When The Sun Goes Down von Medieval ================================================================================ Kapitel 2: Betrunkene Worte sind nüchterne Gedanken --------------------------------------------------- Ich sah den Wolken dabei zu wie sie langsam am Himmel schwebten, mein Kopf dabei gebettet auf einer Eisenbahnschiene. Es war mittlerweile Abend und die Sonne ließ den Himmel wie bei einem Regenbogen in unterschiedlichen Farben erstrahlen. Ich guckte auf die Uhr in meinem Handy. Es dauerte nicht mehr lange und der Zug würde hier lang fahren. Mein Blick wieder in Richtung Himmel, beobachtete ich einen Schwarm Vögel dabei, wie er über mir entlang flog. Nach kurzer Zeit spürte wie die Schiene unter meinem Kopf leicht anfing zu vibrieren. Der Zug kam also. Langsam stand ich auf und stellte mich in die Mitte der Gleise. Ich konnte den Zug von weiten schon sehen, wie er sich in hoher Geschwindigkeit näherte. „Jona!“ Ich drehte mich in die Richtung aus der ich die mir merkwürdig vertraute Stimme gehört hatte. In meine Richtung kam eine Person angerannt, erkannte aber nicht wer es war. Ich sah wieder in die Richtung aus der der Zug kam. Er war nicht mehr weit weg. Ich schloss meine Augen und wartete darauf dass der Zug mich erfasste. Plötzlich ging ein Ruck durch meinen Körper und ich fiel zur Seite auf den Boden. Erschrocken riss ich die Augen auf und sah wie der Zug neben mir vorbei fuhr. Dann nahm ich den Druck auf meinem Körper wahr und sah an mir runter. Mike… Auch an diesem Morgen wurde ich wieder von dem nervigen Piepen meines Weckers geweckt. Heute war der letzte Schultag. Meine Laune war auch durch die bevorstehenden Sommerferien nicht wirklich gut.Im Schlimmsten Fall, würde ich Mike heute das letzte Mal sehen. Zwar hatte er gesagt dass wir jetzt Freunde wären, aber sollte ich da wirklich so viel Wert rein legen? Trotz meiner Zweifel war ich dieser Meinung. Mike war niemand der sich anfangs Freunde machte und sie dann links liegen ließ. Ja, wir werden uns wieder sehen und ich rede mir das jetzt solange ein, bis ich es auch hundert prozentig glaubte! Mit merklich besserer Laune stieg ich aus dem Bett und ging ins Bad um mich fertig zu machen. Zurück in meinem Zimmer, sah ich das Abschluss Shirt auf meinem Schreibtischstuhl liegen. Meine Mum wollte es vorher noch mal waschen und hat es anscheinend, bevor sie heute zur Arbeit gefahren war, hier hin gelegt. Ich hatte das Shirt schon fast wieder vergessen, oder eher verdrängt. Ich sah es eine Zeit lang unschlüssig an und überlegte ob ich es wirklich anziehen sollte. Schlussendlich nahm ich es doch uns zog es mir über. Ich hatte es vorher nie anprobiert. Eigentlich wollte ich es gar nicht haben, ich war immer der Meinung nie wirklich in diese Klasse zu gehören, aber meine Mum hatte, durch eine Mutter eines Klassenkameraden, davon Wind bekommen und mich regelrecht gezwungen mir doch eins zu besorgen. So schlimm sah es gar nicht aus, dachte ich als ich mich im Spiegel betrachtete. Zwar war das Motto nicht wirklich nach meinem Geschmack 'Das Niveau verlässt das Gebäude', aber jedem das seine. Ich seufzte einmal, ehe ich mir meine Tasche nahm und zum Bus ging. Gerade aus dem Bus ausgestiegen, hörte ich schon die laute Musik und die Stimmen der Schüler. Die 10er Party schien anscheinend schon in vollem