Hoffen und Bangen von Camryn ================================================================================ Kapitel 3: Kapitel 3 - Saber ---------------------------- Saber Er schlug die Augen auf. Es war dunkel in dem spartanisch eingerichteten Schlafzimmer, denn die Sonne war noch nicht aufgegangen. Ein kurzer Blick auf seinen Wecker verriet dem Schotten, dass der Alarm in wenigen Minuten ertönen und ihn aus dem Bett jagen würde - Zeit zum aufstehen. Der blonde Recke richtete sich auf, schlug die Decke zur Seite und schwang die Beine aus dem Bett. Auf der Kante sitzend gähnte Saber herzhaft, rieb sich mit beiden Händen übers Gesicht und die verschlafenen Augen und fuhr sich durch sein zerzaustes Haar. Nachdem er den Wecker ausgeschaltet hatte erhob er sich und schlenderte in Richtung Küche, denn jetzt brauchte er erst einmal einen Kaffee. Während die Kaffeemaschine röhrte und den Duft von frisch gebrühtem Heißgetränk verbreitete, ordnete Saber seine noch schlaftrunkenen Gedanken. Er hatte heute drei Vorlesungen zu halten, einer Besprechung wegen der anstehenden Prüfungen beizuwohnen und zwei Trainingseinheiten zu beaufsichtigen. Grundsätzlich ein Tag wie jeder andere. Eine Vorlesungen über taktische Anwendung über die er sich keine Gedanken machen musste, denn eine seiner Kadettinnen war äußerst talentiert in diesem Fach und würde irgendwann sicher eine gute Offizierin abgeben. Saber musste sehr darauf achten sie nicht zu sehr zu benachteiligen, denn er wusste was sie konnte und erwartete von ihr daher auch oft mehr als von ihren Kameraden, doch er bemühte sich redlich darum alle gleich zu behandeln. Die Prüfungsbesprechung dürfte interessant werden, sie würden die einzelnen Aufgabenstellungen festlegen und Saber wollte sicherstellen, dass er seine Schützlinge ausreichend vorbereitet hatte. Das Training würde anstrengend werden, für Saber selber weniger physisch als mehr psychisch. Seine Stimmbänder würden ein wenig leiden, doch dass war seine geringste Sorge, diese galt eher seinen Nerven. Einer der Kadetten, ein gewisser Jonas hatte die Angewohnheit ständig Kommentare fallen zu lassen, alles auf seine ihm ganz eigene Tour zu bewältigen, Saber dabei ziemlich auf die Nerven zu gehen und am Ende doch das beste Resultat vorweisen zu können, der Junge erinnerte Saber irgendwie an Colt. Seine Sicht huschte kurz zu einem Wandregal über seinem Esstisch, doch er vermied einen Blick auf das Foto, das dort stand. Wie es Colt und April wohl ging? Und. Die Kaffeemaschine piepte und rette ihn damit. Er stützte sein braunes Lebenselixier hinunter und verschwand sogleich im Bad. Immer weiter. Bloß nicht stehen bleiben. Die Arbeit hielt ihn aufrecht und er mochte seine neue Position als Ausbilder an der Alamo Militärakademie. Nach dem was passiert war, war er sowieso nicht mehr für ein Kommando geeignet. Egal was ihm alle Welt weiszumachen versuchte, es war seine Schuld. Der Tag verlief leider nicht so gelassen wie geplant. Seine Kadetten hatten irgendwie von seinem Kommando bei den Starsheriffs erfahren und ihn die ganze Vorlesung über immer wieder ausgefragt. Er hatte möglichst knappe Antworten gegeben und versucht sachlich zu bleiben. Doch dann hatten sie ihn nach dem Grund seines Stellungswechsels gefragt und ihm war es plötzlich viel zu warm und viel zu eng im Hörsaal geworden. Seine Hände hatten unangenehm