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the bravest among us

von

Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo zusammen und herzlich Willkommen zu meiner neuen Fic :)
Vorab ein paar Kleinigkeiten:
Die FF ist bereits vollständig geschrieben und befindet sich zur Zeit in Bearbeitung.
Sie wird nach dem 3. Iron Man Film spielen, wobei ich eine paar kleine Abänderungen bezüglich des Mandarin vorgesehen habe. Dies betrifft allerdings nur die Tatsache, dass es sich hierbei nicht um einen Schauspieler handelt.
Die FF beinhaltet das Pairing Tony x Pepper.
Und nochmals die Warnung: Sie wird Character Death enthalten!

So, dass war's erst mal von meiner Seite aus.
Viel Spaß beim Lesen :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Halbzeit :) Komplett anzeigen
Vorwort zu diesem Kapitel:
Hallo :3
Ich wollte mich hier noch mal herzlichst fürs YUAL bedanken #>3<#♥
Das hier ist bereits das vorletzte Kapitel, danach folgt nur noch eines und der Epilog.
Hoffentlich hattet ihr bis hierhin auch Spaß beim Lesen :) Komplett anzeigen

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Dämonen

Natürlich, so heißt es, erschaffen wir unsere eigenen Dämonen.

Tony Starks Dämonen hatten ihn ein Leben lang begleitet, bis zum heutigen Tag. Oftmals dachte er, er hätte sie besiegt, musste jedoch bald einsehen, dass dort noch wesentlich mehr Dämonen auf ihn lauerten.
 

Ihm schien der Kampf schier endlos, bis der Mandarin und Killian auf der Bildfläche auftauchten. Ein Kampf, in dem nicht nur er seine Opfer darbrachte.

Alle aus seinem Umfeld waren betroffen.
 

Doch dann, so glaubte er, hatte er sie endgültig besiegt.

Kein Reaktor mehr.

Keine Anzüge.

Nur die gute alte Miss Potts und er.
 

Iron Man gab es nicht mehr.

Jetzt war da nur noch Tony Stark.

Virus

Tack. Tack. Tack.

Tacktacktack.
 

Nervös schlug er seine Fingernägel immer wieder in den Metallrahmen, der das Fenster hielt. Er stand auf einer Seite und versuchte doch mehr, sich auf sein Spiegelbild zu konzentrieren, als auf den Anblick der sich auf der anderen Seite bot.
 

„Mister Stark? Dürfte ich Sie kurz sprechen?“
 

Er wandte sich vom Fenster ab und sah zu dem Arzt, der gerade aus der Tür getreten war. In einer Hand hielt er ein Klemmbrett mit Kugelschreiber, sein Kittel war so perlweiß, dass es beinahe in den Augen schmerzte.

Auf einem kleinen Schildchen am Kittel, war sowohl ein Bild seiner selbst zu sehen, wie auch der Name. Murphy.
 

So wie jeder Andere auch blieben Doktor Murphys braune Augen für einen winzigen Moment auf seiner Brust hängen, genau an der Stelle, an der ehemals der Arc Reaktor durchschimmerte.

„Ich bin ganz Ohr“, entgegen seinen Erwartungen klang seine Stimme nicht so spitzbübisch wie sonst, nein, stattdessen war es wie ein schwerer Seufzer, der ihm über die Lippen purzelte.
 

„Gehen wir ein Stück“, anscheinend hatte der Mann es sich doch überlegt, einen freundlicheren Ton anzuschlagen. Tonys Meinung nach ein seltenes Phänomen bei älteren Ärzten mit einem Vermögen auf dem heimischen Bankkonto.

Er machte eine ausladende Handbewegung und als Tony zu ihm aufschloss, ging er an seiner Seite den Flur entlang.
 

Ganz nebenbei behauptet, war es doch nie etwas Gutes, wenn Ärzte fragten, ob man ein Stück gehen mochte.

Allerdings wusste Tony nicht so recht, was er erwarten sollte. Das auf einmal Weltfrieden herrschte? Das er seine Anzüge nicht umsonst geopfert hatte? Das es im Endeffekt vielleicht doch besser gewesen wäre, wenn er die Splitter nicht aus seiner Brust hätte entfernen lassen?
 

Schwachsinn.

Es ging hier immerhin nicht um ihn.
 

Sein Blick haftete überall, nur nicht an dem Arzt. Seine Hände waren tief in den Hosentaschen vergraben und knibbelten an den Nähten, die sich langsam lösten.

„Also, Mister Stark“, eine Kunstpause folgte, in der ein leises Seufzen zu hören war. Das fing ja wirklich super an. Also konnte er nun davon ausgehen, dass es sich um schlechte Nachrichten handelte?
 

„Der Virus wurde in wenigen Sitzungen und vermutlich viel zu schnell injiziert, wobei sie es bis jetzt wohl ziemlich gut aufgenommen hat. Allerdings ist es nicht so leicht den Virus wieder zu 'entfernen'. Es gibt einzelne Partien des Körpers, die befallen sind, an denen eine Entfernung mehrere Sitzungen in Anspruch nimmt. Um nur ein Beispiel zu nennen, der Bereich des Gehirns, der für die Regeneration zuständig ist“
 

Das klang auch nicht gerade viel versprechend.

Tony gab ein leises, kaum vernehmliches Brummen von sich, doch Doktor Murphy schien es nicht ein mal zu hören, denn er redete einfach weiter: „Das Problem ist nun, dadurch, dass sie so hohe Verletzungen davongetragen hatte, wenn ich mich nicht irre, wäre sie beinahe sogar gestorben. Ihr Körper hat sich allerdings an dem Virus bedient und von dem schnellen Heilungsprozess einen Nutzen geschlagen“
 

Tony blieb stehen und sah den Flur hinunter, in die Richtung, aus der sie gekommen waren. Langsam drehte er sich zu dem Arzt um und nickte, sah ihn jedoch noch immer nicht an.

Er war intelligent genug, um selbst herauszufinden, was das alles bedeutete.
 

Sie war infiziert.

Sie würde es immer bleiben.
 

Der Ausdruck auf seinem Gesicht verriet nicht, woran er dachte. Es sah aus, als wäre er aus Stein, als er seine braunen Augen direkt auf die des Arztes lenkte.

„Wann kann sie mit nach Hause?“

„Mister Stark, ich denke nicht-“

„Das ist keine Antwort auf meine Frage“
 

Letztendlich wusste Doktor Murphy nicht, warum er vor Stark zurückwich. Einen kurzen Moment schien er gar erschrocken. Müsste er, so könnte er nicht sagen, ob es an dem barschen Ton in der Stimme seines Gegenüber lag, oder doch an dem Blick, der tief in seine noch immer zerrüttete Seele blicken ließ.
 


 

Obwohl der Herbst bereits angebrochen war, war es in New York noch immer unglaublich warm. Doch das Krankenzimmer, in dem sie sich befanden, war dank der Klimaanlage beinahe eisig kalt. Er würde es nicht ein mal auf zehn Grad schätzen.

Nur zur Vorsichtsmaßnahme.

Als wenn sie nicht überhitzen dürfte.
 

Wer auch immer das behauptete, hatte keine Ahnung.
 

Ihre Haut war warm. So warm, als wenn sie Fieber hätte.

Sie sah ungewöhnlich blass aus, ihre Sommersprossen stachen nur so hervor. Glücklicherweise musste sie bis auf den fehlenden Ton ihrer Hautfarbe keine weiteren Verluste einstecken. Sie sah so aus, wie sonst auch immer. Gott, sie hatte sogar etwas dazu gewonnen.

Auch wenn dies nicht in aller Augen gut war.
 

Seine sonnengebräunte Haut sah noch dunkler im Vergleich zu ihrer aus, als er zärtlich mit dem Daumen über die Knöchel ihrer Finger fuhr. Wie lange er jetzt schon neben ihr saß, konnte er nicht sagen, doch bis jetzt hatte sie sich nicht gerührt. Kein Stück.

Der Arzt hatte gesagt, sie würde bald aufwachen.
 

Langsam machte er sich Sorgen.
 

Eigentlich brauchte er sich doch keine Sorgen machen. Sie war eine Kämpferin. Schon immer gewesen, sogar vor der Sache mit dem Virus.

Und sie würde aufwachen, jeden Moment, das wusste er.
 

Just in diesem Moment, als hätte sie seine Gedanken vernommen, sah Tony ihre Lider vibrieren. Ein leises Seufzen kam über ihre Lippen und eine kleine Sorgenfalte bildete sich zwischen ihren Augenbrauen, als sie ihre Augen aufschlug und versuchte die Umgebung einzuordnen.
 

„Pep?“

„Tony?“
 

Ihre Stimme war heiser und ein penetranter Schmerz begann ihren Kopf zu fluten. Mit ihrer freien Hand versuchte sie ihn vorsichtig an ihren Schläfen weg zu massieren. Sie atmete tief durch und pustete ihren orangeroten Pony aus den Augen, ehe sie die Hand wieder sinken ließ und den Mann an ihrer Seite betrachtete.
 

Ein zögerliches Lächeln trat auf ihre Lippen.
 

Am liebsten hätte er sie geküsst.

Aus Freude, dass sie noch am Leben war, dass sie noch bei ihm war.

Doch er drückte nur leicht ihre Hand.
 

Vielleicht wollte sie nicht mehr bei ihm sein.

Weil er sie ständig in Gefahren brachte.
 

Doch Pepper hatte ihn noch nie enttäuscht.

Sie erwiderte den leichten Druck und versuchte schließlich sich aufzusetzen. Sie sah so unheimlich müde und schwach aus. Hoffentlich würde sich das alsbald wieder legen.

Und hoffentlich würde es ihr nicht nach jeder Sitzung schlimmer gehen.
 

„Wie fühlst du dich?“, seine Stimme war so leise. Irgendwie das komplette Gegenteil. Doch es konnte auch an dem Krankenhaus liegen, lieber sprach er hier ein wenig leiser, als alles durch die Gegend zu posaunen.

„Vermutlich so, wie ich aussehe“, Peppers Mundwinkel zuckten und sie entzog schließlich ihre Hand, sodass sie die Bettdecke zurückschlagen und aufstehen konnte.
 

Ihre Beine fühlten sich schwer an, ihre Füße eisig. Genau konnte sie nicht sagen, wie lange sie nach ihrer letzten Behandlung geschlafen hatte, doch es fühlte sich nicht so an, als wäre es genug gewesen.

Abermals wandte sie den Blick zu Tony, der sich zurück gelehnt hatte und nicht wusste, ob er einfach nur eine Augenbraue hochziehen, oder doch gleich Grinsen sollte.
 

„Wo ist der Arzt?“, die Frau ließ es ruhig angehen, als sie auf jeden Schritt bedacht zum Fenster ging, um es zu öffnen. Eigentlich erwartete sie, den zuständigen Arzt an ihrer Seite zu sehen, sobald sie aufwachte.

Doch irgendetwas in ihrem Inneren sträubte sich genauso sehr dagegen.
 

Sie wollte nicht wissen, wie es um sie stand.
 

Tony antwortete nicht auf ihre Frage, erhob sich jedoch in diesem Moment. Sein Stuhl kratzte über den glatten Boden und als er stand, streckte er sich genüsslich. „Deine Sachen sind schon gepackt. Du solltest dich besser umziehen, damit wir schnell nach Hause können“

Er sagte die Worte so leichtsinnig vor sich hin, als wäre das alles kein Problem.

Als könnte sie einfach so hier raus marschieren.

Als wenn sie komplett gesund wäre.
 

Pepper schnappte sich ihren Morgenmantel, darunter kamen andere Klamotten zum Vorschein. Neue. Tony musste sie ausgesucht haben.

Doch nun wickelte sie den Morgenmantel fest um ihren Körper und sah das Genie an, als hätte es mit einem Mal jeglichen Verstand verloren.
 

„Was ist mit meiner Behandlung? Es war immerhin nicht nur meine Idee“, sie hatte ihren strengen Blick aufgelegt, der eigentlich immer funktionierte, wenn Tony versuchte irgendetwas durchzusetzen, was er besser nicht durchsetzten sollte.

Allerdings konterte er ebenso gut mit seinem Welpenblick.
 

„Ich vermisse dich. Es ist so langweilig ohne dich im Tower“

Miss Potts wollte seufzen, die Augen rollen, irgendetwas erwidern, doch stattdessen fragte sie nur: „Was möchtest du bestellen? Sushi oder Pizza?“
 


 

Happy wartete bereits unten vor dem Krankenhaus mit einem schlichten Wagen, der nicht allzu viel Aufmerksamkeit erregte. Seit dem Kampf gegen Killian, den Mandarin und seiner Selbst, hatte die Presse wohl für kurze Zeit einen Narren an ihn gefressen, jetzt wo er weder der ehemalige Waffenmagnat war, noch der einst strahlende Held Iron Man.
 

Jetzt heischte die Presse nur noch um seine möglicherweise zerschlagene Zukunft und kündigte bereits einen nahenden Zusammenbruch von Stark Industries an.
 

Doch vorerst machte Tony sich darum keine Sorgen. Er war nur froh darüber, dass er zurück in den Tower kehren würde, mit Pepper an seiner Seite. Darüber, wie es mit der Firma weitergehen sollte, musste er sich eigentlich keine Gedanken machen, immerhin war er doch ein Genie.
 

Happy versuchte den kürzesten Weg durch den alltäglichen New Yorker Verkehr zu nehmen und summte auf dem Fahrersitz leise zu dem nervigen Popsong mit, der im Radio lief.

Die Blätter der Bäume färbten sich schon langsam rot und orange.

Der Central Park würde vom Penthouse sicher atemberaubend aussehen. Besonders, wenn er heute Abend mit dieser schönen Dame auf einem der Sofas genüsslich eine Pizza verdrücken würde, ohne dass sie jemand störte.
 

Glücklicherweise war es auch so, dass Clint und Natasha wieder mal auf geheimer Mission waren, Steve entweder in seinem Appartement in Brooklyn vor sich hin vegetierte oder von Fury zu irgendeiner Vorführveranstaltung geschickt wurde, während der gute Doktor sich wieder auf halber Weltreise befand.
 

Sie waren also wirklich komplett alleine.

Und nie in seinem Leben war Tony glücklicher darüber gewesen, als Happy den Wagen in die Garage des Towers lenkte, von wo aus sie sich gleich den Fahrstuhl schnappten, der sie in das Penthouse bringen sollte.
 

Willkommen zurück, Miss Potts, Mister Stark“, wie üblich begrüßte sie der Hausherr, als sie das oberste Stockwerk betraten, das Licht schaltete sich an, als es draußen bereits begann dunkel zu werden und er bot ihnen an, das Essen zu bestellen, sowie einen kleinen Tumbler Scotch zu füllen.
 

Es sah nach einem vollkommen normalen Abend aus, sofern es denn normal für einen Stark sein konnte.

Aber er versuchte sich eben soweit es ging, sich mit seinem neuen, nahezu ereignislosem Leben anzufreunden. Und bis zu diesem Tage gelang es ihm auch ganz gut, bis sich seine KI wieder zu Wort meldete.
 

Sir? Soeben ist eine Nachricht für Sie eingegangen

Natürlich rollte er die Augen und natürlich seufzte er auch genervt, als er ein Glas mit dem bernsteinfarbenen Alkohol an Pepper reichte und selber mit seinem zu einem der Holoscreens zu gehen, um sich die soeben eingetroffene Nachricht zu anzusehen.
 

In diesem Moment kam ihm nicht ein mal der Gedanke, dass es seltsam war, das die Nachricht an J.A.R.V.I.S. ging und nicht direkt an sein Handy.
 

Er griff auf sein Postfach zu und öffnete die Nachricht, als mit einem Mal die Bildschirme abstürzten.

„J?“, seine KI antwortete nicht, er wollte sich umdrehen, Pepper fragend ansehen, als wenn sie eine Lösung dafür haben könnte, doch die Monitore folgten ihm, kreisten ihn ein, als wollten sie versuchen ihn anzugreifen.
 

Das war natürlich vollkommener Schwachsinn.
 

Sir, entschuldigen Sie den technischen Fehler, doch wie es scheint-“, abermals brach die Verbindung zu seinem Hausherrn ab und beinahe hätte Tony tatsächlich ein wenig Panik gekriegt, wenn nicht im selben Moment die Bildschirme flackernd wieder ansprangen.
 

Doch es war nicht die Panik, die sein Herz mit eisigem Griff umklammerte.

Es war blanker Horror, der ihn entzwei riss, als das rot-schwarze Zeichen des Mandarin von jedem Bildschirm prangte.

Heiß und Kalt, Hoch und Tief

Die Hitze war erdrückend. Das Atmen viel ihm unheimlich schwer, sodass er, wenn möglich lieber an den kühlen Wänden der Höhle saß. Sollten sie denn Zeit dazu haben, eine Pause einzulegen.

Nicht nur er wollte seinen Plan möglichst schnell fortsetzen, auch Yinsen trieb ihn immer wieder dazu an, das Projekt möglichst schnell zu beenden.

Die Chance das sie aufflogen wuchs mit jedem weiteren Teil, das sie fertigten.
 

Wenn er sich konzentrierte konnte er noch immer die Schwere des ersten Magneten in seiner Brust spüren und er war sich des Aufwandes bewusst, die Autobatterie mit sich herum zu tragen. Ein unangenehmes Gefühl. Es war erdrückend.

Fast so wie die Hitze in diesem Land.
 

Der zweite Versuch war besser. Kleiner, kompakter, wog nicht so schwer. Doch breitete sich eisige Kälte in seiner Brust aus. So kalt und ohne Gefühl, wie die Höhle in die man ihn verschleppt hatte. Es war eine Notwendigkeit, es hielt ihn am Leben.

Und dort war Leben.

Genauso.
 

Es war das erste Mal, dass er begriff, wie wertvoll das Leben sein konnte.

Wie sehr er das Leben brauchte, das man ihm geschenkt hatte.
 

