Gefangen im goldenen Käfig von LunaKitty3 (Das Leben der Marie Antoinette) ================================================================================ Kapitel 2: Ein neues Leben -------------------------- Ein neues Leben Leise Stimmen und Schritte, die den alten Dielenfußboden überqueren, dringen in ihr Ohr. Sonnenstrahlen bannen sich schon einen Weg durch die hohen Fenster ins Schlafzimmer hinein. Es ist ein prachtvoller Raum, mit vielen Goldverzierungen und Holzschnitzereien an den Wänden und an der Decke. Die Wände bestückt mit blumenverziertem Damast und einigen Ölgemälden mit Rocaillerahmen. Majestätische Kommoden und Eckschränke verleihen ebenfalls dem Raum einen würdevollen Glanz. Vorhänge und Gardinen aus feinstem Stoff, perfekt abgestimmt mit dem Baldachin über dem Bett und den kleinen goldene Hockern davor. Und in mitten des Bettes liegt sie nun, die Dauphine von Frankreich – Maria Antonia, genannt Marie Antoinette. Gerade einmal 15 Jahre alt. Vor einigen Tagen aus Österreich angereist um den Dauphin Louis, ein Jahr älter als sie, zu heiraten. Ihre Mutter, die Kaiserin von Österreich, hat die Hochzeit mit dem Enkel vom König aus Frankreich arrangiert. Beide Länder stehen schon seit Jahren in Konflikten. Eine Ehe und somit eine Verbindung beider Königshäuser würde für die Zukunft den Frieden bringen. Marie Antoinette ist eines von 15 Kindern ihrer Mutter Maria Theresia. Wäre ihre ältere Schwester Josepha nicht an den Pocken gestorben, so würde sie jetzt hier liegen und nicht Antoinette. Schon viele Geschwister vor ihr wurden zwangsverheiratet, mit Männern und Frauen, die sie nicht kannten, geschweige denn je geliebt haben. Mit ihnen begannen sie ein neues Leben, doch teilweise ein schreckliches neues Leben. Mit viel Tränen, Leid, Angst und Hilflosigkeit. Denn nicht alle arrangierten Ehen erwiesen sich als angenehm. Ihre Schwestern wurden unter anderem vernachlässigt, gedemütigt und verachtet von ihren Ehemännern und deren Familien. Sie zogen lieber andere Frauen, ihre Mätressen, vor und hielten sich in deren Betten auf. Und ihre Brüder blieben zum Teil kinderlos, da ihre Ehefrauen unfruchtbar oder nicht ansehnlich genug waren um eine Zeugung in Erwägung zu ziehen. Ihr ältester Bruder Joseph hat bereits schon eine Frau und ein Kind zu Grabe getragen. Diese Erfahrungen ihrer Geschwister quälten sie schon seit Tagen, ihre Gedanken sind voller Angst. Angst vor genau dem gleichen Leben, Angst zu versagen, Angst einen schlechten Ehemann zu bekommen und Angst vom Volk nicht geliebt zu werden. Schließlich trug sie eine große Verantwortung mit sich. Sie wird sich mit dem Erben des Königs vermählen. Und Frankreich ist ein mächtiges Land, ein Land was auch sie einmal regieren wird. Der Vorhang des Baldachins geht auf und sie wird aus ihren Gedanken gerissen. Eine ältere Dame, mit strengem Blick, steht neben ihrem Bett und reicht ihr die Hand. „Einen wunderschönen guten Morgen, Eure Hoheit. Haben Sie gut geschlafen?“ Antoinette setzt sich auf, griff ihre Hand und steigt aus dem Bett. Eine Schar Hofdamen mit gesenkter Körperhaltung stehen rings um ihr Bett. Erst als Antoinette antwortet: „Danke, meine Nacht war sehr angenehm.“ erheben sich die Frauen und zeigen der Dauphine ihr nettestes Lächeln. Eine der Mädchen tritt neben der älteren Dame und hält ihr eine Schüssel mit Wasser und einem Leinentuch entgegen. Antoinette nimmt den Lappen und wäscht sich damit ihr Gesicht. Ein anderes Mädchen gibt ihr ein trockenes Tuch. Die ältere Dame hilft ihr beim Entkleiden, völlig nackt und mit einer leichten röte im Gesicht, steht Antoinette vor ihr und wartet bis einer der Mädchen ihr ein neues Gewand reicht. Schon am ersten Tag musste sich Antoinette dieser Zeremonie unterziehen. Noch nicht einmal völlig angekleidet wird sie auch schon von mehreren adligen Höflingen begrüßt. Alle sind sie ganz neugierig auf die junge Österreicherin. Im ganzen Palast sprechen sie von ihrer herzlichen Ausstrahlung und ihrer unglaublichen Schönheit, dem jungen frischen Gesicht, die kleine zierliche Figur und dem schönen goldenen Haar. Jeder vermochte auch nur einen kurzen Blick auf sie zu werfen. In Österreich war es ganz und gar nicht so. Antoinette hatte nur zwei ihrer Hofdamen und nicht den halben Hofstaat in ihrem Schlafgemach stehen. Doch ihr blieb leider nichts anderes übrig, das hier ist nun Versailles. Sie muss lernen sich mit allen Gepflogenheiten vertraut zu machen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)