Sudden Confusion von -juujun- ================================================================================ Kapitel 1: 1. Kapitel --------------------- Jun Gerade als das rosarote Pferd mit wutverzerrtem Gesicht auf mich zusprang und mein Herz für einen Schlag aussetzte, ertönte der schrille Schrei aus dem Nichts. Er zerriss mir und dem blauen Pferd – war es eben nicht noch rosarot? – beinahe das Trommelfell und jagte uns beiden einen so großen Schrecken ein, dass wir beide vergaßen, dass ich ihm die Möhre geklaut hatte. Wieder erklang der Schrei, ich wälzte mich herum und als ich in die Richtung blickte, aus der der Ton erklang, stellte ich fest, dass er von den Krähen kam, die in meiner Wohnung saßen und kurzerhand meinen Angreifer vertrieben. Ihre Stimmen dröhnten in meinen Ohren, sodass ich die Hände auf eben diese presste und mich erneut herumwälzte. Warum lag ich? Unter meinen Fingerspitzen fühlte ich etwas Weiches, eine dünne Matratze, auf der ich lag. Ich sah nun keine Krähen mehr und auch kein Pferd, und anstelle einer Mohrrübe umklammerte ich mein eigenes Handgelenk. Das einzige, was von meinen Eindrücken geblieben war, war das unbarmherzige Vogelgezwitscher, das noch immer auf mich niederprasselte. Doch nicht nur das – dazu gesellte sich ein stetiges Brummen auf dem Boden, genau neben meinem schmerzenden Kopf. Ich runzelte die Stirn, und stellte fest, dass mir eben dies unglaubliche Kopfschmerzen bereitete, genauso wie das zaghafte Öffnen meiner Augen und die krampfhafte Überlegung, was ein brummendes Handy mit Vogelstimmen zu tun hatte. Ich brauchte eine Weile, um zu realisieren, dass das nur ein äußerst hässlicher Weck-Ton sein konnte. Ich ließ mein Handgelenk los und griff nach dem Gerät, brachte es mit einem routinierten Tastendruck zum Verstummen. Als ich mich kurz darauf an diese Bewegung zu erinnern versuchte, stellte ich fest, dass sie mir entfallen war. So routiniert ist man also schon, dass man das völlig unterbewusst macht, dachte ich noch schmunzelnd. Jetzt, da es im Raum still geworden ist, hörte ich auch die echten Vögel, die draußen herum flogen. Irgendwie war es beruhigend, dass sie sich nicht in meiner Wohnung, sondern davor befanden. Plötzlich erfror das Lächeln auf meinen Lippen. War das denn meine Wohnung? Ich sah ein kitschiges Zimmer mit buntverzierten Wänden und bunte Bettwäsche, die teilweise unter und teilweise neben mir lag und als ich an mir herabsah, sah ich ebenso bunte Kleidung, die herzlich wenig an einen Schlafanzug erinnerte. Ein T-Shirt, eine kurze grüne Hose, Leggings,… Direkt neben mir lagen grüne lieblos hingeworfene Boots. Es erschien mir befremdlich, Boots im Schlafzimmer zu haben, aber genauso befremdlich wirkte dieser ganze Raum auf mich. Wer um alles in der Welt hatte so einen fürchterlichen Einrichtungsstil!? Würde ich hier wohnen, würde ich es… anders gestalten. So, wie es bei mir zu Hause sicherlich aussah. Irgendwie… Ich kramte in meiner Erinnerung nach einem Bild von meiner Wohnung, doch die gähnende Leere zu durchstöbern bereitete mir einen weitere Welle des Kopfschmerzes und ein nervöses Gefühl im Magen. Zögerlich richtete ich mich auf, versuchte dabei das Hämmern in meinem Schädel zu ignorieren und das klappte auch beinahe, als das Gefühl, dass sich mir der Magen umdrehte, die Überhand gewann. Ich presste meine Hand auf den Mund und war schneller als ich es für möglich gehalten hatte auf den Beinen, um fluchtartig aus dem Raum ins Badezimmer zu stürmen. Kurze Zeit später stand ich am Waschbecken. Kaltes Wasser lief über meine Handgelenke, während ich den Fremden im Spiegel betrachtete. Er hatte pinkes Haar, das wild von seinem Kopf abstand und tiefe Augenringe, die ihm eine völlig ausgezerrte Erscheinung verliehen. Es überraschte mich, als er und ich gleichzeitig die Hand hoben, um eine Strähne der Frisur zu ordnen. Nein, das sollte mich nicht überraschen, wurde mir schlagartig bewusst. Mein eigenes Aussehen sollte mir nicht fremd sein. Kurz darauf umklammerte ich den Rand der Keramik, vor der ich schon wieder hockte. Ich hatte einen bitteren Geschmack im Mund, während heiße Tränen aus meinen Augen rannen und ich wusste nicht einmal, ob ich tatsächlich weinte oder ob die Tränen und das Zittern daher kamen, dass ich wieder und wieder meinen Mageninhalt hochwürgte. Noch immer zittrig und verunsichert, aber immerhin ohne Würgereiz, saß ich später wieder in dem Zimmer in dem ich erwacht bin. Inzwischen erschien es mir einigermaßen vertraut und dadurch, dass sich hier niemand anders außer mir aufzuhalten schien, dämmerte mir allmählich, dass es trotz der merkwürdigen Einrichtung zu mir gehören musste. Da mir mein eigenes Gesicht fremd erschien, wunderte es mich schon fast gar nicht mehr, dass diese Wohnung genauso fremd war und dieses Telefon…. Ich griff danach, fand auf dem Hintergrund ein Bild von vier Männern, von denen einer dieselbe Haarfarbe wie ich hatte. Vielleicht ähnelten sich sogar unsere Gesichter, ich hatte es schon wieder vergessen. Ich biss mir auf die Unterlippe. Das konnte doch nur ein schlechter Traum sein! Über dem Bild leuchtete ein Symbol von einem roten Telefonhörer mit einem Pfeil auf. Ich tippte ohne bestimmten Grund darauf und las den Namen „Jui“. Offensichtlich ein Anrufer, der mich nicht erreicht hatte. Jui, wiederholte ich den Namen in Gedanken und schließlich noch einmal laut. Ich wusste nicht, ob ich wirklich mit irgendwem sprechen wollte, aber ich hegte die leise Hoffnung, dass ein Gespräch mit jemandem, der mich kannte und den ich kannte, vielleicht ein bisschen Licht ins Dunkel brachte. Und irgendwie hatte ich das Gefühl, dass Jui der einzige Mensch war, mit dem ich sprechen wollte, dem ich mich in dieser verwirrenden Situation öffnen konnte und der sicherlich eine Lösung parat hatte. Zumindest hoffte ich das. Ich wählte seine Nummer und lauschte voller Anspannung dem Freizeichenton. Jui Verwirrt ließ ich das Handy sinken. Schlief er etwa noch? Heute waren Jun und ich verabredet, die Probe unserer ersten gemeinsamen, neuen Band würde am Nachmittag stattfinden und wir beide wollten uns einige Stunden früher treffen, um an einem Song zu arbeiten. Wir standen noch ganz am Anfang, hatten noch nicht viele Lieder, aber erstaunlicherweise wurden es immer mehr. Jun war oft überdreht und unruhig, sodass mich zu Beginn dieses Experimentes meine eigene Unsicherheit plagte. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass jemand wie Jun wirklich ernsthaft arbeiten konnte. Doch es funktionierte. Über seine Gitarre gebeugt konnte er völlig in Gedanken versinken und nur noch spielen. Ich liebte es, ihn so zu beobachten. Auch sein immerwährendes Strahlen, sein Lächeln, liebte ich. Wenn ich es sah, wusste ich, dass unsere Entscheidung für die Band richtig gewesen ist. Doch in letzter Zeit wurde Jun unzuverlässiger. Immer öfter verschlief er Termine, manchmal rief ich ihn nur an, um zu fragen, ob er überhaupt das Bett verlassen hatte. Außerdem ging er abends oft weg. Meine Gedanken wurden unterbrochen, als ich einen Rückruf von ihm erhielt. War er also endlich wach. "Jun, warum gehst du nicht an dein Handy? Hast du schon wieder verschlafen?", fragte ich besorgt. Jun Als sich die Stimme am anderen Ende der Leitung meldete, wusste ich, dass meine Anspannung nicht freudiger, sondern nervöser Art war. Am liebsten hätte ich sofort wieder aufgelegt. Aber bevor ich voreilig handeln konnte, besann ich mich eines Besseren und erhielt die Verbindung aufrecht. Außerdem klang seine Stimme schön, ich mochte den besorgten Unterton, wie mir auffiel und sie gab mir nebenbei Informationen, ohne dass ich danach fragen musste. Jun nannte er mich. Das klang in meinen Ohren in Ordnung. "...Ich weiß nicht", antwortete ich, nachdem mehrere schweigsame Minuten - oder waren es Sekunden? - verstrichen waren. Ich erinnerte mich an das Vogelgezwitscher und daran, dass das wohl mein Weckruf war. Es war ein erstaunlich angenehmes Gefühl, ÜBERHAUPT eine Erinnerung zu haben. "Hm, nein, ich hab nicht verschlafen. Mein Wecker hat geklingelt und ich bin gleich aufgestanden", erklärte ich schließlich und versuchte nebenbei, mich an den Klang meiner eigenen Stimme zu gewöhnen. Vielleicht war das der Grund, warum ich so viel redete, ohne zu wissen, mit wem ich sprach. "Aber ich habe gespuckt. Ganz schön viel... und lange, glaube ich..." ich sah mich im Raum um, konnte aber keine Uhr finden, also stand ich auf und ging ins Wohnzimmer. Es war mir auf dem Weg ins Badezimmer nicht aufgefallen, aber dieser Raum wirkte beinahe noch chaotischer als der vorherige. Und überall Bilder von bunthaarigen Männern, einige davon waren sogar ziemlich düster. Es dauerte, bis ich eine Uhr fand - genau genommen war das eine Katze aus pinker Plastik, in deren Bauch sich Uhrzeiger und ein Ziffernblatt befanden. „Kurz nach 9...“, stellte ich fest. "Hätte ich früher an mein Handy gehen müssen? War das wichtig?", fragte ich schließlich, während sich ein Kloß in meinem Hals bildete. Jui Sofort hörte ich, dass etwas nicht stimmte. Juns Stimme war unsicher und nervös. So klang er nie. Seine Worte trugen nur noch mehr dazu bei, dass ich mich sorgte. Sie waren konfus und schienen ohne Zusammenhang. Eine Weile ließ ich ihn weiterreden, hörte, wie er durch die Wohnung schritt, nur um mir die aktuelle Uhrzeit zu nennen. Ich seufzte. "Jun, wir sind verabredet. In einer halben Stunde wollten wir uns im Proberaum treffen, aber da du nicht an dein Handy gegangen bist, dachte ich, du schläfst noch." Einen Moment hielt ich inne. Sein Verhalten machte mir wirklich Sorgen und ich konnte spüren, wie ich nervös wurde. Etwas war ganz und gar nicht in Ordnung. In mir wuchs der Drang ihn zu sehen, bei ihm zu sein, wenn er so verwirrt war. "Soll ich dich abholen?", fragte ich leise. Er war so merkwürdig im Moment und seine zustimmende Antwort klang so hilflos, dass ich mich sofort in meine Auto setzte und losfuhr, auch wenn ich geplant hatte, die Bahn zu nehmen. Jun Im Proberaum treffen.... Juis Stimme hallte wieder und wieder durch meinen Kopf, während ich durch die Räume spazierte, die anscheinend mir gehörten. Ich war noch immer voller Anspannung, doch die Hoffnung, dass Jui meinem Gedächtnis auf die Sprünge half, machte die Situation einigermaßen erträglich. Vielleicht fiel mir auch alles schlagartig ein, wenn er erst einmal vor mir stand. Proberaum.... Ich betrachtete die Bilder im Wohnzimmer, eins nach dem anderen. Das erste, das auf einer Kommode stand, zeigte einen blonden Mann mit unzähligen Piercings und daneben einen pinkhaarigen Mann. Sie sagten mir beide nichts und ich war unsicher, ob ich selbst der Pinkhaarige war oder nur jemand, der eben diesem nacheifern wollte. Der Blonde hingegen sah ganz interessant aus, aber auch unheimlich. Und der, der möglicherweise ich war, grinste breit in die Kamera. Das Bild daneben zeigte eine Gruppe mit fünf Männern, alle dunkel gekleidet und wieder war jemand mit meiner Frisur darauf. Ich griff seufzend nach dem Foto und stellte mich damit vor den Spiegel im Badezimmer, um die Gesichter zu vergleichen. Doch, das war ich - die Nase, die Lippen, selbst die Zähne, wenn ich so grinste. Ich gehörte also einer Cosplaygruppe an. War ich dafür nicht zu alt? Ich schüttelte den Kopf und kehrte ins Wohnzimmer zurück. Dieses Mal stach mir ein Bild von den vier Männern, die bereits von meinem Handydisplay kannte, ins Auge. Es waren andere als die Schwarzgekleideten, soviel stand fest. Nur ich war in beiden Gruppen zu sehen... Gerade als ich mich fragte, ob Jui einer von denen sei, die hier in meinem Wohnzimmer herum standen, ließ mich das Läuten der Klingel erschrocken zusammenfahren. Fast hätte ich das Bild fallen lassen. Ich stellte es mit zittrigen Fingern zurück auf seinen Platz und ging dann zum Flur, um die Tür langsam und zaghaft zu öffnen. Falls Jui auch so eine düstere Gestalt war, wollte ich nicht gleich einen Herzinfarkt bei seinem Anblick bekommen. Doch als ich in den Hausflur blickte, war dort niemand. Stattdessen dröhnte die Wechselsprechanlage direkt neben mir erneut mit schrillem Ton, dass ich abermals erschrak und den weißen Kasten perplex musterte. Ich brauchte einen Moment, ehe ich nach dem Hörer griff. Ein Telefon an der Wohnungstür, dachte ich irritiert. "Hallo?", fragte ich leise, unsicher, ob ich daraus eine Antwort bekommen würde. Jui Eilig stellte ich mein Auto auf dem Besucherparkplatz ab und begab mich zur Hauseingangstür und klingelte. Doch der Summer, um die Tür zu öffnen, ertönte nicht. Allerdings bezweifelte ich, dass er nun in den Proberaum gefahren war, immerhin hatte ich ihm deutlich gesagt, dass ich ihn abholen würde. Einen Moment wartete ich noch, dann klingelte ich erneut. Dieses Mal ertönte der Summer, ich rief ihm ebenfalls eine knappe Begrüßung zu und konnte den Hausflur betreten. Der Fahrstuhl brachte mich in den 11. Stock, in dem Jun wohnte. Er wartete schon in der Tür auf mich, was mich sehr verwirrte. Er trug dieselbe Kleidung wie gestern, nur dass er seine Schuhe und die Socken verloren hatte. Seine verwirrten Augen sahen mich an, als würde er mich gar nicht wieder erkennen, weshalb ich meine neue Sonnenbrille abnahm. Es konnte doch aber nicht so verwirrend für ihn sein, dass ich diese trug. Das tat ich oft. Für den Moment entschied ich, es zu ignorieren und betrat die Wohnung, um meine Schuhe abzustreifen. "Jun? Geht es dir nicht gut?", fragte ich, sein stilles Verhalten warf mich ziemlich aus der Bahn. Normalerweise hätte er jetzt bestimmt schon 5 Sätze gesprochen. Ich trat näher auf ihn zu und musterte ihn nun meinerseits. Bildete ich es mir ein, oder hatte sich selbst seine Haltung verändert? Jun Das war also Jui, dachte ich und versuchte, mir sein Gesicht einzuprägen. Er kam mir bekannt vor. Diese Gesichtszüge waren ziemlich charakteristisch, fand ich, und vor allem waren sie freundlich und hübsch. Und dass er nicht in Schwarz gehüllt war, beruhigte mich auch, denn es bedeutete, dass dieser Jui kein Freak war. "Ich habe Kopfschmerzen", hörte ich mich sagen, während ich den anderen immer noch anstarrte und mich fragte, woher ich ihn kannte. Schließlich schaffte ich es, mich von seinem Anblick zu lösen und wandte mich wortlos ab, um mein Wohnzimmer zu betreten. Wieder fiel mein Blick auf die Fotos und mir wurde schlagartig klar, woher ich ihn kannte. Ich riss das Bild in die Höhe und hielt es neben Juis Gesicht, um auch hier den Vergleich anzustellen. Er war der Mann neben mir auf dem Bild, eindeutig. Nur dass er auf dem Foto viel mehr wie ein Star aussah als in echt. Aber er war kein Star - würde ich mit Stars zu tun haben, wüsste ich das sicherlich, nahm ich an. Aber ich hatte auch angenommen, dass mir sein Anblick meine Erinnerungen zurück bringen würde. Trotzdem befand sich in meinem Kopf nichts als gähnende Leere. Genau wie vorher, nur, dass ich nicht mehr allein war, sondern mit einem hübschen Mann hier stand. "Und, was wollten wir nochmal im Proberaum?", fragte ich schließlich, während ich das Bild zurück stellte. "Ich fürchte ich bin etwas... vergesslich..." Ich kicherte nervös, als ich mir der Untertreibung bewusst wurde. Jui Es war ungewöhnlich. Selbst wenn er sich in der letzten Nacht wieder lange und alkoholintensiv vergnügt hatte, am nächsten Tag war er eigentlich immer wieder fit, vielleicht ein bisschen müde, aber über Kopfschmerzen klagte er nie. "Hast du schon eine Tablette genommen? Hast du schon etwas gegessen?", fragte ich besorgt nach und wollte mich in der Küche um Frühstück und eine Tablette kümmern. Da hielt er mir ein Foto neben das Gesicht, als wolle er etwas vergleichen. Ich verstand nicht, doch das Foto war schon ein paar Jahre alt. „Mensch, suchst du jetzt nach neuen Falten?“, fragte ich unsicher, lachte aber und versuchte, nicht weiter über den Vorfall nachzudenken. Stattdessen widmete ich mich meiner eigentlichen Idee. Nach all den Jahren kannte ich seine Küche, wusste, wo ich fand, was ich suchte. Schnell hatte ich Kopfschmerztabletten aus dem Schrank genommen, ein Glas mit Wasser gefüllt und festgestellt, dass er noch Reis mit schwarzen Bohnen im Reiskocher hatte. Gerade nahm ich eine Schale aus dem Schrank, als ich seine Frage hörte. "Wie bitte?", fragte ich, obwohl ich verstand, was er sagte. "Wir wollten doch heute an dem neuen Song arbeiten. Du hast mir gestern erzählt, dass du einen komponiert hast und ich ihn mir anhören soll, um gegebenenfalls noch Änderungen vornehmen zu können. So machen wir das doch immer..." Wie konnte er so etwas vergessen? Das war doch nicht normal. "Ist wirklich alles in Ordnung mit dir?" Ich entschied, die Schale in meiner Hand erst einmal abzustellen, ehe ich mich vor ihn stellte und eine Hand auf seine Stirn legte. "Also Fieber hast du nicht...", stellte ich fest. Die Stirn war eher ganz kalt und ich fragte mich, ob mich dies beunruhigen sollte. Jun Ich hatte einen Song komponiert? Ich!? Ich spürte, wie mir meine Gesichtszüge entgleisten und ich ihn von neuem anstarrte, während mein Herz im wilden Takt zu schlagen begann und das Zittern bis in meine Knie vordrang und sie in Gummi verwandelten. Ich stolperte rückwärts, stieß dabei gegen die Couch und ließ mich auf dieser sinken. Wieder glitt mein Blick zu all den Fotos, die mein Wohnzimmer zierten, dann zu Jui, wieder zu den Bildern und zurück. Mein erster Eindruck hatte mich also nicht getäuscht - dieser Mann vor mir WAR ein Star und sah nicht nur wie einer aus. Und ich, war ich dann automatisch auch einer, wenn ich einen Song komponiert hatte und offensichtlich schon andere davor? Verdiente ich meinen Lebensunterhalt damit? Und wenn dem so war, wie konnte ich dann weiterleben, wo ich doch im Moment nicht den leisesten Hauch einer Ahnung von Musik hatte? Ich fühlte mich, als hätte mir jemand eine Schlinge um den Hals gelegt, die mit jeder Information, die mir Jui gab, enger gezogen wurde. Noch ein bisschen mehr und ich würde ersticken, dessen war ich mir sicher. "Tut mir Leid, ich... hab's vergessen!" Angst machte sich in mir breit, als mir allmählich dämmerte, WIE schlimm meine Situation eigentlich war. Zuvor hatte ich noch keinen einzigen Gedanken an Arbeit oder meinen Lebensunterhalt verschwendet, doch das hatte sich nun entschieden geändert. "Ich kann das nicht mehr, Jui..." Als sich die ersten Tränen in meinen Augen sammelten, verbarg ich mein Gesicht in den Handflächen, presste dabei die Fingerspitzen gegen die Stirn, als würde das irgendetwas nützen, um die Erinnerungen zurück zu bringen. Plötzlich kam mir eine Idee - vielleicht war die Musik ja auch nur ein Hobby! Dann wäre es nicht ganz so dramatisch... ich atmete tief durch und hob dann den Blick. "Ist das denn sehr schlimm? Sind wir bekannt, meine ich?" Jui Jun wurde blass und begann zu zittern. Eine Antwort erhielt ich nicht, stattdessen musste ich zusehen wir Jun sich auf die Couch sinken ließ und später in Tränen ausbrach. Einen Moment noch zierte ich mich, obwohl ich sah, dass es ihm nicht gut ging. So sah ich ihn nur äußerst selten, sodass ich nie ganz darauf vorbereitet war, wenn er deprimiert war. "Was kannst du nicht mehr? Wir haben doch gerade erst angefangen...", auch meine Knie begannen zu zittern und ich ging vor ihm in die Knie, setzte mich auf den Boden vor ihm. Wollte er das alles abbrechen? Das konnte er nicht tun! Nach meiner misslungenen Solo-Karriere brauchte ich ihn mehr, als er sich oder ich mir eingestehen wollte. Ohne ihn wäre meine Karriere vorbei. 'Ist es denn sehr schlimm?' Dieser Satz hallte in meinen Ohren wieder. Mir wurde schlecht. Seine Tränen zeigten mir, wie ernst er das alles meinte. Meine Stimme war brüchig, als ich antwortete. "Was? Warum sagst du das? Ich weiß, dass du mit Phantasmogoria viel berühmter warst als jetzt, aber wir haben doch beide entschieden, es zu versuchen und du weißt, dass ich dich brauche und du wolltest mich unterstützen! Ohne dich wäre meine Karriere doch schon beendet!", mir schossen selbst die Tränen in die Augen. Es war egoistisch, doch ich konnte meine Gefühle nicht mehr zurückhalten. Die gescheiterte Solo-Karriere und die nachfolgenden Monate der Arbeitslosigkeit hatten all meine Reserven aufgebraucht. Mein Traum stand vor dem Aus, wenn er jetzt das Handtuch warf. "Bitte gib uns noch etwas Zeit, wenn das Mini-Album erst einmal fertig ist, können wir wieder auftreten und mehr Geld verdienen. Du hast doch auch schon so viel Zeit investiert. Bitte gib jetzt nicht auf.", bat ich ihn. Jun Langsam glitten meine Hände mein Gesicht hinab, soweit, bis meine Augen freilagen und ich den Mann vor mir mit irritierter Miene mustern konnte. Es fiel mir schwer, seinen Worten zu folgen und in ihnen den Grund für sein Flehen zu erkennen. Obwohl ich eigentlich viel zu sehr mit mir selbst beschäftigt war, löste der Klang seiner Stimme und dieser hilflose Gesichtsausdruck eine Welle von Mitleid in mir aus. Zu gern hätte ich ihn mit tröstenden Worten beruhigt, doch in Anbetracht dieser Situation fielen mir keine ein. Und so blieb mir nur übrig, meine zitternden Hände auf seine bebenden Schultern zu legen, während ich schweigend über die passenden Worte nachdachte. Jui brauchte mich? Wofür um alles in der Welt sollte dieser Mann ausgerechnet mich brauchen? Was konnte oder hatte ich, was er von keinem anderen bekommen konnte? War ich etwa ein musikalisches Genie? Oder hatte ich gute Kontakte, auf die er angewiesen war? Oder standen wir uns besonders nah? Doch WIE nah, war die Frage, die sich mir daraufhin unweigerlich stellte. "Jui..." Je öfter ich seinen Namen aussprach, desto besser gefiel er mir, wie ich beiläufig feststellte. "Ich..." Ich unterbrach mich selbst, als ich hörte, wie weinerlich meine Stimme klang, schluckte den Kloß herunter und setzte dann neu an. "Es tut mir Leid, ich kann nicht mehr komponieren! In meinem Kopf, da ist alles... leer! Verstehst du? Alles!" Jui Ungläubig sah ich ihn an. Es ging ihm nicht gut, das sah ich sehr deutlich, doch bei solchen Worten konnte ich nicht ruhig bleiben, dafür war ich nicht willensstark genug. Vielleicht war es auch mein Egoismus, der sich nicht in Grenzen halten konnte. Neue Hoffnung keimte in mir auf, als er sich erneut erklärte. "Aber das macht doch nichts! Wir brauchen nur noch 2 Songs, sonst haben wir alles durch, ich kann auch alleine etwas schreiben und mit der Hilfe von Shingo und Toya gleichen wir die schon an den Stil der restlichen Songs an, mach dir keine Sorgen." Ich griff nach seiner Hand. "Bitte gib uns nicht auf. Solange du mit auf der Bühne stehst und Gitarre spielst, solange haben wir eine Chance. Dein Charisma hast du doch noch..." Ich hatte schnell geredet und musterte erst jetzt wieder mein Gegenüber intensiver. Jun hatte eine wundervolle Ausstrahlung. Oft hatte ich das Gefühl, dass man ihn nur lange genug ansehen müsste, um all seine Probleme zu vergessen. Vielleicht hatte er deswegen so viele Fans. Doch gerade jetzt sah ich selbst das nicht mehr. Jun 'Bitte gib uns nicht auf.' Komischerweise waren es ausgerechnet diese Worte, die zwischen all den anderen hervorstachen. Jui redete schnell und viel und es kostete mich ungemein viel Mühe, ihm zu folgen. Fast nichts von dem, was er sagte, schien einen Sinn zu ergeben - außer eben dieser Satz: 'Bitte gib uns nicht auf.' Ich blickte auf seine Hand, die meine umfasste und fragte mich, ob der Rest seiner Worte sich tatsächlich auf die Musik, auf das Komponieren bezog, oder vielleicht doch auf etwas anderes... Ihn jedoch danach zu fragen, erschien mir unangemessen - Gedächtnisschwund hin oder her, ich konnte ihn unmöglich fragen, ob zwischen uns mehr war als nur die Musik! Selbst in diesem Zustand wäre es mir peinlich, wenn er dies verneinte. Zumindest stellte ich es mir peinlich vor. "Ich bin Gitarrist?", fragte ich schließlich leise, um mich selbst auf andere Gedanken zu bringen - die allerdings keineswegs beruhigender waren. Mein Blick fiel auf die rote Gitarre, die in der anderen Ecke des Raumes stand. Lange Saitenenden ragten aus den Mechaniken hervor und zwischen den Saiten klemmte ein rotes Plektrum. Direkt daneben befanden sich ein Laptop und ein kleines Keyboard, auf dessen Tasten ich ein Paar Kopfhörer abgelegt hatte. Als ich versuchte, mir vorzustellen, wie man diese Instrumente bediente, empfing mich nichts außer der Wand, gegen die ich immer wieder stieß, sobald ich versuchte, tiefer in meine Erinnerungen vorzudringen. "Vielleicht sollte ich besser singen. Ich glaube, das ist einfacher!" Wieder lachte ich nervös auf, während meine Finger sich automatisch fester um Juis Hand schlossen, als sei sie der letzte verbleibende Strohhalm, der mich vor dem Ertrinken bewahrte. "Ich weiß wirklich gar nichts mehr", gestand ich leise und bereute es augenblicklich. Es so direkt auszusprechen, erschien mir so, als würde es jetzt kein Zurück mehr geben, als seien meine Erinnerungen an mich, ihn, meinen Job und alles drum herum nun endgültig verloren. "Es tut mir Leid, ich kann dir nicht zeigen, was ich komponiert habe oder irgendetwas spielen. Ich kann dich nicht unterstützen, auch wenn ich es dir versprochen haben sollte... Aber Toya und Shingo helfen dir bestimmt! Wer auch immer das ist..." Den letzten Satz sprach ich leise, mehr zu mir als zu Jui. Ich erhaschte noch einen Blick auf das Foto mit den vier Männern, die sich auch auf meinem Handy befanden. Ich vermutete, dass es sich um dabei um die verbliebenen beiden handelte. Jui Empört wollte ich wiedersprechen, als er meinte doch singen zu müssen. Diese Diskussion hatten wir schon einmal. Nächtelang. Zwar konnte ich auch Gitarre spielen, doch das nicht halb so gut wie er. Doch so langsam formte sich ein anderer Gedanke in meinem Kopf... 'Ich bin Gitarrist?' 'Ich weiß wirklich gar nichts mehr.' 'Ich kann dich nicht unterstützen, auch wenn ich es dir versprochen haben sollte...' '...wer auch immer das ist...' Es ergab einen ganz anderen Sinn. Während ich nachdachte, musterte er erneut neugierig seine Gitarre, als hätte er so etwas noch nie gesehen. "Du weißt nicht mehr, wie man spielt?", meine Stimme war kaum mehr als ein Hauchen, doch er senkte den Kopf und nickte. Ich drückte seine Hand fester. "Du weißt nichts mehr...", sagte ich mehr zu mir als zu ihm, doch er hob seinen Kopf wieder und sah mich an. Bestätigte meine Aussage. "Weißt du noch meinen Namen?", stellte ich ihm eine prüfende Frage. Es musste ein leichtes sein, sie zu beantworten. Denn ich konnte mir noch immer nicht ganz vorstellen, dass er von einen Tag auf den anderen nicht mehr Gitarre spielen konnte. "Jui.", war seine einfache, fast unschuldige Antwort. "Das stand doch so in meinem Handy." Ich konnte spüren, wie mir die Kraft aus den Gliedern wich und mir einen Moment schwindelig wurde. Er hatte also wirklich vergessen. Alles war verschwunden. "Wie ist das passiert?", fragte ich unsinnigerweise. Jun Ich konnte nichts anderes tun, als hilflos mit den Schultern zu zucken. Ich wüsste selbst zu gern, wie es dazu gekommen ist, und ob es einen Weg gab, die Erinnerungen zurück zu erlangen. "Ich bin einfach aufgewacht und wusste nichts mehr", antwortete ich schließlich, nachdem ich mir die Zeit genommen hatte, Jui noch eindringlicher zu mustern. Erneut hatte er meine Hand gedrückt - so lange, bis es fast schon wehtat. Trotzdem wollte ich diesen Kontakt nicht unterbrechen. Es war schließlich der erste Körperkontakt, an den ich mich erinnerte. "Aber das heißt ja nicht, dass ich uns aufgeben will...", fügte ich schließlich kleinlaut und verunsichert hinzu, während ich meine freie Hand auf seine Schulter legte, um ihn leicht an mich heranzuziehen. Ich hatte einfach das Gefühl, dass ich nicht ganz so allein und hilflos war, wenn ich Jui so nah wie möglich bei mir hatte. Doch plötzlich kam mir ein anderer Gedanke - was, wenn Jui nur an mir interessiert war, wenn ich auch Musik mit ihm machte? Jui Auch wenn Jun noch immer anders war als sonst, ich konnte ihn ansehen, und ich konnte Kraft in diesen Augen finden, denen nie ein Problem zu groß schien, um es nicht bewältigen zu können. "nichts mehr ... nichts mehr...", wiederholte ich einige Male nur für mich selbst. Erneut musterte ich ihn prüfend. Das ging doch nicht so einfach. Wie konnte ein gesunder Mann von einem Tag auf den anderen all seine Erinnerungen verlieren? Und würden sie wieder kommen? Er wollte uns nicht aufgeben, an diesen Satz würde ich in der nächsten Zeit oft denken, das wusste ich schon jetzt. "Geht es dir gut? Hast du Schmerzen? Im Kopf? Fehlt dir etwas?" fragte ich, während ich mich aufrichtete und durch seine Haare strich. "Wir müssen dich durchchecken lassen, wir sollten gleich ins Krankenhaus gehen!" Ich versuchte meine Angst zu unterdrücken, hoffentlich war es nichts Ernstes. Jun Kurz schloss ich die Augen, als ich seine Berührung in meinem Haar spürte. Ich wusste gar nicht, was besser tat: das kurze Streicheln, seine Fürsorge oder diese Bestätigung, dass er mich scheinbar trotz Gedächtnisschwund noch mochte. "Hm, ich habe Kopfschmerzen und mir ist etwas schwindlig...", erklärte ich, ohne seine Hand loszulassen. “Und ich glaube, meinem Magen geht es nicht gut..." Sicherlich war eine Untersuchung im Krankenhaus in diesem Fall keine schlechte Idee. Und so suchte ich mit Juis Hilfe mein Portemonnaie und kontrollierte es auf Vollständigkeit, ehe wir kurze Zeit später in seinem Wagen saßen. Schnell zog die fremde Stadt an mir vorbei, während ich tief in den weichen Ledersitz gesunken war und aus dem halb heruntergelassenen Fenster blickte. Der Fahrtwind zerzauste mein ohnehin ungekämmtes Haar und brachte das Duftbäumchen, das am Spiegel vor der Windschutzscheibe baumelte und seinen Duft im ganzen Auto verströmte, zum Tanzen. Als wir an einer Ampel hielten, hörte ich auf, die Häuser zu beobachten, sondern konzentrierte mich auf die umstehenden Autos. Meiner Meinung nach sah keines davon so sportlich wie Juis aus. Er musste WIRKLICH ein Star sein! Und ich vermutlich auch... "Dein Auto ist toll. Fahren wir öfter zusammen irgendwo hin?", fragte ich unschuldig und hoffte, damit eine klare Antwort darauf zu bekommen, wie viel nun tatsächlich zwischen uns war. Er hatte mich zwar berührt, aber das war mir noch immer nicht Beweis genug! Jui Er war fast wie ein Kind. Ich suchte seine Umhängetasche und sein Portemonnaie, ließ es ihn aber selbst kontrollieren. Dann half ich ihm, die Wohnung abzuschließen, er konnte die Schlüssel an seinem Bund nicht unterscheiden. Anschließend führte ich ihn zu meinem Auto und öffnete ihm die Tür. Ich wollte für ihn da sein, wollte mich um ihn kümmern. Während ich fuhr, betrachtete er die Umgebung, als hätte er sie noch nie gesehen. Wahrscheinlich empfand er es im Moment so und ich fragte mich automatisch, ob ihm das hier nicht auch etwas Angst machte. Doch man konnte ihm keine Furcht ansehen. Seine Frage ließ mich kurz nachdenken. Es tat weh, dass er keine Erinnerungen mehr hatte, doch ich versuchte es zu ignorieren und versuchte zu lächeln. "Nein, wenn wir zusammen unterwegs sind, nötigst du mich immer die Bahn zu nehmen, weil du es hasst wie lange ich immer einen Parkplatz suche, dabei brauche ich ehrlich gesagt nicht lange. Allerdings kam dir das immer so vor." Zum Ende hin musste ich wirklich lachen. Vielleicht konnten wir jetzt ja öfter mit dem Auto fahren. Jun "Aber wir sind öfter zusammen unterwegs!", schlussfolgerte ich und brachte sogar zum ersten Mal seit ich erwacht war, ein Lächeln zustande. Nur ein kleines, und auch nur kurz, aber immerhin war ich einen Moment lang nicht ganz so nervös. Vielleicht begriff ich auch noch immer nicht so ganz, was mit mir geschah. Vielleicht hatte mich aber auch einfach nur Juis Lachen angesteckt. "Komisch, passt es nicht besser zu einem Star, mit dem Auto zu fahren? Das ist doch irgendwie... luxuriöser!" Ich griff in die Tasche, die auf meinem Schoß ruhte und holte das Portemonnaie hervor, um erneut darin herumzuwühlen. Jui hatte mir vorhin bestätigt, dass darin alles war, was ich für das Krankenhaus brauchte, trotzdem zog ich jede einzelne Karte daraus hervor und betrachtete sie nacheinander. Geldkarten, Rabattkarten, Visitenkarten,... und meinen Pass. Diesen musterte ich besonders genau und las mir immer wieder die Angaben auf diesem durch. Jun Okamoto. Geboren am 17.11.1983 in Kobe, Präfektur Hyogo. "Und ist Kobe weit weg? Ist es schön da?" Jui "Natürlich!", antwortete ich sofort, ehe mir einfiel, dass er es nicht wissen konnte. Er wusste nichts mehr von unserer Freundschaft. Alle Erinnerungen gehörten im Moment nur mir. "Hmm... ich war noch nicht oft da, es ist eine mittelgroße Stadt in der ich mich irgendwie noch nie verlaufen habe. Es ist schon ein Stück weg. Du fährst immer fast 4 Stunden mit dem Zug, wenn du deine Eltern mal besuchen möchtest. Meistens sind wir hier in Tokyo. Ich glaube deine Eltern haben dich auch einmal hier besucht, sie sind rückwärts wieder aus der Wohnung gestolpert, dabei haben wir einen ganzen Tag lang geputzt und aufgeräumt! Ich musste mir extra freinehmen!" Wenn ich daran dachte, musste ich Lächeln. Inzwischen erreichten wir das Krankenhaus und ich parkte den Wagen zielsicher in einer engen Lücke. "Jun?" Ich wartete darauf, dass er mich erneut ansah. "Wenn da drinnen rauskommt, dass du dein Gedächtnis wieder erlangen kannst, dann versprich mir, alles dafür zu tun, ja? Ich will mit unseren ganzen Erinnerungen nicht alleine sein..." Jun Als mir Jui von dem Besuch meiner Eltern erzählte, musste ich ebenfalls auflachen, obwohl sie in meiner Vorstellung kein Gesicht hatten. Wenn ich an die Unordnung in meiner Wohnung zurück dachte, hatte ich keinen Zweifel daran, dass Jui die Wahrheit sagte. Ich gab ihm das Versprechen, um das er mich bat, ehe wir aus dem Wagen stiegen - vorsichtig, um nicht die Autotür gegen den Wagen neben uns zu schleudern. "Ich weiß gar nicht, was ich hab... du parkst doch einwandfrei", kommentierte ich schulterzuckend und schloss die Autotür geräuschvoll, während ich über meine eigene Wortwahl schmunzeln musste. Dann ging ich um das Auto herum und trat dicht an seine Seite. Nur mit Mühe konnte ich den Impuls unterdrücken, erneut nach seiner Hand zu greifen. Jui war für mich sozusagen der Fels in der Brandung, das einzige Vertraute inmitten dieser Fremde, die mich überall umgab und, wenn ich seine Worte richtig deutete, war er tatsächlich genau das, was ich von Anfang an vermutet hatte. Ich musste wirklich ein toller Hecht sein, wenn ich so einen wie Jui bekommen hatte. Soweit ich das bis jetzt mitbekommen hatte, war Jui liebevoll, hilfsbereit, berühmt und sah obendrein umwerfend aus! Es gab tausend Dinge oder mehr, die ich ihn am liebsten gefragt hätte, am liebsten alle auf einmal, aber ich vermutete schon jetzt, dass ich damit warten musste, bis wir wieder zu Hause waren. "Wenn ich meine Erinnerungen nicht zurück bekomme... fahren wir dann nach Kobe? Mit deinem Auto? Du findest da bestimmt auch einen Parkplatz..." Wir durchstritten das weitläufige Foyer und unsere Schritte vermischten sich laut mit den Geräuschen all der anderen Leute, die hier herumliefen, humpelten, rollten oder miteinander sprachen. Am Ende dieses Ganges erblickte ich einen Empfang, an dem mehrere Damen in weißer Kleidung saßen. Ich sah, wie sich jemand, der vor uns hier angekommen war, dorthin wandte und fühlte mich plötzlich wie aus heiterem Himmel völlig überfordert. Noch bevor meine letzten Worte verklungen waren, blieb ich plötzlich so abrupt stehen, als wäre ich gegen eine unsichtbare Mauer gelaufen und noch ehe ich mich bremsen konnte, hatte meine Hand schon die meines Freundes gefunden und umklammert. "Jui, machst du das für mich? Zu der Frau da gehen und sagen, was wir hier wollen?" Jui 'Wenn ich meine Erinnerungen nicht zurück bekomme...' Dieser Satz verursachte mir erneut ein mulmiges Gefühl. Was wäre, wenn sein Gedächtnis wirklich für immer verloren war? Klar, ich konnte ihm alles erzählen, all die lustigen Abende, die wir miteinander verbracht hatten, doch es wäre nicht dasselbe. Und was mit unserer Band passieren würde, war auch ungewiss. Er konnte nicht mehr Gitarre spielen und ich wusste, dass es lange dauern würde, bis er wieder so gut wäre, wie zuvor. Ich nickte nur, ohne etwas dazu zu sagen. Als er nach meiner Hand griff, wurde ich automatisch rot. Einige wartende Patienten befanden sich im Foyer, zwei ältere Damen starrten uns sofort an. Doch ich ließ seine Hand nicht los. Offensichtlich schien es ihm zu helfen, sodass ich ihn anmeldete, wobei er nicht von meiner Seite wich und sich sogar ein Stück an mich drückte. Auch die Schwester erkannte es sofort und trug mich als Kontaktperson für Jun ein. Wir würden erst einmal warten müssen. Jun behielt die Nähe zu mir bei, als wir in den Wartebereich liefen und auch als wir uns setzen. "Wie geht es dir jetzt? Hast du Schmerzen bekommen? Oder hast du Angst?", fragte ich, während mir einfiel, dass ich unsere Bandprobe noch absagen musste. Ohne seine Hand loszulassen, kramte ich nebenbei nach meinem Handy. Jun Unsicher musterte ich den Wartebereich und die anderen Patienten, die um uns herumsaßen. Zwei ältere Damen saßen uns gegenüber und warfen immer wieder verstohlene Blicke zu uns, was mich wiederum daran erinnerte, wie bekannt wir sein mussten. Ich hoffte nur, dass uns niemand nach einem Autogramm fragte - denn vielleicht war mein Name auf dem Ausweis geheim und meinen Künstlernamen, wenn ich denn einen hatte, kannte ich nicht. Ich schüttelte auf Juis Frage hin den Kopf. Ich hatte nicht mehr Angst oder Schmerzen als vorher - von der Überforderung, mit fremden Menschen über mein Problem zu sprechen, einmal abgesehen. Kurz schloss ich die Augen, doch ich öffnete sie sofort wieder, als das Schwindelgefühl meinen Körper zum Schwanken brachte als befände ich mich auf dem Meer mit schwerem Wellengang. Mein Magen rumorte lautstark und ein stechender Schmerz folgte, sodass ich Jui augenblicklich losließ und meine Arme gegen den Bauch presste. Erst jetzt fiel mir auf, dass ich seit dem Aufwachen weder gegessen noch getrunken hatte. "Mir ist schlecht...", gestand ich schließlich und hoffte, dass ich mich nicht erneut übergeben musste, wenngleich mir die Chancen relativ gering erschienen, als sich plötzlich Speichel in meinem Mund sammelte. Intuitiv wusste ich, dass es die Tür mit dem Strichmännchen war, zu der ich musste. Rückwirkend wusste ich auch nicht mehr, wie ich dorthin gelangt war, aber etwas später hatte ich die enge Kabine zitternd und schwankend verlassen und gerade damit angefangen, meinen Mund mit Wasser auszuspülen, als mein Magen erneut schmerzte. So sehr, dass mir schwarz vor Augen wurde und ich auf den Fliesen ausrutschte. Jui Eigentlich plante ich, den anderen zu schreiben, nur dann bemerkte ich, wie Juns Hand in meiner kurz zitterte. Als ich ihn ansah, hatte er seine Augen geschlossen und sein Oberkörper schwankte. Dann ließ er plötzlich meine Hand los, presste sie gegen seinen Magen und noch ehe ich wirklich registrieren konnte, was gerade passierte, stürmte er zu den Toiletten. Schnell schnappte ich mir unsere Taschen und folgte ihm. Da entdeckte ich ihn auch schon, über eine der Toilettenbecken gebeugt, sich übergebend. Gerade noch rechtzeitig griff ich nach seinem Oberkörper, als sein Körper kraftlos zusammensackte. "Jun! ... Jun! Wach auf!", rief ich einige Male voller Panik. Was sollte ich nur tun? War er nur ohnmächtig? War es etwa schlimmes? Ich versuchte ihn anzuheben, doch ich war zu schwach und die Kabine zu eng, sodass ich ihn erst einmal in den Flur zog und dort auf den Boden legte. "Jun! Bitte wach auf!", versuchte ich es noch einmal, während ich bemerkte, wie sich Tränen in meinen Augen sammelten. Er durfte einfach nicht schwer krank sein! Doch dann schlug er seine Augen auf. "Jun? Ist alles in Ordnung? Hast du dir wehgetan? Wie geht es deinem Kopf? ist dir schwindelig?" Ich fragte alles auf einmal, während ich mich hinter ihn kniete und seinen Kopf etwas anhob, sodass sein Oberkörper von mir gestützt wurde. Er sollte in seinem Zustand nicht auf dem Boden liegen. "Ich hab nur noch nichts gegessen ... und getrunken ...", antwortete er schwach und versetzte mich erneut in Aufruhr. "Oh mein Gott, ich hätte dich frühstücken lassen sollen, das habe ich vollkommen vergessen. Es tut mir leid. Du bleibst kurz liegen, ich hol dir Wasser!" Vorsichtig legte ich ihn wieder auf den Boden, allerdings erst nachdem ich meine Jacke ausgezogen und ihm unter den Kopf gelegt hatte. Auf dem Gang fand ich schnell einen Wasserspender, von dem ich gleich 2 Becher füllte. Keine Minute später war ich wieder bei Jun. Jun Wie abhängig ich inzwischen wirklich von Jui war, bemerkte ich besonders in dem Moment, da er den Raum verließ und mich auf dem Boden zurück ließ. Natürlich wusste ich, dass er nicht ewig wegbleiben würde, trotzdem begann ich tatsächlich, seine Anwesenheit zu vermissen und war froh, als niemand anders als er es war, der als nächstes durch die Tür hereinkam. Ich schmunzelte erleichtert, als er die Tür umständlich mit den Schultern aufschob, um das Wasser aus den Bechern nicht zu verschütten. "Hier sind doch Waschbecken...", sagte ich leise. Ich war seiner Aufforderung nur teilweise nachgekommen und hatte mich mittlerweile auf meine Ellbogen gestützt, statt gänzlich herumzuliegen. Dankbar nahm ich ihm schließlich den ersten Becher ab und trank ihn in wenigen gierigen Schlucken leer. Ich glaubte sogar zu spüren, wie das Pochen in meinem Schädel wenigstens ein kleines bisschen nachließ. Vielleicht bildete ich es mir aber auch nur ein. "Was meinst du, ob es etwas Schlimmes ist? Alzheimer oder so?" Ich nahm ihm den zweiten Becher ab und leerte auch diesen, wenn auch wesentlich langsamer als den ersten. Jui Ich kannte Juns Humor recht gut, dennoch konnte ich an dieser Stelle nicht über seine deplatzierten Scherze lachen. "Sag so etwas nicht!", ermahnte ich ihn nur kurz. Da er inzwischen am Boden saß, stand ich auf, um den leeren Becher am Waschbecken zu füllen. Erst als auch dieser Becher geleert war, half ich ihm beim Aufstehen. "So, und jetzt kauf ich dir was zu essen", erklärte ich und stützte ihn beim Gehen, unsere Taschen hatte ich mir umgehängt. An einem Automaten kaufte ich Reisbällchen, die Jun recht still aß. "Geht‘s dir jetzt wieder etwas besser?", fragte ich besorgt, nachdem er beide Bällchen gegessen hatte. Kurze Zeit später wurden wir aufgerufen. Jun griff erneut nach meiner Hand. Jun Schmollend hatte ich mich über die Reisbällchen hergemacht. Jui war toll, dessen war ich mir noch immer sicher. Dass er aber nicht über meine Scherze lachte und mich stattdessen nur ermahnte, fand ich nicht so toll. Es war ja nicht so, dass ich diese Situation wirklich witzig gefunden hätte - ganz im Gegenteil, ich fand es selbst beunruhigend genug, meine Eltern nicht zu kennen und keine Ahnung von meinem Job zu haben. Trotzdem klammerte ich mich schon wieder an Jui, kaum, dass wir unseren Platz verließen und den Gang hinabschlenderten. "Sind wir eigentlich schon lange zusammen?", fragte ich, während ich mich der Tür zum Untersuchungszimmer mit pochendem Herzen näherte. Ich hatte mittlerweile festgestellt, dass es mir leichter fiel, wenn ich abgelenkt wurde und meinen Kopf nebenbei mit Informationen füttern konnte. Jui Wieder bekam ich keine Antwort, doch da Jun generell recht ruhig war, nahm ich es hin. Auf dem Weg in das vorgegebene Zimmer hielt mich Jun erneut mit Fragen zurück. Es wunderte mich, dass er jetzt an unsere Band dachte, wobei ich den anderen beiden noch immer nicht Bescheid gegeben hatte. "Hmm ... noch nicht lange, ein halbes Jahr vielleicht. Du hast es sogar vorgeschlagen.", erklärte ich ihm. "Aber jetzt erst einmal der Arzt, okay? Ich erkläre ihm alles." Mit diesen Worten öffnete ich die Tür und wir traten ein. Wie versprochen erläuterte ich dem Arzt, was passiert war und dass wir es uns nicht erklären konnten. Er fragte nach Vorerkrankungen, was ich selbstsicher verneinte. Dann ordnete er einige Tests an. Eine Blutprobe wurde als erstes genommen. Wieder einmal bemerkte ich Juns verängstigten Blick, weshalb ich erneut seine Hand nahm. "Sieh einfach nicht hin.", riet ich ihm und drehte seinen Kopf zu mir. Einen Moment lang freute es mich. Er schien sich daran zu erinnern, dass er kein Blut sehen konnte. Jun Ein halbes Jahr also... das reichte aus, um ihn alles über meinen Gesundheitszustand wissen zu lassen. Um die Kanüle nicht ansehen zu müssen, folgte ich seinem Rat und blickte Jui ins hübsche Gesicht. Ich konnte gut nachvollziehen, warum ich es vorgeschlagen hatte, dachte ich lächelnd und versuchte mich wieder mal an mein eigenes Gesicht zu erinnern. Die Vitrine hinter Jui erlaubte mir einen Blick auf mein dunkles Spiegelbild, sodass ich fast nur die Konturen erkannte. Ob Jui mein Gesicht auch so hübsch fand wie ich seins? Meine Witze waren es ja anscheinend nicht, die ihm imponierten. Endlich zog der Arzt die Spritze zurück und füllte mein Blut in kleine Reagenzgläser um, die er schließlich einer der Krankenschwestern in die Hand drückte, damit diese es zum Labor weitergab. Danach folgte ein Frage-Antwort-Spiel, das mich ziemlich