My First Love von Tamanna (Eigentlich wollte ich niemals lieben) ================================================================================ Kapitel 11: Masamune in Love ---------------------------- „Sieh dir mal den da drüben an!“ „Hm?... Oh, der ist aber süß! Den möchte ich am liebsten Wickeln!“ „Ja, nicht wahr?!“ „Ich wette, er ist der romantische Typ, was meinst du?“ „Hm~ Könnte schon sein… Vielleicht irren wir uns aber auch und er ist eher der leidenschaftliche Nehmertyp.“ „Meinst du? Er sieht doch so unschuldig aus…“ „Du weißt doch, wie es heißt: Stille Wasser sind tief.“ Yukimura nahm einen kräftigen Schluck von seinem Tee und schlang dann ein paar Dangos herunter. Kaum merklich rümpfte er dabei die Nase. Eigentlich wollte er heute nur einen schönen Nachmittag in seinem Lieblingsteehaus verbringen. Und nun musste er sich solches Gerede anhören. Ob die beiden wohl wissen, dass sie jeder hören konnte? Was für ein armer Tropf, den sie da anhimmelten. „Hallo, Romeo!!“, rief plötzlich jemand laut und kurz darauf tauchte Keiji’s grinsendes Gesicht vor ihm auf. Yukimura erschrak und spuckte dem Schönling den Tee ins Gesicht. Keiji verzog das Gesicht. „Bäh~“ „Bitte verzeiht, Maeda-san. Aber Ihr seid selbst schuld. Warum erschreckt Ihr mich auch so? Und wer ist überhaupt dieser ominöse Romeo?“ Keiji nahm sich Yukimura’s Serviette und setzte sich neben diesen, während er sich das Gesicht abwischte. „Wenn ich dieses komische Buch richtig verstanden hab, dann ein Typ, dem die Frauenherzen zufliegen. Allerdings bezweifle ich, dass es ein Kompliment ist, wenn man in Frauen den Wunsch hervorruft, von ihnen gewickelt zu werden.“ Yukimura musterte ihn ein paar Sekunden fragend, dann begriff er. Er drehte sich zu den Frauen um und sah zu ihnen rüber. Hatten sie etwa von ihm gesprochen? Muss wohl, denn sie erröteten prompt und kicherten hinter vorgehaltenen Händen. „Bist ja ganz schön beliebt. Aber was tust du denn hier draußen?“ „Ja… Oyakata-sama hat es mir gestattet“, erwiderte Yukimura zögerlich, immer noch verwirrt von seiner Wirkung auf Frauen. „In den letzten Wochen habe ich stets getan, was er verlangt hat. Schließlich habe ich dadurch etwas von seinem Vertrauen zurück gewonnen, denke ich.“ „Dann hast du aber Glück gehabt, dass dein Ninja nichts von deinem kleinen Ausflug erzählt hat. Sonst wäre es wohl anders gelaufen.“ Yukimura sah ihn überrascht an „Ihr wisst davon?! Woher?!“ „Der Drachenfürst hat mir davon erzählt“, erklärte Keiji ruhig und bediente sich ungeniert an den Dangos des jungen Generals. „Ihr habt ihn also getroffen.“ Es war eine Feststellung, keine Frage. „Ja. Vor Kurzem erst. Es überrascht mich, dass du seitdem die Füße stillhältst. Date meinte, du wärest sehr entschlossen gewesen.“ „Ich habe geschworen, dass ich es ihm überlasse werde, den nächsten Schritt zu unternehmen“, murmelte Yukimura leise. „Das wird er aber nicht tun, fürchte ich. Weil er es gar nicht kann. Er ist innerlich hin- und hergerissen zwischen seinen Gefühlen für dich und seiner Verpflichtung Oshu gegenüber.“ „Dann ist er sich seiner Gefühle also endlich bewusst geworden.“ „Nicht, dass er sich darüber freut. Er steht seit Tagen nicht mehr aus dem Bett auf und isst kaum noch.“ Yukimura senkte den Kopf. Schuldgefühle überkamen ihn. Er war so darauf fixiert gewesen, dass Masamune sich zu seinen Gefühlen bekennen sollte, dass er die Menschen von Oshu darüber völlig vergaß. Wie schändlich von ihm… Keiji seufzte und regte den Kopf gen Himmel. „Er braucht dich. Er denkt jede Sekunde nur noch an dich. Doch von sich aus würde er das niemals zugeben. Dafür fühlt er sich seinen Leuten viel zu sehr verpflichtet.