zu schwitzen begonnen. Fieberhaft suchte er nach einer unverfänglichen Antwort die er seinen Kadetten geben konnte und wischte sich mit den Handflächen über den rauen Stoff seiner Uniformshose. Irgendjemand da oben hatte es jedoch gut mit ihm gemeint. Eine allgemeine Unruhe befiel den Saal und ersparte es ihm weiter darüber nachdenken zu müssen. Als Saber dem ganzen nachging, stieg ihm ein unangenehm stechender Geruch in die Nase. Dann entdeckte er einen ziemlich blassen Kadetten in einer der hinteren Reihen, der würgend über einer Lache Erbrochenem hing. Um ihn herum davon strebende Kameraden mit angeekelt bis belustigten Gesichtern. Der Junge hatte am Vorabend wohl etwas zu feiern gehabt. Saber beendete die Vorlesung frühzeitig und schickte einen der Anwesenden mit dem Übeltäter zum Krankenflügel. Er notierte sich den Namen des Kadetten. Saber würde das melden müssen. So leid es ihm auch tat, es gab zu viele Zeugen um es vertuschen zu können. Und die Kadetten sollten nicht den Eindruck bekommen, dass er nachlässig wäre. Trotz allem war der Tag ruiniert. Die Fragen hatten etwas bei ihm ausgelöst, dem er normalerweise aus dem Weg ging. Nun schleppte er sich mit seinen trüben Gedanken durch den Tag und versuchte krampfhaft sich nichts anmerken zu lassen. Bilder jagten durch seinen Kopf. Die Sorte Bilder die man lieber verdrängen wollte. Aprils in Tränen aufgelöstes Gesicht, die mitleidigen Blicke der Schwestern und Ärzte, beängstigend große rote Flecken auf sterilem, Bleiche-weißem Stoff. Um seine Konzentration musste er schwer kämpfen. Immer wieder musste er die Bilder vertreiben, die sich auf seine Netzhaut gebrannt hatten. Er war sich nicht sicher ob jemand etwas merkte, war jedoch froh dass man ihn in Ruhe ließ. Zum Feierabend hin ging es ihm indes schon wieder besser. Die Trainingseinheiten bei kühlen Temperaturen und im Freien hatten ihn auf andere Gedanken gebracht auch war bei der Besprechung eine Menge Arbeit für ihn abgefallen, die der Schotte sehr begrüßte. Denn damit konnte er sich die Zeit und die unliebsamen Gedanken am Abend vertreiben und würde es danach vielleicht sogar schaffen seit langem mal wieder ohne Hilfsmittel einzuschlafen. Es wurde bereits schon wieder dunkel, als er vor seiner Haustüre stand und die Keycard aus der Tasche angelte. Hier war es zur Zeit Winter, die Bäume, welche die Straße säumten, waren kahl und ein kalter Wind huschte durch die Stadt und wirbelte die letzten liegengebliebenen Herbstblätter auf. Es lag kein Schnee. Das Wetter war mild und im Vergleich zu den Wintern die der Schotte zuhause erlebt hatte fast sommerlich. Als er den Hausflur betrat wurde er von einem wild blinkenden und klingelndem Comlink begrüßt. Wer ihn da wohl anrief? Er tat die paar Schritte zu dem Gerät und legte im Gehen seine Sachen auf der Kommode im Flur ab. Als er den Namen, der auf dem Display erstrahlte las, blieb er wie angewurzelt stehen. Was hatte das zu bedeuten? Warum rief sie ihn an? Die leuchtenden Buchstaben blickten ihn mahnend an. Seit seinem Umzug hierher hatte er so wenig Kontakt wie möglich zu den Menschen aus seinem früheren Leben gehabt und in den letzten Monaten hatte Funkstille geherrscht. Nur mit dem Arzt hatte er ab und an telefoniert. Saber fühlte sich noch nicht bereit dazu sich seiner anklagenden Vergangenheit zu stellen. Doch nun rief sie ihn an und lies ihm wohl keine Wahl. Ergeben setzte er sich vor sein Comlink und nahm den Ruf entgegen, in Erwartung des Schlimmsten. Sogleich erschien Aprils Gesicht auf der Mattscheibe. Sie hatte abgenommen und sah nicht gerade glücklich aus. Und wie es aussah hatte sie geweint. Saber atmete tief durch und versuchte sich für die kommende Nachricht zu wappnen. „Oh, er hat abgenommen.