Krieg der Nacht von YuzukiNishimura ================================================================================ Kapitel 6: Schonfrist für Kranke --------------------------------- Schonfrist für Kranke -Rubys Sicht- Mit pochendem Schädel wachte ich langsam auf. Es dauerte eine Weile bis ich wirklich etwas um mich herum wahr nahm. Ich lag in einem Zimmer, aber nicht in meinem. Zu meiner rechten war eine Trennwand, solche die es immer in Krankenhäusern gibt. Auf der anderen Seite war ein Fenster, draußen war es hell. Ich versuchte mich zu erinnern was passiert war, doch ich konnte mich nicht erinnern - nicht mit diesen Kopfschmerzen. Ich griff nach meiner Stirn und bemerkte einen Verband. Ach verdammt, was ist bloß passiert? Warum hört dieses Pochen nicht auf? Also schloss ich meine Augen wieder, in der Hoffnung dass der Schmerz nach lässt. Draußen auf dem Gang unterhielten sich zwei Personen die immer näher zu kommen schienen. Die Tür ging auf. „Sie wissen wirklich nicht was passiert ist?“, das war die Stimme meiner Mutter. „Nein, ich kann ihnen nur sagen, das wir sie bei den alten Ruinen hinter der Abzäunung gefunden haben.“ Das war die Stimme des Direktors. Moment, Ruinen?! Genau ich bin zu diesem Dorf gegangen, um diesen blockartigen Stein zu finden. Ich war gestürzt und dann war alles um mich rum schwarz. Ich öffne meine Augen wieder und schaute meiner Mutter direkt ins Gesicht. „Oh haben wir dich geweckt mein Schatz?“ Ich schüttelte leicht meinen Kopf. Meine Mutter setzte sich neben mir auf den kleinen Stuhl und beugte sich leicht zu mir, strich mir leicht über meine Wange. „Was machst du nur für Sachen?“, sie lächelte leicht. „Ich wollte…“, ja, wie sag ich ihr das am besten. „Ich hatte einen Traum von diesem Dorf von dem die Ruinen stammen. Ich wollte nach was schauen…“, „Aber Kind, was redest du denn da? Welchen Traum und nach was wolltest du schauen? Dort ist es gefährlich, denn umsonst wäre es nicht abgesperrt.“ Sie schaute mich mit ihrem typischen besorgten Blick an. Ich schüttelte wieder meinen Kopf. „Ich habe von diesem Dorf geträumt, als es in Flammen stand. Und ein anderes Mal war da ein komischer Block mit einem Schriftzug.“ Meine Mutter schüttelte nun ebenfalls den Kopf. „Einen komischen Block mit einem Schriftzug darauf gibt es da nicht.“, sprach nun der Direktor. „Aber ich war da. Dort bin ich auch gestürzt.“, bekräftige ich meine Aussage und richte mich in einer sitzenden Position auf. „Wir haben dich in der Nähe des Ufers eines Sees gefunden, der gleich am Dorfrande liegt.“ „Aber…“, wollte ich weiter argumentieren, doch meine Mutter unterbrach mich wieder. „Du bist schwer gestürzt, hast du dir den Kopf eingeschlagen. Das war bestimmt alles nur ein Traum.“ Sie drückte mich wieder runter, sodass ich wieder lag. „Aber…“, sie legte mir ihren Finger auf den Mund und sprach: „Du musst dich jetzt schonen. Schlaf noch ein bissel, ich bleib hier.“, sie küsste mir auf die Stirn. Als ich das nächste Mal aufwachte, stellte ich fest, dass ich wieder alleine war in diesem Zimmer. Langsam richte ich mich auf. Dabei durchzog mich wieder ein stechender Schmerz, es pochte fürchterlich in meinem Kopf. Dennoch schaute ich mich um, machte die kleine Lampe auf dem kleinen Beistelltisch neben mir an. Dann fiel mein Blick auf einen kleinen Zettel, wo darunter zwei Briefe waren. Ich griff nach dem Zettel, eine kleine Nachricht von meiner Mutter. Sie schrieb, sie wird morgen noch einmal wieder kommen, und die beiden Briefe waren letzte Woche angekommen für mich. Ich schaute wieder zum Beistelltisch auf die beiden Briefe. Von wem die wohl sind? Ich beugte mich nochmal vor, um nach den beiden Briefen zu greifen. Bevor ich hinein schau, drehe ich die beiden Umschläge um. Ken und Maike… -Flashback- „Oh Mann, ist das heiß heute.“, gähnend streckte sich Maike vor mir, währen ich halb auf den Tisch des Eiscafés liege, dabei den Tau meines kalten Cola-Glases beobachte, wie er sich zu kleinen Wasserperlen verwandelt und sich den Weg nach unten suchte. „Mensch, mach doch nicht so ein Gesicht.“ Maike beugte sich leicht zu mir. „Was mach ich denn für ein Gesicht?“, ich schaute zu ihr auf. „Als würde die Welt gleich untergehen.“ Das war doch nicht ihr Ernst? In zwei Tagen bin ich in London, dann in diesem Internat. Seufzend richte ich mich auf und griff nochmal zur Speisekarte. „In gewisser Weise stimmt das auch. Ich muss mein ganzes Leben komplett umstellen, und keiner fragt mich, ob ich das wirklich will.“ Ich blättere kurz durch und fand einiges, was recht schmackhaft war. „Du kannst es auch als neue Chance sehen, oder nicht?“ Mit hochgezogenen Augenbraunen schaute ich sie an, dabei winkte ich eine Kellnerin her und deute auf einiges in der Speisekarte. „Willst du auch was, geht auf mich?!“ Ich klappte die Karte zu und schaute sie an. „Emm ja.“, eilig griff sie nach der Karte. Nach einem kleinen Augenblick fand sie auch was. Die Kellnerin nickte und verschwand wieder. „Nein, ich sehe das nicht als neue Chance an. Ich will nicht schon wieder bei Null anfangen müssen.“, was wohl nicht anders geht. „Wieso bei Null, immerhin hast du deine Mutter und deinen Bruder.“ Wieder zog ich meine Augenbrauen in die Höhe. Ist klar! Die meiste Zeit bin ich im Internat, aber egal. „Ich bin hauptsächlich im Internat, von den beiden habe ich nicht wirklich was.“, „Aber du kannst bestimmt jeder Zeit mit ihnen in Kontakt treten.“, „Und wenn ich das nicht will beziehungsweise ich allgemein ihre Nähe nicht haben will?“, „Sie sind doch deine Familie?“ „Meine Familie, das ich nicht lache.“ „Ich weiß, dass du nur adoptiert bist, aber trotzdem: du bist bei ihnen aufgewachsen.“ „Und wenn schon. Ich weiß was sie für mich alles getan haben, aber ich hab sie nicht drum gebeten.“ Mein Blick ging kurz durch die Gegend, ich blickte zum ‚Goldenen Reiter‘. Ich will heute nicht rum diskutieren, sondern einfach genießen und mir alles noch mal genau anschauen und einprägen. Und das Wetter tat mir auch diesen Gefallen. Die Sonne scheint hoch über unseren Köpfen, die Bäume waren in einem saftigem grün gekleidet. Ich schaute soweit wie ich es konnte, die Allee aus Bäumen entlang, die sich über den Neumarkt erstreckte. Einige gingen die Wege entlang, blickten in die Schaufenster rein oder gingen ganz in die Geschäfte. „Ich will darüber nicht mehr reden.“, es ändert eh nichts mehr. „Ist okay.