Desperate Love von Melodie-chan14 (Eine Tales from the Borderlands FF) ================================================================================ Kapitel 1: Fallen hero? ----------------------- „...Langsam ragte er mit seiner kalten Roboterhand nach ihrer zarten Wange und zog sie näher an sich heran. Leise hauchte er ihr entgegen 'Ich liebe dich Rose', bevor er schließlich seine Lippen mit den ihren vereinigte. Das war wohl der schönste Tag in Roses Leben. Ende” „Uff. Endlich fertig”, sagte ich erschöpft zu mir selber, während ich mir den Schweiß von der Stirn wischte und zufrieden mein Werk betrachtete. Noch nie zuvor hatte ich mich an so etwas wie eine Fanfiktion gewagt, da ich glaubte, dass sie sowieso niemand lesen würde, doch ich konnte diesem Drang einfach nicht mehr widerstehen. Immer wieder hatte eine Stimme in meinem Kopf wiederholt "Tu es!". Nach einer Woche gab ich auf und begann schließlich zu einem meiner Lieblingsspiele eine FF zu schreiben. Vor allem weil ich in einen Typen aus dem Spiel unglaublich verknallt war und es in meinen Augen zu wenig Fanfiktions dazu gab, dachte ich mir, dass ich gut selber eine schreiben könnte. Zu meinen Gunsten kam sie sogar recht gut an, weshalb ich immer mehr Ansporn hatte weiter zu schreiben. Doch was sollte ich jetzt machen? Ich hatte meine Geschichte beendet. Somit lehnte ich mich seufzend zurück und starrte auf mein Handy. Zwei neue Nachrichten. Ich ahnte schon von wem sie waren. Rika, meine beste Freundin seit zwölf Jahren. Sie teilte sogar die meisten meiner Interessen, wobei sie meine Leidenschaft und Liebe für eine fiktive Person nicht nachvollziehen konnte. Wobei es ebenfalls daran liegen konnte, dass Männer sie generell nicht interessierten. Richtig. Sie war lesbisch. Doch das störte mich nicht. Ich war was das anging sehr tolerant. Schließlich entschied ich mich dazu mein Handy in die Hand zu nehmen und mir die Nachrichten durchzulesen, die mir Rika hinterlassen hatte. Die erste war unser typischer Start für eine Konversation, weshalb sie als erstes fragte wie es mir ginge. Danach fragte sie was ich machen würde, da ich schon seit einer Stunde nicht geantwortet hätte. Ups. Daran sah man mal wieder wie vertieft ich in meine eigene Geschichte sein konnte. Schmunzelnd betrachtete ich die weinenden Smileys hinter der letzten Nachricht. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass ich ihre Droge sei und sie vollkommen abhängig von mir war. Irgendwie war das einerseits sehr süß und schmeichelnd, andererseits auch beängstigend. Trotzdem entschied ich mich dazu ihr zu antworten. Niemals würde ich sie abweisen. Schließlich war sie der einzige Mensch in meinem Leben, mit dem ich reden und bei dem ich mich ausheulen konnte, egal was war. So etwas machte eine beste Freundin aus, oder nicht? „Hey Rika. Sorry~ ich habe die ganz Zeit an meiner Fanfiktion geschrieben. Endlich bin ich fertig. Mir geht es übrigens gut und dir? Süße Maus ;P”, schrieb ich ihr und musste kurz kichern. Sie hasste es wenn ich sie Maus nannte, obwohl sie sogar größer war als ich. Trotzdem kam sie sich dann so klein vor, was sie aufregte. Ich genoss es in ganzen Zügen. Trotzdem wusste ich immer noch nicht was ich jetzt machen sollte. Bis mir plötzlich etwas in meinen Augenwinkel fiel. Langsam wandte ich meinen Blick dorthin und begann breit zu grinsen. Mein Kontroller strahlte mich förmlich an und schien zu rufen "Spiel mit mir", wozu ich sicher nicht so schnell Nein sagen würde. Schnell ergriff ich ihn und schaltete meine Xbox ein. Ich wusste schon genau was ich spielen würde. Tales from the Borderlands. Mein neues Lieblingsspiel. Die Story war fesselnd und die Charaktere ansprechend. Vor allem einer fiel mir von der ersten Sekunde, die ich das Spiel gestartet hatte, in mein Auge. Rhys. Einer der beiden Hauptcharaktere die man steuern konnte und welche sogar die Geschichte bisher erzählten. Warum ich Rhys so sehr mochte? Er war einerseits cool und dann auch wieder irgendwie niedlich. Vor allem musste ich häufig lachen. Wie ängstlich er manchmal war und dann doch so mutig. Dazu hielt er immer zu seinem besten Freund Vaughn, was zwar einerseits mein Verdienst war, doch er hätte bestimmt selber auch so reagiert! Da war ich mir sicher. Dazu sah er unbeschreiblich gut aus. Diese Augen, wovon eines alles Mögliche scannen konnte und blau schimmerte. Seine Haare, braun und geschmeidig, dazu nicht zu stark zurück gegelt, schon eher so, als ob er sie lediglich zurück gestrichen hätte mit seiner bloßen Hand. Wie gerne ich doch mal dadurch gewuschelt hätte, wobei er mich dafür bestimmt gehasst hätte. Schließlich ging er sich regelmäßig durch die Mähne und strich sie zurück. Daraus ließ sich erschließen, dass er ziemlich stolz auf sein Aussehen war. Welches insgesamt sehr interessant ausfiel. Schließlich besaß er auch noch einen Robotorarm, wobei ich mich immer noch fragte wo er den her hatte. Ob er wohl seinen echten Arm mal verloren hatte? Auf jeden Fall waren das im groben die Gründe warum ich mich in diesen fiktiven, jungen Mann verliebt hatte. Wie lächerlich das klang war mir bewusst, doch ging es mir ziemlich sonst wo vorbei. Sollten die Leute denken was sie wollten. Ich hatte genug Arschlöcher in meinem Leben getroffen. Darauf hatte ich keine Lust mehr. Somit verliebte ich mich lieber in jemanden, der gar nicht wirklich existierte, als mich auf einen Typen einzulassen, der sowieso nur das Eine von mir wollte. Seufzend startete ich schließlich das Spiel und starrte begeistert auf den Bildschirm, als Fiona und Rhys zum Vorschein kamen. Fiona war der weibliche Protagonist. Sie trug die ganze Zeit einen Cowboy ähnlichen Hut und hatte braune Haare, wobei eine ihrer Strähnen heller war. Sie trug einen roten Lippenstift, allerdings nicht knallig, sondern eher dunkler. Ihre Augen waren grünlich. Ich fand sie recht cool, auch wenn sie sich häufig mit Rhys anlegte. Ich verstand einfach nicht wieso die Beiden sich so sehr misstrauten. Natürlich lebte sie auf Pandora und alle die dort lebten hassten Menschen von Hyperion, wozu ebenfalls Rhys gehörte. Doch war das Grund genug, um sich so sehr zu hassen? In meinen Augen nicht wirklich. Doch vielleicht hatten sie auch andere Gründe. Schließlich konnten sie gut zusammen arbeiten. Wenn sie denn wollten oder konnten. Denn die meiste Zeit waren sie voneinander getrennt. Wahrscheinlich damit man die Geschichte besser aufteilen konnte. Ich wünschte ich würde schon herausfinden können warum die Beiden sich später so sehr hassten, allerdings war das Problem hierbei, DASS ERST EPISODE 2 VON 5 DRAUSSEN WAR! Es machte mich ragend. Ich wollte weiter spielen. Ich wollte endlich wissen wie es weitergehen würde. Doch NEIN die nächste Episode ließ auf sich warten. Die zweite hatte allein mehrere Monate gebraucht, bis sie draußen war. Gott wusste wie lange die nächste brauchen würde! Schon das war ermüdend für einen Fan wie mich. Doch um mir die Zeit ein wenig zu versüßen, spielte ich die Episoden immer und immer wieder neu durch, um einfach zu sehen was geschieht, wenn man andere Dialoge nimmt und so weiter. Es war spannend zuzusehen, wie sich manchmal ganze Situationen komplett anders abspielten als zuvor. Mein einziges Problem beim Spielen war, dass ich mich so sehr hinein vertiefte, sodass ich viel zu schnell zum Ende gelangte und somit erneut frustriert war warten zu müssen. Grummelnd sah ich mir die letzte Sequenz von Episode 2 an, bis ich schließlich geschockt war, denn ich realisierte etwas. Zum ersten Mal hatte ich als Rhys Jack zu vertrauen ausgewählt. Was ich dann sah konnte ich nicht glauben. Sein Auge wurde gelb. Genauso wie es später war, wenn er die Geschichte erzählte. Hieß das etwa, dass Jack seinen Körper übernommen hatte? Und zwar vollkommen. Somit hätte er die Kontrolle über alles. //NEIN! Neinneinneinneinnein! Um Himmels willen NEIN! D-das darf nicht passieren. Rhys!//, dachte ich schockiert und krallte meinen Kontroller immer fester an mich. Ich wollte nicht, dass Rhys hinterher so werden würde wie Jack. Er war ein Arsch und ich hasste ihn wie die Pest. Das durfte einfach nicht geschehen. Der Mann war nicht nur wahnsinnig, sondern auch noch ein Mörder! Wenn ich doch bloß etwas ändern könnte, doch wie sollte ich das? Dann geschah etwas, was mich vollkommen überrumpelte. Mein Fernseher begann zu flackern. „NEIN! NICHT JETZT!“, schrie ich verzweifelt und stürmte zu diesem dämlichen Kasten. Wobei man es heutzutage nicht mehr Kasten nennen konnte. Schließlich waren so ziemlich alle Fernseher flach wie ein Brett. Seufzend klopfte ich dagegen. „Komm schon! Gib nicht auf. Bitte!“, verzweifelte ich und hämmerte immer fester gegen dieses Drecksding. Doch nichts wollte funktionieren. Es flimmerte immer weiter und wurde sogar noch stärker. Super. Damit war mein Tag versaut. Ich stand auf. Enttäuscht. Doch plötzlich hörte ich eine Stimme aus dem Fernseher, welcher kurz darauf ein lautes BUMM von sich gab. Das Einzige woran ich mich danach erinnern konnte war ein grelles Licht, welches mich blendete und ich schließlich das Gefühl hatte zu ersticken, während ich gleichzeitige unter einem Flammenmeer verbrannte. Ich wollte schreien, doch meine Stimme verssagte. //Hilfe! IRGENDJEMAND!//, dachte ich mir, bevor ich mein Bewusstsein unter Tränen verlor. Würde ich jetzt sterben? „Mh…“, machte ich nach einiger Zeit. Ich vernahm Stimmen um mich herum. Sie kamen mir einerseits bekannt vor und waren mir zugleich doch so fremd. Irritiert öffnete ich vorsichtig und langsam meine Augen, nur um in die verschieden farbigen von einem jungen Mann zu starren. Geschockt riss ich die Augen auf und blickte den Jungen ungläubig an. Kurz klimperte ich. Ein oder zwei Mal, bevor mir bewusst war, wer mich gerade so genau studierte. Diese Augen, braun und blau schimmernd. Die Haare, braun und geschmeidig nach hinten gegelt. Mein Atem blieb mir kurz im Halse stecken, weshalb ich stark schlucken musste. Rhys. Es war Rhys, welcher mich gerade anblickte, als ob ich ein Geist wäre. Ich betrachtete ihn wahrscheinlich auch nicht viel besser. Allerdings hatte ich auch guten Grund dazu. Er konnte nicht echt sein. Er konnte einfach nicht vor mir stehen. Das ging nicht. Wie sollte das gehen? Er war FIKTIV! Ich verstand die Welt nicht mehr. Mein Atem ging schneller und wandelte sich langsam zu einem Keuchen um. Schockiert schallte ich nach oben und hielt mir mit einer Hand den Kopf. Rhys war schnell zurück gewichen. Ich lag auf einer Art Bett, besser gesagt saß ich nun darauf. Ich konnte meinen Augen nicht trauen. Alle waren da. Fiona, Rhys, Vaugh und Sasha. Doch etwas stimmte mit Sasha nicht. Sie schien verwundet zu sein. Ob sie angeschossen wurde? Bestimmt war das ihr Ex-Freund August gewesen, welchen sie zusammen mit Fiona reingelegt hatte, indem sie irgendeinen seltsamen Stein als Vault Key ausgegeben hatten. Super. Eine Verletzte und ich, die keine Ahnung hatte was sie gerade sagen oder machen sollte, als einfach nur schockiert durch die Gegend zu blicken und immer wieder den Mund auf und zu zumachen, als ob ich versuchen würde Worte zu formen, die nicht vorhanden waren. „Wer bist du?“, fragte mich Fiona kalt. Sie schien nicht begeistert darüber zu sein, dass ich hier war. Kein Wunder. Ich war ein Eindringling und gehörte gar nicht hier her. Ich war keine Spielfigur. Ich war ein echter Mensch. Allerdings waren sie es jetzt auch. Zumindest in diesem Moment. Schluckend versuchte ich Worte zu finden, doch erneut kam nichts raus. „Und wie hast du diesen Sturz überlebt? Du bist ja quasi vom Himmel gefallen“, fragte mich Vaugh, Rhys bester Freund, irritiert, während er sich seine Brille hoch schob. Ich hatte zu Hause Recht gehabt. Er stand wirklich ein wenig gebeugt. Irgendwie tat er mir Leid. Im Gegensatz zu Rhys wirkte er weniger taff und standfest. Dabei war er ein netter Kerl. Solange er einem nicht in den Rücken fiel, indem er einen Deal mit dem Feind seines besten Freundes einging. Ich nahm ihm das immer noch übel, auch wenn ich mich dazu entschlossen hatte, dass Rhys im verzieh. Trotzdem war ich böse! Wie konnte man seinen besten Freund hintergehen? Ihn dazu auch noch an seinen Erzfeind regelrecht verkaufen. Gut er kam nicht mehr dazu. Doch ich war mir sicher, dass er es tatsächlich getan hätte. Er konnte es noch so sehr abstreiten! Allerdings ging es hier jetzt nicht darum. Ich musste endlich antworten. Sie starrten mich alle an, als ob ich von einem anderen Planeten kommen würde. Wobei sie dabei nicht einmal Unrecht hatten. „Komisches Mädchen…“, hörte ich plötzlich eine Stimme sagen und starrte in die Richtung aus welcher diese kam. „KYAH!“, kreischte ich laut und wich schnell zurück. Da stand Jack! HANDSOME JACK! Ich konnte ihn sehen. Diese Hologramm ähnliche Version von ihm. Bläulich schon fast durchsichtig schimmernd. Doch wie war das möglich? Normalerweise konnte das doch nur Rhys, da er ihn in seinem Kopf hatte oder wo auch immer. Oder etwa nicht? Was war hier bloß los? Die ganze Welt spielte verrückt und ich verstand gar nichts mehr. Irritiert blickte Rhys neben sich und deutete schließlich verwirrt auf Jack, bevor er seinen Blick wieder zu mir richtete und fragte: „Du kannst ihn sehen?“ Langsam begann ich zu nicken. Er blickte mich geschockt an, als ob er nicht glauben könnte was er gerade gehört hatte. Andererseits schien er ebenfalls erleichtert zu sein. Schließlich hatte er jetzt einen Beweis dafür, dass Jack wirklich in seinem Kopf war und er nicht einfach nur den Verstand verlor. Außer ich hatte auch nicht mehr alle Tassen im Schrank. Trotzdem musste es schön sein, zu wissen, dass noch eine Person diesen Spinner sehen und sogar hören konnte. Nachdem ich mich endlich von dem Schock erholt hatte, versuchte ich erneut auf die Fragen zu antworten, welche mir zuvor gestellt wurden. Allerdings war ich ziemlich eingeschüchtert. Schließlich befand ich mich nicht nur in einer anderen Welt, sondern wurde auch noch ziemlich eindringlich angestarrt, schon fast als ob sie mich mit ihren Blicken versuchten zu analysieren. Oder noch schlimmer. Als ob sie mich damit ausziehen könnten. Igitt. „Ich… Ich heiße Rose und habe keine Ahnung was gerade eigentlich vor sich geht…“, erklärte ich schließlich nervös und blickte schnell zu Boden. „Rose, hm? Schön Rose und woher kommst du? Du bist einfach so vom Himmel gefallen. Glück für uns, da du zwei Idioten ausgeschaltet hast. Trotzdem! Wie kamst du dahin, wo auch immer dahin ist?“, fragte mich Fiona, woraufhin ich erneut verstummte. Ich starrte auf meine zitternden Hände. Diese ganze Situation machte mich ziemlich fertig. Ob ich das hier heil überstehen konnte? Wenigstens konnte ich ungefähr zuordnen, was mit mir geschehen war, nachdem ich hier landete. Ich war von der Decke gestürzt und hatte anscheinend Vasquez, welcher Rhys und Vaugh Tod sehen wollte, und August, welcher noch etwas mit Fiona und Sasha zu Regeln hatte, umgehauen. Ich wusste noch woher ich kam, doch wie ich in diese Welt gekommen war, konnte ich selber nicht beantworten. Ich wusste nicht einmal was ich hier überhaupt sollte. Ich verzweifelte immer mehr. Was sollte ich denn jetzt antworten? Die Wahrheit? Das würden sie mir doch niemals glauben. Sie würden denken ich sei verrückt. Ich musste mir etwas anderes einfallen lassen. Irgendeine logische Lüge musste mir einfallen. Vielleicht könnte ich behaupten, dass ich ein Engel sei. Oder noch besser, GOTT! Ok nein. Das war genauso verrückt wie die Wahrheit. Ich benotigte eine Ausrede. Eine gut überlegte. Aber welche? „Dumdidu~ Dumdidu~“ „Was ist das?“, fragte Rhys verwirrt, woraufhin ich erschrocken zu meinem vibrierenden Rock starrte. Mein Handy klingelte den Ton, den Rika mal für mich aufgenommen hatte, damit ich immer wieder sofort erkannte, dass sie es war, die mich gerade anrief. Es klang albern, allerdings brachte mich das schon häufig zum Lachen, wie sie einfach nur immer und immer wieder Dumdidu wiederholte in einem sehr merkwürdigen Rhythmus. Das Klingeln war Beweis dafür, dass mein Handy hier immer noch Empfang hatte. Ich musste nicht verstehen wie das ging, oder? Irritiert und auch wenig amüsiert wegen dem Klingelton, zog ich es aus meiner Tasche und starrte das metallische Gerät Wimpern klimpernd an. Es war tatsächlich Rika, soweit ich das erkennen konnte, denn irgendetwas stimmte mit meinem Display nicht. Nicht wissend ob ich ran gehen sollte oder nicht drückte ich einfach auf Anruf annehmen, bevor ich das Handy zu meinem Ohr führte. „R-Rika? Du e-es ist gerade ungünstig“, murmelte ich mit zittriger Stimme und hielt schnell das Handy von meinem Ohr weg, als ich beinahe einen Hörsturz befürchten musste. „UNGÜNSTIG? ICH GEBE DIR GLEICH UNGÜNSTIG! WO ZUM TEUFEL BIST DU?!“, schrie sie mich Wut entbrannt an, woraufhin ich schockiert zum Handy blickte, bis sich mein Blick verfinsterte. „Das fragst du MICH?! ICH WÜSSTE DAS AUCH GERNE! ICH- HÖR AUF MICH ANZUSCHREIEN!“, schrie ich zurück, woraufhin mich die drei Männer zum Teil belustigt und zum Teil verängstigt beobachteten. Die verstanden auch nichts mehr. Diese Szene musste für sie aussehen, als ob gerade ein Wunder geschehen würde. Gab es in dieser Welt überhaupt so etwas wie Handys? Wahrscheinlich würde wie die Drei auch gucken, wenn eine Atombombe in meinem Zimmer eingeschlagen wäre. Seufzend zog ich das Handy wieder zu meinem Ohr und meinte: „Wir beruhigen uns jetzt Beide. Ok?“ „Gut…“ „Schön. Warum bist du denn jetzt überhaupt so sauer auf mich? Ich bin gerade in einer wirklich brenzligen Situation.“ „Weil wir uns heute verabredet hatten. Zum Übernachten. Schon vergessen? Ich sitze hier in deinem Zimmer, starre auf deinen Bildschirm, wo dein Lieblingsspiel läuft, und frage mich wie lange DU auf dem Klo brauchst. Und was für eine brenzlige Situation bitte? Angst, dass ich dich umbringen werde, oder wie?“, erklärte sie mir genervt, weshalb ich mir leicht gegen die Stirn klatschte. „Stimmt die Übernachtung. Entschuldige. Vergessen. Und NEIN das meinte ich.“ „Schon gemerkt du Genie! Wo bist du jetzt?“ „Öhm… da du gerade das Spiel angesprochen hast, dass ich so sehr mag. Du kennst die Charas daraus?“ „Ja?“, fragte sie eher irritiert und ich spürte ihren Blick durch das Handy hindurch. Wie sie wahrscheinlich gerade denken musste, dass ich ihr ständig von Rhys vorschwärmen würde, weshalb sie der Name schon in ihre Träume verfolgte. Aber nein! Sie kannte die Charaktere aus dem Spiel nicht. Woher auch? Und das alles in einem puren sarkastischen Tonfall. Das konnte sie nämlich am besten. „Sie sind… hier… und sehen mich an.“ „Warte was? Du willst mich verarschen oder? Das ist ein schlechter Scherz! Rose?!“ „Ich lüge nicht Rika. Sie sind hier oder ich bin dort. Ich… ich verzweifle gerade!“, antwortete ich mit einem fetten Klos im Hals. Ich spürte genau wie mir die Tränen in die Augen kamen, welche ich verzweifelt versuchte runter zu schlucken. Ich wollte jetzt nicht weinen. Allerdings wollte ich auch nicht hier sein, so cool das Ganze auch war. Ich wurde zu Hause gebraucht. Was sollte denn aus meiner Mutter werden? Was wäre wenn ich sie nie wieder sehen würde. Ich wollte hier nicht einsam und verlassen sterben. Ich wollte nach Hause. Zu meiner Familie. Zu meiner Freundin. Ich passte doch gar nicht hier her! Schließlich konnte ich es nicht mehr zurück halten und begann laut zu schluchzen, weshalb mich nun alle, bis auf Sasha, geschockt ansahen. Wahrscheinlich dachten sie auch, was denn jetzt kaputt sei. „Rika ich habe Angst…“, schluchzte ich in das Handy und versuchte verzweifelt die Tränen, welche meine Wangen runtertropften, wegzuwischen. Doch es funktionierte nicht. Immer wieder kamen neue hinterher. Sie waren nicht mehr aufzuhalten. All die Jahre, die ich mich zurück gehalten hatte, kamen hoch und wollten raus. Alles wollte raus. Der Schmerz. Die Einsamkeit. Die Verzweiflung. Nichts konnte das noch bändigen „Kaum zu glauben, dass ich das sage aber… Rhys, Vaugh einer von euch übernimmt das Steuer!“, hörte ich Fiona ernst im Hintergrund sagen, bevor ich durch mein verschwommenes Blickfeld bemerkte, dass sie auf mich zu gestürmt kam. Schließlich saß sie neben mir und, zu meiner großen Überraschung, nahm sie mich in ihre Arme. Schockiert hörten meine Tränen kurz auf zu laufen. Sie war angenehm warm, wodurch ich mich ein wenig geborgen fühlte. Sie hatte ein gutes Herz. Das wusste ich. Trotzdem ging es sofort weiter mit der Heulerei. Ich hasste mich dafür so schwach zu sein. Wäre ich doch bloß stärker! „Keine Angst wir tun dir nichts. Wir wollen nur verstehen was gerade vor sich geht“, erklärte sie mir ruhig und blickte mich mit einem vorsichtigen Lächeln an, soweit ich das erkennen konnte. „Das möchte ich doch auch… Ich verstehe nichts mehr… Mein Kopf tut weh und ich habe das Gefühl den Verstand zu verlieren!“ „Kenne ich“, meinte Rhys und deutete auf Jack neben sich, weshalb ich leicht schmunzeln musste. Wie schaffte es ein einzelner Mann mich von einer Sekunde auf die nächste aufmuntern zu können? Auch wenn die Tränen weiter flossen. So war ich doch ein wenig beruhigter. Ich verstand schließlich genau was er meinte. Nur er konnte bisher Handsome Jack sehen. Nicht nur, dass Vaughn ihn zuerst für verrückt erklärt hatte, auch er musste das häufig geglaubt haben. Der Arme. Irgendwie tat er mir leid. Mit so etwas war man wirklich gestraft. Nach schließlich einigen Minuten des Weinens und aufmunternder Worte von Fiona und Rika, beruhigte ich mich wieder und begann zu erzählen was ich wusste. Ich ahnte schon, dass mir keiner glauben würde, weshalb ich meine beste Freundin auf Lautsprecher gestellt hatte, damit sie mich unterstützen konnte. „Ich komme nicht aus dieser Welt“, begann ich zu erklären und blickte zwischen Fiona und Rhys hin und her, welche zuerst sich und danach mich ungläubig ansahen. Sie glaubten mir nicht. Kein Wunder. Schon diese Worte „Dieser Welt“ klangen verrückt. Als ob es mehrere Welten geben würde. Niemand konnte das bisher wirklich beweisen. Wieso sollten sie dann also davon ausgehen, dass ihre Welt nicht die einzige war die existierte? Somit hatte ich schon mit der nächsten Frage gerechnet. Sie war verständlich. Jeder hätte das in dieser Situation wahrscheinlich gefragt. Wobei ich anscheinend die Einzige war, die so dachte. „DIESER Welt? Was meinst du damit?“, fragte Rhys, woraufhin Jack sich NATÜRLICH einmischen musste. „Was meint sie wohl damit du Genie?“ „Jack hör auf Rhys zu nerven und lass mich erklären!“, brummte ich genervt. Ich konnte diesen Kerl echt nicht leiden. Was man mir wahrscheinlich anmerkte. Doch das war mir egal. Sollte er meinen puren Hass spüren und daran verbrennen! Wow. Manchmal machte ich mir mit meinen Gedanken selber Angst. „Woher weißt du denn wie ich heiße?“, fragte Rhys überrascht. Stimmt. Sie hatten sich alle gar nicht vorgestellt. Wobei Fiona die Namen von Rhys und Vaugh gerade eben erst erwähnt hatte, allerdings hätte ich daraus nicht schließen können welcher von Beiden wer war. Es wäre eine Fifty-Fifty Raterei gewesen, welche ich unter normalen Umständen sicherlich verloren hätte. „Wie ich schon sagte, ich komme nicht aus dieser Welt. Ich komme aus einer anderen Welt. In dieser seid ihr alle lediglich Spielfiguren. Ihr existiert nicht wirklich. Deshalb kenne ich auch deinen Namen. Ich kenne alle eure Namen. Der Spinner, den nur du sehen kannst Rhys, ist Handsome Jack. Wobei ich ihn lieber Arschgesicht taufe“, erklärte ich ruhig, wobei ich mir ein breites, freches Grinsen nicht verkneifen konnte, woraufhin Jack nicht gerade begeistert auf schnaubte und die Arme vor der Brust verschränkte. Hatte ich schon erwähnt, wie sehr ich diesen Kerl HASSTE? Danach deutete ich auf Fiona und nannte ihren Namen. Das Spiel wiederholte sich so oft, bis ich schließlich alle durch hatte. Erneut blickten mich Fiona und Rhys ungläubig an. Kein Wunder. Wer würde solch eine verrückte Geschichte schon glauben? Allerdings war es die Wahrheit. Und ich hoffte sie würden mir vertrauen können. Egal wie wahnsinnig das klingen musste. „Das klingt wirklich… schräg“, meinte Fiona, woraufhin ich kurz nickte. Schräg war nicht unbedingt das Wort woran ich als erstes gedacht hätte aber es beschrieb die gesamte Situation ziemlich gut. Denn meine Welt stand gerade auf den Kopf. Natürlich nicht wortwörtlich. Auch wenn sich ein wenig alles um mich herum drehte. Vielleicht kam das noch daher, dass ich gerade eben erst aus meiner Ohnmacht erwacht war. „Ich weiß. Aber es ist die Wahrheit wirklich. Rika kann es bestätigen.“ „Jo. Holla! Es ist wahr was Rose gesagt hat. In unserer Welt seid ihr fiktive Charaktere. Ich… Wartet… Hört selbst“, meinte sie plötzlich und ließ schließlich eine Szene aus dem Spiel abspielen, woraufhin ich zu kichern begann. Es war die Szene, als Rhys über das Geländer stürzte und Fiona behauptete, dass eine Blutfontäne ihnen entgegen schoss. Allerdings wäre Rhys danach tot gewesen. Stattdessen war er sogar bei Bewusstsein gewesen, nachdem das geschehen war. Doch wer war Schuld an dem Ganzen? Jack. Mal wieder. Trotzdem ließ mich das immer lockerer werden. Was man mir anscheinend auch ansah. Ich schien selbstbewusster zu wirken, denn Fiona betrachtete mich nachdenklich und schien immer zu nicken, als ob sie mir doch langsam glauben würde. Rhys konnte ich nicht genau zuordnen. Anscheinend war er gerade ein wenig überfordert damit sich selber hören zu müssen. Dabei hatte er so eine schöne Stimme. Nicht unbedingt hoch, sondern tiefer, recht männlicher, allerdings auch nicht zu tief. Sie war wirklich schwer zu beschreiben. In meinen Ohren gab es oft nur zu tiefe, männliche Stimmen oder zu hohe und Rhys hatte so eine perfekte Mischung dazwischen. Dazu war sie nicht weich, sondern ein wenig rau. Für mich zumindest. Allerdings schien ihm der Sound nicht zu gefallen. Banause! Er ahnte gar nicht wie heiß er war. „Bin das ich?“, fragte Rhys überrascht. Wobei er das eher fragte, als ob er nicht glauben könnte, dass er manchmal so bescheuert klang. Wobei ich es süß fand. Kreischen konnte er nämlich genauso gut wie ein Mädchen. Allerdings versuchte ich mein Kichern langsam zu ersticken und nickte lediglich. Ich glaube er hätte mich sonst mit einem bösen Blick bestraft. Wobei… Wäre das so schlimm gewesen? - Ok ganz ruhig Rose. Deine Sado-Maso Seite kommt wieder zum Vorschein! - „Ok… Das ist… überzeugend. Aber wie kommst du dann hierher?“, fragte mich Fiona neugierig, woraufhin ich lediglich mit den Schultern zucken konnte. Kaum zu glauben, dass sie mir die ganze Geschichte nur wegen dieser einen Szene wirklich abkaufte. Natürlich war es wahr. Allerdings hätte ich damit gerechnet, dass sie fragt, ob wir die Beiden gestalked hätte oder sonstiges. Besser gesagt die vier oder fünf. Zu meiner Überraschung war dem nicht der Fall. Glück für mich. Desto weniger musste ich beweisen und erklären. Dem Himmel sei Dank! „Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung. Ich sah ein grelles Licht und dann war ich hier. Ich hoffe nur meine Mutter wird sich keine Sorgen machen…“ „Nein wie süß. Ein Mutterkind“, meinte Jack hämisch, woraufhin ich meinen Schuh in die Hand nahm und ihm entgegen warf. Überrascht wich Rhys zur Seite, welcher direkt neben Jack stand. Ich wusste, dass es nichts brachte. Allerdings konnte ich so meiner Wut freien Lauf lassen. Wobei ich es ein wenig bereute beinahe Rhys abgeworfen zu haben. Dem wollte ich sicher nicht wehtun. Obwohl ich dadurch vielleicht Jack losgeworden wäre. Es war wie mit einem Wackelkontakt. Sobald man auf Rhys’s Kopf schlug war Jack entweder verschwunden oder tauchte wie aus dem Nichts wieder auf. Wirklich merkwürdig. „Halt die Fresse Jack! Sonst wird es BÖSE für dich enden“ „Uh~ Jetzt habe ich aber Angst.“ „Sei froh, dass du tot bist, sonst würde ich dich nochmal erlegen!“, knurrte ich erbost, woraufhin er eine Augenbraue hochzog, genauso wie Rhys. „Du hast ihn getötet?“ Verdammt. Wieso hatte ich das bloß gesagt? Natürlich hatte ich ihn nicht direkt getötet. Doch wie sollte ich ihnen das jetzt erklären? Sie wussten zwar, dass sie in meiner Welt nur Spielfiguren waren, doch würden sie dadurch verstehen können, dass ich als Athena, wenn ich mich recht entsinne, Jack getötet hatte? Ich bezweifelte es ein wenig. Ein Versuch war es allerdings Wert. Wobei es lieber lassen würde. Hinterher würden sie mich doch für verrückt erklären. Obwohl es logisch war. Oder nicht? Trotzdem machte ich mir im Moment mehr Gedanken um etwas anderes. Meine Mutter. Sie hatte nur noch mich, seitdem mein Vater durch einen Autounfall ums Leben kam. Dazu war ich ein Einzelkind. Wir waren früher eine solch glückliche Familie. Mein Vater war mein Held und meine Mutter war wie eine Freundin oder große Schwester für mich. Doch seit diesem einen Tag war meine Mama wie gewandelt. Sie lachte nicht mehr und wirkte vollkommen in sich gekehrt. Immer wieder erzählte ich ihr alles Mögliche, um sie auf andere Gedanken zu bringen. Doch nie reagierte sie. Sie wirkte wie eine leere Hülle. Ich verstand es. Sie litt unter dem Schmerz und dem Leid, den er hinterlassen hatte. Ich machte ihr keine Vorwürfe dafür, dass sie nicht mehr für mich da sein konnte, so wie früher. Stattdessen zahlte ich ihr all die Jahre zurück, in denen sie mich gehütet hatte. Ich half ihr. War wie ein Engel, der sie beschützte. Jeden Tag kochte ich für sie und versuchte sie zu ermuntern. Auch wenn nichts half, gab ich die Hoffnung nicht auf eines Tages wieder ihr strahlendes Lächeln sehen zu können. Irgendwann würde sie zu mir zurückkehren. Meine alte, liebe, fürsorgliche Mutter. Bis dahin müsste ich mich um sie kümmern. Doch wie sollte das jetzt gehen? Jetzt, wo ich nicht mehr zurück konnte und hier gefangen war, in einer Welt, in der ich mich lediglich durch das Spiel im Groben auskannte. Ich war verloren. Ich würde sie verlieren. Ohne mich hatte sie doch keinen Sinn mehr zum Leben. Ich musste etwas unternehmen. Doch was? Wie sollte ich zu ihr? Ich wollte sie nicht auch noch verlieren! Ich musste zurück! Ich musste zurück! Ich- „Rose! Hörst du mich?“ „Hah?!“, machte ich erschrocken, als mich Rika aus meinen Gedanken holte und starrte ein wenig Geistes abwesend zu meinem Handy, bevor ich wieder antworten konnte. „Ja. E-entschuldige Rika. Was war denn?“ „Ich würde mir um deine Mutter keine Sorgen machen, habe ich gesagt. Du bist ihr doch sowieso egal.“ Das stimmte nicht. Sie verstand es nicht. Ich war ihr nicht egal. Sie liebte mich und ich liebte sie. Sie litt lediglich unter dem Tod. Das war alles. Es traf sie keine Schuld. Lediglich der Mann, der meinen Vater auf den Gewissen hatte, hatte Schuld an unserer Misere. Aber nicht sie. Nicht meine Mutter. Sie war halt schwach und schnell verletzlich. War das nicht normal in so einer Situation? Ich wollte das alles Rika sagen, doch ich biss mir stattdessen auf die Unterlippe. Ich kämpfte dagegen an, dass Handy in irgendeine Ecke zu pfeffern und Rika anzuschreien. Sie war meine beste Freundin. Ich wollte mir es nicht mit ihr verscherzen. Doch ich konnte auch nicht zulassen, dass sie so über meine Mutter und mich redete. Sie verstand das doch alles gar nicht. Sie hatte nicht ihren Vater verloren. Sie war nicht die ganze Zeit alleine und musste damit kämpfen ohne Unterstützung. Mein ganzer Körper vibrierte einerseits vor Wut, andererseits vor Trauer. Ich durfte nicht weiter darüber nachdenken. Allerdings konnte ich nicht anders. „Sie liebt dich doch gar nicht. Zehn Jahre und immer noch trauert sie? Komm wach doch auf! Sie hasst dich. Du bist ihr egal geworden. Du-„ „HÖR AUF!“, schrie ich wütend und ballte meine Hände zu Fäusten. Erschrocken zuckten die Anderen zusammen. „Du hast doch gar keine Ahnung! Du weißt nicht wie das ist, den Menschen zu verlieren der dir am meisten etwas bedeutet hat! Du kennst nicht den Schmerz! ALSO HÖR AUF SO ZU TUN ALS OB DU UNS VERSTEHEN WÜRDEST!“ Keuchend saß ich da, nachdem ich mich aus geschrien hatte. Verdammt. Was hatte ich jetzt schon wieder angestellt? Ich hatte meine beste Freundin angeschrien. Dabei war sie immer für mich da gewesen und hörte mir zu, wenn ich Sorgen hatte. Natürlich hatte ich ihr nie erzählt, wie ich nachts weinte, da ich ihn so sehr vermisste. Selbst wenn sie es gewusst hätte, hatte sie nicht das Recht so schlecht über meine Mutter zu reden. Sie wusste doch gar nicht wie das war. Wir Beide litten darunter und sie halt mehr als ich. Na und? Das war unter Liebenden nun einmal so. Auf der anderen Seite der Leitung hörte ich wie sie mit den Tränen kämpfte. Sie mochte es nicht angeschrien zu werden. Genauso wenig wie ich. Dazu eskalierte es gerade in einen Streit, den wir Beide kaum noch vermeiden konnten. Somit kehrte Stille ein und ich schielte seufzend zur Seite. Mein Tag war wirklich sowas von hinüber! Konnte mich nicht einfach jemand erschießen? Kapitel 2: No hope left ----------------------- Rhys: Ich blickte zu dem Mädchen, welches sich uns mit dem Namen Rose vorgestellt hatte. Wobei man sie wahrscheinlich schon als junge Frau bezeichnen konnte. Ich fragte mich wie alt sie wohl sei. Schlecht aussehen tat sie nicht. Sie hatte glänzendes, gold-blondes Haar, welches ihr knapp bis über die Hüften ging. Ihre Augen wirkten riesig und erinnerten mich an Cartoons, die man als Kind gerne gelesen hatte. Sie strahlten Azurblau, weshalb ich für einen kurzen Moment meinen Blick nicht abwenden konnte von ihr. Wobei irgendetwas an ihren Augen nicht stimmte. Ich konnte allerdings keinen Reim darauf was. Vielleicht hätte ich sie mal scannen sollen, um mehr herauszufinden. Allerdings war sie gerade erneut kurz davor zu weinen, weshalb ich ihr nicht noch mehr Sorgen bereiten wollte, als sie anscheinend ohnehin schon hatte. Ich verstand nicht was los war. Es schien etwas mit ihrer Mutter zu tun zu haben. Anscheinend haben sie jemanden verloren, der oder die ihnen sehr wichtig war. Wirklich nachvollziehen konnte ich das nicht. Natürlich war es auf der Helios manchmal stressig und kompliziert, vor allem wenn man solche PENNER wie Vasquez als Boss hatte! Allerdings musste ich bisher noch nicht wirklich miterleben, dass jemand gestorben ist, der mir viel bedeutete. Wobei ich zugeben müsste, dass ich es nicht so schnell verkraften könnte, wenn Vaughn sterben würde. Er war mein bester Freund, seit längerer Zeit. Auch wenn ich mich fragte, ob er ebenfalls um mich trauern würde. Schließlich hätte er mich beinahe an Vasquez verraten. Obwohl er mir versprach, dass er das niemals gemacht hätte. Wir waren wie Brüder. Ob das wirklich stimmte? Ich konnte es nicht zu 100 Prozent sagen. Erneut sah ich zu Rose. Sie schwieg nun schon seit knapp fünf Minuten. Ich war immer noch ein wenig überrumpelt mit der ganzen Situation. Es gab also nicht nur unsere Welt, sondern eine anderen in der wir lediglich erfundene Figuren waren. Wie konnte das sein? Mein ganzes Leben wurde somit von jemand ausgedacht. Alles was ich bisher erreicht hatte war eine einzige Lüge. Zumindest hatte ich das Gefühl. Ich fühlte mich gar nicht mehr richtig wie ein Mensch. Allerdings lebte ich. Ich atmete. Ich hatte einen Puls. Ich spürte sogar mein Herz in der Brust schlagen, wenn ich mich darauf konzentrierte. Und das sollte alles bloß erfunden sein? Wie konnte sie dann hier sein? Es ergab alles keinen Sinn. Wobei in meinem Leben gerade vieles keinen Sinn ergab. Zum Beispiel derjenige, der gerade neben mir stand und sich verkneifen musste blöde Sprüche von sich zu geben. Handsome Jack war zwar mein Vorbild, allerdings konnte er ein richtiges Arsch sein, wenn er wollte. Seufzend schielte ich zu ihm und zog eine Augenbraue hoch. Ausgerechnet ich hatte ihn in meinem Kopf oder wo auch immer. Doch jetzt war ich nicht mehr der Einzige, der ihn sehen konnte. Sie konnte es ebenfalls. Es war wie ein Wunder. Allerdings war ich sehr erleichtert das zu wissen. Ich war nicht verrückt! Zwischendurch hatte ich nämlich das Gefühl gehabt den Verstand zu verlieren. Schließlich war Handsome Jack TOD. Er hätte gar nicht hier sein dürfen und doch war er es. Ich fragte mich immer noch wie das gehen konnte. Und NEIN ich bin NICHT besessen! Nicht so stark… Vielleicht ein bisschen. Aber das ist doch normal, wenn man jemanden bewundert und sich als Vorbild nimmt. Oder nicht? Kurz schüttelte ich den Kopf. Ich sollte nicht mehr darüber nachdenken. Stattdessen schielte ich erneut zu Rose und überlegte was ich machen könnte, damit sie sich besser fühlte. Sie tat mir irgendwie leid. Schließlich war diese ganze Situation für sie noch schlimmer als für mich. Sie wurde einfach so ihrem zu Hause entrissen und nun stritt sie sich auch noch mit ihrer besten Freundin, so weit wie ich das mitbekommen hatte. Vorsichtig versuchte ich kurz ihr meine Hand - nicht die Roboterhand – entgegen zu strecken und auf die Schulter zu legen, zog sie allerdings schnell wieder zurück. Ich wusste nicht ob ich sie damit wirklich aufmuntern konnte. Somit entschloss ich mich lieber zu Vaughn rüber zu gehen, welcher den Wagen steuern musste. „Alles klar bei dir?“, fragte ich neugierig und starrte auf die Einöde. Pandora war wirklich nichts als eine riesige Wüste. Da wünschte man sich wirklich zurück auf die Helios. Einfach nur noch nach Hause. Allerdings waren wir dort nicht gerne gesehen, denn seitdem ich beschlossen hatte den Deal von Vasquez zu stehlen, standen Vaughn und ich auf der Blacklist von Hyperion. Dazu wollte er uns tot sehen. Ich hätte meinen besten Freund lieber nicht mit in diese Sache reinziehen sollen. Schließlich war er noch unsicherer als ich. Wobei ich wirklich eins zugeben musste. Er konnte mich häufig beeindrucken. Vor allem war ich überrascht ihn mit einem Six Pack zu sehen. Ausgerechnet er! Er wirkt nicht gerade wie jemand, der viel Sport treibt. Er trug eine Brille und ging immer ein wenig gebeugt. Viele würden ihn wahrscheinlich als Nerd abstempeln. Trotzdem hatte er mir sehr bei meinem Image Wechsel geholfen. Genauso wie Yvette. Ich hoffte ihr ging es gut da oben. Nicht im Himmel oder so! Sie war nicht tot. Oben auf der Helios. Die Helios schwebt nämlich um Pandora herum im All. Nun gut. Ich sah erneut zu Vaughn, welcher ziemlich verunsichert fuhr um ehrlich zu sein. Hoffentlich knallten wir nicht gegen irgendeinen Stein oder überfuhren mal wieder einen Skag, so wie bei unserer Landung. Auch wenn das meine Schuld war. „Ja alles ok. Ich mache mir mehr Gedanken um Sasha. Wenn wir sie nicht bald verarzten können, verblutet sie“, meinte er nervös, weshalb ich kurz zu Fionas Schwester blickte. Sie war immer noch ohnmächtig. Ich weiß, dass Jack das nicht eingeplant hatte, allerdings wurde sie quasi dank ihm verletzt. Somit war es indirekt meine Schuld, weil ich ihm vertraut hatte. August platzte die Geduld und er schoss einfach auf sie. Zum Glück verfehlte er ihr Herz, allerdings hatte Vaughn Recht. Langsam aber sie verblutete sie. Der ganze Boden war schon rot. Das würde mir Fiona nie verzeihen. Verständlich. Auch wenn wir uns nicht unbedingt leiden konnten, tat mir das was geschehen war leid. Ich wollte nicht, dass jemand verletzt wird. Seufzend blickte ich zu Fiona, welche offensichtlich unser Gespräch mitbekommen hatte. Sie war mir kurz einen bösen Blick zu, danach wandte sie sich an Rose und setzte sich erneut neben sie. Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet Fiona so mitfühlend sein konnte. Vielleicht lag es daran, dass sie eine Schwester hatte. Ich wusste es nicht genau. Allerdings war es besser, dass sich überhaupt jemand um diese verlorene Seele kümmern konnte, als dass sie die ganze Zeit alleine leiden musste. „Ok. Fahr einfach weiter. Vielleicht… finden wir noch rechtzeitig eine Stadt… Hoffentlich“, meinte ich mitleidig und ging schließlich zurück zu Rose und Fiona, welche sich gerade unterhielten. Währenddessen schien immer noch Funkstille an diesem Objekt zu sein. Ehrlich. Ich hatte noch nie so etwas gesehen. Wie hatte sie es genannt? Handy? In unserer Welt gab es so etwas nicht. Wir hatten unsere eigenen Kommunikationsmittel. Wir mussten nichts an das Ohr halten. Ich schaltete einfach meinen Arm an und schon hatte ich das Gesicht meines Gesprächspartners vor Augen. Fortgeschritten nicht wahr? Plötzlich hörte ich ein leises Schluchzen. Oh nein. Sie sollte nicht schon wieder weinen. Ich musste irgendetwas sagen. „Öhm… alles ok?“, fragte ich schließlich und kassierte erneut einen bösen Blick von Fiona. Konnte sie mich mal machen lassen, was ich wollte? Manchmal nervte sie mich wirklich. Grummelnd blickte ich zur Seite. Ich wollte lediglich höflich sein. Doch anscheinend war das auch nicht gut. Schön. Von mir aus. Dann würde ich ab sofort halt den Mund halten und erneut die schweigsame Maus spielen. Urgh! Zumindest war das der Plan. Doch… „Ja… Alles ok. D-danke Rhys“, sagte Rose plötzlich mit ihrer zarten Stimme. Kein Wunder, dass ihr Name Rose war. Sie wirkte wie eine verletzliche Blume, die jede Sekunde in sich zusammen sacken würde und verblüht wäre. Sie wirkte so zerbrechlich. Schon ihre Stimme. Einerseits sanft wie ein Engel, andererseits ganz zart und leise, wie eine Maus. Schwächlich. Verletzt. Schluckend blickte ich zu ihr und versuchte ein Lächeln aufzusetzen, dabei zuckte ich mit den Schultern, bevor ich die Arme vor der Brust verschränkte. „Schon gut. Brauchst mir nicht zu danken.“ „Doch… Ihr seid sehr nett zu mir, obwohl ich einfach so in euer Leben geplatzt bin. Naja bis auf Einer. Ja Jack ich sehe dich an!“, meinte sie und begann schließlich zu Lächeln. Anscheinend wurde sie wieder lockerer. Es beruhigte mich. Seltsamerweise. Bei ihrem süßen Aussehen, hatte man irgendwie automatisch das Verlangen sie beschützen zu müssen. Dabei hatte sie uns das Leben gerettet, indem sie Vasquez und August ausgeknockt hatte. Trotzdem wirkte sie einfach so hilflos im Moment. Wobei man zugeben musste, dass sie einen sehr weiblichen Körperbau hatte. Also ihre Rundungen waren nicht zu verabscheuen. Hrm! Ich bin auch nur ein Mann ok?! „Naja du machst gerade viel durch. Es ist zwar auch für uns schwer aber… wir müssen jetzt wohl alle zusammen halten. Auch wenn das ganze hier sehr… merkwürdig ist“, meinte Fiona, weshalb ich mich wieder auf das Gespräch konzentrierte. Neben mir stand Jack und lachte mich sehr offensichtlich aus. Grummelnd starrte ich zu ihm und flüsterte leicht genervt: „Was?!“ „Ach nichts. Du bist nur so lächerlich! Kiddo glaub mir, Frauen wollen bestimmt keine Warmduscher, die sich nicht trauen, dazu zu stehen, dass sie jemanden attraktiv finden! Wie bescheuert du gerade aussahst. Schnell dem Blick ausweichen. Bloß nichts anmerken lassen! Pff erbärmlich!“, meinte Jack, woraufhin ich versuchend musste eine Röte im Gesicht zu unterdrücken. Wie gesagt. Ich war auch nur ein Mann. Schön, dann fand ich sie halt attraktiv. Na und? Mehr war da auch nicht. Ich kannte sie schließlich gar nicht und sie mich auch nicht. So etwas wie Liebe auf den ersten Blick gab es sowieso nicht. Mehr als körperlich fühlte ich mich nicht zu ihr angezogen. Allerdings fand ich Fiona und Sasha auch nicht zu verachten. Oder diese Moxxi auf einem Poster, das ich gesehen hatte. Sexy. In einem Pandora Stil. „Halt einfach die Klappe ok?“, flüsterte ich erneut genervt und wandte mich schließlich von Jack ab. Doch er konnte nicht aufhören zu reden. Irgendwie musste ich ihn doch abstellen können! „Nein wie süß! Der Kleine ist beleidigt!“ Plötzlich spürte ich einen stechenden Schmerz auf meinen Hinterkopf und drehte mich erbost um. „AU! Was zum- Was sollte das?!“, fauchte ich wütend und erblickte Rose, die mich anscheinend mit einer flachen Hand auf den Hinterkopf geschlagen hatte. Was sollte das denn so plötzlich? Gerade eben hätte ich sie am liebsten noch in die Arme geschlossen, damit sie nicht mehr weinen müsste und jetzt wollte ich ihr nur noch den Hals umdrehen. Warum schlug sie mich einfach so aus dem nichts? Wobei mir etwas auffiel. Jack war weg. Einfach so verschwunden. Lag das etwa an dem Schlag? Hatte sie dies deswegen gemacht? Selbst wenn, hätte sie mich doch wenigstens vorwarnen können! Wirklich seltsames Mädchen. Ich strafte sie dazu mit einem bösen Blick, indem ich die Augenbrauen runterzog und dabei meine Arme verschränkte. Mir fiel jetzt erst auf wie klein sie war. Endlich mal jemand auf den ICH herabsehen konnte. Gefiel mir. „Entschuldige. Ich wollte nur, dass er endlich die Klappe hält“, sagte sie schnell und blickte mich mit ihren riesigen Augen an, dabei verschränkte sie die Arme hinter ihrem Rücken und streckte mir quasi ihre Brüste entgegen. Das war ein Trick! EINDEUTIG! Es war eine Falle, damit ich ihr verzeihen würde. Nicht mit mir! So leicht war ich nicht rumzukriegen! Ich fiel darauf nicht herein! „Ach schon gut. Nur warn mich das nächste Mal vor, okay?“ Danke Mund. Hör einfach nicht mehr auf das was ich denke… „Ok. Entschuldige nochmal“, meinte sie mit einem breiten Lächeln im Gesicht. Seufzend schielte ich zur Seite. Blödes Männergehirn. Ich hätte sie zurechtweisen müssen aber nein. Warum musste sie auch so einen weiten Ausschnitt tragen? Das hielt doch kein Mann aus. Blöde Kuh. Hm? Moment war sie rot im Gesicht? Was sie wohl gerade dachte? Rose: Endlich war er weg. Handsome Jack hielt den Mund. Eine angenehme Stille kehrte ein und ich genoss jede Sekunde. Bis mich schließlich Rhys mit einem bösen Blick strafte. Oh Gott war er sexy, wenn er wütend war. Schluckend wollte ich zurück weichen, doch meine Beine gehorchten nicht mehr und so versuchte ich ihm schnell zu erklären, wieso ich das getan hatte. Ich wollte ihn nicht verletzen, allerdings war mir aufgefallen, dass Jack verschwindet und auftaucht, sobald sich Rhys am Kopf verletzte. Das konnte doch kein Zufall sein. Jetzt hatte ich wenigstens auch die Bestätigung für meine Theorie und es fühlte sich gut an. Auch wenn ich mich ziemlich eingeschüchtert fühlte. Wie er so auf mich herab blickte. Ich fand kaum noch meine Worte. Die Luft blieb mir im Hals stecken. Mein Herz sprang mir fast aus der Brust und in meinem Magen tanzten Schmetterlinge anscheinend Samba. Ich schluckte stark. Dabei versuchte ich mir nichts anzumerken und versteckte meine Gefühle hinter einem breiten Grinsen. Wobei ich spürte wie mir das Blut in das Gesicht schoss. Hoffentlich kein Nasenbluten. Das wäre noch peinlicher als einfach nur rot anzulaufen. Wieso musste er mich nur so nervös machen? Als ich ihn lediglich in meinem Bildschirm betrachten konnte, war es nie so schlimm. Doch jetzt stand er vor mir. So nah. Ich konnte seinen Geruch einatmen. Seine Wärme war sachte zu spüren und ging auf mich über. Seine Stimme drang so deutlich in mein Ohr und ließ mir eine Gänsehaut über den Rücken jagen. Mein ganzer Körper schien zu vibrieren. Ich musste es ignorieren. Er durfte nicht merken was ich fühlte. Verzweifelt wandte ich mich somit schnell wieder ab und setzte mich auf das Bett ähnliche Gestell. Das alles hier würde noch sehr unerträglich für mich werden. Wie sollte ich das bloß überleben? Jetzt war allerdings nicht die Zeit für ein Liebesdrama. Ich musste mich mit Rika aussprechen. Irgendwie waren wir Beide schließlich gerade Schuld an dem Drama. Somit wollte ich gerade etwas sagen, doch plötzlich ertönte ihre Stimme aus dem Handy, weshalb ich überrascht dahin starrte und mich wunderte, dass sie anscheinend die gleiche Idee hatte wie ich. „Rose? E-es tut mir leid… Ich weiß, dass es schwer ist. Für euch Beide. Entschuldige… Aber versteh mich bitte auch. So oft habe ich dich alleine weinen sehen! Ich halte es einfach nicht mehr aus. Ich liebe dich! Idiot!“, meinte Rika, woraufhin ich schmunzeln musste. Ich wusste nicht, ob sie das ernst meinte oder einfach nur Freundschaftlich sagte. Egal was es von Beidem war, ich würde sie auf ewig lieb haben. Selbst wenn ich ihr wehtun müsste. Wobei ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie ausgerechnet MICH lieben sollte. Wobei sie sehr anhänglich war. Dazu schien sie häufig eifersüchtig gewesen zu sein. Oh mein Gott! Meine beste Freundin war in mich verliebt! Ok. Ich musste ruhig bleiben und keine Panik schieben. Sie war trotzdem noch Rika. Nichts würde sich ändern zwischen mir und ihr. Hoffte ich zumindest. Schließlich wusste sie, dass ich hetero war. Oder nicht? Selbst Rhys und Fiona blickten mich irritiert an. Schnell deutete ich ihnen, dass ich nicht lesbisch sei und wir auch kein Paar waren. Vor allem Rhys sollte das nicht von mir denken. Schließlich war ich doch in ihn verliebt. Ich musste das Ganze schnell klären! „Hey ich… mir tut es auch leid und… Mh…“ „Schon gut. Du musst nichts sagen. Ich weiß, dass du dein Herz schon längst an jemanden verloren hast. Ich wünsche mir auch, dass du glücklich wirst mit ihm. Aber auch weil ich möchte, dass du glücklich bist, bin ich so sauer auf deine Mutter. Sie müsste doch die Erwachsene sein. Nicht du!“, erklärte sie schließlich. Also hatte sie es wirklich ernst gemeint. Seufzend schielte ich zur Seite und nickte kurz für mich selber. „Ja ich weiß aber… ich übernehme gerne diese Rolle. Ich war zu lange schwach und hilflos. Ich möchte für sie stark sein. Ok? Verstehst du das Rika?“ „Ja. Natürlich. Tut mir nochmal Leid Rose. Verzeihst du mir?“ Ich musste schmunzeln und schließlich kicherte ich kurz. „Natürlich verzeihe ich dir. Du bist meine beste Freundin!“ „Und was für eine ich bin! Hehe! Ich habe Recherchen gemacht im Internet. Allerdings…“, stockte sie. Das hieß nichts Gutes. Ich ahnte das schlimmste. Wahrscheinlich würde sie mir erzählen, dass ich nie wieder nach Hause zurückkehren könnte. Wahrscheinlich würde man mich an irgendwelche Schläuche anschließen, da ich immer noch in meinem Bett lag oder so. Ne Moment. Rika hatte schon geäußert, dass ich nicht anwesend sei. Somit war mein Körper sicher. Ansatzweise wenigstens. Schließlich war ich in einer Welt, die nicht gerade die sicherste war. Überall Banditen und furchtbare Monster, die einen zerfleischen wollten. Allerdings wusste ich womit ich es zu tun hatte. Wäre mein Körper immer noch in der realen Welt, würde man mich bestimmt in ein Krankenhaus stecken und nach einem Jahr sagen, dass ich nicht mehr aufwachen würde. Danach wäre ich wahrscheinlich auf ewig hier gefangen. Wobei ich das anscheinend sowieso war. Es war alles hoffnungslos. Egal was ich mir ausmalte, es endete immer damit, dass ich hier sterben würde. Sei es als alte Frau oder jung und erschossen oder sonst etwas. Ich würde meine Mutter nie wieder sehen und auch nicht Rika. Auf ewig müsste ich hier leben. Andere würden vielleicht sagen, dass das doch wunderschön sei. Nicht für mich. Es war ein Albtraum. Natürlich war ich in SEINER Nähe. Doch was brachte es mir? Meine Familie, Freunde, alle würde ich nie wieder sehen. Es war so, als ob man mir gerade mein Leben entrissen hätte und mich in ein neues warf. DANKE SCHICKSAL! DU BIST EIN ARSCH! „Spuck es aus. Ich komme nie wieder nach Hause?“, meinte ich schließlich ziemlich kalt. Wow. So hatte ich mich noch nie angehört. Doch was sollte ich meine Gefühle verschwenden? Am besten würde ich ein Eisklotz werden und nichts mehr an mich ran lassen. Einfach mein Schicksal akzeptieren und damit leben. Hauptsache überleben. Vielleicht würde ich dann irgendwann einfach einschlafen können und denken, dass ich glücklich sei, obwohl ich es nicht wäre. Bevor schließlich mein ganzes Leben vorüber wäre. Selbst der Gedanke war traurig und ließ mich seufzen. Ich hasste mein Leben gerade so sehr! „Naja… wahrscheinlich. Ich habe bisher sogar ein paar Fälle gefunden. Allerdings lief es immer darauf hinaus, dass die Personen immer noch auf unerklärliche Weise verschwunden sind. Es tut mir so leid Rose. Ich wünschte ich hätte erfreulichere Neuigkeiten.“ Wie ich es geahnt hatte. Wieso hoffte ich eigentlich noch? Ich wurde sowieso immer nur enttäuscht. „Warte!“, sagte sie plötzlich, woraufhin ich aufblickte und überrascht zum Handy starrte. Was war denn jetzt noch? Wollte sie mir etwa unnötige Hoffnungen machen? Das brauchte ich nicht. Ich wollte davon nichts hören. Lieber lebte ich damit, dass ich nicht mehr nach Hause könnte, als unnötige Träume zu haben. Sie würden doch sowieso nicht wahr werden! Wieso also noch daran glauben? Ich brauchte so etwas nicht! Ich benötigte keine falschen Hoffnungsschimmer. Es wäre sonst nur noch schmerzlicher hinterher doch zu erfahren, dass es nicht so kommen würde, wie ich es glaubte. Nein. Lieber war ich mir jetzt sicher, als noch einen Funken zu haben, der mir sagte, dass alles gut werden würde. „Nein… Rika ist gut. Ich… ich will nichts mehr hören. Ich bin auf ewig hier gefangen… Ich muss es akzeptieren“, meinte ich schnell und legte meinen Kopf in meine Hände. Seufzend saß ich da. Ich wollte nur noch sterben. Nicht einmal Fiona könnte mich jetzt beruhigen. Ich weinte nicht einmal. Ich war einfach nur noch in einem tiefen Loch gefangen. Kein Licht war zu sehen. Ob sich so Emos fühlen mussten? Einsam. Alleine. Verloren. Kein Licht, dass einem den Weg wies. Alles war aus und vorbei. Für immer und ewig. Doch plötzlich spürte ich etwas auf meiner Schulter. Es war nicht warm, sondern eiskalt. Als ob eine Roboterhand nach mir gegriffen hätte. Moment. Roboterhand? Schnell blickte ich auf. Erschrocken starrte ich in die Augen von Rhys, welcher sich zu mir runter gebeugt hatte. Seine Hand ruhte auf meiner Schulter. Wollte er mich etwa trösten? Ausgerechnet er? Rhys machte sich Sorgen um mich. Ich konnte es kaum glauben. Wie schnell ich meine Angst und meinen Schmerz doch vergaß. Stattdessen überflog mich erneut ein Gefühl von Wohlsein. Mein Herz pumpte Blut in meinen Körper, welches zu kochen begann. Wie er es doch immer wieder schaffte mich zum Kochen zu bringen und das im positiven Sinne. Weshalb ich sachte zu Lächeln begann. Ich wusste schon was er sagen wollen würde. Ich sollte mir anhören was Rika zu sagen hatte. Somit seufzte ich kurz und lehnte mich an die Wand hinter mir. Idiot. Wie konnte er nicht merken, was ich fühle? „Na gut. Sag was los ist.“, meinte ich schließlich zu Rika mit einem schwachen Lächeln auf den Gesicht. Zum Glück sah sie mich nicht. Wahrscheinlich würde sie sonst losheulen. Ich kannte das zu gut. Jedes Mal, wenn es mir schlecht ging, weinte sie. Zu viel Mitgefühl konnte einen wirklich umbringen. Allerdings liebte ich das auch so an ihr. Natürlich nur freundschaftlich. „Yay. Also ich habe hier einen Fall gefunden, bei dem eine junge Frau so um die 20 für zehn Jahre verschwunden war. Doch jetzt kommt es. Sie ist wieder da. Allerdings anscheinend in einer Irrenanstalt. Logisch, wer glaubt sowas schon? Ich gehe sie morgen besuchen! Vielleicht kann sie uns sagen, wie sie es raus geschafft hat.“ „Gute Idee. Super gemacht Rika. Aber wieso erst morgen?“, fragte ich irritiert. Denn hier schien immer noch grell die Sonne am Himmel und spendete Wärme, durch die Fenster des Wagens. Somit war immer noch Tag. Allerdings hatte ich das Gefühl, dass die Zeit in der realen Welt schneller verging als hier. Es war verwirrend, allerdings nicht unmöglich. Schließlich war ich in einem Spiel gefangen. Wer weiß wie schnell dort die Zeit verging. Eine Minute in dieser Welt, war zu Hause vielleicht ein halber Tag. Wer konnte das schon so genau sagen? Schließlich hatte ich noch nie davon gehört, dass jemand in eine andere Welt gezogen wurde, außer in Fan Geschichten oder Animes. Wobei dort die Zeit meistens gleich verlief. Glaube ich zumindest. „Naja es ist Nacht. Ich muss auch langsam schlafen gehen. Sag mal wie viel Akku hast du noch? Ich rufe dich morgen dann nämlich wieder an.“ „Warte ich gucke kurz“, meinte ich schnell. Leichter gesagt als getan. Mein Display spielte verrückt. Ich konnte nichts darauf erkennen. Egal wie oft ich dagegen schlug. Es tat sich nichts. Immer wieder flimmerte es. Genauso wie zuvor mein Fernseher. Grummelnd legte ich das Handy neben mich und stellte meinen Kopf auf meiner Hand ab. Dieser Tag wurde von Sekunde zu Sekunde immer schlimmer. Wahrscheinlich besaß ich nur noch einen Prozent und das Gespräch wäre in der nächsten Minute abgebrochen, da mein Handy einfach so aufgehen würde. Wunderbar! So hatte ich mir das alles sicher nicht vorgestellt. Auf einmal nahm Rhys das Handy in seine Hand und schien es mit seinem Echo Auge zu scannen. Neugierig beobachtete ich ihn. Wie konzentriert er dabei guckte. Erneut lief ich rot an. Wie er da stand. In der einen Hand das Handy und die andere auf seinem Arm ruhend. Dabei dieser starre Blick, der das Telefon zu fokussieren schien. Ich musste zugeben, dass ich gerade dahin schmolz. Vor allem schien er sich tatsächlich für mich und meine Probleme zu sorgen. Vielleicht war dieser Tag doch nicht so schlecht. Doch ob er es wirklich reparieren konnte? Schließlich hatte er sich sogar in ein komplexes Computersystem gehackt und das ohne Probleme. Beeindruckend. Wobei er so etwas wie mein Handy sicher noch nie zuvor gesehen hatte. Wobei er bestimmt alles hacken konnte, wenn er nur wollte. Er war in meinen Augen so etwas wie ein Superheld könnte man sagen. Lächerlich. Ich weiß. Allerdings konnte ich einfach nicht anders, als ihn so zu sehen. Irgendwie musste ich die Zeit, die ich hier fest saß genießen können. Wieso also nicht, indem ich ein wenig schwärmte? Schließlich war er nun real und nicht mehr fiktiv. Dazu war er ein Mann, der sich nicht sofort auf mich stürzte, wegen meinem Körper. Er schien zwar angetan von ihm zu sein, allerdings versuchte er es zu verbergen. Was so niedlich war. Manchmal wollte ich ihn einfach knuddeln. Dabei fielen mir seine Haare auf. Er war gerade so konzentriert. Bestimmt würde er es nicht merken. Nur ganz kurz. Nur einmal. Einmal wollte ich ihm durch die Haare wuscheln und fühlen, wie geschmeidig sie wirklich waren. Dazu waren sie so schön lang. Naja lang in Anführungszeichen. Sie gingen in bis zum Hals würde ich sagen. Wenn sie nicht zurück liegen würden, würden sie im sicher im Gesicht hängen. Ich musste mir das vorstellen und lief sofort rot an. Wie süß das aussah. Dabei aber auch so sexy. Ok jetzt durfte ich bloß nicht anfangen zu sabbern! Reiß dich zusammen Mädchen! Du bist doch kein kleines Teenager Mädchen mehr. Ich atmete tief ein und streckte meine Hand seinem Kopf entgegen. Nur noch ein bisschen. Diesen einen Millimeter würde ich noch schaffe. Er bekommt nichts mit. Nur noch ein Stückchen. „Was machst du da?“, fragte er ein wenig erbost und ließ mich hochschrecken, als er plötzlich nach meinem Arm gegriffen hatte. Schockiert und wie versteinert starrte ich zu ihm. Mein Herz war mir gerade in die Hose gerutscht. Musste er mich so erschrecken? Dazu noch dieser ernste Blick, mit dem er mich mal wieder strafte. Ich konnte ihm kaum noch standhalten. Weshalb ich schnell zur Seite blickte, mit einem knallroten Kopf. Schluckend schielte ich immer wieder nervös zu ihm. „I-ich… uhm… Ich… DU HAST SO SCHÖNE HAARE, DA WOLLTE ICH EINFACH UNBEDINGT MAL DURCH WUSCHELN!“, schrie ich ihm schließlich mit zugekniffenen Augen entgegen. Bevor ich keuchend zu ihm hoch blickte. Erstaunt starrte er mich an. Unsere Blicke trafen sich. Verunsichert schielte ich weg. Unterwürfig stand ich dan. Verzweifelt und nicht wissend, was ich nun sagen sollte. Wieso musste ich ihm die Wahrheit auch so an den Kopf knallen? Hätte ich mich nicht vorsichtiger ausdrücken können? Wieso schwieg er denn? Sag doch etwas! Schrei mich an oder so! ABER SAG ETWAS! Diese Stille machte mich nervöser als alles andere! Dazu noch mein Atem der schneller ging. Schließlich wurde die Stille gestört. Allerdings erhob keiner von uns Beiden die Stimme, sondern Rika meldete sich mit einem lauten und herzlichen Lachen zu Wort. „Oh mein Gott! Rose! Sag doch direkt, dass du ihn liebst! Wow!