War von Hinarika ================================================================================ Kapitel 10: Pain ---------------- Sakura holt tief Luft und nimmt unglücklich Hinatas Hand. „Sie hatte vor ein paar Jahren schon einmal einen Herzstillstand. Ich konnte sie wiederbeleben, aber... scheinbar hatte sie vorher schon ein schwaches Herz und danach... Das Gift hat sie gestern schon zu sehr geschwächt. Wenn ich sie jetzt schocke, überlebt sie das wahrscheinlich nicht.“ Tenten hebt, als Konsequenz auf eine letzte verzweifelte Idee hin, den Kopf. „Was ist mit Naruto?“ Wieder verstehen die drei Männer kein Wort, aber Sakura schüttelt verneinend den Kopf. „Die Wahrscheinlichkeit, dass es sie umbringt ist zu hoch.“ „Irgendetwas müssen wir doch tun können! Was ist mit mir, Sakura?“ Zum ersten Mal seit sie erkannt haben, wer die drei sind, vergisst Sakura, dass sie auch auf Naruto sauer gewesen ist, weil er sie genauso verlassen hat wie Sasuke und nimmt seine Hand. „Sie muss es alleine schaffen. Und das wird sie.“ Sie nimmt ihre Hand weg, um erschöpft Fingerzeichen für ein Jutsu zu schließen, mit dem maximal Tenten etwas anfangen kann. Ihre Hände beginnen rot zu leuchten und als sie sie über Hinatas Brust legt, ist plötzlich ein schwaches, dumpfes Pochen im Raum zu hören. Neji tritt einen Schritt näher an die Seite der Couch, wo Tenten immer noch am Boden neben Hinata kniet. „Ist das-“ „Hinatas Herzschlag.“ Sakura nickt und sinkt entkräftet auf einen der Stühle. Sasuke geht neben ihr in die Hocke und senkt seine Stimme, obwohl er nicht glaubt, dass Naruto im Moment irgendjemandem von ihnen auch nur einen Funken Beachtung schenkt. „Was wirst du tun, wenn ihr Herz stehen bleibt?“ Die talentierte Medic-nin fährt sich seufzend durch die offenen Haare und ihre ganze Körperhaltung verrät ihre tiefe Erschöpfung und dass sie nicht mehr versucht, sie vor ihm zu verbergen, beweist nur, wie weit sie reicht. „Sie schocken und zu Kami-sama beten, dass es sie nicht umbringt.“ „Komm mit mir in die Küche.“ Nicht, dass sie normalerweise getan hätte, was mehr wie ein Befehl als eine Bitte klingt, aber der Blick, mit dem sie ihn dieses Mal bedenkt, ist neben dem üblichen Zorn noch mit einigem Unglauben gemischt. „Ich werde ihr nicht von der Seite weichen, bis ihr Zustand stabil ist.“ „Ich habe um die Küche gebeten, Sakura, nicht um Suna. Du kannst in einem Wimpernschlag an ihrer Seite sein.“ „Mir war nicht klar, dass du mich um irgendetwas gebeten hast.“ Ob in ihrem Zorn oder in ihrem Wunsch ihr Gespräch vor ihren Freunden zu verbergen, hat sie ihren Kopf so weit zu seinem gebeugt, dass er ihren Atem auf seinem Gesicht spüren kann. Seine Augen wandern nur eine Millisekunde zu ihren Lippen, aber als er ihrem Blick wieder begegnet, ist ihm klar, dass sie es bemerkt hat. Aber bevor sie wahrhaftige Zentimeter und emotionale Kontinente zwischen sie bringen kann, spricht er ein Wort aus, von dem er an einer Hand abzählen kann, wie oft er es nach seinem sechsten Lebensjahr benutzt hat. „Bitte.“ Er sieht das überraschte Weiten ihrer Augen, aber sie kaschiert es gut, indem sie ihren prüfenden Blick auf Hinata richtet, bevor sie sich mit einem Seufzer erhebt, der allein dafür gedacht ist, um ihm klar zu machen, dass seine Bitte nichts anderes als eine Bürde für sie ist. Aber Sasuke ist ein Mann, den es nicht interessiert, wie er sein Ziel erreicht – solange er es erreicht. Er hat die Tür kaum hinter sich geschlossen, da lehnt sie schon mit verschränkten Armen am anderen Ende des Raumes. „Was?“ Er könnte so viel mit dieser Frage anfangen, aber im Moment will er nur eines. „Nimm mein Chakra.“ Das wütende Blitzen in ihren Augen drängt ihm die unangenehme Frage auf, ob der Zorn je aus ihrem Blick verschwinden wird, wenn sie ihn ansieht. „Welchen Teil von, ich will und brauche deine Hilfe nicht, hast du nicht verstanden?!“ „Oh, ich weiß, dass du meine Hilfe nicht willst, das hast du mehr als deutlich gemacht – mehrmals.“ Er durchquert den Raum mit langsamen Schritten, in dem vollen Bewusstsein, dass sie ihm in dem schmalen Raum, mit der Spüle im Rücken, nicht ausweichen kann. „Aber dass du sie brauchst, steht auf einem ganz anderen Blatt geschrieben. Und du wirst sie nehmen.