihr einen Stuhl an, den Christine gerne annahm. Keane selbst setzte sich an seinen gewohnten Platz und verschränkte seine Hände ineinander. „Also, wie lautet Ihr Anliegen?“, fragte er die Großmutter der beiden Kinder. Christine seufzte stark und sah nach draußen. „Es ist wirklich traurig was meinem Sohn und seiner Frau zugestoßen ist. Dieser Unfall war so unnötig und ließ vor allem die beiden Kinder alleine zurück.“, sprach sie nun. Keane wirkte etwas verdutzt. „Aber nicht ganz allein, oder? Sie haben immer noch sie.“, erinnerte er. Christine bedachte ihn eines Blickes, als hätte er gerade einen Scherz gerissen. „Pater, sehen Sie mich doch an. Ich bin eine alte Frau und soll mich um zwei Heranwachsende kümmern? Wenn mein Mann noch leben würde ja, dann würde ich mich dieser Herausforderung stellen. Aber nicht solange ich mindestens einmal die Woche dem Krankenhaus einen Besuch abstatten und dort mehrere Stunden verbringen muss. Und mich den ganzen Tag um sie zu kümmern würde mir zu viel Kraft abverlangen.“, gestand sie. Pater Keane verstand worauf sie hinaus wollte. Dummerweise gab es auch keine anderen Verwandten wie Onkel oder Tanten, zu denen die beiden Cross-Kinder hätten ziehen können. Eine alte, kranke Frau wäre kaum im Stande diese Bürde auf sich zu nehmen. „Was genau erhoffen Sie sich von mir?“, hakte er Geistliche nach. Christine zögerte etwas, fuhr dann aber fort. „Bekannte haben mir davon berichtet, dass Sie sich auch sehr für Adoptionen einsetzen.“, kam sie dann zum Punkt. Die Miene des Paters verfinsterte sich nun etwas. „Darauf wollten Sie also hinaus. Nun, ich kann mich bemühen ein neues Heim für die beiden zu finden, aber da gebe es ein Problem. Die meisten Waisen die ich vermittle sind im Säuglingsalter, oder zumindest noch Kleinkinder. Es dürfte sehr schwer werden eine Familie zu finden, welche die beiden aufnimmt. In den meisten Fällen werden solche Kinder Pflegefamilien übergeben aber auch nur für einen bestimmten Zeitraum.“, führte er ihr die Problematik vor Augen. Christine nickte bedächtig und begann zu überlegen. „Ich… möchte nur das Beste für die beiden.“, hauchte sie dann. Pater Keane nickte, das verstand er natürlich. „Aber selbst wenn das funktionieren sollte… die wenigsten Familien nehmen zwei Kinder gleichzeitig auf. Wenn dann müsste ich zwei verschiedene Plätze für sie suchen.“, erklärte der Geistliche. Christine wirkte, als hätte sie sowas bereits geahnt. Doch welche Alternative gab es? „Ich werde mich etwas umhören und Sie dann Ende der Woche kontaktieren, in Ordnung?“, war er aufgestanden und hatte der alten Frau die Hand zum Abschied gereicht. Wenig später verließ Christine das Sprechzimmer und schlenderte erneut zu den Bänken. Evan hatte sich inzwischen zu Zane gesetzt, der die Hände zusammengepresst hatte. Christine hob eine Augenbraue und wand sich an die beiden. „Zane, warum betest du denn?“, wollte sie wissen. Ihr Enkel wand seinen Blick und deutete dann auf Evan. „Evan hat gemeint, dass wenn ich bete, ich Mum und Dad im Himmel alles Gute wünschen kann.“, erklärte er. Christine blickte zu Evan und erkannte die tiefe Traurigkeit in seinen Augen. „Eure Eltern wollten euch nicht im Stich lassen. Pater Keane will uns helfen… damit ihr bald bei einer neuen Familie unterkommt.“, sagte sie schließlich. Damit schien sie die beiden ziemlich zu schockieren. „Aber… aber… wir wollen bei dir bleiben.“, kam es von Evan und Zane stimmte zu. „Das… geht leider nicht. Aber ihr bekommt sicher sehr nette Pflegeeltern, die sich um euch kümmern werden. Vermutlich nicht dieselben und ihr werdet vorerst getrennt werden. Aber hört mir gut zu! Auch wenn ihr zu verschiedenen Familien kommt, ihr beide bleibt trotzdem Brüder, habt ihr das verstanden? Ihr werdet euch weniger oft sehen können, aber das Band das euch verbindet bleibt bestehen.