Denn sie wissen, was sie tun… von abgemeldet (von Susu-chan) ================================================================================ Kapitel 2: Kapitel 2 - Blood ---------------------------- Kapitel 2 – Blood Ich rieb mir den Schweiß von der Stirn und tunkte meinen Kopf in das klare, kalte Wasser. Gott sei Dank hatte Raimi eine Quelle entdeckt, die von der Katastrophe relativ verschont geblieben war. Ich wusch den gröbsten Dreck von meinem Körper und merkte, wie sich das Wasser rötlich färbte. Meine Wunde war wieder aufgegangen. Seufzend verband ich meinen Arm und trocknete meine Haare mit dem Handtuch, dass ich aus dem Waisenhaus hatte mitgehen lassen. Wie lange das schon her war. Der Tag, als wir weggerannt waren...ich wusste nicht mehr genau warum Raimi und Sichi mitgekommen waren, aber ich war dankbar, dass sie es waren. Alleine wäre ich nicht weit gekommen in dieser Welt. „Glaubst du, wir erreichen den nächsten Eingang noch lebend?“, fragte Sichi neben mir düster und ich zuckte mit den Schultern. „Ich weiß nicht. Ich hoffe es zumindest...denn dort ist doch dieser blaue Igel gestorben, oder? Also sollten wir da einen Anhaltspunkt für die Chaos Emeralds finden...“ „Wobei ich mich langsam frage, ob der ganze Plan nicht Quatsch ist. Ich mein...wir sind nur zu dritt und haben keine Ahnung, wie es weiter gehen soll. Jeder einzelne Tag ist ein Kampf...wir haben Glück, dass wir überhaupt noch leben.“ „Jetzt hört auf mit dem Trübsal blasen.“, Raimi schlug ihm und mir mit ihrem Stab leicht auf den Kopf. Ich rieb mir den Hinterkopf und murrte: „Musst du das immer machen?“ „Wenn ihr ständig so pessimistisch seid, dann ja.“ „Aber Sichi hat angefangen!“ „Mir egal wer angefangen hat, ich werde es beenden!“, erwiderte sie mit strenger Stimme und wusch sich das Gesicht. Sichi hingegen reinigte seine Messer von dem Blut, während ich am Rand der Quelle saß und meins anstarrte. Die Klinge war wieder geschärft und blitzte bedrohlich im Licht der Sonne. Die schwarzen Wolken waren weg, doch nun hatte der Himmel eine orangrote Färbung, die irgendwie nichts Gutes verhieß. Es war heiß und stickig. Die Luft war trocken. „Wenn du nicht willst, musst du es nicht benutzen.“, sagte Sichi zu mir und schreckte mich so aus meinen Gedanken. Ich sah auf und schüttelte dann den Kopf „Nein...schon gut. Ich will nicht mehr das schwache Kettenglied sein...ich komme schon klar.“ „Sicher?“, hackte Sichi besorgt nach „Jemanden zu töten...das verändert einen schon. Egal ob Tier oder Mensch.“ „Ich komme klar“, erwiderte ich gereizt und er hob die Hände. „Schon gut. Ich wollte doch nur...“ „Ist auch egal.“, unterbrach Raimi uns und stand auf „Wir müssen weiter. Sonst kommen wieder die Vögel.“ Ich spürte ein unangenehmes Brennen in meinem Nacken. Bestimmt hatte ich mir wieder einen Sonnenbrand geholt in diesem Wüstenklima. Aber Sichi und Raimi schien es nicht besser zu gehen. Ich zog meine Mütze tiefer ins Gesicht und schlug den Kragen meines Hemdes hoch. Sand fegte um meine nackten Füße und aus den Rissen schoss Gas. Wie ich diesen Planeten hasste. Und andererseits würden wir ohne ihn nicht überleben, auch wenn er mit aller Kraft versuchte uns umzubringen. Wer konnte es ihm denn verübeln? Niemand, nicht nachdem, was Eggman diesem Planeten angetan hatte...nachdem er endlich Sonic besiegt hatte. Erst die Verunreinigung der Meere, dann die ganzen Angriffe auf die Großstädte...gefolgt von unzähligen Morden, Atombomben, Atomkatastrophen... Er würde die Welt zerstören um dann sein