The Ice Bucket-Challenge von Kawaiibooker (aka die obligatorische Alles-Wird-Gut-AU) ================================================================================ Kapitel 1: ----------- „Ich will Paris sehen. Ich will... alles sehen!“, sagt Elizabeth aufgeregt, während sie aus dem Fenster schaut, als könne sie den Eiffelturm schon sehen. Endlich sind sie an Bord der First Lady, das gestohlene Luftschiff, welches sie nach Paris bringen könnte. Wenn das doch nur unser Kurs wäre, denkt Booker mit einem unangenehmen Gefühl im Bauch. Er hat das Mädchen - anfangs nur Cargo, ein Auftrag, der zu Ende gebracht werden muss – widerwillig lieb gewonnen. Verdammt! Wenn da nur nicht die Schulden wären. Wenn dieser Auftrag nicht das wäre, was ihm endlich ein besseres Leben verschaffen könnte... Er würde ihr so gerne das bieten können, was sie sich wünscht. Bring uns das Mädchen und tilge die Schuld, zischt eine Stimme im Hinterkopf. „Tja, das kannst du jetzt auch.“, antwortet er schließlich, eine scheußliche Lüge. In der Hoffnung, dass sie abgelenkt ist, richtet er den Zeppelin auf ihr wahres Ziel aus: New York. Aus dem Inneren der First Lady sind mechanische Geräusche zu hören, das Schiff schwenkt auf sein Befehl um. „Es gibt niem--“ „Moment, was soll das?!“, ruft Elizabeth aus. Wütend dreht sie sich zu ihm um und fixiert Booker mit einem erzürnten Blick. „40 Nord, 74 West? Das ist nicht Paris, das ist New York!“ Sie verschränkt die Arme und wartet auf eine Erklärung. „Woher weißt du das?“, fragt Booker zögernd, um Zeit zu schinden. Alles, bloß nicht die Wahrheit. Bloß nicht zugeben, dass er im Tausch für das Mädchen sein früheres Leben hinter sich lassen kann. „Zeit war alles, was ich in dem Turm hatte, Mr. DeWitt.“ Sie zeigt mit dem Finger auf ihn, eine Warnung, dass sein Ablenkungsmanöver gescheitert ist. „Zeit zum Lernen, etwa Geographie!“ Booker wendet seinen Blick von ihr ab, schaut seine Hände an. Hände, die immer noch auf der Steuerkonsole des Luftschiffs ruhen. Das AD auf seiner Rechten, eine dauerhafte Erinnerung an seine vergangenen Fehler, ist bedeckt von Elizabeths Verband. Es könnte funktionieren, denkt er. Ich könnte alles hinter mir lassen, in Paris. Ein neues Leben anfangen. Das Leben des Mädchens retten. Vielleicht reicht das, um meine Fehler wiedergutzumachen? Wird es genug sein? „War ein Versehen, hab nicht aufgepasst“, murmelt Booker und fährt sich mit einem tiefen Atem durch die Haare. Elizabeth macht ein skeptisches Geräusch, behält aber weitere Kommentare für sich. Behände ändert er die Destination abermals, die Anzeige klackert und zeigt an: N48E002. ___ Niemand hat ihm gesagt, dass es in Paris so windig ist. Mürrisch zieht sich Booker seinen Hut tiefer übers Gesicht und klappt den Kragen seines Trenchcoats auf. Abgesehen vom Wind ist das Wetter überraschend milde für die Jahreszeit, eine Tatsache, die selbst den Ex-Detektiv aus seinen vier Wänden lockt. Er sitzt auf der Avenue de New York am Seineufer und lässt die Beine über dem trägen Flusslauf baumeln. Vor ihm steht der Eiffelturm in all seiner Pracht. Die Schönheit der Stadt beeindruckt ihn immer noch, sechs Monate nach der gewaltsamen Flucht aus Columbia. Die Zeit vergeht wie im Flug; es scheint wie gestern, als sie mit dem Notdürftigsten ausgestattet mitten in der Nacht ihr Ziel erreichten. Booker verdankt es seinen Erfahrungen mit krummen Geschäften und seiner Menschenkenntnis, dass er sie über Wasser halten konnte. Mit Glück konnte er ein Apartment finden, für das er in Silver Eagles die Anzahlung leisten konnte. Darauf sind seine mageren Ersparnisse aus seiner Zeit in Columbia draufgegangen. Seitdem verdient er mehr schlecht als recht als Privatdetektiv sein Geld – es scheint, dass jede Stadt einen guten Schnüffler hin und wieder gebrauchen kann. Ich muss endlich mein Namensschild korrigieren lassen, fällt ihm bei seiner Grübelei ein. Niemand wird mich mit einem Namen wie „Brooker“ Ernst nehmen. Wie dieses „R“ da reingerutscht ist, tja, das ist ihm auch ein Rätsel. Er hört hinter sich Absätze auf Kopfsteinpflaster klappern und erkennt sofort, dass es Elizabeth ist. Wenn man in so vielen gefährlichen Situationen war wie Booker und Elizabeth und lebend wieder rauskommt, merkt man sich solche Details ein Leben lang. „Mr. DeWitt!