Solange ich lebe von Leopawtra ================================================================================ Kapitel 1: Solange ich lebe... ------------------------------ ๑⊱☆⊰๑ Aus dem Briefkasten holte sie eine Tageszeitung und zwei Telegrame heraus, ehe sie die Tür des Kastens, mit dem dazugehörigen kleinen Schlüssel, wieder verschloss und die Treppe in den zweiten Stock, zu der Wohnung ihres Mannes, nahm. Sie ließ die braunen Augen kurz über die Telegrame gleiten und schmunzelte warmherzig, als sie die darauf geschriebenen Hochzeitsglückwünsche las. Das eine Telegram, so erkannte sie, war von General Alcazar dem Staatschef von San Theodoros und das andere war vom Emir Ben Kalisch Ezab, das Oberhaupt von Khemed. Noch immer mit einem Schmunzeln im Gesicht schloss sie die Wohnungstür auf, woraufhin ihr der Geruch von frisch gebrühtem Kaffee und noch warmen Brötchen in die Nase stieg. Sie schloss die Tür hinter sich, wandte sich um und sah ihren Mann an der Küchenzeile stehen, der noch ein paar Früchte für das üppige Frühstück herrichtete. Christin ging durch das Wohnzimmer und legte auf dem Esstisch, unter dem Fenster, die Zeitung und Telegrame ab. Dadurch das man von der Wohnungstür direkt im Wohnzimmer stand und freien Blick auf die offene Küche hatte, erschien die Wohnung nicht sonderlich groß. Nur noch zwei Räume gingen von dem Wohnzimmer ab, und zwar das Schlaf- und Arbeitszimmer. Das Badezimmer war vom Schlafzimmer aus zu betreten und war daher nicht sonderlich groß, aber es reichte vollkommen aus. "War etwas Wichtiges im Briefkasten?", erkundigte sich Tim mit neugieriger Stimme, während er mit dem Teller voller Früchte zu Christin hinüberkam, ihr einen Kuss auf die Wange hauchte und anschließend den Teller auf den Esstisch abstellte. Somit war der Frühstückstisch komplett. Auf seinen Kuss hin hatte Christin leise gekichert, tat es anschließend dem Reporter gleich und setzte sich an den Tisch: "Nur Glückwünsche vom Emir und Alcazar und die Tageszeitung." Während Christin für Tim und sich die Brötchen aufschnitt und ihm seines auf den Teller legte, blätterte ihr Mann in der Tageszeitung und verschaffte sich einen Überblick. "Oh, im Museum wurde eingebrochen. Hier steht die Räuber hätten sich nach Öffnungsschluss dort einsperren lassen, um die wertvolle Perle einer seltenen Muschel zu stehlen.", las Tim aus der Zeitung laut seiner Geliebten vor, sah über den Rand hinweg zu ihr und fügte nachdenklich hinzu: "Das könnte doch-" Die junge Frau atmete laut auf, sah ihren Mann mit tadelndem Blick an und sagte etwas eindringlicher: "Nichts da, Spürnäschen, wir werden dieser Sache nicht nachgehen." Der Reporter ließ die Zeitung sinken, sah seine Frau ein wenig verständnislos an und erkundigte sich: "Was? Warum nicht? Du bist doch sonst auch immer so Feuer und Flamme, wenn etwas geschieht das nicht mit rechten Dingen zugeht." Lautlos seufzte Christin auf, schmierte sich mit ernstem Blick ihr Brötchen und antwortete noch immer recht argwöhnisch: "Schon, doch..." Überraschend knickte sie ein, ließ Brötchenhälfte und Messer auf den Teller sinken und starrte nun mit missmutigem Gesichtsausdruck vor sich hin. Die Miene ihres Geliebten wurde besorgter, als er seine Frau so erlebte. Er legte daher die Zeitung zur Seite, strich anschließend sanft mit der Handinnenfläche über ihren Unterarm und suchte ihren Blick. "Was bedrückt dich?", fragte er nun ganz liebevoll nach und streichelte noch immer über ihren Unterarm. Langsam wandte sie nun den Kopf zu ihm, ließ ihr Messer los, hob ihre Hand und legte diese zärtlich an seine Wange. Mit dem Daumen strich sie über seine weiche Haut und antwortete ihm nun endlich: "Ich bitte dich, Tim, lass die Abenteuer und Rätsel für die nächsten zwei Wochen einfach Rätsel und Abenteuer sein." In diesem Moment erkannte Christin das es ihrem Mann klar wurde worauf sie hinaus wollte und ein sanftes Lächeln umspielte nun seine feinen Lippen, ehe er leicht nickte. "Wie du wünschst, meine Schöne.", gab er nun mit ruhiger Stimme von sich, sah in ihre braunen Augen und lächelte noch immer. Der Blick seiner Frau wurde jedoch nicht glücklicher, weshalb sie kurz die Augen schloss. "Nein, nicht wie ich wünsche, Spürnäschen.", erwiderte sie nun mit etwas leidiger Stimme und sah ihn nun liebevoller in die Augen. Noch immer strich sie mit dem Daumen über seine Wange und fügte hinzu: "Sondern wie es richtig ist. Wir könnten diesem Fall jetzt sowieso nicht nachgehen, da wir noch zu packen haben und unser Flieger bereits in der Nacht Richtung Kongo geht." Die Augen des Reporters weiteten sich für den Bruchteil von Sekunden etwas, ehe sein Blick kurz darauf viel verständlicher wurde. "Ich möchte nicht, dass wir kurz vor unseren Flitterwochen noch in etwas geraten das uns am Ende wieder Kopf und Kragen kostet.", sprach Christin weiter und hoffte inständig darauf, dass sie ihren Mann verständlich machen konnte, was ihr gerade wichtiger war. In ihren Augen hatte dieses Vorkommen Zeit bis nach den Flitterwochen, denn auf diese hatten sie und Tim sich schon seit ihrer Hochzeit so sehr gefreut. Zumal es an einen Ort ging, wo Beide noch nie gewesen waren und sie die Zeit dort genießen wollten. Außerdem lag es irgendwie in Tims Natur bei Aufnahme eines Falls für die Zeitung in Schwierigkeiten zu geraten und seine Freunde da mit reinzuziehen. Nicht das Christin ein gutes Abenteuer und Rätsel verschmähte, doch sie fand das es einfach auch Mal etwas Zeit geben musste, in der man abschalten und entspannen konnte. "Du hast Recht, Liebchen. Es ist im Moment keine Zeit dafür und es wäre höchst unklug, wenn uns Beiden am Ende noch irgendwer in den Kongo folgen würde.", gab Tim nun lächelnd von sich, nahm ihre Hand von seiner Wange und verteilte einige Küsse auf ihren Handrücken. Ein kleines Grinsen umspielte seine Lippen, als er hinzufügte: "Wir wollen in unseren Flitterwochen schließlich keine ungebetenen Gäste haben." Bei seinen Worten zwinkerte er seiner Frau neckisch zu, hauchte ihr noch ein paar kleine Küsse auf den Handrücken und ließ ihre Hand anschließend los. Nun erhellte sich auch das Gesicht von Christin wieder und sie freute sich sichtlich darüber, dass sie ihr Anliegen ihrem Mann begreiflich machen konnte. Es sollte in diesen zwei Wochen nur sie und Tim geben und das ganz ohne Gangster, die einem ans Leder wollten, weil sie glaubten man wüsste bereits von ihren fiesen Machenschaften. "Schön, dass du verstehst, worauf ich hinauswill, mein Herz.", gab sie nun wieder viel freudiger von sich und schenkte Tim eins ihrer glücklichstes Lächeln, woraufhin dieser ihr liebevoll lächelnd zu nickte. Anschließend begannen sie nun zu frühstücken, philosophierten noch etwas über die kommende Zeit und waren sich einig das einer ihrer größten Ausflüge die Tierfilm-Safari sein würde. ๑⊱☆⊰๑ Der Flug ging mitten in der Nacht in den Kongo, damit sie zur Mittagszeit auf dem Flughafen in Brazzaville ankamen. In den ersten Stunden des Fluges hatten Tim, Struppi und Christin die Zeit damit verbracht Schlaf nachzuholen, da sie bis kurz vor der Abreise gepackt hatten und es schließlich Schlafenszeit war. Christin hatte einen traumlosen Schlaf gehabt und erwachte, als ihr die Sonnenstrahlen ins Gesicht schienen. Sie saß am Fenster der kleinen Chartermaschine und genoss nun den Blick auf das Mittelmeer, welches sie gerade überflogen. Das Wasser glitzerte prunkvoll in der aufgehenden Sonne und Christin war fasziniert das man das selbst aus dieser hohen Entfernung