“ Vielleicht ist es mehr als Zorn, vielleicht ist es bereits Verachtung. „Warum kannst du nicht einfach mit deiner ganzen Arroganz zur Hölle fahren?“ Er bleibt so dicht vor ihr stehen, dass sein Brustkorb ihren gerade so noch nicht berührt. „Oh, du würdest mich vermissen. Mich und meine Arroganz.“ „Ha-“ Aber in dem Moment, in dem sie ihren Mund öffnet – höchstwahrscheinlich um ihn entweder zu verspotten oder zu beleidigen – drückt er ihr unsanft seine Lippen auf und schiebt seine Zunge genüsslich in ihren Mund. In dem Moment, in dem sie ihre Hände auf seinen Brustkorb legt, um ihn wegzustoßen, ergreift er sie – und lässt seinem Chakra freien Lauf. „Nein!“ Sie reißt ihren Mund von ihm los, aber ihre Hände bekommt sie nicht frei. Bis er sie loslässt und sie ihn in guter alter Manier ohrfeigt – mit einer Stärke, die sogar ihm den Kopf zur Seite dreht. „Ich hasse dich!“ Weil sie seine Nähe nicht ertragen kann, kann sie gar nicht schnell genug aus der Küche entkommen. Sie fühlt Tentens Blick auf sich, aber sie winkt die Bedenken ihrer Freundin ab. Die Auseinandersetzung mit Sasuke schafft es im Moment nicht einmal auf die Top-Ten ihrer Prioritätenliste. „Was denkst du?“ Sie tritt neben Tenten und folgt deren Blick zu Hinata, deren Position auf der Couch unverändert scheint. „Ich denke die Tatsache, dass ihr Herz noch schlägt, ist ein unheimlich gutes Zeichen. Sie kann es überstehen.“ Naruto sitzt regungslos auf dem Boden neben der Coach und hält Hinatas Hand immer noch fest in seiner und sein Gesichtsausdruck lässt Sakura für einen Moment um seinen Geisteszustand fürchten. Neji, der Tenten gegenüber am anderen Couchende gestanden hat, wendet sich leise an die rosahaarige Medic-nin. „Du hast gesagt, sie hatte schon einmal einen Herzstillstand. Wann ist das passiert?“ Sakura wechselt einen Blick mit Tenten, bevor sie antwortet. „Vor über vier Jahren.“ Aber dieser eine Blick hat Neji auch verraten, dass an dieser Geschichte mehr dran ist. „Und wie ist es passiert?“ Wieder sehen sich die beiden Frauen abschätzend an und dieses Mal verengt der Hyuuga augenblicklich misstrauisch die Augen. „Ich meine eine Achtzehnjährige hat im Normalfall nicht einfach so einen Herzstillstand.“ „Den hätte sie vielleicht auch nicht gehabt, wenn ihr Herz nicht vorher schon angeschlagen gewesen wäre.“ Das ist Sakuras Zorn, wenn sie sich in Enge getrieben fühlt. Sie spricht die Wahrheit aus und bereut es eine Sekunde später. Aber in diesem Moment hält sie nichts auf. „Wenn-“ „Sakura.“ Und dennoch hält sie für Tenten inne. Die braunhaarige Waffenexpertin verschränkt müde die Arme. „Es war die Geburt der Zwillinge.“ Das ist das eine Stichwort, das sogar Narutos Aufmerksamkeit zumindest teilweise von Hinata lenkt. „Wie?“ Aber dieses Mal schüttelt Tenten den Kopf. „Das will sie dir bestimmt selbst erzählen.“ Sakura jedoch weiß, dass Naruto das so nicht hinnehmen wird. Zumindest jetzt nicht. „Zu der Zeit ist bei uns so einiges schief gelaufen. Und es wäre vielleicht nicht so weit gekommen, wenn wir ein Krankenhaus gehabt hätten oder Tsunade. Aber es waren nur wir drei.“ Ihr wütendes Schnauben tut ihre Verachtung kund. „Ihr wisst das natürlich nicht, aber die Geburtstage unserer Kinder liegen nur vier Tage auseinander, obwohl-“ Sie sieht zu Tenten und diese beendet ihren Satz gleichmütig. „Obwohl ich gute zwei Wochen früher schwanger geworden bin. Sakura und Hinata haben mir geholfen Yuki zu entbinden und für zwei Tage war alles gut. Aber dann haben bei Hinata die Wehen eingesetzt – zwei Wochen zu früh.“ „Was bei Zwillingen nicht ungewöhnlich ist.“ Sakura fährt sich fahrig durch die Haare. „Aber die Bedingungen waren nicht unbedingt günstig. Kein Krankenhaus weit und breit und Hinata hätte außer mir und Tenten sowieso niemanden in den Raum gelassen. Niemand außer uns weiß, welcher Zwilling zuerst geboren wurde und kein Hyuuga wird es je erfahren.“ „Und weiter?“ Sakura sieht zu Neji und zuckt gespielt lässig mit den Schultern. „Letztendlich ist alles gut gegangen. Die Zwillinge wurden gesund geboren, ich habe Hinata wieder belebt, meine Wehen haben eingesetzt und ein paar Stunden später ist Yoru auf die Welt gekommen.