the bravest among us von GodOfMischief ================================================================================ Kapitel 1: Virus ---------------- Tack. Tack. Tack. Tacktacktack. Nervös schlug er seine Fingernägel immer wieder in den Metallrahmen, der das Fenster hielt. Er stand auf einer Seite und versuchte doch mehr, sich auf sein Spiegelbild zu konzentrieren, als auf den Anblick der sich auf der anderen Seite bot. „Mister Stark? Dürfte ich Sie kurz sprechen?“ Er wandte sich vom Fenster ab und sah zu dem Arzt, der gerade aus der Tür getreten war. In einer Hand hielt er ein Klemmbrett mit Kugelschreiber, sein Kittel war so perlweiß, dass es beinahe in den Augen schmerzte. Auf einem kleinen Schildchen am Kittel, war sowohl ein Bild seiner selbst zu sehen, wie auch der Name. Murphy. So wie jeder Andere auch blieben Doktor Murphys braune Augen für einen winzigen Moment auf seiner Brust hängen, genau an der Stelle, an der ehemals der Arc Reaktor durchschimmerte. „Ich bin ganz Ohr“, entgegen seinen Erwartungen klang seine Stimme nicht so spitzbübisch wie sonst, nein, stattdessen war es wie ein schwerer Seufzer, der ihm über die Lippen purzelte. „Gehen wir ein Stück“, anscheinend hatte der Mann es sich doch überlegt, einen freundlicheren Ton anzuschlagen. Tonys Meinung nach ein seltenes Phänomen bei älteren Ärzten mit einem Vermögen auf dem heimischen Bankkonto. Er machte eine ausladende Handbewegung und als Tony zu ihm aufschloss, ging er an seiner Seite den Flur entlang. Ganz nebenbei behauptet, war es doch nie etwas Gutes, wenn Ärzte fragten, ob man ein Stück gehen mochte. Allerdings wusste Tony nicht so recht, was er erwarten sollte. Das auf einmal Weltfrieden herrschte? Das er seine Anzüge nicht umsonst geopfert hatte? Das es im Endeffekt vielleicht doch besser gewesen wäre, wenn er die Splitter nicht aus seiner Brust hätte entfernen lassen? Schwachsinn. Es ging hier immerhin nicht um ihn. Sein Blick haftete überall, nur nicht an dem Arzt. Seine Hände waren tief in den Hosentaschen vergraben und knibbelten an den Nähten, die sich langsam lösten. „Also, Mister Stark“, eine Kunstpause folgte, in der ein leises Seufzen zu hören war. Das fing ja wirklich super an. Also konnte er nun davon ausgehen, dass es sich um schlechte Nachrichten handelte? „Der Virus wurde in wenigen Sitzungen und vermutlich viel zu schnell injiziert, wobei sie es bis jetzt wohl ziemlich gut aufgenommen hat. Allerdings ist es nicht so leicht den Virus wieder zu 'entfernen'. Es gibt einzelne Partien des Körpers, die befallen sind, an denen eine Entfernung mehrere Sitzungen in Anspruch nimmt. Um nur ein Beispiel zu nennen, der Bereich des Gehirns, der für die Regeneration zuständig ist“ Das klang auch nicht gerade viel versprechend. Tony gab ein leises, kaum vernehmliches Brummen von sich, doch Doktor Murphy schien es nicht ein mal zu hören, denn er redete einfach weiter: „Das Problem ist nun, dadurch, dass sie so hohe Verletzungen davongetragen hatte, wenn ich mich nicht irre, wäre sie beinahe sogar gestorben. Ihr Körper hat sich allerdings an dem Virus bedient und von dem schnellen Heilungsprozess einen Nutzen geschlagen“ Tony blieb stehen und sah den Flur hinunter, in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Langsam drehte er sich zu dem Arzt um und nickte, sah ihn jedoch noch immer nicht an. Er war intelligent genug, um selbst herauszufinden, was das alles bedeutete. Sie war infiziert. Sie würde es immer bleiben. Der Ausdruck auf seinem Gesicht verriet nicht, woran er dachte. Es sah aus, als wäre er aus Stein, als er seine braunen Augen direkt auf die des Arztes lenkte. „Wann kann sie mit nach Hause?