so gut erkennen konnte. Ihr Blick wandte sich ihrem Mann zu, der noch immer seelenruhig, neben ihr auf dem Sitz mit seinem weißen Fox Terrier im Arm, schlief. Ein sanftmütiges Lächeln umspielte dabei ihre vollen Lippen, ehe sie verliebt und lautlos aufseufzte. Sie war so endlos glücklich an Tims Seite, auch wenn die Zeit mit ihm nicht immer einfach war. Langsam wandte sich ihr Kopf wieder dem Fenster zu und sie sah hinaus in die weite Welt, während ihre Gedanken um ihr Leben mit Tim kreisten. Einfach war es von Anfang an nicht gewesen, mit ihm zusammen zu sein. Nicht, weil Beide nicht miteinander klarkamen oder sich oft stritten, sondern weil Tims Leben sehr turbulent war. Allein ihre erste Begegnung war nervenaufreibend gewesen, da sie und ihr Vater auf der Karaboudjan Gefangene waren - auf ihrem eigenen Schiff. Der verräterische erste Maat Alan hatte, auf Anweisung seines neuen Bosses, die Mannschaft gegen ihren Kapitän, ihren Vater, aufgewiegelt und ihn in ein Zimmer gesperrt. Selbst Christin wurde unter Deck gefangen gehalten, wenn auch in ihrer eigenen Kajüte, wo sie damals einzig und allein Trost auf den Tasten ihres Klaviers fand. Sie wusste noch zu genau wie Tim, Haddock und Struppi in ihre Kajüte gestürmt kamen und wie entrüstet sie war, dass ihr Vater sie beinahe an Bord vergessen hatte, wenn Tim ihr Klavierspiel nicht bemerkt hätte. In diesem Moment hatte Christin es auf Haddocks Alkoholismus geschoben, da er relativ nüchtern war und es den Anschein hatte, als wenn er nur mit einem gewissen Anteil Alkohol im Blut klar denken konnte. Zu diesem Zeitpunkt war Tim ihr natürlich sofort als hübscher junger Mann aufgefallen, doch kaum erwähnte er welchen Beruf er ausübte, ließ sie kein ein gutes Haar an ihm. Es war sogar eine mittelschwere Diskussion deswegen ausgebrochen, da Christin ihn vorurteilsbehaftet unterstellte er sei nicht besser als die anderen schmierigen Journalisten, die alles dafür tun würden, um die Story ihres Lebens zu ergattern und sich nicht mal schämten dreiste Lügen in ihren Artikeln zu verwenden, nur um gut zu verdienen und sich einen Namen zu machen. Tim jedoch hatte ihr versprochen zu beweisen das er keinesfalls wie diese Reporter, sondern dass er ganz anders und vor allem ehrlich war. Das hatte er ihr tatsächlich im Laufe dieses haarsträubenden Abenteuers bewiesen und sogar das er besser war als all die anderen Journalisten, die ihr je begegnet waren. Er war wirklich mit keinem anderen zu vergleichen, da er ehrlich, aufrichtig und vor allem mit logischem Verstand arbeitete und recherchierte. Stets war er bemüht die Wahrheit ans Licht zu bringen und dadurch wurde er auch recht schnell zum Banditenschreck. Gangster aus aller Welt fürchteten ihn, da Tim bereits deren düstere Machenschaften aufgedeckt, Banden zerschlagen und große Bosse hinter Schloss und Riegel gebracht hatte. Nein, wie die anderen Journalisten war er absolut nicht und Christin war glücklich und stolz solch einen tollen Mann an ihrer Seite zu haben. Doch das Leben, was sie nun führte, hatte sie sich nie so vorgestellt, generell geriet ihr Leben mit vierzehn Jahren ein wenig aus der Bahn, als sich ihre Eltern trennten und ihre Mutter sie gegen ihren Willen von Haddock und Belgien wegschleppte. Man hatte Haddock als unfähig eingestuft sich um das Kind zu kümmern, da er Alkoholiker war und sein Beruf als Kapitän der Karaboudjan mehr zu Wasser als zu Land stattfand. Ihre Mutter wanderte mit Christin nach Chicago aus, wo sie ihrer Tochter, durch gute Beziehungen, eine Ausbildung zur Detektivin verschaffte. Die amerikanische Polizei hielt eigentlich nicht besonders viel von Frauen im Rechtssystem, vor allem nicht als Detektivinnen oder Politessen, doch in Chicago hatte ihre Mutter es geschafft ihr diese Ausbildung zu verschaffen. Wie war ihr bis heute, ehrlich gesagt, vollkommen egal. Christin hatte diese Ausbildung nämlich gehasst, welche sie nach ihren letzten zwei Jahren an der hiesigen Highschool angetreten war. Sie hatte es dort mit ihren sechzehn Jahren nicht leicht und auch hatte sie es gemieden sich dort groß mit anderen anzufreunden, denn ihre wahren Freunde lebten in Belgien. Dorthin wollte sie um jeden Preis wieder zurückkehren, wenn sie achtzehn Jahre alt war. Ihre Mutter und sie stritten sich in der Zeit täglich und Christin war mehr als glücklich, wenn ihre Mutter nicht Daheim, sondern bei einem ihrer zahlreichen Liebhaber gewesen war. In einem Streitgespräch hatte ihre Mutter sich sogar verplappert und gestanden das sie die Briefe die Haddock seiner Tochter beinahe wöchentlich zukommen ließ, unterschlagen hatte. Es hatte Tage gedauert bis Christin, nur in Abwesenheit ihrer Mutter, die Briefe gefunden und gelesen hatte. Heimlich hatte sie ihrem Vater einen Brief geschrieben, in dem sie ihm sagte, dass sie am Tage nach ihrem achtzehnten Geburtstag nach Hause kommen und ihm dann alles erklären wollte. Genau an ihrem achtzehnten Geburtstag kündigte sie ihre Ausbildung und kaufte sich von ihrem ersparten Geld ein One-Way-Ticket nach Belgien, in ihre Heimat. Dort angekommen war die Wiedersehensfreude von Haddock und Christin immens, da Beide einfach unglaublich glücklich waren wieder beieinander zu sein. Es war einer der schönsten Tage ihres Lebens gewesen, da sie endlich wieder zu Hause in Belgien und bei ihrem Vater war. Haddock war als einziges Elternteil in der Lage seine Tochter zu lieben und zu akzeptieren wie sie eben war und das schätzte Christin wirklich sehr an ihm. Außerdem teilten Beide die Leidenschaft zum Meer und waren gerne gemeinsam auf diesem unterwegs. Auch wenn Haddock ein Trunkenbold, Choleriker und oft ein engstirniger Mann war, so war er doch der beste Vater, den sie sich hätte wünschen können. Er hatte damals sogar ihr Zimmer, in der damaligen Wohnung, ein wenig hergerichtet und versucht es für sein Kind wieder wohnlich zu gestalten. Immerhin hatte ihre Mutter damals einfach jegliches Hab und Gut, dass ihr oder Christin gehörte, abholen und nach Chicago verschiffen lassen. Zum Glück hatte sie diese furchtbare Zeit hinter sich gelassen und war wieder dort, wo sie hingehörte. Vollkommen in ihren Gedanken versunken bemerkte sie gar nicht, dass Tim wach geworden war und dass die Sonne schon höher am Firmament stand. Deswegen erschrak sie leicht, als ihr Mann ihr einen sanften Kuss auf die Wange hauchte und ihr zärtlich zu flüsterte: "Guten Morgen, meine Nixe." Verliebt sah sie nun Tim an, legte den Kopf schief und stupste ihre Nase an seine, ehe sie lieblich erwiderte: "Guten Morgen, mein Hübscher." Sachte glitten die Fingerknöchel des Reporters über ihre Wange und seine Finger streichelten anschließend über ihre Kinnpartie. Auch Struppi war wach geworden und drängte sich spielend unter Tims Arm hervor und drückte seinen Kopf an Christins Wange. Ein belustigtes Kichern verließ ihre Kehle, wobei sie über das weiche Rückenfell des weißen Hundes strich. "Auch dir einen schönen guten Morgen, Struppichen.", begrüßte Christin ihn, kraulte ihn hinter dem Ohr und sah lächelnd in sein Gesicht, während Struppi sie hechelnd ansah und einen freudigen Laut von sich gab. Tim beobachtete seine Frau genau, was ihr aus dem Augenwinkel auffiel. Aus diesem Grund hob sie den Kopf, sah in seine wunderschönen blauen Augen und lächelte noch ein bisschen mehr, als sie sein glückliches Funkeln in diesen sah. Die Beiden blickten Richtung Lautsprecher, als folgende Durchsage ertönte: "Sehr geehrte Fluggäste, wir erreichen in wenigen Augenblicken