Gange zu sein. Meine Vermutung bestätigte sich als ich dann den Schulhof betrat und meinen Jahrgang auf einer Bühne zu lauter – und vor allem Schlechter – Pop Musik tanzen sah. Wie kann man nur zu Nicki Minaj so abgehen? Ich hätte ja eher was anderes angemacht. ‚Black Veil Brides‘, ‚Her Bright Skies‘ oder ‚Pierce The Veil‘, aber damit stände ich wohl alleine da. Bei dem Anblick verzog ich das Gesicht und wollte am liebsten wieder in einen Bus steigen, egal welcher, Hauptsache weg! „Endlich Geschafft! Ist das nicht Super?“ sagte Mike und legte seinen Arm auf meine Schulter. Ich erschreckte mich und zuckte zusammen, so dass Mikes Arm von meiner Schulter rutschte. Mike sah mich erst verwirrt an ehe er leicht Lachen musste. „Du bist wirklich viel zu schreckhaft.“ sagte er dann. Ich zuckte nur mit den Schultern, musste aber Grinsen. Gemeinsam gingen wir dann zum Rest des Jahrgangs. Wir stellten uns aber etwas Abseits der Party Meute. Wie ich erfuhr, stand Mike auch nicht auf solche Musik, wie die die hier lief. Hatte ich mir aber auch schon gedacht, sein Kleidungsstiel glich meinem und alle die ich kannte, die so rumliefen, gefiel Pop Musik nicht besonders. Nach einer Weile kamen dann auch Mikes Freunde. Als ich sie von weitem schon sah, hatte ich ein komisches Gefühl. Vielleicht mochten sie mich nicht? Ich mein, wer mag schon einen Außenseiter? Deswegen waren sie ja Außenseiter. Was mit am meisten Sorgen bereitete war; wenn sie mich nicht mochten, wie sie dann Mike gegenüber reagieren würden. Aber meine Sorgen waren vollkommen unbegründet. Als Mikes Freunde da waren begrüßten sie mich und stellten sich als Tim, Chris und Sam vor. Wir verbrachten den Tag zusammen und verstanden uns besser als gedacht. Auch mit Luke verstanden sie sich gut als er in der Pause zu uns kam. Der Tag war so gut wie überstanden. Wir hatten gerade unsere Zeugnisse bekommen und unser Jahrgang wollte nun noch auf der Bürgerwiese feiern. Die Bürgerwiese war von Bäumen umrandet, so dass man ungestört von den Anwohnern, die in der Nähe wohnten, feiern konnte und lag direkt neben einem Tauchersee. Ich war gerade auf dem Weg zum Bus um dort hin zu fahren. Ich war vorher einmal kurz Zuhause gewesen, um mein Zeugnis weg zu bringen, damit ich mir darum den Tag über keine sorgen mehr machen musste. Wie eigentlich schon erwartet, hatte ich nicht vorgehabt dorthin zu gehen, aber Mike ging zur Wiese und als wir in der Schule darüber geredet hatten, meinte er ich müsste auch unbedingt kommen und so hat er mich überredet doch hinzugehen. Nach zwanzig Minuten Busfahrt stieg ich aus und ging den restlichen Weg zu Fuß. Kaum hatte ich die Bürgerwiese betreten, hörte ich schon Musik und das Lachen der Anderen. Ich ging in die Richtung, aus der die Musik kam und auf halben Weg kamen mir schon die ersten Klassenkameraden entgegen. Ich ging weiter in die Richtung aus der sie kamen und hinter dem Ring aus Büschen und Bäumen, von denen es auf der Bürgerwiese mehrere gab, damit sie für Schatten und Trennung, von anderen Leuten die auch hier waren, sorgten, fand ich dann die Feiernde Meute. Sie saßen auf den Bänken die vereinzelt rumstanden oder einfach auf Decken auf dem Boden. Nach kurzem umsehen fand ich auch Mike und seine Freunde. Ich ging auf sie zu und als er mich auch sah, winkte er mir zu. „Da bist du ja endlich. Ich dachte schon du kommst nicht mehr.