“ „Mister Stark, ich denke nicht-“ „Das ist keine Antwort auf meine Frage“ Letztendlich wusste Doktor Murphy nicht, warum er vor Stark zurückwich. Einen kurzen Moment schien er gar erschrocken. Müsste er, so könnte er nicht sagen, ob es an dem barschen Ton in der Stimme seines Gegenüber lag, oder doch an dem Blick, der tief in seine noch immer zerrüttete Seele blicken ließ. Obwohl der Herbst bereits angebrochen war, war es in New York noch immer unglaublich warm. Doch das Krankenzimmer, in dem sie sich befanden, war dank der Klimaanlage beinahe eisig kalt. Er würde es nicht ein mal auf zehn Grad schätzen. Nur zur Vorsichtsmaßnahme. Als wenn sie nicht überhitzen dürfte. Wer auch immer das behauptete, hatte keine Ahnung. Ihre Haut war warm. So warm, als wenn sie Fieber hätte. Sie sah ungewöhnlich blass aus, ihre Sommersprossen stachen nur so hervor. Glücklicherweise musste sie bis auf den fehlenden Ton ihrer Hautfarbe keine weiteren Verluste einstecken. Sie sah so aus, wie sonst auch immer. Gott, sie hatte sogar etwas dazu gewonnen. Auch wenn dies nicht in aller Augen gut war. Seine sonnengebräunte Haut sah noch dunkler im Vergleich zu ihrer aus, als er zärtlich mit dem Daumen über die Knöchel ihrer Finger fuhr. Wie lange er jetzt schon neben ihr saß, konnte er nicht sagen, doch bis jetzt hatte sie sich nicht gerührt. Kein Stück. Der Arzt hatte gesagt, sie würde bald aufwachen. Langsam machte er sich Sorgen. Eigentlich brauchte er sich doch keine Sorgen machen. Sie war eine Kämpferin. Schon immer gewesen, sogar vor der Sache mit dem Virus. Und sie würde aufwachen, jeden Moment, das wusste er. Just in diesem Moment, als hätte sie seine Gedanken vernommen, sah Tony ihre Lider vibrieren. Ein leises Seufzen kam über ihre Lippen und eine kleine Sorgenfalte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen, als sie ihre Augen aufschlug und versuchte die Umgebung einzuordnen. „Pep?“ „Tony?“ Ihre Stimme war heiser und ein penetranter Schmerz begann ihren Kopf zu fluten. Mit ihrer freien Hand versuchte sie ihn vorsichtig an ihren Schläfen weg zu massieren. Sie atmete tief durch und pustete ihren orangeroten Pony aus den Augen, ehe sie die Hand wieder sinken ließ und den Mann an ihrer Seite betrachtete. Ein zögerliches Lächeln trat auf ihre Lippen. Am liebsten hätte er sie geküsst. Aus Freude, dass sie noch am Leben war, dass sie noch bei ihm war. Doch er drückte nur leicht ihre Hand. Vielleicht wollte sie nicht mehr bei ihm sein. Weil er sie ständig in Gefahren brachte. Doch Pepper hatte ihn noch nie enttäuscht. Sie erwiderte den leichten Druck und versuchte schließlich sich aufzusetzen. Sie sah so unheimlich müde und schwach aus. Hoffentlich würde sich das alsbald wieder legen. Und hoffentlich würde es ihr nicht nach jeder Sitzung schlimmer gehen. „Wie fühlst du dich?“, seine Stimme war so leise. Irgendwie das komplette Gegenteil. Doch es konnte auch an dem Krankenhaus liegen, lieber sprach er hier ein wenig leiser, als alles durch die Gegend zu posaunen. „Vermutlich so, wie ich aussehe“, Peppers Mundwinkel zuckten und sie entzog schließlich ihre Hand, sodass sie die Bettdecke zurückschlagen und aufstehen konnte. Ihre Beine fühlten sich schwer an, ihre Füße eisig. Genau konnte sie nicht sagen, wie lange sie nach ihrer letzten Behandlung geschlafen hatte, doch es fühlte sich nicht so an, als wäre es genug gewesen. Abermals wandte sie den Blick zu Tony, der sich zurück gelehnt hatte und nicht wusste, ob er einfach nur eine Augenbraue hochziehen, oder doch gleich Grinsen sollte. „Wo ist der Arzt?“, die Frau ließ es ruhig angehen, als sie auf jeden Schritt bedacht zum Fenster ging, um es zu öffnen. Eigentlich erwartete sie, den zuständigen Arzt an ihrer Seite zu sehen, sobald sie aufwachte. Doch irgendetwas in ihrem Inneren sträubte sich genauso sehr dagegen. Sie wollte nicht wissen, wie es um sie stand. Tony antwortete nicht auf ihre Frage, erhob sich jedoch in diesem Moment. Sein Stuhl kratzte über den glatten Boden und als er stand, streckte er sich genüsslich. „Deine Sachen sind schon gepackt. Du solltest dich besser umziehen, damit wir schnell nach Hause können“ Er sagte die Worte so leichtsinnig vor sich hin, als wäre das alles kein Problem. Als könnte sie einfach so hier raus marschieren. Als wenn sie komplett gesund wäre. Pepper schnappte sich ihren Morgenmantel, darunter kamen andere Klamotten zum Vorschein. Neue. Tony musste sie ausgesucht haben. Doch nun wickelte sie den Morgenmantel fest um ihren Körper und sah das Genie an, als hätte es mit einem Mal jeglichen Verstand verloren. „Was ist mit meiner Behandlung? Es war immerhin nicht nur meine Idee“, sie hatte ihren strengen Blick aufgelegt, der eigentlich immer funktionierte, wenn Tony versuchte irgendetwas durchzusetzen, was er besser nicht durchsetzten sollte. Allerdings konterte er ebenso gut mit seinem Welpenblick. „Ich vermisse dich. Es ist so langweilig ohne dich im Tower“ Miss Potts wollte seufzen, die Augen rollen, irgendetwas erwidern, doch stattdessen fragte sie nur: „Was möchtest du bestellen? Sushi oder Pizza?