“, ich sehe es ihren Blick an, dass sie sich nur ungern geschlagen gibt. Es dauerte noch ein wenig, bis die Kellnerin wieder mit einem gefüllten Tablett herkam. Sie stellte unsere Bestellte auf unseren Tisch, wünschte uns noch einen guten Appetit und ging wieder. „Du willst das nicht wirklich alles essen, das ist ganz schön viel Eis?!“, sie blickte mich ein wenig ungläubig an. Vor mir stehen etwa vier große Eisbecher und dazu zwei kleine gemischte Salate. „Oh doch, das will ich.“, grinste ich sie an. „Abartig, das will ich sehen, wie du das rein bekommst.“ sie griff nach einem der Löffel die bereits auf einen Teller platziert auf unseren Tisch lagen. „Das schaff ich, glaub mir! In mich geht mehr rein, als es Ausschauen mag.“ Grinsend griff auch ich nach einem Löffel. „Das wird jetzt wohl Frustessen?“ Erschrocken drehte ich mich um, und erblickte das Gesicht von Ken. „Das kann dir doch egal sein, meinst du nicht?“, schaute ich ihn an. „Danke, wie nett von dir.“, „Na ja, wer so doof fragt.“, grinste ich ihn einfach nur an und er klapste mir auf den Hinterkopf. „Hey, das ist nicht nett von einem Gentlemen.“, gespielt schmollte ich vor mich hin. Maike fing an zu lachen. Menno, das ist nicht witzig. „Lach nicht so.“, ich verschränkte meinen Armen miteinander. „Ach Ruby, nimm es nicht so schwer.“ Jetzt tätschelte er mir auch noch auf der Schulter rum. „Willst du dich nicht setzten Ken?“ Wie jetzt? Maike verbündet sich mit dem Feind, das gibt es doch nicht. „Wie kannst du nur, dich mit einem Feind verbünden.“, spielte ich theatralisch auf. Was sie erst recht zum Lachen brachte. Tolle Freunde habe ich da. „Na bitte, macht was ihr wollt.“ Okay, ich komm mir auch langsam schön dämlich vor. „Machen wir auch, da brauchen wir keine Genehmigung.“, sprach Ken und schob einen Stuhl leicht nach hinten und setzte sich darauf. Ich schob ihm einen der Eisbecher zu und hielt ihm einen Löffel hin. „Danke.“, grinst er mich an. Am Ende des Tages wendete sich Maike noch mal an mich. „Sag mal Ruby, weißt du die Adresse schon?“, „Ja, wieso?“ „Kann ich sie haben? ich will dir schreiben, damit du dich da nicht so allein fühlst.“ „Okay…“, ich kramte in meiner Tasche rum, holte ein kleines Notizbuch raus, schlage die letzte Seite auf, da stand die neue Adresse von mir, ich riss die Seite einfach raus und hielt sie ihr entgegen. „Danke.“, sie schenkte mir noch einmal ein letztes warmes freundliches Lächeln. -Flashback Ende- Oh Gott, wie konnte ich die beiden nur vergessen? Die ganze Zeit, in der ich schon hier bin, habe ich nicht einmal an sie gedacht. Es war auch schon eine Menge passiert. Ganz besonders die Träume, warum träume ich ständig von diesen… diesen… ja was eigentlich? Waren es Werwölfe? Wirkliche Wölfe sind es schon mal nicht, nein, ganz und gar nicht. Aber warum träume ich davon? Ich war doch nie wirklich ein Fan von diesen Wesen, Vampire und Werwölfe mag ich noch nicht mal. Ich glaub der Umzug ist mir nicht gut bekommen. Ich schaute die Absender noch einmal genau an. Es waren die beiden, ohne jeden Zweifel. Vorsichtige öffne ich den Brief von Maike, ich zog ihn heraus und entfalte ihn. Liebe Ruby, Wie geht es dir? Hoffentlich gut. Auch wenn du noch nicht so lange weg bist, vermissen wir dich alle. Ganz besonders Ken, auch wenn er das nie zugeben würde. Aber typisch Kerle halt, kennst das ja. Ich will nicht länger um den heißen Brei reden. Der Grund warum ich dir rede, ist der: Vor ein paar Tagen waren zwei komische Kerle bei uns vor der Türe und haben meine Mum, über dich und deiner Mutter befragt. Die waren richtig komisch, von ihnen ging eine komische Aura aus. Weiß du vielleicht was sie genau wollten? Sie haben gezielt nach deinem Aufenthaltsort gefragt. Meine Mutter meinte immer wieder, sie wüsste nur, dass ihr nach England gegangen seid. Sag mal Ruby, kann es sein, dass es noch andere Gründe für eueren Umzug gibt, oder was genau wollen diese Kerle von dir und deiner Mutter? Ich mache mir wirklich sorgen um dich, wie gesagt, diese Typen waren komisch. Sie trugen beide komplett schwarze Anzüge, beide hatten lange schwarze Haare, ihre Gesichter waren recht gleich, als wären sie Zwillinge oder irgendwas in der Art. Ihre Augen waren gelb-golden. Vielleicht kennst du sie? Bitte melde dich bei mir schnellst möglich und pass auf dich bitte auf. Alles Gute, Maike Zwei Männer, schwarze Haare, gleiche Gesichter, gelb-goldene Augen… Die beiden Kinder aus meinen Traum, sahen so aus. Auch in dem Traum den ich davor hatte waren zwei Männer gewesen, die zu dieser Beschreibung passen könnten. Was wird hier gespielt? Werde ich jetzt verrückt? Nein, das bestimmt nicht. Das sind bestimmt nur Zufälle, mit Sicherheit! Und außerdem spielen meine Träume in einer ganz anderen Zeit, die wären schon längst tot. Ich steckte den Brief zurück in den Umschlag. Dann schaute ich auf Ken seinen Brief. Warum kriege ich das Gefühl nicht los, dass es sich auch in dem Brief um die beiden Männer handeln wird. Das gleiche Spiel von vorn, ich öffnet ihn und entfalte ihn rasch. Hallo Ruby, Geht es dir gut? Maike hat mir erzählt, dass bei ihr zwei komische Typen waren und nach dir gefragt haben! Was genau hat das zu bedeuten? Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten in denen du dich befindest? Meine Mutter hatte mich letztens auch gefragt, ob ich was wüsste. Sie waren auch bei uns in der Schule. Wollten Auskunft über deine jetzige Schule. Ich versuche noch mehr heraus zu bekommen, vielleicht erfahre ich mehr davon. Schreib mir bitte schnell eine Antwort zurück. Pass auf dich auf, Ken Sagt ich doch, es geht um diese komischen Typen. Was soll ich davon halten? Es ist wirklich schon ziemlich seltsam, aber ich denke dass es logische Erklärungen gibt. Morgen frage ich meine Mutter, vielleicht ist das Ganze nur eine Verwechslung. Vielleicht sind es auch alte Mandanten meiner Mutter, die vielleicht irgendetwas von ihr brauchen, wichtige Unterlagen zu ihren damaligen Fällen. Das wird es bestimmt sein. Es geht bestimmt um wichtige Unterlagen, und da die wahrscheinlich keine direkte Anschrift haben, werden die sich bei bekannten rum gefragt haben, schließlich haben meine Mutter und die von Maike in derselben Kanzlei gearbeitet. Daher ist es logisch, dass sie befragt wird, oder? Und wie ich die Sache einschätze, wird meine Mutter bestimmt schon Bescheid wissen und mir bestimmt auch sagen, dass alles in Ordnung ist. Dass ich mir keine Gedanken machen brauch. Ich legte mich nach kurzer Zeit wieder schlafen, ohne mir noch weiter Gedanken darüber zu machen. Als ich wieder wach würde, war die Sonne schon lange aufgegangen, ich bemerkte eine Uhr, die über der Tür hängt. Es ist kurz vor viertzehn Uhr. Ich hoffe dass meine Mutter noch nicht da war, aber ich glaube sie hätte mir eine Nachricht hinterlassen. Ich frag mich eigentlich wie lange ich hier bleiben muss, mir geht es doch definitiv besser, zwar noch leichte Kopfschmerzen, aber nicht mehr so schlimm wie gestern. „Hey mein Liebling, bis du wach?