Danger von Maya (-Only One Shot-) ================================================================================ Kapitel 8: ----------- Hallo ^^ Nach erneut langer Wartezeit bin ich mit dem nächsten Kapitel zurück! Es tut mir wirklich leid, dass es bei Danger immer etwas länger dauert, bis ein neues Kapitel fertig ist... Im Gegensatz zu PYT oder PWT brauche ich hier gewöhnlich beim Schreiben länger, was einfach an der Story liegt. Noch dazu kommt der Zeitmangel... Ich habe nun allerdings Semesterferien und versuche in der Zeit etwas aufzuholen, sodass das nächste Update hoffentlich nicht wieder so lange auf sich warten lässt ^^° Danger -Only One Shot- Kapitel 8 Teil: 9/? Warning: Alcohol/Drug Abuse, Violence, Sex (Yaoi), Sexual Abuse, Self-harm, Eating Disorder... Rating: PG18/MA (bei Warning aufgelistete Dinge werden z.T. später sehr grafisch dargestellt) Personen: Jung Daehyun & Yoo Youngjae (B.A.P), Jeon Junggeun & Ju Youngwoong (Seulchan & Roi, TARGET), Kim Taehyung & Kim Seokjin (V & Jin, BTS), Yang Seungho (MBLAQ), Kim Rokhyun (100%) Pairings: zu Beginn noch keines, später Rap Monster x V und Yongguk x Daehyun Disclaimer: Keiner der hier erwähnten Musiker gehört mir und ich verdiene kein Geld hiermit Viel Spaß beim Lesen! Maya Mitte Juli 2015, Seoul Hauptbahnhof Hustend schleppte sich Daehyun durch den Bahnhof. Es war ein trockener Husten und seine gereizte Lunge schmerzte mit jeder Sekunde mehr, während er Richtung Schließraum stolperte. Schon seit einigen Tagen plagten ihn die typischen Kopf- und Gliederschmerzen einer Grippe, er fühlte sich matt und abgeschlagen und jeder Hustenanfall kostete ihn erstaunlich viel Kraft. Er vermutete, dass er auch Fieber hatte, genau wie an dem Tag, an dem er in Seoul aus dem Zug gestiegen war. Seit über drei Monaten hauste er nun in dem Schließraum des Bahnhofs und er hatte schon das ein oder andere Wehwehchen gehabt – vor allem nach besonders kalten Nächten – doch war er nie wirklich krank gewesen wie jetzt. Er schwitzte im sommerlichen Wetter und zugleich war ihm kalt, sodass er seine Jeansjacke fester um seinen dünnen Körper schloss. Er hatte in den letzten Monaten abgenommen, sie alle hatten das. Die letzten Wochen waren weiterhin schlecht gelaufen. Pendler und Passanten gaben kaum mehr 1000 Won heraus, Urlauber waren von der ganz geizigen Sorte und Touristen machten erschrocken einen großen Bogen um die schnorrenden Jugendlichen. Und seit Daehyun krank war, lief es noch schlechter; wahrscheinlich fürchteten sich seine Mitmenschen davor, sich bei ihm anzustecken. Vielleicht dachten sie auch, dass er ein heruntergekommener Junkie war und ekelten sich vor ihm. Erschöpft erreichte er schließlich seinen Schlafplatz und ließ sich darauf sinken. Seufzend legte er sich auf den Rücken und schloss die Augen. Selbst seine Augenlider taten weh und es war anstrengend sie offen zu halten, sodass ihn eine ungemeine Erleichterung überkam, kaum dass ihn Dunkelheit umgab und seine Augen endlich wieder ruhen konnten. Seine Glieder fühlten sich an wie Blei, doch jetzt im Liegen ließen die Schmerzen nach und er seufzte erleichtert, bevor er abermals husten musste und sein Oberkörper krampfte. „Hier.