Tony schreckte nicht panisch aus diesem Traum, doch er spürte, wie sich sein Magen bei der Erinnerungen drehte, wie Kopfschmerzen in seinem Schädel dröhnten, doch ohne Pepper zu wecken kroch er aus dem Bett.
 

Der kalte Boden war eine Wohltat. Erst jetzt spürte er, wie heiß ihm wirklich war. Ob es an dem Traum lag, der Decke oder vielleicht sogar an Pepper konnte er nicht sagen.

Es schien, als wäre sie noch immer fiebrig.
 

Leise schloss sich die Tür hinter ihm.

„Licht auf 20 Prozent“

Ohne ein Wort schaltete sein Hausherr das Licht auf ein entsprechendes Minimum, sodass er sich durch den schummrigen Gang bahnen konnte, ohne gegen etwas zu stoßen.

Sir? Kann ich etwas für Sie tun?
 

Tony fuhr sich über die Augen und massierte sich die Nasenwurzel, er wollte eigentlich nur den Kopf schütteln, aber selbst dafür fühlte er sich in diesem Moment zu schwach. Für ihn war es in diesem Moment ein Wunder, dass er seine Beine Richtung Fahrstuhl bewegen konnte.

„Schick mir Dummy mit Kaffee aufs Dach“
 

Er drückte den Fahrstuhlknopf. Vermutlich länger, als es nötig gewesen wäre, in der leisen Hoffnung so würde es schneller gehen. Die Türen öffneten und schlossen sich, öffneten sich erneut und er trat den kurzen Weg an, der ihn hinauf auf das Dach führte.
 

Es war mitten in der Nacht, der Himmel pechschwarz, doch kein einziger Stern war zu sehen. Dafür glitzerte die Stadt unter ihm in den buntesten Farben.

Der Boden unter ihm war hart, trotzdem setzte er sich und besah sich sein Umfeld, lenkte jedoch alsbald den Blick auf das stetige Surren, das neben ihm aufgetaucht war.
 

Dummy neigte seinen kleinen Kopf von einer Seite zur Anderen und die schwarze Brühe in dem schneeweißen Becher schwappte gefährlich hin und her.

Aber Tony war nicht ein mal dazu aufgelegt mit dem kleinen Roboter zu meckern.
 

„Danke“, er nahm die Tasse an sich und trank einen Schluck. Er schmeckte nicht. Er schmeckte nie, wenn Dummy den Kaffee gemacht hatte.

Als er den armen Wicht aus den Trümmern seines Hauses in Malibu gerettet hatte, hatte er nicht ein mal den Mumm gehabt, ihm ein Software-Update zu geben.
 

Dummy war noch immer der gleiche Trottel wie zuvor.

Zum Glück.
 

Tony zog die Knie an seine Brust und gähnte herzhaft, während der kleine Roboter Kreise um ihn zog, ehe er sich wohl dazu entschloss zu versuchen, die Tür aufzukriegen und wieder nach unten ins Warme zu entschwinden. Als wenn er die Kälte spüren könnte.
 

Es machte ihm nichts aus. Nach so einem Traum brauchte er ein wenig Ruhe. Und er mochte es nicht so nah an der Erde zu verweilen. Er brauchte die kalte Nachtluft zu atmen, den freien Himmel über sich, um sich der Weite bewusst zu werden.

Das genaue Gegenteil von engen, stickigen Höhlen.
 

Und doch war dies auch nicht besser.
 

Er konnte alles und zeitgleich nichts sehen. Diese unendliche Weite. Sterne, Planeten, Nebulae. Und inmitten all dieses Nichts und Sein war Leben, dass sie noch nie zuvor gesehen hatten.

Wie einfälltig Menschen sein mussten, um nicht zu erkennen, dass sie nicht die einzigen Wesen in diesem Gesamten waren.
 

Es war ein atemberaubender Anblick und er wünschte sich, es wäre genau das, was ihn den Atem auch raubte. Doch die Verbindungen brachen ab. Zuerst der verpasste Anruf, dann die KI, die Monitore, der Antrieb, die Lenkung, Alles. Er konnte nicht atmen, verspürte nicht das befriedigende Gefühl, wie sich seine Lungen mit Sauerstoff füllten.
 

Er würde nach Luft japsen, wenn er könnte, doch er war zu eingenommen von diesem Anblick.

Seine Lider wurden schwer.
 

Er begriff die Weite des Universums.

Dass sie nicht alleine waren.

Und das er als Einzelner kaum etwas ausrichten konnte.
 

Dann wurde alles schwarz.
 

Keuchend schnappte Tony nach Luft.

Er hätte nicht gedacht, das er noch so müde war, dass er doch tatsächlich auf dem Dach einschlafen würde. Sein Körper zitterte und war beinahe so taub vor Kälte, dass er eben jene nicht mehr spürte.
 

Am Horizont zeigte sich ein goldener Streifen – verdammt, wie lange war er denn weggetreten gewesen? - der Morgen war also schon angebrochen. Das er erneut von einem Albtraum eingeholt worden war, sollte für ihn eigentlich kein Wunder mehr sein.

Doch nun zeigte sich die Müdigkeit erst Recht und durch diesen unbequemen Schlafplatz taten ihm nun nicht nur Nacken und Rücken weh.
 

Vielleicht sollte er zu Pepper zurück ins Bett kehren und nochmals versuchen weiter zu schlafen, oder er würde sich auf den Weg ins Labor machen.

Ein wenig arbeiten.

Doch woran?
 

Wenn Banner nicht da war, wusste er nicht ein mal wirklich, was er tun konnte und so verschwendete er Zeit und Genie mit irgendwelchen Spielereien. Aber vielleicht... vielleicht war heute ausnahmsweise mal ein guter Tag und er konnte eine neue Erfindung raus hauen, die jeder bewundern würde.

So wie den Iron Man.
 

Nein.

Er durfte so was nicht mehr in seine Gedanken lassen. Diese einfachen Anzüge hatten ihn am Ende mehr gekostet, als sie ihm gebracht haben.

Seufzend stand Tony auf und fischte nach der Tasse, bevor er zurück ins Innere schlich und den Fahrstuhl nach unten zu den Gemeinschaftsräumen nahm.
 

Tony warf einen kurzen Blick in die Räumlichkeiten, nur um festzustellen, dass er ganz alleine war. Pepper schlief wohl immer noch und Happy war seid gestern Abend verschwunden. Dann würde er die Chance nutzen und sich schnell einen Kaffee holen, ehe er sich wieder in das Labor verabschiedete.

Vielleicht würde ja doch etwas gelingen.
 

Irgendetwas musste schließlich mal gelingen.
 

Außerdem gab es da noch immer ein Problem.

Die Nachricht gestern Abend. J.A.R.V.I.S. war damit beauftragt worden herauszufinden, von wo aus diese Nachricht verschickt worden war, oder wer sie überhaupt verschickt hatte.

Doch es schien wie aus dem Nichts gekommen zu sein.
 

Eigentlich machte er sich nicht allzu viele Sorgen, wie er es eigentlich tun sollte.

Der Mandarin war tot.

Er stellte keine Bedrohung mehr dar.

Ende. Aus. Finito.
 

Bevor irgendetwas ihn von diesen Gedanken abbringen konnte, huschte er zurück zum Fahrstuhl und drückte beinahe manisch auf den Knopf zur Laboratorien-Etage. Eine gefühlte Ewigkeit später schlossen sich lautlos die Türen und er fuhr in aller Seelenruhe hinauf.
 

Das Labor war auch leer, allerdings schaltete sich das grelle Neonlicht wie von alleine an, als er den Code eingab und durch die Tür trat.

Wie ich sehe, sind Sie wieder da

„Ich war nie weg“, er umging Dummy, der neugierig auf ihn zu rollte und nahm sich stattdessen einen Stuhl, mit dem er sich zum nächstbesten Tisch rollte.
 

„Irgendwelche Neuigkeiten?“, der Computer wurde hochgefahren, seine Finger huschten über den Bildschirm, während ein weiterer, kleinerer Robotor hinter ihm hin und her fuhr.

Nein, Sir. Die gestrige Nachricht wies keinen Absender auf und in der Nacht ist sie wie von selbst verschwunden

„Einfach so?“

Als wenn sie sich innerhalb von 10 Sekunden selbst hätte zerstören sollen
 

Komisch.

Verdammt komisch. Keiner hatte Zugriff auf seine Konten, Handys oder gar auf J.A.R.V.I.S.

Bei Ersteren mal abgesehen von Pepper, aber sie würde so was weiß Gott nicht tun.

Und das sich die Nachricht dann noch selbst löschen konnte.

„Kein Virus?“

Nein, Sir. Keine Viren oder Ähnliches
 

Tony nippte an seinem Kaffee und starrte auf die Monitore.

Eigentlich hatte er vorgehabt, diese Nachricht noch ein mal in Augenschein zu nehmen, aber das konnte er sich nun auch abschminken.

„Gibt es irgendeine andere Möglichkeit, die Nachricht zurück zu verfolgen?“
 

Tut mir leid, Sir
 

„Ach, schon okay“, er grummelte und rollte mit dem Hocker rüber zu seiner Werkbank, um dort an einem Arm für seinen neuesten Roboter zu arbeiten.

Seid er keine Anzüge mehr herstellte hatte er das Gefühl, er würde nur noch kleine Haushelfer zusammen schrauben.

Solange sie von Nutzen waren und nicht immer den Feuerlöscher auspackten, sobald mal irgendwas kaputt ging.
 

Trotzdem versuchte er sich weiterhin auf die Arbeit zu konzentrieren und den neuen, kleinen Roboter komplettieren. Drähte verbinden, Schaltkreise einrichten.

Wie immer war er so in seine Arbeit vertieft, dass er vollkommen die Zeit vergaß und sein Hausherr erst Schwierigkeiten damit hatte, ihn mit der Erinnerung an ein Frühstück davon loszueisen.
 

Normalerweise verdrängte Tony einen geregelten Tagesablauf, so gut es ging, wenn er an seiner Werkbank saß, doch mit einer Sache schaffte J.A.R.V.I.S. es sofort, ihn von seinem Hocker zu jagen.

Sir, Miss Potts hatte einen Unfall in der Küche

Verletzlich

Wenn Pepper sich verletzt hatte, konnte das alles bedeuten.

Innerhalb eines Augenblicks setzte sein Herzschlag zum Galopp an und seine Gedanken begannen zu rasen, als er zum Fahrstuhl stürmte. Wie wahnsinnig hämmerte er auf den Knopf ein und war schon am überlegen wieder rauszuspringen und die Feuertreppe zu nehmen, um schneller oben zu sein, als sich die Türen doch endlich schlossen und er einige Sekunden später auf dem entsprechenden Flur wieder auftauchte.

Es war ungewöhnlich kalt auf dieser Etage.
 

Tony hetzte den Gang hinunter und stürmte in die offene Küche.

„Pep?“

Sie kauerte über der Anrichte, mit dem Rücken zu ihm. Er konnte ihren rasselnden Atem hören. Auf den ersten Blick schien sie nicht großartig verletzt, jedoch deutlich geschockt. So antwortete sie auch nicht, als sie seine Stimme vernahm.
 

Tony sondierte die Situation und schritt bedächtig auf seine Freundin zu. Ihre Schultern zitterten. Aber ansonsten? Die Glaskaraffe für den Kaffee war umgefallen und zersprungen. Vielleicht hatte sie sich geschnitten?
 

„Pepper?“, er legte ihr die Hände auf die Schultern und augenblicklich versteifte sie sich. Ihr Kopf schnellte herum und er konnte die Panik in ihren Augen sehen. Doch sie sagte nichts.

„Fass mich nicht an“, die Frau wandte sich aus seinem Griff. Sie hielt ihre rechte Hand fest umklammert und wollte nicht, dass Tony es sah.
 

Doch was gab es da zu sehen?

Gar nichts.

Sie dachte die Maschine sei kaputt, wollte sehen, woran es lag und hatte einen kleinen Schlag gekriegt. Der Auffangbehälter zerbrach ihr vor lauter Aufregung. Sie wollte die Scherben aufsammeln und schnitt sich.
 

Der Schnitt war verheilt.

Auf so wundersame Weise.

Und da brauchte Tony sie nicht beruhigen.

Sie war noch immer hochgradig infiziert.
 

„Schon okay. Setz dich, ich mach dir einen Kaffee“

Er sah, wie sie versuchte tief durchzuatmen und die Beherrschung zu behalten, doch ihre Schultern bebten immer stärker.

Der Arzt hatte von den Nebenwirkungen gesprochen, als wäre er Killian selbst. Als würde er sich so wahnsinnig gut damit auskennen.
 

„Hey, ich-“, er hatte vor sie am Arm zu greifen, damit er sie umdrehen konnte, doch kaum berührte er ihre warme Haut, da wirbelte sie herum und keifte ihn bereits an, von wegen er solle sie nicht anpacken.

Und für einen Moment konnte er die rot lodernde Wut in ihren Augen sehen.
 

Ihre Züge waren so hart, wie er es bis dato nur ein mal gesehen hatte. Damals, als sie sich gegen Killian gestellt hatte.

Alleine.
 

Plötzlich zog sich ein so scharfer Schmerz durch seinen Arm, dass dieser ihn in die Knie zwang. Er war so schnell da gewesen, dass es ihm den Atem raubte, so scharf und so vernichtend, dass es ihm die Tränen in die Augen trieb.

Es brannte wie Feuer!
 

„Oh Gott“, das unglaubwürdiges Hauchen drang leise an seine Ohren und die Quelle war mit einem Mal verschwunden, was zurückblieb war ein langsam abklingendes Stechen und ein dumpfes Pochen, das sich durch seinen Arm zog.

Tony versuchte Fassung zu bewahren, cool zu bleiben. Er hatte schon Schlimmeres durchgestanden.

Oder?
 

Natürlich hatte er schon schlimmeres durchgestanden.

Allerdings kamen diese Verletzungen nie von einer geliebten Person.

„Schon- schon okay“, er kämpfte sich wieder auf die Beine und stützte sich an der Kante der Theke. Glas schlitterte über die Unterlage.
 

Atmen.

Er musste tief durch atmen.

Ein paar Mal blinzeln, damit die plötzlichen Tränen versiegten.

Den Schmerz ignorieren.
 

Pepper starrte auf ihre bloßen Hände. Noch immer konnte man das leichte Glimmen in ihren Pupillen sehen. Sie schnappte nach Luft, als ginge es um ihr Leben. Und vor allem schien sie Tony gar nicht zu beachten.

Noch nicht ein mal, als er es mit einem billigen Kommentar versuchte.
 

Der Virus rief ein aggressives Verhalten vor.

Das es zu nicht kontrollierbaren Situationen kommen konnte, hatte ihm keiner gesagt.

Zumindest versuchte er es mit Fassung zu tragen. Es hätte schlimmer kommen können und im schlimmsten Fall in einem Feuerwerk enden können.
 


 

„Es tut mir so leid, ich weiß nicht, was in mich gefahren ist“, Pepper kniete auf der Couch und verarztete gerade den Dunkelhaarigen, der es geschafft hatte, sich so viel Schmerztabletten einzuwerfen, dass er augenscheinlich gar keine Reaktion mehr zeigte.

Ein hummerroter Handabdruck zierte nun seinen Unterarm.
 

„Ich wusste ja, dass du heiß bist, aber gleich sowas“, Tony konnte aus dem Augenwinkel sehen, wie Pepper die Augen rollte und den Kopf schüttelte, doch er hielt sich lieber daran, den ausgeschalteten Fernseher vor sich anzustarren und weiterhin an seiner Limo zu schlürfen.

Kühlung von innen und die feuchten Verbände verschafften sie von außen.
 

„Fertig“, sie strich zärtlich über den Verband.

Ein vollkommener Kontrast zur vorigen Aktion.

Doch er nahm es ihr nicht übel. Wie konnte er auch?
 

„Danke“, er war so tief auf die Couch gerutscht, dass er locker die Hand in ihren Nacken legen konnte, um sie zu sich herunter zu ziehen.

Ihre Lippen waren warm und weich.

Der Kuss zögerlich.

Und sie wollte ihn wohl schneller beenden, als ihm lieb war.
 

So saßen sie eine Weile schweigend nebeneinander.
 

„Im Übrigen war das gerade ernst gemeint“

„Ich weiß“, die Worte klangen so unheimlich trocken, dass er sich mit einem sorgenvollen Blick doch an sie wenden musste. Allerdings erwiderte sie den Blickkontakt gar nicht, sondern schien abwesend auf ihre Infusion zu starren, die sie vor wenigen Minuten noch selbst zu sich genommen hatte.

Pepper war wirklich vollkommen in Gedanken versunken.
 

Doch dann schlich sich ein Lächeln auf ihre Lippen und sie neigte den Kopf, als könne sie mal wieder nicht glauben, was für einen Schwachsinn das Genie Tony Stark doch manches Mal von sich gab.
 

Sie sah so jung aus, so froh und unbeschwert, dass die Gedanken an das soeben Geschehene wie von alleine verpufften und Tony ebenfalls anfangen musste zu grinsen.

Wie konnte er auch nicht?

Wieso sollte er sich nur so wahnsinnige Sorgen machen?

Es war alles okay.
 


 

Es tut mir leid, Sie unterbrechen zu müssen, Sir, aber Colonel Rhodes ist soeben eingetroffen. Dürfte ich Ihn bereits hochschicken?
 

Tony starrte an die Decke, den Mund leicht geöffnet, doch antworten wollte er nicht wirklich. Wenn er könnte, würde er vermutlich nicht ein mal mehr aufstehen.

Das klang gut. Sehr gut sogar.

Immerhin war er auch nicht alleine und so musste er sich in dieser Position auf dem Sofa auch keine Gedanken darüber machen.
 

Pepper, dessen Kopf bis eben noch auf seiner Brust ruhte, erhob sich und begann damit nach ihren Klamotten zu fischen und sich wieder anzuziehen. Tonys Hände ließen jedoch nicht von ihrem Körper ab und glitten immer wieder über ihren Rücken, ihre Arme und zupften leicht an ihren langen Haaren.
 