“ Langsam öffnete ich meine Augen wieder, ich muss noch einmal eingeschlafen sein, ich brauchte noch einen kurzen Moment um wahrzunehmen, dass meine Mum neben mir sitzt. „Ja, du bist wach.“ Sie lächelte freundlich und strich mir über meine Wange. „Wie fühlt du dich heute?“ „Mir geht es besser.“ Ich richte mich langsam zu einer sitzenden Position auf. „Mum, weißt du wie lange ich noch hier sein muss? Wann kann ich wieder auf mein Zimmer?“ „Morgen, nachdem dich der Arzt noch einmal untersucht hat. Der Sturz war, Gott sei Dank, nicht so schlimm, als wie sie es vermuteten. Du musst dich allerdings eine ganze Weile noch schonen.“ „Wie lange?“, fragte ich sie wieder. „Das wird dir der Arzt alles morgen in Ruhe erklären.“ Ich nickte verstehend. Für eine Moment herrschte schweigen, ich überlegte hin und her, ob ich sie wirklich auf diese 2 Männer ansprechen soll oder ob ich es lieber lassen soll. „Du Mum, ich habe doch die beiden Briefe gekommen, von Ken und Maike.“ Ich nahm die beiden Briefe in meine Hand und hielt sie meiner Mutter entgegen. „Was ist damit?“, fragte sie mich. „Sie schrieben mir, dass zwei Männer nach uns suchen. Ich wollte nur wissen ob du vielleicht weißt, warum?“ Sie guckte mich ein wenig ungläubig an, nahm die Briefe entgegen, und entfaltet den ersten und lass. Nach einem Augenblick später griff sie nach dem zweiten… „Nein, ich kenne die beiden nicht.“, meinte sie und holte ihr Handy heraus, schrieb eine Nachricht. „Darf ich die beiden Briefe mitnehmen?“, fragte sie mich, ich nickte wieder nur. „Okay, ich kümmer mich darum, mach dir keine Sorgen mein Liebling.“ Sie stand auf und gab mir einen Kuss auf die Stirn. „Ich komme am Wochenende noch einmal vorbei. Ruh dich aus und mach keine weiteren Dummheiten mehr.“, meinte sie nur als sie zur Tür raus verschwand. -Chloes Sicht- „Musst das wirklich sein?“, jammerte ich rum. Das kann doch nicht wahr sein, was meine Mutter von mir verlangte. „Ja, es ist von höchster Wichtigkeit!“, sagte sie mit ein wenig Nachdruck in der Betonung. Da kann man einfach nichts mehr machen. „Und ab wann?“, ich lehnte mich etwas genervt zurück und musterte dabei die goldene Armlehne des Stuhles, auf den ich gerade saß. „Momentan, findet für die Neuankömmlinge eine Art Förderprogram statt. Nach meinen Recherchen, ist sie auch dabei.“, ich richte mich ruckartig wieder auf, und blickte sie leicht geschockt an. „Du willst nicht wirklich, dass ich dabei mit mache. Ich habe Privatunterricht, und habe ausgesprochen gute Noten. Soll ich mich bei den Kinderkram zu Tode langweilen?“, schrie ich leicht aufgebacht. Jetzt aber mal in ernst, sie will mich wohl verarschen? „Ich weiß, das deine Noten hervorragen sind. Ich wollte auch nicht verlangen, dass du da mit machst.“, sprach sie mit im ruhigen Ton, um mich wieder etwas zu besänftigen. „Das will ich auch hoffen.“ Ich verschränke meine Arme in einander. „Also wann soll es los gehen?“ „Ab morgen, Ducan bereitet alles vor, die Anmeldung ist schon erfolgt.“ „Und ich soll sie nur im Auge behalten?“ „Ja, gib mir bei der kleinsten Veränderung sofort Bescheid.“ „Gut, dann werde ich schon mal packen gehen.“ Ich schob den Stuhl nach hinten und richtete mich auf. Ich wollte gerade zu Tür gehen, als sie mich noch Mal ansprach. „Chloe, du musst vorsichtig sein.“, sagte sie im sehr ernsten Ton. „Ich weiß, ein Haufen Menschen um mich…“ Ich verdrehte meine Augen. Mal ehrlich, ich bin doch kein kleines mehr. „Das meine ich nicht.“ Häh? Was soll sonst noch sein? „Der Schuldirektor ist gefährlich, also bitte sei vorsichtig. Er wird zwar nichts machen, es wäre auch ziemlich dumm von ihm, aber pass trotzdem auf!“ Ich nickte nur und verließ den Raum. Am Abend klopfte es an meiner Tür, als ich gerade dabei war, mein letztes Kleidungstück ordentlich in meinen Koffer zu legen. Ich streiche kurz noch einmal drüber, und schloss hin. „Herein.“, rief ich kurz und lief zu meinem Schrank um ihn ebenfalls zu schließen. Ein junger Mann betrat meinen Raum. „Darf man stören?“ ich drehte mich zur Tür und lächelte leicht. „Natürlich, du doch immer.“ Mit langsamem Schritt lief ich auf ich ihn zu. „Du weißt doch genau, dass du immer willkommen bist bei mir.“, lächelte ich leicht, legte meine Arme in seinen nackten und streckte mich ein Stück nach oben um ihm ein Kuss auf die Lippen zu drücken. Er lächelte leicht und erwiderte sogleich den Kuss feurig. Dabei legte er seine Arme um meine Taille, drückte mich enger heran. Nach einer Weile lösten wir uns wieder von einander und blickten uns einen Moment nur stumm in die Augen. „Du fährst ab morgen weg?“, fragte er mich, ich nickte nur stumm. „Weswegen? Was ist so wichtig? Deine Eltern haben dich bis jetzt nicht einmal aus den Augen gelassen?“ Man merkte es, ihm gefiel nicht, dass ich wegging auch wenn es nur für eine kleine Weile war. „Ich darf mit niemanden darüber reden, ich musste es meiner Mutter versprechen. Es tut mir leid, aber zu Weihnachten bin ich wieder zuhause.“, sagte ich ihm und gab ihm einen weiteren Kuss auf die Lippen. „Aber warum du?“, ich schüttelte leicht mit meinem Kopf. „Weil ich im Moment die einzige bin, die dies für sie erledigen kann. Es ist wirklich wichtig. Sie würde mich nicht schicken, wenn es nicht so wäre.“, ich drängte ihn langsam zu meinem Bett. An der Bettkante angekommen schubste ich ihn leicht, so dass er direkt drauf fiel. Nun saß er da mit seinem Arm nach hinten gestützt. Ich musste kurz lächeln, als ich mir breitbeinig auf ihn setzte, meine Hände wanderten wieder zu seinem Nacken. Nun lächelte auch er wieder. „Ich werde morgen schon abfahren. Bis Weihnachten ist noch eine Weile hin.“ Langsam begann ich seinen Nacken zu graulen. „Ich liebe dich!