“, erzählte sie ihnen. Evan und Zane blickten einander an und nickten dann. Ihre Großmutter hatte recht, egal was auch geschehen würde… Nichts würde sie trennen. Toronto – Rextale, Primeval-Park Nachdem die Echse gewütet hatte war alles irgendwie außer Kontrolle geraten. Kyle und Donovan hatten in die Dunkelheit gefeuert, aber nur mit mäßigem Erfolg. Die Echse war zu schnell und wendig, als dass sie etwas hatten ausrichten können. Den beiden bleib nur die Flucht in ein sicheres Versteck. Und dieses wurde dann der Wohnwagen, denn sie zu Beginn ihrer Erkundung entdeckt hatten. Kyle hatte die Tür verriegelt und Donovan auf die Couch gehievt. „Ihre Schulter ist ausgerenkt.“, informierte er den Ex-Soldaten. „Darauf bin ich auch alleine gekommen. Rufen Sie Chambers her, ein Sanitäter würde mir zumindest nicht schaden.“, bat er. Doch Kyle schüttelte nur den Kopf. „Negativ, zu gefährlich. Und auch wir sollten uns ohne Verstärkung nicht mehr hinauswagen.“, meinte er. Donovan schüttelte nur ungläubig den Kopf. Was sollten sie stattdessen tun? Abwarten bis es Tag wurde? Die Anomalie hätte sich längst geschlossen und ob der Saurier von alleine zurückkehren würde, wäre ebenfalls fraglich. Wären Luke, Dylan und Mac hier, hätten sie diese Bestie längst betäubt. „Ich werde Ihre Schulter einrenken, ich habe den Sanitätern in meiner Zeit oft dabei zugesehen.“, erzählte Kyle, was Donovan aber nicht wirklich beruhigte. „Draufbeisen.“, empfahl er dem Ex-Soldaten und reichte ihm die Fernbedienung, die gleich neben ihm lag. Dieser starrte seinen Kameraden ungläubig an und vertraute der Situation nicht so recht. Doch ihm blieb keine Wahl und so steckte er sich die Fernbedienung in den Mund um sich bei dem Aufschrei der in Kürze folgen sollte sich nicht die Zunge abzubeißen. Kyle stützte eine Hand auf Donovans Brust und griff mit der anderen nach seinem Armgelenk. Er riss letzteres hoch und renkte den betroffenen Knochen so wieder ein. Donovan stöhnte auf und spukte die Fernbedienung aus. „OK, ich bin wieder in Ordnung. Jetzt müssen wir raus und dieses Ding jagen.“, erwiderte er. Kyle bedachte ihn eines aufgesetzten Lächelns. „Nicht solange wir keinen Plan haben. Wir können nichts sehen, das Mondlicht reicht beileibe nicht aus. Wir haben es mit einem Acrocanthosaurus zu tun, einem schnellen und wendigen Jäger. Eine falsche Entscheidung und wir landen auf seiner Speiseliste.“, redete er auf seinen Partner ein. Donovan hob eine Augenbraue. „Woher kennen Sie den Namen dieser Kreatur?“, wollte er in Erfahrung bringen. Kyle zögerte nun etwas. „Ach… mein Vater war in meiner Kindheit oft in solchen Parks. Er versuchte mich für längst ausgestorbene Tiere zu begeistern und zeigte mir jede einzelne dieser Kreaturen. Und da ich ohnehin ein gutes Gedächtnis habe, war es auch nicht schwierig mich an die Bezeichnung dieser Echse zu erinnern.“, klärte er auf. Donovan musterte den Mann aus der Zukunft kurze Zeit und erhob sich dann. „Sehen Sie nach, ob Sie in diesem Wohnwagen irgendwas nützliches finden können.“, trug er ihm auf. Es war nicht so, dass Kyle auf ein Danke gehofft hätte, im Gegenteil, Donovans militärische Haltung erinnerte ihn an sein Zuhause. „Wir können nicht warten bis uns diese Kreatur findet und mit seinem Schädel den Wohnwagen umschubst.“, meinte der Ex-Major und Kyle musste grinsen. Er bezweifelte, dass der Acrocanthosaurus zu so etwas im Stande war. Eher hatte Donovan zu viele schlechte Filme gesehen. Dennoch schloss er sich der Suche an und begann damit den Wohnwagen auf den Kopf zu stellen. In einer Kiste im Schrank zückte Donovan schließlich einen Scheinwerfer hervor. „Na also, damit können wir schon etwas anfangen.