“, lachte sie und ich lief sofort knallrot an. Dabei starrte ich ihn mit weit aufgerissenen Augen an, während ich innerlich Rika verfluchte, welche wahrscheinlich auf meinem Bett lag und sich den Bauch hielt, welcher schon schmerzen musste. Hatte sie gerade eben nicht noch gesagt, dass sie möchte, dass ich glücklich bin? Wieso sagte sie dann so etwas? Was war wenn er das ernst nehmen würde? Ich wollte nicht, dass er es weiß. Am besten würde er es niemals erfahren! Verdammt nochmal! Verfluchte Rika! Manchmal hasste ich sie wirklich. Was dann geschah ließ mich verwirrt im Raum stehen. Rhys lachte. Er lachte! Einfach so. Aus heiterem Himmel lachte er. Lachte er mich aus? Ja so musste es sein. Er lachte mich aus, weil ich mich in ihn verliebt hatte. Er würde mich jetzt abweisen. Damit war ich mir sicher. Der Albtraum begann schon wieder von neuem. Am liebsten wäre ich im Erdboden verschwunden. Warum musste mir das gerade passieren? Konnte nicht Rika an meiner Stelle sein? Ihr würde ich es gerade WIRKLICH gönnen. Wenn ich jemals wieder nach Hause käme, würde ich sie umbringen. Das schwor ich mir selber. Ich würde sie sowas von töten! Das gab RACHE! Wobei sein Lachen wirklich schön war. Schon fast ansteckend. Nein! Ich durfte nicht schon wieder träumen! Dafür war gerade nicht die Zeit! „Ernsthaft ihr Beiden seid lustig! Erst schreist du mich wie eine Verrückte an und dann das. Haha. Entschuldige aber das habe ich irgendwie gebraucht. Hier es sollte jetzt funktionieren. Und wenn du wieder das verlangen hast du meine Haare zu wühlen, frag doch einfach. Vielleicht sag ich ja“, erklärte er amüsiert, woraufhin ich rot anlief. Schon wieder. Dabei nahm ich das Handy entgegen und blickte Rhys hinterher, welcher – immer noch lachend – zu Vaughn ging, um ihn anscheinend abzulösen. Mein Herz schien gerade zu zerspringen, so schnell wie es mir gegen die Brust hämmerte. Blödes Teil. Lass das. Hinterher würde er es noch hören. Dann wäre ich auf jeden Fall erledigt! Denn dann wüsste er, dass Rika es ernst meinte. Blöde Kuh! „Uhm d-danke Rhys…“ Er winkte mir bloß kurz zu. Ein Lächeln kehrte auf meinem Gesicht zurück und ich starrte auf das Display. Es funktionierte tatsächlich wieder. Ich war in ein Genie verliebt! Anders konnte man es nicht sagen. Er war ein wahres Wunder. Wie leicht ihm das von der Hand gegangen war. Einfach so hatte er alles an meinem Handy repariert. Und zu meinem großen Erstaunen, war es immer noch bei 100 Prozent. Wie ging das denn? Ob es an dieser Welt lag? Würde es sich hier immer und immer wieder aufladen? Das wäre einerseits cool, andererseits auch ziemlich beängstigend und verwirrend. Nun ich musste es akzeptieren. „Rika? Ich habe 100 Prozent Akku. Also bis morgen.“ „Ja gut. Bis morgen. Hab dich lieb Süße.“ „Dito…“ „Oh und Rose? Pass auf dich auf, ja?“, sagte sie schließlich, woraufhin ich lediglich ein „Mhm“ von mir gab und auflegte. Danach schmiss ich mich auf das Bett und starrte an die Decke des Fahrzeugs. Danach schielte ich zu Sasha. Fiona saß neben ihr und strich ihr besorgt über den Kopf. Sie blutete immer stärker. Lange würde sie das nicht überleben. Das dürfte ich nicht zu lassen. Fiona sollte nicht genauso sehr leiden müssen wie ich. Deshalb ging ich zu Rhys und stellte mich neben ihn, um die Straße, die nicht vorhanden war, im Auge zu behalten. Hoffentlich würden wir bald eine Stadt finden. Wie man so schön sagte. Die Hoffnung stirbt zuletzt. //Lebe Sasha… Bitte!// Kapitel 3: Separation --------------------- Endlich waren wir an einer Stadt angekommen. Kaum zu glauben wie lange man einfach nur durch eine endlose Einöde fahren konnte. Es schien unendlich. Doch jetzt waren wir angekommen. Keiner von uns, vor allem ich nicht, hatte eine Ahnung davon wo genau wir uns eigentlich befanden. Allerdings war gerade am wichtigsten Sasha zu einem Arzt zu bringen. Wobei sie sich jetzt schon eiskalt anfühlte. Ich hatte große Angst. Ich kannte sie zwar lediglich aus den Spielen, allerdings wusste ich, wie schlimm es für Fiona werden musste, wenn sie ihr einziges, verbliebenes Familienmitglied verlieren würde. Sie liebte ihre Schwester sehr. Das merkte man deutlich. Schon allein wie aufgeregt sie jetzt war. Man konnte nur noch hoffen, dass alles gut werden würde und danach endlich Ruhe einkehrte. Wobei ich mir ziemlich sicher war, dass es anders kommen würde. In solchen Spielen kam es IMMER anders, als man es sich erhoffte. Somit trottete ich seufzend Fiona, Rhys und Vaughn hinterher. Auch Rhys und Vaughn wirkten wenig zuversichtlich. Die einzige die noch hoffte war Fiona. Die Arme. Es würde ihr das Herz brechen, wenn sie Sasha verlieren würde. Wenn ich bloß etwas ändern könnte! Ich verzweifelte langsam. Wozu war ich überhaupt hier? Ich konnte nicht einmal helfen, wenn es brenzlig wurde. Es war alles aussichtslos. Fiona wurde immer schneller, während Sasha ohnmächtig auf ihren Armen lag und immer wieder mit wackelte. Langsam aber sicher begann Fiona schließlich zu rennen. Wie eine Wahnsinnige stürmte sie durch die Stadt. Doch nirgendwo war ein Arzt oder Sonstiges zu sehen. Rhys, Vaughn und ich versuchten mit ihr mitzuhalten, was nicht unbedingt leicht war. Ständig stürmte sie in eine andere Richtung oder in irgendwelche engen Gassen, wodurch man sie leicht aus den Augen verlieren konnten. Immer wieder schafften wir es gerade so ihr zu folgen. Es war ehrlich leichter gesagt als getan. Am liebsten hätte ich ihr hinterher geschrien, dass sie langsamer machen sollte und auf uns warten müsste. Doch ich traute mich nicht. Schließlich hatte sie gerade andere Sorgen im Kopf, als uns aus den Augen zu verlieren. Das Einzige was sie noch interessierte war ihre Schwester und das Blut, welches einfach nicht aufhören wollte zu Boden zu tropfen. Ich wusste, dass es taktlos sei, doch irgendjemand musste ihr sagen, dass es sinnlos war. Sasha war so gut wie tot oder war es vielleicht sogar schon, ohne dass wir es bemerkt hatten. So viel Blut wie sie in der Zwischenzeit verloren hatte, war es schier unmöglich, dass sie das überlebt hatte. Und doch gab ein kleiner Funke in mir die Hoffnung auf Rettung nicht auf und ich schätze, dass das ebenfalls bei Fiona der Fall war. Sie war alles was sie noch hatte. Würde sie auch noch ihre Schwester verlieren, würde Fiona wahrscheinlich zerbrechen. Wieso mussten wir auch nur so lange nach einer dämlichen Stadt suchen?! Ich hasste diese Welt gerade! Überall nichts als Wüste. Überall nur Sand und Einöde! VERFLUCHTES PANDORA! Nach einiger Zeit wurden wir ENDLICH fündig. Doch es war so offensichtlich, dass es schon zu spät sei. Sasha rührte sich gar nicht mehr. Nicht einmal die Brust erhob sich. Ich musste mich zurückhalten nicht zu weinen, damit Fiona immer noch hoffen konnte. Allerdings wurden diese Hoffnungen ihr sofort geraubt, als der Arzt sich Sasha anguckte und nur noch mit dem Kopf schütteln konnte. Sie war tot. Einfach so. „Fiona…“, hauchte ich mitleidig und wollte mich an sie wenden, allerdings sah ich wie sie ihre Hände zu Fäusten ballte und sich erbost auf die Unterlippe biss. Ihr ganzer Körper schien zu vibrieren, während sich in ihren Augen die Tränen stauten. Anscheinend war sie nicht nur kurz davor zu weinen, sondern würde bald auch noch vor Wut platzen. War das vielleicht meine Schuld? Hatte August Sasha erschießen können, da ich auf ihn gefallen war? Nein. Das durfte nicht wahr sein. Das hätte ich mir niemals verzeihen können. Sie bestimmt auch nicht. Ich musste etwas unternehmen, um sie zu beruhigen. Doch was? Vielleicht hätte ich mich einfach entschuldigen sollen. Allerdings war ich mir nicht einmal sicher, ob es meine Schuld war. Wäre es nicht gewesen, dann hätte ich sie wahrscheinlich nur noch ragender gemacht. Das durfte ich nicht riskieren. Doch was sollte man dann in solch einer Situation sagen? Was hatte Rika zu mir gesagt, als mein Vater verstarb? Ich konnte mich einfach nicht erinnern. Mein Kopf schien zu explodieren. Sollte ich ihr mein Beileid mitteilen? Das würde sie wahrscheinlich noch mehr verletzen. Wieso war ich nur so hilflos?! Ich verfluchte mich selber manchmal! „Das ist alles DEINE schuld!“, schrie sie erbost, doch anstatt sich an mich zu wenden, stapfte sie unter Tränen auf Rhys zu und packte ihn grob an seiner Krawatte, welche ihn bis in die Hose ging. Wieso fiel mir das erst jetzt auf? Ich hatte das noch nie zuvor gesehen. –Argh reiß dich mal zusammen Rose! Ständig verlierst du den Faden! – Moment. Wieso gab sie ihm die Schuld? Lag es etwa daran, dass ich mich dafür entschieden hatte Jack zu vertrauen und nicht ihr? Ich hatte schon geahnt, dass je nachdem wie man sich entschied einer sterben würde. Allerdings hatte ich nicht damit gerechnet, dass es hinterher tatsächlich so werden würde. Vor allem hätte ich nie gedacht, dass ausgerechnet Sasha sterben würde. Schließlich schien August immer noch etwas für sie zu empfinden. Kein Wunder. Auch wenn sie sein Herz gebrochen hatte, so schlug es trotzdem noch für sie. So schnell konnte man seine Gefühle nicht verlieren. Außer sie waren nie echt gewesen. Doch warum hatte er dann auf sie geschossen? Bestimmt lag es an diesen fliegenden Robotern die Jack unter Kontrolle hatte. August verlor die Nerven und schoss. Wäre ich doch bloß früher auf ihn gefallen! Plötzlich rissen mich Fiona und Rhys aus meinen Gedanken, als ihr Streit langsam aber sicher ausartete. Fiona schien immer mehr darauf zu beharren, dass es ganz allein die Schuld von Rhys war, dass Sasha nun Tod sei. Während er sich sicher war, dass es noch schlimmer gekommen wäre, wenn er nicht Jack, sondern ihr vertraut hätte. Schließlich hatte sie eine Granate in der Hand gehabt. Ich wusste wofür sie gut war, doch er konnte es natürlich nicht ahnen. Egal wie sehr sie darauf schwor, dass diese Granate lediglich eine Blendgranate war, Rhys wollte ihr nicht glauben. Wenn nicht irgendetwas geschehen würde, dann hätten wir bald eine zweite Leiche hier im Raum. Denn die Beiden konnte man kaum noch davon abbringen sich gegenseitig die Birne zu verprügeln. Ich musste etwas unternehmen. Bevor noch schlimmeres geschehen konnte, stürmte ich zwischen die Beiden und presste die auseinander. „JETZT HÖRT AUF!”, schrie ich entnervt, woraufhin Beide verstummten und mich überrascht ansahen. Die ganze Zeit hatte ich wie ein hilfloses, schwaches Mädchen gewirkt und auf einmal riss ich meinen Mund auf und ermahnte sogar noch die Beiden. Kein Wunder, dass sie so geschockt waren. „Rhys! Nimm ein bisschen Rücksicht! Sie hat gerade ihre Schwester verloren!”, meinte ich ernst zu ihm und bevor er darauf etwas erwidern konnte, wandte ich meinen Blick zu Fiona. „Und DU Fiona solltest auch nachdenken! Rhys ist nicht derjenige, der abgedrückt hat, sondern August! Und du kannst nicht wissen, was geschehen wäre, wenn du deine Granate benutzt hättest. Ich weiß, dass ich gerade erst in dieser Welt gelandet bin. Trotzdem weiß ich, dass es für euch Beide jetzt nicht leicht ist. Und ein Streit holt sie auch nicht wieder!”, erklärte ich ernst und hoffte inständig, dass Fiona und Rhys verstehen würden worauf ich hinaus wollte. Schließlich brach Fiona zusammen und kniete nun weinend auf den Boden. Sofort hockte ich mich neben sie und nahm sie vorsichtig in meine Arme. Rhys wollte etwas sagen, doch ich deutete ihm mit einem sachten Kopfschütteln, dass er jetzt besser schweigen sollte. Darauf nickte er mir lediglich kurz zu und deutete Vaughn, dass er ihn nach draußen begleiten sollte, damit Fiona sich ein wenig beruhigen könnte. Zum Glück Verstand Vaughn sofort und Beide verschwanden durch die Tür nach draußen. Nun waren nur noch Fiona, ich und Sashas Leiche im Raum. Sanft strich ich über Fionas Rücken, während sie mit ihren Tränen kämpfte und versuchte diese endlich zu stoppen. Doch sie wollten einfach nicht aufhören zu laufen. Stattdessen tropften immer mehr auf den kahlen, kalten Boden, gepflastert mit weißen Steinen. Steril und passend zum Tod. Nicht unbedingt ein geeigneter Ort, um über den Tod der eigenen Schwester hinwegzukommen. Somit versuchte ich mein Bestes, um sie irgendwie trösten zu können. Allerdings wusste ich nicht was ich sagen sollte. Jedes Wort hätte sie noch mehr verletzen können. Weshalb ich vorübergehend weiter über ihren Rücken strich. Dabei zog ich Strähnen, die ihr in das Gesicht fielen, hinter eines ihrer Ohren, damit sie nicht gestört wurde. Seufzend saß ich neben ihr und konnte nichts anderes machen, als einfach nur zuzusehen, wie sie gerade langsam zu Grunde ging. Was hätte Rika in meiner Situation gemacht? Sie konnte mit so etwas viel besser umgehen, da sie von Natur aus solch ein Sonnenschein war, der immer wieder Licht ins Dunkel brachte. Wie gut ich dieses Licht doch jetzt gebraucht hätte. Allerdings fehlte es, denn sie saß bei mir fest und ich hier in dieser fiktiven Welt. Somit musste ich mir wohl oder übel etwas Eigenes überlegen, so schwer es mir auch fiel. „Bestimmt hasst sie mich…“, nuschelte plötzlich Fiona vor sich hin. Zu meinem Entsetzen. Wie kam sie denn jetzt darauf? „W-was meinst du damit? Sasha hat dich geliebt! Du warst ihre Schwester“, äußerte ich schockiert und starrte in die leeren Augen von Fiona. Ihre Welt muss gerade wirklich zusammen gebrochen sein. Alles erschüttert. Sie wirkte selber so, als ob kein Leben mehr in ihr weihte. „Ich hätte sie beschützen müssen… Nur wegen mir ist sie jetzt-“ „Hör sofort auf so etwas zu sagen! Dich trifft keine Schuld. Genauso wenig wie Rhys. Wie schon gesagt ist das alles ganz allein die Schuld von August! Was hättest du denn tun sollen? Du konntest ihn nicht aufhalten! Also hör auf so zu reden verdammt nochmal!“, schrie ich sie unter Tränen an. Ich wusste wie das war. Den Schmerz und die Schuld, die man sich selber zuwies. All das hatte ich ebenfalls durchmachen müssen, nachdem mein Vater verstorben war. Wie oft ich mir gewünscht hatte, dass ich an seiner Stelle gewesen wäre. Allerdings begriff ich irgendwann, dass er es so nicht gewollt hätte. Er war stolz auf mich und in meinem Herzen lebte er weiter. Egal wie schwer das Leben auch manchmal war, so wusste ich doch, dass ich niemals alleine meinen Weg bestreiten musste. Er hielt immer meine Hand. Und doch hatte ich es bis hier hin vergessen. Wieso fiel mir das erst jetzt wieder ein? Vorsichtig schielte ich neben mich und ich konnte ihn sehen. Wie er meinte Hand hielt und mir zu nickte. Wie ein Engel wachte er über mich. Ich war niemals alleine. Mit diesem Gedanken könnte ich diese Welt vielleicht doch heil überstehen und zurück nach Hause kehren. Nein! Kein vielleicht mehr. Ich war mir sicher! Ich würde zurück nach Hause kommen und dann wäre ich wieder bei meiner Mutter. Tief atmete ich ein und wieder aus, bevor ich mich zu Fiona wandte und ihr meine Hand auf die Schulter legte. „Ich weiß wie schwer dir das alles fallen muss. Ich habe meinen Vater verloren als ich noch jung war. Es war sehr hart für mich. Ich gab mir die Schuld an seinem Tod und wünschte mir immer, dass ich es gewesen wäre, die getötet wurde. Doch weißt du was ich dann verstand?“, fragte ich sie mit sanfter Stimme und schloss kurz meine Augen, bevor ich meinen Blick nach oben wandte. Fiona folgte mir mit ihren Augen. „Mir wurde bewusst“, fuhr ich fort, „dass er das nicht gewollt hätte und stolz auf mich ist. Außerdem ist er immer bei mir. Ich bin nicht alleine, denn in meinem Herzen lebt er weiter und wenn ich Hilfe brauche hält er meine Hand und gibt mir Kraft. Schau neben dich Fiona, dann siehst du sie. Sie ist immer bei dir. Niemals lässt sie dich alleine und dann wirst du es sehen. Ihr Lächeln. Wie stolz sie ist deine Schwester für so lange Zeit gewesen sein zu dürfen. Verstehst du? Fiona…“ Vorsichtig nickte sie und wandte ihren Blick von mir ab. Langsam und zaghaft richtete sie ihre Augen auf ihre Hand. Ich konnte an ihrem kurzen Zucken erkennen, dass sie Sasha sah. Kurz darauf brach sie wieder in Tränen aus und sagte: „Es tut mir leid Sasha!“ Kurz darauf schloss ich sie wieder in meine Arme, damit sie sich ausweinen konnte, und lächelte sie sanft an. Wie eine Mutter die ihr Kind behütete saß ich da. Ich wusste, dass sie es verkraften würde. Fiona war eine starke Frau. Schließlich war sie in einem Leben voller Grausamkeiten und ohne Skrupel aufgewachsen. Wenn sie das bisher überstanden hatte, dann würde sie den Tod ihrer Schwester ebenfalls überstehen. Damit war ich mir sicher. Egal wie lange es dauern würde. Hauptsache sie sprang nicht plötzlich von einer Klippe oder würde sich eine Pistole an die Schläfe halten. Allerdings war ich mir hierbei sicher, dass sie DAS auf jeden Fall NIEMALS machen würde. Ich hoffte es zumindest… Plötzlich wurden wir gestört, als wir von draußen Lärm hörten. Zum Glück hatte sich Fiona endlich beruhigt. Schnell stürmte ich zur Tür und riss diese auf, um sofort eine Pistolenkugel an mir vorbei zischen zu sehen. Erschrocken starrte ich in die Richtung aus welche diese gekommen war und erblickte eine junge Frau. Oh Gott nein. Athena! Sie sah nicht nur gefährlich auf mit ihrem scharfen Blick und den kurzen Haaren, sondern war es auch. Sie war eine Vault Hunterin. Wobei sie ihrer Freundin anscheinend gesagt hatte, dass sie in Rente sei. Doch das war eindeutig eine Lüge. Denn sie jagte immer noch. Allerdings keine Vaults, sondern Fiona. Auf diese war nämlich ein schönes Kopfgeld ausgelegt. Wunderbar. Jetzt dürfte ich auch noch lernen wie man gekonnt vor einer Verrückten flüchtet! Und ja Athena war anscheinend eine Lesbe und in einer Beziehung. „Geh in Deckung Rose!“, schrie mir plötzlich jemand entgegen, als ich wie erstarrt mitten in der Tür stand. Sofort erkannte ich die Stimme und versteckte mich hinter der metallischen Wand neben der Tür. Zum Glück konnte mich Rhys immer wieder aus meinen Gedanken reißen, ansonsten wäre ich jetzt wahrscheinlich Schweizer Käse geworden. Durchgelöchert und tot! „Danke Rhys“, murmelte ich schnell. „Schon gut“, war seine einzige Antwort, bevor er erschrocken aufschrie. Schnell blickte ich um die Ecke und erkannte, dass Athena direkt vor Rhys stand mit einer Pistole in der Hand, welche sie gegen die Stirn von ihm presste. Schnell reagierte ich, bevor ich überhaupt nachdachte, und stürmte auf die Beiden zu, um Athena zu Boden zu reißen, wodurch die Kugel knapp an seinem Kopf vorbei in das Gebäude hinter ihn schoss. Erleichtert atmete ich aus. Bevor ich registrierte was ich getan hatte. Sofort begann ich am gesamten Körper zu zittern, denn Athena stand vor mir auf und starrte mich erbost von oben herab an. Schluckend wich ich schnell zurück, allerdings immer noch auf den Boden hockend. Der Staub um mich herum wirbelte auf und doch war die Sicht klar, wodurch ich den Lauf erkennen konnte, welcher auf mich gerichtet war. Erneut versteinerte ich. Meine Beine fühlten sich an wie Wackelpudding. So fühlte es sich also an beinahe erschossen zu werden. Mir blieb der Atem im Hals stecken. Mein Herz verkrampfte sich in der Brust und Tränen schossen in meine Augen. Ich wollte flehen, dass sie mich am Leben lassen sollte, doch bekam ich keinen Ton heraus. Meine Stimme versagte. Langsam bewegte sich ihr Finger, welcher um den Abzug ruhte. Es fehlten nur noch Millimeter, dann würde ich erschossen werden. Ich wollte noch nicht sterben! Bevor sie abdrücken konnte, wurde ich von einer kalten Hand am Arm gepackt und hochgezogen. Schnell riss mich jemand auf seine Arme, da die Person merkte, dass ich mich nicht mehr rühren wollte. Dabei schrie derjenige: „Kommt! Wir müssen weg hier!“ Danach stürmte er los. Wie in Trance wandte mein Blick zu der Person, die mich gerade gerettet hatte und starrte in die Augen von Rhys. Sofort stieg mir die Röte in mein Gesicht. Rhys hatte mich gerettet. Dazu trug er mich auch noch auf seinen Armen. Ich war im Himmel. Im Moment interessierte mich nichts mehr. Ich blendete alles um mich herum aus. Wie in Zeitlupe schien alles abzulaufen. Sein ernster Blick. Die Haare die nach hinten wehten, während er lief. Seine Arme die mich immer fester hielten. Selbst ich schien mich ganz langsam zu bewegen. Als ob ich den Moment hinaus zögern und einfach nur genießen wollte. Zumindest so lange bis die harte Realität mich aus meiner Trance befreite. VERDAMMT! Um mich herum hörte ich überall Schüsse, weshalb ich stark zusammen zuckte und mich fest an Rhys krallte. Ich hätte nie gedacht, dass er mich überhaupt tragen konnte, da er auf den ersten Blick gar nicht so stark wirkte. Anscheinend war er stärker, als ich es erwartet hatte. Diese Tatsache gefiel mir. Allerdings versuchte ich mein Grinsen zu verstecken. „Wieso verfolgt die uns eigentlich?!“, fragte Vaughn nun total geschockt, woraufhin mein Blick zu Fiona fiel. Diese zuckte mit den Schultern. Ich kannte die Antwort. Wobei ich sie eher erahnen konnte. Vielleicht versuchten zurzeit nämlich Fiona umzubringen. Eigentlich auch Sasha, doch sie war schon tot. Leider. Wobei es vielleicht besser war, dass sie all diese Hetzerei nicht mehr miterleben musste. Wer weiß wie gut sie damit umgegangen wäre. Vor allem nach der ganzen Sache mit Felix, welcher sie verraten hatte, dabei war er wie ein Vater für sie gewesen. „Also Fiona?“, ertönte nun Rhys und blickte ernst zu ihr, während wir uns schließlich zwischen zwei Häusern versteckten. Wobei das sicher nicht lange anhalten würde. Sie würde uns finden. Schneller als es uns lieb war. Da war ich mir sicher. Doch jetzt… „Uhm R-rhys?“, stotterte ich nervös und wich seinem Blick aus, welcher nun überrascht zu mir runter glitt. Ich wollte nicht, dass er sah wie rot ich war. „Was ist?“, fragte er unschuldig. Wie süß! „D-du kannst mich jetzt wieder runter lassen. Und danke…“, nuschelte ich verlegen, woraufhin er sofort reagierte und mich auf den Boden ließ. Meine Beine waren zum Glück kein Wackelpudding mehr, weshalb ich standfest war. „Ok zurück zu meiner Frage“, meinte Vaughn schließlich wieder. Musste er jeden schönen Moment unterbrechen? „Naja… es könnte sein, dass man auf mich ein Kopfgeld angesetzt hat… Mal wieder. Ich denke deswegen ist sie hinter mir her.“ „Warte was?! Wieso sagst du uns das nicht?“, fragte Rhys erbost. Oh nein. Sie würden sich schon wieder streiten. „Wieso sollte ich euch Hyperion Trotteln IRGENDETWAS erzählen?!“ „Vielleicht weil wir jetzt ein Team sind? Schon vergessen? Das GORTYS Project!“, knurrte Rhys immer wütender. Das würde noch schlimmer werden. Vor allem wenn Athena uns dank dem Geschrei der Beiden eher finden würde. Somit ging ich erneut dazwischen. „Ruhig ihr Beiden. Können wir das später klären? BITTE! Hinter uns ist eine Vault Hunterin her. Jetzt ist nicht die Zeit zum Streiten! Wir brauchen allerdings einen… Plan…“, stockte ich langsam, woraufhin mich alle gespannt ansahen und mit ihren Blicken fragten, was los sei. Daraufhin deutete ich mit meinem Finger lediglich nach oben. Dort stand Athena, die uns vom Dach aus beobachtete. Verfluchter Mist! Sie hatte uns wirklich schnell gefunden. Erneut begann sie zu schießen, weshalb wir alle so schnell wir konnten los rannten und die Beine in die Hand nahmen. „Ok VORSCHLAG!“, schrie ich beim Laufen. Die Anderen wandten ihren Blick zu mir, um mir zu zeigen, dass sie ganz Ohr waren. „Wir teilen uns auf, dann fällt es ihr schwerer uns zu folgen. Alle einverstanden?“ „Einverstanden!“, antworteten sie im Chor, weshalb wir bei der nächsten Kreuzung und zwei verschiedene Richtungen abbogen. Fiona lief alleine los, während Vaughn Rhys und mir folgte. Schnell stürmten wir durch eine Seitengasse. Eigentlich hatte ich geplant, dass jemand bei Fiona bleiben würde. Allerdings schien das nach hinten losgegangen zu sein. Daran konnte man jetzt wohl leider auch nichts mehr ändern. Somit begutachtete ich die Gegend, denn in meinen Augen schien es nicht so, als ob wir durch diese Seitengasse weit kommen würden. Kein Ende war in Sicht und es wurde immer düsterer um uns herum. Wahrscheinlich war die Sonne zusätzlich langsam am Untergehen. Verdammt! Wenn wir nichts mehr sehen könnten, würden wir hier fest sitzen und es gäbe keinen Ausweg. Schließlich konnten wir nicht im Dunkeln sehen oder zumindest nur sehr schlecht. Dazu musste ich zugeben, dass ich eine tierische Panik im Dunkeln hatte. Daran war vor allem meine Vergangenheit schuld. Doch über diese wollte ich gerade einfach nicht nachdenke. Ich musste mich konzentrieren. Doch bisher fand ich nichts, wodurch wir hier raus kämen. Der einzige Weg führte zurück durch die Gasse, wo Athena wahrscheinlich schon auf uns lauerte. Das durften wir nicht riskieren. Wieso stand hier nicht wenigstens irgendein dämlicher Mülleimer rum? Nein! Die Wände lachten uns regelrecht aus. Zwischendurch hingen Plakate an ihnen mit verschiedenen Gesichtern auf ihnen. Wobei mir eines nur zu bekannt war. Jack. Der lachte uns eindeutig aus! Und das WORTWÖRTLICH! Ja… er war zurück. Zu meinem Ungunsten. Und was tat er? MICH NERVEN UND AUFREGEN! Konnte er nicht EINMAL sein Maul halten? „Irgendwie habt ihr ein Geschick dafür in Schwierigkeiten zu geraten. Oder bilde ich mir das ein?“, fragte er amüsiert, während er uns eher gemütlich und langsam folgte. Konnte der Typ noch arroganter sein? Wahrscheinlich nicht. „Hör zu! Wenn du keine Hilfe bist halt doch einfach den Rand ok?!“, fauchte ich ihm erbost entgegen. „Ok“, meinte er und grinste breit. Ich hatte kein gutes Gefühl dabei. Mein unangenehmes Gefühl im Bauch wurde bestätigt, als er plötzlich ein Papier an der Wand erblickte und quasi den Rand des Blattes hielt. Wollte der mich eigentlich verarschen oder einfach nur auf die Palme bringen? Wie alt war er bitte? DREIZEHN?! Er benahm sich wie ein kleines Kind! Und selbst die waren erwachsener als er im Moment. Ich weiß es! Ich habe ein Praktikum in einer Schule gemacht! Und dort führten die sich nicht so bescheuert auf. Wie er mich auch noch frech grinsend anfunkelte. Ich konnte schon ahnen was in seinem Erbsen großen Gehirn vor sich ging. Wahrscheinlich glaubte er, dass ich sein Spielzeug oder so etwas wäre, welches er immer und immer wieder erneut aufregen konnte. Das Problem war, dass er es auch noch tatsächlich schaffte, weshalb mein Auge zu zucken begann vor Wut. Ich versuchte nicht zu schreien, doch mein Körper vibrierte vor Wut. Ich musste mich kontrollieren. Ich durfte jetzt nicht ausrasten. Dann würde man uns bloß entdecken und das wäre das Letzte was ich wollte. Allerdings starrte er mich mit hoch erhobenem Haupt an. Er sah eindeutig auf mich herab mit seinen Augen. Ich hasste so etwas. Ich wusste, dass er sich für etwas Besseres hielt. Doch das hier ging langsam zu weit. Wie konnte man nur solch ein… ARSCH sein? Deshalb brodelten die nächsten Worte einfach so aus mir heraus und schnell musste ich bemerken, dass das keine gute Entscheidung war. „Was zum Teufel machst du da? Musst du JEDES meiner Worte ERNST nehmen?! Warst du auch so als Kind? Gott wie dich jemand lieben konnte muss ich nicht verstehen! Deine Frau muss ja genauso bescheuert gewesen sein wie du!“ „Wie war das?“, fragte er plötzlich mit tiefer Stimme. Ich konnte heraus hören, dass er vor Wut brodeln musste. Ich verstand nicht was ich Falsches gesagt hatte, doch mir war bewusst, dass ich es getan hatte. Sofort zog ich eine Augenbraue hoch und wich zurück, als er bedrohlich auf mich zukam. Er war nicht mehr am Leben und lediglich in Rhys Kopf, doch trotzdem machte er mir gerade wirklich Angst. Wie er so langsam ging. Dazu noch dieser Blick. Hilfe? „Hab ich dich gefunden Rhys!“, ertönte plötzlich eine Stimme von dort, wo wir her gekommen waren. Schnell blickten ich und zum Glück auch Jack in die Richtung woher diese Stimme gekommen war. Ich kannte diesen Klang. Die Tiefe. Oh Gott. Ich ahnte wer es war. Konnte dieser Tag eigentlich noch schlimmer werden? WIESO DER?! „Dieses Mal entkommst du mir nicht!“ Kapitel 4: Escape from this city -------------------------------- „Dieses Mal entkommst du mir nicht!”, ertönte die männliche Stimme erneut und schien lauter zu werden. Sie war tiefer als die von Rhys und tausend Mal arroganter. Könnte glatt der Zwilling von Handsome Jack sein, der Typ zu dem diese Stimme gehörte. Zum Glück sah er allerdings anders aus als Jack und war auch nicht sein Zwilling. Ansonsten hätte ich mich erschossen! Trotzdem brachte er genauso viel Ärger, weshalb wir alle wenig begeistert waren von dem Mann, der immer näher und näher kam. Langsam konnte man seine schwerfälligen Schritte durch die enge Gasse schallen hören. Somit waren wir alle ziemlich nervös und versuchten erneut hektisch einen Weg hier raus zu finden. Während Jack belustigt zu uns blickte und sich dabei gegen die nächstbeste Wand lehnte. Er sah so aus als ob er sich gerade daran hindern musste lauthals loszulachen, wie ein hysterisches Mädchen, welches zum ersten Mal einen Witz gehört hatte. Konnte dieser Typ eigentlich noch mehr nerven? Wobei ich ihn sogar ein wenig nachvollziehen konnte, da die Geschichte über Wallet-Head äußerst amüsant gewesen war. Das musste man ihm lassen. Auch wenn er sich mal wieder auf Kosten anderer amüsierte. Aber gut. Sollte mir egal sein. Es gab gerade wichtigeres, als sich über Jack aufzuregen. Schließlich erblickte ich eine Leiter, welche allerdings nicht runter gelassen war, weshalb es nicht so leicht wäre da ran zu kommen. Wobei mir etwas einfiel, wodurch wir es vielleicht schaffen könnten. Dafür mussten wir lediglich die Leiter lösen, damit sie Boden krachen würde, gleichzeitig allerdings immer noch auf dem Dach befestigt wäre. Das war sogar möglich, da die eiserne Leiter an Drähten befestigt war. Wahrscheinlich damit sie nicht so leicht hinunter krachen würde. Doch wenn wir diese lösen könnten, dann wären wir hier ganz schnell weg. Zumindest wären wir auf einer höheren Ebene und es wäre schwerer uns abzuschießen. So lange Herr ich-bin-so-toll es geschafft hatte mit einer Pistole umzugehen. Als er es das letzte Mal versucht hatte, ging der Schuss ziemlich nach hinten los. Als ich darüber nachdachte musste ich sogar kurz schmunzeln. Danach konzentrierte ich mich wieder auf das hier und jetzt. „Rhys!”, begann ich ernst, woraufhin dieser, aus seinen Gedanken gerissen, ein wenig erschrocken zu mir blickte. Anscheinend hatte er die Leiter noch nicht bemerkt, weshalb ich zu dieser auf der linken Seite der Gasse deutete. Rhys folgte meinem Finger und blickte zu dem metallischen Gehänge, bevor er wieder zu mir guckte und sogar seinen Daumen nach oben richtete, um mir zu zeigen, dass ich das gut gemacht hatte. Schnell winkte ich ab und deutete nun auf seine Hose. Nein... Nicht auf seinen Schritt. „Ich brauche dein Stock Teil da.” „Da geht jemand aber ran!”, äußerte Jack belustigt, woraufhin ich die Augen verdrehte. „DAS meinte ich garantiert NICHT! Ich meinte das Teil, das du von Yvette bekommen hast. Ich nenne es gerne "Zauberstab"”, erklärte ich und bemerkte zu spät wie doppeldeutig das klingen konnte. Und schon hielt sich Jack den Bauch, während er gegen die Wand gelehnt war und sich vor Lachen nicht mehr einkriegen konnte. „Oh Cupcake du hast noch einiges zu lernen, wenn du dich an jemanden ran schmeißen willst. Haha! Zu genial!” „Jaja Jack ist gut! Du hattest deinen Lacher!”, zischte ich ihm entnervt entgegen, bevor ich mich seufzend und den Kopf schüttelnd wieder zu Rhys wandte, welcher mich ZUM GLÜCK verstanden hatte und mir mitleidig zulächelte. Danach wühlte er in einer seiner Hosentaschen herum und zog den stählernen Stab heraus. In meinen Augen ähnelte es immer noch einer riesigen Taschenlampe. „Du meinst das hier richtig? Den Stun Baton?”, fragte er ebenfalls ein wenig amüsiert und schmunzelte kurz. „Wofür brauchst du es?” „Ich will die Leiter runter holen. Vertrau mir...”, antwortete ich und blickte ihn sanft, mit einer leichten Verzweiflung in der Stimme, an und reichte ihm meine Hand. Ich weiß nicht ob es der Klang meiner Stimme war oder er etwas in meinen Augen gesehen hatte, wodurch er mir letztendlich Vertrauen schenkte. Denn er drückte mir den Stun Baton in meine geöffnete Hand und nickte zuversichtlich. Darauf lächelte ich in kurz an und starrte schließlich auf dieses metallische Ding in meiner Hand. Es fühlte sich sogar an wie eine Taschenlampe! Einziges Problem. Wie bekam ich es jetzt an? Denn so war es mir ziemlich unnütz. Irgendwo war ein Klopf, daran konnte ich mich erinnern. Amüsiert über meine Unwissenheit kam Rhys auf mich zu und nahm dieses DING wieder in seine Hände. Mir fiel dabei erst richtig auf wie viel größer sie als meine waren. Ich war allerdings auch ein Zwerg im Gegensatz zu Rhys. Wie groß er wohl war? Ich schätzte ihn so zwischen 1,80m und 1,90m. Sicher war ich mir allerdings nicht. Zumindest musste ich den Kopf anheben, um ihn überhaupt in die Augen sehen können. Plötzlich trafen sich unsere Blicke auch noch, weshalb ich wie erfroren still stand. Die Augen weit aufgerissen und der Mund leicht offen stehend. „Leute ich will euch ja nicht stören aber wir haben es eilig!“, meinte Vaughn plötzlich und riss mich aus meiner Trance. Auch Rhys wirkte ein wenig erschrocken. Ob er mich… wohl mochte? Plötzlich verspürte ich so ein wohliges Gefühl in meiner Brust und begann unwillkürlich zu Lächeln, bevor ich schließlich wieder auf seine Hände guckte. Ohne ein weiteres Wort drückte er auf den Knopf an dem Stun Baton und aktivierte damit seine wahre Stärke. Wie ein Blitz schoss ein Stab heraus, welcher elektrisch leuchtete. Die Spitze schien wie eine Kugel auf den Stab gestülpt zu sein und die ganze Energie zu sammeln, die von dem Griff ausging. Wenn man das so bezeichnen konnte. „Hier bitte. Damit du nicht weiter suchen musst“, meinte Rhys mit einem belustigten Unterton in der Stimme, während er mir den Zauberstab reichte. Ich nenne es ab sofort Zauberstab. Es sah nämlich aus wie einer. Fehlten nur noch Schmetterlinge und pinke Funkeln, die drum herum tanzten. Dann hätte ich Rhys eindeutig als SCHWUL abgestempelt! „Danke Rhys.“ Ich musste allerdings zugeben, dass er sehr gut in der Hand lag und irgendwie fühlte man sich automatisch so MÄCHTIG. Sofort probierte ich es ein wenig aus, um mich daran zu gewöhnen, indem ich es immer wieder hin und her schwang. Fühlte sich ein bisschen wie ein Stab oder unfertiges Schwert an. „Das ist so COOL!“, meinte ich begeistert und warf das Teil kurz in die Luft, bevor ich es auffing. Gut das funktionierte schon einmal. Überlegend begann ich zu Grinsen. Da wurde ich von einem Klicken unterbrochen. Schnell wandte ich mich um und erblickte vom Weiten den Mann, der uns verfolgte. VASQUEZ! Rhys persönlicher Erzfeind von Hyperion, welcher ihm dazu das Leben zur Hölle gemacht hatte, indem er ihn zu einem Hausmeister degradiert hatte. Hässlich war er auch noch. Gut vielleicht hatte er einen männlichen Oberkörper, doch das war nicht das Wichtigste in meinen Augen. Stattdessen schreckte mich vor allem sein Bart ab. Schwarz und voll um den Lippen herum. E-k-e-l-h-a-f-t! Ich HASSTE Bärte. Ist allerdings auch Geschmackssache. Auch seine Haare waren Pechschwarz und hatten diese typische Elvis Locke. Dazu noch diese buschigen, schwarzen Augenbrauen und die schmalen Augen. Am liebsten hätte ich mich übergeben. Ja, ich kann sehr fies sein, wenn ich will. Was mich mehr störte war die Tatsache, dass er schon so nahe war und dazu eine neue Waffe gezückt hatte. Wahrscheinlich weil er mit der letzten nicht vernünftig umgehen konnte. Darauf konnte ich mich jetzt nicht konzentrieren. Ich musste mich beeilen! Somit stellte ich mich ein wenig von der Leiter weg und betete kurz zum Himmel, dass es funktionieren würde. //Daddy… hilf mir bitte…//, flehte ich in Gedanken, während ich die Augen kurz zusammenkniff. Danach seufzte ich stark und starrte auf die beiden Drähte, die die Leiter festhielten. Links und rechts befand sich jeweils ein Draht. Mein Blick fokussierte sich zuerst auf den linken. Darauf holte ich weit aus und schmiss so feste ich konnte den Stun Baton in die Richtung, damit er mit dem Kopf gegen den Draht fliegen und diesen damit lösen konnte. „Was machst du da?!“, fragte Rhys erschrocken und stürmte neben mich. Doch ich stieß ihn schnell zur Seite und fing den Stun Baton wieder auf. Danach warf ich ihn erneut. Dieses Mal auf den rechten Draht. Es hatte schon einmal funktioniert. Dann würde es doch bestimmt auch ein zweites Mal klappen. Oder? „STRIKE!“, schrie ich freudig und sprang dem Stun Baton entgegen, während die Leiter zu uns herunter krachte. Ich hatte es tatsächlich geschafft. Sie war unten. Kaum zu glauben, dass das tatsächlich geklappt hatte. So etwas sah man sonst normalerweise lediglich im Fernsehen und dort gelang es bloß den Helden, niemals den Helfern. „Wow… ich gebe zu, dass das beeindruckend war“, sagte Rhys überrascht neben mir stehend, woraufhin ich triumphierend zu Lächeln begann. Demonstrativ stemmte ich meine Arme in meine Hüfte und erhob hochnäsig den Kopf. „Kein Problem für Super-Rose“, meinte ich arrogant, bevor ich zu Schmunzeln begann. Unsere Zweisamkeit wurde gestört, als Schüsse zu hören waren. Schnell rannten wir zu der Leiter. „Ladies first.“ Auf Rhys Worte verschränkte ich sofort die Arme vor meiner Brust und starrte ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Mein Blick sagte „Really Bro?“. Sofort wanderte sein Blick an mir herunter und er verstand worauf ich hinaus wollte. Ich trug einen Rock und hatte wenig Lust darauf, dass mir nur Einer von den Beiden darunter gucken würde. Besser gesagt den DREIEN. Doch Jack schien vollkommen desinteressiert und begutachtete lieber den Himmel über uns. Von daher schenkte ich ihm wenig Beachtung und ignorierte die Tatsache, dass er nach mir hochklettern würde. Müsste er das überhaupt? Er war schließlich lediglich ein Hologramm. Oder nicht? Trotzdem schien er nicht durch Wände gehen oder einfach so los fliegen zu können. Stattdessen musste er normal zu Fuß gehen. Merkwürdig. Wirklich verstehen konnte ich die ganze Sache mit ihm noch nicht. Ich verstand es einfach noch nicht. Vielleicht würde ich es, sobald ich alle besser kennen lernen durfte. Wobei ich mich bei Jack weniger darauf freute. „Ok. Vaughn geh du als Erstes“, schlug Rhys schließlich vor und trat zur Seite. Sofort folgte ich ihm, damit Vaughn vernünftig an die Leiter ran kommen konnte. „Klar schick Adonis vor. So machst du BESTIMMT Eindruck bei den Frauen“, meinte Jack, woraufhin ich erneut meine Augen verdrehte. Er stellte Rhys wirklich in jeder freien Sekunde als Waschlappen dar. Gut er war vielleicht nicht durchtrainiert, doch darauf kam es nicht an! Er war trotzdem gut aussehend. Im Gegensatz zu ihm sah Vaughn aus wie ein Nerd. Zumindest solange er sein Hemd an hatte. Ohne sah er wirklich aus wie ein Adonis. Wo hatte er bloß diese Muskeln her? „Jack halt endlich mal den Mund! Sonst muss ich Rhys wieder hauen“, ermahnte ich ihn. Moment. War das nicht sogar das, was Jack wahrscheinlich wollte? Ups. „Bitte halt den Mund“, flehte Rhys ein wenig und wich schnell von mir zurück. „Also wenn DAS keine Einladung war! Soll ich das Angebot sofort annehmen?“, fragte Jack breit grinsend, woraufhin ich innerlich zu schreien begann. Vaughn kletterte währenddessen schon einmal die Leiter hinauf. Schnell deutete ich Rhys, dass er ihm folgen sollte. Vasquez war nämlich so gut wie… „Hab ich euch!“ …da. Gut gelogen. Er stand quasi neben mir. Nur noch ein paar Zentimeter und er hätte mir die Pistole direkt an den Kopf halten können. Zum Glück war er erst verwirrt, da ich eine Fremde war und er sich wahrscheinlich wunderte woher ich kam und warum ich mit Rhys und Vaughn unterwegs war. Währenddessen nervte erneut Jack. Ich versuchte ihn so gut es ging zu ignorieren, indem ich mich der Leiter zuwandte. Allerdings gab ich letztendlich doch nach und hörte was er zu sagen hatte, während ich den rechten Fuß auf die Leiter setzte. Hatte ich schon erwähnt, dass ich eine tierische Höhenangst hatte? Weshalb zu schlucken begann und – kaum zu glauben – hoffte, dass Jack mich mit seinen Kommentaren von meiner Angst ablenken könnte. „Keine Kopfnüsse mehr?“, fragte er, woraufhin ich zu ihm schielte und flüsterte: „Nein. Zumindest nicht wenn es deiner Belustigung dient!“ „Och~ jetzt bin ich aber enttäuscht!“ „Kann ich mir vorstellen…“, murmelte ich mit verdrehten Augen, während ich gegen meine Angst weiterhin kämpfte. „Das war Ironie, Püppchen.“ Hatte er mich gerade ernsthaft Püppchen genannt? Erst Herzchen in Borderlands 2 und jetzt PÜPPCHEN! Ganz ruhig Rose. Reg dich nicht auf. Das würde ihn nur noch mehr amüsieren. Allerdings half es sogar ein wenig und mein Körper zitterte nicht mehr ganz so stark, weshalb ich schnell nach Rhys Schuh, welcher ihm noch verblieben war, nachdem er den anderen dank Fiona und dem Sturz aus dem Fluchtwagen verloren hatte, griff. Mir fiel auf, dass Vasquez erneut näher kam und seine Pistole auf Rhys richtete. Also musste ich handeln. „Sorry Rhys“, sagte ich schnell. „Was?“, fragte er erschrocken, doch bevor er weiter nachhaken konnte, befand sich sein Schuh schon in meiner linken Hand, während ich mich mit der rechten an der Leiter festhielt. Der Stun Baton war in meinem Rock verstaut. Zum Glück besaß er Taschen. „Friss Schuh, du Hurensohn!“, rief ich Vasquez entgegen, welcher mich irritiert anstarrte, bevor der Schuh mitten in seinem Gesicht landete. Das dürfte ihn lange genug ausknocken, damit wir wenigstens schon mal von der Leiter runter auf dem Dach waren. Oben angekommen benutzte ich den Stun Baton erneut und löste damit die Schrauben an denen die Leiter befestigt war, indem ich dagegen schlug. „Leiter fällt!“, schrie ich laut und begutachtete belustigt, wie die Leiter sich Vasquez immer mehr näherte. Dieser sprang allerdings im letzten Moment noch zur Seite. Schade. Wenigstens hatten wir nun genug Zeit, um abzuhauen. Gute Frage war wohin. Keiner von uns kannte sich hier aus. Wir benötigten Hilfe. Im Hintergrund hörte ich Rhys, wie er dabei war sich ein wenig zu beschweren. Vielleicht hätte ich ihn vorwarnen sollen. „Toll jetzt bin ich ganz ohne Schuhe…“ „Ach komm. So bequem sahen die sowieso nicht aus. Hey. Wenigstens habe ich uns Zeit verschafft. Vasquez wird ein wenig Zeit brauchen, bis er uns wieder eingeholt hat“, erklärte ich Rhys ernst, woraufhin er verstummte und lediglich ein wenig genervt seufzte. „Gut… Und jetzt? Wir haben keine Ahnung wohin“, fragte Rhys, woraufhin ich lediglich mit den Schultern zucken konnte. Die einzige Möglichkeit, die wir hatten, war den Dächern zu folgen und zu hoffen aus dieser Stadt entkommen zu können, damit wir ein Versteck suchen konnten. Auch wenn ich gerne nach Fiona gesehen hätte. Ich machte mir Sorgen, falls Athena sie erwischt hatte. Ich wollte nicht, dass sie jetzt auch noch sterben würde. Allerdings war sie die Heldin der Geschichte von dem Spiel, genauso wie Rhys, weshalb ich mir nicht vorstellen konnte, dass sie jetzt schon umkommen würde. Dazu müsste sie so lange überleben, bis sie zu einem späteren Zeitpunkt erzählen musste, was sie in der Zwischenzeit erlebt hatte. Somit war sie eigentlich sicher. Im Gegensatz zu Vaughn, welcher sich zum Glück bei uns befand. Vielleicht war es so doch besser gewesen. Jetzt benötigten wir nur noch einen Plan wohin wir gehen sollten. Sinnlos durch die Gegend zu irren würde wahrscheinlich nichts bringen. Doch wohin sollten wir sonst gehen? Wir hatten keinen Stadtplan und der Loader Bot von Rhys würde uns wahrscheinlich ebenfalls wenig helfen können. Außer er könnte sich wieder von selber bewegen und würde auf Rhys hören. Dran glauben konnte ich noch nicht. Die Flucht aus der Stadt wirkte gerade immer unwahrscheinlicher. Ob wir das überhaupt schaffen würden? Irgendwann kamen wir zu dem Entschluss, dass wir weiter mussten. Wir konnten nicht darauf achten, ob wir uns auskannten oder nicht. Zumindest müssten wir irgendwann wieder von den Dächern runter und danach einfach den Straßen folgen. Die würden uns schon aus dieser Stadt führen und weg von all den Folgern, in Zahlen ZWEI. Somit folgten wir dem Dach, auf welchem wir uns befanden. Es war flach, so wie die meisten hier, weshalb man wunderbar darauf laufen konnte. Dazu schien das Gebäude riesig zu sein, denn es war ungefähr genauso lang wie die Gasse, durch welche wir gerannt waren. Bis schließlich ein Spalt kam. Unter uns befand sich eine Straße aus Sand. Nicht einmal Pflastersteine wurden hier verwendet. Da dachte man, dass diese Welt äußerst futuristisch sei und dann so etwas. Erinnerte mich ein wenig an einen Planeten aus Star Wars, welcher ebenfalls lediglich aus Wüste bestand. Doch der Sand war nicht das Problem, eher die Breite der Straße. Gute fünf Meter trennten uns von dem anderen Gebäude. Im Fernsehen sah es immer so leicht aus, einfach über solch einen Spalt drüber zu springen, doch ich versagte in Sport IMMER wenn es ums Weitspringen ging. Hochspringen konnte ich ziemlich gut, doch weit war einfach nicht meine Stärke. Trotzdem mussten wir irgendwie hinüber. Allerdings begann sich meine Welt gerade zu drehen, weshalb ich leicht nach hinten schwankte und schließlich auf meinen Hintern landete. „Alles ok?“, fragte Rhys besorgt und beugte sich neben mir leicht runter. Schnell winkte ich ab und hielt mir danach den Kopf. „Ja… alles ok. Mir wurde bloß ein wenig schwindelig… Geht gleich wieder. Versucht ihr Beide lieber einen Weg zu finden wie wir da rüber kommen oder noch besser hier runter. Bitte.“ „Sieht so aus als hätte würde unser Herzchen die Höhe nicht ertragen.“ Wieso war mir klar, dass er sich mal wieder einmischen würde. Jack musste auch jede Gelegenheit nutzen, um mir auf die Nerven zu gehen oder? „Wow und ich dachte wir wären dich los“, fauchte ich ihm entnervt entgegen. „So schnell werdet ihr mich sicher nicht mehr los, Schätzchen.“ Wieso glaube ich, dass er schon bei seinem „Püppchen“ durchschaut hatte wie sehr mich solche Spitznamen ärgerten? Vor allem wenn sie von einem arroganten, selbstverliebten Arschloch wie ihm kamen! Ansonsten würde er nicht in jedem seiner Sätze mindesten einen solcher Begriffe einfügen. Oh wie sehr ich ihn doch verabscheute. Konnte er sich nicht einfach wieder in das Loch verkriechen, aus welchem er hergekommen war? Langsam zwickte es mich in den Fingern Rhys tatsächlich erneut eins Überzubraten, nur damit Jack mich in Ruhe lassen würde. Anscheinend hatte er tatsächlich Spaß daran gefunden mich zu ärgern. Wahrscheinlich da ich ziemlich impulsiv war und mich schnell aufregte. Wie konnte solch ein Penner mich bloß so schnell durchschauen? Endlich begann die Welt wieder zum Stillstand zu kommen, weshalb ich vorsichtig und langsam aufstand. Nur um plötzlich Jack vor meiner Nase zu haben, welcher knapp und frech sagte: „Buh.“ Natürlich erschreckte ich mich und machte einen Satz zurück, nur um zu bemerken, dass ich gerade über den Rand des Daches gegangen bin und dabei war runter zu fallen. Sofort kreischte ich laut auf und versuchte mich noch an der Rinne festzuhalten. „Rhys! Hilfe!“, schrie ich verzweifelt, doch lange konnte ich mich nicht mehr halten. Ich kniff meine Augen zusammen. Lediglich mein Zeige- und mein Mittelfinger hielten mich noch. Es war anstrengend sich so festzuhalten, weshalb ich immer mehr wegrutschte. Ich spürte wie Rhys angerannt kam, doch als er da war, war es schon zu spät. Die Erschütterung hatte mir die letzte Kraft geraubt und ich stürzte in die Tiefe. Würde ich hier jetzt etwa sterben? Und das ganz allein dank Jack, welcher wahrscheinlich nicht einmal Reue verspürte. Verdammt! Ich wollte noch nicht sterben. Ich durfte nicht sterben! Mir schossen Tränen in die Augen. Was würde jetzt aus meiner Mutter werden? Oder Rika. Würden sie ohne mich klar kommen? Würden sie mich vermissen? Würde sich Mama das Leben nehmen, da ihr nun gar nichts mehr Hoffnung spendete? Nein. Nein das wollte ich nicht! //Papa… Hilf mir doch! Hil…fe…//, dachte ich verzweifelt und bemerkte, wie sich vor mir alles verdunkelte. Im Hintergrund hörte ich ein Rufen, während ich langsam ohnmächtig wurde. „Rose! ROOOOSE!“ Kapitel 5: Erste Annäherungen ----------------------------- „Mh…“, brummte ich, während mein Kopf schmerzte und ich langsam wieder zu Bewusstsein kam. Das musste heißen, dass ich nicht tot war. Doch wieso? Ich war doch von dem Dach gestürzt – danke Jack! – und danach… daran konnte ich mich nicht erinnern. Ich wurde Ohnmächtig. Ob Rhys mich gerettet hatte? Vielleicht hatte er es noch rechtzeitig geschafft nach meiner Hand zu greifen. Oder war ich doch tot? Argh! Nein. Dann würde mein Kopf nicht so sehr schmerzen. Vorsichtig rieb ich an meinem Hinterkopf. Keine Wunde oder Beule war zu spüren. Wenigstens etwas. Kurz darauf senkte ich den Kopf und bemerkte, dass etwas auf mir lag. Es war warm und roch so angenehm. Moment. Das war die Weste von Rhys! Sofort stieg mir das komplette Blut in meinen Kopf und begann zu kochen. Mein Gesicht begann zu glühen und schimmerte wahrscheinlich knall rot, während mein Herz wie ein Schnellzug zu rasen begann und gegen meine Brust hämmerte. Schluckend starrte ich auf den Kleidungsfetzen und wunderte mich wo ich eigentlich war. Hinter mir spürte ich etwas Hartes und Steiniges. Schien eine Mauerwand oder so etwas Ähnliches zu sein. War ich in einer Höhle? Mein Blick wanderte durch die Gegend, wodurch ich ein Feuer erblickte und daneben lagen Vaughn und Rhys. Schlafend. Oh Gott sah er schlafend süß aus. So unschuldig. Wie ein kleiner Junge. Und so friedlich. Wie gerne ich ihm jetzt über das Gesicht gestrichen hätte oder seinen Rücken. Dabei hätte ich dann ein paar Strähnen, die sich gelöst hatten und in sein Gesicht gefallen waren, hinter sein Ohr gestrichen, während ich ihn weiterhin beim Schlafen beobachten würde. Allerdings war ich zu feige, um dies wirklich durchzuziehen, weshalb ich einfach nur zu ihm guckte und mich gegen die harte Wand lehnte. Ein wenig schmerzten die Steine, die sich in den Rücken bohrten, wobei ich mir gut vorstellen konnte, dass es auf dem Boden auch nicht unbedingt angenehmer war. Zum Glück war mal KEIN Sand zu sehen, dafür allerdings ebenfalls überall verstreut vereinzelte Steinchen. Spitz und klein. Sie würden sicher stärker schmerzen, als die großen Steine, die sich mir in den Rücken bohrten. Dazu war der Boden bestimmt kalt, auch wenn es auf Pandora generell recht warm war. Zumindest zurzeit. Allerdings schien Rhys nicht zu frieren. Im Gegensatz zu mir. Wobei mir seine Weste Wärme spendete, die genügte, damit ich vollkommen am Erfrieren war. Doch dürfte ich sie wirklich behalten? Sie gehörte mir schließlich überhaupt nicht. Aus welchem Grund hatte er sie mir überhaupt übergelegt? Wieso musste er so nett zu mir sein? Mir fiel es immer schwerer zurück nach Hause zu wollen. Seine Nähe machte mich immer schwächer. Wenn das so weiter gehen würde, würde ich mich zu sehr in ihn verlieben und nicht mehr zurück wollen. Das dürfte ich nicht zu lassen. Schließlich brauchte man mich in der realen Welt. Hier gehörte ich doch gar nicht hin. Nicht zu ihm. Nicht zu dieser Wüstengegend. Ich war hierfür nicht geschaffen. Für diese Jagd durch Städte und die Gefahr, die überall ruhte. Seufzend zog ich meine Beine dicht an mich heran und bemerkte etwas. Ich roch FÜRCHTERLICH! „Urgh… warum stinke ich so?“, flüsterte ich zu mir selber erschrocken und starrte an mir herab. Müll war nicht zu sehen. Zum Glück. In meine Hose gemacht hatte ich auch nicht. Wäre ziemlich peinlich gewesen wenn doch, dann hätte ich mich nämlich am liebsten erschossen! „Buh“, ertönte die Stimme von Jack neben meinem Ohr, weshalb ich mir schnell die Hände vor den Mund schlug und einen Satz zur Seite machte. Besser gesagt beugte ich mich nach links und starrte erschrocken zu dem Hologramm oder was auch immer er war. Sobald ich registrierte, dass er mich erneut erschreckt hatte, zogen sich meine Augenbrauen tief nach unten und ich starrte ihn erbost an. Er war überhaupt Schuld daran, dass ich vom Dach gestürzt war! Anstatt sich bei mir zu entschuldigen, erschreckte er mich lieber erneut! „Hör auf mich zu erschrecken!“, fauchte ich ihm flüsternd entgegen und lehnte mich wieder gerade gegen die Mauer hinter mir. „Das würde aber keinen Spaß machen.“ „Spaß? SPASS?!“, schrie ich fast und hielt mir erneut die Hände vor den Mund, als ich bemerkte, wie sich Rhys auf dem Boden umdrehte. Ich wollte ihn auf keinen Fall wecken. Er benötigte den Schlaf. So wie wir alle. Nachdem ich sichergestellt hatte, dass Rhys normal weiter schlief, wandte ich mich wieder an Jack und flüsterte energisch: „Das soll Spaß sein? Ich wäre beinahe drauf gegangen wegen dir!“ „Kann ich doch nichts für, wenn du kleines Ding Angst vor mir hast und zu dumm bist, um zu bemerken, dass sich hinter dir nichts außer Leere befindet. Mir wäre sowas sicher nicht passiert.“ „Du bist ja auch tot…“, brummte ich genervt und erhob mich schließlich. Mir war es wirklich zu blöd noch länger in der Nähe von diesem Trottel zu bleiben. Sollte er doch zum Teufel fahren, dort wo er hingehörte! „Wie süß. Versuchst du jetzt vor mir wegzulaufen?“ „Falls du es genau wissen möchtest. Nein. Ich brauche lediglich ein wenig frische Luft. Vor allem weil ich nach vergammeltem Fisch rieche und… ich glaube nach Leichen…“, murmelte ich und versuchte den Reiz in meinem Hals zu ignorieren. Vor seinen Augen wollte ich mich nun wirklich nicht übergeben. „Liegt wahrscheinlich daran, dass du in eine Mülltonne gestürzt bist, Honey.“ „Honey? Wirklich? Du liebst es echt mir Spitznamen zu geben oder? MOMENT! Ich bin in eine Mülltonne gestürzt?“, fragte ich erschrocken so leise wie ich konnte, woraufhin Jack lediglich gelangweilt mit dem Kopf nickte und sich nun gegen die Wand der Höhle lehnte. Danach schloss er die Augen. Moment. Er war doch lediglich ein Hologramm oder so etwas Ähnliches. Verspürte er trotzdem so etwas wie Müdigkeit? Verdammt. Diese Frage ließ mich jetzt nicht locker. Ich hasste es zwar ihn das zu fragen, doch musste ich einfach wissen, ob ich mit meiner Theorie richtig oder nicht. Wenn ja, dann war er viel mehr als lediglich ein Hologramm, welches in Rhys Kopf rumspukte. Doch was war er dann? Seufzend bequemte ich mich erneut neben Handsome Jack und schielte zu ihm. „Habe ich etwas im Gesicht oder warum starrst du mich so an?“, fragte er schließlich mit geschlossenen Augen. Ok. DAS war unheimlich. „Uhm… du bist doch eigentlich… naja… tot. Verspürst du trotzdem so etwas wie Müdigkeit?“, fragte ich schließlich gerade heraus, woraufhin er eines seiner Augen öffnete. Schade dass er lediglich Blau schimmerte. Hätte zu gerne gewusst, ob er tatsächlich zwei verschiedene Augenfarben gehabt hatte oder nicht. Zumindest stand das auf einer Wiki Seite. Allerdings konnte man nicht alles glauben, was im Internet stand. „Wieso interessiert dich das, Kiddo?“, fragte er schließlich und riss mich dadurch aus meinen Gedanken. Ich lief sogar rot an, da ich bemerkt hatte, dass ich ihm die ganze Zeit in das eine geöffnete Auge gestarrt hatte. Eines musste man ihm ja lassen. Schlecht aussehen tat er nicht. „Nur so. Wie gesagt du bist-“ „Du musst es nicht ständig wiederholen“, brummte er leicht genervt und öffnete schließlich beide seiner Augen, bevor er die Arme hinter seinem Kopf verschränkte, wodurch einer kurz durch meinen Körper zischte und mich leicht hochfahren ließ. Als ob eine statische Energie durch mich hindurch gefahren wäre. Oder ein Geist. Mehr war er eigentlich auch nicht. EIGENTLICH! „Aber um dich nicht im Dunkeln tappen zu lassen, was allerdings sicher amüsant wäre bei deinem Erbsenhirn, beantworte ich deine Frage“, begann er arrogant. Wie konnte ein einzelner Mann nur so überheblich und von sich selbst überzeugt sein? Wie sehr ich ihn doch verabscheute! „Ja. Ich werde müde und benötige meinen Schlaf. Zufrieden, Schätzchen?“ „Urgh... Ja. Danke für die ehrliche Antwort. Und hör auf damit“, brummte ich genervt, bevor ich mich wieder erhob und mich in Richtung des Ausgangs bewegte. „Mh… nö“, hörte ich ihn noch im Hintergrund belustigt von sich geben. Danach verließ ich schließlich die Höhle. Man war das dunkel hier draußen. Es war offensichtlich Nacht. Die Sterne standen am Himmel und auch der Mond war zu sehen, welcher rot schimmerte. Nicht unbedingt ein angenehmes Gefühl unter einem roten Mond zu stehen. Als ob er bluten würde. Brr. Es ließ mir einen Schauer über den Rücken jagen. Rhys Weste hatte ich nun komplett angezogen. Eigentlich unbewusst. Doch jetzt war es auch zu spät sie wieder aufzuziehen. Also behielt ich sie einfach an. Wenigstens froh ich dadurch nicht, während ich den frischen Abendwind durch meine Haare wehen ließ und die Luft einatmete. Wenigstens roch es nicht nach verwestem Fleisch hier draußen. Langsam bewegte ich mich ein wenig von der Höhle weg, welche schon fast einem riesigen Wurm mit geöffnetem Mund ähnelte, und setzte mich auf den Sand. Er war noch warm. Ich wunderte mich wie viele Stunden wohl vergangen waren, seitdem ich ohnmächtig geworden war. Dazu fragte ich mich, wie wir es eigentlich aus der Stadt geschafft hatten, da erblickte ich Loader Bot am Himmel, welcher anscheinend die Gegend bewachte. Anscheinend hatte er uns hier her gebracht. Allerdings sah er ein wenig beschädigt aus. Bestimmt hatte Vasquez ihn erwischt. Seltsam. Warum hat er ihn dann nicht erneut ausgeschaltet mit seiner Universal Fernbedienung? Vielleicht hatte er sie verloren oder einfach vergessen, dass er so etwas überhaupt besessen hatte. Ich hoffte irgendwie Zweites. Wäre lustiger gewesen. Wie gern ich ihn doch fertig gemacht hätte. Wäre Jack nicht gewesen, der mich vom Dach gescheucht hatte. Das würde Rache geben! Wobei ich immer noch herausfinden musste, warum er zuvor so wütend geworden war. Was hatte ich bloß schlimmes gesagt? Dass er verrückt ist, weiß er. Vielleicht weil ich seine Frau erwähnt hatte. Ach was! Das war albern. Als ob dieser Kerl tatsächlich irgendwelche Gefühle für jemanden hegen konnte. Wahrscheinlich hatte er sie nie wirklich geliebt. Genauso wenig wie seine Tochter. „So ein Arsch…“, brummte ich und seufzte kurz, während ich den Kopf langsam auf meine rechte Hand legte, wessen Arm auf meinem Knie ruhte. Mein Blick fiel erneut auf den Himmel und mir kam das Gesicht von meinem Vater in den Kopf. Väter waren schon seltsam. Doch meiner war ein Held. Zumindest für mich und meine Mutter. Wie sehr ich ihn vermisste, konnte wahrscheinlich niemand wirklich nachvollziehen. Er hatte mir das Leben gerettet. So häufig, dass ich gar nicht mehr mitzählen konnte. Denn ich wurde als Kind ziemlich gehänselt, wenn nicht sogar schon gemobbt. Und das nur dank meiner Augen. Ich trage nämlich Kontaktlinsen. Moment… Kontaklinsen! Schnell bewegte ich einen meiner Zeigefinger in Richtung meiner Augen und versuchte vorsichtig an meinen Augapfel zu fassen. Nichts. Da war rein gar nichts! Oh shit! Ich wurde panisch. Das durfte nicht geschehen. Ich wollte nicht, dass nur irgendeiner von den anderen mein Geheimnis verraten würde. Mir war das unangenehm und ich hatte Angst vor ihren Reaktionen. So häufig wurde ich als Monster, kaltes Biest oder Hexe bezeichnet. Nie wieder wollte ich das erleben. Wo waren sie bloß hin? Hatte ich sie etwa beim Sturz in die Mülltonne verloren? Dann würde ich sie nämlich nie wiedersehen. VERDAMMT! Verzweifelt zog ich meine Knie an mich heran und schmiss den Kopf auf diese. Seufzend saß ich da, bevor ich beschloss kurz aufzustehen und zu einem Fluss zu gehen, welchen ich in der Nähe hören konnte. Gott hatte ich Durst, doch wusste ich nicht ob das Wasser rein war. Somit würde ich mich hüten es zu berühren. Stattdessen zog ich mein Handy aus meiner Rocktasche und schaltete die Taschenlampe an, welche darin integriert war. Danach leuchtete ich den Fluss und betrachtete mein Spiegelbild. Meine Lippe hatte an einer Stelle einen kleinen Schnitt. Wahrscheinlich dank dem Sturz. Hoffentlich hatte es nicht stark geblutet. Und dann sah ich sie. Diese glühenden, blau schimmernden Augen. Eisig wie Schnee funkelten sie das Wasser an. Sie hatten schon fast Ähnlichkeit mit den Augen eines Huskys, weshalb viele glaubten, dass sie nicht von dieser Welt sein könnten. Dabei waren Eisblaue Augen gar nicht so selten. Oder? Doch dank meiner dazu recht blassen Haut glaubten wahrscheinlich alle, dass ich tatsächlich eine Art Monster sei oder noch schlimmer, ein Wesen aus der Unterwelt. Wie sehr ich diese Augen hasste. Dazu noch so groß. Als ob sie einem in die Seele starren konnten. „Super… Monster Rose ist wieder da…“, flüsterte ich zu mir selber, bevor ich das Handy erneut wegpackte und mich zurück zu der Stelle bewegte, wo ich bis vor paar Minuten gesessen hatte. Ein gutes hatten meine Augen. Wenigstens waren sie nicht rot! Dann wäre ich sofort als Dämon abgestempelt worden. Oder als Vampir. Dazu besaß ich schön spitze Zähne. Toll nicht wahr? Um ein bisschen runter kommen zu können, nahm ich mein Handy erneut zur Hand und schaltete meinen Musik Player an. Ich benötigte das gerade einfach. Durch Musik konnte ich entspannen, und da keiner da war um mich zu belauschen, konnte ich sogar in Ruhe mitsingen. Ich wollte nicht vor Anderen singen, da ich davon überzeugt war, dass ich nicht singen konnte. Mir war es so peinlich, wenn Rika mich ständig aufforderte für sie zu singen. Ganz gleich was sie sagte, ich glaubte ihr nicht. Sie war schließlich meine beste Freundin. Natürlich würde sie sagen, dass ich gut singen könnte, selbst wenn es gelogen war. Denn sowas taten Freunde füreinander. Oder? Schließlich begann das erste Lied zu spielen und ich erhob mich erneut, damit ich besser mitsingen konnte. Das Lied floss sofort in meinen Körper und ich steckte alle meine Emotionen hinein. Dann schloss ich meine Augen und ließ mich einfach fallen. Abgetaucht in der Musik. Alles um mich herum nicht bemerkend. Einfach in meiner Welt ruhend. Ich fühlte mich plötzlich so befreit, während meine Stimme Worte in einen musikalischen Rhythmus formten. Rhys: ~Conversations with my 13 year old self~ „Mh… Hm?