“ Sie blinkte kurz unsicher zur Seite zu jemandem der nicht im Sichtfeld der Kamera stand. War das Colt? „Hallo Saber.“ Sie lächelte ihn an und für einen kurzen Moment keimte die Hoffnung in ihm auf, dass sie nicht angerufen hatte um dem Schotten vom Tod ihres Freundes zu berichten. „Hallo, Prinzessin. Wie geht es dir?“ Ihre Stimme schwankte. „Es geht“ Fahrig strich sie sich eine Strähne ihres blonden Haares hinters Ohr. „Es wird.“ Wieder sah sie vielsagend zu dem Punkt, den Saber nicht einsehen konnte. „Ist irgendetwas passiert?“ Der Schotte leckte sich verlegen über die Lippen und sah auf seine Hände hinab. „Geht es ihm gut?“ Nun war es raus. Kurz flimmerte das verdatterte Gesicht eines jungen dunkelhaarigen Mannes durch seinen Geist, der gerade von einer gewissen Blondine seines Kuchens beraubt worden war. Dann sah er dass selbe Gesicht leichenblass und rot umrandet. „Was?“ April klang erschrocken. „Oh Gott Saber! Nein. Ja. Ich meine. Es geht ihm gut. Also es hat sich nichts verändert. Ich meine.“ Er ist nicht tot. Saber seufzte erleichtert. „Das ist.“ Was? Gut? Wohl kaum. Aber weshalb rief sie dann an? „Ich rufe an weil, ähm.“ Saber blickte auf und sah das Bild der Blondine wieder an. Ähm? April war nicht der Typ der ähmte. normalerweise plapperte sie ohne Punkt und Komma. Sie wirkte traurig und verletzbar. Vielleicht war es ein Fehler gewesen seine Freunde zurück zu lassen, doch er hatte nur noch den Weg nach vorne gesehen, durch ihre Trauer hatte er sich nur noch schuldiger gefühlt. „Ja?“ Sie atmete durch. „Also. Fireball hat bald Geburtstag. Und ich dachte es wäre schön ein bisschen zu feiern. Mit allen zusammen. Bei ihm. Ich hatte gehofft du könntest vielleicht vorbei kommen?“ Bei ihren letzten Worten senkte sie den Blick. Bei ihm. Im Krankenhaus. Saber faltete die Hände auf seinem Schoss und versuchte so das Zittern zu unterdrücken, froh das April es nicht sehen konnte. „Bist du sicher, dass du das so möchtest?“ Nun sah April ihm mit einer verblüffenden Entschlossenheit entgegen und ihre Stimme wurde fest. „Vielleicht hilft es ihm. Wir alle zusammen.“ „Und auch wenn nicht wäre es doch schön alle wieder zu sehen. Ich habe auch noch ein paar andere Leute gefragt. Vom Rennstall und so. Eben ein paar seiner Freunde.“ Saber seufzte. Würde er das schaffen? Hatte er denn eine Wahl? Er betrachtete April. „In Ordnung. Ich komme.“ Aprils Augen wurden groß. Sie hatte wohl nicht mit einer Zusage gerechnet. Dann strahlte sie übers ganze Gesicht. „Wunderbar. Ich freue mich.“ „Ok, dann. Bis dann.“ „Ja, bis dann.