den Flughafen von Brazzaville. Bitte setzen Sie sich auf Ihre Plätze und schnallen Sie sich an." Kurz darauf wandten die Beiden ihre Gesichter wieder einander zu, woraufhin Tim vorfreudig sagte: "Ab jetzt beginnen unsere Flitterwochen." Das Herz von Christin machte bei seinen Worten einen gewaltigen Hüpfer, da sie sich unglaublich freute das nun auch er voller Vorfreude auf ihre gemeinsame Zeit war. ๑⊱☆⊰๑ Das Hotelzimmer, in einem Resort etwas außerhalb von Brazzaville, war bezogen, die Fotosafari geplant, ein einheimischer Boy namens Coco und ein Auto waren ebenfalls aufgetrieben. Ein fahrtaugliches Auto zu bekommen war im Kongo nun wirklich alles andere als einfach gewesen, zumal es ein Auto sein musste, dass für etwas weitere Fahrten fähig war. Um an dieses, klapprige und unsicher wirkende, Auto ranzukommen hatte Christin beim hiesigen Autovermieter wirklich viel Charme spielen lassen müssen. Ihre Errungenschaft hatte sie schließlich stolz ihrem Mann gezeigt, welcher begeistert von dem guten Zustand des Wagens war. Auch ihm war bewusst das man hier im Kongo nicht erwarten durfte das Beste vom Besten zu bekommen, hier waren eben Autos wie dieser schon das Beste. Struppi hingegen scheute den Wagen zuerst und hatte sich nur mit viel Überredungskunst beruhigen und auf den Sitz setzen lassen. Sicher der Picup war abgenutzt, der Lack war so gut wie runter, Flugrost zierte ihn an vielen Stellen und er hörte sich alles andere als gesund an. Dennoch war er ein tüchtiger Wagen der die Fotoausrüstung, Tim, Struppi, Christin und Coco weit fahren konnte. Der Boy hingegen schien einen weniger tatkräftigen Eindruck zu machen. Ohne Frage er war höflich und tat, worum man ihn bat, doch sah er sich immer ein wenig nervös um, so als würde überall Gefahr lauern. Des Weiteren war er noch recht jung und Christin und Tim schätzten ihn zwischen zwölf und vierzehn Jahren ein. Ein merkwürdiger Zeitgeselle, aber er hatte versprochen so gut es geht zu helfen und ihnen den Weg zu weisen. ๑⊱☆⊰๑ Der erste Halt galt einem kleinen Fluss an dem Tim die Feldflaschen auffüllen wollte. So stoppte ihr Mann den Wagen, schaltete, um Benzin zu sparen, den Motor aus und sagte höflich an Coco gewandt: "Hol mir bitte, meine Feldflaschen aus dem Rucksack." Kaum hatte Tim diese Worte ausgesprochen, stieg er auch sogleich aus dem Fahrzeug und sah sich die Umgebung genau an. "Jawohl, Massa.", hatte Coco gehorsam und mit einem Lächeln auf den Lippen gesagt, ehe er aus dem Wagen hüpfte und nach hinten zur Ladefläche des Picups ging. Christin folgte zusammen mit Struppi dem Beispiel der Beiden und verließ das Auto. Der heiße Wind der Savanne zerwühlte ihr das offene Haar und zerrte am Rock ihres weinroten Knopfkleides, während sie diese idyllische Aussicht und Ruhe in vollen Zügen genoss. Exotische Vogellaute und das Rascheln einiger Büsche, des Grases und der wenigen Akazien erfüllten als Einziges die Luft mit Geräuschen. Ihre dunklen Augen ruhten auf dem schneeweißen Fox Terrier, welcher seine Nase auf den Boden gedrückt hatte und die fremden und neuen Gerüchen begierig aufnahm. Kurz darauf war die Luft von seinem freudigen Gebell erfüllt, als er sein Herrchen am Fluss die Flaschen auffüllen sah. Geschwind tollte der Hund zu ihm und leistete ihm während des Auffüllens Gesellschaft. Es war ein schöner Anblick ihren Geliebten und dessen treuen Hund so zusammen am Fluss zu sehen. Ein malerisches Bild bot sich Christin, da die Lichtbrechung der Sonne auf den Wellen das Wasser regelrecht glitzern ließ und der Himmel vollkommen klar war. Wenn sie Tim und Struppi sich manchmal so ansah, so hatte sie das Gefühl, dass Beide in innigen Momenten in ihrer ganz eigenen Welt waren. Sie wusste nur zu gut, wie Beide aneinanderhingen und dass eine tiefe Verbundenheit zwischen ihnen herrschte. Tim hatte seinen besten Freund dazu animiert im Fluss ein wenig zu spielen und ein erfrischendes Bad zunehmen. Augenscheinlich tat es Struppi auch sehr gut, denn er genoss sichtlich die Abkühlung. Schmunzelnd über so viel tierische Freude ließ Christin den Blick schweifen und erstarrte plötzlich, als sie ein Süßwasserkrokodil sah das sich, mit dem Blick auf Struppi gerichtet, vom Ufer ins Wasser gleiten ließ. "Tim! Hol Struppi aus dem Wasser, da kommt ein Krokodil!", rief sie dem Reporter voller Angst, um den Hund, zu und war ein wenig erleichtert, als er ihre Worte verstand und Struppi zu rief er soll aus dem Wasser kommen. Struppi war kein dummer Hund und es schien, als würde er stets jedes Wort verstehen, das man ihm sagte. So auch dieses Mal, denn suchend sah er sich um, während er Richtung Ufer paddelte. Das Krokodil war sehr schnell und trotzdem Struppi nicht mehr weit vom Ufer mehr entfernt war, drohte es knapp zu werden. Christin wurde ganz schlecht und ihr Körper zitterte vor Aufregung und Sorge, um den weißen Fox Terrier. Schließlich hatte auch sie das Tier tief in ihr Herz geschlossen und wollte nicht, dass er auf irgendeine Art leiden musste. Ihr Herz hämmerte wild gegen ihren Brustkorb und die Luft schien sich ihr vor Spannung abzuschnüren. Es dauerte gefährliche Zeit, ehe die Worte von Tim zu ihr durchdrangen: "Das Gewehr - auf der Ladefläche! Schnell!" Als seine Forderung sie endlich erreicht hatte, stürzte Christin zur Ladefläche hinüber, wühlte zwischen den Taschen herum und zog schließlich ein geladenes Gewehr heraus. Mit diesem in der Hand rannte sie zum Ufer, blieb neben Tim stehen und legte es an. Genau zielte sie auf den Rücken des Reptils, da dieser und dessen Augen und Nase alles waren was über der Wasseroberfläche zu sehen war. Schockiert stellten Tim und Christin fest, dass die Kugeln an dessen Panzer einfach abgeprallt waren. Für den Moment jedoch war das Krokodil abgelenkt, was Struppi wertvolle Zeit verschaffte. So schnell seine kurzen Beinchen nur konnten paddelte er durchs Wasser und erreichte schlussendlich und laut bellend das rettende Ufer. Der Hund schüttelte sich kurz das nasse Fell, bellte nun das Reptil empört an und folgte anschließend Tim und Christin, als diese sich etwas vom Ufer entfernten. Das Krokodil hatte die Jagd aufgegeben und verweilte nun starr und ruhig im Wasser des Flusses. Glücklich darüber das alles gut ausgegangen war, streichelte Tim seinen besten Freund und sagte lieb zu ihm: "Das war gerade noch mal gut gegangen. Bin ich froh, dass dir nichts passiert ist, Struppi." Noch ein wenig überrumpelt von dieser brenzligen Situation sah Christin dem Ganzem nur zu und war im Grunde genau so glücklich wie ihr Mann, dass Struppi wohl auf war und dass sie diese Situation geklärt hatten. Sie beruhigte sich wieder recht schnell und musterte nun das Gewehr in ihrer Hand, ehe sie Tim erwartungsvoll anblickte und ihn etwas entrüstet fragte: "Tim, was ist das in meinen Händen?" Auf ihre Frage hin hob er den Kopf und sah sie verdutzt an, ehe er sich aufrichtete und ehrlich antwortete: "Ein Gewehr?" Der Blick seiner Frau war ein wenig vorwurfsvoll, ehe sie tief durchatmete und das eben Erlebte noch einmal Revue passieren ließ. Es war durchaus nützlich gewesen es dabei zu haben und solange es nur für die Verteidigung diente, sowie gerade eben, konnte das Gewehr bleiben. Den Blick zum Fluss gerichtet hatte Christin über den Nutzen nachgedacht und erschrak daher leicht, als Tim sanft ihr Kinn umfasste und ihr Gesicht mit liebevoller Gewalt in seine Richtung zwang. Seine blauen Augen blickten voller Wärme in ihre, ehe er sich etwas zu ihr beugte und raunte: "Ich muss dich