“, grinste er. „Aber es wird schwer gleichzeitig dieses Ding zu halten und zu schießen.“, wand Kyle ein. Donovan hasste es, doch er musste ihm recht geben. Im Moment wünschte er sich nichts mehr als ein Nachtsichtgerät, doch das blieb wohl illusorisch. Er würde Evan darum bitten es demnächst auf die Inventarliste zu setzen. „Einverstanden. Dann geben Sie mir freie Sicht damit ich schießen kann.“, schlug der Ex-Major vor. Kyle schüttelte jedoch den Kopf. „Ich bezweifle, dass wir sehr viele Versuche haben werden. Ich misstraue Ihren Fähigkeiten keineswegs, aber es ist sicherer, wenn wir die Rollen tauschen und ich der Schütze bin.“, sprach er. Donovan starrte ihn verdutzt an. „Ich bin eindeutig der bessere Schütze von uns beiden und mit Ihrer geschundenen Schulter könnte es auch Probleme geben.“, fügte Kyle hinzu. Donovan wusste nicht was genau seinen Partner zu dem besseren Schützen machte. Er hatte ihn noch nie im Einsatz erlebt, auch wenn er von Evan erfahren hatte, dass Kyle in einem Kriegsgebiet aufgewachsen war. Dennoch sagte dies nichts über dessen Fähigkeiten aus und der Mann aus der Zukunft konnte auch schlichtweg arrogant sein oder sich überschätzen. Donovan hatte noch nie mit ihm Seite an Seite gekämpft, sondern war gezwungen ihm in dieser Angelegenheit zu glauben. Eine harte Vertrauensprobe. „Wohin würden Sie der Echse schießen?“, fragte Kyle nun und Donovan grübelte kurz. „In die Beine, damit sie nicht mehr auf uns losgehen kann.“, sagte er reflexartig. Kyle seufzte und verneinte. „Selbst mit verletzten Beinen und dünnen Armen, hätte der Acrocanthosaurus immer noch genug Energie in seinen Muskeln um nach vorne zu preschen und nach uns zu schnappen. Nein, die EMDs sind dazu ausgelegt, den Organismus eines Tiers lahm zu legen. Ich ziele direkt auf den Kopf und was das misslingt, auf den Hals.“, erklärte er. Donovan rang sich schließlich dazu durch sein Leben in die Hände dieses für ihn fremden zu legen. „Bei 3?“, fragte Kyle, doch Donovan schüttelte den Kopf. „Ich gehe vor.“, meinte er nur. Draußen jedoch mussten sie Seite an Seite gehen, Donovan würde Kyle soviel Sicht verschaffen wie er brauchte um die Echse ins Visier zu nehmen. Sie stießen die Tür des Wohnwagens auf und traten ins Freie. Noch war es still, doch das würde sich jederzeit ändern. Toronto – Rextale, Primeval-Park Auch die Lage für Evan und Zane hatte sich mittlerweile nicht verbessert. „Wo hast du eigentlich die ganze Zeit gesteckt?“, interessierte es den großen Bruder. Zane wirkte über das plötzliche Interesse überrascht. „Ach… ein bisschen Europa, ein bisschen Asien…“, zählte er auf, doch Evan schnaubte nur verächtlich. „Verstehe, du hast das Erbe unserer Eltern also recht gut genutzt.“, entkam es ihm. Zane ignorierte den Sarkasmus in seiner Stimme. „Tut mir leid, dass ich nicht wie der großartige Evan alles in tolle Firma gesteckt habe, die sich mit Dinosauriern befasst.“ Die beiden Brüder verharrten kurz in Stille, um zu überprüfen, ob der Acrocanthosaurus noch in der Nähe war. „Ich will dir doch nicht vorschreiben was du machen sollt, Zane! Ich will nur… ich wollte immer nur, dass es dir gut geht.“, ließ sich Evan dazu herab ehrlicher zu werden. „Dann… hättest du mich auch öfters besuchen können.“, bemängelte Zane und Evan lachte los. „Ich dich? Ich hatte doch keinen Schimmer wo du dich rumgetrieben hast. Nicht einmal eine Nummer oder E-Mail hatte ich.