My First Love von Tamanna (Eigentlich wollte ich niemals lieben) ================================================================================ Kapitel 5: Mit dir an meiner Seite ---------------------------------- In den folgenden Tagen erholte sich Fürst Masamune langsam von seinen schweren Wunden. Doch während sich die Truppen der östlichen Allianz immer noch von dem letzten Gefecht erholen mussten, führte Oda Nobunaga seinen grausamen Feldzug fort. Mit einer ganzen Heerschar ging er am Strand von Satsuma an Land und streckte dort Shimazu Yoshihiro, auch bekannt als „die Bestie“, erbarmungslos nieder. Zur gleichen Zeit tötete Mitsuhide den jungen Tokugawa Ieyasu, als Strafe dafür, dass dieser sich der östlichen Armee angeschlossen hatte. Alle waren sich im Klaren darüber, dass Oda’s nächste Ziele wohl Kenshin oder Takeda sein würden. Und da Oda sicher wusste, dass er überlebt hatte, war auch Masamune weiterhin in Gefahr. Kojuro ließ seinen Fürsten daher keine Sekunde aus den Augen, was dieser zwar durchaus zu schätzen wusste, aber auch ziemlich nervig fand. Doch Oda und seine Armee waren nicht die einzige Gefahr, die Kai bedrohte. Seit zwei Tagen schon regnete es unaufhörlich. Es schien fast so, als würde der Himmel die zahlreichen Opfer der scheußlichen Gräueltaten Oda Nobunaga’s beweinen. Doch dieser monsunartige Niederschlag blieb nicht ohne Folgen… Ein aufgeregter Dorfbewohner bat um eine Audienz bei Fürst Takeda. Er berichtete, dass der Damm, den Takeda errichtet hatte, zu brechen drohte. Der Fluss in der Nähe des Dorfes drohte bei starkem Regenfall überzulaufen und das Dorf zu überfluten. Daher hatte Takeda den Bau eines Damms angeordnet. Dieser Bau hatte viel Zeit, Schweiß und harte Arbeit gekostet, doch als er fertig war, entlohnte er für all die Mühe. Der Regenfall in den letzten zwei Tagen jedoch setzte dem Damm etwas zu sehr zu: die Balken waren morsch und brüchig. Die Männer hatten alle Mühe, den Damm zu sichern. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die Konstruktion brechen würde. Als er dies hörte, verlor Takeda keine Zeit. Sofort eilte er hinunter zum Damm. Dort versuchten die Männer aus dem Dorf bereits, den Damm so gut es ging zu sichern. Als sie ihren Fürsten oberhalb des (noch) trockenen Flussbettes sahen, atmeten sie erleichtert auf. Ihr Fürst würde sicher wissen, was zu tun war. Takeda erreichte das Flussbett genau zur rechten Zeit: als hätte der Damm auf ihn gewartet, brachen just in diesem Augenblick mehrere Lecks auf. Die Männer schrieen verzweifelte durcheinander. Was sollten sie nur tun? Der Tiger von Kai reagierte nicht so hilflos. Entschlossen sprang er ins Flussbett hinunter, hob zum Erstaunen seiner Männer einen großen Felsbrocken fast mühelos hoch und brüllte gegen den tosenden Wind: „Lasst Euch nicht entmutigen, Männer! Wir können das schaffen! Gemeinsam meistern wir jede Hürde!!“ Mit diesen Worten rannte der Fürst auf das größte Leck in der Mitte zu und stieß den Felsen mit aller Kraft hinein – nur ein kleiner Rinnsal an Wasser sickerte noch hindurch. Ermutigt von den Worten ihres Lehnsherrn, schnappten sich die Männer ihr Baumaterial und versuchten mit vereinten Kräften, die übrigen Lecks zu flicken. Takeda glaubte schon, der Lage Herr geworden zu sein, als ein boshaftes Gelächter wie von einer Hyäne durch die Luft halte. Der imposante Fürst brauchte sich nicht umzudrehen, um zu wissen, wer sich oberhalb des Flussbettes befand. Dort, auf einem Pferd, thronte Akechi Mitsuhide, mit seiner Sense in der Hand. Die missliche Lage, in der sich Takeda und seine Leute befanden, schien ihn sehr zu erheitern. Und irgendwie