“ „Yoru kam auch zu früh auf die Welt?“ Sakura blinzelt nicht einmal in Sasukes Richtung, aber weil sie weiß, dass der Bastard andernfalls niemals Ruhe geben wird, lässt sie sich zu einer Antwort herab. Oder zu so was ähnlichem. „Wie gesagt: Letztendlich ist alles gut gegangen.“ Aber jetzt weilt auch Naruto wieder unter ihnen. „Warum musste sie heute gegen Shinzo kämpfen? Sakura? Was hast du damit gemeint, als du sagtest, sie tut es für uns?“ „Genau das. Verdammt, wenn ihr drei nicht solche elenden Egoisten wärt, müsste ich euch keine Geschichtsstunde über die letzten fünf Jahre unseres Lebens geben! Wir kamen hierher, weil wir nicht wirklich eine andere Wahl hatten – herzlichen Dank auch dafür! Aber das hier ist ein Zufluchtsort für Hyuuga und aus Sicherheitsgründen werden Außenseiter nicht toleriert. Nur so konnte das Dorf jahrzehntelang geheim gehalten werden. Sie hätten Tenten geduldet, da ihr Kind zumindest zur Hälfte ein Hyuuga ist. Aber Yoru und ich haben hier nichts verloren.“ Neji füllt die Lücke. „Also hat Hinata ihren Platz als Oberhaupt eingefordert.“ Tenten nickt, obwohl es nicht wirklich eine Frage ist. „Da sie offensichtlich nicht kämpfen konnte, als wir hier ankamen, gab Shinzo ihr drei Monate nach der Geburt der Zwillinge.“ „Und drei Monate nachdem ihr Herz stehen geblieben ist, hat sie Shinzo fertig gemacht. Und seither jeden, der sie herausgefordert hat.“ Sakura kniet sich neben Naruto und hält ihre Hand über Hinatas Brust. Ihr Chakra leuchtet nicht auf, aber sie runzelt sichtlich überrascht die Stirn. Und weil Naruto direkt neben ihr sitzt, sieht er es. „Was ist los? Sakura?“ „Irgendetwas stimmt nicht!“ „Sakura!“ Naruto greift ängstlich nach ihrem Arm, aber Sakura schüttelt ihn unwirsch ab. „Verdammt, Naruto, ich weiß, dass du dir Sorgen machst, aber während der Zeit, die ich damit verschwende dir etwas zu erklären, was du ohnehin nicht verstehen kannst, kann ich Hinata nicht helfen. Neji, kannst du dir Hinatas Chakralinien ansehen?“ Tenten tritt synchron mit Neji einen Schritt näher an die Couch, während der Hyuuga sein Bluterbe aktiviert. Tenten, die für den Moment Neji statt Hinata ansieht, spürt erneut Übelkeit in sich aufsteigen, als sie sieht wie auch der sonst so beherrschte Clanberbe besorgt die Stirn runzelt. „Was siehst du?“ „Ihr Chakra es ist-“ „Weg?“, bietet Sakura an. „Nein, nicht weg. Es ist vorhanden, aber nicht einmal ansatzweise in dem Ausmaß, in dem es normalerweise bei einem Ninja präsent ist.“ „Was bedeutet das?“ Naruto starrt verzweifelt auf Hinatas Hand, die er in seiner hält wie einen Anker. Er bemerkt erst, als Sakura das Jutsu aufhebt und Hinatas Herzschlag nicht mehr im Raum zu hören ist, wie sehr er sich auf den Beweis konzentriert hat, dass ihr Herz noch schlägt. Er dreht sich zu seiner Teamkameradin, aber diese steht auf, bevor er den Mund aufmachen kann. „Ich weiß es nicht. Noch mehr Komplikationen vermutlich. Aber im Moment ist es das Beste, was uns passieren konnte. Was auch immer diese Chakrareduktion bewirkt hat – weniger Chakra bedeutet weniger Belastung für ihr Herz. Im Moment ist es egal, wie es passiert ist – es hat vermutlich ihr Leben gerettet.“ Tenten tritt hektisch neben Sakura und greift unsicher nach dem Arm ihrer Freundin. „Bedeutet das-“ Sakrua nickt. „Sie ist überm Berg. Sie wird es überleben.“ Tenten zieht die junge Medic-nin stürmisch in eine feste Umarmung und vor Erleichterung zittert ihr ganzer Körper. „Gott, ich kann nicht glauben, dass ich das sage, aber wir werden langsam echt zu alt für diesen Scheiß!“ Sakura löst sich lachend von ihr. „Ich brauch jetzt was zum trinken. Noch irgendwer?“ Tenten und Neji heben beide die Hand und Sakura bemerkt ihren Fehler erst, als jemand hinter ihr in die Küche tritt. Aber dieses Mal ist es nicht Sasuke, der ihr folgt, sondern Naruto. „Sakura-“ Sie dreht sich impulsiv um und umarmt ihren besten Freund. Sie hat ihn nicht umarmt, als er nach fünf Jahren von seiner Mission zurückgekommen ist, aber jetzt schlingt sie fest beide Arme um ihn und hält ihn in einer beruhigenden Umarmung. „Sie wird wieder gesund, ich verspreche es! Wir werden sie nicht verlieren!