“ Daehyun schreckte hoch. Er hatte nicht bemerkt, dass außer ihm noch jemand im Schließraum war. Youngjae hockte neben ihm und reichte ihm seine Wasserflasche, doch er winkte ab. „Ich will dich nicht anstecken“, nuschelte er und setzte sich auf. Erst jetzt sah er, dass außer Youngjae auch noch Seulchan anwesend war; Noah war schon seit einiger Zeit nicht mehr aufgetaucht und Kyungsoo kam meist erst zu Einbruch der Nacht. Youngjae lächelte. „Wir schlafen nebeneinander, da macht ein bisschen Speichelaustausch wohl auch nichts mehr.“ Die Jungen blinzelten einen Moment irritiert, dann lachten sie los und Youngjae hob abwehrend die Hände. „So war das nicht gemeint!“, versuchte er sich herauszureden, doch seine Proteste gingen in Seulchans Lachen und Daehyuns nächstem Hustenanfall unter. Letzterer gab schließlich nach und trank zügig einige Schlucke. Er seufzte erleichtert, als das kühle Nass das penetrante Kratzen im Hals etwas milderte. Er warf Youngjae einen dankbaren Blick zu und dieser strich ihm eine Strähne zur Seite, legte seine Hand auf die Stirn und verharrte einen Augenblick in dieser Position. Youngjaes Finger auf seiner Haut fühlten sich angenehm kühl an und er schloss die Augen, lehnte sich ein wenig in die Berührung. „Du bist immer noch ganz heiß. Du hättest heute Morgen liegen bleiben und nicht herumlaufen sollen.“ Ehe Daehyun etwas darauf erwidern konnte, tauchten Taehyung und Roi im Schließraum auf. Roi hatte zwei große Tüten vom Bäcker in der Hand und grinste von einem Ohr zum anderen. „Wir haben was mitgebracht!“, jubelte er und gewann die Aufmerksamkeit aller Anwesenden, „Lecker Gebäck!“ Seulchan hob verwundert eine Augenbraue, als er von dem Jüngeren eine Tüte in die Hand gedrückt bekam und einen Blick hinein warf. Mit der zweiten Tüte ließ sich Roi neben Daehyun nieder und sah ihn besorgt an. „Hyung, bist du immer noch krank?“ Auch er legte ihm die Hand auf die Stirn und der Ältere musste lächeln. „Es geht schon“, wimmelte er ab, doch Roi sah skeptisch drein. „Hier“, meinte er und öffnete die braune Tüte, „Für dich haben wir extra einen Schokomuffin und ein Stück Käsekuchen geholt.“ Gerührt, aber auch neugierig, beugte Daehyun sich etwas vor und versuchte einen Blick in die Tüte zu erhaschen. Er staunte, als er die Brötchen und Teigtaschen entdeckte. „Wo habt ihr das alles her?“ Da mischte sich Taehyung ein, der bislang einfach nur dagestanden und zugesehen hatte. „Vom Bäcker, woher denn sonst“, antwortete er und kam näher. Daehyun sah auf und betrachtete den Jüngeren. So wie sie alle, war er schmaler geworden und seine Hose saß locker auf seinen Hüften. Seine Augen wirkten müde; sie huschten nicht mehr fahrig von links nach rechts wie bei einem gehetzten Tier und generell war Taehyung sehr viel ruhiger geworden. Auf beunruhigende Weise. „Keine Sorge, ich hab's bezahlt“, setzte er noch hinterher und griff in seine Jackentasche. Daehyun kam aus dem Staunen beinahe nicht mehr raus, als der Jüngere ihm eine Packung Paracetamol entgegen streckte. Verwirrt bedankte er sich und schluckte zwei Tabletten mit etwas Wasser herunter, ehe er sich zusammen mit Roi über den mitgebrachten Käsekuchen und die Muffins hermachte. Aus den Augenwinkeln beobachtete er dabei weiterhin Taehyung, der sich auf seinen eigenen Schlafplatz hatte sinken lassen und selber nichts aß. Daehyun war nicht dumm und konnte sich erklären, woher der plötzliche Wandel kam. In den letzten zwei oder drei Wochen war Taehyung häufig nachts davongeschlichen und seitdem hatte er immer einen ordentlichen Vorrat an Pillen, mit denen er sich beinahe laufend zudröhnte. Es gab zwei Möglichkeiten, wie der Junge so schnell an so viel Geld gekommen