Sparkling von _Delacroix_ ================================================================================ Sparkling --------- Stich für Stich glitt Raritys Nähmaschine durch den hellblauen Stoff und machte aus ihm von Minute zu Minute mehr das Kleid, das sie vor ihrem inneren Auge sah. Es war ruhig in Ponyville. Rainbow Dash war nach Cloudsdale aufgebrochen um dort – fleißig unterstützt von Fluttershy - irgendeinen Flugpreis zu gewinnen, Twilight war unterwegs um Prinzessin Mi Amore Cadenza mit den Vorbereitungen für Shining Armors Geburtstagsparty zu helfen und Pinky Pie hatte sie nicht mehr gesehen seit sie „Party, Party, Party!“, rufend durch ihr Atelier gehüpft war, um anschließend zusammen mit drei Kilo bunten Glitterpailletten auf Nimmerwiedersehen zu verschwinden. Kurz um, es war herrlich entspannend. Sogar Sweety Bell hielt sich zur Zeit zurück und versuchte ihr langersehntes Cutie Mark mit lesen und Hausaufgaben machen zu bekommen. Ein Zustand, den Raritys Nerven ihr von Herzen dankten. Opalescence stand auf ihrer Werkbank und balancierte das Garn, das sie für den Traum in Himmelblau brauchte. Ganz das liebe, hilfsbereite Kätzchen, das Rarity so gern hatte und wahrscheinlich hätte das Alles ewig so weitergehen können, hätte nicht ein dumpfes „Klonk“ das Pony empfindlich in seiner Arbeit gestört. „Hast du das gehört?“, fragte Rarity die Katze, die Mühe hatte, sich und das Garn in Position zu halten. Das Tier maunzte als Antwort, aber Rarity brauchte seine Bestätigung nicht. Da war ganz eindeutig ein Geräusch gewesen und es war aus der anderen Ecke ihres Ladens gekommen. Das hatte sie ganz genau gehört. Komisch, Schaufensterpuppen machten doch eigentlich keine Geräusche und Kleider und Stoffe erst recht nicht. Hoffentlich hatte Opal keine grässliche Maus ins Haus gelassen oder irgendein anderes Untier, das versuchen würde, sie und ihre Arbeit aufzufressen. Kurz überlegte sie ob sie nicht loslaufen und Hilfe holen sollte, doch dann entschied sie sich spontan dagegen. Fluttershy war nicht da und Twilight auch nicht und wen hätte sie sonst schon auf eine Maus ansetzen können? Nein, das musste sie jetzt alleine schaffen. Sie musste nach hinten in den Laden gehen und zumindest schauen, was dort den ungewohnten Lärm verursachte. Mit spitzen Hufen schlich Rarity durch ihren Laden, dabei mehr als bestrebt ja kein Geräusch zu machen um das Untier anzulocken oder es vielleicht zu warnen. Die Kleider warfen dunkle Schatten auf den Boden. Sie konnte ihren Atem hören, während sie langsam vorwärts pirschte und immer wieder unter lange Schleppen und Rocksäume guckte. Von hier irgendwo musste es gekommen sein. Vielleicht versteckte sich das Tier ja unter ihrem kirschroten Galakleid? Nein... Nur eine kleine Staubmaus kullerte darunter hervor als Rarity mutig ihren Kopf unter den Reifrock steckte. Vielleicht hatte es sich auch unter dem Vorhangstoff verkrochen, der schon viel zu lange unbearbeitet hier hinten herumlag. Fehlanzeige. Und doch – Der Blick der Stute fiel auf einen unscheinbaren Holzkasten. Konnte es sein? Besorgt musterte Rarity das Kästchen. Wenn das Geräusch von hier kam, dann war das schlecht. Schlechter als ein Nagellack in der Farbe der letzten Saison. Rarity schluckte schwer, dann legte sie ihre Hufe auf das glatt polierte Holz. Denn hier in diesem Kästchen lagerte sie es. Ihr Element der Harmonie. „Applejack!“, rief sie quer über die Farm hinweg und nahm sich nicht die Zeit Big McIntosh zu grüßen, der neugierig seinen Kopf aus der Scheune steckte. Normalerweise wäre sie freundlicher gewesen, aber sie hatte es eilig. So eilig, dass sie den ganzen Weg von ihrem Laden bis hierher galoppiert war und das nur aus einem einzigen Grund. Applejack war die einzige ihrer Freundinnen, die nicht unterwegs war. „Applejack! Von allen Dingen, die passieren konnten ist gerade das Aller-allerschlimmste passiert! Das Aller-aller-allerschlimmste!