doch beschützen können, sollten wilde Tiere dich anfallen." Ein wohliges Gefühl erwärmte ihren Bauch und ihr Gesichtsausdruck wurde ganz verlegen. Wie hätte sie bei seinen schmeichelnden Worten und seinen lieblichen Berührungen noch weiter entrüstet sein können? Tim wusste nur zu genau wie er seine Christin beschwichtigen konnte, denn seinem Charme hatte sie noch nie widerstehen können, ganz gleich wie sehr er sie dazu brachte sich um ihn zusorgen oder wie wütend sie auf ihn war. Langsam beugte Tim sich vor und hauchte auf die vollen Lippen seiner Frau einen sanften und versöhnlichen Kuss, den sie nur zu gern erwiderte und dabei die Augen genießerisch schloss. Einen kurzen Augenblick später löste er diesen wieder, stupste seine Nasenspitze zärtlich gegen ihre und sagte sanft zu ihr: "Wir sollten zurück zu Coco gehen." Als einzige Zustimmung kam von Christin nur ein verliebtes Seufzen, woraufhin Tim den Arm um ihre Taille legte. Sachte zog er sie näher an sich heran und begab sich mit ihr zurück zum Wagen. Sich anschauend und süße Dinge einander versprechend gingen, sie den kurzen Weg und blieben erst stehen, als Struppi alarmiert zu bellen begann. Verwundert sahen Tim und Christin daher auf und verzogen verdutzt die Gesichter. "Wo ist unser Auto und wo ist unser Boy?", waren die verblüfften Worte Tims, als das Auto nicht mehr an Ort und Stelle stand, wo er es zurückgelassen hatte. Christin blickte sich sorgfältig um und konnte sich nicht erklären, wo der Wagen hin war, denn das hier war genau die Stelle, an der sie geparkt hatten. In ihr stieg die Sorge um Coco auf, da auch von ihm weit und breit nichts zusehen war. Mit missmutigem Gesichtsausdruck und angespannter Körperhaltung, wobei sein Blick auf Christin ruhte, ließ er seine Geliebte widerwillig los, sah zu Struppi und sagte ernst zu ihm: "Such Coco." Der weiße Hund hingegen hatte Reifenspuren entdeckt, die vom Parkplatz wegführten, woraufhin Tim tief durchatmete und Christin ebenso feststellte, dass sie des Autos und dessen Inhalts beraubt wurden. Sorgenvoll sah sie nun in die weite Ferne der scheinbar endlosen Savanne, während ihr der Kopf schwirrte und ihr Körper zittrig wurde. Hoffentlich war Coco nichts Schlimmes passiert, da er noch so jung war und Christin nicht wollte das ihm etwas Schreckliches passierte. Er war doch beinahe noch ein Kind! Nicht das mütterliche Gefühle in ihr auf kamen, denn sie selbst war kaum älter als zwanzig Jahre, aber sie dachte an seine Familie. Es wären am Ende nämlich sie und Tim gewesen, die ihnen die schreckliche Botschaft hätten überbringen müssen. Kein schöner Gedanke, vor allem deswegen nicht, weil das hier ihre Flitterwochen sein sollten und sie die Zeit ohne weitere Gefahren oder Zwischenfälle genießen wollten. Lautes Gebell riss Christin aus ihren düsteren Gedanken und ließ ihren Kopf in Richtung Struppi drehen. Erleichtert atmete sie auf, als Coco unversehrt aus einem Busch neben der Akazie, unter der sie geparkt hatten, hervor gekrabbelt kam. Voller Verwunderung und auch erleichtert sah Tim den Boy an, legte den Kopf schief und fragte ihn: "Coco, was machst du denn da im Busch?" Auf dessen Frage hin begannen sich die großen dunklen Augen des Jungen mit Tränen zu füllen und sein Kinn bebte gefährlich, ehe einen Bruchteil von Sekunden später sein Weinen die Luft erfüllte. Es war so laut, dass es die Vögel, welche in der Akazie ruhten, aufschrak und davonfliegen ließ. "Tausend jaulende Höllenhunde, was ist denn passiert?", wollte Christin noch immer besorgt von ihm wissen, trat näher und wischte ihm mütterlich die dicken Krokodilstränen aus dem Gesicht. Es dauerte einige Minuten, bis sein Schluchzen ein Ende hatte und Coco wieder ein bisschen gefasster war. Ein paar Mal atmete er tief ein und aus, ehe er Tim reuevoll ansah und ihm erklärte: "Böser weißer Mann kommen. Hauen armen kleinen Coco. Ich mich im Busch verstecken. Er dann weggefahren mit Dingsbums Auto." Die Worte des Boys ließen Christin missmutig aufseufzen und beunruhigt zu Tim blicken, während dieser entnervt die Augen schloss und sich das Nasenbein mit Daumen und Zeigefinger drückte. Schließlich sah er wieder auf, bedachte seine Frau mit ernstem Blick, schulterte das Gewehr, welches er Christin vorhin abgenommen hatte und meinte in die Runde: "Hilft Nichts, wir müssen weiter." "Und was gedenkst du zu tun?", wollte sie noch immer mit trübseligem Gesichtsausdruck von ihm wissen und hing sich beim Abwarten auf eine Antwort die Feldflaschen über die rechte Schulter. Als würde er nach einer Antwort suchen sah sich Tim in der Umgebung um und seine blauen Augen ruhten einige Wimpernschläge lang auf dem trockenen und gelblichen Savannenboden. Ohne eine Antwort zu geben, lief Tim in eine Himmelsrichtung los und nahm dabei nicht den Blick vom Boden. Das war eine von Tims Marotten die Christin nicht besonders gut leiden konnte, doch ihr lieb Nichts anderes übrig als mit dieser zu leben. Wenigstens bedeutete dies, dass er einen Plan hatte und sich sicher war das er funktionierte. Dennoch hätte sie gerne eine Antwort von ihm gehabt, aber die würde sie erst bekommen, wenn sie nachhakte. Manchmal glaubte sie, er wollte, dass man nachfragte und gab, deswegen dann keine Antwort oder tat ohne Vorwarnung etwas das ihm in den Sinn kam. Mit Coco tauschte Christin kurz einen fragenden Blick, ehe sie ihm mit einem Kopfnicken in Tims Richtung bedeute ihrem Mann zu folgen. Sie setzte sich gemeinsam mit dem Jungen in Bewegung und schloss rasch zu Tim auf. Als auch Coco neben ihm herlief, wollte dieser von ihm wissen: "Wohin gehen, Massa?" "Den Spuren folgen. Wenn wir Glück haben, dann hatte unser Wagen eine Panne und ist irgendwo liegen geblieben.", war die Antwort von Tim, während er mit Coco, Struppi und Christin den Spuren des gestohlenen Wagens folgte. ๑⊱☆⊰๑ Die Sonne brannte regelrecht und die Luft flirrte durch die Hitze, während die Vier den Autospuren folgten. Ein wenig bedrückt war Christin auf jeden Fall, denn so hatte sie sich den ersten Tag ihrer Flitterwochen überhaupt nicht vorgestellt. Erst wurde Struppi fast von einem Krokodil angefallen und dann wurden sie auch noch - mitten in der brütend heißen Savanne - ihres Autos bestohlen. Vor allem fragte sie sich, wer durch die Savanne läuft und einfach ein Auto stiehlt. War das im Kongo üblich, dass man einfach Autos anderer nahm? So wie ein Geben und Nehmen? Oder wollte jemand Tim und ihr übel mitspielen? "Da.", kam es plötzlich von Tim, welcher stehen geblieben war und in Richtung eines großen Baumes deutete. Sie waren so weit gelaufen, dass sie den Dschungel erreicht hatten und noch bevor es in diesen hinein ging, hatten sie ihr Auto mit geöffneter Motorhaube und einem großen, schlanken und schwarzhaarigen Mann davor entdeckt. "Es hatte tatsächlich eine Panne.", gab Christin erstaunt von sich und wurde kurz darauf von Tim bei der Hand gepackt und in einen nahestehenden Busch gezogen. Dort hockte sie nun mit Tim, Struppi und Coco, beobachtete den Autodieb und hörte Coco fragen: "Oh Massa, was tun?" Angestrengt beobachtete Tim den Mann, atmete tief durch und sagte schließlich leise: "Coco, du wartest hier. Christin und ich werden das in die Hand nehmen." Aus dem Augenwinkel schielte sie neugierig ihren Mann an, denn sein Plan interessierte sie brennend. Allerdings erläuterte er ihr diesen nicht, sondern nahm sie bei der Hand und zerrte sie mit etwas Nachdruck hinter sich her. Erst bei einem Baum, der an dem Dschungel angrenzte, presste er