“, ruft sie und er steht grummelnd auf. Als er sich umdreht, sieht er sie mit zwei riesigen Bollen Zuckerwatte in der Hand auf ihn zukommen. Sie hält ihm eins entgegen, während sie in ihr eigenes beißt. „Es gibt hier so viele Süßigkeiten, Mr. DeWitt! Ich weiß gar nicht, welches ich als nächstes probieren möchte.“ Sie strahlt, wie sie es immer tut, wenn sie sich unter die Pariser mischt. Ihr Blick huscht kurz zum Eiffelturm, als ob sie sich nicht satt sehen könnte an dem Monument. Booker unterdrückt ein Lächeln bei dem Gedanken. „Deswegen suchst du dir das aus, was du in Columbia zig Mal hattest? Und wie oft soll ich dir das noch sagen, Elizabeth, nenn' mich Booker. Das ganze Gesieze geht mir auf den Geist.“ „Ach, seien Sie mal nicht so.“ Sie rollt mit den Augen und ignoriert letzteres komplett. „So, wie ich Sie kenne, können Sie zu Zuckerwatte auch nicht Nein sagen.“ Mit einem Schulterzucken stimmt er dem zu und beschäftigt sich mit seinem eigenen Essen. Beide machen es sich wieder am Flussufer gemütlich und genießen die letzten Sonnenstrahlen des Jahres auf dem Gesicht. Während er zufrieden auf seiner Zuckerwatte herumkaut, sieht er aus dem Augenwinkel, wie Elizabeth ein Buch aus ihrer Tasche zieht. „Wussten Sie, Mr. DeWitt, dass es eine Krankheit gibt, die Menschen dazu bringt, Kontrolle über ihre Muskeln zu verlieren?“, fragt Elizabeth und erschaudert bei dem Gedanken. Im Grunde könnten alle Fragen in Richtung „Wussten Sie...“ auch rhetorisch sein. Das Mädchen („Ich bin volljährig und somit eine Frau, Mr. DeWitt!“, erinnert ihn eine Elizabeth-hafte Stimme in seinem Kopf) ist so belesen, es würde ihn nicht wundern, wenn sie selbst die große Bibliothek in Paris irgendwann ausschöpft. „Hmm, das stelle ich mir unangenehm vor“, kommentiert Booker die heutige Erkenntnis des Tages. „Sich nicht bewegen zu können, wie man es in dem Moment braucht... Gar nicht gut.“ Sie nickt, während er das sagt und beißt von ihrer Zuckerwatte ab. „Man sagt“, spricht sie mit vollem Mund und hält sich deshalb höflich eine Hand davor, „es fühle sich an als würde man mit einem Eimer voll eiskaltem Wasser übergossen werden.“ Für einen kurzen Moment stellt sich Booker vor, wie er Elizabeth einen Eimer voll Wasser ins Gesicht schleudert und muss ein bisschen lachen. Die Betroffene, in Wirklichkeit nicht die Personifikation eines begossenen Pudels, schaut fragend von ihrem Buch auf und verengt ein wenig die Augen, als ob sie seine Gedanken lesen könnte. „Wagen Sie es nicht“, droht sie mit ernstem Gesicht und wendet sich wieder ihrer Lektüre zu, sobald Booker ihr einen ausreichend unschuldigen Blick gezeigt hat. „Weißt du, wofür ich eine spontane Eisdusche eintauschen würde?“, fragt er mit Blick auf die Seine. Er wartet, bis er ihre Aufmerksamkeit hat, und fährt dann fort: „Wenn du mich endlich Booker nennen würdest.“ Er seufzt resigniert und ist überrascht, als sie ihm grinsend ihre Hand entgegenstreckt. „Abgemacht!“ Verdutzt schüttelt er diese, merkt ungefähr drei Sekunden später, was er da zugestimmt hat und macht einen Versuch der Schadensbegrenzung. „Moment mal—!“, fängt er an, doch es ist zu spät. Elizabeth schießt aus ihrer sitzenden Position hervor und ist verschwunden, bevor er sie aufhalten kann. Mit der Zuckerwatte-freien Hand massiert er sich die Schläfen und seufzt erneut. Er isst gerade das letzte Stück seiner Leibspeise, als sich wieder Schritte nähern. Sehr schnelle Schritte. Stirnrunzelnd dreht er sich um, sieht die Katastrophe ungefähr eine Sekunde, bevor sie geschieht, auf sich zukommen und kann nur noch die Augen zukneifen. Einen Moment später fühlt er zehn Liter des kühlen – sehr kühlen – Nass über seinen Kopf fließen und in seine Kleidung versickern. Er zählt ganz langsam bis zehn und blinzelt das Wasser aus seiner Sicht. Vor ihm steht Elizabeth, die sich vor Lachen kaum auf den Beinen halten kann – der verfluchte Eimer ist aus demselben Grund schon auf dem Boden gelandet. Sobald sie sich wieder einigermaßen gezügelt hat, reicht ihm das Mädchen („Frau!“) ein Handtuch, welches sie klugerweise mit dabei hat. Ein Windzug pustet ihm fast den ebenso nassen Hut vom Kopf und er zittert ein wenig, als er das trockene Tuch entgegennimmt und sich damit die Haare trockenrubbelt. „Abgemacht ist abgemacht, Booker.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)