“ „Und was soll ich Eurer Meinung nach jetzt tun?“ Keiji verschlang die letzten Dangos, trank den Tee aus und sagte dann ernst: „Wenn ich dir einen Rat geben darf… Du solltest von hier verschwinden. Irgendwohin, wo dich niemand kennt und dich niemand vermuten würde. Und… nimm den Drachenfürsten mit dir.“ Den jungen General klappte die Kinnlade runter. Was sagte er da? Keiji stand auf, regte sich genüsslich und starrte verträumt in die Ferne. „Es sei denn natürlich, dir fällt noch etwas Besseres ein. Die Liebe findet schließlich immer einen Weg.“ Dann ließ er den nachdenklichen Yukimura allein.   „Will er immer noch nichts essen?“ Kojuro seufzte schwer, als ihm die Dienerin mit dem nicht angerührten Abendessen für den Fürsten entgegenkam. Sie nickte. „Er war heute auch noch kein einziges Mal draußen. Sein Zustand ist wirklich beunruhigend. Die Männer machen sich auch schon große Sorgen und sehen jeden Tag nach ihm. Doch nicht einmal das scheint ihn zu erfreuen. Meister Katakura… was soll nur werden, wenn er sich nicht bald erholt?“ „Ich wage kaum, mir die Folgen auszumalen.“ „Könnt Ihr denn nicht das Wort an ihn richten? Sicher würde er auf Euch hören…“ Kojuro wich ihrem flehenden Blick peinlich berührt aus. Seit dem Geständnis wagte er es nicht mehr, dem Fürsten unter die Augen zu treten – zumindest nicht allein. Zum Glück hatte der Fürst niemandem von dem peinlichen Zwischenfall erzählt. Aber das hätte er ihm auch nicht zugetraut. Rasch schüttelte der strenge Mann den Kopf. „Ich fürchte, dass selbst ich hier nichts ausrichten kann. Alles, was wir tun können, ist zu hoffen, dass er sich bald erholen wird.“ Die Dienerin nickte verstehend, sichtlich enttäuscht, dass der Mann, in den sie all ihre Hoffnungen gesetzt hatte, auch nichts auszurichten vermag. Dann huschte sie an ihm vorbei. Kojuro sah ihr entschuldigend nach, dann wandte er seinen Blick zum Zimmer seines Herrn. Gab es denn wirklich gar nichts, was er für ihn tun konnte? Oder war er wirklich dazu verdammt, mit seinen Bemühungen alles zu verschlimmern?   Der Drachenfürst wusste nicht mehr wie lange er die Decke über seinem Bett schon anstarrte. Durch die Erkenntnis, wirklich in Yukimura verliebt zu sein, hatte er den Boden unter den Füßen verloren und lag nur noch im Bett. Sein Zeitgefühl war völlig durcheinander geraten. Der Anblick der Decke wurde für ihn mehr und mehr unerträglich. Doch jedes Mal, wenn er sich aufraffen und sein Bett und sein Zimmer verlassen wollte, schien sich alles um ihn herum zu drehen. Selbst die so schön bemalten Fusuma wirkten plötzlich bedrohlich auf ihn. Sein Herz begann vor Angst zu rasen. So legte er sich schnell wieder hin und fixierte abermals die Decke – als wäre er dessen Gefangener. Unfähig, sich seine Freiheit zurückzuerkämpfen. Masamune hatte sich tatsächlich schon öfter über sein Ableben Gedanken gemacht: als er als Kind sein rechtes Augen durch eine Pockeninfektion verlor. Als er in jungen Jahren dem riesigen Eber gegenübertrat und seine Fähigkeiten völlig überschätzte. Als er seinen entführten Vater befreien wollte und dabei gefangen genommen und gefesselt in den See geworfen wurde. Als er Oshu vereinigte und dabei über die Hälfte seiner Männer verlor und sich den Arm brach. Als auf ihn geschossen wurde. Der Kampf gegen Oda. Oder die Auseinandersetzung mit Oichi. Ja, er hatte den Tod schon oft ins Auge gesehen. Und war ihm jedes Mal entronnen. Doch trotz seiner Tapferkeit hatte er sich jedes Mal gefragt, was wohl passierte, wenn es doch dazu kam. Wie würde