Wenn sie ewig so liegen könnten, wäre die Welt in Ordnung.

Dann könnte sie niemand stören.
 

„Schon okay, schick ihn hoch“, sie hatte sich von seinen Berührungen befreit und auf die Kante des Sofas gesetzt. So wie sie es vermutet hatte, sah Tony sie ungläubig an und wollte demonstrieren, warum sie überhaupt aufgestanden war, doch abermals war die Rothaarige schneller und beugte sich vor, um ihn erneut zu küssen.

„Du hast ihn eingeladen und ich kann zurück an die Arbeit. Irgendjemand muss hier schließlich die Übersicht über deine Termine haben“
 

Tony kam ihr nach, als sie sich aufrichtete und angelte nun ebenfalls nach seinen Klamotten. Er zog sich die Jeans und das Shirt wieder über und sah sich nun ein wenig verloren in dem großen Raum um, während Pepper bereits den Pager und ein paar Unterlagen von einem Beistelltisch nahm und sich in ihr Büro aufmachen wollte.
 

„Okay, ich werde dann... dann nebenbei die Kaffeemaschine reparieren und wenn irgendwas anliegt, J.A.R.V.I.S. weiß, wo er mich findet“

„Keine Sorge, wenn es zu einem Notfall kommen sollte, weiß ich auch, wo ich dich finde, aber Danke“

„Ich könnte dir auch Dummy zur Verfügung stellen“

Für einen kurzen Augenblick blieb Pepper stehen und war nun selbst dran, ihn ungläubig anzusehen, ehe Tony mit den Schultern zuckte.
 

„Daran kannst du mich erinnern, wenn ich in Flammen stehen sollte“, natürlich wusste sie um die kleine Liebelei mit dem Roboter und dem Feuerlöscher. Und eigentlich sollte es ein Scherz sein, doch Tony blieb stocksteif stehen und sah sie schweigend an.

Pepper lachte nervös und strich sich die Haare hinter die Ohren: „Tut mir leid“
 

Just in diesem Moment öffnete sich hinter ihnen die Tür und gedämpfte Schritte waren zu hören, ehe sie Rhodeys ruhige Stimme vernahmen und wie er sie begrüßte.

„Okay, ich lasse euch dann mal alleine“, sie drehte sich auf dem Absatz um und schenkte Rhodey ein freundliches Lächeln, „Pass auf, dass er keinen Unsinn macht“
 

Der hochgewachsene Mann lachte kurz auf und schüttelte belustigt den Kopf: „Natürlich“, kurz sah er ihr nach, als Pepper den Raum verließ und wandte sich dann an seinen guten, alten Freund Tony, auf dessen Lippen sich nun ein Grinsen geschlichen hatte.

„Wie war es in Washington? Ich würde dir echt einen Kaffee anbieten, aber die Maschine“, er zuckte die Schultern und ging zu eben genannten Elektrogerät, um es von der Theke auf die Kücheninsel zu wuchten.
 

„Ein Bier tut's auch“, nachdem Tony eine ausladende Geste Richtung Kühlschrank machte, nahm er sich aus eben jenem eines, während Tony selbst einen kleinen Werkzeugkasten unter der Spüle hervorholte und sich auf die Kücheninsel setzte, um damit zu beginnen, die Kaffeemaschine zu reparieren.

Er öffnete die Abdeckung und sah auch sofort das Problem, dass er beheben konnte.
 

„Was ist denn hier passiert?“, natürlich hatte Rhodey eine gute Auffassungsgabe und er beäugte nicht nur die zerbrochenen Überreste der Karaffe, die noch immer auf der Kücheninsel lag, skeptisch, sondern auch Tonys bandagierten Arm.

„Kurzschluss, Schreck gekriegt“, murmelte das Genie nur vor sich hin und kramte aus seiner kleinen Werkzeugkiste etwas, um die Kabel zu isolieren.

„Und dann hast du dich am Arm verletzt?“
 

Hinter sich konnte er das Kratzen des Glases hören und das dumpfe Geräusch, als sie in einen Mülleimer fielen. Tony antwortete nicht, sah sich jedoch nach seinem Freund um, der damit begann, die Schubladen nach einem Flaschenöffner zu durchsuchen.

„Kann passieren“, die Antwort hatte auf sich warten lassen und nicht nur er hatte das bemerkt, sondern wurde von Rhodey auch sogleich mit einem fragenden Blick bedacht.
 

Der Mann war intelligent.

Er konnte sofort erahnen, was passiert war und er war schlau genug, um nicht nachzufragen.
 

Ein Seufzen war zu vernehmen, als sich Rhodey zur Couch begab, doch als er den Mund öffnete, um etwas zu sagen, schnitt er bereits das nächste Thema an.

Das Thema, weswegen Tony ihn eigentlich her gebeten hatte.

„Also, worum ging es in dieser Spam-Mail?“
 

Tony war nun schon wieder dabei, die Maschine in seinen Händen abzudecken und wieder an ihren alten Platz zurück zu stellen.

„Einen Inhalt hatte es nicht. War wahrscheinlich nur ein dummer Scherz“

„Und warum machst du dir dann solche Sorgen?“

Der Dunkelhaarige holte sich aus dem Kühlschrank ebenfalls ein Bier und gestellte sich dann zu seinem Freund auf die Couch.
 

„Ich weiß nicht, sag du es mir“, er sah ihn mit einem gespielt geschockten Ausdruck an, was Rhodey nur die Augen rollen ließ.

Doch auch er beugte sich herausfordernd weiter in Richtung Stark: „Okay, also hat sich jemand mit dir einen Scherz erlaubt, dein System gehackt und dir eine Nachricht geschickt, in Form eines Mandala-

„Mandarin“

„-Bildes und es wieder gelöscht, bevor du ausrasten konntest. Oder was auch immer du dann gemacht hättest“
 

Eigentlich eine recht plausible Zusammenfassung des Ganzen. Nachdenklich starrte Tony Löcher in die Luft. Wenn er ehrlich sein sollte, dann war ihm der Gedanke noch gar nicht gekommen, dass es sich womöglich um einen Scherz handelte.

Aber wer sollte so einen Scherz schon machen?

Der Black Widow würde er es am ehesten zutrauen.

Sie konnte sich in sein System hacken. Aber sie würde nicht so auf seiner Vergangenheit herum trampeln.
 

„Also, wo ist dein Problem? Es war doch bis jetzt eine einmalige Sache? Du solltest dir nicht so einen Kopf darüber machen und dich verletzlicher zeigen, als du es eh schon bist“

Tonys Blick schnellte hoch.

Verletzlich?

In welcher Hinsicht?
 

Vielleicht hatte Rhodey damit ja recht. Er war verletzlicher geworden.

Iron Man gab es nicht mehr.

Es gab keine Anzüge mehr, in die er sich verschanzen konnte.

Es gab nur noch Pepper.
 

Und im Gegensatz zu ihr, war er somit angreifbar.

Neue Nachrichten

Sir? Soeben ist eine neue Nachricht eingetroffen
 

Sie wussten nicht, was genau sie erwartet hatten, als sie in den Workshop fuhren. Vermutlich war der Tag bis jetzt so furchtbar gelaufen, dass es Tony nicht wunderte, dass es noch schlimmer ging. Rhodey und er hatten sich vor vielleicht ein oder zwei Stunden auf den Weg gemacht, um etwas über diese mysteriöse Nachricht herauszufinden, als nun, urplötzlich, eine weitere Nachricht eintrudelte.
 

„Ernsthaft?“, Rhodey war schneller, als Tony gucken konnte und beugte sich schon über seine Schulter, um einen Blick auf den Monitor zu werfen, „Bist du sicher, dass es eine Nachricht von diesem Fremden ist?“

Starks Hände huschten über den Monitor.
 

Eine neue Nachricht in seinem Postfach.

Kein Absender.

Mit Anhang.
 

„J.A.R.V.I.S.! Umgehende Rückverfolgung“

Sehr wohl, Sir

Nun musterte Rhodey nicht nur besorgt den Bildschirm, sondern ebenso seinen Freund, der sich daran machte, die Nachricht zu öffnen.
 

Es war ein Video und eine Textdatei eingefügt worden.

„Und da ist wirklich kein Virus drauf? Ich hab noch ein paar Sachen zu erledigen und keine Lust die Türen aufzustemmen, wenn hier alles zusammenbricht“

„Nein, alles okay. Das ist es ja“, Tony öffnete das Video und zog es auf einen der größeren Bildschirme.
 

Erst passierte nichts.

Alles war schwarz.

Kein einziger Ton dröhnte aus den Lautsprechern.

Beide fragten sich, ob die Datei womöglich beschädigt war und warfen sich einen kurzen Blick zu, als es einen lauten Knall gab und die ersten verwackelten Bilder auf den Bildschirm flimmerten.
 

Nicht nur Tony klappte der Mund auf, als er sah, was sich dort vor ihm bot, auch Rhodey fasste sich an die Stirn und konnte es kaum glauben, als sie die Bilder ausmachen konnten.
 

Der Sound war grottig, ein Kratzen, Knacken und Knistern, als wenn diese Videos mit einer Handykamera aufgenommen worden wären.

Das Bild war auch nicht viel besser.

Verwackelt, unscharf und voller Störungen.

Doch er erkannte, was sich dort abspielte.
 

Er würde dies alles nie vergessen.
 

Die Lehmhäuser, die staubigen Straßen.

Schreie und flüchtende Menschen.

Eine Explosion folgte der Anderen.

Haufenweise Waffen.

Alle mit dem Logo seiner Firma. Stark Industries.
 

Die Szene wechselte.

Bunte Farben flimmerten über die Mattscheibe.

Dröhnende Musik war zu hören.

Immer und immer wieder in lautes Knacken.

Gemurmel im Hintergrund.
 

Es war wie ein Flash.

Ständig wurden die zwei immer gleichen Bilder eingeblendet.

Nur für den Bruchteil einer Sekunde, doch sie prägten sich zu gut in sein Gedächtnis ein.

Das Symbol des Mandarin.

Rot-schwarz.

So prägnant und klar, dass es unmöglich zu ignorieren war.
 

Dann war der Bildschirm grau.

Eine Hand, die einen Hammer hielt, blitzte auf dem Schirm auf.

Blinkend.

Wie Stroboskoplichter.
 

Wieder ein Szenenwechsel und es lief ihm eiskalt den Rücken herunter.

Nur zu gut konnte er sich daran erinnern, es war ihm so deutlich ins Gehirn gebrannt, dass es ihn beinahe würgen ließ.
 

Verwackelte Bilder zeigten, in viel zu guter Qualität, wie das Haus von der Klippe rutschte.

Sein Haus.

Steine lösten sich von dem Vorsprung und stürzten ins Wasser, Bäume kippten um, Einrichtung krachte durch die Fenster und versank ebenfalls in den Tiefen des Meeres.

Laute Motorengeräusche dröhnten aus den Boxen.

Hubschrauber zogen durch die Luft, umkreisten ihr Ziel, wie Aasgeier.
 

Cut. Szenenwechsel.

Wieder die Symbole und-
 

„Okay, das reicht“, unsanft drängte Rhodey sich in das Sichtfeld von Tony und tatschte an den Bildschirm, bis sich das Video schloss.

Tony schien es kaum zu interessieren, jedenfalls stierte er noch immer den – nun leeren – Bildschirm an.

Er fühlte es zu genau.

Die Kälte. Die Schwere, als das Wasser in seinen Anzug drang.
 

Das Alles war noch zu real.

Zu nah.
 

„Was auch immer das ist, das ist ein verdammt schlechter Scherz“, Rhodey wand sich dem anderen Bildschirm zu und wollte gerade die komplette Mail löschen, als Tony aufsprang und ihn aufhielt.

„Warte, vielleicht ist da irgendeine Erklärung drin“, er schob den Colonel beseite und öffnete die Textdatei.

Allerdings fand sich keine Erklärung vor, wie er es gehofft hatte. Warum auch?

Stattdessen waren dort einzelne Sätze, der ihnen in dicker Schrift entgegen prangte.
 

Rache ist ein Gericht, das am besten kalt serviert wird.

Auge um Auge, Zahn um Zahn.

Was du mir genommen, nehm ich auch dir.
 

„Das ist Bullshit“, Tony wollte gerade die Nachricht löschen, schloss das Dokument wieder, doch gerade als er auf den kleinen Knopf drücken wollte, wurde bereits angezeigt, dass die Nachricht gelöscht wird.

„J.A.R.V.I.S?“

Es scheint sich wieder um eine Nachricht zu handeln, die sich nach dem Lesen selbst löscht
 

„Das ist krank. Wen hast du wieder verärgert?“

Für einen kurzen Moment rollten sich Tonys Augen nach oben, als würde er tatsächlich darüber nachdenken.

„Das kann doch nicht wahr sein!“, Rhodey brauste auf und legte die Hand an die Stirn um sich wieder zu sammeln.

„Niemanden! Zumindest kann ich mich an niemanden erinnern“, Tony schnaubte und ließ sich wieder auf seinen Stuhl fallen, „Und das weißt du genauso gut, wie ich“
 

Stille breitete sich zwischen den Freunden aus.

Sie sahen sich nicht an, versanken in ihren eigenen Gedanken.

Und Rhodey konnte nur das bestätigen, was Tony gesagt hatte. Wenigstens für kurze Zeit war es um den Milliardär ruhig geworden.
 

Zumindest bis jetzt.
 

Sir? Ich möchte einwerfen, dass ich noch herausgefunden habe, von wo aus diese Nachricht gesendet wurde. Allerdings muss ich sie ein wenig enttäuschen, denn auch wenn ich alle Sicherheitsschlösser geknackt habe, oder umgangen bin, konnte kein eindeutiges Ergebnis erzielt werden

„Und von wo aus wurde es nun gesendet?“, vielleicht, aber auch wirklich nur vielleicht, war da ein leicht genervter Unterton in Starks Stimme, während sich sein Magen schon ungeduldig zusammen zog, während er auf die Antwort wartete.
 

Das System zeigt an, dass die Nachricht aus Afghanistan, sowie aus Malibu und Monaco versendet worden ist

„Oh, da gibt sich aber jemand Mühe“, seine Mundwinkel hoben sich, doch kaum sah er den Colonel an, der nicht gerade zu Scherzen aufgelegt war, erstarb das kleine Grinsen auch schon wieder

Ich habe mir die Freiheit genommen und mich über eines Ihrer Programme in Satelliten gehakt, um eine mögliche Ursache zu finden
 

„Von wem er das bloß hat“, Rhodey grummelte vor sich hin und verschränkte die Arme vor der Brust, während er nun nicht nur Tony skeptisch ansah, sondern doch ein wenig neugierig den Blick auf einen der Bildschirme lenkte.

„Warum darfst du hier sarkastische Witze reißen und ich nicht?“

Darauf bekam er keine Antwort. Vermutlich würde er darauf auch nie eine bekommen.
 

Wenn ich fortfahren dürfte“, mischte die KI sich wieder ein und sofort erschienen mehrere Bilder auf dem Bildschirm, „Ich habe Aufnahmen von exakt den drei Orten gemacht, von wo aus die Nachrichten gesendet wurden
 

Beide Männer beugten sich vor und einer von ihnen erkannte die Orte sofort wieder. Da war die Höhle, in der er einst gefangen gehalten wurde. Da war die Rennbahn in Monaco, auf der nicht nur Happy ihn beinahe umgebracht hätte, sondern auch Whiplash.

Und dann war da die Küstenklippe in Malibu auf der einst sein Haus stand. Die ehemaligen Grundmauern waren bereits eingerissen worden und sollten nun von neuem aufgebaut werden.
 

Jetzt nur noch ein leerer Platz auf der Weltkarte.
 

So dachte er zumindest.

Doch als er genauer auf die Bilder guckte entdeckte er auf jedem einzelnen einen kleinen Gegenstand, der in der Sonne schimmerte.

Ein gräulicher Handschuh, ein lila Brustpanzer und...
 

„Okay, das ist lange kein Scherz mehr“, das Murmeln seitens Rhodey war so leise, dass Tony es gerade noch hören konnte. Doch auch er nickte nur schweigend, während er ungläubig das Bild auf seinem Computer anstarrte.

„Irgendjemand stellt dir nach, Tony. Das muss aufhören, bevor es wieder in einem großen Knall endet“
 

Natürlich.

Er nickte automatisch.

Natürlich hatte Rhodey recht.

Da war jemand hinter ihm her. Und wie.
 

Doch wie sollte er sich wehren?

Wenn er es anhand dieser Bilder erahnen könnte, was auf ihn wartete, dann hätte er mit ein wenig Körpereinsatz keine Chance dagegen.
 

„Ich werde raus finden, wer da diese Spielchen treibt und ihn fertig machen“, in einem plötzlichen Anflug von Wut landete seine Hand mit einem lauten Knall auf dem Bildschirm.

Ein letztes Mal haftete sein Blick auf dem Bild, auf dem blassblau schimmernden Arc Reaktor, der inmitten von Algen auf dem Platz lag, auf dem einst sein Haus stand.
 

Er schloss das Bild.

Und genauso, den soeben gefassten Plan ab.

Date Night

„Hey, wusstest du, dass in deinem Terminplan ein Abendessen mit mir vermerkt ist?“, Pepper blickte mit einem leichten Lächeln auf den Lippen auf. Ihr rötliches Haar glänzte richtig im Schein der Sonne, während ihre Haut dagegen immer blasser zu werden schien.
 

Irgendwann hatte Tony aufgehört, die Sitzungen zu zählen.

Augenscheinlich schienen sie auch gar nicht anzuschlagen und der Arzt selber konnte nie so genau sagen, wie weit der Virus nun wirklich fortgeschritten war und wie viel sie schon besiegt hatten.

Irgendwie lief nichts so, wie er es geplant hatte.
 

Also warum sollte er sich nicht eine Auszeit nehmen?

Eine kleine Fluchtmöglichkeit, die er nicht nur für sich, sondern auch für Pepper nutzen konnte.