Egg-Imperium aufzubauen, hat er gesagt. Und was ist daraus geworden? Eine öde Wüste, unzählige Tote und Chaos. Er war selbst an seinen Taten gestorben, doch dabei hatte er fast die ganze Menschheit mit hineingerissen. Nur noch wenige Menschen und Mobianer konnten überleben, oft mehr Mobianer als Menschen. Die vermutliche Anzahl der überlebenden Menschen waren 4000. Die der Mobianer fast 10.000. Und die Mobianer konnten uns nicht ausstehen. Natürlich, sie gaben uns auch die Schuld. Es war wie damals mit Hitler. Die Mobianer waren Deutschland. Um im inneren Kreis Frieden zu erhalten, musste man sich einen Feind außerhalb suchen. Einer, der nicht dazugehörte. Und da die Normalität von denen kontrolliert wurde, die die Mehrzahl bildeten, waren Mobianer normaler als Menschen. Und damit waren die Menschen die Juden. Natürlich verstand ich, warum die Mobianer so handelten...aber konnte man einer ganzen Rasse die Schuld für etwas geben, dass ein einziger getan hatte? Ja? Nein? Wer wusste darauf schon eine Antwort. Ich wusste nur, dass Raimi absolut dagegen war. Denn obwohl sie ein Mobianer war, hegte sie keinen Hass gegen Menschen. Vielleicht auch, weil sie mit ihnen aufgewachsen war. Das einzige, das sie hasste war die Tatsache, dass sie so viel kleiner war als wir. Ich war mittlerweile fast 1.70 groß, Sichi 1.80 und sie war...80cm groß. Natürlich zogen wir sie ab und zu damit auf, aber nicht besonders gemein. Denn von uns dreien war sie am wichtigsten, immerhin sorgte sie mit ihren Fähigkeiten dafür, dass wir überlebten. Und überleben war das Einzige, das zählte. „Hey Mann, schläfst du!?“, brüllte Sichi plötzlich und ich fuhr hoch. „W-Was!?“, fragte ich erschrocken – Und merkte dann erst, dass ein Tier – Es erinnerte entfernt an einen Löwen, doch er war schon so verfault, dass man es kaum erkennen konnte – auf uns zustürmte. Sichi zog seine Pistolen und schoss auf das...Ding. Nichts. Die Schüsse trafen zwar, doch es blieb nicht stehen. Wenn es weiter so auf uns zu rennen würde, dann würde es uns noch überrennen. „Sche*ße!“, ächzte er und fasste panisch in seine Taschen „Meine Munition ist leer!“ Raimi sprang zur Seite und versuchte mich mitzuziehen, aber... Die Zeit verlangsamte sich. Ich verwende hier kein Sprichwort, die Zeit schien sich wirklich zu verlangsamen. Sekunden rannen wie Sirup am Rand eines Glases entlang und ich sah, wie das Wesen seine Muskeln anspannte und sprang. Ich sah Sichi, der noch in seinen Taschen herum fummelte und wusste, dass er es nicht schaffen würde. Er hatte schon immer langsame Reflexe, wenn es das Ausweichen betraf. Das Wesen würde ihn unter sich begraben und zerfleischen. Das konnte ich nicht zulassen. Ich fasste in meine Taschen und stieß Raimi von mir. Sie sah überrascht aus, als sie über den Boden rollte und schließlich im Staub sitzen blieb. Die Klinge blitzte wieder im Licht auf. Blut spritzte und benetzte mein Gesicht, aber ich hatte keine Zeit es abzuwischen. Ein weiterer Stich. Noch einer. Und noch einer. Alles, was ich sah, war rot. Rot wirbelte um mich herum und langsam versank ich immer mehr in dem Strudel... „Hey! Es reicht!“, holte mich Sichis Stimme aus meinen Gedanken und ich blinzelte verwirrt. „Es ist schon tot“, sagte er „Du kannst aufhören, auf ihn einzustechen.