“ „Ich kann nicht – ich habe sie doch gerade erst zurückbekommen!“ Sie hält ihn noch ein wenig fester. „Ich weiß. Aber du verlierst sie nicht.“ „Saku?“ „Mhm?“ „Es tut mir leid! Ich weiß, ich habe dich auch verlassen und nach allem was Sasuke getan hat- Nein, um den Teme geht es gar nicht. Nachdem wir ihn verloren haben, habe ich dir versprochen immer für dich da zu sein. Und das habe ich nicht gehalten. Und das tut mir unendlich leid!“ „Es ist gut.“ Es wird dauern, bis ihre Freundschaft sich ganz davon erholt hat, aber sie vergibt ihm. Bei Naruto ist es einfach. Naruto hat ihr nicht das Herz gebrochen. „Sakura!“ Es ist Tenten und sie sind beide in einem Wimpernschlag wieder im Wohnzimmer. „Ich glaube, sie wacht auf!“ Sakura kniet sofort nahe Tenten neben der Couch, eine Hand an Hinatas Handgelenk, die andere über ihrem Herzen. Aber noch bevor Sakura ihr Chakra aktiviert, durchbricht Hinatas Stimme die plötzliche Stille. Leise und atemlos, aber da. „Ja, ich lebe noch.“ Dann schlägt sie die Augen auf und sie sind hell und warm und Hinata. Naruto schlägt überwältigt eine zitternde Hand vor den Mund und zum ersten Mal an diesem Abend muss er sich von ihr abwenden, um nicht die Fassung zu verlieren. Sakura nimmt ihre Hand von Hinatas Brustkorb und lässt vorsichtig zu, dass sich die junge Clanerbin langsam aufsetzt. Weder Tenten noch Sakura machen Anstalten ihr zu helfen, aber sobald Hinata sitzt, rutschen sie links und rechts neben sie auf die Couch. Tsunades ehemalige Schülerin greift augenblicklich wieder nach einem ihrer Handgelenk, um ihren Puls erneut zu messen. „Weißt du noch, was passiert ist?“ Die hübsche Clanerbin ringt sich ein müdes Lächeln ab. „Du meinst die allergische Reaktion, die Shinzos Chakra mit den Restbeständen des Giftes in meinem Körper ausgelöst hat? Und die Auswirkungen, die das auf mein Herz hatte? Oh ja, ich erinnere mich. Hab ich irgendwas signifikantes verpasst, während ich bewusstlos war? Die Kinder sind nicht aufgewacht, oder?“ Tenten legt ihr die Hand auf die Schulter, mehr um sich selbst zu beruhigen als Hinata. „Nein, sie haben nichts gemerkt.“ „Gut, was ist es dann? Sakura?“ „Dein Herzschlag war zeitweise kritisch schwach, aber es ist nicht stehen geblieben.“ Das was-wäre-wenn steht unausgesprochen im Raum und Hinata ist sich sehr wohl bewusst, dass Naruto sie immer noch nicht ansieht. Aber das steht im Moment nicht an erster Stelle. „Sakura, spuck das aber aus.“ Die talentierte Medic-nin seufzt verdrießlich, weil was hat sie erwartet? Auch ohne einsatzbereite Byakugan ist es immer noch Hinata. „Irgendetwas stimmt mit deinem Chakra nicht.“ Aber die junge Hyuuga nickt nur und bei ihren nächsten Worten sieht auch Naruto auf. „Ich weiß. Ich habe es kurz geschlossen.“ Neji lässt sich gegenüber von den Frauen auf einen Sessel fallen. „Du hast dein Chakra kurz geschlossen?“ „Neji, ich liebe dich und weil ich weiß wohin das führt, werde ich es nur einmal sagen: Es hat einen Grund, warum so gut wie niemand im ganzen Hyuuga-Clan je von dieser Technik gehört hat, dich – bei all deinem Ehrgeiz – eingeschlossen. Als ich über diese Technik gelesen habe, habe ich noch gedacht, dass ich das nie anwenden würde. Und ich hätte es nicht getan, wenn ich eine andere Möglichkeit gesehen hätte.“ „Woher weißt du davon?“ Aber Zynismus an Hinata ist neu. „Oh, das Oberhaupt dieses Clans zu sein hat unheimlich viele Vorteile.“ Neji beschließt das mal so stehen zu lassen, aber das heißt nicht, dass er keine anderen Fragen hat. „Hast du eine Ahnung wie lange es dauern wird, bis sich dein Chakra davon erholt?“ Aber ganz offensichtlich steht seiner Cousine nicht der Sinn nach seiner Fragestunde. „Wir werden sehen.“ Tenten erhebt sich und bedeutet Neji stumm es ihr gleich zu tun. Sie führt die Männer in das Wohnzimmer, in dem sie die letzten Nächste verbracht haben. „Wir sollten alle versuchen noch ein paar Stunden zu schlafen. Alles nicht akut lebensbedrohliche können wir auch morgen noch klären.“ Sogar Neji und Sasuke nicken in stummer Akzeptanz. Aber Tenten greift nach Narutos Ärmel und zieht ihn mit sich zurück aus dem Raum. „Du warst nicht gemeint.