sein könnte: Einbruchdiebstähle oder... Prostitution. Und Daehyun befürchtete letzteres. Es war kurz vor Mitternacht und der Schließraum war erfüllt vom sanften Atmen der Schlafenden, als Daehyun mitbekam wie Taehyung sich erhob, eine Pille nachwarf und sich davon schlich. Er richtete sich etwas auf, sah ihm nach und überlegte, ob er ihm hinterher gehen sollte, da hustete er wieder und tastete nach seiner Wasserflasche. Nach einigen Schlucken seufzte Daehyun erschlagen. Youngjae, der neben ihm geschlafen hatte, zog ihn zurück auf die Decke und legte einen Arm um ihn. „Was's los?“, nuschelte er mit geschlossenen Augen und schnaufte müde gegen die Haut des anderen, während er sich näher an ihn kuschelte. Daehyun ließ es zu und zog sein Zudeck höher, da er wieder fröstelte und bereits eine Gänsehaut bekam. „Taehyung ist weg“, antwortete er leise, um die anderen im Raum nicht zu wecken. Youngjae öffnete die Augen einen Spalt und blinzelte gegen die Dunkelheit an. „Schon wieder?“ „Ich mach mir Sorgen, Youngjae...“ Sein Nebenmann schwieg einige Sekunden, dann strich er ihm mitfühlend über den Handrücken. „Ich weiß. Ich... Ich will jetzt nicht gefühllos erscheinen oder so, aber... Mach dir nicht zu viele Gedanken um andere.“ Überrascht weitete Daehyun die Augen und versuchte das Gesicht des anderen auszumachen. Ein Ausdruck von Ernst, aber auch Bedauern, lag auf ihm. „Aber- Taehyung-“ „Ich weiß“, unterbrach Youngjae ihn und wiederholte seine Worte, „Ich mach mir auch Sorgen, wirklich, um jeden einzelnen hier – aber es gibt nun mal nichts, was ich tun könnte. Was du tun könntest. Verstehst du? Taehyung ist schon so lange auf der Straße, er ist ein Überlebenskünstler. Er trifft seine eigenen Entscheidungen und lässt sich da nicht reinreden, ob ich das nun gut finde oder nicht. Was meinst du, wie oft ich zu Anfang noch versucht habe, ihn daran zu hindern, sich diese ganzen Pillen einzuwerfen?“ Wieder einmal wurde Daehyun klar, wie wenig er eigentlich über die anderen Jugendlichen hier wusste. „Und ihr habt schließlich auch nicht auf mich gehört, als ich euch von dem Einbruch mit Jooheon abhalten wollte“, setzte Youngjae noch hinterher und Daehyun bekam ein schlechtes Gewissen. Das Foto von dem Pärchen mit dem Baby befand sich noch immer in seiner Tasche, obwohl er es schon längst hatte zurückbringen wollen. Dann musterte er nachdenklich die sanften Augen seines Gegenübers. Was Youngjae wohl für eine Familie hatte? Keiner hier sprach jemals darüber, warum er von Zuhause weggelaufen war und das Leben auf der Straße vorzog. Was hatte Taehyung durchgemacht, dass er bereits seit über zwei Jahren hier war, sich mit Medikamenten betäubte und nun schließlich auf dem Strich gelandet war? „Youngjae“, hauchte er und zögerte noch einen Moment, ehe er den Mut fand weiterzusprechen, „Warum bist du hier?“ Der andere schien kurz vor der Frage zurückzuschrecken, doch dann seufzte er ergeben. „Weißt du... meine Eltern sind letztes Jahr gestorben. Autounfall.“ Er biss sich auf die Lippe, unsicher, ob er wirklich weiter erzählen sollte, doch Daehhyuns Schweigen schien ihn zu animieren und so sprach er leise weiter. „Mein kleiner Bruder saß auch im Wagen. Er war... ziemlich schwer verletzt und lag lange im Koma. Wir waren zwar krankenversichert, aber... meine Eltern haben mir einen Berg Schulden hinterlassen und... Die Behandlungskosten... Ich... Seine Prognose war sehr schlecht und ich war ganz allein, hatte kein Geld, Kredithaie standen ständig vor dem Haus und- Ich... Ich hab die Maschinen abstellen lassen“, wisperte er und schloss beschämt die Augen, „Dann bin ich einfach abgehauen.