“ Sabers Hand fuhr zu einem Knopf und die Verbindung wurde getrennt. Er hatte schon den ganzen Tag mit den quälenden Erinnerungen gekämpft und nun saß er hier. Allein. Im Dunkeln seines leeren Hauses. Und die Erinnerung stürzte auf ihn nieder wie Thors alles zerschmetternder Hammer, als ihm ein Schluchzen entfuhr. Er bettete das Gesicht in seine Hände und lies die Tränen laufen. Er fühlte sich leer. So leer wie dieses Haus. Er hatte den Schmerz in Aprils Augen gesehen. Sie litt und es war seine Schuld. Wie hatte er nur so nachlässig sein können. Und nun musste sein Freund darunter leiden. Das hätte nicht passieren dürfen. Es war seine Schuld. Alles seine Schuld. Er war nachlässig und überheblich gewesen. Er hatte sich für allmächtig gehalten. Ihnen würde schon nichts passieren. Es war doch nur ein kurzer Aufklärungstrip in die Stadt gewesen. Eine hübsche Hafenstadt, die in einer Bucht lag und von einem immergrünen Wald umschlossen war. Voller Menschen. Keine Gefahr. Oh wie sehr hatte er sich getäuscht. Dabei war es seine Aufgabe immer alles zu bedenken. Immer auf alles vorbereitet zu sein. Der Junge hatte es nicht verdient für Sabers Fehler zu büßen. Alles war so schnell gegangen. Sie hatten nicht im Ansatz geahnt, dass die Outrider sich direkt in der Stadt niedergelassen hatten. Er hatte sie durch die Straßen gelotst und Colt und Fireball waren ihm vertrauensvoll gefolgt. Sie Drei waren in einigen Kneipen abgestiegen und hatten Fragen gestellt. Wieder ein Fehler, denn damit hatte er die Outrider auf sie aufmerksam gemacht. Das hatte bei früheren Missionen nie zu Problemen dieser Art geführt. Und genau das war das Problem. Saber war nachlässig geworden. Er hatte sich zu sehr darauf verlassen das dieses Spitzenteam mit allem fertig werden würde. Wenn er nur einen Moment vernünftig gewesen wäre, hätte er bis zum nächsten Tag gewartet, bevor er die Mission gestartet hätte und erst breitgefächerte Scanns der Umgebung und der Stadt durchgeführt, bevor er sein Team einer Gefahr aussetzt. Sie hatten ihm vertraut und er hatte sie enttäuscht. Und warum? Sie hätten nach dieser Mission ihren lang ersehnten Urlaub angetreten. Er hatte Synthia seit einer Ewigkeit nicht gesehen. Er war sich nicht sicher ob das vielleicht der Grund für sein vorschnelles Handeln gewesen war, doch nach diesem Ereignis hatte er sich von seiner Liebe getrennt. Die Schuld war zu erdrückend. Das schlechte Gewissen. Wie hätte er glücklich weiter leben können, wenn ein Freund für den er die Verantwortung gehabt hatte durch seine Nachlässigkeit im Krankenhaus lag und vielleicht nie wieder Glück erfahren würde. Oh Gott er war doch noch so jung. Die Outrider hatten eine Chance gewittert ihnen zu schaden. Und das hatten sie. Team Ramrod gab es nicht mehr. Ihr Stützpunkt hatte unter einem alten Lagerhaus am Hafen gelegen. Die Outrider hatten überraschend angegriffen. Auch Zivilisten waren verletzt worden. Die Außerirdischen hatten es jedoch von Anfang an auf sie Drei abgesehen gehabt. Gleich ihr erster Angriff war überraschend gezielt gewesen und hatte sie vollkommen überrumpelt. In dem ganzen Chaos waren sie getrennt worden. Die Luft wimmelte plötzlich von Hyperjumpern. Und dann hatte es vom Wasser her einen ohrenbetäubenden Lärm gegeben und wie aus dem Nichts stand plötzlich ein Renegat im Hafenbecken. Er hatte Fireball als erstes entdeckt und als Saber sich dem Ort des Geschehens näherte, musste er mit ansehen wie der Renegat seinen Piloten mit seiner riesigen eisernen Hand einfach wegfegte und gegen eine Hauswand schleuderte. Als April mit Ramrod aufgetauchte, verzogen die Angreifer sich. Doch für ihren Freund war es zu spät. Als sie zu ihm kamen lag er seitlich vor der dunklen Wand in einer Blutlache, auf dem kalten Beton und gab kaum Lebenszeichen von sich. Es gab quasi