nervte, da ich mich nur zu den Fragen bzgl. meines Namens und dem, was ich heute Morgen erlebt hatte, äußern konnte. Und zu dem, was Jui mir erzählt hatte. Vielleicht waren es noch nicht mal die Fragen, die mich nervten, sondern der Umstand, dass ich mich mit meiner Situation auseinander setzen musste und nun immer deutlicher wurde, wie groß meine Misere war. Gedanken, die ich bisher recht erfolgreich zu verdrängen versucht hatte. Nur mit Mühe konnte ich einen weiteren Schwall Tränen unterdrücken, als ich ihm zum hundertsten Mal mit "Ich weiß es nicht" antworten musste. Es schien, als reichen meine Antworten aus, um mich zum hoffnungslosen Fall zu erklären und die Befragung abzubrechen, denn kurz darauf saßen wir im nächsten Wartebereich, um auf das Ergebnis der Blutprobe zu warten. Da ich mich an Juis Schulter lehnte, hatte ich einen freien Blick auf sein Handy, mit dem er Nachrichten an diesen Toya und Shingo schickte und die Bandprobe absagte. Beide hatte er mit einem Kontaktbild versehen, sodass es mir nun möglich war, diesen Namen auch jeweils ein Gesicht zuzuordnen. Aber war das überhaupt wichtig? Wenn ich meine Erinnerungen zurückbekam, wusste ich das sowieso und wenn nicht... dann gab es auch keine Bandmitglieder, an die ich mich erinnern musste, da ich dann eh in keiner Band mehr wäre. Es sei denn... "Meinst du, es ist schwer Gitarre zu lernen? Braucht man dafür lange? Hab ich lange gebraucht?" Jui Ich konnte es kaum ertragen, Jun durch dieses Verhör zu begleiten. Es ging ihm sehr nah, sodass ich häufig versuchte, für ihn zu antworten. Wir mussten im Gang warten. Es hatte den Vorteil, dass wir hier relativ ungestört waren. Er schmiegte sich erneut an mich und ich ließ es zu. Wenn wir zusammen tranken, tat er das auch manchmal. Ich hatte mich schon fast daran gewöhnt, sodass ich einen Arm um ihn legte, als ich meine Nachrichten getippt hatte. Auf seine Frage hin seufzte ich. "Du warst sehr gut, zumindest empfinde ich das so. Ich lerne auch schon seit Jahren Gitarre, aber ich war nie auch nur halb so gut wie du. Ich hoffe es wird alles gut." beantwortete ich seine Frage. "Wenn das hier beendet ist, dann bring ich dich nach Hause, da legst du dich erst mal hin und ich koche uns etwas Schönes, okay?" Ich bemerkte, dass er gestresst war und wollte es sobald wie möglich von ihm nehmen. Er war noch immer so blass. Jun Jui versuchte es seit JAHREN... ich wollte mir gar nicht vorstellen, wie lange es dann dauern mochte, bis ich mein altes Level zurück erlangt hatte, wenn ich wirklich so gut war, wie er sagte. Ich versuchte, diese Gedanken erneut von mir abzuschirmen und mich auf das Hier und Jetzt zu konzentrieren... auf Jui zum Beispiel, der mich so schön umarmte und mir obendrein diese Voraussichten bescherte, die es mir leichter machten, hier zu sitzen und auf die Nachrichten zu warten, die möglicherweise unser beider Leben veränderten. "Okonomiyaki", sagte ich entschieden und ohne darüber nachzudenken. Ich konnte mich überhaupt nicht an den Geschmack davon erinnern, aber es war mein erster Gedanke gewesen, daher nahm ich an, dass ich es gerne mochte. "Ach, du bist so lieb, Jui", seufzte ich schließlich und fragte mich, wie viele Männer außer mir eigentlich das Glück hatten, sich gleich zweimal in denselben Liebhaber zu verlieben. Jui "An dein Lieblingsessen erinnerst du dich also noch?", fragte ich lachend und sah ihn an. Er lächelte ebenfalls. "So gefällst du mir schon viel besser. Hoffentlich brennt mir nichts an." Da wir momentan wirklich alleine waren, legte ich meinen Kopf auf seinen und zog ihn an mich. Es sollte ihm immer gut gehen, er sollte immer lächeln können. Mehr wollte ich gar nicht. Die Zeit verging und der Arzt rief uns wieder zu sich. Wir beide nahmen vor seinem Schreibtisch Platz. "Also, Ihre Blutprobe wurde analysiert. Wir haben Spuren von Chrystal gefunden. Da Sie angegeben haben, sich heute schon mehrmals übergeben zu haben, würde es nicht mehr nutzen, den Magen auszupumpen." Drogen? Ich fiel aus allen Wolken. Jun nimmt keine Drogen! Jun Ich sah die ernste Miene des Arztes und Juis schockiertes Gesicht, doch mir selbst blieb die Botschaft hinter seinen Worten verborgen. Ich wusste, dass Chrystal das Englische Wort für Kristall war, was aber Kristall in meinem Blut zu suchen hatte und wie es dort hinkam, wusste ich nicht. Und so wippte ich auf meinem Stuhl hin und her, bis mir wieder schwindlig wurde. Erst dann setzte ich mich wieder ruhig hin und sah den Arzt fragend an. "Und?" Der Arzt erklärte mir mit vielen Worten, was sich hinter dem Begriff verbarg und ich merkte sie mir kaum, da ich in Gedanken immer wieder zu dem Moment im Wartebereich abdriftete, als Jui sich an mich gekuschelt hatte. Wieder hatte mein Herz gerast und irgendwie ahnte ich, dass es nicht an dem Kristall oder was auch immer lag. "Drogen", schloss der Arzt seufzend seine Ausführungen, nachdem ihm wohl aufgefallen war, dass ich ihm nicht zugehört hatte. Wieder blickte ich zu Jui, dem diese Information überhaupt nicht zu gefallen schien. Augenblicklich fühlte ich mich schuldig und unwohl in meiner Haut. Aber wenn ich wirklich Drogen nehmen würde, wüsste Jui das doch, oder? Allerdings schien er nicht bei mir gewesen zu sein, als ich das Zeug zu mir genommen hatte, sonst wäre ich heute Morgen sicherlich neben ihm aufgewacht. Hm... danach musste ich ihn später nochmal fragen. "Das kommt in letzter Zeit öfter in dieser Region vor. Scheinbar gibt es jemanden oder eine ganze Gruppe, die Crystal in falscher Dosierung herstellen und unter die Leute bringen." Der Arzt griff erneut nach dem Protokoll, schien diesem aber nichts Neues entnehmen zu können. "Nach Dauerkonsum sieht es mir nicht aus... Ich verschreib Ihnen etwas gegen die Kopfschmerzen... ansonsten gönnen Sie sich am besten Ruhe. Die Amnesie sollte nur vorübergehender Natur sein, wenn sie aber nach einer Woche nicht verschwunden ist, kommen Sie bitte noch einmal vorbei. Schauen Sie sich Fotos an oder treffen Sie Menschen, die Ihnen wichtig sind, das hilft sicher." Als er den letzten Satz sprach, betrachtete er dabei Jui und ich fühlte mich unglaublich stolz, da ich annahm, dass der Arzt erkannt hatte, dass wir beide zusammen gehörten. "Ansonsten behalten Sie zukünftig Ihre Getränke am besten in der Hand, wenn Sie Feiern gehen. Und rauchen nur Ihre eigenen Zigaretten." "Wo waren wir eigentlich feiern?", fragte ich, nachdem wir uns von dem Arzt verabschiedet hatten und das Krankenhaus mit großer Erleichterung verließen. Kapitel 2: 2. Kapitel --------------------- Jui Noch immer war ich völlig sprachlos. Drogen. Doch der Arzt beruhigte mich dahingehend, dass Jun diese wohl nicht wissentlich konsumiert hatte. Im Moment konnte ich jedoch nichts mehr sagen, fragte den Arzt nicht einmal mehr nach Nebenwirkungen und etwaigen Entzugserscheinungen, sondern bedankte mich förmlich und verließ mit Jun das Zimmer. Am Empfang holten wir uns noch das Rezept ab und begaben uns zurück zum Auto. "Das kann ich dir nicht sagen, du warst mit anderen Freunden weg, die ich nicht so gut kenne. Du hast mich gestern sogar gefragt, ob ich mitkommen möchte, aber ich wollte nicht. Ich gehe nicht mehr so oft weg, musst du wissen", erklärte ich ihm mal wieder, was er bis gestern noch wusste. "Aber eine Woche klingt doch gut, oder? Das schaffen wir schon, und nächste Woche geht alles wieder seinen gewohnten Gang. Fast wie Urlaub, oder?", fragte ich ihn, während ich das Auto aufschloss und wir uns hinein setzten. "Hast du im Moment Kopfschmerzen? Ich würde dich gerne erst einmal zuhause absetzen und das Medikament dann alleine holen, dann musst du dich nicht weiter belasten", schlug ich vor. Jun Als Jui mich fragte, ob er mich zu Hause absetzen und alleine lassen sollte, brauchte ich über meine Antwort gar nicht erst nachzudenken. "Ach, lass uns das doch zusammen abholen!", sagte ich sofort, da ich mir nicht vorstellen wollte, wieder allein in dieser fremden Wohnung zu sein und Jui aus den Augen zu lassen. Jui fuhr aus der Parklücke heraus und steuerte die Straße an. "Bist du zu alt zum Weggehen?", fragte ich grinsend und holte dann mein Handy hervor, als mir spontan die Idee kam, dass ich darin Bilder von uns, und vielleicht auch meinen anderen Freunden, die Jui nicht kannte, finden konnte. Eine Woche klang für Jui nicht viel, aber ich fand die Vorstellung einer ganzen Woche ohne Erinnerung schrecklich und hoffte, meinem Gedächtnis somit schneller auf die Sprünge helfen zu können. Als ich mich durch das Archiv klickte, fand ich tatsächlich einige Fotos von Jui. Manchmal mit mir zusammen, manchmal auch mit ein paar anderen, die vermutlich Toya und Shingo waren. Und bei den etwas älteren Bildern tauchten auch immer wieder andere auf, allen voran dieser Blonde mit den vielen Piercings, der mir schon im Wohnzimmer aufgefallen war. Auf einem Bild hatten wir beide ein Cocktailglas in der Hand und hielten diese feierlich in die Höhe, während ich ihm verspielt einen Kuss auf die Wange gab. Es stammte offensichtlich aus irgendeinem Club. "Und wer ist das!?", fragte ich dann und hielt Jui an der nächsten Ampel das Handy vor die Nase. Jui "Natürlich bin ich zu alt dafür!", erklärte ich ihm scherzhaft, während ich fieberhaft überlegte, wo hier in der Nähe die nächste Apotheke war. Eine Weile war Jun im Moment mit seinem Handy beschäftigt. In dieser Zeit fiel mir auch endlich ein, wo wir hinfahren konnten. An einer Ampel hielt er mir das Handy wieder vor die Nase. Er und Riku. "Riku. Er war in der alten Band, in der du warst, der Sänger. Allerdings seht ihr euch jetzt nur noch selten, soweit ich weiß. Er ist jetzt glaube ich in einer neuen Band", erklärte ich ihm kurz. "Da müsst ihr aber wieder ganz schön betrunken gewesen sein. Wenn du trinkst, bist du immer extrem anhänglich, da kann man kaum mehr alleine auf die Toilette gehen!", erklärte ich grinsend, während ich begann, mich nach einem Parkplatz umzusehen. Der, den ich fand, war leider etwas weiter entfernt, sodass wir laufen mussten, doch ich hatte das Gefühl, dass es ihm ganz gut tat. Er entdeckte quasi seine Nachbarschaft neu. Die Tabletten waren schnell besorgt und wir auf dem Heimweg. Wieder in Juns Wohnung angekommen, versuchte ich ihn gleich, ins Bett zu verfrachten. Beim Kochen wollte ich ihn eigentlich nicht dabei haben, immerhin war ich in der Zubereitung seines Wunschgerichtes nicht gerade sicher. Jun Obwohl Jui mir gut zuredete, dass ich ins Bett gehen und mich ausruhen sollte, sah ich selbst keinen Sinn darin. Ich war munter, neugierig und hatte obendrein meine erste Schmerztablette genommen, sodass ich auch die Kopfschmerzen bald in den Griff bekommen sollte. Die Zeit, die ich nach unserer Ankunft tatsächlich im Schlafzimmer verbrachte, nutzte ich allein dafür, mich ausgiebig im Spiegel zu betrachten, um mich an meine eigene Erscheinung zu gewöhnen. Ich fand, dass es mich schlimmer hätte treffen können, wirklich. Nur meine Kleidung wirkte ziemlich zerknittert und meine Haare ungekämmt. Ganz im Gegensatz zu Jui, der so gepflegt aussah... Also beschloss ich, mich mit dem Inhalt meines Kleiderschranks vertraut zu machen. Doch auch nach längerem Wühlen konnte ich keine Entscheidung treffen, sodass ich nach dem dunklen Yukata griff, der wohl das Geeignetste war, wenn ich das Haus nicht mehr verlassen musste. Nachdem ich das Kleidungsstück an mich genommen hatte, ging ich ins Badezimmer, um mir dort eine ausgiebige Dusche zu genehmigen. Während ich mich säuberte, musste ich die ganze Zeit an Jui denken, der sich gerade in meiner Küche aufhielt und ich fragte mich automatisch, ob er auch schon mal mit mir unter der Dusche stand. Ein Gedanke, der mir ein verlegenes Grinsen entlockte. Eine halbe Stunde später trat ich dann mit frischem Körper und Haaren, geputzten Zähnen und bemerkenswert wenig Kopfschmerzen zu ihm in die Küche. Ich hörte bereits das Brutzeln der Pfanne und erkannte, dass der ersten Pfannkuchen fertig garniert auf einem Teller bereit stand, während ein weiterer gerade briet. "Das riecht lecker!", rief ich fröhlich und sah die Flasche mit der Okonomiyakisauce direkt neben dem Teller mit dem Fertigen stehen. "Soll ich das da rauf machen?" Jui Gewissenhaft mischte ich die Zutaten, während Jun duschen ging. Einen kleinen Moment ließ ich die fertige Masse ziehen, während ich Toya und Shingo kurz schrieb, das Jun eine ganze Woche krank sein würde. Hoffentlich war danach wieder alles in Ordnung. Fast schon todesmutig goss ich die Masse in die vorgewärmte Pfanne. Akribisch beobachtete ich den Pfannkuchen und nahm ihn frühzeitig wieder aus der Hitze. Kaum briet der zweite, betrat auch Jun den Raum und besah sich gleich die bereitgestellte Sauce. "Na klar, du liebst diese Sauce. Du hast sogar mal betrunken ein Schnapsglas davon getrunken!", erklärte ich grinsend. "Wenn ich dich so reden höre könnte ich denken ich wäre ein Säufer!", ging er auf meine Worte ein. Ich musste lachen. "Naja, betrunken machst du echt die tollsten Sachen!", rechtfertigte ich mich. Jun erwiderte nichts darauf, sondern trat hinter mich und legte seine Arme um meinen Körper, drückte mich an sich. Ich kannte das ja von ihm. Doch er war nüchtern. Ich hatte keine Erklärung dafür, ließ es aber stumm geschehen. Es fühlte sich gut an, wenn man vom besten Freund umarmt wurde. Jun Dass ich mich vor einem halben Jahr richtig entschieden hatte, merkte ich vor allem daran, dass mein Herz im wilden Takt schlug, als ich Jui an mich drückte. Ich konnte meine Gefühle kaum in Worte fassen, aber das war auch gar nicht nötig. Ich sog seinen Geruch in mir auf, als ich mein Gesicht in seinem Nacken bettete. Jui roch süßlich und trotzdem frisch, ich musste unwillkürlich an Blumen in einem See denken. Meine Hände hatte ich vor seiner Hüfte ineinander verschränkt. "Du bist ein toller Kerl, Jui", sagte ich leise. "Ich weiß zwar sonst nichts mehr, aber das weiß ich!" Ich löste eine Hand und drehte mit dieser sein Gesicht in meine Richtung, um einen flüchtigen Kuss auf seine Lippen zu platzieren. Für andere Dinge hatten wir später immer noch Zeit - nach dem Essen. Und so löste ich mich von ihm und griff nach der Flasche mit der Okonomiyakisauce, um den Inhalt auf das erste, dann auf das zweite, das inzwischen auch fertig war, zu gießen. "Komm, Essen!" Jui Ich spürte seinen Atem in meinem Nacken, seine Hände an meinem Bauch, die mich fest umfingen. Mein Körper erstarrte und für einen Moment vergaß ich vollkommen, was ich tat. Auch mein Herz schien stehen zu bleiben, während sein Körper förmlich vibrierte. Seine Worte konnte ich kaum realisieren. Doch ich fragte mich, warum ich auf einmal so heftig auf ihn reagierte. War es die Situation, seine Hilflosigkeit? Das war doch nicht normal. Während er mich kurz küsste, vergaß ich das Atmen. Erst als er sich löste, drehte ich mich wieder zum Herd. "I-Ich muss noch einen braten...", erklärte ich mit gesenktem Kopf und versuchte mit zitternden Händen, den Pfannkuchen auf den Teller zu platzieren. Jun hatte den zweiten Teller auch sofort mit Sauce verziert und beide auf den Tisch gestellt. Noch einmal atmete ich tief durch. Alles war gut, beziehungsweise, alles würde gut werden. Jun "Guten Appetit!", rief ich euphorisch, nachdem ich nach den Stäbchen gegriffen hatte. "Und vielen Dank für das Essen!" Es sah wirklich köstlich aus, und es roch fantastisch und das Beste daran war, das ich nicht allein, sondern mit meinem Freund zusammen essen konnte. Ich hatte zwar meine Erinnerung verloren, aber seine Anwesenheit machte mich glücklicher als jedes Medikament mich je hätte machen können. Selbst der Schwindel schien respektvoll zu weichen, als all diese anderen Gefühle dazu kamen. "Erzählst du mir ein bisschen von uns?" Jui Nur langsam aß ich ein paar Bissen, hatte nicht wirklich Hunger, nicht nachdem, was heute alles passiert ist. "Hmm ... ich sollte dir erzählen, wie wir uns kennengelernt haben… muss jetzt selber kurz überlegen, wie lange es her ist. Wir waren definitiv sehr viel jünger. Wir waren damals im selben Label, aber bei unterschiedlichen Bands. Wir haben uns auf einer Firmenfeier kennengelernt. Du bist den Abend nicht mehr von meiner Seite gewichen, dabei stand ich nur ganz schüchtern in der Ecke. Wir tauschten Telefonnummern, und am nächsten Tag wolltest du, dass ich dich auf ein Konzert begleite. Die Band war so unbekannt, die Bühne so klein, der Gitarrist hat sein Instrument fast senkrecht gehalten! Und so war es dann auch einige Zeit. Du hast mich auch zu Kunstausstellungen und Modeschauen mitgenommen. So wurden wir Freunde.", erklärte ich ihm und nahm noch einen Bissen. Es hatte keinen Zweck. Ich stand auf und stellte meinen Teller weg. "Tut mir leid, ich hab keinen Hunger. Das war ein bisschen viel heute", reagierte ich auf sein fragendes Gesicht. Jun Über seine Erklärung lächelte ich. Es war angenehm, sich das vorzustellen und den Kopf mit einer Art von Erinnerungen zu füllen, auch wenn sie nicht ganz so real waren wie Juis eigene Eindrücke, die er aus der Zeit hatte. "Dann war das wohl Liebe auf den ersten Blick!", scherzte ich, obwohl ich es eigentlich ernst meinte. Ich verfolgte besorgt, wie Jui seinen Teller wegstellte, ließ mich aber nicht davon abhalten, meinen eigenen Pfannkuchen weiter zu essen. Dafür schmeckte es einfach zu gut! Und auch wenn mein Hunger ebenfalls nicht besonders groß war, aß ich allein schon deshalb weiter, weil Jui mir das Essen gemacht hatte. "Mach dir nicht so viele Gedanken, Jui. Ich kann mich in spätestens einer Woche wieder an alles erinnern, hat der Arzt gesagt. Und wenn du mir mehr von früher erzählst oder zeigst, vielleicht schon eher!", sagte ich aufmunternd, ehe mein Handy vibrierte. Ich hatte es in eine Tasche meines Yukata gesteckt und holte es nun hervor, um zu sehen, was die Ursache für das Brummen war. Ich entsicherte den Bildschirm und erkannte eine Textnachricht, die von einem Absender namens Riku gesendet wurde. //Na, Großer. Schon wach? Warst ja gestern ganz schön fertig.// "Oh, Riku schreibt!", kommentierte ich. "Er sagt, ich war gestern ganz schön fertig..." Jui Mit dem Rücken zu ihm begann ich die Küche aufzuräumen. Dabei entdeckte ich auch die Kopfschmerztabletten, die ich ihm heute Morgen hatte geben wollen. "Das sagt sich so leicht. Ich glaube ich bekomme vor lauter Sorge auch noch Kopfschmerzen...", erklärte ich, während ich überlegte, eine der Tabletten zu nehmen. Doch das Vibrieren seines Handys unterbrach mich. Riku schrieb ihm. Also waren die beiden gestern unterwegs gewesen. Ich wusste es eigentlich nicht so genau, wen er gestern traf, denn ich hatte nicht nachgefragt. "Vielleicht solltest du ihm antworten. Du kannst ja schreiben, du hättest einen Black-out vom Alkohol, es kann ja sein, dass ihm etwas aufgefallen ist. Außerdem sollten wir eine Anzeige bei der Polizei aufgeben, dir was unterzumischen ist immerhin eine Straftat!" Den Platz an der Spüle verlassend, ging ich auf Jun zu und beugte mich über ihn, um einen kurzen Blick auf die SMS zu werfen, doch sie sagte nicht mehr aus als dass, was mir Jun bereits mitgeteilt hatte. Ein Grummeln verließ meine Lippen. "Er hätte besser auf dich aufpassen sollen, immerhin weiß er, wie du betrunken bist", gab ich unterdrückt wütend von mir. Jun Kurz dachte ich über Juis Worte nach und entschied mich, ihnen entsprechend Folge zu leisten. //Ich weiß nichts mehr! (;_;) Weißt du noch alles?//, schrieb ich anstelle von Erklärungen zurück, während der Geruch von Juis Haut in meine Nase drang, als er sich über mich beugte. "Müssen wir dafür zur Polizei latschen? Und wen zeigen wir denn an? Riku?", fragte ich verwundert und legte den Kopf soweit in den Nacken, bis ich Jui ins Gesicht blicken konnte. Wenn ich ihn mir so ansah, konnte ich mir tausend angenehmere Dinge vorstellen, als zur Polizei zu gehen und dort Zeit zu verschwenden, die ich auch mit ihm allein verbringen konnte. "Ich würde ehrlich gesagt lieber hier bleiben wollen..." Es brummte erneut, als Rikus Antwort eintraf. //Ich weiß, dass ich wegen dir Idiot gestern nicht zum Stich gekommen bin! Erst hast du mich die ganze Zeit belästigt und als die Weiber weg waren, war mit dir auch nichts mehr anzufangen. -.- Ich wünschte, ich hätte es auch vergessen!// Empört sah ich zu Jui auf, unsicher, was ich darauf antworten sollte. Jui "Es geht nicht darum wen wir anzeigen, sondern dass wir es tun. Der Arzt hat auch gesagt, dass da eine organisierte Gruppe dahinter steckt. Wenn die Polizei die erwischt, können sie auch deine Anzeige diesen Verbrechern zuordnen und dann werden sie bestraft", erklärte ich ruhig. Dann vibrierte sein Handy erneut. Eine Spur von Neugier konnte ich mir nicht verkneifen. Ein paar Mal musste ich den Text lesen, ehe ich ihn verstand. Sie hatten sich also gemeinsam an ein paar Weiber heran gemacht und Jun hatte in seiner Betrunkenheit alles ruiniert. Oder auch nicht. Vielleicht haben die Frauen etwas in seinen Drink gemixt. "Hmm... frag ihn am besten, wie die Frauen aussahen. Und wenn es so aussieht als würde er sie noch erkennen können, dann muss er vielleicht mitkommen. Allerdings wird er dann erfahren, was los ist, ist das in Ordnung?" Ich hatte wenig Interesse daran, Riku zu treffen, wir verstanden uns noch nie sonderlich gut. Doch wenn es Jun helfen würde, würde ich es zulassen. Jun Immer wieder huschten meine Augen über diese vorwurfsvollen Zeilen, die so wütend klangen, dass ich mich plötzlich fragte, wie schlecht ich mich verhalten haben musste. Ich sollte Riku belästigt haben? Na ja, zumindest passte es zu dem, was mir Jui über mein übliches Verhalten während der Trunkenheit erzählt hatte. Vielleicht hatte ich auch an Riku geklebt und ihn nicht einmal mehr allein auf die Toilette gelassen. Wie peinlich! Und das, obwohl ich doch einen Freund hatte! Ich warf einen unsicheren Seitenblick zu Jui, konnte an seiner Miene aber nicht erkennen, ob er deshalb sauer auf mich war. //Tut mir Leid... ._. Weißt du noch, wie die aussahen?// "Aber wenn die schon wissen, dass das eine ganze Gruppe ist, brauchen die doch nicht noch meine Anzeige...", wandte ich ein. Neben der trauten Zweisamkeit mit Jui kam nun auch hinzu, dass ich nicht unbedingt heiß darauf war, dass mehr Leute als nötig von meiner Amnesie wussten. Andererseits half mir Rikus Anblick vielleicht. Das hatte ich zwar bei Jui auch vergeblich gehofft, aber wer weiß... //Heiß. Mit Brüsten und langen Beinen. Die eine hatte mehr Holz vor der Hütte als die andere.// Ich seufzte resignierend und wollte gerade mein Handy zur Seite legen, um mich erneut meiner Mahlzeit zu widmen, als plötzlich eine weitere Nachricht kam. Dieses Mal mit einem Foto von diesem Blonden, der von zwei Frauen umgeben war, die ihre tiefen Dekolletés in die Kamera streckten. //Die hätte ich haben können!!//, schrieb er hinterher und als ich die Mädchen so betrachtete, fiel mir auf, dass sie auf mich keinerlei Reiz ausübten. Jui Beruhigend legte ich eine Hand auf seine Schulter. Offensichtlich wollte er keine Anzeige aufgeben. "Lass uns morgen noch einmal darüber reden, okay? Heute gehen wir nirgendwo mehr hin", entschärfte ich die Situation. Kurze Zeit später erhielt er schon die nächste Nachricht, dieses Mal ein Bild. Riku und zwei Frauen. Eine blonde Ausländerin mit blasser Haut und eine schmale Asiatin, ebenfalls mit blond gefärbten Haaren und einigen Schönheitsoperationen hinter ihr. In ihrem Dekolleté konnte ich eine kleine Narbe erkennen. Die beiden hatten doch ein relativ auffälliges Aussehen und sie hatten sich auch noch mit Riku fotografieren lassen. Waren Sie es doch nicht? Andererseits wirkten sie sehr verdächtig auf mich. Kurz wuschelte ich durch seine Haare, ehe ich mich wieder auf meinen Platz setzte. "Darüber denken wir morgen noch einmal nach.... Lass uns nach dem Essen einen Film sehen, das entspannt sicherlich", schlug ich vor. Jun //Sorry, die sagen mir überhaupt nichts... Und hässlich sind sie außerdem//, schrieb ich trotzig zurück und widmete mich dann wieder meinem Essen. Genau genommen waren sie nicht hässlich, aber aus irgendeinem Grund fand ich sie völlig abstoßend und ihr Anblick und diese komische Unterhaltung mit Riku hatten meine Laune erheblich verschlechtert. //Du bist doch nur neidisch. -.-// Das war das letzte, was ich von ihm hörte. Nach dieser Nachricht verstaute ich das Telefon wieder in meinen Yukata und aß ein paar weitere Bissen von dem Okonomiyaki. War ich vorhin auch schon so satt gewesen? Ich musste mich beinahe schon quälen, zu kauen, versuchte aber, mir nichts anmerken zu lassen. "Gute Idee", sagte ich schließlich und stellte mir bereits vor, mit Jui auf der Couch zu kuscheln. "Sag mal... wissen unsere Eltern eigentlich, dass wir auf Männer stehen? Oder ist das geheim?" Jui Als Jun die Stäbchen beiseite legte, räumte ich den Tisch ab. Es war schön, dass ihm meine Idee gefiel. Seine Frage ließ mich inne halten. "Woher weißt du, dass wir schwul sind?", fragte ich interessiert nach. Wahrscheinlich würde er sich in einer Woche wirklich wieder an alles erinnern. "Deine Eltern wussten relativ früh Bescheid, du hast sie schon als Teenager vor vollendete Tatsachen gestellt und bist auch eine Weile ausgezogen. Aber inzwischen haben sie es akzeptiert, weil du sonst weg gewesen wärst. Ich habe es erst sehr viel später festgestellt, meine Eltern wissen es nicht. Allerdings denken sie, dass in meinen bisherigen Plattenverträgen festgelegt wurde, dass ich nicht heiraten darf. Und da eine Freundin zu haben, wäre ihr gegenüber sehr unfair“, erklärte ich und bedeutete ihm, sich ins Wohnzimmer zu setzen. Kurz schaute ich mich in seinem DVD-Regal um und suchte einen speziellen Film. "So, das hier ist dein Lieblingsfilm", kündigte ich ihm an. Jun Seine Frage, woher ich wusste, dass wir schwul waren, wunderte mich im ersten Moment, dann aber begriff ich, dass das ein komischer Scherz war und grinste ihn an. Dann folgte ich ihm ins Wohnzimmer und machte es mir auf der Couch gemütlich, während er sich um die Technik kümmerte. Nebenbei ließ ich meinen Blick durch den Raum schweifen. Ich wusste nicht, wie oft ich das noch tun musste, um zu begreifen, dass ich es selbst so eingerichtet hatte und vermutlich schon lange drin wohnte. Letzteres leitete ich zumindest von der Staubschicht ab, die sich auf dem TV-Tisch abgelegt hatte. "Deine Eltern wissen es nicht", murmelte ich und beantwortete mir somit die Frage, ob sie von uns wussten, selbst. Zugegeben, ein wenig enttäuscht war ich schon, aber ich sagte nichts dazu. Stattdessen wartete ich, bis Jui den Film zum Laufen gebracht hatte und sich zu mir setzte. Ich ließ keine Sekunde verstreichen und lehnte sich sofort gegen ihn. Jui Fast schon routiniert legte ich einen Arm um Jun, als er sich erneut an mich schmiegte. "Also wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, du hast noch Restalkohol im Körper!", scherzte ich und drückte ihn entschuldigend an mich. Eigentlich passte es nicht, dass wir uns so verhielten. Wir waren beide nüchtern und wir sahen uns eine Komödie an. Doch es gefiel ihm, und nur das zählte. Während der Film voranging, schmiegte er sich sogar noch näher an mich, bis er fast schon auf meinem Schoß saß. Er war im Moment absolut niedlich und ich konnte mich dem nicht entziehen, doch ich fragte mich auch, ob das überhaupt noch normal war für eine Freundschaft. Jun Ich vermutete, dass der Film gut war. Hin und wieder verstand ich die Witze sogar und lachte darüber, manchmal sogar richtig laut, aber die meiste Zeit über war ich in Gedanken bei dem Mann, der neben mir saß und mich im Arm hielt. Als ich auf die Uhr sah, stellte ich fest, dass der Nachmittag auch allmählich verging und der Abend kam, dabei war heute im Laufe des Tages so wenig und doch so viel passiert. Noch immer war ich glücklich darüber, dass ich Jui und nicht etwa diesen Riku angerufen hatte. Wer weiß, wie der Tag dann verlaufen wäre. Dann hätte ich bestimmt nicht so einen schönen Abend gehabt! "Es ist schön, dass du da bist", sagte ich in einem Anflug von Sentimentalität, während sich meine Finger mit seinen verwoben. "Bleibst du auch heute Nacht hier? Dann bin ich nicht ganz so verwirrt, wenn ich morgen aufwache und wieder nichts weiß..." Jui Langsam dämmerte es draußen und ich musste mich zwischendurch kurz lösen, um den Film zu wechseln. Es tat Jun offensichtlich gut, hier so mit mir zu sitzen. Als ich mich wieder auf die Couch setzte, empfing er mich bereits in seinen Armen, begann sogar, nachdem es wieder ein Stück dunkler geworden war, meine Finger mit seinen zu verschränken. Es überforderte mich in gewisser Hinsicht, doch statt zu flüchten, ließ ich dieses wundervolle Gefühl zu und legte mein Kinn auf seinem Kopf ab, der nun halb auf meiner Brust lag. Freunde taten so etwas nicht, dem war ich mir inzwischen bewusst. Und Jun wusste doch eigentlich nicht einmal, was er hier tat, doch kein Wort verließ meine Lippen. Kein Protest, keine Nachfrage, ich blieb völlig stumm. „Natürlich bleibe ich über Nacht, ich muss dich doch pflegen.“, antwortete ich auf seine Frage. Jun Eine Weile hielt ich diese Position aus, doch schon bald wurde es mir zu ungemütlich, sodass ich mich so lange gegen Jui presste, bis dieser gar keine andere Wahl mehr hatte, als sich in eine liegende Position zu begeben. Lächelnd legte ich mich auf ihn, meinen Kopf auf seine Brust und ließ meine Finger bis zu seinem Haar wandern, in dem sie sich verfingen und mit einzelnen Strähnen spielten, während der Fernseher vor sich hin flackerte und um meine Aufmerksamkeit buhlte. Aber ich konnte mich einfach nicht darauf konzentrieren, so sehr ich das auch wollte! Am liebsten wäre ich sofort mit Jui ins Schlafzimmer verschwunden, um noch mehr Trost als ohnehin schon bei seinem Körper zu finden. Trotzdem hielt ich mich zurück. Bisher war die Initiative meistens von mir ausgegangen und ich wollte ihm nicht irgendetwas aufzwingen, worauf er vielleicht keine Lust hatte. Wobei sich letzteres sicherlich ändern ließ, wenn er wirklich noch keine Lust auf mich haben sollte. Plötzlich fragte ich mich, ob sein Herz genauso schnell gegen seine Brust hämmerte wie meins oder ob es daran lag, dass ich mich gerade vor wenigen Stunden frisch in ihn verliebt hatte. Jui Jun drängte mich auf den Rücken und legte sich dann halb auf mich. Nur locker platzierte ich die Hände auf seinem Rücken, wollte mir einfach nicht anmerken lassen, dass er mich gerade vollkommen überforderte. Sanft strich ich über seinen Rücken. Den ganzen Tag über war es schon merkwürdig. Es war falsch und ich musste ihn aufklären, musste mich von ihm lösen und diese offensichtliche Missverständnisse klären. Das gehörte nun wirklich nicht zu unserer Freundschaft. Stattdessen blieb ich liegen, mein Herz raste inzwischen, während sein Gesicht meinem immer näher kam und wir beide fast zeitgleich die Augen schlossen. Er küsste mich! Seine Lippen bewegten sich sanft gegen meine, seine Hände lagen flach auf meiner Brust, hielten mich fest. Ich reagierte, doch mein Kopf hatte damit wenig zu tun. Denn ich erwiderte seinen Kuss, erlaubte ihm sogar, diesen zu vertiefen. Es fühlte sich gut an. Es sollte sich nicht so gut anfühlen, seinen besten Freund zu küssen. Jun Endlich! Schon seit dem flüchtigen Kuss in der Küche, vielleicht sogar schon eher, hatte ich auf diesen Moment gewartet, in dem ich in aller Ruhe von seinen Lippen kosten konnte und es fühlte sich sogar noch besser als erwartet an. Unglaublich, wie hatte ich das nur vergessen können!? Sanft, aber bestimmt, drang meine Zunge in seine Mundhöhle ein, bis ich gegen Juis Zunge stieß. Eine Hand verfing sich in seinem Haar, streichelte über seine Wange und seinen Hals, bis sie erneut die Brust erreichte. Meine Finger strichen über die Brustwarze, die sich unter dem Stoff seines Shirts abzeichnete, verharrten dort einen kurzen Moment, und glitten dann zurück zu seinem Haarschopf. Jui Überaus empfindlich reagierte ich auf seine Berührungen. Mein gesamter Körper schien sich ausschließlich auf diesen Kuss zu konzentrieren und die Stimme in meinem Kopf, die sagte, dass das hier falsch war, wurde immer leiser. Ich war schon ein toller Freund, dass ich das hier so ausnutzte. Wer wusste schon, ob ich ihm später noch in die Augen würde sehen können. Als er meine Brustwarze streifte, zuckte ich leicht zusammen und keuchte auf. Gleichzeit begann ich aber, mich etwas fester an seinen Körper zu krallen. Es tat so gut, dass er mich berührte. Ich war in diesem Moment machtlos. Jun Vorsichtig löste ich meine Lippen von seinen, ehe ich dazu überging, kleine Küsse auf seinem Hals zu verteilen. Angefangen unterhalb seines Ohrs, bis ich schließlich seine Halsbeuge erreichte, die ich mit kleinen Bissen und dem Einsatz meiner Zunge liebkoste. Noch einmal wollte ich sein Keuchen hören, den Beweis dafür, dass ihm gefiel, was ich tat. Denn jetzt musste ich ihn völlig neu kennen lernen und auch, wenn ich vorher bestimmt gewusst hatte, was er besonders mochte, musste ich es nun von neuem herausfinden. Und so strich ich erneut über seine Brustwarze, dieses Mal die, die sich ein Stückchen unterhalb meines Mundes befand, während die freie Hand bis zum Saum seines Shirts glitt und diesen leicht in die Höhe schob, bis ich die glatte Haut seines Bauchs sehen konnte. Wie konnte ein Bauch nur so sexy sein, dachte ich ungläubig. Jui Mein Körper reagierte auf die Reizung, ich keuchte immer wieder und ließ ohne Gegenwehr zu, dass er meine nackte Haut berührte, mir diese eindeutigen Empfindungen schenkte. Bis ich spürte, dass auch meine Erregung für ihn spürbar zunahm. "Nein!", rief ich panisch und stieß ihn förmlich von mir. Fast schon wieder ängstlich verzog ich mich in eine Ecke des Raumes. "Wir dürfen das nicht tun! Nicht heute, nicht solange du dein Gedächtnis nicht wieder hast!", erklärte ich mit Tränen in den Augen. Ob er überhaupt noch mit mir befreundet sein wollte, wenn er seine Erinnerungen wieder hatte, wenn er wusste, wie schamlos ich seine Situation ausgenutzt hatte? Jun Irritiert, und auch eine Spur verletzt, betrachtete ich ihn, wie er nun so weit von mir entfernt stand, obwohl wir uns eben noch so nah waren. ich wusste nicht, was ich falsch gemacht hatte und warum er sich plötzlich zierte, und warum wir es heute nicht tun konnten, obwohl wir es doch garantiert schon etliche Male davor getan hatten. Ich fand nicht, dass meine Erinnerung dabei eine Rolle spielte, es sei denn... Ich blickte ihm ins Gesicht, sah die Tränen, die sich in seinen Augen sammelten. Ich wusste nichts über Jui, das war mir jetzt klar. Ich hatte ihn die ganze Zeit nur nach mir ausgefragt, aber ich hatte keine Ahnung, wer er war, wie er fühlte, was er erlebt hatte. Und ob es irgendwelche Dinge gab, auf die ich achten musste, um in kein Fettnäpfchen zu treten oder, wie es aussah, ihn an unschöne Dinge zu erinnern. Vielleicht hatte ich irgendetwas getan, was ihn an einen Ex erinnerte, der schlecht mit ihm umgegangen war und er wollte deshalb, dass ich mich erst erinnerte, damit er mir das nicht noch mal erzählen musste. Ich wandte beschämt den Blick ab und richtete ihn auf den Fernseher. "Tut mir Leid...", sagte ich schließlich. Kurz überlegte ich, ob ich zu ihm gehen sollte, doch so wie er vor mir zurück wich, war das vermutlich nicht sinnvoll. "Ich wollte es nicht falsch machen..." Plötzlich hatte ich ein Bild vor Augen, einen kleinen Fetzen, den ich nicht zuordnen konnte und der vielleicht einem Traum oder meiner Fantasie entsprang. 'Verpiss dich', brüllte jemand und stieß mich grob von sich weg, woraufhin sich die Kante eines der umstehenden Tisch schmerzhaft in meinen Rücken bohrte. Als ich den Kopf schüttelte, war das Bild weg und ich saß auf meiner Couch und Jui stand da hinten. Mit der Hand tastete ich meinen Rücken ab und bemerkte etwas, das sich wie ein Bluterguss anfühlte. Jui Erleichtert stellte ich fest, dass Jun von mir abließ und sich sogar entschuldigte. Dadurch konnte ich mich wieder etwas beruhigen. "Es tut mir auch Leid", sagte ich schnell und verbeugte mich, ehe ich den Mut fasste, mich wieder neben ihn zu setzen. Es war wirklich erbärmlich von mir, dass ich ihn dazu brachte, sich zu entschuldigen. Er tastete schon einige Zeit lang seinen Rücken ab und ich fragte ihn verwundert, ob da etwas war, doch er verneinte. Doch ich war zu fertig, zu müde, um mir weiter Sorgen zu machen. Für heute wollte ich nur noch schlafen. "Lass uns ins Bett gehen. Der Tag war anstrengend", gab ich leise von mir. Jun Plötzlich wusste ich nicht mehr, ob ich Jui wirklich bei mir behalten wollte. Bis eben war noch alles so schön gewesen, doch jetzt war die Stimmung unangenehm und beklemmend. Noch immer wusste ich nur, dass ich etwas falsch gemacht hatte, aber nicht, WAS es war. ich hatte keine Ahnung, was in dem Mann vorging, der mich eben noch so umsorgt hatte und mir jetzt entfliehen wollte. Ich traute mich auch nicht, ihn nach dem Grund für sein Verhalten zu fragen. Und noch weniger traute ich mich, ihn zu bitten, zu gehen. Also stand ich wortlos und ohne ihn anzusehen auf und ging ins Badezimmer. Zum ersten Mal seit er bei mir war, fühlte ich mich wieder leer und verwirrt und erst jetzt merkte ich, dass die Kopfschmerzen wieder da waren. Nach dem Zähneputzen zog ich den Yukata von den Schultern, bis ich einen Blick auf den Bluterguss auf Höhe meines Kreuzes werfen konnte. Größe und Breite entsprachen tatsächlich der einer Tischkante, doch als ich versuchte, nach den Erinnerungsfetzen zu greifen, entglitten sie immer wieder ins Nichts. Ich zog mich seufzend wieder an und verließ das Badezimmer. Ich wollte Jui schließlich nicht mit meinem halbnackten Körper verschrecken. "Ich such dir eine Decke für die Couch...", murmelte ich im Vorbeigehen. Jui Während Jun ins Badezimmer ging, richtete ich die Couch zum Schlafen her. Jun wusste sicherlich nicht mehr, wo sich nun was befand. Im Flur begegnete ich ihm noch einmal. "Ich habe schon alles, was ich brauche. Leg dich ins Bett. Schlaf gut. Bis Morgen", verabschiedete ich mich für den Abend. Nachdem ich mich ebenfalls im Bad fertig gemacht hatte, legte ich mich auf die Couch und wickelte die Decke um meinen Körper. Schlafen konnte ich kaum. Erst nachdem ich mich meinen hilflosen Tränen ergab, wurde es besser. Jetzt zu weinen war sinnlos, ich hatte den Fehler schon längst begangen und konnte nur noch versuchen, es nicht noch schlimmer zu machen. Am nächsten Morgen war ich sehr früh wach, sodass ich ein ausgiebiges Frühstück für uns beide zubereiten konnte. Kapitel 3: 3. Kapitel --------------------- Jun Es hatte Stunden gedauert, bis ich endlich Schlaf gefunden hatte. Ständig wiederholte sich der Tag vor meinem inneren Auge, spielten alles, besonders die Momente mit Jui, noch einmal ab. Ich schmeckte seinen Mund, seine Haut, glaubte, ihn zu riechen und wünschte mir nichts sehnlicher, als ihn neben mir zu haben. Zweimal war ich sogar aufgestanden und einmal davon bis ins Wohnzimmer gegangen, doch ich hatte mich umgedreht, noch bevor ich so dumm sein und mich zu ihm legen konnte. Und so lag ich einsam auf meinem Futon und spürte, wie diese Zurückweisung an mir nagte. Er war mein Freund, trotzdem durfte ich ihm nicht nahe kommen, solange ich meine Erinnerung nicht zurück hatte. Und das, obwohl ich diese Nähe gerade jetzt so dringend brauchte... Und wenn ich die Erinnerung nicht zurück bekam? Durfte ich ihn dann gar nicht mehr berühren? Ich schloss die Augen und atmete tief durch. Daran wollte ich gar nicht erst denken. Nicht schon wieder. Schließlich würde das offensichtlich noch viel mehr als das Aus meiner Beziehung bedeuten. Ohne Erinnerungen war ich nichts, das war mir nun klar. Mein Kopf dröhnte erbarmungslos und ich hatte keine Ahnung, wie spät es war. Aber ich hörte das Klappern von Geschirr in meiner Wohnung, also nahm ich an, dass Jui bereits wach war. Ich versuchte, das Ziehen in meinem Herzen zu ignorieren und stand schließlich auf, um mich zu ihm in die Küche zu gesellen. "Morgen...", murmelte ich leise und überlegte dann, ob es klüger gewesen wäre, sich wieder den Yukata überzuziehen. Jetzt war es eh zu spät. Jui In meine Arbeit vertieft, bemerkte ich Jun erst, als er mich begrüßte. Hastig drehte ich mich um, verbeugte mich und wünschte ihm ebenfalls einen guten Morgen. Er schien mir böse zu sein, wegen gestern, weil ich abgebrochen hatte, was wir da taten. Denn von meinem wahren, noch viel dunkleren Geheimnis wusste er nicht. Er sollte nur zufrieden sein, im Moment. Da ich die Vorbereitungen beendet hatte, nahm ich meine Schürze ab und bemerkte, dass er nur in Unterwäsche in die Küche gekommen ist. Sein Oberkörper war hübsch, das wusste ich eigentlich schon. Nur heute löste es in mir den Wunsch aus, ihm nahe zu sein. Es war zum Verzweifeln. Warum hatte uns Jun überhaupt in so eine Lage gebracht, fragte ich mich einen Moment lang, doch dazu gehörten immer zwei und ich trug genauso die Schuld. "Setz dich", bot ich ihm an, doch da sah ich seinen Rücken. Den Bluterguss. "Oh Gott Jun, was ist da passiert? Tut das weh? Soll ich Salbe auftragen?", fragte ich sofort besorgt nach. Jun Ich brauchte einen Moment, ehe ich verstand, was Jui damit meinte. "Ach, das...", sagte ich dann langsam, während ich mich auf den Stuhl sinken ließ und zuckte mit den Schultern. "Ich kann mich nicht erinnern, schon vergessen?", fragte ich eine Spur zu bissig, was mir sofort wieder Leid tat, sodass ich freundlicher hinzufügte. "Ich schätze, jemand hat mich geschubst... gegen einen Tisch. Egal..." Ich seufzte und blickte dann über den gedeckten Tisch. Jui hatte wirklich keine Mühen gescheut, um uns ein schönes Mahl herzurichten und ich nahm an, dass es eine Art Wiedergutmachung sein sollte. Wenn dem so war, wollte ich mich nicht quer stellen, darum bedankte ich mich für das Frühstück und zog das Schälchen mit dem Okonomiyaki von gestern heran. "Du hättest dir doch nicht so viele Mühe geben müssen..." Jui Juns bissige Worte hörend, zuckte ich sofort zusammen. Doch es war wohl sein gutes Recht, mich so zu behandeln. Seine Erklärung nahm ich hin, auch wenn sie mir nicht gefiel. "Ich möchte, dass es dir gut geht, also bekommst du auch ein gutes Frühstück. Wie geht es deinem Kopf? Möchtest du noch eine Tablette nehmen? Du siehst ehrlich gesagt nicht gut aus. Hast du genug geschlafen?", stellte ich meine Fragen. Mir wurde bewusst, dass ich ihn so oder so aufklären musste. Aber ich wollte es nicht, konnte es nicht. Jun Ich war kurz davor, ihm zu erzählen, dass ich mich beinahe zu ihm gelegt hätte, aber ich schaffte es noch im letzten Moment, mich zu bremsen, bevor ich so etwas Dummes äußern konnte. "Das ist lieb, danke", sagte ich stattdessen und wartete, bis er sich mir gegenüber setzte, ehe ich mit dem Essen begann. "Ich hab nicht so viel geschlafen, habe viel nachgedacht, bin aber trotzdem nicht schlauer als vorher... und mein Kopf bringt mich um." Ich runzelte die Stirn und verschlimmerte es damit nur noch. Um mich davon abzulenken, nahm ich einen Bissen von dem Pfannkuchen, doch durch die Stille erschien mir mein eigenes Kauen wie ohrenbetäubender Lärm. Seufzend ließ ich die Stäbchen sinken und räusperte mich. "Aber mal was anderes... ich will nicht, dass diese... Sache dich oder unsere Beziehung belastet." Wieso bildete sich schon wieder ein Kloß in meinem Hals? Ich hatte doch darüber nachgedacht und es für die beste Möglichkeit befunden. Ich sah wieder Jui vor mir, wie er mich zurückwies und mir erklärte, dass ich ihn nicht anfassen sollte, solange meine Erinnerungen nicht zurück waren. "Du musst mich nicht bewirten. Ich sehe ja, dass es dich selbst total belastet... Also... ich kann dir auch einfach Bescheid geben, sobald ich mich wieder erinnere. Ich komme schon klar. Hab ja alles hier, Medikamente, Essen,... und die Wohnung ist mir auch schon gar nicht mehr so fremd..." Bildete ich es mir ein, oder zitterten meine Stäbchen, ohne dass ich etwas dagegen tun konnte? Jui Noch immer besorgt musterte ich ihn. Jun schien wieder Kopfschmerzen zu haben. "Du solltest nach dem Essen noch eine Tablette nehmen und dich hinlegen, dann schlägt sie schneller an", riet ich ihm. Jun nickte nur, als wolle er mir zeigen, dass er zugehört hatte. Da mein Magen inzwischen knurrte, begann ich nun auch etwas Reis und Gemüse zu essen. Doch lange konnte ich es nicht in Ruhe genießen, da fragte mich Jun erneut. Die Frage war mehr als unangenehm. Er benutzte das Wort Beziehung. Aus seinem Gesicht war jegliche Farbe gewichen und es quälte mich, ihn so zu sehen. Nahm er an, wir führten eine Beziehung? Ging er deshalb so mit mir um? Hatte er mich deswegen geküsst? Wahrscheinlich war es so. Und ich war jetzt in der Situation, ihm das Gegenteil zu erklären. Ich konnte es nicht, kein Wort verließ meine Lippen. "Es ist schwer ... zu wissen, dass dir alle Erinnerungen fehlen... Ich kann nicht weiter gehen als gestern ... nicht bis du wieder du selbst bist. Es ist nur eine Woche, bitte habe Geduld mit mir. Es tut mir leid", erklärte ich mit gesenktem Kopf. Erneut tränten meine Augen. Es war der Moment gewesen, ihn aufzuklären, doch ich konnte nicht. Ich wollte, dass er mich wieder umarmte, mich festhielt ... und mich küsste. Es war so selbstsüchtig. Sofort bemerkte ich das leichte Zittern, das durch seinen Körper ging, als er die nächsten Worte aussprach, die auch meine Knie weich werden ließen. "Bitte nicht, Jun. Bitte schick mich nicht nach Hause. Ich könnte nicht in Ruhe in meiner Wohnung sein, wenn du hier alleine bist. Das würde mich noch mehr belasten. Ich möchte dich nicht belästigen, aber bitte lass mich bei dir bleiben", sprudelte es fast aus mir heraus. Ich konnte jetzt nicht ohne ihn sein. Auch wenn ich ihn so schrecklich belog und die Situation nur noch verschlimmerte. Doch wenn er es so wollte. "Wenn du alleine sein willst, respektiere ich das und gehe...", sagte ich leise. Jun Ich seufzte hilflos auf und riss die Arme in die Höhe. Was sollte ich denn noch dazu sagen, wenn Jui mich so ansah und mich mit seinen Blicken und Worten völlig entwaffnete? Er bat mich ja förmlich darum, bleiben zu dürfen, wie konnte ich es ihm dann verweigern? Erst recht, wenn man bedachte, dass ich seine Nähe sowieso brauchte und mir eigentlich nur noch mehr davon statt weniger wünschte. "Ich meinte ja nur, falls es dich zu sehr belastet, brauchst du dich nicht um mich kümmern... ich will nicht, dass du dich... verpflichtet fühlst." Unsicher stocherte ich meinem Reis herum, wagte aber nicht zu essen, bevor wir nicht alles geklärt hatten, was es zu klären gab. Denn da war noch etwas. 