“ Daehyun war geschockt. „Oh mein Gott“, stammelte er und zog Youngjae in seine Arme, „Das tut mir ja so leid!“ Youngjae atmete einige Male tief durch, weinte aber nicht und Daehyun wurde mit einem Schlag klar, warum der andere sich so aufopferungsvoll um sie alle kümmerte, vor allem um die Jüngeren wie zum Beispiel Roi. Er mochte sich das schlechte Gewissen gar nicht vorstellen, unter dem Youngjae leiden musste; er sah sich als Mörder seines kleinen Bruders. Nicht auszudenken, was er seitdem durchgemacht hatte. „Ich... Als ich hierher kam, habe ich auch eine Weile ziemlich viel getrunken“, erzählte er weiter, „Taehyung hat zu dem Zeitpunkt reichlich Schmerzmittel geschluckt und hin und wieder habe ich auch etwas genommen. Aber ich habe damit aufgehört. Ich kann verstehen, warum Taehyung und andere nicht damit aufhören können und deshalb hab ich's auch aufgegeben, ihm ins Gewissen zu reden. Ich kam mir doch ziemlich scheinheilig vor...“ Sie verfielen eine Weile in Schweigen, lagen Arm in Arm da und spendeten sich Trost und Nähe. „Taehyungs Mutter ist tot, nicht wahr?“, hakte Daehyun dann nach und nutzte den Augenblick, den Youngjae so mitteilungsbereit war. „Ja, soweit ich weiß, starb sie an Krebs. Über seinen Vater hat er nie mit mir gesprochen. … Was ist mit dir? … Du hast noch immer Albträume.“ Daehyun wich Youngjaes Blick aus und schluckte. Er konnte einfach nicht aufhören daran zu denken... Kaum, dass er einige Tage Ruhe hatte, kehrten die Träume zurück. In letzter Zeit wachte er nicht mehr auf, sobald sein Vater zu ihm kroch und er erlebte jede grauenvolle Sekunde erneut. Vielleicht war das Taehyungs Grund dafür, dass er Schmerzmittel und Psychopharmaka schluckte; um zu vergessen... „Ich- ehm... Meine Eltern sind ziemlich wohlhabend“, begann er also seine Erklärung. Youngjae hatte ihm seine Geschichte anvertraut, also würde Daehyun ihm den Gefallen erwidern – und wer weiß? Vielleicht ginge es ihm besser, wenn er es sich einmal von der Seele geredet hatte. „Meinem Vater gehören mehrere große Firmen und ich bin in einem riesigen Haus ausgewachsen. Ich hab keine Geschwister, aber meine Mutter war eigentlich immer Zuhause und hat sich um mich gekümmert. … Als ich... zwölf wurde hat mein Vater mich abends in sein Büro bestellt. Er sagte, er habe noch ein Geschenk. Er... Ich sollte... ihn anfassen...“ Er holte zittrig Luft, doch Youngjaes Hand auf seinem Rücken erinnerte ihn daran, dass er in Sicherheit war. „Er sagte, ich sei nun alt genug dafür... Es- Zu Anfang passierte es noch nicht sehr oft und er hat auch nicht mit mir-... Erst als ich fünfzehn wurde passierte es und er kam regelmäßig nachts in mein Bett. Und dann- dann hörte es plötzlich auf. Ich weiß nicht warum. Ich dachte, es wäre endlich vorbei!“ Nun flossen doch die Tränen und er versteckte sein Gesicht in Youngjaes Halsbeuge, brauchte einen Moment, um sich zu fassen. „Aber... Aber letztes Jahr da... Da fing es wieder an. Und in den letzten Wochen, die ich Zuhause war, hat er beinahe jede Nacht bei mir verbracht... Meine Mutter wusste es, doch sie hat nichts getan. Sie hat... nichts getan...