sie mit den Rücken an die Rinde, drückte seinen Körper an ihren und achtete akribisch darauf, dass der Mann sie nicht bemerkte. Sie waren nun näher an ihm dran, dass registrierte Christin sofort, doch es wäre schön gewesen zu wissen, was Tim geplant hatte. Wie immer jedoch ließ er sie vorerst im Dunkeln tappen und würde es ihr mit Sicherheit erst dann erklären, wenn er den Zeitpunkt als richtig erachtete. Einige Herzschläge später wandte er seinen Blick von dem Dieb ab, sah seine Geliebte mit seinen Augen stechend an und erklärte ihr mit eindringlicher und leiser Stimme: "Ich werde mich ihm zeigen - unbewaffnet. Du hingegen wirst dich durch das Dickicht schleichen, so dass du möglichst nah hinter ihn kommst. Wenn du nah genug dran bist, dann schlag ihn mit dem Gewehr nieder." Es war, weiß Gott nicht, das erste Mal, dass sie gemeinsam jemanden überlisteten und doch fühlte sich Christin jedes Mal davon geschmeichelt, dass Tim offenbar grenzenloses Vertrauen in ihre Fähigkeiten hatte. Es beruhte immerhin auf Gegenseitigkeit. Sie konnte sich ebenfalls blind auf ihn und seine Fähigkeiten verlassen. "Ich hoffe du hast ein Seil eingepackt.", wollte sie als Einziges von ihm wissen und war gleich viel zufriedener, als Tim selbstsicher nickte. Sie würden nicht so herzlos sein und ihn hier in der Savanne liegen lassen. Im Gegenteil. Sie würden ihn mit zurück ins Resort nehmen und ihn dort der Polizei übergeben. Einen letzen Kuss stahl Tim seiner geliebten Frau, ehe er sich von ihr löste und sich dem fremden Mann näherte. Für Christin war es Zeit ihren Teil des Plans in die Tat umzusetzen und sich ihm durch das Dickicht hinterrücks zu nähern. Bemüht keine lauten Geräusche zu machen näherte sie sich ihm stetig. Das Blut rauschte ihr in den Ohren und Adrenalin pumpte durch ihren Körper, während auch ihr Herz schneller zu schlagen begann. Sie konnte nicht leugnen, dass dies Momente waren die ihr, auf merkwürdige Art und Weise, Spaß bereiteten. Deutlich hörte Christin die abfälligen Worte des Diebes ihrem Tim gegenüber: "Ah Tim. Du hast mich also gefunden. Nun da mein Plan dich in der Sonne braten zu lassen nicht aufgeht, werde ich dich erschießen." Er hatte sein Gewehr von der Schulter gezogen und legte es bereits zum Schuss an. Jetzt war es aller höchste Zeit zu handeln und zum Glück war Christin auch schon nah genug an ihm dran, so konnte sie geschickt aus dem Gebüsch springen. Gerade als der Mann zu ihr nach hinten schauen wollte, schlug sie mit dem Gewehr zu und beobachtete, wie dieser bewusstlos zu Boden ging. Sofort wandte sie sich dem Picup zu, stieg über den Dieb hinweg und kam nach hinten zu der Ladefläche gelaufen, wo bereits Tim stand, und ein langes Seil hervorholte. Gemeinsam wandten sie sich nun dem Mann zu und begannen ihn zu fesseln, ehe sie diesen mit vereinten Kräften auf die Ladefläche hievten. Kaum war das geschafft kamen Coco und Struppi aus ihrem Versteck und gesellten sich wieder zu Tim und Christin. Zu ihrer Erleichterung war die Panne, die der Wagen hatte, lapidar, weswegen es nur wenige und geschickte Handgriffe brauchte, um den Wagen wieder zum Laufen zu bringen. ๑⊱☆⊰๑ Wieder im fahrenden Wagen sah Christin schweigend aus dem Fenster und bemerkte das die Sonne bald unter gegangen war. Die Zeit, nach dem Schnappen des Diebes hatten sie sehr gut genutzt und sich noch einige hübsche Orte angesehen und etwas den äußeren Teil des Dschungels erkundet. Dadurch, dass sie es eh geplant hatten, mindestens eine Nacht im Freien zu verbringen, würde es bald Zeit sein das Zelt aufzuschlagen und sich zur Ruhe zu begeben. Der erste Tag der Flitterwochen hatte unerwartete Ereignisse mit sich gebracht und damit auch ein wenig geschlaucht. Die Hitze der Savanne machte Tim, Christin und Struppi besonders zu schaffen, da sie solches Wetter zu Hause in Belgien überhaupt nicht gewohnt waren. Höchsttemperaturen lagen zuhause maximal bei dreißig Grad, doch hier in Afrika waren es mindestens zehn Grad mehr, zumindest kam es ihnen so vor. Außerdem tat die trockene Luft ihr Übriges dazu, dass sie das Gefühl hatten in einem Ofen zu stecken. Dennoch genossen Beide ihre Zeit in Afrika und schmiedeten noch weitere Pläne für ihren gemeinsamen Aufenthalt auf diesem faszinierenden Kontinent. Oberste Priorität würde jedoch im Moment die Auslieferung des Diebes, bei der Polizei, haben und vielleicht würden sie dort erfahren, was der Fremde mit dem Diebstahl des Wagens bezwecken wollte. Christin gingen auch die Worte des Mannes nicht aus dem Kopf, als dieser Tim auf sich zu kommen sah. Er kannte ihn - ja gut, jeder kannte von irgendwo her ihren Mann - und er klang nicht gerade erfreut ihn zu sehen. Es gab nur zwei Möglichkeiten, warum er so reagierte, und Beide gefielen ihr überhaupt nicht. Entweder war er ein alter Rivale, der sich an Tim rächen wollte oder er war jemand anderes der es dennoch auf ihn abgesehen hatte. Egal welche der beiden Möglichkeiten es war, Beide hatten Ärger mit sich gebracht und Christin hoffte inständig, dass sie das Problem Morgen im Resort lösen würden. Plötzlich stoppte Tim das Auto, machte den Motor aus, stieg aus dem Wagen, sah zu Coco und sagte freundlich zu ihm: "Wir schlagen hier unser Lager auf. Coco, sei so gut, hol schon mal unsere Ausrüstung von der Ladefläche." Dieser nickte ihm zu und sagte höflich zu ihm: "Ja, Massa." Mit diesen Worten stieg auch Coco aus und ging nach hinten zur Ladefläche, während Christin und Struppi ihn mit ihren Blicken folgten. "Ist alles in Ordnung, Nixchen?", drangen die besorgten Worte ihres Mannes zu Christin durch, woraufhin ihre braunen Augen sich zu ihm wandten. Nixchen war nur einer ihrer liebevollen Kosenamen bei ihm, auf Grund dessen da sie genau so verbunden mit dem Meer war wie eine Nixe. Sie liebte seine Kosenamen, die er für sie ausgesucht hatte und fühlte sich durch diese nicht nur geliebt, sondern auch unendlich vertraut mit ihm und geborgen. Immer wieder hatte sie auf ihren Reisen und Abenteuern mit ihrem Mann festgestellt, dass der Begriff Zuhause nicht nur auf einen Ort zutreffen konnte, sondern auch auf einen Menschen. Egal wo sie bis jetzt mit ihm war und wie schwer das Abenteuer ihnen erschien, Tim gab ihr durch seine unsterbliche Liebe, sein grenzenloses Vertrauen und der Geborgenheit, immer das Gefühl auch an den schrecklichsten Orten ein Stückchen von zuhause bei sich zu haben. Lautlos seufzte sie auf, sah auf Struppi nieder, strich über sein Köpfchen und antwortete ruhig: "Was machen wir mit dem Gefangenen? Lassen wir ihn auf der Ladefläche die Nacht über liegen?" Seine Antwort abwartend sah sie wieder zu Tim auf, betrachtete sein feines Gesicht und las deutlich in diesem ab, dass er über ihre Frage nachdachte. In der Regel war Tim ein Idealist und war gegen das Töten von Feinden, auch wenn er bei seinen Freunden wie General Alcazar und auch bei ihrem Vater Kapitän Haddock hin und wieder auf Unmissverständnis stieß. Ihr Geliebter war nicht nur ein Idealist, sondern besaß auch ein viel zu gutes Herz. Christin schätzte das eigentlich sehr an ihm, doch in Bezug auf so manche Feinde und Ganoven empfand sie es oft als ungesund so viel Güte diesen schlechten Menschen entgegenzubringen. Sie hingegen war unglaublich impulsiv und schäumte manchmal, ihren Gegnern gegenüber, ein bisschen vor Wut über. Dieses Temperament hatte sie eindeutig von ihrem Vater geerbt, auch wenn sie im Normalfall sehr viel ruhiger und beherrschter war als der Kapitän, so konnte auch Christin zur Furie