Einfach rauskommen.

Aus dem Krankenhaus, aus dem Tower, egal, Hauptsache weg.
 

„Natürlich, ich hab es auch selber reingeschrieben“, Tony schlenderte um die Couch herum, ein Glas Scotch in der Hand, „Immerhin etwas Erfreuliches, wenn du zurück an die Arbeit gehst, oder?“

Pepper schlug den Terminplaner geräuschvoll zu und blickte zu ihrem Freund auf: „Ich denke, bei der vielen Arbeit, die du mir immer aufhalst, ist das längst überfällig“
 

Die freche Antwort brachte ihn zum Schmunzeln. Anders hätte er es auch gar nicht erwartet. In aller Ruhe nahm Tony einen Schluck von seinem Glas und sog scharf Luft durch die Zähne ein, ehe er sich wieder an Pepper wandte: „Also hole ich dich Punkt sechs Uhr ab“
 

Vorsichtig erhob sie sich. Die Decke rutschte von ihren Beinen und sie sammelte sie wieder auf, um sie auf die Couch zu legen. Es waren vielleicht an die 15 Grad draußen. Nicht allzu kalt. Für sie schon. Obwohl ihre Körpertemperatur noch immer in einem fiebrigen Bereich balancierte, war ihr selbst immer viel zu kalt.

Aber vielleicht bildete er es sich auch nur ein.

War Frauen nicht immer viel zu kalt?
 

„Das wäre dann Alles, Mister Stark?“

„Das wäre dann Alles, Miss Potts“
 

Sie stieg über seine Beine und drückte einen Finger auf seine Lippen, als Tony sich in freudiger Erwartung auf einen Kuss nach vorne beugte.

Sie jedoch mochte es nicht.

Mochte den Geschmack von Scotch nicht.
 

Und als sie verschwunden war, verschwand auch Tony wieder in sein Labor.
 


 

Was auch immer der Andere in der Zwischenzeit getan hatte, man konnte es ihm nicht ansehen. Wie auch?

Tony hatte einen schwarzen Anzug an, vollkommen klassisch, sodass Pepper sich beinahe ein wenig fehl am Platz fühlte, mit ihrem einfachen Zweiteiler. Doch was auch immer sie in der Zwischenzeit getan hatte, sie sah besser aus, als heute Vormittag.

Vielleicht lag es auch an dem leichten Make-Up, das sie trug.
 

„Nett“, Tony hatte die Fäuste in den Taschen vergraben, als er seine Freundin zum Fahrstuhl geleitete, damit sie nach unten fahren konnten, wo Happy sie bereits erwartete.

„Nett?“, sie hob eine Augenbraue.

„Na, du weißt schon“

„Nett“, sie schüttelte nur den Kopf und stieg nun vollkommen schweigend in den Fahrstuhl.

Tony folgte ihr, bekam aber keine Erklärung dafür, was sie nun wieder hatte.
 

Die Fahrt lief ohne einen Wortwechsel ab, ebenso der Gang durch die Eingangshalle nach draußen, wo Happy tatsächlich bereits auf die beiden wartete und ihnen die Tür aufhielt. Pepper rutschte durch bis zur anderen Seite, Tony folgte und mit einem lauten Knall schloss sich die Tür.

Schemenhaft – dank der getönten Scheiben - konnten sie erkennen, wie Hap den Wagen umrundete und auf der Fahrerseite einstieg, damit sie endlich los konnten.
 

„Du bist jetzt aber nicht wirklich beleidigt, oder? Das ist nur so eine dumme Aktion, damit ich mich schlecht fühle, yadda yadda. Ich meine, immerhin gehen wir heute aus und-“, wenn Pepper sich nicht zu ihm gebeugt und geküsst hätte, hätte Tony sicherlich weiter vor sich hin philosophiert.

Doch nun stockte ihm für einen winzigen Augenblick der Atem und er ließ es geschehen, bis sich die Dame wieder von seinen Lippen trennte.
 

Sie strahlte ihn an. Zeigte ihre Zähne in einem mädchenhaften Lächeln: „Natürlich nicht. Wie könnte ich? Es ist einfach wunderbar endlich mal wieder was Anderes zu sehen, als das Krankenhaus oder das Büro“

„Das kann ich nur bestätigen“

„Natürlich, wo du auch so viel Zeit in dem Büro verbringst“, sie verdrehte leicht die Augen und schlug die Beine übereinander.
 

„Ich bring dir immer Kaffee, wenn du welchen brauchst“

„Dummy bringt mir den Kaffee. Oder irgendeine deiner neuen Erfindungen“, erst hätte sie gelacht, doch nach und nach rutschte ihr Stimme in etwas ab, dass sogar ein wenig nach Sorge klingen mochte.
 

Doch sie würde es nicht ansprechen, auch wenn es sie immer wieder aufs Neue verblüffte, dass so gut wie jede Woche, ein neuer, kleiner Roboter zu ihr heraufkam und ihr einen Kaffee an den Tisch brachte.

Und jedes Mal würde sie sich am liebsten ein Seufzen abringen, oder nur den Kopf schütteln. Denn sie machte sich Sorgen.
 

Seid Tony keine Iron Man Anzüge mehr hatte oder bauen musste, baute er lieber kleine Helfer für den Haushalt, wenn er sich nicht gerade auf irgendwelchen Pressekonferenzen befand, sich mit Doktor Banner im Labor verschanzte, oder Thor versuchte irgendwelche irdischen Bräuche beizubringen, die es so eigentlich gar nicht gab.
 

Wenn sie ehrlich war, war sie schockiert gewesen, als sie das erste Mal seinen Workshop betrat, nachdem sie aus dem Krankenhaus entlassen wurde.

Es war, als hätte er sich in eine neue Leidenschaft geflüchtet, die zwar nicht genauso war, wie die Herstellung von Mark-Anzügen, aber ebenso produktiv.
 

Sie sprach es nicht an.

Tony erwähnte es nicht.

Pepper erwähnte es nicht.
 

Ohne das sie gemerkt hatte, wo lang sie gefahren waren, stoppte Happy vor einem kleinen Restaurant. Es war kein piekfeiner Laden, aber auch keine Billigabsteige die nur Fast Food anbot. Etwas ganz Normales. Etwas, dass sie beide gut gebrauchen konnten.
 

Hap war bereits ausgestiegen und umrundete den Wagen, sodass er die Tür öffnen konnte. Tony richtete seine Krawatte und rutschte über die ledernen Sitze nach draußen, bedankte sich bei seinem Freund und reichte Pepper die Hand, damit auch sie aussteigen konnte.

„Wann soll ich euch abholen?“, Hogan schlug die Tür zu und richtete seine Mütze, als er die beiden mit einem breiten Lächeln ansah.
 

„Ich werde J.A.R.V.I.S. Bescheid geben und er wird dich informieren“

„Gut, ich werde so schnell wie möglich da sein. Noch scheint hier ja kaum was los zu sein“

Kaum merklich hob Tony die Schultern, doch auch ihm war es aufgefallen. Er führte es darauf zurück, dass diese Einladung in das Restaurant von ihm ziemlich spontan gekommen war, sodass sich nun außerhalb des Gebäudes höchstens eine handvoll Paparazzi sammelte.
 

Er war schon gespannt darauf, wie viele es waren, wenn sie das Restaurant wieder verließen und sie sich die Mäuler darüber zerrissen, wie Tony nur ohne Iron Man leben, gar existieren konnte.
 

Wenn er sich so umsah, eigentlich recht gut.
 

Pepper bedankte sich bei Happy, der auf dem Absatz kehrt machte und mit dem Wagen nun wohl wieder zurück zu dem Tower fuhr. Tony hingegen hielt die Hände tief in den Taschen versteckt, bis er an der Tür angelangte und sie für Pepper öffnete, die mit einem leichten Kopfnicken ihren Dank äußerte.
 

Der Playboy folgte ihr auf den Schritt, überholte sie gar und meldete sich bei einer der Kellnerinnen hinter der Bar. Diese stellte sofort das Glas beiseite, sagte jedoch nichts. Stattdessen wurde das Lächeln auf ihrem Gesicht für einen Moment so unwahrscheinlich breit, dass der Dunkelhaarige sich schon wunderte, wie das möglich sei.
 

Wenigstens bekam sie doch noch die Lippen zum Sprechen auseinander: „Aber natürlich, Mister Stark. Ein privaterer Tisch für zwei. Wenn Sie mir bitte folgen würden“

Auf den ersten Blick kam es ihm doch ein wenig seltsam vor, dass hier augenscheinlich jeder zu wissen schien, wann und was er reserviert hatte, doch auf der anderen Seite war er wohl noch immer allgemein bekannt.
 

Die, doch recht junge, Frau umrundete die Theke und bedeutete ihnen zu folgen. Sie führte die beiden fast durch den halben Laden, bis auf die andere Seite, führte sie eine handvoll Stufen hinauf und zeigte ihnen einen Tisch in der hintersten Ecke.

Im Grunde klang es schlimmer, als es eigentlich war.

Immerhin war der Laden hell erleuchtet, Spiegel ließen ihn größer erscheinen, als er wirklich war und wie zur Stilisierung hing an manch einer Ecke ein großer Flachbildfernseher.
 

Ungewohnt für Tony Stark, in keinem hochgestochenem Restaurant zu sitzen.

Aber so würde er sicher eine anständige Portion auf den Teller kriegen.
 

Tony rückte seiner Freundin den Stuhl zurecht, als die Kellnerin auch schon wieder verschwunden war, nur um, als sie beide saßen, mit zwei Karten in der Hand wieder an ihren Tisch zurück zu kehren.

„Dürfte ich Ihnen vielleicht schon ein Wasser reichen? Oder eventuell ein Softgetränk?“, sie zückte ihren Notizblock, als Pepper und Tony beinahe synchron die Karte aufschlugen und sich ein Getränk bestellten.
 

Die Dame kritzelte auf dem Zettel herum, bedankte sich und war schon wieder verschwunden. Langsam stieß Tony die Luft aus und rutschte tiefer auf seinen Sitz. Seine braunen Augen hoben sich kaum merklich und er studierte Peppers Gesicht. Vermutlich wusste sie bereits, dass er sie beobachtete, doch wenn, ließ sie sich nichts anmerken.
 

Kurz huschte sein Blick zu den anderen Tischen. Ab und an kreuzten sich seine Blicke mit denen anderer Gäste. Entweder zuckten ihre Mundwinkel zu einem kurzen Lächeln, oder sie schüttelten einfach nur den Kopf.

Unbewusst kam ein leises Schnauben seinerseits.

Man konnte es eben nicht allen recht machen.
 

Und das, obwohl er mehrmals ihre Heimat, wenn nicht gar ihre ganze Welt gerettet hatte.
 

Ohne das er es gemerkt hatte, standen mit einem Mal ihre Getränke auf dem Tisch und die Kellnerin hatte erneut ihren Block gezückt, um nun abzufragen, was sie denn gerne essen wollten.

Erste jetzt fiel Tony auf, dass er sich gar nicht auf die Gerichte konzentriert hatte und versuchte schnell noch etwas ausfindig zu machen, während er am Rande mitbekam, wie Pepper sich Fisch bestellte.
 

„Äh, ich nehm dann das“, kam es ein wenig träge über seine Lippen und er deutete einfach irgendwo in den Fleischbereich.

„Und ein mal das Putensteak, notiert“

Was hatte er da bestellt? Und bei Pepper konnte er auch nicht probieren, sie hatte Fisch genommen. Verdammt.

Egal, einfach selbstsicher nicken und bejahen.
 

Er klappte die Karte zu und reichte sie zurück an die Kellnerin, die sofort auf dem Absatz kehrt machte und die Bestellung an die Küche weiterleitete.

Schweigen legte sich über ihren Tisch, Pepper nippte an ihrem Glas und verschob mit ihren Fingern das Besteck, während Tonys Blick immer wieder zu einem der Fernseher huschte.

Es waren immer wieder die gleichen Bilder.

Entweder irgendein Musikvideo oder eine Szene aus einer Modeshow.

Nichts Spannendes.
 

„Und was gibt es Neues bei dir?“
 

Pepper öffnete ihren Mund und er hörte, wie sie voreilig Luft holte, aber keinen Ton heraus bekam. Dabei dachte sie gar nicht lange nach, sondern sprach das Erste aus, was ihr in den Sinn kam: „Der Arzt meinte, es geht nach oben“, sie nippte wieder an ihrem Glas und nickte leicht mit dem Kopf, als brauche sie selbst ein wenig mehr Überzeugung, was ihr Gesagtes anging.
 

Tony nickte ebenfalls, auch wenn sich sein Körper augenblicklich bei diesem Thema versteifte.

„Das ist gut, oder? In wieweit?“

„Er sagte die Quelle minimiere sich. Die befallenen Organe, also die neuen Organe, sind noch immer befallen, natürlich, aber immerhin ist der Virus so weit dezimiert worden, dass ich nicht mehr explodiere“
 

Für einen Augenblick hoben sich ihre Mundwinkel und sie hoffte, über diesen dummen Scherz lachen zu können, immerhin versuchte Tony es ebenfalls, allerdings endete es nur in erneutem Schweigen zwischen den Beiden.
 

Ihre Gerichte kamen und schweigend aßen sie weiter, während doch jeder von ihnen dem gleichen Gedanken hinterher hing.

Sie war auf dem Weg der Besserung.

Tony hatte es ihr versprochen und langsam aber sicher schien sie zu heilen. Sie würde wieder ein vollkommen normaler Mensch werden.

Keine schnelle Regeneration, keine Gefahr sich bei einer viel zu hohen Temperatur in einen Lavaball zu verwandeln, kein plötzliches, aggressives Verhalten mehr.
 

Ein ganz normaler Mensch.
 

Doch, der Gedanke gefiel ihnen beiden und sie konnten ein Schmunzeln nicht unterdrücken, als es mit einem Mal totenstill in dem kleinen Restaurant wurde und die Masse wie gebannt auf die Monitore starrte.

Einer der Serviceleute hatte wohl bereits die Fernbedienung in die Hand genommen, um den Ton lauter zu stellen.
 

„Dies ist eine Sondermeldung“

Aufgeregtes Murmeln machte die Runde und ein leises: „Was zum-?“, kam über Tonys Lippen, als sich nun auch seine Augen an den Bildschirm hefteten.

Hätte er bereits etwas gegessen, hätte er sich womöglich übergeben müssen, doch er spürte, wie sich seine Kehle bereits zuzog und in Panik sein Herz zu rasen begann.

Pepper musste es ähnlich gehen, denn sie wurde augenblicklich kreidebleich.
 

Nach dem das Symbol der zehn Ringe von dem Bildschirm verschwunden war und für einen Moment das Bild mit dem Arc Reaktor auf seinem ehemaligen Malibu Sitz auftauchte, erschien endlich eine Person auf der Mattscheibe.

Oder eher jemand in einem Kostüm.
 

Eine Maske blickte in die Kamera, sofern sie selbst gucken konnte. Sie war in Lila gehalten, sichtlich aus Metall und mit den Augenschlitzen erinnerte sie ihn entfernt an die Iron Man Maske. Es war eindeutig an wen die kommende Botschaft gerichtet war und doch fragte sich Tony für einen Moment, woher diese fremde Person wusste, wo genau er sich in diesem Moment aufhielt.
 

Doch sofort kamen anderen Gedanken.

Vermutlich war es eine bundesweite Ausstrahlung.

Und dieser Mensch hatte schon mehrere Male sein Sicherheitssystem geknackt.

Entweder war der Kerl ein komplett Wahnsinniger, oder ein verdammtes Genie.

Im schlimmsten Fall sogar beides.
 

Die Stimme, die den totenstillen Raum füllte, war blechern, elektronisch, damit keiner erkennen konnte, wer sich dahinter verbergen mochte.
 

„Mein Grund ist simpel, meine Forderung einfach. Diese Nachricht richtet sich an Tony Stark. Wenn er noch Manns genug ist, was ich stark bezweifle, so will ich ihn treffen. Malibu. Du wirst wissen, wo. Mister Stark, ich gebe dir einen Tag, meiner Forderung nachzukommen“

Entscheidungen

„Das ist Schwachsinn, absoluter Bullshit!“, Rhodey war vor Wut beinahe aufgesprungen, hatte nun in seiner gekrümmten Haltung die Hände auf den Tisch geknallt und sah Tony wutentbrannt an, „Du willst doch keinen Selbstmord begehen“
 

Vermutlich hätte er sich aufregen sollen, doch Tony saß seinem besten Freund gegenüber, als wäre er die Ruhe in Person. Dabei war es sogar verwunderlich, dass es nicht ein mal in seinem Inneren zu brodeln begann, wo doch auch die Frau, die eigentlich an seiner Seite sitzen sollte, die Partei des Colonel eingenommen hatte und auf dessen Seite saß.
 

Sie hatte die Beine übereinander geschlagen und sah ihn ebenfalls an, als hätten ihn alle guten Geister verlassen.

Wenigstens sagte sie kein Wort über sein Vorhaben. Nein, eigentlich wünschte Tony sich, dass sie reden würde. Immerhin würde eine klare Meinung von Pepper besser sein, als dieses Schweigen und dieses Starren mit hochgezogener Augenbraue und zusammengekniffenem Mund.
 

„Natürlich nicht. Aber hast du eine bessere Idee?“

„Oh, ich hab sogar mehrere. Aber meine Beste ist immer noch: Geh nicht hin“, der Mann war noch immer deutlich wütend, ließ sich nun aber mit einem Schnauben und verschränkten Armen zurück auf das Sofa fallen.
 

„Ich muss-“

„Tony“, es war, als hätte Pepper ihn das erste Mal seid einem halben Jahrhundert angesprochen. Doch sagte sie seinen Namen nicht so, wie sie es immer tat. Dieses Mal war es viel schärfer, mit einem warnenden Unterton, den er eigentlich zu gut kannte, der ihm aber jedes Mal aufs Neue einen kleinen Schock verpasste.
 