“ Daehyun weinte hemmungslos und versuchte diese peinlichen Laute zu ersticken, indem er sich so eng an den anderen presste, dass ihm beinahe die Luft wegblieb. Doch Youngjae hielt ihn einfach weiter fest und ließ ihn weinen. „Jetzt bist du hier“, flüsterte dieser beruhigend in sein Haar und streichelte ihn, „Hier bei uns bist du sicher, Daehyunnie... Dein Vater ist weit weg und ich pass auf dich auf. Ich versprech's. Es ist vorbei...“ Irgendwann schlief Daehyun in seinen Armen ein, die tröstenden Worte noch immer im Ohr und die haltspendenden Hände in seinem Rücken. Wieder träumte er von seinem Vater, doch bevor dieser ihn anfassen konnte, verblasste das Bild und seine Mutter erschien. Sie lächelte und war so schön wie er sie in Erinnerung hatte; er roch ihr Parfüm, als sie ihn in ihre Arme zog, fröhlich lachte und ihm sagte, dass sie ihn liebte... Als er am nächsten Tag erwachte, lag Youngjae nicht mehr neben ihm und es war bereits hell im Schließraum. Schnell wischte er sich über das tränennasse Gesicht und setzte sich auf, sah sich um. Taehyung schlief noch, genau wie Roi, von Seulchan, Kyungsoo und Youngjae war nichts zu sehen. Er seufzte und schloss die Augen. Sein Kopf schmerzte und er fühlte sich total schlapp; ausgelaugt von seiner Krankheit und der nervenaufreibenden Nacht. Er griff nach den Paracetamol-Tabletten, die Taehyung ihm besorgt hatte, nahm gleich zwei auf einmal und tastete dann nach dem Foto in seiner Hosentasche. Sehnsuchtsvoll betrachtete er die lächelnde Frau auf dem Bild, die ihn so an seine Mutter erinnerte, und schluckte voll Reue einen dicken Kloß hinunter. Entschlossen stand er auf, warf noch einen letzten Blick auf Taehyung und machte sich dann auf den Weg in die Stadt. Wie von alleine fanden seine Beine zurück zu dem idyllischen Einfamilienhaus, in das er vor wenigen Wochen noch eingebrochen war und blieb vor dem Tor stehen. Es war offen, das Auto der Familie parkte vor der Garage und er zögerte. Er hatte nicht damit gerechnet, dass jemand Zuhause sein würde. Mit einem mulmigen Gefühl trat er vorsichtig auf die Eingangstüre zu, das Bild noch immer in der Hand, und befeuchtete seine vor Nervosität trockenen Lippen. Sollte er klingeln? Nein, das traute er sich dann doch nicht... Und was sollte er sagen? Er sah sich um, überlegte was er tun sollte und entschied sich dafür, das Foto behutsam in den Schlitz des Briefkastens zu schieben, sodass es halb heraushing. Mit einem letzten Blick auf das Baby machte er auf dem Absatz kehrt und verließ das noble Stadtviertel. 'Ich hoffe, dass deine Eltern immer gut für dich sorgen, Moon Donghee...' Ende Juli 2015, M-BLAQ Als Jin in dieser Nacht das M-BLAQ betrat, kam es ihm so vor, als würde er zur Arbeit gehen, dabei arbeitete er bereits seit über drei Jahren nicht mehr hier. Nachdem er Yongguks Berater geworden war, war er nur noch einige wenige Male im Club gewesen und sein letzter Besuch hier war garantiert schon zwei Jahre her. An für sich hatte sich hier nichts verändert: Es gab noch immer dieselben runden Tische, die leicht erhöhten Tanzflächen mit den Stangen, die mit Vorhängen abgetrennten Nischen und die antike Bar in der Ecke. Der Club war gut besucht und beinahe jeder Tisch besetzt und es herrschte eine zufriedene Stimmung. Jin erkannte Lee Minhyuk, auch B-Bomb genannt, Yoo Barom, Lee Sanghoon und einige andere bekannte Gesichter unter den Gästen und grüßte diese im Vorbeigehen. Hier und da blieb er etwas länger stehen und wechselte ein paar Worte, wenn hochrangige Chil Seong Pa Mitglieder ihn ansprachen. Jin war den