werden. "Ja.", begann Tim mit seiner Antwort und sah dabei ernst in die braunen Augen seiner geliebten Frau, ehe er fortfuhr: "Wir lassen ihn dort oben liegen. Ich möchte ihn nicht unnötig wecken und die Nächte in Afrika sind nicht sehr kalt, also wird er auch nicht frieren, wenn wir ihn dort liegen lassen. Morgen werden wir ihn dann befragen, was der Diebstahl sollte und warum er mich umbringen wollte. Natürlich bevor wir ihn bei der Polizei abliefern." Zustimmend nickte Christin, nahm Struppi in den Arm und stieg schließlich ebenfalls aus dem Wagen aus. Prüfend wanderte ihr Blick zu Coco, welcher fleißig dabei war das Zelt aufzubauen. Von Coco die Augen abwendend sah sie hinauf zum Himmel, der immer dunkler wurde und somit bereits einige Sterne verteilt am Firmament aufleuchteten. Die Sonne war fast vollständig unter gegangen und die Nacht brach langsam, aber stetig, über sie hinein. "Ein wundervoller Start in unsere Flitterwochen. Erst wird unser Auto gestohlen und dann will er dich auch noch erschießen.", begann sie mit leiser und verletzlicher Stimme, woraufhin sie kurz darauf lautlos aufseufzte. Struppi noch immer im Arm haltend wandte sie sich dem Reporter vollständig zu, sah ihn eindringlicher an und erkundigte sich jetzt viel interessierter: "Kennst du diesen Mann überhaupt?" Auf ihre Frage hin schüttelte Tim, aus einem Impuls heraus, nur den Kopf, doch sah nun viel nachdenklicher und ernster drein. Das Gesicht von Christin wurde noch ein wenig sorgenvoller, als ihr geliebter Mann den Kopf erneut schüttelte. Das war absolut nicht das, was sie sehen oder wissen wollte. Irgendwie wäre es ihr viel lieber gewesen, wenn er den Fremden gekannt hätte und bereits benennen konnte, wer er war und was er vielleicht von Tim wollte. Nun blieb ihr nur übrig inständig zu hoffen, dass der Fremde nicht nur der Vorbote von noch viel mehr Männern seiner Art war, denn das würde bedeuten das dieses Ereignis erst der Anfang war und sie sich in ihren Flitterwochen viel vorsichtiger verhalten mussten. Genaueres würden sie doch erst von dem Fremden erfahren, wenn dieser wieder bei Sinnen war. Die Hand Tims auf ihrer Schulter ließ Christin leicht zusammenzucken, da sie gerade tief in Gedanken versunken gewesen war. Wieder in der Realität angekommen, sah sie ihn schweigend an und hörte ihm einfach nur zu: "Ich kenne diesen Mann nicht und habe ihn noch nie zuvor gesehen. Uns bleibt nichts anderes übrig, als ihn Morgen in die Mangel zu nehmen und rauszufinden, was er vorhatte oder für wen er arbeitet." Schließlich ließ sie den weißen Hund von ihrem Arm runter, nur um ihre Arme anschließend, um Tim zu schlingen und sich an ihn zu pressen. Augenblicklich legte auch er seine Arme um seine Frau, drückte sie eng an sich und strich beruhigend über ihren Rücken. "Ich wollte doch nur eine schöne Zeit mit dir haben und nicht, dass du am Ende wieder im Visier von irgendwelchen Gangstern bist. Ich hab nicht geahnt dass wir selbst hier in Afrika keine Ruhe für uns finden.", wisperte Christin unglücklich, versteckte ihr Gesicht in seiner Halsbeuge und verfluchte für den Moment die Tatsache dass sie einen berühmten Mann an ihrer Seite hatte. Sicher sein Beruf war gut bezahlt, er liebte seine Arbeit als Journalist und auch war es seiner Berühmtheit - manchmal aber auch der Freundschaft zu Professor Bienlein, der Castafiore, den Schulzens und Staatsoberhäuptern - und seinem Beruf geschuldet, dass sie viel in der Welt herumkamen. Dennoch brachte diese Berühmtheit und sein verdammt guter Spürsinn ihn oft in Gefahr und nicht nur ihn, sondern auch alle anderen die ihm nahestanden. Auch wenn seine engen Freunde, bis auf Professor Bienlein und die Castafiore, eher keine weltbekannten Größen waren, so hingen sie meist knietief mit in den Abenteuern und der lauernden Gefahr. Tim hatte viele Feinde und jeder sehnte sich danach ihn auszuschalten, damit er nicht weiter ihre bösen Machenschaften aufdecken und somit zerschlagen konnte. Wenn man von der Zerschlagung und den Aufdeckungen der Ganoven die Berichte las oder sah, so war es laut den Medien, immer nur Tim alleine der dies bewerkstelligt hatte. Selten, bis gar nicht wurden seine Freunde oder Christin dabei erwähnt und dass obwohl sie sehr oft dabei waren und geholfen hatten. Ihr Geliebter war eben die schillernde Heldengestalt für die Medien, die Gangster und all die anderen Menschen, die ihn kannten. Für Christin und seine Freunde war es ein Leben in seinem Schatten, doch dass war absolut nichts Negatives, denn so erwarteten die Gangster immer nur dass Tim alleine und dass alleinige Ziel war. Nur sehr wenige der Bösewichte bezogen auch seine Freunde mit in ihre Pläne ein, da sie wussten, dass auch sie gefährlich waren und nicht nur Tim. Das Leben in seinem Schatten war auch sehr angenehm, da sie dadurch unbehelligt ihren Hobbys, Leidenschaften und Berufen nachgehen konnten und nicht ständig im Visier des Bösen waren. "Schhhhh... mein Nixchen. Es ist doch wieder alles gut und glaube mir wir werden hier eine sehr schöne Zeit haben.", flüsterte er liebevoll, hob sachte mit den Fingern ihr Kinn an und brachte sie so dazu ihn anzusehen. Ihre warmen Augen waren besorgt und traurig, doch erkannte er in diesen auch Zuversicht. Mit einem sanften Lächeln sah er tief in ihre Augen und meinte zu ihr: "Erinnere dich an all die anderen Abenteuer und Reisen, die wir hinter uns haben, Christin, mein Engel. Wir hatten zu jeder dieser Ereignisse schwierige, aber auch wunderschöne Zeiten. In den wenigsten Stunden wurden wir gewaltsam getrennt, waren dafür aber Tag und Nacht zusammen. Ich weiß, es kam nun doch sehr unerwartet, dass gerade in unseren Flitterwochen so etwas passiert, aber wir Beide sind Lebenskünstler. Wir haben aus den dunkelsten Zeiten etwas Wunderschönes gemacht und fanden immer wieder Momente, in denen wir ganz alleine waren und einfach unsere Zweisamkeit genießen konnten." Christins Ausdruck wurde wieder etwas fröhlicher und ein kleines Lächeln umspielte ihre Lippen, während sie seinen Worten zuhörte. Es stimmte, was Tim sagte, und das ließ ihr Herz wieder höherschlagen. War es denn am Ende nicht wirklich das Wichtigste, dass sie einfach nur zusammen waren und aus der Zeit das Beste heraus holten was ging? Ja, das war wirklich das aller Wichtigste. Was gerade in Christin gefahren war, dass sie dieses Erlebte so runterriss, konnte sie nur erahnen und ging davon aus, dass es einfach ihre hohe Erwartung war. Eine Erwartung dessen, dass sie wenigstens für zwei Wochen mit ihrem Tim Tag und Nacht durchleben konnte, ohne etwas für seinen Beruf zu tun, ohne einem Geheimnis auf die Spur zu gehen und ohne, dass sie dabei das Böse bekämpften. Das war jedoch nur eine Wunschvorstellung und vollkommen realistisch und nüchtern betrachtet, war es bei Tims Berühmtheit schier unmöglich einmal nicht irgendeinem Abenteuer nachzujagen oder fiese Machenschaften aufzudecken. Außerdem hatte Christin von Anfang an gewusst, dass er ein gefährliches Leben führte und dass es mit ihm an ihrer Seite alles andere als ruhig und beschwichtigt im Leben zu ginge. Um ganz ehrlich zu sein hätte sie ein Leben ohne all diese Abenteuer, Gefahren und Reisen doch sehr langweilig gefunden. Dennoch wäre es schön gewesen auch Mal ein wenig Pause davon zu machen, doch das Böse kannte scheinbar keine Pause und das wurde Christin gerade zum ersten Mal in der ganzen Zeit richtig bewusst. Doch komischerweise schmerzte sie die Erkenntnis nicht, sondern sie arrangierte sich