'Ich kann nicht weiter gehen als gestern.' Hieß das, dass wir heute wieder genauso weit gehen konnten wie gestern, nur eben nicht WEITER? Oder war es unglücklich formuliert und bedeutete, dass ich komplett die Finger von ihm lassen sollte? "Und es tut mir Leid, dass ich dich gestern irgendwie... falsch angefasst habe. Hast du denn da irgendwie... schlechte Erfahrungen?", fragte ich, unsicher darüber, ob es überhaupt in Ordnung war, diese Frage zu stellen. "Also, du musst es mir nicht erzählen. Vielleicht erinnere ich mich ja selbst wieder. Und wenn nicht..." Ich zuckte mit den Achseln, versuchte, den aufkeimenden Gedanken sofort wieder zu verdrängen. Jui Schlechte Erfahrungen? Nein, ich war eine schlechte Erfahrung für ihn, soviel stand fest. "Nein... ich habe nur ein schlechtes Gewissen, solche Dinge mit dir zu tun, wenn du keine eigenen Erinnerungen hast. Das ist dir gegenüber unfair. Und dir alles zu erzählen, wäre nicht dasselbe...", sagte ich leise und erhob mich, um vor ihm in die Hocke zu gehen und seine Hand zu nehmen. "Wenn du dich in einer Woche nicht erinnerst, dann erzähle ich dir alles, auch wenn es mir lieber wäre, wenn du dich von selbst wieder erinnerst. Bitte sei mir nicht böse.", versuchte ich zu erklären. Ich löste meine Hand wieder und strich über seine Wange. Er sah dabei so unschuldig aus, gerne hätte ich ihn wieder geküsst. "Du solltest noch etwas schlafen, du siehst gar nicht gut aus. Legst du dich noch einmal hin? Dann kann ich Wechselkleidung aus meiner Wohnung holen", schlug ich vor. Ich konnte mir denken, dass er Kopfschmerzen haben musste, seinen Augen waren klein und nur halb geöffnet schon die ganze Zeit über. Jun Wie von Fern gelenkt umklammerte ich seine Hand, die sich an meiner Wange befand. Einfach nur, weil ich mich so sehr nach Berührungen sehnte. "Meine Erinnerungen ändern doch nichts daran", widersprach ich voller Überzeugung. "Also an meinen... Gefühlen." Ich errötete, als ich das so aussprach und wandte den Blick ab. "Oder an deinen, nehme ich an. Oder?" Ich schloss meine Augen, schmiegte mich noch ein wenig mehr in seine Hand. Sofort spürte ich, dass es mir gut tat, zu ruhen. Jetzt sogar noch besser als vorhin in meinem Bett. Und die beste Erholung würde ich finden, das wusste ich, wenn Jui neben mir liegen würde. "Du musst dich doch bestimmt auch nochmal hinlegen... in meinem Bett schläft man am besten zu zweit, glaube ich." Ich lächelte trotz der Kopfschmerzen. "Und Wechselsachen kannst du von mir haben." Wir hatten doch sowieso die gleiche Größe, wenn ich das richtig einschätzte. Jui Es war so schwer, ihm zu widerstehen, so unglaublich schwer. "Ich weiß nicht, wie ich es erklären soll, aber ich finde es einfach falsch, diese Dinge zu tun, wenn du dich nicht erinnerst... bitte verzeih mir. Nächste Woche wird alles ganz anders aussehen, glaubst du mir das?" Ich war fest davon überzeugt, dass er mich dann von sich schieben würde. "Ich kann am Tage nicht mehr schlafen, egal, wie müde ich bin. Doch ich könnte mich zu dir legen, bis du eingeschlafen bist. Wäre das in Ordnung?", fragte ich ihn schüchtern und er stimmte zu. Also löste ich mich, stand auf und begann zum einen, den Tisch abzuräumen und Jun zum anderen seinen Nachtisch zu servieren. Ein Glas Wasser mit Kopfschmerztabletten. Als er sein 'Dessert' beendet hatte, hielt ich ihm meine Hand hin und wir gingen ins Schlafzimmer. Beide legten wir uns ins Bett und Jun kuschelte sich sofort an mich. Ich gab ihm einen Kuss auf die Stirn. Die Tabletten würden ihn sicherlich ermüden und bei dem Gedanken, die sich erneut in meinem Kopf formten, konnte mich sein nackter Oberkörper kaum noch nervös machen. Vielleicht sollte ich doch ehrlich zu ihm sein, solange er sich der Tragweite meiner Worte nicht bewusst war. Jun In der Küche glaubte ich noch, dass mich seine Gegenwart beruhigte, doch nun hier mit ihm zu liegen, in einem Bett, machte mich doch nervöser als ich geglaubt hatte. Mein Herz schlug regelrecht Purzelbäume, während ich in seinen Armen lag und meine eigenen um ihn legte. Ob Jui das hören konnte? Mein Herz oder meinen Atem, den ich genauso wenig unter Kontrolle hatte und der zittrig und in leisen Stößen entwich? Mit den Fingerspitzen strich ich über sein Shirt, ertastete dabei die Rippen, seine Schulterblätter und seinen Nacken. Zu gern hätte ich ihn noch einmal geküsst... Ob ich ihn dazu bringen konnte, MICH zu küssen, wenn ich ihn nur genug streichelte? Ich ließ meine Hand wieder tiefer gleiten, langsam, die ganze Wirbelsäule hinab, bis ich auf den Bund seiner Jeans traf. Dort hielt ich inne und änderte die Richtung, weg von der Wirbelsäule, hinauf bis zum Beckenknochen und wieder ein Stück abwärts zu seinem Oberschenkel. Ich wollte ihn damit auf möglichst unauffällige Weise heiß machen, in Wirklichkeit steigerte ich damit aber nur meine eigene Erektion. Jui Ruhig hatte ich meine Arme um ihn gelegt, hielt ihn einfach nur fest. Doch seine Hände waren weniger untätig. Nur wenige Minuten, und er erreichte meine Oberschenkel und ging dabei so zielstrebig vor, dass ich dachte, er wüsste ganz genau, was er tat. Vielleicht erinnerte er sich auch. Damals, bei einem gemeinsamen Auftritt unserer früheren Bands trug ich Hotpants und er machte sich einen Spaß daraus, meine Oberschenkel zu berühren. Erst als ich ihm gestand, davon sexuell erregt zu werden, ließ er es sein. Doch heute erkundete er meine Oberschenkel mehr als ausgiebig. Von vorne, von hinten, er schob sie mit der Hand sogar bald ein Stück auseinander, während mein Körper zu Wachs wurde und ich meine Stirn an seine legte und etwas schwerer atmete. "Du sollst doch schlafen...", hauchte ich leise. Das hier war kein Schlafen. Wie sollte ich da nachdenken? Jun 'Streichel mich!', hätte ich am liebsten verlangt. Mein ganzer Körper schien sich regelrecht nach dieser Art von Berührungen zu verzerren. Doch wie konnte ich noch deutlicher werden, ohne gleich unverschämt zu sein? ich zweifelte nicht daran, dass es Jui gefiel, was ich hier tat. Ich spürte es an der Art, wie er meine Zärtlichkeiten hinnahm und hörte es an seinem Atem und trotzdem tat er nichts, um mir die gleichen Empfindungen zu schenken. Doch dieses Mal würde ich nicht so dumm sein und den Bogen überspannen wie ich es noch gestern getan hatte. Ich hatte mich gerade von dieser Ablehnung erholt und war nicht sicher, ob ich eine zweite verkraftete... und trotzdem... sein Mund war so nah, dass ich seinen Atem in meinem Gesicht spürte, und zwischen meinen Beinen pochte es so heftig, dass es mir den Verstand vernebelte. "Ich weiß...", antwortete ich deshalb, während meine Hand kurz zwischen seinen Schenkeln verschwand, nur um sich dann komplett von ihm zu lösen. Schweren Herzens drehte ich mich um, mit dem Rücken zu Jui und hoffte, dass ich bald Erlösung finden würde. Wenn Jui mir nicht half, musste ich es eben selbst in die Hand nehmen, im wahrsten Sinne des Wortes. Jui Ein paar Mal atmete ich tief ein und aus, bis ich wirklich realisieren konnte, dass die Hand zwischen meinen Schenkeln verschwunden war, und ich sie mir sofort zurückwünschte. Doch das konnte ich nicht tun. Egal wie schön es war. Allerdings hatte Jun es wohl geschafft, meinen sonst so wichtigen Verstand fast völlig auszuschalten, sodass ich zu Jun aufrückte, ihm die Haare aus dem Nacken strich und ihn dort sanft küsste, während er automatisch meine hastige, nervöse Atmung spüren musste. Ich war in diesem Moment so aufgeregt, dass ich nicht einmal mehr wusste, warum ich es schaffte, zu atmen. Eine Hand legte ich auf seine Schulter, strich federleicht seinen Arm hinab und von dort über seinen nackten Bauch. Er schnurrte leise, zeigte mir so unweigerlich, wie sehr es ihm gefiel. Und wenn er es schon wollte, wenn es ihm gut tat, warum sollte ich es ihm dann nicht geben? Meine eigenen Erregung vollkommen ignorierend, schmiegte ich meinen Körper an seinen und ließ meine Hand tiefer wandern, bis zum Bund seiner Shorts. "Willst du das wirklich?", fragte ich leise und er nickte sofort, sodass ich meine Hand unter den Bund seiner Unterwäsche fahren ließ und zum ersten Mal sein Glied berührte. Jun Ich hatte nicht mehr daran geglaubt, dass das passieren würde, wirklich nicht. Ich glaubte, mein Herz setze einen Schlag lang aus, als er mich an der Stelle berührte, die sich am meisten nach ihm sehnte. Es war, als würde ein Stromschlag durch meinen Körper jagen und eine ganze Kolonie Schmetterlinge befreien. Ich keuchte erschrocken, aber gleichzeitig auch so glücklich auf und der Ton erschien mir selbst in meinen eigenen Ohren fremd. "Jui", stöhnte ich heiser, während seine Hand mein Glied massierte und drehte mich langsam und schwerfällig zu ihm zurück. Ich hatte seine eigene Erregung deutlich gespürt und wollte ihm ebenso helfen wie er mir, sodass kurz darauf meine Hand erneut zwischen seinen Schenkeln verschwand, dieses Mal aber mit Nachdruck zugriff, während mein Mund den seinen suchte. Jui Die letzten Bedenken verschwanden im Nebel aus Erregung und Lust. Ich wusste im Moment auch nicht, wann mir zuletzt ein Mann so sehr den Verstand geraubt hatte, sodass ich ungeduldig mit Lippen und Zunge über seinen Hals fuhr, während er meinen Namen stöhnte. Er ließ mir die Chance, sein erregtes Gesicht zu sehen. Dieser Anblick alleine reichte schon, um ihn küssen zu wollen, doch dann verschwand seine Hand wieder zwischen meinen Schenkeln, was mich erneut keuchen ließ. Jun wusste es nicht, aber ich war alles andere als leise im Bett und schon jetzt, da seine Hand noch keine nackte Haut berührte, machte er mich wahnsinnig. Gierig küsste ich ihn, drang mit meiner Zunge in seine Mundhöhle ein, während ich ihn etwas langsamer massierte. Diese wunderbaren Gefühle sollten noch eine Weile anhalten. Das war alles, was ich im Moment wollte. "Zieh dich aus!", stöhnte er, als wir den Kuss kurz lösten. Ich beendete meine Tätigkeit und streifte sofort das T-Shirt und meine Jeans ab, ehe ich mich wieder seinem Glied widmen wollte. "Alles." Womit auch meine Unterwäsche folgte. So etwas kannte ich kaum von Jun, aber es machte mich willensloser als jede seiner gezielten Berührungen. Jun Ich fragte mich, ob mich sein Anblick beim ersten Mal genauso fasziniert hatte wie jetzt. Ich konnte kaum den Blick von seinem nackten Körper, von seiner glatten weichen Haut und seinem schönen Gesicht lösen. Auch, wenn ich nicht wusste, wer ich war, wusste ich doch, wie sehr ich diesen Mann liebte und begehrte. Ich drückte ihn in die Kissen, hielt seine Handgelenke über seinem Kopf zusammen, während ich ihn erneut küsste, fordernder und stürmischer dieses Mal, ehe ich tiefer hinab glitt und seine Brustwarze zwischen die Lippen nahm, an ihr saugte und leckte, während meine Hand sich erneut um sein Glied schloss, ohne den lästigen Stoff dazwischen. Jui Erschrocken keuchte ich auf, als er mich so in die Laken drückte, mir meine Handlungsfreiheit nahm und mich besinnungslos küsste. Ich drückte den Rücken durch um ihm näher zu kommen, stöhnte, als er an meinen Brustwarzen saugte und wandte mich, als er mein Glied berührte. Unkoordiniert versuchte ich meine Hände zu befreien, wollte ihn ebenfalls reizen und befriedigen, doch ein erneuter Kuss ließ mich mein Vorhaben vergessen. Mit einer Hand hielt er noch immer meine Hände im Zaum, während die andere meine Schenkel spreizte, sodass er sich dazwischen legen konnte. Hilflos schnappte ich nach Luft, nachdem er seine Lippen erneut von meinen löste, nur um einen Kleinen Biss in meinen Hals anzudeuten. Dann sah er mich an. Seine Augen waren lustverhangen und ein Blick reichte aus, um mich alles tun zu lassen, was er von mir verlangen würde. Jun Wieder senkte ich meine Lippen auf seine und entließ dann endlich seine Hände aus meinem Griff, um blindlings in dem Nachtschrank herumzuwühlen. Ich kannte mich nicht in meinem Schlafzimmer aus, vermutete aber, dass dies der geeignetste Platz für die Dinge war, die ich brauchte. Fast schon musste ich über mich selbst schmunzeln, darüber, dass ich zwar keine Ahnung vom Gitarre spielen hatte, aber umso besser noch Bescheid wusste, wie ich es Jui besorgen musste. Ich öffnete die Tube mit dem Gleitgel, drückte einen großen Tropfen heraus und schob dann mit der zweiten Hand seine Beine weiter auseinander, bis ich das Gel problemlos auftragen konnte. Noch einmal versicherte ich mit einem Blick in seine Augen, ob Jui auch wirklich für das, was ich mit ihm vorhatte, bereit war, doch ich konnte außer der Erregung nichts in seinem Gesicht lesen. Es reichte mir als Bestätigung aus, sodass ich fortfuhr - seinen Hals erneut küsste, kleine Bisse platzierte und gleichzeitig mit einem Finger in den bebenden heißen Körper unter mir eindrang. Jui Bestimmt drängte Jun meine Beine noch ein Stück weiter auseinander, ehe der erste Finger in mich eindrang. Mein letztes Mal war bereits eine Weile her, doch mein Körper entspannte sich automatisch. "Mehr...", keuchte ich und drängte mich dem Finger entgegen. Bereits wenige Zeit später führte er den zweiten und dritten Finger in mich ein. Nur wenig später war ich bereit. Auch ich griff nun in seinen Nachtschrank, beförderte ein Kondom zu Tage. Wir wussten immerhin im Moment beide nicht, ob mit ihm alles in Ordnung war, so war es sicherer. Er rollte sich das Kondom problemlos über, drückte dann meine Oberschenkel gegen meinen Körper und drang langsam und stöhnend in mich ein. Fasziniert beobachtete ich seinen schmalen Körper dabei, wie er seinen Kopf und die pinken Haare in den Nacken warf, nur um erneut nach vorne in mich zu stoßen, wie er den Kopf wieder senkte um beobachten zu können, wie er sich wieder und wieder in mir versenkte, bis sein Blick wieder in mein Gesicht fiel und ich glaubte, dass mein Herz für einige Schläge aussetzte. Ich wollte ihn, nicht nur als Freund, nicht nur für Sex, ich wollte ihn aus tiefstem Herzen. "Jun...", keuchte ich nun ebenfalls und presste mein Becken an seines. "Fester!", stöhnte ich, um die Gefühle, die er mir bescherte, zu überdecken. Mein Herz zog sich zusammen und stach durch meine Brust. Ich hatte mich verliebt. Meine Hände suchten seine, verschränkten sich mit seinen Fingern, suchten Halt an ihm, als meine Gefühle drohten mich zu übermannen. Ich wollte ihn so sehr, mehr als ich ihn haben konnte. Wieder löste ich die Hände und schlang sie um seinen Oberkörper, ehe ich ihn zu mir hinab zog und mein Gesicht in seiner Halsbeuge versteckte. Jun gab alldem nach und stieß immer härter in mich, es würde nicht mehr lange dauern, auch wenn ich mir im Moment wünschte, es würde nie wieder aufhören. Jun Ich war kaum noch in der Lage, einen klaren Gedanken zu fassen. Alles schien in diesem Moment perfekt zu sein, angefangen bei seinem Körper, der sich rhythmisch und erotisch unter mir bewegte, bis hin zu seinem Stöhnen und der Enge, die mein Glied umgab und mich jeden Moment zum Höhepunkt führen konnte. ich wollte nicht, dass es so schnell endete, schließlich konnte ich nicht wissen, wann wir uns das nächste Mal so nahe sein würden. Trotzdem hörte ich nicht auf, in ihn zu stoßen und verringerte auch nicht mein Tempo. Angestachelt von seiner Stimme, erhöhte ich es sogar ein letztes Mal und stöhnte seinen Namen, als ich mich schließlich mit einem langen Stoß und einer wahren Flut an Gefühlen in das Kondom ergoss. Zitternd sank ich auf ihn, nachdem ich mich aus ihm zurückgezogen hatte und legte dann meine Hand fest um sein Glied, um ihm die gleiche Befriedigung zu bringen. Jui Wir schafften es nicht, gemeinsam zu kommen, mein Körper war verspannt und ich stand kurz vor der Erlösung, doch Jun war schneller und kam laut stöhnend in mir, zog sich danach aus meinen zitternden Körper und legte seine Hand erneut um mein Glied. Seine Hand massierte mich so fest, dass ich relativ schnell kam und schwer atmend liegen blieb. Jun ließ sich einige Zeit später neben mich sinken und ich schmiegte mich an ihn. "Ich hoffe, du kannst jetzt einschlafen", sagte ich leise, während ich ebenfalls kurz meine Augen schloss. Es waren so viele Empfindungen, die da über mich hineinbrachen und jetzt gesellten sich dazu auch die Schuldgefühle, da ich jetzt doch mit ihm geschlafen hatte, seine Unwissenheit bis zum Ende hin ausgenutzt hatte. Am liebsten wollte ich weinen, doch es würde nicht helfen. Ich verbarg mein Gesicht an seiner Brust, seine Arme schlangen sich um mich und ich lächelte, trotz der schlechten Gedanken in meinem Kopf. Es fühlte sich auch gut an, mit ihm hier zu liegen. Kapitel 4: 4. Kapitel --------------------- Jun Und wie ich einschlafen konnte. Ich hielt Jui nur wenige Minuten im Arm, bis mich die bleierne Müdigkeit in ihre Fänge nahm und mit sich zog. Später riss mich der schrille Ton meiner Klingel aus tiefem Schlaf. Mit geschlossenen Augen tastete ich neben mich, dorthin wo ich Jui erwartete, doch seine Hälfte des Bettes war leer und das Laken zwar noch zerknittert, aber kalt. Ich brauchte einen Moment, ehe ich mich erinnerte, dass er mir beim Frühstück von seinem Plan, Wechselkleidung zu holen, erzählt hatte. Wieder klingelte es, und wieder. Schwerfällig stützte ich mich auf meine Ellbogen und stemmte mich dann in eine sitzende Position, während mein Kopf noch mit Watte gefüllt zu sein schien. Erst als ich an meinem nackten Körper herunter sah, wusste ich wieder, wer und wo ich war. Ohne dass ich es verhindern konnte, schlich sich ein breites Grinsen in mein Gesicht und ich fragte mich, wann es wohl eine Wiederholung geben würde... Mein Handy klingelte im Wohnzimmer und nun verschaffte ich es endlich, aufzustehen und zu diesem zu eilen. Fast schon erwartete ich, Juis Anruferbild auf dem Display zu sehen, aber stattdessen war es dieser andere, dieser Riku. "Ja?", nahm ich das Gespräch verschlafen entgegen und schlich zurück ins Schlafzimmer, wo ich mich erneut in die Kissen sinken ließ. "Jun! Wo steckst du!?" "Hm? Zu Hause", antwortete ich knapp mit geschlossenen Augen. "Dann mach mal auf! Ich klingel‘ hier schon die ganze Zeit..." Ich tat wie mir geheißen, aber erst, nachdem ich in Unterwäsche und Yukata geschlüpft war. Gespannt auf das, was mich erwartete, verfolgte ich die Zahlen, die über dem Lift nacheinander aufleuchteten, bis sich die Türen öffneten und ein Mann, viel kleiner und gefährlicher wirkend als angenommen, mir entgegen schritt. Ich war unsicher, wie ich mich ihm gegenüber verhalten sollte und wünschte mir augenblicklich, Jui wäre hier, um mich von meiner Überforderung befreien. "Hey...", sagte ich vorsichtig mit unsicherem Lächeln und einer Verbeugung, ehe ich ihn eintreten ließ. Auch er verbeugte sich, aber viel kürzer und nicht annähernd so tief wie ich. "Na, Großer, alles klar?", fragte er salopp, während er wie selbstverständlich aus den derben Boots schlüpfte, ins Wohnzimmer ging und sich dort auf die Couch sinken ließ. Ich nahm an, dass wir einen recht vertrauten Umgang miteinander hatten, daher äußerte ich mich nicht zu der Unverschämtheit. "Ja, alles klar", antwortete ich stattdessen und setzte mich zu ihm, während er in seiner Umhängetasche wühlte und zwei Dosen Bier hervorzog. "Mann, du warst aber auch fertig an dem Abend! Du sahst aus wie ein Gespenst! Weißt du überhaupt noch was davon?" Mit einem Zischen und einem Klacken öffnete er die erste Bierdose, hielt sie mir hin und wiederholte den Vorgang bei der zweiten. Während ich ihn so betrachtete, fiel mir auf, wie viele Piercings er hatte: vier in der Unterlippe, eins in der Augenbraue und mehr in den Ohren als ich auf den ersten Blick zählen konnte. Ich wusste zwar, dass das Körperschmuck war, aber viel schöner machte ihn das trotzdem nicht. "Nein, gar nichts." Riku nickte und nahm einen tiefen Schluck. "Ist vielleicht auch besser so... du warst richtig, richtig nervig. Gerade, als die beiden Weiber kamen." Ich drehte die Dose zwischen meinen Händen und nahm erst einen Schluck, als er mich dazu aufforderte. "Und die eine, die wollte es auch. Hundertpro! Hab erst echt überlegt, ob ich dich liegen lasse, aber na ja... das hab ich dann doch nicht übers Herz gebracht." Er lächelte eigentümlich und ich wusste nicht, ob ich ihm dankbar sein sollte, dass er mich nach Hause gebracht hatte oder ob ich ihn dafür verfluchen sollte, dass er auch nur daran gedacht hatte, mich mit Drogen vollgepumpt irgendwo liegen zu lassen. "Danke", sagte ich dennoch, wenn auch etwas zerknirscht. "Und als ich dich endlich abgeliefert hatte, war die Chance natürlich vorüber. Und du..." Riku stellte seine Dose ab und nahm mir meine aus der Hand, was ich irritiert geschehen ließ. Seine Anwesenheit beunruhigte mich, ganz anders als Juis. In Juis Gegenwart fühlte ich mich wohl und geborgen, aber dieser hier machte mir irgendwie Angst. Kurz darauf wusste ich auch, warum. Er rückte näher an mich heran, viel zu nah, um genau zu sein. "...mit dir war GAR NICHTS mehr los. Da unten hat sich überhaupt nichts mehr getan, aber wenigstens hast du nicht mehr rumgeheult, sondern warst ganz gut drauf." Ich konnte kaum sagen, was mich mehr überforderte - das, was er sagte, oder das, was er tat. Denn ich verstand seine Worte nicht und schon gar nicht, warum er plötzlich den Yukata von meinen Schultern streifte und mich gegen die Couchlehne presste. "Wollen wir doch mal schauen, ob der kleine Jun heute wieder geht!", raunte er, ehe er seine Lippen auf meinen Mund legte und ungeniert meine nackte Haut berührte. Obwohl es sich nicht einmal annähernd so gut wie bei Jui anfühlte, war ich im ersten Moment zu perplex, um mich zu wehren. Jui Kaum das Jun eingeschlafen war, erhob ich mich, zog mir die Kleidung von gestern an und verschwand aus der Wohnung. Schon während der Heimfahrt in meine Wohnung kamen mir die Tränen. Offensichtlich war ich dabei, mich in meinen besten Freund zu verlieben. Ihm ging es genauso, aber nur weil ich ihm nicht erklärt hatte, das wir noch keine Beziehung führten. Ich hatte ihn belogen. Schnell packte ich genug Klamotten für die ganze Woche ein, dazu noch eine Festplatte mit diversen Bildern, wenn er sie denn noch sehen wollte. Dann wischte ich mir die Tränen von den Wangen und begab ich mich eilig auf den Rückweg. Da ich annahm, dass er auch jetzt noch schlafen würde, hatte ich mir einen seiner Wohnungsschlüssel geliehen, sodass ich die Räume betreten konnte, ohne ihn zwangsweise zu wecken. Doch als ich in den Flur trat, hörte ich Stimmen. Ich stellte meine Tasche ab und folgte den Geräuschen bis ins Wohnzimmer. Dort sah ich Riku, wie er Jun entkleidete und küsste. Erschrocken nahm ich die Hand vor den Mund und rief kläglich: "Jun, Riku, was tut ihr da?" Meine Beine zitterten. Jun "Das frag ich mich allerdings auch...", sagte ich kleinlaut. Riku schien das Schloss gar nicht erst gehört zu haben, darum hielt er erst inne, als Jui plötzlich im Raum stand und uns ansprach. Und wie er inne hielt - er zuckte regelrecht zusammen und war sogar noch schneller von mir runter als er auf mir gelegen hatte. Obwohl ich nichts zu dem Verhalten des Sängers beigetragen hatte, fühlte ich mich schäbig und wie ein Betrüger, wenn ich mir Jui ansah, der offensichtlich dasselbe von mir dachte. "Was tust DU hier!?", fragte Riku mit Blick auf meinen Freund, während ich mich aufsetzte und wieder anzog. "ER ist mein Freund!", antwortete ich an Juis Stelle, blickte den Blonden neben mir strafend an und stand dann auf, bevor er auf die Idee kam, mich noch einmal anzufassen. "Und darum darf ER mich auch anfassen und DU nicht!" Riku machte ein Gesicht, als hätte ich den Verstand verloren und blickte abwechselnd von mir zu Jui und zurück. Dann schnaubte er. "Seit gestern oder was?" Riku griff nach seinem Bier, nahm einen Schluck und drohte, daran zu ersticken, als ich ihm erklärte, dass wir bereits seit einem halben Jahr ein Paar waren. Er hustete einige Male, ehe er seine Sprache wiederfand. "Dann solltest du ihm vielleicht was beichten! Mann, und ich dachte, ihr steht nicht auf Pussys!?", entfuhr es ihm so plötzlich und so unhöflich, dass es mir die Sprache verschlug und ich hilflos und voller Scham zu Jui blickte. Jui Meine Stimme hatte ich immer noch nicht ganz wieder gefunden, sodass Jun für mich antwortete. Es schmerzte mich, dass Jun so voller Überzeugung erklärte, dass wir bereits ein halbes Jahr zusammen waren. Ich senkte den Kopf. Es war meine Lüge. Doch Rikus Unhöflichkeit sicherte ihm wieder einmal alle Aufmerksamkeit. "Wen nennst du Pussy? Immerhin haben wir es im Leben zu etwas gebracht und was machst du? Vögelst dich durch die Gegend und schaust, wen du auf dein kleines Futon zerren kannst!", giftete ich ihn an, so wie wir es eigentlich immer taten, wenn wir uns mal länger unterhalten mussten. "Jun, wenn er nichts zu deinem Black-out zu sagen hat, dann sollte er gehen", sagte ich und verließ den Raum, um mich in der Küche zu verschanzen. Jun Ich blieb wie versteinert an Ort und Stelle stehen als das Wortgefecht losbrach. "Im Leben was erreicht!? Was hast DU denn erreicht, was du nicht irgendwem anders zu verdanken hättest!?", rief Riku meinem Freund noch hinterher, als er den Raum verließ und mich somit mit diesem Fremden allein ließ. Gerne hätte ich Jui verteidigt, aber was wusste ich schon davon, was Jui bisher getan oder erreicht hatte, geschweige denn, wie? Aber nicht nur das bereitete mir Sorgen - ich hatte keine Ahnung, wie ich mit Riku umgehen sollte oder mit seinem Spott und obendrein wusste ich nicht, wie ich Juis Reaktion deuten sollte. Hatte er gesehen, dass ich völlig überrumpelt war oder dachte er, ich hätte absichtlich etwas mit Riku? Gerade wollte ich Jui in die Küche folgen, als mich der Kleinere am Arm packte und zurückzog. "Jetzt mal ohne Scheiß, Jun", sagte er und blickte forschend in mein Gesicht. "Mit dir stimmt doch was nicht!" Ich starrte wortlos zurück, unsicher darüber, ob ich etwas dazu sagen wollte oder nicht. Doch egal, wie ich es auch drehte und wendete - letzten Endes musste ich einsehen, dass Jui mir zwar Trost spenden konnte, aber selbst nicht wusste, was an dem Abend passiert ist, an dem ich mein Gedächtnis eingebüßt hatte. Riku hingegen schon. Wenn mir einer weiterhelfen konnte, dann wohl er. Ich wünschte nur, Jui wäre noch hier, um sich das mit anzuhören. Ich wollte gerade den Mund aufmachen, als Riku mich zur Couch zog und auf diese hinabdrückte. "Bist du auf dem Trip hängen geblieben, oder was ist los? Du bist seit Jahren Single! Denkst du, ich hab das vergessen oder spielst du der Flasche was vor?" Er sprach leise, während er dicht neben mir saß und mir eine Hand aufs Knie legte. WAS!? "Ich weiß nicht, wovon du redest... Er ist mein Freund und ich spiele ihm ganz bestimmt nichts vor!" Unsanft schob ich seine Hand von meinem Knie. "Und ich will nicht, dass er was Falsches von mir denkt!" Plötzlich ergriff er meine Schultern, umfasste die kräftig und eisern, als er mich schüttelte. "Jun, was laberst du da!? Weißt du noch, wie oft wir's im letzten halben Jahr getrieben haben, während du angeblich mit ihm zusammen warst!?" "Du lügst!", beharrte ich und kämpfte gegen seinen Griff an, doch das war gar nicht nötig. Er ließ mich urplötzlich los und wandte sich ab, steuerte dabei zielstrebig die Küche an. "Jui!?", rief er in drohendem Tonfall. Seine Stimme schien in der gesamten Wohnung widerzuhallen, aber vielleicht bildete ich mir das auch ein. "Was IST mit ihm?", fragte er dann an den Sänger gewandt, als er meine Küche erreichte. Jui Da es mich im Grunde genommen nichts anging, was die beiden trieben oder nicht trieben, zog ich es vor, das Geschirr zu spülen. Es hatte sich inzwischen eine Menge davon angesammelt. Plötzlich schrie Riku nach mir und stürmte in die Küche. Ich drehte mich zu ihm um und verschränkte die Arme. "Eigentlich solltest du darüber mehr wissen als ich. Er hat falsch zusammen gemixtes Chrystal konsumiert. Ich weiß nicht, wer es ihm untergemischt hat, aber der Arzt meinte, das geht gerade herum. Er hat temporär das Gedächtnis verloren. Und wenn du keine handfeste Vermutung hast, wer ihm das untergemischt hat, komm nächste Woche wieder, dann ist alles so wie früher", versuchte ich ihn schnell wieder loszuwerden, ehe er zu viele Fragen dazu stellte, warum Jun und ich auf einmal zusammen waren. Riku Wieder einmal fiel mir auf, dass ich Jui nicht mochte. Ich wusste nicht mit Sicherheit, ob es daran lag, dass wir beide einst Sänger beim gleichen Label und somit direkte Kontrahenten waren oder ob es doch an seinem Charakter lag. Trotzdem, hier ging es um Jun, der immer noch ein guter Freund und ein aufregender Gelegenheitsliebhaber war. Zumindest, solange er Herr seiner Sinne war und nicht zu aufdringlich wurde. Ihm zuliebe wollte ich mich ausnahmsweise zusammenreißen und versuchen, ein vernünftiges Gespräch mit diesem Sänger zu führen. "Gedächtnis verloren", wiederholte ich wenig intelligent und lehnte mich mit verschränkten Armen gegen einen Küchenschrank. "Das ist übel..." Ich knabberte gedankenverloren an meinen Lippenpiercings, während ich den besagten Abend Revue passieren ließ. "Zeitweise, sagst du? Na ja... das ist halt immer so das Risiko." Jui Einen winzigen Moment glaubte ich Mitgefühl und Sorge bei Riku zu sehen, etwas, was ich bisher noch nicht kannte. Eine Seite, die er mir als flüchtige, unangenehme Bekanntschaft wohl nie hatte zeigen wollen. Doch dann hörte ich Worte, die man recht negativ interpretieren könnte. Das wäre immer ein Risiko? "Riku? Habt ihr das zusammen eingekauft? Von diesen Frauen? Wo hattet ihr es her? Da ist eine Gruppe, die mischt die Drogen absichtlich falsch zusammen! Ihr müsst aufpassen...", versuchte ich, noch weitere Informationen von ihm zu bekommen. Ihm Vorwürfe zu machen würde mich hier nicht weiter bringen, auch wenn ich ihn am liebsten geschlagen hätte. Riku "Von den Frauen!" Ich schnaubte. Allein schon die Vorstellung war lächerlich. Ich brauchte nicht einmal nachzufragen, wie er darauf kam. Wenn er sich hier schon länger aufhielt - und danach sah es aus, schließlich machte er gerade Juns Abwasch - hatte Jun ihm wohl das Bild gezeigt, dass ich ihm geschickt hatte. "Klar, die sind von der ganz üblen Sorte!", fügte ich sarkastisch hinzu. "Die haben nur so große Dinger, weil die mit Chrystal ausgestopft sind!" Ich schüttelte den Kopf und holte dann eine zerknüllte Packung Zigaretten aus meiner Hosentasche und entzündete eine. "Von so einer Gruppe weiß ich nichts. Aber bei solchen Mischungen kann immer was schief gehen. Selbst wenn es richtig gemischt ist, kann es schief gehen, oder glaubst du, richtiges Chrystal ist gesund?" Wieder schüttelte ich den Kopf, dann wandte ich meinen Kopf zur Tür und sah wie Jun mit gesenktem Blick wie ein geprügelter Hund über den Flur schlurfte und wortlos an der Küchentür stehen blieb. "Aber glaub mal, er hatte einen schönen Abend. Oder, Jun?" Als ich ihn ansah, tat er mir schon wieder Leid. Er sah aus, als würde er gleich in Tränen ausbrechen, blieb aber stumm. Jui Jetzt reichte es wirklich, ich wusste alles, was ich wissen musste. Riku und Jun hatten diese Drogen zusammen genommen, und zumindest bei Riku war ich mir sicher, dass es nicht das erste Mal war. Um den Rest zu erfahren, wartete ich lieber, bis Juns Gedächtnis wieder da war. Ich wollte lieber von ihm als von Riku hören, warum er Drogen nahm. "Du solltest jetzt besser gehen. Jun hat die ganze Zeit schon starke Kopfschmerzen und er wird sich gleich wieder hinlegen. Nächste Woche könnt ihr sicherlich wieder wie gewohnt feiern gehen", sagte ich weiterhin möglichst diplomatisch, da Riku offensichtlich doch irgendwie darauf reagierte und im Endeffekt tat, was man von ihm wollte. Dass er manipulierbar war, hätte ich nicht gedacht. Riku "Dann kümmer‘ dich mal schön um seine Depris. Die nerven nämlich." Ich wandte mich ab, klopfte Jun im Vorbeigehen auf die Schulter und holte dann mein Bier aus der Wohnstube, ehe ich mir im Flur die Stiefel anzog. Ich ließ meine eigenen Worte Revue geschehen und entschied, dass Jun eigentlich nichts dafür konnte, dass ich Jui nicht mochte. Sofort beschlich mich ein schlechtes Gewissen, sodass ich Jun noch kurz bevor ich ging, zu mir heran rief. Er zögerte, aber schließlich kam er doch zu mir. Ich wartete, bis er nah genug war und wagte erst dann, meine Arme um ihn zu legen. "Sorry, Großer. Werd schnell wieder gesund, ja? Und ruf mich an, wenn du was wissen willst.... Oder wenn ER mal nicht da ist, damit wir ein bisschen quatschen können, ja?" Ich strich ihm eine Strähne aus dem Gesicht und er nickte langsam, offenbar verwirrt von meinem vermeintlichen Sinneswandel, der eigentlich keiner war. Aber wer konnte es ihm verdenken, dass er das nicht verstand. "Ich wollte das auch nicht, ey... Oh, und wenn du dich wieder an alles erinnerst, ruf auch an, ja?" Wieder nickte er, wie ich es von ihm gewohnt war und ich gab ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange, ehe ich mich von ihm löste. "Dann bis nächste Woche!", rief ich lauter und schlug die Tür hinter mir zu. Was für ein erfolgloser Abend… eigentlich hatte ich mir davon mehr erhofft, als nur ein paar Küsse. Doch sicher würde der nächste Club eine Möglichkeit für mich bereithalten, meine überschüssige Energie loszuwerden. Während ich das Gebäude verließ, überfiel mich für einen Moment sogar so etwas wie Erleichterung darüber, dass Jun sein Gedächtnis verloren hatte und Jui bei ihm war. Vielleicht brachte das eine bedeutende Wendung mit sich, von der Jun eigentlich nur profitieren konnte. Wenngleich mein Penis garantiert größer war als Juis. Wenn er ihn denn dafür benutzte. Vorstellen konnte ich es mir nicht. Jui Jun stand die ganze Zeit wie ein getretener Hund in der Tür, sagte aber nichts. Als Riku ihn noch einmal zu sich rief, widmete ich mich wieder dem Abwasch. Nachdem er dann wirklich die Wohnung verlassen hatte, ging ich in den Flur und umarmte Jun vorsichtig von hinten. Für mich war es kaum zu begreifen, dass er wirklich freiwillig Drogen genommen hatte, wie musste es dann erst für ihn sein? Ich war froh, dass er mich nicht wegschubste, sondern sich in meinen Armen drehte und den Kopf in der Halsbeuge versteckte. "Ich mache dir keinen Vorwurf", sagte ich leise. Jun Wieder wusste ich nicht, was ich sagen sollte. Genau genommen, wusste ich gar nichts mehr. Denn selbst die Dinge, die ich zu wissen geglaubt hatte, waren seit Rikus Auftauchen über einen Haufen geworfen worden. Jui sagte, er war mein Freund. Riku sagte, Jui war nicht mein Freund. Und Riku küsste mich wie selbstverständlich, sagte aber nicht, dass er mein Freund wäre, dafür aber, dass ich im letzten halben Jahr oft mit ihm geschlafen hatte. Das einzige, dessen ich mir wirklich sicher war, waren meine Gefühle, die ich für den Mann hegte, der jetzt bei mir stand und mich genauso in den Arm nahm, wie Riku vor wenigen Minuten, nur mit dem Unterschied, dass ich mich bei Jui viel wohler fühlte. Also glaubte ich nicht den Worten eines Fremden, sondern meinem Herzen. Ich umfasste Jui fester, klammerte mich förmlich an ihn, als wäre es das letzte, was mir Halt geben konnte. Im Grunde war es ja auch so. "Das solltest du aber", antwortete ich nach einer Weile. Als Riku von unserer Affäre sprach, die wir offensichtlich hatten, wusste er noch nicht von meinem Gedächtnisschwund. Demnach hatte er auch keinen Grund, mir etwas zu erzählen, was nicht stimmte. Schon gar nicht, wenn Jui daneben stand. "Ich hab dich betrogen, Jui!" Ich hatte es nicht in lebhafter Erinnerung, aber was änderte das schon an dem Fakt? Es tat mir trotzdem so unendlich Leid und ich fragte mich, wie ich so dumm sein konnte, jemanden wie ihn, der so gutherzig und hübsch war, zu betrügen. Und dann auch noch so oft, wenn ich das richtig verstanden hatte. Schon wieder sammelten sich Tränen in meinen Augen, als mir bewusst wurde, was das bedeutete. Wenn Jui alle Sinne beisammen hatte, verließ er mich auf der Stelle - was sollte einer wie er mit einem wie mir, der untreu war und sich mit Drogen den Verstand wegballerte? "Es tut mir so leid, Jui! Aber vielleicht ist es gut so", sagte ich mit stockender Stimme. "Sonst hättest du es vielleicht nie erfahren und ich hätte so weiter gemacht..." Jui Fest hielt ich Jun in meinen Armen. "Nein, du hast mich nicht betrogen. Es ist in Ordnung. Bitte mach dir keine Gedanken. Ich werde es dir erklären. Du hast keinen Grund, dich schlecht zu fühlen. Und über die Drogen reden wir, wenn du dich wieder an alles erinnerst", versuchte ich ihn zu beruhigen und hob seinen Kopf an, um ihn ansehen zu können. Sein Gesicht war blass und die Augen zusammen gekniffen. Er musste wieder Schmerzen haben. In der Hoffnung ihn zu beruhigen, setzte ich einen federleichten Kuss auf seine Lippen. "Du siehst nicht gut aus, ich bringe dich ins Bett", erklärte ich und schlang meine Arme fester um seine Hüften, ehe ich ihn anhob und ins Schlafzimmer trug. "Bitte ruh dich aus. Ich muss dir noch mehr aus deiner Vergangenheit erzählen, aber ich glaube nicht, dass du gerade noch mehr verkraften kannst“, versuchte ich seinen Protesten entgegen zu wirken und holte die Tabletten zusammen mit einem Glas Wasser aus der Küche. Lange würde ich nicht mehr haben, heute, in wenigen Minuten oder Stunden musste ich es ihm erklären. "Nimm die Tablette", befahl ich mit fester Stimme. Jun Zögerlich kam ich seiner Aufforderung nach, nahm die Tablette zwischen meine Lippen und spülte sie mit dem Wasser herunter. Gleichzeitig fragte ich mich, ob es nicht klüger wäre, wenn ich aufhörte, nachzudenken. Wann immer ich versuchte, die Informationen, die man mir gab, in ein sinnvolles Gefüge zu bringen, musste ich erkennen, dass ich es falsch kombinierte. Darum beschloss ich, ab sofort nur noch Jui nachdenken und mir einfach seine Geschichten erzählen zu lassen. Anscheinend war ich zu dumm, diese Dinge zu verstehen. Aber was soll's, immerhin wusste ich nun, dass ich Jui nicht betrogen hatte und das beruhigte mich ungemein. "Also waren wir zu der Zeit gar nicht zusammen... oder ist es eine offene Beziehung?", überlegte ich dann entgegen meines Vorhabens doch laut. "Wenn das so ist, dann will ich das nicht mehr. Nur noch wir beide, okay?" Ich stellte das Glas ab und umarmte ihn erneut, zog ihn näher zu mir heran. "Ich muss auch gar nicht alles auf einmal wissen...", sagte ich während ich seinen Duft in mir aufsog. "Aber... wusstest du denn von mir und ihm?" Jui Nachdem er die Tablette genommen hatte, legte ich mich neben ihn und ließ mich wieder umarmen. Er hatte mir eine Vorlage geliefert. Hatte es selbst angesprochen. Und auch, wenn er meinte nicht alles auf einmal wissen zu wollen. "Nein, ich wusste nichts vom ihm, aber das lag sicherlich daran, dass ich mich nicht sehr gut mit ihm verstehe. Du erzählst sehr selten von ihm", erklärte ich ihm erst einmal, ehe ich versuchte neuen Mut zu fassen. "Würde es dich sehr schockieren, wenn wir nicht zusammen gewesen sind?", hauchte ich tonlos. Hielt ihn dabei noch fester, ich wollte nicht, dass er mich von sich stieß, auch wenn ich es verdient hatte. Jun Würde es mich schockieren? Ich überlegte einen Moment und schüttelte dann den Kopf. "Nein, ich bin dann sogar erleichtert, wenn ich dich nicht betrogen habe... " Ich streichelte ihm sanft durchs Haar, dann über die Wange, lächelte ihn glücklich an. "Ist doch egal, wenn wir zwischendurch mal nicht zusammen waren. Ich will auch gar nicht wissen, warum!" Was auch immer der Grund für unsere vorübergehende Trennung gewesen sein mag... oder warum Riku und Jui nichts voneinander wussten - damit konnte sich der Jun mit den Erinnerungen auseinander setzen. Ich hatte darauf keine Lust. Mir reichte es, wenn ich hier neben meinem Freund liegen und seine Nähe genießen konnte. "Bleiben wir jetzt den ganzen Tag im Bett?", fragte ich selig. Jui Meine Erleichterung verpuffte innerhalb von Sekunden. Einfach so. Eins Satz, und mein Körper erzitterte erneut. Er ging nach wie vor davon aus, dass wir eine Beziehung führten. Verzweifelt verbarg ich das Gesicht in seinem schönen weichen Haar, das immer so gut roch. "Was immer du möchtest. Mein krankes Baby soll doch schnell wieder gesund werden", nuschelte ich gegen seine Haare und schloss meine Arme noch fester um ihn, als wolle ich ihn wirklich nie wieder loslassen. So war es auch. Heute Morgen noch wollte ich nicht, dass er mich berührte, dass er mir nahe war, wahrscheinlich aus Angst vor meinen aufkeimenden Gefühlen. Doch jetzt hielt ich ihn, so fest ich konnte, aus Angst, er könne mich von sich stoßen. Kapitel 5: 5. Kapitel --------------------- Jun "Wir müssen aber noch ein hübsches Foto von uns machen", erklärte ich ihm eine Weile später. Inzwischen hatten wir es doch geschafft, das Bett zu verlassen und uns auf die Couch zu setzen, wo wir uns die Aufnahmen von unserem ersten gemeinsamen Liveaufritt ansahen. Es war merkwürdig, uns da auf der Bühne zu sehen. Insbesondere, wenn ich mich selbst betrachtete. Ich spielte so mühelos Gitarre, als hätte ich mein Leben lang nichts anderes getan und jetzt wusste ich kaum, wie ich das Instrument halten sollte. Aber auch Jui... bisher hatte ich ihn nur reden oder stöhnen gehört, seinem Gesang zu lauschen, war etwas ganz anders. Ich lehnte meinen Kopf an seine Schulter, streichelte über seine Hüfte. "Hab mir ein paar Bilder angeschaut aus meinem Handy... aber da sind nicht so tolle von uns dabei... außerdem muss das Bild mit Riku da vorne ersetzt werden!" Ich deutete auf die Kommode, auf dem das silbergerahmte Foto stand. "Oder hast du ein Schönes? Irgendwer muss uns doch mal fotografiert haben... oder ist das mit uns Top Secret?" Jui Nach ein paar Stunden im Bett, die Jun wahrscheinlich geschlafen hatte, ging es ihm wirklich besser und er strahlte wieder diese Lebendigkeit aus, die ich so an ihm liebte. Wir hatten beschlossen, uns eine Live-DVD anzusehen. Kaum, dass Jun einen Blick auf uns beide geworfen hatte, plapperte er schon wieder so wild, wie er es sonst auch immer tat, wenn er von etwas begeistert war. Dass er Riku gegenüber momentan so schlecht eingestellt war, gefiel mir im Moment, aber das würde sich wahrscheinlich wieder ändern, wenn er sich erinnerte. Ich konnte nur hoffen, dass er und Riku nicht wieder Drogen nahmen. "Nein, ich denke, so ein Bild, wie du von uns suchst, wirst du nicht finden...", antwortete ich leise und senkte den Blick. Natürlich gab es Fotos von uns, eine ganze Menge um genau zu sein. Doch auf allen standen wir freundschaftlich nebeneinander und lächelten fröhlich. Ich atmete tief durch. Jetzt war es so weit. Schon jetzt wurden meine Augen wieder feucht, ich war einfach zu nah am Wasser gebaut. Gab es eine Chance, dass er mir nicht böse wäre? Wahrscheinlich nicht. "Jun, es tut mir leid, dass ich es nicht eindeutiger erklärt habe. Ich muss es dir jetzt sagen...", noch einmal presste ich ihn fest an mich, versuchte den Klos in meinem Hals herunter zu schlucken. "Wir waren nie ein Paar. Wir sind beste Freunde, seit vielen Jahren..." Jun Im ersten Moment, nachdem Jui geendet hatte, passierte einfach gar nichts. Obwohl niemand die DVD pausiert hatte, hörte ich sie nicht. Vermutlich hatte ich alles ausgeblendet und konnte nur noch Juis Worte wahrnehmen, die wie ein Echo in meinem Kopf ständig wiederholt wurden. 