meisten hier bekannt und sie waren ihm freundlich gesonnen, erkundigten sich, ob er das M-BLAQ und die „Buchhaltung“ vermissen würde. Er stand allen Rede und Antwort und durchquerte dann erst den Hauptraum, um sein eigentliches Ziel anzusteuern. Nebenbei ließ er seinen Blick über die Tänzer schweifen und stellte fest, dass er keinen von ihnen kannte. Einiges hatte sich in seiner Abwesenheit wohl doch geändert. Er begab sich in den hinteren Teil des Gebäudes, wo sich unter anderem Yang Seunghos Büro befand. Jin klopfte höflich an der Tür und wartete bis man ihn hereinbat. Das Büro war, dem Standard des Etablissements entsprechend, edel ausgestattet und das Mobiliar war von bester Qualität. Neben massiven Holzmöbeln aus Mahagoni, befand sich hier auch ein Chesterfieldsofa, eine Vitrine und Bar aus dunkler Eiche und vor dem Fenster waren schwere Samtvorhänge angebracht. Der Geruch von Leder, Holz und alten Büchern lag in der Luft und ließ Jin für einen Moment in Erinnerung schwelgen. Sein Blick glitt zu dem Sekretär, der noch immer dort stand, wo er zuletzt an ihm gesessen und gearbeitet hatte, doch jetzt war die Lade geschlossen und der Stuhl herangeschoben. Seungho selbst saß hinter seinem antiken Schreibtisch mit grüner Echtleder-Auflage und es hätte nur eine Schreibmaschine gefehlt, um das Bild zu komplettieren – stattdessen stand ein neumodischer Laptop vor ihm, von dem er aufsah, als Jin eintrat. „Kim Seokjin!“, rief der Clubbesitzer erfreut und erhob sich, um ihm die Hand zu reichen. Seine weichen Gesichtszüge verzogen sich in ein Lächeln und Jin erwiderte es. Es war schön, ihn nach so langer Zeit wiederzusehen; sein Haar war etwas länger geworden, doch seine klugen, dunklen Augen waren dieselben wie vor zwei Jahren. „Bitte, nimm Platz“, lud Seungho ihn ein und deutete auf einen der bequemen Ledersessel vor seinem Tisch. Nachdem sie beide saßen, klappte Seungho den Laptop zu und betrachtete ihn kurz von oben bis unten. „Du hast dich kein bisschen verändert“, bemerkte er dann, „Na ja, vielleicht bist du ein wenig reifer geworden. Die Arbeit mit Yongguk scheint dich ziemlich einzuspannen, anders kann ich mir nicht erklären, warum du dich hier nicht mehr blicken lässt. Treulose Tomate.“ Sowohl Seungho als auch Jin lachten ob dieser Bemerkung, war sie doch kein ernster Vorwurf. „Ja, ich habe gut zu tun“, erwiderte der Jüngere dann, „Und wir wollen nicht vergessen, wer mich Yongguk empfohlen hat.“ Sein ehemaliger Boss grinste bei dem kleinen Seitenhieb und erhob sich im selben Moment, um an der Bar zwei Gläser aufzufüllen. „Touché!“, räumte er ein und reichte Jin etwas zu Trinken, eher er wieder ihm gegenüber Platz nahm. „Dann schieß mal los: Was verschafft mir die Ehre? Du bist sicher nicht hier, weil du Sehnsucht nach uns hast.“ Ertappt senkte Jin sein Glas, aus dem er sich gerade einen Schluck genehmigt hatte und lächelte verlegen. „So leicht zu durchschauen, ja?“ Er seufzte und machte es sich in dem Sessel etwas bequemer, ehe er einen ernsten Gesichtsausdruck auflegte und zur Sache kam. „Nun gut. Um ehrlich zu sein, bin ich hier, weil ich gehofft hatte, dass du mir vielleicht helfen könntest.“ Seungho hob fragend eine Augenbraue, leerte dann seinen Drink und beugte sich in seinem Sessel weiter vor, um den Berater skeptisch zu mustern. „Helfen“, wiederholte er, „Inwiefern?“ „Yongguk hat... Schwierigkeiten.