augenblicklich damit und würde es so machen wie bei jedem anderen Abenteuer. Christin würde zusammen mit Tim das Beste für sie Beide aus jeder Situation und jeder Ruhephase ziehen. Ganz gleich auf welcher Reise oder welchem Abenteuer sie sich befanden. Tim bemerkte offenbar, dass etwas in ihr vor ging, da sich ein glückliches Lächeln auf seine Lippen schlich und er lieb zu ihr sagte: "Ich hatte dir von Anfang an gesagt, dass mein Leben alles andere als einfach ist." "Und ich hatte dir gesagt, dass es mir egal ist, solange wir nur zusammen sein können.", erwiderte seine Frau nun wieder gefasster und sogar glücklicher als in den Minuten zuvor. Zärtlich streichelte er über ihre Wange, lächelte sie noch immer an und versicherte sich: "Du bist also jetzt nicht mehr traurig oder enttäuscht darüber, dass unsere Flitterwochen nicht so ruhig gestartet sind wie geplant? Und dass es sein kann, dass uns noch mehr auf dieser Reise widerfährt?" Ehrlich schüttelte Christin den Kopf, kuschelte sich in die Arme des Reporters und antwortete ihm aufrichtig: "Jetzt nicht mehr. Ich hatte zwar gehofft, dass wir, fern ab von all dem Stress und der Gefahr, ein wenig Ruhe und Zeit für uns hätten, aber ich muss einsehen, dass das Böse nie schläft. Wir werden deswegen, so wie immer, das Beste daraus machen und unsere Zweisamkeit trotzdem genießen." Ein kleines Schmunzeln zierte nun ihre Züge, wobei sie zu Tim aufsah und neckend hinzufügte: "Außerdem wäre es doch sonst langweilig, wenn wirklich so gar nichts passieren würde." Leise lachte Tim auf, hielt sie fest im Arm und säuselte ihr zu: "Ich liebe dich, Nixchen." "Ich liebe dich auch, Spürnäschen.", flüsterte Christin ganz verliebt und musste sich eingestehen, dass sie es wirklich mochte und reizvoll fand so zu leben. Tief in ihrem Inneren wusste sie nämlich nur zu genau, dass sein gefährlicher Lebensstil genau, dass war, was sie für sich und ihr gemeinsames Leben wollte. Auch wenn es früher ihr Wunsch war eine weltberühmte Pianistin zu werden, so erkannte sie, dass dieses ruhige Leben einfach Nichts für sie war. Wollte sie doch schon als Kind viele, große und gefährliche Abenteuer bestehen und war immer glücklich gewesen, wenn ihr Vater sie mit auf seine Reisen übers Meer mitnahm. Viele exotische Orte hatte sie mit Kapitän Haddock besucht und er war jedes Mal darauf bedacht gewesen, dass seine Tochter bei Landgängen ein Abenteuer erlebte, egal wie klein oder groß es war. Es waren definitiv nie gefährliche Abenteuer, aber das Suchen und Finden von etwas war immer Bestandteil gewesen. In Chicago hatte Christin dann von dem bodenständigen Leben gekostet, wo das einzige Abenteuer darin bestand zur Ausbildung zu gehen und bei detektivischen Einsätzen sich brav im Hintergrund zu halten und zu zusehen, wie die richtigen Detektive ihren Job machten. Welcher zu großen Teilen darin bestand jemanden zu observieren. Im Nachhinein betrachtet war ein ruhiges Leben wirklich Nichts für sie, weswegen Tim gerade noch mal ein bisschen perfekter für sie wurde. Er bot ihr einfach alles, was sie sich im Leben gewünscht und erträumt hatte. Tim war ein aufrichtiger, liebevoller und ehrenhafter Ehemann und sein Lebensstil bescherte ihr oben drein viele Abenteuer, wobei sie in ihrer Freizeit und ihren Ruhephasen dazu kam ihrer Leidenschaft, des Klavierspielens, zu frönen. Ja, bei ihm hatte sie wirklich ein wunderschönes, erfülltes und glückliches Leben. "Coco, bist du schon fertig?", erklang die weiche Stimme ihres Mannes, als er den Boy herüberkommen sah. Christin sah nun ebenfalls zu Coco hinüber, war noch immer an Tim geschmiegt und hörte ihn vergnügt sagen: "Ja, Massa. Was sein mit dem Gefangenen?" Leicht löste sie sich von Tim und ergriff vor ihm das Wort: "Er bleibt, wo er ist." Coco nickte auf ihre Worte hin verstehend und blickte noch mal kurz zu der Ladefläche hinüber. Sie konnte in seinem Gesicht lesen, dass er sich dessen sorgte, doch sie und Tim würden schon nicht zu lassen, dass er Coco noch einmal etwas tat. Tim nahm seine Frau bei der Hand, hauchte ihr einen Kuss auf die Wange und sagte lieb zu ihr: "Lass uns schlafen gehen." Mit einem Lächeln nickte Christin, bedeutete Struppi mit einem sachten Klopfen auf ihren Schenkel ihnen zu folgen und vernachtete gemeinsam mit ihrem Mann den Boy. Anschließend zogen sie sich zur Nachtruhe in das Zelt zurück, während Coco sein eigenes Zelt aufsuchte. ๑⊱☆⊰๑ "Massa Tim! Fräulein Christin! Aufwachen schnell!", wurden Christin, Tim und Struppi in den frühen Morgenstunden wirklich unsanft, von Cocos Geschrei, aus dem Schlaf gerissen. Murrend hatte Christin ihren Kopf an Tims Brust gedrückt und ihr Gesicht so versteckt, während sie Struppi noch etwas mehr in ihre Arme zog. Sie konnte ein wahrer Morgenmuffel sein, so wie gerade im Moment, doch Tim war im Gegensatz zu ihr bereits wacher und aufnahmefähiger, wenn auch weit aus mies gelaunter als sonst am Morgen. "Coco, was ist denn?", gab er entnervt von sich, setzte sich etwas auf und hielt Christin dabei noch immer fest im Arm, während er den Jungen ansah, welcher den Kopf in das Zelt gesteckt hatte. "Kommen noch viel schneller.", sagte dieser jedoch nur, zog den Kopf zurück und schien zu erwarten, dass die Beiden das Zelt verließen. Verwundert und mit müden Gesichtern tauschte das Ehepaar einen Blick miteinander, bis sie sich aufrafften und sich daran machten ihr Zelt zu verlassen. Struppi schnupperte kurz in der Luft herum und huschte schließlich hinaus ins Freie, wo er einige Sekunden darauf zu bellen begann. Es dauerte einen Moment, bis die Beiden das Zelt endlich verlassen hatten und Struppi zusammen mit Coco vor der Ladefläche des Picups erblickten. Langsam trat Christin näher, sah die Zwei mit sonderbarem Blick an und erkundigte sich gähnend: "Was ist denn los?" Nun sah der Boy zu ihr herüber und sein Gesicht war voller Angst, woraufhin sie nur noch verwirrter dreinsah und ihn sagen hörte: "Dingsbums Gefangener futsch." Ihre Verwirrtheit wandelte sich nun in einen Funken von Zorn, da sie diesen Fremden nicht nur gern bei der Polizei abgeliefert, sondern ihm gerne noch einige Fragen gestellt hätte. Tief atmete sie durch, sah jetzt mies gelaunt drein und hörte Tim sagen: " Na ja, macht Nichts. Weit wird er eh nicht kommen." "Trotzdem sollten wir vorsichtig sein. Wir wissen nicht was er sich als Nächstes einfallen lässt.", entgegnete seine Frau ein wenig mürrisch, sah ihn an und hoffte, dass er es genau so sah wie sie. Seine schönen blauen Augen ruhten auf ihr und er nickte schweigend, ehe er sich mit der Hand durchs Haar fuhr. Schlussendlich zuckte er mit den Schultern, lächelte nun wieder etwas fröhlicher und sagte: "Kommt, gehen wir heute auf Fotosafari. Vielleicht finden wir ein paar Löwen, die würde ich sehr gern vor die Kamera bekommen." Im ersten Augenblick war es für Christin vollkommen unverständlich, dass der Reporter bereits wieder so gut gelaunt war. Allerdings konnte sie ihm im Nachhinein nur zustimmen. Was sollten sie auch jetzt schon weiter machen? Die Savanne nach dem Fremden absuchen? Nein, das war wirklich keine Aktivität, die für Christin auch nur in irgendeiner Hinsicht spaßig klang. Daher war es eine gute Idee auf Fotosafari zu gehen und freudig kichernd stimmte Christin ihrem Geliebten schlussendlich zu. "Aber Massa, sein gefährlich.", kam es erschrocken von Coco, welcher Tim mit großen Augen ansah und ein wenig zittrig wurde. Tim wandte ihm seinen Blick zu, begann herzhaft zu lachen und sagte nur amüsiert: "Ach, du