“, machte ich, als ich aus meinem Schlaf gerissen wurde, da ich eine Stimme vernahm. Was war das für eine Musik und woher kam sie? Kurz gähnte ich laut und streckte mich daraufhin. Auf diesem harten Boden schlief man nicht unbedingt bequem. Allerdings besser als gar nicht zu schlafen. Und diesen Schlaf benötigten wir nach dem ganzen Stress und der Hetzjagd. Ich war immer noch müde, doch bevor ich weiter schlafen würde, wollte ich herausfinden wo diese Stimme herkam. Dabei fiel mir auf, dass Rose verschwunden war. Sofort riss ich erschrocken die Augen auf. Sie war doch nicht gefressen worden oder? Oder noch schlimmer, Vasquez oder sonst wer hätte sie gefunden und entführt. Wobei… wieso sollte er das machen? Er kannte sie nicht und hatte sie bisher lediglich einmal gesehen. Nun gut. Wirklich kennen tat ich sie auch nicht. Ich wusste wie sie hieß und dass sie anscheinend ihren Vater verloren hatte, dazu schien sie sehr einfühlsam zu sein und war nicht unbedingt dumm. Doch das war so ziemlich alles. Somit konnte ich schlecht behaupten sie zu kennen. Moment… noch eine Person war verschwunden. Wo war schon wieder Handsome Jack hin? So sehr er mich auch langsam nervte, er war zwischendurch echt hilfreich. Wenn er denn mal wollte und nicht gerade dabei war, jemanden von einem Dach zu erschrecken. Bevor ich ihm dazu ein paar Takte sagen konnte, war er einfach verschwunden. Wahrscheinlich zurück in meinen Kopf. Urgh… Wieso musste er ausgerechnet in MEINEM sein? Und- „Buh.“ „Wah!“, kreischte ich erschrocken und blickte wie erstarrt zu Jack, welcher einfach neben mir aufgetaucht war. Konnte der Typ das mal lassen? Ständig musste er mich ärgern oder erschrecken. Das nervte. Dazu war jetzt bestimmt auch Vaughn war. Schnell wandte mein Blick zu meinem besten Freund. Nope. Der schlief immer noch wie ein Stein. Wow. Wahrscheinlich könnte sogar eine Bombe hier einschlagen und er würde weiterschlafen. Dafür hatte Vaughn meinen Respekt. Solch einen festen Schlaf hätte ich auch gerne manchmal gehabt. Allerdings hoffte ich, dass ich nicht genauso laut schnarchen würde wie er. War ja unerträglich. „Jo, Kiddo. Hörst du mir überhaupt zu?“, fragte Jack und riss mich aus meinen Gedanken. Er hatte die ganze Zeit mit mir geredet. Anscheinend. War mir irgendwie entgangen. Kaum zu glauben, dass ich jemals Handsome Jack ignorieren würde. „Öhm nein… e-entschuldige. Was hast du gesagt?“, entschuldigte ich mich schnell, da ich ihn ungern verärgern wollte. Er war zwar lediglich ein Hologramm oder so, trotzdem konnte er ziemlich furchterregend werden, wenn er wütend war. Dazu schien er zwischendurch die Kontrolle über meinen Arm bekommen zu können, oder auch meinen gesamten Körper. Doch das nur, wenn ich es ihm erlaubte! Brr. Ich wollte gar nicht darüber nachdenken, was er alles anstellen würde, wenn er ohne meinen Willen meinen Körper kontrollieren könnte. Hoffentlich geschah das NIEMALS. „Wenigstens kam sofort eine Entschuldigung. Trotzdem bin ich nicht ganz so erfreut, Cupcake. MICH zu ignorieren ist, lass mich nicht lügen, ziemlich dumm. Schließlich bin ich nicht häufig nett. Doch heute habe ich, zu deinem Glück, meinen guten Tag. Mh… aber was hatte ich nochmal gesagt? Hach ich kann mich einfach nicht erinnern! Lass mich nachdenken…“ „Hach… Wenn ich ganz lieb bitte sage, wiederholst du es dann?“, fragte ich nach einem langen Seufzer. Manchmal raubte er mir wirklich den letzten Nerv. „Vielleicht.“ „Bitte?“, fragte ich mal, als es zu sagen. Und das auch ziemlich widerwillig. „Sollte das überzeugend sein? Streng dich an, Kiddo!“, beschwerte er sich, weshalb ich innerlich die Augen verdrehte und erneut seufzte. „Bitte, Jack, verrate mir was du gesagt hast. Ganz lieb BITTE! Zufrieden?“, fragte ich ein wenig genervt. Kurz darauf fasste er sich an sein Kinn, als ob er überlegen würde. Sein ernst? Was sollte ich denn noch machen? Auf Knien flehen?! „Na gut. Deine kleine Freundin ist draußen. Hielt es wohl nicht mehr in meiner Nähe aus. Sie weiß, dass ich über ihrer Liga bin.“ „Ja… bestimmt war das der Grund und nicht, weil du sie vom Dach gejagt hast“, meinte ich brummend, bevor ich mich erhob und lieber schnell die Höhle verließ, bevor Jack seine Wut an mir auslassen konnte. Sein Blick sprach nämlich tausend Worte. Ich sollte wenig direkt zu ihm sein. Er machte mir immer noch Angst. Draußen angekommen war die Stimme lauter zu hören. Sie war so klar und voller Emotionen. Ich hatte das Gefühl einen Engel hören zu können. Doch was ich dann sah ließ mein Herz kurz höher schlagen. Rose stand dort. Die Hände gefaltet vor ihrer Brust und ihre goldenen Haaren im Licht der Sterne schimmernd im Wind wehend. Dazu sah ich wie sich ihr Mund bewegte und bemerkte, dass sie gerade dabei war zu singen. Das Lied war schön und dann auch so traurig. Als ob sie sehr gelitten haben muss in ihrer Kindheit. Mit welcher einer Kraft sie sang. Ich war einfach nur noch baff. Mein Herz klopfte wie wild gegen meine Brust und ich konnte nicht anders als wie erstarrt mit geöffnetem Mund da zu stehen und ihr zuzusehen, wie sie sang. Kurz verlor ich mich sogar in ihrer Stimme und musste anmerken, wie schön sie in dem Licht des Mondes war. Nicht nur ihre Stimme ähnelte eines Engels, sondern auch ihr gesamtes Bild. Es fehlten nur noch die Flügel. „Wow…“, brachte ich lediglich hervor, bevor ich schnell meinen Kopf schüttelte und mich fragte, was ich hier gerade eigentlich trieb. Hatte ich das alles tatsächlich gedacht? Ich kannte sie so gut wie gar nicht. Warum klopfte mein Herz dann so stark? Etwa nur weil ich sie da stehen sah? Das war doch lächerlich! Klar war ich von ihrem Körper angetan aber das war alles. Wobei ich dabei irgendwie an mir zweifelte. War das wirklich alles? „Kaum zu glauben, dass ich das sage aber die Kleine hat Talent.“ „Woah! Könntest du aufhören dich ständig anzuschleichen?!“, fragte ich Jack energisch, allerdings versuchte ich dabei, so gut es ging, zu flüstern. „Nö. Außerdem schleiche ich mich nicht an. Ich gehe ganz normal. Du bist einfach nur taub, Kleiner.“ „Pff klar…“, grummelte ich und verdrehte erneut die Augen. Dieses Mal allerdings sichtbar. Recht hatte er aber. Sie hat Talent. Mein Blick schwankte wieder zu ihr und ich musste kurz Schlucken. Plötzlich wurde es immer dunkler, weshalb mein Blick nach oben wanderte. Wolken zogen sich am Himmel zusammen. Wahrscheinlich würde es bald regnen. Somit sollte sie schnell mit mir rein kommen. Sonst würde sie noch nass werden. Wobei ich schon ein wenig gerne gesehen hätte, wie sie von Regentropfe bestückt aussehen würde. Ok nein! Schnell raus mit solchen Gedanken aus meinen Kopf, sonst würde sich etwas in meiner Hose regen, was lieber still bleiben sollte! „Haha! Die Kleine scheint Dunkelheit nicht zu mögen! Gut zu wissen“, ertönte Jack, weshalb er mich, zum Glück, aus meinen Gedanken riss. Ich wandte meinen Blick zu Rose, welche stark zu zittern begann. Anscheinend hatte sie ebenfalls die Wolken bemerkt. Doch das musste noch lange nicht bedeuten, dass sie Angst hatte. Vielleicht war ihr einfach nur kalt. Wobei ich zugeben musste, dass es ganz angenehm hier draußen war, dabei hatte sie meine Weste. Plötzlich bemerkte ich aber etwas. Sie schien das Lied geändert zu haben. Es ging anscheinend um den Verlust eines geliebten Menschen. Und dann sah ich es. Sie sackte zu Boden, direkt auf ihre Knie. „Sie hat keine Angst. Sie weint!“, meinte ich ernst und wie von eine Biene gestochen zögerte ich nicht, sondern ging schnell zu ihr. Neben ihr blieb ich stehen und blickte auf sie herab. Toll gemacht Rhys. Ich war los gelaufen, ohne überhaupt darüber nachzudenken, was ich danach machen sollte. Sollte ich sie in die Arme nehmen oder so? Ich wusste gar nicht wie ich reagieren müsste. Nur sollte sie nicht weinen. Vielleicht einfach ihren Namen sagen. Das war doch ein guter Anfang. „Rose?“, fragte ich mehr, als sie direkt anzureden. Sehr selbstbewusst… Daraufhin erhob sie ihren Kopf und blickte zu mir nach oben, direkt in meine Auge. Überrascht riss ich diese auf, als ich sah was mich ein wenig schockierte. Die ganze Zeit hatte sie tiefe, blaue Augen gehabt. Doch jetzt schimmernd diese eisig blau. Ich fand es nicht hässlich. Es hatte mich lediglich überrascht. Ganz im Gegenteil. Ich fand sie wunderschön. Wie sie leuchteten. Auch wenn es mir einen Schauer über den Rücken laufen ließ, wie es so schien, als ob sie mir direkt in die Seele blicken könnte. Trotzdem war ich fasziniert von diesen Augen. Weshalb ich nicht anders konnte als zu lächeln und mich schließlich neben sie zu setzen. Doch plötzlich wandte sie sich von mir ab. Irritiert blickte ich zu ihr. Was hatte ich jetzt gemacht? „Schau mich nicht an! Bitte…“, schluchzte sie und hielt sich schützend eine Hand an die linke Seite ihres Gesichts. Wollte sie etwas verstecken? Doch nicht etwa ihre Augen. „Wieso denn?“, fragte ich verwirrt. „Weil… meine Augen… Sie sind schrecklich!“, meinte sie zu meiner Überraschung. Wer hatte ihr das denn eingeredet?! Derjenige gehörte verprügelt. „Machst du Witze?“, begann ich und ergriff ihre Hand, welche ich danach zur Seite schob, damit ich ihr Gesicht mit meinem Roboterarm greifen und wieder in meine Richtung ziehen konnte. „Ich finde sie wunderschön“, sagte ich ehrlich, woraufhin sich ihre Augen weiteten und sich nicht anders konnte als mich ungläubig anzusehen. „M-meinst du das ernst?“, fragte sie zögernd und schielte schnell zur Seite. Anscheinend versuchte sie meinen Blicken auszuweichen. Irgendwie süß. „Ja. Ich meine das ernst. Ich habe noch nie solche Augen gesehen. Sie sind wirklich wunderschön und so faszinierend.“ „Danke Rhys…“, murmelte sie und versuchte sachte zu lächeln. Wenigstens lächelte sie wieder. Allerdings wollte ich wissen, wieso sie überhaupt angefangen hatte zu weinen. Im Hintergrund lief immer noch Musik, welche anscheinend von ihrem Handy ausging. Sie hatte ziemlich viele Liebeslieder darauf, so wie es sich anhörte. Ein wenig unangenehm, so wie wir jetzt saßen. Somit nahm ich schnell meine Hände weg und rutschte ein wenig peinlich berührt von ihr weg. Danach kratzte ich mich verlegen am Hinterkopf. Ich bemerkte, dass sie sich den Arm rieb, während sie verlegen zur Seite blickte. „Hrm… Was ich eigentlich fragen wollte. Warum hast du geweint?“, fragte ich schließlich gerade heraus, woraufhin sich ihr Blick sofort wieder trübte und sie ihre Knie an ihren Körper dicht heran zog. Danach legte sie das Kinn darauf und umschloss ihre Beine mit den Armen, bevor sie seufzte. Anscheinend fiel es ihr schwer darüber zu reden. Hätte ich besser nie gefragt. „Ich… musste an meinen Vater denken… Ich habe ein Lied gehört und es erinnerte mich an ihn. Ich vermisse ihn sehr. Anscheinend bin ich immer noch nicht über seinen Tod hinweg…“, erzählte sie mir ehrlich. Ich bereute es wirklich sie gefragt zu haben, da ihr schon wieder Tränen in die Augen schossen. Sofort rutschte ich erneut näher an sie heran, dabei ignorierte ich die Tatsache, dass mal wieder ein Liebeslied lief. Langsam und vorsichtig legte ich meinen Roboterarm um sie, um sicher zu gehen, dass sie es zuließ. Was sie auch tat. Rose lehnte sich sogar sachte gegen meine Schulter. Wie nah sie mir doch war. Wäre der Müllgestank nicht gewesen, hätte sie sicher besser gerochen als jetzt. Wobei ich einen gewissen Rosenduft ihren Haaren entnehmen konnte. Passend zu ihrem Namen. Mein Blick wanderte weiter an ihr herunter und landete schließlich bei ihrem Ausschnitt. Ich konnte direkt hinein sehen. Sofort musste ich stark schlucken. Ok nur eine Sekunde! Danach müsste ich wieder weggucken. Nur EINE Sekunde. Gut das war jetzt länger als eine Sekunde, doch ich hatte es geschafft den Blick wieder abzuwenden. Rechtzeitig. Sonst hätte sich tatsächlich etwas geregt. Danach wäre ich als Perversling abgestempelt worden und hätte nie wieder ein Wort mit ihr reden können. Nein danke! Lieber sollte ich mich darauf konzentrieren was sie gesagt hatte! Ich sollte mich auf ihre Worte konzentrieren. Auch wenn ich gerne noch einmal hingeguckt hätte. Sie hatte wirklich schöne Brüste. „Falls ich fragen darf. Was ist mit deinem Vater geschehen?“, fragte ich schließlich. Schnell ablenken. Blöde Triebe. „Er wurde ermordet…“ „Oh… D-das tut mir leid.“ „Muss es nicht… Es war meine Schuld. Er war immer wie ein Held für mich gewesen. Jemand zu dem man aufblicken konnte. Doch an dem Abend, als er starb… hatten wir uns gestritten. Ich wollte unbedingt mit seinem Auto zu meiner Freundin fahren, da sie eine Party machen wollte und ich dachte es sei cooler in einem Auto anzukommen, anstatt mit dem blöden Bus oder zu Fuß. Da ich aber keinen Führerschein habe, hat er es mir verboten und schließlich Hausarrest erteilt. Natürlich war mir das egal und ich bin aus dem Fenster geflüchtet. Er hat es nicht bemerkt. Bis ich ihn angerufen hatte. Es war mitten in der Nacht und es regnete. Dazu musste ich durch einen Wald, um zu Rika zu gelangen. Und es kam, wie es kommen musste. Ich verlief mich. Passend dazu hatte ich sowieso schon Angst vor Wäldern, seitdem mal ein Mörder dort frei rumgelaufen war und Mädchen in meinem Alter vergewaltigt und dann getötet hatte. Tja total verheult rief ich schließlich meinen Vater an, doch bevor ich ihm genau sagen konnte wo ich war, brach die Verbindung ab. Mein Empfang war weg. Naja und so suchte er mich…“, erzählte sie. Ich hörte ihr genau zu. Doch ich verstand nicht, wieso sie sich nun an dem Tod ihres Vaters die Schuld gab. Schließlich hatte sie so gehandelt, wie viele Teenager. Zumindest glaubte ich das. „Was geschah dann? Lief da erneut ein Mörder rum?“, fragte ich, doch sie schüttelte sachte den Kopf und ich bemerkte, wie sie mit den Tränen kämpfen musste. Hätte ich besser nie nachgehakt! „Nein… Zumindest nicht im Wald. Mein Vater war Polizist. Doch nahm er sich eine Pause. Naja… den Typen, die er ins Gefängnis gebracht hatte, war das ziemlich egal. Ich hörte den Wagen am Waldrand halten und stürmte sofort hin. Doch dann PENG. Ein früher Verbrecher wollte anscheinend Rache und hatte meinen Vater kaltblütig erschossen. Als ich ankam war er schon tot. Die Kugel ging mitten durchs Herz… Wäre ich nicht weggelaufen, dann hätte dieser Mann ihn niemals auf der Straße gefunden und ihn erschossen. Dann würde… dann würde mein Vater immer noch…“, sie schaffte es nicht den Satz zu beenden. Davor fing sie schon an zu schluchzen und schließlich konnte sie die Tränen nicht mehr zurück halten. Verzweifelt begann sie zu weinen. Aber es war nicht ihre Schuld. Wahrscheinlich hätte sich der Typ so oder so an ihrem Vater gerächt. Früher oder später hätte er ihn sowieso gefunden. Da bin ich mir sicher. Und dann hätte er vielleicht auch noch sie getötet. Das wäre doch noch viel schlimmer gewesen. „Woah!“, machte ich erschrocken, als sie sich plötzlich in mein Oberteil krallte und wie verrückt heulte. Meine Arme schwebten in der Luft und ich wusste nicht, ob ich nun diese um sie legen sollte oder nicht. Allerdings tat sie mir leid. Sie hatte so viel durchgemacht. Somit legte ich zögerlich meine Arme um sie und zog sie ein bisschen näher an mich heran. Toll und jetzt? Was sollte ich sagen? „Mh… hey… dich trifft trotzdem keine Schuld. Hinterher hätte dieser Typ euch in eurem zu Hause aufgesucht und nicht nur deinen Vater getötet. Wäre das nicht viel schlimmer gewesen? Außerdem kannst du nicht wissen, ob dein Vater nicht so oder so los gefahren wäre. Vielleicht um irgendetwas zu holen oder dich zu der Party zu bringen. Verstehst du?“, meinte ich. Ich hoffte das würde sie beruhigen. Auch wenn ich einfach irgendetwas vor mich hinsagte. Was war bloß los mit mir? So durcheinander im Kopf war ich sonst nie. War es ihre Schuld? „Rhys…“, brachte sie lediglich unter ihren Schluchzen hervor, woraufhin ich sachte ihren Rücken zu streicheln begann. Ob das helfen würde? Und so saßen wir da. Gefühlte Stunden lag sie einfach nur in meinen Armen und weinte sich bei mir aus. Ob sie wohl mein Herz hören konnte? Es schlug eindeutig lauter als sonst. Wenn das so weiter ging, dann würde ich noch meinen Verstand verlieren. Ihre Nähe tat mir viel zu gut. Was war los mit mir? Oder hatte ich schon längst den Verstand und dazu noch mein Herz, ohne mein Wissen, verloren? Kapitel 6: Stürmische Nacht --------------------------- Rose: Nach einiger Zeit hatte ich mich endlich wieder beruhigte und bemerkte erst jetzt wie nah ich Rhys eigentlich war. Selbst sein Herz konnte ich deutlich hören. Es schien schneller zu schlagen als normalerweise. Ich wunderte mich woran das wohl liegen könnte. Dabei pochte nicht nur seines schneller, auch mein Herz hämmerte gegen meine Brust. Vor allem als mein Blick langsam zu seinem Gesicht nach oben wanderte und auf seinen Lippen und Augen abwechselnd hängen blieb. Keiner von uns wagte es ein Wort zu sagen. Gefühlte Stunden starrten wir uns einfach nur in die Augen. Doch bevor ich mich vollkommen verlieren konnte, spürte ich etwas Kaltes, Nasses auf meiner Kopfhaut. Somit streckte ich automatisch meine Hand aus und erblickte Regentropfen, welche auf dieser landeten. Sofort ergriff ich mein Handy, welches ich in meine Rocktasche steckte. „Es fängt an zu regnen…“, sagte ich, woraufhin Rhys ebenfalls kurz seine Hand ausstreckte und sagte: „Du hast recht. Komm dann sollten wir lieber wieder rein gehen.“ „Ja da hast du recht“, meinte ich, doch erneut trafen sich unsere Blicke. Irgendwie war das unangenehm. Dabei bemerkte ich, dass noch immer Musik im Hintergrund lief, weshalb ich mein Handy schnell zur Hand nahm und die Musik ausschaltete. Wenigstens hatte es mich dadurch ein wenig von ihm los gerissen. Peinlich berührt blickte ich zur Seite und kratzte mich an der Wange. „Hrm… gut öhm… d-danke. Also wegen dem Trösten und Zuhören“, sagte ich schließlich schnell und lächelte ihn leicht an, bevor ich mich langsam erhob. Meinen Blick wieder abgewandt. Ohne die Weste konnte ich zum ersten Mal richtig sein Hemd betrachten, unter welchem sich ein Oberkörper versteckte. Vielleicht war er nicht so muskulös wie Vaughn aber trotzdem schien er trainiert zu sein. Zumindest ein wenig. „Schon gut. Falls du nochmal reden möchtest, sag einfach Bescheid.“ „Mach ich…“ Eine unangenehme Stille trat ein. Ich wollte ihm unbedingt sagen was in mir vor sich ging. Ihm alles beichten. Vor allem meine Gefühle für ihn. Doch wie würde er darauf reagieren. Würde er mich meiden? Mich hassen? Egal! Alles oder nichts! „Rhys ich-“ „Ich störe ja nur ungern eure vertraute Zweisamkeit, allerdings habe ich noch ein paar Takte mit Rhys zu klären“, ertönte eine Stimme neben mir. Als ich in die Richtung blickte, erkannte ich sofort Vasquez, welcher – mal wieder – eine Waffe auf uns gerichtet hatte. „Oh guck mal wer da ist. Arschgesicht Nummer Zwei!“ „A-arschgesicht?“, fragte er überrascht und blickte mich ungläubig an. Sofort verdrehte ich die Augen. Als ob er nicht glauben könnte, dass es eine Frau gab, die ihn nicht mochte. Sorry aber er war einfach nicht mein Fall. Ganz im Gegenteil. Ich fand ihn schon fast hässlich. Dazu hatte er einen miesen Charakter und ich würde sicher nicht zulassen, dass ausgerechnet ER meinem Rhys Schaden zufügen würde. Wow… Habe ich gerade MEIN Rhys gesagt? „Du bist doch das freche Gör, das mir die Leiter entgegen geschleudert hat“, erkannte er schließlich, woraufhin ich breit zu grinsen begann und mir einen Plan überlegte. Langsam schlenderte ich auf ihn zu und ließ dabei einen meiner Träger etwas den Ärmel runter rutschen, sodass man mir besser in den Ausschnitt blicken konnte. Mit den Reizen einer Frau konnte man so schön viel Schaden anrichten. „Ja~ Und ich kann noch viel frecher sein“, hauchte ich ihm verführerisch entgegen. Langsam hob er eine seiner schwarzen Augenbrauen und beäugte mich ganz genau. Schließlich stand ich direkt vor ihm und lehnte mich ein wenig vor. Sachte begann er zu Grinsen. Ein wenig von sich selbst überzeugt blickte er auf mich herab. „Ach kannst du das?“, fragte er, woraufhin ich kurz nickte. „Mhm… Und das wird dir nicht gefallen“, warnte ich ihn, bevor ich schließlich mit meinem Bein ausholte und ihm direkt in die Weichteile trat. „Argh! Meine Kronjuwelen!“, jaulte er wie ein Hund auf und klappte zu Boden. Rhys kam zu mir gerannt und starrte verblüfft zu Vasquez, als ob er nicht glauben könnte, dass ich das gerade tatsächlich gemacht hatte. Dabei hatte der Kerl das schon lange verdient! Aber NEIN es hatte sich ja keiner getraut. Also musste ich ran. Dabei bemerkte ich die Pistole, die zu Boden gefallen war. Sofort ergriff ich diese und betrachtete sie genau. Wie simpel sie wirkte. Ein wenig ähnelte sie den Waffen aus meiner Welt. Allein die Verzierungen waren anders. „Danke schön. So… Du lässt Vaughn und Rhys in Ruhe KAPISCH?“, fragte ich bedrohlich, woraufhin er, sich immer noch in den Schritt fassend, lachend zu mir nach oben blickte. Hatte ich irgendetwas Lustiges gesagt? Ich wüsste nicht was. Doch wahrscheinlich würde er mir gleich beichten, was ihn so amüsierte. „Du kannst doch gar damit um-“ PENG „Doch. Im Gegensatz zu DIR weiß ich wie man mit Pistolen umgeht“, meinte ich überheblich und auch ein wenig kalt, nachdem ich mit seiner Waffe demonstrativ in den Himmel geschossen hatte. Darauf verstummte er sofort erschrocken. Mein Blick wanderte zu Rhys, welchem ich mit einem Kopf Neigen deutete, dass er den Wagen von Vasquez hacken sollte. Sofort verstand er und nickte mir zu. Danach aktivierte er sein Echo Auge und schien das Auto zu scannen. Mal sehen was er damit anstellen würde. Irgendwie machte es mir langsam Spaß in dieser Welt. Sogar die Gefahr schien mir zu gefallen. So lange ich allerdings überlag natürlich. Plötzlich bemerkte ich, dass Vasquez dabei war zu wegzukriechen, weshalb ich schnell auf ihn richtete und abfeuerte. „Ah!“, kreischte ich, als ich zurückgeworfen wurde. Der Rückstoß dieser Waffe war doch härter als gedacht. Als ich lediglich in den Himmel geschossen hatte, war mir das nicht aufgefallen. Mein Arm hatte ein wenig geschmerzt, doch das war alles. Jetzt war ich ebenfalls im Sand gelandet und hatte die Waffe verloren. Rücken schmerzend verzerrte ich das Gesicht und drehte mich langsam auf den Bauch. Rhys war auf das Auto konzentriert, während ich mich langsam versuchte abzustützen. Doch der Rückstoß hatte mir einiges meiner Kraft geraubt. Somit rutschte ich immer wieder zurück auf den Boden. Dabei fiel mir auf, dass es angefangen hatte richtig zu regnen. Der Boden verfärbte sich von einem gelblichen Sand, zu bräunlichen Match. Super. Hier nach benötigte ich unbedingt ein Bad. „Hng…“, machte ich verzweifelt. Endlich gelang es mir langsam mich aufzurichten. Doch noch immer schmerzten mein rechter Arm und mein Rücken. Bis ich auf einmal einen neuen Schmerz spürte. Es zog an meinem Hinterkopf. Jemand zog mich an meinen Haaren nach oben und legte danach seinen rechten Arm um meinen Hals, während er mit der linken Hand, in welcher sich die Pistole befand, seine Waffe auf mich richtete. Sofort versuchte ich mich zu befreien, doch sein Griff wurde fester, weshalb ich eines meiner Augen zukniff. Langsam schnürte er mir die Luft ab. Dieser Arsch! Wie hatte Vasquez es so schnell geschafft sich zu erholen? „Oh Rhys!“, brummte er nicht unbedingt amüsiert über meine letzten Aktionen und drückte noch einen Ticken fester. Woraufhin ich nach Luft ringend zu Husten begann. Rhys stoppte das Scannen und wandte seinen Blick zu Vasquez und mir. Dabei erblickte er in welche misslige Lage ich mich erneut gebracht hatte. Mit meinem Blick versuchte ich ein „Entschuldigung“ zu bilden, doch zu sehr litt ich unter dem Luftmangel, welcher immer größer wurde. „Vasquez lass sie da raus. Sie hat nichts damit zu tun“, meinte Rhys ernst, woraufhin ich erneut versuchte mich zu befreien, doch erneut drückte Vasquez gegen meinen Hals, woraufhin ich erneut stark zu Husten begann und leicht überbeugte. Keuchend hing ich da. Wenn ich doch nur stärker wäre. Plötzlich bemerkte ich ein blaues Schimmern, welches hinter Rhys erschien. War das Jack? Ich konnte es kaum erkennen. Mir wurde ganz schwindelig vor Augen. „Brauchst du Hilfe, Kiddo?“, hörte ich ihn fragen. Also war es wirklich Jack. Vielleicht könnte er uns helfen. Ich wollte nicht, dass Rhys sterben müsste. „Entschuldige Rhys aber deine kleine Freundin hier hat mir ganz schön zugesetzt. Da kann ich nicht einfach so wegsehen. Aber ich mache dir ein Angebot. Du lässt mich dir einmal in den Kopf schießen und dann lasse ich sie gehen. Fairer Handel oder nicht?“, schlug Vasquez Rhys vor, woraufhin dieser sein Gesicht verzog und ihn ernst anblickte, schon fast wütend. Dabei schien er allerdings ein Ohr Jack zuzuwenden. Ob er uns wirklich helfen könnte. Vielleicht konnte ich Vasquez ein wenig ablenken. Ich musste nur ein bisschen Kraft zusammen kratzen. Somit versuchte ich mich wieder leicht aufzubauen, bevor ich meine Stimme, welche sehr kratzig klang, erhob. „Pff… wie feige!“, versuchte ich zu Knurren, woraufhin er mir kurzer Hand in den Magen boxte. „Argh!“, machte ich schmerz erfüllt und beugte mich erneut vor, doch wurde wieder aufgerichtet, als er erneut seinen Arm um meinen Hals legte und mich gegen sich drückte. „Noch mehr freche Kommentare?“, fragte er energisch, wodurch ich bemerkte, dass er seine Aufmerksamkeit langsam auf mich richtete. Perfekt. Denn Rhys schien schon damit beschäftigt zu sein die Waffe von Vasquez zu scannen. Gut. Somit müsste ich Vasquez nur noch ein wenig ablenken. Lang genug, bis Rhys fertig war. Also weiter Schmerzen ertragen und blöde Sprüche austeilen. Und los! „Also…“, begann ich zu röcheln, „Wenn du mich schon so lieb fragst. Ja… Wallet-head!“, sagte, besser gesagt röchelte, ich schließlich und versuchte ihn leicht frech anzugrinsen. Mein Blick wanderte langsam nach hinten und ich sah, wie eines seiner Augen zu zucken begann, danach boxte er mir erneut in den Magen. So langsam wurde es wirklich ungemütlich für mich und bald könnte ich mich nicht mehr bei Bewusstsein halten können. Dass ich so lange durchhielt war schon überraschend. Wahrscheinlich lag es an meinem Willen Rhys unbedingt helfen und beschützen zu wollen. Ansonsten wäre ich schon längst umgekippt. Damit war ich mir sicher. „Hey was ist jetzt los?!“, hörte ich Vasquez plötzlich erschrocken sagen, bevor er mich los ließ und ich direkt in Rhys Arme fiel. Vollkommen erschöpft hing ich da und keuchte stark. Bevor mein Blick langsam zu Vasquez wanderte, wessen Gesicht voll mit schwarzem Pulver war, da seine Waffe explodiert war. Ein Schmunzeln konnte ich gerade so aufbringen. Danach blickte ich wieder zu Rhys, welcher mich schließlich auf seine Arme hob und mir einerseits zulächelte, andererseits schuldig wegsah. Es war doch nicht seine Schuld, dass ich gerade so fertig gemacht wurde. Ich hatte mich selber dazu entschieden. Ich hätte besser aufpassen sollen. „Hast du gut gemacht, Rose“, hörte ich ihn plötzlich sagen, weshalb ich überrascht zu ihm hochblickte und ein müdes Lächeln aufbringen konnte. Danach erkannte ich wie verschmitzt er zu Grinsen begann. Kurz darauf verstand ich wieso. Sein Echo Auge war immer noch am Leuchten, da er den Wagen kontrollierte, welcher beinahe Vasquez überfahren hatte. Meine Augen weiteten sich ein wenig. Das war wirklich beeindrucken gewesen. Geschwächt ließ ich mich wieder mehr auf seine Arme sinken und lehnte meinen Kopf gegen seine Brust, bevor ich die Augen schließlich schloss. „Ich bin noch nicht fertig mit euch! Das werdet ihr mir büßen!“, hörte ich Vasquez im Hintergrund brüllen. „Jaja“, meinte Rhys gelangweilt. Ich wusste gar nicht, dass er so cool sein konnte. Einfach so winkte er Vasquez ab. Während dieser schließlich in sein Auto zu steigen schien und laut quietschend davon fuhr. „Hm…“, hörte ich Rhys, weshalb ich meine Augen öffnete, um zu sehen was los war. Dabei fiel mir auf, wie er mich beobachtete und anscheinend am Überlegen war. Er war von oben bis unten durchnässt. Seine Haare hingen ihm leicht im Gesicht, was mich zum Schlucken und Erröten brachte. So sehr ich seine nach hinten gelegten Haare auch mochte, so im Gesicht hängend, fand ich das unglaublich sexy. Dazu die Regentropfen die langsam seinem Hals hinunter flossen und sein durchdringender Blick, bereiteten mir weiche Knie. Plötzlich stellte er mich vorsichtig hin und hielt mich mit einem Arm fest, da ich kurz davor war erneut umzukippen. „R-rhys was ist?“, fragte ich nervös, doch bevor er irgendetwas sagte zog er mir seine Weste aus und warf sie mir über den Kopf. Verblüfft blickte ich zu ihm. Er wandte seinen Blick, mit leichter Röte im Gesicht, ab. „Damit du nicht noch nasser wirst…“, erklärte ich knapp, bevor er mich schließlich wieder auf seine Arme zog. Kurz quietschte ich deswegen auf, da ich damit nicht gerechnet hatte. Immer mehr stieg mir die Röte in mein Gesicht, weshalb ich den Blick von ihm abwandte und immer wieder schluckte. „D-danke…“, brachte ich mit zittriger Stimme hervor. „Und was ist mit mir? Ich bin hier der wahre Held und keiner dankt mir?“, fragte Jack entnervt, während er neben uns her ging. Sofort schielte ich zu ihm in sein Gesicht und begann sanft zu lächeln. „Doch natürlich du HELD. Danke, Jack“, meinte ich ehrlich, wobei das auch daran liegen konnte, dass ich so geschwächt war und langsam meine Ruhe wollte. Darauf blickte er verblüfft zu mir. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Danach blickte er wieder zu der Höhle, auf welche wir uns zu bewegten, und verschränkte die Arme vor der Brust. „Schon besser. So ungern ich es auch sage aber du hast meinen Respekt, Cupcake. Du hast lange durchgehalten und dich nicht unterkriegen lassen. Solch einen Kampfgeist sieht man nicht oft. Vor allem nicht bei einem kleinen Mädchen.“ „Danke… Du kannst es trotzdem nicht lassen mich aufzuziehen, hm?“ „Nö.“ „Arsch…“, meinte ich eher scherzend und kicherte leise. STOPP! Verstand ich mich gerade gut mit Handsome Jack? Ok. Ich musste eindeutig mehr abbekommen haben, als erwartet. Am besten schlief ich in der Höhle sofort. Doch dann hörte ich ein lautes Zischen, gefolgt von einem Knall. „KYAH!“, kreischte ich erschrocken auf und klammerte mich an Rhys. Danach begann mein Körper stark zu zittern. Das war ein Gewitter. Ich hasste Gewitter nicht nur, sondern hatte eine regelrechte Phobie. Sofort begann ich wieder stark zu keuchen. Meine Pupillen waren geweitet. „Alles ok?“, fragte Rhys überrascht, woraufhin ich lediglich stark den Kopf schüttelte und meine Augen feste zusammen kniff. Danach schossen mir Tränen in die Augen. „Ich habe total Panik vor Gewittern…“, sagte ich verzweifelt und begann immer mehr zu zittern. Im Hintergrund hörte ich Jack lachen. Ja… Lacht mich aus. Wobei Rhys nicht lachte. Nein. Stattdessen begann er los zu laufen, damit wir schneller in die Höhle zurückkehrten. Überrascht starrte ich zu ihm nach oben. Doch zuckte ich beim nächsten Knall wieder zusammen und kniff die Augen erneut zusammen. Rhys bemerkte das und schien seinen Schritt noch mehr zu beschleunigen. Macht er das für mich? Das brachte mich unwillkürlich zum Lächeln. Dadurch vergaß ich sogar für eine Sekunde komplett meine Angst. Schließlich kamen wir in der Höhle an, wo mich Rhys vorsichtig auf dem Boden absetzte. Sofort zuckte ich erneut zusammen, als ein weiter Donner zu hören war, und hielt mir, mit zugekniffenen Augen, die Ohren zu. Allerdings öffnete ich die Augen wieder, als ich ein Rascheln hörte und bemerkte, dass Rhys dabei war sich auszuziehen. Sofort starrte ich erschrocken zu ihm und wich mit knallrotem Kopf ein Stück von ihm weg. „R-rhys? W-was machst du da?“, fragte ich schockiert und schluckte stark, als er langsam sein Hemd aufknöpfte, nachdem er sich von der Krawatte befreit hatte. Dieser Mann machte mich vollkommen fertig. Nicht nur, dass er ständig mein Herz zum Rasen brachte – NEIN -, jetzt blieb mir auch noch der Atem im Hals stecken und ich spürte ein angenehmes, wohliges Gefühl in meinem Körper. Meine Haare schienen sich überall aufzurichten und ich spürte dieses seltsame Verlangen. Dazu ein Kribbeln in der Magengegend. Was hatte das bloß zu bedeuten? Konnte er mir wenigstens eine Antwort auf meine Frage geben? Diese Stille machte mich noch wahnsinniger! „Hm? Oh ich ziehe mein Oberteil aus, damit es neben dem Feuer besser trocknen kann“, erklärte er mir schließlich. Und weg war das Hemd. Ich konnte mein Herz im Kopf pochen spüren. Zum ersten Mal in meinem Leben sah ich einen Männeroberkörper real vor mir. Und ich konnte ihn nicht missachten. Mir lief sogar Sabber in den Mund. Irgendetwas stimmte mit mir doch nicht. Himmel dieser Kerl machte mich wahnsinnig. Ich verlor noch meinen Verstand. „Öhm hrm… a-achso… haha…“, sagte ich verunsichert und blickte schnell zur Seite, bis ich wieder stark zusammen zuckte, da ein Donner draußen ertönte. Rhys schien das zu bemerken und ging langsam auf mich zu. Doch wie von der Tarantel gebissen blieb er plötzlich stehen und blickte auf mich herab. „Hrm… öhm Rose? Wenn du dein Oberteil dazu legen möchtest, dann blick ich so lange natürlich weg und du kannst dich ausziehen. Du hast ja noch die Weste. Und… naja… du kannst dich dann wieder an mich klammern. So kann ich dich vor dem Gewitter schützen und du musst nicht frieren. Also nur wenn du willst“, schlug er mir schließlich vor, woraufhin ich ihn verblüfft anstarrte. War das sein ernst? Wir kannten uns kaum und dann bot er mir so etwas an. Er war wirklich kein schlechter Mensch. Er hatte ein gutes Herz. „D-das kann ich doch gar nicht annehmen. Wir kennen uns doch kaum.“ „Ach komm. Du hast Vaughn das Leben gerettet und mir quasi vorhin auch. Ohne deinen Tritt hätte Vasquez mich bestimmt sofort erschossen. Und ausgeheult hast du dich bei mir auch schon. So fremd sind wir uns also gar nicht. Na?“ Ich musste schmunzeln. Gegen diese Logik konnte ich nicht mehr widersprechen. Somit kicherte ich kurz und nickte schließlich. „Gut. Du hast wohl Recht. Danke Rhys.“ „Schon gut“, sagte er, bevor er mir den Rücken zu wandte und ich ihm schließlich meinen. Danach nahm ich seine Weste in die Hände und legte sie kurz zur Seite. Gerade als ich dabei war mir das Oberteil auszuziehen, bemerkte ich, dass Jack vor mir stand und mich beobachtete. Sofort blickte ich knurrend zu ihm. Was war eigentlich sein Problem? Er war doch angeblich solch ein Frauenheld und alles. Müsste er nicht schon genug Weiber nackt gesehen haben? Warum starrte er mich dann so an? Wollte er mir unbedingt beim Umziehen zusehen? Das konnte er vergessen. Niemals würde ich ihm meinen Körper vorführen. „Hrm. Wärst du so freundlich und wendest den Blick ab?“ „Nö. Ich will bloß sicher gehen, dass die da echt sind.“ „Dein ernst?!“, fauchte ich genervt und schmiss ihm einen Stein gegen den Kopf. Natürlich flog er einfach durch ihn hindurch. Allerdings schien ihn das trotzdem ein wenig wütend gemacht zu haben. Doch bevor er was sagen konnte, verschwand er einfach so. Im Hintergrund hörte ich von Rhys ein „Au“ und verstand sofort, dass er sich gegen den Kopf gehauen hatte, damit Jack die Klappe halten würde. „Danke“, murmelte ich nur und lächelte breit, bevor ich mir schließlich das Oberteil über den Kopf zog und Rhys gegen den Rücken warf. Sofort wandte ich ihm wieder den Rücken zu, welcher ihn entblößt anlächelte. Ich hörte wie wütend Rhys sich umgewandt hatte, um zu gucken was ihn gerade am Rücken getroffen hatte. Leise kicherte ich. Wenn ich bloß Gedanken lesen könnte. Wäre das schön. Rhys: Da half ich ihr und wie dankte sie es mir, sie warf mich einfach ab. Wütend drehte ich mich um, dabei blieb mir glatt die Spucke weg. Mein Blick blieb auf ihren nackten Rücken hängen. Lediglich ein BH war noch zu erkennen. Mein Mund blieb offen stehen, als ich das sah. Ein entzückender Rücken, das musste ich wirklich zugeben. Dieses Weib brachte mich noch ganz aus dem Konzept. Ständig machte sie eine neue Aktion, um mich aus der Fassung zu bringen. Kurz schluckte ich. Ich konnte meinen Blick einfach nicht abwenden. Ich muss zugeben, dass sie einen wirklich schönen Körper hat. Sogar ihre Kurven waren leicht zu erkennen. Dazu dieser schlanke Rücken. So zart und im Licht des Feuer schimmernd. Langsam musste ich mich wirklich angestrengt beherrschen. Ansonsten würde ich noch über sie herfallen. Sie ließ meine Triebe hochkochen. Ich musste mich irgendwie beruhigen. Somit atmete ich schnell tief ein und wieder aus. Viel brachte das allerdings auch nicht. Und ich spürte wie etwas in meiner Hose erwachte. Zum Glück zog sie kurz darauf meine Weste an, ansonsten hätte ich mich wirklich nicht mehr beherrschen können. Schnell wandte ich den Blick ab und hob ich durchnässtes Oberteil auf, welches ich dicht an das Feuer legte. Danach blickte ich beschämt wieder zu ihr, doch sie lächelte mich einfach an. Dieser Tag musste sie wirklich erschöpft haben, denn sie kroch viel mehr zu mir. Schnell setzte ich mich auf den Boden und streckte einen Arm zu ihr aus. Doch bevor sie bei mir ankam, ertönte erneut ein Donner. Sofort blickte ich zu ihr. Wie ein kleines Kind begann sie zu bibbern, weshalb ich mich nicht zügeln konnte. Ich kam ihr ein bisschen entgegen und riss sie an meinen Körper. „Keine Angst. Ich bin bei dir“, hauchte ich ihr in ihr Ohr, während ich sie feste an mich drückte. Ich konnte ihre Wärme, die von ihrem Körper ausging, spüren. Wie angenehm sich das anfühlte. Jetzt konnte ich es auch ganz genau erkennen. Sie roch wirklich nach Rosen und etwas Anderem. Erdbeere oder so. Auf jeden Fall roch sie unglaublich süß. Ich wollte sie gar nicht mehr los lassen. Allerdings benötigten wir unseren Schlaf. Somit ließ ich mich einfach zurück fallen, dabei hielt ich sie weiterhin fest. Erneut quietschte sie auf, weshalb ich kurz leise lachte. Wie süß das klang. „Versuch zu schlafen. Du hast Einiges durchgemacht“, meinte ich lächelnd, woraufhin sie ihren Kopf zaghaft auf meine Brust legte und stotternd flüsterte: „D-du aber auch…“ Daraufhin nickte ich nur noch, gähnte kurz laut und schloss schließlich meine Augen. Allerdings schlief ich erst ein, als ich Rose leise und ruhig atmen hören konnte. Kurz öffnete ich meine Augen und stellte fest, dass sie tatsächlich eingeschlafen war, trotzdem des Unwetters. Wie friedlich sie auf mir lag. Dabei atmete sie ganz friedlich. Ich hatte den Drang ich durch das Haar zu streichen, versuchte ihn aber zu unterdrücken und kniff schnell die Augen zusammen. Danach legte ich einen Arm vorsichtig um sie und den anderen unter meinen Kopf. Kurz darauf schlief ich schließlich ebenfalls ein. Was für ein verrückter und aufregender Tag. Ich konnte immer noch nicht wirklich glauben, dass sie einfach so vom Himmel gefallen kam und mir nun so nah war. Als ob man mir einen Engel geschickt hätte. Schon verrückt. Schlaf gut, Rose Kapitel 7: Good Morning ----------------------- Rose: Am nächsten Morgen erwachte ich erholt. Der Schlaf hatte mir neue Kraft gegeben. Von den Schmerzen in meinem Körper war ebenfalls nichts mehr zu spüren. Somit gähnte ich genüsslich und streckte mich. Dabei schien meine Hand etwas zu schlagen, weshalb ich schnell nachguckte und Rhys erblickte, welcher sich schmerzend das Kinn rieb. Sofort riss ich erschrocken die Augen auf. Warum lag ich auf seiner Brust und wieso hatte er seinen Arm um mich gelegt? Wieso zum Teufel war er halb nackt?! Was hatte ich verpasst? Schnell schreckte ich ein wenig hoch, kam aber nicht weit, da Rhys mich fest im Griff hatte. Dabei fiel mir letzte Nacht wieder ein. Wie er mir das Leben gerettet hatte und ich mich an ihn kuscheln durfte, da ich solche Angst vor dem Gewitter hatte. Uff. War ich jetzt beruhigt. Ich hatte schon das Schlimmste befürchtet. Auch wenn ich mich immer noch damit abfinden musste, dass ich auf ihn geschlafen hatte. Er halb nackt und ich oben rum lediglich von seiner Weste bedeckt. Dabei fragte ich mich, ob er letzte Nacht doch kurz geläuert hatte. „Mh...”, brummte er schließlich, während er dabei war aufzuwachen. Laut und herzlich begann er zu Gähnen, bevor er sich ebenfalls kurz streckte. Dabei schien er zu merken, dass sich etwas unter seinem rechten Arm befand, welcher lustigerweise sein Roboterarm war. Er begann an meinem Rücken entlang zu tasten, um festzustellen was sich da befand. Kurz kicherte ich deswegen. Sofort öffnete er seine Augen und blickte zu mir. Ich lächelte ihn leicht verträumt an, bevor ich sagte: „Morgen. Habe ich dich geweckt?” Bevor er etwas darauf erwidern konnte wurden wir von Vaughn unterbrochen, welcher neben uns stand und uns mit einer hochgezogenen Augenbraue und verschränkten Armen beobachtete. „Soll ich euch Beide alleine lassen?”, fragte er schließlich. Sofort riss Rhys erschrocken seinen Arm weg, als ob er jetzt er bemerkt hatte wie die ganze Situation aussehen musste, woraufhin ich schnell von ihm kroch und mich neben ihn aufsetzte. Dabei wandte ich Beiden den Rücken zu und strich nervös meine Haare vor meine Brust, als ob ich diese gerade mit meinen Finger durchkämmen würde. „Habe ich irgendetwas verpasst?”, fragte Vaughn und deutete auf etwas an, was sicherlich NICHT passiert ist. Als ob Rhys und ich rumgemacht hätten! Wir... Wir kannten uns doch kaum! Also wirklich. Was dachte Vaughn bloß von uns? Vor allem war ich nicht solche Art Frau, ansonsten wäre ich sicher keine Jungfrau mehr. „Nein. Zumindest nicht das, was du denkst Vaughn. Öhm... Wir gehen kurz raus”, meinte Rhys und zog Vaughn am Arm mit aus der Höhle, damit ich mich anscheinend in Ruhe anziehen konnte. Dabei hatte er auch sein Hemd und seine Krawatte mitgenommen. Wahrscheinlich würde er draußen erklären, was gestern alles geschehen war. Zumindest am Abend. Währenddessen zog ich mir mein Oberteil wieder an und die Weste von Rhys aus. Rhys: Nachdem ich Vaughn am Arm mit rausgezogen hatte, ließ ich ihn sofort los und begann mich anzuziehen. Die Sachen waren über Nacht wirklich gut getrocknet und man konnte sie unbesorgt wieder anziehen. Außer sie waren voller Schlamm, so wie meine Weste. Die könnte ich wahrscheinlich fürs Erste nicht mehr anziehen. Zurzeit lag sie sowieso noch in der Höhle bei Rose. Hoffentlich würde sie nicht lange brauchen, damit wir weiter könnten. Vielleicht würden wir dann auch eine Stadt finden, damit wir endlich etwas essen und trinken könnten. Dazu benötigten wir alle dringend Mal ein Bad. Vor allem Rose. „Rhys!“, hörte ich meinen besten Freund aggressiv sagen. Sofort wurde ich aus den Gedanken gerissen und blickte zu ihm, während ich mir die Krawatte festband. „Ja? Was ist? Entschuldige, war gerade in Gedanken“, sagte ich schnell, bevor ich mir die Haare zurück strich, welche mir halb im Gesicht rum hingen. Wie ich das hasste. „Habe ich gemerkt. Also was ist zwischen dir und Rose letzte Nacht passiert?“, fragte er. Mir war bewusst, dass er sofort nachhaken würde. Er glaubte wahrscheinlich, dass ich mit ihr irgendwelche perversen Sachen angestellt hatte. Doch dem war nicht so. Ich war lediglich für sie da, als sie mich brauchte. Mehr war da nicht. Auch wenn ich nicht mehr abstreiten konnte, dass ihre Nähe mich wahnsinnig gemacht hatte. Vor allem dieses Lächeln heute Morgen. So unschuldig und rein. So zart und lieb. Dazu diese fülligen Lippen. Rosig und bestimmt unglaublich weich. Plötzlich schnipste Vaughn vor meinem Gesicht rum, wodurch ich zusammen zuckte und ihn überrascht anstarrte. „Hör auf rum zu träumen und gestehe endlich“, meinte er ernst, dabei stemmte er seine Arme in die Hüfte und sah mich eindringlich an. „Was soll ich gestehen? Da war nichts. Nicht was du denkst zumindest. Habe ich dir doch schon gesagt!“, antwortete ich ernst und blickte schnell zur Seite, während ich mich am Hinterkopf kratzte. Da war wirklich nichts gewesen. Zumindest nichts Ernstes. War ja nicht so, als ob wir ein Paar wären oder so. Dafür kannten wir uns gar nicht gut genug. Wobei sie mich vielleicht sogar besser kannte, als ich mich selber. Wenn es denn wirklich stimmte, dass ich eine Spielfigur sei. Wobei sie überzeugend war am letzten Tag. Kaum zu glauben, dass ich nichts Weiteres als etwas Erfundenes war. Alles was ich hatte durchmachen müssen bis zu diesem Tag, hatte sich irgendjemand ausgedacht, zum Vergnügen anderer. Trotzdem war ich eine echte Person. Zumindest in dieser Welt. In MEINER Welt. Oder war ich für sie ebenfalls nur eine Spielfigur? Wieso interessierte mich das überhaupt? Sollte sie von mir doch halten, was sie wollte. Mir doch egal! „Gut, wenn da nicht das war, was ich glaube. Was war dann? Und wehe du lügst mich an“, meinte Vaughn ernst. Gerade wollte ich antworten, da wurde ich unterbrochen und kreischte erneut laut auf, dabei machte ich einen Satz zur Seite, nachdem ich eine Stimme plötzlich neben mir vermerken durfte, die sagte: „Wüsste ich auch gerne.“ „Hör auf damit!“, meinte ich energisch zu Jack, welcher mal wieder wie aus dem Nichts aufgetaucht war. Konnte er das nicht endlich mal sein lassen? Ständig tauchte er plötzlich auf. Wenn er sich wenigstens vorher irgendwie bemerkbar machen würde. Vielleicht durch ein Klopfen oder so. Es wäre seltsam aber das wäre mir lieber, als das ständige Auftauchen immer. „Womit?“, fragte Jack locker und gesellte sich einfach zu uns. „Damit! Mit dem… auftauchen!“ „Öhm Rhys, alles ok Kumpel?“, fragte Vaughn schließlich besorgt, woraufhin ich stark aufseufzte. „Ja… Jack macht mir nur ein bisschen Ärger“, erklärte ich ihm knapp. „Achso ok. Er ist also immer noch da oben in deinem Kopf? Sorry. Wollte damit nichts andeuten oder so. Ich muss das nur immer noch verarbeiten, dass ausgerechnet DU Handsome Jack in deinem Kopf hast.“ „Frag mich mal… Glaub mir, es ist nicht unbedingt spaßig.“ „Glaube ich gerne. Aber jetzt bist du ja nicht mehr alleine. So jetzt erzähl endlich.“ „MOMENT! Was soll das heißen? Ich bin die beste Gesellschaft die man sich wünschen kann. Jeder liebt mich“, meinte Jack ernst, doch ich ignorierte ihn einfach. Das war im Moment das Beste, was ich machen konnte. Ansonsten würde ich noch wahnsinnig werden. Somit entschloss ich mich Vaughn lieber endlich zu erzählen, was letzte Nacht vorgefallen war. Dabei übersprang ich allerdings den Part, bei welchem ich Rose beim Singen zugehört hatte und warum sie geweint hatte. Lediglich das Trösten erwähnte ich. Auch ihre Angst vor dem Gewitter behielt ich für mich. Sollte sie ihm lieber selber erzählen, wenn sie dafür bereit war. Das Einzige was ich noch zusätzlich ansprach waren ihre Augen. „Sie scheint Kontaktlinsen getragen zu haben. Ihre Augen schimmern jetzt Eisblau. Sprich sie lieber nicht darauf an. Anscheinend hat sie schlechte Erfahrungen gemacht was das angeht. Dabei sehen sie wirklich schön aus…“, erklärte ich ihm, wobei mir das letzte unbewusst rausrutschte und ich unwillkürlich zu Lächeln begann. „Ok verstehe, Bro. Ich werde sie nicht darauf ansprechen. Auch nicht auf andere eindeutige Sachen.“ „Was meinst du denn jetzt damit?“, fragte ich irritiert. Was für andere Sachen? „Ach egal. Erzähl weiter“, meinte er. Ich ließ mir das nicht zwei Mal sagen und erzählte sofort weiter. Rose: Nachdem ich mit dem Anziehen endlich fertig war, begab ich mich nach draußen, um zu sehen was die Jungs währenddessen trieben. Allerdings erklärte Rhys Vaughn lediglich was letzte Nacht geschehen war. Lächelnd lauschte ich seinen Worten, während ich mich unbedingt gegen die Außenwand der Höhle lehnte und die Beiden beobachtete. Nachdem Rhys fertig war, bewegte ich mich auf die Beiden zu, dabei fiel mir auf, dass sie gar nicht alleine waren. Jack hatte sich ebenfalls dazu gesellt. Allerdings schien Rhys ihn gekonnt zu ignorieren. Wahrscheinlich ging er ihm ebenfalls langsam ziemlich auf die Nerven. „Hey Jungs“, begrüßte ich die Jungs, woraufhin sich alle zu mir umdrehten und ich sie anlächelte. Vaughns Blick blieb an mir kleben. Wahrscheinlich erkannte er wie dreckig ich war. Ich benötigte ganz dringend eine Dusche. Somit fackelte ich nicht lange. „Rhys? Ich habe gestern Abend einen Fluss entdeckt. Tief genug, um da Mal reinzusteigen. Kannst du ihn vielleicht scannen oder so, um zu überprüfen, ob er sauber ist? Ich würde gerne mal den Dreck loswerden“, fragte ich ihn gerade heraus, woraufhin er mich ein wenig überrascht anblickte. Anscheinend hatte er mit solch einer Frage nicht gerechnet. Vor allem nicht so direkt. Doch nach letzter Nacht musste ich es einfach wagen. „Öhm klar. Kann ich machen. Wo ist der Fluss denn?“, fragte er, woraufhin ich mich freute. Zum Glück stimmte er zu. Ich hatte das Gefühl, dass wir uns, nach gestern, irgendwie viel näher standen und er mir sein ganzes Vertrauen schenkte. Vielleicht waren wir jetzt sogar so etwas wie Freunde. Freuen würde mich das sehr. Auch wenn ich mir Sorgen machte. Was wäre, wenn ich mich zu sehr an dieses Leben hier gewöhnen würde? Schon nach solch kurzer Zeit fühlte ich mich hier wie zu Hause. Zwar war es gefährlich, doch die Nähe zu Rhys half mir, es hier viel erträglicher für mich zu machen. Wenn das so weiter gehen würde, würde ich dann überhaupt noch nach Hause wollen? Dafür fürchtete ich mich. Doch jetzt benötigte ich erst einmal ein Bad. Selbst wenn es bloß in einem Fluss stattfand. Hauptsache ich bekam diesen Dreck von meinem Körper! Somit führte ich Rhys zu dem Fluss, damit er diesen Scannen konnte, was er sofort machte. Ich stand daneben und beobachtete ihn genau. Ich fand es faszinierend, wie konzentriert er jedes Mal aussah, wenn er sein Echo Auge benutzte. Nichts schien ihn aus der Ruhe zu bringen. Nicht einmal meine intensiven Blicke schienen ihn zu stören. Dabei starrte ich ihn regelrecht an. Plötzlich bewegte er seinen Arm und schien ihn irgendwie anzuschalten oder sein. Ein digitales Fenster ploppte auf, worauf sich anscheinend Informationen über den Fluss befanden. Ganz genau las er sich alles durch, bevor er sich mir zuwandte. Dabei schloss er seine Hand wieder und senkte sie zu Boden. Wie praktisch solch ein Roboterarm doch war. Auch sein Auge leuchtete nicht mehr. Somit schien er mit allem fertig zu sein. Jetzt war ich aber gespannt. „Das Wasser ist klar. Wir könnten es wahrscheinlich sogar trinken. Also keine Sorge. Du bist nicht verseucht, wenn du hinein steigst“, erklärte er mir lächelnd, dabei stemmte er seinen linken Arm auf seine Hüfte. Wie lässig er da stand. Sofort begutachtete ich ihn von oben bis unten, bevor ich ihm in die Augen blickte und breit zu lächeln begann. „Super! Danke Rhys! Du bist mein Held!“, sagte ich freudig und bemerkte sofort was ich da gerade eigentlich von mir gegeben hatte. Sofort lief ich rot an und winkte schnell mit den Händen ab. „Öhm… ich-ich meinte… ich öhm… DANKE! Achja! S-soll ich deine Weste direkt mit rein werfen? Die hat gestern ja auch Einiges abbekommen. Und in der Sonne sollte sie schnell trocknen“, schlug ich schnell vor, um von meinem peinlichen Gerede abzulenken. Viel brachte es nicht. Er lachte amüsiert, bevor er nickte. „Klar, wieso eigentlich nicht? Aber sag mal… wie willst du trocken werden? Du hast kein Handtuch oder Sonstiges“, fragte er, woraufhin ich zu überlegen begann. Unrecht hatte er nicht. Ich besaß kein Handtuch. Lediglich meine Sachen konnten mich trocken, was ziemlich kontraproduktiv gewesen wäre. Somit fiel das weg. Dabei blickte ich zum Himmel und erblickte die Sonne, welche kräftig schien. Mir fiel auf, wie heiß es auch war. Wenn ich bloß für ein paar Sekunden, vielleicht auch Minuten mich einfach nur in die Sonne stellen würde, dürfte das doch eigentlich reichen oder nicht? Kraft genug besaß die Sonne und heiß genug war es ebenfalls. Also eigentlich dürfte das kein Problem sein. „Ich stelle mich einfach ein bisschen in die Sonne. Es ist sehr heiß und sie scheint kräftig. Da müsste ich schnell genug trocken werden“, erklärte ich ihm knapp, woraufhin er ebenfalls kurz zu überlegen begann. „Da hast du wahrscheinlich Recht. Ok dann gehen wir mal wieder in die Höhle und du nimmst in Ruhe dein Bad.“ „In Ordnung. Danke Rhys“, meinte ich lächelnd. Danach wandte er sich ab und ging mit Vaughn Richtung Höhle. Doch plötzlich stoppte er und drehte sich noch einmal zu mir. Wollte er mir noch etwas sagen. „Achja falls etwas ist, schrei einfach. Dein Held kommt dann angesprintet“, rief er mir lachend zu, woraufhin ich knallrot anlief. Meine Hände ballte ich zu Fäusten. Also wirklich! Was bildete der sich eigentlich ein? Mich hier so bloß zu stellen. Das war mir vorhin doch bloß rausgerutscht! Darauf musste er nun wirklich nicht herum reiten! Frechheit! „Hör auf mich aufzuziehen! Pff! Auf deine Hilfe kann ich gut verzichten!“, schrie ich ihm beleidigt hinterher und verschränkte demonstrativ meine Arme vor der Brust, während ich meine Augen schloss und den Kopf beleidigt zur Seite warf, dabei gab ich ein lautes „Pöh“ von mir. Im Hintergrund konnte ich ihn lachen hören. Wieso brachte das mein Herz nur so sehr auf Touren? „Ja glaube ich dir sofort! Beeil dich, ok?“ Und mit diesen Worten verschwand er. Sekunde. Wo war eigentlich Jack hin? „Hast du mich vermisst?“ Ich musste ja auch Fragen oder?! „Nein habe ich nicht. Was willst du Jack? Verschwinde sonst gibt es Ärger!“, knurrte ich ihn ernst an, doch er bewegte sich keinen Millimeter von meiner Seite. Wieso nervte er ausgerechnet mich? „Ich will immer noch sicherstellen, dass diese beiden Dinger da echt sind. Mehr nicht“, antwortete er arrogant, woraufhin ich ihm einen kalten, genervten Blick zuwarf. Dann kam mir allerdings eine Idee. Umgekehrte Psychologie oder wie sich das schimpfte. Das müsste doch eigentlich helfen. Bei Männern half es IMMER. Sag Ja und sie verstanden Nein. So ähnlich müsste es doch auch sein, wenn ich ihm erlauben würde, mir beim Baden zuzusehen. Oder nicht? „Schön von mir aus. Dann bleib halt hier. Mir auch egal“, sagte ich belanglos, während ich mir an meinen Rock griff und den Reißverschluss an der Seite begann zu öffnen. „Jetzt echt?“, fragte er ein wenig überrascht. Um ihm zu zeigen, dass es mir ernst war – gut eigentlich nicht aber er sollte es glauben – zog ich mir demonstrativ den Rock runter und legte ihn zur Seite. „Ja echt“, meinte ich gelangweilt, während ich die Weste von Rhys zur Hand nahm und in den Fluss hielt, damit der Dreck weg ging. Meinen Hintern streckte ich dabei unbewusst aus, bevor ich mich schließlich doch hin hockte, um den Dreck besser abzubekommen. Jack beobachtete mich ganz genau. Anscheinend überlegte er, was er nun machen sollte. Wahrscheinlich würde es ihn langweilen, wie gleichgültig ich damit umging, dass er hier war, und würde verschwinden. Zumindest hoffte ich es. „Langweilig! Viel Spaß bei deinem Bad“, brummte er schließlich genervt und zog von dannen. HAH! Ich hatte es geschafft. ICH hatte HANDSOME JACK reingelegt. Muha! War ich jetzt stolz auf mich. Ich konnte es kaum glauben, dass er mir das tatsächlich abgekauft hatte. Somit grinste ich überlegen in mich hinein, bevor ich schließlich ebenfalls meinen Rock säuberte und diesen neben die Weste in die Sonne legte. Kurz darauf zog ich mir das Oberteil und legte es ebenfalls in den Sand. Danach stieg ich langsam in das Wasser. Es war sogar angenehm warm. Endlich konnte ich mich ein wenig entspannen. Kurz tauchte ich komplett ab, sodass auch meine Haare nass wurden und zumindest ein wenig gesäubert wurden. Erfrischt strich ich sie mir nach hinten, nachdem ich wieder aufgetaucht war und atmete den wohligen Geruch ein. Anscheinend spülte das Wasser den gesamten Geruch, der auf mir lag, davon. Tat das gut! Am liebsten hätte ich Stunden in dem Fluss verbracht. „Mh~“, machte ich genüsslich und strich mir kurz über die Arme, als ob ich mich einschäumen würde. Es war so angenehm. Einfach Ruhe und Frieden. Allerdings bemerkte ich nicht, wie ich beobachtet wurde. ~Was für ein hübsches Ding~ Kapitel 8: Schockierendes Bad ----------------------------- Rhys: Wieder zurück in der Höhle angekommen, starrte mich Vaughn direkt eindringlich an. Was hatte ich denn jetzt schon wieder gemacht? Heute war irgendwie nicht mein Tag, oder? Wobei der Morgen eigentlich wirklich gut anfing. Doch seitdem wurde ich ständig ausgehorcht. Auch wenn ich Roses Aussage süß fand. Wie sie mich als ihren Held bezeichnet hatte. Ich musste sie daraufhin einfach aufziehen. Ich konnte nicht anders. Ihre Reaktion darauf war allerdings auch niedlich. Wie sie so rot angelaufen war und dann das Aufregen. Süß. „Rhys. Hast du mir nicht doch etwas zu beichten?“, fragte Vaughn plötzlich und riss mich mal wieder aus meinen Gedanken. Ich verstand nicht worauf er hinaus wollte. Was letzte Nacht anging, hatte ich ihm doch alles erzählt. „Was meinst du?“, fragte ich ihn irritiert, dabei deutete er mit seinen Kopf Richtung Höhlenausgang. Ich blickte ihn noch fragender als zuvor an. Ich verstand noch wenig worauf er hinaus wollte. Am Höhlenausgang war doch gar nichts. Und draußen befand sich lediglich Rose. Oh. Jetzt verstand ich langsam. „Du und Rose meine ich. Zwischen euch ist doch irgendetwas. Du bist mein bester Freund und das nicht erst seit gestern. SO habe ich dich noch nie gesehen. Ständig träumst du vor dich hin und wie du sie ansiehst. Das ist doch nicht nur Freundschaft“, erklärte er mir, woraufhin ich sofort verteidigen die Hände nach oben warf. Wollte er etwa darauf hinaus, dass ich mich in sie verliebt hatte? Rose war nicht mehr, als eine gute Freundin. Das reichte für den Anfang doch. Natürlich brachte mich ihre Nähe letzte Nacht aus dem Konzept. Dazu dieser Rosenduft. Und das Verlangen heute Morgen ihre zarten, weichen, rosigen, wunderschönen Lippen zu berühren. Auch das Herzklopfen, wenn sie mich anlächelte. Doch das hatte nichts zu bedeuten. Das waren einfach nur meine männlichen Triebe! Mehr nicht! Als ob ich mich so schnell verlieben würde. Von wegen! „Zwischen uns ist nichts! Glaub mir. Klar wir sind uns etwas näher gekommen aber mehr als eine Freundin ist sie für mich nicht!“, erklärte ich ihm schnell, doch zu glauben schien er mir nicht. Stattdessen verdrehte er kurz darauf die Augen und sagte: „Klar, wenn du meinst. Du bist übrigens rot im Gesicht.“ Daraufhin verstummte ich. War ich wirklich rot? Konnte ich gar nicht glauben. Wahrscheinlich log er einfach, damit ich zugeben würde, dass ich mich verliebt hatte. WAS ICH NICHT HATTE! Ich mochte sie. Wie eine gute Freundin. So wie Yvette zum Beispiel. Mehr war da aber auch nicht. Und selbst wenn, wäre das ganz schön oberflächlich. Darauf hatte ich auch keine Lust. Außerdem sah sie in mir sicher keinen Mann, sondern einfach den Kerl, den sie spielen konnte. Für sie war ich doch gar keine richtige Person. Seltsam. Wieso brachte dieser Gedanke mein Herz zum Schmerzen? „KYAH! RHYS!“, hörte ich plötzlich Rose von draußen kreischen. Sofort schreckte ich hoch und stürmte nach aus der Höhle. „ROSE!“, schrie ich und sprintete, so schnell ich konnte, zu ihr. Doch dann blieb mir der Atem im Hals stecken. Sie war immer noch im Wasser. Nackt. Die nassen Haare klebten an ihrem Hals und in ihrem Gesicht. Eine Strähne hatte sich sogar zwischen ihre Lippen geschlichen. Schluckend stand ich wie versteinert da. Ich spürte wie das Blut einerseits in meinen Kopf stieg, andererseits in meine Hose wanderte. Schnell wandte ich meinen Körper von ihr ab und schielte zwischendurch zu ihr. „Öhm w-was ist denn?“, fragte ich stotternd. Moment. Ich stotterte?! „I-ich habe etwas hinter dem Felsen gehört!“, sagte sie verängstigt und ich folgte ihrem Zeigefinger, währenddessen hielt sie sich mit ihrer anderen Hand die Brüste und versuchte diese vor mir zu verdecken. Kurz darauf verschwand sie mit ihrem gesamten Körper wieder im Wasser. Lediglich ihr Kopf schaute noch raus. War auch besser so. Und da sollte sich Mann noch zusammen reißen können. Das war leichter gesagt als getan! „Gut du… du bleibst wo du bist! Ich gucke nach“, sagte ich schnell, bevor ich mich zu dem Felsen hinbewegte. Ein wenig nervös beugte ich mich vor und wurde beinahe überfahren, als etwas dahinter hervorkam und auf Rose zufuhr. Was war das? Ich konnte es nicht richtig erkennen. Dafür ging alles zu schnell. Sofort drehte ich mich um und folgte dem Etwas. „Du bist aber süß“, hörte ich das kleine Ding sagen, als ich keuchend angekommen war. Es war ein kleiner Roboter. Er hatte ein bisschen was von einer Schachtel in Rechteckform. Aus den Seiten kamen Arme raus, wobei die Hände Zangen ähnelten. Anstatt Beine besaß er lediglich ein Rad, auf welchem er sich vorwärts bewegen konnte. Seine Stimme klang verzerrt. Vorne konnte man so etwas wie ein Rohr erkennen, welches leuchtete und anscheinend sein Auge darstellen sollte. Ganz unten an seinem Körper leuchtete immer wieder etwas blau auf. Das stellte wohl dar, wenn er dabei war zu sprechen. Darüber befand sich eine rote Fläche. Der Rest seines Körpers war gelb mit einem fetten, weißen Breitstreifen. „Ich geh mich erschießen…“, hörte ich plötzlich Jack neben mir, weshalb ich meinen Blick zu ihm richtete. Anscheinend kannte er diesen kleinen Roboter. Ansonsten hätte er nicht so reagiert. Während Rose eher erfreut wirkte. Ich stand lediglich vollkommen verwirrt da. „Claptrap! Oh Gott ist das cool! Hast du mich etwa beobachtet? Du böser, böser Junge“, sagte Rose fröhlich und redete mit ihm, wie mit einem Kind. Claptrap hieß dieser Roboter also. Kannte sie ihn ebenfalls durch das Spiel, aus welchem ich war? „Ganz recht! Ich hatte natürlich nicht die Absicht dich zu erschrecken, hübsche Dame. Allerdings bin ich auf der Suche nach jemanden.