“ Der Besitzer des M-BLAQs seufzte tief und lehnte sich wieder zurück in das Polster. Er sah Jin nicht an, während seine Finger mit dem Glas spielten und auf seinem Gesicht spiegelte sich eine gewisse Art Widerwillen. „Du weißt, ich versuche meine Neutralität zu wahren, Jin-“, begann er und erntete ein Nicken, als es in diesem Moment klopfte und die beiden Männer am Schreibtisch aufschreckten. Seungho fasste sich schnell und rief den Besucher hinein. Die Tür wurde einen Spalt breit geöffnet und hellbraune Haare kamen zum Vorschein, als ein junger Mann seinen Kopf ins Innere des Büros schob. „Entschuldigen Sie vielmals die Störung, Seungho-nim, ich wollte nur- Oh!“ Der Fremde hatte Jin entdeckt und schien aus dem Konzept gebracht. Der Clubbesitzer lächelte und hob in einer milden Geste die Hand. „Ist schon in Ordnung, Rokhyun. Lass uns bitte allein und sorge dafür, dass wir nicht gestört werden.“ Der junge Mann mit den Mandelaugen, der auf den Namen Rokhyun hörte, nickte hastig, entschuldigte sich noch einige Male und schloss dann wieder die Tür. Dann widmete sich Seungho wieder seinem Gast. „Kim Rokhyun, dein Nachfolger. Netter Junge, sehr eifrig.“ Der Ältere stellte sein Glas ab und sah einen Moment nachdenklich zur Tür. Die kurze Störung schien ihm willkommen, um einige Sekunden lang seine nächsten Worte abzuwägen. „Ich verstehe mich gut mit Yongguk, keine Frage, aber ich kann es mir nicht erlauben offen Partei zu ergreifen. … Um was geht es?“ Jin überschlug die Beine und nahm einen weiteren Schluck des Alkohols, um seine Nerven zu stärken. „Ich weiß nicht, ob du es vielleicht schon gehört hast, aber Yongguk musste einen Großteil seines Gewinns einbüßen und wir sind uns ziemlich sicher, dass man ihn verfolgt und beobachtet. Er hat wichtige Kunden verloren und es gab zwei Razzien, bei denen nicht nur ein Haufen Drogen und Geld konfisziert sondern auch einige seiner Männer verhaftet worden sind.“ Während seines Berichts hörte Seungho aufmerksam und schweigend zu, die Augenbrauen konzentriert zusammengezogen. Er sah nicht begeistert aus und sein Blick ruhte beinahe lauernd auf Jins Gesicht, als er sich in der hereingebrochenen Stille zu Wort meldete. „Und was genau erwartest du jetzt von mir?“ „Nichts Weltbewegendes“, versuchte der Berater Seungho zu besänftigen, „Ich suche lediglich nach Informationen. Und... Verbündeten. Wir sind uns beinahe hundertprozentig sicher, dass Kim Donghwan hinter alldem steckt, er-“ „Das reicht“, wurde Jin unterbrochen und dieser sah überrascht aus. Seungho rieb sich mit der Hand übers Gesicht und wirkte mit einem Mal sehr müde. „Mir persönlich ist nichts zu Ohren gekommen – ich bin die meiste Zeit über in meinem Büro und meine Angestellten sind keine Spitzel. Ich kann dir also nicht sagen, worüber meine Gäste hier im Club sprechen.“ Bei seinen nächsten Worten warf er Jin einen angesäuerten Blick zu. „Was ich dir allerdings sagen kann ist, dass vor einigen Wochen einer meiner Tänzer von Kim Donghwans Leuten zusammengeschlagen worden ist.“ „Was?“, platzte es aus diesem heraus und ihm entgleisten die Gesichtszüge, als er Seungho aus großen Augen anstarrte, „Aber wieso sollten sie das tun?“ „Nun, sie haben ihn wohl des Öfteren mit einem gewissen, jungen Freund von Yongguk zusammen gesehen und waren offensichtlich der Meinung, dass er mehr wisse, als er es tatsächlich tut.“ „Namjoon?