“ ~ Sobald Tenten die Männer aus dem Raum geführt hat, dreht Sakura sich zu Hinata. „Wie schlimm sind deine Schmerzen?“ Hinata dankt ihr stumm, dass sie mit dieser Frage gewartet hat, bis sich Naruto nicht mehr in ihrer direkten Hörweite befindet. „Mein ganzer Körper steht in Flammen und ich spüre jeden Herzschlag.“ Sakura erhebt sich mit einem Nicken. „Ich mach dir einen Tee.“ Ihre zierliche Gestalt verschwindet im selben Moment in der Küche, in dem Tenten mit Naruto zurückkommt. Hinata streckt die Hand nach ihrer ältesten Freundin aus und diese folgt ihr bereitwillig in eine feste Umarmung. Naruto kann die geflüsterten Worte der beiden Frauen nicht verstehen, aber er sieht die Handbewegung mit der Hinata Tenten über die Wange fährt, bevor diese sich erhebt und im Schlafzimmer verschwindet. Dann sieht sie ihn an. „Naruto.“ Als sie aufsteht, langsam und – obwohl er es ihr nicht nachweisen kann – mit Schmerzen, und Anstalten macht auf ihn zuzugehen, wacht er endlich auf. Er ist in einer Millisekunde bei ihr und reißt sie in seine Arme. Er kann das Zittern seines Körpers nicht vor ihr verbergen, aber sie hält ihn nur fester. „Ich dachte für einen Moment ich verliere dich! Als Sakura gesagt hat, dass sie dich nicht wiederbeleben kann, wenn dein Herz stehen bleibt– und ich kann nicht! Ich hatte dich einen Tag und ich habe dich nach fünf Jahren gerade erst zurückbekommen. Und ich weiß, das ist allein meine Schuld, aber ich kann-“, er hebt den Kopf von ihrer Schulter und sieht sie mit einem verzweifelten Gesichtsausdruck an, den sie so noch nie an ihm gesehen hat. „Ich kann dich nicht verlieren!“ „Das wirst du nicht!“ Hinata streckt sich trotz ihrer beachtlichen Schmerzen auf die Zehenspitzen, nimmt sein Gesicht zärtlich in beide Hände und zieht ihn kompromisslos zu sich herunter, bis seine Lippen auf ihren liegen. Sie will ihn bei sich halten, solange sie kann. Aber das Rasen ihres Herzens, das nach fünf Jahren immer noch fest an seine Nähe gebunden ist, ist heute zu schmerzhaft. Sakuras Rückkehr gibt ihr einen glaubwürdigen Grund sich von ihm zu lösen. „Kannst du mich einen Moment mit Sakura allein lassen?“ Naruto nickt nur, küsst sie zärtlich auf die Stirn und tritt durch die gläserne Schiebetür hinaus auf die Terrasse. Hinata lässt sich zurück auf die Couch sinken und klopft müde auf die Fläche neben sich. Tsunades ehemalige Schülerin sinkt wortlos auf das Polster und lehnt ihren Kopf in jahrelangem Vertrauen an Hinatas Schulter, während diese tröstend einen Arm um sie legt. „Was hat er getan?“ Sakura holt tief Luft, aber ihre Stimme zittert trotzdem. „Er hat mir sein Chakra aufgezwungen. Als würde es nicht reichen, dass mir seine bloße Anwesenheit unter die Haut geht, nein – er muss mir auch noch im wahrsten Sinne des Wortes unter die Haut gehen! Wo ich ihn nicht wegwaschen kann! Wo ich ihm nicht entkommen kann! Egal, was ich auch mache, ich kann ihm nicht entkommen!“ „Ich würde anbieten es dir abzunehmen, aber das ist mir im Moment leider nicht möglich.“ „Ist schon gut. Ich werds überleben – wie immer.“ „Ich weiß, du brauchst nicht noch einen Grund mehr, um wütend auf ihn zu sein und wenn du willst halte ich bis morgen den Mund.“ Aber Sakura sieht sofort auf. „Nein, was ist es?“ Hinata sieht durch die Scheibe, wo sie Narutos Umriss auch ohne Byakugan sofort ausmachen kann. „Wir müssen sie fragen, wann sie nach Konoha zurückkehren.“ Sakura setzt sich auf und folgt Hinatas Blick, nicht ohne kurz auf die Tür zu sehen, die sie von Sasuke und Neji trennt. „Aber deswegen machst du dir keine Sorgen.“ Die Art wie Hinata sich auf die Unterlippe beißt, sagt ihr, dass sie es eigentlich gar nicht wissen will. „Ich glaube, dass sie wollen, dass wir mit ihnen zurückgehen.“ Weil sie weiß, dass Hinatas glauben anderer Leute wissen ist, ringt Sakura schon wieder mit diesem lodernden Zorn, den sie in der Regeln nur einem verdankt. „Wenn das wahr ist, bring ich den Bastard vielleicht doch noch um!“ Hinata legt beruhigend den Arm um sie und zieht sie zurück gegen die Couchlehne. „Gib mir bis morgen. Ich habe so eine Ahnung, dass ich für dieses Gespräch mein Chakra brauchen werde.