'Wir waren nie ein Paar' und 'Wir sind beste Freunde'. Ich löste mich aus seiner Umarmung und sah ihm prüfend ins Gesicht, um dort Anzeichen zu finden, ob er sich jetzt einen Scherz erlaubte, oder ob alles, was seit gestern passiert war, ein böser Scherz war. Eher das Zweite, wenn ich den Blick aus seinen feuchten Augen richtig deutete. "Ja, aber... wieso hast du das denn behauptet!?", fragte ich ungläubig und erinnerte mich an Rikus abfälliges Schnauben, als ich ihm eben diese Geschichte voller Überzeugung aufgetischt hatte. Es war bis dahin eines der wenigen Dinge gewesen, die ich mit Sicherheit zu wissen geglaubt hatte. "Und heißt das, Riku war ehrlich zu mir und du nicht?" Ich stand auf, schritt das Wohnzimmer auf und ab und blieb dann vor den Fotos stehen. "WARUM, Jui? Warum haben wir denn..." Ich erinnerte mich wieder daran, wie wir eng umschlungen und nackt im Bett lagen und ich davon ausgegangen war, dass wir das schon etliche Male miteinander getan hatten. Ich stützte mich mit den Händen an der Kommode ab, trommelte mit den Fingerspitzen auf dem Holz herum. "Hätte der Jun mit Erinnerungen auch mit dir geschlafen?" Jui Selbst hatte ich mir diese Vorwürfe gemacht, hatte mich gefragt, wie ich ihn so anlügen konnte, doch es nun von ihm zu hören, schmerzte noch viel mehr. "Ich war so dumm. Ich habe nicht gemerkt, dass du es so interpretierst hast, während ich von unserer Freundschaft erzählte...", versuchte ich mich sinnloserweise zu rechtfertigen. Er hatte Recht, es war meine Schuld. Ich hatte ihn belogen. Ganz im Gegensatz zu Riku, von dem er sogar Drogen annahm. "Doch dann hast du mich geküsst und es war so unglaublich. Deswegen habe ich dich auch weggeschubst, weil ich nichts für dich empfinden darf", erklärte ich, während Tränen sich ihren Weg bahnten. Jun war noch nie so wütend auf mich gewesen. Was natürlich verständlich war, angesichts dessen, was ich getan hatte. Seine nächste Frage ließ mich endgültig in Tränen ausbrechen. Was wäre, wenn er wirklich nur mit mir geschlafen hatte, weil ich ihn belogen hatte? Kurz davor hatte er noch von Gefühlen gesprochen, vielleicht wurde ich deswegen so nachlässig. Weil ich dachte, er liebt mich. Doch da hatte ich mich wieder geirrt. "Ich weiß es nicht ... es tut mir leid", schluchzte ich und hielt mir die Hand vor den Mund, um nicht zu laut dabei zu werden, während die Tränen ungehindert meine Wange herabliefen. Ich hatte mich schon wieder benutzen lassen. Diesmal war es wirklich meine alleinige Schuld. So schnell hatte ich mich in Juns Vorstellung geflüchtet, dass wir wirklich ein Paar wären. Weil es ein schöner Traum gewesen wäre. Jun Hilflos sah ich zu Jui, der anscheinend noch weniger mit der Situation umzugehen wusste als ich selbst. Aber warum weinte er? Etwa nur, weil es ihm leidtat? Wenigstens verstand ich jetzt, warum er mich gestern abgewiesen hatte. Er hatte mir erklärt, dass zwischen uns nichts passieren durfte, solange ich mich nicht erinnerte. Solange ich mich nicht daran erinnerte, dass wir überhaupt nicht zusammen waren. Und was hatte ich darauf geantwortet? Zögerlich trat ich zu Jui, strich ihm fast schon ängstlich durchs Haar. So wollte ich ihn nicht sehen. So traurig, und verzweifelt. Er war doch MEIN Anker in dieser verrückten, fremden Welt, die mich umgab. Er hatte vielleicht gelogen, übertrieben, wenn man es wohlwollender ausdrückte. "Hey, nicht weinen... Ich weiß, dass ich mich erst erinnern sollte, bevor wir es machen... und es kann sein, dass "Jun mit Erinnerungen" es nicht mit dir gemacht hätte. Aber ich bin "Jun ohne Erinnerungen"." Ich ließ mich auf die Couchlehne sinken. "Und ich hab dir doch heute Morgen gesagt, dass meine Erinnerungen nichts an meinen Gefühlen ändern, weißt du noch?" Selbst wenn Jui log, änderte es nichts daran, dass mein Herz für ihn schlug. Fakten konnten herbeigelogen werden, was meine Gefühle anging, konnte mir aber niemand etwas vormachen. "Du hättest es mir trotzdem sagen müssen... das war ganz schön hinterhältig!", sagte ich, versuchte mich an einem Lächeln und wischte ihm die Tränen von den Wangen. "Sind wir denn jetzt zusammen?" Jui Die Worte, die er noch wenige Sekunden vorher zu mir sprach schmerzten so sehr, dass ich mich nur hilflos an ihn schmiegte, als er mir die Chance dazu ließ. Erneut griff er diese Worte auf, jedoch ganz anders, als ich sie verstanden habe. "Wirklich? I-Ich empfinde auch... mehr für dich." Zwischen meinen Worten musste ich hicksen, weil meine Atmung sich noch nicht ganz beruhigt hatte. Wie sollte sie auch, bei diesem Thema? Hinterhältig... damit hatte er vollkommen Recht. Immerhin hatte ich ihn belogen, nur damit er mit mir schlief, damit er mich küsste, damit er mich liebte? Ich war ein schlechter Mensch. Vielleicht sogar schlimmer als Riku. "Wenn du es überhaupt noch möchtest...", antwortete ich unsicher. Jun Ich antwortete ihm nicht. Zumindest nicht mit Worten. Stattdessen beugte ich mich zu ihm vor, legte erneut meine Lippen auf seine und küsste ihn, erst zärtlich, dann fordernder. Es fühlte sich einfach zu gut an, bei ihm zu sein, ihn zu spüren und zu schmecken. Egal, unter welchen Voraussetzungen wir zusammen gekommen sind und welche Missverständnisse es gegeben hatte - spätestens jetzt WAREN wir wirklich ein Paar. Allein schon der Gedanke daran, dass jemand anders als ich sich mit Jui vergnügte, war kaum auszuhalten, wie könnte ich ihn dann also wegen so einer Lüge zurück stoßen? Meine Hand grub sich in sein weiches, blondiertes Haar, damit er gar nicht erst auf die Idee kam, sich von mir zu lösen, während ich meine Zunge in die heiße Mundhöhle schob. Jui Unruhig schnappte ich nach Luft, als Jun mich küsste, und sich kurze Zeit später regelrecht auf mich stürzte. Ich legte meine Hände in seinen Nacken und keuchte leise, als sich seine Hand so dominant in meine Haare grub. Selbständig rutschte ich ein Stück nach hinten, auch wenn Jun mich bestimmt festhielt, bot ihm so etwas mehr Platz auf der Couch. Ich wollte ihn, wieder und wieder und wieder! Meine Hände begannen über seinen Rücken zu streichen, ihn fester an mich zu drücken, ihn anzustacheln, während meine Zunge wild mit seiner kämpfte. Und mein Körper sich aufgeregt verspannte. Jun Jui hatte viel zu viel an. Ohne den Kuss zu unterbrechen, löste ich meine Hand aus seinem Haar und ließ sie tiefer sinken, bis sie den Saum seines Shirts erreichte, den ich umgehend in die Höhe schob, nur um ihm kurz darauf eben dieses Shirt über den Kopf zu ziehen und achtlos auf den Teppich fallen zu lassen. Dann drückte ich Jui sanft aber bestimmt auf das Polster. Voller Verlangen musterte ich den nackten Oberkörper, der sich nun unter mir befand und begann dann schließlich, kleine Küsse auf seinen salzigen Wangen und seinem Hals zu verteilen, während meine Hände seine Körper erforschten. Jui Gerne ließ ich mich in die Polster drücken und schlang für einen kurzen Moment auch meine Beine um ihn, fing seine Lippen mit meinen ein und wollte sie gar nicht mehr gehen lassen. Doch ich musste und wenn es nur war, damit ich mein Oberteil einbüßen konnte. Gleiches ließ ich mit Juns Yukata geschehen, den er seit gestern zu seinem neuen Lieblingskleidungsstück erklärt haben musste. So war er bereits fast nackt, als er sich meinem Gesicht, meinem Dekolleté und Oberkörper widmete und mich erneut reizte. Doch so einfach würde ich es ihm diesmal nicht machen, dass ich meinen Verstand verlor. Bestimmt schob ich ihn von mir, brachte ihn und sein niedlich verwirrtes Gesicht in eine sitzende Position und ging vor dem Sofa in die Knie. Erneut küsste er mich von oben, während ich über seine stoffverhüllte Erektion strich, ihn härtete. Anschließend strich ich das letzte Kleidungsstück von seinem Körper und beugte mich herab um von seinem Glied zu kosten. Jun Ich sog scharf Luft ein, als seine Lippen plötzlich mein Glied berührten. Meine Augen schlossen sich wie von selbst und ich legte den Kopf in den Nacken, als ich spürte, wie seine Zunge erfahren und zielsicher meine Erektion umspielte und sein Mund an ihr saugte. Es fühlte sich viel zu gut an, brachte meinen Körper zum Beben, sodass ich erneut in das blonde Haar griff. Dieses Mal, um dort Halt zu finden. "Gott, das ist...", zischte ich unbewusst und festigte den Griff in seinem Haar einmal mehr. 'Es ist jedes Mal so perfekt', dachte ich und spürte das kalte Metall, das seine Unterlippe in Form von zwei Ringen durchbohrte. Er war sonst immer ein harter Typ, der sich von niemandem etwas sagen ließ, aber wenn ich bei ihm sein durfte, zeigte er seine weiche Seite. Riku. Ich schnappte nach Luft und plötzlich fiel mir auf, dass ich diesen Namen nicht nur gedacht hatte. Irritiert schüttelte ich den Kopf, wohl wissend, dass ich einen anderen Mann bei mir hatte. Einen, ohne Piercings. Ob er es aber für einen Stöhnen gehalten hatte, oder für das, was es war, wusste ich nicht zu sagen. Jui Begeistert ging ich meiner Arbeit nach und bescherte ihm diese Gefühle. Dass es ihm gefiel, konnte ich deutlich daran spüren, wie sich seine Hand in meinem Haar vergrub. Und an seinem gepressten Stöhnen. "Riku...", stöhnte er mit einem Mal, weswegen ich von ihm abließ und ihn fragend ansah. Er schaute ebenfalls verwirrt und sein Blick schmerzte erneut in meiner Brust. War es doch Riku, den er wollte? Der andere Sänger hatte es selbst indirekt gesagt: ich war nicht Juns Typ. Oder war das seine Rache? Wollte er mich leiden lassen? Zumindest das hatte er geschafft. "Warum tust du das?", fragte ich leise, hatte mich inzwischen vollkommen von seinem Körper gelöst. Jun Ich öffnete den Mund, um ihm zu antworten, doch nichts von dem, was mir in den Sinn kam, entschuldigte auch nur halbwegs, was passiert war. Ja, ich hatte mich plötzlich erinnert, und das würde Jui unter anderen Umständen sogar freuen, aber unter diesen durfte ich kaum auf Verständnis hoffen. Selbst wenn ich ihm sagte, dass es keine Absicht war, änderte es nichts an dem Fakt, dass ich mir vorgestellt hatte, wie Riku vor mir kniete. Und wenn ich behauptete, ich hätte Jui gestöhnt? Verdammt, diese Namen klangen nicht einmal annähernd ähnlich! "Ich... äh... Ich glaube, Riku hat das auch mal... so gemacht..." Ich räusperte mich, wagte nicht, ihm dabei in die Augen zu sehen. "Das war eine Erinnerung... denke ich... Aber ich wusste, dass du das bist! Also... ich hab nicht absichtlich... an ihn gedacht, falls du das denkst!" Oh Gott, war das peinlich! Jui Noch immer hockte ich vor ihm auf den Boden, noch immer war er nackt und ich trug nur noch meine Hose. Seine Worte machten mich nicht wirklich schlauer, außer dass sie mir bestätigten, dass er an Riku gedacht hatte, während ich das tat. Wie sollte ich jetzt weiter machen? Fakt war, dass mein Herz sich für ihn entschieden hatte und so würde ich ihn also nicht einfach wieder gehen lassen können. Nein, ich würde mich so lange an ihn klammern, wie er mich ließ. Jun würde ich nicht gehen lassen, schon gar nicht, um ihn an Riku zu verlieren. Ich musste mein Bestes geben! "Okay... kann ja mal passieren... denke ich.", sagte ich, scheiterte dabei bestimmt kläglich daran, überzeugend zu klingen. Erneut beugte ich mich vor und begann, sanft an seinem Glied auf und ab zu fahren. Er sollte nicht zu lange an Riku denken, er sollte an mich denken! Jun Ich versuchte, mein schlechtes Gewissen auszuschalten, doch auch, wenn Jui eigentlich nichts anderes tat, war es jetzt etwas vollkommen anderes! Noch bevor ich meine Augen geschlossen hatte, riss ich sie wieder auf und packte den Sänger an den Schultern und zog ihn zu mir hinauf. "Hör auf, Jui, das ist doch... blöd so." Ich seufzte und schüttelte den Kopf, ehe ich mein Gesicht in seiner Halsbeuge vergrub. "Mann, immer kommen die Erinnerungen zu so komischen Momenten... bist du mir böse?", fragte ich vorsichtig und griff vorsorglich nach seiner Hand, in der Hoffnung, dass er sie mir nicht gleich wieder entziehen würde. Wir waren ein tolles Paar, fand ich. Trotzdem scheiterten wir ständig an irgendwelchen Stellen und ich fürchtete, dass das ein schlechtes Omen war. "Am besten, wir machen es nicht mehr auf der Couch, das bringt Unglück!" Jui Mit großen Augen sah ich ihn an. Ich war zugegebenermaßen etwas abgelenkt, von seinem nackten, erregten Körper. Ob ich ihm böse war? Nein, das ganz bestimmt nicht. Ich schüttelte den Kopf, sodass er es spüren konnte, wenn er es schon im Moment nicht sah. Nicht auf der Couch? Dieses Problem konnte man doch lösen. "Naja, im Bett waren wir doch bis jetzt ganz erfolgreich. Komm mit!", sagte ich motiviert und zog ihn mit mir nach oben, und schliff ihn fast schon ins Schlafzimmer. Kaum hatte er sich auf das Bett gelegt, entkleidete ich mich vollständig und hockte mich auf seinen Schoß. Meine Hände wanderten unruhig über seine Brust, liebkosten die weiche, glatte Haut, während ich ihn erneut gierig küsste. Jun Seufzend schloss ich die Augen erneut, während wir uns küssten und so zärtlich, aber doch voller Begierde berührten. Jui machte mich wahnsinnig! Er schien immer ganz genau zu wissen, was er tat und was jede einzelne Berührung in mir auslöste. Hatte ich mir eben noch vorgenommen, diese Sache vorerst auf sich beruhen zu lassen, um seine Würde zu wahren, so waren diese Gedanken komplett verschwunden, als Jui sich so aufreizend auf meinen nackten Unterleib setzte. So, wie er hier saß, fiel es schwer, ihn nicht einfach an Ort und Stelle zu nehmen. Nur gut, dass von heute Morgen noch alles bereit lag. Meine Hände wanderten tiefer, über seine Brust, den flachen Bauch und dann zielstrebig zu seinem Glied, das ich erst sanft streichelte und dann grob umfasste, um es auf diese Weise zu massieren. Jui Erst als Jun mich ebenfalls berührte, entspannte ich mich, denn ich hatte ihn da, wo ich ihn haben wollte. Er wollte mich, und wahrscheinlich nur mich. Seine Hände wanderten ebenfalls gierig über meinen Körper und schlossen sich um mein Glied. Ich bewegte mein Becken gegen seines, um ihn zusätzlich zu reizen. Auch er stöhnte nun, was mich nur noch stärker erregte. Auch ich sah mich auf dem Bett um und entdeckte das Gleitgel und warf es Jun zu. Er verstand und nahm es in seine Hände. Um ihn ungeduldiger zu machen, drückte ich mein Becken noch fester an seines und stöhnte ebenfalls auf. Im Moment fühlte ich es, er gehörte zu mir. Ich sah es in seinen Augen und ich meinte sogar, es in seinen Berührungen spüren zu können. Jun "Du machst mich verrückt...", hauchte ich gegen sein Ohr, ehe ich ihm sanft und spielerisch ins Ohrläppchen biss, bevor ich mich ein Stück von ihm löste, damit ich den Platz hatte, den ich brauchte, um die Tube erneut zu öffnen und den Inhalt auf meinen Fingern zu verteilen. Erst dann zog ich ihn wieder näher heran und verschloss seinen Mund mit meinem zu einem Kuss, während der erste Finger in ihn glitt. Bevor ich aber den zweiten in ihn führte, löste ich mich von seinen Lippen, damit ich ihn hörte, wenn er lustvoll aufstöhnte. Ich mochte den Klang seiner Stimme, besonders wenn diese hemmungslosen Laute ertönten. Als ich das Gefühl hatte, dass er bereit war, stieß ich den dritten in ihn, während meine Erektion voller Ungeduld und fast schon schmerzhaft pochte. Jui Ich liebte dieses Gefühl, Juns Finger in mir zu haben, so sehr, dass ich es mit geschlossenen Augen genoss, meinen Körper völlig still hielt und mich ganz den Empfindungen hingab, die er mir bescherte. Immer wieder stöhnte ich gedehnt, während seine Finger immer tiefer und härter in mich vorzudringen schienen. "Ich will mehr ...", hauchte ich, sah ihn dabei nur aus halb geöffneten Augen an, ehe ich mich von ihm löste, um in der Schublade von heute Morgen ein Kondom zu entnehmen. Da musste aber jemand neue kaufen, notierte ich mir am Rande. Diesmal öffnete ich die Verpackung selbst und bereitete ihn vor. Erst danach hockte ich mich wieder auf seinen Schoß und ließ ihn dieses Mal von unten in mich eindringen. Er war so wunderbar ungeduldig dabei - er konnte gar keinen anderen wollen als mich. Schon gar nicht Riku - stellte ich zufrieden fest. Jun Dieses Mal fiel es mir noch schwerer, mich zu bremsen, als noch heute Morgen. Am liebsten hätte ich mich sofort komplett in ihn gestoßen, doch ich ahnte, dass es ihm nur wenig Freude brachte, wenn ich zu ruppig mit ihm umging. Daher umfasste ich seine Hüfte mit beiden Händen und drückte sie Schritt für Schritt tiefer. Wie schmal sein Becken war, dachte ich fasziniert, derweil ich über seine Halsbeuge leckte, mit der Zungenspitze eine Linie über die pulsierende Halsschlagader zog, die Haut abwechselnd küsste, biss und an ihr sog, damit Jui sich entspannte, während ich schließlich mit einem letzten festen Stoß komplett in ihn eindrang. Es fühlte sich wundervoll an, so vollständig von ihm umgeben zu sein - mein Körper schien sich mittlerweile völlig nach ihrem zu verzehren und es fühlte sich an, als kämen wir uns mit jedem Stoß noch ein wenig näher. Jui Jun hatte sich genau meine Schwachstelle gemerkt, der Hals. Ich erzitterte und verspannte mich stöhnend als seine Zunge so quälend langsam meine Halsschlagader entlangfuhr. Meine Hände vergrub ich in seiner Brust, kratzte auch etwas darüber, während er mich leicht biss. "Mehr...", keuchte ich erregt, drückte meinen Hintern tief in seinen Schoß, ihn so weit wie möglich in mich aufnehmen wollend. Schmerz verspürte ich keinen, doch ich wusste, dass ich nicht lange durchhalten würde, wenn ich mich weiter so reizen ließe. Also reckte ich meinen Oberkörper in die Höhe, wo Juns talentierte Zunge ihn nicht erreichen konnte und begann mich auf ihm zu bewegen, ihn zu reiten. Dabei stöhnte ich immer und immer wieder laut auf, vergaß mich völlig in der Bewegung und in der Lust, während Juns Hände sich in meiner Hüfte verkrallten und mich antrieben, mich immer schneller zu bewegen. Jun Mittlerweile hatte sich ein dünner Schweißfilm auf unserer Haut gebildet, der schwach im Licht schimmerte, das durch die Jalousie in das Zimmer fiel. Jui legte den Kopf in den Nacken, sodass sein Kehlkopf verführerisch tanzte, während das erregende Stöhnen diesem entwich. Der Ton änderte sich, je nachdem, wie tief oder kräftig ich stieß und schon bald fand ich heraus, wie es ihm am besten gefiel. Ich wollte ihm Freude bereiten, dafür sorgen, dass er in meinen Armen glücklich wurde und spürte, dass ich auf dem besten Weg war, dieses Ziel zu erreichen. Gleichzeitig näherte auch ich mich unweigerlich meinem Höhepunkt. Mein eigenes Stöhnen mischte sich unter seines und die Hitze fühlte sich an, als würde meine Haut jeden Moment in Flammen aufgehen. Es war so intensiv, dass unser vorheriges Mal heute Morgen jämmerlich dagegen verblasste. Jui Die Hitze in mir wurde immer heftiger, immer unerträglicher. "Jun!", keuchte ich ohne richtigen Zusammenhang, während mein Körper sich unkontrolliert verspannte und nach Erlösung schrie. Jun legte seine Hand erneut um mein Glied und brachte mich so viel zu schnell zum Höhepunkt. Unkontrolliert ließ ich mich auf Juns Oberkörper sinken und blieb einfach liegen. Auch er war gekommen, doch ich ließ nicht zu, dass er sich zu schnell von mir löste. "Wir sollten dann noch duschen gehen..", schlug ich schlapp vor. Jun "Hmhm... gleich...", stimmte ich erschöpft zu, ehe ich Jui von mir hob und dann rücklings auf das Laken drückte, um mich dann mit den Ellbogen über ihn abzustützen. Ich betrachtete ihn eingehend, wobei mir der leuchtend rote Fleck an seinem Hals auffiel, der ihn wohl noch längere Zeit an unsere gemeinsame Nacht erinnern würde. Grinsend und irgendwie auch stolz, fuhr ich zärtlich über die gerötete Haut. "Jetzt kann dich keiner mehr klauen", stellte ich fest, bevor ich mich erneut zu ihm herabbeugte, um ein Stückchen tiefer erneut an der Haut zu saugen, und dann noch ein weiteres Mal etwas weiter oben. Jui sollte ja, wenn denn, auch was davon haben. Jui Juns Blicke genießend atmete ich tief ein und aus. Mein Körper fühlte sich schwach an und die Müdigkeit übermannte mich fast. Da der Mann neben mir bereits wieder an mir knabberte, stöhnte ich unwillig auf. "Lass das, sonst musst du gleich nochmal ran.", protestierte ich schwach. "Und wer sollte mich denn klauen? Ich muss eher aufpassen, dass du mir nicht abhanden kommst." Zur Bestätigung meiner Worte legte ich einen Arm um ihn und drückte ihn an mich. "Morgen sollten wir einkaufen gehen.", schlug ich vor, um ihn ein wenig abzulenken. Sonst würden wir das Bett vermutlich am nächsten Tag gar nicht mehr verlassen. Jun Nachdem ich genügend Flecke auf seinem Hals hinterlassen hatte und er zu protestieren begann, ließ ich von Jui ab und rollte mich von ihm herunter, um mich dann neben ihn zu legen. "Ach Quatsch... du hast bestimmt doppelt so viele Verehrer. Immerhin bist du Sänger. Und viel zu hübsch, um nicht von jedem begehrt zu werden!" Es war nicht einmal mein Ziel gewesen, ihm erneut einzuheizen... genau genommen glaubte ich auch nicht, dass ich eine weitere Runde durchhalten würde. Und die Peinlichkeit, im Bett zu versagen, wollte ich mir nach Möglichkeit ersparen. "Wieso denn einkaufen? Brauchen wir etwas?", fragte ich mit halbgeschlossenen Augen, während mir der Gedanke, die Wohnung verlassen zu müssen, ganz und gar nicht gefiel. Jui Lächelnd nahm ich seine Komplimente zur Kenntnis und sah ihn dabei tief in die Augen. Es war schön, zu sehen, dass er meinte, was er sagte. "Du hast auch schon gesungen, also bist du auch ein Sänger und hübsch bist du sowieso. Außerdem ist erst heute Vormittag ein Mann da gewesen um über dich herzufallen. Wer weiß aus wessen Armen ich dich als nächstes retten muss?", erwiderte ich, betont lustig. "Hmm... also das wichtigste dürften Kondome sein. Fleisch und Fisch hast du auch nicht mehr da, nur noch Gemüse, Reis und Ramen." Erneut musterte ich ihn eingehend. Die Idee, einkaufen zu gehen musste ihm nicht sonderlich gefallen, so wie er das Gesicht verzog. "Ich kann auch alleine einkaufen gehen, wenn es dir zu viel wird. Allerdings hatte ich nicht das Gefühl das die Öffentlichkeit schlimm für dich ist, als wir ins Krankenhaus gefahren sind. Oder war dir das unangenehm? Wir können auch das Auto nehmen", schlug ich vor, während ich mich aufraffte und auf den Ellenbogen stützte, um mit der anderen Hand über seine Brust zu streichen. Jun "Hm, das ist es nicht", erwiderte ich zögerlich, während ich das Streicheln auf meiner Brust genoss. Wenn es nach mir ginge, würden wir den ganzen Tag im Bett liegen bleiben, kuscheln, uns streicheln, küssen,... und ab und zu auch mal mehr. So etwas wie einkaufen hatte kaum Platz in meiner Tagesplanung. "Von Reis und Gemüse wird man auch satt. Und auf ein Kondom kann man auch mal verzichten...." Ich hatte bereits im Gefühl, dass er sich darauf nicht einlassen würde. Andererseits war er bisher meinen Bitten eigentlich immer nachgekommen und vielleicht hatte ich ja auch jetzt Glück, wenn ich es nur richtig argumentierte. "Aber sich mal einen ganzen Tag nicht anziehen zu müssen ist doch auch schön, oder? Außerdem kann dann keiner über uns herfallen!", fügte sich scherzend hinzu. Andererseits konnte dann aber auch niemand sehen, dass Jui zu mir gehörte... Jui Seine Worte schockierten mich und bestätigten mich in meinem Wunsch, weiterhin Kondome zu nutzen. "Nein, Jun. Das ist mir im Moment zu gefährlich. Du hast momentan keine Erinnerung, wann du dich das letzte Mal hast testen lassen, mit wem du seit dessen Verkehr hattest. Du wüsstest es ja gerade nicht mal, wenn du etwas hast. Sei mir bitte nicht böse, aber das Risiko besteht.", erklärte ich ihm, auch wenn er nicht ganz so glücklich darüber schien. "Ich werde einfach alleine gehen und nur Kondome kaufen, das geht schnell. 10 Minuten, dann bin ich wieder da. Du wirst es gar nicht bemerken.", schlug ich vor. "So jetzt aber ab unter die Dusche!", sagte ich und krallte mir zur Sicherheit unser vorletztes Kondom. Kapitel 6: 6. Kapitel --------------------- Jun Selbst als ich aufwachte, fühlte ich mich immer noch erschöpft. Ich wusste selbst nicht, wie ich es geschafft hatte, aber irgendwie hatten wir uns unter der Dusche noch ein drittes Mal unserer Lust hingegeben und waren dann völlig ermüdet, aber dafür sauber und zufrieden nebeneinander eingeschlafen. Heute Morgen hielt ich ihn noch immer im Arm, auch wenn er sich im Laufe der Nacht weggedreht hatte. Das Blinken meines Handys auf dem Nachtschrank zog meine Aufmerksamkeit auf sich und unterbrach meine Gedanken an gestern. Noch immer verschlafen griff ich danach und öffnete eine SMS von einem Schwarzhaarigen namens Toya. Mein Rhythmus-Gitarrist. Innerlich gratulierte ich mir dazu, irgendwann einmal alle Kontakte mit Bildern versehen zu haben. Das machte es mir einfacher, mir meine Bekannten zu merken und ich hoffte, sie auch ein bisschen kennen zu lernen, in dem ich Nachrichten mit ihnen austauschte. Eine Nachricht von Toya kam mir also gelegen. Das dachte ich zumindest, bis ich den Inhalt las. //Hallo Jun. Alles gut? Das Fotoshooting von der Cure morgen steht doch trotzdem noch, oder!? Was hast du überhaupt?// Fotoshooting? Morgen!? Unsicher darüber, was ich davon halten oder wie ich darauf antworten sollte, tippte ich Jui an. Vielleicht war er ja sogar schon ein bisschen wach... "Jui, Toya hat mir geschrieben..." Jui Mein Geist war wach. Zumindest wach genug um zu spüren, wie ausgelaugt mein Körper war. Vier Mal an einem Tag schlauchte, wenn man eine Durststrecke hinter sich hatte. Unwillig, meine Augen schon zu öffnen, knurrte ich nur, als Jun mich ansprach. Ohne nachzufragen, hielt er mir sein Handy vor die Nase. Das helle Licht des Displays brannte sich tief in meine Augen ein, sodass ich die Schmerzen noch bis in die Stirn spürte. Warum hatte er die Helligkeit auch so extrem eingestellt? Nur langsam gewöhnten sich meine Augen daran und ich konnte die Nachricht lesen. Fotoshooting ... Cure ... "Oh mein Gott, Jun, das ist wichtig! Wir müssen dahin!" Aufgeregt sprang ich in eine hockende Position, war sofort hellwach. An Schlaf war nicht mehr zu denken und mein Schmerz vergessen. Jun "Müssen wir das?" Ich verzog unwillig das Gesicht. Ich konnte mir selbst kaum erklären, warum und ob es vielleicht ein normaler Teil meines Wesens war, aber mich nervte alles, was damit zu tun hatte, sich mehr als nötig zu bewegen, sich anzuziehen, oder gar das Haus zu verlassen. Es reichte mir, hier zu bleiben, solange ich nur Jui bei mir hatte. Und letztendlich war daran doch nichts Verwerfliches - Jui liebte mich offensichtlich so wie ich war. "Ich bin doch die ganze Woche krank. Das ist wie Urlaub, hast du gesagt", erinnerte ich ihn an seine eigenen Worte, und drückte ihm dann mein Telefon in die Hand. "Antwortest du ihm so, wie ich antworten würde? Oh, und wegen der Frage, was ich habe, was sagen wir da? Grippe oder so?" Und was zum Teufel ist eine Cure!? Bevor ich die Frage stellte, fiel mir auf, dass es mich eigentlich nicht interessierte. Wenn ich genauer darüber nachdachte, fiel mir auf, dass mich außer Jui und Sex mit Jui nichts besonders interessierte. Doch selbst dazu wäre ich jetzt zu müde. Jui Mit weit geöffneten Augen starrte ich Jun an. Das Gesagte musste ich erst einmal verdauen, atmete ein paar Mal tief ein und aus. "Jun... ich weiß es ist gerade schwer für dich. Aber dieses Shooting ist sehr sehr wichtig. Die Cure ist ein so berühmtes Musikmagazin, wir können froh sein, dass die uns überhaupt ablichten wollen", erklärte ich und nahm seine Hand in meine. "Ich verspreche dir, ich werde alles tun, um es dir zu erleichtern, wenn du willst können wir auch eine Krankheit vorspielen, wobei ich dann eher zu einem verstauchten Handgelenk oder so tendieren würde ... Bitte, das ist vielleicht unsere einzige Chance!" Gut, der letzte Satz war übertrieben, aber generell war es unhöflich, so spät abzusagen und ich glaubte nicht, dass wir dadurch Pluspunkte sammelten. Jun Ich fragte mich, wie der Jun mit Erinnerungen darüber dachte. Ob ihm diese Sache genauso wichtig wäre wie Jui oder Toya, oder ob es ihm so wenig bedeuten würde wie mir im Moment. Natürlich hatte ich das Video von unserer Band gesehen. Hatte gesehen, wie es mich mit Freude erfüllte, auf einer Bühne und einem großen, jubelnden Publikum zu stehen... aber wenn man es genau betrachtete, war das in meinen Augen nur ein Fremder, dem ich noch nie begegnet war. Es war fast so, als hätte ich mir ein Konzert von IRGENDEINER Band angesehen. Die Musik hatte mir gefallen, aber sie bedeutete mir nichts. Nur Jui, der mich schon beinahe anflehte, bei der Sache mitzumachen, war der Grund, warum ich schließlich widerwillig nickte. Ich konnte mir zwar nicht vorstellen, wie das ablaufen sollte, aber irgendwie würde es wohl werden.... "Wenn du meinst, dass ich das hinkriege..." Ich zuckte mit den Schultern. Jui Er hatte zugestimmt. Erleichtert seufzte ich auf. "Ja, du schaffst das, ich zeig dir deine typischen Posen und helfe dir beim Anziehen! Geschminkt werden wir, da haben wir keinen Einfluss drauf. Du möchtest nicht, dass die anderen es rausfinden, habe ich Recht?", fragte ich ihn und er nickte nur stumm. "Auch dabei werde ich dir helfen. Ich bringe dir alles bei, was du wissen musst. Vertrau mir!", sagte ich schnell und rückte wieder näher zu ihm auf, sodass er seinen Kopf an meine Schulter legen konnte, was er auch tat. Sanft legte ich meine Arme um ihn. "Komisch, sonst bin ich immer der Stubenhocker von uns beiden...", erklärte ich schmunzelnd, als mir auffiel, dass ich ihn sowohl von der Notwendigkeit des Einkaufens, als auch des Fotoshootings überzeugen musste. Jun "Stubenhocken ist ja auch viel schöner als arbeiten, oder nicht?", fragte ich, nicht ganz ernst gemeint, während ich seine Nähe genoss. "Vielleicht wäre ich ja auch motivierter, wenn du nicht nackt neben mir sitzen würdest. Wie soll man denn da noch Lust haben, rauszugehen?" Wie um meine Worte zu unterstreichen, platzierte ich einen flüchtigen Kuss auf seiner Stirn. Na ja, vielleicht machte es ja sogar ein bisschen Spaß, sich diese Sachen von Jui beibringen zu lassen, überlegte ich schließlich. Und selbst wenn nicht - solange ich in diesem Zustand war, schadete ein bisschen Nachhilfe vielleicht gar nicht mal. Ich nahm mein Handy schließlich wieder zur Hand, um meine Nachricht zu beantworten. //Was muss, das muss! Mir geht's gut, und dir?// Jui Im Anbetracht dieser Begründung musste ich wirklich lachen. "Jetzt wo du es sagst ... da könntest du Recht haben..." Ein letztes Mal drückte ich ihm einen Kuss auf die Lippen, strich verführerisch über seine Brust und erhob mich. Wenn er sich so nackt an mich kuschelte, war er schon recht verführerisch, sodass ich mir schnell wieder Shorts überzog. "Du solltest dir auch etwas anziehen!", wies ich ihn an, als er noch immer so verführend nackt auf dem Bett saß und eine SMS schrieb. "Stehst du gleich mit auf, oder soll ich schnell in die Drogerie flitzen?", fragte ich, während ich mich anzog und versuchte, dem Drang zu widerstehen, Juns nackte Haut zu berühren. Jun Die Gelegenheit, einfach liegen zu bleiben, war günstig und doch dachte ich an gestern und befand es besser, Jui dann doch zu begleiten. Denn kaum hatte ich meinen Freund gestern aus den Augen gelassen, war da plötzlich dieser Fremde aufgetaucht, der mich erst flachlegen wollte, dann gehässig zu Jui war und am Ende doch wieder kuschelig wurde. Meine eigenen Stimmungen waren schon verwirrend genug - da musste ich mich nicht noch mit denen anderer beschäftigen. Ich entschied, dass allein sein schlimmer war als raus zu gehen. "Lass mich nicht allein", bat ich daher und raffte mich dann auf, obwohl es mich Überwindung kostete. "Noch so einen komischen Besuch halte ich nicht aus. Außerdem will ich nicht, dass dich einer wegfängt, wenn du allein draußen herumschleichst!" Ich trottete zu meinem Schrank und suchte mir Kleidung heraus. Ich entschied mich für eine halblange Jeans, witzige Socken und einem übergroßen weißen T-Shirt mit buntem Aufdruck. "Nimmst du mich so mit?" Jui Als ich meine restliche Kleidung zusammen suchte, erhob auch Jun sich. Mit einem Mal wollte er mich unbedingt begleiten. Es war mir recht, frische Luft war sicherlich gut für ihn. "Klar kannst du mitkommen, wenn du dich anziehst. Nackt nehme ich dich nicht mit, das lenkt zu sehr ab!“, versuchte ich ihn auf witzige Weise zu beruhigen. Er war auf einmal so verängstigt und klein. Das kannte ich noch gar nicht so wirklich von ihm. "Keine Sorge, mich hat 30 Jahre keiner weggeschleppt, da fangen sie jetzt auch nicht mehr damit an." Ich beobachtete seine Kleidungswahl, die schon wieder etwas typsicher für ihn war, was mich beruhigte. "Natürlich nehm ich dich mit, komm." Dazu hielt ich ihm meine Hand hin und wir gingen in den Flur, um unsere Taschen zu nehmen und die Schuhe anzuziehen. "Wie geht‘s eigentlich deinem Kopf?", fiel mir plötzlich ein. Ging es ihm überhaupt gut? Jun Ich schlüpfte in die grünen Boots, ließ dabei aber die Schnürsenkel offen, weil es meiner Meinung nach einfach cooler aussah. "Schon besser", antwortete ich auf seine Frage bezüglich meiner Kopfschmerzen. Tatsächlich hatte sich mein allgemeiner Zustand inzwischen merklich verbessert. Ich konnte mir auch gut vorstellen, wer der Grund dafür war. Ich warf einen prüfenden Blick auf den Rand seines T-Shirts, dorthin, wo sich dunkle Flecken deutlich von seiner weißen Haut abhoben. Man sah sie nicht alle, da einige Stellen von seinem T Shirt bedeckt waren, doch das, was man sah, reichte mir aus, um einmal mehr das Gefühl zu haben, dass er mir gehörte. Ob er allerdings schon bemerkt hatte, was er mit sich herumtrug, wusste ich nicht. "Einmal ist immer das erste Mal. Aber keine Sorge, ich pass auf, dass dir keiner zu nahe kommt!" Ich grinste und hängte mir meine Tasche um, um dann mit ihm das Haus zu verlassen. Aber so richtig Lust hatte ich immer noch nicht. Jui Kurz bevor wir die Wohnung verließen, musterte er mich einen langen Moment. Ich wusste nicht warum, und ignorierte es. Noch immer hatte ich das Gefühl, mich beeilen zu müssen, damit Jun bald wieder nach Haus kam, deswegen gingen wir schnellen Schrittes in den gewünschten Laden und standen nur wenige Minuten später vor dem Kondomregal. Zielsicher suchte ich die Sorte und Marke heraus, die sich in seinem Nachtschrank befunden hatte. "Die hier, nehme ich an?", versuchte ich ihn zumindest ein bisschen in die Entscheidung einzubeziehen. Er wurde etwas rot und nickte zustimmend. Ich grinste und zog ihn zur Kasse, um zu bezahlen. "Siehst du, und jetzt geht es schon wieder nach Hause", munterte ich ihn auf. Jun "Du bist echt cool", stellte ich anerkennend fest, als wir das Geschäft verließen und wieder die belebte Hauptstraße betraten. Ich wusste nicht genau, ob es nur mir so vorkam... aber ich fand, dass die Leute schon auffällige Blicke zu uns geworfen hatten, als wir beide am Regal mit den Kondomen standen. Bevor wir den Laden betreten hatten, hatte ich sogar darüber nachgedacht, mich direkt vor dem Regal an ihn zu schmiegen, aber irgendwie war mein Schamgefühl dann doch zu groß gewesen. Und diejenigen, die uns da zusammen gesehen hatten, hatten sich vermutlich auch so ihren Teil gedacht. "Hast du den Blick von der Kassiererin gesehen? Die wusste gleich, dass wir die zusammen benutzen!" Nun, das lag vielleicht auch daran, dass Jui mich zur Kasse gezogen hatte. "Aber jetzt, wo wir schon einmal unterwegs sind, hab ich doch Lust auf Fisch..." Jui "Warum denn das?", fragte ich verwundert, als wir uns auf dem Rückweg befanden. "Ach, so kommt einen das immer vor wenn man Kondome kauft. Wir haben uns schon einmal einen Spaß gemacht. Du hast Kondome in Übergröße gekauft und der Verkäuferin sind fast die Augen rausgefallen!", erklärte ich lachend und stupste ihn mit meiner Schulter an. Verwundert musste ich feststellen, dass er mit einem Mal doch Appetit auf etwas hatte. "Gut, dann gehen wir jetzt noch in den Supermarkt, du suchst dir was aus und ich koche nachher etwas Gutes", schlug ich vor. Wie ich feststellte, musste er mir wohl wirklich verziehen haben, nichts an ihm deutete darauf hin, dass er mir noch böse sei. "Du bist so niedlich", sagte ich ihm. Einfach nur so, ohne Grund. Kapitel 7: 7. Kapitel --------------------- Riku Schweigend starrte ich in mein Whiskeyglas, das sich wie von selbst zu leeren schien. Überall um mich herum erklangen die Stimmen irgendwelcher Leute, die sich miteinander unterhielten, wenn man es denn so nennen wollte. Viel mehr als das schrien sie sich regelrecht über die laute Musik hinweg an oder lachten viel zu laut über irgendwelche Scherze. Ich runzelte die Stirn und sah mich in dem Club um. Das Gute war, dass sich hierhin kaum Bekannte verirrten und ich mehr oder weniger anonym war und anonym meine Beute jagen konnte. Doch bisher war auch nichts Ansprechendes dabei, wenn ich das richtig sah. Wieder einmal fiel mir auf, dass ich Jun vermisste. Schon das zweite Mal heute, denn auch beim Aufwachen hatte ich plötzlich an ihn denken müssen. Wie ich es auch drehte und wendete - es nervte mich, dass Jun seine Erinnerungen verloren hatte und nicht hier war, wenn ich ihn brauchte. Normalerweise hätte ich an einem Abend wie diesem auf ihn zurückgreifen können, obwohl ich wusste, dass das auf Dauer nicht gut für uns war – für ihn sogar schlechter als für mich. Genervt griff ich nach meinem Glas, trank einen weiteren Schluck daraus und meine Hand fuhr wie von selbst in meine Hosentasche, dorthin, wo ich das kleine Tütchen mit den weißen Kristallen verstaut hatte. Ich war ja selbst Schuld. Hätte ich besser aufgepasst, wäre er heute Abend auch hier bei mir und nicht bei diesem Jui... wenngleich Jui im Endeffekt wirklich die sicherere Variante für den pinkhaarigen Gitarristen war. Chiyu Mein Kopf war leicht, so wunderbar leicht und doch so schwer, dass ich ihn kaum halten konnte. Endlich schmerzte er nicht mehr, das ständige Stechen war verschwunden, auch wenn ich stattdessen spürte, wie mein Gang immer schwerer zu kontrollieren war. Ich befand mich in meinem Lieblingsclub. Leider ohne Freunde, denn mal wieder hatte keiner Zeit für mich. Musste ich meinen Kopf also alleine leeren. Durch halbdunkel und ein paar bunten, nur Sekunden andauernden Blitzen, schob ich mich durch die undeutbare Massen an Tanzenden. Mein Ziel war die Bar. Dort bugsierte ich meinen Körper zwischen den Sitzenden an die Bar und wollte das nächste Bier bestellen. Wobei, diesen blonden Haarschopf kannte ich doch! "RIKU!", rief ich und begrüßte ihn überschwänglich. "Ich freu mich dich zu sehen! Lass uns zusammen Spaß haben!", sagte ich noch immer laut und wusste, er würde mich verstehen. Ich wollte mich vollständig abschießen, nichts mehr wahrnehmen, auch nicht die Hitze, die Bässe und das grelle Licht. "Du hast auch was gut bei mir!", zwinkerte ich, während ich einen Arm um seine Schultern legte, um besser stehen zu können. Riku Es dauerte einen Moment, ehe ich erkannte, wer mich so unverhofft ansprach und schamlos vor allen Leuten in eine Umarmung zog. Als ich dann aber sein Gesicht zuordnen konnte, wunderte mich gar nichts mehr. Chiyu, natürlich Chiyu. Kaum ein anderer meiner Bekannten kam bereits so schwankend in einen Club herein. Zumindest hatte ich keinen Zweifel daran, dass sich mit seinem Auftauchen gleichzeitig meine Suche nach einem geeigneten Notnagel erledigt hatte. Nun, vorausgesetzt, er hielt überhaupt so lange durch... "Ach, du", antwortete ich, ehe ich einen weiteren Whiskey mit Cola für mich und einen für ihn orderte. "Und ich dachte schon, ich komme nie mehr auf meine Kosten", fügte ich grinsend hinzu, nachdem ich meine Bestellung aufgegeben hatte und mich ihm nun wieder zuwandte. "Was gibt es Neues?" Chiyu Ein wenig enttäuscht nahm ich das gemischte Getränk an und leerte die Hälfte davon in einem Zug. Einen winzigen Moment wurde mir schwindelig, dann war alles wieder gut, die Welt etwas heller und ich eigentlich gut drauf, wenn da nicht seine Frage gekommen wäre. "Was soll schon los sein? Noch 2 Monate kann ich Miete zahlen, danach muss ich mir Arbeit suchen. Und dafür musste ich meine Yamaha verkaufen! Mein Baby...", schluchzte ich laut über den Verlust. "Ich vermisse mein Baby ...", wiederholte ich noch einmal, ehe ich meine Hand auf seinen Oberschenkel legte, um etwas zu ertasten. Vielleicht hatte er etwas, was mir helfen konnte, immerhin gab es so das ein oder andere Gerücht über ihn. Wirklich! In seiner Hosentasche befand sich ein Plastiktütchen. "Komm schon, was muss ich tun, damit du mir was abgibst?", fragte ich nach. Ich wollte vergessen, ganz besonders wenn ich an meinen geliebten Schatz dachte, der jetzt von einem anderen gefahren und vielleicht nicht halb so sorgfältig und sanft behandelt wurde wie von mir. Heute war Alkohol einfach nicht genug. Ich brauchte mehr, egal wovon. Riku Ich grinste, als mir bewusst wurde, dass ich ihn in der Hand hatte. Eigentlich war ich kein Freund davon, meinen eigenen Stoff mit anderen zu teilen, immerhin konnten die besseren Sorten mich ein halbes Vermögen kosten, aber manchmal gab es tatsächlich Momente, in denen ich in Erwägung zog, etwas abzugeben. Manchmal war es sogar zum eigenen Vorteil, besonders dann, wenn man nicht sofort damit rausrückte. Ich schob seine Hand von meinem Bein, betrachtete ihn über den Rand meines Glases, ehe ich es zurück stellte. "Das mit deinem Motorrad tut mir Leid", sagte ich, obwohl es mich eigentlich nicht besonders interessierte. "Aber du findest bestimmt wieder eine Band und dann kaufst du dir ein Neues." Ich blickte mich in dem Club um und erkannte, dass in der hinteren Ecke noch Platz für uns beide war. Stille Ecken waren mir bedeutend angenehmer, als solche Gespräche im Zentrum des Raums zu führen. Ich nickte mit dem Kopf in die entsprechende Richtung und beugte mich dann näher zu ihm vor. "Bevor du hier noch weiter alles ausposaunst, lass uns nach hinten gehen." Chiyu Nach und nach musste ich feststellen, wie ich wieder nüchterner wurde und knurrte unwillig, als Riku mich in eine Ecke zog, wo wir uns an einen Tisch setzten. Scheinbar würde ich nicht so schnell an den Inhalt in seiner Hosentasche kommen. Was er wohl dabei hatte? Ecstasy? Chrystal? Ich wusste es nicht. Es war ein Tisch mit Bank, sodass ich mich gleich neben ihn gesellte. "Bist du mir böse?", fragte ich ihn, da sein Ton doch etwas unterkühlt war. Er schüttelte den Kopf. "Was machst du so?", fragte ich, da mir auffiel, dass wir uns doch einige Wochen nicht gesehen hatten. "Nichts Besonderes. Proben, feiern. Jun hat sich vor ein paar Tagen total abgeschossen, der liegt jetzt im Bett und ich hab keine Gesellschaft mehr", erklärte er. "Oh, dann kann ich dir helfen! Meine Freunde verderben mir in letzter Zeit jeden Spaß. Dauernd wollen sie zuhause bleiben!", klagte ich ihm mein Leid. Riku "Dann geht es uns ähnlich", stellte ich fest und betrachtete ihn nun, da wir ungestört waren, ausgiebiger, um dann festzustellen, dass er tatsächlich keine üble Wahl war, falls keine Frau mehr auftauchen sollte. Doch dass er allmählich wieder klarer wurde, gefiel mir nicht besonders gut, deshalb stieß ich mit meinem Glas leicht gegen seins, um ihn zum Trinken zu animieren. "Prost." Zufrieden beobachtete ich, wie er weiter trank. "Zu der anderen Sache... was meinst du, habe ich davon, wenn ich dir etwas von meinem teuer erstandenen Zeug abgebe? Nur deine Dankbarkeit? Oder hast du mehr als das zu bieten?" Chiyu Seiner Aufforderung folgend nahm ich einen großen Schluck des Glases, sodass es sich fast leerte. "Was hast du überhaupt dabei? Du redest ja als wäre es Kokain", schmunzelte ich und lehnte mich etwas an ihn. Jetzt hieß es wohl irgendwie niedlich sein. Masato konnte das ganz gut. Wie hatte er es gemacht? Große Augen und die Unterlippe vorschieben ... musste bei mir doch auch gehen, auch wenn der Gedanke an Masato in meinem Herzen wehtat. "Hmm ... ich hab nicht viel ... außer meiner Arbeitskraft... ich könnte deine Wohnung putzen und aufräumen, oder willst du vielleicht Bass spielen lernen?", überlegte ich laut. "Was meinst du? Ist was dabei? Wenn nicht, musst du was vorschlagen ... ich bin zu dumm ... oder zu betrunken...", überlegte ich laut und liebäugelte erneut mit meinem Glas, ehe ich es restlos leerte. Riku "Wohnung putzen und aufräumen", wiederholte ich mehr in Gedanken als dass ich wirklich mit ihm sprach. Und je länger ich darüber nachdachte, desto besser gefiel es mir. Vielleicht konnte er sich wirklich nützlich machen. Außerdem ging ich davon aus, dass er mir dann sicherlich auch für andere Sachen zur Verfügung stand. Und wenn er mich so ansah wie jetzt, wollte ich auch dies gerne mal mit ihm probieren. "Das klingt gar nicht übel." Ich leerte mein Glas ebenfalls und schob dann beide an den Rand des Tisches. "Ich hab Chrystal hier. Aber nicht irgendwelchen Scheiß aus China. Sondern GUTES... Teures. Das Zeug ist mehr wert als dein ganzes Outfit zusammen. Also erwarte ich auch etwas von dir." Ich zweifelte nicht eine Sekunde daran, dass er mir sowieso zustimmen würde. Ich meinte, an seiner Miene bereits erkennen zu können, dass ich mit so ziemlich JEDER Forderung Erfolg haben würde, weil er den Stoff sowieso wollte. Somit ich die Variante, die ich gewählt hatte, wirklich human. "Erst einmal holst du uns neue Getränke... und dann kommen wir zu den Details, einverstanden?" Um ihn ein wenig zu motivieren, legte ich ihm eine Hand auf die Schulter, drückte sie leicht. Chiyu Ich war froh, dass ihm mein Vorschlag gefallen hatte und so lächelte ich gleich etwas mehr. Auch die Aussicht auf besonders guten Stoff spornte mich an. Ich freute mich auf die schöne Zeit, die wir zusammen haben würden. Augenblicklich sprang ich auf, als Riku mir auftrug, neue Getränke zu holen. Rikus Getränk war noch nicht leer, sodass ich nur mein Glas mitnahm. Auf die kurze Frage, ob es