“, wollte er sich rechtfertigen, doch darauf schien sein Bruder nicht hinausgewollt zu haben. „Nein, ich meinte… damals. Ich hatte ein halbes Dutzend Pflegefamilien bis ich endlich volljährig wurde und an das Erbe ran durfte um abzuzwitschern. Aber in dieser Zeit habe ich dich kaum gesehen, nur an Geburtstagen.“, erzählte er. Evan schluckte und musste zugeben, dass Zane recht hatte. „Ja, weil ich dachte… dass es zu hart für dich wäre mich ständig zu sehen. Ich hätte dich doch ständig nur an den Tod unserer Eltern erinnert und ich wollte, dass du dich bei deiner neuen Familie einlebst und sie erst einmal akzeptierst, vielleicht sogar lieben lernst.“, verriet er seine Beweggründe. Zane schüttelte nur verächtlich den Kopf. „Was redest du da? Ich war nie lange genug irgendwo um auch nur daran zu denken. Weißt du wie sehr ich mich immer gefreut habe dich zu sehen, aber es wurde nichts daraus?“ Evan lag immer noch flach auf dem Boden und versuchte seine Schmerzen zu vergessen. „Ich wollte wirklich nur das Beste für dich. Rückblickend… war ich aber vielleicht tatsächlich ein Arschloch.“, gestand sich der ältere Bruder ein. „Kannst du laut sagen.“, gab ihm Zane recht. „Ich schätze… ich wollte es dir irgendwie heimzahlen, indem ich damals nach Brookes Beerdigung einfach so verschwunden bin. Natürlich warst du wütend und aufgebracht, aber ich hätte darüber hinwegsehen und dir zur Seite stehen können. Aber ich bin abgehauen und habe den Kontakt abgebrochen so wie du damals. Es ist unser beider Schuld, dass wir uns nie einander haben annähern können. Das liegt uns wohl im Blut.“, redete Zane weiter. „Tja, irgendwie müssen wir wohl verwandt sein.“, erwiderte Evan mit einem breiten Grinsen. Zane zögerte nun etwas. „Bist du… bist du je über ihren Tod hinweggekommen? Ich meine, gibt es jemand Neues?“, erlaubte er sich zu fragen, doch Evan spürte, dass er es ernst meinte. „Ja… du erinnerst dich doch noch an Angelika, oder?“, hakte er nach. Stirnfalten seitens Zanes waren die Folge. „Ohja! Die hätte ich auch gerne mal…“ „Halt die Schnauze.“, würgte ihn sein großer Bruder ab. Dieser räusperte sich und würgte eine Entschuldigung heraus. „Sorry. Und… seid ihr jetzt zusammen, oder…“, trieb er das Gespräch weiter. Evan wand nun den Blick ab und schüttelte kaum merklich den Kopf. „Nein… das ist kompliziert.“, gestand er. Im Prinzip hatte er in dieser Angelegenheit viel mit seinem Bruder gemeinsam. Dieser war zwar überall auf dem Erdball unterwegs gewesen, doch Evan dafür in einer anderen Zeit. Durch ihren fehlenden Kontakt hatte Zane von Evans angeblichen Tod nichts mitbekommen, wofür dieser dankbar war. Zumindest das konnte er seinem kleinen Bruder ersparen. Es hatte bereits gereicht um Anges Vertrauen vollends zu verlieren. Das schlimme daran war, dass er jederzeit wieder so handeln würde. Indem er Harrison stoppte, hatte er unter anderem auch Zane gerettet, auch wenn dieser nie etwas davon erfahren würde. „Kompliziert? Willst du mich verarschen? Zeitreisen und plötzlich auftauchende Dinosaurier sind kompliziert, aber das doch nicht. Wenn sie dir etwas bedeutet, dann hin zu ihr! Ich weiß, wir haben beide den Nachnamen Cross und Problemen auszuweichen liegt uns im Blut. Aber wenn sie dich nach Brooke wirklich glücklich macht, gibt es keinen Grund weiter zu zögern.“, versicherte er ihm. Evan blickte ihn überrascht an. „Warst während deiner Reise auch in einem chinesischen Kloster oder woher hast du diese Weisheiten?“, fragte er, wollte aber nicht abfällig klingen. Zane überlegte sich zu antworten, doch abrupt begann sein Handy zu klingeln. Evan nahm sofort ab, um nicht unnützerweise ihren Besucher aus einer anderen Zeit anzulocken. „Kyle?“, fragte er sofort. „Ja, kannst du laufen?