“ „Bist du dir sicher, dass du dich bis morgen wieder soweit erholt hast?“ „Ich weiß, dass eine Nacht ohne Chakra schlimm genug ist.“ Und mehr können sie sich nicht leisten, aber das sagt sie nicht. Sakura sieht erneut abschätzend nach draußen. „Was ist mit Naruto?“ Hinata seufzt. „Ich fürchte nach dem heutigen Abend wird er eher Sasuke zustimmen. Außerdem kennt Naruto meinen Vater nicht wirklich. Neji dürfte am leichtesten umzustimmen sein. Andererseits ist sein Ego ebenso groß, dass er den anderen nicht widersprechen wird, wenn Sasuke davon anfängt, dass sie uns doch beschützen können.“ Sakura schnaubt sich voller Verachtung durch die Tonleiter. „Was für ein Glück, dass wir weder ihren Segen noch ihre Erlaubnis brauchen.“ Hinatas Lächeln ist nicht nur beschwichtigend. „Besser?“ Sakura grinst. „Oh, du weißt doch, zu planen, wie ich ihm eins auswischen kann, hilft mir immer.“ Sie zwinkert und steht auf. „Hol ihn rein, bevor er da draußen festfriert. Ich kann bis morgen warten.“ In dem subtilen Versuch Hinata zu schonen macht sie den Umweg zum Fenster, klopft dagegen und nickt Naruto zu. Er ist schon im Raum, bevor Sakura die Schlafzimmertür ganz hinter sich geschlossen hat. Während Hinata beobachtet, wie Naruto den Raum durchquert, erwägt sie aufzustehen. Aber dann – wem versucht sie hier etwas vorzumachen? Sie kämpft im Moment schon darum nur die Augen aufzuhalten. Also begnügt sie sich damit den Kopf in den Nacken zu legen, um zu ihm aufzusehen. „Ich weiß, ich war es, die reden wollte, aber wenn es dir nichts ausmacht, würde ich das gerne auf morgen verschieben.“ Seine Antwort ist wortlos. Er legt ihr zärtlich eine Hand in den Nacken, senkt den Kopf und küsst sie. Und sie nimmt die Schmerzen gerne hin. „Kannst du bitte die Couch ausklappen?“ Er zieht grinsend eine Augenbraue in die Höhe, kommt ihrer Bitte aber kommentarlos nach. Sie steht nicht auf und gesteht ihre Schwäche damit stumm ein. Sie hat keinen Grund ihm etwas vorzumachen. Sobald er die kleine Klappcouch ausgebreitet hat, lässt sie sich zurückfallen und streckt stumm die Hand nach ihm aus. Er umschließt ihre Finger vorsichtiger als sonst und steigt geschickt über sie auf die Couch. Sie brauchen keine Worte. Er schlingt schützend beide Arme um sie und zieht sie so nah wie möglich an sich. Und die Panik, die mit dem temporären Verlust ihres Chakras verbunden ist, schwindet automatisch. In den letzten fünf Jahren hat sie sich keine Sekunde erlaubt in ihrer Wachsamkeit nachzulassen und alles was es von ihm braucht ist eine Umarmung und alle Anspannung fällt von ihr ab. Aber dann hat sie sich auch vor seinem Verschwinden nur in dieser einen Nacht wirklich sicher gefühlt, wo er ihr nicht von der Seite gewichen ist. Sie schließt vollkommen entkräftet die Augen. „Ich liebe dich“, und schläft schon, bevor er ihr dieselben Worte ins Ohr flüstert. Mit ihrem lebendigen Herzschlag unter den Fingern, findet auch er für diese Nacht endlich Ruhe. . . . Sie ist noch nie neben ihm aufgewacht. Das letzte mal sind ihnen fünf Jahre dazwischen gekommen. Seine lockere Umarmung um ihre Hüfte wird enger und verrät ihr, dass er wach ist, lange bevor er spricht. „Daran könnte ich mich gewöhnen.“ Hinata schließt lächelnd noch einmal die Augen. „Ja, aber unsere Kinder wachen bald auf. Und ich brauche vorher ganz dringend eine Dusche.“ Die Art, wie Naruto sie über ihre Schulter gewohnt übermütig angrinst, verrät ihr, dass das die falsche Antwort war. „Willst du, dass ich mitkomme?“ So schnell verschwinden fünf Jahre und sie findet sich einmal mehr an dem Punkt wieder, wo sie zu sehr mit ihrem aufgeregten Herzrasen und dieser grässlichen Röte zu kämpfen hat, um eine anständige Antwort formulieren zu können. „Naruto.“ Ihr Flüstern geht beinahe in einem lauten Keuchen unter, als er eine Hand auf ihren Bauch legt, seinen Daumen unter ihr T-Shirt schiebt und anfängt kleine Kreise auf ihrer nackten Haut zu ziehen. Er beugt sich vor und küsst sie auf die nackte Haut an ihrem Schlüsselbein. „Geh. Aber ich werde dich heute Abend daran erinnern, wo wir stehen geblieben sind.