When The Sun Goes Down von Medieval ================================================================================ Kapitel 5: Und das Übel nimmt seinen lauf ----------------------------------------- Ich rannte. Ich rannte einfach nur gerade aus. Vor mir die untergehende Sonne und der schier endlose Horizont und hinterm mir nur eine Leere Straße. Ich wusste nicht wohin ich rannte, aber ich rannte immer weiter. Ganz klein tauchten vor mir die Konturen einer Person auf. Sie ging, im Gegensatz zu mir langsam die Straße entlang. Je näher ich kam, desto deutlicher wurde die Person vor mir. Ich holte den Vorsprung immer schnell auf, da ich nun wusste wer dort vor mir lief. Mein Vordermann drehte sich nicht um, er ging immer noch mit dem Rücken zu mir gewannt die Straße weiter. Bei ihm angekommen sprang ich ihm auf den Rücken und automatisch hielt er meine Beine fest. Ich schmiegte mich an ihn und vergrub meinen Kopf in seiner Halsbeuge. „Ich liebe dich!“ „Du bist betrunken...“ Samstag ~Jonas Sicht~ Ich öffnete meine Augen und sah gegen die Wand meines Zimmers. Langsam richtete ich mich auf und sah auf meine Bettdecke. Nun hatte ich mich doch tatsächlich mit meinem eigenen Traum selbst verwirrt! Warum hatte sich die Art meines Traumes auf einmal geändert? So lief es doch bisher noch nie ab! Was mich aber am meisten verwirrte war, das mir die Worte 'Ich liebe dich' und sein 'Du bist betrunken...' so vertraut vor kamen. Wie bei einem Deja Vu! Doch ich hatte keine Zeit mir noch groß Gedanken darüber zu machen, denn wir hatten schon kurz vor eins und ich wollte mich noch vor Linas Party mit Luke treffen. Also schwing ich mich aus dem Bett, ging ins Badezimmer um zu Duschen, Zähne putzen und Haare föhnen. Zurück in meinem Zimmer zog ich mir was Party taugliches an. Nachdem ich dann noch zu Mittag gegessen hatte, denn um kurz vor drei war schon etwas spät für Frühstück, machte ich mich dann auf den Weg zu Luke. Bei Lukes Haus angekommen klingelte ich und nach einiger Zeit wurde mir auch die Tür geöffnet. Lukes Mum begrüßte mich und ließ mich dann rein. „Luke ist in seinem Zimmer und spielt bestimmt mal wieder Gitarre, wahrscheinlich hat er dich deswegen nicht gehört. Geh einfach hoch.“ Ich nickte und ging dann die Treppe hoch. Lukes Mum hatte recht gehabt, Luke spielte mal wieder, denn je näher ich seinem Zimmer kam je lauter wurde die Musik. Als ich seine Zimmer Tür dann öffnete verklang gerade der letzte Ton. Luke saß in mit dem Rücken zu mir in einem seiner zwei Sitzsäcke. „Das war super!“ Luke drehte sich zu mir. „Danke. Seit wann stehst du da schon?“ „Hab gerade erst die Tür aufgemacht.“ „Oh, ich hab gar nicht gehört dass du geklingelt hast.“ Ich winkte grinsend ab und ließ mich in den Sitzsack gegen über seinen Fallen. Ich lehnte mich zurück und machte es mir somit gemütlich. „Spielst du noch mal was?“ „Was denn?“ „Mir egal.“ Luke fing an zu spielen und ich erkannte den Song an den ersten Tönen. Ich wusste auch warum er dieses eine Lied spielte. Es war das Lieblingslied von seiner Oma gewesen und er hat es ihr oft vorgespielt. Ich schloss die Augen und lauschte der Musik. Luke war am Ende angekommen und es wurde still im Raum. „Vermisst du sie?“ Luke sah mich eine Weile an ehe er antwortete. „Ja, schon. Zwar nicht mehr so sehr wie am Anfang, aber immernoch. Das wird auch immer so bleiben. Wichtige Menschen sind einem niemals egal. Aber jetzt zu dir. Du willst nur das ich dir was vorspiele, wenn es dir selber nicht gut geht! Was ist los?“ Ich setzte mich wieder gerade in den Sitzsack und sah Luke an. „Du kennst es doch wenn man ein Deja Vu hat?