“ „Schön… Darüber können wir ja später noch reden. Ich-“ „Wie heißt du denn Schönheit?“, fragte er Rose einfach. Ignorierte er mich etwa? Er schien mich gar nicht zu bemerken. Das war doch ein Scherz oder? „Rose. Freut mich dich kennen zu lernen Claptrap. Ich würde jetzt aber gerne in Ruhe weiter baden. Ist das ok? Du kannst ja Rhys begleiten. Der Typ, den du so gekonnt ignorierst. Ich komme später dazu. Ok?“, schlug sie ihm zu, woraufhin ich lediglich leicht genervt seufzte und die Augen verdrehte. Dabei sah ich zu Jack. Wollte er sich gerade den Kopf einschlagen? Er musste diesen Roboter wirklich vom ganzen Herzen hassen. Ich verstand auch schnell wieso. Er war NERVIG! „Klar kann ich machen. Bis später, Schönheit“, meinte er flirtend, bevor er sich mir zuwandte. Hatte er nichts Besseres zu tun, als mit Rose zu flirten? Ich war nicht eifersüchtig! Damit das klar ist! Es gefiel mir einfach nicht. Dazu nervte es. Vor allem weil er mich deshalb ignorierte. Genau. Das war der Grund! Naja wenigstens folgte er mir zurück in die Höhle. Jack folgte uns eher widerwillig. So kannte ich ihn gar nicht. Rose: Nachdem Rhys, Jack und Claptrap wieder in der Höhle verschwunden waren, stieg ich schließlich aus dem Fluss und stellte mich mitten in die Sonne. Ich hielt meine rechte Hand vor die Augen, da die Sonne blendete. Zum Glück musste ich nicht lange hier stehen bleiben, um trocken zu werden. Kurz fühlte ich an meinem Rock, ob dieser getrocknet war, allerdings schien er noch nicht ganz fertig gewesen zu sein. Deshalb zog ich mir erst einmal meine Unterhose wieder an, welche ein bisschen einem Bikini Unterteil ähnelte, von daher war es mir egal, ob die Jungs mich so sehen würde. Danach kam mein BH, welcher ein wenig klebte. Urgh! Ich hasste es nach einem Bad einen BH anziehen zu müssen. Er wirkte dann immer so eng und klebrig. Ein schreckliches Gefühl. Doch ich versuchte es zu ignorieren und zog mir lieber mein Oberteil über. Meine Haare hatte ich zuvor ein wenig mit meinen Händen geknetet, damit das Wasser runter tropfen konnte. Danach nahm ich mein Haarband und steckte mir damit die Haare hoch, zumindest so gut es ging. Zum Schluss klopfte ich mir von den Füßen den Sand ab und stieg in meine Sandalen. Wo hatte ich die eigentlich her? Sie waren einfach an meinen Füßen, als ich hier gelandet war. Zu Hause hatte ich nämlich eigentlich meine Hausschuhe getragen. Hm. Ein Mysterium das so schnell nicht gelöst werden würde. Wenigstens waren sie bequem. Nachdem ich mich endlich fertig angezogen hatte, nahm ich den Rock und die Weste von Rhys in meine Hände. Danach ging ich zurück in die Höhle. Sobald ich angekommen war sagte ich: „Rhys, deine Weste. Ist aber noch etwas feucht” und warf ihm dabei die Weste zu. Sofort fing er diese auf und wandte sich zu mir. „Danke, Rose. Öh...”, stockte er und beäugte mich von oben bis unten. Dabei bemerkte ich, dass Vaughn mich ebenfalls ansah, als ob ich ein Geist wäre oder so. Lediglich Jack wirkte ein wenig gelangweilt. Sofort stemmte ich einen Arm auf meine Hüfte und blickte die Beiden ein wenig amüsiert und fragend an. „Was? Noch nie eine Frau im Bikini gesehen?”, fragte ich schließlich belustigt und verschränkte dabei die Arme vor der Brust. Die ganze Zeit behielt ich den Rock in meiner linken Hand. „Die Beiden sind eindeutig noch Jungfrau. Was erwartest du?”, merkte Jack an, woraufhin ich mich an ihn richtete. „So ungern ich das auch sage aber da hast du wohl Recht.” „Hey. Wir sind anwesend. Und ich kann alles hören”, beschwerte sich Rhys und blickte uns Beide beleidigt an. Ein Kichern musste ich unterdrücken und versuchte ihn entschuldigend anzublicken. Schließlich sollte er nicht sauer auf mich sein. Dafür verstanden wir uns im Moment zu gut. „Sorry, Rhys. Meinte ich nicht ernst.” „Ich schon”, kommentierte Jack belustigt, woraufhin ich die Augen verdrehte. Er musste auch wirklich IMMER seinen Senf dazugeben. Zum Glück schien mir Rhys allerdings zu verzeihen und lächelte mich an, bevor er abwinkte, so nach dem Motto "vergiss es" oder "schon gut". „Vielleicht sind die Beiden auch einfach noch geschockt von meiner detaillierten Erzählung deines wunderschönen Körper, Schönheit“, meinte Claptrap plötzlich neben mir, woraufhin ich die Augen erschrocken aufriss. Welche detaillierte Erzählung? Und was hieß hier von MEINEM Körper? Er hatte doch nicht wirklich den Beiden beschrieben wie ich nackt aussehe. Oder? „W-wie meinst du das Claptrap?“, fragte ich erschrocken. „Ich habe nicht hingehört!“, sagte Rhys sofort ernst und wandte sich mit rotem Gesicht weg. Oh Gott! Es stimmte also! Ich war verdammt. Das war es. Ich war eindeutig verflucht. So viel Pech konnte ein einzelner Mensch doch gar nicht haben. Da musste etwas falsch laufen! Konnte mich jemand aus diesem Albtraum aufwecken? Das ist furchtbar! Ich wollte im Erdboden verschwinden. Sofort. Einfach nur weg hier. „Naja ich habe erzählt wie du aussiehst. Nackt.“ Mein Auge begann zu zucken. Das war nicht wirklich Claptraps Ernst oder? Jetzt wurde ich wirklich wütend. Was bildete sich dieser kleine Kerl eigentlich ein. Ich griff nach dem Stun Baton, den ich noch immer besaß und schaltete ihn ein. Danach atmete ich tief ein und wieder aus, um mich zu beruhigen. Letzten Endes schaltete ich den Stun Baton wieder aus und schlug damit auf Claptraps Kopf, welcher ein lautes „Aua“ von sich gab. Sofort verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und starrte verärgert zu dem kleinen Kerl. „Sag Entschuldigung!“, befahl ich ernst. „Entschuldigung…“, wiederholte er schnell, woraufhin ich leicht genervt seufzte und Rhys den Stun Baton reichte. Diese kratzte sich verlegen am Kopf. Sofort lächelte ich ihn an. Anscheinend hatte er zumindest versucht nicht hinzuhören. Wie süß. Er nahm so viel Rücksicht auf mich. Man konnte schon fast denken, dass er mich wirklich mögen würde. Irgendwie gefiel mir der Gedanke. „Wusste gar nicht, dass du so ein Gentleman bist Rhys“, meinte ich schließlich, bevor ich kurz kicherte. Darauf blickte er mich überrascht an und strich sich kurz über sein Haar. „Ach ist das nicht so offensichtlich?“, fragte und grinste breit. „Nö. Aber… es gefällt mir“, sagte ich und zwinkerte ihm kurz zu, danach wandte ich mich wieder an Claptrap, welcher den metallischen Ball entdeckte, den Rhys die ganze Zeit mit sich geschleppt hatte. Das Gortys Project. Ich verstand immer noch nicht genau was es damit auf sich hatte. Es würde uns zu einer Vault führen. Doch wie? Im Moment war es lediglich ein dämlicher Ball aus Metall. Er könnte höchsten als Vault Key dienen. Doch ob das stimmte? „Woher habt ihr denn das Gortys Project?“, fragte Claptrap plötzlich und nahm es in die Hände. Und schon war ich wieder interessiert. „Du kennst es?“, fragte ich neugierig, während ich mich zu ihm hinunter beugte, als ob ich mit einem kleinen Kind reden würde. „Natürlich! Vor allem kennt sich mein Freund damit aus. Er könnte euch weiter helfen.“ „Der Freund, den du gesucht hast?“, fragte ich erneut nach, woraufhin er sich zu mir wandte. „Korrekt. Ich kann euch zu ihm bringen, wenn ihr wollt. Ich weiß wieder wo er sein könnte.“ „Das wäre super! D-“ „Und wo ist der Haken?“, fragte Rhys skeptisch, während er sich neben mich gesellte und Claptrap genau beobachtete. Anscheinend traute er ihm nicht wirklich. Er kannte ihn auch nicht. Wobei er mich auch nicht wirklich kannte. Trotzdem vertraute er mir. Vielleicht lag es daran, dass Claptrap ein Roboter war. Oder weil Jack sich so seltsam aufführte. War er gerade dabei sich den Kopf an der Mauer einzuschlagen? Nein er hielt sich die Ohren zu. Wahrscheinlich hatte er nach Steinen gesucht. Amüsant zu sehen, dass es etwas gab, das IHN auf die Palme bringen konnte. Oh Claptrap, bleib bitte auf ewig bei uns! „Es gibt keinen. Aber… mein Kumpel mag Männer nicht besonders, also solltet ihr sie lieber reden lassen. Und du Süße kannst dich während der Reise auf mich setzen. Bist bestimmt ganz leicht“, erklärte Claptrap. Sofort begann ich zu kichern. Charmant war er, auch wenn er nicht wirklich wusste was Schweigsamkeit bedeutete. Denn er redete und redete und Punkt und Komma. Aber irgendwie war das auch süß. „Gut, wenn dir das nichts ausmacht. Ich ziehe kurz meinen Rock an“, meinte ich schließlich und schob ein Stück mein Oberteil hoch, damit ich den Rock vernünftig an der Seite zu machen konnte. Dabei spürte ich die Blicke der Jungs auf mich ruhen, weshalb ich ein wenig irritiert zu ihnen blickte. „Alles ok?“, fragte ich die Beiden, woraufhin Rhys schnell nickte und den Blick abwandte. Auch Vaughn schien ein wenig verunsichert. Man die Beiden mussten wirklich noch Jungfrauen sein. Nun gut war ich auch. Trotzdem führte ich mich nicht so peinlich auf. Nur manchmal. Eigentlich bloß, wenn Rhys mich mal wieder wahnsinnig machte. Schließlich gingen wir aus der Höhle und setzte mich vorsichtig auf Claptrap, welcher sofort losfuhr. Erschrocken kreischte ich auf und hielt mich schnell so gut es ging fest. Danach begann ich laut zu lachen und schließlich die Arme nach oben zu werfen. „WUHU! Das ist so cool!“, rief ich freudig. So war das Reisen wirklich angenehm. Währenddessen folgten uns die Jungs. Wobei mir Rhys wirklich leid tat. Seine Füße mussten wahnsinnig brennen, da er keine Schuhe zum Anziehen hatte. Stattdessen schützten ihn lediglich seine Socken vor starken Verbrennungen. Der Sand musste schließlich kochen. Armer Rhys. Wenn ich bloß etwas machen könnte. Nun gut meine Sandalen besaßen keine Hacken, allerdings waren sie ihm eindeutig zu klein. Verdammt! „Du Claptrap? Kann nicht vielleicht Rhys auf dir sitzen?“, fragte ich ihn schließlich, woraufhin mich Rhys überrascht anblickte. Er und Vaughn hatten es langsam geschafft und wieder einzuholen, da Claptrap etwas langsamer fuhr. „Bleib du ruhig auf ihn. Mir geht-“ „Nope“, unterbrach Claptrap Rhys einfach, woraufhin dieser wütend zu ihm blickte und schon seine Fäuste ballte. Schnell versuchte ich ihn zu beruhigen und schließlich wandte er sich entnervt ab. Das würde noch Probleme geben. Seufzend schielte ich zu Rhys und zupfte vorsichtig an seiner Weste; während ich ihn mitleidig anblickte. Dabei setzte ich einen leichten Dackelblick auf. „Alles ok?“, fragte ich besorgt, dabei fiel mir auf wie er mich erst entsetzt und danach mit rotem Kopf anblickte. „Hrm… öhm… ja. Alles klar. Mach dir keine Sorgen…“, murmelte er nervös, nachdem er sich laut geräuspert hatte. Hatte ich etwas Falsches gemacht? Schließlich wandte er seinen Blick wieder von mir, woraufhin ich betrübt zum Boden starrte und dabei die Spur bemerkte, die Claptrap hinterließ. Plötzlich spürte ich etwas auf meinem Kopf und blickte irritiert auf. Er tätschelte meinen Kopf. Rhys tätschelte tatsächlich meinen Kopf! Sofort begann ich breit zu lächeln und schloss fröhlich meine Augen, bevor ich sogar leise zu kichern und schließlich zu Summen begann. So konnte mein Abenteuer sehr gerne fortgeführt werden. AUF IN EIN NEUES ABENTEUER! Kapitel 9: Death Race --------------------- Nach gefühlten zwei bis drei Stunden kamen wir endlich bei dem Gebäude an, wo sich angeblich der Freund von Claptrap befinden sollte. Es wirkte wie ein riesiges Stadion. Ich konnte mir kaum vorstellen, dass hier jemand freiwillig leben wollen würde. Die Wände waren Silber und glänzten im Licht der Sonne, weshalb ich kurz geblendet wurde, als ich hin blickte und wir davor stehen blieben. Rhys und Vaughn waren ein wenig zurück gefallen, während wir durch die heiße Wüste liefen. Im Gegensatz zu mir mussten sie nämlich zu Fuß gehen. Ich wurde die ganze Zeit von Claptrap getragen. Zwischendurch mussten wir sogar Pause machen, da den Jungs die Füße schmerzten. Die Armen. Ich wünschte ich hätte mit ihnen tauschen können, damit sie sich erholen konnten, doch das ließ Claptrap nicht zu. Anscheinend hatte er etwas gegen Männer, genauso wie sein Freund. Angeblich. Mal sehen wie der jetzt drauf war. Ohne weitere Rücksicht auf Vaughn und Rhys zu nehmen, fuhr Claptrap einfach durch den Eingang und hinter uns zischte sofort ein metallisches Gitter hinunter. Erschrocken blickte ich hin und sprang sofort von Claptrap runter. Schnell stürmte ich zu dem Gittertor und griff an die Stäbe. Stark begann ich daran zu rütteln, doch nichts bewegte sich. Was sollte der Mist denn jetzt schon wieder? Langsam hatte ich wirklich genug von solchen Überraschungen! Plötzlich vernahm ich hinter mir einen dumpfen Schlag und eine kleine Erschütterung, was mir beinahe den Boden unter den Füßen wegriss, so als ob etwas Schweres aufgeschlagen wäre. Erschrocken drehte ich mich um und musste ein Schreien unterdrücken. Schnell presste ich mich verängstigt gegen das Gitter hinter mir und hörte die schnellen Schritte von Rhys und Vaughn. Vor mir stand regelrecht ein Riese. Der Typ war mindestens 2 Meter hoch, wenn nicht sogar noch größer. Stark schluckend blickte ich zu ihm nach oben, während er langsam auf mich zu stapfte. Er war auch noch unglaublich breit gebaut und trug eine riesige, schwer aussehende Rüstung aus schwarzem Lack. Die Schultern waren besonders stark ausgepolstert. Hoffentlich war das Claptraps Freund, ansonsten wäre es des Todes geweiht. Mein Herz raste. Es gab für mich keinen Ausweg und der Riese war fast direkt vor mir. Würde ich jetzt sterben müssen? Man das hatte ich doch schon hinter mir! Nur EINEN Tag wollte ich ohne Todesängste verbringen. War das denn zu viel verlangt? Schließlich stand er vor mir und starrte mich von oben herab an, während ich hoch gucken musste, um überhaupt sein Gesicht erkennen zu können. Ein Mann mittleren Alters, mit schwarzen, kurzen Haaren. Nicht länger als bis zu den Ohren. Ohne überhaupt etwas zu sagen, ergriff er einfach meine Hand und zog mich dichter an ihn heran. Sofort kreischte ich erschrocken auf und hörte mir jemanden am Gitter rattern. Ich wollte mich umdrehen, doch der Kerl hielt mich fest. „Au!“, machte ich schmerzerfüllt, weshalb er seinen Blick lockerte und sich schließlich zu mir hinunter beugte. Schnell strich ich mir eine Strähne hinter die Ohren und blickte eingeschüchtert zur Seite. „Was für ein hübsches Mädchen. Ich bin Brehog. Ich hoffe ich habe dich nicht erschreckt“, stellte er sich schließlich mit einer unglaublich warmen, weichen Stimme vor. Sofort starrte ich ihn verblüfft an. Ich konnte kaum glauben, dass solch ein Riese, so freundlich sein konnte. Dabei hatte er die ganze Zeit so einen strengen Blick aufgesetzt. Doch jetzt waren seine Züge ganz zart, weshalb ich sachte zu lächeln begann. „Uhm ich bin Rose. Freut mich. Bloß ein wenig aber das macht nichts“, stellte ich mich schließlich ebenfalls vor und reichte ihm meine rechte Hand, um seine schütteln zu können. Sofort verstand er, lächelte mich zufrieden an und wir beide schüttelten uns gegenseitig die Hände. Danach verschränkte ich die Arme hinter meinem Rücken und blickte ihn zuckersüß an. „Du Brehog? Die beiden Typen vor dem Gitter sind Freunde von mir. Könnten sie vielleicht mit rein kommen? Wir brauchen nämlich deine Hilfe“, fragte ich lieb und klimperte kurz mit meinen Augen, woraufhin er lediglich nickte und das Gitter mit einem Ruck hochwarf. Das war sowohl beängstigend, als auch beeindruckend. Was für eine Kraft dieser Mann hatte. Wow. Plötzlich kam Rhys auf mich zugestürmt und fragte mich besorgt: „Alles ok bei dir?“ „Ja. Alles in Ordnung. Hast du dir etwa Sorgen gemacht?“, fragte ich fröhlich und lächelte ihn an. Innerlich quietschte ich wie ein durchgedrehtes Fangirl, da er offensichtlich um mich besorgt gewesen war. Er konnte sich gar nicht vorstellen wie sehr mich das freute. Dazu war das unglaublich süß. „Also worum geht es?“, fragte Brehog, woraufhin Rhys ihm den metallischen Ball zeigte. Sofort schien Brehog zu verstehen und begann zu überlegen. „Soso. Ihr habt das Gortys Project gefunden. Jetzt wisst ihr aber nicht was ihr damit anfangen sollt. Richtig?“ „Genau. Kannst du uns helfen?“, fragte ich lieb und blickte ihn mit meinen großen Augen an. Kurz darauf begann er laut los zu lachen und hob mich einfach auf seine linke Schulter, wo er mich absetzte und festhielt. Erschrocken blickte ich zu ihm und danach zu Boden. Gott war das hoch. Bei mir begann sich schon wieder alles zu drehen, weshalb ich lieber gerade aus blickte. „Natürlich kann ich euch helfen. ABER dafür möchte ich etwas.“ „Und was wäre das?“, fragte Vaughn, woraufhin Brehog auf mich zeigte. Verwirrt blickte ich zwischen ihm und Vaughn hin und her, bevor ich lediglich durch die Gegend blickte. Das hier WAR ein Stadion. Ob er im Innenraum lebte? „Ich will sie“, meinte er. Warte was?! Hatte er gerade gesagt, dass er MICH wollte? Das sollte ein Scherz sein oder? Kam gar nicht in die Tüte. Ich wollte nicht von Rhys weg. Außerdem müsste ich irgendwie einen Weg nach Hause finden. Da hatte ich keine Zeit mein Leben mit diesem Typen zu verbringen. Das konnte er sofort verbringen. Ich würde sicherlich NICHT hier bleiben. Allerdings lag diese Entscheidung nicht bei mir. Dies mussten Rhys und Vaughn entscheiden. Denn schließlich besaßen sie das Gortys Project und wollten durch das Finden der Vault etwas haben, um bei Hyperion wieder aufgenommen zu werden. So sehr es mir auch das Herz brechen würde, müsste ich die Entscheidung der Beiden akzeptieren. Auch wenn mir Rhys fehlen würde. Verdammt. Mein Herz tat weh. Als ob jemand gerade eine Nadel durchstechen würde und das tausend Mal. „Kommt nicht in Frage!“ Warte was? Hatte ich mich gerade verhört? „Was?“, fragte Brehog ebenfalls, woraufhin Rhys seine Aussage von gerade eben noch einmal wiederholte: „Kommt nicht in Frage! Sie ist unsere Freundin. Entweder gehen wir alle oder niemand!“ Ich konnte es kaum glauben. Rhys stellte mich über das Gortys Project und seine Chance wieder ein anerkanntes Mitglied von Hyperion zu werden. Er musste mich tatsächlich als eine seiner Freunde ansehen. Sofort begann mein Herz wieder zu rasen und mir wurde ganz warm. Ich begann unwillkürlich zu lächeln und hätte dieses Mal am liebsten tatsächlich geschrien vor Freude. Erstens weil er mich offensichtlich mochte und zweitens, weil er mich als eine seiner Freunde bezeichnet hatte. Heute war eindeutig der bisher schönste Tag in meinem Leben! „Gut… Dann bekommt ihr halt keine Informationen und-“ „Warte! Du… du stehst doch auf Rennen oder?“, fragte ich Brehog schließlich schnell. So einfach konnte ich Rhys jetzt nicht hängen lassen. Vor allem da er zu mir gehalten hatte. Jetzt musste ich ihm helfen. Irgendwie mussten wir aus diesem Kerl die Infos bekommen, die wir benötigten. Allerdings war das natürlich leichter gesagt als getan. Doch irgendwie schafften wir das schon. Hoffte ich. Ich musste ihn lediglich davon überzeugen ein Rennen gegen Rhys zu fahren. Natürlich ohne Gefahren und TOD! „Ja. Wieso fragst du?“, fragte er schließlich, woraufhin ich kurz zu Rhys und Vaughn schielte, danach entschlossen zu Brehog blickte. „Ich mache dir einen Vorschlag. Du fährst gegen die Beiden ein Rennen ABER ohne irgendwelche Fallen, Tode oder Sonstiges! Ein ganz normales Rennen, wie unter Freunden. Der Schnellere gewinnt. Na wie wäre das? Und wenn wir gewinnen, bekommen wir Informationen“, schlug ich ihm vor, woraufhin er sich am Kinn kratzte und zu überlegen begann. Nun sag schon ja! BITTE! Wenn das nicht funktionieren würde, würde ich verzweifeln. Denn dann hatte ich keine Ideen mehr ihn umzustimmen. Dabei war er der erste Anhaltspunkt, den wir seit langem hatten. Besser gesagt den Rhys und Vaughn seit langem hatten. Fiona war leider nicht hier. „Hm… und was bekomme ich im Gegenzug?“, fragte Brehog, während er zu mir linste. „Eine neue Freundin?“, fragte ich mehr und lächelte ich bezaubernd an, woraufhin er breit grinsend nickte. „Klingt gut. Ok DEAL. Keine Fallen, nichts gefährlich, bloß ein Rennen unter Freunden. Natürlich stelle ich euch einen Wagen zur Verfügung“, meinte er begeistert und führte uns zu etwas, was wie eine Garage wirkte. Diese öffnete er und dahinter befanden sich mindestens zehn verschiedene Wagen. Sofort begann Rhys diese zu Scannen. Allerdings wirkte er nicht unbedingt begeistert. Ob etwas mit den Wagen nicht stimmte? Natürlich hatten sie überhaupt keine Ähnlichkeit mit Autos aus unserer Zeit. Die meisten besaßen drei Räder. Vorne zwei und hinten eins. Dazu wirkten sie ein wenig wie Wohnwagen, allerdings weniger kompakt. Das Dach war rund und wurde nach hinten immer schmaler. Dazu befanden sich an den Seiten keine Fenster, sondern lediglich vorne, welches die Windschutzscheibe bildete. Alle der hier befindenden Wagen hatte ein anderes Muster. „Hier stehen kaputte Wagen“, bemerkte Rhys ein wenig erbost und starrte ernst zu Brehog, welcher unschuldig die Hände nach oben warf. „Entschuldige! Vergessen zu erwähnen. Die sind noch von meinem letzten Rennen. Es ging brutal zu.“ Das reichte schon als Antwort, um zu ahnen, wie der Typ drauf sein konnte. Wahrscheinlich gewann er immer durch miese Tricks. Ich war mir sicher, dass er dasselbe bei diesem Rennen versuchen würde. Doch da hatte er nicht mit mir gerechnet. Ich würde sicher nicht zulassen, dass Rhys schadete. Sowohl Rhys als auch Vaughn sollten leben und wenn ich alles dafür machen müsste. Mir war es recht! „Sag mal… Wo ist dein Wagen?“, fragte ich Brehog schließlich unschuldig, woraufhin er gegen eine Wand schlug, welche sich umdrehte und dahinter ein riesiger Laster hervorkam. Das Ding hatte eher Ähnlichkeit mit einem Monster Truck, als mit einem normalen Wagen. Und dagegen sollten die Jungs ankommen? Das war doch unmöglich. Sofort warf ich ihm einen bösen Blick zu, doch erneut hob er verteidigend die Arme. Dieser Kerl hatte es Faustdick hinter den Ohren. Ich durfte ihn nicht unterschätzen. Auch wenn er Anfangs freundlich gesinnt war, so war er jetzt doch gegen uns und würde alles unternehmen, um zu gewinnen. „Keine Sorge, Kleine. Das Teil hier ist war riesig, dafür aber langsam. Vertrau mir“, versuchte er sich zu verteidigen und klang dabei so schmalzig, dass mir schon fast übel wurde. Allerdings ließ ich mir nichts anmerken. „Achso ok. Kann ich mich kurz mit meinen Freunden beraten? Alleine natürlich“, fragte ich lieb, woraufhin er nickte und mich endlich von seiner Schulter ließ. Danach stieg er in seinen Wagen oder besser gesagt Truck und fuhr nach draußen. Seufzend bewegte ich mich auf Rhys und Vaughn zu, welche ich entschuldigend anblickte. „Sorry Jungs. Aber das war die einzige Möglichkeit ihn zu überzeugen…“, sagte ich schnell. Ich fühlte mich schuldig. Schließlich war das ganze hier meine Idee gewesen. Und jetzt brachte ich die Beiden in Gefahr. Doch sogar Vaughn winkte dieses Mal ab. „Schon gut. Die Idee war gut, allerdings hapert es an der Umsetzen“, meinte er, woraufhin ich nickte und die Arme vor der Brust verschränkte. „Ich weiß. Ich habe damit geahnt, dass er trotzdem irgendwelche Fallen und so weiter einsetzen würde. Doch dass er mit solch einem Monsterteil ankommt, hätte ich nicht gedacht. Keine Sorge! Ich werde versuchen ihn so gut es geht abzulenken, damit ihr gewinnen könnt“, meinte ich und lächelte sachte. „Wie willst du das anstellen?“, fragte Rhys. Hörte ich da einen Hauch Besorgnis in seiner Stimme heraus? Sofort begann ich verschmitzt zu lächeln und warf meine Haare nach hinten. „Oh ich habe das schon ein paar Ideen. Keine Sorge. Nicht nur in eurer Welt gibt es solche Typen wie ihn. Ich weiß schon wie ich damit umzugehen habe. Bei Vasquez hat es auch schon geklappt, vergessen?“, meinte ich überzeugend und zwinkerte Rhys kurz wieder zu, bevor ich mich schließlich umdrehte und mit den Hüften wackelnd zu Brehog bewegte. „Gib endlich zu, dass du sie magst!“ „Halt die Klappe Vaughn!“, hörte ich Rhys im Hintergrund sagen, woraufhin ich irritiert zu ihm blickte. „Ist etwas?“, fragte ich neugierig, woraufhin Rhys schnell abwinkte. „Nein-nein! Gar nichts!“ Rhys: „Also gibst du endlich zu, dass du sie magst oder nicht?”, fragte mich Vaughn erneut. Wieso konnte er das Thema nicht endlich ruhen lassen? Seit er sie am Morgen auf mir liegend erwischt hat, hält er deswegen nicht mehr den Mund. Gut ich war halb nackt aber ich hatte ihm auch erklärt WIESO das so war. Schließlich war mein Oberteil vollkommen durchnässt gewesen. Hätte ich es etwa anbehalten sollen? Dazu lag sie auf mir, damit sie nicht fror, schließlich war es nachts nicht unbedingt warm, selbst neben dem Feuer. Das hatte ich ihm allerdings alles erklärt. Wieso beharrte er immer noch darauf, dass ich für Rose mehr als nur Freundschaft empfand? Es nervte langsam! Allerdings wollte ich mich jetzt ein wenig dumm stellen. Vielleicht würde er es dann endlich verstehen. „Natürlich mag ich sie. Genauso wie ich dich mag oder Yvette. Kaum zu glauben aber ich mag sogar Fiona!”, gut das Letzte war vielleicht gelogen. Dieses ganze Pandora Pack ging mir eher gegen den Strich. Die hatten alle irgendwie einen Knall. Ich war wirklich froh, wenn ich wieder auf der Helios leben könnte. Auch wenn es dort ebenfalls nicht immer ganz angenehm war. Außer du warst quasi berühmt und jeder verehrte dich, weil du etwas Großes geleistet hattest. So wie Jack halt. Dabei war es egal, ob du das größte Arsch der Welt warst. Hauptsache du warst oben und alle Anderen standen unter dir. Während man hier unten die ganze Zeit um sein Leben bangen musste. Scheiß drauf wie bekannt du warst. Besser gesagt. Je bekannter, desto höher sein Kopfgeld. Ich sage ja. Die auf Pandora haben alle einen Knall. Ich wollte nur noch die Vault finden und zurück zu Hyperion! „Rhys, du weißt ganz genau, dass ich DAS nicht meinte!”, meinte Vaughn, woraufhin ich die Augen verdrehte. Er war zwar mein bester Freund aber diese ganzen Andeutungen waren wirklich ätzend. „Komm schon Vaughn! Was willst du mir damit sagen? Du warst doch immer derjenige von uns Beiden, der rationaler dachte. So etwas wie Liebe auf den ersten Blick gibt es nicht!”, reagierte ich ernst und hob unbewusst meine Stimme. Ich wollte nicht laut werden aber so langsam regte es mich einfach auf. „Wenn ich mir dich so ansehe, könnte man das aber glauben! Vielleicht gibt es so etwas doch”, sagte Vaughn. Das konnte doch unmöglich sein Ernst sein. Glaubte er wirklich ich sei verliebt? Nur weil ich MAL nett zu ihr war? Lächerlich! „Da ist nichts! Ich mag sie und das lediglich freundschaftlich. Fertig. Jetzt komm! Wir müssen ein Rennen fahren”, befahl ich schon fast und stieg in den Wagen, woraufhin mir Vaughn folgte. Wenigstens tat er was man ihm sagte. „Klar Bro... Wenn du meinst. Oh ja das Rennen. Nur weil du deine GELIEBTE Rose nicht an diesen großen Kerl verfüttern wolltest.” „Was redest du denn da? Sie ist nicht meine Geliebte. Ist ja lächerlich. Ich lasse bloß meine Freunde nicht im Stich. Du hättest an meiner Stelle genauso gehandelt, wäre ich in dieser Situation wie sie gewesen!”, meinte ich zuerst belustigt und hinter ernst. Ich verriet meine Freunde nicht. Ich meinte das ernst. Entweder würden wir alle gehen oder keiner. Ich hielt schließlich auch immer zu ihm. Niemals hätte ich ihn hier gelassen. „Klar...”, murmelte Vaughn, woraufhin ich eine Augenbraue hochzog und die Arme vor der Brust verschränkte. Was sollte das denn jetzt heißen? Hätte er mich etwa zurück gelassen, nur um Hinweise wegen dem Gortys Project zu bekommen? Das konnte unmöglich sein ernst sein! „Also hättest du mich einfach hier gelassen oder wie?”, fragte ich ein wenig beleidigt, woraufhin er erschrocken zu mir blickte. „Nein! Natürlich nicht. Du bist mein Kumpel. Ich würde dich niemals in Stich lassen.” „Genauso wenig, wie du mich verraten würdest. Zum Beispiel an Vasquez?” „Oh komm. Diese Geschichte jetzt wieder? Ich dachte du hättest mir das verziehen. Ich hätte dich niemals verraten. Du bist mein Bro!”, meinte Vaughn und ich begann zu überlegen. Er war immer für mich da gewesen. Natürlich glaubte ich ihm. Ich vertraute ihm auch. Doch seit dieser Sache zweifelte ich manchmal. „Ich habe dir ja auch verziehen. Ich... Entschuldige ok? Mit mir gehen gerade irgendwie die Nerven durch. Du bist doch auch mein Bro”, antwortete ich und lächelte ihn ab, bevor ich ihm meine Faust hin hielt und er schließlich abklopfte. „Na komm. Wir müssen ein Rennen gewinnen.” „Ja. Dank deiner Traumfrau. Hoffen wir mal, dass sie ihn gut ablenken kann”, sagte Vaughn, woraufhin ich nur noch die Augen verdrehte und den Kopf sachte schüttelte. Danach setzte ich mich ans Steuer und hoffte auch, dass Rose uns gut unterstützen könnte. Hoffentlich passte sie auf sich auf. Rose: Sobald Rhys und Vaughn endlich aus der Garage fuhren, tauchte über uns eine Anzeige auf, worauf Zahlen standen. Anscheinend sollte sie den Start anzeigen. Ich hoffte nur, dass die Jungs dies hier ohne Probleme überstehen würden. Vor allem ohne schwere Schäden davon zu tragen. Vor allem machte ich mir Sorgen um Rhys. Ich wollte ihn nicht verlieren. Schließlich hatte ich ihn gerade erst kennen gelernt und wir waren dabei uns näher zu kommen. Kaum zu glauben wie sehr er mir immer mehr den Kopf verdrehte. Und das schon nach einem Tag. Besorgt schielte ich zu dem Wagen, worin ich ihn sitzen sehen konnte. Angestrengt fixierte er die Anzeige. Ich konnte sehen wie nervös er war. Ständig schluckte er und ich hätte schwören können ein paar Schweißperlen auf seiner Stirn erblickt zu haben. In was für eine Situation hatte ich ihn da bloß gebracht? So etwas hatte er bestimmt nicht auf der Helios durchleben müssen. Rennen auf Leben und Tod. Auch wenn wir ausgemacht hatten, dass niemand beschädigt werden darf, so war ich mir sicher, dass dieser Brehog sich nicht daran halten würde. Ach Rhys... „Hm?”, machte ich überrascht, als er mir plötzlich zuwinkte und mich sogar anlächelte. Ob er meine Blicke wohl bemerkt hatte und mich nun beruhigen wollte? Allerdings sah ich ihm genau an, dass sein Lächeln ein wenig verkrampft war. Er machte sich genauso viele Sorgen wie ich. Dieses falsche Lächeln schmerzte irgendwie. Lieber sollte er ehrlich sein und mich besorgt ansehen, anstatt so zu tun, als ob es ihm gut ginge und er alles im Griff hätte. Doch so schien er wohl auch zu sein. Wahrscheinlich liegt dieses auf Cool machen in den Genen von Männern. Ich konnte den Blick kaum aufrechterhalten, weshalb ich ihm ebenfalls kurz zulächelte. Allerdings konnte er sicher sehen, dass mein Lächeln genauso fake war wie seins. Doch plötzlich hob er auch noch seinen Daumen, was mich tatsächlich zum Schmunzeln brachte. Genug der Aufmunterung! Das hielt mein Herz langsam nicht mehr aus. Schnell winkte ich ab, um ihn zu zeigen, dass ich ihn glaubte. Daraufhin nickte er mir zufrieden zu. Und was machte mein Körper? Klar. Mein Herz begann mal wieder zu rasen. HERZ HALT DOCH MAL DIE FRESSE! „Alles ok Kleines?“, fragte mich Brehog, woraufhin ich mich sofort zu ihm wandte und ein falsches Lächeln auflegte, dabei ließ ich einen meiner Träger meinen Arm runterrutschen. „Mhm. Alles in Ordnung. Wollen wir endlich loslegen?“, fragte ich ein wenig verführerisch und beugte mich sachte vor, damit ich schon anfangen konnte ihn von irgendwelchen Tricks abzulenken. Doch mehr als ein Schlucken gab er nicht von sich, sondern ließ einen Countdown auf der Tafel starten. Ein wenig enttäuscht lehnte ich mich zurück und blickte erneut zu Rhys. Dieser konzentrierte sich nun komplett auf das Rennen. Hoffentlich gewann er. Sonst würde ich mir das nie verzeihen. Schließlich begann das Rennen und schon von Anfang an spielte Brehog unfair. Er drückte auf einen Knopf, während er finster zu grinsen begann. Erschrocken blickte ich zu ihm. Was hatte er da aktiviert. Schnell blickte ich mich um und erblickte eine Feuerwand, die direkt vor Rhys und Vaughn auftaucht. „NEIN!“, schrie ich verzweifelt, doch zum Glück blieben sie knapp davor stehen. Keuchend fasste ich mir an mein Herz. Ich dachte schon, dass ich ihn jetzt tatsächlich verloren hätte. Zum Glück lebten die Beiden noch. Rhys. Dieser verdammte Brehog! Er wollte die Beiden anscheinend unbedingt umbringen. Knurrend blickte ich zu ihm, während wir an Rhys und Vaughn vorbei fuhren. Dabei gab er noch einen frechen Kommentar von sich: „Bis später ihr Luschen. MWAHAHA!“ Das war zu viel. Von mir aus konnte er mir schaden, sich an mir vergreifen oder Sonstiges, doch NIEMAND verletzte meine Freunde und machte auch noch Scherze darüber. Vor allem nicht, wenn einer dieser Freunde der Mann war, der mir am meisten etwas bedeutete! Ich liebte Rhys! Und ich würde sicher nicht zulassen, dass man ihn tötete. NIEMALS! „Was machst du da?! Wir hatten eine Abmachung!“, schrie ich ihn aggressiv an und drückte sofort auf den Knopf, wodurch das Feuer ausging. „Ups~ Da habe ich wohl gelogen!“, antwortete er hämisch und begann laut zu lachen. Ich begann stark zu schlucken und wich ein wenig zurück. Seine Größe und dazu dieses diabolische Lachen, ließen mich ernsthaft einschüchtern. „Vorsicht sonst fällst du noch raus, Babe.“ Babe? Hatte der mich gerade wirklich Babe genannt? Das sagte er nur einmal. Jetzt reichte es wirklich. Dieser Kerl würde nun merken, was das BABE alles anrichten konnte. Sofort strich ich mir alle meine Haare nach vorne, sodass eine Seite meines Halses komplett frei wurde und die Sicht zu meiner Brust nicht getrübt wurde. Dazu strich ich meinen Träger immer weiter runter und beugte mich weit zu ihm vor, sodass ich schon fast auf ihn lehnte. Dabei berührten meine Brüste seinen Arm und rieben sich an ihn. Ich versuchte so gut es ging nicht darüber nachzudenken wie groß er war oder Sonstiges. Hauptsache Rhys würde gewinnen. Natürlich Rhys und Vaughn! Es schien sogar zu funktionieren. Der Blick von Brehog wanderte langsam zu mir und blieb auf meinem Ausschnitt hängen. Währenddessen blickte ich ihn unschuldig an und rieb sachte über seinen Arm. „Versuchst du mich etwa zu verführen, Schönheit?“, fragte er angetan und grinste mich verschmitzt an. „Verführen? Ich mache doch gar nichts. Ich bewundere bloß deine Muskeln und deinen Fahrstil“, hauchte ich ihm unschuldig zu und klimperte mit meinen großen Augen, während ich den Kopf zur Seite lehnte. „Heh. Wenn du willst kann ich dir auch an anderen Stellen Muskeln zeigen“, meinte er plötzlich, woraufhin ich irritiert anblickte. Ich bin ehrlich. Ich verstand überhaupt nicht worauf er hinaus wollte. Deshalb fragte ich lieber nach. „Was meinst du damit?“, fragte ich irritiert. Doch anstatt zu antworten, warf er mich einfach auf den Sitz neben sich und beugte sich über mich. Zuvor drückte er erneut auf irgendeinen Knopf. Danach befasst er sich komplett mit mir. Erschrocken und verängstigt blickte ich zu ihm. Was hatte er jetzt vor? Ich konnte es nicht einmal ahnen. Doch plötzlich beugte er sich immer näher zu mir hinunter, weshalb ich versuchte ihn weg zu drücken. Dann verstand ich endlich und reagierte panisch. „GEH RUNTER VON MIR!“, schrie ich verzweifelt. Rhys Hilfe! Rhys: Ich versuchte mich so gut es ging auf das Fahren zu konzentrieren. Allerdings war das leichter gesagt als getan, da ständig irgendwelche Fallen auftauchten. Dieser Typ wollte nicht nur gewinnen, sondern uns loswerden. Ich verstand auch bald wieso. Denn plötzlich konnte ich Rose laut schreien hören. Vor allem klang sie sehr verzweifelt. Schnell blickte ich hoch zu dem Truck und erkannte, dass dieser Kerl sich über sie gebeugt hatte. War das sein ernst? Mitten beim Rennen wollte er sie wirklich… urgh! Ich wollte nicht einmal darüber nachdenken, noch weniger wollte ich es aussprechen. Dieser Mistkerl! „Rhys vorsicht!“, schrie Vaughn hinter mir. Schnell blickte ich nach vorne und wich einer Nadelwand aus. WAS WAR SEIN PROBLEM?! Diese Fallen und die Sache mit Rose. Langsam wurde ich ragend. Da kam mir zum ersten Mal Jack wirklich recht. „Bevor du irgendetwas sagst. Hilfst du mir? Bitte!“, fragte ich energisch, während ich zu Jack schielte. Dieser blickte mich überrascht an. Wahrscheinlich hatte er mit solchen Worten nicht gerechnet. Vor allem nicht mit diesen Ton. Doch vielleicht war es genau das, was ihn überzeugt hatte. Denn schon bald begann er zufrieden zu grinsen und nickte. „Zeig ruhig mal öfters solch einen Kampfgeist, Kiddo. Dann klappt es auch mit dem Mädchen.“ „Oh bitte fang jetzt nicht auch noch damit an“, meinte ich genervt und schielte zu ihm, während er sich auf mich zu bewegte. Ein wenig einschüchtern wirkte er immer noch. Selbst wenn er normal ging. Dieser Kerl strahlte etwas Gefährliches aus. Und das selbst als Hologramm. Schrecklich. Aber jetzt musste ich ihm einfach vertrauen. Ich musste gewinnen und Rose helfen. Schließlich spürte ich so etwas wie einen Stromschlag durch mich hindurch fahren. Daraufhin hatte ich keine Kontrolle mehr über meinen Arm. Diesen kontrollierte nun Jack, welcher sogar mein Auge einfach so benutzte und sich in den Truck von Brehog hackte. Es war schon seltsam nicht mehr der Herr über den eigenen Körper zu sein. Als ob ich lediglich eine Marionette sei. Ich fühlte mich gleichzeitig so schwach und dann auch so stark, da ich quasi spüren konnte, welche Macht Jack hatte. Kein Wunder, dass er all die Jahre mein Vorbild gewesen ist. Plötzlich ließ Jack den Wagen von Brehog eine starke Rechtskurve machen, wodurch Brehog von Rose runter fiel. Diese musste sich allerdings festhalten, damit sie nicht rausfiel, als der Wagen wieder normal fuhr. „Hey pass auf!“, befahl ich ernst. Oh Gott. Das würde ich noch bereuen. Das würde ich EINDEUTIG noch bereuen. Jack fand es sicher nicht amüsant, dass ich ihn rumkommandierte. „Keine Sorge. Ich pass schon auf, dass dein Zuckerstück nicht verletzt wird. Achja wehe du redest noch einmal so mit mir Cupcake!“ Ich hatte es geahnt. „Schon gut. Ich tu es nicht wieder. Jetzt hilf uns einfach zu gewinnen ok? Bitte“, fügte ich schnell hinzu, damit er nicht noch wütender auf mich wurde und sich lieber auf das Geschehen konzentrierte. Allerdings gab es plötzlich ein gewaltiges Problem. Vor uns eröffnete sich eine riesige Schlucht. Sofort riss ich erschrocken meine Augen auf und wollte auf die Bremse drücken, doch das ließ Jack nicht zu. Stattdessen beschleunigte er auch noch und er steuerte auf eine Rampe zu, die zum Glück vorhanden war. Allerdings war ich mir nicht sicher, ob die Geschwindigkeit reichen würde, um uns über diese Schlucht zu bringen. Doch Jack schien überzeugt zu sein. Somit ließ ich ihn, verängstigt, machen und schließlich flogen wir über die Schlucht. Schnell kniff ich die Augen zusammen. Wenn ich schon sterben müsste, wollte ich es mir nicht auch noch aussehen. Doch statt in einen Abgrund zu rauschen, landeten wir tatsächlich wieder auf festem Boden. Ich öffnete meine Augen wieder und erblickte, dass wir es bald geschafft hätten. Und schon waren wir durch das Ziel. Ich konnte es kaum glauben. Wir hatten gewonnen! Sofort stieg ich aus dem Wagen, meinen Körper hatte ich wieder für mich alleine, und starrte freudig zu dem Truck. Allerdings bemerkte ich, dass irgendetwas nicht stimmte. Der Wagen begann zu wackeln. Anscheinend rüttelte Rose am Lenkrad und bevor ich mich versah, stieß Brehog sie von sich direkt aus dem Truck. Ihre Augen waren geschlossen. Anscheinend hatte er sie ohnmächtig geschlagen. Dabei fiel mir auf, dass sie genau auf die Schlucht zu flog. „ROSE!“, schrie ich verzweifelt und wollte hinrennen, doch Vaughn hielt mich auf. Schnell versuchte ich mich loszureißen. „Lass mich los Vaughn!“ „Spinnst du? Du würdest sterben!“, meinte er ernst. Doch sollte ich sie dafür jetzt sterben lassen. Bevor ich mich versah, stieg auch noch Feuer aus dem Loch. Rose war nicht mehr zu sehen. Nicht glaubend riss ich meine Augen auf. Verzweifelt sank ich zu Boden. Sie war tot. Ich konnte es kaum glauben. Das durfte nicht wahr sein. Mein Herz schmerzte und ich kämpfte gegen Tränen an. Bis mich plötzlich Vaughn an der Schulter antippte und auf das Feuer zeigte. Aus diesem kam Brehog und auf seinen Armen befand sich Rose. Ein Stein fiel mir vom Herzen. Sie war noch am Leben. Ein Glück. Ich war so erleichtert. Erleichtert atmete ich auf, bevor ich mich erhob. Vor uns blieb Brehog stehen und blickte auf uns herab. Ich sah ernst zu ihm, bereit zu kämpfen. Doch schnell winkte er ab. „Ihr habt fair gewonnen. Also halte ich mich an die Abmachung. Ihr bekommt die nötigen Informationen von mir. Wenn ihr wollt könnt ihr sogar die Nacht hier verbringen. Keine Sorge ich werde euch nicht im Schlaf ermorden. Ich bin ein Ehrenmann. Ich habe auch Essen und Trinken, also fühlt euch wie zu Hause. Entschuldigt die Unannehmlichkeiten“, erzählte er uns und ich hob ungläubig eine Augenbraue nach oben. War das wirklich sein Ernst? „Wieso bist du jetzt so nett?“, fragte ich irritiert, woraufhin er zu Rose blickte, die weiterhin ohnmächtig auf seinen Armen lag. „Ich schulde der Kleinen etwas…“, war seine einzige Antwort. Ich weiß nicht wieso, doch ich glaubte ihm. Somit nickte ich und lächelte ihm zu. „Danke. Wir nehmen das Angebot an.“ „Gut, dann folgt mir“, mit diesen Worten führte er uns in den Innenraum des Stadions. Zu unserer Überraschung wirkte es wie eine ganz normale Wohnung. Er besaß mehrere Schlafzimmer, eine Küche, ein Esszimmer, ein Badezimmer und eine Toilette. Sogar ein Wohnzimmer war vorhanden. Hätte ich ehrlich gesagt nicht erwartet. Als nächstes erwartete uns Claptrap, welchem er plötzlich die Haube öffnete und da das Gortys Project rein steckte. Plötzlich kam aus dem Auge von Claptrap eine Karte mit Koordinaten, wo wir als nächstes hinmüssten. Sofort scannte ich diese und speicherte mit meinem Auge ab. Jetzt mussten wir nur noch warten, dass Rose wieder erwachte und wir könnten etwas Essen. Ich hoffte nur, dass sie nicht zu große Schäden von dem Ganzen mitgenommen hatte und sich schnell erholen würde. Kapitel 10: Intense feelings ---------------------------- Rose: „Mh…“, brummte ich und vernahm eine Stimme, die nach mir rief. Wer war das? Ein Licht schien mich zu blenden, weshalb ich mir schützend die Hand vor meine Augen hielt. Langsam konnte ich die Stimme zu ordnen, während ich aus meiner Ohnmacht erwachte. Langsam nervte das. Allerdings war es schön zu erwachen und sofort diese Stimme zu hören, welcher nur nach mir rief. Es klang nach Rhys. Ein wenig schien er besorgt zu sein, doch andererseits auch erfreut. Laut begann ich zu gähnen und öffnete sachte die Augen. Noch vernahm ich alles verschwommen. Lediglich Umrisse waren zu erkennen. „Rhys?“, fragte ich halb in Trance und versuchte mich langsam aufzusetzen. Dabei bemerkte ich, dass ich anscheinend zugedeckt war. Plötzlich spürte ich eine kalte Hand an meinem Rücken, welche mich abstützte und mir hoch half. Es schien die Roboterhand von Rhys zu sein. Also war er wirklich bei mir. Langsam wurde die Sicht klarer, weshalb ich ein bis zweimal blinzelte und schließlich erkannte, dass ich mich in einem Schlafzimmer befand. Direkt links neben mir war Rhys, welcher mich auf einem Stuhl beobachtete. Rechts von ihm befand sich ein Nachttisch, auf welchem eine Lampe stand. Gegenüber vom Bett war eine kleine Kommode, mit drei Schubladen. Darauf befand sich ein altes Radio. Die Tür befand sich in einer rechten Ecke. Direkt daneben stand ein riesiger Kleiderschrank. Alles war aus edelstem Holz. Nachdem ich fertig war mir die Gegend anzugucken, blickte ich wieder zu Rhys. Er lächelte mich erleichtert an. Hatte er sich etwa wieder Sorgen gemacht? Jedes Mal erwärmte es mein Herz. Nicht nur weil es so süß war, sondern auch weil ich mich riesig freute. Ich bedeutete ihm anscheinend sehr viel. Das hätte ich niemals geahnt. Wenn er nur wüsste, wie viel mir an ihm lag. Wie viel er mir bedeutete. Was er mit meinem Herz und meinem Verstand anrichtete. Welchen Platz er in meinem Herz eingenommen hatte. Dabei war es so leer. Bis ich ihn im Spiel kennen lernte und nun auch noch tatsächlich. Er schenkte mir Kraft. Unglaublich, oder? „Na, wie geht’s dir?“, fragte er mir, woraufhin ich mir eine Strähne hinter mein Ohr strich. Mein Blick fiel auf seine Füße und blieb dort hängen. Sofort begann ich zu kichern. Lack und Leder stand ihm Grotten schlecht. „Pff. Neue Schuhe du Domina?“, fragte ich amüsiert und blickte zu ihm, woraufhin er leicht rot anlief und beschämt zur Seite schielte. „Ich zeig dir gleich Domina…“, brummte er verlegen, woraufhin ich laut zu lachen begann. Er hatte eindeutig Stiefel an. Ich wollte gar nicht wissen von wem sie eigentlich stammen. Diese Schuhe wirkten viel zu weibliche. Oh Gott. Ich konnte nicht mehr aufhören zu lachen. Ich spürte schon seine bösen Blicke auf mir ruhen, allerdings konnte ich wirklich nicht mehr aufhören. Ich hatte einen Lachanfall. Lack und Lederschuhe. Der Kerl brachte mich noch um. „T-tut mir leid aber ich kann nicht aufhören. Haha“, lachte ich weiter und hielt mir schon den Bauch, während mir Tränen in die Augen stiegen. So herzhaft hatte ich seit Jahren nicht mehr gelacht. Eigentlich seit dem Tod meines Vaters. Selbst davor kann ich mich nicht daran erinnern so stark gelacht zu haben, dass mir davon sogar der Bauch wehtat. Und er? Er schaffte das einfach so. Unbewusst aber trotzdem hatte er es geschafft. Da musste ich einfach jede Sekunde auskosten in der ich mal wieder glücklich war. Auch wenn die Schmerzen langsam immer schlimmer wurden. Trotzdem hörte ich nicht auf. Verdammter Lachanfall. „Bist du bald fertig?“, fragte Rhys, woraufhin ich verzweifelt den Kopf schüttelte. „Tut mir wirklich leid!“ „Dann muss ich dich wohl zum Schweigen bringen“, sagte er plötzlich Todernst, woraufhin ich ihn erschrocken anblickte. Schon blieb mir das Lachen im Hals stecken und ich spürte wie mein Herz von einer Sekunde zur nächsten zu rasen begann. Mein Gesicht lief rot wie eine Tomate an und meine Lippen vibrierten. Stark begann ich zu Schlucken. Wie wollte er mich zum Schweigen bringen? E-etwa durch einen Kuss? Nein. Das war bestimmt nur Wunschdenken. Und doch war ich bereit. Ok nein ich war nicht bereit! Innerlich wurde ich immer panischer. Dazu beugte er sich plötzlich demonstrativ zu mir vor, woraufhin ich schnell zurück wich. „R-Rhys?“, fragte ich stockend, woraufhin er nun zu lachen begann und sich in den Stuhl zurück fallen ließ. Verblüfft und total irritiert starrte ich ihn an. Was war jetzt kaputt? „Sorry. Ich konnte nicht widerstehen. War nur ein Scherz. Übrigens finde ich deine Lache sehr schön“, meinte er ehrlich, woraufhin ich ihn errötet anstarrte und schließlich nervös an der Decke zu zupfen begann. Dabei wandte ich meinen Blick von ihm ab und starrte auf meine Hände. „D-danke… Du hast aber auch eine schöne Lache…“, nuschelte ich verlegen, während ich mir erneut eine Strähne hinter mein Ohr strich. „Danke“, meinte er und lächelte mich sanft an. Unsere Blicke trafen sich und ich hatte das Gefühl die Zeit wäre eingefroren. Wäre wir nur nicht mal wieder gestört worden! Ich wollte ihm nur noch entgegenschreien, dass ich ihn liebe. Diese Liebe schmerzte schon fast, so unerträglich war sie. Nur weil ich ihm es nicht beichten durfte! Verdammt! Vaughn und Brehog kamen durch die Tür, um anscheinend nachzusehen, ob ich aufgewacht war. Ein wenig enttäuscht schmiss ich die Decke von mir und sprang aus dem Bett. Kurz darauf blickte ich zu Brehog, welchen ich böse anstarrte, dabei verschränkte ich meine Arme vor der Brust. „Entschuldigung“, sagte er ehrlich, woraufhin ich ihn kurz ein wenig eindringlich studierte. Schließlich nickte ich und lächelte ich an. „Schon gut“, sagte ich ehrlich. Ich konnte schnell verzeihen, wenn ich merkte, dass es jemand ehrlich meinte. Von daher war ich ihm nicht böse. Auch wenn er mir wirklich Angst eingejagt hatte, als er sich über mich her machen wollte. Allerdings hatte ich ihn auch ein wenig dazu angestiftet, da ich mich an ihn rangeschmissen hatte. Sodass er von den Jungs abgelenkt war. Darüber hätte ich mir mehr Gedanken machen sollen. Von daher waren wir Beide Schuld. „Übrigens haben deine Freunde schon zugestimmt hier zu übernachten, zu essen und natürlich dürft ihr auch das Bad benutzen. Ach und die Informationen habe ich ihnen ebenfalls gegeben. Somit könnt ihr morgen sofort weiter. Allerdings…“, stockte er und betrachtete mich genauer nachdenklich. Sofort blickte ich an mir herab. Stimmte etwas nicht mit mir? Außer dass meine Kleidung ein wenig auffällig war, denn sie passte nicht in diese Welt. Cowgirl Stil wäre angemessener gewesen. Allerdings hatte ich auch nicht geahnt hier zu landen. „Du brauchst eindeutig andere Klamotten. Man sieht sofort, dass du nicht von hier bist. Ich habe noch Sachen von einer alten Freundin von mir hier. Die müssten dir eigentlich passen. Komm mit“, meinte Brehog. Seufzend zuckte ich mit den Schultern und dachte mir nur, warum eigentlich nicht. Recht hatte er. Ich war nicht von hier. Ich stammte nicht einmal aus dieser Welt. Somit folgte ich Brehog, um mich umziehen zu können. Hoffentlich gab er mir wenigstens etwas Schönes, was auch zu mir passte. Und hoffentlich würde es Rhys gefallen… Rhys: Nach einiger Zeit kam Rose zurück. Ihr Stil schien sich vollkommen verändert zu haben. Als ich sie erblickte, begann mein Herz schneller zu schlagen und ich konnte meinen Blick nicht von ihr abwenden. Wie ein Engel kam sie langsam in den Raum. Schüchtern und nervös zupfte sie an ihren Haaren, als ob sie sich nicht bewusst wäre, wie hübsch sie war. Wahrscheinlich war sie sich dessen nicht einmal bewusst. Schließlich nahm sie all ihren Mut zusammen und zeigte sich uns in voller Pracht. Mein Mund blieb offen stehen. Ich war verblüfft. Kurz drehte sie sich sogar, um uns besser zeigen zu können, wie sie sich verändert hatte. Statt dem einfach, türkisen Tank Top, trug sie nun ein verführerisch rotes Top mit langen Armen. Die Ärmel begannen allerdings erst ganz knapp an ihren Schultern, sodass ein großer Ausschnitt entstand. Als ob sie ein zusätzliches Top tragen würde und an den Armen lediglich lange Handschuhe tragen würde. Das Oberteil war mit braunen Streifen verziert. Die Spitze ging ihr bis auf die Hand und war am Rand ebenfalls braun. Über dem Oberteil trug sie eine tiefbraune Weste, welche sie locker drüber geworfen hatte. Anscheinend war das Oberteil eng genug, um in den Rock zu passen, welchen sie dazu trug. Insgesamt konnte man ihre Kurven und ihren Körper in diesem Outfit wunderbar betrachten. Über den Rock trug sie einen braunen Rock, welcher einen Smaragdstein an dem Verschluss eingraviert hatte. Genauso grün war auch ihr kurzer Faltenrock, welcher knapp über ihre Hüften ging. Ehrlich gesagt blieb mir die Spucke weg, weshalb ich stark zu schlucken begann. Ein einziges „Wow“ war was ich formen konnte, während ich sie immer wieder von oben bis unten betrachtete. Zu dem Outfit trug sie halbhohe Stiefel, ebenfalls in braun. Es hatte ein wenig was von einem Cowgirl. Mir gefiel es. Sehr sogar. Langsam machte sie es mir wirklich schwer mich in ihrer Nähe konzentrieren zu können. Vor allem dazu ihr zärtliches Lächeln, diese Engelsgleiche Stimme, ihre wunderschönen, goldblonden Haare, ihre eisblauen Augen, welche im Licht funkelten. All das brachte einen Mann vollkommen aus dem Konzept! Nervös strich ich mir das Haar zurück. Plötzlich kam sie auch noch auf mich zu, woraufhin ich erneut stark schlucken musste. Wenn sie sich darin bewegte war es fast hypnotisierend. „Rhys? Alles ok?“, fragte sie mich besorgt. Sie wirkte immer noch so unschuldig. Dabei fiel mir auf, dass sie sich von ihrem Haarband anscheinend nicht trennen konnte. Dazu trug sie nun ein Medaillon aus Gold um ihren Hals. Bestimmt von ihrem Vater. „Ja alles in Ordnung. Du… du siehst einfach nur umwerfend aus“, sagte ich ehrlich und lächelte sie an, woraufhin sie leicht rot anlief und beschämt zur Seite schielte. Ich bemerkte gar nicht, wie Brehog und Vaughn das Zimmer verließen. Stattdessen setzte sich Rose neben mich auf das weiche Bett und strich sich eine Strähne hinter ihr Ohr, woraufhin mein Blick auf ihr hängen blieb. „Danke Rhys… I-ich war mir sehr unsicher, ob mir das wirklich stehen würde…“, nuschelte sie nervös und begann mit ihren Fingern zu spielen, woraufhin ich kurz schmunzeln musste. „Es steht dir perfekt. Es passt zu dir“, meinte ich ehrlich und streckte schon meine Hand zu ihr aus, zog diese allerdings dann schnell wieder weg. Was machte ich hier eigentlich? Ich war schon fast dabei gewesen ihr Kinn in zwischen meine Finger zu nehmen, damit sie mich ansehen musste. Irgendetwas stimmte mit mir doch nicht. „M-meinst du wirklich?“, fragte sie und schielte beschämt lächelnd zu mir. „Ja.“ „Du bist ein ganz schöner Charmeur Rhys. Das merkt man gar nicht beim Spielen“, meinte sie leicht amüsiert und schielte immer wieder weg, als ob sie meinen Blicken versuchte auszuweichen. Kurz begann mein Herz wieder zu stechen. Musste sie unbedingt dieses Wort ´´Spielen´´ erwähnen? Anscheinend war ich für sie wirklich nicht mehr als eine Figur aus einem Spiel. „Achso? Sag mal… wo beginnt eigentlich dieses Spiel?“, fragte ich nun neugierig. Ein wenig interessierte mich schon, wie gut sie mich kannte. Ob sie auch wusste woher ich meinen Arm hatte? Wusste sie wie ich früher mal ausgesehen hatte? „Hm… Naja du bist auf dem Weg zu deiner Beförderung und wirst schließlich von Vasquez zum Hausmeister degradiert“, erzählte sie mir, woraufhin ich zu grummeln begann. Toller Start. Sie musste geglaubt haben, dass ich ein totaler Vollidiot bin. „Cool…“, brummte ich leicht genervt, woraufhin sie zu kichern begann. „Hey ich fand dich von Anfang echt cool! Aber sag mal… wie lange kennst du Vaughn eigentlich schon?“, fragte sie plötzlich neugierig, woraufhin ich breit zu lächeln begann. „Quasi mein halbes Leben lang. Er war immer für mich da. Ohne ihn wäre ich nicht der, der ich jetzt bin.“ „Also ein Traummann?“, fragte sie, woraufhin ich überrascht zu ihr blickte. Sofort hielt sie sich den Mund zu und lief knallrot an. Danach versuchte sie sich schnell rauszureden: „I-ich meinte nicht… ich… ARGH!“ Plötzlich überkam mich ein eigenartiges Gefühl. Langsam reichte ich nach ihren Händen, welche ich von ihrem Mund schob und sie lieber neben ihr platzierte. Daneben legte ich einer meiner Hände, während die Andere nach ihrer Wange reichte. „Rose ich…“, begann ich, wurde aber unterbrochen, als plötzlich Vaughn die Tür öffnete und reingestapft kam. Dabei sagte er laut: „Wir wollen jetzt essen! Kommt ihr?“ Sofort erschrak ich, genauso wie Rose, und rutschte schließlich auf dem Bett aus. Dabei warf ich sie und mich vom Bett. Unter mir fühlte ich etwas Weiches. Wahrscheinlich war ich auf ihr gelandet. Danke Vaughn! Doch ich war nicht nur auf IHR gelandet, sondern genau zwischen ihren Brüsten. Erschrocken riss ich die Augen auf und schreckte schnell hoch. Rose atmete schnell erleichtert aus. Anscheinend hatte sie lange etwas unterdrücken müssen. Vielleicht… etwa… einen… Stöhner? Kurz schluckte ich stark und spürte mal wieder etwas in meiner Hose sich regen. Gott ich musste das endlich in Griff bekommen! Das war alles Vaughns Schuld! „Verdammt Vaughn kannst du nicht anklopfen?!“, fragte ich genervt, woraufhin dieser sofort entschuldigend die Hände in die Luft warf. „Sorry. Wollte euch bloß Bescheid sagen. Ich lass euch schon wieder alleine“, meinte er, anscheinend ein wenig amüsiert. Und so etwas taufte sich bester Freund. Allerdings tat er was er sagte und verschwand wieder durch die Tür. Danach wandte ich mich sofort wieder an Rose, welche immer noch auf dem Boden lag, als ob jemand sie erschlagen hätte. „Alles ok?“, fragte ich besorgt und reichte ihr meine Hand aus Fleisch und Blut. „Ja… Habe nur leichte Kopfschmerzen…“, murmelte sie und rieb sich kurz den schmerzenden Hinterkopf, bevor sie die Augen öffnete und auf meine Hand starrte. Sofort nahm sie diese an und ließ sich hochziehen. Immer noch ein bisschen wackelig auf den Beinen, stürzte sie in meine Arme. Schnell hielt ich sie fest, damit sie nicht umknickte. Vorsichtig blickte sie zu mir hoch. „D-danke…“, flüsterte sie schon fast, während sie mir direkt in die Augen blickte. „Schon gut… Und entschuldige die Landung… hrm… Wir sollten essen gehen“, meinte ich schnell, damit wir nicht weiter auf meine Landung eingehen konnten. Schnell nickte sie zustimmend, während ihr Kopf schon fast zu dampfen schien. Bevor ich sie allerdings los ließ, stellte ich sicher, dass sie wieder fest auf ihren Beinen stehen konnte. Danach reichte ich ihr meine Hand, um sie zu dem Esszimmer führen zu können. Kapitel 11: Die Rache --------------------- Rose: Nicht weiter von dem Zimmer in dem ich geschlafen hatte war das Esszimmer. Um genau zu sein lagen lediglich zwei Zimmer dazwischen. Dabei fiel mir auf, dass das Zimmer direkt meinem gegenüber das Badezimmer sein musste. So könnte ich morgen früh schnell hineinhuschen und nach einer wohltuenden Dusche zurück in mein Zimmer stürmen, wo ich mich anziehen könnte. Außer jemand befand sich in dem Zimmer. Dann wäre das äußerst peinlich. Naja darüber konnte ich mir später noch Gedanken machen. Jetzt gab es erst einmal ESSEN. Gott ich war am VERHUNGERN! Einen ganzen Tag nichts zu Essen zu bekommen, kann einem wirklich auf den Magen schlagen. Wobei es schon fast zwei Tage waren. Wann hatten Rhys und Vaughn eigentlich zuletzt gegessen? Wollte ich überhaupt wissen WAS sie gegessen hatten? Ich glaube eher weniger. Schließlich gab es auf Pandora nicht viele Orte wo man etwas finden konnte. Außer man wollte Sand oder Steine essen. Naja oder irgendwelche Viecher. Ob die so appetitlich waren, war fraglich. Hauptsache wir bekamen jetzt etwas vernünftiges zu Essen. Ich konnte es schon riechen. Was für ein köstlicher Duft, welcher mich automatisch in das Esszimmer zog, direkt an den riesigen, hölzernen Tisch. Er rechteckig, sodass Brehog an einer Ecke saß. Vaughn hatte sich ihm gegenüber gesetzt, weshalb ich mich einfach rechts von Brehog setzte und Rhys sich direkt neben mich. So saß er allerdings auch links von Vaughn und konnte sich besser mit ihm unterhalten. Trotzdem freute es mich innerlich ihm so nahe sein zu können. Auf dem Esstisch befand sich eine riesige Auswahl an Essen. Die verschiedensten Salate waren zu erblicken. Von einem einfachen Blattsalat bis hin zu Bohnen- und Obstsalaten. Kaum zu glauben, dass es in dieser Welt das gleiche Essen gab wie bei uns. Auch das Fleisch ähnelte dem unseren. Gab es wirklich noch so etwas wie Hähnchen? Anscheinend. Zumindest roch es danach. Plötzlich fühlte ich mich wieder wie zu Hause. Fehlten nur noch meine Mutter und Rika. Kurz blickte ich auf die zwei leeren Stühle mir gegenüber. Sofort erinnerte ich mich an früher. Wie wir Drei, mein Vater, ich und meine Mutter, immer gemeinsam gegessen hatten. Von ihnen besaß ich auch meine guten Essmanieren. Doch seitdem er tot war, war alles anders. Kein gemeinsames Essen mehr. Stattdessen machte ich meiner Mutter und mir etwas und brachte es ihr schließlich in das Wohnzimmer, wo sie alleine aß. Wenn sie denn überhaupt mal etwas zu sich nahm. Und ich? Ich ging immer in mein Zimmer. Dort konnte sie mich nicht weinen hören. Ich bemerkte wie schwach ich all die Jahre über eigentlich gewesen war. Immer weinte ich alleine in meinem Zimmer. Wie einsam ich doch gewesen war. Seufzend starrte ich auf das Essen und senkte meinen Blick schließlich. Konnte es nicht wieder so wie früher sein? Plötzlich spürte ich eine Hand auf meiner eigenen. Als ich aufblickte, sah ich Rhys, welcher meine Hand hielt. Anscheinend hatte er bemerkt, wie sehr ich in Gedanken vertieft war. Ich hatte nicht einmal bemerkt, dass die anderen Beiden schon begonnen hatten zu Essen. Sofort zog ich meine Hand weg und nahm mir eine von den Salatschüsseln, um mir etwas auf den Teller legen zu können. Ich wollte jetzt nicht darüber reden was mir durch den Kopf ging. Nicht einmal Rhys wollte ich es erzählen. Ich wollte ihn nicht noch mehr mit meinen Problemen belasten. Auch wenn ich immer wieder zu ihm schielte, da ich ganz genau seine Blicke auf mir ruhen spürte. Er hatte sogar seinen Kopf auf seiner metallischen Hand abgestützt und starrte mich an. Sofort verdrehte ich die Augen und wandte mich zu ihm. „Ist etwas?