Hasenfuß." Manchmal schien es so, als wäre Tim der mutigste Mann der Welt und dass es Nichts und Niemanden gäbe, dass ihn in seinem Mut erschüttern konnte, aber Christin kannte ihren Mann besser und wusste, dass auch er vor einigen Dingen Angst hatte. Auch wenn der Fremde nun fort war und sie keine Gelegenheit mehr hatte ihn nach seinen Beweggründen zu fragen, so wollte sie sich dennoch nicht ihrem Zorn ergeben und nun mit Tim und Struppi lieber die Zeit hier im Kongo genießen. ๑⊱☆⊰๑ Gemeinsam setzten die Vier ihre Fahrt fort und machten sich daran ein paar wilde Tiere zu sichten. Vor ihnen kam jedoch nur eine Eisenbahnschiene in Sicht, woraufhin Tim das Lenkrad fester umklammerte und zu seinen Begleitern sagte: "Gut festhalten, gleich holpert es ein wenig." In der Tat holperte es ganz schön, doch mit einem Mal stand der Wagen und das obwohl der Motor noch lief und Tim Gas gab. Neugierig blickte daher Coco aus dem Fenster und sagte erstaunt: "Oh, Rad drehen, aber Dingsbums Auto nicht fahren. Wir genau auf Schiene." Unsicher sah Struppi von einer Seite zur anderen und schlug plötzlich wild bellend Alarm. Augenblicklich sahen alle zu Struppi und hörten kurz darauf das Hupen einer Lokomotive. Voller Schrecken in den Gesichtern wandten sie ihre Köpfe zu der fahrenden Lokomotive, welche genau auf sie zu kam. "Alle raus! Der Zug wird uns zermalmen!", rief Christin ein wenig in Panik und floh gemeinsam mit den anderen aus dem Picup. Erst mit einem gesunden Abstand weniger Meter zu den Schienen blieben sie stehen und sahen zu wie die Lok hupend näher rauschte. Mit lautem Geschrei und Getöse fuhr sie in den Wagen hinein, wobei Tim und die anderen sich weggedreht hatten, um keine Trümmerteile ins Gesicht zu bekommen. Ein lautes Rumpsen war zuhören und dann ertönte nur noch jämmerliches Geschrei von den einheimischen Passagieren, woraufhin sie sich dem Geschehen wieder zu wandten und alle Vier erstaunt dreinblickten. Zu ihrer Verwunderung hatte der Wagen nur einige Beulen mehr dazu bekommen, während die Lok gänzlich umgekippt war. Erst jetzt bemerkten die Vier, dass dieses Gefährt noch viel älter zu sein schien, als ihr Wagen und der hatte bestimmt schon gut zwanzig Jahre auf dem Buckel gehabt. Genauer betrachtet musste Christin gestehen, dass es für sie an ein technisches Wunder grenzte, dass dieses Ding überhaupt fahren konnte. Es sah schon aus wie eine Lokomotive und wurde offenbar auch mit Dampf oder Ähnlichem angetrieben, da es eine Art Ofenkonstruktion besaß. Ihre Augen begutachteten es noch ein wenig genauer und sie stellte fest, dass außer dem Ofen, den Rädern und dem Führerhäuschen alles aus Holz gebaut war. Der Wagon für die Passagiere und das Führerhäuschen standen zusammen auf langen Holzbrettern und ein weiteres Mal wunderte sich Christin, dass es überhaupt fahrtüchtig war. Es war außerdem um Welten kleiner als eine richtige Lokomotive, da nur sieben Menschen, zusammen mit dem Lokführer, darauf Platz fanden. "Ihr böse weiße Menschen.", ertönte die Stimme des Lokführers und zog damit Christins volle Aufmerksamkeit auf sich, wobei sie erleichtert, feststellte dass alle Passagiere, es waren ungefähr sechs, wohl auf waren. Eine Dame trat dazu, deute auf die Lokomotive, welche nun neben den Schienen lag, sah zu ihnen und sagte: "Ihr sehen, was armer schwarzer Dingsbums machen." Tim sah noch immer etwas erstaunt drein, doch nur einen Augenblick später hatte er sich wieder gefasst, sah zu den Passagieren und fragte ein wenig besorgt: "Ist auch niemand verletzt?" Ein weiterer Mann meldete sich kopfschüttelnd zu Wort: "Nein, aber was sollen nun machen?" Der Lokführer sah zu dem Gefährt und fragte ein wenig vorwurfsvoll: "Sollen gehen zu Fuß?" Bedauernd stand nun die Dame vor der Lok, sah traurig drein und gab von sich: "Armes schwarzer Dingsbums, liegen neben Schiene." Tim und Christin tauschten einen kurzen Blick und erkannten sofort, dass sie den Einheimischen helfen mussten, sonst würde ihnen ein wichtiges Transportmittel fehlen, um zwischen den Dörfern zu pendeln. Es war ihr Mann der nun wieder voller Elan war, auf die Einheimischen zu ging und feierlich zu ihnen sagte: "Wir werden die alte Töfftöff schon wieder flott machen. Helft mal alle mit." Kaum hieß es, dass Tim ihnen helfen wollte und die anderen aber mithelfen sollten, hatten plötzlich alle eine Ausrede. Der eine durfte nicht schmutzig werden, ein anderer musste Mal und der Lokführer beschwerte sich, dass er den Zug fahren und nicht tragen sollte. Doch die Ausrede die Christin am meisten sauer aufstoßen ließ, war die der Dame: "Ich Dame. Ich nichts machen kann Arbeit." In ihrem Inneren begann es vor Wut zu brodeln, denn eine solche Aussage war für Christin vollkommen unverständlich. Frauen, die sich vor der Arbeit drückten und sich auf dem Privileg ausruhten eine Frau zu sein, waren für sie ein Dorn im Auge. Immerhin war sie auch eine Frau und hatte schon ganz andere Arbeiten erledigt. Bevor sie voller Impulsivität in die Luft ging und ihren Ärger freien Lauf ließ, war es ihr Geliebter der ungewohnt erzürnt die Einheimischen zur Vernunft brachte: "Wollt ihr nun alle mit anpacken? Ja oder nein?" Offenbar schienen die Einheimischen durch seine etwas lautere Frage wach gerüttelt zu sein, dass sie nur mit vereinten Kräften die Lok wieder auf die Schienen bringen konnten. Schlussendlich packte jeder mit an und sie schafften es tatsächlich die Lokomotive zurück auf die Schienen zu stellen. Leider war die Lok durch den Aufprall und das Entgleisen beschädigt worden, weshalb sie nicht mehr fuhr. Zum Glück kam Christin der rettende Einfall, das Auto vor die Lok zu spannen und diese zum nächsten Dorf zu ziehen, welches nicht weit weg war. Nach dem Coco aus seinem Versteck gekrabbelt kam, er sah mittlerweile in jedem Menschen eine Gefahr, spannten sie den Wagen ein und setzen sich hinein, während die Passagiere zurück in die Lok stiegen. So zog das alte Auto die noch viel ältere Lokomotive zum nahen gelegenen Dorf, wo man sie nach getaner Arbeit zum Häuptling des Dorfes führte. Voller Erstaunen sahen sie sich im Dorf um und Christin war sehr fasziniert davon, dass die Einheimischen ihre Gebräuche, Traditionen und ihre Natur trotz des technischen Fortschritts ehrten. Schließlich wurden sie dem Häuptling Ruma Ruma vorgestellt und dieser war unglaublich erfreut sie, Tim und Struppi im Dorf begrüßen zu dürfen, welches die Einheimischen „Dorf der Dingsbums Marodi“ nannten. ๑⊱☆⊰๑ Was Tim, Christin und Struppi nicht wussten war, dass der Fremde ihnen heimlich bis zum Dorf gefolgt war. Dort hatte er den übel gelaunten Medizinmann, etwas außer halb des Dorfes schmollen sehen. Tom, so hieß der Fremde, hatte ihn über das Ehepaar fluchen hören: "Weißer Mann und weiße Frau spielen zu sehr auf. Mir bald nicht mehr Dingsbums Stamm gehorchen." Tom sah, dass als Möglichkeit den Medizinmann, welcher Zezegobah hieß, in seinen teuflischen Plan Tim ein für alle Mal loszuwerden einzuweihen. Nach einem kurzen Vorstellen beider Personen erzählte Zezegobah Tom von dem heiligen Fetisch Potzblitz und dass auf Diebstahl von ihm die Todesstrafe stand. Ein diabolisches Grinsen umspielte Toms Züge, weswegen er diese Methode willkommen hieß. Ihr Vorhaben war absolut gemeinnützig, denn Tom wäre den Reporter, dessen Frau und Hund los und Zezegobah hätte weiterhin die Kontrolle über den Stamm. Waren Medizinmänner schließlich die heiligen Berater des Häuptlings. ๑⊱☆⊰๑ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)