“ Luke nickte. „In meinem Traum hab ich Mike gesagt ich liebe ihn und kurz darauf bin ich aufgewacht, mit dem Gefühl gerade ein Deja Vu gehabt zu haben.“ „Aber das ist doch nicht so schlimm oder? Das war doch nur ein Traum.“ „Schon, aber was wenn ich das während meines Filmrisses zu Mike gesagt habe und mein Unterbewusstsein sich wieder daran erinnert?“ „Du denkst doch nicht echt dass du das gesagt haben könntest?“ „Ich weiß nicht, was ich denken soll! Ich träum seit Wochen immer wieder diese komischen Träume, dass weißt du. Da kann mir auch vorstellen, dass ich mich auf diese komische Weise wieder an meinen Filmriss erinnern würde.“ „Ich glaub du machst dir zu viele Gedanken! Du hast Mike doch seit deiner Abschlussfeier mehrmals gesehen und wenn du das wirklich gesagt haben solltest, sollte er sich doch anders dir gegen über verhalten oder mal was erwähnt haben, oder nicht?“ „Ich denke schon.“ „Also, hör auf dir immer so viele Gedanken darüber zu machen, es sind nur Träume. Ich kann mir vorstellen dass es nicht so toll ist, so was ständig zu träumen, aber leg da nicht so viel Wert rein.“ Ich nickte Luke zu. Wahrscheinlich hatte er recht und dieser Traum hatte keine große Bedeutung. „So, ich mach mich dann mal fertig, damit wir heute auch irgendwann mal zur Party kommen.“ Damit stand Luke aus dem Sitzsack auf und verließ das Zimmer. Gegen halb sieben standen wir dann, mit jeweils einer Flasche Alkohol in der Hand, vor der Einfahrt des Hauses, was nach Angabe der Adresse der Veranstaltungsort der Party sein sollte. Haus war da schon fast untertrieben, es war mehr eine kleine Villa. „Bist du sicher dass wir richtig sind?“ Fragte mich Luke. „Wir haben beide dieselbe Adresse bekommen und Mike ist auch nicht gerade Arm. Lina ist seine Cousine, würde mich also nicht wundern, wenn die noch mehr Geld haben.“ Wir gingen die Einfahrt hoch und langsam konnten wir auch die Musik von innen hören. Wir drückten auf die Klingel und Lina öffnete die Tür. „Jungs, da seid ihr ja! Schön das ihr auch gekommen seid!“ Sie drückte uns einmal, nahm uns dann die Flaschen ab und gemeinsam gingen wir rein. Das hier war wirklich eine Hausparty im großen Stil. Laute Musik, die man von außen gar nicht als so laut wahrgenommen hatte, und überall Leute. Viele von denen kannte ich nicht, andere waren im demselben Jahrgang wie ich gewesen und andere kannte ich vom sehen aus Lukes Jahrgang. „Ist Mike hier?“ fragte ich Lina. „Ja, er muss sich mit seinen Kumpels irgendwo im Haus aufhalten. Vielleicht ist er auch draußen im Garten.“ Aus einem Nebenzimmer hörten wir, wie jemand nach Lina rief und damit verschwand sie durch eine Tür zu unserer Rechten und ließ Luke und mich stehen. Luke ging den Flur weiter gerade aus und ging dann dort durch die Tür. Wir kamen ins nicht gerade kleine Wohnzimmer, mit einer Glaswand, durch die man in den genauso wenig kleinen und beleuchteten Garten sehen konnte. Auch hier waren überall feiernde Teenager, doch von Mike und oder seinen Kumpels war keine Spur zu sehen. „Holen wir uns erst mal was zu trinken.“ Schlug Luke vor und wir gingen zum Tisch, auf dem einiges an Flaschen aufgestellt waren. Wir nahmen uns jeweils eine Flasche Becks und stießen an. Nachdem ich einen Schluck getrunken hatte, sagte ich Luke dass ich mal draußen gucken gehen wollte, ob Mike irgendwo dort war. Luke nickte und ging dann zu ein paar Jungen, die er wohl kannte. Ich ging nach draußen und sah mich nach Mike um. Zu meiner Enttäuschung sah ich ihn aber auch hier nirgendwo. „Hey, du siehst aus als ob du jemanden suchen würdest.“ Ich sah zu meiner Linken und dort stand ein schwarzhaariger Junge der mich grinsend ansah. „Äh, ja. Einen Kumpel von mir. Mike, Linas Cousin.