“, hakte dieser nach. Evan betätigte es ihm, seine Beine wurden immerhin nicht in Mitleidenschaft gezogen. „Gut, wir versuchen zu euch zu kommen, wo seid ihr?“, wollte er wissen. Evan versuchte durch die Beine ihres Verstecks zu sehen, doch er konnte nicht erkennen unter was für einem Saurier sie sich verbargen. „Wenige Meter vor uns steht ein Parasaurolophus. Wir haben uns unter einer Statue verschanzt.“, verriet er. „Roger.“, meldete sich Kyle und versprach bald bei ihm zu sein. Evan legte auf und reichte Zane sein Handy. „Was ist mit dem Saurier? Er ist immer noch da draußen.“, wand er ein. Evan musste ihm rechtgeben. Wenige Minuten später vernahmen beide ein Rascheln im Gras und wurden hellhörig. Doch es war zu leise um von dem Acrocanthosaurus zu stammen. „Mister Cross?“, hörte er eine bekannte Stimme und wagte es den Kopf aus seinem Versteck zu strecken. Sofort wurde von einem starken Lichtschwall geblendet und kniff die Augen zusammen. Zane robbte nach draußen und half auch seinem Bruder dabei unter der massiven Granitstatue hervor zu kriechen. „Alles in Ordnung?“, fragte Kyle der Evan eine helfende Hand reichte. Der Teamleiter konnte sich aber ohne fremde Hilfe erheben und stand bald darauf wieder auf sicheren Beinen. „Nehmen Sie meine Waffe.“, sagte Donovan und hielt Evan eine EMD hin. „Ähhh… darf ich vielleicht…“, begann Zane, doch Evan schüttelte augenblicklich den Kopf. Soweit kam es noch. „Evan, hast du noch das Ortungsgerät?“, hakte Kyle nach und dieser nickte. Er sah auf das Display und zeigte in westlicher Richtung. Die drei Männer nickten einander zu und setzten sich dann in Bewegung. Evan wies Kyle an, immer hinter ihnen zu bleiben und keine unnötigen Bewegungen zu machen. Nun erkannte Evan auch worunter sie sich verschanzt hatten. Unter dem massiven Körper eines Diplodocus. Dessen Hals erstreckte sich tief in die Höhe und sein Schädel wurde andächtig vom Mondlicht in ein helles Licht getaucht. Das Team bewegte sich zwischen den Gehegen umher, um es dem Acrocanthosaurus schwerer zu machen. Sie bogen gerade um eine Ecke als es heller wurde. Für Zane war es das erste mal, dass er eine reale Anomalie betrachten durfte. Schön und elegant schimmerte sie in der Dunkelheit. „Achtung!“, rief Donovan und schwenkte den Scheinwerfer nach rechts. Der Acrocanthosaurus stand wenige Meter von der Anomalie entfernt, ihm gegenüber eine große Statue. Im Licht konnte Kyle erkennen, dass es sich um einen Allosaurus handelte. Der Acrocanthosaurus brüllte seinen steinernen Rivalen an, doch dieser bewegte sich verständlicherweise keinen Zentimeter. Nun traf der Scheinwerfer seinen Schädel und er wurde geblendet. „Draufhalten! Ich muss ihn gut sehen können.“, wies Kyle den Ex-Major an. Evan erhob ebenfalls sein EMD und legte schützend einen Arm vor seinen Bruder. „Noch nicht feuern.“, warnte Kyle und Evan hörte vorerst auf ihn. Der Acrocanthosaurus war erneut auf sie aufmerksam geworden und steuerte auf sie zu. Evans Finger zitterte am Abzug, doch Kyle sah ihn warnend an. Der Acrocanthosaurus war nun gefährlich nah, doch der Mann aus der Zukunft hob sein EMD und gab einen gezielten Schuss ab. Ein Impuls traf die Echse direkt an der Stirn und diese gab einen abgestumpften Schrei von sich. „Zur Seite!“, schrie Kyle und die Reflexe seiner Kameraden waren zum Glück gut genug. Die vier teilten sich auf, gerade noch rechtzeitig als der schwere Körper drohte zu Boden zu fallen. Es gab einen starken Aufprall und der Acrocanthosaurus lieg bewegungslos liegen. Doch das hinderte Kyle nicht daran sicherheitshalber einen weiteren Schuss, nur zur Sicherheit abzufeuern. Doch es bestand kein Zweifel mehr daran, dass die Echse außer Gefecht war. Erleichtert ließen sich 3 der 4 Teammitglieder auf den Boden fallen. Donovan legte seinen Rucksack ab um das Anomalien-Messgerät zum Einsatz zu bringen. „Wir haben noch 40 Minuten bevor sich dieses Ding hier schließt.