„Was ist mit dem Iron Patriot?“

„War Machine“

„Willst du das wieder durchkauen?“

„Nein, aber warum wollt ihr euch da immer mit einmischen? Immerhin ging diese Nachricht eindeutig an mich“
 

„Du warst derjenige, der mich um Hilfe wegen dieser Nachrichten bat“

Für einen kurzen Moment trat Stille zwischen ihnen ein und das Genie überlegte, ob er sich bockig stellen sollte, wie ein kleines Kind, oder vernünftig argumentieren.

Allerdings fiel ihm nicht ein mal eine gute Antwort ein, weil Rhodey einfach recht hatte.
 

„Es ist, als wenn du gar nicht aus deinen Fehlern lernen willst“
 

Abermals legte sich Stille über die kleine Gruppe und zögerlich, für einen winzigen Moment huschten Tonys Augen zu Pepper, in der Hoffnung, dass sie ihm doch helfen möge.

Doch sie hatte sich kein Stück geregt und starrte ihn noch immer an, als wäre sie aus Stein gemeißelt.
 

„Dann nicht“, mit einem eher wütenden Schauben erhob Tony sich, machte einen großen Bogen um das Sofa und holte sich an der Bar noch einen Drink, ehe er sich zum Fahrstuhl begab um sich abermals in seinem Workshop einzuschließen.
 


 

Das Klirren, wenn er mit dem Nagel seines Zeigefingers gegen das Glas stieß, hallte im ganzen Zimmer nach. Ansonsten war es beinahe totenstill.

Eigentlich hatte Tony vorgehabt zu Arbeiten, oder wenigstens irgendetwas zu tun, um sich abzulenken. Er wollte eigentlich nicht ein mal über diese Situation nachdenken, von der er sich vor ein paar guten Stunden verabschiedet hatte.
 

Stattdessen war es für ihn, als wäre sein Kopf vollkommen leer, ein Vakuum, etwas, was er bis dato noch nicht erlebt hatte. Auch wenn er sich irren mochte, denn tief in seinem Unterbewusstsein, geisterte dieses diebische Bild mit seinem Reaktor herum.
 

Für ihn stand es bereits fest, was er zu tun hatte.

Die Anderen mochten ihn daran vielleicht hindern, doch auch sie mussten wissen, dass ein Tony Stark nicht aufzuhalten war.
 

Wenn er es sich nur selbst eingestehen mochte, so hatte er bereits einen gepackten Koffer mit den wichtigsten Sachen, die er aus seinem Tower entbehren konnte.

Für den Fall, dass Bruce einfach so wieder verschwand. Zum Beispiel.

Kurz hing er dem Gedanken nach, dass er Pepper vorschlagen sollte, bei dem Mann ebenfalls in Therapie zu gehen.

Doch das hätte ihr sicher ganz und gar nicht gefallen.
 

Ihm im Grunde auch nicht.

Immerhin gab es da nichts zu therapieren.

Und Bruce war kein Psychiater, wie er selbst behauptete.
 

Mit einem übertriebenen Stöhnen warf er den Kopf in den Nacken und wiegte sich auf seinem kleinen Drehstuhl von einer Seite zur anderen.

Er musste einfach fahren, fliegen und wenn es sein musste, auch laufen.

Womöglich lag es auch daran, dass er selbst nicht genau wusste, wem er dort auf den Schlips getreten war.
 

Seid der Mandarin, seid Killian nicht mehr war, war er nur damit beschäftigt wieder Ordnung in sein Leben und das von Pepper zu kriegen.

Und nun forderte man ihn öffentlich heraus.

Allerdings, egal, wie sehr er sich den Kopf darüber zerbrach, ihm fiel kein einziger Mensch auf diesem Planeten ein, an dem er in dieser Zeit etwas verbrochen haben könnte.
 

Abgesehen von Rhodey vielleicht.

Aber der zählte nicht.

Der spielte gern den bösen, schwarzen Mann.
 

An irgendeiner Stelle des Tages, hatte er den Punkt erreicht, an dem er alte Akten hervor kramte. Notizen, Aufzeichnungen, irgendwas, über Leute, die er mal verärgert hatte, die sich mit ihm hatten anlegen wollen.

Nur das Problem war, dass die meisten von ihnen entweder tot, oder hinter schwedischen Gardinen waren.

Höchste Sicherheitsauflage, garantiert von S.H.I.E.L.D.
 

So kam Tony zu dem Entschluss, dass er selbst herausfinden musste, wer es dort auf ihn abgesehen hatte.

Wie um seinen Beschluss zu unterstreichen, kippte er den Rest aus seinem Glas auf Ex herunter und stürzte es verkehrt herum auf den Tisch.

Ruckartig erhob er sich, der kleine Hocker rollte von seinem Schreibtisch beinahe bis an die Wand.

„Ist James noch da?“

Colonel Rhodes hat vor einer halben Stunde das Gebäude verlassen
 

Pepper würde dann entweder im Schlafzimmer sein, oder hatte sich bereits wieder hinter den Schreibtisch geklemmt. Immerhin war es noch nicht allzu spät, sodass er sie eher bei der Arbeit vermutete.
 

Doch während er mit dem Fahrstuhl hinunter zu den Quartieren fuhr, warf er seine Gedanken immer wieder von einer Seite zur Anderen.

Vielleicht sollte er einen anderen Fahrer engagieren, damit Happy ihn nicht an Miss Potts verriet. Womöglich war es aber sinnvoll, den Privatjet zu nehmen, damit er keine Zeit verlor.

Oder er spielte einige Tage das ganze Thema herunter, damit sich keiner mehr Gedanken über ihn und sein eigentliches Vorhaben machte.
 

Allerdings konnte er selbst es nicht so lange abwarten.

Es war, als würde ihm eine Zeitbombe im Nacken sitzen, die mit jeder weiteren verstreichenden Sekunde nur auf einen noch größeren Knall hinzu steuerte.

Einen Knall, der so gewaltig war, dass er sein ganzes Leben erneut auf den Kopf zu stellen vermochte.

Und dafür gab es unzählige Gründe, die er gar nicht alle mit Mal zusammenfassen konnte.
 

In seinem Quartier war es still. Und dunkel.

Die Sonne war bereits untergegangen und durch die verglaste Front konnte er nur die glitzernde Stadt unter einem ergrauenden Himmel entdecken.

Vermutlich würde er es bereuen.

Aber nur die ersten Wochen, vielleicht auch Monate.
 

Danach sagte er sich immer, es sei ein notwendiger Schritt gewesen, etwas, das sein Leben um einige Erfahrungen bereichert hatte.
 

Lautlos schob er die Tür zu dem Schlafzimmer auf und ließ J.A.R.V.I.S. sofort das Licht dimmen, als dieser es automatisch anschaltete. Allerdings umsonst. Pepper war nicht da und somit anscheinend noch immer arbeiten.

Glück für ihn, wenn man es so sagen mochte.
 

Für einen Moment blieb er inmitten des Raumes stehen und starrte das leere Bett an. Die weiche, frisch gewaschene Bettwäsche, vollkommen unbenutzt. Er könnte sich jetzt einfach hinlegen und schlafen, am nächsten Morgen aufwachen und so tun, als wäre nichts geschehen.

Doch Tony verwarf den Gedanken schnell wieder und setzte sich stattdessen auf seine Seite des Bettes.
 

Zwar klammerte sich ein Rest klarer Menschenverstand noch immer an diese abstruse Idee einfach so zu tun, als ob und er brauchte Zeit, musste mehrmals tief durch atmen, bis er sich doch vorbeugte und die Tagesdecke hob, die auf beiden Seiten fast bis zum Boden reichte.

Zum Vorschein kam ein kleiner Koffer. Pechschwarz. Nichts Auffälliges, wie man es vielleicht von dem Playboy gewohnt war.

Darin beherbergte er die wichtigsten Sachen, für eine schnellstmögliche Flucht, oder wie jetzt, einen spontanen Nachtausflug.
 

„J.A.R.V.I.S. ich will, dass du einen Agenten auftreibst, der mich mit dem Privatjet direkt nach Malibu fliegt“

Sehr wohl, Sir. Soll ich auch Mister Hogan bescheid geben?

„Kein Wort zu Happy, kein Wort zu Pepper“

Natürlich, Sir

„Und kein Wort zu SHIELD, Fury oder irgendeinem aus der Boyband“

Natürlich, Sir
 

Schnell wuchtete Tony den Koffer auf das Bett und öffnete ihn, nur um noch ein mal zu checken, dass auch wirklich alles dabei war, als er mit einem Mal die Gestalt in der Tür bemerkte.

Fast lautlos schloss er den Koffer wieder, sein Mund öffnete sich, doch er bekam kein Wort heraus.
 

„Wirklich Tony? Nach alldem was passiert ist?“

Pepper klang nicht sauer, sie klang auch nicht übermäßig enttäuscht, oder überrascht. Vollkommen neutral, doch man konnte spüren, was dort unter der Oberfläche brodelte und das war es, was ihm Angst machte.

„Ich muss“
 

„Du musst gar nichts“, sie umrundete das Bett und legte eine Hand auf seine Schulter, „Warum gibst du diese Sache nicht weiter? Die Polizei? Der Staat? SHIELD?“

Tony wagte es nicht, den Koffer auch nur für einen Moment los zu lassen, als wenn er jeden Moment verschwinden könne.

„Was für eine Chance hätte die Polizei oder der Staat, wenn es sich um einen Wahnsinnigen wie Loki oder den Mandarin handeln würde? Was für Chancen hätten sie gegen diese Leute gehabt?“
 

Er pausierte kurz, wartete darauf, dass sie womöglich etwas sagen wollte, was er dann sofort unterbrechen konnte. Doch als nichts über ihre Lippen kam, fuhr er einfach unbeirrt fort: „Und ich arbeite für SHIELD. Die Avengers, schon vergessen? Ich bin Mitglied dieser Super-Boyband“
 

Pepper erwiderte noch immer nichts. Stattdessen glitt ihre Hand federleicht über seinen Rücken und legte sich auf seine andere Schulter, sodass sie ihn in die Arme schließen konnte.

Natürlich wusste sie all das, doch es war etwas vollkommen anderes diese Worte direkt von ihm zu hören. Und sie kannte Stark gut, dass sie es eigentlich nicht versuchen brauchte, ihn davon zu überzeugen, nicht nach Malibu zu fliegen.
 

Zumindest nicht alleine.
 

„Wenn du niemanden hast, werde ich für dich da sein“, ihre Nase drückte gegen seine Wange und sie konnte spüren, wie seine Mundwinkel sich hoben. Sie würde für ihn da sein, das war klar. Es war eher die Sache, dass sie es ebenso wusste, wie er, die ihn amüsierte.

Nicht etwa, dass dieser Gedanke lächerlich wäre.

Es brachte Pepper immerhin auch zum Lächeln.
 

Das erste Mal während dieser Unterhaltung ließ er den Koffer los und drehte sich in ihrer Umarmung, sodass er die Arme um ihre Taille legen konnte.

Sie war diejenige, die sich vorbeugte um ihn zu küssen, eine stumme Unterstreichung ihrer Worte. Wenn er in Gefahr war, würde sie ihm helfen.

Ohne Anzug.

Aber mit Extremis.
 

Sie war zwar wieder mehr Mensch als Monster, aber vor allem Frau genug, um für das einzustehen, dass sie liebte.

Malibu

Es war dieses Gefühl, das er so vermisste. Das Gefühl, wie sich sein Magen umdrehte, der kurze Moment der imaginären Schwerelosigkeit, als sich die Maschine vom Boden löste und langsam gen Himmel aufwärts stieg.

Es erinnerte ihn viel zu sehr an alte Zeiten.

An Gute, sowie Schlechte.

Aufstieg und Fall.
 

Sein Blick haftete an dem dunklen Himmel, an den Sternen, die sie sehen konnten, kaum das sie die Wolkendecke passiert hatten und das Einzige, was er versuchte, war den Kopf vollkommen frei zu kriegen.

Seid sie gestartet waren, sprach keiner von ihnen ein Wort. Nicht ein mal der Pilot, oder die Stewardess war sonderlich gesprächig.
 

Wahrscheinlich spürten sie, dass hier nichts im Reinen war.
 

Pepper, die in dem Sessel ihm gegenüber saß, tat es Tony gleich und sah aus dem Fenster. Keine Regung war auf ihrer feinen Miene zu erkennen. Sie hatte die Beine überschlagen und die Hände in ihrem Schoß gefaltet.

Auch wenn sie auf einem recht seltsamen Trip waren, hatte sie doch nicht auf ihr Kostüm verzichtet. Es würde ihn nicht ein mal wundern, wenn sie sich ein wenig Arbeit mitgenommen hätte.
 

Doch entgegen seinen Erwartungen, als sie nach einer gefühlten Ewigkeit die Stille zwischen ihnen durchbrach, kamen Worte über ihre Lippen, die er nicht erwartet hätte.

„Es ist so schade“, sofort sah Tony zu ihr und runzelte die Stirn, doch sie hatte den Blick nicht von dem Fenster abgewandt, „New York bei Nacht ist wirklich schön, doch immer so hell, dass man nie die Sterne darüber sehen kann“
 

Ein sehnsüchtiger Blick hatte sich auf ihr Gesicht gelegt und ein wehleidiges Lächeln umspielte ihre Lippen. Tony hätte eher gedacht, dass sie sich darüber auslassen würde, warum sie nun beide auf einem Flug nach Malibu saßen.

Dass das hier doch kompletter Schwachsinn sei und er sich nicht wieder in die Scheiße reiten solle.

Damit hatte er ganz und gar nicht gerechnet.
 

Ein amüsiertes Schnauben seinerseits platzte hervor.

„So schön ist es von hier unten gar nicht“

„Schöneres kann ich nicht erreichen“
 

Tony hatte schon Luft geholt, um etwas zu erwidern, irgendwas intelligentes, womit er sie beeindrucken konnte. Wollte meinen, dass sie auch gar nichts Schöneres erreichen brauchte. Sie war das Schönste, was es auf diesem Planeten gab.

Doch wenn er selbst an die Galaxis dachte, in der er fast gefangen gewesen wäre, dann schnürte es ihm die Luft ab.
 

Pepper räusperte sich leicht und drehte ihren Stuhl vom Fenster weg. Ihre Hand griff nach der Tasche, die sie mit sich führte und zog ein flaches, schwarzes Tablet hervor.

„Ich habe mir die Freiheit genommen, ein Hotel zu buchen“

„Hat es ein Casino?“

Ihr dezent genervtes Seufzen war in der Stille des Flugzeuges deutlich zu hören: „Wir fliegen nach Malibu, nicht nach Vegas“

„Ja, warum eigentlich nicht?“
 

Pepper verdrehte die Augen und reichte das Tablet an Tony weiter.

„Von dem Hotel ist es zu Fuß vielleicht ein Weg von vierzig oder fünfundvierzig Minuten bis zu... du weißt schon“

„Dem, was von der Villa übrig ist. Ja ja, ich weiß“, er seufzte und scrollte sich durch die Seite des Hotels, nicht gerade begeistert, aber irgendwo würden sie noch ein wenig Schlaf erwischen müssen und vielleicht hatte Pepper recht, dass sie es nicht überstürzen brauchten.
 

Immerhin war noch niemand zu Schaden gekommen.
 


 

Es war recht schwül.

Man merkte sofort den Unterschied von der Ost- zur Westküste. Die Sonne strahlte so hell in das Zimmer, ihre Strahlen kitzelten an seiner Nase und eigentlich hatte er sich auf die andere Seite drehen, Pepper dabei aber nicht wecken wollen.

Tony blinzelte.

Ein großer Fehler, da die Bettwäsche so weiß erstrahlte, dass es in den Augen weh tat.
 

Mit einem Brummen drehte er sich nun doch auf die andere Seite, dem Fenster abgewandt und gähnte erneut. Sein verschwommener Blick glitt über die Wand, machte schließlich die Lampe auf dem Nachttisch aus und den hässlichen Radiowecker darunter.

Es war Nachmittag.

Nach ihrer Landung hatten sie direkt eingecheckt und waren schlafen gegangen.

Das für gut sieben Stunden.
 

„Guten Morgen“

Die Stimme hallte leise von den Wänden wieder, er konnte die dumpfen Schritte auf dem dicken Teppich hören, wie sie langsam zu ihm ging und sich auf das Bett setzte.

Tony drehte sich abermals um und sah zu der Frau an seiner Seite auf.
 

Sie sah frisch aus, jung.

Anders, als er sie heute Morgen noch in Erinnerung hatte. Zwar zierten mehrere kleine Stippen ihren Oberarm, von den stetigen Injektionen ihrer Medikamente, aber bei ihrem Anblick konnte er daran glauben, dass sie doch wirkten.

Seine Hand glitt über ihren nackten Arm. Pepper trug eine normale Jeans und ein luftiges Oberteil.

Eigentlich perfekt für den Tag, wenn sie an den Strand gehen würden.
 

Tony unterdrückte ein weiteres Gähnen und kämpfte sich schließlich aus den Laken, damit er sich endlich fertig machen konnte.

„Ich habe dir einen Kaffee aufs Zimmer bestellt. Möchtest du mit dem Auto fahren?“

Er hatte es gar nicht bemerkt, aber sie hatte bereits ihr StarkPhone in der Hand und wartete geduldig auf seine Antwort.
 

Es klang alles so surreal.

Als würden sie wirklich nur hier sein, um Urlaub zu machen.

Und für einen Moment fühlte es sich wirklich so an. Tony war nicht mehr belästigt worden und Pepper ging es besser.

Wesentlich besser, wie er wohl meinen mochte. Manches mal noch immer hoffte.
 

„Warum nicht zu Fuß, wo es nicht so weit weg ist?“

Er hatte sich nicht ein mal mehr umgedreht, als er ins Badezimmer verschwand. Doch in seinem Magen breitete sich ein mulmiges Gefühl aus und dies bedeutete nie etwas Gutes. Vielleicht war es so eine Reaktion, dass er noch ein wenig Zeit mit seiner Partnerin verbringen wollte.