wurde Takeda das Gefühl nicht los, dass Akechi hinter dieser Sache steckte, um ihn hervorzulocken, auch, wenn er das nicht beweisen konnte. Dieser Bastard hätte sich keinen ungünstigeren Zeitpunkt aussuchen können, um anzugreifen. Der Felsen, den Takeda in die Lücke gerammt hatte, hielt zwar einigermaßen fest, doch die Wassermaßen drückten stetig dagegen. Schon die kleinste Erschütterung könnte den Felsen wieder rausdrücken und dann würde das Wasser mit solchem Druck durch das Leck schießen, dass der Damm vermutlich gänzlich brechen würde. Worauf Akechi natürlich abzielte. Mit einem Grinsen von Ohr zu Ohr stieg Akechi von seinem Pferd, sprang hinunter ins Flussbett und kam auf den Tiger von Kai zu, seine Sense streichelnd, als handele es sich um einen kleinen Welpen und keine scharfe Klinge. Mit knirschenden Zähnen zückte Takeda seine Axt und drehte sich langsam zu Akechi um, den Rücken an den Felsen hinter sich gedrückt. Seine Bemühungen, den Damm zu sichern und gleichzeitig seinen Gegner abzuwehren, schienen Akechi ungemein zu amüsieren. Voller Freude stürmte er auf den Tiger von Kai zu und schlug wie verrückt mit seiner Sense auf diesen ein. Der Fürst hatte große Mühe, die Angriffe mit seiner Axt abzuwehren, da er sich kaum bewegen konnte. Plötzlicher vernahm Takeda eine vertraute Stimme vom oberen Rand des Flussbettes. „Oyakata-sama, was geht hier vor sich?!!!“ Der Fürst warf einen kurzen Seitenblick nach oben und erkannte seinen Schützling Yukimura. „Yukimura, hilf den anderen dabei, den Damm zu sichern!“, befahl er streng. Der General trat unruhig von einem Fuß auf den anderen. „Aber Herr-“ Der Tiger von Kai war zu angespannt, um jetzt zu diskutieren. „Tu, was ich dir sage!!“, brüllte er wütend rauf und wandte sich dabei seinem Schützling zu – dabei ließ er den Felsen, der das Loch im Damm stopfte, für einen Moment aus den Augen. Akechi nutzte die Gunst der Stunde, holte mit seiner Sense aus und spaltete den Felsen. Das Wasser strömte aus dem Loch und schlug gewaltige Risse in den Damm. Takeda fluchte innerlich und versuchte, das Loch irgendwie wieder zu schließen – törichterweise drehte er Akechi dabei den Rücken zu. Ein tödlicher Fehler. Akechi holte erneut aus und schlug seine Sense in die linke Schulter des imposanten Fürsten. Takeda ächzte und fiel auf die Knie. Akechi lachte johlend auf, zog besonders kraftvoll die Sense aus der Schulter und versetzte dem Damm einen weiteren Hieb, sodass dieser endgültig brach. Das Wasser füllte das Flussbett in Windeseile. Völlig schockiert musste Yukimura mitansehen, wie sein Fürst von den Fluten fortgespült wurde. Als er sah, wie das Wasser sich rot verfärbte, riss ihn dieser Anblick aus der Starre und er sprang ohne zu zögern in die Fluten. Das dreckige Wasser versperrte ihm völlig die Sicht und es war so eiskalt, dass es sich an seinem ganzen Körper wie kleine Nadelstiche anfühlte, dennoch schwamm Yukimura immer weiter, bis er schließlich auf etwas Hartes stieß. Seinen bewusstlosen Fürsten erkennend, schnappte sich der Brünette dessen rechten Arm und versuchte, mit ihm nach oben zu schwimmen. Die Kälte raubte ihm jedoch nach und nach das Bewusstsein. Die Schwärze drohte ihn zu übermannen, doch dann glaubte Yukimura, Masamune’s Stimme zu vernehmen. Sie kam von der Oberfläche und rief ihm zu, er solle weiterschwimmen. Das gab ihm die Kraft durchzuhalten, bis sein Kopf aus dem Wasser schnellte und seine Lungen hastig nach Luft schnappten. Er schwamm ans Ufer und zog dann mit aller Kraft seinen Fürsten ans Ufer. Takeda war bewusstlos, seine Lippen waren ganz blau vor Kälte und seine Wunde blutete stark. Yukimura rief „Oyakata-sama! Oyakata-sama!!!