keinen Knochen der nicht gebrochen gewesen wäre. Die Ärzte gaben ihm fast keine Chancen. Nach 18 Stunden OP, waren alle überrascht, aber er lebte. Irgendwie. Sie hatten den Rennfahrer noch öfter operieren müssen und ihn zunächst absichtlich in einem künstlichen Koma gehalten. Doch er befand sich laut den Ärzten auf dem Weg der Besserung. Als sie ihn dann endlich aufzuwachen lassen wollten passierte einfach nichts. Fireball war nicht mehr aufgewacht. Und es war Sabers Schuld. Alles seine Schuld. Er hatte seine Freunde verraten. Ihr Vertrauen verraten. Und es gab nichts das er tun konnte um es wieder gut zu machen. Er saß im Shuttle. Saber rutschte auf seinem hellen Ledersitz hin und her und versuchte es sich gemütlich zu machen. Was in der First Class ja eigentlich nicht so schwer sein sollte. Er hatte sich etwas zu lesen mitgenommen, doch daran war nicht zu denken. Je näher er seinem Ziel kam desto nervöser wurde er. Stirnrunzelnd lehnte er den Stuhl zurück in die Liegeposition und betrachtete durch das große Panoramafenster über ihm die Sterne. Die Lichter im Shuttle waren gedimmt und viele der Passagiere schliefen. Er hatte kein Problem damit Fireball zu sehen, aber wie sollte er April unter die Augen treten? Was ihm leider erst aufgefallen war als es bereits zu spät war, die Blondine empfand wohl mehr als nur Freundschaft für den Rennfahrer. Zu sehen wie sehr sie litt hatte Saber damals zutiefst erschüttert. Und er fühlte sich unendlich schuldig. Ob der Junge auch etwas für sie empfand? Saber fuhr sich durch die Haare und schob dieses leidliche Thema gedanklich beiseite. In den letzten zwei Wochen hatte er genug schlaflose Nächte deswegen verbracht. Doch seit Aprils Anruf, gelang es dem Schotten nicht mehr so richtig seine Gedanken in Schach zu halten. Da er zu einer Geburtstagsfeier unterwegs war, hatte er eine Weile über ein Geschenk nachgegrübelt. Aber was schenkte man jemandem der im Koma lag? Das ganze hatte nachher zu abstrakte Formen angenommen und er hatte es sein gelassen. Jetzt jedoch fühlte er sich unsicher deswegen. Hatten die anderen etwas besorgt? Genervt drehte er sich auf die Seite und schloss die Augen. Jetzt war es eh zu spät. Er sollte schlafen. Doch der Schlaf blieb aus. Als er endlich in Yuma City ankam war er vollkommen überdreht und übermüdet. Er gähnte herzhaft als er das Shuttle verließ. Leider würde er so schnell keine Gelegenheit mehr zum Schlafen bekommen, denn nun würde er sich erst mal ein Taxi bestellen und ins Krankenhaus fahren. Sein Gepäck würde man für ihn ins Hotel bringen. First Class war schon was praktisches. Als Saber im Krankenhaus ankam war die „Party“ schon in vollem Gange. Jemand hatte ein Abspielgerät mitgebracht, denn man hörte bereits im Gang die Musik. Der Musikrichtung entsprechend war er wahrscheinlich von Colt. Der Scharfschütze hatte schon immer gerne dieses Cowboygedudel gehört. Und soweit Saber wusste liebte Robin Squaredance. Als Saber sich der geschlossenen Zimmertür näherte hörte er bereits die ersten Stimmen. Zwei hoben sich ganz besonders ab. Saber schmunzelte. Das waren eindeutig seine zwei Pappnasen. Vielleicht würde es ja doch ganz nett werden. Er straffte die Schultern und trat ein. Die Geräusche aus dem Zimmer wurden augenblicklich lauter als Saber die Tür öffnete. Helles Licht, das durch ein großes Fenster hereinfiel durchflutete den