“, rief sie dem orangefarbenen Pony mit der blonden Mähne zu und legte theatralisch ihren Huf an die Stirn um zu zeigen wie schrecklich ernst es ihr mit ihren Worten war. „Es ist eine Katastrophe! Ein Desaster! Ein ganz schreckliches -“ „Beruhige dich Sugercube“, fiel ihr Applejack ins Wort, doch so richtig wollte ihr Ratschlag Rarity nicht erreichen. Sie hatte schließlich allen Grund sich aufzuregen und das nicht nur, weil sie sehr zum Leidwesen ihrer Mähne bis hierher gerannt war. Nein, sie hatte Unglaubliches entdeckt. Unfassbares! Rarity stöhnte höchst unglücklich, was das Farmerpony dazu brachte dreister Weise mit den Augen zu rollen. Unverschämter Weise tat es das nämlich immer, wenn die Dinge wirklich richtig ernst wurden und Rarity das den Anderen mitteilen musste. Doch heute hatte sie keine Zeit Applejack dafür zurechtzuweisen. Stattdessen schob sie ihr die schlichte Holzkiste entgegen, die sie den ganzen Weg bis hierher getragen hatte. „Sieh es dir an“, forderte sie mit strengem Unterton und klimperte dabei mit ihren langen Wimpern. Sie konnte den Argwohn in den Augen ihrer Freundin sehen, doch zumindest schien sie gewillt ihr den Gefallen auch zu tun. Betont langsam näherte Applejack sich der Kiste, klappte den Deckel nach oben und stutzte überrascht. „Whoa, es glitzert“, stellte sie fest und Rarity beeilte sich heftig zu nicken. „Es glitzert“, echote sie. „Das ist fabelhaft aber -“ „Es sollte nicht glitzern.“ Erneut nickte sie. Applejack hatte recht. Ein Element der Harmonie sollte nicht glitzern aber ihres glitzerte und das nicht, weil ihr der glänzende Staub darauf gefallen war, den sie manchmal für ihre Mähne verwendete. „Weißt du warum -“, wollte sie wissen, doch das andere Pony schüttelte den Kopf. „Nope.“ Rarity war enttäuscht. Sie hatte nicht wirklich daran geglaubt, aber irgendwie hatte sie schon gehofft, dass Applejack ihr eine Erklärung dafür liefern konnte, oder wenigstens das - „Darling, denkst du deines...“ „Glitzert auch?“, brachte Applejack ihre Frage zu Ende und zuckte mit den Schultern. „Ich hab keinen Schimmer, aber wir können nachgucken, no Prob.“ Rarity mochte Applejacks Zimmer nicht. Es war ihr zu klein, zu schlicht und eigentlich auch zu unbehaglich, aber heute machte sie eine Ausnahme. Immerhin war sie nicht das Pony, das gerade bis zu den Hinterläufen unter einem Bett verschwunden war, um dort ein Element der Harmonie hervorzufischen und das war sicherlich auch gut so. Bestimmt war es unter Applejacks Bett nämlich noch kleiner, noch schlichter und noch unbehaglicher als im Rest des Zimmers und das nicht nur wegen den Staubmengen, die sich dort vielleicht schon seit Jahren sammelten. Rarity verzog angewidert ihre Lippen. Sie wollte sich besser nicht vorstellen, wie Applejack aussehen würde, wenn sie irgendwann - „Hab's!“, tönte es unter dem Bett mit der karierten Decke hervor und nur wenige Sekunden später richtete ihre Freundin sich erstaunlich staubfrei wieder auf. In ihrem Maul eine Decke, in welcher es sich vermutlich befand. Ihr Element der Harmonie. Zielsicher landete das Bündel auf der Bettdecke. Einem Ort an dem Rarity dieses Teil um nichts in der Welt hätte haben wollen, doch da es nicht ihr Bett war und sie wirklich gerne wissen wollte, wie es im Inneren des Bündels aussah, schluckte sie ihren angewiderten Kommentar eilig herunter. „Mach es auf Darling“, forderte sie stattdessen und wagte sich sogar näher an das Bündel heran um so einen besseren Blick auf das Element erhaschen zu können. Applejack knotete und hätte Rarity es nicht besser gewusst, sie hätte schwören können, dass das andere Pony sich extra Zeit ließ um sie damit auf die Folter zu spannen. Sekunden wurden zu Minuten und Minuten wurden zu Stunden, während langsam eine Schicht nach der Anderen fiel bis- Ja, bis der Stoff endlich den Blick auf das freigab, was Rarity sich so dringend zu sehen wünschte. Orange, rund und strahlend schön war es – und es glitzerte. Rarity starrte auf die blitzenden Funken und von ihnen zu ihrer sprachlosen Freundin. Das konnte doch nicht normal und richtig sein, oder doch? Ihr Verlangen nach einer erlösenden Ohnmacht wuchs, aber Rarity hielt sich zurück. Sie durfte jetzt nicht ohnmächtig werden. Sie musste