“ Ich küsste ihn wieder feurig und er erwiderte es genauso feurig. Einen kurzen Moment löste er die Verbindung… „Ich liebe dich auch…“ Und wieder fanden unsere Lippen ihren Weg zu einander. Ich ließ meine Hand unter sein Hemd gleiten. Er wusste genau auf was ich aus bin, und grinste in den Kuss hinein. Mit leichter Gewalt drückte ich ihn auf mein Bett hinunter… Am nächsten Morgen, nach dem ich schon sehr früh duschen war, fiel ich nur in einen langen rosafarbenden Pullover herum, dabei flocht ich meine sehr langen, noch leicht feuchten (platinblonden) Haaren zu einem langen Zopf, der über meine linke Schulter hinunter fiel. Ich ging zu meinem Spiegel hinüber und setzte mich auf den kleine Hocker davor. Meine Haare passten perfekt zur meiner schneeweißen Haut. Darauf war ich irgendwie stolz, diese beiden Merkmale habe ich von meiner Mutter geerbt, nur die Augen hatte ich von meinem Vater. Wie stellte sich meine Mutter das vor? Mit diesen Augen würde ich sofort auffallen. Und Kontaktlinsen, nein danke. Das habe ich ihr auch schon gesagt. Wieder schaute ich nur einen Moment in den Spiegel, es passte alles perfekt zusammen, meine roten Augen zu meiner schneeweißen Haut und dazu meine schönen langen Haare, die immer leicht gelockt waren. Ich schnappte mir meinen Kajal und setzte einen dünnen Lidstrich, darauf hin tuschte ich mir meine Wimpern. Danach suchte ich meinen schönsten Lippenstift heraus, und fand auch sogleich meinen purpurroten Lippenstift, mit dem ich meine Lippen nachzog. Dann suchte ich meinen kleinen Koffer raus, um ein paar meiner Make-up Utensilien mitnehmen zu können. Auf mein Bett lang bereits ein kleiner kurzer hellgrauer Rock, den ich heute anziehen wollte, dazu meine schwarzen Lackschuhe und faltige weite Kniestrümpfe. Ich weiß, dass ich dann eine Uniform tragen musste, aber dies störte mich nicht im Geringsten. Ich musste doch schon zugeben, irgendwie freute ich mich schon, auf eine richtige Schule zu gehen, auch wenn diese eine Private war. Es ist halt doch was anderes als nur Privatunterricht. Das Einzige was mich störte, dass ich unter Menschen bin, nicht unter meinen Artgenossen. Dies würde allerdings nicht so schnell passieren, es gibt von uns zu wenige mit ‚Kindern‘, noch dazu in meinem Alter, sie hatten alle nur Privatunterricht oder gingen, so wie ich jetzt, mit Menschen normal zur Schule. Was wiederrum die Gefahr weckte, dass wir erkannt werden, was doch relativ schnell passieren kann. Mag es unser Aussehen sein oder ein komisches Verhalten zu bestimmten Tagen. Bei mir werden meine Augen schnell für Aufsehen sorgen, aber da werd ich mir schon was einfallen lassen. Warum soll es keine Menschen geben, die mit roten Augen geboren worden sind. Bei Tieren ist es doch auch normal, bei Albinos. Ich bin halt ein menschlicher Albino. Langsam machte ich mich zurecht, Ducan soll mich gleich abholen kommen, da wäre es besser, wenn ich fertig war, ich verschwand noch einmal in meinem Badezimmer, was direkt an Zimmer angrenzte. Nach einer Weile kam ich wieder in mein Zimmer zurück… „Schon mal was von anklopfen gehört?“, ich blickte hinüber zur Augustin der lässig am Türrahmen Stand und mich kurz musterte. „Was ist dein Problem, Schwesterchen, du klopfst genauso wenig an meiner Tür.“, grinste er und kam auf mich zu. „Was mein Problem ist? Du bist ein Kerl, und es gehört sich nicht, einfach in das Zimmer einer Dame zu kommen, ohne vorher zu klopfen.“, predigte ich ihm. Er lachte einfach nur und als er genau neben mir am Bett stand, gab er mir einen Kuss auf der Wange, und flüsterte mir was in mein rechtes Ohr. „Sag mal, was machst du immer mit dem armen Jungen?“ Er grinste wieder. Dabei drehte er mich so, dass ich ihm in die Augen schauen musste. „Ich mache gar nichts.“, meinte ich nur und schaute ihn mit meiner Unschuldsmine an. „Ich bin ein braves Mädchen.“ Jetzt lachte er lauthals los. „Du und unschuldig? klar und ich bin der Papst höchstpersönlich.“ „Ist wirklich so.“ Beleidig verschränkte ich wieder meine Arme und schenkte ihm meine Schmollschnute. Was fällt dem ein… „Schau nicht so.“ Wieder küsste er mich versöhnlich auf meine Wange. „Ich soll dich holen kommen, beziehungsweise beim tragen deines Koffers helfen.“ „Na dann, der Koffer da trüben.“, sagte ich immer noch leicht schmollend, er schüttelte kurz mit dem Kopf und holte meinen Koffer aus der Ecke meines Raumes, während ich nur mein Schminkköfferchen in meinen Händen hielt. Unten am Auto verstaute Augustin mein Gepäck. Ich schaute mich um. Er war nicht zu entdecken, dabei wusste er doch, dass ich heute fuhr. Ein wenig traurig machte ich die Tür zum Beifahrersitz auf. „Sei nicht traurig! Er wollte kommen, aber die Herrin hat ihm einen Auftrag gegeben und sofort losgeschickt.“, sprach Augustin plötzlich mich von hinten an, ich drehte mich herum. „So ist das also. Da kann man nichts machen.“ „Ja, wenn sie was sagt, muss es gemacht werden. Mach nicht so ein trauriges Gesicht!“ Er lächelte leicht und kniff leicht in meine Wange. Das war doch mal wieder typisch. „Immer schön freundlich lächeln. Wir sehen uns, ich muss los.“ Stumm nickte ich nur. „Kann es los gehen?“ Ducan, der auf der anderen Seite des Autos stand und uns die ganze Zeit beobachtet hat, wurde langsam einmalig ungeduldig. „Das immer freundlich lächeln geht auch an dich, Ducan…“ Genervt schüttelte auch Augustin mit dem Kopf. „Der hat mal wieder eine Laune.“ „Musst du nicht los?“, kam es wieder gereizt von Ducan. „Ist schon gut. Augustin wir sehen uns zu Weihnachten. Also tschüss bis dahin.“ Ich drückte ihm einen Kuss auf die Wange. Er nickte und verschwand aus meiner Sichtweite. Kurz danach stieg ich endlich in das Auto hinein, was mir Ducan gleich tat. „Wird ja endlich mal Zeit.“, knurrte er genervt und schlug seine Türe zu, sodass ich vor Schreck zusammen zuckte. „Sag mal, welche Laus ist dir denn über die Leber gelaufen? Und überhaupt! Wie sprichst du denn mit mir? Das gibt es doch nicht?! Pass schön auf, was du sagst. Auch wenn ich noch jung bin, ich bin immer noch einen Rang höher als du, haben wir uns verstanden!? Also fahr jetzt, bevor ich mich vergesse!“ Langsam aber sicher ging er mir mit seiner schlechten Laune auf den Geist. Was habe ich ihm bitte schön getan? Ich kann doch auch nichts dafür, wenn es ihn nervt, mich dahin bringen müssen. Während der ganzen Fahrt war Ruhe, sein Glück! Noch mal einer dieser dummen Sprüche und es hätte eine gesetzt. Nur weil ich gerade mal sechzehn Jahre alt bin, heiß es nicht, dass er mich so behandeln darf. Weil wie gesagt ich bin einen Rang höher als er. Ich musste noch eine nervige Stunde mit diesen miesgelaunten Herren in diesen Gott verdammtes Auto verbringen, bis wir endlich mal da waren. „So, was jetzt?