Despair On My Heart von bloodinstinct (Part 1) ================================================================================ Kapitel 5: Der Besserungsversuch III ------------------------------------ Nähe Als ich aufwache liegt Yuu noch hinter mir und scheint auch noch zu schlafen. Seine Umarmung hat sich in der Nacht verstärkt, unsere Hände sind noch immer verschränkt. Mit Kanon habe ich nie so geschlafen. Er konnte nicht auf der Seite schlafen, sondern immer nur auf dem Rücken. Darum habe ich mich immer an seine Seite gekuschelt. Nur war da nie diese Nähe, die ich jetzt bei Yuu wahrnehme. Kanon konnte mich nicht so festhalten. Trotzdem liebe ich ihn. Ich liebe Kanon und kann nichts dagegen tun. Einige Tränen rinnen über meinen Nasenrücken, da ich ja seitlich liege, und über meine Wange hinab. Als ich es nicht mehr verhindern kann schluchze ich leise. Ich vermisse Kanon so sehr. „Nicht weinen Akira.“ murmelt Yuu hinter mir, küsst mich sanft auf die Schulter, wandert dann bis zu meinem Nacken. „Nicht Yuu, nicht der Nacken.“ Dort bin ich verdammt empfindlich. „Dann dreh dich um.“ Ich tue was Yuu sagt, drehe mich um, sodass ich ihn ansehen kann. „Warum musste der Arsch dir das nur antun.“ Yuu umarmt mich wieder, seine Hände streicheln über meinen Rücken. Er fängt an meinen Nacken zu kraulen, küsst mich auf die Stirn. Warum weiß Yuu immer, was mich wieder beruhigt? Langsam wird das unheimlich. Ich kuschele mich an ihn. „Tut mir leid dass ich dich geweckt hab.“ flüstere ich. „Ist schon okay. Ich hab lange genug geschlafen. Geht’s wieder?“ fragt mich Yuu, schiebt mich ein Stück von sich, sodass er mich ansehen kann. Ich nicke, darum richtet Yuu sich langsam auf. „Ich zeig dir erst mal das Haus.“ Ich stehe darum ebenfalls auf, beobachte wie Yuu sich streckt und gähnt. Dann nimmt er sein Handy und sieht anscheinend nach der Uhrzeit. „Wie spät ist es?“ will ich leise wissen. „Erst um zehn.“ Yuu geht zu der Tür die links von ihm ist, also auf seiner Seite des Raumes, und öffnet sie. Ich gehe nun ebenfalls zu Yuu und sehe hinaus. Die Tür führt ins Freie, auf eine Holzterrasse. Man hat einen ganz netten Ausblick, da das Haus auf einer Erhebung steht. „Schön, oder?“ Ich nicke, darum nimmt Yuu sanft mein Handgelenk und führt mich durch die andere Tür, genau am anderen Ende des Raumes. Wir gelangen in einen kurzen Flur, von dem vier Türen abgehen. Rechts ist das Schlafzimmer, links das Badezimmer und die Toilette, und geradeaus das Wohnzimmer. Yuu und ich gehen in das Wohnzimmer, welches ich gestern Abend schon gesehen habe. Yuu öffnet alle drei Türen, die nach außen führen. Vor diesen Türen führt ebenfalls die Terrasse entlang. Der linke Bereich des Raumes ist abgetrennt, in ihm scheint die Küche zu sein. Das gesamte Haus ist traditionell aufgebaut, dennoch ist es modern. Die Einrichtung in der Küche sowie im Bad zeigt das deutlich. „Wie kommst du an so ein Haus?“ will ich von Yuu wissen. „Ich bin fast jedes Jahr hier und, wie gesagt, mit der Eigentümerin befreundet. Ich denke sie wird uns heute auch noch besuchen kommen.“ Stimmt, das hatte Yuu gestern erwähnt. „Willst du duschen gehen? Dann mach ich derweil Kaffee.“ „Danke Yuu.“ Ich gehe zu ihm, küsse ihn auf die Wange und hole dann frische Sachen aus dem Schlafzimmer. Warum ich das gemacht habe, Yuu geküsst, weiß ich selber nicht. Ich hab ihn einfach so gern und er ist immer da. Er tut so viel für mich. Als ich im Bad in den Spiegel sehe bemerke ich, dass ich besser aussehe als die letzten Tage. Nicht mehr so verheult und fertig. Nur wegen Kanon, dem verdammten Bastard, den ich trotzdem liebe. Nein, ich will nicht schon wieder zusammenbrechen. Nicht wegen Kanon und auch wegen sonst niemandem. Ich dusche, ziehe mich an und gehe dann zurück zu Yuu. Während Yuu duschen ist gehe ich auf die Terrasse und sehe mich etwas um. Ich bemerke, dass ich hinteren Teil des Gartens, hinter der Küche, ein kleiner Teich ist. Er ist total versteckt von den ganzen Bäumen und Büschen. Hier ist es einfach so idyllisch. Plötzlich umarmt mich jemand von hinten, schmiegt sich an mich und legt seinen Kopf auf meiner Schulter ab. „Schön, oder?