Und Malibu bot noch immer herrlichstes Wetter für den angebrochenen Herbst.
 

So schnell es ging, machte er sich fertig und zog sich normale Klamotten an, was für ihn meist eine Jeans und ein Bandshirt bedeutete. Bei so einem Wetter würde er garantiert nicht in Anzug auflaufen und einen möglichen Hitzschlag erleiden wollen.

Als Tony aus dem Bad kam, betrachtete er Pepper für einen Moment, die mehr oder minder interessiert in einer Illustrierten blätterte.
 

Das Weiß ihres Oberteils, ihre hellen Haare, strahlten genauso wie die Bettwäsche, als sie es sich in einem der Sessel vor der Glasfront bequem gemacht hatte.

Ihr gegenüber stand bereits der georderte Kaffee, den Tony auch direkt aufnahm und leicht an ihm nippte. Brühend heiß und bitter.

Allerdings genauso, wie er seinen Kaffee mochte.
 

Während er trank und langsam wach wurde, sprachen sie kein Wort miteinander. Was gab es da auch schon zu bereden? Immerhin konnten sie das Wetter gut betrachten und anderweitige Themen wollten sie nicht aufgreifen, ehe sie ausarten würden.

Immerhin machten sie sich in wenigen Minuten auf den Weg zu der Stelle, an der man ihr Leben so plötzlich aus der Bahn geworfen hatte.
 

Mit einem leisen Klappern stellte er die Tasse wieder auf das kleine Tellerchen und erhob sich. Pepper schlug die Zeitschrift zu und tat es ihm gleich. Entgegen seiner Erwartungen holte sie sich eine Handtasche, als wenn sie einfach auf einen kurzen Shoppingtrip in die Stadt gingen.

Aber wer von ihnen wusste schon, was sie erwarten würde?
 

Mit einem leisen Klicken fiel die Tür hinter ihnen ins Schloss und Pepper ließ die Magnetkarte in ihrem Portemonnaie verschwinden, als sie mit dem Fahrstuhl nach unten in die Lobby fuhren.

An der Rezeption begrüßte man sie freundlich, der Page nickte ihnen zu, als sie durch die Drehtür marschierten und hinaus in die lauwarme Mittagsluft traten.

Es war erstaunlich, wie man mit viel Geld noch immer ein freies Zimmer in einem guten Hotel finden konnte.
 

Sie gingen den Weg an der Küste entlang. Menschen kamen ihnen entgegen, joggten an ihnen vorbei oder fuhren mit Inlinern die Promenade hinunter.

„Seltsam, oder? Als wenn nie etwas passiert wäre“, Pepper hatte die Hände in den Taschen ihrer Jeans versteckt und ihr Blick lag auf dem Meer.

„Hmm“, Tonys Blick lag auf der anderen Seite der Straße, an den Imbissbuden und Fast Food Lokalen. Erst jetzt merkte er, dass er eigentlich doch ein wenig Hunger hatte.
 

Oder er war einfach nur wahnsinnig nervös und dann bekam er eben Hunger.
 

Stellenweise gingen sie schweigend den Weg entlang. Manches Mal gab es etwas, worauf sie ihre Aufmerksamkeit lenkten, dem Anderen sagten, sie wollen in den oder den Laden gucken, wenn sie wieder auf dem Rückweg waren.

Das mulmige Gefühl blieb und wirkte sich langsam auf Pepper aus.

Doch keiner von ihnen sagte ein Wort deswegen.
 

Je weiter sie gingen, umso weniger Menschen kamen ihnen entgegen. Die Promenade wich einer Ansammlung von kleineren Villen mit gepflegten Vorgärten. Es war nicht mehr weit. Würde das Haus noch stehen, würde man es vielleicht schon erkennen.

Man konnte nicht unbedingt sagen, dass sich ihm der Magen umdrehte, aber wer wusste schon, was sie erwarten würde?
 

Zweifel keimten in ihm auf.

Sie würden sich nicht verteidigen können. Zumindest wenn dieser Kerl, der ihn stalkte, in dieser seltsamen Aufmachung auftrat, die er auch in der Fernsehaufzeichnung getragen hatte.

Dagegen hätte er mit seinen Selbstverteidigungsskills keine Chance.

Und ob Pepper ihm abermals den Hintern retten konnte, nach dieser Therapie, die sie vor einigen Wochen angefangen hatte, war auch eine andere Frage.
 

Ohne das er es bemerkt hatte, waren sie bereits angekommen. So versunken war er in seinen Gedanken gewesen. Pepper hatte ihn schon am Arm gegriffen und hakte sich nun bei ihm unter.

Tony schnappte nach Luft, als wolle er etwas sagen, doch er bekam kein Wort über die Lippen, als sie vor dem ehemaligen schmiedeeisernen Tor standen.

Es hatte damals kaum etwas abbekommen, nur die Spitzen waren ein wenig verbogen.
 

Die Auffahrt wurde noch von ein paar Bäumen gesäumt, manche noch immer so saftig grün, wie im Hochsommer. Die Straße sah aus wie frisch geteert und beinahe hätte er gedacht, dahinter würde sich seine alte Heimat auftun, doch alles, was er erblicken konnte, war eine kahle Klippe, die in den Himmel mündete.
 

„Na dann“, eigentlich hätte er nun doch gerne einen lässigen Spruch auf den Lippen gehabt, wie sonst auch immer, doch etwas machte ihm das Herz schwer.

Vielleicht war es das Ungewisse, das er hier mit Pepper teilen musste.

Er löste sich von ihrem Arm und mit einem grässlichen Quietschen schob er das Eisentor auf, damit sie gemeinsam die Auffahrt erklimmen konnten.

In der Ferne konnte er einen Hubschrauber hören.
 

Er konnte die Überreste seines Hauses sehen, die Stümmel, die einst die Wände seiner Heimat darstellten, bevor der Mandarin ihn angegriffen hatte. Je näher sie kamen, umso mehr Schotter war auf der Straße verteilt. Eigentlich wunderte es ihn selbst, dass er bis heute noch keine Baufirma beauftragt hatte, die Reste abzureißen und mit einem Neubau zu beginnen.
 

Was er nicht bemerkt hatte, war die Tatsache, dass er bereits bis an den Rand der Klippe gegangen war und einen Blick hinunter in das türkise Meer warf, als wenn er dort noch etwas entdecken konnte, was an sein ehemaliges Leben erinnerte.

Pepper ihrerseits war am Rande der Ruinen stehen geblieben und sah sich das Ganze an. Sie konnte sich noch zu gut erinnern, wo damals alles gestanden hatte, wie es aussah und wie Willkommen sie sich hier gefühlt hatte.
 

„Tony?“, für einen Moment hatte sie es gar nicht erkannt.

Die Bäume und Büsche schienen hier oben kahler zu sein, als noch weiter unten und buntes Laub wehte zwischen den letzten Resten der Wände umher. Allerdings blieb es inmitten des Ganzen an einer bestimmten Stelle hängen und sammelte sich.

Er eiste seine braunen Augen endlich von der See los und wandte sich zu seiner Freundin um, interessiert, was sie ihm sagen wollte.
 

Sie hatte schon einige Schritte in Richtung Mitte gemacht, als auch sein Blick auf den Boden fiel und er innerhalb eines Augenblicks neben dem kleinen Bündel an Blättern hockte.

Er zupfte das staubtrockene Laub beiseite und griff nach dem kalten Metall.
 

Es fühlte sich schwerer an, als er es in Erinnerung hatte, leuchtete jedoch nicht mehr so stechend blau, war eisig kalt und trotz allem schien es noch immer ohne größere Macken zu sein.

Der Arc Reaktor schien so perfekt, trotz all der Strapazen.
 

Mit einem Mal keimte Übelkeit in ihm auf. Nicht nur die Erinnerungen kamen zurück, sondern auch die Tatsache, dass dieses Ding wirklich hier lag und man anscheinend keine Spielchen mit ihnen spielte, übermannte ihn.

Natürlich. Warum sollte man auch nur ein dummes Spiel mit dem Millionär Tony Stark spielen?

Pepper trat an seine Seite und ließ sich auf seine Höhe hinunter. Ihre schlanke Hand legte sich auf seine Schulter und nur liebend gern hätte sie ihm gut zugesprochen, doch selbst sie wusste dieses Mal nicht, was sie dazu nur hätte sagen sollen.
 

„Verblüffend, nicht wahr? Diese Technologie, von diesem Mann und dazu diese Frau an seiner Seite“
 

Erschrocken schossen ihre Blicke in die Höhe, als könnten sie es nicht glauben, dass jemand es wagte sie auf diesem Territorium zu stören und dann auch noch in dieser intimen Szenerie. Wesentlich erschreckender für die beiden war es jedoch, dass die junge Frau sich ohne Probleme an sie hatte heranschleichen können.

Sie

„Ich muss zugeben, den Mann der Stunde in Fleisch und Blut zu sehen, ist schon etwas anderes, als über ein paar Bildschirme. Nur schade“, die Fremde legte eine kleine Kunstpause ein und ihr Blick wandte sich von Tony an Pepper, „das auch sie hier ist“, abermals stockte sie für einen Moment und war tatsächlich am überlegen, „Wobei-“
 

Tony und Pepper hatten sich bereits erhoben, machten unbewusst einen Schritt zurück und beinahe hätte sich Letztere hinter ihrem Freund versteckt.

Das Rotorengeräusch des Hubschraubers wurde lauter.
 

„Und wer bist du?“
 

Erst jetzt fiel ihm auf, dass er sich diese Frage auch hätte sparen können. Er erkannte das lila Metall der Rüstung, die ihren Körper schützte, allerdings fehlte der Helm und offenbarte das junge Gesicht darunter.

Ein freches Gesicht bildete sich auf ihren Zügen und sie warf überheblich ihr rabenschwarzes Haar zurück. Sie hatte blasse Haut, mandelförmige Augen, volle, dunkelrote Lippen.

Sie mochte nicht älter als 20 oder 21 Jahre sein.
 

Trotz der überraschenden äußeren Erscheinung, konnte Tony sofort schlussfolgern, dass es sich hier um die Person handeln musste, die ihn über Tage hinweg bedroht und gepeinigt hatte. Allerdings nur, um nun festzustellen, dass er die junge Dame nicht identifizieren konnte.
 

„Ich werde diejenige sein, die den großen Tony Stark zu Fall bringen wird“, ihre Stimme klang stark, selbstsicher und trotzig hob sie ihren Kopf, als könne ihr nichts und niemand etwas anhaben, „Und die ganze Welt soll es miterleben!“

Sie deutete in die Luft und ihre Blicke folgten dem erhobenen Finger. Das Geräusch des Helikopters hatten sie fast so gut wie ausgeblendet, doch nun brach es erneut über sie herein, als der schwarze Metallvogel über ihnen kreiste.
 

Das konnte doch unmöglich ihr Ernst sein.

Die nervöse Übelkeit der Ungewissheit wich langsam aber sich einer klaren Wut, als Tony erkannte, wie man sie hier Schaulaufen ließ. Er rümpfte die Nase und unbewusst drängte er sich näher an Pepper um sicher zu gehen, dass sie noch immer an seiner Seite stand.
 

„Warum sollte man einer Dahergelaufenen in einem billigen Anzug Glauben schenken?“, wenn sie sich nicht einkriegen ließ, dann sollte er auf gar keinen Fall zeigen, dass er im Grunde der Schwächere in dieser Auseinandersetzung war.

Eine relativ dumme Idee.

Doch die Fremde ließ sich dahingehend gar nicht verunsichern und brachte ein höhnisches, kurzen Lachen hervor, oder mehr ein hervor platzen eines belustigten Lautes.
 

„Der Anzug war ganz und gar nicht billig, wobei ich zugeben muss, dass es auch nicht allzu einfach war, sich in dein System zu hacken. Vielleicht wäre es aber intelligenter gewesen, nicht nur deine Anzüge zu zerstören, sondern auch die Baupläne“
 

Aus dem Augenwinkel konnte er vernehmen, wie Pepper den Blick zu ihm wandte und für einen grausigen Moment setzte sein Herz aus. Ein Moment, den er so lange gefürchtet hatte, nur um festzustellen, dass er noch immer in dieser banalen Realität fest saß.

Sein Gesicht musste verraten haben, wie erschüttert, wie schockiert er über diese Enthüllung aussehen musste, denn augenblicklich legte sich ein selbstzufriedener Ausdruck auf ihr Gesicht und beinahe siegessicher stemmte die Fremde ihre Hände in die Hüfte.
 

Hätte er nur einen seiner Anzüge, würde Tony den ersten Schritt wagen und dieses Weib zum Schweigen bringen.
 

Der Heli zog noch immer seine Kreise über ihren Köpfen und Tony meinte sehen zu können, dass eine der Türen geöffnet war, sodass die Insassen hinaus spähen konnten, um das Spektakel, welches sich ihnen hier wohl bieten sollte, zu betrachten.

Etwas, was sich sogleich bestätigen sollte.
 

Die Fremde breitete die Arme aus, beinahe wie zu einer Einladung und verkündete voller Stolz: „Mein Name ist Sasha Hammer und heute, Tony Stark, wird der Tag sein, an dem du sterben wirst. Durch meine Hand!“

Für einen kurzen Moment hallte ihr Name in seinem Kopf wider, doch binnen eines Augenblicks formten sich Peitschen aus bloßer Energie an ihren Fingerspitzen und mit einem Knall, als wolle sie ihre Worte unterstreichen, sausten sie auf die beiden nieder.
 

Im letzten Moment tackelte er Pepper und brachte sie beide zu Fall, außer Reichweite, damit sie nicht verletzt wurden. Tonys Blick huschte sofort zu der Stelle, an der sie eben noch gestanden hatten. Furchen waren in den Boden geschlagen, Steine der Grundmauern in zwei gespalten.

Ein eiskalter Schauer lief ihm über den Rücken, doch ein kleines Fitzelchen seiner Gedanken haftete noch immer an ihrem Namen.
 

Das junge Mädchen lachte herzhaft. Die Energiepeitschen ringelten sich neben ihrer Rüstung wie gefährliche Schlangen und abermals warf sie sich auf diese überhebliche Weise das Haar zurück. Nach Atem ringend kämpfte Tony sich auf die Beine und sein Blick konnte nicht stillstehen; immer wieder huschte er zwischen den beiden Frauen hin und her, darauf wartend, einem erneuten Angriff ausweichen zu müssen, doch Sasha regte sich nicht.
 

Sekunden schienen sich in Ewigkeiten auszuweiten, als keiner ein Wort hervorbrachte. Er konnte spüren, wie Pepper sich hinter ihm versteifte und es kaum wagte zu atmen, während er selbst sich schützend vor sie stellte, auch wenn sie auf diese Weise gar keine Chance gegen diese Art von Angriff hätten.

Das Rotorengeräusch des Helikopters dröhnte in seinen Ohren und beinahe hätte er seine eigenen, mit Nachdruck gesprochenen Worte nicht verstanden.
 

„Wer bist du?“
 

Ein bemitleidenswertes Seufzen kam über ihre Lippen und sie rollte die Augen, doch nur für einen kurzen Augenblick, denn sie richtete sofort ihren Blick zu dem Heli – so auch Tony und er erkannte endlich die schwere Filmausrüstung – und blickte direkt in die Kamera: „Der Name meines Großvaters dürfte dir ein Begriff sein, wo er doch einer deiner größten Konkurrenten war“

„Justin Hammer“, entfuhr es Tony geistreich und er ahnte bereits, mit welchen Mitteln sie diesen Anzug bauen konnte.
 

„Exakt“, eher belustigt fuhr sie fort, „Meine Mutter tut hier weniger zur Sache, jedoch mein Vater. Ein wahrliches Genie, ein Meister in seiner Kunst-“, sie verlor sich mit funkelnden Augen in diesen Umschreibungen, wie ein kleines Kind und sah zum ersten Mal nun auch wie eines aus, doch es änderte sich schlagartig und sie schien vor Wut nur so zu erbeben, „Mein Vater war der größte Mann, der je gelebt hat und ich werde für ihn Rache nehmen! Mach dich auf dein Ende gefasst, Tony Stark, du wirst sterben, durch meine Hand, durch die Hand der Tochter des Mandarin“
 


 

Es heißt, wenn man dem Tode ins Auge sieht, zieht das Leben an einem vorbei, doch da war nichts. Nicht wirklich zumindest, dass Einzige, was er sah, waren Fluten von Wasser, den Weltraum und sich selbst, wie er erbrechen musste.

Denn genau das, war es, was er gerade verspürte. Furchtbare Übelkeit, gemischt mit Adrenalin, das durch seinen Körper jagte, während sie selbst über den Platz gejagt wurden.
 

Hinter ihnen Zischte es, Funken sprühten, als die Steine von den Peitschen gespalten wurden, während Sasha immer und immer wieder tiefe Furchen in den Boden schlug in der Hoffnung sie zu erwischen.
 

Sie war verdammt jung und scheinbar so vollkommen naiv und unerfahren. Wie viele Leute mochte sie schon getötet haben?

Für ihren Vater?
 

Der Mandarin.

Was für eine Ironie.

Er tötete ihn und nun wollte sein Brut ihn umbringen. Wie klischeehaft.
 

Erneut rappelte Tony sich auf und zog Pepper unsanft mit sich. Gedanken rasten durch seinen Kopf, er musste einen Ausweg finden, doch immer, wenn er dachte einen guten Plan gefasst zu haben, wurde dieser flüchtige Gedanke von dem wahnsinnigen Trommeln seines Herzens übertönt.
 

Sie konnten nicht hier bleiben. Zu wenig Platz, zu viel im Weg und sie befanden sich am Rande einer verdammten Klippe. Allerdings könnten sie diesen Platz auch nicht verlassen und womöglich Zivilisten in Gefahr bringen.

Und noch ehe sie das hohe Metalltor erreicht hätten, wären sie wahrscheinlich in zwei Hälften geteilt worden.
 