“ Ich schlug die Tür des Autos hinter mir zu und schaute genervt hinüber zu ihm. „Wir müssen zu diesem Schuldirektor.“, meinte er, auch er schlug die Türe nur noch hinter sich zu und lief los. Ich folgte ihm einfach stillschweigend. „Hier riecht es nach…“, ich blieb vor der Türe, hinter der sich dieser Schuldirektor befindet, stehen. „Deine Mutter hatte dich doch gewahrt, also sei jetzt still, hier sind auch noch andere die mithören können.“, meinte Ducan in einen leisen predigenden Ton. „Das weiß ich selber, ich bin kein Kind mehr.“ „So verhältst du dich aber.“ Bitte was?! „Geh rein, ich warte hier. Stell nichts Dummes an.“ Muss ich mir das gefallen lassen? Eigentlich nicht. Das kann doch nicht wahr sein. Ich schaute zur Tür, ich klopfte kurz an, warte einen Moment bis ich hinein gebeten werde. Lange musste ich nicht warten. Ich ging hinein, warf vorher allerdings Ducan noch einen bösen Blick zu. Als ich die Türe hinter mir leise schließe, ertönte schon die Stimme vom Direktor. „Ah, sind sie allein gekommen?“, fragte er gespielt überrascht. „Setzen sie sich doch. Ich freue mich, Sie kennen zu lernen. Ich habe damit gerechnet, dass sie erst am Abend kommen würden?“, sprach er während er aufstand und mir seine Hand hin hielt. Ich schaute diese kurz an, bis ich sie ebenfalls ergriff und freundlich schüttelte. Sie war kalt - ein widerliches Gefühl - aber ich ließ mir nichts anmerken, auch wenn er genau wusste, was ich bin. Er setzte sich wieder, legte die Hände auf dem Schreibtisch und schaute mir in die Augen. „Wenn ich mich ihnen vorstellen darf: ich bin Arthur Richard. Ich habe gestern ihre Akte gelesen. Ihre Noten sind hervorragten und sie hatten seid klein auf Privatunterricht.“ Er richtet sich ein wenig auf, wobei der den Augenkontakt nicht abbricht. Will er mich damit etwa herausfordern? Kann er vergessen, ich hatte einen Auftrag und diesen erfülle ich auch. „Was ich mich allerdings frage, ist, warum Sie jetzt hier sind?“, sprach er weiter. „Das ist eine äußerst gute Frage, ohne Zweifel. Der Grund ist einfach: meine Eltern sind Besitzer eines großen Konzerns. Ich möchte mich in Umgang mit anderen üben. soziale Kontakte sind heut zu Tage äußerst wichtig, und nur wer mit ihnen gepflegt umgehen kann, wird es später einmal leicht haben im Leben. Deswegen wollte ich auf eine Schule gehen. Allerdings wollte meine Mutter nicht, dass ich auf eine Öffentliche komme und so kam es, dass ich hier gelandet bin.“, erklärte ich ihm freundlich mit einem ach so liebreizenden, zuckersüßen Lächeln auf den Lippen. „Eine gute Begründung und sehr vernünftig für ein junges Fräulein ihres Alters. Man merkt deutlich die gute Erziehung und die gute Bildung in ihren Worten. Dies fehlt heut zu Tage den meisten Jugendlichen. Ich denke Sie werden eine Bereicherung für unsere Bildungseinrichtung. Aber Sie müssen verstehen, dass dies ein Ort ist, an dem Schüler aus aller Welt zusammenkommen. Viele können kaum englisch und der Bildungsstand ist auch unterschiedlich. Sie müssen lernen Rücksicht zu nehmen und freundlich zu sein. Es würde mich auch sehr freuen zu sehen wenn Sie Ihren Mitschülerinnen helfen.“, erläutert er in einem sehr geheuchelten Ton. Der denkt wohl, ich kenne sein wahren Gesicht und seine wahren Absichten nicht. In Wirklichkeit zerbricht er sich bestimmt sein kleines Köpfchen darüber, was ich hier wirklich mache. Er ist beunruhigt, nervös und sehr unsicher. Irgendwie amüsierte mich diese Tatsache ein wenig. Ich bringe einen Toten zum Schwitzen. Schon lustig, aber ich sollte mir nichts drauf einbilden. Auch wenn ich mir zu gern auf die Schulter klopfe würde. Mein erster Vampir der mir gegenüber steht, und er hat Angst vor mir. „Ich werde diese natürlich berücksichtigen, damit habe ich kein Problem. Wir sind doch alle Menschen und natürlich nicht perfekt.“, sagte ich wieder mit einem lieben Lächeln. „Wie sieht es mit meinem Zimmer aus? Die Reise war lang und ich möchte mich gerne zurückziehen, wenn es in Ordnung wäre?“, fragte ich ihn nun freundlich, denn ich wollte hier raus. „Ach genau.“, er drückte auf einen kleinen roten Knopf auf seinem Tisch, es ertönte ein komisches leises Geräusch, und kurz darauf ging die Türe hinter uns auf. „Oh, Miss Chloe ist schon da.“, sprach eine junge Dame. „Ja, das ist sie. Sie ist müde und möchte gern auf ihr Zimmer gebracht werden.“, meinte der Direktor und erhob sich von seinem Stuhl, was ich ihm gleich tat. „So, wenn ich vorstellen darf, das ist Miss Weedman, sie ist ab heute ihre Vertrauensschwester. Wenn Sie Probleme haben oder der gleichen, können Sie jederzeit zur ihr gehen. Sie wird Ihnen helfen, soweit sie in der lange dazu ist.“ Ich nickte und schaute mit einem freundlichen Lächeln zu ihr: „Freut mich sie kennen zu lernen.“, und reichte ihr meine Hand. „Es freut auch mich, eine neue Schülerin begrüßen zu dürfen.“ Sie nahm meine Hand entgegen und nickte leicht. „Wenn Sie mir bitte folgen würden.“ Ich folgte ihr aus diesem Zimmer, Ducan saß derweil auf einer der Bänke, die an der gegenüberliegenden Wand aufgereiht waren. Als er mich sah, stand er auf. „Und ich dachte schon sie sind ganz allein gekommen.“, meinte Miss Weedman und ich schüttelte leicht den Kopf. „Nein, das bin ich nicht. Auch wenn ich zugeben muss, ich wäre gern allein gekommen.“ Ich war immer noch angesäuert über das respektlose Verhalten von ihm. „Huch! So gereizt? Sind Sie böse auf ihren Vater?“, fragte sie mich und ich schaute sie geschockt an. „Der ist nicht mein Vater! Gott bloß nicht…“, sprach ich ein wenig schockiert. „Oh, Verzeihung! Ich dachte nur, weil er doch…“ „Schon okay. Das kann doch mal passieren. Er ist der Berater meiner Eltern. Mein Vater ist derzeit nicht zuhause und meine Mutter ist sehr beschäftig, darum konnten sie mich nicht herbringen. Deswegen ist er mitgekommen.“ Ich deute mit den Daumen nach hinten, er wackelte uns wie ein kleines Hündchen hinterher. „Wo genau ist denn mein Zimmer?“, fragte ich schnell um das Thema zu beenden. „Es ist in Haus D linker Flügel.“, meinte sie knapp, ich nickte verstehend. „Eine kleine Frage habe ich an Sie. Sie sind in London geboren und hatten von klein auf Privatunterricht, warum kommen sie jetzt hier her?