Raum. Der Schotte musste einen Moment blinzeln und wartete darauf das seine Augen sich anpassten. Jemand hatte für Verpflegung gesorgt, denn auf einem kleinen Tisch war allerhand Fingerfood aufgereiht und ein paar Luftballons im Zimmer drapiert. Saber staunte nicht schlecht wie viele Leute dann doch in so ein kleines Zimmer passten. Die Stimmung jedoch entsprach überhaupt nicht der netten Atmosphäre und es lag nicht daran, dass das Geburtstagskind keinen Kuchen essen würde. Im Moment flogen die Fetzen. Er musste sich an ein paar Leuten, von denen er die meisten nicht mal kannte vorbeischieben um zum Unruheherd durchzudringen. Und das waren nun ganz eindeutig seine zwei Pappnasen. Nur hatte es von draußen weniger feindselig geklungen, hier drin jedoch blieb daran kein Zweifel. Ein merkwürdiges Bild bot sich Saber. Das Zentrum des Tumults waren zwei Männer die so aussahen als würden sie sich gleich an die Gurgel gehen. In der linken Ecke Colt mit geballten Fäusten, etwa 1,90m groß, mit Cowboyhut und schnaubend wie ein Büffel beim Rodeo. Mit einer liebreizenden, genervten und zu Sabers Überraschung schwangeren Robin, die vehement Colts Arm umschlungen hielt und ihn so davon abzubringen versucht auf seinen Kontrahenten loszustürmen. Und da hätten wir ihn auch schon. In der rechten Ecke, der unbekannte blonde Recke, standhaft, etwa 1,86m groß, offensichtlicher Bodybuilder, der eine zeternde Blondine hinter sich zu verbergen versucht. April spie gerade ihrem ehemaligen Kollegen eine Bemerkung der sehr unschönen Art entgegen, als Saber gezwungenermaßen dazwischen ging bevor sie noch alle Hausverbot bekamen. „Was bitteschön ist denn in euch gefahren!?“ Jemand schaltete die Musik aus noch während er sprach.. Colt wandte sich zu Saber um und der Schotte erschrak. So hasserfüllt hatte der Cowboy ihn noch nie beäugt. „Ach, der Herr lässt sich auch mal wieder zum niederen Fußvolk herab.“ Nun blickte der Cowboy abwechselnd zwischen dem Schotten und der Blondine hin und her. Seine Stimme war eisig. „Ihr zwei seit solche verdammten Heuchler. Seit ihr doch.“ Saber war verwirrt. „Worum geht es hier eigentlich?“ „Worum es hier geht? Ihr beide habt Fireball seit Monaten nicht mal mim Arsch angeguckt und jetzt kommt ihr hier her und macht einen auf beste Freunde. Ich kotz gleich.“ Colt spuckte ihm die Worte förmlich ins Gesicht. Getroffen blieb dem Schotten jedes weitere Wort im Halse stecken. Wie sollte er Colt erklären. Aber er hatte ja Recht. Saber hatte alles falsch gemacht. Immer hatte er versucht das Richtige zu tun und schließlich auf ganzer Linie versagt. „Du hast doch gar keine Ahnung!“ Aprils Stimme bebte. „Du hast doch gar keine Ahnung was ich im Moment durchmache. Wie ich mich dabei“ Mit ausgestrecktem Arm deutete sie auf das Krankenbett, blickte dabei jedoch weiter Colt an. „Wie ich mich dabei fühle!“ „Oh, mein Herz. Es tut mir ja soo Leid dass du dich gar so schlecht fühlst. Verdammt, du bist doch nicht der, der hier liegt und um sein Leben kämpft!“ Der Cowboy fuchtelte hilfesuchend mit den Armen. Seine Wut schlug in Verzweiflung um. „Fireball ist es. Er liegt hier. Und er braucht uns. Und was tut ihr? Ihr verdünnisiert euch damit ihr das Elend nicht mit ansehen müsst. Nur damit es euch besser geht. Denkt ihr denn, ich sehe ihn gerne da liegen?! Aber er braucht seine Freunde. Jetzt mehr den je. Und ich werde ihn ganz sicher nicht alleine seinem Schicksal überlassen. Mich einfach umdrehen und weggehen wie ihr!