“ Die Selbstverständlichkeit mit der er sie berührt, gibt ihr das Selbstvertrauen dasselbe zu tun. Sie schiebt eine Hand in seine Haare und küsst ihn verheißungsvoll, bevor sie elegant von der Couch rutscht und in einem Wimpernschlag in dem Badezimmer unter ihrem Dachstuhl verschwindet. ~ Hinata steigt gerade aus der Dusche, als sich die Luke zu ihrem Schlafzimmer öffnet und sowohl Sakura als auch Tenten geschickt in das Badezimmer klettern. „Guten Morgen.“ Sakura tritt mit einem erwiderten Gruß neben Hinata und hält stumm die Hand über ihr Herz. Und Tenten ist direkt neben ihr. „Wie sieht´s aus?“ „Besser als zu erwarten war. Aber Hinata-“ „Ich weiß: Nach Möglichkeit keine weitere Überbeanspruchung.“ Tenten seufzt. „Was ist mit deinem Chakra?“ Hinatas stumme Antwort ist der gewaltige Chakrastoß, den sie durch ihren Körper jagt, indem sie ihr Bluterbe aktiviert. Für Sakura ist das Antwort genug und sie steigt ohne einen weiteren Kommentar summend unter die Dusche. Aber Tentens mangelnde Begeisterung steht ihr ins Gesicht geschrieben. „Sakura hat mir erzählt, worüber ihr gestern Abend noch gesprochen habt.“ „Und du bist anderer Meinung?“ „Ich habe gestern nur zugelassen, dass du dich Shinzo gestellt hast, weil es unausweichlich war. Aber diese Konfrontation kann gut noch bis morgen warten.“ Hinata dreht sich um und umarmt ihre perplexe Freundin, die sichtlich mit einer anderen Reaktion gerechnet hat. „Natürlich.“ Während Tenten noch verdutzt blinzelt, verschwindet Hinata lautlos durch die Luke ins Schlafzimmer. „Was war das denn?“ Von Sakura kommt nur ein „Sie ist verliebt!“, als würde das alles erklären. * Naruto ist gerade aufgestanden und hat die Couch in ihren Originalzustand zurückversetzt, als das Klicken der Tür ihn veranlasst sich zu seinen beiden Teamkameraden umzudrehen. „Ist das Hinatas Chakra?“ Es ist schierer Unglaube, der Neji veranlasst etwas als Frage zu formulieren, was er selbst am Besten weiß. Aber Naruto bestätigt es dennoch mit einem Grinsen. „Ja.“ In diesem Moment öffnet sich die Schlafzimmertür und Minato und Yoru stürmen lachend in das Zimmer, Hinata direkt hinter ihnen. Die beiden Jungen kommen schlitternd zum Stehen und drehen sich synchron zu Hinata um, die grinsend die Arme verschränkt. Hinter ihren Beinen tauchen jetzt auch die Mädchen auf, gerade als Yoru und Minato sich ein Zeichen geben und letzter sich aufgeregt an seine Mutter wendet. „Mama?“ Hinata zieht in einer stummen Frage eine Augenbraue in die Höhe. Aber die Vertrautheit der Situation verrät den Männern, dass zumindest ihr längst klar ist, was die Kinder vorhaben. Vor allem, weil Minato sichtlich ungeduldig zappelt, während er seine nächsten Worte ausspricht. „Du kriegst uns nicht!“ Seine Mutter schmunzelt fröhlich. „Ist das so?“ Die vier Kinder nicken einstimmig und die beiden Mädchen entfernen sich bereits von ihr, während Hinata langsam in die Hocke geht. „Wenn das so ist, solltet ihr besser anfangen zu laufen – JETZT!“ Die Kinder streben lachend und kreischend verschiedene Richtungen an, während Hinata gemächlich ihre Verfolgung aufnimmt. Yoru ist der Erste, der von zwei Händen umschlossen wird und unter lautem Quietschen in die Luft gehoben wird. Seine Mutter ist hinter ihn getreten, ohne dass er es gemerkt hat. „Mama!“ Sasuke hat sich in der Sekunde zu ihr umgedreht, in der Sakura im Raum aufgetaucht ist. Und gerade kann er sehen, wie ein Grinsen das Gesicht seines Sohnes verzerrt, das er in diesem Ausmaß bisher nur bei seinem besten Freund gesehen hat. Das hat er definitiv nicht von ihm. „Das ist unfair, Mama!“ In Sakuras Augen funkelt ein Schalk, den er seit fünf Jahren nicht mehr gesehen hat. „Unfair, huh? Mein Sohn, du weißt noch nicht, was unfair ist.“ Sie hält ihn mit einer Hand in der Luft und kitzelt ihn mit der anderen, bis er unter seinem aufgekratzten Lachen fast keine Luft mehr bekommt. Minato ist der nächste, der seiner Mutter in die Hände fällt. Auch er beschwert sich, aber seine Mutter küsst ihn auf beide Wangen und setzt ihn ab. „Geh und hilf deiner Tante und Yoru in der Küche. Ich muss deine Schwester einfangen.