“, fragte sie mich freundlich und auch ein wenig Neugier war in ihrer Stimme zuhören was mich wieder einmal lächeln ließ. „Es ist so, ich wollte soziale Kontakte sammeln, denn ich habe nicht viele außer meine Familie und deren Kollegen. Dazu bin ich der Meinung, wenn ich irgendwann die Firma übernehmen will, sollte ich gut mit meinen Mitmenschen umgehen können.“, erläuterte ich erneut den angeblichen Grund, warum ich hier bin. „Vernünftiges Verhalten, selten bei Mädchen deines Alters.“ Wir liefen einmal über das Gelände, sie zeigte mir noch alle wichtigen Orte, damit ich nicht so lange suchen musste und zu guter Letzt kam nun mein Zimmer. Ich habe ein Einzelzimmer bekommen, deswegen war es nicht besonders groß, aber es reichte aus - mir zu mindestens. Ich stand noch mit Miss Weedman vor meiner Tür, wir unterhielten uns noch ein wenig, sie war an meinen Augen interessiert, fragte mich ob diese Farbe wirklich echt ist, und ich bejahte dies. Ich erklärte ihr, dass dies, ein Gendefekt väterlicherseits sei, und immer wieder vor kam. Ein wenig später tauchten zwei Mädchen auf - die beiden dürften maximal ein oder zwei Jahre jünger sein als ich. „Miss Weedman, wie geht es Ruby? Hat man sie gefunden?“, fragte das blonde Mädchen. Aber Moment mal? Ruby… gefunden? Häh?! Ich belausche nur ungern andere Leute, aber wenn das Gespräch vor meiner Nase stattfindet, und es sich auch noch um das Mädchen handelt, weswegen ich hier bin, dann kann ich nicht anders. „Ja, nach zwei Stunden hatte man sie an den alten Ruinen gefunden.“, meinte sie und wirkte besorgt. „Sie muss gestürzt sein, sie hat sich den Hinterkopf aufgeschlagen. Aber nicht all so schlimm, man konnte sie auf unserer Krankenstation behandeln. Ich war heute früh bei unseren Arzt. Sie kann morgen wieder auf ihr Zimmer, aber sie muss sich noch ausruhen.“ „Dürfen wir sie besuchen?“, diesmal kam die Frage von einem asiatisches Mädchen. „Ja, natürlich, aber Besuchszeiten sind nur noch bis achtzehn Uhr. Das heißt, ihr habt noch zwei Stunden - und übertreibt es nicht.“, sprach Miss Weedman freundlich und verabschiedet sich von den beiden. Und genau im richtigen Moment kam Ducan endlich mit meinem Gepäck wieder. Ich verabschiede mich auch von Miss Weedman. „So, ich habe gerade noch Mal mit deiner Mutter telefoniert. Soll dir ausrichten, dass du keine Dummheiten machen sollst, dich auf dein Ziel konzentrieren sollst und bei jeder noch so kleinen Veränderung sollst du sie anrufen.“ Ich nickte nur und beachte ihn nicht weiter. Ich schob meinen Koffer zu meinem Schrank, überlegte kurz, ob ich den jetzt schon auspacken soll oder später. Also Zeit hab ich dafür genug „War das jetzt alles?“, fragte ich Ducan, ohne mich nur einmal umzudrehen. „Ja, das war alles, man sieht sich zu Weihnachten.“ Er verließ mein Zimmer und nun war ich allein, unter Menschen und mindestens einem Vampir. Das kann was werden. Ich ließ meinen Blick durch das Zimmer gehen. Ich packe doch schon aus, es wirkt hier so leer. Ich glaube ich schicke meiner Mutter eine Nachricht per Handy, dass sie bitte mir Einrichtungszeug vorbei bringen soll, oder dass zu mindestens Augustin oder Aragock kommen und es mir bringen. Aragock… Ich habe ihn gestern erst noch gesehen und doch vermisse ich ihn jetzt schon. Wie soll ich das bis Weihnachten aushalten? -Rubys Sicht- Jetzt war es kurz nach sechszehn Uhr, meine Mum war seit etwa einer halben Stunde nicht mehr da. Ich langweilte mich zu tote. Morgen dürfte ich erst wieder auf mein Zimmer. Ein klopfen durchbrach die Stille im diesem Raum. „Hey, wie geht es dir?“ Hinter der Tür kam Nova zum Vorschein, dicht gefolgt von Akikô, wie sollte es anders auch sein, die beiden waren wie siamesische Zwillinge, unzertrennlich. „Mir geht es besser, als gestern Abend, oder auch Nacht, ich weiß nicht, wie spät es war.“, antworte ich ihr und kratze leicht verlegen an meinen Hinterkopf, nicht die Stelle, die schmerzt, versteht sich von selbst. „Dummkopf, wie kannst du nur über die Absperrung klettern! Es hätte alles Mögliche passieren können. Was ist wenn sie dich nicht gefunden hätten, oder du dir vielleicht auch das Genickt geboren hättest? Hast du vielleicht daran mal gedacht?!“ Akikô gab mir eine Kopfnuss, während sie mir diese kleine Predigt hält. „Ist doch gut, Akikô. Ihr ist doch nichts Schlimmes passiert, oder nicht. Du siehst gleich immer Schwarz, denk doch auch mal positiv.“, versuchte Nova sie zu besänftigen, was ihr nicht besonders gelingen mag. „Es stimmt, was Nova sagt. Mir geht es doch gut und der kleine Kratzer an meinen Hinterkopf ist auch bald Schnee von gestern.“, gab ich nun auch noch meinen Senf dazu. „Du sei lieber still! Weiß du eigentlich, was wir uns für Sorgen gemacht haben, wegen dir? Und warum hast du das eigentlich gemacht?“, fragte sie mich leicht aufgebracht. „Entschuldigung…“, murmelte ich kleinlaut vor mich hin, und stupste dabei mit einen beiden Zeigefinger aufeinander. „Was wolltest du eigentlich da?“, fragte Nova nochmal nach. „Ich hab was gesucht.“, war meine knappe Antwort. „Und was?“ Gute Frage. Ob ich es ihnen erzählen soll? „Einen blockartigen Stein.“ „Einen blockartigen Stein?“ „Ja, ich habe ihn in meinen Traum gesehen.“ „Traum? Kann es sein, dass dies mit deiner kleinen Verletzung an deinen Hinterkopf zu tun hat?“, fragte nun Akikô. „Nein, den Traum hatte ich vorher auch schon. Das hat nichts mit meiner Verletzung zu tun!“ Fangen die auch schon damit an? Das ist doch nervig! Warum glaubt mir denn keiner? „Und was sind das für Träume?“ Ich blickte wieder zu Nova. „Sehr komische, ich kann es selber nicht einordnen. Die habe ich schon, seit ich in England bin. Diese Ruinen hinter der Absperrung, kamen auch vor. Mehrmals.“ Ich blickte zu meinen Händen hinunter, ich merkte jetzt erst, dass die Decke cremefarben ist, mit einen feinen Blumenstickmuster an den Kanten, die in einen freundlich warmen Braunton waren. „Die Ruinen hinter der Absperrung, das Gebiet ist total unsicher, weil der Boden einsturzgefährtet ist. Unter den Ruinen befinden sich alte Tunnelgänge, die mit dem Abflusssystem der Schule verbunden sind.“, fing Akikô wieder an zu reden, aber das mit dem Tunnelgängen, ist doch mal sehr interessant. „Die sind mit der Kanalisation der Schule verbunden?“, hakte ich noch einmal nach. „Ja, das sind sie allerdings. Wieso fragst du? Du hast doch nicht noch mal vor dahin zu gehen?!