“, fragte ich ein wenig gereizt. Ich wollte gerade einfach nur meine Ruhe. Einfach in Ruhe essen. War das denn zu viel verlangt? Trotzdem war es schön zu wissen, dass er sich Sorgen um mich machte. „Nein nichts. Ist alles ok?“, fragte er nun mich, woraufhin ich erneut seufzte und zu ihm schielte. Danach blickte ich abwechselnd zu Vaughn und Brehog, welche so taten, als ob sie nichts hören würden. Grummelnd verdrehte ich die Augen. Was für Idioten. „Ja es ist alles ok. Und ihr Beide hört auf so zu tun, als ob ihr nichts hören würdet“, befahl ich leicht genervt, bevor ich mich endlich auf das Essen stürzte. Mein Teller war voll. Somit begann ich endlich mit dem Essen und verschlang die Salate und das Fleisch. „Mh~ lecker“, meinte ich begeistert zu Brehog, welcher laut zu lachen begann. „Danke, Kleines. Wenn man alleine lebt muss man wohl kochen können. Sonst verhungere ich ja noch“, erklärte er, woraufhin ich kurz nickte. Danach aß ich genüsslich weiter. Es war wirklich unglaublich lecker. Kaum zu glauben, dass solch ein Riese so gut kochen konnte. Ich war schon fast neidisch. Wobei meine Kochkünste auch nicht so verachten waren. Ansonsten müsste ich für Rika nicht ständig etwas kochen, weil sie unbedingt etwas Selbstgemachtes von mir probieren wollte. Das am besten JEDEN TAG. Nervig. „Kannst du auch kochen?“, fragte mich Brehog. Sofort begann ich zu nicken, dabei lächelte ich ihn an. Kurz schluckte ich etwas runter, damit ich nicht mit vollem Mund sprechen musste. Schließlich war das sehr unhöflich! „Ja. Mein Vater hat es mir beigebracht“, antwortete ich ehrlich. Ich erinnerte mich gerne an die Zeit zurück. Wie ich als kleines Kind immer neben meinem Vater stand und versuchte über den Herd zu gucken, damit ich ihn beim Kochen besser beobachten konnte. Jedes Mal hatte er mich dann auch seine Schultern genommen, sodass ich zusehen konnte. Wie begeistert ich war, wenn er kochte. Manchmal war er währenddessen total theatralisch, was mir gefiel. Von Zeit zur Zeit erfand er sogar neue Rezepte. Manchmal waren es nicht seine besten Einfälle. Sobald ich alt genug war ließ er mich mithelfen beim Kochen, bis ich es schließlich alleine probieren durfte. Er hatte mich beobachtet und verbessert, falls ich etwas falsch gemacht hatte. Wenn ich alles richtig gemacht hatte, bekam ich manchmal sogar eine Belohnung und er bekam als Geschenk mein schönstes und strahlendes Lächeln. Schöne Zeit. „Kleines, alles ok?“, hörte ich Brehog plötzlich fragen, woraufhin ich bemerkte, das mir vereinzelte Tränen die Wangen runter kullerten. Schnell wischte ich diese weg und setzte ein falsches Lächeln auf. „J-ja alles ok. Entschuldige… ich habe an etwas gedacht“, sagte ich schnell, bevor ich wieder zu essen begann. Auch wenn mir langsam der Appetit vergangen war. Allerdings wollte ich kein Aufsehen erregen und so versuchte ich wenigstens noch ein paar Bisse hinunter zu schlingen. Weiß Gott, wann ich das nächste Mal wieder solch ein Essen genießen durfte. Trotzdem musste ich gerade die ganze Zeit nur noch an meinen Vater denken. Schrecklich sowas. „Sag mal, Kleines. Dein Name ist ja Rose. Magst du denn auch Rosen?“, fragte mich Brehog plötzlich, woraufhin ich zu schmunzeln begann. Was für ein schlechter Themenwechsel. Trotzdem war ich ihm dankbar dafür und lehnte mich im Stuhl zurück. Kurz überlegte ich, während ich an die Decke blickte. Danach sah ich wieder zu Brehog und nickte fröhlich. „Ja. Sie sind meine Lieblingsblumen. Vor allem rote. Ich mag die Blumensprache. Du kannst mit Blumen so gut Gefühle rüber bringen. Rote Rosen stehen für mich eindeutig für Liebe. Naja bisher habe ich noch nie welche geschenkt bekommen… Oh und ich liebe Vergissmeinnicht“, erzählte ich fröhlich. Er schien mir ganz gespannt zuzuhören, dabei bemerkte ich, dass Rhys ebenfalls zu mir blickte. Anscheinend lauschte er ebenfalls meinen Worten, weshalb ich ihm kurz zulächelte. Lediglich Vaughn wirkte desinteressiert. Der musste halb am Verhungern gewesen sein, so wie er das Essen runterschlang. Dabei fiel mir auf, dass Handsome Jack uns ebenfalls wieder Gesellschaft leistete. Juchu… Die Freude war ja so groß. NOT! Naja wenigstens hielt er den Mund und lehnte lässig gegen der Wand des Esszimmers. Die Arme hatte er verschränkt und wirkte ein wenig in Gedanken. Von mir aus. Schließlich wandte ich mich wieder zu Brehog. „Ich bin mir sicher, dass irgendwann ein Mann vorbei kommt, der dir die schönste Rosen der Welt schenkt“, meinte er, woraufhin ich zu kichern begann. „Klar. Und dann ist es Liebe auf den ersten Blick wie in einem Märchen“, scherzte ich rum, bevor ich mich wieder dem Essen zu wandte. „Was ist daran so falsch?“, fragte mich plötzlich Rhys, woraufhin ich irritiert zu ihm blickte. Falsch war daran so gesehen nichts. Schließlich hatte ich mich in ihn sofort verliebt, als ich das Spiel eingeschaltet hatte. Nicht nur in sein Aussehen. Auch sein Charakter hatte mich fasziniert. Doch das konnte er kaum wissen. Somit zuckte ich lediglich mit den Schultern. „Nichts… nur passiert so etwas eher selten“, meinte ich schließlich, woraufhin er nachdenklich nickte. „Vielleicht hast du Recht.“ Hallo erdrückende Stille. Da war sie wieder. Ganz schön unangenehm. Irgendetwas wollte ich sagen. Allerdings wusste ich nicht was. „Ach sag mal Brehog. Du hast nicht zufällig Erdbeeren da oder?“, fragte ich lieblich und blickte ihn mit einem Dackelblick an. Sofort begann er wieder zu lachen und zeigte mir mit seinen Händen, dass ich kurz warten sollte. Danach erhob er sich und verschwand in der Küche. Interessierte folgte ich ihm mit meinen Blicken. Meine Augen begannen zu funkeln, als ich sie schon riechen konnte. Ich LIEBTE Erdbeeren. Von ihnen bekam ich nie genug. Wahrscheinlich konnte ich mich Tag und Nacht ausschließlich von ihnen ernähren. So köstlich! „Hier“, meinte Brehog und stellte die Erdbeeren vor mir ab. Meine Augen funkelten und strahlten vor Glück. Sofort nahm ich eine Gabel zur Hand und schlang die Erdbeeren nacheinander hinunter. Oh Gott waren die LECKER! So saftig und süß. „Mh~ so lecker~“, stöhnte ich leicht genüsslich und hielt mir freudig die Wangen. Ich begann richtig zu schwärmen, weshalb Brehog erneut lachte. Das musste wirklich amüsant aussehen, wie ich wegen Erdbeeren abging. Allerdings war das mein Lieblingsessen. Neben Vanilleeis. Ich würde für Erdbeeren sogar morden. So lecker fand ich sie. „L-lach nicht…“, brummte ich verlegen und schielte errötet zu Boden. „Sorry aber diese Reaktion war sehr niedlich. Du scheinst Erdbeeren ja sehr zu lieben. Passt zu so einem süßen Mädchen wie dir“, meinte Brehog ehrlich, woraufhin ich ihn anlächelte. „Achja? Naja stimmen tut es. Ich liebe Erdbeeren. Sie sind so süß und saftig und hach~“, schwärmte ich. Nein ich war überhaupt nicht besessen von ihnen! Wie kam man bloß darauf. Plötzlich bemerkte ich Rhys intensive Blicke, weshalb ich irritiert zu ihm blickte. Ich folgte seinen Augen und erkannte, dass er meine Erdbeeren fixierte. Kurz schmunzelte ich, bevor ich ihm diese hinhielt. Überrascht sah er zu mir, danach fragend. Wahrscheinlich wollte er mal probieren. Als Antwort lieferte ich ihm lediglich ein sanftes Lächeln. Daraufhin nahm er sich mit seiner Gabel eine Erdbeere aus meiner Schüssel und legte sie sich in den Mund. Nachdem er sie runtergeschluckt hatte, erhob er seinen Daumen. Begeistert begann ich breit zu lächeln und hatte eine Idee. Vielleicht könnte ich ihm so noch näher kommen. So lange ich hier war, dürfte ich doch versuchen seine Nähe zu genießen. Oder nicht? Somit schluckte ich kurz stark, bevor ich meinen ganzen Mut zusammen nahm. Ich nahm mit meiner Gabel eine Erdbeere aus der Schüssel und hielte sie ihm vor den Mund. Mein Gesicht glühte vor Röte. Er blickte überrascht zu mir. Schnell wich ich seinen Blicken aus, bevor ich stotternd nuschelte: „D-du kannst noch mehr haben… Wenn ich dich füttern darf…“ Das ließ er sich anscheinend nicht zweimal sagen. Stattdessen schloss er seine Augen und öffnete seinen Mund, sodass ich ihn füttern konnte. Es fühlte sich schon fast so an, als ob wir Beide ein Paar wären. Kein Wunder, dass ich sofort zu lächeln begann. Dabei fiel mir auf, dass er ein wenig rot im Gesicht wurde. Ob es ihm wohl peinlich war? Ein Kichern konnte ich nicht unterdrücken. So ging es dann immer weiter. Zwischendurch aß ich selber ein paar von den Erdbeeren, bevor ich ihn wieder mit einer fütterte. Dabei ignorierten wir Beide die Anderen um uns herum. Vor allem Jack, welcher rief: „Nehmt euch ein Zimmer. Ist ja ekelhaft! Zwei Jungfrauen beim Rumturteln.“ Er war wirklich ein Idiot! Nach einiger Zeit waren wir endlich fertig mit dem Essen. Ich bot mich an, beim Abwaschen zu helfen, doch zuvor wollte Brehog einfach ein bisschen mit uns reden, weshalb ich zu stimmte und amüsiert zuhörte. Er erzählte uns wie er hergekommen war und wieso er hier lebte. Es war schon traurig. Seine ganze Heimat wurde zerstört. Doch irgendwann traf er Claptrap. Die Begegnung der Beiden klang ganz schön chaotisch, weshalb ich zwischendurch lachen musste. Schließlich reisten sie zusammen durch Pandora bis sie dieses verlassene Stadion gefunden hatte. Schon immer schien er ein Fan von Rennen gewesen zu sein und so entschied er sich hier von Zeit zur Zeit welche austragen zu lassen. Seine letzte Ex-Freundin klang stark nach Moxxi, was mir ein wenig Angst einflößte. Während Jack im Hintergrund nicht unbedingt begeistert über diese Frau klang. Wahrscheinlich weil die Beiden Mal etwas gehabt hatten. Glaube ich zumindest. Mir war es ziemlich egal mit wem oder was Jack alles etwas gehabt hatte. Schon der Gedanke ließ mir mein Essen wieder hochkommen. Zum Glück war der Kerl tot. „Sag mal, Kleines. Was ist das eigentlich für eine Kette? Sie sieht sehr wertvoll aus“, fragte mich Brehog plötzlich, weshalb ich mich zu ihm wandte. „Hm? Oh das ist ein Medaillon. Mein Vater hat sie mir geschenkt… Darin befindet sich in Bild von ihm und mir. Auf der Rückseite ist eingraviert ‚Für meinen Engel, in Liebe dein Daddy‘“, erzählte ich ihm und lächelte leicht betrübt. Man merkte sofort, wie sehr ich ihn vermisste. Allerdings könnte ich mich niemals von dem Medaillon trennen. Ansonsten befürchtete ich ihn zu vergessen. Und das war das Letzte was ich wollte. Wie würde er sonst weiter leben? „Darf ich mal sehen?“, fragte Brehog, woraufhin ich kurz nickte und an den Verschluss griff. Verzweifelt versuchte ich ihn zu öffnen. Anscheinend hatte er sich irgendwie verhakt. Auf jeden Fall ging er nicht auf, so sehr ich es auch versuchte. Leider konnte ich auch nicht sehen was los war, selbst wenn ich die Kette nach vorne gedreht hätte, sodass der Verschluss vorne war. Dafür war das Band zu kurz. „Mist… der Verschluss scheint irgendwie zu klemmen!“, fluchte ich verzweifelt und gab schließlich auf. Doch dann erhob sich Rhys und stellte sich hinter mich. „Warte ich helfe dir“, schlug er vor, woraufhin ich meine Haare hochhob, so dass er einen besseren Blick auf das eiserne Schloss erhaschen konnte. Vorsichtig reichte er mit seinen Händen nach dem Verschluss. Ich konnte es in meinem Teller sehen, worin er sich spiegelte. Plötzlich bemerkte ich aber, dass er meinem Nacken gefährlich nahe kam. Zu nahe. Doch bevor ich ihn warnen konnte war es schon geschehen. Seine Finger berührten meinen Nacken und strichen drüber. Sofort lief mir ein heißer Schauer über den Rücken und mein Magen begann zu kribbeln. Ein lustvolles Gefühl durchströmte mich, welches mich hochfahren ließ. Sofort wich ich von ihm weg und hielt mir keuchend den Nacken, nachdem ich laut aufgeschrien hatte. „Fass… mir bitte… nicht an den Nacken…“, keuchte ich verzweifelt, mit knallrotem Kopf. Verdammt. Ich wollte das eigentlich verhindern. Niemand sollte es erfahren. Doch jetzt war das geschehen, was ich all die Jahre befürchtet hatte. Irgendein Idiot wäre nicht vorsichtig genug und würde mir dorthin fassen. Ich war hyperempfindlich am Nacken. Man könnte mich sogar zum Stöhnen bringen, wenn man mich dort streichelte. Es war schrecklich. Andere Frauen hatten bestimmt nicht solche offensichtliche Schwachstellen. Doch ich musste natürlich genau dort eine haben. Berührte man mich dort einmal war es nicht so schlimm. Doch zu oft und ich würde ziemlich schnell willig werden. Besser gesagt geil. ES WAR NICHT ANGENEHM! Überhaupt NICHT! Vor allem war es peinlich. Plötzlich bemerkte ich Jack, welcher neben Rhys aufgetaucht war. Sein schmutziges, überlegenes Grinsen gefiel mir gar nicht, während sein Blick zu mir fiel. Wieso musste ausgerechnet er das ebenfalls mitbekommen? Das würde nichts Gutes bedeuten. Dieses Grinsen. Diese überheblichen Augen, die mich fixierten. Schnell schluckte ich stark. Das hier bedeutete überhaupt nichts Gutes. Ich hatte gerade große Angst. Nicht um mein Leben, sondern mehr um meine Würde. Rhys schien ihn noch gar nicht bemerkt zu haben. „Warte ich bin dieses Mal vorsichtiger ok?“, schlug er vor, doch schnell schüttelte ich meinen Kopf und deutete auf Jack. Schnell folgte Rhys meinen Augen und blickte erschrocken zu Jack. Sofort verstand er worauf ich hinaus wollte. Jack hatte schon einmal Rhys Arm kontrolliert. Was war, wenn er es jetzt auch wieder machen würde, nur um mich zu bestrafen? FÜR WAS AUCH IMMER IN DER SEITENGASSE GESAGT HATTE! Ich verstand immer noch nicht warum er so sauer geworden war. Doch anscheinend hatte er mir noch nicht verziehen. Allerdings würde ich Jack so schnell keine Genugtuung bieten. „I-ich geh schlafen!“, stotterte ich schnell und stürmte davon. Dabei fiel mir auf, dass Jack schon längst Rhys Arm kontrollierte und mir folgte. Verdammt! Was hatte ich denn bitte getan? Ich hätte am liebsten geweint. Während wir Vaughn und Brehog verwirrt zurück ließen. Wobei Vaughn anscheinend vermuten konnte was los war. Schließlich wusste er ja, dass Rhys und ich Handsome Jack sehen konnten, welcher gerade überhaupt nicht Handsome war! Diabolisch traf es besser. Konnte er mich nicht einfach in Ruhe lassen? Schnell stürmte ich in mein Zimmer und wollte sofort die Tür zuknallen, doch da war schon Rhys und blickte mich entschuldigend an. Er hatte überhaupt keine Kontrolle mehr über seinen Roboterarm und musste sich von ihm mitreißen lassen. Währenddessen sah mich Jack weiterhin überlegen an. Ein diabolisches Grinsen verbreitete sich auf seinen Lippen. Danach schloss er mit Rhys Arm hinter ihm die Tür und ließ Rhys langsam auf mich zukommen. Ich wich immer weiter nach hinten, bis ich schließlich über das Bett stolperte und mit dem Rücken darauf landete. Rhys versuchte sich gegen die Kontrolle zu wehren, doch zu groß schien die Wut und die Macht von Jack zu sein. „Warte! W-warum machst du das? Was habe ich dir bitte getan?!“, fragte ich verängstigt und schluckte stark, als er Rhys weiter auf mich zukommen ließ. Er tat mir auch leid. Er musste sich im Moment wie eine Marionette fühlen. Nicht gerade ein angenehmes Gefühl. Konnte ich mir zumindest vorstellen. Und was machte Jack? Er ignorierte mich einfach und verweigerte die Antwort auf meine Frage. Stattdessen machte er genüsslich weiter. Er wirkte ganz entspannt. Diese Arroganz konnte einen wirklich zur Weißglut treiben. Hätte ich gerade nicht solche Angst, würde ich mich bestimmt mit ihm anlegen. Als ich meinen Blick wieder zu Rhys wandte, stand dieser direkt vor mir und stolperte nun selber über das Bett direkt auf mir drauf. Sofort versuchte er sich von mir runter zu stützen oder wegzurollen. Doch sein Roboterarm ließ ihn nicht gehen. Besser gesagt ließ Jack ihn nicht gehen. Stattdessen bewegte er den Arm immer näher zu meinem Nacken. Ich wollte wegweichen, doch Rhys Körper tuckerte mich auf dem Bett fest. Ich konnte nirgend wohin. „Nicht-nicht-nicht! Es tut mir leid! Egal was ich gesagt habe es tut mir leid!“, sagte ich schnell verzweifelt, doch Jack schien mich immer noch zu ignorieren. „Würde ich dich jetzt verschonen, würdest du aus deinen Fehlern nicht lernen. Dein Fehler war, dass du dich mit MIR angelegt hast Püppchen. Und das gefällt mir gar nicht. Strafe muss sein“, sagte er arrogant. Naja wenigstens gab er mir endlich eine Antwort. Auch wenn sie mir nicht gefiel. Sofort konzentrierte ich mich wieder auf Rhys, welcher sich weiterhin versuchte gegen die Kontrolle zu wehren und mit der anderen Hand abzustützen, um endlich von mir runter zu kommen. Allerdings war Jack einfach zu stark. Schließlich versuchte ich ebenfalls ihn von mir runter zu drücken. Allerdings war das leichter gesagt als getan. Nicht dass er schwer war, allerdings zog ihn der Arm immer weiter runter und diese gewaltige Kraft ließ mich schwächeln. „Tut mir wirklich leid Rose…“, sagte Rhys angestrengt, seufzend blickte ich zu ihm und schluckte erneut. Ich musste mich meinem Schicksal langsam fügen. Juchu… „Schon gut… Du kannst ja nichts dafür…“, meinte ich schnell und versuchte ihn anzulächeln. Allerdings erkannte ich panisch, dass seine Hand meinen Nacken beinahe erreicht hatte. Wenn sich Jack wenigstens beeilen würde. Aber nein! Er wollte mich leiden lassen. Sadistisches Schwein! Das würde er mir noch büßen. Irgendwann. „Kyah!“, quietschte ich laut auf, als die Hand schließlich meinen Nacken erreichte und mich dort anfing zu streicheln. Ich konnte nichts dagegen machen. Zufrieden grinste Jack zu mir. Ich brachte diesen Kerl um. Irgendwie würde ich das machen. Und wenn ich ihn dafür zuerst wiederbeleben müsste. Dieser Kerl würde noch leiden. Allerdings litt ich gerade mehr. Natürlich fühlte es sich schön an. Es war ein wohliges Gefühl, dass sich durch meinen gesamten Körper zu. Allerdings war es mir so peinlich, da ich begann wie wild zu keuchen und das ausgerechnet dank ihm. Dazu musste Rhys das alles mit ansehen. Ausgerechnet der Junge, den ich liebte, sah mich von meiner schlimmsten Seite. Und wir Beide konnten es nicht ändern. Ich fühlte mich so hilflos und schwach. Verzweifelt kniff ich die Augen zusammen. Wieso musste ich an dieser Stelle nur so empfindlich sein? Konnte ich nicht nur dort empfindlich sein, wo normalerweise Frauen Lust empfanden? Dann wäre mir das hier erspart geblieben. „Jack ich flehe dich an! Hör auf. Bitte“, keuchte ich und versuchte so gut es ging das Stöhnen zu unterdrücken. Langsam konnte ich es allerdings kaum noch zurück halten. Mein Kopf lief knallrot an und ich versuchte jeden Blicken von Rhys auszuweichen. Er sollte meine Scham nicht sehen. Dabei fiel mein Blick auf Jack, welcher anscheinend am Überlegen war. „Hm~ wiederhole es noch einmal und ich überlege es mir VIELLEICHT“, meinte er überheblich, woraufhin ich ihm am liebsten in seine dreckige Fresse geschlagen hätte. Stattdessen allerdings entwich mir doch ein Stöhnen. Ich kniff die Augen zusammen. Ich hielt das alles langsam nicht mehr aus. Schnell hielt ich mir den Mund zu, damit ich nicht noch mehr stöhnen würde. Doch trotzdem entwichen welche meinem Mund und drangen sogar durch meine Hände. „Ach auf einmal keine große Klappe mehr, Herzchen?“, fragte Jack überlegen und lachte sogar kurz hämisch. Kurz nahm ich die Hände von meinem Mund. „Bitte… Jack hör auf….“, keuchte ich unter Anstrengung und plötzlich hörte er wirklich auf. Rhys sprang schnell von mir runter, als er merkte, dass seine Hand wieder nur ihm gehorchte. Keuchend und erschöpft lag ich da. Jack beugte sich überlegen über mir und grinste breit. „Hast du aus deinem Fehler gelernt, Cupcake?“, fragte er, woraufhin ich kurz zu ihm schielte und schnell nickte. „Ja… ja habe ich…“, antwortete ich erschöpft und ließ meinen Kopf wieder nach hinten sinken. Ich fühlte mich wie erschlagen. „Geht doch. Merk dir das, bevor du mich nochmal reizt. Sonst endet es das nächste Mal vielleicht anders. Verstanden?“ „Mhm… Verstanden“, meinte ich, woraufhin er schließlich verschwand. Einfach so war er weg. Ich war also wirklich erlöst. Am liebsten hätte ich gerade geschrien. Einmal vor Freude, andererseits vor Wut. Allerdings fehlte mir die Kraft und ich hatte Angst, dass Jack mich hören könnte und mir erneut diese Pein antun würde. „Alles ok?“, fragte Rhys besorgt und half mir dabei mich wieder aufzusetzen, allerdings kippte ich immer wieder nach hinten, weshalb er sich schnell neben mich setzte und mich mit einer Hand abstützte. „Ja… geht schon… Bin nur noch etwas kaputt…“, antwortete ich erschöpft und ließ mich schließlich gegen ihn fallen. Mein Kopf lehnte auf seiner Schulter und mein Blick wanderte hinunter zu Boden. Allerdings fixierten meine Augen etwas. Seine Hose. Sofort zog ich eine Augenbraue hoch, bevor ich ein wenig erbost zu ihm blickte. „Du hast da ne Beule, mein Lieber“, brummte ich, woraufhin er schnell seinen Blick von mir abwandte. „Haha… öhm… weißt du das… Ich bin auch nur ein Mann ok?!“, sagte er schnell und blickte mich ernst an, woraufhin ich sofort rot anlief. Dieser intensive Blick. Das war ich gar nicht von ihm gewohnt. Wieso war er eigentlich so sauer? Ich hätte sauer sein müssen. Schließlich hatte er die Beule in der Hose NICHT ich! Er musste doch nicht sogar geil werden nur weil ich hier und da mal gestöhnt habe. Also wirklich! Allerdings schien er wirklich wütend zu sein. Aber wieso? „Ich bin nicht nur eine Figur aus einem Spiel! Ich bin ein Mann!“, erklärte er wütend, woraufhin ich ihn wie erstarrt anblickte. Glaubte er etwa, dass ich ihn lediglich als eine Spielfigur ansah? Ich hatte ihn doch noch nie so gesehen. Zu viele Gefühle waren dafür im Spiel. Zu viel hatte ich für ihn empfunden, als dass er lediglich eine erfundene Figur war. In meinem Herzen, meinem Kopf, war er schon immer ein Mann gewesen. „R-Rhys… Das hatte ich doch auch nie gesagt… Natürlich bist du ein Mann. Trotzdem musst du keinen Ständer wegen mir bekommen!“, sagte ich zuerst eher ruhig und ein wenig verletzt. Wie konnte er so etwas von mir denken? Wieso kümmerte es ihn überhaupt? Hinterher wurde ich allerdings etwas lauter und klang ziemlich wütend. Natürlich zeigte das, dass er mich attraktiv fand. Allerdings wirkte es auch so, als ob er so wie jeder andere Mann war. Egal in welcher Welt, Männer waren alle gleich. Doch das wollte ich nicht glauben! Ich wollte nicht einsehen, dass ausgerechnet Rhys so sein sollte. Er war doch sonst so nett gewesen. Vor allem zu mir. „M-moment… du siehst mich also nicht nur als Figur? Du siehst mich als echten Menschen?“, fragte er plötzlich, woraufhin ich irritiert zu ihm blickte. „Natürlich. Schließlich rede ich normal mit dir. Oder nicht? Und… ach vergiss es… Wir-wir sollten jetzt schlafen“, schlug ich schließlich vor und versuchte mich zu erheben, fiel aber sofort zurück. Schnell fing mich Rhys auf, damit ich mir nicht wehtat. Plötzlich war der kleine Streit von gerade eben wie weggewaschen. Ich hing in seinen Armen und seine Augen schienen mich zu fixieren. Es machte mich nervös. Errötet schielte ich zur Seite. Daraufhin hob Rhys mich plötzlich komplett auf seine Arme und legte mich vorsichtig auf das weiche Bett. Überrascht starrte ich zu ihm. Doch er hatte mir den Rücken zugewandt und räusperte sich kurz, bevor er sagte: „Also dann… Gute Nacht.“ „WARTE!“, schrie ich plötzlich und ergriff seinen Ärmel. Irritiert blickte er zu mir und ich starrte schockiert zu ihm nach oben. Was hatte ich jetzt schon wieder angerichtet? Es war wie ein Reflex. Einfach so schoss meine Hand zu seinem Ärmel. Ich hatte das komplett unbewusst gemacht. Allerdings wollte ich irgendwie nicht, dass er jetzt schon ging. Ich wollte nicht alleine sein. Vor allem da es im Raum so einsam wäre. Genauso einsam wie zu Hause. Dazu dann die Dunkelheit. Ich hatte Angst. Angst dass sie mich dieses Mal verschlingen würde. Deshalb blickte ich nun mit Tränen zu ihm nach oben. „Bitte… lass mich nicht alleine“, flehte ich verzweifelt. Seine Augen weiteten sich. Damit hatte er wahrscheinlich nicht gerechnet. Doch anstatt etwas zu sagen riss er sich los und ging Richtung Tür. Hatte ich ihn jetzt etwa verjagt? Ich war zu direkt. Ich wusste es. Er hatte bestimmt gemerkt, was ich für ihn fühlte und hasste mich nun. Ich war so dumm. Betrübt starrte ich auf die Decke, die ich mir langsam über den Körper zog. Ich konnte die Tränen nicht aufhalten. Sie schossen in meine Augen und liefen meine Wangen runter. Es schmerzte zu wissen, dass er mich nun hasste. Er könnte mich niemals lieben. Wieso musste es nur so wehtun? Diese Wahrheit. Mein Herz stach und ich hatte das Gefühl zu zerbrechen. Ich spürte wie die Dunkelheit mich immer mehr in seinen Bann zog. Doch plötzlich wackelte das Bett und zwei Arme wickelten sich um meinen Körper, nur um mich an einen anderen Körper heranzuziehen. Erschrocken hörte ich auf zu weinen. Sofort wollte ich nach hinten blicken, um zu sehen wer dort war. Doch die Person befahl schnell: „Dreh dich nicht um!“ Es war Rhys. Aber ich hatte doch mitbekommen, wie er das Zimmer verlassen hatte. Wieso war er nun hier? Dazu hielt er mich ganz feste in seinen Armen. Ich spürte zum ersten Mal wie stark er sein konnte und das dieses Mal OHNE Jacks Kraft. Er drückte mich immer mehr gegen seinen Körper. Verwirrt wollte ich zu ihm nach hinten gucken, doch traute ich mich nicht. Allerdings war es schön zu wissen, dass er mich nicht hasste, sondern bei mir blieb und für mich da war. Ob er überhaupt gemerkt hatte, was ich empfand? Wahrscheinlich nicht. Dafür stand er leider zu sehr auf den Schlauch, hatte ich langsam das Gefühl. Trotzdem musste ich lächeln und genoss seine Nähe. Allerdings hatte ich Angst, dass ihn meine Haare kitzeln würden, weshalb ich mein Haarband aus meinen Haaren zog und damit die Haare hochsteckte. „Habe ich dich gehauen?“, fragte ich schnell, dabei spürte ich an meinem Rücken, dass er langsam mit seinem Kopf schüttelte. Ich hoffte, dass ich überhaupt einschlafen könnte. Mein Herz pochte mir nämlich mal wieder bis zum Kopf. Ob er es wohl schlagen hören konnte? Bestimmt spürte er es. Ob seiner wohl genauso schnell schlug? „Rhys?“ „Hm?“ „Danke…“ „Schon gut. Versprich mir etwas.“ „Was denn?“ „Wein nicht mehr, ok?“ Überrascht riss ich die Augen auf, bevor ich zufrieden diese wieder schloss, lächelte und langsam nickte. „Ok… Dann musste du aber jede Nacht bei mir schlafen“, meinte ich leicht kichernd. „Wieso?“, fragte er gähnend. Er musste langsam sehr müde sein. „Ich habe Angst im Dunkeln…“ „Pf wusste ich“, meinte plötzlich Jack. Wo kam der denn schon wieder her. „VERSCHWINDE!“, knurrte Rhys aggressiv. Oh wie gerne ich zu ihm geguckt hätte. Dass er sich so gegen Jack auflehnen würde, hätte ich nie gedacht. Warum war er überhaupt so sauer? Wollte er etwa diese Zweisamkeit, die wir gerade hatten, genießen? Ob er wohl auch in mich verliebt war? Ich hätte ihn so gerne gefragt. Allerdings hatte ich Angst vor der Antwort. Wenn er es mir doch bloß von sich sagen würde. Doch was würde er sagen? Vielleicht war es doch besser, wenn keiner von uns Beiden irgendetwas zu diesem Thema sagen würde. Das war wahrscheinlich das Beste. Lieber genoss ich jetzt einfach nur seine Nähe. Seine Wärme. Und schließlich fielen mir die Augen zu, wodurch ich einschlief. Gute Nacht Rhys… Kapitel 12: Sweet Dreams ------------------------ Rhys: „Ich weiß nicht ob du mutig oder einfach nur Lebensmüde bist, so mit mir zu sprechen, Kiddo“, hörte ich Jack hinter mir sagen, weshalb ich genervt zu ihm nach hinten schielte. Er hatte die Arme vor der Brust verschränkt und einen vielsagenden Blick aufgesetzt. Er war eindeutig nicht amüsiert darüber, dass ich ihn angeschnauzt hatte. Allerdings wollte ich einfach meine Ruhe haben. Dazu wollte ich ihre Nähe genießen. Ich gab es ja endlich zu! Ich mochte sie. Irgendwie. Vielleicht war es nicht Liebe, zumindest keine starke – glaube ich -, aber ich mochte sie und sie brachte mein Herz zum Rasen. Mein ganzes Leben hatte sie von heute auf morgen einfach umgekrempelt. Jetzt wo mir das bewusst wurde, wollte ich jede Sekunde genießen, die ich mit ihr hatte. War daran denn etwas so falsch? Wenn er bloß endlich aus meinem Kopf verschwinden würde! „Kannst du endlich verschwinden?“, fragte ich aggressiv, doch Jack wirkte daraufhin lediglich belustigt. „Och ist dem Erbsenhirn bewusst geworden, dass er die Kleine Miss Perfect mag und will nun mit ihr alleine sein? Pech gehabt“, sagte er arrogant. Früher war er mein Vorbild gewesen. Ich hatte ihn quasi verehrt, doch seitdem er in meinem Kopf rumgeisterte, wünschte ich mir nur noch, dass ich ihn niemals kennen gelernt hätte. „Halt doch einfach die Klappe und geh raus aus meinem Kopf!“, knurrte ich, während ich mich wieder Rose zuwandte, welche sich im Schlaf auf den Rücken gedreht hatte. So konnte ich sie viel besser beobachten. Ich studierte ganz genau ihr Gesicht ein. Sie sah noch so jung aus. Ob sie wohl jünger war als ich? Dazu hatte sie solch reine Haut. Ich konnte mich nicht daran hindern, ihre Wange zu streichen. Welch zarte Haut sie doch hatte. Ich hoffte, dass ich sie nicht aufwecken würde. Doch plötzlich spürte ich einen starken Schmerz, welcher sich durch meinen Kopf zog. Als ob mir gerade eine Sicherung durchbrennen würde. Sofort biss ich meine Zähne zusammen und begann schmerzerfüllt mit den Zähnen zu knirschen. Dabei kniff ich die Augen zu und fasste mir an den Kopf. Als der Schmerz wieder aufhörte keuchte ich stark. Was war das gewesen? Doch lange konnte ich nicht verschnaufen, denn kurz darauf verspürte ich den selben Schmerz erneut. Dieses Mal zog er sich durch meinen gesamten Körper, woraufhin ich mich stark verkrampfte und versuchte dagegen anzukämpfen. „Du bist eindeutig Lebensmüde, Kiddo. Dachtest du wirklich, du könntest ungestraft mit MIR so reden?“, fragte Jack hinter mir erbost. Machte er das etwa? Aber wie? Er war lediglich ein Hologramm, das in meinem Kopf lebte. Wie schaffte er es mir solche Schmerzen zu verpassen. „Wie-?“, bekam ich lediglich verkrampft aus meinem Mund, bevor ich dagegen ankämpfte vor Schmerzen loszuschreien. Es war unerträglich. Doch genauso wie zuvor hörte der Schmerz urplötzlich auf, woraufhin ich erleichtert ausatmete. Stark keuchte ich und hoffte, dass ich das nicht noch einmal spüren müsste. Es war schlimmer als alles das ich bisher durchgemacht hatte. Da konnte man mich lieber noch mit einem Messer erstechen oder mir eine Kugel durch den Kopf jagen, als dass man mir so etwas antat. Ein durchgehender Schmerz. Zum Glück hatte es aufgehört. Trotzdem stellte sich immer noch die Frage WIE Jack das angestellt hatte. Klar er war ein Genie. Allerdings war er immer noch lediglich ein Hologramm des echten Handsome Jack. Dieser war TOT! Von Daher konnte der Jack in meinem Kopf doch gar nicht solche Macht über mich haben. Oder? „Wie ich schon zuvor erwähnt hatte, hast du ein kleines Erbsenhirn, Kiddo. Du kommst nicht gegen mich an. Und dein kleines Hirn, falls es überhaupt existiert, kann ich ganz leicht beeinflussen. Ich kann dich ALLES fühlen lassen, dass ich will. Also~ entweder ich höre ein ‚Entschuldigung, Handsome Jack, für meine Dummheit, denn ich bin ein Liebeskranker Trottel‘ oder ich mache weiter. Und glaub mir. Es gibt genug Emotionen, die genauso spaßig sind“, erklärte er mir, woraufhin ich ihn erst hasserfüllt und dann schließlich unterwürfig ansah. Kaum zu glauben, dass er immer noch so mächtig war. Doch trotzdem verstand ich noch nicht ganz wie er das anstellte. Etwa weil er direkt mit meinem Gehirn in Verbindung stand? Allerdings half jede Überlegung nicht. Ich müsste mich entschuldigen, ansonsten würde er wer weiß was mit meinem Körper anstellen. Hinterher würde Rose das noch mitbekommen. Oder noch schlimmer. Er würde sie da mit hineinziehen und das war das Letzte was ich wollte. „Schön… Entschuldigung, Handsome Jack, für meine Dummheit, denn ich bin ein Liebeskranker Trottel. So gut?“, sagte ich eher halbherzig, woraufhin er zu überlegen begann. Oh bitte lass ihn das zufrieden stellen. Zu meiner Überraschung begann er loszulachen. Sogar ziemlich hysterisch und zeigte auf mich. War ja klar. Diese Worte aus meinem Mund. Was für eine Genugtuung, hm? Seufzend versuchte ich mich daran zu hindern, vor seinen Augen meine zu verdrehen. War allerdings leichter gesagt als getan. „Ich hätte nicht gedacht, dass du das wirklich sagen würde, Cupcake. Gut. Sehr halbherzig aber das reicht mir. Und jetzt geh vom Bett runter, da schlafe ich“, sagte er plötzlich, woraufhin ich ihn schockiert anblickte. Ich zog meine Augenbrauen weit nach oben. Das war jetzt ein Scherz oder? ER KÖNNTE NICHT EINMAL DARAUF LIEGEN! Er war bloß ein HOLOGRAMM! Er würde einfach durchfallen. Es war schon ein Wunder, dass er sich überhaupt gegen eine Wand lehnen konnte. Allerdings könnte es auch sein, dass er das nur vortäuschte. Ok ich musste die Ruhe bewahren. Ansonsten würde er nur wieder wütend werden. „Jetzt ernsthaft?“, fragte ich. Daraufhin blickte er mich mit einem Ausdruck an, den ich nicht genau einordnen konnte und das verunsicherte mich. Nicht nur das. Es machte mir Angst. Dieser Mann strahlte eine unheimliche Macht aus. Allerdings konnte ich mich darauf nicht mehr konzentrieren, als sich Rose wieder bewegte und sich zu mir umdrehte. Dabei ergriff sie meinen Arm und zog ihn dicht an sich heran. „Mh… ich liebe dich“, nuschelte sie im Schlaf. Sofort starrte ich überrascht zu ihr. Träumte sie etwa gerade von jemandem? Wenn ja. VON WEM? Ich wollte es unbedingt wissen. Allerdings bemerkte ich etwas anderes und das würde Jack sicher nicht gefallen. Ich war jetzt quasi an dieses Bett gefesselt. Denn sie hielt mich mit ihrer ganzen Kraft fest, von daher kam ich nicht so schnell hier weg. Also gehörte das Bett weiterhin mir. Besser gesagt Rose und mir. „Sorry Jack aber ich komme hier nicht weg“, sagte ich schnell und versuchte mein überlegenes Lächeln zu unterdrücken. Es fühlte sich allerdings so gut an, über diesen Mann zu triumphieren. Ausgerechnet er, der einen Jahrelang wie Dreck behandelt hatte. „Schön, Kiddo. Diese Runde geht an dich. Aber glaub mir, das ist noch nicht vorbei“, meinte er und verschwand einfach. Weg war er. Endlich. Allerdings ließ er ein ungutes Gefühl zurück. Das würde sicher noch Böse für mich enden. Wieso musste ich ihn auch verärgern? Seufzend wollte ich mich wieder zu Rose umdrehte, bemerkte aber wie nah sie mir war. Hätte ich mich jetzt zurück auf die Seite gelegt, hätten sie unsere Nasenspitzen berührt und wahrscheinlich sogar mehr. Dabei fiel mein Blick auf ihre Lippen und blieb dort hängen. Nur einmal. Nur einen Kuss könnte sie mir verzeihen. Oder? Lediglich kurz. Nicht mal eine Sekunde lang. Ganz schnell meine Lippen auf ihre legen und fertig. Da wäre doch nichts dabei. Oder? Ich konnte es einfach nicht mehr zurück halten. Vorsichtig legte ich eine meiner Hände auf ihre Wange und kam ihrem Gesicht immer näher, dabei schloss ich langsam meine Augen. Kurz schluckte ich und stoppte. Sollte ich das wirklich machen? Was wäre, wenn ich sie wecken würde? Würde sie mich dann hassen? Allerdings konnte ich dieses Verlangen kaum noch unterdrücken und wollte das Risiko ignorieren. Dann würde sie mich halt hassen. Wäre vielleicht auch besser so. Sie kam nicht von hier. Hinterher würde ich sie für immer verlieren. Da war es leichter, wenn sie mich einfach hassen würde. So wäre die Trennung angenehmer. Für uns Beide. Gut. Jetzt oder nie. Langsam kam ich ihr immer näher. Ich konnte ihren Atem auf meiner Haut spüren. Bis ich ihn schließlich direkt auf meinen Lippen spüren konnte. Kurz öffnete ich noch einmal meine Augen, um zu gucken ob sie vielleicht aufgewacht sei. Zum Glück schlief sie immer noch. Somit nahm ich jetzt all meinen Mut zusammen. „Ich liebe dich…“, hauchte ich unbewusst, bevor ich meinen Lippen auf ihre legte. Sie waren ganz weich und so zart. Ich wollte mich gar nicht mehr von ihr lösen. Am liebsten wäre ich weiter gegangen. Doch das wagte ich mich nicht, weshalb ich mich wieder von ihr löste und zu ihr blickte. Mein Kopf glühte und ich hatte das Gefühl den Verstand zu verlieren. Kurz leckte ich mir über die eigenen Lippen, auf welchen ihr Geschmack noch lag. Genauso süß wie die Erdbeeren vom Essen. Ich wollte noch einmal kosten, doch dann würde sie sicher aufwachen. Dass sie immer noch schlief war schon ein Wunder. Erst jetzt registrierte was ich da gerade eigentlich getan hatte. War ich denn vollkommen übergeschnappt? Wie konnte ich einfach so ein schlafendes Mädchen küssen?! „Rhys…“, hörte ich sie plötzlich im Schlaf murmeln. Dabei bemerkte ich Tränen, die an ihren Wimpern hingen. Sofort wandte ich mich zu ihr und blickte sie fragend an. Sie konnte nicht sehen, wie ich mich sorgte. Ich wüsste zu gerne wovon sie träumte. „Geh… nicht!“, presste sie hervor. Anscheinend hatte sie einen Albtraum. Schnell begann ich sachte an ihr zu rütteln, um sie aufzuwecken. Doch daraufhin begann sie zu zappeln und die Tränen wurden immer mehr. „Rose… Hey wach auf“, sagte ich etwas ernster und begann stärker an ihr zu rütteln, bis sie erschrocken die Augen öffnete. Schnell schallte sie hoch und setzte sich auf. Keuchend blickte sie zu mir. „Rhys? Oh Gott sei Dank es war nur ein Traum!“, rief sie freudig und fiel mir um den Hals. Wortwörtlich. Sie umarmte mich so stark, dass ich schon fast keine Luft mehr bekam. Erschrocken und nicht wissend was ich sagen sollte blickte ich zu ihr. „Ich dachte ich hätte dich verloren“, schluchzte sie, woraufhin ich spürte wie mein Herz stärker zu klopfen begann. Sie hatte also Angst davor mir zu verlieren. Irgendwie brachte mich das zum Lächeln. Es freute mich sogar richtig. Ich hätte nicht gedacht, dass sie so sehr an mir hing. „Keine Sorge. Ich bin ja da…“, haucht ich ihr schließlich zu und strich ihr beruhigend über den Rücken. „Aber Rose? Du schnürst mir die Luft zu…“, keuchte ich nun, da sie noch stärker zugedrückt hatte. Erschrocken ließ sie mich los und ich röchelte nach Luft. „T-tut mir leid. Alles ok?“, fragte sie, dabei bemerkte ich, wie nah sie mir war, weshalb ich ein wenig zurück wich. Ihre großen, eisblauen Augen betrachteten mich besorgt. Dieser Blick konnte einen Mann wirklich schwach machen. „Öhm ja-ja! Alles ok. Ver-versuch einfach weiter zu schlafen ok?“, schlug ich schnell vor, woraufhin sie langsam nickte. Sie schien von meiner Reaktion verwirrt zu sein. Ich auch. Mir war bewusst, was ich empfand und schon benahm ich mich wie der letzte Vollidiot. Ist ja peinlich! Zum Glück fragte sie nicht weiter nach, sondern legte sich wieder neben mir und drehte mir den Rücken zu. Seufzend betrachtete ich diesen, bevor ich näher an sie heran rutschte und meinen menschlichen Arm um sie legte. Kurz zuckte sie zusammen, doch dann schien sie sich leicht gegen mich zu pressen und ich genoss ihre Wärme. Kurz darauf hörte ich, dass sie eingeschlafen war und schloss schließlich selber meine Augen. Schnell schlief ich selber ein und träumte von ihr. Ihrem süßen Lächeln, die zarte Stimme, das Stöhnen und… es wurde pervers. Rose: Am nächsten Morgen erwachte ich wohl ausgeruht. Kurz streckte ich mich vorsichtig und drehte mich noch einmal um, wodurch sich etwas berührte. Meine Nase stieß an die von Rhys, welcher immer noch schlafend neben mir lag. Den einen Arm hatte er unter seinen Kopf gelegte, während der Andere neben ihm lag. Ich begutachtete ihn genau. Er sah wirklich süß aus, wenn er schlief. Komisch. Ich hatte nach dem Albtraum davon geträumt, dass er mich geküsst hätte. Es war ein schöner Traum. Allerdings wirkte er so real. Als ob ich eine Erinnerung verarbeitet hätte. Allerdings war das unmöglich. Niemals im Leben hätte er mich im Schlaf geküsst. Das war einfach unmöglich. Oder? Allerdings war eine andere Sache nicht unmöglich. Ich hielt mir eine Hand vor den Mund und versuchte nicht laut loszulachen. Er war wirklich nur ein Mann. Denn wie jeder normale Mann hatte auch Rhys eine Morgenlatte. Sie schimmerte sogar durch die Decke durch. Irgendwie fand ich es witzig. Wobei sie echt gewaltig war. Weshalb ich mit einer hochgezogenen Augenbraue zu Rhys blickte. Vielleicht hatte er von etwas perversen geträumt. Wäre doch gut möglich oder nicht? Wobei ich mich dann fragte wovon genau. Hoffentlich nicht von einer anderen Frau. Wobei mich das sowieso nichts anging. Wir waren nicht zusammen oder so etwas. Nur weil ich mich in ihn verliebt hatte, hieß das nicht, dass er sich nicht in andere Frauen verlieben durfte. Yay. Depri Stimmung war wieder da! „Mh…“, machte Rhys plötzlich und öffnete langsam seine Augen. Sofort begrüßte ich ihn mit einem herzlichen „Morgen“ und lächelte ihn an. „Morgen…“, murmelte er und ließ sich sofort wieder ins Bett zurück fallen, nachdem er sich kurz aufgesetzt hatte. „Harte Nacht? Vielleicht so hart, wie etwas da unten?“, fragte ich amüsiert, woraufhin er erschrocken hochfuhr und an sich runter blickte. Kurz darauf begann ich wieder zu lachen, woraufhin er mich böse anfunkelte. „Pass auf, sonst darfst du mir helfen es weg zu machen“, drohte er mir ernst, woraufhin ich knallrot anlief. Kopfkino! KOPFKINO! Hilfe ich hatte ein heftiges Kopfkino. Und es war KEIN Freide-Freude-Eierkuchen Kopfkino. Es war nicht einmal mehr Jugendfrei. Es war pervers. SEHR PERVERS! „Öhm… Öh… D-droh mir nicht!“, stotterte ich schnell und versuchte diese versauten Bilder wieder aus meinem Kopf zu bekommen. Verdammt ich war doch auch bloß eine Frau. Dazu auch noch eine, die in ihrem Leben immer nur von so etwas wie Sex träumen durfte. Wieso musste er mir dann so drohen? War doch klar, dass mein Jungfräulicher Körper sich dadurch mehr wünschte. Und das auch noch von einem Mann, von dem ich nicht einmal wusste, was er für mich empfand. Er wusste ja nicht einmal, dass ich IHN liebte. „Ich geh auf Klo…“, meinte er seufzend und sprang aus dem Bett. Dabei versuchte er so gut es ging zu verbergen, was zwischen seinen Beinen vorging. Und weg war er. Schon war ich alleine. Oder auch nicht ganz. Denn plötzlich tauchte Jack wieder auf. Seufzend setzte ich mich an die Bettkante und blickte zu ihm. „Was willst du?“, fragte ich leicht genervt, woraufhin er auf mich zu kam und sich neben mir nieder ließ. Also entweder hatte er sehr viel Kraft in den Beinen oder er konnte tatsächlich auf diesem Bett sitzen, was ich mir eher weniger vorstellen konnte. „Bevor du etwas sagst. Warum warst du so sauer auf mich? Moment… sag nicht du hast wirklich so etwas wie Gefühle und dich haben meine Worte verletzt“, meinte ich ernst und blickte ihn mit einer hochgezogenen Augenbraue an. Sofort blickte er zu mir und verdrehte demonstrativ die Augen. Ein einfach nein hätte genügt. Also war diese Theorie falsch. Was hatte ich denn noch in der Seitengasse gesagt? Ich hatte seine Frau erwähnt. Moment. Nein. Das konnte unmöglich sein. Er war nicht der Mensch, der fähig war einen anderen Menschen vom Herzen zu lieben. Oder? „Na komm Spatzenhirn. Streng dich an“, meinte er überheblich. Grummelnd blickte ich zu ihm. „Gut. Neue Vermutung. War es weil ich deine Frau beleidigt habe? Nein wie süß. Der große Handsome Jack konnte jemanden wirklich lieben?“, fragte ich spöttisch, woraufhin er mich eiskalt anblickte. Wow. Mein Blut gefror gerade in meinem Körper. Anscheinend hatte ich tatsächlich einen wunden Punkt getroffen. Kaum zu glauben aber das schien wirklich der Grund gewesen zu sein, warum er so sauer auf mich war. Jack war also doch bloß ein Mensch. Vielleicht war er gar nicht solch ein Monster, für den ich ihn die ganze Zeit gehalten hatte. Anscheinend hatte er sie wirklich geliebt. Vielleicht vermisste er sie sogar. Zum ersten Mal in meinem Leben empfand ich Mitleid für Jack. Den Mann, den ich am meisten auf der Welt hasste. Doch nun konnte ich es irgendwie nicht mehr. Stattdessen hätte ich ihn sogar gerne getröstet. Ok irgendetwas stimmte nicht mit mir. Aber wenn jemanden tatsächlich so sehr noch an einer Person hängen konnte, dann konnte er doch gar nicht so ein übler Mensch sein. Oder lag ich da falsch? „Jack?“ „Hm?“, machte er lediglich und schielte zu mir. Kurz hatte er sich von mir abgewandt. Seufzend beugte ich mich zu seinem Ohr vor und hauchte: „Tut mir leid.“ Danach wandte ich mich von ihm ab und stand von dem Bett auf, bevor ich mich nun richtig streckte. „Mh~ Schöner morgen“, meinte ich begeistert und ließ kurz meinen Hals knacken. „Auf einmal so zahm, Kätzchen?“, fragte er leicht hämisch grinsend, woraufhin ich ihn frech angrinste. „Ja. Aber bestimmt nicht für lange. Bild dir nichts darauf ein, kapiert?“, meinte ich mal arrogant und ging ein bisschen im Raum hin und her, während ich auf Rhys wartete. Er brauchte ganz schön lange auf dem Klo. Was machte er denn dort? Kacken?! Nach ein paar Minuten des weiteren Wartens, kam er schließlich endlich in das Zimmer und ich bemerkte, dass seine Haare nass waren. Anscheinend war er noch oben duschen. Ein Handtuch lag um seinen Hals. Sofort seufzte ich laut. Ich hoffte, dass er nicht das ganze warme Wasser aufgebraucht hatte. Sonst würde er von mir etwas zu hören bekommen. „Wehe das ganze warme Wasser ist weg. Dann gibt es eine Strafe Rhys!“, knurrte ich ernst, bevor ich aus dem Zimmer ging und in das Badezimmer huschte. Zum Glück hingen dort Haken, sodass ich meiner Kleidung dran hängen konnte. Handtücher lagen ebenfalls bereit. Die Tür schloss ich hinter mir ab. Danach zog ich mir meine Weste aus und hing sie auf den Kleiderhaken. Kurz darauf zog ich mir mein Oberteil aus. Als letztes kam die Unterwäsche. Danach drehte ich den Hahn auf und fühlte ob das Wasser warm genug war. Perfekte Temperatur. Sogar Shampoo und Duschgel war vorhanden. Nun konnte ich mich vernünftig säubern. Im Gegensatz zu dem Bad im See. Somit stieg ich freudig in die Dusche und begann mich abzuwaschen. So mochte ich meinen Morgen. Dass mein Handy klingelte, vernahm ich durch das laute Rauschen leider nicht. Würde ich halt später zurück rufen. Wer es wohl war? Naja die Person konnte auf die Mailbox sprechen. „Rose? Rose bitte geh ran! ROSE!“ Kapitel 13: Das Telefonat ------------------------- Rhys: Das gefiel mir gar nicht. Ich war wieder alleine mit Jack und er hatte mit mir anscheinend immer noch eine Rechnung offen. Dass ich Angst bekam, war sicher nicht schwer zu erkennen. Wieso war er überhaupt hier? Hatte er sich wohl mit Rose unterhalten? Ein wenig neugierig war ich schon, allerdings wagte ich es nicht wirklich ihn zu fragen. Denn er war eindeutig sauer. Auf mich. Wahrscheinlich weil ich ihn letzte Nacht nicht auf das Bett gelassen hatte. Dabei stellte sich mir immer noch die Frage, OB er überhaupt auf dem Bett liegen konnte. Schließlich war er lediglich ein Hologramm und fiel wahrscheinlich wie ein Geist einfach dadurch. Wobei ein Geist schweben konnte, im Gegensatz zu ihm. Schluckend schielte ich zu ihm. Er beobachtete mich ganz genau und das gefiel mir gar nicht. Als ob er sich schon überlegen würde, was er mir antun könnte. Konnte Rose nicht wieder zurückkommen? Ich hatte ehrlich Angst mit ihm alleine zu sein. Zum Glück war er nicht mit im Badezimmer, ansonsten wäre das ziemlich peinlich geworden. Vor allem hätte er bestimmt ausgenutzt was er gesehen hätte. Wahrscheinlich hätte er mich damit erpresst oder sonst etwas. Zum Glück wusste er nicht was ich dort unter der Dusche getrieben hatte. „Und hast du an das Püppchen gedacht, während du dir einen runter geholt hast?“, fragte er mich direkt, woraufhin ich weit die Augen aufriss. Woher-wie-WIESO? Wie konnte er wissen, was ich gemacht hatte? Ich meine, dass hatte ich NATÜRLICH nicht getan. Ach wem versuche ich hier etwas vorzumachen? Natürlich hatte ich unter der Dusche ein paar Fantasien, die weit über das Küssen hinausgingen. Und natürlich hatte ich so gehandelt, wie die meisten Männer es getan hätte. Daran war nichts peinlich! Trotzdem schämte ich mich irgendwie dafür. Hoffentlich würde Rose niemals etwas davon erfahren. Sie würde mich dafür sicher hassen. Wenn nicht sogar richtig verachten und mir auf ewig aus dem Weg gehen. „Was… was interessiert dich das?“, fragte ich nervös und schielte mit errötetem Kopf weg. „Nein wie süß! Jungfrau hier ist das peinlich. Hör zu Cupcake, entweder du tust ab sofort was ich dir sage oder deine kleine Angebetete wird erfahren was du so alles treibst, wenn sie nicht anwesend ist – naja – oder wenn sie schläft“, befahl er mir bedrohlich, woraufhin ich ihn erneut erschrocken anblickte. Was wusste der Kerl eigentlich nicht? Hatte er mich etwa heimlich beobachtet? Mir war das alles schon unangenehm genug. Wieso musste er es mir auch noch unter die Nase reiben? Verdammt. Ich konnte auch gar nichts dagegen unternehmen. Er hatte gerade die Macht über mich. Würde ich nicht machen was er sagt, dann wäre alles verloren. Natürlich wäre alles einfacher, wenn sie mich hassen würde, doch trotzdem wollte ich das nicht. Vor allem würde ich dann nie wieder ihre schüchterne Seite sehen, wenn ich sie ärgerte. Diese Röte in ihrem Gesicht, wenn ich sie ein wenig neckte. Das würde sie mir alles wahrscheinlich verwehren, würde sie von all dem wissen. Von daher seufzte ich nur kurz und nickte. „Gut ich tue alles was du sagst…“ „Du tust alles was wer sagt?“, hörte ich plötzlich Vaughn hinter mir fragen, woraufhin ich mich zu ihm umdrehte. Er sah ausgeruhter aus als ich. War auch nicht weiter erstaunlich. Er musste letzte Nacht nicht mit Schmerzen im Kopf und schließlich im gesamten Körper kämpfen, da ein gewisser Jemand einem das Leben zur Hölle versuchte zu machen, während das Mädchen, welches man mochte, neben einem liegt. Sonst hatte ich eigentlich eine wunderbare Nacht gehabt. Mehr oder weniger. Wahrscheinlich sah ich aus, als ob man mich verprügelt hätte. Selbst nach der erfrischenden Dusche am Morgen, fühlte ich mich immer noch wie erschlagen. Jack hatte es eindeutig übertrieben. Ich verstand immer noch nicht wie er das angestellt hatte. Wahrscheinlich hing es wirklich damit zusammen, dass er eine direkte Verbindung zu meinem Gehirn hatte. Doch was ist eigentlich mit Rose? Sie konnte ihn auch sehen. Ob er dadurch wohl ebenfalls eine Verbindung zu ihrem Gehirn hatte? Vielleicht keine so direkte wie er zu meinem, doch es könnte sein, dass er indirekt mit ihr verbunden war. Der bloße Gedanke ließ mich erschüttern. Hinterher könnte er sie ebenfalls alles fühlen lassen, was er wollte. Ich musste sie dafür schützen. Das würde sie doch niemals überleben. Und wer weiß, was er sie alles fühlen lassen würde! „Rhys? Hörst du mir zu?“, fragte mich Vaughn, woraufhin ich aus meinen Gedanken schreckte und ihn verblüfft ansah. „Hm? Sorry war in Gedanken. Aber erst einmal wünsche ich dir auch einen guten Morgen und nein ich habe beschissen geschlafen, danke der Nachfrage. Wie war denn deine Nacht?“, antwortete ich schließlich ironisch, während ich mir entnervt stöhnend meine Schläfen rieb, bevor ich mich schließlich einfach auf das Bett fallen ließ. Konnte ich nicht noch ein bisschen schlafen? Danach würde es mir sicher besser gehen. „Wow, Kumpel, was ist denn passiert?“, fragte er nun endlich ein wenig besorgt. Seufzend setzte ich mich auf und saß nun knapp auf der Bettkante. Vaughn setzte sich direkt neben mich und blickte zu mir. „Jack ist passiert…“, brummte ich, woraufhin dieser so tat als ob er nichts gehört hätte. Nicht einmal meinen bösen Blick, den ich ihm zuwarf, schien er wirklich zu beachten. Stattdessen verschränkte er seine Arme vor der Brust und schloss seine Augen. Wollte er jetzt etwa schlafen oder was? Dieser Mann war wirklich unglaublich. „Ok… Wie genau meinst du das? Du hattest doch keine seltsamen Träume von ihm oder?“, fragte mich Vaughn, woraufhin ich ihm einen vielsagenden Blick zu warf. War das sein ernst? Ich hatte ihm doch erzählt, dass ich Handsome Jack sehen konnte und ich war NICHT von ihm besessen. Wie oft musste ich das noch wiederholen? „Was für- NEIN! Vaughn was… wie kommst du auf sowas?“, fragte ich erschrocken und seufzte laut, bevor ich weiter versuchte zu erklären, „Hör zu… Jack scheint mich irgendwie alles fühlen lassen zu können was er will. Naja und das hat er gestern Abend demonstriert. Ich habe mich sogar vor Schmerzen gekrümmt und verkrampft!“ „Haha ja. Dein Gesicht war wirklich zu genial. Das war ein Genuss. Du hättest dich sehen müssen, Cupcake! Zu köstlich“, sagte Jack und begann laut los zu lachen, während er mit seinem Zeigefinger auf mich deutete. Ihn schienen Schmerzen von Anderen wirklich zu amüsieren. Ich fand das eher WENIGER amüsant. Um genau zu sein GAR NICHT. Doch er konnte groß reden, er war ja nicht derjenige, der das Gefühl hatte zu sterben, dank den ganzen Schmerzen, die einem durch den gesamten Körper fuhren. „Ok… das ist echt… wow…“, meinte Vaughn kurz. „Kannst du laut sagen…“, brummte ich und ließ mich wieder nach hinten fallen. Dabei legte ich meine Hände und meinen Kopf und starrte an die Decke. Dabei fiel mir auf wie schlicht das Zimmer war. Vor allem die Decke. Anscheinend hatte sie nie jemand die Mühe gemacht sie zu streichen oder mit irgendetwas angenehmen zu tapezieren. „Naja Themenwechsel. Gibt gleich Frühstück, wo ist deine Freundin?“, fragte Vaughn, woraufhin ich ihm einen eiskalten Blick zu warf und leise grummelte. „Sie ist nicht meine Freundin. Und-“ „Trotzdem hast du sie geküsst, Kiddo. Und erneut frage ich mich, ob du mutig oder einfach nur lebensmüde bist. Gut ich hätte mir sowas erlauben dürfen. Mir fliegen die Frauen aber sowieso zu“, unterbrach mich Jack und ließ mal wieder sein riesen Ego raushängen. „Es waren bloß die Lippen ok?!“, beschwerte ich mich ernst, woraufhin mich Vaughn mit einer hochgezogenen Augenbraue ansah, bevor er laut zu seufzend begann und seine Hand sachte gegen seinen Kopf klatschte. Dabei achtete er darauf, seine Brille nicht zu beschädigen. Kurz darauf nahm er seine Hand wieder weg. Schnell blickte ich weg. Er warf mir einen Blick zu, den ich nicht gerne sehen wollte. Ein Blick, der einem quasi in das Gesicht klatschte „Bist du ein IDIOT?“. „Du hast sie nicht wirklich geküsst oder?“, fragte er, woraufhin ich kurz zu ihm schielte und schnell versuchte eine Ausrede zu finden. „Was? Pff nein! Ich… was denkst du von mir?“ „War sie wach?“, fragte er. War ja klar, dass er mir das nicht abkaufen würde. Dafür kannten wir uns eindeutig schon zu lange. Jetzt musste ich mich auch noch vor ihm rechtfertigen. Konnte dieser Tag noch schlimmer werden? „Nein… Sie hat geschlafen. Ich weiß auch nicht wieso ich das gemacht habe. Es kam einfach so über mich. Und bevor ich überhaupt registrierte was ich mache, habe ich sie geküsst. Nur auf die Lippen natürlich“, erklärte ich Vaughn ein wenig verzweifelt und setzte mich erneut auf, bevor ich auf meine Hände starrte. „Na super… Aber gemerkt hat sie nichts, oder?“ „Zumindest nicht, dass ich wüsste.“ „Naja dann hoffen wir mal, dass sie es nicht herausfindet. Zumindest nicht bis du ihr gestehst was du fühlst“, meinte Vaughn plötzlich. Sofort starrte ich ihn an. Ich warf ihm einen fragenden Blick zu. Ich wusste nicht was ich sagen sollte. Vor allem wusste ich nicht worauf er hinaus wollte. Sollte ich ihr jetzt etwa plötzlich gestehen, dass ich mich von ihr angezogen fühle, nur wegen dem einen Kuss? Naja und paar nicht Jugendfreien Träumen. Das könnte ich nicht. Nicht so früh. Sie würde mich sicherlich abweisen. Da wäre es mir lieber, wenn sie es niemals erfahren würde. Kurz seufzte ich und überlegte was ich Vaughn sagen sollte, doch da hörte ich plötzlich Rose laut kreischen. Sofort sprang ich vom Bett auf. Ich wollte schon zu ihr stürmen, doch dazu kam ich gar nicht mehr, da sie in das Zimmer gerannt kam. Sie wirkte total verängstigt. Allerdings war das nicht unbedingt das, was mir als Erstes auffiel. Sie war lediglich mit einem Handtuch bedeckt und ihre Haare tropften auf den Boden. Dazu liefen ihr immer noch vereinzelte Tropfen dem eindeutig nackten Körper entlang. Ich spürte wie die Hitze mir in den Kopf schoss und das Blut woanders hin. Wie konnte sie so in das Zimmer kommen? Sie wusste doch, dass ich hier war. Musste sie mich eigentlich ständig so fertig machen? Allerdings bemerkte ich, dass sie den Tränen nahe war. Was hatte sie bloß so verschreckt. „Was ist los?“, fragte ich schnell und ging auf sie zu. Sie blieb stehen wo sie war. Mit einer Hand klammerte sie sich an dem Handtuch fest, welches um ihren Körper gewickelt war. Ihr ganzer Körper zitterte und die Augen hatte sie zusammen gekniffen. „Spinne! SPINNE! Mach sie weg! Bitte!“, flehte sie und versuchte zu mir zu schielen, doch anscheinend spürte sie das Krabbeln auf ihrem Körper und zuckte stark zusammen. Was ich nicht so alles über sie erfuhr. Jetzt wusste ich auch noch, dass sie eindeutig Angst vor Spinnen hatte. Eine richtige Panik schien sich in ihr auszubreiten. „Was wo?!“, fragte Vaughn erschrocken, welcher Spinnen ebenfalls nicht unbedingt leiden konnte. Stattdessen verzog er sich nun komplett auf das Bett, indem er seine Beine anzog. Also blieb es an mir hängen, das Tier wegzumachen. „Keine Sorge, ich mache sie weg“, meinte ich beruhigend, als ich bei ihr stand, dabei sah ich mich genau an ihrem Körper um, bis ich die Spinne schließlich ihren Hals hochkrabbelnd erblickte. Sie war nicht unbedingt groß oder fett, sondern eher klein, mit äußerst langen Beinen. Wahrscheinlich war sie nicht einmal gefährlich. Ich fand sie auch nicht ekelhaft oder so. Sie schien mir noch ein Baby zu sein, so klein wie sie war. Allerdings brachte sie Rose trotzdem zum Zittern. Ihr ganzer Körper vibrierte und immer mehr Tränen schossen in ihre Augen. Ich wollte sie nur noch in die Arme nehmen und ihr sagen, dass alles gut werden würde. Wobei das wahrscheinlich nicht helfen würde, solange dieses kleine Tierchen auf ihrem Körper Party machte. Ein wenig fragte ich mich, ob ich die Spinne wirklich sofort weg machen sollte. Rose sah so süß aus, wenn sie Angst hatte. Sie wirkte so hilflos. Aus diesem Grund musste ich einfach endlich handeln. Mein Beschützerinstinkt wurde geweckt. Außerdem wollte ich sie mich wieder ihren Helden nennen hören. „Beeil dich Rhys!“, schluchzte sie. Sofort schnipste ich die Spinne von ihrem Hals runter und zertrat sie, als sie versuchte auf dem Boden zu flüchten. Zum Glück waren die Schuhe nicht von mir. Sonst hätte es mich geärgert, dass ich nun eine Spinnenleiche an der Sohle kleben hätte. Doch da sie umsonst und dazu noch ziemlich hässlich waren, konnte ich das entschuldigen und ignorieren. Was ich nicht ignorieren konnte war Rose, welche mich begeistert umarmte und dabei beinahe umwarf. Dank dem Handtuch spürte ich genau ihre Brüste gegen mich gepresst, woraufhin ich stark schlucken musste. Schnell versuchte ich andere Bilder in den Kopf zu bekommen, ansonsten wäre das mal wieder eine sehr peinliche Situation. „Danke Rhys! Du bist wirklich mein Held“, sagte sie schließlich und schon kratzte ich mich verlegen am Hinterkopf, während ich sie beschämt anlächelte. „Ach findest du?“, fragte ich, woraufhin sie mir zu nickte. Danach starrte sie an sich hinunter und lief knallrot an. Ohne ein Wort zu sagen, stürmte sie aus dem Zimmer zurück in das Badezimmer. Anscheinend hatte sie erst jetzt bemerkt, dass sie immer noch nur ein Handtuch um hatte. Ich konnte ein Lachen nicht mehr unterdrücken. Zum Glück hatte sie das nicht gehört. Vaughn stieg währenddessen wieder vom Bett runter und verabschiedete sich, indem er sagte, dass er schon einmal vorgehen würde. Wir würden sowieso bald nachkommen. Sobald Rose fertig wäre. Rose: Nachdem ich mich endlich fertig umgezogen hatte, kam ich zurück in das Zimmer, wo sich nur noch Rhys und Jack aufhielten. Vaughn war anscheinend wieder gegangen. Meine Haare hatte ich mit einer Haarklammer, welche ich im Badezimmer gefunden hatte, hochgesteckt, da sie immer noch feucht war. Leider würde das auch noch lange so bleiben, da ich leider nirgendwo einen Föhn gesehen hatte. Somit mussten sie an der Luft trocknen. Bei Haaren, die einem sogar bis über den Hintern reichten, konnte so etwas ziemlich lange dauern. Wenn nicht schon fast den halben Tag. Es war nervig, allerdings würde ich sie mir trotzdem niemals abschneiden lassen. Dafür liebte ich sie zu sehr und war auch stolz auf sie. Naja Hauptsache sie tropften mir nicht die ganze Zeit meinen Rücken oder den Nacken voll. „Hey. Wo ist Vaughn?