“, informierte er die anderen. Evan hob eine Hand und signalisierte ihm, dass er verstanden hatte. „Sehr gut. Dann übertrage ich Ihnen hiermit, den Saurier zurück durch die Anomalie zu schleifen und diese dann zu verschließen. Ich für meinen Teil will einfach nur zurück und eine Dusche nehmen.“, instruierte ihn Evan. „Da bin ich dabei.“, stimmte Kyle darauf ein. Donovan brummte unzufrieden. „Naja… diese Echse da ist ziemlich groß…“, wand er ein. Evan hatte sich erhoben und auch Zane aufgeholfen. „Organisieren doch einen Bagger oder so.“, schlug er vor und ließ Donovan mit diesem Problem vorerst allein. Kyle und Chambers sollten ihm kurze Zeit später dabei helfen das schlafende Tier mit einem Wagen zurück durch die Anomalie zu schieben. Donovan baute danach das Verschließgerät auf und wartete die letzten Minuten, bis sich das Portal in die Kreidezeit von alleine schloss. Evan und Zane warteten derweil im Wagen und nachdem Chambers alle durchgecheckt hatte, galt die Mission offiziell als abgeschlossen. „Hey, braucht ihr zufällig noch jemanden für diese Sauriersache?“, hakte Zane nach. Evan schüttelte amüsiert den Kopf. „Vergiss es.“, erwiderte er, dann begann bereits die Rückfahrt. Cross-Photonics Es war bereits Mitternacht als das CPT zurückkehrte. Evan und Donovan durften sich eine Gratis-Untersuchung bei Dr. Fridkin abholen, die ihre Verletzungen überprüfte. Donovan sollte seine Schulter schonen und bekam eine spezielle Salbe. Er hatte bereits befürchtet innere Blutungen zu haben, doch außer einem riesigen, blauen Fleck würde er wohl davonkommen. Das hatte er dem Mann zu verdanken der vor ihm stand. „Danke. Aber… mach das nie wieder.“, schärfte er Zane ein. „Klar. Solange du nächstes Mal besser auf sich aufpasst. Du weißt… ich kann nicht immer für dich da sein.“, antwortete er. Evan rollte mit den Augen. Als großer Bruder war das natürlich sein Standartsatz, oder sollte es zumindest sein. „Hey, ich bin nur diese eine Woche in Vancouver. Es wäre schön, wenn wir noch etwas gemeinsam unternehmen könnten.“, klang Zane nun eher leise. Evan musterte ihn kurz und nickte dann. „Ja, ich würde mich darüber freuen.“, erwiderte er. Er hatte sich die erneute Annäherung an seinen Bruder anders vorstellt, als zusammen vor einem Dinosaurier zu fliehen, aber so gesehen hatte die Mission auch etwas Gutes. Immerhin war Zane die einzige Familie die er noch hatte, oder? Zumindest mit der er blutsverwandt war. Zwei Mitglieder seiner Ersatzfamilie betraten gerade die Lazarett-Sektion und schritten auf ihn zu. „Evan, tut mir leid. Dir hätte sonst etwas passieren können, nur weil du mich nicht erreichen konntest. Das kommt nicht wieder vor, versprochen.“, stürzte Dylan zu ihm und erkundigte sich, ob es ihm auch wirklich gut ging. Auch Luke war gekommen. Obwohl zusammen mit Dylan, schienen die beiden keinen gegenseitigen Blickkontakt zuzulassen? Hatten sie sich etwa gestritten? „Ja, von mir auch Sorry. Das nächstes Mal bin ich definitiv wieder dabei. Aber ihr wart diesmal in einem Dinosaurier-Park, ehrlich? Das musst du mir unbedingt genauer erzählen.“, bat er. Evan rang sich ein Lächeln ab und deutete nach oben. „Frag Kyle, er wird dir sicher gerne Auskunft erteilen können, sollte er noch nicht eingeschlafen sein.“, schlug er vor. Erst jetzt bemerkten Dylan und Luke den anderen Mann, der an Evans Seite stand. „Und du bist…“, begann der Student und Zane hob die Hand zum Gruß. „Zane. Freut mich sehr, Evans Freunde sind auch meine. Oder so ähnlich.