“ Sagte er kaum dass ich mich neben ihm auf die Decke gesetzt hatte. „Ihr seid doch erst seit einer Stunde hier.“ „Ja, und? Alle anderen sind auch schon da!“ Meinte er darauf Lachend und drückte mir ein Bier in die Hand. Dankend nahm ich es an und trank einen Schluck. Zwei Stunden später waren wir schon ganz schön angetrunken. Wir redeten Blödsinn und waren nur noch am Lachen. Vor allem bei mir war es schlimm, denn im Gegensatz zu den anderen hatte ich mit den Harten Sachen, wie Wodka oder Schnaps, keinerlei Erfahrung. Zum Glück konnte ich aber noch einiger maßen klar denken, auch wenn manchmal alles anfing sich zu drehen, besonders wenn ich aufstehen wollte. Mike hielt mir noch einen Klopfer hin, doch ich lehnte ab. Ich wollte erst mal wieder klarer im Kopf werden. Er zuckte mit dem Schultern und trank darauf hin seinen und meinen. „Ich hab eine Super Idee!“ sagte Mike auf einmal. Ich sah ihn nur fragend an während er aufstand. „Na los, steh auf!“ Er zog mich am Arm auf die Beine und zog mich hinter sich her. Mike ging in Richtung Zaun, der den Tauchersee von der Bürgerwiese abtrennte. Er war an einigen Stellen eingerissen und durch eine der Lücken gingen wir. Langsam dämmerte es mit was Mikes tolle Idee war; er wollte schwimmen gehen. Durch Gebüsch und Bäume liefen wir ein paar Meter zu einer Stelle an der man gut ins Wasser gehen konnte. Mike war schon dabei sich die Schuhe auszuziehen nachdem er sich das T-Shirt über den Kopf gezogen hatte, während ich nur perplex da stand. Ich war mehr als nur abgelenkt von seinem Oberkörper. Schon länger hatte ich mir gewünscht ihn ohne seine Kleidung zu sehen und jetzt zog er sich vor mir aus. Als er nur noch in Boxershorts da stand ging er ans Wasser sodass er bis zum Knöchel drin stand. Dann drehte er sich zu mir um. „Willst du etwa mit Kleidung schwimmen gehen?“ fragte er mich mit einem Grinsen im Gesicht. Mein Gott, sah der Kerl heiß aus wenn er mich so angrinste. Am liebsten würde ich ihm in die Arme rennen und Küssen! Kaum hatte ich den Gedanken zu Ende gedacht bewegten sich meine Beine in seine Richtung. Kurz vor ihm blieb ich stehen und sah ihm in die Augen. Ich merkte, dass er in Gedanken versunken war, konnte aber nicht im Entferntesten sagen an was er denken könnte. Dann setzte mein Gehirn wieder ein, ich bekam Panik. Oh mein Gott, ich war gerade kurz davor Mike zu küssen! Ich durfte das nicht! Mike war nicht schwul, ich konnte nicht unsere neue Freundschaft aufs Spiel setzten nur weil ich zu viel getrunken hatte! Das war keine Entschuldigung! Ich musste irgendwas machen! Ich gab Mike einen kräftigen Schubs und er fiel erschrocken nach hinten ins Wasser. Nun saß er wie ein begossener Pudel im Wasser und sah mich perplex an. Ich fing an zu lachen, weil das einfach nur zu komisch aus sah. Kurz darauf fing auch Mike an zu lachen. „Das bekommst du zurück!“ Mike stand schneller vor mir als ich weglaufen konnte. Er nahm mich auf die Arme als würde ich nichts wiegen und ging mit mir Richtung Wasser. „Mike nicht! Ich hab noch meine Kleidung an!