Abyss von Mandalorian ================================================================================ Kapitel 1: ----------- Draußen regnete es in Strömen. Plitsch Platsch, Plitsch Platsch. Das stetige auftreffen der kleinen abermilliarden Tropfen brachte Frank nicht aus dem Konzept, obwohl er draußen auf einer Parkbank saß, geradewegs in den Himmel starrte, fast so, als würde er in der grauen, schweren Wolkenschicht etwas anderes oder zumindest Sonne erwarten. Doch natürlich würde kein Strahl durch die dicken Flaumigen Wolken dringen, zumindest nicht, bis der Junge auch bis auf die Haut nass war. Er zwinkerte kaum, wenn man nur dagestanden hätte, und ihn beobachtet hätte, wäre man vielleicht auf den Gedanken gekommen, dass er sich seiner Lage nicht bewusst war und vielleicht stimmte das auch. Doch Frank wusste es selbst nicht einmal. Er war fasziniert vom Regen, dass war alles und der Grund, wieso es ihm egal war, dass er eventuell schon übermorgen mit einem Fieber im Bett liegen konnte, war dass er diese kleine regelmäßige Naturgewalt voll genießen wollte. Er war schon immer anders als andere Jugendliche oder Künstler gewesen, wenn er Dinge liebte genoss er sie in vollen Zügen, rauchte die verbotenen Zigaretten bis zum Filter, trank Orangensaft bis zum letzten Schluck und war der letzte der den Strand am Ausflug verließ. Ja. Wasser faszinierte Frank schon immer. Es war immer in Bewegung, nicht greifbar, immer präsent, Wasser war das Leben und wenn es fehlte war es der Tod. Er schloss für einen Moment die blauen Augen, seine Finger spürten die leichte Maserung des Holzes unter sich, seine Nase nahm den vagen Geruch der Hitze war, die unter dem kühlen Nass erstarb, seine Füße glitten leicht nach vorne, Kies bewegte sich schleppend und mit einem Knirschgeräusch, Tropfen glitten seinen Nacken, die nun kalte Haut hinab, liefen eilig den Rücken hinab, begleitet von einem leichten Schaudern des Jungen. Er öffnete die Augen just in dem Moment, als das Prasseln nicht mehr länger undurchdringlich wirkte, sondern gedämpfter wurde, bis das Geräusch verstummte. Stille. Vogelgezwitscher. Wärme auf der bleichen Haut des Jungen, goldene Flecken sprenkelten das nun vom Regen dunkelgrüne Gras, Tropfen erglommen wie kleine Diamanten in dem Licht und gaben das Licht in ihrem Schein wider, langsam schmolzen die einzelnen Punkte zusammen, Bäume bewegten sich im leichten Wind, einzelne Tropfen prasselten schwer auf den Kies. Als die Sonne sich hinter der schweren Wolkendecke hervorgedrängt hatte, stand er auf, schlurfte über den Kiesweg und seine Füße trugen in durch das nun ungewohnt laute, hallende mit Kinderschreien durchzogene Waisenhaus, dem er oft entfloh. Der Junge blendete all dies schon lange aus, öffnete die Tür seines kleinen Zimmers, schloss sie hinter sich und er setzte sich an ein Piano. Eine der wenigen Dinge, die er von Zuhause hatte mitnehmen dürfen. Er spielte ein unbestimmtes Stück, die Finger glitten leicht über die Tasten, das Lied und die leichten, doch traurigen Töne vermittelten den Eindruck von Stillstand, doch auch Erinnerungen waren eingebunden, tiefe Emotionen, sowie eine Geschichte. Die Melodie verteilte sich im ganzen Raum, haftete an den Wänden, schwebte durch das offene Fenster, schwirrte über den Schreibtisch auf dem dutzende von Notenblättern und halb geschriebene Lyrik lagen, die da lautete: Ewiger Klang, Goldener Ton. Erstickte Stimme, doch lauter Gesang. Traurige Welt und endliches Tosen. Städte mit überfüllten Gassen. Stehe ich inzwischen falschem Lachen. Unentschlossen, Zeit die rinnt. Unentschlossen, Zeit die vergeht. Leben, doch in vollen Zügen. Sterben, doch im gleichen Ansatz. Schwer zu verstehen für den Einzelnen. Dieselbe Melodie, kein offenes Fenster, fahles immergrünblaues Licht, fällt durch Meterdicke Glaswände. Das Raunen des Meeres, der Schrei der Tiefe, der Ruf eines Wals begleitet diese eine Melodie des selben Jungen. Doch der Junge ist ein Mann. Mit anderem Namen. Doch er genießt dieselben Dinge. Stellt sich dieselben Fragen. Auf dem Schreibtisch liegt Papier, eilig beschrieben, wie die Gedanken des Mannes. Tintenkleckse bezeugen die Dringlichkeit seiner Gedanken, mit jedem Ton getragen durch seine Hände versteht man mehr, dass die Geschichte des Jungen noch nicht zu Ende ist. Blau zu Grün und Grün zu Blau, kaum ein Unterschied, Grenzen, die verwischen, bis keine Linien erkennbar sind, zwischen dem was war und dem was ist. Zwischen dem was Realität und dem was Traum ist. Zeit, erstickt, unter dem Meer, denn wer weiß schon, wann der Tag beginnt, wenn die Sonne nie aufgeht? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)