er wohl aus dem Leben scheiden? Und was wartete auf ihn, wenn alles zu Ende ging? Gab es noch etwas auf der anderen Seite oder war da einfach nichts? Doch ganz gleich, welche Visionen er von seinem Ableben auch hatte, nie vermochte er sich zu erträumen, dass er wie eine Jammergestalt in seinem Bett verenden würde, weil er an Liebeskummer litt. Was für ein jämmerliches Ende für einen ehrenhaften Samuraifürsten! Der Einzige, der seinen Zustand ändern könnte, war der, der seinen Liebeskummer verursachte: Yukimura. Doch wie sollte er das eigentlich anstellen? Yukimura war ein feindlicher General. Wie sollte eine solche Beziehung denn funktionieren? „Junge, was hast du mir nur angetan?“, seufzte Masamune laut und schlug beide Hände über seinen Kopf zusammen. „… Ist es so furchtbar für dich, dass ich dich liebe?“ Der Fürst ließ seine Arme langsam von seinem Kopf gleiten und auf den Futon knallen. Dann wandte er den Kopf in Richtung der Stimme. Im Schein der Kerze erkannte er Yukimura. Reglos musterte er den Jüngeren, dann richtete er den Blick wieder gen Decke. „Great! Jetzt halluziniere ich schon!“ „Du weißt schon, dass ich wirklich hier bin?“, erkundigte sich Yukimura, etwas irritiert über diese seltsame Begrüßung nach so langer Zeit. Masamune schloss sein Auge und seufzte entnervt. „Ja, sicher. Wie sollst du denn hier rein gekommen sein, ohne, dass dich jemand sieht? Bist du jetzt neuerdings ein Ninja?!“ Zunächst erstaunt, kam der junge General näher, kniete sich neben den Fürsten und kniff ihn beherzt in die Wange. Der Fürst schrie laut und setzte sich ruckartig kerzengerade auf. „WAS SOLL DAS?!!!“, schimpfte er und hielt sich die schmerzende Wange – im selben Moment wurde ihm jedoch klar, dass Yukimura tatsächlich neben ihm saß. Schlagartig errötete er und wich seinen freundlichen, braunen Augen aus. „Wa-was machst du denn hier?“, fragte er nervös. Yukimura rückte etwas näher heran. „Mir ist zugetragen worden, dass du krank bist. Da wollte ich nach dir sehen. Ist das… falsch?“ „Nein… eigentlich ist das sehr lieb. Aber deine Anwesenheit hier gießt nur Öl ins Feuer. Ich weiß wirklich nicht, ob das so eine gute Idee ist. Außerdem… wolltest du nicht warten, bis ich eine Entscheidung getroffen habe?“ „Ja, wollte ich… Masamune, ich… ich habe noch einmal über alles nachgedacht und… ich habe mich sehr egoistisch verhalten. Dir zu sagen, dass ich dich liebe und gleichzeitig dir den nächsten Schritt zu überlassen… Nicht einmal habe ich daran gedacht, vor welchen Problemen ich dich damit stelle. Und das du ganz allein eine Lösung für diese Probleme finden musst. Das war… feige und egoistisch von mir. Verzeih mir.“ Yukimura hob seinen Kopf und erkannte, dass Masamune sich ihm endlich zugewandt hatte. „Ich bin jetzt nicht nur hier, um nach dir zu sehen und mich zu entschuldigen. Auf dem Weg hierher ist mir eine Lösung eingefallen. Sie ist nicht perfekt, aber… in unserem Fall gäbe es eine solche auch nicht. Unser hauptsächliches Problem ist, dass du der Fürst von Oshu bist und ich als General in der Armee von Fürst Takeda diene, was uns eigentlich zu Feinden macht. Daher habe ich beschlossen, dass ich Fürst Takeda den Rücken zukehren und von jetzt an dir dienen werde.“ Masamune traf der Schlag. Wie vom Donner gerührt starrte er Yukimura an, als säße er einem völlig Verrückten gegenüber. Schließlich schnappte er nach Luft und stammelte: „Was… Was redest du denn da?! Hast du den Verstand verloren?!!“ „Nein, denk mal darüber nach! Wenn ich dir diene, sind wir keine Feinde mehr! Außerdem können wir uns dann sehen, wann immer wir das wollen! Unsere Liebe ist dadurch zwar immer noch etwas kompliziert, aber nicht mehr aussichtslos, verstehst du?