“ Während Sakura sich jeweils einen lachenden Jungen unter den Arm klemmt und in der Küche verschwindet, Sasuke beschließt einmal mehr sein Leben zu riskieren und ihr zu folgen, dreht Hinata sich zur Terrasse um. Natürlich ist ihr nicht entgangen, dass ihre Tochter nach draußen entkommen ist. Tenten dagegen folgt Yuki in das Zimmer, in dem die Männer schlafen. Und Neji und Naruto können beide nicht anders, als ihnen zu folgen. Yuki flieht kreischend in den nächsten Raum, als sie ihre Mutter sieht. Aber bevor Tenten ihr mit einem Lächeln folgen kann, dreht sich der Raum plötzlich vor ihren Augen und das nächste was sie weiß ist, dass ihr ganzer Rücken gegen Neji lehnt und seine Arme um ihre Hüfte das einzige sind, was sie aufrecht hält. „Was hast du?“ „Nichts!“ Sie will sich gewohnt starrsinnig von ihm lösen, aber er lässt sie nicht. Tenten hält angespannt die Luft an, als er mit seinen Fingern provozierend über ihre Seite streicht. Sein warmer Atem streift mit jedem seiner Worte ihre Wange, weil er den Kopf so weit über ihre Schulter beugt und ihr verräterischer Körper zittert spürbar unter der Vertrautheit mit der er sie im Arm hält. „Ich kann deine Rippen durch deine Kleidung fühlen, Ten. Und ich sehe auch, wie du dich um Hinata sorgst. Und ich weiß, du vertraust mir im Moment nicht. Aber deswegen werde ich nicht zusehen, wie du dich unter all deinen Sorgen aufarbeitest.“ Sie kann nicht anders. Für einen Moment erlaubt sie sich die Schwäche einzugestehen und ihren Kopf erschöpft an seine Schulter zu lehnen und sich zum ersten Mal seit fünf Jahren auf seine Stärke zu verlassen. Sie war beinahe ihr ganzes Leben lang allein und bevor Neji in ihr Leben getreten ist, hat sie die feste Meinung vertreten nichts und niemanden zu brauchen. Und dann ist dieser sture, arrogante, schicksalsbesessene Macho an ihrer Seite aufgetaucht und hat sich in ihrem Herzen eingenistet, ohne sie um Erlaubnis zu fragen. In einer seltenen Sentimentalität hat er ihr einmal gesagt, dass sie einander beigebracht hätten, zu lieben. Und in vielerlei Hinsicht war das wahr. Ihre Erinnerungen an ihre Eltern waren mit der Zeit schmerzhaft verblasst und von der Naivität eines Kindes gefärbt. Auch wenn sie in Hinata, Lee und den anderen Mädchen treue Freunde gefunden hat, hat sie ihr Herz dennoch immer mit einer unsichtbaren Mauer geschützt. Ihr ist lange Zeit nicht einmal bewusst gewesen, wie ähnlich sie und Neji sich in dieser Hinsicht waren, bis er es ihr einmal in seiner unerträglichen, besserwisserischen Art an den Kopf geworfen hat. Er ist der Einzige, den sie je auf diese Art geliebt hat. Auf diese verzerrende, sengende, lodernde, maßlose, verzweifelte Art und Weise. Unter seinen Berührungen hat sie zum ersten Mal erkannt, dass es einen entscheidenden Unterschied gibt, zwischen am Leben sein und wirklich zu leben. Er hat ihr gezeigt, was wirkliche Leidenschaft bedeutet. Was für ein unbeschreibliches Gefühl es ist Tag für Tag neben jemandem aufzuwachen, mit der Gewissheit, dass man nicht länger allein ist. Wie es ist, jemanden zu vermissen, obwohl er vor fünf Minuten noch da war. Was es bedeutet, jemanden mehr zu lieben, als das eigene Leben. Aber genau aus diesem Grund ist sie auch immer noch so maßlos wütend auf ihn. Darauf, dass er sie im Stich gelassen hat, nachdem er sie glauben gemacht hat, dass er immer für sie da sein würde. Nachdem er sie dazu gebracht hat ihm ihr Herz zu öffnen. Als er sie verlassen hat, wäre sie beinahe daran zerbrochen. Sie, die nichts aus der Fassung bringt und die schon so viel ertragen hat. Es ist ihre eigene Schwäche, die sie ihm nicht verzeihen kann. Plötzlich schnürt ihr die Vertrautheit seiner Nähe die Luft ab und sie macht sich panisch von ihm los und stolpert hektisch aus dem Raum, um zu verhindern, dass er sie noch mal aufhält. Aber im Moment zerreißt sie ihr innerer Tumult beinahe. Denn ihr pochendes Herz zieht schmerzhaft an ihr, fast so, als wollte es sie mit aller Macht dazu bewegen umzudrehen. Es ist ihr Verstand, der ihr energisch zuflüstert, dass sie Abstand braucht. Dass sie ihr dummes Herz beschützen muss. Doch gleichzeitig ahnt sie untrüglich, dass ihr das nicht mehr lange helfen wird. Denn ihr Verstand war noch nie besonders durchsetzungsstark, wenn es um ihre Gefühle für diesen Mann ging. . . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)