noch einmal das gleiche Getränk sein sollte, nickte er. Ich beeilte mich damit, an der Bar nach vorne zu gelangen und meine Bestellung aufzugeben, sodass ich recht bald wieder bei Riku am Tisch war. Nach einem weiteren gemeinsamen Schluck, wobei Riku noch immer an seinem ersten Glas hing, begann ich nach den Details zu fragen. "Also aufräumen und putzen... ich habe gehört deine Wohnung ist auch nicht sehr groß, ich kann gerne mehrmals kommen, hab ja Zeit!" Dabei nahm ich noch einen Schluck, erleichterte meinen Kopf wieder, da ich zwischendurch doch wieder sehr mit aufkeimender Nüchternheit zu kämpfen hatte. Riku Zugegeben, es gefiel mir von Minute zu Minute besser, dass wir uns heute getroffen hatten. Beinahe war ich sogar schon froh, dass Jun nicht dabei war. Der hätte doch nur wieder versucht, sich interessant zu machen, um mir meine Chancen bei anderen zu verderben. Außerdem wollte er zu viel von mir. Chiyu hingegen wollte nur den Stoff in meiner Tasche - und das war mir deutlich angenehmer, schließlich brauchte ich mich dann nicht für ihn oder irgendwelchen Herzschmerz verantwortlich fühlen. "Also gut. eine Woche Hausputz. Und ich bestimme, wann du kommst. Manchmal habe ich nämlich Besuch, da will ich nicht gestört werden. Für jedes Mal, dass du Zeug von mir schnorrst, arbeitest du eine Woche länger. Und wenn ich eine Frau kennen lerne, hier oder woanders, verziehst du dich, verstanden? Ich hab keinen Bock, für schwul gehalten zu werden." Ich griff nach dem neuen Glas, trank einen Schluck daraus und zog dann sein Glas zu mir. "Soll ich es da rein machen oder wie willst du es?" Chiyu Freudig stimmte ich zu. Eine Woche lang putzen würde mich sicherlich gut ablenken. "Ich stehe immer zu Verfügung!", stimmte ich zu und freute mich über unsere Übereinkunft. Und dass ich mich rarmachen würde, wenn er mit einer Frau flirtete. Ich wollte ihm doch nicht die Tour versauen. Einen Moment lang dachte ich nach, entschied mich aber dann doch für den Konsum im Glas, immerhin wurden in diesem Club nur sehr selten offen Drogen konsumiert. So war es einfach unauffälliger. Er würde nicht merken, dass ich so etwas zum ersten Mal tat. Er dosierte meinen Anteil, während ich meinen Blick durch den Club schweifen lies. "Hier, trink", sagte er leise und schob mir das Glas wieder zu. Ich tat, was mir gesagt wurde und trank das Getränk in wenigen Zügen vollständig, ehe ich den Kopf in den Nacken legte und die Augen schloss. Der Alkohol tat seine Wirkung und mir wurde kurz schwindelig. Allerdings war es ein angenehmes Gefühl. Es nahm mir die Kontrolle. "Bist du heute auch hier um eine Frau aufzureißen?" fragte ich ihn interessiert. Riku Nachdem Chiyu versorgt war, gab ich ein wenig von dem Pulver auch in mein Glas. Ich wollte nicht übertreiben - nur so viel, dass ich den Abend positiver verbrachte als im Moment. Zwar hatte ich dank meines einigermaßen klaren Verstandes einen unvergleichlichen Fang gemacht, aber noch immer war meine Laune düsterer als sie sein sollte. Ich hoffte, mit ein bisschen Nachhilfe mehr Unterhaltungswert zu bekommen. "Auch? Ich erwarte, dass du dir heute Nacht keine suchst", schnarrte ich ihn an, ehe ich mich ebenfalls mit geschlossenen Augen zurück lehnte und nebenbei meine Tüte zurück in die Hosentasche stopfte. Ich wartete einen Moment, schweigend, und begann dann, die Geräusche um mich herum intensiver wahrzunehmen. Da war diese Gruppe junger Leute am Nebentisch, die wie verrückt lachte und plötzlich hörte ich neben den hämmernden Bässen aus den Lautsprechern auch Feinheiten, eine weibliche Stimme... ein Lied, das ich gut kannte. Ruckartig stand ich auf. "Los, komm tanzen! Das wird lustig!" Chiyu Mit der Zeit veränderte sich meine Wahrnehmung. Immer weniger konnte ich auf mich achten, auf meine Empfindungen reagieren, doch meine Umwelt wurde immer klarer, immer lauter. Frauen kicherten, die Lichter blitzten in immer bunteren Farben und die Musik kam mir immer weniger schlimm vor. Ohne sich zu wehren, ließ ich mich von Riku auf die Tanzfläche ziehen und von der Musik bewegen. Bald schon kreisten meine Hüften, Riku wich nicht von meiner Seite und ich begann, mich wirklich gut zu fühlen. Riku musste ein toller Freund sein, wenn ich mich bei ihm so wohl fühlte. Grinsend nahm ich zur Kenntnis, wie er mich etwas näher an sich zog, als ich wohl abzudriften drohte. Eben war er noch ganz weit weg und nun so nah, die Lichter tanzten hinter seinem Kopf und die Farben verschwammen zu einer großen, bunten Masse. Leise, versuchte ich den Text des Liedes zu singen, dass ich bis eben wahrscheinlich nicht einmal gekannt hatte. Riku Ich lachte auf, als ich hörte, wie Chiyu irgendetwas zu der Musik sang, die wir gerade hörten und hielt es für eine gute Idee, ebenfalls mitzusingen. Und so schloss ich mich ihm an, sang irgendetwas auf Englisch und war stolz auf mich, als ich feststellte, dass dies fast nach einem Muttersprachler klang, obwohl ich keine Ahnung hatte, was ich da sang. Dazu wirbelte ich auf der Tanzfläche herum und fand, dass nur noch die Kameras fehlen, die meine Choreografie direkt für ein Musikvideo festhielten. Ich war mir sicher, dass die Menschen um mich herum dasselbe dachten und genoss dieses Gefühl, das starke Selbstbewusstsein und den Spaß, den es mit sich brachte. Ab und zu warf ich einen Blick auf Chiyu, um mich zu vergewissern, dass er noch bei mir war und als auch der letzte Rest Vernunft wich, tanzte ich mich nah an ihn heran, griff mit beiden Händen nach seinem Hintern und stieß mein Becken gegen seins, damit sie gemeinsam im Takt der Musik kreisten. Chiyu Lachend nahm ich seinen Gesang zur Kenntnis und verstärkte meinen eigenen. Dann spürte ich Hände auf meinen Hintern, die irgendwie ganz angenehm waren, ich schnurrte leise und lehnte mich an den Mann, der vor mir, ganz dicht, stand. Irgendwann stellte ich fest, dass es Riku sein musste, sein herber Duft stieg mir in Nase und berauschte mich. Hatte er immer so gut gerochen? Egal. Sein Gesang schien nicht mehr aufhören zu wollen und so kicherte ich leise, während ich meine Arme um seine Schulter legte. Irgendwie wollte ich nicht so richtig stehen, denn auf mein Becken wurde ein komischer Druck ausgeübt. "Danke, Kleiner!", flüsterte ich ihm zu, nicht nur, weil er mir gerade bei der Findung meines Gleichgewichtes half, sondern auch, weil er mir so einen wundervollen Abend bescherte. Wahrscheinlich würde er das 'Kleiner' nicht gern hören, aber ich fand es lustig und legte meine Hand auf seinen Haarschopf, weil er so klein war. Riku Augenblicklich verkrampfte etwas in mir, als mir klar wurde, was er gerade gesagt und getan hatte. Er war von MIR abhängig und schuldete mir mehr Respekt, fand ich. Also ließ ich ihn los, griff grob in sein Haar und zog ihn so nah an mich heran, dass ich ihm etwas zuflüstern konnte. "Ich will, dass du heute Nacht für mich putzt! Und dann zeig ich dir einen kleinen Riku!" Ich war mir selbst nicht ganz sicher, ob es ein Scherz oder eine Drohung war. Um mich nicht länger mit der Frage beschäftigen zu müssen, ließ ich ihn nun vollständig los und tanzte zum nächsten, noch besseren Lied allein durch den Saal. Chiyu Angetan stöhnte ich auf, als er so fest an meinen Haaren zog. Es fühlte sich gut an. Das verwunderte mich allerdings. War Rikus Chrystal so gut, dass selbst Schmerzen angenehm und wünschenswert wurden? Meine Haut kribbelte, selbst als er mich losließ, und jagte mir Schauer über den Rücken. Es fühlte sich wirklich gut an. "Heute Nacht?", wiederholte ich, mehr zu mir selbst als zu ihm. Denn er war für einen Moment verschwunden. Na, wenn er meinte, dass ich das jetzt noch konnte... Allerdings klang es auch fast so, als würde ich diese Nacht nicht alleine sein, denn ich würde putzen und danach einfach bei ihm auf dem Boden schlafen. Das würde sicher lustig werden. Trotzdem hielt ich es für eine gute Idee, ihn zu suchen, obwohl er nicht weit entfernt von mir seinen Körper bewegte. Ich schlich mich von hinten an, beugte mich erneut zu ihm herunter. "Aber erst tanzen wir noch, oder?", fragte ich unnötigerweise. Er sollte meine Freude, meine gute Laune sehen, jeder sollte Sie sehen, auch die, die mich verlassen hatten. Mir ging es endlich wieder gut! Riku "Wenn du artig bist...", antwortete ich geheimnisvoll, ließ mich aber auf einen weiteren Tanz mit ihm ein. Wieder presste ich meinen Körper an seinen, bewegte mich dabei so erotisch wie ich eben konnte. Zumindest so lange, bis mein Blick auf ein Paar in unserer Nähe fiel - es waren ein Mann und eine Frau, jünger als ich und viel schamloser. Ich sah, wie er sie an eine Wand presste und ihr halb die Kleidung vom Leib zerrte, was mich direkt auf eine Idee brachte. Kurzerhand ergriff ich ihn erneut, ließ meine Hand zwischen seine Beine schnellen und verschloss seine Lippen mit einem nicht gerade zärtlichen Kuss. Chiyu Erschrocken hielt ich still. Er küsste mich, einfach so. Weit weniger zärtlich als eine Frau es tun würde, doch es war intensiv und auch im gewissen Maße erregend. Ich stöhnte auf, als eine Hand plötzlich begann, mich zu reizen. Meine Knie wurden weich, weshalb ich mich auf Riku stützte und leise knurrte. Das fühlte sich auch gut an und ich wollte mehr davon, auch wenn es vielleicht komisch war, dass es Riku war, der das tat. Allerdings auch irgendwie angenehm, eine Frau hätte sich nicht so dominant benommen. Riku drängte mich an die nächste Wand und setzte fort, was er angefangen hatte. Ungeduldig warf ich den Kopf in den Nacken, Rikus Hände verschwanden jetzt sogar in meiner Hose und erregten mich noch stärker. Was hatte das zu bedeuten? "Was machst du?", fragte ich unkonzentriert und senkte meinen nun schweren Kopf. Alle meine Glieder schienen ein ungeheures Gewicht zu haben, gleichzeitig fühlte es sich noch immer angenehm an. Wie alles, was er tat. Riku "Na, was wohl? Ich besorg's dir!", knurrte ich und umfasste sein Glied fester. Er schien nicht allzu schlecht bestückt zu sein, aber natürlich nicht so gut wie ich. Gut so. Ich mochte keine Männer, die ein größeres Glied als ich hatten - das kratzte an meinem Selbstwertgefühl. Gleich groß oder ein bisschen kleiner hingegen war perfekt! Gerade wollte ich unter sein T-Shirt fassen, als mich etwas in den Rücken stieß. Vor Schreck verlor ich das Gleichgewicht, strauchelte und stieß unsanft mit Chiyu zusammen. Sofort riss ich den Kopf herum, um zu sehen, wer der Übeltäter war und erkannte drei Typen, die sich vor uns aufbauten. "Ey, ihr Schwuchteln, habt ihr kein zu Hause?!", sagte der in der Mitte, der Größte von ihnen, obwohl sie alle größer waren als ich. Ich zog meine Hand aus der Hose des Bassisten und drehte mich zu ihnen um, versuchte, mich einigermaßen vor ihnen aufzubauen. Ich verschränkte die Arme vor der Brust, um die Muskeln meiner Oberarme besser zur Geltung zu bringen. Das waren doch alles nur Kinder mit Tattoos, dachte ich und reckte mein Kinn. "Was wollt ihr denn!? Verpisst euch!", entgegnete ich und erkannte bereits an ihrer Haltung, dass sie nicht weniger aggressiv waren als ich. "Komm mit raus, dann klären wir das vor der Tür!", schlug der Große vor und ich erwiderte: "Hast du Angst, hier vor allen Leuten was auf die Fresse zu kriegen!?" Nicht mal eine Sekunde später spürte ich einen dumpfen Schmerz auf meiner Wange und geriet abermals ins Straucheln, doch mein Schlag traf dennoch zielsicher die Nase meines Gegenübers. Und dann brach das Chaos aus. Chiyu Einen Moment brauchte ich um zu realisieren, was los war. Riku wurde von mir weggezerrt, während drei Männer abwechselnd auf ihn einschlugen, oder war es nur einer? Unkoordiniert stolperte ich vorwärts, hatte keine Angst, musste es nur stoppen. Den Schlägern wendete ich den Rücken zu, während ich Riku in meine Arme zog. Seinen Kopf, sein Gesicht, das bestimmt schon mehrmals getroffen wurde, verbarg ich an meiner Schulter und hielt ihn fest. Schon spürte ich, wie Fäuste meinen Rücken trafen und stöhnte leise. Schon wieder spürte ich nicht den üblichen Schmerz, sondern nur ein beunruhigendes Kribbeln, das mich nervöser werden ließ. Doch auch das ging vorbei, als die Türsteher die Männer von uns zogen. Als ich Riku losließ und meinen Rücken streckte, fühlte es sich merkwürdig an. "Bist du okay?", fragte ich besorgt. Wir wollten doch Spaß haben! Riku "Idioten", fluchte ich und wischte mir mit dem Handrücken über die Lippe. Es fühlte sich feucht an und als ich einen Blick auf die Hand warf, sah ich das Blut, das meine Haut bedeckte. Komischerweise tat mir nichts weh und wenn Chiyu mich nicht aufgehalten hätte, hätte der Typ auch mehr als nur eine blutige Nase davon getragen. "Ich blute!", rief ich überflüssigerweise und hielt meine Hand in die Höhe. Kurz darauf baute sich der Sicherheitsmann vor mir auf - er war groß wie ein Bulle und mindestens doppelt so kräftig wie ich, trotzdem bemerkte ich wie aus weiter Ferne wie ich zum nächsten Schlag ausholte. "Wo sind die Schweine!?", rief ich noch, dann wurde ich am Oberarm gepackt und durch den ganzen Club gezerrt. "So, jetzt ist hier Feierabend. Raus mit euch beiden! Wer sich nicht benehmen kann, fliegt!" Und ich flog, mitten auf die Straße. Mühsam rappelte ich mich wieder auf und blickte beinahe sehnsüchtig zum Eingang, in der Hoffnung, dass Chiyu mir folgte und mich nach Hause begleitete. Chiyu Auf einmal war Riku weg und ich lernte ein neues Gefühl kennen. Angst. Es wurde laut und ich sah wieder die drei Männer, die zuvor auf Riku eingeschlagen hatten. Wie eine Wand standen sie vor mir. "Riku?", rief ich in den Raum, doch die Männer lachten und schlugen zu. Diesmal kribbelte mein Oberkörper, während ich meinen Kopf schützte. Dieses Kribbeln wollte ich nicht im Gesicht haben - da würde es sich bestimmt noch komischer anfühlen. Dann hörte es auf, die Männer waren weg, doch ich rührte mich nicht, denn schon beim letzten Mal hatte dieses zerrende Gefühl daraufhin gefolgt. Bis ein fremder, hagerer Mann meine Arme herabzog. "Bist du okay?", fragte er mich. Ich nickte nur "Wo ist Riku?", fragte ich unsinnigerweise. Woher sollte er schon Riku kennen. "Der Mann mit dem du hier warst? Der ist schon draußen ... Hey!" Das war alles was ich wissen musste, um mich auf die Suche nach dem Ausgang zu machen. Der müsste doch gleich geradeaus sein. "Riku!", rief ich erneut und stolperte die Wand entlang, weil dort wohl doch keine Tür war. Dann wurde ich wieder am Arm gepackt und kurze Zeit später konnte ich schöne, kalte Luft spüren. Ich hatte den Ausgang gefunden! Und Riku stand auch, an eine Laterne gelehnt da. "Riku!", rief ich freudig und wollte mich schneller bewegen, doch es ging nicht. Bei dem Blonden angekommen, stützte ich mich ebenfalls an der Laterne ab. "Riku es kribbelt alles so komisch bei mir... bei dir auch? Oder tut dir was weh... die Lippe?", plötzlich erinnerte ich mich an Blut. War das Riku gewesen? Riku "Da bist du ja", stellte ich erleichtert fest, als ich Chiyu aus dem Club stolpern sah und er sicher bei mir ankam. Zumindest einigermaßen sicher, so richtig frisch sah er inzwischen auch nicht mehr aus, genauso wie ich vermutlich. Ich hatte mir noch einige Male über die Lippe gewischt und nahm anhand des Bluts an, dass ich selbst nicht mehr den besten Anblick bot. "Es geht so... tut schon ein bisschen weh. Und dir?" Dass Chiyu seine Blessuren als Kribbeln beschrieb, bedeutete entweder, dass er ein richtig dickes Fell hatte, oder aber noch betäubter war als ich. Aber wie auch immer, so kamen wir bestimmt nirgendwo mehr rein, in diesen Club sowieso nicht. Ich stieß mich vom Laternenpfahl ab. "Erzähl's mir auf dem Heimweg, hat ja eh keinen Sinn mehr." Wie um meine Worte zu unterstreichen, holte ich eine zerknüllte Packung Zigaretten aus meiner anderen Hosentasche und steckte mir eine an. Chiyu Erfreut stellte ich fest, dass wir uns in Bewegung setzten. Es ging jetzt wohl wirklich zu Riku nach Hause. Unfokussiert wollte ich nach ihm greifen, ihn stützen. Er sagte, es ginge ihm nicht gut. "Das Kribbeln ist schön ... irgendwie", erklärte ich auf seine Frage. Zumindest irgendwie. "Ist es weit zu dir? Ich glaube, ich bin betrunken...", anders konnte ich es mir nicht mehr erklären, dass das Laufen so schwer war. "Was wollten die Idioten eigentlich? Wir hatten nur Spaß und die schlagen uns! Das ist unfair!", plapperte ich so vor mich hin. Doch dann erreichten wir auch schon Rikus Wohnung. Interessiert beobachtete ich, wie Riku Haus- und Wohnungstür aufschloss, hier war alles so sauber! Und hier wohnte er? Doch dann streifte er sich seine Schuhe ab, ehe er in den Flur vortrat. Und wir standen in der Küche. Ein kleiner Raum. "Meine Küche ist auch grad so klein!", stellte ich missmutig fest. Riku Ich zuckte gleichgültig mit den Schultern als er meine Küche kommentierte. "Sei doch froh, dann hast du weniger zu putzen", erklärte ich, ehe ich eine Flasche Wasser aus dem Kühlschrank holte. Ich wusste nicht, ob ich noch mehr Alkohol vertragen würde, darum ließ ich es lieber. Vorsorglich holte ich zwei Gläser aus dem Schrank und stellte sie dann auf den kleinen Küchentisch. "Außerdem koche ich sowieso wenn überhaupt nur Ramen, dafür reicht sie vollkommen." Ich füllte beide Gläser, stellte sie auf dem Couchtisch im Wohnzimmer ab und ließ mich auf das Sofa sinken, ehe ich Chiyu bedeutete, es mir gleichzutun. Zum Glück wurde ich allmählich klarer. Die Prügelei hatte sicherlich auch ihren Teil dazu beigetragen. "Das war ein Abend... Ich glaube, den vergessen wir beide nicht so schnell, oder?" Chiyu Dankbar nahm auch ich das Glas Wasser an und leerte es gleich im Stehen. Ich hatte schrecklichen Durst. Erst dann fühlte ich mich imstande, mich neben ihn zu setzen. "Bestimmt nicht! So ein schöner Abend und die machen alles kaputt! In den Club geh ich nicht mehr! Wie sind die überhaupt an dem Türsteher vorbei gekommen? Aber jetzt geht’s mir wieder gut, und dir?", fragte ich. Mein Körper kribbelte noch etwas, doch es war angenehm und fast etwas ... erregend? So wie es war, als Riku mich auf einmal geküsst hatte. Auch das war schön gewesen. Ob er es wiederholen würde? Vorsichtig rutschte ich etwas näher, ich wollte mir keine Gedanken mehr um morgen machen. "Kann ich auch morgen früh aufräumen?", fragte ich. Riku "Ich glaube auch nicht, dass die uns noch mal da rein lassen", gab ich zurück und legte meinen Arm um seine Schultern. Der Abend war zwar nicht ideal gelaufen, aber meckern konnte ich eigentlich auch nicht. Ich hatte gutes Chrystal genommen, eine Schlägerei hinter mir, einen Typen mit nach Hause genommen, für eine Woche eine fast kostenlose Putzkraft engagiert und würde noch vor dem Einschlafen Sex haben. Eigentlich kein schlechter Schnitt. Und Chiyu sah außerdem recht süß aus, wenn auch gerade ein bisschen lädiert. Aber er hatte selbst gesagt, dass es ihm wieder gut ginge. "Meinetwegen", antwortete ich schließlich auf die Frage, ob er das Aufräumen verschieben konnte, und verschwieg ihm, dass mir das ohnehin viel besser passte, wenn er jetzt einfach auf der Couch sitzen blieb und die Beine spreizte. Das würde er eh noch früh genug merken... Sanfter als noch im Club strich ich über seine Schultern und zog ihn ein Stück weit an mich heran, damit ich einen kürzeren Weg bis zu seiner Halsbeuge hatte, in die ich daraufhin mein Gesicht vergrub und kleine Bisse verteilte. Chiyu Zufrieden nickte ich, um zu verstehen zu geben, dass ich seine Antwort gehört hatte. Seine Nähe war angenehm. Leise seufzte ich auf und schloss die Augen, als er begann, seine Zähne in die Haut meines Halses zu bohren. Wieder dieses Kribbeln, ganz sanft, nur wenn man sich konzentrierte. Vorsichtig zog ich ihn näher an mich. "Das fühlt sich gut an…", teilte ich ihm leise mit, als mir kurz einfiel, dass Riku ein Mann war, doch es war mir offensichtlich egal. Es fühlte sich gut an. "Gib mir mehr...", sprudelte es aus mir heraus. Riku Eigentlich war er sogar noch besser als Jun, dachte ich, während ich kräftiger in seinen Hals biss und dann "Ich bin ein Vampir!" rief, bevor ich erneut zubiss. Mit Jun hatte ich zwar auch schon viele Partys erlebt, aber nie waren sie so actiongeladen ausgegangen. Irgendwie kam es mir sogar so vor, als würde der Umstand, dass wir beide Prügel bezogen hatten, uns miteinander verbinden. Außerdem schien Chiyu im Gegensatz zu Jun wenigstens auch nach Drogen in der Lage zu sein, mit mir zu vögeln. Endlich ließ ich von seinem Hals ab, legte meine Hand an seine Wange, um das Gesicht unsanft zu mir zu drehen, sodass ich nun seinen Mund erreichen konnte. Kurz küsste ich ihn, dann begann ich, spielerisch und sanft an seiner Unterlippe zu knabbern, während meine Hand ohne Umschweife zu seinem Schoß glitt und fest hineingriff. Chiyu Willenlos sank mein Körper in die Polster, während sich meine Hände in seinen Schultern verkrallten und ich mich so an ihm fest hielt. Das Kribbeln in meiner Haut wurde stärker und ich stöhnte auf, mein Unterleib verspannte sich voller Vorfreude. Schon griff er in meinen Schritt, ließ mich in den Kuss stöhnen, den er zwischenzeitlich begonnen hatte. Um nach Luft zu schnappen, versuchte ich den Kopf einen Moment wegzudrehen, doch es klappte nicht, etwas hielt mich auf. Ergeben ließ ich es geschehen, auch wenn ich neugierig wurde und eine Hand löste, um sie ebenfalls in seinen Schritt zu legen und darüber zu streichen. Bestimmt war es interessant, mit einem Mann zu schlafen. Riku Zufrieden damit, dass er mich einfach machen ließ und sogar von sich aus meinen Körper berührte, löste ich meine Hand von ihm und entledigte ihn seines T Shirts und mich meines eigenen. Beide landeten auf dem Boden und kurz darauf öffnete ich bereits seinen Hosenstall, um besser an sein Glied heran zu kommen. Wie bereits vermutet, war es tatsächlich kleiner als meins. Glück für ihn. Und es stand zum Glück bereits. "Hast du irgendwelche Vorlieben?", fragte ich, während ich mich nun doch entschied, ihn komplett auszuziehen, bevor ich ihn auf irgendeine Weise befriedigte. Und so streifte ich auch die restliche Kleidung von seinen Beinen und ließ sie auf die T Shirts fallen. Chiyu Dann war meine Kleidung verschwunden und Riku präsentierte mir seinen nackten Oberkörper. Konzentriert strich ich über seine flache Brust und fragte mich, ob es da überhaupt etwas zum Anfassen gab. Reizte es ihn? Die Nippel stellten sich auf, doch sonst blieb er still. Also nicht? "Weiß nicht ... hab das noch nie gemacht...", murmelte ich leise und genoss es, wie Riku erneut über mein Glied strich. "Sag mir ... was ich tun soll." Meine Stimme klang verunsichert, das merkte ich und doch spürte ich es nicht. Mein Körper kribbelte und ich wollte Sex, wie auch immer das dann aussah. Deswegen öffnete ich auch seine Hose und strich sie von seinen Beinen. Er hatte wahrscheinlich einen schönen Körper. Zumindest sah es gerade so aus. Riku Oh! Erstaunt hielt ich inne, als mir Chiyu seine Unerfahrenheit gestand und ich war mir nicht einmal sicher, ob ich das gut fand oder nicht. Im Grunde war es mir schon immer egal gewesen, wie viele andere schon vor mir in meinen Lovern gesteckt hatten. Dennoch war es schon etwas Außergewöhnliches, jemanden in seinem Bett zu haben, der noch nie etwas Derartiges getan hatte, das war mir sogar in meinem halb benebelten Zustand klar. "Mach einfach gar nichts", antwortete ich schließlich, ehe ich mich zu ihm hinabbeugte, ihn erneut küsste, mit seiner Zunge spielte und nebenbei sein Glied stimulierte, in dem ich es hart umfasste und langsame Pumpbewegungen machte. Quälend langsam, hoffte ich, denn ich wollte, dass er von sich aus nach mehr verlangte. Chiyu Wie von mir verlangt, ließ ich meine Hände sinken, legte sie neben mich. "Sorry...", sagte ich leise. Keine Ahnung zu haben, hatte sicherlich auch manchmal Nachteile. Ruhig blieb ich liegen, während er seine Hand erneut um mein Glied legte und mich schon wieder reizte. "Riku“, stöhnte ich, und mein Körper verspannte sich. Wie ging es jetzt weiter? Würde ich kommen? "Schneller!", bettelte ich und drückte mein Becken nach oben. Ich wollte kommen, wollte diese wundervollen Gefühle noch intensiver spüren. "Riku!", kam es erneut verzweifelt über meine Lippen. Ich wollte so viel mehr. Was auch immer es war… Riku Nur kurz kam ich seiner Aufforderung nach, bevor ich wieder langsamer wurde und schließlich ganz aufhörte, von ihm herunter rollte und in der Nähe meines Bettes nach der Tube mit dem pinken Etikett suchte. Auch wenn ihm die Unterbrechung sicherlich nicht gefiel - ich war im Moment zum Glück klar genug, um das Zeug dazu zu holen, für das er mir morgen danken würde. "Egal, was passiert, entspann dich, okay?" Es war mehr ein Befehl als ein Tipp, aber ich hatte nicht allzu große Lust, noch länger zärtlich zu sein und zu warten. Es waren jetzt schon beinah zwei Wochen vergangen, seit ich das letzte Mal jemanden bei mir hatte und als ich es vor ein paar Tagen mit Jun machen wollte, war der trotz meines brennenden Verlangens nicht in der Lage gewesen, mich zu befriedigen. Also wollte ich jetzt endlich die Erlösung haben, die ich brauchte - am besten ohne großes Geplänkel. Und so legte ich mich zwischen seine Beine, streichelte seinen unerfahrenen Körper mit groben Händen, angefangen bei der Brust, über den flachen Bauch, bis ich seinen Schritt erreichte und die Beine ein wenig mehr auseinander schob, um das Gel dort aufzutragen, wo ich etwas später in ihn dringen würde. Anschließend verteilte ich es auf meinen Fingern, ehe ich ungeduldig mit dem ersten in ihn stieß. Chiyu Mein Körper reagierte empfindlich auf jede der Berührungen, ließ mich immer neugieriger werden, auf das was wohl kommen würde. Verwirrt nahm ich wahr, wie die Hände verschwanden und kurze Zeit später wieder da waren, zusammen mit einem kühlen Gel, das auf meinem Po verteilt wurde. Es fühlte sich noch immer schön an. Entspannen, meinte er. Ich wusste es nicht genau, aber meiner Meinung nach war ich entspannt. Dann schob er einen Finger in mich hinein. "Ahhh ... das fühlt sich gut an!", musste ich ihm mitteilen, denn es wunderte mich sehr, wie es mir gefallen konnte, da etwas reingeschoben zu bekommen. Unruhig bewegte sich der Finger und es wurden mehr, allerdings war ich mir da nicht sicher. Dann folgte sein Glied. Es war ganz heiß und fest. Und ich stöhnte ihm erneut entgegen, wie schön dieses Kribbeln war, das meinen Körper erneut durchzog. Davon wollte ich mehr! Riku "Natürlich tut es das." Ich nahm selbst kaum wahr, dass ich geantwortet hatte, aber plötzlich schwebte diese Antwort in der Luft und die Stimme, die sie gesprochen hatte, klang stark nach meiner. Doch das war bereits im nächsten Moment unwichtig, als ich die ersten Stöße in seinen Körper trieb. Erst noch einigermaßen vorsichtig, doch sein Stöhnen und sein zuckender Körper sowie die unglaubliche Enge, die mich umgab, führten dazu, dass ich schon bald mein Tempo erhöhte. Ich liebte dieses Gefühl, diese Hitze, die der Sex immer mit sich brachte, insbesondere nach einem im wahrsten Sinne des Wortes berauschenden Abend wie diesem. Bald schon verschwamm sein Gesicht vor meinen Augen und ich nahm nichts anderes als meine eigenen Empfindungen wahr. Der Vorteil an Männern, dachte ich noch, war eindeutig, dass sie enger waren als Frauen und nicht einmal im Monat bluteten. Ein weiterer Grund, warum ich so oft mit Jun Spaß hatte. Egal, wer war schon Jun? Wer brauchte schon Jun, wenn man auch Chiyu haben konnte? Der machte wenigstens nicht mit meinem Konkurrenten rum... Ich hörte mich selbst stöhnen, immer lauter und mit immer flacherem Atem, je mehr ich mich dem Höhepunkt näherte. Chiyu Zufrieden stellte ich fest, dass dies ein Gefühl war, dass ich definitiv öfter haben wollte. Ich hielt still und ließ zu, dass Riku sich immer härter und fester in meinen Körper stieß. Die Erregung nahm davon automatisch zu und ich hatte das Gefühl, jeden Moment kommen zu müssen. "Riku!", stöhnte ich immer und immer wieder, mein Körper verspannte sich und die Erregung stieg bis ins Unermessliche. Eine Hand legte ich dann doch um mein Glied, denn ich musste jetzt kommen. Schon im Club wurde ich gereizt, sodass es jetzt noch schlimmer war. Rikus Hände hielten meine Beine, sodass ich sie nicht bewegen konnte. Ich massierte mich selbst, bis ich endlich kam und kraftlos zusammensackte. Ich hätte gleich schlafen können. Mein Kopf war leer, mein Körper schlaff und befriedigt und die Welt in warme Farben getaucht. Doch Riku musste noch ein paar Mal in mich stoßen, ehe er kam. Dann zog er sich zurück, half mir richtig auf die Couch und zog eine Decke unter mir hervor. Vermutlich ging er ins Bett, doch ich merkte nichts mehr, zog mir die Decke bis über den Kopf und war weg. Riku Selbst als ich am darauf folgenden Morgen das vierte Mal aufwachte, waren die Kopfschmerzen immer noch nicht verschwunden, die mich schon beim ersten Mal geweckt hatten. Ich krümmte mich unter meiner Bettdecke zusammen, als ich feststellte, dass es nicht nur mein Kopf war, der wie Feuer brannte. Mein ganzer Körper schien in Flammen zu stehen, angefangen bei meiner Wange, meiner Lippe, bis hin zu meinen Rippen, die offenbar mehr Schläge eingesteckt hatten als angenommen. Unbeholfen richtete ich mich auf, doch erst als die Bettwäsche mit dem Leopardenmuster von meinem Körper fiel, erinnerte ich mich tatsächlich an den letzten Abend, zumindest streckenweise. Ich wusste wieder von den drei Typen und wie wir aus dem Club geworfen wurden. Wir, das waren ich und... In meinem Bett befand sich niemand außer mir, doch ich hörte das Rascheln einer Decke auf meiner Couch und sah einen brünetten Haarschopf. Verdammt, mir fiel nicht einmal der Name ein! Ich suchte mir eine Shorts und eine Hose aus dem Schrank und verschwand ins Badezimmer. Hoffentlich war er verschwunden, wenn ich wieder zurückkam. Ich verschloss die Tür hinter mir und erschrak, als ich einen Blick in den Spiegel über dem Waschbecken warf. An struppiges Haar und Augenringe hatte ich mich mittlerweile gewohnt, aber Blut klebte normalerweise nicht in meinem Gesicht und der Bluterguss unter dem Wangenknochen war auch neu. Seufzend stieg ich unter die Dusche, wusch mich trotz der Schmerzen, die jede Bewegung in mir auslöste und dachte erneut an gestern. Ich fragte mich, wie ich so neben mir stehen konnte, dass ich mitten in einem Club mit einem Typen rummachte! Hatte ich nicht selbst noch davor gesagt, ich wollte nicht für schwul gehalten werden? Gerade wegen solchen Typen wie den Dreien? "Scheiße!", fluchte ich und schlug mit der Faust gegen die geflieste Wand. Warum hatte mich denn niemand zurück gehalten!? Wieso hatte ER mich nicht zurück gehalten!? Schnaubend stieg ich schließlich aus der Dusche und kehrte ein wenig später frisch und sauber ins Wohnzimmer zurück, um sofort zum Handy zu greifen und eine wütende SMS an Jun zu schreiben. Vielleicht konnte er heute nichts mit der Nachricht anfangen, aber bald bestimmt. //Wo bist du Idiot nur, wenn man dich braucht!?// Erst dann trat ich zu der Couch, setzte mich mit dröhnendem Schädel auf die Lehne am Kopfende. "Hey, lebst du noch?" Chiyu Als ich erwachte, sah ich grelles Licht und in meinem Kopf dominierte ein stechender Schmerz. Als ich versuchte, die Arme zu heben um mir die Decke über den Kopf zu ziehen, bemerkte ich, wie mein Oberkörper schmerzte. Ein dumpfes Pochen, das mir vor Augen führen sollte, dass ich mich nicht bewegen durfte. Leise wimmerte ich, stellte dabei aber fest, dass ich diese Couch, auf der ich lag, absolut nicht kannte. Wo war ich? Dann hörte ich eine Stimme, die nach mir fragte. Ich knurrte nur leise, lebendig war das wirklich nicht. Dann wurde die Decke von meinem Gesicht gezogen. Riku sah mir ins Gesicht und mit einem Mal wusste ich wieder alles. Riku, die Drogen, die Schlägerei und auch der Verlust meiner Unschuld. Moment?! Vorsichtig versuchte ich mich auf die Seite zu drehen, da merkte ich es, dieses unerträgliche Brennen im Unterleib. "Ich bin tot...", nuschelte ich leise und ein Blick auf meinen nackten Oberkörper bestätigte mir, dass ich grün und blau war. "Scheiße..." Riku Ich schüttelte leicht den Kopf. "Nein, das bist du nicht. Dafür redest du zu viel", versuchte ich mich an einem zynischen Scherz und gab in Anbetracht meiner Schmerzen somit mein Bestes. Für wahre Heiterkeit war an diesem Morgen, in dieser kleinen Wohnung, kein Platz. "Kannst du aufstehen? Ich hab nämlich leider kein Frühstück hier, das ich dir anbieten könnte." Tatsächlich hatte ich in den letzten Tagen versäumt, einkaufen zu gehen und gestern Früh das letzte Fertiggericht gegessen, das ich noch herumstehen hatte. Aber selbst wenn ich noch etwas da hätte - momentan wollte ich nur noch meine Ruhe haben. Als eine Antwort von Jun eintraf, in der er verwundert fragte, was los sei, schilderte ich ihn in knappen Worten, dass ich mich gestern abgeschossen hatte, verprügelt wurde und schon wieder ohne Kondom mit einem Typen gevögelt hatte, den ich kaum kannte. Hoffentlich reichte dies, damit er ein schlechtes Gewissen bekam. Chiyu Offensichtlich wollte mich Riku nun loswerden. Seine Abweisung schmerzte, gerade jetzt hätte ich einen Freund bei mir gebraucht, jemanden der mir half und mich unterstützte. Dieser jemand war wohl nicht Riku. "Keine Sorge, nach Essen ist mir eh nicht", antwortete ich knapp und versuchte mich aufzurichten. Dabei zitterten meine Arme, als ich mich auf Ihnen abstützte und brachen einfach wieder weg. Zusätzlich wurden die Schmerzen wieder stärker. "Ich kann nicht... lass mich einfach liegen... oder gib mir noch was von dem Stoff, das hilft bestimmt. Dir vielleicht auch", schlug ich vor, während ich mein Gesicht wieder im Kissen verbarg. Es gab eigentlich kein Teil meines Körpers, der nicht schmerzte, selbst an meinem Hals gab es eine Stelle, die dumpf pochte. Riku Von Jun kam nur ein unbeholfenes "Sorry" zurück, sonst hatte er mir nichts zu sagen. War wohl mit seinem neuen Lover zu beschäftigt, dachte ich verbittert und unterdrückte nur knapp das Verlangen, ihm zu schreiben, dass er sich sein Sorry sonst wohin stecken konnte. Stattdessen warf ich mein Handy aufs Bett und betrachtete missmutig den Mann auf meiner Couch, den ich offensichtlich nicht so schnell loswurde, wie ich hoffte. Ich seufzte resigniert und entschied, dass ich seinen Vorschlag gar nicht so schlecht fand. Wenn ich mich richtig erinnerte, wurde ich heute auch im Studio erwartet... und ich glaubte nicht, dass meine Stimme besonders schön klang, wenn ich ständig ein Aufstöhnen unterdrückte oder meinen Körper nicht mitschwingen ließ. Widerwillig stand ich auf und holte das kleine Päckchen aus meiner Hose, die ich gestern getragen hatte. Die Tüte hatte schon bessere Tage gehabt. Sie war völlig zerknittert und - noch schlimmer - so gut wie leer. Was für ein beschissener Tag! "Jedes Mal Schnorren bedeutet eine weitere Woche putzen", erinnerte ich ihn, holte dann ein Buch aus dem Regal und schüttete etwas von dem Pulver auf dem Umschlag, formte es dann mit einem kleinen Stück Papier zu einer schmalen Linie, ehe ich ein Nasenloch zuhielt und mit dem anderen einen Teil, wenn auch weniger als die Hälfte, inhalierte und das leichte Brennen willkommen hieß. Dann gab ich das Buch mit dem Rest an Chiyu weiter. Chiyu Stumm beobachtete ich ihn, und tatsächlich, er teilte seinen Rest mit mir. "Danke. Kein Problem, das weiß ich noch. Wenn das Zeug wieder wirkt, kann ich auch gleich anfangen", schlug ich vor, während ich erneut versuchte, mich aufzusetzen. Dieses Mal funktionierte es, auch wenn ich dabei das Gesicht verzog. Sitzen war äußerst unpraktisch. Glücklich nahm ich den Rest der Line an und konsumierte sie genauso wie Riku zuvor. Als ich fertig war, ließ ich das Buch einfach fallen und lehnte mich wieder zurück. Ich wusste nicht, ob ich fragen durfte, was mich gerade beschäftigte, doch... "Gestern ... du hast kein Kondom benutzt. Kann ich dir vertrauen oder soll ich mich testen lassen?", fragte ich, ohne ihn anzusehen. Wenn er nicht auf Drogen war, war er offensichtlich kein angenehmer Mensch. Riku Als er diese Frage stellte, seufzte ich auf. Daran hatte ich auch schon gedacht. Ich stellte fest, dass Frauen in dieser Hinsicht eine bessere Partie waren - selbst wenn sie betrunken waren, dachten fast alle von ihnen noch an solche Dinge, selbst wenn ich es vergaß. Ich wusste aus früheren Beziehungen und One-Night-Stands, dass ich oft murrte, wenn man das von mir verlangte, aber ich gab dann doch immer nach, wenn ich meine Felle davon schwimmen sah. Doch Chiyu war genauso unvernünftig und kopflos wie ich... und einige der Typen, mit denen ich es schon getan hatte. "Bist du verrückt? Die stecken dich nachher noch in den Knast, wenn die merken, dass du Stoff im Blut hast..." Ich setzte mich zu ihm, lehnte mich ebenfalls an und stellte dann fest, wie sich meine Kopfschmerzen allmählich in Luft auflösten und meine Laune sich langsam etwas aufhellte. "Aber wenn ich was hätte, würde ich es wohl merken", behauptete ich mit einem Schulterzucken. "Mit meinem Schwanz ist alles okay..." Chiyu Auf seine Aussage hin seufzte ich und schloss, die Augen, stellte erfreut fest, wie das Chrystal seine Wirkung entfaltete. "Als ob ich mich heute noch testen lassen würde... wollte doch nur wissen ob ich‘s im Auge behalten muss..." Dann musste ich wirklich lachen. "Mit deinem Schwanz ist alles okay? Ja, das hab ich gestern gemerkt, da war er sehr okay!", erklärte ich mich und musste eine ganze Weile weiter auf dem Thema herumreiten. Zumindest in meinem Kopf. "Putzen!", fiel es mir auf einmal ein. Das wollte ich schon gestern Abend erledigen. Nackt wie ich war, erhob ich mich, mein Körper kribbelte jetzt wieder, während ich zur Küche schritt und erst mal abwusch. "Wenn du Hunger hast kann ich auch einkaufen gehen", schlug ich vor. Genau wie gestern Abend war ich auf einmal so fürsorglich. Komisch. Riku Während ich bereits dem Klappern des Geschirrs lauschte, musste ich immer noch über seinen Spruch über mein Glied lachen und erst, als ich mich einigermaßen erholt hatte und mein Bauch schon weh tat, erhob ich mich grinsend und folgte ihm in den kleinen Raum. Der Abwasch war dringend nötig gewesen, erkannte ich beiläufig, während ich im Türrahmen lehnte und ihn bei seiner Arbeit beobachtete - oder viel mehr seinen nackten Körper dabei anstarrte. Dafür, dass ich sein erster Mann sein sollte, war er ganz schön ungehemmt, fand ich. Vielleicht lag es auch am Stoff... zweifellos aber gefiel es mir. Ich trat näher, legte beide Hände auf je eine Wölbung seines Hinterns und beugte mich vor, bis mein Atem sicherlich sein Ohr kitzelte. "Mach du lieber den Abwasch und geh duschen. Wenn ich wiederkomme, will ich, dass du und das Geschirr sauber seid!" Ich gab ihm einen leichten Klaps, dann löste ich mich von ihm und zog ein sauberes T-Shirt über, bevor ich mein Portemonnaie griff, um selbst die Einkäufe zu erledigen. Kapitel 8: 8. Kapitel --------------------- Jui Nach dem Einkaufen begann unser Training. Ich zeigte Jun die üblichen Posen, die er dann vor dem Spiegel üben musste, bis er selbst zufrieden war. Als er alleine übte, bereitete ich den gekochten Fisch für das Mittagessen zu. Hin und wieder zeigte Jun seine Unlust, doch ich blieb streng und erlaubte nur kleine Pausen. Er murrte darüber zwar etwas, doch ich versprach, ihn nach dem Shooting den ganzen restlichen Tag zu verwöhnen. Das half dann etwas und er hörte sich kommentarlos die Informationen an, die ich ihm über unsere Bandkollegen gab. Am nächsten Morgen klingelte der Wecker sehr früh. Jun ignorierte das Ganze gekonnt, weshalb ich mich zuerst anzog und fertig machte, wobei wir nicht viel tun mussten, außer die Zähne zu putzen, alles andere würde am Set geschehen. Dann weckte ich Jun mit einem sanften Kuss, half seinem noch halb im Schlaf befindlichen Geist beim Anziehen und spornte ihn im Bad an, indem ich mich von hinten an ihn kuschelte. Kaum in meinem Wagen angekommen, schlief er auch schon wieder. Grinsend fuhr ich zum Ort des Shootings. Erst als mein Wagen schon wieder stand, weckte ich ihn erneut sanft, da ich nicht wollte, dass er schlechte Laune bekam. Jun Wieder einmal war mir das alles viel zu aufregend und ich wünschte mir nichts sehnlicher, als wieder zu Hause mit Jui im Bett zu liegen, Küsse auszutauschen und zwischendurch seine Mahlzeiten zu verzehren. Das war mir wenigstens vertraut, ganz im Gegensatz zu dem großen Verlagsgebäude und den vielen Menschen, die hier herum liefen. Ich atmete ein und tief aus, ehe ich wagte, das Auto zu verlassen. Ich versteckte meine zitternden Hände in den Hosentaschen und ging einige vorsichtige Schritte, ehe uns ein großer Schwarzhaariger mit rundem, freundlichem Gesicht und ein kleiner blonder grinsend entgegen kamen. Toya und Shingo nahm ich an. "Hallo, Jun!! Hallo, Jui!", rief der Schwarzhaarige überschwänglich und ich grinste zurück, obwohl ich mir dabei irgendwie debil vorkam. "Hallo, Toya und Shingo!", antwortete ich und blickte dann sofort zu Jui, um mich zu vergewissern, ob er stolz auf mich war. Jui Eigentlich hatte ich gehofft, dass Shingo und Toya oben warten würden, doch nun standen sie bereits an meinem Auto und begrüßten den sonst so morgenmuffligen Jun fröhlich. Der zeigte ebenfalls keine Müdigkeit, worüber ich lächeln musste. Auch ich begrüßte sie. "Wart ihr schon oben? Welche Outfits werden wir tragen? Doch hoffentlich nicht wieder das, wo mein ganzer Rücken frei ist...", zog ich mal wieder jede Aufmerksamkeit auf mich. Shingo und Toya stiegen schnell darauf ein und lachten über meine Einwände, während ich kurz die Chance hatte nach Jun zu sehen und seine Hand zu drücken. Ich war mir nicht sicher, ob das zu viel für ihn war. "Was ist überhaupt passiert?", fragte Shingo. " Jun sieht doch ziemlich fit aus..." Ich antwortete für ihn. "Tja, weißt du noch wie Jun feiern gehen wollte? Offensichtlich war es so gut, dass Jun gleich nichtsahnend gegen die nächste Laterne laufen musste!" Wie erwartet lachten die anderen und vergessen war, dass ich eigentlich nicht so gut lügen konnte. Jun Alle lachten und ich sogar am lautesten, trotzdem schaffte ich es nicht, die Nervosität loszuwerden. Selbst, nachdem man Jui die Ausrede anstandslos abgekauft hatte. Nachdem wir uns alle eine Zigarette angesteckt hatten, begann ich, meine beiden Kollegen voller Neugier zu mustern und hoffte, dass eben dies nicht besonders auffiel. Sie waren beide jünger als wir, das erkannte ich. Und jetzt, wo ich es so betrachtete, schien Jui der Älteste zu sein, obwohl ich nicht einmal wusste, wie alt er war. Was wusste ich überhaupt über meinen Freund? Sie tauschten Witze aus, die ich nicht verstand. Wahrscheinlich solche, die man untereinander austauschte, wenn man vieles gemeinsam erlebt hatte. Also blieb mir nichts anderes übrig, als zu schweigen und zu grinsen, gelegentlich zu nicken und zu hoffen, dass mich niemand direkt ansprach. Und der Plan schien sogar aufzugehen. "Schreibst du trotzdem noch an den Songs weiter, die du angefangen hast?", fragte Toya und bevor ich antwortete, blickte ich zu Jui, obwohl ich wusste, dass es mehr als merkwürdig wirkte, wenn er wieder an meiner Stelle antwortete. "Ja, ich versuche es...", erwiderte ich unsicher und umklammerte plötzlich schon wieder die Finger von Jui, die ich zu fassen bekam. "Hätte mich auch gewundert, wenn du Akaneko auch nur einen Tag..." Toya unterbrach sich selbst und runzelte die Stirn, während er auf unsere Finger sah. "... in Ruhe gelassen hättest...", ergänzte er dann und räusperte sich. "Wen?", hakte ich irritiert nach und blickte wieder zu Jui. War er Akaneko? Er sah manchmal wie ein Kätzchen aus... aber er war ganz sicher nicht rot! Doch das Gesicht des schwarzhaarigen Gitarristen verriet mir, dass ich diese Frage lieber nicht hätte stellen sollen... Jui Einen ganzen langen Moment dachte ich nach, ehe ich eine gute Ausrede fand. "Jun? Alles in Ordnung? Ist dir wieder schwindelig?", fragte ich laut und legte einen Arm um seine Schultern um ihn festzuhalten, hoffte dabei, dass er mitspielen würde. Er nickte nur kurz, überließ die Situation aber hauptsächlich mir. "Er hat sich eine leichte Gehirnerschütterung zugezogen, wenn er sich überanstrengt wird ihm schnell schwindelig... Aber dass du deine Gitarre vergisst, oder hast du nicht richtig zugehört?", versuchte ich das zweite Malheur auszubügeln. Mit mäßigem Erfolg. Als ich ihn, für die anderen nicht sichtbar, in die Seite kniff, nickte er erneut. "Wir sollten nach oben gehen, Jun sollte sich schonen.", erklärte ich und ging mit Jun am Arm voraus. Jun Ich hoffte wirklich, dass dies die letzte heikle Situation war, in die ich geriet, aber mein Gefühl sagte mir, dass dem nicht so war. Vermutlich würde ich von einem Fettnäpfchen zum nächsten stolpern, bis ich gar nicht mehr umhin kam, die Wahrheit zu sagen. Oder zumindest die halbe Wahrheit. Die genauen Umstände sollten in jedem Falle unser Geheimnis bleiben. Ich klammerte mich an Jui und hielt den Kopf gesenkt, um einen Schwindelanfall vorzutäuschen, während wir durch das Foyer traten. Die anderen kannten sich hier offensichtlich bereits aus. Jui hatte mir erklärt, dass wir alle früher in anderen Bands gespielt hatten und