“ Akiko beugte sie mit ihren Oberkörper vor, so dass sie mir direkt in die Augen sehen konnte, unsere Nasenspitzen waren nur noch wenig Millimeter getrennt, weswegen ich meinen Kopf leicht vor Schreck nach hinten zog. „Ich hab gar nichts vor, wieso kommst du drauf? Und außerdem, ich müsste erst mal wissen, wo der Eingang der Kanalisation dieser Schule ist.“ Was denkt die von mir, als würde ich durch stickigen Matsch und Schmutz laufen, wenn ich doch ganz einfach über die Absperrung klettern kann. „Und außerdem, ich würde niemals durch stickigen Matsch laufen, da würde ich mir nur meine Schuhe ruinieren, das kommt gar nicht erst in Frage.“, beteuerte ich noch mal nachdrücklich in einem ernsten Tonfall. „Na schön, aber ich werde dich im Auge behalten.“ Akikô guckte mich noch einmal sehr ernst an. „So, lassen wir das Thema jetzt!“ Ihre Gesichtszüge veränderten sich in ein freundliches Lächeln. „So, was jetzt?“, fragte ich in die Runde und schaute zwischen den beiden hin und her. „Mmmhh, auf dem Gang in der Nähe deines Zimmers, war heute definitiv eine Neue.“, merkte Nova an, die seit einer Weile am anderen Ende meines Bettes saß und von da aus uns beiden die ganze Zeit beobachtet hatte. Akikô wiederrum saß mittlerweile auf dem Stuhl, wo vorhin noch meine Mutter saß. „Eine Neue, bei mir auf den Gang? Ihr meint nicht etwa meine Mitbewohnerin oder?“, hakte ich noch mal nach. Immer hin war sie auch neu hier, und ich glaube kaum, dass sie sie schon gesehen haben. „Nein, nicht deine Mitbewohnerin.“ „Seid ihr euch da sicher?“ „Ja, sind wir, wir kennen deine Mitbewohnerin seit gestern, und die von heute, ist definitiv neu hier.“ „Okay, und wie sah sie aus?“ „Schön.“ „Darunter kann ich mir eine Menge vorstellen.“ „Ihre Haare waren lang, sehr helles Blond, nahezu weiß, ihre Haut war auch in einem wunderschönen schneeweißen Ton. Und das besondere an ihr sind ihre Augen. Die sind feurig Rot. Aber alles im einen, die typischen Modelmaße. Sie ist auch definitiv älter als wir, sie müsste ein paar Klassenstupfen über uns sein.“, „Feurigrote Augen? Wollt ihr mich verarschen?“, hakte ich ein weiteres Mal nach, mit einem skeptischen Unterton in der Stimme. „Ja, ohne Scheiß.“, meinte Akikô. Meine Augenbrauen wandern in die Höhe. „Ja nee, ist klar…“ Ich verschränkte meine Arme ineinander und beobachte die beiden genau. „Doch, wenn wir es dir doch sagen, es ist wahr.“, verstärkte Nova noch Mal ihre Aussage. „Okay, dann waren es bestimmt nur Kontaktlinsen.“ Logisch, da will wohl jemand eins auf Psycho machen, bei dem Gedanken musste leicht grinsen. Das war eigentlich meine Aufgaben hier. „Und wenn nicht?“ „Wie oft siehst du Menschen mit roten Augen?“ „Vielleicht ist es eine Pigmentstörung, sie wirkt als wäre sie ein Albino“ „Noch mal, wie viele siehst du mit roten Augen, auch wenn sie ‚Albino‘ sind?“ „Okay, es nicht vielleicht ein bisschen komisch, aber warum nicht. Und wer würde hier am ersten Tag mit Kontaktlinsen rumlaufen?“ „Ich. Wenn ich welche gehabt hätte.“ „Hättest du nicht?!“ Nun schaute mich auch Akikô skeptisch an. „Doch, hätte ich.“, meinte ich breit grinsend, immerhin bin ich Psycho genug, um das durch zuziehen. „Au man, ich hätte das nicht drauf.“ Ich grinste immer noch breit. „Ich bin halt was Besonderes.“, gebe ich leichtgefällig von mir. „Gib nicht an! Und wenn, jetzt hat dir den Titel einer weggeschnappt.“, meinte Nova und tätschelte meinen Kopf. „Aber das ist nicht so schlimm, für uns bist du was Besonderes.“ Sie grinste jetzt auch bis über beiden Ohren. „Was soll das denn bitte heißen?“, hakte ich nach. „Nichts, ist schon gut. Wir wollen doch nicht, dass du dich aufregst, immerhin sollst du ganz schnell wieder auf die Beine kommen.“ Und wieder tätschelte sie mir den Kopf, sag mal, sehe ich aus wie ein Hund, oder so? „Könntest du das bitte lassen?“, fragte ich sie und blickte sie leicht entgeistert an. „Tu ich dir weh?“ Sie zog ihre Hand von mir weg. „Nein, das nicht. Aber sehe ich aus wie ein Hund?“, und wieder verschränkte ich meine Arme ineinander. „Du kannst morgen wieder auf dein Zimmer.“, warf Akikô dazwischen. „Ja, kann ich, woher wisst ihr das schon wieder?“, „Wir hatten kurz mit Miss Weedman gesprochen. Sie sagte uns, dass sie dich morgen wieder auf dein Zimmer gehen lassen.“, erklärte mir Nova. „Ja, mir wurde gesagt, dass ich morgen noch ein Mal untersucht werde, und erst dann kann ich gehen.“ „Ach so, na dann.“ Akikô erhob sich von ihrem Stuhl. „Wir müssen langsam.“ Sie deutet auf die Uhr. „Schon so spät.“, meinte Nova, sie blickte zu mir. „Die Besucherzeiten sind kurz. Wir sehen uns morgen.“, auch sie erhob sich langsam von ihrem Platz. „So, wir wünschen dir eine gute Nacht.“ Akikô hob die Hand zum Abschied. „Ruh dich aus.“ Kurz darauf verließen sie das Zimmer. Jetzt bin ich wieder allein, ich ließ mich einfach ins Kissen fallen und schloss meine Augen wieder und schlief dann auch bis zum Morgen durch, außer dass ich noch einmal gegen zwanzig Uhr geweckt wurde, damit ich noch was an essen zu mir nahm. Nun dann brach langsam der nächsten Morgen an, ich wurde bei Zeiten wegen der Untersuchung geweckt. Halb verpennt nahm ich nur ansatzweise wahr, was der Arzt zur mir sagte. Auf erster Linie stellte er mir eine Menge fragen. Standard halt… „Wie fühlen sie sich?“ , „Wo genau ist der Schmerz am stärksten?“ , „Tut das weh, wenn ich hier leichten Druck ausübe?“ Und viele Fragen mehr. Dann kamen die Anweisungen, was ich zu machen habe und was nicht. Nach einer gefühlten Ewigkeit ging er wieder und ich bekam mein Frühstück - obwohl ich ehrlich gesagt gar keinen großen Hunger habe. Erst nach dem ich aufgegessen hatte durfte ich endlich wieder auf mein Zimmer. Miss Weedman kam ins Krankenzimmer um mich abzuholen. „Wie ich sehe, geht es ihnen gut.“, so begrüßte sie mich mit einen freundlich Lächeln auf den Lippen. „Sie haben uns einen ganz schönen Schrecken eingejagt.