„Denk nach“, grummelte Tony und sein Blick huschte zurück zu Pepper. Sie klammerte sich an seine Hand, blanke Panik spiegelte sich in ihren Augen. Doch ihm schien, als würde sie noch immer versuchen die Beherrschung zu halten.

Kurz dachte er daran, dass sie dem Tod schon ein mal von der Schippe gesprungen war. Doch die Therapie war erfolgreich gewesen.

Wie sollte sie es da noch ein mal schaffen?
 

„Hier lang“, er zog Pepper weg von der Küste und die Auffahrt hinunter. Vielleicht konnten sie sich über die Grünfläche durchschlagen. Dort lagen keine Trümmer im Weg, allerdings gab es dort auch keine Deckung.

Und wohin sollten sie sich durschlagen?

„Verdammt, denk“, Tony zischte sich selbst mit diesen Worten an, versuchte genug Motivation zu fassen.
 

Dank der schweren Rüstung - für so ein junges Ding mit Sicherheit kein Leichtes – konnte sie jedoch nicht allzu schnell laufen. Ob sie allerdings auch fliegen konnte, wollte er gar nicht erst herausfinden.

Sasha hatte jedoch sichtlich ihren Spaß.

Ihr eisiges Lachen schallte über den Platz, immer wieder unterbrochen von einem elektrischen Sirren, dass die Luft zerschnitt.
 

Immer wenn dieses Geräusch erklang, schlug er Haken und zog Pepper hinter sich her, Hauptsache aus der Ziellinie. Wie lange dies weitergehen sollte, konnte er nicht sagen. Panik darüber, nichts unternehmen zu können vernebelte seine Gedanken und wer würde schon kommen, um ihnen zu helfen?
 

Gerade, als sie die Stelle erreichten, an dem sich damals die Tennisplätze befunden hatten, drang erneut das Geräusch an seine Ohren und er stolperte mit seiner Freundin nach rechts, als er den Zug an seinem Arm spürte und ein gellender Schrei alles Andere ausblendete.
 

Tony drehte sich um und für einen Moment schien die Welt um ihn herum still zu stehen.

Er roch das verbrannte Fleisch, noch ehe er die Wunde sah. Wie genau Pepper getroffen wurde, konnte er nicht sagen, doch ihr Unterschenkel wies einen handbreiten, verschmorrten Schnitt auf. Ein Wunder, dass ihr nicht das Bein abgetrennt worden war.
 

Ihr Wimmern drang an seine Ohren, sie hatte das Gesicht vor Schmerz verzogen, doch keine einzige Träne wollte ihr über die Wangen rollen.

Noch immer geschockt sah er auf die leichten Rauchschwaden, die von ihrer Haut aufstiegen, als er merkte, wie langsam, ja beinahe zögerlich, die verbrannte Stelle versuchte sich zu regenerieren.
 

„Steh auf, komm schon“, er griff ihr unter die Arme und zerrte sie auf die Beine, just in dem Moment, als Sasha vor ihnen auftauchte und ein hämisches Lachen bei diesem Anblick verlauten ließ.

Sie neigte den Kopf und gab ein Seufzen von sich: „Zu schade um die Hübsche, aber man muss eben Opfer bringen“, knisternd wanden sich die Peitschen um ihre Füße und er sah, wie sie den Arm anspannte, bereit, um erneut auszuholen.

Doch sie zögerte, ergözte sich viel zu lange an ihrem kleinen Triumph.
 

Sofort hievte er Pepper hoch und stützte sie, wenn sie schnell genug waren, könnten sie es vorbei an dem Helikopterlandeplatz schaffen und runter zum Strand. Doch er spürte, wie Pepper sich aufbäumte, wie sie zu zittern begann und versuchte einen erneuten Schrei zu unterdrücken.

Sie würden es nicht schaffen.

Nicht zu zweit.

Tony versuche sie auf die Arme zu nehmen und so weiter zu laufen, doch ohne Anzug, als einfacher Mensch war es schon nach wenigen Metern zu anstrengend.
 

Noch immer hallte das wahnsinnige Lachen über den Platz.

Sie spielte mit ihnen.

Auch sie wusste, dass sie es nicht schaffen konnten.
 

Wie weit sie es schließlich geschafft hatten, konnte er nicht sagen, doch die Fremde kam ihren Spielzeugen nicht nach. Tony musste stoppen und ließ die Frau auf seinen Armen keuchend wieder auf den Boden, wo sie beinahe einknickte.

„Das bringt nichts, Tony. Was ist mit deinem Handy? Ruf Rhodey um Hilfe, er hatte doch sicher noch seine Rüstung, oder?“, sie klammerte sich an ihn, ihre spitzen Fingernägel bohrten sich in seine Schulter.
 

Was genau ihn ritt, den Kopf zu schütteln, konnte er nicht sagen, doch etwas anderes machte sich in seinen Gedanken breit: „Geh. Alleine schaffst du es bis hinunter zur Straße, erst musst du in Sicherheit gelangen, von dort aus rufst du den Colonel. Ich werde sie aufhalten“

„Ab-“, sie brachte gerade nur einen Teil ihres Widerspruchs hervor, als sie bereits einsah, dass es keinen Zweck haben würde. Sie versuchte die Tränen wegzublinzeln, ob des Schmerzes, oder der Trennung wusste sie nicht mehr. Doch weiter wollte sie auch nicht denken, denn wenn sie zu zweit keine Chance hatten, würden sie es alleine auch nicht schaffen.
 

Tony warf einen Blick zurück, doch von Sasha war keine Spur zu sehen.

„Los“, zischte er und schubste die Frau beinahe in Richtung Stadt. Die Verletzte holte tief Luft und wandte sich schließlich ab, humpelte erst, schaffte es schließlich in eine normalen Gang und ging so schnell sie konnte.

Sie vertraute ihm noch immer.

Trotz dieser Dummheit.
 

Der junge Mann vergeudete keinen Augenblick ihr nachzusehen. Er musste Sasha finden, sie so lange wie möglich in Schach halten und hoffen, dass Pepper ihren Freund erreichen würde. Er könnte die Flucht antreten, hinunter zum Meer oder zurückkehren, hinauf zur Klippe.

Ohne wirklich eine Entscheidung getroffen zu haben, bewegten sich seine Füße von alleine hinauf, zurück zu den Tennisplätzen, zurück zu den Ruinen.
 

Doch an der Stelle, an der sie eigentlich sein sollte, fand er nichts vor. Nur einen Flecken verkohlten Grases und schwere Fußspuren die direkt darauf zusteuerten, sich jedoch nicht wieder von ihm entfernten.

Da fiel es ihm wie Schuppen von den Augen und ruckartig blickte er hoch zu dem Helikopter, der sie während all dieser Zeit nicht verlassen hatte.
 

Dort war sie, unverkennbar in ihrer Rüstung, hielt sich an der Einstiegshilfe fest und deutete auf einen Fleck weit hinter Tony und für einen Moment wusste er nicht, was ihn mehr schockierte; Sie konnte fliegen oder sie hatte es gegen seine Erwartungen doch auf Pepper abgesehen, denn als ihr Blick auf ihn fiel, warf sie ihm eine Kusshand zu und ließ sich von dem Helikopter fallen.
 

Binnen eines Augenblicks starteten die Düsen an den Füßen der Rüstung und mit einem lauten Knall schoss sie vorwärts, haarscharf an ihm vorbei, als wolle sie ihm eins auswischen. Die Druckwelle ließ ihn straucheln und beinahe wäre er gestürzt, doch ebenso schnell drehte er sich erneut auf dem Absatz um und hastete hinunter in Richtung Straße, doch er ahnte es bereits und der markerschütternde Schrei sollte seine Befürchtungen bestätigen.

Das Duell

„Faszinierend“

Das leise Flüstern, der eisige Unterton ihrer Stimme jagte ihr einen Schauer nach dem Anderen über den Rücken. Ihr Griff war steinhart, das Metall der Rüstung war viel zu kalt und unnachgiebig. Doch was ihr am meisten Angst bereitete, war das kleine Glimmen an ihren Fingerspitzen.
 

Pepper versuchte zu schlucken, doch ein dicker Kloß hing in ihrem Hals. Und jedes Mal, wenn sie den brennenden Schmerz spürte, biss sie sich auf die Zunge, gab ein Geräusch von sich, dass entfernt an Schluckauf erinnerte.
 

Sasha hatte ihr Bein gesehen und wollte es nur ein mal ausprobieren. Sie hatte Blut geschmeckt und Spaß daran gefunden kleine Schnitte in Peppers blasse Haut zu ritzen, die binnen weniger Sekunden wieder verheilten.

Der Schmerz vernebelte ihre Gedanken, sie könnte nicht sagen, wie viele Schnitte sie bereits erduldet hatte, oder wie viele noch kommen mussten, seitdem man sie gepackt hatte.
 

Vor nicht ein mal fünf Minuten hatte sie sich von Tony getrennt und versuchte so schnell es ging hinunter zur Straße zu kommen und irgendwo Hilfe zu holen, als sie quasi auf den Boden geworfen und unter Schmerzen wieder hochgezogen wurde. Sie versuchte gar nicht mehr zu schreien, denn sofort presste sich die kalte, metallene Hand auf ihren Mund und die Qualen begannen.
 

Dies war einer der Momente, in denen sie sich wünschte, dass Tony in seinem Iron Man Anzug am Himmel auftauchte und sie retten würde, doch nun musste sie sich wohl oder übel mit dem einfachen Mann zufrieden geben, der mit einem Mal erneut auftauchte und so wahnsinnig schnell auf sie zu rannte, als hinge sein eigenes Leben davon ab.
 

Doch was sollte er ausrichten?

Dies war ihrer beide Ende.

Er konnte sie nicht aufhalten.

Er konnte-
 

Im nächsten Moment verlor sie das Gleichgewicht, spürte den brennenden Schmerz an ihrer Wange und zeitgleich, wie sich der Griff lockerte. Der schrille Aufschrei und ein lauter Knall klingelte in ihrem Ohr, doch es war nicht ihr Schrei gewesen, nein, es war Sasha selbst.
 

„Pepper! Pep!“, von Weitem drang Tonys Stimme an ihr Ohr, wie durch Watte. Sie spürte nur, wie der Schmerz an ihrer Wange langsam verblasste, dafür der an ihren Händen jedoch immer präsenter wurde, als sie zu Boden stürzte.

Einen Moment lang konnte sie nicht sagen, was vor sich ging, ihre Gedanken rasten und sie schnappte nach Luft. Was war da gerade passiert?
 

Mit einem Mal trat etwas in ihr Blickfeld. Ein blauer Schuh aus Metall, so schwer, dass die Erde sofort unter ihm nachgab. Langsam glitten ihre Augen über die blau-weiße Rüstung und notierten die Hand, die sich ihr entgegen streckte, um ihr beim Aufstehen zu helfen.

War Machine.
 

Rhodey war also doch gekommen um ihnen zu helfen.

Pepper ergriff seine Hand und ließ sich auf die Beine ziehen, die angefangen hatten zu zittern, doch er wirbelte sie direkt herum und die junge Frau landete direkt in den Armen von Tony, der noch immer ebenso überrascht war, wie sie selbst.
 

Tony umklammerte sie fester, als es nötig gewesen wäre, doch er war unheimlich froh darüber, dass sie einigermaßen sicher in seinen Armen war, nachdem Rhodey aufgetaucht war.

Doch dieser blieb nicht untätig stehen, sondern wandte sich direkt wieder Sasha zu, die sich langsam aufrappelte und ihnen Blicke zu warf, die hätten töten können.
 

Rhodey stürzte vor und tackelte das Mädchen. Der Knall von Metall auf Metall erschütterte das Gebiet, Staub wirbelte auf, als die beiden Körper zu Boden fielen und für einen Moment hielten sowohl Pepper, als auch Tony gespannt den Atem an, ehe sich die beiden wieder aufrichteten und direkt auseinander stoben.
 

Sasha sah ihren Gegner nur für einen Moment nicht nur perplex sondern auch schockiert an; jedoch nur für einen Augenblick, ehe sich ihr Ausdruck wieder verhärtete und sich dieses diabolische Grinsen auf ihre Lippen schlich.

„Wie ich sehe endlich ein würdiger Gegner“, sie befühlte mit den Fingerspitzen ihre Lippen, als wenn sie Angst bekäme, dass sie blute.
 

„Ich bin auch der Einzige, gegen den du hier kämpfen solltest“, War Machine wappnete sich und wollte gerade mit der Waffe auf seinem Rücken zuschlagen, doch Sasha war schneller. Funken stoben auf und mit einem gezielten Schlag ihrer Energiepeitsche zerteilte sie den Lauf der Waffe auf seinem Rücken mit einem sauberen Schnitt.

Mit einem dumpfen Geräusch fiel das Metall zu Boden und Rhodey selbst schien wie erstarrt.
 

„Schön und gut, aber du scheinst ja doch nicht ein richtiger Gegner für mich zu sein“, sie lachte, so wahnsinnig, dass es ihnen das Blut in den Adern gefror und mit einem leisen, rhythmischen Klackern vervollständigte sich ihre Rüstung, sodass nun auch ihr Kopf von einem Helm geschützt war.

Die Erscheinung, mit der sie das erste Mal an die Öffentlichkeit getreten war.
 

Und nun erkannte es auch Rhodey, in seinem Eifer war er nicht mehr zu stoppen, als er auf Sasha losstürmte und sie von den Beinen riss und sich mit ihr in die Lüfte schwang.

Vor Schock wie erstarrt, mit offenen Mündern starrten Pepper und Tony gen Himmel und sahen nur noch, wie die beiden in einem Gemenge aus Schlägen zwischen den tiefhängenden Wolken verschwanden.
 

Schließlich wurden auch die Geräusche des Kampfes verschluckt und sie blieben in nichts als Stille zurück.

Pepper war die Erste, die sich regte und damit begann ihren Freund wieder zurück in die Realität zu schütteln: „Lass uns abhauen, so schnell es geht und-“

„Was? Irgendwen rufen? Die Polizei wird kaum was ausrichten können“, Tony fuhr sie nicht an, seine Stimme war überraschend ruhig, doch er hatte sie sofort am Arm gepackt, so stark, dass es beinahe schmerzte und zog sie hinter sich her, in Richtung der Straße.
 

Rhodey würde schon alleine zurecht kommen. „Sicher hat er schon einen Notruf an seine Kollegen geschickt“, brachte Tony hervor und rang nach Atem, als er unbemerkt anfing zu rennen und Pepper noch immer hinter sich herzog.

Unbemerkt ihres Freundes und trotz allem, was sie bis hierhin durchgemacht hatte, musste Pepper es sich wirklich verkneifen, nicht die Augen zu verdrehen, denn noch wenige Minuten zuvor hatte Tony darauf beharrt, dass ihnen niemand helfen würde.
 

Wenn sie sich beeilten, würden sie es womöglich auch noch rechtzeitig schaffen und der Hilfe eventuell sogar direkt in die Arme laufen. Doch ihr Gegner schien wesentlich schlauer zu sein, als sie erwartet hätten.

Sie waren nur wenige Meter von der Grundstücksgrenze entfernt, als mit einem Mal etwas neben ihnen in den Boden aufschlug. Der Rasen an dieser Stelle explodierte förmlich, der Schock brachte sie aus der Bahn und beide fielen sie zu Boden, Erdklumpen rieselten auf sie herab.
 

Nur wenige Sekunden danach folgte eine weitere Explosion und durch den aufwirbelnden Staub konnten sie auch direkt den Grund erkennen.

Sasha hatte sich wieder ihren Weg hinunter zur Erde gebahnt, wollte die beiden einfach nicht aus den Augen lassen und machte es sich ebenfalls zur Aufgabe, sie anzugreifen. Tony und Pepper schafften es nicht ein mal, wieder auf die Beine zu kommen, da tauchte Rhodey erneut auf und mit immenser Stärke, rammte er Sasha von neuem, drückte sie in den Boden, sodass sie beide wenige Zentimeter darin versanken.
 

„Lauft!“, die blecherne Stimme drang durch den aufgewirbelten Staub zu ihnen und das musste man ihnen nicht zwei Mal sagen, denn direkt darauf waren sie schon wieder auf den Beinen, liefen erneut in die andere Richtung. Es war wie eine verdammtes Katz-und-Maus-Spiel, aus dem sie nicht entkommen konnten.
 

Mit einem gezielten Tritt, verstärkt durch ihre Rüstung, beförderte Sasha den Colonel von sich herunter und stürmte direkt hinter den beiden her. So leicht wollte sie diese nicht entkommen lassen. Rhodey war aber ebenso schnell, hielt sie fest und warf sie wieder auf den Boden, sie wälzten sich über den Grund wie Kinder und schienen die Prozedur immer und immer zu wiederholen, doch ließen sie keinen Meter ab von den Fliehenden.

Sie waren wie Aasgeier, mit Lasern, die um ihre Beute kreisten.
 

Und dies sah auch Tony ein, denn egal, in welche Richtung sie liefen, Sasha war ihnen immer im Weg, bis Rhodey sie einholte und grob packte, es war beinahe wie ein kräftiger Schubs in die richtige Richtung, die beiden stolperten eher, als das sie liefen, Tony umklammerte noch immer fest ihre Hand, als hinter ihnen Rhodey, sowie Sasha, die sich gegenüberstanden ihre Repulsoren luden.
 

Das Geräusch, erinnerte Tony an einen Sci-Fi Film, als sie sich gleichzeitig mit einem Knall entluden.

Beide trafen.

Sasha war es, die mit einer klaffenden Wunde in der Brust zu Boden fiel.

Doch auch sie hatte ihr Ziel nicht verfehlt.

Verlust

Er dachte, es wäre endlich ihre Chance auf Flucht gewesen, kaum das Rhodey sich zwischen sie und Sasha, die sie verfolgte, stellte. Diese Hetzjagd würde vorbei sein, dass wusste er bereits, als er das elektrische Surren ihrer Rüstungen vernahm, dass sich wie ein aufbrausender Bienenschwarm immer weiter steigerte und sich schließlich in einem atemraubenden Knall entlud.
 