Fotoshootings inzwischen zur Routineangelegenheit geworden waren und somit auch das Aufsuchen dieses Verlagsgebäudes. Dass es tatsächlich eine Routine war, erkannte ich insbesondere in dem Moment, da die anderen sich ihre Kostüme überzogen. Jui hatte sich nicht getäuscht, ihm wurde ein Shirt ausgehändigt, das seinen kompletten Rücken entblößte, während mir unter anderem ein merkwürdiges Teil aus schwarzem und weißem Fell ausgehändigt wurde, das irgendwie keine Löcher für die Arme zu haben schien. Ich wollte Jui nicht schon wieder um Hilfe bitten und drehte das Teil daher noch etwas länger herum, bevor ich es letztendlich zurück auf den Stuhl legte, ehe es mir noch komplett die Laune verdarb. Vielleicht gehörte es ja auch gar nicht zum Outfit. Jui Zuerst wurde uns unsere Kleidung ausgehändigt und jeder musste sie anziehen. Dadurch waren zumindest Toya und Shingo eine Weile abgelenkt, doch ich warf immer wieder unsichere Blicke zu Jun. Die Hose hatte er bereits angezogen, doch mit dem Oberteil tat er sich schwer, legte es im Endeffekt sogar auf den Stuhl. Schnell zog auch ich mein Oberteil an, und eilte zu ihm, auch wenn mein Oberteil noch nicht richtig saß. Erneut blickte ich mich zu den anderen um, konnte jedoch nicht feststellen, dass sie uns bemerkt hatten, weshalb ich ihm hastig in das Oberteil zwängte und ihn zurecht zuppelte. "Hilfst du mir?", fragte ich und drehte ihm den Rücken zu, sodass er mein Oberteil richten konnte, gerade im richtigen Moment, denn Toya musterte uns erneut. Glücklicherweise kam er nicht weit, denn die beiden Stylistinnen betraten den Raum und baten die beiden mit sich zu kommen, sie würden als erstes geschminkt werden. Besorgt sah ich Jun an. "Tut mir leid, dass du das wegen mir durchmachen musst", erwiderter ich kleinlaut. Irgendwie hatte ich mir das alles einfacher vorgestellt. Jun Erst war mir bei Juis Oberteil genauso unklar, was ich tun sollte, wie zuvor bei dieser Fellweste, in die mir mein Freund glücklicherweise geholfen hatte. Im Endeffekt fühlte ich mich nun wie ein Idiot, dass ich zu nervös gewesen bin, die Ärmel zu finden. Allein schon deshalb, weil Jui sie auf Anhieb hatte... Und nun zog ich an seinem Shirt herum bis er vernünftig angezogen war, obwohl er mir ausgezogen grundsätzlich besser gefiel. "Ich hätte bestimmt auch drauf bestanden, oder?" Wenn ich so an die Erzählungen über unsere Band dachte, bekam ich zumindest den Eindruck, dass ich normalerweise sehr ehrgeizig war. "Also passt das schon... ansonsten würde ich nächste Woche bestimmt meckern!" Ich lächelte zaghaft und hoffte, dass Jui auf diese Weise kein schlechtes Gewissen bekam. Jui Etwas ließ ich Jun noch zuppeln, dann erledigte ich es selbst und half ihm mit seinem Outfit. "Ja bestimmt", stimmte ich ihm zu. Durchaus überzeugt, er hätte wahrscheinlich noch weniger Gnade mit mir gehabt - so motivierte er mich sonst auch immer. Rasch hauchte ich einen Kuss auf seine Stirn. "Und wie findest du dein Outfit? Noch viel wichtiger, wie findest du meins?", passend zu meiner Frage drehte ich ihm meinen Rücken zu und wie erwartet, musste Jun erneut über meine nackte Haut streichen. Ich kicherte leise. So war er früher schon. Und in der Ablenkung wollte ich ihm auch ein bisschen seine Nervosität nehmen. Jun Ich fand, dass ich einen echt angenehmen Job hatte. Genau wie zu Hause, hatte ich auch hier die Möglichkeit, mit Jui allein zu sein und ein paar Zärtlichkeiten auszutauschen. Das war nicht nur schön, es half mir auch, mit meiner Situation zurecht zu kommen. Ich besah mich kurz im Spiegel, drehte mich ein wenig, um mein Outfit besser betrachten zu können. "Nicht schlecht!", antwortete ich dann, nachdem ich mir eine Meinung darüber gebildet hatte. "Wie ein Rockstar!" Ich grinste mein Spiegelbild an und erkannte dann, dass ich ja auch einer war. Und Jui auch. Ich löste mich von meinem Anblick, sah wieder zu dem Sänger und war froh, dass wir allein waren. Denn gleich darauf stürzte ich mich überschwänglich auf ihn, umarmte ihn von hinten und begann, seinen entblößten Nacken zu küssen. "Schaffen wir noch eine Runde!?", fragte ich eher im Scherz. Jui Natürlich genoss ich es, wie Jun sich meinem Nacken widmete, und doch wusste ich, dass wir auch bald dran waren und wir uns noch einmal kurz mit dem Fotografen besprechen würden. Wichtig für das Magazin waren besonders die Einzelaufnahmen von uns beiden. Seine Frage ließ mich schmunzeln. "Ich befürchte nicht... da musst du dich leider bis heute Abend gedulden." Noch einen Moment ließ ich ihn gewähren und genoss, wie sein Atem noch immer meine Haut streifte. Dann erst löste ich mich. "Deine Posen hast du noch drauf?" Zufrieden nahm ich sein überzeugtes Nicken zur Kenntnis. "So, wir gehen jetzt zum Fotografen. Ich werde ihn ein paar Dinge fragen, zum Licht, zu den bevorzugten Posen und überhaupt zum Ablauf. Du musste einfach nur zuhören, oder zumindest so tun. Wenn du möchtest, dass etwas erklärt wird, fragst du mich hinterher. Nur das Nicken nicht vergessen, dass machst du oft", erklärte ich den weiteren Ablauf. Ich würde so stolz auf ihn sein, wenn heute Abend alles ohne Katastrophen über die Bühne gegangen ist. Jun Nicken, immer nur nicken. Das sollte doch zu machen sein, oder? Zumindest hoffte ich, dass ich es schaffte, ohne ungewollte Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen. Also folgte ich Jui zu dem Fotografen und nahm mir vor, seinen Fragen und den entsprechenden Antworten zuzuhören. Es klappte auch fast. Aber dann fiel mein Blick auf die beiden Bandmitglieder, die gerade geschminkt wurden, und mein gesamtes Interesse widmete sich den beiden und den Stylistinnen, die gerade dabei waren, die Frisuren in Form zu bringen. Unweigerlich fragte ich mich, wie ich nachher wohl aussehen würde... Erst, als ich meinen Namen hörte, horchte ich wieder auf und blickte stumm zum Fotografen, der mit Jui sprach und erinnerte mich daran, dass ich nicken sollte. "Ihr seid ja sozusagen die Stars der Band. Daher solltet ihr zusammen posieren. Und den Fans dann auch ein bisschen was bieten. Rückt ruhig ein bisschen näher zusammen, dann sind die Mädels ganz aus dem Häuschen." Der Fotograf grinste, und ich nickte. "Meinen Sie so richtig? Mit anfassen und so was?" Erst nachdem ich die Frage ausgesprochen hatte, erinnerte ich mich, dass ich Fragen ja nur an Jui richten sollte.Huch... Jui Es war keine schlimme Frage, so viel stand fest und doch brachte sie mich in Erklärungsnot. Denn der Fotograf war sofort begeistert und erklärte Jun wortreich, welche Posen er gerne sehen würde. Doch ich musste das unterbrechen. "Es tut mir leid, aber Sie wissen, dass solche Posen mit unserem Management abgesprochen werden müssen. Sicherlich können wir etwas enger beisammen stehen, mehr können wir aber nicht eigenmächtig entscheiden", nahm ich dem Fotografen den Wind aus den Segeln. Er nickte verstehend und wechselte schnell das Thema, indem er mir erklärte, welches Layout für unsere Seiten angedacht war und wie er dafür den Hintergrund im Nachhinein verändern würde. Dann wurden wir auch schon in der Maske erwartet, wo wir geschminkt und gestylt wurden, während schon Einzelaufnahmen von Toya und Shingo gemacht wurden. Sie waren noch nicht fertig, als wir schon bereit waren, sodass wir noch einen Moment für uns hatten. "Ist dir noch etwas unklar?", fragte ich fürsorglich. Jun Ich lehnte im Türrahmen und beobachtete neugierig meine Kollegen, die in ständig wechselnden Posen vor der Kamera standen, mal frech, mal witzig, mal kokett, aber immer höchst professionell, das konnte selbst ich erkennen, obwohl ich von Photoshootings aktuell gar keine Ahnung hatte. Zwar hatte ich das gestern mit Jui geübt, doch ob es ausreichen würde, um eine annähernd gute Arbeit zu leisten, war eine völlig andere Frage. Darum zuckte ich auf Juis Frage hin mit den Schultern und begann, wieder an meinem Outfit herum zu ziehen, meinen Hut abermals zu richten und zum gefühlt hundertsten Mal einen Blick in den Spiegel zu werfen. Schon wieder hatte ich das Gefühl, mich selbst nicht wiederzuerkennen und ich wusste nicht, ob mein Gesicht auf Fotos genauso aussehen würde wie es sich anfühlte. Das war mir schon gestern aufgefallen, als wir probehalber ein paar Bilder mit dem Handy gemacht hatten. "Keine Ahnung, Jui..." Ich beobachtete wieder meine Kollegen, hoffte, im letzten Moment noch etwas von ihnen lernen zu können und suchte dann, ohne hinzusehen, erneut nach Juis Hand, die mir bisher immer Halt gegeben hatte, wenn ich ihn brauchte. "Ich hab so ein Gefühl, als wenn ich gleich alles in den Sand setze... Aber ich gebe mein Bestes!", verkündete ich mit mehr Zuversicht als ich tatsächlich empfand und lächelte ihm zu. Wieder stellte ich fest, wie hübsch er aussah. Jetzt sogar noch mehr als sonst schon. Und da sollte ich mich konzentrieren und nur dicht bei ihm stehen, ohne ihn anzufassen? Nicht, dass ich in diesem Moment in der Lage gewesen wäre, schmutzige Gedanken zu fassen, aber Körperkontakt tat mir einfach ausgesprochen gut, wenn ich nervös war. Toya und Shingo wurden in den höchsten Tönen vom Fotografen gelobt, verbeugten sich und kamen dann mit zufriedenem Grinsen auf uns zu. Allerdings erlosch Toyas Lächeln in genau dem Moment, da er zu unseren Händen blickte und danach fragend zu Jui sah. Die Geste, die er machte, sollte vermutlich bedeuten, dass wir unsere Hände schnell voneinander lösen sollten. "Viel Erfolg euch beiden!" Jui Mit schlagendem Herzen trat ich näher an den Set. Juns Hand musste ich loslassen, als Toya uns wieder einmal genau musterte. Juns Worte hallten in meinen Ohren. Er glaubte, alles in den Sand zu setzen... Zu gerne hätte ich zumindest Toya und Shingo in Juns momentanen Gesundheitszustand eingeweiht, doch es war mir nicht erlaubt. Noch wurden die Blitze umgestellt, ehe man uns bat, unsere Positionen einzunehmen. Einige Testfotos wurden gemacht, die Blitze noch einmal geringfügig umgestellt. Dann konnte es losgehen. Mit jedem Klicken der Kamera änderten wir unsere Positionen, manchmal selbstständig, manchmal mit Anweisung. Dann waren Shingo und Toya fertig und konnten sich auf Stühle setzen, die an der Wand standen. Toya beobachtete uns noch immer prüfend. Jun rutschte gleich ein Stück näher an mich heran und probierte eine extravagante Pose, die wir gestern geübt hatten. Ich stellte mich leicht hinter ihn und versuchte, etwas seriöser zu wirken. Begeistert lichtete uns der Fotograf gleich aus verschiedenen Winkeln ab. Ich freute mich, dass bis jetzt noch nichts schief ging. Toya Ich überschlug die Beine, während ich beunruhigt zu unseren Kollegen schaute und mir eine Zigarette anzündete. Juns Verhalten war definitiv alles andere als normal - selbst eine Gehirnerschütterung konnte doch den Charakter nicht dermaßen verändern, oder? So, wie Jun manchmal grinste, sah er aus, als würde er das alles zum ersten Mal machen. Ich erinnerte mich an meine eigene Gehirnerschütterung, die ich von einem Sturz von der Treppe davon getragen hatte. Zu der Zeit hatte ich auch Freunde getroffen, aber ich hatte nicht im Geringsten das Bedürfnis gehabt, sie an die Hand zu nehmen oder anders anzufassen. Und dass Jui das mitmachte, hielt ich auch für kein allzu gutes Zeichen. Sollte das eine neue Marketingstrategie sein, in die nicht mal Shingo und ich eingeweiht wurden? Ich konnte es mir allenfalls so erklären, denn sie beide waren doch viel zu professionell, um so einen Unsinn aus einer Laune heraus zu machen. "Hab ich was nicht mitgekriegt oder hat man uns wirklich nicht gesagt, warum die sich ständig befummeln?", fragte ich an Shingo gewandt, gerade in dem Moment, da Jun seinen Kopf in den Nacken legte und mit seinen Händen plötzlich nach Juis Gesicht griff und dessen Stirn küsste. "Was zum-!?", rief ich entsetzt und sprang von meinem Stuhl auf, während dieser Moment von der Kamera festgehalten wurde. Shingo Interessiert beobachtete ich ebenfalls die beiden. Klar, sie waren beste Freunde, und gingen untereinander sehr viel vertrauter miteinander um, als mit uns beiden, doch Händchen halten gehörte nie dazu. „Soweit ich weiß gibt es keine neue Marketingstrategie...", meinte ich nur tonlos, während ich sah, wie Jun sich immer enger an Jui schmiegte und der dies offenbar zuließ. Dann folgte sogar ein Kuss! Toya war aufgesprungen, während ich nur wie versteinert dasaß, einen Moment brauchte, um es zu verstehen. Waren Sie etwa ein Paar? Dies war mein erster Gedanke, sodass ich Toya wieder neben mich zog. "Wenn du jetzt dazwischen gehst, fällt das noch mehr auf. Wir müssen warten.", reagierte ich schnell und besah, wie Jui versuchte, dass Shooting zu beenden. "Sie haben doch nun wirklich genügend Fotos!", sagte er laut und klang recht überzeugt von sich. Ließ also keine Wiederrede zu. Jun "Schade...", bedauerte ich leise, nachdem der Fotograf widerwillig zugestimmt und das Shooting für beendet erklärt hatte. Auch wenn es anfangs noch merkwürdig war - unter der Anleitung des Fotografen hatte ich mich doch recht schnell in meine Rolle eingefunden und am Ende sogar Spaß daran gehabt, zusammen mit Jui zu posieren. Dass Jui das Shooting aber nach diesem harmlosen Kuss gleich abbrechen würde, hatte ich nicht erwartet. "Danke für das tolle Shooting!", rief ich dem Fotografen überschwänglich zu und erhielt seinen Dank zur Antwort, ehe ich zufrieden grinsend zu den anderen beiden Bandmitgliedern schritt. Ihre Gesichter wirkten aber irgendwie nicht so glücklich wie meins, wenn ich mich nicht irrte. "Das hat Spaß gemacht, oder?" "Hauptsache, die nehmen nicht das letzte Bild fürs Heft", entgegnete der Schwarzhaarige und bedachte mich mit einem Blick, den ich nicht deuten konnte. "Ich will nicht, dass wir ein schwules Image kriegen... Ach, Jui? Hast du kurz Zeit? Ist was Privates...", sagte er dann und schob sich an mir vorbei, um zu unserem Sänger zu gelangen. Jui Im Nachhinein konnte ich mich nicht mehr so recht entscheiden, bei welchen Erlebnis mir das Herz länger stehen blieb. War es Juns Kuss auf meine Stirn oder Toya, der mich gerade beiseite zog. Meine Knie zitterten etwas, was wahrscheinlich an dem öffentlichen Kuss lag. Wieder führte uns unser Weg in die Geradrobe. Um etwas Zeit zu schinden und mich wieder zu beruhigen, ignorierte ich Toya kurz und ging zu meiner Tasche, warf einen unnötigen Blick auf mein Handy. Keine neuen Nachrichten. Ich musste mich beruhigen und vor allem eine gute Ausrede finden. "Also?", fragte ich mit fester Stimme. Toya Auf dem Weg vom Set zur Garderobe waren mir hunderte Dinge durch den Kopf gegangen. Hundert Dinge, die ich Jui sagen oder fragen wollte. Ich war wütend und verwirrt zugleich, wollte unseren Sänger zur Rede stellen und dann... dann stand ich plötzlich vor ihm, allein mit ihm und er fragte einfach nur "Also?". So, als ob er gar nicht wüsste, weshalb ich ihn hier hergebeten hatte. Als wäre da am Set einfach nichts Außergewöhnliches passiert. Ich schluckte, beobachtete meine Fußspitze dabei, wie sie über das Linoleum scharrte und war plötzlich fürchterlich nervös. Jui war immer noch fünf Jahre älter als ich und berühmter und überhaupt wusste ich plötzlich nicht mehr, ob meine Spontanität so gut war. Aber jetzt musste ich da durch. "Jui, das da eben am Set... was hat es damit auf sich? Und mit eurem Händchenhalten? Ich meine..." Ich schluckte erneut, zwang mich dann, zu ihm aufzusehen und meine Hände in den Taschen meiner Hose zu vergraben, nur um sie dann wieder herauszuholen und die Arme vor der Brust zu verschränken. "Ich meine, das passt gar nicht zu euch. Und dann auch noch vor diesen Leuten - soll das witzig sein oder wollt ihr Fans damit anlocken!? Hat euch Asagi das aufgetragen!?" Das musste es sein, ein Witz oder ein Befehl. Anders konnte ich es mir nicht erklären - trotzdem wollte ich wissen, was los war, wenn meine Bandmitglieder plötzlich mitten beim Fotoshooting solche Dinge taten. Jui Mein kühles Verhalten schien seine Wirkung nicht zu verfehlen. Meine Abweisung war Schauspiel, eines, was ich mir mit der Zeit angewöhnt hatte. Nicht besonders sozial, doch so musste ich zumindest nicht zugeben, dass ich in die Ecke gedrängt wurde. "Ich habe euch doch erklärt, dass Jun noch krank ist. Er ist selten krank, daher verunsichert es ihn noch etwas, dass ihm so oft schwindelig wird. Der Fotograf hat Jun vorhin angestachelt so etwas zu tun, er hätte nicht darauf eingehen dürfen. Ich werde dafür sorgen, dass das letzte Foto nicht gedruckt wird. Ich denke damit sollten alle Fragen geklärt sein", erklärte ich kühl und legte mein Handy zurück in die Umhängetasche. So wollte ich ihm zeigen, dass ich das Gespräch als beendet betrachtete und gehen würde. "Ich bin nach Jun mit meinem Einzelshooting dran, danach noch das Gruppenfoto", erklärte ich unnötigerweise. Toya Ach, so war das? Ich blickte betreten zu Boden, wieder zu meinen Schuhen und fühlte mich dabei wie ein Idiot. Wenn der Fotograf ihn wirklich dazu angestachelt hatte, ergab es einen Sinn... ich kannte Jun nun lange genug, um zu wissen, dass er solche Faxen gerne mal mitmachte. Nur hatte ich das wohl in diesem Moment vergessen, weil Jun so etwas im Normalfall nicht vor der Kamera eines Zeitungsverlags tat. "Entschuldige...", nuschelte ich betreten. “Ich war nur... irritiert. Weil er dich so oft anfasst." Kurz nachdem ich den Satz ausgesprochen hatte, merkte ich, wie sinnlos das klang. Ich WUSSTE doch, dass Jun solche Dinge nicht so eng sah. Und schließlich hatte er das ja nur getan, als keine Kameras in der Nähe waren. "Wenn das letzte Bild nicht gedruckt wird, ist das okay. Sonst wäre das ja wie Golden Bomber", versuchte ich mich an einem Witz. Ich lächelte zaghaft und nickte ihm dann zu, um zu signalisieren, dass das Thema für mich geklärt war. Kurz verbeugte ich mich. "Entschuldige noch mal die Störung..." Jui Innerlich klopfte ich mir wahrscheinlich gerade heftig auf die Schulter. Dass das nochmal gut gegangen ist. Toya würdigte ich keinen Wortes mehr und verbeugte mich nur kurz, sodass kein Gespräch mehr zustande kommen konnte. Gleich darauf suchte ich den Fotografen auf und verfuhr ähnlich mit ihm. Erst wollte er nicht einlenken, so ein Foto war auch für seine Karriere förderlich, doch ich drohte ihm mit dem Management, mit dem Chef der Plattenfirma, der ein guter Freund von mir war und schlussendlich löschte er das Bild vom Computer. Damit waren auch Juns Einzelaufnahmen überstanden, die er, soweit ich es sehen konnte, gut gemeistert hatte und meine Bilder standen an. Wahrscheinlich war der Fotograf etwas wütend auf mich, schon nach 5 Posen beendete er meinen Teil und rief die anderen zum Gruppenshooting. Jun Noch immer verstand ich die Aufregung um dieses eine Foto nicht. Ich fand, dass es niedlich aussah, doch kaum waren Jui und Toya aus der Garderobe zurückgekommen, war Jui zu dem Fotografen gestürmt und hatte darauf bestanden, dass das Bild gelöscht wurde. Dabei hätte ich es zu gerne mit nach Hause genommen - das wäre sicherlich ein willkommener Anblick in meinem Wohnzimmer als dieses Foto von Riku und mir... Doch als ich genau das sagen wollte, hatte Toya mich plötzlich auf meine Gesundheit angesprochen und mich davon abgehalten. Und jetzt war das Bild weg... Enttäuscht darüber hatte ich mich neben meine Kollegen gesetzt und Juis Shooting beobachtet, bis wir alle noch einmal vor die Kamera treten mussten. "Wow, Jui ist so schnell fertig! Beeindruckend, oder?", fragte ich meine Kollegen, ohne eine Antwort zu erwarten. Trotzdem bekam ich ein halbherziges Nicken von dem Gitarristen und nahm dann meine Position neben Jui ein. Dann flüsterte ich ihm zu: "Warum hast du das gemacht!? Ich wollte es haben!" Schließlich musste ja nicht jeder mitbekommen, dass ich ein wenig enttäuscht von seiner Entscheidung war. Jui Eigentlich wollte ich das Shooting nur noch schnell hinter mich bringen und so war es mir ganz recht, dass der Fotograf jetzt wenig Muße hatte, unnötig viele Aufnahmen zu erstellen. Die anderen gesellten sich zügig zu mir, die Blitze wurden noch einmal umgestellt. Nur schwer konnte ich mir ein wütendes Knurren verkneifen, als ich Juns Frage hörte. Er hätte das Foto gerne gehabt? Das war doch lächerlich. "Darüber reden wir zuhause! Konzentrier dich", zischte ich ihm zu, immer noch in diesem Ton, den er nicht verdient hatte. Doch ich konnte nicht anders. Da wir alle recht eng beieinander standen, konnte ich von hinten unbemerkt eine Hand auf seine Hüfte legen, strich dort kurz sanft entlang. Mehr ging im Moment nicht. Ich war wirklich wütend und wahrscheinlich auch genervt. Jun Ich ignorierte die Hand an meiner Hüfte und drehte mich zusätzlich ein Stück von Jui weg, um ihm zu zeigen, was ich davon hielt. Anstelle einer passenden Bemerkung, stieß ich zischend Luft aus und blickte in die Kamera, doch so richtig konnte ich mich nicht konzentrieren. Ich hatte Jui keinen Grund geliefert, mir so zu antworten und fand es unfair, mich so behandeln zu lassen. Irgendwie verletzte mich seine Antwort sogar ein bisschen. "Jun, schau ein bisschen fröhlicher. Ja, so ist's gut", wies mich der Fotograf an, bis ich genug strahlte. "Toya, du auch... Ja... Jun!" Ohne dass es mir selbst aufgefallen wäre, hatte ich den Blick beleidigt auf den Boden gerichtet, doch jetzt hob ich den Kopf wieder, damit wir das Fotoshooting hinter uns bringen konnten. Als die Aufnahmen endlich abgeschlossen waren, trat ich auf den Fotografen zu, bevor er das Set abbaute. "Entschuldigung? Würden Sie auch noch ein Foto für mich für zu Hause machen?" Jui Natürlich entging mir nicht, dass Jun abweisend reagierte, doch ich hoffte, dass er sich jetzt wenigstens benehmen würde. Sonst würden wir auffliegen und das wollte vor allem er nicht. Ich hätte es sogar begrüßt, wenn wir zumindest unsere Bandkollegen in seinen Gedächtnisverlust eingeweiht hätten, aber der werte Herr hatte sich geweigert und ich durfte es wieder herrichten. Das restliche Shooting lief, auch wenn der Gesichtsausdruck von Toya und Jun manchmal nicht ganz passte. Da lobte ich mir Shingo, der blieb die ganze Zeit still und wurde nicht einmal korrigiert. Doch kurz nach dem Ende unserer Arbeit passierte noch etwas Unglaubliches. Jun fragte nach Privatfotos. Sofort war ich an seine Seite und zog ihn weg. "Jun, der Fotograf wird nicht für unsere Privatfotos bezahlt!", sagte ich laut und entschuldigte mich beim Fotografen für die Störung. Der verbeugte sich ebenfalls und sah uns doch recht verwundert nach. "Wenn du Privatfotos möchtest, arrangiere ich gerne ein Privatshooting, da kannst du den ganzen Tag Fotos von dir machen lassen so viele du willst..." Während ich sprach, zog ich ihn weg. "Du bist so kurz davor aufzufliegen! Sei jetzt still, wir ziehen uns um und verschwinden hier", flüsterte ich ihm so zu, dass keiner außer uns es hören konnte. Jun So, wie Jui klang, konnte man denken, ich wäre selbstverliebt und konnte gar nicht genug von mir kriegen! Ich ballte die Hände zu Fäusten und riss mich von ihm los, um einfach ein wenig Abstand zwischen uns zu bringen. Wütend funkelte ich ihn an und zeigte auf den Fotografen. "Ich will aber keine tausend Bilder von mir haben!", sagte ich laut. "Ich will einfach nur EIN einziges Foto von - Ach, vergiss es! Jetzt will ich auch keins mehr machen!" Ruckartig wandte ich mich von ihm ab und trat an ihm vorbei in die Garderobe. Natürlich gab es mir zu denken, wenn Jui sagte, dass ich kurz davor war, aufzufliegen, aber Jui hatte mir nicht verraten, dass ich nicht mal um ein Foto bitten durfte! Dass er jetzt so streng zu mir war, nervte mich deshalb umso mehr. Jui Seufzend sah ich ihm hinterher. Ich wusste nicht, was schon wieder falsch war an meinen Worten. Wenn er private Fotos wollte, würde ich einen Fotografen anstellen, der ihm so viele Bilder machte wie er wollte, einer, dem die Weitergabe der Bilder vertraglich untersagt wurde. Ich wollte nicht, dass wir stritten, doch was auch immer passieren würde, es würde nicht mehr in dieser Geradrobe geschehen. Ein kurzer Blick zu Jun bestätigte mir, dass auch er sich rasch umzog. Wir wurden recht gleichzeitig fertig, sodass ich mich von den anderen verabschieden konnte. "Komm Jun, ich bring dich nach Hause", sagte ich neutral und stellte erleichtert fest, dass er mir folgte. Jun "Tschüss, Shingo und Toya!", rief ich unseren Kollegen fröhlich zu und erkannte, dass Shingo noch auf unseren Gitarristen wartete. Am liebsten hätte ich mich dazu gestellt, einfach nur, weil ich mich immer noch über Juis Verhalten ärgerte. Darum verschränkte ich die Arme vor der Brust, als ich mit ihm den Flur hinab schritt und hielt einen extra großen Abstand zu ihm, damit er merkte, dass ich noch in keiner versöhnlichen Stimmung war. "Wollen wir nicht lieber was mit den beiden machen, damit ich sie besser kennen lernen kann? Wer weiß, wie lange das noch so bleibt mit meinem Kopf." Bislang war mein Gedächtnis noch nicht mal ansatzweise zurückgekehrt, von dem kleinen Erinnerungsfetzen von vor zwei Tagen einmal abgesehen. Jui Es war gut, dass Jun sprach, während ich ihm den Rücken zugedreht hatte, so sah er nicht, wie ich meine Augen verdrehte. "Ich denke, du solltest für heute nach Hause. Toya fand dein Benehmen komisch, er war verwirrt. Ich weiß nicht, wie ich dich weiter decken soll. Wenn du dich noch einmal mit Ihnen treffen willst, musst du ihnen sagen, was los ist. Schlaf da besser noch eine Nacht drüber und entscheide morgen." Mein Ton war wieder nicht der beste. Dieser Tag hatte mich bestimmt zwei neue graue Haare gekostet. Ich war genervt und erschöpft, wäre gerne einen Moment alleine gewesen, doch nur, wenn ich wusste, dass es Jun gut ging. Und das war momentan offensichtlich nicht der Fall. "Komm wir fahren jetzt einfach. Du kannst den beiden doch auch schreiben, dann kann ich dir auch besser helfen", schlug ich vor. Dass sein Gedächtnis wieder kommen würde, dessen war ich mir sicher. Jun Fast schon sehnsüchtig sah ich zu den beiden, nachdem Jui meinen Vorschlag schon wieder schlecht geredet hatte. "DU bist komisch!", erwiderte ich trotzig, noch immer mit verschränkten Armen und blickte nun wieder geradeaus, während wir unseren Weg aus dem Verlagsgebäude trotz allem fortsetzten. "Was war denn jetzt so schlimm an diesem bescheuerten Bild!? Das war doch niedlich!" Wir waren zwar noch nicht zu Hause, aber immerhin waren meine Bandmitglieder auch nicht in der Nähe, daher nahm ich an, dass es in Ordnung war, jetzt über diese Sache zu sprechen. Außerdem musste ich dann nicht zugeben, dass Jui zumindest in dem Punkt Recht hatte, dass ich den beiden von meinem Missgeschick erzählen musste, wenn ich etwas mit ihnen unternehmen wollte. Jui "Dann bin ich halt komisch. Könntest du jetzt bitte einsteigen, oder willst du Toya und Shingo doch noch was erzählen?", fragte ich wieder gereizt und stellte zufrieden fest, dass er wütend schnaubend einstieg. Die Fahrt verlief ruhig, was mir eigentlich ganz gut tat. Ich blendete ihn sogar aus, summte leise zu der Musik im Radio, wie ich es eigentlich immer tat, wenn ich fuhr. Der Jun mit Erinnerungen wusste das auch. Diesem hier war es nur gerade egal. Ich parkte das Auto und wir gingen in die Wohnung. Noch immer sah er mich nicht an, doch ich hatte mich inzwischen etwas beruhigen können. Was auch immer kommen würde, es brachte nichts deswegen wütend zu reagieren, oder? "Möchtest du etwas essen?", fragte ich, da ich nicht unbedingt sofort über den heutigen Tag sprechen wollte. Jun "Ja!", schnaubte ich, schüttelte meine ohnehin halb offenen Boots von den Füßen und ließ sie so zerstreut wie sie waren im Flur liegen. Meine Tasche stellte ich irgendwo mitten auf dem Flur ab und verschwand dann ins Wohnzimmer, ließ mich dort auf die Couch sinken. Es nervte mich, dass er mir immer noch nicht gesagt hatte, was sein Problem war und ich hatte auch keine Lust mehr, ihn noch einmal danach zu fragen. Ich hörte das Geschirr in der Küche klappern und wusste, dass ich ihm zumindest meine Hilfe anbieten sollte, aber... Ich konnte das jetzt einfach nicht! Nicht, bevor er sich nicht bei mir entschuldigt hatte! Ich sprang wieder von der Couch auf, lief unruhig durchs Zimmer, starrte wieder auf diese ganzen Fotos, bis mein Blick an dem umgekippten Bilderrahmen hängen blieb und ich zögerlich näher trat, es in die Hand nahm und das Foto von Riku und mir betrachtete. Das Glas fühlte sich kalt unter meinem Finger an, als ich über sein Gesicht strich und plötzlich fragte ich mich, ob Jui und ich eigentlich oft stritten. Und ob diese Streits der Grund dafür waren, dass wir vor meinem Gedächtnisverlust kein Paar waren oder ob es an Riku Kapitel 9: 9. Kapitel --------------------- Jui Nicht auf seinen trotzigen Ton achtend, begab ich mich in die Küche und richtete eine Mahlzeit her. Zuerst befüllte ich den Reiskocher. So hatte ich 20 Minuten Zeit, sodass ich schnell die Schuhe im Flur wegräumte und das Bett im Schlafzimmer ordentlich herrichtete. Fast schon wie eine Hausfrau. Allerdings war Jun gerade krank, und ich wollte ihn schließlich umsorgen. Wieder in der Küche briet ich etwas Tofu in Sojasoße, danach noch etwas Gemüse. Als alles fertig war, richtete ich den Tisch an. Dann erst traute ich mich ins Wohnzimmer. "Jun? Das Essen ist fertig, kommst du?", fragte ich zaghaft und er folgte mir, noch immer wirkte er sauer, aber es hatte sich gelegt. Als wir beide am Tisch saßen, entschied ich, dass der Zeitpunkt günstig war. "Jun? Es tut mir leid, dass ich meine schlechte Laune an dir ausgelassen habe..." Dass er nicht unschuldig an meiner Laune war, blendete ich vollkommen aus. Jun "Danke fürs Essen", murmelte ich, während ich die Mahlzeit überblickte. Jui hatte sich wieder einmal viel Mühe gegeben, das ließ sich kaum bestreiten. Und trotzdem, obwohl ich schon gar nicht mehr so sauer war, fiel es mir schwer, mich normal mit ihm zu unterhalten. Da war einfach etwas, das zwischen uns war, auch, wenn es nur um ein Foto ging. Ich hatte mir Gedanken gemacht und die hatten für Zweifel gesorgt, die ich vor dem Fotoshooting nicht erwartet hatte. Unsicher blickte ich zu ihm auf, konzentrierte mich dann aber wieder auf den Reis, den ich vorsichtig auf meinen Teller schaufelte. "Hm, machst du das denn öfter? Also, deine Laune an mir auslassen?" 'Liebt der Jun, der dich besser kennt, dich deshalb nicht?' war die Frage, die sich hinter meinen Worten verbarg, aber so konnte ich es unmöglich ausdrücken. Jui Zwar war meine Entschuldigung jetzt ausgesprochen, doch besser wurde es nicht. Stumm nahm ich mir ein paar Reiskörner auf meine Stäbchen und aß sie. "Naja, so schlechte Laune bekomme ich selten. Aber ich weiß dann auch nicht mehr, wohin damit und lasse sie überall raus. Du kennst das. Meistens sagst du mir dann, dass ich eine Pause machen soll, schickst mich in einen anderen Raum, wo ich alleine sein kann. Da komme ich dann runter und alles ist wieder gut...", erklärte ich ihm. Er hörte mir zu, ohne etwas zu sagen, ohne zu essen, ja ohne sich zu bewegen. "Es war einfach ein bisschen viel heute und ich war angespannt, weil ich nicht wollte, dass dein Gedächtnisverlust ans Licht kommt", erklärte ich mich weiter. Inzwischen sollte er verstanden haben, warum ich so reagierte. Jun Nachdem er geendet hatte, ließ ich mir seine Worte noch eine Weile durch den Kopf gehen, aber schließlich nickte ich. "Ich verstehe!" Wie um meine Aussage zu unterstreichen, nickte ich dazu überzeugt und griff dann nach dem Gemüse, um es mir ebenfalls auf den Teller zu füllen. "Willst du nach dem Essen noch ein bisschen allein sein? Dann schau ich mir ein bisschen die Gegend an..." Merkwürdig. Noch vor einigen Stunden hatte es mich endlos viel Überwindung gekostet, mich überhaupt aufzuraffen oder auch nur einen Moment ohne Jui zu sein. Jetzt hingegen empfand ich den Gedanken, ein wenig Ruhe zu haben gar nicht so schlecht. Allerdings war mir unklar, ob ich nun auf dem Weg der Besserung war oder ob es an der Stimmung zwischen uns lag. Jui Erleichtert registrierte ich, dass er mich verstanden hatte, seine Augen glitzerten kurz. Ob er sich daran erinnerte? "Wenn du das vorschlägst, habe ich wohl immer noch schlechte Laune? Tut mir leid, ich dachte es ginge von allein wieder", sagte ich reuevoll und begann erneut, in meinem Reis rumzustochern. Es war nicht böse gemeint. Ich merkte es wahrscheinlich wirklich nicht mehr. Und da brodelte sie wieder, die Wut auf mich selbst, dass ich nicht stärker war als meine Gefühle, dass ich den anderen solche Umstände machte. Es war alles andere als professionell. "Du musst nicht unbedingt die Wohnung verlassen, ich könnte mich ins Schlafzimmer hocken, das reicht vollkommen. Ich hab ehrlich gesagt ein bisschen Angst, dass du dich verläufst... das ist dir in der Vergangenheit schon oft passiert, also in fremden Gegenden...", kommentierte ich seinen Vorschlag. Jun "Ich weiß nicht, ob du schlechte Laune hast, deshalb hab ich ja gefragt, ob du allein sein willst...", erwiderte ich leise und nahm mir vor, erst einmal in Ruhe darüber nachzudenken, ob ich rausgehen wollte oder nicht, bevor ich ihm darauf antwortete. Zugegeben, ein bisschen Angst hatte ich schon davor, mich zu verlaufen und nicht mehr ohne fremde Hilfe zurück zu finden. Gerade dann, wenn mir das anscheinend in der Vergangenheit schon öfter passiert war. "Es würde dir ja nur das Herz brechen, wenn ich mich verlaufe", meinte ich schließlich versöhnlich und beendete dann meine Mahlzeit, nachdem der Reis und das Gemüse vollständig geleert waren. "Also verzieh dich ins Schlafzimmer. Ich kümmere mich um... das hier...", meinte ich schließlich mit wenig begeistertem Gesicht. Jui "Ich denke es wäre sicherer...", meinte ich leise und beendete ebenfalls meine Mahlzeit. "Ja, das ist immer ganz schön nervenaufreibend. Aber inzwischen haben wir eine Technik entwickelt. Wir haben ein App auf dem Handy installiert, wenn du dich verläufst schickst du mir den GPS-Standort auf mein Handy und ich lese dich dann wieder auf. So geht es ganz gut. In deinen alten Bands hatte das auch immer einer deiner Kollegen", erklärte ich ihm ausführlich, da er es ja nicht wusste. Als ich aufstand, griff Jun nach den Reisschalen, doch ich hielt ihn auf. "Lass es stehen, du bist krankgeschrieben und ich bin da, um dich zu pflegen. Ich räume nachher auf. Vielleicht möchtest du ja auch einen Film sehen. Ich geh ins Schlafzimmer..." Mit diesen Worten schob ich ihn ins Wohnzimmer und verschwand im Schlafzimmer, hockte mich dort neben das Bett, schloss die Augen und konzentrierte mich nur noch auf meine Atmung. Jun Ich hatte keine Lust, mir einen Film anzusehen. Das merkte ich sofort, als ich das Regal mit den DVDs musterte, außerdem war es an der Zeit, Jui ein bisschen was von dem zurück zu geben, was ich von ihm bekam, fand ich. Darum wartete ich, bis Jui im anderen Zimmer verschwunden war, legte irgendeinen Film in den Player und startete ihn, bevor ich das Wohnzimmer verließ und mich um die Küche kümmerte. Sorgfältig stapelte ich die Kisten übereinander und wusch sie ab, wobei mir das Klappern des Geschirrs viel zu laut erschien, doch ich hoffte, dass der Film laut genug wäre, um Jui glauben zu lassen, dass ich seiner Empfehlung nachkam. Es dauerte fast eine halbe Stunde, aber am Ende sah die Küche wieder sauber aus. Hoffentlich freute er sich darüber... Ich jedenfalls fühlte mich überraschend besser und schließlich kam mir eine weitere Idee. Jui war noch immer im Schlafzimmer, sodass ich unbemerkt in meine Stiefel schlüpfen und mein Portemonnaie und Schlüssel greifen konnte, ehe ich die Wohnung verließ. Ich war mir sicher, dass ganz in der Nähe ein Geschäft sein musste, das ich besuchen konnte, ohne mich gleich zu verlaufen. Jui Trotz meines fast schon meditativen Zustandes hörte ich, wie die Tür ins Schloss fiel. Jun war also wirklich gegangen. Ich erhob mich um mein Handy aus dem Flur zu holen, überprüfte Akkustand und Lautstärke, ehe ich mich wieder in meine Ecke im Schlafzimmer verzog, das Handy neben mir. Erst jetzt wurde mir bewusst, dass dies unser erster Streit war und es war meine Schuld. Ich spürte Schmerzen in meiner Brust und die Tränen in meinen Augen. Diese schlechte Seite an mir, sie musste verschwinden, sie war nicht einmal annähernd so liebenswert wie Juns Übermütigkeit, egal wie oft man ihn aus irgendwelchen Patschen helfen musste. Erneut besah ich mein Handy, hoffentlich passiert ihm nichts. Langsam versiegten meine Tränen, meine Wut, meine ungewöhnliche Laune verschwand. Weinen war da immer die allerbeste Lösung. Es befreite und ich wusste inzwischen, dass ich das nächste Mal mehr auf mich achten würde, mich besser unter Kontrolle haben müsste. Jun Ich ging denselben Weg, den ich mit Jui gestern gegangen war und erkannte vieles wieder. Das Gute daran, wenn man wenige Erinnerungen hatte, war, dass man nicht allzu viel miteinander verwechselte und einem das Wenige, das man kannte, äußerst vertraut erschien. Ich ging in den Konbini, der sich in der unmittelbaren Umgebung meiner Wohnung befand und grüßte die Kassiererin, bei der wir die Kondome bezahlt hatten, grinsend. So, wie mich ansah, erkannte sie mich wohl auch wieder. Eigentlich wusste ich selbst nicht so genau, wonach ich suchte, sodass ich ziellos durch die Gänge schlich und über die vergangenen Tage und heute nachdachte. Ich wusste, dass ich seine Hilfe nur allzu selbstverständlich hingenommen hatte und trotzdem beschäftigte mich dieser sinnlose Streit noch immer und es wurde Zeit für eine Wiedergutmachung. Bald darauf - ich hatte eingekauft und war noch eine kurze Runde gelaufen, bis ich einen Park erreichte - setzte ich mich auf eine Bank, die sich in einem kleinen Stadtpark befand. Von hier aus konnte man sogar ein paar Sterne sehen und das Plätschern des kleinen Springbrunnens im Teich hören. Ich holte tief Luft, dann schickte ich meine GPS Koordinatoren an Jui und lehnte mich grinsend zurück. Ich war gespannt, wie lange er brauchte. Jui Kaum hatte ich mich einigermaßen beruhigt, klingelte mein Handy und Jun schickte mir seine Position. Mit meinem Handy noch in der Hand stürmte ich in den Flur, schnappte mir meine Tasche, den Ersatzschlüssel und meine Schuhe. Er war im Park, das war nicht weit, wahrscheinlich hatte er sich auf einem der Wege innerhalb des Parks verlaufen, das Handy zeigte den genauen Standpunkt, relativ weit in der Mitte. Ich würde nicht lange brauchen, und doch rannte ich einen Großteil des Weges, denn ich wollte ein besserer Freund werden, auch einer, der den anderen nicht warten ließ. Zielstrebig rannte ich in die Mitte des Parks, wo es einen kleinen Teich gab und entdeckte seine pinken Haare. Schnaufend kam ich vor ihm zum Stehen. "Hier bin ich!", brachte ich hervor. Jun "Zwei Minuten dreißig", sagte ich lächelnd, als Jui mich schwer atmend erreichte. Ihn so erschöpft zu sehen, sorgte dafür, dass es mir fast schon wieder Leid tat, ihn gehetzt zu haben. Vielleicht hätte ich ihm doch noch eine SMS hinterher schicken sollen, dass er sich Zeit lassen konnte. "Wollen wir auf den Steg da drüben? Ich hab mich nicht allein getraut und dachte, es ist besser, wenn du dabei bist." Das war natürlich eine Lüge, denn der Steg war mir eben gerade erst aufgefallen, aber ich fand es nun, da ich ihn gesehen hatte, romantischer, dort zu sitzen, als auf einer Bank. Vorsorglich nahm ich schon mal meine Einkaufstüte in die Hand und hoffte, dass er mir nicht erzählte, dass man da aus Sicherheitsgründen nicht rauf gehen sollte... Jui Verwirrt blickte ich ihn an. Hatte er sich nicht verlaufen? "Äh okay...", stimmte ich zu, hielt ihm aber die Hand hin, wir waren sowieso recht alleine im Park. "Nicht, dass du ins Wasser fällst... pass bitte gut auf", sagte ich sanft und war froh darüber, als er meine Hand nahm. Der Steg war schmal, doch wir erreichten das Ende, ohne nass zu werden. Leider trug ich keine Jacke, nichts, was ich hätte unter uns legen können, bis mir etwas einfiel. Ich nahm ihm die Tüte ab, stellte die gekauften Dinge beiseite und legte die Plastiktüte auf das Holz. "Setz dich darauf, mit deiner hellen Hose solltest du aufpassen", bot ich ihm den Platz an. Meine Hose war schwarz, also war es nicht schlimm. Ich mochte diesen Frieden zwischen uns. Jun Ich tat wie mir geheißen, obwohl es mir auch nichts ausgemacht hätte, mich ohne die Tüte auf den Steg zu setzen. Aber so war Jui eben... überfürsorglich. anscheinend sogar so fürsorglich, dass er meinen Einkäufen noch nicht einmal Beachtung geschenkt hatte. Seufzend griff ich zu der Flasche Rotwein und zu den Weingläsern aus Plastik, die ich im Konbini erstanden hatte. "Ich hoffe, du magst Wein." Es war mir wie die richtige Wahl erschienen und gleich würde sich zeigen, ob meine Intuition richtig gewesen ist. Ich öffnete die Flasche und befüllte unsere Gläser, drückte eines davon in seine Hand, ehe ich die kleine Packung Pralinen hervorzog und vor seine Nase hielt. "Ein kleines Dankeschön... weil du dich so gut um mich kümmerst...", sagte ich lächelnd. Jui Interessiert musterte ich den Wein. "Hast du dich erinnert? Ich liebe Wein, vor allem Rotwein!", bestätigte ich seine Frage und rutschte ein Stück näher an ihn heran. "Dafür musst du mir nicht danken, das ist selbstverständlich. Immerhin hast du dich mir anvertraut, obwohl du mich gar nicht kanntest...", sagte ich leise und musterte ihn. Ich konnte seinen Blick nicht deuten, so sehr ich es auch versuchte, doch er war wirklich wunderschön. Sein Gesicht war so jung, so lebendig, obwohl wir fast im gleichen Alter waren. Ich nahm die Pralinenpackung an mich, öffnete sie und stellte Sie vor uns auf, während Jun die Gläser füllte. "Iss ruhig von den Pralinen, du magst Süßes. Ich kann abends keine Schokolade mehr essen, das vertrage ich nicht so gut. Aber du kannst mir etwas für Morgen aufheben", schlug ich vor, als ich das Gefühl bekam, dass er sich Vorwürfe machte, es nicht zu wissen. Jun "Oh, ach so..." Ich versuchte mir die Enttäuschung darüber, dass meine Überraschung nicht besonders geglückt war, nicht allzu sehr anmerken zu lassen. Wenigstens hatte ich mit dem Wein richtig gelegen. Mit einem Räuspern versuchte ich, von dem Thema abzulenken, stellte mein Glas noch einmal ab, um mich meiner Stiefel zu entledigen und meine Füße ins kühle Nass zu tauchen. "Trotzdem... es ist nicht selbstverständlich, glaube ich. Mochtest du mich denn schon vorher?" Ich nahm mein Glas wieder in die Hand und stieß es leicht gegen seins. Ich erwartete ein Klirren, aber es blieb aufgrund der Plastik aus. Neugierig nahm ich einen ersten Schluss, während ich Jui nicht aus den Augen ließ. Jui Wieder einmal verwirrt beobachtete ich, wie Jun seine Schuhe auszog und sich etwas drehte, um die Füße ins Wasser zu halten. Da die Stiefel wieder einmal gefährlich nah am Ende des Steges standen, nahm ich sie und stellte sie hinter meinen Rücken. "Mach dir keine Sorgen deswegen...", sagte ich nur noch, eine Diskussion würde wohl nichts bringen. Statt auf seine Frage zu antworten, kostete ich vom Wein. Er war etwas herber, doch ich ließ ihn mir auf der Zunge zergehen. Schon lange konnte ich keinen Wein mehr trinken, es ergab sich einfach nicht, doch heute konnte ich dies mit Jun tun. Gespannt beobachtete ich, ob sich sein Gesicht verzog, er mochte sonst eher süßere Getränke. "Ich kann dir noch keine richtige Antwort geben, bis vor ein paar Tagen war ich noch so verwirrt... Ich werde dir sagen, wenn ich es weiß", sagte ich mit gesenktem Kopf. Es war bestimmt nicht die Antwort, die er hören wollte, doch anlügen konnte ich ihn auch nicht. Vorsichtig legte ich einen Arm um ihn, hoffte, nicht wieder alles zu zerstören. Jun Ich seufzte leise auf, nach dem ich das Glas wieder gesenkt hatte. Der Geschmack war bitter und trocken und ich verzog das Gesicht. Verdammt, so hatte ich mir das nicht vorgestellt. Jui vertrug keine Schokolade, der Wein war ekelhaft und der Ausgang des Themas nicht annähernd so romantisch wie ich es gehofft hatte... "Das Zeug ist ja widerlich. Du musst es nicht austrinken!", sagte ich dann, ehe ich mich leicht und angespannt an ihn lehnte, derweil meine Füße leicht im Wasser plantschten. Verdammt, ich hätte es so gerne richtig gemacht, aber irgendwie schien der Schuss nach hinten loszugehen. "Ist ja auch egal. Ich weiß schließlich auch nicht, ob ich dich vorher mochte..." Jui Ich leerte bereits das erste Glas, während Jun nun doch zugab, dass ihm der Wein nicht schmeckte. "Hey, mir schmeckt der Wein sehr gut!", rechtfertigte ich mich und zeigte ihm mein leeres Glas. "Mehr Wein für mich!", sagte ich, fast schon etwas fröhlich. "Lass uns später darüber reden, das verwirrt uns doch beide nur", versuchte ich das Thema vorerst zu beenden. Freudig besah ich, wie er mein Glas erneut befüllte. Da ich ihm schon sehr nah war, legte ich meinen Kopf an seine Schulter, stieß mit der Nase seine Wange an. "Jetzt musst du mir aber noch eines erklären: hast du dich wirklich verlaufen?" Jun Ich schloss die Augen, legte meinen Arm um seine Hüfte und wollte gerade die Nähe genießen, als er mir plötzlich diese Frage stellte. Sofort schlug ich meine Augen wieder auf, während meine Hand sich verkrampfte. Konnte eine Überraschung eigentlich noch schlechter gelingen? Und lag es an