“ „Ne der ist nicht hier draußen. Aber sag mal, du bist nicht öfter auf Linas Partys, oder? Ich sehe dich zum ersten Mal.“ „Ne, ich kenn Lina noch nicht so lange.“ „Das erklärt es! Ich bin Luis.“ „Jona.“ Luis schaffte es wirklich mich in eine Unterhaltung zu verwickeln, aus der ich nicht mehr raus kam. Wir setzten uns auf eine Bank und nach weiteren Themen hatte ich fast schon vergessen, warum ich eigentlich raus gekommen war. Luis war nett, doch hatte ich immer das Gefühl das da noch mehr war, was man auf den ersten – oder auch zweiten – Blick nicht sofort erkennen konnte. Doch er wusste mich in das Gespräch so gut zu verwickeln, dass ich das Gefühl erst mal verdrängte. Als wir beide dann unser Bier leer hatten, wollten wir rein gehen uns was Neues holen. Wir gingen wieder ins Wohnzimmer, auf den Tisch zu, auf dem die Getränke standen und aus dem Augenwinkel bekam ichmit wie Luis ein paar Jungs einen versteckten Daumen rauf zeigte, worauf sie es im gleich taten. Es meldete sich wieder dieses Komische Gefühl, doch wieder verdrängte ich es. Ich wollte heute lieber Spaß haben und mir keine Gedanken über so was machen. Und ehe ich es mir versah verging die erste Stunde auf Linas Party, ohne dass ich Mike auch nur einmal gesehen hatte. Ich hatte mittlerweile auch schon ein paar Bier und anderes intus, und das obwohl ich nicht so viel trinken wollte, aber Luis schaffte es immer wieder mich dazu zu bringen was zu trinken. Ich bemerkte somit auch nicht, dass Luis mir irgendwie immer näher gekommen war, auch bemerkte ich nicht wirklich dass er angefangen hatte mit mir leicht zu flirten. „Wollen wir wieder raus in den Garten gehen? Da ist es etwas leiser als hier drinnen.“ Ich nickte und folgte Luis, naiv wie ich war, nach draußen. Wir standen wieder an der Bank auf der wir auch vorhin gesessen hatten, nur diesmal waren hier weniger Leute. Somit war es hier auch wirklich etwas Leiser und man konnte etwas ungestörter sein. Ich wollte mich gerade wieder auf die Bank setzen da küsste mich Luis. Mit einem Schlag war ich wieder nüchtern und guckte Luis mit weit aufgerissenen Augen an. ~Mikes Sicht~ „Sag mal Lina, ist Jona nicht da? Ich dachte er wollte kommen.“ „Doch er ist schon länger da. Habt ihr euch denn noch nicht gesehen?“ Ich schüttelte den Kopf. „Komisch.“ In mir machte sich ebenfalls ein komisches Gefühl breit. „Sag mal, Luis ist doch wieder hier, oder?“ „Ja, aber wa… Oh scheiße!“ Lina sah mich erschrocken an, denn sie wusste das ich auf Jona stand und Luis war Bi, vögelte alles was ihm gerade in den Weg kam und da Jona neu war, war er somit, mit hoher Wahrscheinlichkeit, sein neues Opfer. Mein ungutes Gefühl wurde zur Übelkeit. Ich konnte nur hoffen das Jona auf sich selber aufpassen konnte und nichts Dummes anstellte. Jona liebte mich, laut seiner Aussage auf der Abschlussfeier zumindest, und ich glaubte ihr mittlerweile vollkommen. Ich konnte mir gerade nicht vorstellen dass er etwas mit Luis anfangen würde. „Ich geh mal ins Wohnzimmer gucken ob die da sind.“ Sagte ich zu Lina und machte mich auf den Weg. Durch die Tür gegangen sah ich noch wie Luis, mit Jona im Schlepptau, in den Garten gingen. Schnell folgte ich ihnen. Gerade betrat ich die Trasse, da drückte Luis seine Lippen auf Jonas, oder war es anders herum? Mir klappte nur die Kinnlade runter und ich starrte die zwei an. ~Jonas Sicht~ Vollkommen erstarrt saß ich da und ließ zu das Luis sich als nächstes an meinen Hals ran machte. Er senkte den Kopf und ich sah dass Mike uns mit offenem Mund ansah. Aus Panik schubste ich Luis weg, leider so heftig das ich selber vom meinem Ende der Bank runter fiel. Luis sah mich darauf verwundert an und drehte sich in die Richtung, in die immer noch starrte. Als er Mike dort stehen sah fing er an zu grinsen und leckte sich über die Lippen. Mike drehte sich um und ging wieder zurück ins Haus. Ich wollte ihn schon hinter her, doch Luis packte mich am Arm. „Wo willst du hin?! Ich hab mich nicht umsonst den ganzen Abend an dich ran gemacht! Wir hatten doch die ganze Zeit unseren Spaß und nur, weil er uns jetzt gesehen hat willst du abhauen!?