“, meinte sie, wo sie mir zur Hand ging, als ich mir was Frisches anziehen wollte. Weil ‚einfach‘ über den Kopf ziehen doch nicht so einfach war wie gedacht. Es dauerte nicht lange, bis wir vor meinem Zimmer standen, und ich endlich wieder meine Ruhe hatte, denn Seraphina war bei diesen Sonderprogramm. Ich verabschiede mich von Miss Weedman und betrat mein Zimmer. Nach einer Weile der ‚Ruhe‘, wurde es mir ziemlich langweilig, nur im Bett rum zu liegen. Ich wälzte mich deswegen langsam von einer Seite zur anderen. Ich durfte nicht nach draußen, ich könnte sonst irgendwo umkippen… Dass nervt! Ich dürfte nur raus, wenn es Abendbrod oder desgleichen gab, und dann möglichst mit Begleitung, weil wie gesagt ich könnte umkippen, und das will ja keiner hier. Ins Bad dürfte ich allerdings, ist nur ein paar Türen weiter. Ich überlegte grad: eine schöne heiße Dusche konnte doch nicht schaden, den Verband habe ich eh los. Also erhob ich mich von meinem Bett, ignorierte dabei, das leichte Schwindelgefühl und begab mich zu meinem Schrank, um da meine Kulturtasche sowie ein Handtuch heraus zu holen. Tapsend lief ich den Flur entlang. Es ist echt ruhig, dabei war es nicht mehr all zu früh mehr. Wir hatten es bereits nach zehn Uhr. Ich zuckte kurz mit den Schultern, eigentlich kann es mir auch egal sein, ob hier jemand rumläuft oder nicht. Bum… „Autsch…“, ich hockte, oder eher ich lag unten auf dem Boden und rieb mir meinen Hinterkopf. „Das tat weh…“, ich versuchte mich wieder aufzurichten. „Das tut mir leid, ich hätte besser aufpassen sollen.“, hörte ich eine helle Stimme ganz hektisch „Soll ich dir aufhelfen?“, fragte das Mädchen wieder. Sogleich spürte ich, wie sie meine Hand griff und mich langsam auf meine Beine zog. „Alles in Ordnung mit dir?“, fragte sie mich wieder. Jetzt schaute ich ihr das erste Mal in die Augen. Sie waren rot… ROT??? Moment, ich schaute sie mir genau an: helles, fast weißes Haar und sehr helle Haut, dass konnte nur diese Neue sein, von der Akikô und Nova sprachen. „Hey, sprich bitte mit mir.“ Wieder wedelt sie mit ihrer Hand vor meinen Gesicht rum. „Geht es dir gut?“, wiederholte sie ihre Frage noch einmal. Langsam nickte ich, mein Schädel fühlte sich wieder, wie gestern Abend an. Dieses schreckliche Pochen, war so widerlich. Ich drückte meine linke noch freie Hand gegen mein Kopf. „Tut dir dein Kopf weh?“, fragte sie mich, wieder nickte ich bloß. „Das tut mir leid. Wo ist dein Zimmer, ich bring dich dahin.“, meinte sie rasch. Eigentlich wollte ich duschen, aber mit diesem fürchterlichen Pochen im Schädel, ging das wirklich nicht. Wieso passiert mir das immer? „Die dritte Tür rechts.“, mit dem linken Arm zeigte ich in die Richtung. Sie nickte verstehend. Sie legte meinen Arm um meine Schulter, sie wollte mich so stützen. Wieder saß ich in meinem Bett, während mir die Neue ein Glas Wasser sowie eine Tablette für meinen Kopf reichte und sich gefühlte tauschendmal entschuldigte. „Nicht so schlimm, die Wunde hatte ich vorher auch schon gehabt.“, meinte ich und hoffte, sie damit endlich besänftigen zu können. Ich nahm ihr das Glas und die Tablette ab. „Deswegen tut es mir erst recht leid. Mit so einer Verletzung hättest du dich nicht noch einmal stoßen dürfen.“ Wieder schüttelte ich leicht mit meinen Kopf. „Nein, ist schon gut, ich hätte auch aufpassen können. Das passiert halt jedem mal, es ist nicht so schlimm.“, sprach ich mit verzogener Miene, nach dem ich die Tablette runter gewürgt hatte. „Aber…“, „Nichts aber, es ist schon in Ordnung.“, gab ich noch mal zu Gute und damit war das Thema erledigt, für mich zumindest. „Wie heißt du eigentlich?“, fragte ich um vom Thema abzulenken. „Oh! Ich hab mich ja noch gar nicht vorgestellt.“ Sie schlug mit ihrer Handfläche gegen ihre Stirn Irgendwie ist sie schon ein wenig komisch. „Ich bin Chloé, ich komme aus London, bin dort auch geboren.“ Sie lächelte freundlich und setzte sich neben mich auf mein Bett. „Man merkt es.“, grinste ich leicht und lehnte mich etwas zurück, gegen die Wand. „Was?“, fragte sie mich, und ich zog meine Augenbrauen nach oben. „Das du hier geboren bist. Mein Name ist Ruby, komme aus Deutschland. Warum bist du hier? Dein Englisch ist sehr gut, oder hast du irgendwelche Probleme in der Schule?“, hakte ich neugierig nach, sie schüttelt bloß den Kopf. „Nein, ich hatte Privatunterricht und ich soll irgendwann die Firma meiner Eltern übernehmen. Meine Mutter und ich dachten, es wäre besser, wenn ich in meinem Alter viel Kontakt mit anderen habe, die im selben Alter sind. Soziale Kontakte halt.“, erklärte sie mir. „Das klingt logisch.“ Ich nickte verstehend. „Soziale Kontakte sind irgendwie wichtig.“ „Irgendwie?“ „Na ja, ich kann damit nicht viel anfangen. Obwohl, nein doch, es ist wichtig.“ Sie beäugte mich ein bisschen seltsam und dann fing sie an zu lachen. „Was ist denn so komisch?“, fragte ich sie. „Natürlich sind soziale Kontakte wichtig, und man hat immer welche. Denn man kommt ohne sie nicht aus, auch wenn es vielleicht nicht viele sind. Bei mir waren es bis jetzt auch nur eine Hand voll.“, erläuterte sie mir. „Ich bin mir sicher, dass du auch einige hast. Du hast nur noch nicht drüber nachgedacht, weil es natürlich ist, von ihnen umgeben zu sein.“ „Okay, vielleicht sollte ich drüber nachdenken.“, lächelte ich leicht. „Vielleicht“, sie lehnte sich auch gegen die Wand. „Was machst du eigentlich hier? Dein Englisch ist doch gut?“, „Meine restlichen Noten sind dafür aber nicht besonders gut.“ Verlegen kratze ich mich am Hinterkopf. „Oh, also hast du Schwierigkeiten beim lernen?“ „Nein, nicht direkt. Ich habe ab und an die Schule geschwänzt.“, grinste ich leicht verlegen. „ Oh, das wäre bei nicht möglich gewesen. Wenn du Fragen zum Stoff haben solltest, egal welches Fach, kannst du mich ruhig fragen, ich helfe gern.“, sie lächelt freundlich und schaut dabei zur Decke hoch. „In welcher Klassenstufe bist du?“. „Ich bin in der Siebten, und du?“, „Oh, Siebte, da kann ich dir bestimmt helfen.“, meinte sie. „Ich bin in der zehnten Stufe.“, „Zehnte!?“, ich guckte sie erstaunt an. „Man sieht schon, dass du älter bist, aber so alt.“ „Herzlichen Dank, so alt bin ich auch nicht. Ich bin Sechszehn, wurde durch meinen Notendurchschnitt eine Klassenstufe hochgestuft, als wie ich bin.“ „Okay, gut…“, ich richte mich leicht auf. „Trotzdem alt…“, nuschelte ich leise vor mich hin. „Ich hab das gehört.“, lachte sie leicht auf und stupste mir in die Seite. „Nein, nicht…“ Ich beugte mich leicht vor und versuchte ihre Hand leicht weg zu drücken. „Bist doch nicht kitzlig?“ Nein, wie kommt sie drauf. Sie versuchte mich weiter zu ärgern, indem sie mich immer wieder in die Seite pikste. Ich konnte es nicht mehr unterdrücken und fing an, lauthals zu lachen. „Nein… Stop…. Aufhören…!“, brachte ich nur mühevoll hervor. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)