mir oder an ihm? Stellte ich mich zu dumm an oder war er zu begriffsstutzig? Ich wusste kaum, wie ich auf diese Frage antworten sollte, sodass sich eine endlose Stille zwischen uns ausbreitete, die nur von dem plätschernden Wasser unterbrochen wurde. Spätestens nachdem ich den Wein eingeschenkt hatte, hätte er doch merken müssen, dass ich die nicht mal eben zufällig dabei hatte und für zu Hause bestimmt keine Plastikbecher kaufte. "Ja, hab ich... Und davor habe ich mir sicherheitshalber Wegzehrung gekauft, falls du länger brauchst oder mir zufällig jemand über den Weg läuft, der mit mir spontan Wein trinken will..." Im nächsten Moment fragte ich mich, ob Sarkasmus so angemessen war, aber wer Romantik nicht mal erkannte, wenn sie direkt vor ihm stand, hatte es wohl verdient. Jetzt fehlte nur noch, dass mir ein Piranha in den Fuß biss. Jui Verwirrt musterte ich ihn. Jetzt war er aber wirklich launisch und es war wahrscheinlich wieder meine schuld. "Es tut mir leid... es ist schon eine Weile her, dass jemand so romantisch zu mir war...", versuchte ich es versöhnlich, stellte mein Glas ab und legte beide Arme um ihn und konnte nur hoffen, dass er mich nicht wegstoßen würde. Ich hielt ihn fest umschlossen, wollte ihn nicht loslassen. Es sollte nicht schon wieder schiefgehen, nicht nach einer solch langen Freundschaft. Auch deswegen hielt ich ihn fest, verbarg mein Gesicht nun ganz an seiner Schulter. Er sollte mir nicht mehr böse sein, und wenn es für mich bedeuten würde, gar nichts mehr sagen zu dürfen. Jun "Schon gut...", erwiderte ich leise, tätschelte dabei die Hüfte, an der meine Hand noch immer lag. „Ich wusste nur nicht, dass du so ein unromantischer Trampel bist", fügte ich dann mit einem schiefen Lächeln hinzu, bevor ich ihm mit der freien Hand die Haare aus der Stirn strich, um einen Kuss auf dieser zu platzieren. "Ich wollte dich spontan entführen... Ich dachte, das ist vielleicht schöner, als wenn wir auf der Couch sitzen." Sanft strich ich ihm durchs Haar, meinem kleinen Pragmatiker, und war erstaunt, wie unterschiedlich wir waren. In der kurzen Zeit, die ich ihn nun kannte, hatte ich vor allem gelernt, dass er äußerst reinlich und ordentlich und vernünftig war. Ich fragte mich, wie Jui wohl reagieren würde, wenn ich ihn in den Teich schubste... vielleicht fand ich es ja heute Abend noch heraus. Doch irgendwie hatte ich das Gefühl, dass er nicht der Typ für solche Verrücktheiten war. Jui Empört blies ich Luft aus, als er mich einen Trampel nannte. Doch eine Antwort verkniff ich mir, dass würde nur zu Streit führen. "Ja, das war eine schöne Idee...", stimmte ich ihm zu und drückte ihn, noch etwas fester an mich. Ich sah mich um. Es war dunkel, also stahl ich mir einen Kuss von ihm, ehe ich eine Hand löste und mein Handy aus der Hosentasche nahm, die Tastensperre löste und es auf das Holz des Steges legte. So hatten wir eine kleine Lichtquelle, denn ich sah ihn inzwischen kaum noch. "Ich hoffe du verzeihst mir, aber ein App für Kerzenlicht habe ich nicht...", flüsterte ich leise in sein Ohr, ehe ich die Haut dahinter küsste. Hauptsache wir stritten nicht. Jun Es war schön, Jui endlich wieder so nah zu sein, ihn im Arm zu halten, ihn zu fühlen und zu riechen. Nach dem stressigen Tag heute war es eine willkommene Abwechslung, dass sich die Wogen zwischen uns allmählich glätteten. "Stimmt, an Kerzen hatte ich auch denken können!", erkannte ich, aber eigentlich machte es mir nichts aus, im Dunkeln mit ihm zu sein. Das Mondlicht spendete uns Licht und selbst wenn nicht - seine Lippen würde ich auch so finden. Lächelnd berührte ich seine Wange, strich sanft darüber und gab ihm dann einen weiteren Kuss. "So könnte es immer sein, oder?" Jui "Musst du nicht, nachher fackelt uns noch der Steg ab. Es ist schön so, wie es ist..." Dass mich der schmale Steg etwas verängstigte, verschwieg ich. Gegen meine Furcht leerte ich das zweite Glas Wein, bei dem ich merkte, dass ich wohl nicht viel mehr trinken konnte, immerhin musste ich uns noch nach Hause führen. "Ja...", sagte ich leise und griff nach einer Praline mit weißer Schokolade. Die mochte er am liebsten. Ich hielt sie ihm vor die Nase und sah glücklich, wie er sie naschte. Ich wartete, bis er fertig war, dann küsste ich ihn erneut, schmeckte die Süße in seinem Mund. "Siehst du, jetzt hatte ich auch was davon", meinte ich neckend. Kapitel 10: 10. Kapitel ----------------------- Riku Wieder drückte ich auf die Klingel. Und wieder und wieder. Trotzdem öffnete sich die Tür nicht für mich - nicht mal einmal die Sprechanlage wurde betätigt. Fluchend wirbelte ich herum, trat auf die Straße, die zu dieser Zeit nur noch spärlich befahren wurde und blickte in die Höhe. Ich zählte die Stockwerke ab, bis ich Juns gefunden hatte und das Fenster seines Schlafzimmers erblickte. Vielleicht war es auch das seines Nachbarn, aber egal, alle Lichter waren bereits erloschen. Nur in anderen Stockwerken brannte noch vereinzelt Licht. Hätte ich nur mein Handy nicht vergessen, als ich in einem Anfall aus Sehnsucht Hals über Kopf aus meiner Wohnung gestürmt war. Dann hätte ich ihn jetzt wenigstens mit Anrufen terrorisieren können. Das hatte er zumindest verdient, wenn er schon nicht die Tür öffnete. Vermutlich lag er da jetzt mit Jui in der Kiste, dachte ich noch, während ich mich wütend abwandte und die Straße stampfend entlang marschierte. Und Chiyu? Der wäre vielleicht auch eine Alternative, doch auch ihn konnte ich ohne Handy kaum erreichen... Ich fühlte das kleine Päckchen, das voll und verlockend in meiner Hosentasche lag. Immerhin ein Trost, dachte ich. Mies gelaunt aufgrund meines Misserfolgs durchquerte ich den Park und erreichte schließlich mein Viertel. Fast wäre ich an ihm vorbeigelaufen, doch im letzten Moment erkannte ich die Person, die sich schwankend an der Laterne festhielt. "Lang nicht gesehen, Chiyu", grüßte ich, nun doch ein bisschen amüsiert. Chiyu Endlich hatte ich mich getraut. Der heutige Tag war deprimierend gewesen. Ein paar Restaurants hatte ich abgeklappert, in der Hoffnung, jemand würde einen Aushilfskellner suchen. Dem war nicht so. Dann hatte ich ein paar Kartons gekauft, ich würde wohl bald umziehen. Als ein Teil meines Krams eingepackt war, stellte ich fest, dass ich immer noch viel zu viel hatte. Das deprimierte mich ebenfalls. Am Abend hatte ich dann Geld von meinem Konto abgeholt, durch den Motorradverkauf hatte ich noch ein gewisses Polster. Dieses Mal suchte ich eine Bar in einem Keller auf. Hier wurden recht offen Drogen konsumiert und nach etwas Mut, den mir ein kleines Bier verliehen hatte, traute ich mich, einen fremden Dealer anzusprechen. Er hatte, was ich suchte und der Stoff war bezahlbar. Ich wusste auch so, dass ich mir so gutes Zeug wie Riku nicht würde leisten können, aber es war egal. Auf der Toilette schnupfte ich etwa ein Viertel des Tüteninhaltes. Etwa so viel hatte ich bei Riku auch genommen. Stunden später war es wirklich dunkel und ich irrte durch den Park. Es war doch eine gute Idee Riku zu besuchen, vielleicht würde er wieder so toll mit mir schlafen. Das würde mir gut gefallen. Allerdings hatte ich im Club noch ein paar Bier getrunken, sodass ich mich an der nächsten Laterne abstützen musste. Doch dann sah ich jemanden und ich freute mich ungemein. "RIKU!", rief ich lachend und versuchte auf ihn zuzugehen... warum lief er so im Zickzack? Riku Das sah ja gar nicht gut aus, dachte ich, während ich beobachtete, wie der Junge auf mich zu getorkelt kam. Ich rechnete bereits damit, dass er jeden Moment der Länge nach hinfiel, aber bevor es so weit kam, erreichte ich ihn und packte ihn an den Schultern. Trotzdem fiel er geradewegs in meine Arme. "Na, hast ja schon gut einen intus, was?", sagte ich, um ihn ein wenig zu necken und klopfte ihm zur Begrüßung auf die Schulter. "Sind da drin heiße Weiber?", erkundigte ich mich direkt danach. Zwar hatte der Laden nicht unbedingt den Ruf, die schönsten Frauen zu Gast zu haben, aber ich fragte Chiyu auch viel mehr deshalb, damit ich nicht zugeben musste, wie sehr ich mich freute, ihn zu sehen. Mein Blick fiel auf ihn. Wenn er jetzt nicht noch mehr trank, konnte ich ja vielleicht noch etwas mit ihm anfangen. Chiyu Glücklich nickte ich. "Heute muss ich mich nicht bei dir durchschlauchen..." Doch leider musste ich feststellen, dass er wohl noch auf der Suche nach einer Frau war. "Keine Ahnung, wo die sich heute alle versteckt haben, habe kaum eine gesehen und die waren bestimmt auch schon vergeben", sagte ich ihm ehrlich. Noch immer war er mir nah, sodass ich ihm meine nächsten Worte ins Ohr flüsterte: "Was hältst du von einer kleinen Privatparty, bei dir oder bei mir? Meine kleine Bar ist noch gut bestückt ... und du schließlich auch." Über meinen spontanen Wortwitz musste ich leise lachen. Meine Lust, jetzt nochmal in die Bar zu gehen, hielt sich in Grenzen, das war alles nicht so spannend wie mit Riku alleine zu sein... Riku "Oh..." Etwas Intelligenteres fiel mir spontan nicht ein, als Chiyu mir dieses unmissverständliche Angebot unterbreitete. Schon gestern war mir aufgefallen, dass dieser Junge eine äußerst obszöne Art an sich hatte, die mir außerdem äußerst gut gefiel. Er war nicht halb so verklemmt, wie die ganzen Frauen, aber auch die meisten Typen, deren Keuschheit mir gehörig auf die Nerven ging. Schließlich nickte ich. "Also gut, zeig mir deine Bar. Ich hoffe, du wohnst in der Nähe." Obwohl er mir gefiel, gab ich mich weiter grimmig - das war die sicherste Methode, um sicherzugehen, dass der andere nicht hinterrücks irgendetwas plante. Die meisten hatten dann ausreichend Respekt und ordneten sich automatisch unter. "Und morgen gehst du dann wieder zu mir. Putzen. Vergiss das nicht!" Chiyu "Ja, ist nicht weit!" erklärte ich glücklich und zog ihn in die Richtung meiner jetzigen Wohnung. "Klar putz ich morgen bei dir, wenn du willst sogar wieder nackt!", schlug ich grinsend vor. Ich war wirklich gut, dass Riku mir so schnell folgte. Fast wollte ich Luftsprünge machen. Schnell war meine Wohnung erreicht und während ich zielstrebig die auf die Bar zuschritt, zog ich schon mal mein Oberteil aus. "Also, ich habe Bier, Wodka und Orangensaft ... und Grenadine, falls du süße Cocktails magst...", erklärte ich ihm, während er noch seine Schuhe auszog und in meinem Küchenflur stand. Riku Grinsend folgte ich ihm zur Bar, erstaunt darüber, wie viel so ein bisschen Motivation ausmachte. Tatsächlich wirkte er schon gar nicht mehr so zugedröhnt wie noch in dem Moment, da ich ihn von der Straße aufgelesen hatte. "Ich glaube, ein Bier reicht", erklärte ich. Ich blickte die Auswahl an Getränken an und pfiff anerkennend durch die Zähne. "Nicht schlecht, nicht schlecht!" Von dem ganzen Zeug konnten wir uns sicherlich tagelang betrinken, wenn wir das gewollt hätten oder es mir möglich wäre. Doch mein Chef, Kisaki, wäre sicherlich nicht allzu begeistert davon, wenn ich anstatt zur Probe zu gehen, mich hier tagelang nackt mit diesem Jungen einschloss und betrank. Aber träumen war ja sicher noch erlaubt. Und so trat ich näher an Chiyu heran, umarmte ihn von hinten und ließ dabei meine Hände über seinen nackten Bauch fahren, bis sie wie von selbst seinen Schritt fanden und dort zupackten. "Wenn du nicht bei mir arbeiten müsstest, könnten wir den ganzen Tag hier verbringen, ohne dass es uns an etwas fehlen würde, oder?", raunte ich ihm in sein Ohr, ließ ihn dann aber los, damit er sich um die Getränke kümmerte, derweil ich seine Wohnung inspizierte. Chiyu "Okay, ein Bier, aber ich will was Süßes!", erklärte ich ihm, holte aber erst einmal ein Bier aus dem fast leeren Kühlschrank und öffnete es. Dann holte ich den Orangensaft, füllte ein großes Glas mit Wodka und Grenadine, füllte es reichlich mit dem Orangensaft auf. Getrunken hatte ich genug, und Riku hatte ich auch so gut wie im Bett, kein Grund also, sich weiter zu betrinken. Noch während ich in das Mixen meines Drinks vertieft war, legte Riku seine Arme um mich, fasste auch wieder recht ungeniert in meinen Schritt, ließ mich dabei leise stöhnen. Antworten konnte ich erst, als er sich löste. "Naja, in deiner Wohnung fehlt doch auch nichts Wichtiges, solange wir beide und ein Futon da sind!", antwortete ich frech, während er sich in meiner Wohnung umsah, wobei er auch die Kartons sehen musste. "Ich ziehe bald um. Ist bei dir eigentlich noch was frei? Die Wohnung ist cool", informierte ich ihn, auch wenn ich mir recht sicher war, das Rikus Wohnung vom Standard her noch zu teuer für mich war. Dann drückte ich ihm sein Bier in die Hand. Riku "Du hast den Schnaps vergessen. Und den Stoff. Wenn DAS alles da ist, ist es egal, wo wir sind", korrigierte ich ihn, während ich das leere Regal musterte, in dem möglicherweise einst Bücher gestanden hatten. "Was die Wohnungen angeht...Keine Ahnung." Ich zuckte mit den Schultern und nahm ihm das Bier ab. Ich interessierte mich so gut wie überhaupt nicht für meine Nachbarn, ich kannte gerade mal die Namen derjenigen, deren Briefkästen jeweils unter und über meinem waren. "Du hast noch nicht mal ne Wohnung und packst schon alles ein?", schnarrte ich und schüttelte fassungslos den Kopf und nahm dann meinen ersten Schluck. Ich erinnerte mich daran, dass er mir erzählt hatte, sein Geld reiche noch für ein paar wenige Monate... allerdings hatte er nicht gesagt, für welche Wohnung er Miete zahlen würde. Das brachte mich auf einen anderen Gedanken und ich blickte ihn fragend an. "Oder bist du hier schon rausgeflogen? Ist es das?" Wenn ja, dann konnte der Typ einem ja fast schon leidtun. Chiyu "Stimmt!", sagte ich laut und ließ mich mit meinem Drink auf die Couch vor den Fernseher fallen. "Ich will in 2 Monaten umziehen, gekündigt hab ich schon, weiter würde das Geld auch nicht reichen, aber eine neue Wohnung hab ich noch nicht. Was Kleines, Billiges brauche ich. Hab nur schon angefangen zu packen in der Hoffnung, ich kann noch was aussortieren. Aber irgendwie klappt es nicht. Ich glaub, meine neue Wohnung bekommt eine Kartonwand bis zur Decke...", sagte ich belustigt. Immerhin musste ich mich mindestens halbieren, dabei war es hier so schön. "Vögel mich einmal in jeder Ecke der Wohnung, das wäre ein guter Abschied", schlug ich vor und stellte zufrieden fest, wie Riku sich neben mich setzte. Riku Ich lachte laut auf, als er mir seinen Vorschlag unterbreitete. "Fuck, auf die Idee hätte ich auch kommen sollen, als ich aus meinem Elternhaus ausgezogen bin! Hier sind wir ja schnell durch." Natürlich hatte ich nichts dagegen einzuwenden und letztendlich konnte man, wenn wir dazu in der Lage waren, auch die Runde ein zweites Mal beginnen. Ich stellte mein Bier beiseite und nahm ihm auch sein Glas aus der Hand, ehe ich erneut zwischen seine Beine griff. "Du bist ja jetzt schon so hart wie ein Stein", stellte ich grinsend fest, wenngleich mir bewusst war, dass dieses Verlangen nicht von ungefähr kam. Ich löste meine Hand von seinem Schritt und stieß ihn rücklings auf das Polster, um im nächsten Moment über ihn zu steigen, einen Arm neben seinem Kopf abzustützen und mit der Hand des anderen über seinen Hals zu streicheln. "Was hast du genommen, Süßer? Speed? Ecstasy? Chrystal? Hat man dir nicht beigebracht, dass das gefährlich ist?", raunte ich dann in sein Ohr, ehe ich ihn küsste. Chiyu Deutlich zufrieden mit dem aktuellen Werdegang, ließ ich mich auf die Couch fallen, Riku über mir. "Chrystal, weil es so gut war... der Abend hat Spaß gemacht", antwortete ich ihm, ganz unschuldig. Es gefiel mir ungemein, wenn er so mit mir sprach. Und so räkelte ich mich unter ihm, schlang ebenfalls meine Arme um ihn. "Also, bis jetzt hast du mir nichts gesagt, also nein!", erklärte ich grinsend und fing seine Lippen mit meinen ein. Ich mochte ihn gerade sehr. Die Stimmung, unsere Position, der Abend - alles war schön und mein Kopf so leicht. Riku Als ich zum vierten Mal von ihm stieg, wusste ich, dass es keine weitere Runde mehr geben würde und auch, dass ich ohne Hilfe von Chrystal keine vierte Runde überstanden hätte. Ich atmete noch immer schwer, während wir auf dem blanken Boden lagen, trotzdem drehte ich ihn zu mir herum, um ihn erneut zu küssen. Er hatte süße Lippen, war mir aufgefallen. Ihr Geschmack erinnerte mich ein wenig an Honig und besonders heute hatte ich andauernd das Bedürfnis, von ihnen zu kosten. "Dafür, dass du bis gestern noch Jungfrau warst, forderst du mich ganz schön", stellte ich lächelnd fest und erkannte zum wiederholten Mal, dass ich der erste Mann war, der diese Dinge mit ihm tat... und dass er sich trotz dessen nicht wie ein Mädchen anstellte. "Versautes Kätzchen...." Ich küsste ihn noch einmal. Chiyu Mein Körper war leicht, so leicht und er kribbelte noch immer, obwohl ich schon vier Mal gekommen war. Riku ebenfalls. Leider konnte ich meinen Körper nicht mehr koordinieren, woran auch immer das lag. Doch es war nicht schlimm, denn Riku drehte mich, sodass ich wieder von ihm geküsst werden konnte. "Ich find‘s halt toll! Mädchen sind immer so prüde ... oder du gerätst an eine, die dich gleich an die Decke fesseln will, das ist auch blöd. Du bist da viel besser!", lobte ich ihn. "Schurr, schnurr!", versuchte ich eine Katze zu imitieren, küsste ihn erneut und versuchte dann, mich aufzurappeln. Irgendwie war die Welt um mich herum ganz schön wackelig, stellte ich fest. Hatten wir gerade ein Erdbeben? Trotzdem schaffte ich es zur Couch zu meinem Glas und trank es in einem Zug aus. Das war lecker. Auch Riku reichte ich sein Bier. "Man, was für eine Party, und wir haben noch nicht mal getanzt!", sagte ich laut. Riku Ich lachte auf, ehe ich einen Schluck meines Biers trank und dann zur Stereoanlage trat, um das Radio einzuschalten. "Das liegt daran, dass unsere Party bisher keine Musik hatte!" Ein Wirrwarr aus Tönen erreichte mein Ohr und ich war kaum in der Lage, es zu ordnen und als Lied zu erkennen, trotzdem bewegte ich mich zum Takt der Musik und tänzelte auf ihn zu, ergriff seine Hand und zog ihn dann dicht an mich heran. "Ist das die Art von Party, die du dir vorstellst?" Dass Chiyu es mit seinem Konsum ein wenig übertrieben haben musste, war selbst für mich kaum zu übersehen. Sein Blick war wild und er selbst voller Euphorie. Nur gut, dass ich selbst nicht allzu viel zu mir genommen hatte, aber ich vertrug den Kram auch schon besser als er... so ließ sich wenigstens verhindern, dass er sich aus dem Fenster stürzte, weil er plötzlich fliegen wollte wie ein Vögelchen. Wie eine Katze mit Flügeln. Bei der Vorstellung musste ich plötzlich lachen... und kriegte mich so schnell auch nicht wieder ein. "Hast du schon mal eine Katze mit Entenflügeln gesehen?" Chiyu Ich konnte feststellen, dass ich heute SuG gehört hatte. Unser letztes Album. Wie ich es sonst immer auf der Bühne getan hatte, wenn ich besonders glücklich war, hopste ich auf Riku zu und nahm seine Hände. "Sind wir nicht toll?", fragte ich ihn laut, während ich begann, Takerus Worte nachzusingen. "Hmm? Eine Katze mit Entenflügeln? Na klar, Takeru! Aber in dem stecken noch viel mehr Tiere... ein Pfau und ein Affe ... und was noch?", dachte ich einen Moment nach, ehe ich Riku wieder um den Hals fiel und einen dicken Kuss auf die Wange drückte. "Komm, sing auch mit!", versuchte ich ihn anzuspornen, während ich mein nacktes Becken wieder fest an ihn presste. Mein Körper war noch immer so leicht, nicht das ich wirklich noch davonflog, wenn wir hier schon von Enten und Pfauen redeten... Riku "Wenn du gute Musik hören willst, musst du Chariots oder Phantasmagoria... oder Lin anmachen!", erwiderte ich voller Überzeugung. Allein schon deshalb, weil ich bei den Texten von seiner Band überhaupt nicht mitsingen konnte. Vielleicht hatte ich per Zufall mal reingehört, aber ich erinnerte mich nicht. "Nicht Takeru... du bist die Katze mit den Entenflügeln, was glaubst du denn? Nur deine Zunge ist nicht rau genug." Am Ende konnte ich nicht sagen, wie lange wir gemeinsam durch die Wohnung gewirbelt waren, doch ich hatte noch immer das Lachen im Ohr, als ich mich endlich mit schwerem Kopf und müden Augen auf sein Bett sinken ließ. Ich hätte sofort einschlafen können, aber wie ich Chiyu einschätzte, steckte der noch voller Energie. Chiyu "Nein, ich bin keine Ente. Ich kann nicht fliegen, nur schweben, weißt du?", erklärte ich ihm meine missliche Lage und hielt mich an ihm fest. Wir tanzten, bis die Musik verstummte, dann ließ sich Riku in mein Bett im Nachbarraum fallen und ich folgte ihm eilig. Dort angekommen warf ich mich auf Rikus Schoß und griff erneut nach seinen Händen. "Du musst mich doch festhalten, sonst schwebe ich davon ...", erklärte ich ihm schmollend, ehe ich begann mich auf seinem Schoß zu bewegen. Hoffentlich war ich nicht zu leicht, sodass er keine Reibung mehr spürte. "Riku... ich bin so leicht, das ist toll!", teilte ich ihm mit und küsste ihn erneut. Riku Ich war WIRKLICH müde, das wurde mir spätestens jetzt bewusst, als er sich so hoffnungsvoll an mir rieb und einfach gar nichts mehr zwischen meinen Beinen passierte. "Du bist so leicht? Das wüsste ich aber!", ächzte ich, obwohl er gar nicht so schwer war. Zumindest aber schwerer als er wohl glaubte. Ich packte ihn an der Hüfte, hob ihn von mir herunter und sorgte dafür, dass er sich neben mich legte. Dann griff ich nach einer seiner Hände und streichelte mit der zweiten über sein Glied. Wenn er denn unbedingt wollte, sollte er es kriegen, wenn auch nicht auf dieselbe Weise wie sonst. Ohne seine Hand loszulassen rutschte ich tiefer hinab, bis ich mich mit dem Kopf genau über seinem Schoß befand. Sanft leckte ich mit der Zunge über die Spitze, sog leicht an ihr und umschloss sie dann mit meinen Lippen. Chiyu Überrascht beobachtete ich, wie sein Kopf in meinem Schoß verschwand. Kurze Zeit später konnte ich erleben, wie viel besser ein Mann doch einen Blowjob geben konnte als eine Frau. Ich stöhnte auf, räkelte mich und stellte kurze Zeit später fest, dass ich wirklich schwebte. Darum krallte ich mich in seine Hand, rief immer wieder seinen Namen und kam schließlich in seinem Mund. Dann musste ich wieder auf der Bettdecke landen, denn ich spürte sie wieder. Grinsend kuschelte ich mich an Riku. "Danke, jetzt bin ich noch leichter", sagte ich verspielt und bemerkte, wie er beide Arme um mich legte und meinen Kopf in seine Halsbeuge legte. "Aber ich bin doch gar nicht müde...", sagte ich. Doch hier war es dunkel, also schloss ich die Augen und war auf einmal weg... Riku Als ich am nächsten Morgen aufwachte, fühlte ich mich im ersten Moment völlig orientierungslos. Das Bett roch anders, fühlte sich anders an, selbst das Licht war nicht das, was ich gewöhnt war. Im ersten Moment glaubte ich, bei Jun zu sein und wollte ihn aus reiner Gewohnheit von mir stoßen. Erst im letzten Moment bemerkte ich den brünetten Haarschopf, der definitiv nicht zu Jun gehörte, und hielt inne. Chiyu... Ich lächelte leicht bei der Erinnerung an die letzte Nacht. Erinnerte mich an den vielen, guten Sex, den wir hatten und daran, wie wir nackt durch die Wohnung getanzt sind und daran, wie ich ihn immer wieder geküsst hatte. Selbst dann, als er schon längst eingeschlafen war, hatte ich seine Lider, seine Wangen, die Nase und die Lippen geküsst, bis ich selbst in tiefen Schlaf gefallen war. Er wirkte blass heute Morgen, wie mir auffiel. Und nach den Strapazen der letzten Nacht hatte ich das Gefühl, das Ding zwischen meinen Beinen in den nächsten Jahren nicht mehr benutzen zu können. Seufzend ließ ich mich wieder sinken, vergrub mein Kinn in seinem Haar, während ich ihn fest im Arm hielt, damit er nicht davon flog. Moment mal! Ruckartig ließ ich ihn los, richtete mich auf holte dann meine Zigaretten aus dem Wohnzimmer, um mir dort auf der Couch eine anzuzünden. Hektisch inhalierte ich die ersten Züge, während ich meine Stirn auf der freien Hand abstützte. Was glaubte ich eigentlich, hier zu tun? Ich wollte ganz, ganz bestimmt nichts auf Dauer mit ihm zu tun haben! Und dazu gehörte, die Grenzen klar abzustecken. Mit einer Frau zu kuscheln, war die eine Sache. Mit einem Mann zu kuscheln, eine völlig andere! Vielleicht sollte ich nach dem Aufrauchen schnell meine Sachen packen und verschwinden und diesen Unfug mit dem Putzjob einfach vergessen. Chiyu Als ich aufwachte, dröhnte mein Schädel, mein Magen rebellierte, ohne dass ich etwas tat und ich brauchte mehrere Anläufe, um überhaupt meinen Kopf zu heben. Ich erinnerte mich, wie Riku und ich guten Sex hatten, wie er mir den Abend versüßt und auf mich aufgepasst hat. Doch jetzt schmerzte mein Unterleib, noch viel stärker als beim ersten Mal. Es war doch zum Heulen. Immer, wenn ich kein Chrystal hatte, ging es mir schlecht. So war es doch. "Riku? Riku, kannst du mir kurz helfen?", fragte ich möglichst laut, da ich ihn nicht im Zimmer entdecken konnte. Und aufstehen ging einfach nicht. "Riku?", fragte ich erneut, da er nicht gleich antwortete. Ich brauchte meine Hose, da war das Tütchen drin. Dann würde alles wieder gut werden. Riku Ich war längst gewaschen und angezogen und ich hätte schon seit bestimmt zehn Minuten die Wohnung verlassen haben können, als Chiyu das erste Mal nach mir rief. Es war die dritte Zigarette, die ich an diesem Morgen rauchte, obwohl ich mir geschworen hatte, diese draußen auf dem Heimweg zu rauchen. Aber ich MUSSTE hier raus. Erst meine Nummer aus seinem Handy löschen und dann verschwinden. Ich war aufgestanden, hatte schon fast meine Schuhe angezogen, als er das zweite Mal rief. Meine Hände zu Fäusten geballt, schleuderte ich die Schuhe von meinen Füßen und durchquerte das Wohnzimmer abermals, ging dieses Mal direkt in das Schlafzimmer und lehnte dort mit der noch immer qualmenden Kippe im Türrahmen. Es war kaum zu übersehen, wie er sich quälte, wie ihm jede Bewegung Schmerzen zu bereiten schien und ich brauche nicht lange nachzudenken, um mir klar zu werden, wer die Schuld daran trug. Ich war der Grund für sein schmerzverzerrtes Gesicht und empfand Reue für mein rücksichtsloses Verhalten. Und trotzdem. "Was ist denn?", fragte ich barsch. "Du wolltest es doch in jeder Ecke treiben, dann musst du auch mit den Nachwirkungen leben. Du hast ja nicht mal geblutet, also beiß die Zähne zusammen." Ich blickte zu seinen zerstreuten Kleidern, sah dann die kleine Tüte, die ein Stück weit aus seiner Hosentasche hervorragte. Zielstrebig ging ich darauf zu und griff es mir. Schon mit bloßen Augen konnte man deutliche Unterschiede zwischen seinem und meinem Zeug erkennen. Das hier war viel grober, offensichtlich irgendeine billige Pampe, die ein Hobbychemiker zusammen gemischt hatte. Ich hatte gestern Abend nicht daran gedacht, woher er das Zeug hatte, das ihn so beflügelte, aber jetzt wurde mir klar, dass er anscheinend begann, das letzte bisschen Geld, das er hatte, für diesen Dreck aus dem Fenster zu werfen. "Und das nehme ich mit. Kauf dir von deinem Geld lieber was Sinnvolles." Chiyu Empört sah ich ihn an. Wie nach unserer letzten gemeinsamen Nacht war er abweisend und wollte offensichtlich nicht länger als nötig bei mir bleiben. Warum war er morgens nur immer so? Abends konnte er so nett sein, ein richtig toller Kumpel... und morgens war ich das letzte Stück Dreck. Vielleicht war es auch richtig so. Doch seine nächsten Worte ließen mir das Blut in den Adern gefrieren... Wie sollte ich je wieder aus diesem Bett aufstehen, wenn er dieses Tütchen jetzt mitnahm? Mit letzter Kraft kroch ich auf dem Bett zu ihm herüber, zischte dabei mehrmals und spürte deutlich meine Schwäche. Allein schon deswegen bildeten sich Tränen in meinen Augen. Mein Unterleib brannte so stark, dass ich meinte, mein halber Körper würde in Flammen stehen. "Ich konnte mir kein Teureres leisten. Es tut mir leid, aber bitte, gib mir noch etwas davon ab, damit die Schmerzen verschwinden, nur ein kleines bisschen, damit ich aus dem Bett komme, bitte!", flehte ich ihn an. Er konnte mich doch so nicht alleine lassen. Holte er sich so seinen Stoff zurück? Das war doch unfair. Riku Es vergingen endlose Sekunden - oder waren es sogar Minuten? - in denen ich ihn schweigend betrachtete und über seine Bitte nachdachte. Ich wusste nicht, was das Richtige war. Einerseits brach es mir das Herz, ihn so zu sehen, andererseits war es besser, mir von diesem Anblick das Herz brechen zu lassen als früher oder später von ihm. außerdem, wenn ich jetzt in dieser Situation hart blieb, würde er mich genauso wenig wiedersehen wollen wie ich ihn. Und trotzdem waren es seine Tränen, die mich darüber nachdenken ließen, ihm seinen Wunsch zu gewähren. Verdammt, ich wusste doch selbst, was das für Schmerzen waren, die er durchstand und noch einige Tage weiterhin empfinden würde! Doch das durfte nicht der Grund sein, Drogen zu nehmen. Nicht als Schmerzmittel. Ich machte auf dem Absatz kehrt, ging in die kleine Küche und kramte dort in den Medikamenten herum, bis ich schließlich fand, wonach ich suchte. Kurz darauf kehrte ich mit einem Glas Wasser und einer Schmerztablette zurück und stellte es auf den Nachttisch. "Das sollte dem Zweck dienen. Übertreib's nicht mit dem Stoff, Chiyu. Oder willst du irgendwann auf den Strich gehen, um dir das leisten zu können? Für dich ist Schluss damit!" Wenn das doch auch nur jemand zu mir sagen könnte... Chiyu Resigniert ließ ich mich zurücksinken. Es war immer dasselbe. Wenn wir nicht mehr durch diese Substanz benebelt waren, war er so abweisend, dass ich mich sofort schäbig fühlte. Auch deswegen flossen meine Tränen jetzt. Das Tütchen gab er mir nicht wieder, stattdessen kam er mit ein paar mickrigen Schmerztabletten zu mir. In meiner Verzweiflung nahm ich die Tablette, auch wenn sie nicht helfen würde. Auf den Strich gehen ... vielleicht würde das auch meine finanziellen Problem lösen. Ob ich einfach so dahin gehen könnte? Nur würde Riku dann nicht mehr der einzige Mann sein, mit dem ich schlief. Seine Worte ließen mich aufsehen. Für mich sei Schluss damit? War es auch das Ende unserer Zusammenkünfte? Was sollte er schon mit mir anfangen, wenn ich nicht zugedröhnt war? "Bin ich dir also so zuwider? Ekele ich dich vielleicht sogar an? Oder kannst du einfach nur keine anderen Menschen leiden?", giftete ich zurück und ließ mich wieder aufs Bett fallen. Dann musste ich mich eben wieder betrinken, das würde auch gehen. Riku Ich atmete scharf die Luft ein, als Chiyu mich plötzlich mit diesen Vorwürfen konfrontierte. Mir lagen tausend Beleidigungen auf der Zunge und bestimmt ein gutes Dutzend davon hätten dafür gesorgt, dass er mich niemals wiedersehen wollen würde... trotzdem starrte ich ihn nur an, verengte die Augen zu schmalen, drohenden Schlitzen. "So bewertest du es also, wenn ich verhindern will, dass du total auf die Fresse fällst, ja?" Ich ballte die Hand, in der sich noch immer seine Drogen befanden, zur Faust, trat dann dicht an sein Bett heran. "Dann behalt doch deinen billigen Scheißdreck!", rief ich wütend und warf das Tütchen nach ihm. Es traf seine Brust, prallte ab und landete auf der Bettdecke, während weiße Kristalle durch die Luft flogen und sich im Bett verteilten, da die Tüte anscheinend nicht richtig verschlossen war. "Bist du jetzt zufrieden!?" Chiyu "Auf die Fresse fallen? Sorry, da kommst du ein halbes Jahr zu spät!", schrie ich zurück und verkrallte meine Hände in der Bettdecke. Doch dann leerte er die Tüte auf meinem Bett. Der Schock, den ich erwartete, blieb aus. Ich hatte meine Tüte zurück, der Inhalt lag auf dem Bett und ich würde zumindest so viel schnupfen können, um aus dem Bett zu kommen. Riku war wahrscheinlich wirklich nicht gut für mich. Daran sollte ich denken. "Ach, hau doch ab! Wir können uns ja treffen, wenn du wieder drauf bist, anders kannst du mich ja offensichtlich nicht ertragen", war meine Antwort, ehe ich mich abwandte. Hoffentlich ging er bald, damit ich etwas gegen diese Schmerzen und gegen diese grauenhaften Gefühle in meinem Kopf tun konnte. Riku Eigentlich hätte ich mich freuen sollen, als er mich wegschickte. Das war es doch gewesen, was ich wollte, oder? Ich hatte vorhin, im Wohnzimmer entschieden, dass ich das, was zwischen uns war, beenden, musste, bevor ich nicht mehr zurück konnte. Und trotzdem trafen mich seine Worte viel härter als erwartet. Normalerweise war ich derjenige, der die anderen abwies und fortschickte. Dass er den Spieß nun umdrehte, verletzte mich nicht nur, sondern kotzte mich auch regelrecht an. "Anders kannst du MICH wohl nicht ertragen!", schlussfolgerte ich. "Dann sieh doch zu, wie du klarkommst! Bei mir brauchst du nicht mehr ankommen!", fauchte ich wütend zurück, machte auf dem Absatz kehrt und schlug die Schlafzimmertür krachend hinter mir zu. Chiyu Langsam wunderte es mich, dass er noch da war, meine Worte erwiderte und immer wieder Kontra gab, auch wenn es keinen Sinn ergab. "Du bist es doch, der mich wie der letzte Dreck behandelt, sobald die Sonne aufgeht!", schrie ich ihm entgegen, wieder mit neuen Tränen in den Augen. Doch als er die Tür zuknallte, sah ich meine Chance. In einigen Falten der Bettdecke hatten sich größere Menges des Pulvers gesammelt, die ich so wie sie waren, von der Oberfläche schnupfte. Einen Überblick, wie viel ich nahm, hatte ich so nicht, doch es war egal. Einen Moment verweilte ich auf dem Bett, ehe ich aufstand, mir im Schrank eine Boxershorts griff, überzog und ins Wohnzimmer schritt, endlich wieder mit leichten Kopf, endlich wieder halbwegs lebendig. Riku Noch immer war ich mir nicht so sicher, ob mein Verhalten gegenüber Chiyu in Ordnung war. Natürlich half es, um ihn von mir zu stoßen und das war es letztlich doch, was ich wollte... Trotzdem hatten mir seine Worte und Tränen einen schmerzhaften Stich verpasst. ich behandelte ihn wie der letzte Dreck, sagte er und hatte Recht damit. Und das, weil ich ihn so fühlen lassen WOLLTE, obwohl es mir wahrscheinlich genauso weh tat wie ihm selbst. Draußen hatte passenderweise Regen eingesetzt, während ich aus dem Fenster starrte. Weiter als bis zu diesem Fenster war ich nicht gekommen, nachdem ich aus dem anderen Zimmer gestürzt war und es war inzwischen einige Zeit verstrichen, als sich die Tür leise öffnete und er mit stecknadelgroßen Pupillen vor mir stand. hatte er also doch noch was gefunden.... "Lass den Scheiß, solange du noch kannst....", brummte ich leise und drehte mich weg. Hatte ich denn wirklich Angst davor, verletzt zu werden oder war es nicht viel mehr so, dass ich sein Leben nicht noch weiter zerstören wollte? Chiyu Da erblickte ich ihn wieder. Riku war noch immer nicht gegangen und einen Moment machte mich das ganz ratlos. Wollte er nicht gehen? Obwohl, ich war jetzt wieder auf Drogen, dass hieß, wir stritten uns jetzt nicht mehr. Zumindest war es normalerweise so. Seine Worte zu Kenntnis nehmend, trat ich auf ihn zu. Solange ich noch kann ... ich hatte nicht das Gefühl, noch anders zu können und so legte ich meine Arme um ihn und schmiegte mich an seinen Rücken. "Magst du mich jetzt wieder?", flüsterte ich leise und genoss es einen Moment lang, wie ich meinen Kopf an seiner Schulter ablegen konnte. Ich mochte ihn, wenn er so friedlich war. Leise begann ich zu summen, als ich keine Reaktion erhielt. Mit meinem Armen drückte ich ihn ganz fest, als wollte ich ihn nie wieder loslassen. Warum konnte er nicht immer so sein? Riku Ich seufzte leise auf, als er mich plötzlich umarmte. Hätte er mich nicht anbrüllen können, was ich glaubte, hier noch zu suchen zu haben? Oder irgendetwas in der Art? Alles hätte es mir leichter gemacht, wirklich und endgültig zu gehen. Alles, außer dieser plötzlichen Nähe. "Ich mein's ernst, Chiyu", sagte ich kalt, nachdem er meine Worte vollkommen übergangen hatte, aber die Umarmung ließ ich trotzdem vorerst zu. Einfach, weil es sich gut anfühlte. Fast so, als wäre eine solche Verbindung zwischen uns in Ordnung - das war sie aber nicht. Ich griff nach seinen Handgelenken und schob sie von mir, ehe ich mich zu ihm umdrehte. "Du kannst mit dem Zeug nicht umgehen - das ist nicht zu übersehen! Also lass die Finger davon! Und von mir." Aber Mann, dieses Gesicht... die Tränen waren noch nicht mal ganz getrocknet, aber er schien sie schon gar nicht mehr zu spüren. Sanft legte ich eine Hand an seine Wange, wischte sie mit dem Daumen trocken und gab ihm dann einen kurzen Kuss auf die Lippen. Dann stieß ich ihn weg und eilte davon, bevor ich es mir noch anders überlegte und verließ die Wohnung. Dieses Mal wirklich. Kapitel 11: 11. Kapitel ----------------------- Chiyu So ganz verstand ich Riku nicht. Doch, ich verstand, dass er mich wohl wirklich nicht mehr wollte. Dann hatte er wohl Pech gehabt, es gab sicherlich noch andere Männer. Ganz allein in meinem Tatendrang, räumte ich die Wohnung von unserer gestrigen Party auf, räumte noch einige Kisten ein und beschloss, einige Dinge in den Verkauf zu geben. Mittags erhielt ich eine SMS von Hiro, ob er nicht vorbeikommen könnte. Freudig stimmte ich zu und begann, mein Bett aufzuräumen. Essen musste ich nicht, stellte ich fest, doch leider gab meine Bettdecke auch nicht mehr viel her. Einige Stunden später war meine Wohnung in einem guten Zustand, die Eiswürfel kühl gestellt und einige Gläser in der Bar bereitgestellt. Komischerweise begann mein Kopf wieder zu schmerzen, genauso wie sich in meinem Unterleib wieder ein dumpfes Pochen meldete. Hoffentlich würde mich Hiro nicht genauso verachten wie Riku... Hiro Es war einer dieser wenigen Tage, an denen ich einfach nichts zu tun hatte - an dem die Arbeiten an der neuen Single abgeschlossen waren, und die nächsten Konzerte noch Wochen im Voraus waren. Ich unternahm häufig etwas mit meinen Bandkollegen, doch nachdem wir während der Aufnahmen ständig zusammen waren, tat es mir ganz gut, endlich mal wieder ein anderes Gesicht zu sehen. Das war der ausschlaggebende Grund, weshalb ich Chiyu angeschrieben hatte und froh war, als er einem Treffen zustimmte. Doch als er mir die Tür öffnete, fragte ich mich, wie lange es tatsächlich her war, seit wir uns das letzte Mal gesehen hatten. Jahre, so schien es mir. Heute wirkte der Bassist irgendwie ausgezerrt, erschöpft, müde... und fast so, als hätte er Schmerzen. "Wow, wie siehst du denn aus? Hast du ein bisschen zu viel gefeiert in der letzten Zeit?", fragte ich mit schiefem Grinsen, während ich die Schuhe von meinen Füßen streifte. Chiyu Trotz meiner aufkommenden Schmerzen öffnete ich Hiro lächelnd die Tür. Mal wieder waren seine langen Haare kunstvoll aufgestylt und zogen meine Aufmerksamkeit auf sich. Allerdings musste ich wirklich schlecht auf ihn wirken. "Naja, ich bin vor ein paar Tagen in eine Schlägerei geraten...", begann ich, denn auch mein Oberkörper schmerzte heute wieder und sorgte dafür, dass ich mich auch so etwas vorsichtiger bewegen musste. Doch ich konnte anhand seines Gesichtes erkennen, dass diese Antwort nicht reichen würde. "Ich war in einem Club, da habe ich einen Bekannten gesehen, der gerade von drei Typen verprügelt wurde. Hab mich dazwischen geworfen, damit er nicht noch schlimmer zugerichtet wird. Gott sei Dank kam dann die Security. Ich hoffe dich stört es nicht, dass ich es lieber hätte, wenn wir es uns hier gemütlich machen. Was möchtest du trinken?", fragte ich auf dem Weg zur Bar. Hiro Ich lächelte über seine Schilderung, während ich der festen Überzeugung war, dass dies nicht ganz der Wahrheit entsprach. Der Chiyu, den ich kannte, war ganz sicher nicht der Typ für Schlägereien, schon gar nicht war er jemand, der sich mit drei Leuten gleichzeitig anlegte. Er machte ja nicht mal Kraftsport, zumindest sah er nicht so aus, als würde er das tun. Ganz im Gegensatz zu mir, der ständig den Aufbau seiner Muskeln pflegte. "Du bist ja mutig", meinte ich deshalb und stellte mich dann an seine Bar, ließ den Blick über die Flaschen schweifen. Es war viel zu viel Auswahl, um eine spontane Entscheidung treffen zu können. "Hm... ich denke, ich fange mit Whiskey an... und wenn ich so sehe, was du hier noch so alles hast, glaube ich, es gut bei dir auszuhalten zu können", kommentierte ich grinsend die Bar. Chiyu Routiniert goss ich Hiro ein Glas Whiskey ein, während ich mir selbst einen fruchtigen Drink mit Wodka mixte. Trotzdem ein starker Drink. Gemeinsam setzten wir uns auf die Couch, nebenbei schaltete ich noch leise Musik an. "War wohl nicht so schlau von mir, hab ich aber auch schon gelernt", gab ich leise zu. "Aber sag, was hast du so in letzter Zeit gemacht, du hast gemeint, ihr wart im Studio? Lief alles gut?", fragte ich interessiert nach. Ich war generell ein sehr neugieriger Mensch. Und so nahm ich den ersten großen Schluck, unauffällig durch den Stromhalm, und spürte zufrieden, wie mein Körper darauf reagierte. Hiro Ich probierte von meinem Getränk und nickte dabei leicht. Das Getränk war stark und ich brauchte einen Moment, ehe ich mich an den scharfen Geschmack gewöhnte. Sicherlich aber würde es mit jedem Schluck besser werden, daran hatte ich nicht den geringsten Zweifel. "Wir haben ja jetzt einen neuen Gitarristen", erzählte ich zwischen zwei Schlucken. "Hast du das schon mitbekommen? Ist ein echt guter Fang für uns - hat richtig viel zu den Aufnahmen beigetragen und zwei Songs dazu gesteuert. Und hübsch ist er außerdem noch." Ich kramte mein Handy aus der Hosentasche und suchte ein Bild von Daichi heraus, fand schließlich unser aktuelles Gruppenfoto. "Er da ganz rechts ist es... Daichi heißt er. Dank ihm ging es recht gut voran mit der Produktion, muss ich sagen. Und wie läuft's bei dir?" Chiyu Interessiert hörte ich zu. "Ein neuer Gitarrist? Davon wusste ich nichts, erzähl mir mehr", forderte ich ihn auf und leerte schnell meinen ersten Drink. Neugierig besah ich das Foto, konnte aber nicht so recht erkennen, was er so toll an diesem Mann fand. "Ich glaube, der braucht mal ein paar Highlights, ist ja langweilig nur eine Farbe... aber wenn er so viel miteingebracht hat, ist das wirklich gut", erwiderte ich und stand auf, um mein Glas neu zu befüllen, ehe ich antwortete. "Keine neue Band, kein Aushilfsjob, die Wohnung ist gekündigt. Ich suche grad was Kleineres...", führte ich meine Misere kurz aus und ließ mich auf die Couch zurückfallen. Einen weiteren großen Schluck nehmend, seufzte ich leise. Hiro Über sein Kommentar musste ich schmunzeln. Zu wenig Farbe, das störte ihn also an Daichi. "Du weißt aber schon, dass wir eine Death Metal Band sind und kein Oshare Kei machen?", fragte ich amüsiert und stellte zufrieden fest, dass mir das Getränk inzwischen schon gar nicht mehr so stark vorkam. "Wie auch immer, der Mann ist großartig und die Fans finden ihn süß." Ich zuckte mit den Schultern. Seine Antwort, was sein eigenes Leben anging, war dagegen weit weniger erfreulich als das vorherige Thema und ich spürte, dass ich damit einen empfindlichen Punkt getroffen hatte. "Das tut mir echt Leid, dass es bei dir so mies läuft... braucht denn niemand einen Bassisten? Die sind doch viel seltener als Gitarristen..." Chiyu Gespielt beschämt senkte ich den Kopf. Auch wenn es nie so geplant war, am Ende landete ich im Oshare kei und er im Death Metal - wobei letzteres vielleicht abzusehen war. "Ich glaube, so langsam färbt dieses niedlich-denken ab", erklärte ich lachend und nahm einen weiteren Schluck. So langsam wirkte der Alkohol und mein Kopf wurde doch wieder etwas leichter, die negativen Gedanken verschwanden. "Ich glaube, die Leute wissen, wie schwer es ist, einen Bassisten zu finden und halten ihn deswegen fest. Bin zu ein paar Castings gegangen, aber die Bands dazu waren einfach amateurhaft, einmal stand ich sogar vor einer Band, die in Ihrer aktuellen Schuluniform auftreten wollte. Für sowas bin ich zu alt. Die wollten mich natürlich alle, aber wie soll das aussehen? Und von meinen Bekannten gründet niemand eine Band. Was die anderen machen weiß ich auch nicht", beantwortete ich seine Frage dieses Mal ein bisschen ausführlicher, während ich mich in eins meiner Kissen kuschelte. Hiro "Scheiß drauf", meinte ich schulterzuckend und meinen Drink bis zur Hälfte leerend, "ehe ich gar nix hätte, würde ich mich auch so ner Band anschließen, glaub ich. Hauptsache, man hat nen Job." Für mich war schon immer wichtig, in möglichst jungen Jahren auf eigenen Beinen zu stehen. Das lag nicht zuletzt daran, dass meine Eltern in den USA geblieben sind, als ich mich entschieden hatte, mein Glück in Japan zu versuchen. "Vielleicht werden wir dann ja Nachbarn, wenn du in mein Viertel ziehst. Da sind die Mieten echt günstig!" Chiyu Noch immer schaffte es Hiro, mich zu erschrecken, wenn er mit seinem eigentlich niedlichen Gesicht begann zu fluchen, doch wenn man seine Herkunft in Betracht zog, war es wahrscheinlich ganz normal. Nur mit äußerster Selbstbeherrschung schaffte ich es, mich nicht an meinem Drink zu verschlucken. "Vergiss es, diese Bands werden nie Geld verdienen, nicht solange ihnen alles andere wichtiger ist als die Musik. Ich such mir gerade einen Aushilfsjob, nur leider sieht mein Lebenslauf etwas komisch aus", meinte ich eine Spur bitterer. Doch in seiner Nähe wohnen, das klang wirklich gut. "In deinem Block war doch immer im obersten Geschoss diese Wohnung frei ... da wo dieser