“ Wütend sah Luis mich an. „Ich hatte nicht vor was mit dir anzufangen!“ „Das sah die letzte Stunde aber anders aus! Einen Gedanken an ihn, hast du in meinen Augen auch nicht verschwendet.“ „Nicht mein Problem, was du denkst!“ Wütend riss ich mich von Luis los und rannte ins Haus. Wo war Mike nur hingerannt? Was sollte ich ihm sagen? Was dachte er jetzt von mir? Verzweiflung und leichte Panik kam in mir auf. Ich sah mich nochmal um und erblickte Luke. Schnell lief ich zu ihm. „Hast du Mike gesehen?“ „Ja, er ist gerade in den Flur gelaufen. Alles ok? Er sah irgendwie aufgebracht aus.“ Ohne Luke zu antworten rannte ich in den Flur. Die Haustür stand offen und ich sah dass Mike in der Auffahrt stand und mit den Händen in den Haaren, in den Himmel starrte. Ich lief zu ihm und blieb hinter ihm stehen. „Mike…“ Mike drehte sich zu mir um und sah mich verletzt an. „Warum?“ Ich verstand gerade gar nichts mehr. In meinem Kopf herrschte gähnende Leere und somit blieb mir nichts übrig als ihn einfach verwirrt anzustarren. „Was sollte das? Warum machst du so was!? Das ist nicht Richtig! Und dann auch noch mit ihm! Der will nur jemanden ins Bett bekommen, du bist ihm an sich vollkommen egal.“ Nun sah er mich nicht mehr nur verletzt, sondern auch wütend, an. In mir kam auch langsam Wut hoch, was denkt der wer er ist, dass er mir deswegen Vorwürfe machen konnte? Es war doch meine Sache. „Ich versteh nicht warum du dich so aufregst!“ „Du verstehst nicht warum ich mich so aufrege? Du hast doch damit angefangen!“ „Ich hab mit gar nichts angefangen! Was stört es dich, dass mich jemand küsst?! Wir sind nicht zusammen oder sonst irgendwas!“ Ich bereute meine Worte, als ich den Schmerz in seinen Augen sehen konnte. „Deswegen stört es mich!“ Mike kam einen Schritt näher und küsste mich. Es fühlte sich um so vieles besser an, als bei Luis, doch ehe ich darauf eingehen konnte, ließ Mike wieder von mir ab. „Deswegen verletzt es mich! Und es verletzt mich umso mehr, weil du an der Abschlussfeier noch gesagt hast, dass du mich liebst und ich dir das auch noch geglaubt habe! Doch hier Küsst du einfach einen anderen! Das hatte ich nicht von dir erwartet.“ Mike drehte sich um und ging die Straße entlang. Ich hatte was? So perplex von seiner Aussage, dauerte es einen Moment bis ich realisierte, dass Mike schon mehrere Meter weg gegangen war. „Mike, warte! Das hast du falsch verstanden!“ „Falsch verstanden? Willst du mich... weißt du was, schenk es dir! Und ich dachte du wärst besser als andere!“ Mike bog um die Ecke und weg war er. Verzweifelt ließ ich mich auf die Knie sinken und vergrub mein Gesicht in meinen Handinnenflächen. „Jona! Was ist passiert, ich hab euch bis in den Flur brüllen hören.“ Luke ließ sich neben mir fallen und strich mir mit der Hand über den Rücken. „Ich hab es versaut!“ Währen dich das sagte kamen mir die Tränen und ich fing an zu weinen. „Was ist passiert? Wo ist Mike?“ Von hinten hört ich Linas Stimme. „Er ist gegangen! Er hasst mich jetzt sicher!“ Sagte ich schluchzend. „Ich liebe dich.“ „Du bist betrunken, Jona. Sag das nochmal wenn du nüchtern bist, dann glaub ich dir.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)