“ Der Fürst lachte unsicher auf. „Aber… du hast doch dem alten Mann Takeda die Treue geschworen… und du hast ihm immer mit soviel Hingabe gedient… Willst du das alles aufgeben? Wir können doch gar nicht heiraten!“ „Ist mir egal!“ „Kinder hättest du auch nie welche!“ „Ich muss auch keine haben.“ „Aber ich werde eines Tages heiraten und Kinder haben müssen!“ „Wenn ich weiß, dass du mich liebst, dann stört mich das nicht.“ „Wir werden uns immer nur heimlich lieben können…“ „Besser heimlich, als gar nicht.“ Masamune’s Herz raste vor Aufregung. Passierte das hier wirklich? Tat sich hier wirklich eine Möglichkeit für sie beide auf, doch noch zusammen sein zu können? „Takeda wird nicht begeistert davon sein…“ Yukimura kratzte sich verlegen an der Wange. „Yeah… könnte sein, dass du dann sein neuer Erzfeind wirst… aber früher oder später werdet ihr ohnehin gegeneinander kämpfen müssen. Und vergiss nicht: ich bin von jetzt an… an deiner Seite. Und beim Training könnte ich dein Partner sein! Dann können wir so oft gegeneinander kämpfen, wie wir wollen, ohne, dass jemand von uns gezwungen wäre, den anderen eines Tages töten zu müssen.“ Das genügte Masamune. Völlig überwältigt fiel er dem Jüngeren um den Hals und küsste ihn leidenschaftlich.   Als der Morgen hereinbrach, war Yukimura gerade dabei, sein Pferd zu satteln. Fürst Masamune stand neben ihn und sah ihm leicht besorgt dabei zu. „Willst du wirklich jetzt schon losreiten? Warum hast du es denn so eilig damit?“ „Wir beide haben schon zuviel Zeit verschwendet, findest du nicht? Je eher wir zusammen sein können, desto besser.“ „Kannst du ihm nicht einfach einen Brief schreiben? Oder ich tue es, wenn du das angemessener findest.“ Yukimura lachte. „Jetzt redest du aber Unsinn! Solche Angelegenheiten muss man immer persönlich erledigen! Mach dir keine Sorgen. Er ist zwar oft sehr streng, aber er wird mich schon nicht umbringen.“ „Ich wünschte, ich könnte da so sicher sein, wie du“, murmelte Masamune nachdenklich. Yukimura gab ihm einen Kuss. „Ich bin bald wieder zurück. Du wirst sehen, es wird sich alles zum Guten wenden.“ „Du wirst nirgendwohin gehen!“ Erschrocken fuhren die beiden herum. Es war noch so früh am Morgen, dass sie nicht damit gerechnet hatten, jemandem zu begegnen. Dennoch tauchte Kojuro vor ihnen auf – mit einem gefesselten Sasuke. Yukimura staunte nicht schlecht. „Sasuke? Was tust du denn hier?“ Sasuke spuckte etwas Blut aus, dann keuchte er: „Bitte entschuldigt, Danna. Ich war unvorsichtig. Wir sind uns oben auf den Feldern begegnet und…“ „Er weigerte sich vehement mir zu verraten, was er hier zu suchen hatte, also bin ich etwas nachdrücklicher geworden. Dabei fiel ihm dieser Brief aus den Taschen“, unterbrach Kojuro ihn und entfaltete den Brief. Dann las er ihn laut vor:   Mein verehrter Oyakata-sama, mein bisheriges Verhalten muss auf Euch sehr befremdlich und unloyal wirken. Doch wisset, dass ich einen Plan verfolge, der schon bald seinen krönenden Abschluss finden wird. Ich lasse Euch diesen Brief schicken, damit Ihr die Männer darauf vorbereitet, in Oshu einzufallen. Sobald ich bei Euch bin, werde ich das weitere Vorgehen erläutern. In zwei Tagen werde ich Euch Fürst Date’s Kopf präsentieren können.   In tiefer Loyalität Sanada Genjirou Yukimura   Geschockt wich Masamune von seinem Liebsten zurück. Fassungslos starrte er Yukimura an, dessen Blick sich schlagartig verfinsterte…   ~ to be continued ~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)