“ Ich blinzelte wieder. Sah auf meine Kleidung, die nun von Blut durchtränkt war. Auf mein Messer, von dem diese Flüssigkeit tropfte. Und auf den Leichnam des Wesens, dass vor mir lag. Es war verstümmelt und zerstochen. Wie viele Stiche wusste ich gar nicht. Oh. Mein. Gott. Kein Wesen verdiente ein solches Ende. Es hat doch auch nur überleben wollen. Ich wandte mich ab und würgte. Ich würgte so lange, bis nur noch klare, zähige Galle aus meinem Magen kam und wischte mir den Mund ab. Schwer keuchend sah ich wieder zu dem Leichnam, ehe ich das Messer fallen ließ und zurückwich. „Geht's wieder?“, fragte mich Raimi, die sich wieder aufgerappelt hatte und sich nun den Dreck von den Kleidern klopfte. „Ich...ich...“, keuchte ich und holte tief Luft „I-Ich weiß nicht, was los war.“ „Du hast ihn echt fertig gemacht. Respekt“, sagte Sichi anerkennend und musterte das verfaulte Fleisch „Na ja, essen können wir ihn leider nicht. Dazu ist er schon zu infiziert.“ Er hob mein Messer auf und reichte es mir. Ich zuckte vor der Klinge zurück, aber er drückte es mir ohne Widerworte zu dulden in die Hand. „Na komm. Wir laufen noch ein Stück und dann kannst du dich ausruhen. Die Vögel kommen gleich“, Raimi schob mich weiter, während es in meinem Kopf kreiste. Mein Gott, was war nur los gewesen? So aggressiv war ich doch nie...ich hatte auch noch nie getötet...und trotzdem. Es kam mir so vertraut vor. So beruhigend. Die ganze Angst...Angst vor dem Tod, Angst vor den Schatten, Angst vor dem Leben...war plötzlich weg gewesen. Ich war so ruhig gewesen. Als ob sich all die Angst zu etwas verdichtet hätte, dass so kalt, so hart und so glatt wie eine Kugel war. All meine Angst. Weg. Und mit jedem Stich, hatte ich mich besser gefühlt. Aber andererseits...dieses Biest hatte doch auch nur versucht zu überleben. Und dafür konnte man es doch nicht verurteilen, oder? Doch es war auch schon fast tot gewesen. Es hat gelitten. Ich habe es erlöst. Meine Hand umklammerte den Griff des Messers fester. Ja. Ich hatte es erlöst. Meine Sache war gerecht. „Der Eingang ist nur noch ein paar Kilometer entfernt“, Raimi musterte die Karte und sah zu mir „Alles wieder in Ordnung?“ Ich nickte „Ja. Ich bin bloß...etwas ängstlich gewesen.“ „Wie auch immer. Denkt ihr, dass sie uns hineinlassen?“, wollte Sichi wissen und fügte hinzu: „Immerhin ist das ein Mobianer-Gebiet.“ „Schon, aber mich lassen sie hinein. Und wenn ich euch mitnehme...ihr werdet dann zwar schlecht behandelt, aber ihr dürft bestimmt hinein.“, erwiderte sie optimistisch und schlug die beiden Feuersteine aneinander. Ein Funken sprühte, landete auf den trockenen Hölzern und setzte sie in Brand. Wir setzten uns um das Lagerfeuer herum und steckten einige Stücke Fleisch auf die Stöcke um sie zu braten. Das meiste hatten wir von den Tieren, die Sichi gejagt hatte, aber wir hatten auch noch Dörrfleisch aus dem Waisenhaus. Mittlerweile waren wir schon seit 10 Monat unterwegs, aber es kam mir eher wie zehn Jahre vor. Und in diesen Monaten hatten wir keine Überlebenden getroffen. Nur wir waren auf der Oberfläche unterwegs. Die meisten Überlebenden saßen in ihren unterirdischen Städten und versuchten, dort das Beste aus ihrer Situation zu machen. Nur die wenigsten versuchten in eine andere Stadt zu gelangen – Und die, die es versuchten, starben oft. Wir konnten nur überleben, weil Sichi ein Waffenfreak und Raimi eine Heilerin war. Und was war ich? Nur das Anhängsel. Mein Griff um mein Messer verstärkte sich leicht. Ich hatte es in die Tasche gesteckt. So sehr ich es damals gefürchtet hatte...so sehr beruhigte mich die Waffe plötzlich. Beim Töten gab es keine Zwischenfarben. Nur schwarz und weiß. Und rot. Ich zuckte zusammen. Was dachte ich da? Warum war ich so besessen von dieser Waffe? Ich zog hastig die Hand aus der Tasche und schauderte. Nie wieder. Nie wieder würde ich zulassen, dass dieses Messer mich so zur Bestie machte. „Schmeckt sogar“, bemerkte Sichi, als er sich seinen Spieß in den Mund steckte. „Man gewöhnt sich daran“, ich tat es ihm gleich und kaute langsam, damit ich schneller satt wurde. Wir hatten nicht viel zu Essen, also mussten wir sparsam damit umgehen. Genau wie mit unserem Wasser. „Habt ihr es eigentlich je bereut?