“ und versuchte, ihn wachzurütteln, doch der sonst so starke Tiger von Kai rührte sich nicht. Der junge General wimmerte. Wie konnte das nur passieren? Wie konnte er das nur zulassen? Was sollte er jetzt nur tun? Während einige Takeda-Soldaten zu ihnen rannten, standen in der Ferne Fürst Masamune und Kojuro und beobachteten die Szene schweigend. Masamune musterte seinen jüngeren Kontrahenten ausdruckslos. Doch innerlich wühlte ihn dieser Anblick völlig auf. Yukimura wirkte so traurig und verlassen, dass der Fürst am Liebsten zu ihm gerannt wäre, um ihn ganz fest in die Arme zu nehmen. Er wusste jedoch, dass das selbst in solch einer Situation völlig unangemessen wäre und so verharrte er schweigend neben seinem Vertrauten und litt mit dem Jüngeren mit. Wenig später saßen Yukimura, Masamune und Kojuro am Krankenbett von Fürst Takeda. Seine Wunden wurden versorgt, dennoch litt der Tiger von Kai immer noch an hohem Fieber und war weiterhin ohne Bewusstsein. Seine Männer hatten ihn vor der Rüstung, die keines Schildes bedürfte, aufgebahrt. Mittlerweile hatte sich Sasuke zu ihnen gesellt. Er war unterwegs gewesen, um Kenshin zu warnen. Unterwegs stieß er mit Kasuga zusammen, die ihrerseits Takeda warnen wollte. Fürst Kenshin wurde von Oda’s Frau Nouhime heimtückisch attackiert und angeschossen worden – er lag mit schweren Verletzungen im Bett. Kojuro schüttelte fassungslos den Kopf. „Scheint so, als will dieser Mann wirklich jeden Fürsten auslöschen, der nicht nach seiner Pfeife tanzen will. Was denkt sich dieser Mann nur dabei? Wenn er alles auslöscht und jeden tötet, worüber will er dann noch herrschen?“ „Ich glaube, es geht ihm nur darum, alles zu vernichten, um es dann neu aufzubauen“, überlegte Sasuke. „Wen interessiert’s, was dieser alte Mann vorhat?“, warf Masamune genervt ein. „Viel wichtiger ist doch, dass wir ihn aufhalten und das so schnell wie möglich!“ „Aber mein Fürst, wir sollten besser nichts überstürzen!“, widersprach Kojuro nervös. „Wir sollten erst einmal in Ruhe einen Plan zurechtlegen, wie wir Oda und seine Truppen überwältigen können!“ „Was ist los, Kojuro? Hast du plötzlich Schiss bekommen? Wir haben doch schon früher unsere Feinde auf die Art angegriffen. Die Sache ist doch die: wir müssen Oda zu Fall bringen, bevor er noch mehr Menschen tötet. Sein Feldzug muss ein Ende haben! You see?“ Kojuro seufzte. Einerseits wollte er seinen Fürsten davor bewahren, sich in Schwierigkeiten zu bringen. Anderseits wusste er nur zu gut, dass sein Fürst recht hatte – was es schwieriger für ihn machte, mit ihm zu diskutieren. Masamune lächelte triumphierend. Er wusste, dass er gewonnen hatte. Voller Elan wandte er sich an Yukimura, der schon seit Stunden kein Wort mehr gesprochen hatte. „Wie steht es mit dir, Yukimura? Ich hatte angenommen, dass du der Erste wärst, der sich zum Kampf rüstet, nach allem, was geschehen ist.“ Yukimura kniete neben dem Futon seines Fürsten und starrte zu Boden. Sein Blick war immer noch so traurig und hilflos wie am Flussufer. „Verzeiht… Ich kann nicht…“, murmelte er kleinlaut. „Ich möchte meinem Fürsten nicht mehr von der Seite weichen.“ Sasuke kroch zu seinem Meister vor. „Aber Danna, es gibt nichts mehr, was Ihr noch für ihn tun könntet! Wenn Oda nicht gestoppt wird, erfahren noch mehr Menschen solches Unrecht, wie Oyakata-sama. Es bringt nichts, wenn Ihr hier sitzt und Euch selbst bemitleidet!