“ April brach in Tränen aus und schrie, nein sie kreischte. „Du verstehst es einfach nicht! Nein, du willst es nicht verstehen! Ich war nicht hier weil ich einen verdammten Nervenzusammenbruch hatte!“ Stille. Ihr Schluchzen und das Ticken der Uhr waren für kurze Zeit die einzigen Geräusche in dem Raum voller Menschen. Der blonde Unbekannte war sofort bei ihr und schloss sie in seine Arme. Irgendjemandem fiel sein Becher aus der Hand. Der dumpfe Aufprall wirkte wie ein Startschuss. Die Party war vorbei. Betreten verließen die anderen Gäste, nach ein paar entschuldigenden oder mitleidigen Worten, einer nach dem anderen den Raum. Sie brandeten an Saber vorbei Richtung Türe. Er war erschüttert. Er hatte nicht geahnt wie schlecht es ihr ging. Und er hatte auch nicht mitbekommen, wie ihre Freundschaft auseinandergebrochen war. Saber war sich so sicher gewesen das Colt da wäre um April zu trösten, aber da hatte er sich offensichtlich geirrt. Als sie nur noch zu sechst waren hörte Saber Aprils leise Stimme. „Ich liebe ihn. Ich liebe ihn. In jeder Sekunde wünsche ich mir das er aufwacht. Aber immer wenn ich ihn so sah, brach es mir das Herz. Ich konnte nicht mehr Colt. Ich konnte einfach nicht mehr. Ich habe keine Luft mehr bekommen. Ich bin daran erstickt. Drei verdammte Monate haben sie mich in eine Anstalt gesteckt, weil ich nicht mehr aufhören konnte zu weinen. Du kannst dir nicht vorstellen wie schwer es für mich ist, hier zu sein. Ich möchte doch hier sein. Verdammt ich möchte es. Aber. Es ist so schwer. Ich will stark sein, für ihn. Ich will nicht weinend vor seinem Bett zusammenbrechen, wenn er mich doch eigentlich braucht. Aber ich weiß nicht wie. Ich kann nicht.“ Ihre Stimme brach und sie lies sich auf die Knie fallen. Der junge Mann dessen Namen Saber immer noch nicht kannte, hockte sich neben sie, hielt die weinende Blondine fest im Arm und flüsterte beruhigende Worte. So wie er aussah hätte er die Blondine gern von hier fort gebracht, um sie vor Schaden zu bewahren. „Mensch, Prinzessin.“ Es war für Saber immer wieder verblüffend zu sehen wie schnell der Scharfschütze seine Meinung ändern konnte. Colt ging auf April zu und kniete sich neben sie. Der Blonde warf ihm einen missbilligenden Blick zu doch der Cowboy ignorierte ihn einfach und machte Anstalten April in den Arm zu nehmen. Die Blondine löste sich von ihrem Freund, der diese ungläubig anstarrte als sie dem Scharfschützen in die Arme fiel. „Wieso hast du denn dem guten alten Colt nichts gesagt? Alles wird gut. Onkel Colt ist jetzt da, Prinzessin. Ich passe schon auf dich auf.“ Robin seufzte erleichtert. Saber war sich sicher dass sie das selbe dachte wie er. Der Scharfschütze war eigensinnig und verspielt und hatte man einmal seine Freundschaft gewonnen trat noch eine andere Eigenschaft hervor. Er war aufopfernd und immer da wenn man ihn brauchte. Und anders als Saber zeigte Colt offen was er dachte. Ja so war er, der gute Colt. Aprils blonder Freund jedoch wirkte reichlich verwirrt, ob des plötzlichen Stimmungswechsels. Robin trat zu ihm und zupfte an dessen Hemd. „Komm, wir warten draußen.