“, fragte Raimi uns und ich hob eine Braue. „Was denn?“ „Na ja, dass wir aus dem Waisenhaus abgehauen sind.“ Ich überlegte lange. Die Erzieher, die uns anbrüllten, die Kinder, die uns hassten... „Nein.“, sagte ich schließlich und meinte es ernst „Nein, ich bereue es nicht und werde es auch nicht bereuen. Lieber sterbe ich, als dort zu sein.“ „Was haben die dir denn getan?“, hackte Sichi kauend nach und ich schüttelte den Kopf. „Das versteht ihr nicht.“ „Klar tun wir das. Sag es uns.“ „Nein, ich...“, ich zögerte „Ich verstehe es selbst nicht mal.“ “Weißt du, damals in meiner Jugend...da habe ich fürchterliche Dinge getan, Dinge, die dir die Haare zu Berge stehen lassen würden, Dinge, aus Wut und aus Hass, den ich gegenüber der Gesellschaft hatte. Ich hielt es damals für Richtig, für die ganz große Desillusionierung. Junge, niemand ist so desillusioniert wie ein 21-jähriger, der von Null und nichts eine Ahnung hat. Also habe ich diese Dinge getan und alle haben mich dafür respektiert.“ „Mama auch?“ „-Fast alle sollte ich sagen. Aber dann hatte ich ein Kind und plötzlich kam mir diese ganze Wut nur noch lächerlich vor.“ Ich blinzelte und sah zum Himmel hoch. Jetzt war er klar und voller Sterne. In diesen Nächten wirkte die Welt so friedlich. So schön. Vielleicht hatte sie schon immer so gewirkt. Ein leichter Wind wehte und ich sah zu Sichi und Raimi neben mir. Beide schliefen tief und fest. Schön, wenn man durchschlafen konnte. Aber ich konnte das nicht. Immer wieder kehrten diese Erinnerungen zurück...wenn ich wach war, konnte ich sie noch zurückdrängen. Aber wenn ich schlafe, was konnte ich dagegen tun? Nur aufwachen. Und das tat ich. Ununterbrochen. Ich schloss wieder die Augen. Vielleicht könnte ich wieder einschlafen...nur kurz...ganz kurz... Ich öffnete die Augen. Licht blendete mich und ich hielt mir die Hand über den Kopf, um mich dagegen zu schützen. Doch dann merkte ich, dass ich durchgeschlafen hatte. Wow. Und dann merkte ich, dass ich mein Messer in der Hand hielt. Erschrocken ließ ich es fallen und es blieb im Boden stecken. Ich sah zu den anderen Beiden. Sie schliefen noch, auch wenn Sichi schon halbwach wegen dem Tageslicht war. Ich hatte durchgeschlafen. Wegen meinem Messer? Nein. Das konnte doch nicht wahr sein. Warum war ich so versessen auf dieses Messer!? „Leute! Wir müssen weiter, schnell!“, ich rüttelte Raimi an den Schultern „Los, sonst kommen wieder die Vögel!“ „Hmhm...ja, schon gut...“, ächzte sie noch im Halbschlaf und rieb sich die Augen, ehe sie zum Himmel hoch sah. Er sah genauso aus wie gestern. „Oh verdammt...wenn das so weitergeht, gewöhne ich mir das Schlafen ab...“, murrte Sichi, als ich ihn aufweckte und er stand gähnend auf. „Beeilt euch!“, hetzte ich die Beiden, da ich schwören könnte, schon einige Vogelschreie zu hören. Anscheinend hörten sie sie auch, denn im nächsten Moment war die Müdigkeit weg und wir rannten los. Frühsport. Haha. Ein weiterer Schrei folgte, dann schoss der Vogelschwarm über uns nieder. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)