“ Evan räusperte sich kurz und stellte ihn dann vor. „Darf ich euch meinen kleinen Bruder vorstellen? Er kann manchmal recht nervig sein, aber dafür ist er umso kleverer.“ Zane protestierte und richtete sich dann seine Jacke zurecht. „OK, ich werde dann mal verschwinden. Wir sehen uns noch?“, fragte er hoffnungsvoll. Evan musste es ihm erst versprechen, erst dann wollte er gehen. Zane nickte Dylan und Luke nochmals zu, die immer noch verdutzt über die Offenbarung waren. Eine Minute später war er aus dem Stockwerk verschwunden, jedoch nicht erneut ais Evans Leben, wie dieser hoffte. „Ähhm… dein Bruder? Hattest du den bereits einmal zuvor erwähnt?“, fragte Luke perplex, doch Evan verneinte. „Nein, wir haben uns länger nicht gesehen, aber ich bin wirklich froh, dass er sich heute gemeldet hat. Und… natürlich, dass er mir das Leben gerettet hat.“, fügte er hinzu. Lukes Blick wanderte zu Dylan. „Nein, mir gegenüber hat er es ebenfalls nie erwähnt.“, sagte sie und Evan erkannte eine Spur Trotz in ihrer Stimme. Scheinbar hatte Lukes Überraschungsbesuch im Krankenhaus doch nicht den gewünschten Effekt gehabt, den sich dieser erhofft hatte. „Wir sind aber natürlich froh, dass dir nichts gröberes zugestoßen ist. Was deinen Bruder angeht… werden wir ihn demnächst noch öfter zu Gesicht bekommen?“, fragte Dylan interessiert. Evan überlegte nun etwas. „Ja, mal sehen.“, gab er keine konkrete Antwort. Im Stillen jedoch hoffte er es sehr. Immerhin war er sein kleiner Bruder. London – Anomaly Research Center „ARC“ Mac Rendell brauchte beinahe 5 Minuten bis er sämtliche Sicherheitstüren überwunden hatten. Die Vorkehrungen waren seit seiner Abreise sogar noch verstärkt worden, allerdings kein Wunder, wenn man bedachter wie viele Kreaturen im Tier-Sektor des ARCs inzwischen lebten. Doch Mac erlaubte sich kein Urteil darüber zu bilden ob diese wirklich Artgerecht gehalten wurden. Sie waren es, die sich Zutritt in ihre Welt verschafften, also sollten sie auch mit den Konsequenzen leben. Als Mac seinen Sicherheitsausweis wegsteckte, fragte er sich wozu es überhaupt noch einen Lockdown gab, wenn man ohnehin so gut wie unmöglich hinein und heraus kam. Aber aufgrund vergangener Ereignisse wurde das ARC zu einem der am besten gesicherten Stützpunkte Englands. Vermutlich besser als der MI5. Mac schritt nun den Gang zur Kommando-Zentrale entlang, der äußerst unbesetzt wirkte. Natürlich, es war bereits spät und die meisten Wartungsarbeiten an den Geräten waren bereits abgeschlossen. Nur eine einsame Gestalt hockte vor einem der Computer und war im Prinzip nicht mehr aus dem täglichen Vorgang wegzudenken. „Guten Abend, schöne Lady.“, grüßte der Captain Jess Parker, die überrascht zu ihm aufsah. Damit hatte er nicht übertrieben, denn Jess trug heute nicht ihre üblichen Klamotten, sondern ein schwarzes Abendkleid. „Mac, du noch hier? Geht dein Flug nicht schon morgen früh?“, hakte sie nach. Der Captain seufzte und nickte zustimmend. „Ja, aber der Boss will mich noch einmal sprechen bevor ich abreise.“, erklärte er. Mac hatte die letzte Woche im Prinzip nichts anderes getan, als dem Minister in einem Top-Secret Gespräch über die Vorkommnisse in Vancouver Bericht zu erstatten. Auch eine mögliche Invasion in der Zukunft ließ er nicht aus. Der Minister weigerte sich jedoch geradezu strickt daran zu glauben und erzählte etwas von alternativen Zeitlinien. Die falsche Einstellung wie Mac fand, denn wenn Kyle nicht log, sah diese Welt einer großen Gefahr entgegen. „Verstehe. Er ist in seinem Büro, aber kannst du mir einen Gefallen tun? Sag mir ob er gerade gute oder schlechte Laune hat. Ich habe heute noch ein Date und will ihn bitten etwas früher gehen zu dürfen.