“ will Yuu wissen. „Ja. Danke dass du mich mit hierher genommen hast.“ „Wenn es dir hilft.“ Da es an der Tür klopft lässt Yuu mich wieder los um zu öffnen. Ich folge ihm langsam. Gerade als Yuu die Tür aufmacht komme ich im Flur an. „Yuu-kun! Ich dachte schon du kommst dieses Jahr gar nicht mehr.“ Ein junger Mann umarmt Yuu, lässt ihn gar nicht mehr los. „Tut mir leid. Ich hatte viel Stress, wegen der Tour dieses Jahr.“ Als der Kerl mich entdeckt lässt er Yuu wieder los. „Wer bist du?“ will er von mir wissen. Bevor ich jedoch antworten kann übernimmt Yuu das. „Das erklär ich dir wenn Sayo da ist. Wo bleibt sie eigentlich?“ „Sie wollte noch was nachsehen. Ich hab aber keine Ahnung was.“ „Komm erst mal rein.“ Der Typ, von dem ich den Namen immer noch nicht weiß, geht mit Yuu ins Wohnzimmer. Ich folge den beiden, setze mich ebenfalls an den kleinen Tisch. Yuu holt für uns alle Kaffee und stellt ihn auf den Tisch. Dann setzt er sich zwischen uns und nimmt meine Hand in seine. Als es erneut an der Tür klopft springt Yuu auf, öffnet und man hört nur noch einen kleinen Freudenschrei, der eindeutig von einer Frau stammt. Ich sehe, dass unser anderer Besucher grinst. „Meine Schwester.“ meint er. Yuu kommt mit ihr in das Wohnzimmer, setzt sich wieder neben mich. „Also, das ist Sayo.“ Yuu deutet auf die junge Frau, der er gegenüber sitzt. „Ihr Bruder Kenta.“ Er deutet auf den jungen Mann. „Und der kleine niedliche Blonde hier ist Akira.“ Was zum...? Hat er das gerade wirklich gesagt? Ich starre Yuu mit offenem Mund an und meine Wangen fangen an zu brennen. Dass Sayo und Kenta anfangen zu kichern bemerke ich nur nebenbei. Yuu grinst mich an. „Was denn? Du bist doch niedlich.“ meint er, stupst dann meine Nasenspitze an. Ich weiß ja das viele das von mir sagen, aber auf die Art? „Du bist gemein.“ Mir ist danach mit Yuu zu schmollen, darum stehe ich auf und gehe raus. Ich setze mich an den Teich, starre auf das Wasser. „Akira. Hey. Alles okay?“ Yuu setzt sich neben mich, legt einen Arm um mich. Ich lehne mich an ihn, platziere meinen Kopf auf seiner Schulter. „Tut mir leid. Wirklich.“ „Ist schon okay.“ „Was hältst du davon, wenn Sayo dich heute etwas verwöhnt?“ Was genau meint Yuu damit? Ich sehe ihn skeptisch an. „Ich meine damit massieren und so was. Sie kann das richtig gut.“ „Und was machst du?“ „Ich muss mit Kenta was bereden. Das dürfte ein bis zwei Stunden dauern. Dann bin ich wieder bei dir und hab noch ein paar Sachen mit dir vor.“ „Okay. Dann sollten wir wohl wieder rein gehen.“ Yuu steht auf, hilft mir ebenfalls aufzustehen. Zusammen gehen wir zurück zu Sayo und Kenta. „Sayo, kannst du Akira etwas entspannen?“ Sie nickt nur. „Ich muss mit dir reden, Kenta.“ „Alles klar. In einer viertel Stunde. Ich muss noch was holen.“ Yuu nickt, darum verabschiedet sich Kenta von mir und Sayo. „Ich geh dann mal. Viel Spaß Akira.“ Yuu küsst mich kurz auf die Wange und geht dann ebenfalls. Ich sehe ihm etwas verwirrt hinterher, aber Sayo lenkt mich ab, da sie eine Hand auf meine Schulter legt. „Kommst du mit?“ Ich folge ihr einfach. Sie führt mich in das Schlafzimmer. „Würdest du bitte dein Shirt ausziehen und dich auf das Bett legen?“ Ich tue um was sie mich bittet, beobachte wie sie etwas im Schrank sucht. Schließlich scheint sie gefunden zu haben was sie will. „Auf den Bauch.“ weist sie mich an. Ich gehorche und bemerke wie Sayo es sich auf meinem Hintern bequem macht. „Sorry dass ich störe, ich brauch nur noch was.“ Yuu erschreckt mich ganz schön, als er so in den Raum kommt. Ich versuche ihn zu beobachten, sehe jedoch nicht viel, da ein Kissen im Weg ist. Was ich sehe ist, dass er, wie Sayo davor, etwas im Schrank sucht und dann in seiner Hosentasche verschwinden lässt. Wenn mich nicht alles täuscht sieht das aus wie mehrere Kondome. Ich beschließe ihn nicht darauf anzusprechen. Es kann schließlich sein, dass ich mich getäuscht habe. Dann wäre das echt peinlich. Trotzdem, während Sayo mich massiert, und das macht sie gut, kann ich mich nicht richtig entspannen. „Was ist los Akira?