“ Gequält schloss Yukimura die Augen. „Aber… aber ich…“ Masamune beobachtete ihn nachdenklich. „Manchmal beneide ich diesen Jungen“, murmelte er, dann erhob er sich und schob schwungvoll die Shoji auf. Die Soldaten der Takeda-Armee knieten vor dem Anwesen und beteten für die Gesundheit ihres Lehnsherrn. Ohne sie zu beachten, schritt Masamune durch die Reihen der Soldaten hindurch. Als sie ihn sahen, eilten die Männer der Date-Armee sofort herbei. „Werden wir endlich in die Schlacht ziehen?!“, fragte Yoshinao freudig. Masamune blieb stehen. „Nein, ihr werdet nicht gehen“, flüsterte er leise, dann hob er die Stimme und verkündete laut: „Hiermit löse ich die Date-Armee auf!!!“ Die Soldaten glaubten, ihren Ohren nicht zu trauen. Was hatte ihr Fürst da gesagt? Auch Yukimura war fassungslos. Von plötzlichen Lebensgeistern erfüllt, sprang er auf und stürmte nach draußen, auf den einäugigen Drachen zu. „Was sagt Ihr da, Fürst Date?!“, rief er aufgebracht und baute sich vor dem Älteren auf. „Diese Männer haben stets tapfer für Euch gekämpft! Wie könnt Ihr Sie nur so einfach fallen lassen?!“ Masamune schnaubte nur verächtlich. „Na so was! Ausgerechnet du regst dich darüber auf?“ Dann trat er einen Schritt vor, schnappte sich Yukimura’s Kette und zog ihn daran ganz dicht zu sich heran. „Weißt du, ich dachte immer, diese Münzen wären als Bezahlung für die Überfahrt ins Jenseits gedacht. Aber sie sind offenbar genauso Schein, wie alles, was du von dir gibst. Du bist hier doch derjenige, der sich kampflos ergeben will! Also wag es nicht, mir Predigten zu halten, understood?!“ Masamune hatte den Jüngeren mit den letzten Worten noch ein Stückchen näher zu sich herangezogen. Yukimura konnte – trotz der Worte, die ihn verärgerten, weil er wusste, dass sie wahr sind – nicht verhindern, dass die Nähe zu dem Älteren ihn erröten ließ. Masamune entging dies nicht und schlagartig wurde ihm selbst klar, wie nah sie sich waren. Verlegen wandte er sich ab und stieß den Jüngeren von sich weg. „Ich gehe allein. Keine Widerrede!“, murrte der einäugige Drache und ging zu den Ställen. Yukimura blieb betreten zurück. Kojuro trat nun nach draußen. „Sanada-san, ich weiß, wie Ihr Euch fühlen müsst. Aber Ihr müsst Fürst Masamune ebenfalls verstehen. Oda demütigt sämtlichen Fürsten und ihre Armeen! Wenn man ihn nicht aufhält, werden noch mehr Menschen unter diesem Tyrannen leiden. Fürst Masamune kann an diesem Punkt für Niemanden die Verantwortung übernehmen. Daher hat er sich entschlossen, allein in den Kampf zu ziehen. Und ich finde, Ihr solltet ihn begleiten.“ „Aber Fürst Takeda… ich kann ihn doch nicht allein lassen!“, beharrte Yukimura verzweifelt. „Ihr solltet Euch etwas ansehen!“ Kojuro kehrte zurück zu Takeda’s Krankenbett und schob die Shoji in diesem Zimmer auf. Dann kniete er sich neben den Futon und flüsterte respektvoll: „Vergebt mir, Herr.“ Mit einem Ruck zog Kojuro die Decke weg – und nun konnte Yukimura sehen, worauf das rechte Auge des Drachen hinauswollte. Takeda’s Fäuste waren geballt. Trotz seiner Verletzungen war er gewillt, nicht aufzugeben. Und wenn er könnte, würde er selbst in die Schlacht ziehen. Yukimura verstand. Wenn sein Fürst immer noch weiterkämpfte, sollte er das auch tun! Entschlossen schnappte sich Yukimura seine Speere und eilte Masamune hinterher. „Fürst Masamune, lasst mich Euch begleiten! Ich werde an Eurer Seite gegen Oda kämpfen! Gemeinsam… werden wir diesen Tyrannen zu Fall bringen!“, rief er euphorisch. Yukimura’s Entschlossenheit ließ Masamune lächeln. „Gut, darauf habe ich gewartet! Dann schärfe deine Zähne und schlag sie in Oda’s Hals!“ „Das werde ich!“ Masamune und Yukimura stiegen auf ihre Pferde und ritten gemeinsam los, zum Tempel in Honnoji, wo sie Oda ein für alle mal stellen wollten… ~ to be continued ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)