“, bat Jess flehend. Mac versprach es ihr und erklärte sich somit gleich ihr Outfit. Mit wem sie ein Date hatte hinterfragte er nicht, er wollte das Gespräch einfach schnell hinter sich bringen. Er ließ Jess weiterarbeiten und trabte in Richtung Büro. Vorsichtig klopfte er und wartete ab. „Herein.“, rief eine tiefe Stimme. Mac öffnete die Tür und trat ins Büro. Er schloss sie wieder und nahm militärische Haltung an. „Setzen.“, sagte James Lester, der hinter seinem Schreibtisch kauerte und einige Papiere durchging. Mac folgte der Aufforderung und nahm vor dem Leiter des ARC Platz. Lester sah zu ihm hinüber und verkreuze die Hände. „Sie reisen morgen bereits wieder ab? Gefällt es Ihnen nicht bei uns?“, hakte er nach. Macs Augenbrauen schoben sich nach oben und er wirkte verblüfft. „Natürlich tut es das, Sir, ich liebe London.“, beharrte er. Lester nickte und lehnte sich in seinen Stuhl zurück. „Ja, das kann ich verstehen. Es ist so, ich habe in letzter Zeit oft an den Ruhestand gedacht.“, verriet er. Das überraschte Mac noch wesentlich mehr. „Ich dachte dabei an eine schöne Südsee-Insel in der Karibik. Ich kaufe mir ein schönes Strandhaus, kann jederzeit die Fenster geöffnet lassen und vielleicht besuchen mich hin und wieder kleine Eidechsen. Nicht so große wie mit denen ich es hier zu tun bekomme. Einfach ein schickes, kleines, altmodisch Häuschen. Vielleicht mit einem Baum der aus dem Wohnzimmer herauswächst.“, schwärmte Lester weiter. Mac zögerte nun, da er absolut nicht wusste, worauf der ARC-Leiter hinauswollte. „Sir, auf mich machen Sie eigentlich nicht den Eindruck, als könne Ihnen sowas gefallen. Sie lieben London doch genauso wie ich und die Hitze in der Karibik würde Sie zu Grunde richten.“, erlaubte sich der Captain zu sagen. Lester nickte abrupt. „Sie haben recht. Die Kälte in London liegt mir mehr und auch von Ruhestand halte ich nichts, denn ohne mich würde der Laden hier doch ehrlich gesagt den Bach runtergehen. Nein, worauf ich hinaus wollte war, dass für jeden irgendwann einmal Veränderungen anstehen. Wie war Ihr Jahr bei diesen Leute, die Polo mitten auf rutschigen Eisflächen spielen?“, wollte er wissen. Mac musste kurz nachdenken. „Sie nennen es Eishockey, aber ja, dieses Jahr war definitiv eine interessante Erfahrung. Die Leute dort sind sehr speziell, aber es ist mir eine Ehre mit ihnen zu arbeiten.“, verriet er. Lester spitzte die Lippen und fuhr fort. „Ich bezog mich mehr auf Ihr erstes eigenes Kommando. Hat es Ihnen zugesagt?“ Mac schluckte. Wollte ihn Lester etwa überprüfen ob er der Aufgabe wirklich gewachsen war? „Ich danke Ihnen für dieses Kommando und hoffe ich habe es zu Ihrer Zufriedenheit erfüllt. Und ja, ich fühle mich ihm durchaus gewachsen.“, versicherte er. Lester nickte. „Aber ich hörte Evan Cross, der eigentliche Gründer des Anomalienteams wäre wieder zurück, ist das richtig?“ Mac zögerte etwas, bejahte dann aber. Lester lehnte sich noch weiter in seinen Stuhl zurück und sah den Captain prüfend an. „Ich habe Sie heute hergebeten, weil ich Ihnen einen Vorschlag machen wollte. Ob Sie ihn annehmen oder nicht liegt natürlich nur bei Ihnen. Es ist eine Gelegenheit, doch allein Sie entscheiden ob Sie sie annehmen.“, verkündete Lester nun ernst. Mac ging einen Moment inne und verarbeitete das Gesagte. Dann wurde er lockerer und sah seinen Boss erwartend an. Er wollte sich anhören, was für ein Angebot dieser für ihn bereithielt. „Ich höre.“, sagte er gespannt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)