“ will sie leise von mir wissen. Sie setzt sich neben mich und ich drehe mich um, setze mich ebenfalls auf. Ja, was ist los? Warum geht mir das so nahe, dass Yuu vielleicht in genau diesem Moment Sex hat? Möglicherweise weil ich das nicht kann. Okay, ich kann es schon, aber nicht mit der Person mit der ich will. Nicht mit Kanon. Er ist der Einzige den ich will. Warum versteht er das nicht? Warum will er mich nicht mehr? Warum hat er mich einfach so eingetauscht? Erst als Sayo mich in den Arm nimmt bemerke ich, dass ich angefangen habe zu weinen. Und ich kann auch nicht aufhören. Warum hat er mir das angetan? Irgendwann merke ich, dass Sayo mich an jemanden übergibt. „Ganz ruhig. Ich bin bei dir.“ Yuu. Wer auch sonst. Ich lehne mich an ihn, er verstärkt seine Umarmung noch etwas, streichelt mir durch die Haare. Ich kann immer noch nicht aufhören zu weinen, bemerke jedoch Yuus Lippen in meinem Nacken. Was hat er vor? Erschrocken reiße ich die Augen auf, muss leise stöhnen als Yuu eine empfindliche Stelle streift. Ich lege meine Finger auf seine Lippen, will ihn so davon abhalten weiter meinen Nacken zu bearbeiten, aber Yuu küsst nun stattdessen meine Finger. Ich drehe mich ein Stück zu ihm um, nur nutzt Yuu die Chance nun meinen Hals zu küssen. Warum macht er das? Nicht dass es schlecht wäre. Sanft hält er mich fest und wandert mit seinen Lippen über meinen Hals zu meinem Kinn. Langsam löst Yuu sich von mir, um mich anzusehen. „Darf ich dich küssen?“ will er leise wissen. Nach einer kurzen Pause nicke ich. Was soll schon passieren? Yuu lenkt mich gerade zu gut ab und tut mir auch einfach gut. Ich spüre einen sanften Druck auf meinen Lippen, erwidere ihn. Yuus Lippen sind voll und weich, so wie sie auch aussehen. Eine von Yuus Händen wandert in meinen Nacken, zieht mich so näher an ihn. Als er den Kuss löst, lässt er die Augen geschlossen, atmet etwas schneller. „Yuu? Alles okay?“ „Ja, alles super.“ Er öffnet die Augen, sieht mich an und lächelt. Erst jetzt bemerke ich, dass er nach Sex riecht. Hatte ich also recht? Waren das Kondome? „Wo warst du?“ Dass ich Yuu irgendwann umarmt habe bemerke ich erst jetzt. „Ich hab mit Kenta geredet.“ Ja, das hat er vorhin auch schon gesagt. „Hast... hast du denn bei der Unterhaltung deine Hosen angelassen?“ Geschockt sieht Yuu mich jetzt an. „Wie kommst du da drauf?“ „Du riechst nach Sex.“ Yuu murmelt einen Fluch. „Ja, ich hatte mit Kenta Sex. Das hat aber auch einen Grund. Er ist bi und seine Verlobte erlaubt ihm zwar mit einem Mann Sex zu haben, aber eben nur mit mir, da sie weiß, dass von mir nie eine Gefahr ausgehen würde. Wir hatten schon, bevor Kenta mit ihr zusammen gekommen ist, oft genug Sex und haben es jetzt einmal im Jahr, immer wenn ich hier bin.“ Das... wow. Das ist wirklich verwirrend sowie etwas schockierend. Von Yuu hätte ich so was nie erwartet. „Wie lange geht das schon?“ frage ich leise. „Seit fast sieben Jahren.“ murmelt Yuu. „Und wie alt ist Kenta?“ „Mittlerweile 23. Und ja, am Anfang war er noch minderjährig, aber es ging alles von ihm aus. Er war am Anfang neugierig. Falls du das auch fragen willst: Sayo weiß es. Sie hat uns vor ein paar Jahren überrascht.“ Was soll ich jetzt machen? Oder überhaupt denken? Kenta war noch minderjährig? Yuu hat sich damit strafbar gemacht. „Warum hast du mir nie was erzählt?“ Ich dachte wir würden uns näher stehen. „Jeder hat so seine Geheimnisse.“ flüstert Yuu traurig. Warum ist er traurig? Als ich Yuu wieder ansehe lächelt er jedoch. Er küsst mich kurz auf die Nasenspitze, steht dann auf. „Ich geh schnell duschen, bin gleich wieder da.“ Während Yuu weg ist lege ich mich wieder auf das Bett, sehe an die Decke. Geheimnisse... habe ich denn welche? Ich glaube nicht wirklich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)