“, fragte ich Rhys ein wenig neugierig, wobei ich auch etwas überrascht war. Schließlich waren die Beiden beste Freunde. Doch die meiste Zeit hing Rhys hier in dem Zimmer rum. Ob er auf mich gewartet hatte? Bestimmt gab es Frühstück und er wollte mir Bescheid geben. Das wäre zumindest meine erste Idee gewesen. „Er ist schon mal los zum Frühstück“, antwortete Rhys. Also lag ich mit meiner Vermutung richtig. Ich bin gut! „Gut dann lass uns auch gehen“, meinte ich lächelnd, doch dabei fiel mir plötzlich mein Handy auf, welches in meinem Rock zu blinken schien. Sofort nahm ich es zur Hand und entschlüsselte es, um nachsehen zu können was los war. Ich hatte eine Nachricht. Diese öffnete ich sofort, worin stand, dass ich ZEHN vermisste Anrufe hätte. Alle waren von Rika. Es schien wirklich dringend zu sein. Sofort breitete sich Panik in mir aus. War etwa etwas mit meiner Mutter? Hatte sie einen Nervenzusammenbruch? War sie tot? Ich wurde panisch. Mein Atem ging immer schneller. Ich betete, dass das nicht wahr war. Ansonsten würde ich es hier nicht aushalten. Ich könnte niemals mit dem Wissen weiterleben, dass meine Mutter wegen MIR Tod sei. Hoffentlich war es etwas anderes, das Rika mit mir zu besprechen hatte. Oh bitte sei ein anderer Grund! Schnell wählte ich Rikas Nummer und hoffte, dass sie so schnell wie möglich abnehmen würde. Verdammt dauerte das lange. Warum ging sie denn nicht ran? Ich wurde immer nervöser und lief im Zimmer auf und ab, dabei knabberte ich an meinen Fingernägeln. Ich machte mir große Sorgen. Vielleicht war auch etwas mit dem Haus oder sie hätte herausgefunden, dass ich doch nicht mehr nach Hause zurück könnte. Alles was ich mir überlegte waren schlechte Neuigkeiten. Mir fiel gar nichts Positives ein. Plötzlich spürte ich Rhys Hand auf meinem Arm ruhen, wahrscheinlich damit ich mich ein wenig beruhigte. Es half mir zum Stillstand, allerdings kochte es in meinem Körper. Mein Magen schien sich immer mehr zuzuziehen. Ich wollte endlich wissen was los war. Dann kam er endlich. Der Ton der Befreiung. Rika war am Telefon und erneut begrüßte sie mit einem barschen: „Hallo!“ Anscheinend war sie sauer, da ich die ganze Zeit nicht rangegangen war. Allerdings war ich unter der Dusche gewesen. Da konnte ich nichts hören. Das musste sie mir verzeihen. Sie konnte mir sowieso niemals lange sauer sein. Warum machte ich mich also überhaupt so kirre? Oh stimmt. „Hey Rika. Was ist los? Du hast mich zehn Mal angerufen!“, fragte ich hektisch und setzte mich schließlich auf die Bettkante, damit ich nicht aus den Latschen fiel, falls ich nun tatsächlich eine schlechte Nachricht erwarten musste. Ich schluckte stark und laut. Hätte ich überhaupt Fragen sollen? Hinterher würde sie mir tatsächlich beichten, dass meine Mutter tot sei. Und dann? Was sollte ich dann machen? Ich würde verzweifeln und wahrscheinlich gar nicht mehr leben wollen. Nicht einmal Rhys hätte mich wieder aufmuntern können. Allerdings war es besser, es sofort zu erfahren, statt irgendwann in was weiß ich wie vielen Jahren. „Naja ich habe sowohl eine gute, als auch eine schlechte Nachricht“, begann Rika. Ich wollte schon erleichtert ausatmen, bis sie meinte, dass sie tatsächlich eine schlechte Nachricht hatte. Ich konnte das nicht. Ich wollte nicht mehr hinhören. Schnell legte ich das Handy zur Seite und stellte es auf laut, damit ich nicht mehr in mein Ohr alles gesagt bekommen musste. Hinterher würde es nur noch mehr schmerzen. Innerlich zerbrach ich sowieso schon, weshalb ich den Kopf seufzend in meine Hände legte und mich nach hinten auf das Bett warf. „Schlechte Nachricht zuerst bitte…“, nuschelte ich verzweifelt. „Keine Sorge es geht nicht um deine Mutter. Um die geht es eher in der guten Nachricht“, sagte Rika sofort beruhigend, woraufhin ich hochfuhr und überrascht zu dem Handy blickte. Gute Nachricht und meine Mutter in einem Satz? Das passte nicht zusammen. Was wäre das denn für eine Nachricht? Vielleicht dass sie endlich ihren Kummer überwunden hätte? Konnte ich kaum glauben, allerdings starb die Hoffnung bekanntlich zuletzt. Somit konnte ich ein schwaches Lächeln nicht mehr unterdrücken. „Ok… dann schieß mal los.“ „Also~ Ich war vor drei Tagen in einer Irrenanstalt. Dort lebt nämlich eine Frau, die so etwas Ähnliches wie du durchgemacht hat. Anscheinend wurde sie in einen Anime gezogen. Irgendwas mit Alchemie oder so-“ „Fullmetal Alchemist?“, unterbrach ich sie kurz. Schließlich hatte ich den Anime früher selber gesuchtet. Vor allem Edward hatte es mir angetan. Allerdings war es damals ein anderes Gefühl gewesen, als das dass ich nun für Rhys spürte. Wahrscheinlich war das nur eine Schwärmerei gewesen und nun… nun hatte ich mich tatsächlich verliebt. „Ja genau! Nerd…“, brummte Rika scherzend, woraufhin ich meine Augen verdrehte. „So what? Ich steh dazu! Jetzt komm auf den Punkt. WARTE! Drei Tage? Aber… ooooh… die Zeit vergeht hier langsamer?“, fragte ich plötzlich, da ich doch erst vor zwei Tagen mit Rika geredet hatte. Diese seufzte kurz und antwortete mit einem knappen „Ja“, bevor sie sich wieder an ihre Erzählung widmete. „Auf jeden Fall habe ich diese Frau besucht und sie hat mir erzählt wie man WAHRSCHEINLICH wieder zurück in die reale Welt kommt. Allerdings wird dir die Lösung nicht gefallen…“ „Sag einfach. Ich bin gerade auf alles vorbereitet“, meinte ich schnell. Ich wollte das hier bloß hinter mich bringen. Und wenn es hinterher hieß, dass ich doch nicht nach Hause könnte, Hauptsache ich wusste es endlich. Dann müsste ich mich halt damit abfinden. Anders ging es leider nicht. Doch das wäre dann in Ordnung für mich. Lieber war ich mir sicher, anstatt die ganze Zeit weiter zu hoffen und zu träumen. „Naja… anscheinend hat man eine Aufgabe, wenn man in eine andere Welt gezogen wird. Und wenn diese gefährdet wird, wirst du zurück geschickt. Das ist allerdings nur dann der Fall, wenn du… nun… wenn du nicht mehr nach Hause willst, weil diese andere Welt quasi dein neues zu Hause geworden ist. Wenn du dann zurück geschickt wirst, dann spürst du eine tiefe Leere in dir, da du deine Freunde und vor allem die vermisst, die du liebst oder denjenigen, in den du dich verliebt hast“, erklärte Rika mir, woraufhin ich verblüfft auf das Handy starrte. Mir blieb der Atem im Hals stecken. Das konnte nicht wahr sein. Ich würde also erst zurück können, wenn ich NICHT mehr wollte. Wie grausam das war. Also müsste ich mich dank diesem Wissen nun quasi entscheiden, ob ich lieber darunter litt nie wieder nach Hause zu können, oder mir den Schmerz und das Leid nach der Trennung von dieser Welt antat. Wer könnte sich denn da entscheiden? Sowohl das Eine, als auch das Andere waren schrecklich. Vor allem wurde mir eines bewusst, als ich darüber nachdachte. Ich wollte langsam nicht mehr nach Hause. Ich hatte eher das Gefühl zu MÜSSEN. Und dieses Gefühl machte mir Angst. Was wäre, wenn ich mich schon längst zu sehr hieran gewöhnt hatte und bald zurück müsste? Würde ich mich dann freuen oder würde ich weinen? Ich wollte doch jetzt schon nicht mehr von Rhys weg. Ich musste es irgendwie aufhalten. Ich musste mich aufhalten. Ich durfte mich nicht noch mehr in ihn verlieben. Würde ich das tun, dann würde ich nach einer Trennung nur noch weinen. Tag und Nacht. Nein! Das durfte niemals geschehen! Allerdings war das leichter gesagt als getan. Denn seine Nähe tat mir gut. Konnte er mir nicht einfach sagen, dass er mich hasst und die Sache wäre gegessen gewesen? Stattdessen verstanden wir uns von Tag zu Tag besser. Ich konnte ihn schon fast als meinen besten, männlichen Freund bezeichnen. „Ok… danke Rika. Naja wenigstens gibt es Hoffnung, dass ich nach Hause kann. Ha…ha…“, täuschte ich ein Lachen vor, bevor ich stark ausseufzte und kurz zu Rhys schielte, welcher in Gedanken versunken zu sein schien. Ob er überhaupt zugehört hatte? „Naja jetzt die guten Neuigkeiten. Deine Mutter ist in Therapie! Ich habe ihr erzählt, dass du Verschwunden bist und sie hat gemerkt, dass sie so nicht mehr weiter machen kann. Sobald du zurück bist, möchte sie dir beweisen, dass sie wieder deine Mutter sein kann, so wie früher. Sie kocht sogar und hat sich auf einer Dating Website angemeldet! Ist das nicht großartig?“, erzählte mir Rika begeistert, woraufhin ich zu strahlen begann. Meine Augen funkelten und mein Herz machte Freudensprünge. Was ich da hörte konnte ich kaum glauben. Nach all den Jahren hatte sie es endlich geschafft. Sie hatte ihre Trauer überwunden und sich Hilfe geholt. Ich war so glücklich. Mir kamen sogar vor Freude die Tränen. Nicht nur die Tränen. Ich begann gleichzeitig zu lachen und zu weinen. „Das sind wunderbare Neuigkeiten“, schluchzte ich fröhlich und versuchte die Tränen wegzuwischen, doch es kamen immer wieder Neue. Kurz nahm ich mein Medaillon zur Hand und drückte es feste gegen mich, bevor ich mich freudig nach hinten warf und die Arme von mir warf. „Ich bin so glücklich!“, schrie ich glücklich. „Das hatte ich erwartet. Naja ich muss langsam auflegen. Sonst isst mir deine Mutter alles weg. Wobei… so schlimm wäre das gar nicht“, beschwerte sie sich seufzend, woraufhin ich laut zu lachen begann, dabei wischte ich mir die restlichen Tränen weg und setzte mich wieder auf. „Lass mich raten. Sie ist eine furchtbare Köchin?“ „Oooooh ja. Ich brauche meine Rose! KOMM ZURÜHÜCK! Ich brauche deine wunderbaren Kochkünste. Bitte! Ich brauche dich Rose! Hier bei mir. Im Bett. Neben mir…“, beschwerte sie sich erneut, bis es zu einem Schnaufen überging und man schließlich Sabbergeräusche vernehmen konnte. Sofort wich ich von dem Handy ein Stück zurück. „Öhm Rika? Sabberst du etwa?“, fragte ich schockiert, doch sie schien mir gar nicht mehr zuzuhören. „Rose beim Umziehen. Essen von Rose. Mh~“, schwärmte sie, woraufhin ich rot anlief. Das war nicht mehr normal. Sie erinnerte mich irgendwie an jemanden, allerdings fiel mir nicht ein an wen. Es war eine Spielfigur. Wobei es dazu auch einen Anime gab. Doch wie hieß die nochmal? Dann fiel es mir wie Schuppen von den Augen. „Ist gut du Seiko Verschnitt. Ich leg dann mal auf. Und wegen diesem Thema reden wir, wenn ich wieder zu Hause bin. Falls ich jemals nach Hause komme. Also bye~ Hab dich lieb, Süße“, verabschiedete ich mich und wartete darauf, dass sie sich ebenfalls verabschiedete. „Ok. Bis dann, Süße! Liebe dich“, trällerte sie, bevor ich schließlich auf den Auflegen Knopf drückte und mein Handy weg packte. Seufzend rieb ich mir meine Schläfen. Dieses Mädchen machte mich fertig. Plötzlich bemerkte ich intensive Blicke auf mir ruhen. Sofort blickte ich nach oben und sah Rhys, welcher mich fragend anstarrte. „Was?“, gab ich lediglich von mir, bevor ich mich erhob und ihn leicht zur Seite schob. Ich musste mir angewöhnen ihn kälter zu behandeln. Am besten fing ich sofort damit an. Doch wenn ich ihn ansah, mit seinen tiefbraunen Haaren und diesen intensiven Blicken, dann wurde ich einfach schwach. Dazu noch sein Körper. Gut gebaut war er, das konnte man nicht abstreiten. Klar war er kein Supermann und stark muskulös, doch trotzdem hatte er auch Einiges zu bieten. Er war einfach mein Traummann. Da fiel es mir natürlich schwer ihn wie Dreck zu behandeln. Vor allem da wir uns gerade erst näher gekommen waren. Vielleicht sollte ich mich doch normal benehmen und auf das Beste hoffen. „Kann es sein, dass deine Freundin in dich… naja… verliebt ist?“, fragte er direkt, woraufhin ich mich an der Wange kratzend zu ihm wandte. Mir stieg leichte Röte in mein Gesicht. Ein wenig beschämt schielte ich zur Seite. „Kann sein“, gab ich kleinlaut von mir und schon riss Rhys seinen Mund weit auf. Dieser blieb für längere Zeit offen stehen, als ob er nicht glauben könnte, was er gerade gehört hatte. Schockiert blickte er zu mir. Schließlich kriegte er sich wieder ein, doch sein Blick blieb bestehen. „Warte aber… d-du bist nicht in sie… oder?“, fragte er ein wenig hektisch, woraufhin ich eine meiner Augenbrauen hochzog. Warum machte ihn das so nervös? Hatte er noch nie Lesben gesehen? Wobei ich nicht dazu gehörte. Trotzdem war das hier seltsam. „Nein bin ich nicht. Ich stehe lediglich auf Männer. Wieso? Bist du eifersüchtig?“, fragte ich scherzend, nicht ahnend, dass es so sein könnte, und drehte ihm den Rücken zu. „Na komm. Ich habe HUNGER!“ Im Hintergrund konnte ich Rhys lediglich etwas vor sich hinmurmeln hören, allerdings verstand ich nicht was er gesagt hatte. Ich fragte auch nicht weiter nach. Stattdessen stürmte ich in die Küche und wunderte mich lediglich darüber, was er vielleicht gesagt hatte. Hätte ich es gehört, dann wäre mir wahrscheinlich Einiges schon viel früher bewusst geworden. Wahrscheinlich wären seine Worte die ganze Zeit in meinem Kopf herumgeschwirrt, da sie eindeutig gewesen wären. Wenn du wüsstest… Kapitel 14: Tanz mit mir ------------------------ Seit Stunden liefen wir nun durch die Wüste. Auf meinem Rücken trug ich nun einen riesigen Rucksack, worin sich unsere Proviante befanden. Zum Glück hatte Brehog uns welche mitgegeben. Sogar Verbandszeug hatten wir dabei. Allerdings hatte keiner von uns Dreien daran gedacht sich einen Wagen von ihm zu leihen. Ich besitze sowieso keinen Führerschein, von daher musste ich am wenigsten an so etwas denken. Doch die Beiden Männer hinter mir hätten sich Gedanken darüber machen können. Vor allem meinte Brehog es würde drei Tage dauern bis wir an dem Ort ankommen würden, wo der nächste Hinweis auf das Gortys Project sei. Wahrscheinlich beinhalteten die drei Tage ein mobiles Gerät und keinen langen Fußmarsch. Dazu schien Rhys immer noch keinen Kontakt zu Yvette aufbauen zu können. Auch von Loader Bot war nirgendwo eine Spur zu sehen. Somit durften wir jetzt wahrscheinlich Tag und Nacht durchlaufen. Die Freude war riesig! In einer Höhle wollte ich ungern noch einmal schlafen. Vor allem nachdem ich in einem gemütlichen Bett geschlafen hatte. Vielleicht hätten wir aber Glück und würden ein Haus finden. Am besten natürlich verlassen. Ansonsten dürften wir sicher darum kämpfen, dort zu schlafen. Ich starrte nach oben und hielt mir eine Hand schützend vor meine Augen. Die Sonne stand im Zenit und knallte auf uns herab. Mir war heiß und so wie ich mir die Jungs ansah, schien es ihnen noch schlimmer zu ergehen. Vollkommen erschöpft kippten sie beinahe um. Ihre Kleidung war schon fast komplett durchnässt. Dagegen war ich noch ziemlich fit. Ich trug allerdings auch luftigere Sachen als die Beiden. Schon alleine der metallische Arm musste eine riesen Hitze anziehen bei Rhys. Er tat mir wirklich am meisten Leid und ich überlegte, ob wir kurz Rast machen sollten. Allerdings hatte ich Angst davor, dass wir dann niemals weiter kämen. Das Stadion war zwar nicht mehr zu sehen, trotzdem hatte ich das Gefühl, dass wir kaum weiter gekommen waren. Seufzend blickte ich mich um. Vielleicht könnte man sich kurz ausruhen und etwas trinken. So um die fünf Minuten dürften reichen. Da erblickte ich schließlich einen Haufen von Felsen und Steinen, die Schatten warf. An denen könnte man sich lehnen, um ein bisschen Abstand von der Sonne und Hitze zu bekommen. „Hey Jungs, sollen wir uns dort kurz ausruhen?“, fragte ich die Beiden schließlich. Jack ignorierte ich gekonnt. Auch wenn ich langsam Sympathie für ihn aufbringen konnte. Ich sah ihn nicht mehr als Monster, sondern tatsächlich als einen Menschen. Vor allem da mir weitere Dinge eingefallen waren, die ihn betrafen. Vor allem fiel mir wieder ein, wieso er eigentlich so durchgeknallt geworden war. Sei es durch seine Großmutter – soweit ich mich erinnern konnte - gewesen, die ihn anscheinend ziemlich schlecht behandelt hatte, oder dadurch, dass er niemanden trauen konnte. Jeder hatte ihn verraten. In mir wuchs ein großes Gefühl von Mitleid. So jemand konnte gar nicht wirklich schlecht sein. Gut er war ein Bösewicht. Allerdings war er dieser Bösewicht, der einen Grund dafür hatte, warum er so war, wie er nun einmal war. Nicht einmal gewalttätig schien er früher gewesen zu sein. Er hatte sogar seine guten Seiten. Vor allem wollte er immer nur eines sein. Ein Held. Und so sah er sich wahrscheinlich immer noch. Kaum zu glauben aber ich konnte diesen Mann nicht mehr hassen. Zumindest nicht mehr so wie früher. Und ich HASSTE es, dass ich ihn nicht hassen konnte! Ernsthaft das regt einen auf. Schließlich stimmten mir die Jungs zu und wir gingen zu den Felsen. Sofort setzten wir uns in den Schatten und genossen die angenehme, erfrischende, kühle Luft, die einem zu wehte. Genüsslich seufzte ich aus und schloss die Augen. Kurz genoss ich diese Stille. Die Kühle. Alles tat so gut. Endlich konnte man seine Füße entspannen lassen. Nach diesen drei Tagen würde ich bestimmt überall Blasen haben. Außer wir würden öfters solche kurze Rasten machen. Wofür ich eindeutig wäre und ich war mir sicher, dass die Jungs mir zustimmen würden. Ich öffnete nach einiger Zeit wieder meine Augen und kramte in meinem Rucksack. Auch die Beiden hatten jeweils einen, worin sie ihre Getränke und Essen aufbewahrten. Ich nahm eine Flasche aus meinem und trank sofort ein paar riesige Schlucke daraus. Tat das gut. Das Wasser war zum Glück noch kalt und spülte somit die Hitze aus meinem Hals. Auch mein Magen schien sich abkühlen zu können. Ich blickte zu den beiden Herren, wobei mein Blick direkt bei Rhys hängen blieb. Dieser schluckte zu hastig, sodass ihm ein paar Tropfen den Hals entlang flossen, während er sich gegen den Stein lehnte. Ich schluckte stark. Mein Herz schlug gegen meine Brust. Solche Szenen waren es, die mich wünschen ließen, nie wieder von hier weg zu kommen. Er war betörend und sexy. Somit blickte ich schnell wieder weg, bevor ich mich noch mehr verlor. Ich wollte nicht mehr darüber nachdenken. Ich wollte nicht daran denken, ob ich nach Hause könnte oder nicht. Ich hatte Angst davor, was mein Herz sagen würde. Mein Kopf sagte, dass ich nach Hause wollte. Allerdings würde mein Herz mir sicherlich widersprechen. Seufzend erhob ich mich und steckte die Flasche wieder in meinen Rucksack. „Kommt wir sollten weiter“, meinte ich und warf den Rucksack über meine Schulter, bevor ich den Blick abwandte und weiter ging. „Warte auf uns Rose“, rief mir Rhys hinterher, doch ich versuchte ihn zu ignorieren. Seufzend starrte ich auf den Boden, während ich weiter ging. Kurz schielte ich nach hinten und bemerkte, dass die Beiden mir folgten. Besser gesagt die Drei. Langsam holten sie mich sogar auf, weshalb ich mich wieder von ihnen abwandte. Immer wieder wechselte meine Entscheidung von „ich bin ein Arsch zu Rhys und versuche ihn zu hassen“ zu „ich will jede Sekunde mit ihm genießen, bevor ich ihn für immer verliere“. Es war ein Wechselspiel der Gefühle und es machte mich fertig. Wahrscheinlich wäre es leichter für mich, wenn ich mich einfach entscheiden würde, was ich nun wollte. Allerdings war es so hart. Ich wollte so vieles. Ich wollte sowohl mein zu Hause nicht vermissen, als auch diese Welt und vor allem ihn nicht vermissen müssen. Wieso musste ich mich dazwischen entscheiden? Wieso hätte ich nicht einfach unwissend bleiben können? Plötzlich fiel mir etwas in meinen Augenwinkel, weshalb ich stehen blieb und zu meiner rechten blickte. Dabei erkannte ich ein Tier, zumindest sah es für mich so aus. Es schien verletzt zu sein und klemmte unter einem Stein. Es wirkte so als ob ein Hund einen Panzer auf dem Rücken tragen würde. Während der Rest wie kahl geschoren aussah. Außer der Kopf, welcher in zwei gespalten zu schien, was seinen Maul darstellte. Die Augen schienen leer zu sein, da sie lediglich zwei Punkte darstellen. Sofort erkannte ich was es war. Es handelte sich um einen Skag. Allerdings schien es noch ein Baby zu sein, da er noch ziemlich klein zu sein schien. Wahrscheinlich ging er mir gerade so bis zur Hüfte. Lange dachte ich nicht nach und stürmte zu ihm. Hinter mir hörte ich Rhys nach mir rufen, doch das ignorierte ich. Sofort knurrte mich der Skag an, als ich ankam. Doch ich ignoriert das und befreite ihn von dem Stein. Danach kramte ich aus meinem Rucksack den Verbandskasten, um sein Bein zu schienen. Genauso wie die meisten Tiere in meiner Welt besaß ein Skag vier Beine und Pfoten. Wobei die Pfoten mit scharfen, langen Krallen bestückt waren. „Rose was machst du da?“, fragte mich Rhys, nachdem er und Vaughn bei mir angekommen waren. „Ich helfe diesem armen, kleinen Kerl. Er ist verletzt!“, antwortete ich ernst und beachtete sie nicht weiter. Lediglich mit halbem Ohr lauschte ich ihren Worten. Sogar Jack meldete sich zu Wort. „Da spielt jemand wohl gerne die Heldin. Tapfer aber dumm. Es wird dich danach verschlingen“, meinte er, doch mir war das egal. Sollte der Skag es versuchen. Ich würde mich trotzdem um ihn sorgen. Zumindest würde ich ihn verarzten. Allerdings war das leichter gesagt als getan, denn plötzlich biss er in meinen Arm, woraufhin ich kurz vor Schmerzen aufschrie und ein Auge zukniff. Ich schielte ihm direkt in die Augen. „Das hält mich nicht auf!“, meinte ich ernst, woraufhin mich das Monster überrascht anzuschauen schien. Danach wandte ich mich wieder seinem Bein zu und nahm einen Stab zur Hand, um das Bein stützen zu können. Danach wickelte ich mehrfach den Verband um das Bein und den Stab, sodass der Halt nicht verloren ging. Sobald ich fertig war klebte ich alles mit einem großen Pflaster fest. Danach ließ ich das Bein los und der Skag entfernte sich von meinem Arm, bevor er diesen abzuschlecken begann. Überrascht starrte ich zu ihm. Es brannte ein bisschen, allerdings hatte ich nun das Gefühl einen Hund vor mir zu haben, welcher versuchte sich zu entschuldigen. Ich konnte nicht anders als ihn zu streicheln. „Jetzt entschuldigst du dich, hm? Du bist mir ja Einer“, meinte ich amüsiert und blickte zu meinem Art, welcher stark am Bluten war. Ich sollte ihn besser verarzten. Allerdings wollte ich vorher hier weg, bevor wir noch eine unschöne Überraschung haben würden, da die Mutter von dem Kleinen auftauchen würde. Somit stand ich auf und packte das Verbandszeug wieder ein. Mir fiel auf, dass ich Recht hatte. Er ging mir wirklich bis zu den Hüften. „Also dann, leb‘ wohl Skaggy“, meinte ich und warf den Rucksack über meine Schulter, bevor ich den Jungs deutete, dass wir weiter gehen sollten. Allerdings kamen wir nicht weit, da mir auffiel, dass mir jemand folgte. Als ich mich umdrehte stand der Skag hinter mir und blickte mit treuen Augen an. Sofort seufzte ich und streichelte ihn erneut. „Was ist? Willst du bei uns bleiben?“, fragte ich neugierig, woraufhin dieser nickte. Allerdings schien das nicht jedem zu gefallen. „Bist du verrückt? Wir können doch keinen Skag mit uns nehmen! Die sind gefährlich!“, beschwerte sich Vaughn verängstigt, woraufhin ich nur den Kopf schüttelte. „Er mag mich und ich er wird uns sicher nichts tun. Nicht wahr Skaggy?“, fragte ich meinen Skag Freund, woraufhin dieser den Kopf schüttelte. „Dann ist es beschlossen. Er gehört jetzt zu uns. Komm Vaughn sieh mich nicht so an. Er könnte hilfreich sein“, meinte Rhys, woraufhin ich nickte und breit lächelte. Nach dieser kleinen Diskussion gingen wir weiter. Nach einiger Zeit machten wir erneut eine Rast und ich lehnte gegen einen Felsen, während ich langsam den Ärmel von meinem linken Arm hochschob. Die Wunde sah schlimmer aus, als ich sie mir vorgestellt hatte. Die Haut war an manchen Stellen aufgerissen, sodass das gesamte Blut den Arm runter tropfte. Kurz wandte ich den Blick ab, da mir mein Essen versuchte wieder hochzukommen. Bevor ich erneut hinguckte, spürte ich schon etwas auf meiner Haut brennen, beziehungsweise in der Wunde, weshalb ich mir schnell auf den Finger biss und versuchte zu meinem Arm zu blicken. Zu meiner Überraschung hing Rhys darüber und desinfizierte erst einmal die Wunde. Kurz darauf nahm er einen Verband und wickelte ihn um die Wunde, sodass kein Blut mehr entweichen konnte. Kurz fragte er: „Ist das ok so oder zu feste?“, woraufhin ich lediglich ein „Aha“ von mir gab, bevor ich realisierte was er gefragt hatte. Ich musste mich zusammen reißen. Auch wenn das schwer fiel, wenn er mir plötzlich solche Seiten zeigte. Ich hätte nie gedacht, dass er mich verarzten würde. Dazu sah er auch noch so ernst aus. Allerdings wirkte er auch besorgt. „Öhm es ist gut so…“, meinte ich schließlich, woraufhin er konzentriert nickte und das Verband schließlich befestigte. Danach ließ er sich auf seinem Hintern nieder und betrachtete zufrieden sein Werk, während ich immer noch verblüfft war, dass er das tatsächlich gemacht hatte. Die Hitze stieg mir wieder in den Kopf, genauso wie mein Blut und ich konnte nicht anders, als ihn ein wenig verträumt anzublicken. Er war wirklich mein Traummann. Nicht nur das. Er war mein persönlicher Held und jetzt auch noch mein Arzt. Ok! Falsche Gedanken! Eindeutig wieder falsche Gedanken! Schnell versuchte ich ein neues Bild in meinen Kopf zu bekommen. Da kam mir der Anruf von Rika gerade richtig. „Hey Rika was gibt es?“, fragte ich sofort, doch sie schien mir mal wieder nicht wirklich zuzuhören. Déjà-vu! „Hey Rose. Wie komme ich in deinen PC rein?“, fragte sie mich stattdessen, woraufhin ich meine Augen zusammen kniff. Ich wollte es ihr ungern verraten, denn sobald sie rein kommen würde, würde sie von einem riesigen Rhys Wallpaper erschlagen werden. Dazu wollte ich ungern, dass sie sich durch meine privaten Dateien durchgucken würde. Da war einige unangenehme und peinliche Sachen bei. Auch welche die Rhys betrafen und mich… Wenn ich schon darüber nachdachte lief mir vor Scharm die Röte in den Kopf. Schnell versuchte ich es durch ein Räuspern zu vertuschen. Doch dadurch machte ich sie erst recht neugierig. Und das gefiel mir gar nicht. Hinterher würde sie sich auch noch in meinen Youtube Account hacken und dort alles kaputt machen. Oder meine AMVs entdecken. Ich war eine kurze Zeit lang stark von Rhys besessen gewesen. Es war wirklich unheimlich. Doch das war nicht einmal unbedingt das schlimmste. Meine AMVs waren Grotten schlecht! Obwohl ich trotzdem sogar ein paar Likes bekommen hatte. Verstehe wer will. „Come on! Sag es mir!“, flehte sie mich an, woraufhin ich kurz seufzte und meine Augen rollte. „Von mir aus. Es ist der Name meines Vaters“, antwortete ich schließlich und schloss genervt meine Augen, während Skaggy seinen Kopf auf meine Beine legte und Rhys neben mir die Arme hinter seinem Kopf verschränkte. Irgendwie fühlte ich mich gerade wie in einem Sandwich. Fragt mich bloß nicht warum. Und ja ich hatte meinen Skag nun Skaggy getauft. Plötzlich musste ich etwas blau Schimmerndes vor mir feststellen, woraufhin ich nach oben blickte und Handsome Jack erkannte, wessen Füße IN meinen Beinen standen. „Probleme Jack?“, fragte ich, woraufhin dieser nicht unbedingt begeistert die Arme vor der Brust verschränkte. Ok. Was hatte ich jetzt schon wieder angestellt? „Ich muss zugeben, dass du ziemlich beeindruckend bist, Kleines. Vielleicht nenne ich dich doch nicht mehr ständig Püppchen oder Herzchen“, meinte er und ging danach wieder weg. Sowohl ich, als auch Rhys, sahen ihm überrascht nach. Danach nahm ich schockiert mein Handy an mein Ohr. „Rika… Handsome Jack hat mich gerade gelobt. Muss ich sterben?“, fragte ich irritiert, verängstigt, nervös und irgendwie sogar glücklich zugleich. Zu viele Gefühle waren gerade im Spiel. Auch Rika wirkte sehr überrascht. „Echt jetzt? Cool! Uuuh was haben wir denn hier? Nein wie süß! Rose du magst Creepypastas?“, fragte Rika mich plötzlich neugierig, woraufhin eines meiner Augen nervös zu zucken begann. „J-ja… Bitte sag mir nicht du bist auf Youtube! Bitte sag mir nicht du bist auf der Creepypasta Seite. ICH WARNE DICH! Wenn du mir nur EINE vorliest bringe ich dich-“ „Zu spät. Hm? Spongebob? Uh ja zerstöre meine Kindheit!“, sagte sie fröhlich, woraufhin ich erschrocken meine Augen öffnete. Das durfte alles nicht wahr sein. Sie würde mir Albträume bereiten. Ich sah es schon kommen. Somit klatschte ich mir verzweifelt gegen meinen Kopf und ließ mich an dem Felsen runter rutschen. „Rhys?“ „Hm?“ „Bring mich bitte um…“, murmelte ich verzweifelt, woraufhin er meine Schulter tätschelte. „Tätschel meinen Kopf und ich bin happy…“, nuschelte ich errötet und schielte zu ihm, woraufhin er meinen Worten sogar folgte und meinen Kopf begann zu streicheln. Sofort musste ich lächeln und genoss diese Streicheleinheit. Ich begann sogar leise zu schnurren. Allerdings schien ihn das zu stören, denn darauf hörte er sofort auf und wandte seinen Kopf von mir ab. Betrübt blickte ich zu Boden und lauschte nun wieder Rikas Worten, welche mir tatsächlich eine Creepypasta vorlas. Creepypastas waren gruselige Geschichten, die in der Regel ausgedacht waren. Allerdings hörten sie sich manchmal glaubwürdig an. Die meisten beinhalteten irgendwelche Spiele oder vorhandene Serien. Sie ähnelten ein wenig Fanfiktion. Außer dass sie oft brutal, unheimlich und vor allem auch tödlich waren. Die meisten hingen mit Glitches and Hacks zusammen. Wobei es bei Serien gerne verlorene Folgen waren. Wie zum Beispiel bei dieser Creepypasta, die mir Rika gerade vorlas. Es handelte von Spongebob und einer verlorenen Folge, bei welcher sich anscheinend irgendjemand umbrachte. Je mehr ich davon hörte, desto weniger wollte ich es. Die Geschichte war abartig und beinhaltete Gedärme und tote Kinder. Ich musste mich schon beim Zuhören beinahe übergeben. Ich sprang auf und musste sie einfach unterbrechen. Ich hielt das einfach nicht mehr aus. Das war zu viel für mich. „Stopp! Hör auf bitte! Ich kriege diese Bilder nie wieder aus meinem Kopf…“, beschwerte ich mich, woraufhin Stille einkehrte. War sie jetzt etwa beleidigt? Das bloß wegen solch einer Sache. Vorstellen konnte ich es mir nicht wirklich. Vor allem war sie in der Regel nie wirklich schnell eingeschnappt. Plötzlich ploppte ihr Gesicht auf mein Handy. Sie hatte anscheinend ihre Kamera eingeschaltet. Kurz erschreckte ich mich. Viel Zeit zum Erholen hatte ich nicht. „MACH MICH AUF LAUT! LOS!“, befahl sie mir ernst, woraufhin lieber tat, was sie sagte und sie auf Lautsprecher stellte. Was hatte sie vor? „Rhys? Komm mal her und stell dich vor Rose!“, befahl sie erneut. Wieso hatte sie plötzlich die ganze Zeit diesen Befehlston drauf und was wollte sie jetzt von Rhys? Was mich noch mehr störte war die Tatsache, dass meine Kamera ebenfalls an war und Rika uns nun beobachten konnte. Aber wozu? Was hatte sie vor? Doch anstatt irgendetwas zu hinterfragen, kam Rhys auf mich zu und stellte sich tatsächlich vor mich. Vaughn und Jack schauten uns interessiert zu. Anstatt mal irgendetwas zu unternehmen. Idioten! „Super. Vaughn? Sei ein braver Junge und halt mal das Handy von Rose. So dass ich die Beiden sehen kann!“, fauchte sie schon fast, woraufhin Vaughn sich sputete und schnell das Handy in seine Hände nahm. Rika konnte uns nun perfekt beobachten. „Perfekt. Und jetzt… Rhys, leg deine rechte Hand auf Roses Hüfte und in deine andere Hand nimmst du ihre. Rose du legst deine Hand auf seine Schulter.“ Wir taten was sie uns befahl. Sowohl mir als auch ihm stieg eine gewaltige Röte in das Gesicht. Mir war das so peinlich. Und plötzlich wusste ich was sie vorhatte, weshalb ich mich schnell von ihm reißen wollte. Doch seltsamerweise ließ er das nicht zu. Er wich meinen irritierten Blicken aus, weshalb ich mich erbost an Rika wandte. „Was soll das? Ich tanze jetzt bestimmt nicht mit ihm! Es ist heiß hier draußen!“, fauchte ich sie an, allerdings ignorierte sie einfach was ich zu sagen hatte. „Hast du schon einmal Walzer getanzt Rhys?“, fragte sie stattdessen, woraufhin ich erneut die Augen rollte und lautstark grummelte. „Nein nicht wirklich…“, gab Rhys ehrlich zu. Seufzend schielte ich zu ihm hoch und begann eine Melodie zu summen. „Rika du kennst das Lied, schmeiß an“, sagte ich nun, da ich mich mit meinem Schicksal abgefunden hatte. Rika erkannte tatsächlich die Melodie. War auch kein Wunder, schließlich hatten wir den Film zusammen gesehen, aus welchem dieses Lied stammte. Es war der letzte Teil von High School Musical gewesen. Das Lied hieß Can I have this dance. Ich fand es passend, da Gabriella Troy mit dem Lied ebenfalls das Tanzen beigebracht hatte. Allerdings waren die Beiden auch ein Paar. Im Gegensatz zu Rhys und mir. Wie peinlich das war. Mir war das schon unangenehm. Wie das sich wohl für ihn anfühlte? Ich schloss meine Augen und begann den Anfang zu singen des Liedes zu singen. Davor sagte ich: „Mach es mir einfach nach und merk dir zwei Sache. Dreieck und rechts, links, rechts. Achja achte auf den Text.“ Rhys hörte auf das was ich ihm gesagt hatte. Allerdings starrte er trotzdem auf meine Füße. Ich musste schmunzeln und begann mit ihm vorsichtig zu tanzen. Wirklich zum Takt passte es nicht, doch das war am Anfang egal. Er musste sich erst einmal an die Schritte gewöhnen. Immer wieder sagte ich leise: „Rechts, links, rechts.“, sodass er es sich merken konnte. Langsam begannen wir uns sogar zusammen zu drehen und meine Nervosität war wie erloschen. Auch er schien lockerer zu werden und blickte mir nun sogar in die Augen. Erst der Hälfte des Liedes war vorbei, weshalb ich langsam versuchte ihn an den Rhythmus zu gewöhnen. Bis er schließlich die Führung übernahm. Kaum zu glauben, dass ich das überhaupt aushielt. Mein Herz schien gerade nämlich in meiner Brust zu zerspringen. Und trotzdem fokussierte ich mich auf ihn. Auf sein Gesicht um genauer zu sein. Seine Augen, die auf mir ruhten. Wir hatten auch nichts Besseres zu tun, als einfach mal hier durch die Wüste zu tanzen, wie es mir schien. Ich musste allerdings zugeben, dass es äußerst amüsant war und unglaublich viel Spaß machte. Wenn ich ihm doch bloß sagen könnte, was ich fühlte. Jetzt wäre der perfekte Moment gewesen. Vor allem da wir uns Beide anscheinend immer mehr in dem Tanz verloren. Ich bemerkte um mich herum gar nichts mehr. Nicht einmal mehr Rika konnte ich vernehmen. Auch die Hitze war verschwunden. Es zählte nur noch dieser Tanz. Egal wie einfach er gerade war. Doch plötzlich versuchte Rhys mich zu drehen, doch das gelang uns nicht wirklich. Stattdessen stolperte ich direkt in seine Arme, woraufhin er mich schnell auffing und mich feste gegen sich presste. Mein Kopf begann wieder zu Dampfen. Genau gegen seine Brust wurde ich gedrückt, als das Lied endete. Konnte dieser Moment nicht ewig anhalten? „Super. Das war toll“, meinte Rika applaudieren und zeigte mir, dass dieser Moment nicht ewig anhalten konnte. Somit seufzte ich kurz und löste mich schließlich von Rhys. Doch als sich unsere Augen trafen, glaubte ich ein wenig Enttäuschung sehen zu können. Wollte er etwa noch weiter tanzen? Mit mir? „Öhm Rika? W-wofür war das jetzt?“, fragte ich stotternd und nahm mein Handy wieder zur Hand. Sie begann breit zu grinsen und zeigte mir ihr Victory Zeichen. Sofort zog ich eine Augenbraue hoch und verstand schließlich. „Ah damit ich die Creepypasta vergesse?“ „Korrekt. Hat es geklappt?“, fragte Rika stolz auf sich selber, woraufhin ich lachend nickte. „Ja… Ja hat geklappt.“ „Super. Also ich melde mich später wieder. Ciaoi“, verabschiedete sie sich von mir, woraufhin ich mit einem kurzen „Bye“ ebenfalls verabschiedete. Danach packte ich mein Handy wieder weg und schwang den Rucksack über meine Schulter. Wir hatten noch einen langen Weg vor uns und so langsam wurde es spät. Bald bräuchten wir einen Ort, wo wir uns ausruhen könnten. Ansonsten durften wir unter dem freien Himmel schlafen und darauf war ich nicht unbedingt erpicht. Somit wandte ich mich an die Jungs und meinte strahlend: „Kommt! Weiter geht es!“ Auf in unser Abenteuer! Kapitel 15: Ungewollte Berührungen ---------------------------------- Nach vielen weiteren Stunden des Wanderns durch die Hitze und sandige Wüste fanden wir endlich ein Haus, in welchem wir uns für die Nacht niederlassen konnten. Auch wenn es nicht unbedingt sehr einladend wirkte. Allerdings hatte ich wenig Lust im Freien zu schlafen. Die anderen Beiden wirkte ebenfalls wenig begeistert von der Idee, wobei Vaughn erfreuter gewesen wäre, hätten wir ein Haus gefunden, welches lebendiger gewirkt hätte. Ich betrachtete das Haus genau. Es wirkte seit Jahren verlassen. Wahrscheinlich würde nicht einmal der Strom funktionieren. Überall waren Risse zu erkennen. Sogar die Scheiben fehlten aus manchen Fenster und die Tür schlug immer wieder auf und zu. Anscheinend konnte man sie nicht mehr vernünftig schließen. Ich schätzte, dass die Scharniere kaputt gegangen waren. Das Haus an sich wäre sonst sicher schön gewesen, wäre es nur nicht so kaputt. Schließlich war es recht groß, mindestens zwei Etagen waren zu erkennen, dazu befand sich unter der Erde bestimmt ein Keller und das spitze Dach ließen es noch größer wirken. Gebaut schien es aus weiß angestrichenem Holz zu sein. Von daher ließ es sich früher sicher gut darin leben, doch jetzt war nur noch Asche seiner selbst. Seufzend ging ich schließlich auf die hölzerne Tür zu, welche sich immer wieder von selbst öffnete. Lag wahrscheinlich an dem leichten Wind, der durch die Gegend zog und das Haus pfeifen ließ. Ich hoffte ich könnte hier überhaupt ein Auge zu bekommen. Die ganze Zeit ein leises Heulen zu hören, würde mir sicherlich eine Gänsehaut verpassen. Ich müsste versuchen es in der Nacht zu ignorieren. Schließlich drückte ich die Tür vorsichtig auf, sodass wir alle nacheinander eintreten konnten. Von innen sah es nicht viel besser aus als von außen. Eigentlich wollte ich kurz meine Schuhe ausziehen, um den Sand loszuwerden. Doch das wagte ich mich nun nicht mehr, da ich befürchtete dass überall Kakerlaken herum irren würden. Vor allem schien Skaggy etwas zu hören oder zu spüren, was meine Haare zu Berge stehen ließ. Ein eisiger Hauch fuhr über meinen Rücken. Eine Nacht und danach wollte ich nur noch weg von hier. Zu meiner Rechten fand ich eine Küche. Der Kühlschrank stand offen, als ob ihn jemand schnell geplündert hätte. Als ich den Raum betrat, um mich besser umsehen zu können, testete ich den Lichtschalter. Allerdings geschah nichts, so wie ich es vermutet hatte. Der Strom ging nicht mehr. Ganz im Gegenteil zum Wasser, welcher immer noch floss, als ich den Hahn über der Spüle aufdrehte. Sofort rief ich die Jungs zu mir. Rhys überprüfte mit seinem Echo Auge, ob es trinkbar war. Tatsächlich konnten wir es benutzen, was schon mal erfreuliche Neuigkeiten waren. Im Gegensatz zum Rest des Hauses. Es hatte eine Art Geisterhaus, weshalb ich hier wirklich nicht länger als eine Nacht verbringen wollte. Überall hatte man das Gefühl beobachtete zu werden. Sogar hier in der Küche. Aus den ganzen Schränken, die über den Küchengeräten hingen, schienen jede Sekunde irgendwelche Viecher rausspringen zu können, weshalb ich sie einzeln langsam öffnete. Zum Glück befand sich in keinem der Schränke irgendetwas Erschreckendes. Allerdings auch nichts Essbares. Dafür aber, zu unserem Gunsten, ein bisschen Geld. Mindestens 100 Dollar waren zu finden. Dabei fragte ich mich, wer sein Geld in einem Küchenschrank versteckte. Mehr gab es hier nicht zu erkunden. Allerdings machte sich bei mir etwas bemerkbar, während ich dabei die Küche zu verlassen. Mein Magen knurrte laut und ich wusste was das bedeutet. Ich hatte Hunger. Keine Wunder, schließlich hatten wir seit heute Morgen nichts mehr zu uns genommen. Doch wirklich kochen konnte man hier schlecht, außer wir würden Feuer machen. Kochutensilien waren schließlich immer noch vorhanden. Töpfe und so weiter waren in der Küche zu finden. Direkt daneben befand sich ein Esszimmer, welches man durch eine weitere Tür betreten konnte. Kurz überlegte ich. Sollten wir zuerst etwas zu uns nehmen oder doch lieber das Haus fertig erkunden, um sicher zu gehen, dass uns niemand plötzlich von hinten attackierte? Ich entschied mich lieber für Letzteres, da ich wenig Lust hatte mitten beim Essen erstochen zu werden oder Sonstiges. Weiß Gott wer hier alles herumschlich in diesem Horror Haus. Überall im Haus spürte man diese erdrückende Stille, die lediglich dank dem Wind unterbrochen wurde, welcher wie das Weinen eines Kindes klang, während er durch das Haus und die Risse jagte. Zum Glück spendete Rhys uns ein wenig Licht mit seinem Roboterarm, aus wessen Hand ein kleines Licht kam, ansonsten wäre ich wahrscheinlich schon längst schreiend raus gestürmt und nie wieder zurückgekehrt. Seufzend nahm ich meinen ganzen Mut zusammen und begab mich nun mit den Jungs in das Wohnzimmer. Bisher hatte ich noch keine Tür entdeckt, welche in einen Keller führen könnte. Stattdessen entdeckte ich auf den Weg in das Wohnzimmer eine Treppe, die in die zweite Etage führte. Kurz schielte ich zum Wohnzimmer und dachte nur noch eines. Nope. Da würde ich nicht hinein gehen. Es standen dort ein halb zerschmetterter Fernseher und ein zerrissenes Sofa. Der Sessel war umgekippt, während die Lampe zwischendurch flackerte, da sie offensichtlich auf Batterie lief. Dieses Szenario erinnerte mich noch mehr an einen Horrorfilm, als der ganze Rest des Hauses. Hinterher würde noch jemand aus dem Fernseher krabbeln oder eine Leiche aus dem Sofa springen und mich erwürgen. Nein danke. „Ich gucke mich schon einmal oben um…“, sagte ich schnell, bevor ich mich den Treppen zuwandte. Mein Magen drehte sich zwar auf den Kopf, während ich daran dachte, dass mir mein Licht nun genommen wurde, doch lieber tappte ich im Dunkeln, anstatt in dieses Höllenzimmer zu gehen. Somit nahm ich direkten Weg nach oben. Zum Glück besaß die Treppe nicht viele Stufen, sodass ich nicht noch mehr schwitzen musste, als ich es ohnehin schon tat. Das Licht von Rhys konnte ich nur noch erkennen, wenn ich mich umdrehte und selbst dann leuchtete es sehr schwach und erhellte lediglich die untersten Stufen. Ich war auf mich alleine gestellt und das wurde mir gerade erneut zu stark bewusst, weshalb ich schluckte, bevor ich mich schließlich durch den Flur vor mir wagte. Links befanden sich zwei Türen, während ich rechts lediglich eine erblicken konnte. Besser gesagt ertasten. Es war zu dunkel in diesem Haus, als dass ich überhaupt etwas erkennen konnte. Meine Augen waren die ganze Zeit an das Licht aus Rhys Hand gewöhnt, sodass sie bei dieser Dunkelheit einfach versagten und mich im Stich ließen. Ich konnte nur hoffen, bald etwas besser sehen zu können. Doch bisher konnte ich mich lediglich an der Wand entlang tasten. Bis ich plötzlich ein unheimliches, leises Lachen hinter mir vernahm. Es klang teuflisch und durchtrieben. Moment. Ich wandte mich um und ahnte was mir erwarten würde. Trotzdem war ich überrascht und musste ein kreischen unterdrücken. Grummelnd blickte ich zu dem blauen Schimmern, welches nun nicht mehr einem Hologramm ähnelte, sondern in diesem Haus auch zu einem Geist gehören konnte. Handsome Jack passte perfekt in diese Gegend. Konnten wir ihn nicht hier lassen? Ich konnte ihn vielleicht nicht mehr wirklich hassen, das hieß allerdings nicht, dass ich ihn nicht nervig finden durfte. Was ich tat. Allerdings war ich ihm auch dankbar, da er mir zumindest ein wenig Licht spendete, sodass ich mich ein wenig besser zurecht finden konnte. Auch meine Angst wurde mir geringfügig genommen. Trotzdem verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und schenkte ihm einen kleinen, bösen Blick. Schließlich hatte er mich mal wieder erschreckt. „Aw komm schon Cupcake. Bist du sauer? Ich dachte wir hätten so eine wunderbare Freundschaft aufgebaut. Du verletzt mich“, meinte er ironisch, woraufhin ich lediglich meine Augen rollte. „Leck mich. Doch bevor du abhaust, kannst du mir sogar behilflich sein“, reagierte ich ein wenig genervt und wollte gerade weiter ausführen, als plötzlich Skaggy an mich vorbei stürmte und gegen die Tür am Ende des Ganges sprang. Irritiert wandte ich mich zu meinem kleinen Freund und folgte ihm, bevor ich mich zu ihm hinunter kniete und fragte: „Was ist denn los Skaggy? Riechst du etwas?“ „Hat das Vieh überhaupt eine Nase?“, fragte Jack, woraufhin ich wechselnd zu ihm und Skaggy blickte, bevor ich lediglich mit den Schultern zuckte. Richtig beurteilen konnte ich das nicht, da man tatsächlich keine Nase erblicken konnte. Konnte Skaggy somit überhaupt etwas riechen? Vielleicht sollte ich meine Frage lieber anders ausdrücken. „Hörst- spürst du etwas?“, fragte ich schließlich, während ich mich wunderte, ob Skaggy so etwas wie Ohren besaß. Wirklich zu sehen waren keine. Dieses Tier verwirrte mich! Ich entschloss mich, nicht mehr weiter darüber nachzudenken. Diese Welt war anders als meine, von daher musste sie nicht unbedingt einen Sinn ergeben. Die Monster die hier lebten ähnelten nun einmal mutierten Tieren aus meiner Realität. Außer vielleicht Spinnen. Die hätten von mir aus allerdings genauso gut komplett ausgestorben sein können. Diese ekelhaften, kleinen Viecher, die einem mit ihren langen, acht Beinen über den Körper krabbelten und nur darauf warteten dich mit ihren Zähnen zu verschlingen. Wenn ich schon darüber nachdachte, begann es an meinem gesamten Körper zu kribbeln. Ich musste mich zusammen reißen nicht wie wild an mir herum zu tasten und zu kratzen, als ob ich eine Wahnsinnige mit Juckreiz wäre. Doch plötzlich schreckte ich hoch, als mir jemand oder etwas in den Nacken pustete und mir sofort ein kalter Schauer über den Rücken fuhr. Als ob gerade ein Geist durch mich gefahren wäre, drehte ich mich zu Jack um, welcher mich hämisch angrinste. Vollidiot. Hatte er nichts Besseres zu tun, als mich zu ärgern? Ok er war tot, von daher war es sehr unwahrscheinlich, dass er besseres zu tun hatte. Dazu schien ich sein neues Lieblingsspielzeug geworden zu sein, welches er die ganze Zeit mit seiner bloßen Anwesenheit zur Weißglut bringen konnte. Vor allem weil ich ihn einfach nicht mehr hassen konnte, regte er mich unentwegt auf! Und das schien ihn äußerst zu amüsieren. Auch wenn ich mich wunderte, wie er es schaffte mich so schnell zu durchschauen. War ich so leicht zu lesen, wie ein offenes Buch? Irgendwie musste ich mir das abgewöhnen. Somit warf ich ihm lediglich einen bösen Blick zu, bevor ich mich wieder der Tür zuwandte, vor welcher immer noch Skaggy wartete und mit seinem Kopf dagegen hämmerte. Das tat doch weh! Somit entschied ich mich endlich die Tür zu öffnen, damit Skaggy aufhörte sich selber Schaden zuzufügen. Auch wenn Jack das sicherlich amüsierte, tat mir mein neuer Freund leid. So etwas wollte man nicht mit ansehen. Allerdings hatte ich jetzt ein anderes Problem. Diese dämliche Tür schien zu klemmen. Egal wie sehr ich an der Klinke rüttelte und drückte, sie rührte sich kein bisschen. Zumindest hoffte ich, dass sie lediglich klemmte. Wobei sich in meinem Kopf Szenarien abspielten, die mir einen kalten Schauer über den Rücken fahren ließen. Schluckend versank ich in meinen Gedanken. Vielleicht lehnte sich eine Leiche gegen die Tür, da jemand sie dort liegen gelassen hatte. Oder dahinter versteckte sich ein Mörder, der nur darauf wartete, dass ich unachtsam war und aus dem Raum sprang, um mich von hinten abzustechen. Vielleicht war der Raum einfach abgeschlossen. Wobei es so einfach in meinem Kopf nicht war. Wer weiß was sich dahinter befand, sodass man überhaupt auf die Idee kam, die Tür zu versperren. Was wollte man verstecken? Einen Schatz? Wäre noch nett gewesen. Oder vielleicht einen Zombie? Einen Berg von Leichen? Einen Geist? Nervös begann ich leicht zu zittern. All diese Horror Bilder in meinem Kopf halfen nicht dabei, dieses Haus heil zu überstehen. Ich wollte hier raus. Jetzt! „Buh“, hauchte mir Jack von hinten in mein Ohr, dabei war seine Stimme tief und dunkel, sodass ich fast an die Decke fuhr und laut zu kreischen begann. Danach wandte ich mich in Blitzgeschwindigkeit zu ihm und hielt mir dabei keuchend mein Herz. Es war für eine Viertelsekunde stehen geblieben. Mein Atem ging stockend, während ich nach Luft schnappte. Mein ganzer Körper zitterte so stark, dass meine Knie weich wurden und ich zu Boden rutschte. Skaggy kam besorgt zu mir und schmuste sich an mich, während ich mit weit aufgerissenen Augen zu dem Mann, der mir gerade eine Heiden Angst eingejagt hatte, hinauf blickte und sein fies grinsendes Gesicht betrachten durfte. Wie konnte man nur so diabolisch sein? In diesem schimmernden Blau wirkte er sowieso schon wie ein Geist aus Horrorspielen, dazu dann noch sein Gesicht, welches eine Maske trug, schaffte er es ohnehin mich zittern zu lassen. Insgesamt spürte man seine Macht, wenn man ihn schon nur ansah. Er strahlte eine starke Energie aus. Düster und zugleich irgendwie faszinierend. Trotzdem führte es einem vor Augen, dass man selber, im Gegensatz zu ihm, ein kleiner Wurm war und er einen jederzeit zerquetschen konnte, wenn er denn nur wollte. „Musst du…mir solch eine… Angst einjagen?“, fragte ich, immer noch nach Luft schnappend und versuchend mein Herz zu beruhigen, damit ich nicht umkippen würde. „Wenn du so einladend in Gedanken versunken bist und anfängst zu zittern wie am Spieß, kann ich einfach nicht widerstehen. Dein Gesicht müsstest du jetzt sehen. Ehrlich, Cupcake, mit dir werde ich noch viel Spaß haben“, meinte er hämisch und zugleich diabolisch lachend, bevor er zu der Tür blickte und auf diese zuging. Danach griff er sich an sein Kinn und schien zu überlegen. Schluckend saß ich immer noch auf meinem Hintern und an die Tür gelehnt. Sein Anblick machte mich nervös. Nicht weil ich irgendetwas begann für ihn zu empfinden, sondern weil er mir nahe war. Zu nahe. Unbehaglich nahe. Dazu hing genau seine Hüfte vor meiner Nase, während er sich ein wenig vorbeugte, um die Tür genauer zu betrachten. Er war vielleicht nur ein Hologramm, trotzdem hatte ich wenig Lust darauf, seinen Schritt direkt vor Augen zu haben. Wenn er gleich auch noch seine Hose öffnen würde, wäre ich weg hier. Oder wenn er mir noch näher kommen würde. Ich presste mich schon so gut ich konnte gegen die Tür hinter mir, da ich nicht wollte, dass mein Kopf durch seinen Schritt gehen würde, weil er der Tür näher kommen würde. Dann wäre es nämlich endgültig mit meinem Leben zu ende. Mir würde sofort der Geist entfahren und mein Leben wäre ausgehaucht. Solch eine Erfahrung musste ich nicht durchleben! Schluckend und immer noch gegen die Tür gepresst, entschloss ich mich endlich meinen Mund aufzumachen. „Jack… W-was zum Teufel machst du da?!“, fragte ich stotternd und verzweifelt, während mein Kopf knallrot wie eine Tomate anlief und ich meinen Kopf mit zugekniffenen Augen senkte. Ich konnte es nicht sehen, doch mir war bewusst, dass sein Blick gerade auf mir lag. Ich spürte seine Augen auf mir ruhen, während er ein schmutziges Grinsen im Gesicht hatte. Man konnte es ihm anhören, welche Hintergedanken ihm gerade durch den Kopf rasen mussten. Dazu schien er provokativ seine Hüften auf mich zuzubewegen. Unter meinen Augenlidern konnte ich erkennen, dass das blaue Schimmern immer heller wurde. Schnell hielt ich schützend meine Hände vor mein Gesicht. „Pff. Ach mache ich dich nervös, Kätzchen? Willst du etwa erfahren, wie es so ist, einen Mann zu spüren?“, fragte er hauchend. Ich konnte den Spott genau heraus hören. Vorsicht öffnete ich eines meiner Augen, als ich bemerkte, dass sich das Licht wieder entfernte. Zu meinem Entsetzen hockte Jack nun allerdings direkt vor mir. Wäre er aus Fleisch und Blut gewesen, hätten sich unsere Nasen berührt und ich könnte seinen heißen Atem auf meiner Haut spüren. Erschrocken starrte ich zu ihm und sah zu, wie er langsam seine Hand neben mir platzierte, während sich seine linke um mein Kinn legte. Spüren konnte ich es nicht. Lediglich sehen. Trotzdem brachte es mich nervös zum Schlucken und ich fragte mich verängstigt, was er vorhatte. Dazu kam beugte er seinen Kopf leicht und kam mir immer näher. Was sollte das?! „Wenn du willst, kannst ich dir diesen Wunsch gerne erfüllen, Rose“, schnurrte er schon fast genüsslich, während er mich mit einem schmutzigen Grinsen anblickte. Doch bevor er mir noch näher kommen konnte, sprang ich auf und presste mich gegen die nächstbeste Wand, Hauptsache weg von ihm! Dabei schrie ich: „Lass mich bloß in Ruhe du kranker Irrer!“ Keuchend hing ich an der Wand und hoffte, dass er mir nicht erneut zu nahe kommen würde. Ich schluckte stark, als ich bemerkte, wie sich sein Blick verfinsterte, während er sich langsam von dem Boden erhob. Anstatt zu mir zu gucken, schien er den Boden zu fixieren. Die Augen funkelten düster und seine Mundwinkel verzogen sich nach unten, bevor er mich seines Blickes würdigte und erneut breit zu grinsen begann. Er hatte mich verarscht. Erneut hatte er mich dran gekriegt. Dieser verfluchte…! Ständig musste er mich reinlegen und ich ließ es auch noch jedes Mal zu. Seufzend beobachtete ich den Mann vor mir und bemerkte, dass er dabei war sich von mir zu entfernen, woraufhin ich die Augen weit aufriss. „Solch harsche Worte. Nun gut, wenn du unbedingt alleine sein willst. Bis später, Püppchen“, sagte er plötzlich arrogant und wandte mir den Rücken zu. Erschrocken starrte ich ihn an. Wirklich glaube konnte ich ihm noch nicht. Er würde mich jetzt nicht ernsthaft einfach hier zurücklassen. Oder? Dann wäre ich wieder komplett in der Dunkelheit gefangen. Das konnte unmöglich sein ernst sein. Allerdings wurde mir schnell bewusst, dass er es dieses Mal tatsächlich ernst meinte. Denn immer weiter entfernte er sich von mir. Daraufhin nahm ich meine Beine in die Hand und stürmte ihm hinterher, bevor ich keuchend vor ihm stand und meine Hände erschöpft auf meine Knie stemmte, während mein Blick verzweifelt zu ihm nach oben wanderte. Wie überheblich er auf mich herabblickte. Er wusste genau wie er es schaffte mir zu zeigen, dass ich seine Nähe nicht würdig wäre, wenn ich solche Äußerungen von mir gab. Somit seufzte ich kurz, holte tief Luft und blickte flehend zu ihm nach oben. Wieso musste er auch noch so groß sein? Dadurch fühlte ich mich noch mehr wie ein kleiner Wurm. „B-bitte bleib hier, Jack. Ich… ich hab das mit dem krank und irre doch nicht so gemeint. Entschuldige ok? Nur bitte bleib! Ich flehe dich an! Ohne dich bin ich aufgeschmissen!“, flehte ich verzweifelt und blickte ihn sogar unterwürfig an. Wie erniedrigend. Allerdings schien ihn das zufrieden zu stellen, denn er grinste mich breit an und verschränkte seine Arme vor der Brust. Doch bevor er antwortete ließ er mich noch ein bisschen leiden, indem er so tat, als ob er lange und genüsslich nachdenken würde. Demonstrativ griff er sich sogar an sein Kinn. Was sollte ich denn noch machen? Sollte ich auf meine Knie fallen oder was? „Schön. Ich vergebe dir und bleibe. Schließlich scheinst du es ohne mich überhaupt nicht auszuhalten. Wie schmeichelnd“, meinte er endlich arrogant, woraufhin ich ihm einen knurrigen Blick zuwarf und es dabei beließ. Manchmal wünschte ich mir wirklich, dass er kein Hologramm sei, dann hätte ich ihm wenigstens einmal in sein dämliches Gesicht schlagen können. Wir begaben uns zurück zu der Tür, welche ich erneut genauer betrachtete, doch Jack unterbrach mich beim Erkunden, indem er mir erklärte, dass sie Tür nicht aufgeht, weil eine Karte zwischen der Tür und dem Rahmen klemmen würde. „Naja und weil die Leiche dahinter anscheinend sehr schwer ist“, fügte er noch hinzu, woraufhin ich schnell von der Tür wegsprang und mich hinter Jack verzog. Dieser fing laut an zu lachen. Wieso glaubte ich seinen Worten eigentlich noch? Aus seinem Mund kamen lauter lügen und doch wollte ich ihm vertrauen. Weiß Gott wieso. Seufzend und Kopf schüttelnd begab ich mich schließlich wieder zu der Tür und stemmte mich dagegen, trotzdem bewegte sie sich kein Stück. Wie sollte ich denn die Karte da raus bekommen? Aufbrechen konnte ich die Tür nicht und ich besaß auch nichts, um die Karte entfernen zu können. Was machte ich denn jetzt? Schließlich kam die Lösung, indem Skaggy plötzlich Anlauf nahm und gegen die Tür krachte, wodurch diese aufbrach und die Karte gelöst wurde. Es sah aus wie eine Visitenkarte. Ich wunderte mich ein wenig darüber, wer sie hier stecken gelassen hatte, allerdings kümmerte es mich nicht lange genug, um wirklich darüber nachzudenken, weshalb ich sie in die nächstbeste Ecke beförderte und den Raum betrat. Sofort hielt ich mir die Nase zu und röchelte kurz, bevor ich mit meiner Hand vor meinem Gesicht wedelte, um diesen furchtbaren Gestank von mir los zu bekommen. Es roch bestialisch und ich hatte Angst zu ersticken. Dazu war es erdrückend warm in diesem Zimmer, wodurch der Geruch intensiver wurde. Ein wenig wurde mir sogar übel, weshalb ich schnell zu einem der beiden Fenster stürmte, welche sich hier befanden, und dieses öffnete. Schnell sog ich die frische Luft von draußen ein. Kurz darauf hielt ich meinen Kopf hinaus und blickte nach oben. Von hier aus käme man super auf das Dach. Kurz blinzelte ich und begann zu überlegen. Ich wollte schon die ganze Zeit raus aus diesem Höllenhaus. Wieso also nicht einfach auf das Dach klettern? Ich müsste lediglich für einen kurzen Moment meine Höhenangst ausschalten. Sollte ich es wirklich wagen? Kapitel 16: Gespräch unter dem Sternenhimmel -------------------------------------------- „Cupcake, was genau versuchst du da gerade?“, hörte ich Jack hinter mir fragen, während ich mich durch das Fenster kämpfte und versuchte so wenig wie möglich nach unten zu gucken. Schnell summte ich eine Melodie, um mich zu beruhigen, bevor ich schließlich leise zu singen begann. Es schenkte mir Kraft, auch wenn das Lied traurig war. Ich ignorierte diese Tatsache. Ich benötigte lediglich ein wenig Musik. Musik gab mir immer Stärke. Ich verstand auch nicht genau wieso. Es war genauso wie mit dem Wasser. Sobald ich mich im Wasser befand, fühlte ich mich so, als ob ich zu Hause wäre. Offensichtlich war es mein Element, während die Musik meine Kraft war oder so etwas Ähnliches wie ein Schutzengel. Ich atmete tief ein, während ich immer lauter zu singen begann, und schloss meine Augen. Kurz darauf griff ich nach oben und zog mich hoch, sodass ich mich letztendlich auf das Dach setzen und die frische, kühle Brise genießen konnte. Während ich den Wind in meinen Haaren genoss und versuchte mit meinen Händen die Strähnen aus meinem Gesicht zu halten, sang ich das Lied weiter, welches ich begonnen. Es war ein bekanntes Lied. In meiner Welt zumindest. Dazu mochte ich es sehr. Auch wenn es wirklich traurig war, so war es doch eines meiner Lieblingslieder dieser Sängerin. Manche würden vielleicht behaupten, dass dieses Lied etwas für Emos wäre oder so. Doch das fand ich nicht. Jeder durfte hören, was er mochte. Es war ruhig und Stimmungsgeladen. Deshalb mochte ich es. Dazu war der Text tiefsinniger als manch anderer Mist, den es in den Charts gab. Nun gut. Mein Musikgeschmack schien insgesamt nicht wirklich in das typische Schema zu passen. Ich liebte Rock und alles Mögliche. Nur Rap und Hip Hop sprach mich nicht wirklich an. Stattdessen lauschte ich lieber den Liedern von Bands wie Oomph!, die Ärzte oder Poets of the Fall. Auch Musik zu Doctor Who oder Videospielen fand ich äußerst ansprechend. Sängerinnen wie Eisblume, LaFee hörte ich ebenfalls gerne. Von daher fiel ich vielleicht ein BISSCHEN aus dem Rahmen. Aber auch nur ein bisschen. Auch das Lied, welches ich zurzeit sang war von Eisblume. Wie gesagt war es eines meiner Lieblingslieder von ihr. Es befand sich auf dem ersten Album und war, wenn ich mich recht entsinne, der letzte Track auf diesem. Langsam kam das Lied zum Ende und doch wurde es intensiver, weshalb ich ein weniger lauter begann zu singen. Louise - mein Herz Vergib mir nicht Die Welt hält an, Will sich nicht weiter drehn Louise - und doch Die Schuld trifft dich Ich ließ dich gehen, Doch du verlässt mich nicht Wellen über mir Greifen nach uns voller Gier Kein Wort, kein Weg bringt dich zurück Louise - mein Herz Jetzt komm zur Ruh Mit meinen Tränen decken wir uns zu, Ich und du „Wer ist Louise?“, hörte ich plötzlich Jack neben mir fragen, woraufhin ich leicht zusammen zuckte und schließlich aus meinen Gedanken gerissen wurde. Langsam öffnete ich meine Augen und schielte zu dem Hologramm, welches sich neben mich gesetzt hatte. Wie lange er mir wohl schon zugehört hatte? Wahrscheinlich die ganze Zeit und ich hatte es nicht einmal bemerkt. Allerdings hatte ich wenig Lust ihm zu erklären, dass ich diese Frage nicht wirklich beantworten könnte, da das Lied nicht von mir war, sondern von einer Sängerin. Leider hatte ich nie wirklich hinterfragt wer Louise war. Wobei ich mir gut vorstellen konnte, dass dieser Name keinen tieferen Sinn hatte. Vielleicht bezog es sich auf einen Film oder es war der Name einer Freundin von der Sängerin, welche sie verloren hatte und dies nun in seinen Song ausdrücken wollte. Somit ignorierte ich seine Frage einfach und blickte in den Himmel, bevor ich erneut die Augen schloss und den Wind genüsslich einatmete. Wohlig seufzte ich wieder aus und begann meinen Mund zu öffnen. „Hach diese kühle Brise tut wirklich gut. So erfrischend“, meinte ich genüsslich, während ich mir kurz durch meine Haare strich. Währenddessen spürte ich, wie sie nach hinten wehten. Ich ließ meine Augen geschlossen. Wobei ich mich wunderte warum Jack überhaupt nichts dazu äußerte, sondern still schweigend neben mir saß. Hätte ich meine Augen geöffnet, wäre mir allerdings bewusst geworden, warum er schwieg. Er schien mich ganz genau zu beobachten und zu fixieren. Schon fast als ob er versuchen würde mich zu verstehen und einzustudieren. Oder war es etwas Anderes? Faszination vielleicht? Ich war kein normales Mädchen. Mir war das bewusst. Zumindest dachte ich das immer von mir selber, da ich die meisten Interessen anderer Frauen nicht teilte. Vor allem nicht shoppen. Allerdings wüsste ich nicht was daran faszinierend sein sollte. Schließlich hatte man von mir häufig genug behauptet, dass ich ein Monster sei. Weder war ich aufregend, noch in irgendeiner Weise faszinierend oder interessant. Von daher hätte ich nicht einmal verstanden, warum mich Jack so genau beobachtete. Vielleicht hatte ich auch einfach etwas im Gesicht und er lachte sich innerlich darüber schlapp, da ich es nicht bemerkte. Schließlich öffnete ich meine Augen wieder und blickte langsam zu Jack, welcher in den Nachthimmel guckte. Sofort richtete ich meinen Blick ebenfalls auf den Himmel und begann sanft zu Lächeln. „Eine schöne Nacht nicht wahr? Auch wenn der Mond ein wenig stört. Es wirkt fast so als ob er bluten würde…“, meinte ich betrübt und zog meine Beine näher an mich heran. Auf meine Bemerkung blickte Jack zu mir und stützte sich dabei auf seinen Unterarmen ab, welcher auf dem Dach lagen. Wie war er überhaupt hier hinauf gekommen? Fliegen konnte er nicht und sich an dem Dach festhalten ebenfalls nicht. Oder? „Liegt vielleicht daran, dass dort gebohrt wird“, äußerte sich Jack, bevor ich fragen konnte, wie er hier her gekommen war. Sofort seufzte ich erneut und verdrehte leicht die Augen. „Ich weiß. Ich habe beim Spielen aufgepasst. Auch wenn es lange her ist, seitdem ich Borderlands 2 gezockt habe. Schöne Zeit. Zu dem Zeitpunkt konnte ich dich wenigstens noch Abgrundtief hassen!“, meinte ich und ließ mich nach hinten auf das Dach fallen, sodass ich nun auf meinen Armen lag, welche ich hinter meinen Kopf verschränkt hatte. Dabei schlug ich die Beine übereinander. „Ach und jetzt kannst du es nicht mehr, Kiddo? Wie rührend. Erklärst du mir auch wieso? Auch wenn es offensichtlich ist. Ich meine, wer kann Handsome Jack schon widerstehen?“ „Ich. Und selbst das wäre nicht der Grund. Ich meine du bist heiß. Verdammt du heißt nicht umsonst HANDSOME Jack. Trotzdem hast du einen miesen Charakter und bist ein selbstverliebtes Arschloch. Somit wärst du nicht wirklich mein Typ von Mann. Der Grund warum ich dich nicht mehr hassen kann ist eher Borderlands The Pre-Sequel. Es spielt vor Borderlands 2. Also bevor du ein machtbesessener, größenwahnsinniger Vollidiot wurdest. Naja und bevor du diese Gesicht Verstümmelung erleben musstest.“ „Erinnere mich nicht daran….“, knurrte er und schien sich noch daran zu erinnern. Wer würde solch einen Verrat auch vergessen? Vor allem die Schmerzen die er erlitten haben musste. Verdammt ich hatte schon wieder Mitleid mit ihm! „Sorry. Naja auf jeden Fall merkt man in dem Spiel einfach, dass du früher gar nicht so ein übler Zeitgenosse gewesen bist. Gott du hättest dich sogar für Andere geopfert!“ „Stimmt daran erinnere ich mich noch. War ich zu dem Zeitpunkt dumm“, meinte er ein wenig seufzend. Ich wunderte und fragte mich, ob er diese Entscheidung tatsächlich bereute. Denn ein kleines Lächeln war auf seinen Lippen zu erkennen. Vielleicht war er gar nicht so ein Monster für den ich ihn die ganze Zeit gehalten hatte. Anscheinend bereute er nichts. Er sah sich immer als Held und damals war er es sogar irgendwie gewesen. Wahrscheinlich brachte ihn das zum Lächeln. Auch wenn er irgendwie traurig wirkte. Dieser Mann verwirrte mich immer wieder neu, vor allem verstand ich langsam nicht mehr was ich von ihm halten sollte. Sollte ich ihn fürchten, hassen oder doch lieber bewundern und sogar bemitleiden? „Nun ich fand das Heldenhaft. Naja und damals warst du auch noch nicht so gewalttätig. Stattdessen… naja du hast wirklich wie ein Held gewirkt. Nicht so wie später. Vor allem hat man irgendwie Mitleid mit dir und versteht durch das Spiel viel besser, wieso du so geworden bist, wie du jetzt nun einmal bist. Ich meine so gut wie jeder hat dich hintergangen und war ein Arsch zu dir. Dazu dann noch die Sache mit deinem Gesicht. Kein Wunder, dass du so wahnsinnig geworden bist. Außerdem hattest du glaube ich auch nicht gerade eine angenehme Kindheit. Und dein Doppelgänger ist zum Knuddeln niedlich! Vor allem wenn man auf Moxxi trifft“, erzählte ich begeistert und begann los zu lachen. Diese Szene spielte sich vor meinem geistigen Auge ab, wie er sie anfleht ihn zu heiraten, nur weil er sie in anderen Klamotten als ihren sexy Sachen – sag ich mal so – gesehen hatte. Diese Vorstellung hatte sich in mein Gehirn gebrannt. Es war zu komisch und so süß. Dafür konnte man Jack nicht hassen. Außerdem war es lustig seinen Doppelgänger zu spielen. Auch wenn ich viel lieber Claptrap gespielt hätte. Doch diesen wollte lieber Rika spielen. Trotzdem war mir Jack seitdem ziemlich sympathisch geworden. Sein Doppelgänger machte immer so niedliche Bemerkungen. Außerdem sah Handsome Jack wirklich nicht schlecht aus. Das gab ich gerne zu. Wenn er so wäre, wie sein Doppelgänger oder so wie im Pre-Sequel, dann hätte ich ihn sicherlich mehr gemocht. Auch wenn er damals schon ziemlich selbstverliebt war. Er hatte sein Ebenbild angeguckt und direkt bemerkt, wie sexy er doch war. Damals konnte ich lediglich mit dem Kopf schütteln. Auch wenn ich es irgendwie amüsant fand. Kaum zu glauben, dass ich das alles verdrängt hatte, bevor ich hier gelandet war. Wahrscheinlich lag es daran, dass ich Jack weiterhin unbedingt hassen wollte. Vor allem nachdem ich Tales from the Borderlands weit genug gespielt hatte. Wobei seine Bemerkungen mich manchmal sogar zum Schmunzeln gebracht hatten während des Spielens. Trotzdem scherte er sich einen Dreck um Andere. Und doch hatte ich ihm vertraut, als es darauf ankam. Die letzte Szene der zweiten Episode handelte davon. Entweder ich vertraute Fiona und ihren Hausgemachten Bomben oder Handsome Jack. Ich verstand immer noch nicht wieso ausgerechnet ICH Jack vertraut hatte. Nicht einmal die Hälfte der Spieler hatte dies getan. Die meisten vertrauten lieber Fiona. Es war merkwürdig. Ob ich wohl schon damals versucht hatte Jack zu verstehen? Konnte ich ihn selbst bei dieser Entscheidung nicht hassen? Vielleicht wusste ich tief in meinem Unterbewusstsein, dass er gar nicht so ein übler Kerl war, wie ich es immer vermutet hatte. Wer weiß. Plötzlich fiel mir auf, dass Jack mich fokussierte, weshalb ich irritiert zu ihm blickte. Er schien nicht amüsiert über meine Bemerkung zu sein. Sofort begann ich zu überlegen woran das liegen konnte. Dann fiel es mir wieder an. Wenn ich mich richtig erinnerte, hatte Moxxi ihn betrogen oder so ähnlich. Ups. Dieser Name würde ihn somit nicht unbedingt erfreuen. Das hatte ich natürlich nicht bedacht. Nun gut. Bei so vielen Frauengeschichten, die er einem erzählen konnte, verlor man schnell die Übersicht. Vor allem darüber, mit welchen er eine ernsthaftere Beziehung gehabt hatte. Von daher musste er mir das verzeihen. „Entschuldige… Hatte vergessen, dass ihr Beide mal was miteinander hattet“, sagte ich schnell und sah lieber weg, da sich sein Blick intensivierte. Ich wollte ihn doch gar nicht verärgern. Wieso musste er mir trotzdem diesen tödlichen Blick zu werfen? Schließlich begann ich sogar unschuldig zu pfeifen, um ihn zu beruhigen. Doch das schien ihn noch mehr zu verärgern. Ich spürte seine intensiven Blicke, die auf meinem Rücken ruhten. Sie durchbohrten diesen schon fast. Schwer begann ich zu schlucken und kniff schließlich meine Augen zusammen. In meinen Gedanken betete ich, dass er mich nicht umbringen würde. Auf einmal durchfuhr mich ein seltsames Gefühl, welches meinen gesamten Körper vibrieren ließ. Erschrocken riss ich meine Augen auf und fasste mir an mein Herz. Mein Magen zog sich langsam zusammen, während sich mein restlicher Körper anfühlte als ob er verbrennen würde. Ein Kribbeln begann sich langsam durch meinen Magen zu ziehen, während ich ein seltsames Verlangen verspürte. Ein brennendes Verlangen. Meine Kehle wurde trocken, während ich spürte wie eine andere Stelle meines Körpers immer feuchter wurde. Was war plötzlich los mit mir? Ich musste mir schon den Mund zu halten, um nicht anzufangen zu keuchen. Dieses Gefühl war mir so fremd und doch auch bekannt. Es war ein Lustgefühl. Doch woher kam es? Erschrocken blickte ich zu Jack, welcher zufrieden und triumphierend lächelte, während mein ganzer Körper vibrierte. Plötzlich wurde das Gefühl stärker und ich konnte es nicht mehr unterdrücken. Mir entwich tatsächlich ein Stöhnen. Mit geröteten Wangen und einem verwirrten Blick betrachtete ich Jack, welcher seine Arme vor der Brust verschränkt hatte. Dieses Grinsen. Es machte mich im Moment kirre. Und das nicht im negativen Sinne. „Probleme, Cupcake?“, fragte er genüsslich, doch ich konnte nicht wirklich antworten. Ich versuchte mit aller Kraft weiteres Stöhnen zu unterdrücken, was leichter gesagt war als getan. Das traurige an dem Ganzen war auch noch wie gut es sich anfühlte. „Wie… hng… W-wie machst du das?“, fragte ich keuchend und versuchte zwischendurch das Stöhnen, welches dabei war meinen Lippen zu entweichen, zu unterdrücken. „Das wüsste du wohl gerne, hm? Aber ich verrate es dir nicht. Ist allerdings äußerst interessant. Ich hätte nicht gedacht, dass das tatsächlich bei dir funktioniert. Soll ich dich erlösen?“, fragte er genüsslich, während er genau beobachtete, wie ich mich quälte. Ich versuchte mich gegen dieses Gefühl zu wehren. Allerdings fiel es mir immer schwerer mich nicht einfach hinzugeben. „J-ja…“, stöhnte ich schon fast und hielt mir schnell den Mund zu. Doch statt mich zu erlösen, wurde es nur noch intensiver, weshalb ich erneut zu stöhnen begann. „H-hör auf… bitte“, flehte ich mit einem zugekniffenem Auge. Doch das schien ihm immer noch nicht zu genügen. Was wollte er denn noch? „Sorry, Cupcake, aber das reicht mir nicht. Du hast dich schließlich über mich lustig gemacht. Deine Bemerkungen waren auch nicht gerade entsprechend. Du musst dafür bestraft werden und endlich lernen mich zu respektieren. Verstehst du das, Kleines?“, erklärte er mir schließlich, woraufhin ich ihn fragend anblickte. Wenn das alles nicht reichte, dann musste er mir wenigstens auch sagen, was ich machen musste, damit er endlich zufrieden war. Schließlich konnte ich seine Gedanken nicht lesen! Doch stattdessen stützte er seinen Kopf mit einer Hand ab und beobachtete mich weiterhin ganz genau. „Es tut mir leid ok? N-nur bitte hör auf…“, keuchte ich stark, während ich zwischendurch weiterhin mein Stöhnen unterdrücken musste. Doch auch das schien ihn nicht zufrieden zu stellen. Lange würde ich das nicht mehr aushalten. Doch vor seinen Augen wollte ich mich weder berühren, noch einen Orgasmus bekommen. „J-jack-“, stöhnte ich verzweifelt und hatte das Gefühl langsam den Verstand zu verlieren. Desto überraschter war ich, als diese Lust wie vom Winde verweht war. Nichts war mehr zu spüren. Von einer Sekunde zur nächsten war es einfach weg. Es fühlte sich fast so an, als ob nie etwas gewesen wäre. Lediglich die Feuchtigkeit im unteren Bereich deutete auf das hin, was ich gerade durchleben musste. Dazu kamen noch meine Erschöpfung und das starke Keuchen. Langsam ließ ich mich nach hinten fallen und lag wie erschlagen auf dem Dach, während ich keuchend, schwitzend und mit rotem Kopf zum Himmel starrte. Zwischendurch hatte ich mich aufgesetzte, um besser mit dieser Situation umgehen zu können. Doch jetzt wollte ich einfach nur noch liegen und mich nie wieder bewegen. Dazu schämte ich mich. Wie konnte ich es zulassen, dass er mir so etwas antat? Dazu hätte ich mich ihm beinahe komplett hingegeben. Drehte ich denn jetzt vollkommen durch? Oh Gott! Was wäre wenn er so etwas auch mit Rhys durchführen würde? Daran wollte ich gar nicht denken! Er sollte ihn in Ruhe lassen. So etwas musste der Arme nicht durchmachen! Der hatte schon genug Probleme. „W-warum hast du… jetzt doch aufgehört?“, fragte ich keuchend und blickte erschöpft zu ihm. Doch mich würdigte er keines Blickes mehr. Stattdessen starrte er in die komplett andere Richtung. Was war denn jetzt mit dem kaputt? Die ganze Zeit machte er einen auf großen Macker und meinte mich bestrafen zu müssen und plötzlich schaffte er es nicht einmal mehr mir in die Augen zu sehen? Ich musste diesen Mann wirklich nicht mehr verstehen. „Nun… ich drücke es mal so aus. Ich habe bekommen, was ich wollte“, antwortete er auf meine Frage schließlich knapp, woraufhin ich eine Augenbraue hob. Ich verstand immer noch nicht wirklich was mit ihm los war. Vor allem verstand ich nicht, worauf sich dieses „bekommen“ beziehen sollte. Etwa auf mein Stöhnen? Wollte er unbedingt hören wie ich seinen Namen stöhne? Nun gut mir sollte es Recht sein. Hauptsache es hatte endlich aufgehört. Lange hätte ich das sicher nicht mehr aushalten können. Trotzdem musste ich eine Sache noch klären, selbst wenn er mir nicht einmal zuhören sollte. Schließlich würdigte er mich keines Blickes. Was war bloß los mit diesem Mann? „Übrigens habe ich mich nicht über dich lustig gemacht, Jack. Ich fand bloß deinen Doppelgänger süß. Außerdem habe ich viel zu große Angst vor dir, als mich über dich lustig machen zu können! Wobei deine Sprüche manchmal ziemlich amüsant sind. So ungern ich es auch zugebe aber… hach… wärst du mehr wie dein Doppelgänger oder so, dann wärst du mein Traummann.“, erzählte ich ihm ehrlich, bevor ich mich erhob. Jetzt nur noch schnell weg hier, bevor er mich damit aufziehen könnte. Jetzt gab es allerdings noch ein anderes Problem zu lösen. Wie zum Teufel kam ich hier wieder runter?! Ich sollte lernen zu denken, bevor ich handle. Fuck… Kapitel 17: Teamwork -------------------- So weit so gut. Ein Bein hing schon einmal in der Luft, während mein linkes auf dem Dach kniete. Nun musste ich mich langsam vortasten. Dabei gab es allerdings ein Problem. Meine Höhenangst machte sich wieder bemerkbar und dieses Mal konnte ich es nicht so leicht ignorieren. Schließlich musste ich nachgucken, wo ich hintreten kann. Wobei das leichter gesagt war als getan. Ich wagte es kaum meinen Blick nach unten zu richten. Zu groß war die Angst vor der Höhe und sofort überkam mich eine Schwindelattacke. Somit konnte ich lediglich wenige Sekunden zum Boden gucken, was nicht ausreichte, um mich von diesem Dach zu holen. Ohne Hilfe würde ich es hier nie runter schaffen. Doch wer sollte mir jetzt helfen außer Mr. Ich-bin-so-toll? Rhys würde mich mit Sicherheit nicht hören, genauso wenig wie Vaughn und Skaggy konnte leider nicht reden. Ich wusste nicht einmal, ob er wirklich denken konnte. Meine einzige Hilfe wäre somit wirklich Jack und den würde ich sicher nicht fragen! Das wäre unter meiner Würde, vor allem nach der Aktion, die er sich geleistet hatte. Vor allem auf ein BITTE könnte dieser Mistkerl lange warten! Allerdings musste ich mir eingestehen, dass ich mir das hier besser hätte durchdenken können. Ich musste mir wirklich endlich angewöhnen nachzudenken, bevor ich handle. Plötzlich tauchte vor mir wieder dieses blaue Schimmern auf, weshalb ich genervt meinen Blick nach oben richtete, nur um einen, mit verschränkten Armen vor der Brust, Jack erblicken zu müssen, welcher mich genau beäugte. Hatte der nichts Besseres zu tun, als mich dabei zu beobachten, wie ich versuchten von diesem Dach herunter zu kommen OHNE mir alle Knochen zu brechen? Er könnte mir ruhig seine Hilfe anbieten, doch dafür war ER sich wahrscheinlich zu stolz. Somit würde ich hier oben wahrscheinlich versauern müssen, außer man würde mich irgendwann finden. Wobei ich mir nicht wirklich vorstellen konnte, dass man sich wundern würde, wo ich denn hin verschwunden war. Rhys und Vaughn würden mir schnell vergessen, während lediglich Skaggy am Fenster stehen würde und darauf warten, dass sein Frauchen wieder käme. Diese Vorstellung war wirklich deprimierend und machte mich ein wenig traurig. Trotzdem gab mir das noch lange nicht genug Grund, um diesen Mistkerl vor mir um Hilfe zu bitten. Somit ignorierte ich ihn und betrachtete das Dach unter mir, bevor ich wieder versuchte mich vor zu tasten. Langsam aber sicher berührten die Spitzen meines Schuhs die Fensterbank. Doch sofort rutschte ich aus, wodurch mein gesamter Körper vor Schreck nachgab und einen Schwung nach hinten machte. Kreischend klammerte ich mich an dem Rand fest, denn nun hingen beide meiner Beine in der Luft. Keuchend schielte ich kurz nach unten. Schnell bereute ich diese Entscheidung, denn dadurch wurde mir die Höhe des Hauses nur noch bewusster und meine Angst übernahm die Oberhand. Ich zitterte am ganzen Körper und verlor dadurch schneller die Kraft mich festhalten zu können. Verzweifelt kniff ich die Augen zusammen. Ich spürte wie mir Tränen in die Augen flossen. Ich wollte noch nicht sterben. Ich hatte Angst vor dem Tod. Was wäre wenn danach tatsächlich nichts mehr ist? Bloß die Schwärze, die einen auf ewig einhüllen würde. Kein neues Leben, das auf mich wartete. Keine Liebe, die ich erneut treffen könnte. Niemals würde ich verspüren wie es wäre eine Mutter zu sein oder schon eine Ehefrau. Alles wäre weg, für immer und ewig. Einfach so. Meine Mutter alleine gelassen. Es wäre so, als ob ich ausgelöscht wurde. Nein. Das durfte nicht passieren. Somit betete ich – zum ersten Mal nach einer langen Zeit – wieder zu Gott. Bitte… Bitte schick mir einen Engel. Ich darf noch nicht gehen. Bitte! Nimm ihr nicht auch noch ihre Tochter… Lass es nicht so enden! „Na, Cupcake, brauchst du Hilfe?“, hörte ich plötzlich Jack fragen und starrte erschrocken mit Tränen in den Augen zu ihm nach oben. Musste er auch noch so blau schimmern? So konnte fast tatsächlich denken, dass er ein Engel sei. Fehlten nur noch die Flügel. Somit verfinsterte sich sofort mein Blick wieder und ich dachte mir: Haha. Danke Gott, sehr lustig. Verarschen kann ich mich alleine. Doch zu meiner großen Überraschung blieb Jack tatsächlich bei mir und beugte sich zu mir hinunter. Danach ging er an mir vorbei und schielte zu dem offenen Fenster. Mein Blick folgte ihm und blieb an ihm haften. Ihn jetzt um Hilfe zu bitten ging mir wirklich gegen den Strich. Damit ich meine Würde behalten durfte, musste ich es geschickt umschreiben, sodass er mir trotzdem helfen würde. Wobei ich mich ein wenig darüber wunderte, wie er das anstellen wollte. Nun gut das würde ich noch sehen. Seufzend öffnete ich meinen Mund und schloss dabei meine Augen. „Naja sagen wir es so. Ich bin in einer äußerst misslichen Lage gefangen und hätte besser nachdenken sollen“, antwortete ich schließlich ein wenig überheblich und würdigte ihm keines Blickes. Der Kerl hatte es fürs Erste wieder bei mir verscherzt. So schnell würde ich ihm diese Sache sicher NICHT verzeihen. Selbst durch meine geschlossenen Augen konnte ich genau erkenne, dass er sich wieder vor mich gestellt hatte. Wahrscheinlich betrachtete er mich ungläubig und hatte die Arme vor der Brust verschränkt. Seine typische Pose. Doch mir war das egal. Auch wenn ich meine Augen sachte öffnete, um besser zu ihm schielen zu können, wandte ich schließlich meinen Kopf ihm ab und machte ein beleidigtes „HMPF!“. Er sollte ganz genau spüren, dass ich sauer war. Schließlich hatte ich nie etwas gemacht, um das zu verdienen. Somit durfte ich ruhig ein wenig wütend sein. „Oh komm schon, Kiddo. Ich dachte wir seien nach diesem WUNDERVOLLEN Gespräch die besten Freunde geworden. Du brichst mir wirklich das Herz“, meinte er ironisch, woraufhin ich ihm einen genervten Blick zu schielte. Er hob daraufhin lediglich seine Augenbraue und seufzte kurz, bevor er selber die Augen schloss und nachzudenken schien. Nachdem er fertig war, öffnete er sie wieder und grinste mich breit an. „Also, Süße, brauchst du Hilfe?“ „Jetzt sogar schon Süße? Schwach, Jack, sehr schwach. Und falls du es genau wissen möchtest. Ich könnte eine kooperative Hand sehr gut gebrauchen, die mich von diesem Dach führen kann“, antwortete ich ihm schnippisch und schloss erneut die Augen. Ein wenig behielt ich sie auch zu, um nicht ständig ausversehen nach unten blicken zu müssen. Denn dann überkam mich sofort wieder ein Sturm aus Angst und lange würde ich diese Angst nicht mehr aushalten können. Noch mehr und ich würde loslassen. Entweder weil mein Körper nachgab oder weil ich endlich erlöst werden wollte. Somit musste ich es vermeiden mir den Boden anzusehen. Er bestand sowieso größtenteils lediglich aus Sand und Steinen. „Du versuchst gerade nicht ernsthaft zu vermeiden mich um Hilfe zu bitten, oder? Nein wie süß. So eingeschnappt bist du? Hast du deine Tage oder so, Püppchen?“, fragte er arrogant, woraufhin ich ihn böse anfauchte. „Hältst du endlich den Rand?! Weiß du eigentlich wie beschissen sich sowas anfühlt? Ich bin noch Jungfrau du Arsch! Natürlich bin ich eingeschnappt! Erstens bist du ein Arsch und zweitens möchte ich solche Gelüste bloß spüren, wenn mich ein Mann tatsächlich berührt! Und das auch nur, wenn ich ihn liebe und er mich. Verdammt nochmal! Du verstehst Frauen wohl überhaupt nicht. Kein Wunder, dass du ständig alleine endest!“ Oh nein. Jetzt hatte ich es bestimmt wieder übertrieben. So würde er mir doch niemals helfen. Doch ich war in Rage. Verständlich oder nicht? Bis gestern oder so hatte ich ihn noch gehasst wie die Pest. Plötzlich mochte ich ihn ein bisschen mehr und schon musste er alles versauen, indem er mich Stöhnen ließ, als ob ich gerade den besten Sex meines Lebens hätte. Das auch bloß durch Gedankenkraft oder wie auch immer er das angestellt hatte. Als ob ich nach dieser Aktion glücklich wäre und ihm so schnell vergeben könnte. So waren Frauen nicht gestrickt und vor allem nicht ich. Trotzdem taten mir die letzten Worte ein wenig leid. Ich wusste schließlich wie viel er durchmachen musste und dann rieb ich es ihm auch noch ständig unter die Nase. Kein Wunder, dass er das Bedürfnis hatte, mich jede freie Sekunde bestrafen oder nerven zu müssen. Ich hatte einfach eine viel zu große Klappe. Somit schielte ich seufzend zu ihm. Was ich sah schockierte mich. Er sah plötzlich so verletzt aus. Schon fast mitleidig. Als ob er traurig wäre und sich daran hindern musste zu weinen. Nicht einmal ansehen konnte er mich. Was hatte ich bloß getan? Ich wollte ihn nicht verletzen. Noch wenig hatte ich das Bedürfnis ihn zu kränken. Vor allem nicht in der Situation, in welcher ich mich gerade befand. Zurzeit benötigte ich jede Hilfe, die ich bekommen konnte. Da konnte ich es mir nicht erlauben ihn zu kränken. Doch was sollte ich jetzt machen? Irgendwie musste ich ihn wieder aufmuntern. Auch wenn ich Jack noch nie SO gesehen hatte. Wütend oft genug aber noch nie verletzt. Selbst als jeder ihn verraten hatte, schien er lediglich auf Rache aus zu sein. Doch jetzt. Wobei ich mich nicht mehr daran erinnern konnte, wie er sich verhalten hatte, nachdem Angel gestorben war. Wahrscheinlich war damals allerdings auch bloß wütend gewesen. Konnte er überhaupt traurig sein oder sogar weinen? Nun gut. Herausfinden musste ich das nicht so schnell. „Hör zu. Es tut mir leid, ok?“, entschuldigte ich mich seufzend, woraufhin er zu mir schielte und sofort wieder begann breit zu grinsen. Er hatte mich erneut verarscht. Wie oft musste ich noch auf ihn herein fallen, bis ich ihn durchschauen würde? „So gefällt mir das doch. Nun gut ich gebe zu, dass ich vielleicht übertrieben habe. Also lass uns das einfach vergessen, Kiddo. Abgemacht?“, fragte er plötzlich, woraufhin ich ihn überrascht anblickte. War das sein ernst? Ausgerechnet er entschuldigte sich indirekt bei mir. Das musste ein Traum sein. Vielleicht war ich auch einfach schon tot und wusste es noch nicht. Wobei das hier dann eindeutig die Hölle war. Nicht nur, dass mich diese Einsicht irritierte, sondern auch die Röte in meinem Gesicht machten aus dieser Situation etwas äußerst Unbehagliches. Somit blickte ich schnell zur Seite und tat so, als ob ich immer noch beleidigt sei. Dabei war ich sogar irgendwie glücklich. Ich hätte so etwas nie erwartet. Vielleicht war er wirklich nicht so ein mieser Kerl, wie ich es die ganze Zeit angenommen hatte. „Gut… Damit bin ich einverstanden. Jetzt hol mich einfach hier runter, ok?“, fragte ich schließlich und schenkte ihm lediglich einen kurzen Blick, dank welchem ich erkennen konnte, dass er erneut dieses Grinsen im Gesicht aufgesetzt hatte. So als ob er voll und ganz zufrieden sei. Nur weil er mich immer mehr nach seiner Nase tanzen ließ. Dazu schien er es wirklich zu schaffen, dass ich ihn mehr und mehr begann zu mögen. Innerlich regte mich das auf, doch ich ließ es mir nicht anmerken, stattdessen versuchte ich ein Lächeln aufzusetzen. Schließlich benötigte ich im Moment wirklich seine Hilfe. So ungern ich es auch zugab. Einen Seufzer unterdrückte ich, bevor ich erneut zu meinem Unterkörper schielte, welcher wie tot in der Luft baumelte. Lange könnte ich mich nicht mehr so halten können. So langsam müsste er mich hier runter holen, ansonsten gäbe es bald Rose Pfannkuchen. Um ihm das mal zu verklickern wandte ich mich zu ihm, nur um erblicken zu müssen, dass er einfach so verschwunden war. Von einer Sekunde zur nächsten. Einfach weg. „Ich bin hier unten, Kiddo!”, ertönte plötzlich eine Stimme aus dem Zimmer, in welches ich versuchte zurück zu kehren. Sofort blickte ich erschrocken nach unten. Dabei erkannte ich das leichte, blaue Schimmern, welches aus dem Raum strahlte. Wann und vor allem wie war er dort hingekommen? Ich hatte weder etwas bemerkt, noch gehört. Dieser Kerl war ein riesen Rätsel und so langsam bekam ich Lust darauf es zu lösen. Wäre es doch nur so leicht! Nun gut vielleicht war es das sogar. Schließlich war er lediglich ein Hologramm. Wobei er extra angedeutet hatte, dass er nicht durch Wände gehen konnte. Somit hätte er auf jeden Fall an mir vorbei gehen müssen. Oder kann er sich plötzlich teleportieren? „Bereit, Kitty?“, fragte er, woraufhin ich sofort laut zu knurren begann. Jetzt nannte er mich auch noch Kitty. Ich war allerdings alles andere als sein Kätzchen! So etwas ließ ich mir nicht gefallen, somit kam sofort ein Kommentar von mir: „Jaja! Und nenn mich nicht so, Bello!“ „Bello? Wow, Kiddo, das war ja schon fast lustig. Aber nur fast. So und jetzt setz deinen rechten Fuß nach vorne“, befahl er. Natürlich tat ich was er sagte und versuchte danach so gut es ging seinen Anweisungen zu folgen. Allerdings war das leichter gesagt als getan. Denn des Öfteren rutschte ich weg oder verfehlte die Stelle. Doch nach ein paar vielen Anläufen hing ich schließlich im Fenster. Jetzt musste ich nur noch von der Fensterbank steigen, welche mich Gott sei Dank halten konnte, und schon war ich gerettet. Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet Jack und ich solch ein gutes Team abgeben würden. Allerdings musste ich ihm eins lassen. Er war sehr gut darin zu beschreiben, was ich denn nun machen sollte. Nur durch seine Hilfe hatten wir es überhaupt geschafft mich von dem Dach zu holen. Ich musste ihm dafür wohl oder übel danken. „So. Fang mich auf“, scherzte ich und grinste breit, bevor ich von der Fensterbank fast in seine Arme sprang. Kurz vor ihm blieb ich stehen und kicherte kurz. Dabei bemerkte ich wie er mich ansah, denn anscheinend hatte er mit dieser Aktion gar nicht gerechnet. Somit blickte er mich schon fast schockiert an. So hatte ich Jack noch nie gesehen. Um ehrlich zu sein dachte ich immer, dass er bloß zwei Gesichter hat. Einmal sein wütendes Gesicht und dann noch sein grinsendes, verschmitztes. Schließlich gab er mehr nie von sich Preis, außer einmal im Spiel, als Rhys ihn erklärt hatte, dass er Tod sei. Zu diesem Zeitpunkt sah er ebenfalls überrumpelt und schockiert aus. Das war das erste Mal, dass man ihn so gesehen hatte. Doch mir hatte Jack sogar auch gezeigt, dass er zumindest so tun kann, als ob er verletzt und traurig sei. Auch wenn er mich damit lediglich reinlegen und mein Mitleid erwecken wollte. Dieses Arsch. Von einer Sekunde zur nächsten schön er sich wieder gefangen zu haben und verschränkte wie üblich die Arme vor seiner Brust. Wahrscheinlich war das seine Standard Pose. Allerdings behagte es mir gar nicht wie er mich studierte, weshalb ich lieber schnell an ihm vorbei huschte. Wobei ich nicht sehr weit kam, denn auf einmal öffnete er seinen Mund und hielt seinen linken Arm vor mich, um mich aufzuhalten. „Was?!”, zischte ich ihm leicht genervt entgegen. Zwar hätte ich leicht durch seinen breiten Arm gehen können -Gott warum war er so muskulös? - dies bedeutete allerdings nicht, dass ich mir das antun wollen würde. Erstens spürte man dann ganz genau die Statik die von ihm ausging und zweitens wäre es so als ob er mir an die Brüste fassen würde. No thank you! „Ach komm, Pumpkin. Ich dachte wir seien jetzt beste Kumpels!”, meinte er grinsend. Ich erkannte den Unterton und konnte mir schon denken wie sarkastisch dieser Satz gemeint war. „ABER mach das nie wieder, verstanden? Du hättest genauso gut ausrutschen und nun Pfannkuchen sein können”, ermahnte er mich, woraufhin ich bloß die Augen verdrehte und nun selbst die Arme verschränkte. Allerdings fiel mir ein ganz bestimmter Klang in seiner Stimme auf. Machte er sich etwa Sorgen um mich? Ich musste gestehen, dass mir dieser Gedanke leichte Röte in mein Gesicht steigen ließ und ich nun noch mehr Sympathie für ihn empfand. Allerdings versuchte ich es mir nicht anzumerken, weshalb ich schnell meinen Kopf abwandte und unter seinen Arm durch kroch, um den Raum verlassen zu können. Fehlten nur noch drei... Kapitel 18: Be my doctor (not my nurse) --------------------------------------- Während Jack gelangweilt an einer Wand lehnte, untersuchte ich den einzigen Raum, den man noch betreten konnte. Der andere war dieses Mal eindeutig abgeschlossen und das andere Zimmer war ein Badezimmer, in welches ich sicher nicht alleine gehen würde, vor allem nicht wenn ich kaum meine Hand vor Augen sehen konnte. Ich hatte genug Horrorfilme gesehen und Spiele gespielt, um zu wissen wo das enden würde. Hinterher wäre ein kleiner Junge, welcher Geräusche wie eine Katze macht, aus der Wanne gesprungen, woraufhin mich eine Frau mit langen, schwarzen Haaren angegriffen hätte. Oder ich hätte einen Geist mit meiner Handy Kamera einfangen müssen, wobei das vielleicht nicht einmal geholfen hätte, da es nicht die richtige Kamera wäre. NO, THANK YOU! Das tat ich mir sicher nicht an. Bisher bereute ich meine Entscheidung auch nicht, denn in diesem Raum schien es ruhig zu sein. Allerdings war es eine angenehme Stille, welche mich von dem Dach ablenken ließ und von allem, was dort oben geschehen war. Kurz schielte ich zu Jack, welcher keine Anstalten machte mir irgendwie beim Suchen zu helfen oder wenigstens mehr Licht zu spenden, denn das Zimmer war nicht gerade klein, wodurch ich vielleicht lediglich 1/4 von dem Licht abbekam, welches er ausstrahlte. Schließlich stand er am anderen Ende des Raumes und sah es wohl nicht ein seinen reichen Arsch mal ein paar kleine Schritte in meine Richtung zu bequemen. Stattdessen schloss er jetzt auch noch die Augen, woraufhin ich meine Faust ballte und versuchte mich zurück zu halten. Wenn ich mich jetzt aufregen würde, würde ich ihm bloß wieder Genugtuung schenken. Darauf konnte ich wirklich gut verzichten. Außerdem würde ihn das amüsieren. Von daher versuchte ich meinen Mund geschlossen zu halten und die Faust wieder zu einer flachen Hand zu bewegen, welche ich danach in meiner Westentasche vergrub. So leicht würde ich mich nicht mehr von ihm reizen lassen. Ich musste sowieso endlich lernen nicht so impulsiv zu sein. Ständig regte ich mich auf, selbst bei Kleinigkeiten, was mich schon häufig in Schwierigkeiten befördert hatte. Seufzend wandte ich mich wieder zu dem Schrank, welcher sich vor meinem Körper befand. Man konnte es sogar schon mehr als ein Regal bezeichnen, denn für einen Kleiderschrank war es zu klein. Das Möbelstück war sogar kleiner als ich und ging mir lediglich bis zur Brust. Wahrscheinlich hatte die Familie, die hier früher gelebt hatte, ihr Geld und so weiter darin verstaut. BHs und Unterhosen waren nämlich nicht zu finden. Wobei sich sowieso sehr wenig hier drin befand. Wahrscheinlich hatte schon irgendjemand diesen Raum geplündert, weshalb ich davon ausging nicht fündig zu werden, wenn es um Geld ging. Wenigstens befand sich ein Bett in diesem Zimmer, welches sogar noch funktionstüchtig zu sein schien. Glück für uns. So mussten wir zumindest nicht auf dem Boden schlafen. Naja nicht alle. Das Bett war nämlich gerade so groß genug für zwei Personen. Eine dritte dort drauf zu quetschen, würde zu Komplikationen führen. Somit war es leichter, wenn Einer von uns Dreien auf dem Boden schlief. Man müsste nur noch ausknobeln wer, doch das würde ich noch früh genug mit den Jungs regeln. Grummelnd wühlte ich mich durch die Regale, die der Schrank beherbergte. Allerdings konnte ich nichts erkennen. Rein gar NICHTS! Und das bloß weil ein gewisser Jemand sich zu fein war und an der Wand anscheinend fest klebte. Langsam hatte ich wirklich die Schnauze voll. Er sollte mir helfen, nur deshalb ertrug ich seine Nähe, und nicht an einer Wand einschlafen. Somit wandte ich mich um, während ich anfing mich zu beschweren. Weiter als ein „Sag mal...” kam ich nicht, da kurz darauf einen stechenden Schmerz spürte, welcher sich durch mein gesamtes linkes Bein zog. Ein kleiner Schmerzensschrei entwich meinem Mund, woraufhin Jack genervt die Augen öffnete. Als er sah, dass ich dabei war zur Seite umzukippen, kam er plötzlich auf mich zu gestürmt und versuchte mich aufzufangen. Doch statt auf seinen Armen zu landen, flog ich einfach hindurch. Trotzdem fühlte es sich so an, als ob er den Sturz leicht abgefedert hätte, wodurch der Aufprall nicht ganz so schmerzhaft für mich verlief wie erwartet. Nachdem auf dem Boden angekommen war, blickte ich mit einem wässrigen Auge zu meinem linken Bein. Ich war mit meinem Fuß bei der Drehung umgeknickt. Das erklärte einiges. Auch wenn ich nicht verstand wieso es so sehr schmerzte. Meinen Fuß spürte ich so gut wie gar nicht mehr, als ob er gelähmt sei, während es in meinem Bein brannte und schmerzte, als ob jemand immer und immer wieder mit einem Messer darauf einstechen würde. Schnell biss ich mir auf meine Unterlippe, um nicht zu schreien vor Schmerzen. Allerdings hielt ich es kaum noch aus und spürte wie mir immer mehr Tränen in die Augen schossen. Kaum zu glauben, dass ausgerechnet Jack derjenige war, welcher sich als Erster versuchte meinen Fuß genauer anzugucken. „Jack... Was machst du da?”, fragte ich mit zusammen gepressten Zähnen, während ich vor Schmerzen zu keuchen begann. „Was wohl, Dummkopf? Ich untersuche deinen Fuß. Und jetzt halt still!”, befahl er mir erbost. Warum war er denn so sauer? Ich wollte mich lediglich darüber erkunden, was er da an meinem Fuß machte. Wie wollte er es überhaupt untersuchen? Er konnte ihn nicht einmal hochheben. Doch plötzlich drang seine Hand in meinem Fuß ein. Erschrocken wich ich schnell zurück. Genervt schielte er zu mir, während ich ihm einen verängstigten Blick zu warf. Wie hatte er das gemacht? Wieso konnte er so etwas? WAS versuchte er damit zu bezwecken? Zu viele Fragen kreisten durch meinen Kopf, während wir gestört wurden, da Rhys in das Zimmer stürmte. Besorgt und keuchend blickte er zu mir hinunter, bevor er sich neben mich stürzte und mit zittriger Stimme fragte: „Rose! Was ist passiert?” Irgendwie süß wie er sich um mich sorgte. Schnell öffnete ich meinen Mund, um ihm antworten zu können. Leichter gesagt als getan. Dank dem Schock, den mir Jack bereitet hatte, schaffte es mein Gehirn keine vernünftigen Wörter zu formen. Somit schluckte ich kurz, räusperte mich und nach ein paar beruhigenden Sätzen, die ich mir in meinem Kopf zuflüsterte, versuchte ich es erneut. Erfolgreich zum Glück. Auch wenn sich meine Stimme immer noch ein wenig zittrig anhörte und ich leicht stotterte. Wahrscheinlich glaubte er, dass ich den Sturz verarbeiten musste. Dabei war an meiner Unsicherheit eigentlich Jack Schuld. „I-ich... Hrm... Ich bin mit meinem Fuß umgeknickt und hingefallen. Ist aber nicht so schlimm. Habe ihn mir bestimmt nur verstaucht”, meinte ich und winkte schnell ab, doch Rhys schien mit dieser Antwort nicht zufrieden zu sein. Stattdessen starrte er erwartungsvoll zu meinem Fuß und fragte: „Kannst du ihn bewegen?” „Was? N-Na klar!”, antwortete ich schnell und ernst, wobei die Zuversicht, die ich versucht hatte vorzutäuschen, versagte und nicht so gut herüberkam wie sie sollte. Denn im Inneren fürchtete ich mich ein wenig davor meinen Fuß bewegen zu müssen, da ich mir schon denken konnte, dass mein Fuß nicht nur verstaucht war. Trotzdem wagte ich einen Versuch und bereute es sofort, denn sofort durchzog mich ein stechender Schmerz und ließ mich fast aufschreien. Doch zuvor biss ich schnell meine Zähne zusammen. Erneut schossen Tränen in meine Augen. „Ok... Das war wohl ein Fehlschlag...”, murmelte ich seufzend, woraufhin Rhys nickte und erneut zu meinem Fuß blickte. „Wahrscheinlich ist er gebrochen... Da bist du wohl stärker umgeknickt als du dachtest”, meinte Rhys nachdenklich, woraufhin ich kurz die Augen verdrehen musste. „Sagen wir doch wie es ist. Ich bin fett und mein Fuß bekam meine gesamte Körpermasse zu spüren!”, sagte ich ernst, wobei ich es eher scherzhaft meinte, weshalb die darauffolgenden Redaktion von Rhys überraschend für mich war. „Du bist doch nicht fett!”, begann er schnell, „du bist eine Traumfrau! Da muss Mann sich sofort in dich verlieben.” Stille kehrte ein, während Rhys langsam zu registrieren begann, was er dort gerade gesagt hatte. Ich hingegen versuchte meine Röte zu verstecken, was eher schwierig war. Langsam aber sicher lief Rhys ebenfalls rot an und begann schnell zu sprechen, während er zu mir blickte: „A-also nicht d-dass ich oberflächlich wäre o-oder in dich verliebt! Ich... Äh... Ich kümmere mich mal um deinen Fuß!” „Gut gerettet, Kiddo”, meinte Jack sarkastisch, woraufhin ich ihm einen bösen Blick zuwarf, während Rhys verlegen zu meinem Fuß rutschte und ihn vorsichtig hochhob. Allerdings konnte er nicht viel erkennen, da es immer noch zu dunkel war. Schnell zog ich mein Handy hervor und schaltete dort die Taschenlampe an, bevor ich es ihm reichte. Mich anzusehen wagte er nicht, als er das Handy annahm. Plötzlich klatschte ich mir gegen mein Gesicht, woraufhin Rhys kurz irritiert zu mir blickte. Leicht genervt erklärte die ich, dass ich daran früher hätte denken können. So hätte ich auf Jack wenigstens verzichten können. Schließlich war die eingebaute Taschenlampe hell genug, um mir den Weg zu leuchten. Vor allem leuchtete sie besser als Jack! Selbst wenn er in der Nähe war erkannte man so gut wie gar nichts. Nun gut er sollte auch nicht als Taschenlampe dienen, auch wenn es amüsant war ihn als diese zu missbrauchen. Solange er es sich zumindest gefallen ließ und nicht plötzlich am ätsch der Welt stand und halb am schlafen war. Ich schielte schließlich zu Rhys, welcher vorsichtig meinen Fuß begutachtete wie ein Arzt. Erneut behandelte er mich, weshalb meine Fantasie langsam verrückt zu spielen begann, weshalb ich meinen Blick schnell von ihm abwandte. Ich spürte das Blut in meinem Kopf kochen. Trotzdem konnte ich nicht widerstehen und musste unwillkürlich immer wieder zu ihm schielen, bis sich unsere Blicke trafen, woraufhin ich wie erstarrt mit weit aufgerissenen Augen zu ihm starrte und er genauso zu mir zurück. Uns Beiden war das Unbehaglich, weshalb wir schnell den Kopf wegdrehten, sodass wir dem Anderen nicht mehr in die Augen blicken mussten. Zumindest nicht so direkt. Stattdessen versuchte ich ihn aus dem Augenwinkel zu beobachten. Dabei bemerkte ich, wie er ebenfalls zwischendurch zu mir schielte oder es zumindest versuchte, jedoch schnell genug wieder wegblickte. Wahrscheinlich war ihm immer noch peinlich was er vorhin von sich gegeben hatte. Dabei fand ich das irgendwie niedlich. Vor allem als er versuchte sich zu rechtfertigen und rauszureden. Während ich daran dachte musste ich sogar kurz kichern. Dabei blieb nicht unbemerkt, dass Rhys erneut zu mir blickte. Ein wenig verwirrt sah er mich an, woraufhin ich schnell abwinkte und meinte, dass ich lediglich an etwas Witziges denken musste. Natürlich verschwieg ich WAS dieses Witzige gewesen war. Ansonsten hätte er sich sicherlich noch mehr geschämt. SÜSS! Nach ein paar weiteren Minuten des Schweigens kam Vaughn hinzu und fragte: „Was ist passiert?” „Bin umgeknickt und habe mir wahrscheinlich den Fuß gebrochen”, erklärte ich ihm schnell, woraufhin er kurz eine Augenbraue hob, als ob er das gar nicht glauben könnte. Kurz darauf blickte er zu seinem besten Freund, welcher lediglich nickte, um zu bestätigen was ich gerade gesagt hatte. Daraufhin atmete Vaughn erleichtert aus. Ich wunderte mich wieso er wohl erleichtert war und kam auf zwei Schlussfolgerungen. 1. er war erleichtert darüber, dass mich nichts attackiert hatte und war somit beruhigt nicht schon wieder vor irgendetwas Angst haben zu müssen. ODER 2. er hat sich um mich gesorgt und ist beruhigt, dass es nichts ernstes war. In meinen Augen war es eindeutig Ersteres, allerdings fand ich es schön zu glauben, dass er sich Sorgen gemacht hatte. Insgesamt bekam ich langsam immer mehr das Gefühl, dass wir Drei sehr gute Freunde werden könnten. Schon fast wie eine Clique in der Schule. Einerseits gefiel es mir daran zu glauben, doch dann wiederum erschlug mich die harte Realität und führte mir vor Augen was geschehen würde, wenn ich mich zu sehr einlebte. Ich würde sie nie wieder sehen und es würde mich zerreißen. Wollte ich mir das wirklich antun? In meinen Gedanken schüttelte ich schnell den Kopf. Darüber wollte ich noch nicht nachdenken. Schließlich stand der Wunsch nach Hause zu kommen immer noch an erster Stelle. O-oder nicht? Plötzlich riss mich Rhys aus meinen Gedanken, als er meinem Fuß auf seinen Schoß legte und ich erneut einen starken Schmerz verspürte, weshalb ich mir auf die Unterlippe biss und ein knappes, schmerzerfülltes „Hng” von mir gab. Sofort schielte er zu mir, während ich immer noch wie ein Pfannkuchen geplättet auf dem Boden lag. „Sorry. Aber so kann ich besser gucken, ob er wirklich gebrochen ist”, entschuldigte sich Rhys schnell, bevor er sich wieder meinem Fuß zu wandte. Ein wenig verwundert starrte ich ihn an. Hacker Profi und jetzt auch noch Arzt oder wie? Der Kerl verwunderte mich immer wieder aufs Neue. Allerdings fiel mir dann wieder sein ECHO-Auge ein, mit welchem er lediglich meinen Fuß scannen musste, um herauszufinden ob er gebrochen war oder nicht. Trotzdem war das immer noch ziemlich beeindruckend. Vor allem weil er mich jetzt schon ein zweites Mal verarztete. Langsam entwickelte er sich zu meinem persönlichen Arzt. „Rhys?”, sprach ich ihn an, während er dabei war meinen Fuß zu scannen. „Hm?” „Wie viel kostet mich diese Behandlung, du Arzt?”, fragte ich scherzhaft und begann herzlich zu lachen, bis Rhys meinen Fuß vor Schreck von seinem Schoß fallen ließ, woraufhin ich sofort zusammen zuckte und ich versuchte einen Schrei zu unterdrücken. Mit einem Schlag saß ich wieder und stützte mich mit meinen Armen ab, während mein Blick auf Rhys fiel, welcher mich errötet ansah. „I-ich... Hrm. Wie-wie kommst du denn jetzt darauf?”, fragte er nervös stotternd. Woraufhin ich wieder zu kichern begann. Doch bevor ich antworten konnte, wurde ich von Vaughn unterbrochen. „Soll ich euch Beide vielleicht alleine lassen?”, fragte er, woraufhin ich hinter Rhys deutete. Für Vaughn sah es wahrscheinlich so aus, als ob ich auf die Wand zeigen würde, doch in Wirklichkeit stand dort Jack, welcher sich über Rhys Schulter beugte, um auch einen Blick auf meinen Fuß erhaschen zu können. Auch wenn mir das unbehaglich war, denn von dem Schreck vor paar Minuten hatte ich mich immer noch nicht erholt. „Drei. Jack ist auch noch da”, meinte ich dann schließlich, woraufhin er kurz nickte, um mir zu verdeutlichen, dass er verstanden hatte. Als ob Rhys gar nicht zugehört hätte, sagte er auf einmal: „Um ehrlich zu sein. Das ist eine gute Idee Vaughn.” „W-w-w-w-warte was?!”, fragte ich erschrocken und bekam kaum die Wörter aus meinem Mund. Vollkommen überrumpelt starrte ich Rhys mit weit geöffnetem Mund und knallrotem Gesicht an. Dabei wich ich mit meinem Oberkörper ein bisschen zurück. Fragend blickte Rhys zu mir, als ob er gar nicht verstehen könnte, warum ich mich so sehr aufregte. Wahrscheinlich begriff er es wirklich nicht. Allerdings schlug mir trotzdem gerade mein Herz bis zu meinem Kopf. Ich hatte Angst, dass es mir noch aus der Brust springen würde, so heftig wie es dagegen pochte. „Öhm... Ich dachte er könnte Wasser holen, damit wir deinen Fuß ein wenig kühlen können”, erklärte er mir vorsichtig. Er war immer noch ein wenig verwirrt. Das hörte man aus seiner Stimme heraus. Ich wiederum beruhigte mein Herz wieder ein bisschen und atmete beruhigt aus. Obwohl ich auch ein wenig enttäuscht war, denn ich hatte etwas ganz Anderes erwartet. Wobei das lächerlich gewesen wäre. Als ob er mit mir alleine sein wollen würde. Pff! Das war ja lächerlich! Dummes ich... „A-Achso. Ja das ist eine gute Idee. Ha ha...”, lachte ich nervös und starrte verlegen zur Seite, dabei spürte ich immer noch wie er mich ansah. Das machte es mir nicht unbedingt leichter. Mir war die ganze Situation gerade so peinlich, dass ich am liebsten im Erdboden versinken wäre. Dabei fiel mir nicht einmal mehr auf, dass Vaughn aus dem Zimmer verschwand. Erst als ich mich endlich beruhigt hatte und es wagte mich im Raum umzusehen, bemerkte ich, dass wir Drei wieder alleine waren. Rhys schlenderte durch das Zimmer und schien etwas zu suchen. Neugierig beobachtete ich ihn, wobei ich mich auch wunderte, was er eigentlich suchte. Allerdings traute ich mich nicht einmal zu fragen, da mir das ganze Drama von gerade eben immer noch peinlich war. Somit kratzte ich mich verlegen am Kopf und versuchte meinen Blick von ihm abzuwenden. Doch bevor ich das schaffte, hatte er es schon bemerkt und wir sahen uns Beide gegenseitig an. „E-entschuldige. Ich wollte nicht starren... Was machst du da eigentlich?”, nutzte ich schließlich die Chance, woraufhin er sich kurz seine Haare nach strich und schließlich auf meinen Fuß deutete. „Ich suche etwas für deinen Fuß. Bevor es noch schlimmer wird, sollten wir ihn irgendwie stützen können”, erklärte er mir ruhig. Kurz lächelte ich ihn an. Allerdings stellte ich ihn mir plötzlich in einem Arztoutfit vor. Schnell versuchte ich diese Vorstellung zu verdrängen. Das hatten wir doch alles schon!! „Öhm ja. Gute Idee, Rhys“, sagte ich schnell, um mich wieder auf die Realität konzentrieren zu können. Ich hatte keine Lust in meiner Fantasie zu versinken. Diese würde mich sowieso nachts heimsuchen. Somit wollte ich mich ein bisschen beteiligen. Doch als Rhys bemerkte, dass ich versuchte aufzustehen, drückte er mich sofort wieder zu Boden, sodass ich schön auf meinem Hintern sitzen blieb und ihm einen bösen Blick zu warf. Bevor er überhaupt etwas sagen konnte, kam Jack dazwischen und meinte freche: „Schwester Rhys, das war eine großartige Aktion.“ Kurz darauf begann er schmutzig zu lachen, woraufhin ich IHM nun den bösen Blick zu warf. Dann fiel mir allerdings wieder ein, dass seine Hand vorhin in meinem Fuß steckte und zuckte kurz zusammen. Als ob eine plötzliche Kälte durch mich gefahren wäre, begann ich zu zittern. Besorgt sah Rhys zu mir hinunter und ignorierte einfach was Jack von sich gegeben hatte. „Alles klar? Ist dir kalt?“, fragte er besorgt und hockte sich neben mich. Sofort schüttelte ich den Kopf und antwortete: „Nein. Alles ok. Such du mal weiter… Ich darf ja eh nicht aufstehen“ Leise grummelte ich vor mich hin. Ein wenig verfluchte ich ihn sogar. Wobei das schnell wieder verging. Trotzdem bemerkte er es und seufzte kurz. „Hey. Ich will nur nicht, dass du noch einmal umkippst. Ok?“ „Jaja. Geh schon, du überfürsorglicher Arzt, du“, antwortete ich und winkte ihn weg. Dabei begann ich leicht zu schmunzeln, woraufhin er kurz seufzte und schließlich lächelte. Danach machte er sich wieder auf die Suche nach etwas, was meinen Fuß stützen konnte. Am besten war ein Stock oder ein Holzbrett. Es musste irgendetwas Festes sein, dazu durfte es weder zu lang, noch zu kurz sein. Leichter gesagt als getan so etwas zu finden. Doch ich war mir sicher, dass Rhys das schon schaffen würde. Vielleicht sollte ich ihn lieber Spürhund bezeichnen. Wobei er mich danach sicherlich gehasst hätte. Wobei die Vorstellung amüsant war, weshalb ich kurz kichern musste. Rhys mit einem Hundehalsband um den Hals und dabei rumschnüffeln. Oh Gott! Diese Vorstellung war KÖSTLICH und gleichzeitig so niedlich. Ich konnte mich vor Lachen kaum noch zurück halten. Sobald Vaughn reinkommen würde, würde er mich wahrscheinlich für verrückt erklären. Rhys und Jack hatten das in Gedanken wahrscheinlich schon. Mir war das egal. Ich hatte meinen Spaß und den konnte mir nichts und niemand nehmen. Kapitel 19: Stay away from me! ------------------------------ Nachdem mir Rhys den Fuß verbunden hatte, entschieden wir uns etwas zu essen. Da ich allerdings nur auf einem Fuß vernünftig stehen konnte, musste einer der Jungs ran. Das Essen war dadurch… einigermaßen genießbar. Nächstes Mal musste ich eindeutig wieder kochen, ansonsten würde ich wahrscheinlich an Lebensmittelvergiftung sterben. Nun gut. Wir besaßen auch keinen Herd und mussten mit selbst gemachtem Feuer kochen. Hauptsache der Hunger war jetzt weg und wir konnten in Ruhe schlafen gehen. In den anderen Zimmern war zum Glück nichts Weiteres zu finden. Also nichts Schlimmes. Das verschlossene Zimmer war ebenfalls ein Schlafzimmer, während das Badezimmer einigermaßen sauber war, sodass man sich dort sogar unbeschwert erleichtern und die Zähne putzen konnte. Zum Glück war mir früh genug eingefallen, dass ich mir noch etwas für nachts eingepackt hatte, sodass ich nicht Tag und Nacht in denselben Klamotten rumlaufen, beziehungsweise schlafen musste. Somit stützte ich mich am Waschbecken ab, während ich mir die Zähne putzte, bevor ich mich auf die Toilette setzte und begann mich auszuziehen. Den Jungs hatte ich damit gedroht, dass ich ihnen ihre Männlichkeit rauben würde, wenn sie es wagten einen Blick erhaschen zu wollen. Selbst bei Rhys würde ich meine Drohung wahr machen. Schließlich musste man nicht spannen! Außer es war ein ausversehen, da man nicht damit gerechnet hatte, dass sich gerade jemand umzog. Doch da ich Beiden vorher gegenüber erwähnt hatte, was ich vorhatte, konnte man dieses Versehen nicht als Ausrede verwenden. Nachdem ich fertig war, begab ich mich in das Zimmer, welches direkt neben dem Badezimmer war. Dort erlebte ich ausgerechnet dieses Versehen. Wie versteinert blieb ich in der Tür stehen, als ich Rhys dabei beobachtete, wie er sich gerade auszog. Besser gesagt hatte er schon alles aus, bis auf seine Unterhose. Nervös begann ich auf den Boden zu starren, während ich das Gefühl hatte, dass mein Kopf zu dampfen begann, während ich die ganze Zeit schlucken musste. Kurz räusperte er sich, woraufhin er erschrocken zu mir blickte und sich schnell die Hose wieder hochzog. „R-rose! So schnell hätte ich dich nicht erwartet. Öhm…“, erläuterte er verblüfft. Kurz schielte ich zu ihm und bemerkte seine Röte. Ihm war das sicher unangenehm. Schnell drehte ich mich um und öffnete die Tür wieder. „I-ich warte vor der Tür!“, sagte ich schnell, bevor ich aus dem Raum verschwand und die Tür hinter mir zu knallte. Draußen angekommen atmete ich tief aus und versuchte mein Herz zu beruhigen. Es wäre wahrscheinlich schneller gegangen, hätte sich Jack nicht eingemischt, als er plötzlich neben mir auftauchte und mir einen halben Herzinfarkt verschaffte. ERNEUT! Dieser Kerl wusste es, wie man sich am besten anschleichen konnte. „Kannst du endlich aufhören mich ständig zu erschrecken?!“, fragte ich erbost, woraufhin er unschuldig tat und verteidigend die Hände hochhob. „Komm, Cupcake, das mache ich schon gar nicht mehr mit Absicht. Wobei dein Gesicht jedes Mal zu köstlich ist“, meinte er amüsiert, woraufhin ich kurz knurrte und mich von ihm abwandte. Ich lehnte mich gegen die Wand neben der Tür, da ich Angst hatte, dass Rhys diese öffnen würde und ich somit erneut auf dem harten Boden landen würde. Schließlich konnte ich mich bloß auf einem Bein halten, was ziemlich anstrengend war, weshalb ich mich lieber irgendwo abstützte. Am besten an einer Wand oder Sonstigem. „Was willst du überhaupt hier? Kannst du mich nicht in Ruhe lassen?“, fragte ich Jack leicht genervt. Ich sah ihn dabei nicht einmal mehr an. Stattdessen verschränkte ich die Arme vor meiner Brust und schloss meine Augen. Die ganze Zeit musste ich daran denken, wie seine Hand plötzlich in meinem Fuß verankert war. Normalerweise wäre sie einfach durchgegangen. Doch in dem Moment nicht. Wie hatte er das geschafft? Ich war so verwirrt. Vor allem verstand ich ihn einfach nicht. Entweder er ist ein Arsch und macht mir das Leben zur Hölle, indem er mich ständig ärgert, oder er hilft mir. Wieso muss er so wechselhaft sein? Das nervt und… es macht mich nervös. „Hör zu, Cupcake. Du solltest anfangen mir zu vertrauen - “ „Vertrauen? ICH soll ausgerechnet DIR vertrauen?! Nach all dem was du angerichtet hast?!“, fragte ich schockiert und starrte ihn nun doch an. Was erwartete er da von mir? Er wirkte alles andere als vertrauenswürdig. Er hatte mich seltsame Sachen fühlen lassen und kurz darauf steckte seine Hand in mir! Welcher normale Mensch würde so jemandem denn vertrauen? Ich wusste nicht einmal was ich genau fühlen sollte. Sollte ich Angst haben? Wer wusste was er als nächstes auf Lager hatte. Er sollte sich nur noch von mir fernhalten. Am liebsten würde ich gar nicht mehr mit ihm reden. In meiner Rage bemerkte ich gar nicht, dass mir Tränen kamen. Ich wollte einfach nur noch meine Ruhe haben. Somit legte ich eine Hand an die Wand und stützte mich daran, während ich zu der Treppe, die direkt vor mir lag, blickte. Ohne ihm überhaupt noch Beachtung zu schenken, bewegte ich mich langsam und vorsichtig auf die Treppe zu, während ich bemerkte, dass er mich die ganze Zeit anstarrte. Mir egal. Ich wollte gar nichts mehr mit ihm zu tun haben. Ich hatte keine Lust mehr auf diesen Blödsinn. Ich bereute es sogar Mitleid für ihn empfunden zu haben und ein Stück Sympathie. Nur weil er nicht schon immer so gewesen war, dachte ich wirklich ich könnte mich vielleicht mit ihm anfreunden. Doch seitdem ich wusste wie er sein konnte, schien ich tatsächlich so etwas wie Angst in seiner Nähe zu verspüren. Ich weiß, dass ich überreagierte. Doch so etwas hatte ich noch nie erlebt. Es war Neu und bereitete mich Unbehagen. Dazu wusste ich wie gefährlich er schon zu Lebzeiten gewesen war. Man konnte nur ahnen wie schlimm er jetzt sein könnte, ohne Körper und lediglich wie Geist an Rhys geheftet. Plötzlich tauchte Jack vor mir auf der Treppe auf und versperrte mir den Weg. Doch anstatt mich aufhalten zu lassen, ging ich einfach durch ihn hindurch. Zwar spürte ich ein kurzes Ziepen, wie bei einem ganz kleinen Stromschlag, doch das interessierte mich nicht mehr. Ich wollte nur noch raus, um ein bisschen nachdenken zu können und das Ganze zu verarbeiten. Wenigstens verspürte ich dank ihm nicht mehr den Wunsch hierbleiben zu wollen. Stattdessen wünschte ich mir wieder, dass ich nach Hause könnte. Auch wenn ich dafür meine Freundschaft zu Rhys und Vaughn aufgeben musste. Doch wenigstens wäre ich dann weg von diesem KERL. Er war schließlich ein Mörder und total wahnsinnig! Wie konnte ich ihm da jemals vertrauen? Nun gut. Er hatte mir auch das Leben gerettet. Indirekt. Allerdings hatte er davor dafür gesorgt, dass ich von einem Dach stürze. Von daher konnte man es auch so sehen, dass wir nun quitt waren. Während ich mich langsam die Treppen hinunter kämpfte, hörte ich im Hintergrund leise Jack grummeln. Dazu schien er mich immer noch aufhalten zu wollen. Ich verstand einfach nicht wieso. Was wollte er noch von mir? Doch zu meiner Überraschung waren die letzten Worte, die ich von ihm vernahm, bevor er sich von mir entfernte: „Rose, ich… Ach vergiss es! Mach doch was du willst!“ So etwas hatte ich ehrlich nicht erwartet. Vor allem nicht, dass er mich bei meinem Namen ansprechen würde. Was war bloß in ihn gefahren? Dazu klang er irgendwie verletzt und beleidigt. Kaum zu glauben aber ich entwickelte schon wieder Schuldgefühle. Dazu wirkte es schon fast so, als ob ihm etwas an mir liegen würde. Doch das konnte ich mir nicht wirklich vorstellen. Er dachte schließlich immer nur an sich und sah bloß seinen Vorteil. Als ob er mich mögen würde oder Sonstiges. Selbst wenn, war es mir egal. Ich wollte ihm nie wieder unter die Augen treten! „Rose?“, hörte ich Rhys fragen und wandte kurz meinen Kopf zu ihm, als ich am Ende der Treppe angelangt war. Er stand ganz oben und wollte mir schon nachgehen, doch zuvor hielt ich ihn lieber auf. Ich wollte alleine sein. Einfach mal nachdenken können. In Ruhe. „Ich brauch ein bisschen Zeit für mich alleine. Ist das ok? Wenn etwas ist schrei ich ganz laut. Keine Sorge“, erklärte ich mich schließlich und lächelte ihm kurz zu, bevor ich ihm wieder den Rücken zuwandte und mich langsam zu der Haustür vorkämpfte. Er wiederum seufzte nur. Allerdings hörte ich keine Schritte hinter mir, somit schien er – widerwillig – einverstanden zu sein und ließ mich gehen. Dafür war ich ihm wirklich dankbar und hoffte, dass nichts geschehen würde. Denn ein wenig unbehaglich war mir schon dabei im Dunkeln aus dem Haus zu gehen. Doch wo hätte ich sonst hingehen sollen? Auf das Dach wollte ich sicher nie wieder! Hinterher käme ich nicht hinunter, denn dieses Mal würde mir Jack sicher nicht helfen. Nicht nachdem ich ihn so angeschnauzt hatte. Na super! Jetzt waren die Schuldgefühle wirklich da. Ich hasste mein Gewissen manchmal! Rhys: „Dummes Gör!“, hörte ich Jack fluchen, als ich dabei war die Tür des Zimmers zu öffnen. Allerdings überlegte ich es mir zwei Mal, ob ich sie denn nun wirklich öffnen oder lieber kurz nach Vaughn sehen sollte. Denn so verzerrt wie seine Stimme war, konnte ich schon ahnen, dass er gerade äußerst schlecht gelaunt war. Und mit einem schlecht gelaunten Handsome Jack wollte man sich nicht anlegen. Vor allem machte er mir manchmal immer noch Angst. Schließlich spukte er in meinem Kopf herum. Wer weiß was er dort schon alles gefunden hatte. Das einzige Problem war, dass Vaughn eindeutig schon am Schlafen war, denn ich konnte eindeutig hören wie er schnarchte. Mir war gar nicht bewusst gewesen, dass er so laut schnarchen konnte. Klang fast so, als ob er gerade einen Urwald abholzen würde. Zum Glück musste ich nicht mit ihm in einen Zimmer schlafen. Er war zwar mein bester Freund, doch deswegen würde ich mir noch lange nicht eine erholsame Nacht entgehen lassen. Naja solange sie erholsam war. Wovon ich bisher noch nicht wirklich überzeugt war. Denn schließlich würde ich erneut mit Rose in einem Zimmer schlafen. Dazu war da noch Jack, welcher diese Nacht bestimmt keine Ruhe geben würde, wenn er auf 180 war. Vielleicht sollte ich einfach draußen schlafen. Wäre wahrscheinlich die beste Lösung, damit ich überhaupt ein bisschen Schlaf bekam. Doch jetzt war Rose draußen und ich wollte ihr ihre Ruhe geben. Schließlich wirkte sie irgendwie verzweifelt. Seitdem ich sie mit dem verletzten Fuß gefunden hatte war sie so. Klar sie hatte zwischendurch gekichert aber ansonsten wirkte sie irgendwie verängstigt und unsicher. Ich fragte was geschehen war. Allerdings wollte ich sie ungern fragen. Hinterher würde sie noch denken, dass ich aufdringlich oder neugierig war. Also war im Moment die einzige Lösung die Tür vor mir zu öffnen und mich meinem Schicksal hinzugeben. Ich müsste, ob ich wollte oder nicht, Jacks Anschreipuppe spielen. Meine Freude hielt sich in Grenzen! Sobald ich die Tür geöffnet hatte, erblickte ich Jack direkt vor meiner Nase und sprang fast wieder aus dem Zimmer. Seine folgende Frage überraschte mich daraufhin noch mehr. Vor allem musste er mir deswegen doch nicht so nahe sein, oder? Er war immer ein Vorbild für mich gewesen, doch trotzdem gab es Grenzen. Auch wenn Vaughn immer noch behauptete, dass ich besessen gewesen wäre. Sogar Rose hatte mich schon damit aufgezogen. Zum letzten Mal. Es waren MOTIVATIONSPOSTER! Egal. Ich schweife vom Thema ab. „Jo, Kiddo. Du vertraust mir doch oder?“, fragte er mich aus heiterem Himmel, woraufhin ich ihm einen verwunderten und fragenden Blick zuwarf. Wie kam er jetzt bloß auf diese Frage und warum interessierte ihn das überhaupt? Was mich schon fast noch mehr verwunderte war die Tatsache, dass er irgendwie verletzt klang. Wollte er also unbedingt ein ja hören nur um sich besser fühlen zu können? In den meisten Augen der Menschen, die auf der Helios lebten, war er ein Held. Als ob das nicht reichen würde, um sich super zu fühlen. Er schien noch mehr zu benötigen. Anscheinend war sein Ego wirklich endlos und musste ständig nachgefüllt werden. „Öhm…“, kam es nur aus meinem Mund. Ich wusste nicht was ich antworten sollte. Ich meine ich hatte ihm vertraut, als es um das Leben meiner Freunde ging. Aber um ehrlich zu sein, war ich mir nicht einmal sicher wieso ich das eigentlich gemacht hatte. Wie gesagt er war mein Vorbild aber eine wirklich vertrauenswürdige Person war er nicht unbedingt. Schließlich hatte er unzählig viele Menschen auf dem Gewissen. Welche normal denkende Person würde solch einem Mann schon vertrauen? Dazu wurde immer gesagt, seitdem er tot war, dass er größenwahnsinnig gewesen sei. Dazu war er arrogant, selbstverliebt und zu viele negative Eigenschaften mehr. Trotzdem hatte ich das Gefühl ihm nicht misstrauen zu müssen. Irgendwie sagte mir mein Bauchgefühl, dass er immer einen Plan hatte und ich mich auf ihn verlassen könnte. Vielleicht lag es daran, dass er mir schon das Leben gerettet hatte. Nicht nur mir, auch meinen Freunden. Ich war mir nicht sicher. Konnte auch daran liegen, dass er in meinem Kopf steckte und ich ihm früher oder später sowieso vertrauen musste. Ansonsten würde er sicherlich irgendetwas mit mir anstellen, was mir überhaupt nicht gefallen würde. „W-wieso fragst du das überhaupt?“, fragte ich jetzt einfach. Bevor ich antworten würde, wollte ich wenigstens erfahren was diese Frage zu bedeuten hatte. Schließlich fragte man nicht einfach so jemanden, ob er einem vertrauen würde. Zumindest hatte ich das noch nie gemacht. Vielleicht war ich auch einfach nicht normal. Oder Jack war es nicht. „Frag doch deine kleine Freundin wieso…“, antwortete er genervt. Seine Stimme verzerrte sich erneut ein wenig, genauso wie sein Erscheinungsbild. Man konnte gar nicht glauben wie sehr solch ein Hologramm einem Angst machen konnte. Doch wenn er wütend war, flackerte er und das beunruhigte mich sofort. Ich hatte wenig Lust darauf die Person zu werden, an der er seine Aggressionen auslassen könnte. „Oka~y… Was hat denn Rose jetzt damit zu tun?“, fragte ich ziemlich kleinlaut. Ich respektierte Jack immer noch, auch wenn er tot war. Ich wollte ihn keineswegs reizen. Allerdings schien ich genau das gemacht zu haben, denn er blickte mich an, als ob er mich am liebsten umbringen wollen würde. Ich schluckte stark und hoffte, dass ich mir das bloß einbildete. Plötzlich seufzte er und verschränkte die Arme vor seiner Brust, als ob er damit zeigen wollte, dass er sich beruhigt hätte. Dazu saß er jetzt auf dem Bett. Wobei ich mich fragte, ob er wirklich darauf saß oder quasi in der Luft schwebte. Vorsichtig gesellte ich mich zu ihm und saß mich einfach daneben. „Wie kann man MIR nicht vertrauen? Ich bin ein HELD!“, sprudelte es auf einmal aus ihm heraus. Überrascht sah ich zu ihm. War das alles worum es ging? Rose vertraute ihm nicht und schon fühlte er sich gekränkt? Dabei hatte ich immer gedacht, dass er ein großes Selbstbewusstsein besaß. Doch anscheinend war dem nicht der Fall. „Naja… Du provozierst sie ständig und gibst ihr irgendwelche Bezeichnungen, wie zum Beispiel Cupcake. A-also das ist natürlich eigentlich kein Grund dir nicht zu vertrauen. Schließlich hast du uns schon oft geholfen. Ich vertraue dir. Aber du hast auch dafür gesorgt, dass sie von einem Dach gestürzt ist und beinahe gestorben wäre. Vielleicht liegt es daran“, versuchte ich zu erklären. Daraufhin blickte er nachdenklich zu mir. Es wirkte schon fast so, als ob er sich sogar freuen würde, dass ich das gesagt hatte. Manchmal brauchte auch jemand wie Handsome Jack eine Person mit der er reden konnte. Zumindest hatte ich das Gefühl in diesem Moment. „Du vertraust mir also wirklich, Kiddo?“ „Klar. Wäre trotzdem nett, wenn du mich nicht immer Kiddo nennen würdest… Wirkt irgendwie… herablassend“, antwortete ich ehrlich und bereute es sofort wieder. Das gefiel ihm bestimmt nicht. Jetzt würde er mir den Kopf abreißen. Damit war ich mir sicher. Zu meiner großen Überraschung verlief es ganz anders. Er nickte und sagte: „Gut. Ich kann es zumindest versuchen.“ „J-jetzt ernsthaft?“, fragte ich überrascht. Mit dieser Antwort hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Allerdings freute es mich irgendwie. Dadurch wirkte es schon fast so, als ob wir Freunde werden könnten und auf einem Level stehen würden. Auch wenn er nicht unbedingt der netteste Boss war, als er noch lebte, Tod war er wirklich sympathisch. Und dass ich so frei mit ihm reden konnte, zeigte ebenfalls, dass er mich vielleicht sogar ein bisschen respektierte. Wer wünschte sich nicht so etwas von seinem Vorbild? „Werde deswegen jetzt aber bloß nicht sentimental, klar?“, ermahnte er mich, woraufhin ich schnell nickte, allerdings ein Lächeln nicht verbergen konnte. „Geht klar. Aber sag mal. Da ist doch noch mehr oder nicht? Wegen Rose, meine ich“, fiel mir auf. Kurz hob Jack eine Augenbraue hoch, bevor er zu Boden blickte und langsam nickte. „Sie wirkt so, als ob sie Angst vor mir hätte. Total unverständlich!“ „Naja… nicht wirklich“, flüsterte ich mehr zu mir selber, was er bemerkte und mir einen bösen Blick zuwarf. „Wie war das?“, fragte er erbost, woraufhin ich schnell zurück wich und verteidigen meine Hände hochhob. „G-gar nichts. Vergiss es! A-aber das muss doch einen Grund haben. Sie hat doch nicht einfach so Angst vor dir…“ Daraufhin begann Jack erneut zu überlegen und plötzlich schien es ihm wie Schuppen von den Augen zu fallen. „Als ich ihren Fuß untersuchen wollte, ging meine Hand einfach rein. Nicht hindurch, so wie sonst auch immer. Sie steckte richtig fest. Wahrscheinlich hat sie das verschreckt. Ich wollte ihr allerdings bloß helfen. Konnte ja nicht ahnen, dass es so ausartet!“, erklärte er mir und klang zum Schluss erneut sehr genervt. Langsam begann ich zu nicken und seufzte leise, als ich realisiert hatte, was er mir das eigentlich gerade erzählt hatte. „Hast du denn versucht es ihr zu erklären?“, fragte ich, denn schließlich wäre das das Erste gewesen, was ich gemacht hätte. „Ich habe es versucht, doch sie will mir nicht zuhören. Stattdessen sagt sie, dass ich sie in Ruhe lassen soll. Cupcake übertreibt direkt. Fängt sogar fast an zu weinen. Pff!“ Ich hob langsam eine meiner Augenbrauen und begann zu überlegen. Jack wirkte wirklich verletzt darüber, wie Rose reagiert hatte. Hätte ich gar nicht erwartet. Irgendwie wollte ich ihm helfen. Doch wie sollte ich das anstellen? Das Einzige was ich versuchen konnte, war ihr zu sagen, dass sie sich anhören sollte, was er zu sagen hatte. Wenn sie dies ablehnte konnte ich sie schlecht zwingen. Allerdings war es ein Versuch wert. „Ich helfe dir. Wir kriegen das schon irgendwie geregelt!“, sagte ich zuversichtlich und lächelte ihn wieder an. Er blickte mich etwas überrascht an, grinste dann aber breit und wirkte nun wieder so wie immer. Typisch Handsome Jack halt. „Danke, Ki… Rhys“, sagte er. Hey er versuchte es wirklich. Das war doch schon mal ein Anfang. „Hast du eigentlich irgendwelche Wünsche? Vielleicht kann ich mich ja revanchieren.“ „Also-“, wurde ich unterbrochen, als es plötzlich an der Tür klopfte und Roses Stimme zu hören war, welche fragte, ob sie rein kommen könnte. Natürlich erlaubte ich es ihr. Allerdings schien sie nicht darüber erfreut zu sein, was sie vorfand. Sofort blickte sie eingeschnappt zur Seite und gab ein lautes „Hmpf“ von sich. Sie schien Jack wirklich zu hassen im Moment. Und das nur wegen solch einer Kleinigkeit. Nun gut mir machte er auch manchmal Angst. Doch man könnte darüber hinweg sehen. Denn eigentlich konnte er auch nett sein. Somit versuchte ich es einfach und ging auf sie zu. Dabei konnte ich sie direkt abstützten, da sie sehr wackelig auf ihren Beinen wirkte. Plötzlich begann sie auch noch zu niesen. Nicht nur einmal oder zweimal, sondern direkt fünfmal hintereinander. Schockiert blickte ich zu ihr. Hoffentlich hatte sie sich keine Erkältung eingefangen. „Alles ok?“, fragte ich besorgt, doch schnell winkte sie ab. „Ja-ja. Ich habe das manchmal. Keine Sorge…“, sagte sie und damit hakte ich einfach nicht weiter nach. Wobei ihre Wangen gerötet waren. Ich hoffte wirklich, dass sie kein Fieber hätte. Denn ansonsten müssten wir uns beeilen, bevor es schlimmer wurde. Ich wollte sie nicht verlieren. Vor allem nicht wegen einer dummen Krankheit! „Bist du wirklich sicher? Du siehst so aus, als ob du leichtes Fieber hättest“, meinte ich schließlich doch. Ich konnte es nicht zurück halten. Ich machte mir nun einmal Sorgen. Vor allem seitdem mir bewusst war, was ich empfand, waren solche Gefühle noch schlimmer. Als ich sie schreien gehört hatte, hatte ich schon Panik sie verloren zu haben. Jetzt erneut diese Sorge. Langsam fragte ich mich, ob das normal war. Ich hatte mich zuvor noch nie wirklich verliebt. Ich hatte nicht einmal eine Freundin gehabt und das in meinem Alter. Ziemlich peinlich. Doch was sollte man machen? Irgendwie schien sich nie jemand für mich interessiert zu haben. Oder ICH mich für jemanden. Die meisten Frauen auf Helios waren auch irgendwie speziell und dann doch so… gleich. Schon fast langweilig, wenn man es nehmen wollte. Vielleicht hatte ich das Gefühl auch nur, weil ich ständig mit Vaughn und Yvette abgehangen hatte und mich sonst eher zurück hielt. Schließlich hatte ich mich nicht unbedingt auch die ehrliche Art und Weise nach oben gekämpft. Doch bei Hyperion hatte das niemand. Entweder man war jemand oder man konnte sie gleich aus einem Fenster werfen und sich das Leben nehmen. Denn wenn man am Ende der Nahrungskette stand, hatte man eigentlich keine großartigen Chancen. Ich musste das selbst feststellen. Ok genug Selbstmitleid Rhys! Du wolltest Jack helfen! Und gucken, ob sie wirklich kein Fieber hat, dachte ich ernst und wandte mich wieder an Rose, welche ich auf das Bett gesetzt hatte. Kurz darauf legte ich einfach meine Hand auf ihre Stirn. Tatsächlich fühlte sie sich ein wenig warm an, weshalb ich besorgt ausseufzte und mich neben sie setzte. Doch immer noch wirkte sie ganz gelassen, als ob das nichts zu bedeuten hätte. „Keine Angst. So schnell bekomme ich schon kein Fieber. Wobei… das letzte Mal als ich mir etwas gebrochen hatte, war das so ähnlich. Hatte mir beim Sport nämlich den Mittelfinger an meiner rechten Hand gebrochen. Am selben Abend lag ich mit hohem Fieber im Bett und wir mussten einen Arzt rufen, welchem ich am liebsten in seinen scheiß Arsch getreten hätte!“, erklärte sie erst ruhig, bis sie schließlich ziemlich erbost klang. Eins musste man ihr lassen. Sie nahm kein Blatt vor den Mund, obwohl sie manchmal so schüchtern und ruhig wirkte. Sogar höflich war sie. Außer zu Jack. Den hatte sie schon von Anfang an beleidigt. Wobei ich zugeben musste, dass das irgendwie amüsant war anzusehen. „Na hoffen wir mal, dass es dieses Mal nicht genauso ist. Und wieso hättest du das gerne gemacht?“, fragte ich irritiert, woraufhin sie genervt seufzte und sich schließlich auf ihren Rücken fallen ließ. „Weil der Kerl so UNHÖFLICH war und so UNFREUNDLICH! Gott! Ständig hatte er was zu meckern und wirklich geholfen hatte er auch nicht. Der traute sich ja nicht einmal mich vernünftig zu untersuchen. Als ob er Angst vor Bakterien hätte oder so. ALTER! Ich hatte bloß eine Erkältung und keinen Krebs oder so etwas! GOTT!“, fluchte sie, woraufhin ich ein Lachen unterdrücken musste. Sie war irgendwie süß, wenn sie sich so sehr aufregte. So lange sie keine rohe Gewalt anwandte, war mir alles Recht. Vor allem so lange sie es nicht an MIR ausließ. „Ok… Das ist dann verständlich. Öhm… Rose… Jack würde gerne etwas mit dir bereden. Hörst du ihm zu? Bitte“, sprudelte es schließlich aus mir heraus. Ich wollte das endlich hinter mich bringen und danach ins Bett gehen. Langsam wurde ich auch müde. Wobei ich sofort wach war, als ich ihren Todesblick auf mir ruhen spürte. Sobald ich zu ihr sah, erkannte ich, dass ihr diese Idee missfiel. Trotzdem willigte ich sie ein und setzte sich wieder auf. Jack hatte sich schon vor sie gestellt, mit verschränkten Armen. Genervt sah sie zu ihm nach oben. Hoffentlich würde sie ihm verzeihen. Rose: Wirklich Lust hatte ich auf dieses Gespräch nicht, doch das Rhys mich so lieb darum gebeten hatte, konnte ich einfach nicht nein sagen. Von daher hörte ich mir an, was Ich-bin-so-toll zu sagen hatte. Zu meiner Überraschung entschuldigte er sich sogar indirekt bei mir, während er erklärte, dass er mir bloß helfen wollte. Er hatte nie die Absicht gehabt mich zu erschrecken oder mir Angst zu machen. Nun fühlte ich mich noch schuldiger als vorher. Weshalb ich mich nervös am Hinterkopf kratzte und schließlich wehleidig zu ihm hochblickte. „Ich habe wohl auch ziemlich überreagiert… Tut mir Leid, ok? Ich… ich verstehe jetzt und… ja… Öhm… Vielleicht fange ich jetzt einfach an dir ein wenig zu vertrauen. Aber nur sehr langsam. Ok? Wobei ich mir gerade echt meinen Fingerbruch zurück wünsche“, sagte ich breit grinsend, schon fast frech, woraufhin mich Jack mit einer hochgezogenen Augenbraue ansah. „Ach und wieso?“, fragte er verwundert. Ich grinste noch breiter und zeigte ihm meinen Mittelfinger. „Na mein Mittelfinger war gebrochen. Das heißt ich könnte ihn dir die ganze Zeit hinhalten und du würdest nie wissen, ob ich es nun ernst meinen würde oder nicht. Hehe~“, erklärte ich und begann schließlich zu lachen. Auch er schmunzelte leicht und nickte. „Nicht schlecht, Cupcake“, sagte er ehrlich und blickte dann zu Rhys. „Nun gut, ich verzieh mich mal ein bisschen. Muss noch einen Kopf verrückt machen.“ „Juchu…“, sagte Rhys sarkastisch, woraufhin ich erneut zu lachen begann, bis ich erneut laut niesen musste. Seufzend ließ ich mich einfach zur Seite fallen und landete auf Rhys Schoß, welcher überrascht zu mir runter blickte und stotternd fragte: „W-w-was machst du das?“ „Mein Kopf tut ein bisschen weh. Und du bist so schön warm. Ich fühle mich wirklich wohl auf deinem Schoß, Rhys…“, antwortete ich ehrlich und zog ein wenig meine Beine an, welche sie nun mit auf dem Bett befanden. Jack war schon längst verschwunden, wobei er noch kurz zuvor einen Kommentar darüber abgeben musste, dass wir Beide Frauen seien und so weiter. Ein typischer Jack Kommentar halt. Doch irgendwie hatte ich ihn schon längst ausgeblendet. Meine Augen waren geschlossen und ich genoss einfach Rhys Nähe. Ich wünschte, dass ich für immer so hätte liegen können. Doch das war mir leider nicht vergönnt. Schmerzlich war mir bewusst, dass ich Rhys nie wieder sehen würde, sobald ich wieder zu Hause war. Doch trotzdem ließ ich mir diesen Moment jetzt nicht nehmen. Ich genoss ihn in vollen Zügen. Mir fiel sogar auf, wie Rhys langsam seine Hand in Richtung meiner Hand bewegte, allerdings kurz davor stoppte, als ob er sich nicht sicher sei, dass ich es ihm erlauben würde. „Du kannst ruhig drüber streichen. Ich mag das“, sagte ich ehrlich und ruhig, woraufhin ich deutlich hören konnte wie er stark schlucken musste. Leise kicherte ich. Ich stellte mir vor, wie er mit einem knallroten Kopf zu mir runter blickte und mich streicheln wollte. Für Fremde musste es fast so aussehen, als ob wir ein Liebespaar wären. Irgendwie gefiel mir die Vorstellung. Ich und Rhys… Das war ein Traum, welcher nie in Erfüllung gehen würde. Schließlich begann er tatsächlich über meine Haare zu streichen, gleichzeitig auch über meinen Kopf – DUH -, woraufhin ich leise zu schnurren begann. Erschrocken zog er schnell seine Hand zurück, woraufhin ich kichernd zu ihm nach oben blickte. „Entschuldige. Wenn man mir über den Kopf streichelt bin ich wie eine Katze und fange unwillkürlich an zu schnurren. Wollte dich nicht erschrecken“, erklärte ich ihm schließlich. Er war wirklich rot im Gesicht. Dabei wirkte er so nervös und vollkommen aus dem Konzept gebracht. Das war zum Knuddeln niedlich! Am liebsten hätte ich ihn die ganze Zeit umarmt. Doch das traute ich mich nicht. Und schließlich seufzte ich kurz. „Was ist?“, fragte er verwirrt, woraufhin ich leicht betrübt zu ihm nach oben sah. „Naja… Ich… war bisher immer alleine. Nur Rika war für mich da und jetzt… Ich habe das Gefühl endlich Mal wohin zu gehören… Verstehst du? Und ich frage mich, ob wir, nun, F-Freunde sind. Also du, ich und Vaughn. V-verstehst du? I-ich hatte noch nie männliche Freunde u-und vor allem nicht direkt zwei Stück auf einmal. I-ich… ich… würde mich freuen, wenn es wirklich so wäre“, erklärte ich zuerst betrübt und hinterher sehr nervös, dabei stotterte ich sogar, da es mir peinlich war ihn überhaupt zu fragen, ob wir Freunde waren. Ich kam mir fast schon so vor, als ob ich ihm gerade ein Liebesgeständnis machen würde. Wahrscheinlich würde ich mich dazu niemals überwinden können. Er wiederum sah mich zuerst überrascht an und begann schließlich herzlich zu lachen. Na toll. Jetzt lachte er mich auch noch aus. Ich wollte schon aufstehen, doch das hielt er mich zurück und strich mich erneut über meine Haare. Irritiert sah ich zu ihm nach oben. „Dummkopf. Natürlich sind wir Freunde“, sagte er herzlich, woraufhin ich ihn wie erstarrt anblickte. Aus heiterem Himmel kamen mir Tränen und rannten über meine Wangen, bis ich richtig zu weinen begann. Ich konnte mich nicht mehr bremsen und umarmte seinen Bauch, während ich laut zu schniefen begann. Ich war so glücklich. Noch nie hatte mir das jemand so offen gesagt. Vor allem kein Junge. Es fühlte sich so gut an nicht mehr alleine zu sein. Ich hatte zwar Rika, doch irgendwie war das nicht dasselbe. Ich hatte wirklich endlich das Gefühl akzeptiert zu werden. Selbst mit den Fehlern die ich besaß. Ihm schienen diese sogar egal zu sein. Er mochte mich so wie ich war. Wenn man immer gehasst wurde, fühlte sich solch eine freundschaftliche Liebe wunderbar an. „Danke Rhys…“, schluchzte ich, woraufhin er mir über meinen Hinterkopf strich. Seine Berührungen taten so gut. Wie sehr ich so etwas vermisst hatte. Es fühlte sich fast genauso wie bei meinem Vater an. So angenehm… ---------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- „Ok. Bevor ich noch auf deinem Schoß einschlafe, sollten wir lieber ins Bett gehen!“, sagte ich nach einer Weile und erhob mich von seinem Schoß. Plötzlich klingelte mein Handy und Rika war dran. Überrascht fragte ich, was denn los sei. Daraufhin erzählte sie mir, dass endlich die neue Episode draußen sie und ich mir unbedingt den Gortys Ball ansehen sollte. Wenn ich damit fertig wäre, sollte ich sie wieder anrufen. Verwundert fragte ich natürlich warum, doch sie wollte mir nichts Genaueres sagen, da ich sonst gespoilert wäre und dann wäre es ja langweilig. Ihre Worte! Seufzend willigte ich ein, doch erst am nächsten Tag. Auch wenn ich nun neugierig geworden war. Doch es war schon spät und Rhys und ich wollten endlich schlafen gehen. „MOMENT! Du und RHYS schlaf in EINEM Zimmer?!“, schrie sie mir in mein Ohr, weshalb ich das Handy schnell weghielt und auf laut stellte. Sie verlangte es sogar. „RHYS! Ich schwöre dir, wenn du sie nur EINMAL anfassen solltest, bist du einen Kopf kürzer! Es ist schon furchtbar, dass sie überhaupt verletzt wurde! DU-“ „Ist gut Rika… Beruhig dich… Wir haben schon in einem Bett geschlafen. Ups….“, rutschte es mir raus, weshalb ich mir schnell den Mund zuhielt, doch es war schon zu spät. „WAS?! IN EINEM BETT?! Ich bringe dich um, Rhys!!!“, schrie in das Handy und fluchte wie eine Furie, weshalb ich schnell wieder das Handy auf leise stellte und zur Hand nahm. „A-also dann bis morgen. Nacht!“, verabschiedete ich mich schnell und legte auf, bevor sie überhaupt noch etwas sagen konnte. Gestresst seufzte ich aus und ließ mich wieder auf meinen Rücken fallen, bevor ich das Handy wegsteckte. „Wow… sie ist ziemlich… eifersüchtig was?“, fragte Rhys nervös und kratzte sich verlegen am Kopf, woraufhin ich seufzend nickte. „Ja… Aber mach dir nichts draus. Sie hasst Männer sowieso. Naja~ Ab ins Bett. Bin so müde“, meinte ich und streckte mich kurz, während ich laut gähnte, bevor ich mich einfach breit machte und in die Mitte des Bettes legte, sodass Rhys nicht drauf konnte. Frech grinste ich ihn an. „Besetzt“, sagte ich frech, woraufhin er mich amüsiert anblickte, wobei er versuchte böse zu gucken. Danach hob er mich einfach hoch, woraufhin ich rot anlief, und ließ mich am linken Rand des Bettes nieder, sodass er sich neben mich legen konnte. Allerdings mit dem Rücken zu mir, woraufhin ich seufzte, bevor ich mich einfach an ihn kuschelte und meine Augen schloss. „Der Partner kommt immer von hinten“, scherzte ich frech, woraufhin er sich erschrocken zu mir umdrehte. Sofort begann ich laut zu lachen. „Du solltest dein Gesicht sehen. Haha! Das war doch bloß ein Scherz. Hehe. Hab dich lieb Rhys. Schlaf gut“, sagte ich amüsiert und streckte ihm kurz meine Zunge entgegen, bevor ich wieder meine Augen schloss und zufrieden und mit einem Lächeln im Gesicht einschlafen konnte. Dabei fühlte ich mich allerdings die ganze Zeit beobachtet. Wirklich seltsam… Kapitel 20: Gortys... LEBT?! ---------------------------- Am nächsten Morgen erwachte ich mit großer Vorfreude darauf herauszufinden, was sich nun hinter diesem metallischem Ball, welcher vor dem Bett auf dem Boden lag, verbarg. Somit schwang ich mich auf meinen Hintern und ließ meine Beine vom Bett baumeln. Kurz schielte ich hinter mich und erblickte, dass sich Rhys gar nicht mehr im Bett befand. Irritiert sah ich mich um. Im Zimmer war er nicht. Keine Menschenseele war zu sehen. Nicht einmal Jack war da, um mich mal wieder zu nerven. Ich war ganz alleine. Stille machte sich breit. Ein wenig erdrückend. Dazu konnte ich deutlich das Ticken einer Uhr vernehmen, weshalb ich zu dem Schrank neben dem Bett griff und in einer der Schubladen einen Wecker entdeckte. Dieser tickte mir also gerade die ganze Zeit um die Ohren und machte mich wahnsinnig. Er zeigte mir 12:00 Uhr an. Wow. Wie lange hatte ich denn bitte geschlafen? Bessere Frage war. Wann zum Teufel war ich eingeschlafen? Wahrscheinlich waren Rhys und ich letzte Nacht unbemerkt bis 4:00 Uhr morgens oder so wach geblieben. Das würde zumindest erklären, wieso ich so lange durchschlafen konnte. Plötzlich ging die Tür auf. Ein lautes Quietschen war zu hören. Schnell starrte ich zu der sich vorsichtig öffnenden Tür und erblickte schließlich Rhys mit klitsch nassen Haaren, die ihm halb im Gesicht hingen. Ich musste jetzt ruhig bleiben und mir nichts anmerken lassen. Auch wenn mein Herz schon wieder auf Hochtouren war. Kaum zu glauben, dass ich überhaupt noch lebte. Eigentlich hätte ich schon längst einen Herzinfarkt haben müssen. So oft wie er mein Herz schneller klopfen ließ. Schluckend starrte ich zu ihm. Er konnte seine Haare ruhig öfters so tragen. Das stand ihm wirklich gut. Dazu noch diese Feuchtigkeit. Wessen Frauenherz ließ solch ein Anblick nicht höher schlagen? Jetzt musste er nur noch oben ohne rumlaufen und ich wäre wahrscheinlich schon längst nicht mehr bei Bewusstsein. Ziemlich oberflächlich aber hey ich war auch nur ein Mensch! „G-guten Morgen, Rhys…“, stotterte ich nervös und konnte meinen Blick einfach nicht von ihm abwenden. Eine Frage schwirrte mir allerdings durch den Kopf, die ich ihm unbedingt stellen wollte. Wie konnte er sich die Haare waschen? Das Wasser hier im Haus lief. Sonst hätten wir gestern nicht so gut kochen können. Doch woher hatte er so etwas wie Shampoo? Stand es einfach so in einem der Badezimmerschränke? Ein Handtuch schien er auf jeden Fall nicht gefunden zu haben. Somit wühlte ich schnell in meiner Tasche rum und wurde sogar fündig. Ich hatte wirklich an alles gedacht, bevor wir aufgebrochen waren. Kurz darauf hielt ich es ihm hin, als er sich auf dem Bett niedergelassen hatte. Ein wenig überrascht blickte er zu mir. Seine Augen mussten sich ein wenig durch seine Haare kämpfen, weshalb ich schmunzeln musste. „Danke Rose”, entgegnete er und nahm das Handtuch dankend an, bevor er sich seine Haare nach hinten strich und schließlich mit dem Handtuch zu rubbeln begann, damit sie schneller trocknen konnten. „Oh und morgen. Sorry war ein wenig in Gedanken.” „Schon gut. Ist Vaughn auch schon wach? Ach und woher hast du ein Shampoo? Oder hast du dir die Haare bloß mit Wasser gewaschen?” „Ganz schön viele Fragen auf einmal”, bemerkte Rhys amüsiert, während er sich das Handtuch über die Schultern legte und neben mir Platz nahm. „Sorry. Bin sehr neugierig.” „Schon gemerkt”, begann Rhys amüsiert und schien ein knappes Lachen unterdrücken zu müssen, „Ok der Reihe nach. Ja, Vaughn ist schon wach. Er macht gerade Frühstück. Oder versucht es zumindest. Heh.” „Yay. Hoffentlich schmeckt es nicht so wie das Essen gestern Abend!”, konterte ich ein wenig angewidert. „Hey, auf der Helios wurde uns nicht beigebracht wie man kocht. Dafür haben wir andere Fähigkeiten. Oder kennst du dich mit Computern aus?” „Hm. Punkt für dich. Angeber...”, murmelte ich zum Schluss leise zu mir selber, lächelte ihn dann aber an, damit er merkte, dass ich es nicht ernst gemeint hatte. „Danke. Und wegen dem Shampoo. Ich hatte mir Eins mitgenommen”, erklärte er ruhig und lächelte mich ebenfalls an. Sofort nickte ich ihm zu und zeigte, dass ich verstanden hätte. Nach unserem Gespräch konnte ich mich endlich dem metallischen Ball vor mir zuwenden. Langsam nahm ich ihn in meine Hand und betrachtete ihn ganz genau. Für mich sah er auf den ersten Blick ganz normal aus. Nichts Besonderes. Einfach nur ein Ball aus Metall. Wieso sollte ich ihn mir also genauer ansehen? Bisher fand ich nichts Außergewöhnliches. Rika hätte mir einfach sagen können was so besonders an diesem Ding war. Wäre viel leichter gewesen. Aber nein. Sie machte es mysteriös. Aber so schnell gab ich sicher nicht auf und begann langsam den Ball zu drehen, wodurch mir etwas auffiel. Dort war eindeutig ein Knopf zu erkennen. Wofür war der wohl gut? Man konnte ihn leicht übersehen, da er nicht besonders groß war. Doch wenn man genauer hinsah, war er eindeutig zu erkennen. Sollte ich ihn einfach drücken? Ich war schon ziemlich gespannt, was geschehen würde, wenn ich es denn täte. Auch Rhys schien interessiert zu sein, da ich den Ball nun ebenfalls genauer betrachtete. Ohne noch weiter zu zögern bewegten sich beide unser Hände auf den Knopf zu, wodurch sie sich kurz berührten. Schnell zog ich meine Hand zurück und ließ den Ball dadurch fallen. Bevor er zu weit wegrollen konnte, hielt Rhys ihn auf, wodurch ich erleichtert ausseufzte. Wäre nicht günstig gewesen, wenn Gortys ausgerechnet jetzt abhauen würde. Ausgerechnet dann wenn wir dabei waren zu lösen, was es mit diesem Ball auf sich hatte. Damit das metallische Gerät nicht erneut verduften konnte, drückte Rhys einfach den Knopf und ließ vor Schreck den Ball aus seinen Händen fallen, denn es begann sich auszubreiten. Als ob gerade etwas dabei war zu erwachen. Tatsächlich kam immer mehr zum Vorschein. Wie zum Beispiel ein Kopf, Arme und ein Rad, auf welchem es sich anscheinend fortbewegen konnte. Überrascht starrte ich auf dieses Ding, welches langsam seine Augen zu öffnen schien, welche wie blaue Lampen zu glühen begannen. War das Gortys? Ein Roboter. Unglaublich. Ich hatte noch nie mit angesehen, wie ein Roboter aus einem Schlaf erwachte oder besser gesagt angeschaltet wurde. Doch als ihre Stimme erklang, war ich sowieso vollkommen hin und weg und gar nicht mehr ansprechbar. „Hallo. Ich bin Gortys. Ich wurde von Atlas erschaffen, um eine Vault zu finden und zu öffnen“, sagte der kleine Roboter mit einer niedlich, schon fast kindlichen, und hohen weiblichen Stimme, woraufhin ich laut zu quietschen begann. Schnell sprang ich vor die Füße der kleinen Dame. Besser gesagt vor ihr Rad und begutachtete sie genau. Sie war so klein und süß. Ich wollte sie nur noch knuddeln! „Oh mein Gott…. Bist du… SÜSS!“, quietschte ich begeistert und musste mich daran hindern Gortys in meine Arme zu zerren und nie wieder los zu lassen. Sie sah so unschuldig aus, dazu noch diese Stimme. Ich war nur noch am Schwärmen. „Danke. Du bist auch… in Ordnung“, sagte sie fröhlich, woraufhin ich noch lauter zu quietschen begann. Rhys Ohren taten sicherlich schon weh, doch das war mir im Moment egal. Ich war im Fangirl Modus. Und wenn ich so war, konnte man mich nicht mehr halten. Selbst Jack ignorierte ich gekonnt, als dieser auftauchte und fragte, was jetzt kaputt sei. Nebenbei scherzte er noch darüber, dass er gedacht hätte Rhys würde hier solche Geräusche von sich geben. Allerdings bekam ich das lediglich nebenbei mit, denn ich konzentrierte mich nur auf Gortys, deren Augen nach oben gingen. Offensichtlich deutete dies ein Lächeln an. „Du wurdest also gemacht, um uns zur Vault zu führen?“, fragte ich neugierig und legte mich nun vor Gortys auf den Boden, während ich meine Beine anwinkelte. Wie ein kleines Kind, welches ein neues Spielzeug bekommen hatte, lag ich dort und wackelte ständig mit meinen Füßen. Meinen Kopf hatte ich auf meinen Händen abgestützt, welche zu Fäusten geballt waren. „Wow Cupcake ist ja wie ausgewechselt. Jetzt hat sie ein neues Spielzeug gefunden, Kiddo. Traurig?“, vernahm ich Jacks Stimme im Hintergrund Rhys fragen, wobei ich gar nicht registrierte was die Beiden beredeten und somit nur mit halben Ohr hinhörte, während ich auf eine Antwort von Gortys wartete. Dabei fiel mir ein, dass ich Rika schon längst hätte anrufen sollen. Sie würde mir bestimmt den Kopf abreißen, wenn sie wüsste, wie lange ich schon gewartet hatte. Allerdings war ich gerade zu fasziniert von diesem kleinen Roboter vor mir. Hoffentlich würde sie es mir verzeihen. Außerdem war sie selbst Schuld. Hätte sie mir von Anfang an verraten, was es mit Gortys auf sich hatte, wäre ich weniger fasziniert gewesen. Woher wusste sie das überhaupt? Oh nein! Die neue Episode war endlich draußen und ich verpasste sie! Verdammt. Ich hatte zurzeit echt Pech! Wie gerne ich die Episode selber gespielt hätte. Doch das ging leider nicht. Außer ich hätte das Spiel auf meinem iPhone. Was leider nicht der Fall war. Somit müsste ich warten, bis ich es wieder nach Hause schaffen würde. Was wahrscheinlich Jahre brauchen würde. Super… Seufzend nahm ich mein Handy zur Hand und rief Rika an, welche – ungewöhnlicher Weise – nicht ran ging. Selbst als ich es zwei, drei Mal versuchte. Sie ging einfach nicht ran. Nervös begann ich sie anzuschreiben. Doch auch bei Whatsapp gab es keine Reaktion. Genauso wenig wie per Mail oder SMS. Langsam begann ich zu verzweifeln. Warum ging sie nicht ran? War ihr etwas geschehen? Mein Puls stieg im Tempo Verfahren an und ließ mein Blut kochen, während ich mir erschrocken in meiner Haare griff. Mein Atem begann schneller zu gehen und formte sich langsam zu einem Keuchen. Ich wollte nur noch wissen, ob es ihr gut ging. Scheiß drauf ob ich sie sowieso anrufen sollte. Ich wollte nur noch ihre Stimme hören. Ich wollte hören, dass es ihr gut ging. Sie lachen hören. Ihre dummen Kommentare hören. Hören wie sie Rhys am liebsten umbringen wollte. „Geh doch ran, du blöde Kuh!“, nuschelte ich schluchzend. Ich spürte wie mir die Tränen im Hals stecken blieben. Ein riesen Kloß hatte sich gebildet und steckte fest. Erschrocken setzte sich Rhys neben mich und fragte, was los sei. Ich versuchte ihm so ruhig wie möglich zu erklären, dass Rika einfach nicht an ihr Handy ging und ich langsam am Verzweifeln war. Besser gesagt lagen meine Nerven gerade im Keller. Es war schrecklich nicht zu wissen, was vor sich ging. Man fühlte sich so hilflos und schwach. Selbst wenn etwas geschehen war. Was sollte ich daran ändern? Was sollte ich machen? Ich kam doch sowieso nicht zu ihr. Ich könnte ihr nicht einmal helfen, falls sie in Gefahr war! Ich wollte endlich wieder nach Hause! Ich musste zu ihr! Plötzlich klingelte mein Handy. Sofort ging ich ran. Es war Rika. Ich konnte ihre Stimme hören. Sie war wohl auf und begrüßte mich fröhlich mit einem lang gezogenem „Hallo“. Doch als sie vernahm, dass ich am Weinen war, fragte sie sofort nach, was geschehen sei. Ich konnte meine Wut nicht mehr zurück halten und ballte meine Hand erneut zu einer Faust, bevor ich sie knurrend auf den Boden rammte. Erschrocken rutschte Rhys ein Stück von mir weg. Anscheinend hatte ich ihm ein bisschen Angst gemacht: Doch das war mir gerade egal. Erbost schrie ich währenddessen in das Handy: „JAG MIR NIE WIEDER SOLCH EINE ANGST EIN! Du… du… BLÖDE KUH!“ Kurz darauf begann ich wieder laut zu schluchzen und wischte mir die Tränen weg, die mir erneut in die Augen kamen. „Rose… Entschuldige… Ich hatte mein Handy auf lautlos. Ich wollte dir keine Sorgen bereiten. Jetzt ist ja alles gut. Hm? Lach wieder, ja?“, sagte sie ruhig und ich konnte spüren, wie sie mir am liebsten über den Rücken gestrichen hätte. Genauso wie früher, wenn ich heimlich geweint hatte, da ich meinen Vater vermisste. Jedes Mal, wenn sie das gemacht hatte, ging es mir sofort wieder besser. Ich fühlte mich bei ihr geborgen. Als ob sie meine Schwester sei. Somit strengte ich mich an, schluckte meine Tränen runter und begann sachte zu lächeln. Gortys, welche anscheinend ebenfalls besorgt war, half mir dabei sehr, da ich erneut erkennen musste, wie NIEDLICH diese kleine Roboter Dame doch war. „Ok… Habe ich mich wieder beruhigt. Bin wohl… etwas emotional. Sorry“, entschuldigte ich mich schließlich und wischte die letzten Tränen aus meinem Gesicht, bevor ich sachte lachte, damit sie merkte, dass ich mich wirklich beruhigt hatte. Sofort hörte ich, wie sie ebenfalls lachte. „Schon gut. Also… Ich bin neugierig! Hast du das Geheimnis von dem Ball gelöst?“, fragte sie begeistert, woraufhin ich nun richtig zu lachen begann. Wie sie sofort das Thema wechselte. Irgendwie war das niedlich. Vor allem schien sie die Spannung kaum noch auszuhalten, so wie sie das gerade herausgeschrien hatte. Rika war wirklich ein Mädchen für sich. „Ja. Es ist ein Roboter.“ „RICHTIG! Und wie lange hast du gebraucht?“ „Mh… So um die zwei Minuten schätze ich…“, antwortete ich ehrlich und ging in Gedanken noch einmal durch, wie lange ich wohl gebraucht hatte, um überhaupt auf die Idee zu kommen den Ball einfach mal zu drehen und zu wenden. Das waren sicher nicht einmal zwei Minuten, sondern noch weniger. Allerdings verstand ich diese Frage sowieso nicht. Was war so interessant darüber zu erfahren wie lange ich gebraucht hatte? Doch anstatt mir zu antworten, begann Rika lauthals loszulachen, woraufhin ich erschrocken mein Handy von mir hielt. Wie versteinert starrte ich auf das Display und schaltete auf laut. Nun war es im ganzen Zimmer zu hören. Es schallte durch den Raum, denn ich war verstummt und Rhys schon, seitdem ich vor Wut auf den Boden gehämmert hatte. Langsam blickten wir uns Beide perplex an und danach wieder zu meinem iPhone. Hatte Rika Drogen genommen? Oder geraucht? War sie betrunken? Irgendetwas davon musste es doch sein, wenn sie auf einmal so stark loslachen musste. „Oh mein Gott! Das ist ZU gut! Ahahaha! Ich kann nicht mehr!“, lachte sie weiter laut. Wenn ich es richtig deutete, müssten ihr langsam sogar die Tränen kommen. Dazu schien sie vor Lachen schon Schmerzen zu haben, da sie zwischendurch immer wieder ein kleinlautes „Au“ von sich gab. Ich stellte mir gerade genau vor, wie sie lachte und sich währenddessen den Bauch hielt. Die Beine hatte sie währenddessen in der Luft und trat diese. Wie eine Verrückte strampelte sie und räkelte sich auf meinem Bett herum. Wenn Rika denn überhaupt noch bei mir übernachtete. Sie hatte darüber kein Wort mehr verloren. Ich konnte es somit nur erahnen, dass sie sich immer noch bei mir austobte. Wobei ich es nicht wirklich hoffte, da sie dann nämlich auf meinem Computer gespielt hätte, was mir missfiel. Dort waren meine intimsten Geheimnisse notiert. Wie zum Beispiel auch meine Fanfiktion. Oder noch schlimmer wäre es, wenn sie mein Tagebuch finden würde, welches ich nur noch auf dem PC verfasste. Dort schrieb ich nämlich in der Regel meine Träume nieder, welche nicht unbedingt IMMER Jugendfrei waren. Ich war 22 und somit eine erwachsene Frau. Da hatte man auch mal perverse Träume. „Rika… Klärst du uns jetzt endlich auf WARUM du so lachst?“, fragte ich leicht erbost und versuchte gerade zu vergessen, woran ich gedacht hatte. Denn einer meiner Träume schwirrte gerade durch meinen Kopf. Nicht unbedingt angenehmen, wenn der Hauptcharakter aus dem Traum direkt neben mir saß und mithörte wie stark Rika am Lachen war. Hoffentlich würde ihr so etwas niemals rausplatzen. Sonst wäre ich geliefert. „Ja… S-sorry aber… Oh das war einfach… haha. I-ich kann nicht mehr!“ „Rika!“, knurrte ich erbost, woraufhin sie sofort verstummte. „I-ist ja gut… Kannst du das nochmal so sagen? Das klang so sexy~“, schwärmte sie plötzlich, woraufhin ich knallrot und erschrocken mein Handy anstarrte. Aus Reflex warf ich es auf das Bett. Angewidert starrte ich zu dem iPhone. So als ob es mir das gerade persönlich gesagt hatte und ein alter Pädophiler wäre. „Sp-spinnst du?!“, fragte ich erschrocken und rutschte immer mehr hinter Rhys, um mich vor meinem Handy zu verstecken. Albern, ich weiß, aber so war ich leider manchmal. „Entschuldige. Aber ich konnte einfach nicht widerstehen. Also warum ich gelacht habe. Der Grund ist dieser. DU hast bloß 2 Minuten gebraucht und Rhys hat in der neuen Episode 20 gebraucht. Pf! Das war zum Schießen!“, begann sie erneut amüsiert zu lachen, woraufhin ich meine Augen rollen ließ und mich vorsichtig erhob. Danach drückte ich genervt auf die Auflegetaste auf meinem Handy. Ein kleines „Tschüss“ schenkte ich ihr noch, bevor das Telefonat für mich beendet war. Sie war jetzt sicherlich überrascht, doch das war mir egal. Wie konnte man das lustig finden? Nur weil er länger gebraucht hatte als ich. Als ob das ein Grund gewesen wäre. Seufzend schüttelte ich bloß den Kopf und schielte zu Rhys, welcher über ihren Kommentar wenig amüsiert wirkte. Er schien noch genervter zu sein als ich. Kurz darauf kam Vaughn in das Zimmer und Rhys erklärte ihm knapp, was wir über Gortys herausgefunden hatten. Diese klärte uns auf, dass sie ihre Upgrades benötigte, welche verstreut waren, da Atlas sie in verschiedenen Gegenden hatte fertigen lassen. Anscheinend wollte man verhindern, dass irgendetwas schief ging. Sie sollte perfekt werden. Kurz darauf zeigte sie uns an, wo wir hin müssten. Doch wir entschieden uns lieber Fiona zu finden und danach zusammen zu diesem geheimnisvollen und fremden Ort zu reisen. Ohne einen Wagen kämen wir sowieso nicht weit. Besser gesagt ich. Denn ich konnte schlecht laufen. Erst einmal musste ich behandelt werden. Danach konnten wir weiter sehen. Hoffentlich würden wir schnell eine Werkstatt oder Fiona finden. Naja und natürlich noch einen Arzt. Vor allem einen Arzt benötigte ich langsam, denn ich hatte das Gefühl, dass mein Kopf am Platzen war. Wurde ich etwa doch krank? Ich hoffte, dass es lediglich an der Aufregung lag. Allerdings ahnte ich schon, dass es mal wieder anders laufen würde. Ich würde enttäuscht werden. Fieber ahoi… Kapitel 21: Zero my hero ------------------------ Nachdem wir gefrühstückt hatten, was sogar ziemlich erträglich war, beschlossen wir Gortys erst einmal wieder in eine der Taschen zu stecken, damit sie sich ein bisschen ausruhen konnte. Auch wenn sie Jahre geschlafen hatte. Kurz darauf zogen wir los. Besser gesagt zogen die Jungs los, während Rhys mich auf seinen Armen trug, da das Laufen für mich unmöglich war. Entschuldigend blickte ich zu ihm rauf, doch es schien ihn nicht zu stören. Stattdessen lächelte er mich an. Es war sogar sein Vorschlag gewesen das Problem auf diese Art anzugehen. Dabei hatte er nun noch mehr Gewicht zu tragen. Schließlich musste er mich tragen UND meine Tasche. Welche ziemlich gefüllt war. Trotzdem schien es ihm nichts auszumachen. Ich hoffte, dass ich mich eines Tages dafür revanchieren konnte. Er war immer so nett zu mir und ich hatte ihm bisher keine einzige Gegenleistung machen können. Wie sollte ich mich so denn erkenntlich zeigen? Ich konnte lediglich immer und immer wieder wiederholen, dass ich ihm dankbar war, für das was Rhys machte. Schließlich taten ihm sicherlich schon die Füße weh von dem vielen Laufen. Dann noch zusätzliches Gewicht. Er tat mir sogar leid! -------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------- Zum Glück dauerte es nicht lange und wir fanden tatsächlich eine Werkstatt. Hoffentlich würden wir hier einen Wagen bekommen. Genug Geld müssten wir zusammen gesucht haben. Hoffte ich zumindest. Ansonsten müsste ich einfach meine weiblichen Reize spielen lassen. Dann würde das schon funktionieren. Außer die Person war eine Frau und nicht lesbisch. Dann würde es eher helfen, wenn sich Rhys ausziehen würde. Am besten noch nass spritzen und… Wenn ich weiter an so etwas denke, verliere ich noch den Verstand, dachte ich verzweifelt, weshalb ich schnell versuchte mir das Vorstellen dieser Sachen zu unterbinden. Auch wenn ich gerne zugab, dass ich solch einen Anblick sehr genießen würde. Bestimmt würde ich anfangen zu sabbern, wenn ich ihn tatsächlich in solch einem Zustand zu Gesicht bekommen würde. Nackter Oberkörper. Nass. So etwas ließ das Frauenherz höher schlagen. Nicht nur Männer konnten pervers sein. Wir Frauen durften das hin und wieder auch. Vorsichtig betraten wir die Werkstatt und sahen uns neugierig um. Niemand zu sehen. Ob sie verlassen war, konnte man nicht wirklich feststellen. Zwar waren Wagen zu sehen, doch schienen diese gerade bearbeitet zu werden. Wer weiß wie lange schon. Während ein paar der Regale vollkommen verstaubt zu sein schienen. Als ob man sie jahrelang nicht mehr geputzt hätte. Dahingegen sahen die Wagen brandneu aus. Ich konnte wirklich nicht beurteilen, ob hier nun jemand lebte und arbeitete oder nicht. Bis wir plötzlich von jemanden begrüßt wurden. Er war alt. Das sah man ihm sofort an. Seine Haare waren grau, genauso wie sein Bart am Kinn. Er besaß eine kleine Wampe und ich schätzte ihn um die 60 oder 70 Jahre. Dazu schien er ungefähr 190cm groß zu sein. Auf jeden Fall war er größer als ich. Was auch nicht unbedingt schwer war. Seine Stimme klang ein wenig kratzig aber trotzdem freundlich, weshalb ich erleichtert zu lächeln begann. „Was führt euch in meine Werkstatt? Mein Name ist übrigens Leon“, stellte er sich höflich vor, während er den Schraubenschlüssel in seine Latzhose steckte und sich die von Öl verschmierten Hände an einem Tuch abwischte. Wenn das überhaupt Öl war. In dieser Welt war ich mir bei so etwas nicht mehr wirklich sicher. Damit ich mich besser vorstellen konnte, stieg ich schnell von Rhys Armen, welcher mich überrascht ansah. Trotzdem hielt er mich nicht auf, sondern half mir dabei, mich ein wenig an ihm abzustützen, während ich Leon mein Handy reichte. Ich wunderte mich ein wenig über solch einen gewöhnlichen Namen. Überraschungen erwarteten mich wohl an jeder Ecke in dieser Welt. Das hieß allerdings nicht, dass ich nicht höflich sein musste. Somit setzte ich mein bestes Lächeln auf und stellte mich höflich vor. Dabei ließ ich Rhys und Vaughn nicht außer Acht. „Freut mich Leon. Ich bin Rose. Das sind Rhys und Vaughn“, sagte ich freundlich und wartete darauf, dass er meine Hand annehmen würde. Kurz darauf tat er dies auch und schüttelte sie mit starker Hand. Man merkte sofort, dass er Mechaniker war. Vielleicht konnte er uns also einen Wagen bauen. Oder zumindest reparieren, welchen wir uns dann ausleihen könnten. Denn zum Baumen würde er sicherlich mehrere Tage benötigen. Zumindest ging ich davon aus. „Freut mich ebenfalls Rose. Was kann ich denn für euch tun?“, fragte er, bevor sein Blick zu meinem Fuß wanderte, woraufhin er uns ein Zeichen gab, dass wir kurz warten sollten. Für wenige Minuten verschwand er und kam schließlich mit einem Stuhl wieder, auf welchen er mich sofort drückte. Danken blickte ich zu ihm nach oben und lächelte ihn an. Danach setzte ich mich gemütlicher in den Stuhl und schlug eines meiner Beine über das andere. Auch wenn ich diese Sitzposition recht unbequem fand war sie recht praktisch, wenn man einen Rock trug. Auf jeden Fall sah das eleganter aus. Wobei ich mich fragte, wieso ich überhaupt elegant aussehen wollte. War es wegen Rhys? Nein bestimmt nicht. Vielleicht wollte ich einfach mal wie eine Frau wirken. Denn trotz meines Alters war ich noch sehr kindlich. Das merkte man mir sicher sofort an. Ich schämte mich manchmal sogar dafür. Doch etwas daran ändern konnte ich nicht wirklich. So war ich einfach. „So. Da die junge Dame versorgt ist nochmal die Frage. Was führt euch zu mir?“, fragte Leon erneut, woraufhin Vaughn das Wort ergriff. „Wir benötigen einen Wagen. Ziemlich schnell.“ „Hm… Ich habe gerade etwas in der Reparatur. Der Kerl ist allerdings sowieso verstorben. Wenn ihr wollt könnt ihr diesen dann haben. Doch das kostet. Habt ihr überhaupt so viel Geld dabei?“, fragte Leon ernst und stemmte eine seiner Arme in seine Hüfte, während er andeutete, dass die Beiden ihm folgen sollten. Doch bevor sie konnten, trat jemand in den Raum, den ich gar nicht in solch einer Gegend erwartet hätte. Sofort begannen meine Augen zu funkeln. Zero! Der Zero stand hier. Ich konnte mich kaum noch zurück halten. Am liebsten hätte ich geschrien und ihn umarmt. Doch ich versuchte nicht auszurasten. Dabei war er so cool. Vor allem wollte unbedingt mal sein Schwert halten, welches er besaß. Ich LIEBTE Schwerter. „Ah Zero. Du besuchst mich auch mal wieder?“, fragte Leon, woraufhin Zero nickte, bevor sein Blick auf Rhys und Vaughn haften blieb. Vor allem Rhys schien er noch einmal genauer zu betrachten. Glaube ich zumindest. Man konnte Zeros Augen nicht erkennen, da er einen Helm darüber trug. Oder gehörte das zu seinem Anzug? Ich war mir dabei nie sicher. Allerdings schien er Rhys wieder zu erkennen. Kein Wunder. Die Beiden hatten sich schon bei der Übergabe des Geldes getroffen, als Bossanova reingefahren kam und Zero sich mit ihm angelegt hatte. Kurz darauf sahen sie sich wieder, als er Rhys davor bewahrte von einem Skag gefressen zu werden. Skaggy war übrigens auch noch an unserer Seite. Er hatte sich neben mich gelegt und schlief gerade ruhig. Als ich wieder aufblickte, bemerkte ich, dass Zero zu mir blickte, woraufhin ich ihm nervös lächelnd zu winkte. Kurz darauf strich ich eine meiner Strähnen hinter eines meiner Ohren und blickte schnell zur Seite. Dieser Typ konnte einen schon schwach machen. Auch wenn man so gut wie gar nichts von ihm sehen konnte. Bloß den Körper, der unter dem Anzug durchschimmerte. Trotzdem war seine Art faszinierend. Doch obwohl ich ziemlich für ihn schwärmte, war ich nicht wirklich verknallt in ihn. Es war lediglich eine Schwärmerei. Mehr nicht. Doch mein Verhalten konnte man sicherlich schnell anders deuten. Rhys: Ich blickte überrascht zu Zero, als dieser ganz normal hinein spaziert kam. Ich fand ihn irgendwie cool. Seitdem ich ihn hatte kämpfen sehen, war ich so etwas wie sein Fan. Ihn schien das nicht zu stören. Zumindest hatte es damals nicht so gewirkt. Er hatte mir sogar das Leben gerettet. Somit mochte ich ihn. Dabei konnte man ihn gar nicht richtig einschätzen, denn sein Gesicht war versteckt, genauso wie sein gesamter Körper. Trotzdem wirkte es sympathisch. Auch wenn es einen irritieren konnte, wenn er redete. Er sprach immer in solch seltsamen Sätzen. Hatte, wenn ich mich recht entsinne, irgendetwas mit Haikus oder so zu tun. Ganz sicher war ich mir da nicht. Allerdings kannte ich mich mit so etwas auch nicht aus. Musste ich auch nicht. „Hm?“, machte ich, als ich bemerkte, dass sein Blick auf Rose fiel, welche wie ausgewechselt wirkte. Auf einmal zupfte sie an sich herum und strich eine ihrer Strähnen hinter ihr Ohr. Dazu lief sie rot an. Ihre Augen begannen zu funkeln. Grummelnd beobachtete ich sie ganz genau. Wieso sah sie Zero so an? War sie etwa in ihn verliebt? Anders konnte ich mir diese Reaktion nicht erklären. Sie wirkte plötzlich wie ein schüchternes Mädchen, welches sich zum ersten Mal verliebt hatte. Dabei kannte sie ihn doch gar nicht. Außer vielleicht wieder von ihren Spielen. Wieso mussten wir in ihrer Welt auch bloß als fiktive Figuren existieren? Ob sie mich vielleicht auch nur als eine Spielfigur sah? Wahrscheinlich war ich für sie gar nicht real genug. Zero im Gegensatz anscheinend schon. Sie konnte nicht einmal mehr ihren Blick von ihm richten. Genervt seufzte ich aus und wandte meinen Blick an. Das konnte man ja nicht mehr ertragen! Sollte sie für ihn schwärmen. Mir doch egal! „Tja, Kiddo, da hat deine Kleine wohl einen neuen Spielgefährten gefunden“, mischte sich Jack ein, woraufhin ich genervt zu ihm blickte. Er wiederum hob eine seiner Augenbrauen, bevor ich kurz zu lachen begann. Toll. Jetzt wurde ich auch noch ausgelacht. Wieso überhaupt? Mir doch egal was Rose trieb! Sollte sie in diesen Kerl verknallt sein. Mir war das egal. Schließlich gehörte sie mir nicht und wir waren auch nicht zusammen. Warum sollte es mich also interessieren? Trotzdem schmerzte mein Herz. Ich wollte gerade einfach alleine sein. Erstens, um ein bisschen meinen Wut verarbeiten zu können. Zweitens, um dieses Stechen in meiner Brust wegzubekommen. „Hey Kumpel. Alles ok?“, fragte mich Vaughn. „Jaja!“, knurrte ich genervt und wandte mich lieber wieder an den Mechaniker, damit wir endlich an Fahrzeug bekommen könnten und dann schnell weg von hier. Dabei fiel mir Vaughns Blick auf. Er wirkte verletzt. Es tat mir auch leid ihn so blöd angemacht zu haben, doch gerade kochte mein Blut. Wahrscheinlich war ich eifersüchtig. Sobald das hier vorbei war, müsste ich mich bei ihm entschuldigen. Schließlich machte er sich nur Sorgen um mich. Er war immer noch mein bester Freund. Er sollte als letzter unter meinen Gefühlen leiden müssen. Somit schielte ich entschuldigend zu ihm, woraufhin er mir zulächelte und ich ihm zurück. Zum Glück war er nicht sauer oder nachtragend. „Wie viel genau kostet die Reparatur denn?“, fragte ich nun einfach, um mal auf andere Gedanken kommen zu können. Doch schon mischte sich Zero ein. Konnte der Typ nicht einfach wieder verschwinden? Er ging mir gerade ziemlich auf die Nerven. „Leon warte mal. Die Drei sind Freunde von mir. Geht also aufs Haus“, sagte er in dieser seltsamen Art, woraufhin Leon zu überlegen begann. Kurz darauf nickte er und sagte: „Gut. Wenn du sie einladen möchtest ist mir das Recht. Na dann kümmere ich mich mal um euren Wagen.“ „Wie lange dauert das ungefähr?“, fragte ich neugierig und versuchte nicht mehr so genervt auszusehen. Auch wenn ich Zero gerade am liebsten auf den Mond schießen würde. Wieso war er überhaupt hier? Sollte ein Vault Hunter nicht woanders sein? Zum Beispiel AUF DER SUCHE NACH VAULTS?! Wieso wurden sie sonst VAULT Hunter bezeichnet? „Keine Sorge. Innerhalb einer Stunde müsste ich das gute Stück fertig haben. Wollte ihr eine bestimmte Farbe oder ein bestimmtes Design haben? Bisher kann ich das Design noch ändern“, fragte Leon, woraufhin ich zu Vaughn schielte. „Such du etwas aus. Ich geh ein bisschen an die frische Luft…“, schlug ich meinem besten Freund vor, woraufhin dieser nickte und mit Leon mitging. Anscheinend hatte er sofort verstanden, warum ich tatsächlich raus wollte. Ich wollte nur noch weg von diesem ZERO. Was war das überhaupt für ein Name? Zero. Klang doch total bescheuert. Selbst wenn es bloß ein Codename sein sollte. Das ergab überhaupt keinen Sinn. Welcher normal denkende Mensch gab sich schon selbst die Bezeichnung Null? Musste ich nicht verstehen. Aus meinem Augenwinkel beobachtete ich, wie Rose sogar aufstand, um sich Zero besser vorstellen zu können. Anscheinend hatte sie ihre Schmerzen im Fuß einfach vergessen. Sie schleifte es ein wenig hinter sich her oder hüpfte auf dem Anderen, allerdings wirkte es plötzlich so lässig. Als ob sie so etwas seit Jahren geübt hätte. Wollte sie Zero damit etwa beeindrucken? Auch wie sie vor ihm stand. Die Arme hinter ihrem Rücken verschränkt und die Beine aneinander gepresst. Leicht beugte sie sich sogar nach vorne, bevor sie ihm die Hand reichte und sich vorstellte. Nachdem er ihre Hand geschüttelt hatte, kreischte sie heraus: „Kyah! Zero du bist so cool~“ Er wiederum zeigte ihr ein Herz mit seinem komischen Helm. Genervt seufzte ich aus und verdrehte die Augen, bevor ich mich aus der Werkstatt begab. Ich hätte schwören können, dass ich kurz meinen Namen rufen gehört hätte. Allerdings glaubte ich, dass es meine Einbildung gewesen sei und ignorierte es einfach. Kurz darauf setzte ich mich auf einen Stein und nahm andere in meine Hand, bevor ich diese einfach irgendwohin warf. Weg mit ihnen in die Einöde. „Was mache ich hier eigentlich…?“, fragte ich mich, während ich dies immer und immer wieder wiederholte, bevor ich zu seufzen begann und den Kopf hängen ließ. „Das frage ich mich allerdings auch, Kiddo? Gibst du wirklich so schnell auf? Wie enttäuschend.“ „Kannst du mich nicht einfach für ein paar Minuten in Ruhe lassen?“, fragte ich Jack, welcher neben mir aufgetaucht war. Doch statt mir eine Antwort zu geben, setzte er sich einfach neben mich. Grummelnd starrte ich lieber wieder den Boden an und begann die Steine zu zählen, die sich dort befanden. Besseres hatte ich sowieso nicht zu tun. „Hör zu, Kiddo. Du solltest ihr endlich sagen, was du fühlst. Nur so kann man eine Frau gewinnen. Nun und mit gutem Aussehen und Komplimenten. Ich spreche aus Erfahrung.“ „Schön für dich… Ich habe aber keine Komplimente parat und… gut aussehen tu ich auch nicht unbedingt. Zumindest nicht gut genug.“ „Nun vielleicht nicht so gut wie ich. Aber so gut wie ich kann sowieso niemand aussehen. Trotzdem! Ich habe schon hässlichere Typen gesehen. Viel hässlichere!“ Langsam wanderte mein Blick zu ihm. Wieso half er mir überhaupt? Sah ich so erbärmlich aus, dass sogar er Mitleid empfand? Wahrscheinlich. Anders konnte ich es mir nicht erklären. „Außerdem hat unsere Prinzessin da drüber ein Auge auf dich geworfen. Vertrau mir. Wieso sonst sollte sie die ganze Zeit hier her starren, anstatt sich auf die Lektion von dem Möchtegern Helden zu konzentrieren? Naja außer um mich anschmachten zu können.“ Rose: Irritiert blickte ich Rhys hinterher, als er einfach so die Werkstatt verließ. Kurz rief ich nach ihm, doch er ignorierte mich einfach. Betrübt wanderte mein Blick zum Boden und ich seufzte leise. Hatte ich irgendetwas Falsches gesagt? Dabei hatte ich doch gar nicht mit ihm geredet. Lediglich mit Zero hatte ich mich in ein Gespräch vertieft. Wenn man das überhaupt so nennen konnte, da er ständig in Haikus sprach, was manchmal schwer zu verstehen war. Allerdings machte es trotzdem Spaß mit ihm zu reden. Vor allem weil ich ihn schon immer faszinierend fand. Während des Spielens hatte ich immer ein Auge auf ihn geworfen. Auch wenn das in Haikus sprechen abschreckend ein konnte. Trotzdem war ich erleichtert darüber, dass er mich nicht als einen Freak sah. Somit konnte ich ihn gerade heraus fragen, ob er mir mal sein Schwert zeigen könnte. Dabei schlug ER mir sogar vor zu zeigen, wie man damit umging. Freudig nahm ich dieses Angebot an. Auch wenn mir Rhys immer noch nicht aus dem Kopf ging. Er schien wütend zu sein, doch verstand ich nicht wieso und ich wagte es auch nicht ihn zu fragen. Denn offensichtlich war er sauer auf mich, auch wenn ich nicht verstand wieso. Und genau das machte mich fertig… Das war auch der Grund, warum mein Blick immer wieder zu ihm wanderte, sodass ich mich kaum auf den Unterricht von Zero konzentrieren konnte. Ich fragte mich stattdessen lieber, worüber sich Jack und Rhys wohl unterhielten. Kurz deutete Jack sogar auf mich. Sprachen sie etwa von mir? Ließ sich Rhys bei ihm aus, wie furchtbar ich wirklich war? Hasste er mich etwa? War das alles nur gespielt gewesen? Seine Nettigkeit. Seine Freundschaft. Die zärtlichen Momente. Die Romantik. Die Einbildung, dass er mich lieben könnte. Die Fürsorglichkeit. War das alles bloß eine Lüge gewesen, um mein Vertrauen zu gewinnen und danach zu zertreten? Wollte er mich verletzen, da ich in diese Welt gedrungen war? Vielleicht steckte ich eigentlich in einer Parallelwelt fest, welche dieser ähnelte. Das würde zumindest auch Jacks Freundlichkeit erklären. Somit wäre Rhys eigentlich der Böse. Das würde auch erklären, warum er mich plötzlich ignorierte und wieso die Beiden über mich redeten. Aber… glauben konnte ich es nicht. Ich wollte das nicht glauben! Es musste eine andere Lösung geben. Rhys hasste mich doch nicht… O-oder? „Rose, alles in Ordnung? Du wirkst etwas aufgebraucht. Du bist am weinen“, erkundigte sich Zero bei mir, woraufhin ich erschrocken zu ihm hoch blickte. In seinem Helm spiegelte sich kurz mein Gesicht. Er hatte Recht. Tränen flossen meinen Wangen hinunter. Ich konnte gerade gar nicht richtig nachdenken. Ich wusste nicht was ich sagen oder machen sollte, somit blieb mir nur noch Eines übrig. „T-tut mir leid. I-ich muss kurz weg!“, sagte ich schnell, bevor ich aus einer Seitentür hinausstürmte, um nicht an Rhys vorbeilaufen zu müssen. Wobei das Stürmen schwer fiel, denn immer wieder stolperte ich, um meinen Fuß ruhig halten zu können. Außerdem tat jedes Auftreten weh. Doch da ich nicht hinfallen wollte, musste ich versuchen so vorsichtig wie möglich hinaus zu gehen. Mit einem riesen Kloß im Hals schaffte ich das schließlich auch. Keuchend lehnte ich mich draußen gegen den Tür und rutschte diese langsam hinunter, bevor ich meine Beine dicht an mich hinan zog und zu weinen begann. Ich verstand nicht einmal wieso ich überhaupt weinte. Allerdings verstand ich eine Sache. Mein Herz schmerzte. Es fühlte sich so an, als ob man mir gerade ein Messer in die Brust gerammt hatte. Nur weil ich davon ausging, dass mich Rhys hassen könnte. Ich begann langsam die Liebe zu HASSEN! Wieso tat es so weh?! Kapitel 22: Was soll ich tun? Verzeih mir... -------------------------------------------- Rhys: Irritiert blickte ich in die Werkstatt zu Rose. Sie sah so verletzt aus. Als ob jemand ihr gerade das Herz gebrochen hätte. Auf einmal begann sie auch noch zu weinen. Sofort sprang ich auf. Ich wollte wissen was geschehen war. Warum weinte sie so plötzlich? Selbst sie schien überrascht darüber zu sein. Doch bevor man überhaupt fragen konnte was los war, verschwand sie einfach. Sie schien zu flüchten. Doch anstatt in meine Richtung zu laufen, was für mich angenehm gewesen wäre, stürmte sie durch die nächstbeste Seitentür. Es wirkte fast so, als ob sie vor mir davonlaufen würde. Was hatte ich getan? Ich verstand gar nichts mehr. Somit versuchte ich ihr zu folgen, um herauszufinden, was geschehen war. Doch plötzlich stellte sich mir Zero in den Weg. Verwirrt und wütend starrte ich zu ihm. Was wollte er von mir? Ich musste zu Rose. Ich musste herausfinden, was geschehen war. Hatte er ihr womöglich sogar wehgetan? Hatte er sie zum Weinen gebracht? Unwahrscheinlich. Denn im nächsten Moment zeigte er mir ein großes Fragezeichen, woraufhin ich seufzend die Schultern sacken ließ und wegschielte. Woher sollte ausgerechnet ICH wissen, was mit ihr los war? Er schien ihr doch ach so wichtig zu sein. Schließlich hatte sie nur noch Augen für ihn gehabt. Dann hätte sie sich doch sicher bei ihm ausgeheult, falls sie etwas gestört hätte. Vielleicht hatte sie ihm gesagt, was sie empfindet und er hatte sie abgewiesen. Wahrscheinlich war ihm nicht einmal bewusst, wie er ihr damit das Herz gebrochen hatte. Falls es überhaupt so gewesen war. Wenn ja wäre ich irgendwie glücklich aber auch stink wütend. Schließlich wäre er dann der Grund für ihre Tränen gewesen und solch einen Typen könnte ich nicht verzeihen. Seufzend schüttelte ich den Kopf und zuckte kurz mit den Schultern, um Zero zu zeigen, dass ich selbst nicht wüsste, was los sei. Hinzu fügte ich noch ein knappes „Ich werde es aber herausfinden!“, bevor ich an ihm vorbei huschte und mich mit schnellen Schritten auf die Tür zu bewegte. Vorsichtig drückte ich die Klinke runter und versuchte die Tür zu öffnen. Doch sofort bekam ich zu spüren, dass Rose davor saß und sich dagegen lehnte. Dabei hörte ich sie schluchzen. Verdammt. Was war geschehen?! „Rose, lässt du mich raus?“, fragte ich vorsichtig, doch sie ignorierte mich einfach. Als ob sie mich nicht gehört hätte. Oder sie hatte mich gehört. Denn im nächsten Moment knallte die Tür, welche einen Spalt geöffnet war, vor meiner Nase zu, als ob sie sich extra dagegen gestemmt hätte. War sie etwa wirklich sauer auf mich und weinte wegen mir? Doch was hatte ich ihr getan? Sie war es doch, die mit meinem Herzen spielte, als ob es nichts Wichtiges sei. