Family Bonds von cu123 (~ Sequel zu Close Distance ~) ================================================================================ Kapitel 69: "Und nachdem er sich so lange gesträubt hatte, es zuzugeben, war es nicht mehr als die volle Wahrheit" ------------------------------------------------------------------------------------------------------------------ Hitze durchströmte ihn, kräuselte sich in seinem Magen und schien sich wie ein Schleier über sein Gesicht gelegt zu haben. Der Wein, wie er vermutete, auch wenn ihm Schneider nur knapp zwei Gläser erlaubt hatte. In jeder anderen Situation hätte er sich solche Bevormundung verbeten, aber an diesem Tag war das… in Ordnung. Er strich sich über die Stirn und sein Handrücken fühlte sich im Vergleich beinahe kühl an. Seine Hand fiel wieder nach unten, gegen den Spiegel der Fahrstuhlkabine und dieser war wirklich kalt. Er hielt einen Schauer zurück, hob leicht den Kopf, um nach Schneiders Blick zu suchen. Die eisblauen Augen hatten schon die ganze Zeit auf ihm geruht, ihn von der anderen Seite aus beobachtet. Und lasen in ihm wie in einem Buch. Amüsement blitzte für einen Moment auf, doch Schneider rührte sich nicht weg von seinem Platz, die Hände blieben unverändert hinter dessen Rücken verborgen. Als wäre es nötig, der Versuchung zu widerstehen. Dieser Gedanke rief ein langsames Lächeln auf seine Lippen, Millimeter für Millimeter. Und es war voll entwickelt, als der Fahrstuhl sein Ziel erreichte und sie auf den Gang entließ. Schneider reagierte mit dem Anflug eines Stirnrunzelns darauf und dessen Blick brannte über ihn hinweg, bevor dieser mit ausgreifenden Schritten die Führung übernahm. Er selbst musste für einen Moment warten, denn irgendwie war ihm zwischen einer Sekunde und der nächsten der Atem abhanden gekommen, folgte dann rasch dem älteren Mann. Die Tür zur Suite war bereits offen und Schneider eingetreten und es gefiel ihm gar nicht, ihn aus den Augen verloren zu haben. Seine Schritte beschleunigten sich von ganz alleine und kurz darauf fiel die Tür hinter ihm zu. Schneider hatte ihn bereits erwartet und unwillkürlich lächelte er wieder, auch dann noch, als er gegen die Wand geschoben wurde. Dann lachte er, ließ seinen Kopf zurückfallen, weil er wusste, dass dort Schneiders Hand wartete. "Aber sonst geht es dir gut, ja?", murmelte der Ältere amüsiert, angesteckt von seiner Belustigung, egal, wo sie gerade herrührte. Er gab ein zustimmendes Brummen von sich, ehe sein Blick dem eisblauer Augen begegnete und gefangen genommen wurde. Die Hitze war zurück, stärker als zuvor und er erinnerte sich, was Schneider ihm versprochen hatte, worauf er schon den ganzen Tag gewartet hatte. Und er war nicht der Einzige, der in diesem Moment daran dachte. Der Moment dehnte sich zwischen ihnen, weiter und weiter, bis er zersprang und sie sich beide gleichzeitig bewegten. Schneider schmeckte nach Rotwein und roch nach dem vertrauten Aftershave; doch er fühlte sich ganz nach Feuer an. Seine Finger suchten nach Halt, vergruben sich in angespannte Muskeln und es war egal, dass sie ihn zu verbrennen schienen. Schneiders Mund war genauso heiß, atmete noch mehr Hitze in ihn hinein und sie standen so nah beieinander, dass ihre Körper eine einzige fiebrige Linie bildeten. Der Kuss hielt an, bis ihnen der Sauerstoff ausging und selbst dann noch folgte er den Lippen des anderen Mannes, als dieser sich etwas zurückzog. Eine Hand vor seiner Brust hielt ihn schließlich zurück und er konnte ein Lächeln aufblitzen sehen. "Atmen nicht vergessen…", wurde er leise erinnert und merkte da erst, dass er nur noch stand, weil er sich an Schneider festhielt. Er konnte nicht anders als zurückzulächeln, verlagerte sein Gewicht noch weiter auf den Deutschen. Der die stumme Aufforderung problemlos interpretierte und nach hinten zurückwich, auf das Bett zu. Was ihm die Gelegenheit gab, die Weste aufzuknöpfen, dann das Hemd. Weiter war er noch nicht gekommen, als Schneiders Unterschenkel gegen die Bettkante stießen und er ließ seine Hände unter das Hemd gleiten, über erhitzte Haut, umarmte Schneider schließlich, ganz einfach, weil er ihn wieder so nah wie möglich haben wollte. Der nippte an seinem Hals, genau über seinem Puls. Er atmete scharf ein, barg seinerseits das Gesicht an Schneiders Hals, doch gerade fehlte ihm wieder die Kraft mehr zu tun. Die Lippen wanderten weiter, folgten seiner Kieferlinie und als er wieder einen Kuss auf die Schläfe erhielt schwappte Zufriedenheit über ihn hinweg, warm und schwer und genug, um das Feuer für den Moment etwas zu dämpfen. Schneider gefiel es eindeutig, dass er seine Brille nicht trug, es war keine Einbildung gewesen. Der Gedanke blitzte auf und war gleich wieder verschwunden, weil er sich viel lieber mit seinem Gegenüber beschäftigte. Und jetzt mehr Erfolg hatte, ihn von seiner Kleidung zu befreien, da seine Finger ihm mit etwas mehr Ruhe viel besser gehorchten. Schneider erwiderte den Gefallen und irgendwie tauschten sie ihre Positionen, so dass er selbst es war, der als erster aufs Bett fiel, den älteren Mann mit sich ziehend. Schneiders warmes Gewicht drückte ihn in den kühlen Stoff und unmittelbar legte er eine Hand in seinen Nacken, um ihn in einen neuen Kuss zu ziehen. Was das Feuer wieder voll entfachte, aber das war jetzt völlig in Ordnung, schließlich hatten sie keine störende Kleidung mehr zwischen sich. Er lächelte in den Kuss hinein und dann war er zu beschäftigt, um weitere Gedanken an solche Nebensächlichkeiten zu verschwenden. Schneider Berührungen blieben warm und ungewohnt sanft, lenkten ihn ab von allem, was es außer ihnen beiden gab und manchmal vergaß er sogar sich selbst, bevor der Deutsche etwas tat, was ihn abrupt in seinen Körper zurückholte. In ein paar Momenten erinnerte es ihn an ihren Abschied damals, doch das waren Erinnerungen, die hier nichts zu suchen hatten. Wie auch Schneider fand, der nicht länger versuchte ihn wie etwas Zerbrechliches zu behandeln – was er nie gewesen war, auch nicht, als die Kugel ihn getroffen hatte – sondern zu den etwas zu festen Griffen zurückfand, den Zähnen, die sich in seine Haut gruben, um ihn zu markieren. Es war mehr als perfekt und das Warten wert gewesen, auch wenn das nur ein leiser Gedanke war, den er nicht er nicht offen zugeben würde. Auch dann nicht, als er schließlich erschöpft versuchte zu Atem zu kommen, immer noch in Schneider verwickelt, als wären sie nur eine Person. Finger glitten durch verschwitzte schwarze Strähnen und stumme Ruhe strahlte auf ihn ab. Er entspannte sich weiter darunter, wenn das überhaupt möglich war, und wenn er die Augen nicht bereits geschlossen hätte, wären sie ihm jetzt zugefallen. Für eine Weile dämmerte er vor sich hin, sehr wohl wissend, dass er eigentlich schlafen sollte, doch vorher gab er da noch etwas, was er Schneider sagen wollte. Und ob der ältere Mann nun die stille Erwartung in ihm las oder einfach nur darauf wartete, dass er einschlief: das Ergebnis war das Gleiche, seine Worte wurden gehört, auch wenn sie kaum mehr als ein Flüstern waren. "Ich habe mich entschieden." Er musste nicht mehr darüber nachdenken, er hatte es lange genug getan. Er hatte mit den anderen geredet und keine Ausflüchte gefunden, sondern nur die Entschlossenheit ihm zu folgen. Und warum sollte er selbst dann noch nach Ausreden suchen, die er eigentlich überhaupt nicht haben wollte? Schneiders Atemrhythmus änderte sich auf nicht näher zu definierende Art und Weise und schließlich konnte er spüren, wie sich ein Lächeln gegen seinen Hals formte. "Es wurde ja auch langsam Zeit…", wurde ihm geantwortet, doch in den Worten lag keine Ungeduld, nur ein Anflug von Amüsement, das durch die Wärme, das es begleitete, fast überdeckt wurde. Und er wurde nicht gefragt, wie seine Entscheidung eigentlich ausgefallen war. Er lächelte ebenfalls, in sich hinein. "Sie wussten es doch längst, nicht wahr?", gab er dann zurück. "Hm", erhielt er einen Laut, der Zustimmung sein konnte oder auch nur eine Bestätigung, dass er gehört worden war. "Du hättest es mir übelgenommen, wenn ich so einfach davon ausgegangen wäre, dass du zurück nach Deutschland kommst. Aber ich war zuversichtlich. Schließlich hattest du die Chance, dich ganz von mir zu lösen, du warst so weit weg gegangen, wie du überhaupt konntest. Und trotzdem…" Der Rest musste nicht ausgesprochen werden. Sein Lächeln wurde auch nach außen hin sichtbar, wurde gesehen, als er sich umdrehte. Schneiders Blick streifte seine Lippen und ein paar stille Sekunden vergingen, bevor der Deutsche weitersprach. "Auch wenn ich nicht zu viel auf einmal von dir verlangen will, vielleicht könntest du dich jetzt noch zu einem weiteren Schritt durchringen." Eisblaue Augen funkelten ihn mit etwas an, das Amüsement oder auch etwas ganz anderes sein konnte. "Meinst du nicht auch, dass du allmählich aufhören könntest, mich zu siezen?" Der Vorschlag kam so unerwartet, dass es für einen Moment so war, als hätte er den Älteren nicht verstanden, doch selbst nachdem er die Worte verarbeitet hatte, wusste er nicht, wie er mit ihnen umgehen sollte. Schneider hatte ihn sehr genau beobachtet, zog schließlich eine Augenbraue hoch. "Du bist doch nicht etwa davon ausgegangen, dass ich keinen Vornamen habe, oder?" Nein, das war natürlich lächerlich und trotzdem fühlte es sich so an, als würde ein Teil von ihm nicken. Ein leises Auflachen entkam Schneider, warmer Atem, der ihn streifte. Doch die Belustigung verweilte nicht lange, wich bald einem Ernst, der nicht willkommen war. "Anders als du habe ich den Namen auch nicht abgelegt. Sie haben ihn mir weggenommen, denke ich. Mein Vater war der letzte, der mich Michael genannt hat." Ihm gefiel nicht, wie sich die Züge des Älteren verhärtet hatten, also strich er über die vertrauten Linien der Wangenknochen, die Wölbung der Augenbrauen. Und Schneider entspannte sich tatsächlich wieder. Nein, nicht Schneider. Michael. Obwohl er den Namen nur in seinen Gedanken aussprach, fühlte er sich holprig an und er wusste nicht so recht, ob er ihn mit dem Mann neben sich verbinden konnte. Doch er konnte es zumindest versuchen. Es lag ein neuer Abschnitt vor ihm, es wäre nicht das einzige, an das sich gewöhnen musste. Das Amüsement kehrte zurück. "Du musst nur ein bisschen üben." Dieses Mal war es an ihm, eine Augenbraue hochzuziehen. "Damit die Leute auf Rosenkreuz oder im Büro vor Schock umfallen, wenn sie mich so reden hören?" Die Finger kehrten in seine Haare zurück, zogen leicht daran, wie in einer leisen Ermahnung. Aber dem anderen Mann schien es zu gefallen, dass er es bereits mit Humor versuchte und griff es auf. "Ich kann es als Test nehmen, ob sie zu etwas taugen." Ihm war warm und er lächelte wieder. "In dem Fall es ja direkt meine Pflicht." "Du solltest vor mir nicht den Musterschüler spielen", wurde ihm erwidert, bevor sich der Deutsche auf ihn rollte und ihn küsste, ihm auf diese Weise den Mund verbat. Ihm wurde noch wärmer und aus irgendeinem Grund fühlte er ein Lachen in sich aufsteigen. >Was immer du wünschst, Michael<, dachte er zurück, mit der Gewissheit, gehört zu werden. Und nachdem er sich so lange gesträubt hatte, es zuzugeben, war es nicht mehr als die volle Wahrheit. ~Ende~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)