sich konzentrieren und - „Twilight muss das sehen“, hauchte Applejack und Rarity hätte nichts lieber getan als mit Kiste und Bündel sofort zu dem anderen Einhorn zu rennen. Doch leider hatte diese Idee einen Haken. Einen ziemlich Großen, wie sie fand. „Twilight ist im Crystal Empire. Sie wird heute sicher noch nicht zurückkommen“, klärte sie ihre Freundin auf, aber eigentlich war sie sich sicher, Applejack wusste all das längst. Sie wusste auch, dass sie einen Geburtstag sprengen würden, wenn sie jetzt abreisten und mit Pech verpassten sie Rainbow Dash oder Fluttershy oder auch Pinky Pie deshalb. Pinky Pie. Rarity hätte nie gedacht, dass sie sie einmal ernsthaft vermissen würde. Aber das pinke Pony hätte sicher eine Theorie gehabt. Eine absolut merkwürdige Theorie, ja. Aber eine Theorie und es wäre so viel mehr gewesen, als das was sie bis jetzt hatten. „Wir werden die Elemente nich' mehr aus den Augen lassen bis Twilight zurück is'“, erklärte Applejack kurzentschlossen und rutschte wieder näher an das Bündel heran, „Wenn wir sie tragen, kann nix passieren. Jedenfalls nix was wir nich' bemerken würden.“ Gerne hätte Rarity gesagt, dass das eine Schnapsidee war. Das sie nichts würden tun können, wenn die Elemente um ihren Hals beschlossen irgendetwas Seltsames zu tun. Aber sie hatte keine bessere Idee und irgendwie waren sie es Twilight ja auch schuldig die Elemente zu beschützen. Umständlich hievte Rarity ihre Kiste zu dem Bündel auf das Bett und öffnete den Deckel. Das Glitzern war hübsch, aber wollte sie die Kette wirklich tragen? Und dann auch noch solange sie dermaßen glitzerte? „Uh“, entfuhr es ihr, während sie die Kette mit großen Augen ansah. Das war alles viel zu aufregend für sie. Ein glitzerndes Accessoire, das nicht vorher angemeldet worden war. Darauf war sie doch gar nicht vorbereitet. Was wenn es sie überstrahlen würde? Was wenn sie neben ihm blass wirken würde? Was wenn - „Es wird dir sicher prima stehen, Rarity.“ Das Einhorn schnappte nach Luft. Sie wusste nicht wie Applejack so plötzlich darauf kam ihr das zu sagen und sie hatte den genervten Unterton des Erdponies sehr wohl gehört, aber das Kompliment war so niedlich, dass es sie spontan überzeugte. Komme was da wolle, sie würde jetzt nicht kneifen. Sie würde es anlegen. Ihr Element der Harmonie. Kaltes Metall schmiegte sich an ihren Hals, wie schon so viele Male zuvor, aber irgendetwas war anders als sonst. Kaum hatte sie den Verschluss losgelassen, war da dieses seltsame Gefühl. Ein Gefühl als würde man sie brauchen. Als wäre sie stark, stärker als bisher und das nur aus einem Grund. Weil irgendwas in Ponyville ihren Schutz brauchte. Unsicher blickte sie zu Applejack und Applejack blickte genauso unsicher zurück. „Hast du auch dieses Bedürfnis wat zu sagen?“, wollte sie wissen und Rarity nickte stumm. In der Tat war da dieses Bedürfnis. Ein reichlich seltsames, wenn sie ehrlich war, denn so richtig ergab das alles keinen Sinn für sie. „Generosity Power, Make Up...“ ,murmelte Rarity, mehr für sich selbst als für Applejack, denn irgendwie musste sie es einfach gesprochen hören. Prüfen ob es laut immer noch so komisch klang wie in ihrem Kopf und in der Tat klang es nicht nur komisch. Es wurde sogar noch komischer. Ein Kribbeln breitete sich in ihr aus. Von den Hufen bis zur Mähne. Das Glitzern ihrer Kette nahm zu und dann – Dann war es als hätte sie wieder Flügel und würde über den Boden schweben. Automatisch hob sie einen Huf, dann noch einen. Sie wirbelte herum. Wind fuhr durch ihre Mähne, durch ihren Schweif und dann ganz plötzlich war alles wieder ganz normal. Das Kribbeln war fort, kein Lüftchen ging in Applejacks Zimmer und das Erdpony? Das starrte sie an als hätte es einen Geist gesehen. „Boah, Rarity!“, entfuhr es ihr und als Rarity an sich hinab blickte, wusste sie auch wieso. An ihren Hufen glänzten hübsche lila Stiefel und da war eine Schleife an ihrem Schweif, die da vorher ganz sicher noch nicht gewesen war. Sie war blau, fast so blau wie das Kleid an dem sie gerade arbeitete. Irgendetwas hatte ihr Haar aufgefrischt und insgesamt fühlte sie sich fast als würde sie gleich von innen heraus zu leuchten beginnen. „W-Was ist das?