Typ gestorben ist... ist die noch zu haben?", fiel mir spontan ein. Hiro "Das muss doch zu machen sein. Dann ziehst du dir halt ein komisches Kostüm an und rennst als Maskottchen rum. Oder gehst Prospekte verteilen." Ich wusste selbst nur allzu gut, dass man sich manchmal überwinden und unangenehme Dinge tun musste, wenn man zu etwas kommen und genug Geld für die Miete haben wollte. Ich stand auf, um mein Glas eigenständig nachzufüllen. "Ich glaub, die Wohnung ist immer noch zu haben. Oder du fragst nen Kumpel, ob er nen Mitbewohner braucht. Dann sparst du noch mehr, hab ich auch so gemacht." Chiyu Ich nickte auf seine Vorschläge hin. "Das ich noch mal ein Entenkostüm anziehe ...", überlegte ich laut und bereute es sogleich. Riku hatte mich gestern auch mit einer Ente verglichen, warum auch immer. Mein Herz schien sich bei dem Gedanken zusammen zu ziehen. Was hatte ich bei Riku nur falsch gemacht? Warum war ich nicht gut genug für ihn? Auch mein Glas war wieder leer. Dieses Mal füllte ich mir erneut eine noch stärkere Mischung Wodka mit ein bisschen Orangensaft, damit Hiro es nicht gleich merkte. "Soweit ich weiß, sucht niemand einen Mitbewohner. Aber da bin ich auch nicht wirklich scharf drauf, mit ner eigenen Wohnung kann man wenigstens mitbringen, wen man will, ganz gleich wie klein die dann ist", erklärte ich und nahm einen großen Schluck, den Strohhalm hatte ich endgültig verbannt. "Machst du eigentlich immer noch so viel Sport? Also mit Gewichte stemmen und so?", fragte ich interessiert. Hiro "Das stimmt allerdings auch wieder", erwiderte ich lachend, während ich ihm beim Mixen beobachtete. "Ich hab meinem Mitbewohner auch verboten, jemanden mitzubringen... aber ich bin seitdem auch ganz brav." Nur gut, dass es ihn auch tatsächlich nicht zu stören schien, dass er niemanden mitbringen sollte, obwohl ich ihm ein eigenes Zimmer geräumt hatte, das er sich allerdings mit meiner Hantelbank teilen musste. "Klar mach ich noch Sport..." Demonstrativ spannte ich meinen Oberarm an, um ihm die Resultate zu zeigen. Chiyu Und wieder schaffte er es, mich zu schockieren. "Dein armer Mitbewohner. Und du bist jetzt abstinent, oder was? Gott das ist doch kein Leben! Oder gehst du jedes Mal in ein Hotel?", fragte ich ihn und nahm wieder einen großen Schluck. So langsam spürte ich auch, wie ich noch redseliger wurde, wie das Sprechen immer mehr zur Befreiung wurde. "Mit einem Mitbewohner wie dir wär ich schon arm geworden! All die Stunden im Hotel...", sinnierte ich und ließ mich nur durch die Zuschaustellung seiner Muskeln ablenken. Er trug ein T-Shirt und trotzdem konnte ich fast schon unnatürlich große, trainierte Muskeln sehen. "Wow, sind die echt?", scherzte ich und schob ungeniert den Ärmel seines Shirts nach oben um den Oberarm noch besser betrachten zu können. Irgendwie sah es gut aus. "Schön...", nuschelte ich leise. Hiro Es gab zwei Arten von Komplimenten, die ich am meisten genoss: Die über meine Stimme, meine Musik und die über meine sorgfältig antrainierten Muskeln. So etwas ging mir immer runter wie Öl und verfehlte auch jetzt nicht seine Wirkung. Nur zu gern ließ ich ihn meine Muskeln spüren, spannte dann meine Brust an. "Fass mal da an... Brust und Bauch trainiere ich nämlich auch!" Ich hob mein T Shirt ein Stück, damit er sehen konnte, wie stark ausgeprägt die Muskulatur war, die direkt zu den Lenden führte. "Wieso, hast du denn gerade jemanden am Start oder weshalb würdest du ständig im Hotel sein? Also ich hab da im Moment nicht so das Verlangen nach...." Das war zwar nur die halbe Wahrheit, aber immerhin nicht gelogen. Chiyu Zu gerne berührte ich nicht nur seine Oberarme, sondern seine Brust und seinen Bauch. Die Muskeln unter meinen Fingern waren so fest, so hart, dass es mich automatisch ein bisschen erregte. Ich atmete tief durch. Es lag nicht nur an Riku. Männer erregten mich. Wie hatte ich das nur bis letzte Woche ignorieren können? Ich schaffte es kaum, meinen Blick wieder von ihnen zu lösen. "Unglaublich... du musst doch bestimmt jeden Tag stundenlang trainieren, oder?", fragte ich, meine Hand noch immer an seinem Sixpack liegend. Was er wohl mit so einem Körper alles anstellen könnte. Doch das vernachlässigte er angeblich. Ich wollte es gar nicht glauben, löste mich dann aber doch, um mein Glas abzustellen. "Nein, bin frei wie ein Vogel. Hab nur bestimmte Bedürfnisse und vor kurzer Zeit etwas tolles Neues entdeckt. Und du hast kein Verlangen? Also wenn ich deinen Körper hätte müsste ich mich nur im Spiegel ansehen um scharf zu werden...", plapperte ich freudig vor mich hin. Ich wollte ihm so viel erzählen. Hiro Ob es am Alkohol oder am Kompliment lag, wusste ich nicht, aber ich lachte erneut schallend auf, zeigte dabei mit dem Finger auf ihn. "Da sagst du was! Das ist echt so, manchmal krieg ich davon echt nen Ständer", gestand ich ihm. Umso witziger darum, dass mein aktueller Crush nicht mal annähernd so gut gebaut war. Ich lachte noch immer darüber - anscheinend war es doch der Alkohol, oder der Fakt, dass mir meine Selbstverliebtheit ein bisschen peinlich war. "Muss dafür aber wirklich täglich Sport machen... das macht sogar noch mehr Spaß seit mein Mitbewohner mir dabei ganz neidisch zuguckt", erzählte ich grinsend und leerte das zweite Glas. auf die Frage, was mein Verlangen anging, wollte ich vorerst nicht eingehen. "Was hast du denn Schönes entdeckt? Sado Maso?" Chiyu Lachend beobachtete ich, wie sein Shirt nicht mehr von alleine bis nach unten rutschte und so musste ich auf diesen tollen Anblick noch nicht verzichten. Sein Körper wirkte auf mich heute besonders appetitlich. "Nein, ich hab Männer für mich entdeckt! Du glaubst gar nicht was das für einen Spaß macht... oder doch? Hast du schon mit Männern geschlafen? Das musst du mal ausprobieren, unglaublich sag ich dir!", schwärmte ich und griff nach meinem Glas, um es erneut zu leeren. Dann ließ ich mich erneut zurücksinken und musterte mein Gegenüber. Er war Riku optisch in jeder Hinsicht überlegen. Wahrscheinlich auch charakterlich. Hiro Lächelnd schüttelte ich den Kopf. So erschöpft er auch aussehen mochte: Chiyu war definitiv kein Kind von Traurigkeit. Er trank fast so viel wie ich es eher von den Amis kannte und überraschte mich ständig mit neuen unerwarteten Aussagen. "Achso?", fragte ich und zog mein T Shirt herab. "Deshalb siehst du also so fertig aus!", kombinierte ich mit schmutzigem Grinsen, während meine Zunge langsam schwer wurde. Obwohl ich meine gesamte Kindheit und Jugend am anderen Ende der Welt verbracht hatte und im betrunkenen Zustand noch immer der Akzent durchkam, war ich trotz dessen noch immer ein Japaner, der nicht viel Alkohol vertrug. Ich sollte aufhören, dachte ich und stellte mein Glas beiseite. "So richtig hab ich es noch nicht probiert... also mal ein bisschen schon, aber es ist nie zum Äußersten gekommen." Wenn dann konnte ich mir das eh nur mit einem vorstellen. "Aber du kriegst wohl nicht genug davon, was?" Chiyu Seufzend drehte ich mich wieder mit dem Oberkörper zu Hiro. Schon wieder wanderten meine Gedanken zu Riku. Der wäre jetzt schon längst über mich hergefallen. Hiro hingegen gönnte mir nicht einmal mehr den Blick auf seinen Oberkörper. "Ja, die letzte Nacht war großartig, bin heute Morgen kaum aus dem Bett gekommen. Der Typ ist auch abgehauen, dabei war der so gut!", jammerte ich und konnte meine Gedanken an Riku so noch viel weniger verdrängen. Schon ein bisschen Nähe würde mir bestimmt helfen, dachte ich mir und legte meinen Kopf an seine starke Schulter. "Du solltest es probieren, es ist Wahnsinn, heute eine Nacht ohne zu sein kommt mir gerade wie eine reine Strapaze vor...", sprach ich meine Gedanken mal wieder ungefiltert aus. Hiro Wieder wusste ich nicht, ob der Alkohol oder Chiyu Schuld war - doch wie ich ihm so zuhörte, lehnte auch ich mich seufzend zurück. Man konnte ja glatt neidisch werden. Nicht, dass ich gerne Probleme dabei hätte, das Bett zu verlassen. Aber dass jemand Bestimmtes so über mich sprach, wie Chiyu gerade über seinen Lover, würde mir schon gefallen. Nur mit dem Unterschied, dass ich nicht einfach abhauen würde... Der Gedanke an ihn ließ mich lächeln und ich erinnerte mich an die letzten Stunden, die ich in der Wohnung verbracht hatte, ehe ich zu Chiyu aufbrach. Daichi stand am Herd, das lange schwarze Haar zu einem großen Knoten über den Kopf gebunden und mit dieser Nerdbrille auf der Nase und bestand darauf, dass ich erst gehen durfte, wenn ich gegessen hatte. Es dauerte einen Moment, ehe mir klar wurde, dass ich nicht zu Hause bei Daichi, sondern bei Chiyu war. "Hm, wenn du sagst, dass das so toll ist, muss ich das vielleicht wirklich mal probieren...." Chiyu Seufzend rieb ich meinen Kopf an seine Schulter, versuchte so ein bisschen Aufmerksamkeit zu bekommen, denn auch wenn Hiro bei mir war, er schien meilenweit weg. "Ja, du solltest es probieren...", nuschelte ich leise und schmiegte mich etwas dichter an ihn, legte einen Arm auf seinen Bauch. Es brachte wahrscheinlich nichts. Heute Nacht würde ich alleine sein. "Andere Menschen sind scheiße...", nuschelte ich vor mir hin und sah ihn mit großen Augen an. Er erwiderte meinen Blick immerhin. "Kuschelst du mit mir?", fragte ich leise. Das war es, was ich wollte. Hiro "Meinst du, das ist okay?", fragte ich unsicher, während ich in Gedanken wieder meinen Gitarristen vor mir sah. Andererseits war Chiyu sowieso schon dabei, sich an mich zu schmiegen. Und letztendlich war es doch besser, wenn sich überhaupt jemand an mich kuschelte als wenn niemand es tat. Egal, welche verwirrten Gefühle ich auch für meinen Kollegen hegen mochte - ich wusste nicht, wie er dazu stand und ob ich ihn überhaupt haben konnte. Und überhaupt - eigentlich hatte es mit ihm doch gar nichts zu tun, wenn ich meinem Kumpel eine Schulter zum Anlehen bot, oder? "Warum sind andere Menschen scheiße? Wegen dem Typen? Weil er abgehauen ist?" Chiyu Endlich spürte ich seine Arme um mich, wenn sie auch viel zaghafter waren, als ich erwartet hatte. "Hmm... er war so nett zu mir, der Sex war toll. Wenn es nach mir gegangen wäre, hätte die Nacht gar nicht mehr enden müssen. Und am nächsten Morgen will er sich davonschleichen, ich versuch ihn aufzuhalten und er schreit mich sogar an. Jetzt ist er weg. Gehen wir auch so mit Frauen um? Das ist doch scheiße...", plapperte ich wieder vor mich hin. Vielleicht interessierte es mein Gegenüber sogar, vielleicht hatte ich aber auch einfach noch zu wenig getrunken. Hiro "Oh...", sagte ich wenig intelligent. Ich hatte garantiert noch niemanden angeschrien, mit dem ich das Bett geteilt hatte... allerdings konnte ich mir vorstellen, dass die Hemmschwelle, jemanden anzubrüllen sicherlich geringer bei einem Mann war als bei einer Frau. Aber wie auch immer, ich wollte nicht länger darüber nachdenken, da es mir bereits schwer fiel, logische Schlüsse zu ziehen. "Yeah, that's mean... das macht man nicht." Ich schüttelte leicht den Kopf, legte diesen dann auf Chiyus Schulter ab, weil er sowieso immer schwerer wurde. Als ich kurz die Augen schloss, begann es sich leicht zu drehen. Es waren doch nur zwei Whiskey gewesen... allerdings zwei ziemlich starke. "Also ich bin immer lieb..." Ich sah Daichi vor mir, mit diesem bescheuerten Dutt und dem hübschen Lächeln und begann dann, an seinem Hals zu knabbern. Chiyu Etwas irritierte es mich, dass Hiro auf einmal Englisch sprach und ich musste einen Moment überlegen, was er mir sagen wollte, doch es fiel mir noch ein. Seine Stimme wirkte sogar noch etwas tiefer, männlicher und es erinnerte mich noch mehr an Rikus durchdringende Art, die mich jedes Mal hilflos machte. So hielt ich still, als mir dieser Mann versprach, lieb zu sein und begann meinen Hals zu liebkosen. Sanft aber fordernd. "Really?", fragte ich lächelnd. Komischerweise beherrschte ich dieses eine Wort in mindestens 3 weiteren Sprachen. Auch wenn man sonst relativ wenig damit anfangen konnte, jetzt passte es. Vorsichtig schob ich sein Shirt nach oben, spürte dieses Mal sogar an seinem Rücken Muskeln. Hiro "Yeah, really. Trust me, Baby", versprach ich, nun vollkommen in meinen alten Akzent zurück fallend. Ich war froh, dass er Englisch sprach. Das machte es mir irgendwie einfacher, mich auszudrücken, ohne dass es albern klang. Ich half ihm dabei, mir das Shirt über den Kopf zu ziehen, entblößte somit meinen Oberkörper vollkommen vor ihm, sodass er ihn nun richtig sehen konnte. Ach nein, hatte er ihn nicht schon ganz oft gesehen? Ich war etwas verwirrt, doch das hinderte mich nicht daran, ihn ebenfalls seines T Shirts zu entledigen. So oder so wollte ich jetzt auch diese Nähe, die er zu mir suchte und daher sah ich keinen Grund, sie ihm zu verwehren. Ich beugte mich hinab und begann, seine vollen Lippen zu küssen. Chiyu Erneut fiel es mir schwer, ihn zu verstehen, doch es lag so viel Gefühl in seiner Stimme, dass ich ihn verstand, dass ich ihm vertrauen wollte. Seine Stimme war so viel sicherer, wenn er diese Sprache sprechen konnte. Allein das ließ mich erzittern. Schon bald verloren wir unserer Oberteile und ich hatte erneut die Chance, über seine vollen Muskeln zu streichen. "You look good", versuchte ich es, erneut in der Sprache, die er offensichtlich so liebte. Mir fielen auch langsam immer mehr Vokabeln ein, was sehr praktisch war. Ich ließ mich auf die Couch sinken und zog ihn über mich und erfreute mich seiner vollen Lippen auf meinen. Hiro Chiyu war nicht einmal halb so trainiert wie ich, und seine Brust war flach, hob sich kaum vom Oberkörper ab - trotzdem wirkte er hübsch auf seine ganz eigene Weise. Wie jemand, den ich beschützen musste. "the more I'm lookin' at you, the more I want to protect you", hauchte ich auf seine Lippen, bevor ich sie erneut versiegelte und dann damit begann, seinen Körper mit den Händen zu erforschen, ohne den Kuss zu unterbrechen. Ich streichelte über seine Brust und den flachen Bauch, griff dann nach seinem Hosenbund und öffnete den Knopf seiner Jeans. Zugegeben, ein bisschen nervös war ich trotz Alkohol, immerhin wusste ich nicht, ob ich es richtig machen würde... aber ich versuchte, mir darüber nicht allzu viele Gedanken zu machen. Chiyu Wieder bescherten mir seine Worte eine Gänsehaut und auch wenn ich diesmal nicht verstehen konnte, was er sagte, nicht genau, ich reagierte darauf. Er sah mich an und ihm musste gefallen, was er sah, denn er lächelte, während er meinen Körper erforschte. Auch meine Hände legten sich auf seinen Rücken und strichen über seine Muskeln, ein wundervolles Gefühl. Und 'Protect' - das erinnerte mich an dieses Wort, das oft auf Deos stand - Protection - genau, da gaben die Hersteller an, wie lange das Deo vor Schweiß schützte. Wollte er mich auch beschützen? Vor solchen Männern wie Riku? So fest wie ich konnte zog ich ihn an mich, ignorierte dabei fast seine Hand, die sich um mein stehendes Glied gelegt hatte, seufzte und küsste ihn gierig. "It feels good", bastelte ich, grammatisch vielleicht sogar korrekt, zusammen. Hiro Lächelnd nahm ich sein Wohlbefinden zur Kenntnis. Dass es sich gut anfühlte, konnte nur bedeuten, dass ich es richtig machte. Obwohl... soweit hatte ich mich bereits in der Vergangenheit bei einem anderen gewagt. Wie weit es nun noch gehen würde, war eine Frage, die von Chiyu abhing. Wenn er sich aber bereits nach letzter Nacht kaum bewegen konnte, würde er sicherlich nicht von mir wollen, dass ich das gleiche mit ihm anstellte. "Don't talk... just lay down and enjoy!", forderte ich, ehe ich sein Glied fester umschloss und im stetigen Rhythmus auf und ab bewegte. Mein Kopf wurde immer schwerer, sank auf seine Brust. Sanft leckte ich mit der Zunge über die empfindliche Haut seiner Brustwarze. Chiyu Zufrieden stöhnte ich auf, als er mich so reizte, doch ich wollte mehr, brauchte mehr. Der Sex war zu gut, um eine Nacht darauf zu verzichten! Meine Hand verschwand nun ebenfalls in seiner Unterwäsche ... und was ich da in der Hand halten konnte, war sogar noch größer als Riku. Allein bei dem Gedanken leckte ich mir über die feuchtgeküssten Lippen und stöhnte erneut. Ich solle nicht mehr sprechen, doch das ignorierte ich. Schnell entdeckte ich die kleine Tube Gleitgel, die verlassen auf dem Couchtisch lag. Riku hatte sie wohl vergessen. "Fuck me", stöhnte ich. Der erste Satz, bei dem ich mir sicher war, keinen Fehler gemacht zu haben. Doch statt auf eine Antwort zu warten, hatte ich ihn auf die Couch gedrängt, meine Hose und Unterwäsche mit einer fast schon nüchtern anmutenden Präzession vom Körper gezogen und hockte mich mit dem Gleitgel bewaffnet auf seinen Schoß, küsste ihn erneut. "Weißt du, was du tun musst?", fragte ich dann doch auf Japanisch. Hiro Fast schon ein bisschen überrumpelt ließ ich gewähren bis er plötzlich nackt auf mir saß. Als er mir die Frage stellte, ob ich wusste, was zu tun war, wurde ich allerdings etwas nervös. Natürlich waren mir die Grundlagen klar, doch ob er am Ende von mir schwärmen würde, war eine völlig andere Frage. "Ich denke schon", antwortete ich und versuchte, die Nervosität herunterzuschlucken. Ich sah das Gleitgel in seiner Hand und meine entblößte Erektion und hatte das Gefühl, dass etwas fehlte. Mein Denken war langsam und so dauerte es, bis ich darauf kam. "Kondome. Wir brauchen Kondome..." Ich kam mir fast schon spießig vor, den Akt deshalb unterbrechen zu müssen. Chiyu Wie schon gestern rieb ich mich an seinen Unterleib, nur diesmal hatte es einen Effekt. Von oben herab küsste ich Hiro wieder und wieder, bis er sich außer Atem löste. Er dachte, er wüsste was er tat. Doch als er nach Kondomen fragte, geriet ich ins Stocken. "Bereitest du mich vor?", fragte ich atemlos, während ich nach meiner Hose angelte - ein Kondom hatte ich immer in der Hosentasche. "Geht das?", fragte ich, und hielt es ihm vor die Nase. Ich war deutlich kleiner als er, doch vielleicht passte es trotzdem, immerhin war es ja doch alles Standard. Da er noch untätig war, nahm ich seine Finger, führte sie an meinen Mund und befeuchtete sie. "Damit...", hauchte ich und küsste ihn erneut. Selbst in seinem Unwissen wirkte er noch heiß. Hiro Ich nickte zur Bestätigung. Es sah mir wie ein ganz normales Kondom aus, daher nahm ich an, dass es in Ordnung war. Um zu verstehen, was er von meinen Fingern erwartete, brauchte ich allerdings ein bisschen länger. "Oh, okay..." Es entsprach nicht ganz den Fantasien, in denen Daichi statt Chiyu die Hauptrolle gespielt hatte, aber lieber blamierte ich mich vor Chiyu, den meine Unsicherheit scheinbar nicht störte. Ganz im Gegenteil, er bewegte sich noch immer voller Sinnlichkeit auf meinem Schoß, rieb sich dabei an mir und jagte mir damit einen Schauer nach dem anderen über den Rücken. Ich führte meine befeuchteten Finger hinab, bis ich sein Gesäß erreichte und bereitete ihn dann vorsichtig mit dem ersten Finger vor, bis ich glaubte, an seiner Miene zu erkennen, dass er bereit für den zweiten und dann später für den dritten war. Chiyu Einen Moment noch zögerte er, es musste wohl daran liegen, dass er wirklich noch nicht so weit gegangen ist. Doch ich blieb ruhig, ließ mich voller Geduld vorbereiten, hielt still und genoss es, zu spüren, wie ich geweitet wurde. "Das reicht...", hauchte ich und erhob mich, um seine Hose und Unterwäsche abzustreifen, ihm das Kondom überzuziehen und etwas Gleitgel über seine Erektion zu träufeln. Voller Vorfreude setzte ich mich wieder auf seinen Schoß und ließ seine Erregung in mich gleiten. Ich brauchte Riku nicht. Ich schaffte es auch ohne ihn! Nur mit Alkohol spürte ich doch einige Schmerzen, doch ich wusste, die würden vergehen. Langsam begann ich mich auf seinem Schoß zu bewegen, stöhnte dabei erleichtert auf. Hiro Überrascht stöhnte ich auf. Schon beim Weiten war mir aufgefallen, wie eng Chiyu war und ich hatte mich verwundert gefragt, wie dort so etwas Großes wie mein Glied hineinpassen sollte, das meiner letzten Freundin Schmerzen bereitet hatte, wie sie mir im Nachhinein vorgeworfen hatte. Doch als der Bassist sich nun so selbstverständlich auf mich setzte, fragte ich mich, wie es sein konnte, dass sie sich beklagte, wenn er doch dabei dieses erregte Gesicht machte. Ich überließ es ihm, das Tempo zu bestimmen, denn anscheinend wusste er besser als ich, was zu tun war und wie es sich anfühlte. Trotzdem hätte ich am liebsten sofort tief in ihn gestoßen, so begierig war ich darauf, zu erfahren, wie es sich anfühlte, so tief es nur ging in diese Enge zu stoßen. Um meine Gier ein wenig zu zügeln, richtete ich meinen Blick zur Decke und versuchte, meine Gedanken schweifen zu lassen, doch alles, was ich damit erreichte, war, dass ich wieder an IHN dachte... und daraufhin doch nur fordernder in Chiyu stieß. Chiyu Länger als ich es von Riku gewohnt war, blieb der Schmerz, doch auch dieses wundervolle Kribbeln, eine gewisse Erregung wurde spürbar. Einen Moment lang musste ich mich wirklich konzentrieren, um nicht an diesen Mann zu denken. Es dauerte nicht lange bis das geschah, was ich mir so sehr erhofft hatte. Dass er mit seinen muskulösen Hüften in mich stieß, so hart, das ich laut stöhnte. Es fühlte sich so gut an, ein bisschen ungewohnt, dass es nicht Riku war, doch ich schüttelte den Kopf, versuchte, den Gedanken an ihn zu vertreiben. "Mehr!", stöhnte ich fordernd und verkrallte mich in seinen Schultern, kam den harten Stößen entgegen und glaubte schon bald es nicht mehr aushalten zu können, legte eine Hand an mein Glied, wissend, dass ich nicht mehr lange aushalten konnte, so schön es auch war. Erneut versuchte ich mir einen Kuss von seinen Lippen zu stehlen, immer noch von dem Gedanken beherrscht, dass es bald zu Ende war. Hiro Solange ich die Augen geschlossen hielt, war es gar nicht so schwer, sich Daichi vorzustellen. Möglicherweise klang sein Stöhnen ähnlich und die beiden hatten auch eine ähnliche Figur, wenn man außer Acht ließ, dass die Arbeitslosigkeit dem Bassisten scheinbar als Diät gedient hatte. Die Gesichter ähnelten sich kein bisschen oder der Ausdruck, doch mit geschlossenen Augen war das kein Problem. Es steigerte meine eigene Erregung um ein Vielfaches, plötzlich wieder meinen Gitarristen vor mir zu sehen. Ich keuchte auf, presste ihn fest an mich und stieß immer wieder in ihn, sodass sein Stöhnen schon bald erkennen ließ, dass er sich genau wie ich dem Höhepunkt näherte. Und ich gab ihm mehr, genau wie er verlangte. Löste sogar seine Hand an dem Glied ab, um ihm dabei zu helfen, möglichst mit mir gemeinsam zu kommen. Schließlich ergoss ich mich in dem Kondom und er sich kurz darauf. Chiyu Das Ende ließ sich nicht weiter herauszögern. Fast zeitgleich kamen wir, die Welle der Erregung überrollte mich einfach und ich sackte kraftlos an seiner Brust zusammen, verbarg den Kopf in der Halsbeuge und atmete schwer. Riku hätte mich jetzt wahrscheinlich schon von sich gestoßen. Ein Grund mehr, warum ich mich jetzt an Hiro klammerte und nicht einmal zuließ, dass er sich aus mir löste. Doch es musste sein. Es dauerte, doch nach einer Weile musste ich mich lösen, stand von seinem Schoß auf und reichte ihm ein paar Taschentücher, ehe ich mich selbst säuberte. "Möchtest du über Nacht bleiben?", fragte ich unsicher, auch wenn ich mich wunderte, warum ich mit einem Mal so war. Es war bestimmt Rikus Schuld. Mal wieder. Hiro Über Nacht bleiben? Während ich mich säuberte, dachte ich darüber nach. Warum eigentlich nicht? Eben schon hatte es mir Freude bereitet, mir vorzustellen, er wäre mein Gitarrist. Was sprach dann dagegen, sich über Nacht Ähnliches vorzustellen, wenn Chiyu neben mir lag? Außerdem war mir immer noch in Erinnerung, wie er sich über den anderen beklagt hatte, der abgehauen war. "Ja, warum eigentlich nicht. Morgen hab ich sowieso frei und mein Mitbewohner freut sich bestimmt, wenn er nur ein Frühstück machen muss", entschied ich schließlich. "Aber jetzt brauch ich erstmal noch nen Drink... ich hab gerade zum ersten Mal mein Ding in nen Typen gesteckt!" Chiyu Es freute mich, das Hiro blieb, wenn es auch nur über Nacht war und die ständige Erwähnung seines Mitbewohners mir das Gefühl gab, dass dieser wohl wichtiger war als ich. Doch mein Interesse, darauf einzugehen, hielt sich in Grenzen. Wenn er mir etwas erzählen wollte, würde er es schon tun. Die Stimmung zwischen uns besserte sich, allein schon weil er blieb, es erleichterte mich. Doch auch sein Witz beflügelte mich. Und noch ein Drink würde sicher nicht schaden. Nackt wie ich war, tänzelte ich zur Bar. "Und hab ich dir zu viel versprochen?", fragte ich erst einmal, da er selbst wohl noch nicht so ganz zu fassen schien, was gerade passiert war. Ich nahm den Whiskey zur Hand, stutzte dann aber. "Verträgst du überhaupt noch was? Also ins Bett musst du alleine kommen, diese Muskelberge krieg ich unmöglich hochgehoben!", scherzte ich und mixte derweil erst einmal meinen eigenen Drink, den aber nicht mehr ganz so stark. Ein bisschen Kontrolle war vielleicht nicht schlecht. Hiro "Klar, ich bin quasi Ami!", gab ich an, obwohl ich selbst wusste, dass das Unsinn war. "Ich vertrage noch einen!" Ich grinste und begann derweil, mich anzuziehen, da es mir irgendwie unangenehm war, die ganze Zeit über nackt in einer fremden Wohnung herumzusitzen. "Hm, auf jeden Fall muss ich jetzt keinen Sport mehr machen... Das ist schon mal gut!" Zumindest die Boxershorts zog ich wieder über meine Beine. Ich nahm einen tiefen Schluck meines Getränks, nachdem er es mir serviert hatte. Ich fand, nun war der richtige Zeitpunkt für intime Fragen. "Was ist mit dem anderen Typen, mit dem du es sonst machst... magst du ihn denn?" Chiyu "Soso ... du bist also ein Ami?", kommentierte ich seine Antwort. Bewaffnet mit beiden Drinks setzte ich mich wieder auf die Couch. Da Hiro seine Unterwäsche wieder anzog, folgte ich dem Beispiel. Mehr wollte ich aber wirklich nicht tragen, mehr sollte auch er besser nicht anziehen. Schade, dass er nicht wirklich auf meine Worte einging. "Riku hat mich hinterher immer gelobt...", nuschelte ich leise, mehr zu mir als zu ihm. Auch ich nahm einen tiefen Schluck und auch wenn, der ganze Abend nur dazu diente, ihn zu vergessen, jetzt redeten wir über ihn. "Ich verstehe mich gut mit ihm, er kann mich zum Lachen bringen und war auch nie genervt von mir ... auch wenn er manchmal so getan hat. Aber es ist egal, oder? Er will mich nicht wieder sehen...", erklärte ich traurig und bereute es doch, den Drink nicht stärker gemixt zu haben. Hiro Obwohl Chiyu mir nicht eindeutig auf die Frage geantwortet hatte, verbarg sich zwischen den Zeilen doch eine unübersehbare Wahrheit. Oder in seiner Miene. Oder in beidem. "Vielleicht solltet ihr noch mal reden", schlug ich vorsichtig vor und dachte daran, dass ich wohl nicht die richtige Person war, solche Tipps zu geben. Wenn ich mich trauen würde, zu reden, wäre meine Situation schließlich auch eine andere. Entweder hätte ich ihn dann richtig an meiner Seite... oder komplett verloren. Was bei Bandkollegen immerhin ein größeres Problem war als bei sonstigen Bekannten. Aber immerhin wollte Chiyu auch jemand anders als mich. Den Gedanken fand ich beruhigend und nur fair. "Na ja, ich habe keinen Vergleich, wie soll ich dich da loben? Also, es war schon gut... hast du doch gemerkt, oder?", erwiderte ich peinlich berührt auf seinen leisen Vorwurf und fragte mich, ob es mir bei dem Richtigen genauso gehen würde oder ob Vergleiche dann keine Rolle spielten. Passenderweise bekam ich genau in diesem Moment eine Nachricht. /Wann kommst du nach Hause? D: / Ich schmunzelte, stellte ihn mir wieder am Herd vor und schrieb dann: /Morgen früh erst. Mach nicht mehr zu doll! / Danach blieb mein Handy still. Chiyu "Na, das reicht mir doch als Lob, bin ja auch noch kein Profi", meinte ich und schloss das Thema damit ab. Ich wusste nicht sofort, wie ich antworten sollte, sah ihm stumm zu, wie er eine SMS empfing und sie grinsend beantwortete ... das war dann also sein Mitbewohner, oder? "Mit ihm reden? Wie denn? Ich weiß ja nicht mal, was ich falsch gemacht habe...", sagte ich leise, stand auf und kippte noch etwas Wodka in meinen Drink. Ich hatte schon wieder sehr viel getrunken, aber es war egal. Ich brauchte mehr. "Abends ist er immer so nett zu mir, wir tanzen, lachen, schlafen miteinander, küssen und kuscheln. Und morgens benimmt er sich als hätte ich ihm was getan. Nach unserer ersten Nacht konnte ich wirklich nicht aufstehen und er wollte mich trotzdem vor die Tür setzen ... bis ich nochmal mit ihm geschlafen habe", erklärte ich und merkte, wie meine Stimme brüchig wurde und ich den Kopf senken musste um nicht sichtbar in Tränen auszubrechen. Warum war es so schwer, nicht an ihn zu denken? Hiro Das klang allerdings gar nicht gut, stellte ich stirnrunzelnd fest, während ich ihm lauschte und der neue Alkohol langsam seine Wirkung entfaltete. "Also ist er nur nett, wenn du die Beine breit machst", schlussfolgerte ich und nickte mir selbst zu. Das war wirklich traurig... besonders, dass Chiyu das auch noch mit sich machen ließ. Aber wenn man verliebt war, neigte man eben dazu, dumme Dinge zu machen oder mit sich machen zu lassen. "Dann mach sie mal ne Weile nicht breit. Wenn er trotzdem zurückkommt, mag er dich." Woher ich so viel Weisheit nahm, wusste ich allerdings selbst nicht. Vermutlich ging ich einfach nur von mir selbst aus und hoffte, dass alle Männer ähnlich dachten. Chiyu Das letzte Glas war schnell geleert und meine Traurigkeit so langsam betäubt. Hiros Idee gefiel mir sogar. Vielleicht sollte ich es ausprobieren, wenn ich ihn überhaupt noch einmal sehen sollte. Und wenn ich ihm dann wiederstehen konnte. "Ich werde das versuchen. Danke", beendete ich das Gespräch. "Wir sollten ins Bett gehen, ich bin müde", sagte ich und erhob mich, nahm seine Hand und führte ihm zum Bett. Sein Glas hielt er noch in der Hand, was mich leicht lächeln ließ. Ich legte mich auf die Matratze und klappte die Decke auf. "Trink noch aus und dann komm zu mir. Nur heute Nacht...", sagte ich leise, doch eine neue Art von Traurigkeit überfiel mich. Hiro war sicherlich ein guter Freund. Die Worte, die er mir beim Sex zugeflüstert hatte, hatten mich Riku wirklich für einen Moment vergessen lassen, doch auch er hatte jemand besseren. Als er sich zu mir legte, schmiegte ich mich sofort an ihn. So konnte ich einschlafen. Hiro Obwohl ich bereits eine bleierne Müdigkeit verspürte, fiel es mir schwer, Schlaf zu finden. Meine Gedanken kreisten immer wieder um die Dinge, die ich mit Chiyu getan hatte, doch vermischten sich die Erinnerungen mit meinem Wunschdenken. Und irgendwie gefielen mir diese Bilder noch viel besser. So gut, dass ich sie weiter verfolgte bis ich kurz davor war, abzuhauen und zu Hause damit weiter zu machen, womit ich hier aufgehört habe. Doch als ich am nächsten Tag erwachte, fühlte sich mein Kopf sogar noch schwerer an und ich lag noch immer bei Chiyu. Seine Lider flatterten im bleichen Gesicht - im viel zu bleichen Gesicht, wie ich entsetzt feststellte. Mir selbst saß der Alkohol auch noch spürbar in den Knochen, doch ich glaubte nicht, auch nur halb so schlecht auszusehen. "Hey, what's up?", fragte ich besorgt. Die Frage konnte ich mir allerdings selbst beantworten, als ich ihn würgen sah. "Hey, mach keinen Scheiß!" Ruckartig war ich auf den Beinen, und hob ihn in die Höhe, um ihn ins Badezimmer zu tragen. schließlich hatte ich nicht vergessen, dass er sich nach der Nacht mit dem anderen auch kaum hatte bewegen können. Chiyu Nur langsam erwachte ich, doch mich erwartete nur Schmerz. Mein ganzer Körper, besonders der Bauch, der Kopf und auch der Unterleib pochte dumpf und mir war übel. Als ich versuchte die Augen zu öffnen, gelang es irgendwie nicht. Ich sah nur für kurze Zeit ein weißes Licht, hörte eine Stimme neben mir, konnte aber nicht zuordnen, von wem und was sie sprach. Doch ich spürte, dass etwas nicht in Ordnung war, eine üble, brennende Masse suchte sich ihren Weg durch meine Speiseröhre, doch ich konnte nicht so ganz damit umgehen. Doch da wurde ich hochgehoben... Hiro war da... und trug mich ins Bad, wo ich mich übergab. Ein säuerlicher Geschmack breitete sich in meinem Mund aus. Da fiel mir etwas auf: seit ziemlich genau 24 Stunden hatte ich nichts mehr genommen und ich hatte auch nichts mehr im Haus. Und wann hatte ich eigentlich zuletzt gegessen? Das wusste ich wirklich nicht mehr. "Danke...", hauchte ich nur schwach und suchte ihn, wobei mein Blick noch immer etwas schwammig war, ich sah so schlecht. Hiro "Nicht dafür", erwiderte ich und trat unsicher von einem Fuß auf den anderen. Ich war noch nie besonders gut darin gewesen, mich um andere zu kümmern. Wenn überhaupt kümmerten sich meine Exfreundinnen um mich... oder im Moment mein Mitbewohner. "Brauchst du irgendetwas?" Ich blickte mich kurz um, entdeckte dann einen Lappen bei dem Handtuchhalter. Das war möglicherweise etwas, das er gebrauchen konnte, überlegte ich und griff ihn mir, hielt ihn kurz unter den Wasserhahn und reichte ihn dann Chiyu. Sein Anblick war wirklich mitleiderregend - blass, schwach, hilflos. Eben jemand, den man beschützen wollte. Automatisch fragte ich mich, was das für ein Typ war, der ihn ständig so mies behandelte. Chiyu Zwar hockte ich noch immer am Boden, doch Hiro reichte mir einen Waschlappen, den ich mit zittrigen Fingern annahm und damit über das Gesicht fuhr. Erst jetzt bemerkte ich den kalten Schweiß auf meiner Stirn, den ich mit dem Lappen abwischte, der komischerweise sehr schwer in meiner Hand lag. Als ich damit fertig war, ließ ich ihn einfach fallen. "Kannst du mich wieder ins Bett bringen?", bat ich ihn und er trug mich protestlos wieder zurück. Er musste sehr stark sein, immerhin schien ihm mein Gewicht so gar nichts auszumachen. "Tut mir leid, ich bin eine ganz schöne Drama-queen, oder?", versuchte ich zu scherzen. "Wenn du noch etwas frühstücken willst, kannst du dich gerne in meinem Kühlschrank umsehen...", schlug ich vor, weil was da wirklich drin war, wusste ich auch nicht mehr so genau. Hiro "Wieso Dramaqueen? Musstest du etwa in Wirklichkeit gar nicht kotzen?", erwiderte ich lächelnd. Wie ich feststellte, bekam ich wirklich leichten Hunger, wenngleich der erste Anblick dieses Tages nicht allzu appetitlich war. Aber möglicherweise fand ich auch etwas Geeignetes, was ich Chiyu vorsetzen konnte. Mir zumindest half es immer, wenn ich salzigen Fisch gegen meinen Kater aß. Ich war nun wirklich niemand, den man in die Küche stellen konnte und genauso sah der Teller auch aus, den ich ihm später ins Schlafzimmer stellte. Ich hatte Brühe, Tofu und Seetang in seiner Küche gefunden und alles zu einer kräftig gewürzten Misosuppe gemischt. Wenigstens das konnte ich einigermaßen zaubern - wenngleich es bei mir nie so toll aussah wie bei anderen und sicherlich auch nicht so toll schmeckte wie von anderen. Die Suppe schwappte über, als ich die Schüssel auf seinen Nachttisch stellte und ihn an der Schulter antippte, um ihn erneut zu wecken. Chiyu "Doch musste ich...", sagte ich leise und sah, wie er in der Küche verschwand. Er hatte wohl wirklich Hunger. Meine Aufmerksamkeit verabschiedete sich für einen weiteren Moment und das nächste, was ich wahrnahm war wieder Hiro, wie er mich weckte. Er hatte eine Suppe gemacht. "Du kannst kochen? Oh Gott, du hättest dir doch nicht so viel Mühe geben müssen!", war das erste, was ich darauf wusste. Ehrlich wusste ich nicht, wie ich damit umgehen sollte, dass er einfach in meine Küche gegangen und Frühstück für uns BEIDE zubereitet hatte. Aber er war wahrscheinlich ein netter Mann. Die Suppe roch kräftig und trotz dessen, dass sich mein Magen schmerzhaft zusammenzog, brannte ich darauf, sie zu probieren. Nachdem ich mich aufgerichtet und mit einem Löffel bewaffnet hatte konnte ich endlich von ihr kosten. Erneut zog sich mein Magen zusammen und ich legte den Löffel wieder beiseite. Als ich ihn wieder ansah, wirkte er verunsichert. "Es schmeckt gut, wirklich! So schön frisch und alles. Nur mein Magen ist komisch. Vielleicht habe ich zu lange nicht mehr gegessen...", überlegte ich laut. Trotz der Schwäche meines Körpers fühlte sich mein Geist langsam etwas lebendiger an. Hiro "Ja, nee, ist klar", erwiderte ich mit rollenden Augen auf die Ausrede hin. "Keine Sorge, ich weiß, dass ich nicht kochen kann." Letztendlich störte es mich auch nicht, solange ich im Alter mit irgendjemandem zusammen war, der das konnte und uns ernährte. "Aber du hast ja nur Scheiße im Kühlschrank... Schokolade zum Frühstück fand ich nicht so gut." Ich zuckte mit den Schultern und ließ mich dann auf die Bettkante sinken, während ich meine eigene Suppe zu mir nahm. Na ja... toll war sie vielleicht nicht, aber durchaus auch nicht meine schlechteste Kreation. Zumindest wenn man von den Zutaten ausging, die mir zur Verfügung standen. "Und Salz hilft gegen Kater." Chiyu Vielleicht war es besser so, dass er nicht auf meine Worte einging, immerhin hatte ich schon wieder viel zu viel gesagt, wie ich jetzt feststellte. Aber Essen half mir bestimmt, da hatte er recht, zumal Essen etwas war, was man eigentlich jeden Tag tat und zumindest gestern hatte ich nichts gegessen, dem war ich mir inzwischen sicher. "Tut mir leid. Mein Magen war komisch, da hab ich nichts gegessen und war auch nicht einkaufen...", sagte ich leise und aß die Suppe. Schlecht schmeckte sie nicht, was ich auch noch einmal betonte. Doch nach wie vor zog sich mein Magen schmerzhaft zusammen, bei jedem Bissen spürte ich es und ich legte eine Hand auf meinen Bauch. Das war ein komischer Schmerz. Bald darauf rumorte es in meinem Magen. Auch Hiro konnte es hören und sah mich fragend an. "Tut mir leid...", sagte ich noch einmal und verbeugte mich leicht. Hiro Ein bisschen merkwürdig war es ja schon, was er und sein Magen da von sich gaben, während ich ihm mit gerunzelter Stirn zuhörte. "Willst du damit sagen, du hast dich nur von Schnaps ernährt? Kein Wunder, dass dein Magen da auf Krawall gebürstet ist", erwiderte ich und schüttelte den Kopf. Meine eigene Suppe war inzwischen leer, bis auf die letzten Schlucke, die ich zu mir nahm, in dem ich die Schüssel an meine Lippen setzte und trank. Ich leckte mir über die Lippen und stellte die Schale auf dem Boden ab. "Du bist ja voll der harte Typ, was?", sagte ich, nicht ganz ohne ihn auf die Schippe zu nehmen. "Wieso machst du eigentlich kein Death Metal?" Chiyu Unwillig nickte ich. "Irgendwie muss ich doch mit diesem ganzen Scheiß klarkommen...", nuschelte ich leise und senkte den Kopf. Ich versuchte noch ein paar Löffel der Suppe zu mir zu nehmen. Wer wusste denn, wann ich das nächste Mal Essen zu Gesicht bekommen würde? Doch vollständig leerte ich die Schale nicht mehr. "Wer weiß, wenn ich bei ner Death-Metal Band Arbeit finde dann mache ich auch Death Metal. Oder Gackt braucht einen neuen Bassisten, dann mache ich halt Pop...", kommentierte ich seine Worte und stellte fest, dass ich wieder schlechte Laune hatte, die ich an ihm ausließ. "Entschuldigung...", noch immer etwas wacklig erhob ich mich, stand auf und ging ins Wohnzimmer. Ein Schluck Wodka sollte mir helfen, das hatte er sonst auch immer. Hiro Fast hätte ich ihn gefragt, von welchem Scheiß er sprach, als mir gerade noch rechtzeitig wieder einfiel, worüber wir gestern gesprochen hatten. Arbeitslosigkeit, Geldsorgen, drohende Wohnungslosigkeit... Kein Wunder, dass er bereit war, jeden Job anzunehmen, der sich ihm bot, unabhängig davon, ob ihm die Richtung gefiel oder nicht. Klar, irgendwann war der Zeitpunkt vorbei, an dem man Voraussetzungen an eine Stelle knüpfen konnte. Seufzend erhob ich mich. Vielleicht war mein Spruch wirklich nicht angemessen gewesen, überlegte ich noch, während ich ihm ins Wohnzimmer folgte und mir derweil passende Worte für eine Entschuldigung überlegte. Es war ja witzig gemeint gewesen, doch irgendwie hatte ich es damit geschafft, ihn traurig zu machen. "Jetzt lauf doch nicht w-- what the fuck!?" Ich blieb wie angewurzelt im Türrahmen stehen, als ich ihn schon zu dieser frühen Stunde mit dem Wodka in der Hand sah. "What the fuck do you think you're doin'!? It's 11 a.m.!", rief ich entgeistert und durchquerte den Raum, um ihm die Flasche zu entreißen. "You're goin' to destroy yourself!", warnte ich, ehe mir auffiel, dass ich schon wieder ins Englische verfallen war. "So schlecht war meine Suppe nun auch wieder nicht!" Chiyu Der erste Schluck brannte erbärmlich in meiner Kehle, doch ich wusste, dass ich es aushalten musste, dass es besser wurde. Und wenn Hiro dann gegangen wäre, könnte ich mir auch wieder Chrystal kaufen und all diese negativen Gedanken wären verschwunden. Ein Schluck war aber noch lange nicht genug, jedoch wurde ich am zweiten gehindert. Hiro schrie hinter mir und entriss mir die Flasche. Ich verstand ihn nicht, doch dass er mich am Trinken hinderte, das verstand ich. "Nein, deine Suppe war nicht schlecht...", erwiderte ich schwach. Schon wieder wollte ich einfach nur noch weinen, schwach sein und mich meiner Hilflosigkeit ergeben. Doch es war unmöglich, solange Hiro die Flasche hatte. Meine zitternden Beine gaben nach und ließ mich auf den Boden fallen. "Ich kann nicht mehr...", hauchte ich so leise, dass ich fast schon nicht wollte, dass er es hörte. Ich konnte nicht von ihm verlangen, dass er mir half. Hiro Mit der geöffneten Flasche in der Hand stand ich vor ihm, betrachtete seine verzweifelte Gestalt und wusste nicht, was ich tun oder wie ich reagieren sollte. Ich war nicht besonders gut darin, Trost zu spenden oder die richtigen Worte zu finden. "Hey... Kopf hoch! Du bist doch nur arbeitslos.... Es gibt viel Schlimmeres als arbeitslos zu sein! Krank sein zum Beispiel!" Ich hoffte nur, dass Chiyu das auch so sah und aufhörte, so traurig zu gucken. Schon meine Exfreundinnen hatten mich auf diese Weise stets entwaffnet. Ich erspähte den Deckel der Wodkaflasche und verschloss sie damit, stellte sie weg. "Lass uns lieber was Schönes essen. Vielleicht kocht mein Mitbewohner uns was Leckeres! Davon bekomme ich immer gute Laune! Was meinst du?" Chiyu Ungläubig schüttelte ich den Kopf. Meine Situation zu verunglimpfen war nicht sehr hilfreich. Und schon wieder zu essen? Davon würde ich nur fett werden und das konnte ich nun wirklich nicht auch noch gebrauchen. Ich blieb am Boden, konnte meine Tränen noch zurückhalten, doch die Leere breitete sich in mir aus. "Schon okay... du möchtest nach Hause oder? Ich habe dich lange genug aufgehalten, Entschuldigung", sagte ich leise. Wenn Hiro weg war, konnte ich mir Chrystal kaufen, das würde mich trösten und vielleicht würde mich Riku dann auch wieder wollen. Hiro Dass ich wieder einmal das Falsche gesagt hatte, wurde mir spätestens in dem Moment klar, als ich sein Gesicht sah. Peinlich berührt wandte ich mich ab, betrachtete lieber meine Socken. Jetzt im Moment wollte ich schon nach Hause, allein schon deshalb, weil mich diese Situation überforderte, aber ich war mir nicht sicher, ob es so eine gute Idee war, Chiyu in diesem Zustand allein zu lassen. "Ach, das passt schon... es sei denn, du willst allein sein." Erneut zweifelte ich daran, ob ich meine Worte weise gewählt hatte, aber ich wollte mich auch nicht aufdrängen. Und vielleicht wollte er mich tatsächlich nicht mehr bei sich haben. Chiyu Mein Blick wanderte zur Bar. Solange Hiro da war würde ich sie nicht anrühren. Langsam gewöhnte ich mich an die Leere, auch wenn sie drückend war. "Danke für den tollen Abend und die Nacht, aber ich sollte dich wirklich nicht länger aufhalten, außerdem muss ich doch noch eine Wohnung finden. Kannst du mir die Telefonnummer deines Hausmeisters geben?", fragte ich, denn in 2 Monaten musste ich diese Wohnung wirklich verlassen haben. Hiro gab mir die gewünschte Nummer und ich hoffte wirklich, dass die Wohnung klein genug wäre. Ich erhob mich erneut, suchte Hiros Umarmung, auch wenn er weiterhin verwirrt war. "Geh ruhig zu deinem Mitbewohner, ich hab hier noch genug zu tun ... die Kisten verkaufen sich nicht von alleine...", sagte ich, weiterhin leise. Hiro Je länger ich darüber nachdachte, nach Hause zu kommen, desto besser gefiel mir der Gedanke. Offensichtlich wusste das auch Chiyu, doch wie er darauf kam, war mir ein Rätsel. "Hm, okay. Du kannst dich ja melden, wenn du mal wieder Zeit hast", schlug ich vor, während ich durch das Wohnzimmer schritt und meine restlichen Sachen zusammen suchte, unter anderem mein Handy, auf dem sich im Laufe der Nacht oder des Morgens einige Nachrichten angesammelt hatten. Unter anderem von besagtem Mitbewohner. //Aber zum Frühstück bist du doch wieder hier?// und dann //....oder zum Mittag?// und dann //....Hiro...? ;_; //. //Ich komme jetzt nach Hause :) //, antwortete ich ihm und fühlte mich fast ein wenig geehrt, dass er sich anscheinend Sorgen um mich machte. Nachdem ich alles eingepackt hatte, drückte ich Chiyus Schulter, lächelte ihm aufmunternd zu. "War echt ne tolle Nacht. Pass auf dich auf... und lass die Finger von dem Zeug." Ich verabschiedete mich knapp und als ich seine Wohnung verließ, fühlte ich mich plötzlich, als wäre eine schwere Last von mir gefallen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)