“ Seungho nickte und sah dabei noch immer wütend aus, sodass Jin sich begann unbehaglich zu fühlen. „Ja, allerdings. Seine Anwesenheit ist an für sich kein Problem, aber wenn es die Sicherheit meiner Tänzer gefährdet, kann ich es nicht länger dulden, dass er sich hier herumtreibt und krumme Dinger in meinem Club dreht.“ Jin war verwirrt. Er hatte zwar bereits von Yongguk gehört, dass Namjoon sich in letzter Zeit häufig im M-BLAQ aufhielt, doch war ihm unbekannt, was der Dealer hier wollte. „Was denn für krumme Dinger?“, hakte er deshalb nach und erntete ein Achselzucken. „Ich kenne keine Details. Ich weiß nur, dass Kim Donghwans Leute dachten, dass mein Tänzer mit ihm unter einer Decke steckt und Ärger macht.“ Der Clubbesitzer stand auf und brachte die leeren Gläser zur Bar zurück. Er schenkte ihnen nach, was für Jin zumindest das Zeichen war, dass er seine schlechte Laune nicht an ihm auslassen würde. „Mit der Neutralität ist's Essig, wenn Kim Donghwan meint, dass hier eine Verschwörung im Gange ist, Jin. Wie du weißt, steht mein Club unter dem Schutz der Chil Seong Pa; ich kann es mir nicht leisten, mich in interne Streitigkeiten einzumischen, mich auf eine Seite zu schlagen und jemanden wie diesen Irren gegen mich aufzubringen und die Sicherheit meiner Angestellten zu riskieren – von meinem Geschäft und meinem Einkommen ganz zu schweigen!“ Noch bevor er mit den Drinks zum Tisch zurückkehrte, nahm einen kräftigen Schluck und versuchte damit sein erhitztes Gemüt zu beruhigen. Jin verstand den Einwand und konnte es ihm nicht verübeln, aber war er auch enttäuscht. Als Seungho ihm sein Glas reichte, nickte er jedoch und versuchte sich nichts anmerken zu lassen. „Ich verstehe. Ich werde Namjoon sagen, dass er nicht mehr herkommen soll – es ist bestimmt nicht seine oder unsere Absicht dir und deinen Angestellten zu schaden.“ Daraufhin tranken beide schweigend ihren Drink und ließen die ausgetauschten Informationen sacken. Jin hatte sich die Unterstützung seines ehemaligen Bosses in dieser Angelegenheit erhofft, auch wenn er von vornerein gewusst hatte, dass sich dies als schwierig herausstellen könne. Doch dass Seungho bereits unter dem Konflikt der beiden Drogenbosse litt, war ihm nicht bewusst gewesen und er wollte natürlich auch nicht, dass ihm oder seinen Tänzern etwas geschah. Als sie sich wenig später voneinander verabschiedeten, trennten sie sich im Guten. An der Tür reichte Seungho ihm noch ein letztes Mal die Hand und hielt sie etwas länger fest als gewöhnlich. „Versteh mich nicht falsch“, sagte er dann mit ruhiger Stimme, „Wir beide sind alte Freunde und ich schätze Yongguk sehr... aber ich muss auch an mich und meine Leute denken. Richte Yongguk aus, dass ich ihm gerne helfe, sofern es in meiner Macht steht.“ Nachwort Ich hoffe, das neue Kapitel hat euch nach so langer Zeit gefallen und ihr seid nicht enttäuscht ^^ Mich interessiert vor allem, wie ihr die Charaktere und ihre Situationen beurteilt... - Ist das Verhalten der Jugendlichen (Drogen, Einbruch, Prostitution etc.) nachvollziehbar und realistisch? - Wie authentisch kommen die Schwierigkeiten rüber, mit denen Yongguk in der Kkangpae zu tun hat? - Ist das Tempo der Geschichte okay oder geht alles zu schnell/langsam? Im nächsten Kapitel gibt es noch einmal einen vorerst letzten Rückblick, bis es dann wieder in der Gegenwart weitergeht. Die Kapitel bis 13 sind im Detail geplant und es werden wohl so um die 25 bis 30 Kapitel – aber zu 100% sicher bin ich mir da noch nicht... Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)