“ Ich versuchte mich aus seinem Griff zu lösen doch er hielt mich eisern fest. Als er bis zu den Oberschenkeln im Wasser stand warf er mich hinein. Schreiend und mit einem lauten Platscher landete ich im Wasser. Prustend kam ich wieder an die Wasseroberfläche und sah Mike der sich vor Lachen den Bauch hielt. So lange er noch vom Lachen abgelenkt war sprang ich ihn an und drückte ihn unter Wasser. Eine ganze Weile ging das dann so weiter, bis wir uns dann ans Ufer legten, um uns von den letzten Sonnenstrahlen trocknen zu lassen. Zugegeben, bei mir hatte es so gut wie keinen Effekt, denn ich war mit all meinen Klamotten im Wasser gewesen, aber Mike war nach einer Weile trocken. Nur seine Boxer war noch klamm. Wir gingen den gleichen Weg den wir gekommen waren wieder zurück. Wieder bei Mikes Freunden angekommen setzten wir uns zu ihnen auf die Decke. „Man wo wart ihr denn so lange? Ihr wart über eine Stunde weg! Wir haben euch schon gesucht und dachten ihr wäret nach Hause gegangen, weil wir euch nicht gefunden haben!“ meckerte Sam als er bemerkte, das wir es waren, die sich auf die Decke gesetzt hatten. „Wir waren Schwimmen, hinten am See.“ meinte Mike darauf nur lachend. „Ihr hättet uns eigentlich leicht finden können!“ „Alter, du bist ja ganz nass!“ Kam es auf einmal Tim. Sam, Chris, Mike und ich sahen ihn an. Erst erstaunt und dann fragend sah er in die Runde. „Wasn?“ fragte er dümmlich nachdem er den Inhalt seines Bechers noch schnell auf Ex kippte. Chris deute ihn mit der Handfläche gegen die Stirn so das er nach hinten umkippte. So blieb er einfach liegen uns regte sich nicht mehr. „Der ist eindeutig Sternhagel voll.“ bemerkte ich lachend. Mike nickte nur und fing dann auch an zu lachen. „Lassen wir den einfach so liegen.“ Sagte Chris der darüber auch nur lachen konnte und gab Mike und mir noch ein Bier. Gegen ein Uhr Nachts wollte ich dann langsam nach Hause gehen. Doch ich kippte, kaum das ich richtig stand, direkt wieder um. Die letzten drei Wodka Energy – oder waren es doch mehr? – waren wohl zu viel. Ich lag seitlich auf dem Rasen und versuchte wieder aufzustehen, doch als ich erneut drohte auf halben Weg umzukippen, hielt mich jemand am Arm und zog mich auf die Beine. Ich nuschelte ein danke und wollte schon meines Weges gehen, doch die Person hielte mich am Arm fest. „Jona, du kannst doch kaum stehen, willst du wirklich alleine nach Hause?“ fragte mich eine bekannte Stimme. Ich sah hoch und direkt in Mikes Gesicht. „Sicher, wo ich kann das?“ „Übernachte lieber bei mir, ich wohne nicht weit weg und du musst nicht betrunken mit dem Bus fahren, davon abgesehen das du nur noch sinnloses Zeug lallst.“ Während Mike anscheinend über mein Verhalten lachen musste, nickte ich nur noch schwach, denn ich war schon dabei im stehen einzuschlafen. Ich kippte gegen Mike und blieb einfach gegen ihn gelehnt stehen. Er roch so verdammt gut. Das machte mich noch schläfriger. Mike zog mich auf seinen Rücken und ging dann los. Ich legte meinen Kopf in Mikes Halsbeuge und zog seinen Duft ein. Ich konnte davon einfach nicht genug bekommen! Ich fing an Mikes Hals zu Küssen und merkte wie er sich leicht verkrampfte. „Jona, was machst du da?“ Ich brummte leicht, hörte aber nicht mit meiner Tätigkeit auf. „Ich liebe dich.“ Murmle ich gegen seinen Hals. „Du bist betrunken, Jona. Sag das nochmal wenn du nüchtern bist, dann glaub ich dir.“ Ich hörte auf und ließ meinen Kopf auf seiner Schulter liegen. Ich schloss die Augen und nach kurzer Zeit war ich eingeschlafen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)