“ Dann stapfte sie aus dem Raum und nach einem letzten Blick auf April folgte der Angesprochene ihr, immer noch sichtlich verwirrt. Saber trat an Fireballs Bett während April noch eine Weile in Colts Hemd heulte und der Cowboy leise tröstende Worte von sich gab. Saber fühlte sich grauenhaft. Dies alles war nur seinetwegen passiert. Was hatte er da nur angerichtet. Er betrachtete seinen komatösen Freund traurig und legte seine auf dessen Hand. Er hatte weiter abgenommen seit Saber das letzte mal hier war. Ansonsten war alles unverändert. Nach einer Weile beruhigte April sich wieder und die beiden traten Saber gegenüber ans Bett. Colt hatte einen Arm um April gelegt und diese griff nun nach Fireballs anderer Hand. Im ersten Moment schien es als würde sie vor dieser Berührung zurückzucken, doch dann hob sie sie beherzt auf und nahm seine Hand fest in die Ihre. Alle drei blickten sie hinab auf seine bewegungslose Gestalt. Saber spürte den Kummer der letzten Monate aufsteigen und da er nicht sicher war ob er seiner Stimme trauen konnte, räusperte er sich kurz bevor er sprach. „Das ist alles meine Schuld. Es tut mir so unendlich Leid.“ Er hielt den Blick auf Fireballs starre Mine als April zu ihm aufsah. „Wieso deine Schuld?“ Colt verlagerte sein Gewicht. „Ach, Säbelschwinger. Das hatten wir doch schon. Es waren die Schmutzfüße. Dieses ganze wenn und aber und hin und her bringt doch keinem was. Am Ende siehts doch so aus: Die Phantomnasen haben uns angegriffen und die haben ihn auch so zugerichtet. Punkt, aus, comprende?!“ Ein großer Klos hatte sich in Sabers Hals festgesetzt und er musste schwer schlucken um zu sprechen. „Aber ich“ „Colt hat Recht.“ Saber sah auf und wurde von Aprils Blick eingefangen. „Es war nicht deine Schuld. Ich weiß das du als unser Kommandant denkst für alles Verantwortlich zu sein, was schief geht, aber das ist Unsinn. Wir alle sind aus freien Stücken Starsheriffs geworden und wir alle kannten die Risiken. Wir sind dankbar das du es warst der uns angeführt hat, denn du hast uns immer wieder vor dem Schlimmsten bewahrt. Was zuletzt passiert ist.“ Aprils Augen fuhren zu ihrem jüngsten Teammitglied und die Blondine unterdrückte ein Schniefen. “Niemand hätte das vorhergesehen. Kein Mensch hat Schuld an diesem Unglück. Wir sind vielleicht kein Team mehr, aber wir vertrauen dir und würden dir überall hin folgen. Immer.Wir sind dir dankbar für die vielen Male da du uns gerettet hast. Bitte, wirf dir nicht das eine mal vor wo du es nicht konntest.“ Saber konnte nur schwer die Tränen zurückhalten. Der ganze Raum erstrahlte. Dankbar lächelte er seine zwei Freunde an. Aprils Worte bedeuteten ihm viel. Sie hatte ihm verziehen. „Danke“ mehr brachte der Schotte nicht über die Lippen. „So, und jetzt müsst ihr zwei ganz dringend Robins herrliche Blätterteigtaschen probieren. Meine Holde soll schließlich nicht umsonst den ganzen morgen in der Küche verbracht haben.“ Der Cowboy löste sich von April, drehte sich um und stapfte zum gedeckten Tisch. Sie riefen die beiden Wartenden herein. Es wurden Stühle um Fireballs Bett herum aufgestellt und man bediente sich an den mitgebrachten Köstlichkeiten. Saber betrachtete den jungen Mann im Bett. Ob auch er ihm würde verzeihen können? Die Freunde, auf jeden Fall, hatten wieder zueinander gefunden und sie redeten und lachten noch lange. Saber schwor sich, den Kontakt zu seinen Freunden nie wieder abreißen zu lassen, auch wenn die Zeiten noch so hart waren. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)