“ Happy wartete bereits unten vor dem Krankenhaus mit einem schlichten Wagen, der nicht allzu viel Aufmerksamkeit erregte. Seit dem Kampf gegen Killian, den Mandarin und seiner Selbst, hatte die Presse wohl für kurze Zeit einen Narren an ihn gefressen, jetzt wo er weder der ehemalige Waffenmagnat war, noch der einst strahlende Held Iron Man. Jetzt heischte die Presse nur noch um seine möglicherweise zerschlagene Zukunft und kündigte bereits einen nahenden Zusammenbruch von Stark Industries an. Doch vorerst machte Tony sich darum keine Sorgen. Er war nur froh darüber, dass er zurück in den Tower kehren würde, mit Pepper an seiner Seite. Darüber, wie es mit der Firma weitergehen sollte, musste er sich eigentlich keine Gedanken machen, immerhin war er doch ein Genie. Happy versuchte den kürzesten Weg durch den alltäglichen New Yorker Verkehr zu nehmen und summte auf dem Fahrersitz leise zu dem nervigen Popsong mit, der im Radio lief. Die Blätter der Bäume färbten sich schon langsam rot und orange. Der Central Park würde vom Penthouse sicher atemberaubend aussehen. Besonders, wenn er heute Abend mit dieser schönen Dame auf einem der Sofas genüsslich eine Pizza verdrücken würde, ohne dass sie jemand störte. Glücklicherweise war es auch so, dass Clint und Natasha wieder mal auf geheimer Mission waren, Steve entweder in seinem Appartement in Brooklyn vor sich hin vegetierte oder von Fury zu irgendeiner Vorführveranstaltung geschickt wurde, während der gute Doktor sich wieder auf halber Weltreise befand. Sie waren also wirklich komplett alleine. Und nie in seinem Leben war Tony glücklicher darüber gewesen, als Happy den Wagen in die Garage des Towers lenkte, von wo aus sie sich gleich den Fahrstuhl schnappten, der sie in das Penthouse bringen sollte. „Willkommen zurück, Miss Potts, Mister Stark“, wie üblich begrüßte sie der Hausherr, als sie das oberste Stockwerk betraten, das Licht schaltete sich an, als es draußen bereits begann dunkel zu werden und er bot ihnen an, das Essen zu bestellen, sowie einen kleinen Tumbler Scotch zu füllen. Es sah nach einem vollkommen normalen Abend aus, sofern es denn normal für einen Stark sein konnte. Aber er versuchte sich eben soweit es ging, sich mit seinem neuen, nahezu ereignislosem Leben anzufreunden. Und bis zu diesem Tage gelang es ihm auch ganz gut, bis sich seine KI wieder zu Wort meldete. „Sir? Soeben ist eine Nachricht für Sie eingegangen“ Natürlich rollte er die Augen und natürlich seufzte er auch genervt, als er ein Glas mit dem bernsteinfarbenen Alkohol an Pepper reichte und selber mit seinem zu einem der Holoscreens zu gehen, um sich die soeben eingetroffene Nachricht zu anzusehen. In diesem Moment kam ihm nicht ein mal der Gedanke, dass es seltsam war, das die Nachricht an J.A.R.V.I.S. ging und nicht direkt an sein Handy. Er griff auf sein Postfach zu und öffnete die Nachricht, als mit einem Mal die Bildschirme abstürzten. „J?“, seine KI antwortete nicht, er wollte sich umdrehen, Pepper fragend ansehen, als wenn sie eine Lösung dafür haben könnte, doch die Monitore folgten ihm, kreisten ihn ein, als wollten sie versuchen ihn anzugreifen. Das war natürlich vollkommener Schwachsinn. „Sir, entschuldigen Sie den technischen Fehler, doch wie es scheint-“, abermals brach die Verbindung zu seinem Hausherrn ab und beinahe hätte Tony tatsächlich ein wenig Panik gekriegt, wenn nicht im selben Moment die Bildschirme flackernd wieder ansprangen. Doch es war nicht die Panik, die sein Herz mit eisigem Griff umklammerte. Es war blanker Horror, der ihn entzwei riss, als das rot-schwarze Zeichen des Mandarin von jedem Bildschirm prangte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)