Und dann verlor er ihre Hand.
 

Tony strauchelte und fiel, gerade noch so konnte er sich mit den Händen abfangen. Er dachte schon, jetzt wäre es aus mit ihm. Panisch versuchte er seine Lungen mit Sauerstoff zu füllen und sein rasendes Herz zu beruhigen. Er konnte nicht ein mal einen klaren Gedanken fassen. Das Einzige, was ihm durch den Kopf ging war: Hoffentlich ist es vorbei.
 

Er löste seine Finger aus dem Dreck, die er unwissentlich in den Boden gekrallt hatte und warf hektisch einen Blick über seine Schulter. Das erste, das er sah, war Rhodey, der noch immer aufrecht stand, den Rücken zu ihnen gewandt und nur wenige Meter weiter lag Sasha reglos im Gras.
 

In Gedanken zählte er bis Drei, doch ihr Gegner bewegte sich noch immer nicht. Erst dann konnte Tony wieder richtig aufatmen und sein Blick fiel auf Pepper.

Augenblicklich wurde er kreideweiß und sein Herzschlag setzte für einen schmerzhaften Moment aus. Auf allen Vieren überwand er den geringen Abstand zu seiner Freundin. Er hatte ihr sagen wollen, dass nun alles gut war, dass sie keine Angst mehr haben brauchte.

Doch der Anblick schnürte ihm die Kehle zu.
 

Da lag sie im Gras, zitternd am ganzen Körper.

„Nein! Pep... Pepper“, es schien ihm, als wäre es der erste Moment, in dem er nicht wusste, was genau er machen sollte. Zitternd versuchte er die Hände auf die Wunde zu legen, die ihr Oberteil in Blut tränkte, doch jedes Mal brachte sie nur einen schmerzverzerrten Laut von sich, jenen Laut, der ihm genauso weh tat, wie ihr.
 

„Hey, atme ganz ruhig. Tief durch atmen, dass wird schon wieder. Wir kriegen dich wieder hin“, Tony versuchte es immer und immer wieder, Druck auf die Wunde auszuüben, sie irgendwie dicht zu halten, doch es schien ihm, als könne er tun, was er wollte, es hörte einfach nicht auf.
 

„Tony?“, Rhodey war an ihre Seite getreten, doch binnen eines Augenblicks verschlug es auch ihm die Sprache. Er ging auf die Knie und schlug Tonys Hände beiseite, schob das durchtränkte Shirt nach oben, um die Wunde zu begutachten. Pepper war auch eine gute Freundin von ihm, doch er schien noch zurechnungsfähiger, als Tony zu sein. Und er erkannte es mit einem Blick.
 

Tony Stark war ein Genie. Daran gab es nun wohl keinen Zweifel mehr.

Das Serum, das er entwickelt hatte, schien Wunder zu wirken - im weitesten Sinne, denn die Wunde regenerierte sich nicht, doch ebenso wenig verglühte Pepper.

Der Rest des Virus veranlasste ihren Körper dazu unkontrolliert zu zucken, in dem Versuch, die Wunde zu heilen.
 

Fahrig streckte die Rothaarige ihre Hand aus und schaffte es gerade noch mit verbliebener Kraft Tonys Shirt zu greifen, ihre Augen blickten zu ihm auf, doch schienen sie durch ihn hindurch zu sehen. Als sie ihre Lippen öffnete, die bereits ebenso blass waren, wie ihre Haut, versuchte sie seinen Namen hervor zu bringen: „T- To-“, sie würgte und dickflüssiges Blut quoll aus ihrem Mund.
 

In seinen Augen brannten Tränen, seine Gedanken rasten, bissen sich an den Sprüchen fest, die er immer auf den Lippen hatte, ehe sie binnen einer Sekunde wieder davongeblasen wurden, er nur noch stammeln konnte, dass alles wieder gut werden würde.

Tony konnte es einfach nicht realisieren.

Verzweifelt umklammerte er ihre Hand, strich mit der anderen beruhigend über ihren Kopf.
 

Bis zu jenem Moment, in dem sie ihren letzten Atemzug tat.
 

Totenstille senkte sich über sie. Er spürte die heißen Tränen auf seinen Wangen, die schwere Hand Rhodeys auf seiner Schulter, ihren noch warmen Körper in seinen Armen.

Und die Zeit zog sich endlos dahin.
 


 

Entgegen ihren Erwartungen war doch noch Hilfe angerückt. Natürlich zu spät. Sie hatten das Gebiet gesichert, Sashas Leichnam geschützt und ihre Rüstung einkassiert, ein Sonderteam suchte nach dem Helikopter. Rhodey sprach mit ihnen, wollte Tony auf sicherstem Wege von hier weg bringen, ohne das irgendjemand von der Presse Wind von dieser ganzen Sache hier bekam, auch wenn die Chance praktisch bei Null lag, wenn dieses ganze Spektakel aufgezeichnet worden war.
 

Es war kein Akt, Tony von Peppers leblosen Körper loszueisen; er wirkte selbst vollkommen leblos. Während ein Team sich um den zweiten Leichnam kümmerte, warf man eine schwere, dunkle Decke über Tonys Schultern und geleitete ihn von dem Gelände. Rhodey war stets an seiner Seite, keiner von ihnen sagte ein Wort und die Geräusche ihrer Umgebung schienen wie durch Watte gefiltert.
 

Sie wurden zu einem Helikopter gebracht, welcher sie auf schnellstem Wege zurück in sicheres Gebiet brachte.

„Tony? Soll ich-“, abrupt verstummte Rhodey. Was sollte er? Die Nacht bei ihm bleiben, wie bei einem kleinen Jungen? Womöglich wäre es besser, doch Tony schien sich nicht mal an seinem angebrochenen Satz zu stören, denn mit abwesendem Blick stierte er aus dem Fenster.
 

Man brachte sie den ganzen Weg zurück nach New York und landete den Hubschrauber auf der Landeplattform des Stark Towers. Man öffnete ihnen die Türen und verabschiedete sich mit den Worten, dass man in den nächsten Tagen eine Aussage von ihnen aufnehmen würde.

Noch immer schweigend gingen sie auf das Gebäude zu, die Schritte der Rüstung donnerten fast schon auf dem Boden, doch kaum hatten sie die Tür ins Innere passiert, verließ Rhodey sie endlich.
 

Rhodey leitete seinen Freund zu der Couch und zog ihm die Decke, die er immer noch über den Kopf trug, auf die Schultern.

Willkommen zurück, Sir, Colonel Rhodes“, meldete sich die KI, doch keiner von ihnen reagierte. Es brauchte nicht lange, da hielt auch die Stille in dem Penthouse Einzug. Die Zeit schlich dahin und nur ein Mal erhob sich Rhodey, um ihnen etwas zu Trinken zu holen.

Scotch. Ohne Eis.
 

Er drückte den kleinen Tumbler in Tonys Hand, doch dieser machte nach mehreren Minuten noch immer keine Anstalten auch nur einen Schluck daraus zu trinken. Tony starrte einfach nur weiter in die Luft.

Es war verblüffend, wie die Lautesten so leise werden konnten.
 

Erst als die Minuten ins Land zogen und sie sich weiterhin in Schweigen hüllten, da begann Tony zu trinken. Als wenn ein Schalter in seinem Kopf umgelegt worden war, erst ein Glas, dann ein Zweites. Erst als er beim Fünften angelangt war, schob Rhodey dem einen Riegel vor.

Schließlich war es im ersten Moment nur als kleine Stärkung für sie beide gedacht.
 

„Es tut mir aufrichtig leid“

Tony antwortete nicht. Er krallte sich an die Decke, war vollkommen bleich und schien so, als würde er selbst in wenigen Sekunden seinen letzten Atemzug tun.

Rhodey wartete, auf eine Antwort oder irgendeine Reaktion, doch als diese ausblieb, wollte er sich gerade erheben, als eine Hand hervor schnellte und ihn schmerzhaft am Arm packte.
 

Sein Freund blickte nicht ein mal auf, ließ den Kopf hängen und saß dort völlig zusammengesunken auf der Couch.

Nein, Rhodey würde ihn nicht verlassen, auf gar keinen Fall konnte er es sich jetzt noch leisten seinen Freund im Stich zu lassen. Und das würde er auch auf keinen Fall.
 

Das war er ihm schuldig.
 


 


 

So gesehen hatte Tony Stark weder als er selbst, noch als Iron Man je wirklich Glück gehabt. Er hatte Geld, Ansehen und Wissen, aber letzten Endes hatte es ihn mehr gekostet, als er wahrhaben wollte.

Auch wenn man ihm dies ein Leben lang immer wieder vorgeworfen hatte.

Das wurde ihm bei der Beerdigung bewusst.
 

Rhodey war der Einzige, der anwesend war, nicht, weil die Anderen nicht ihr Beileid bekunden wollten, sondern weil Tony nur ihn dabei haben wollte, denn Rhodey war es auch gewesen, der ihn bis zu diesem Tage nicht verlassen hatte.

Er verstand, was vorgefallen war.
 

Willkommen zurück, Sir, Colonel Rhodes“, grüßte die KI, ihre Stimme belegt und so menschlich, dass es ihm beinahe einen Schauer über den Rücken jagte. Doch das brachte J.A.R.V.I.S. nicht davon ab, seid einigen Tagen wieder zu erläutern, was Stark denn verpasst hatte, was für Termine auf ihn warteten und vor allem, was für Anrufe ihm entgangen waren.
 

Sie haben bereits hinterlassene Nachrichten, die sich in den dreistelligen Bereich steigern. Die meisten davon sind von ihrem Team, gefolgt von einigen Bekannten und Geschäftskontakten. Und eine davon ist von Miss Potts
 

Dies war der Moment, in dem es ihm eiskalt den Rücken hinunter lief, just in dem Moment, als sein Herz stehen blieb.

Wiedergeburt

Tony, es tut mir unsagbar leid, wie die Dinge sich entwickelt haben. Ich wünschte, es wäre alles anders gekommen und wir selbst hätten die Chance gehabt, es zu verändern. Aber wir haben uns nun ein mal zusammen für diesen Weg entschieden
 

Der Schweiß rann ihm über die Stirn, nicht vor lauter Anstrengung, eher vor Hitze. Der Raum roch nach Schwefel. Das Zischen von Gas, der Klang von Metall und das leise Surren von Dummy, der durch den Raum huschte.

All die Geräusche um sich herum konnte er verdrängen, während er dieser letzten Nachricht lauschte.
 

Ich denke, es war die richtige Entscheidung und hoffe, dass auch du an dieser Entscheidung festhältst. Wie auch immer sich die Zukunft entwickelt, ich hoffe, du weißt, dass du nicht alleine bist. Du wirst sehen, dass sich irgendwann wieder alles zum Besseren wenden wird, selbst wenn ich nicht mehr da sein werde, um dich aus der Klemme zu holen
 

Ein leichtes, verkümmertes Lachen erfüllte den Raum, so bitter, dass er für einen Moment vergaß zu atmen. Nach Lachen war ihm nicht zumute. So leise wie möglich legte er sein Werkzeug beiseite und bewegte beinahe andächtig die Finger seiner rechten Hand.

Ein leises Klickern.
 

Ich kenne dich gut genug, Tony. Ich möchte, dass du weißt, dass es nicht deine Schuld war, jeder Superheld wird eines Tages auf einen Gegner stoßen, der einem die Dinge nimmt, die einem lieb sind. So ist es doch, nicht wahr? Doch eines können sie dir nicht nehmen, Tony und das musst du dir vor Augen halten, denn egal, ob mit oder ohne Rüstung, du wirst immer Iron Man sein
 

Vielleicht war es nicht der Trick, seine Dämonen zu bekämpfen, um sie zu vernichten, sondern gegen sie zu kämpfen, um sie gefügig zu machen.
 

Das blaue Licht reflektierte auf dem Metall, elektrisches Surren stieg in seine Ohren.

„Der neue Mark ist einsatzbereit“


Nachwort zu diesem Kapitel:
So liebe Leserchen, das ist das Ende :3
Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, dieses gute Stück zu schreiben und ich hoffe euch hat es auch gefallen :)
Vielen Dank für's Lesen, favorisieren, YUAL und schlag mich tot, eventuell sieht und liest man sich ja bei der nächsten FF.

Danke :) Komplett anzeigen

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Kommentare zu dieser Fanfic (3)

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Von:  ShilohCraaSham
2014-10-09T13:54:48+00:00 09.10.2014 15:54
Hi also anfangs hatte ich ja keine Lust ein Rev zu schreiben aber naja die Story ist wirklich toll auch wenn ich grad mal das erste Kap gelesen habe. Also Rev.

Ich find die Idee an sich schon intressant. Ich kann mich an den 3. Teil tatsächlich gar nicht mehr soo gut erinnern, deshalb weiß ich grad gar nicht mehr was mit dem Mandarin noch mal passiert ist. Dennoch glaub ich nicht das Tony einfach so ein normales Leben leben kann.
Allerdings muss ich genau da auch wieder sprechen. Hatte Tony nicht am Ende gesagt Iron Man sei nicht tot? Er würde trotzdem weiter machen? Ok ich mein das ist künstlerische Freiheit, das kann man sich ja noch biegen. Ich selber hätte es cooler gefunden wenn er ab und an doch noch sein Anzug nutzt, im ersten Kap kommt es so rüber als wäre Iron Man endgültig tot... Kann auch sein das es einfach nur falsch rüber kommt.

Mhmm naja was ich nicht so toll fand waren einige Gespräche... Ich weiß nicht genau wie genau ich das sagen soll, aber ich glaube Pepp beschreibt es ganz gut. Du brichst die Gespräche irgendwie immer ab oder fügst ab und an Beschreibungen rein die das Gespräch bremsen. Bestes Beispiel:
Der Ausdruck auf seinem Gesicht verriet nicht, woran er dachte. Es sah aus, als wäre er aus Stein, als er seine braunen Augen direkt auf die des Arztes lenkte.
„Wann kann sie mit nach Hause?“
„Mister Stark, ich denke nicht-“
„Das ist keine Antwort auf meine Frage“
Letztendlich wusste Doktor Murphy nicht, warum er vor Stark zurückwich. Einen kurzen Moment schien er gar erschrocken. Müsste er, so könnte er nicht sagen, ob es an dem barschen Ton in der Stimme seines Gegenüber lag, oder doch an dem Blick, der tief in seine noch immer zerrüttete Seele blicken ließ.

Ich hätte bei dem Gespräch den Arzt nicht zurück weichen lassen, sondern einfach antworten lassen. Vielleicht ist er sauer das er ihm ins Wort fällt, das find ich auch weit aus realistischer.

Wo wir schonmal bei Situationen sind. An einigen Stellen find ich, ganz besonders Tony, OOC wobei ich selber kein Marvel Expert bin.
Hier an der Stelle find ich merkt man das ganz besonders.
Am liebsten hätte er sie geküsst.
Aus Freude, dass sie noch am Leben war, dass sie noch bei ihm war.
Doch er drückte nur leicht ihre Hand.
Vielleicht wollte sie nicht mehr bei ihm sein.
Weil er sie ständig in Gefahren brachte.

Klar ist Tony um Pepper besorgt, doch die Gedankengänge hätten anders ausgesehn. Mir selber fällt grad nichts gutes ein aber ich hätte geschrieben das er erleichtert ist und das andere erstmal weg gelassen. Keine Ahnung ob Pepper in Gefahr gerät aber da könnte man vieleicht schreiben das er sauer auf sich selber ist und sich vorwürfe macht. Und dann eben das er sich fragt ob sie ihn überhaupt will oder nicht. Wobei das würd ich nicht so krass ausdrücken, mehr verstecken.

Zum Schluss nochmal was gutes^^ Ich mag den Doc und Pepper ist auch IC in meinen Augen. Also ist Tony der einzigste IC Charakter den ich finde, wobei ich selber ihn auch schwer zu schreiben finde.

Noch was iwi kann ich nicht verstehen wie du kein Kommi haben kannst, die Story ist super und YUAL ist berächtigt, deshalb wundert mich das mit den Kommis übrigens nochmehr...

Ich hoffe die zwei Sachen helfen dir, mal sehen ob ich noch ein Kommi schaffe...
LG
Antwort von:  GodOfMischief
09.10.2014 21:53
Hallo :)
Vielen Dank für deinen Kommentar und auch deine Kritik.

Ich habe die Story im September letzten Jahres angefangen und seither den 3. Teil der Iron Man Reihe auch nicht mehr gesehen, aber am Ende des Filmes war es ja so, dass Tony alle seine Anzüge zerstört hat und ich wollte einfach mit der Idee arbeiten, dass er so gesehen auch Iron Man an sich nicht mehr für essentiell hält, das wird nämlich im Laufe der Geschichte auch noch mal zur Sprache kommen.

Jetzt wo du es mit dem Arzt erwähnst, fällt es mir auch richtig auf. Da gebe ich dir Recht, dass jeder echte Arzt so vermutlich nicht reagiert hätte ^^°
Bei der zweiten Stelle ist vermutlich genau das passiert, was du weiter unten auch selbst ansprichst. Wenn es eher um dramatische/traurige Sachen geht, ist Tony wohl etwas komplizierter und es ist mir nicht so gut gelungen, es darzustellen, wie ich es eigentlich im Kopf hatte.
Ich hoffe, wenn du weiterlesen solltest, dass es sich im Laufe der Geschichte bessert :)

lg
Antwort von:  ShilohCraaSham
10.10.2014 07:57
Ich hatte schon vor weiter zu lesen, nur weiß ich noch nicht wann^^
Antwort von:  GodOfMischief
10.10.2014 12:09
Haha, ja, ich bin ein wenig vorsichtig mit solchen Aussagen ^^°
Antwort von:  ShilohCraaSham
10.10.2014 16:19
Kann ich mir vorstellen, ich wollts deshalb auch nicht versprechen


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