“, stotterte sie, aber Applejack gaffte sie nur weiter an. Was auch immer das war, ihre Freundin hatte es garantiert auch noch nie gesehen. Dieser leichte Druck an ihrer Stirn, knapp unterhalb ihres Hornes? War das ein Diadem? Gott, sie musste einfach fantastisch aussehen mit einem Diadem! „Spiegel! Spiegel! Spiegel!“, quietschte sie und raste mit einer Geschwindigkeit durch den Raum, die selbst Rainbow Dash wie eine Schnecke hätte wirken lassen. Sie wusste nicht wie es geschehen war oder warum, aber sie fand ihr neues Outfit toll. Ihr Make Up war perfekter als je zuvor, das Diadem passte genau zu ihrer Kette und selbst in Applejacks kleinem, beschlagenem Spiegel fand sie sich einfach wundervoll und elegant. „Honesty Power, Make Up!“, schallte es durch das Zimmer und riss Rarity von ihrem hübschen Ebenbild los. Erneut flogen bunte Funken und sie konnte sehen wie Applejack sich in der Luft zu drehen schien. Einen Moment lang war alles hell und weiß und dann, dann sah sie sie. Orangefarbene Stiefel, Diadem passend zu ihrer Kette und mit einer Schleife im Haar, die ihrer schon ziemlich ähnlich war. - Dabei stand sie doch eigentlich so gar nicht auf den Einheitslook. Abschätzig ließ Rarity ihren Blick über ihre Freundin gleiten. Auch wenn sie es nicht zugeben wollte, das Outfit stand ihr ziemlich gut. Ihr Haar glänzte als wäre sie gerade im Schönheitssalon gewesen, die Stiefel waren schlicht aber stylisch und der ungewohnte Kopfschmuck gab ihr etwas Edles, das sie sonst viel zu oft vermissen ließ. „Himmel Darling“, entfuhr es Rarity, während ihr Blick über ein langes, orangefarbenes Lasso hinwegglitt. Das alles war wirklich umwerfend „Du bist auf jeden Fall 20% cooler als vorher“, zitierte Rarity ihre Freundin Rainbow Dash und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Die Anderen würden bei der Geschichte solche Augen machen, dessen war sie sich sicher. Das Element, die Kleidung, der Verwandlungsspruch, die tollen Schuhe! Es war ein bisschen als wären sie wirklich „The Mysterious Mare Do Well“ und würden gleich ausziehen um den Tag zu retten. Vi – Vielleicht waren sie das ja auch. Vielleicht war es das was es von ihnen erwartete. Ihr Element der Harmonie. „Es ist schön wieder hier zu sein“, begrüßte sie Twilight Sparkle und blickte sich neugierig am Bahnsteig um, um bloß nichts von dem geschäftigen Treiben der anderen Ponys zu verpassen. „Oh, das war der beste Geburtstag ever!“, flötete eine über und über mit bunten Pailletten bedeckte Pinky Pie und Rainbow Dash schüttelte beinahe sofort den Kopf. „Das war alles gar nichts gegen meinen Rainbow Boost!“, behauptete sie aufgeregt, während Fluttershy wie so häufig einfach schwieg. Rarity schenkte Applejack einen mildes Lächeln. Hätte Rainbow Dash gewusst, was sie in den letzten drei Tagen erlebt hatten, sie hätte die Behauptung sicher zurück genommen. Erst die merkwürdige Verwandlung und dann die düsteren Feinde, die versucht hatten die Äpfel von Sweet Apple Acres zu vergiften und mit ihnen die Fröhlichkeit aller Ponys aus Ponyville. Da musste man einfach dabei gewesen sein um das ganze Ausmaß der Aktion zu verstehen. „Und was habt ihr getrieben?“, fragte Twilight in diesem Augenblick, doch Applejack zuckte nur lässig mit den Schultern und schob sich mit dem Huf den Hut aus dem Gesicht. „So dies und das“, erklärte sie und ignorierte sogar Rainbow Dashs fröhliches: „Wahrscheinlich habt ihr den ganzen Tag lang auf der faulen Haut gelegen.“ Die Wahrheit war, sie hatten lange darüber nachgedacht, es den Anderen zu erzählen, doch dann hatte sie sich dagegen entschieden. Ihre Freundinnen hätten es ihnen ja doch nicht geglaubt und wenn die Elemente der Harmonie wollten, dass sie ihnen beim nächsten Angriff halfen, dann würden sie ihre Freundinnen sicher alsbald einweihen und das auf eine viel glaubhaftere Art und Weise als sie oder Applejack je hätten an den Tag legen können. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)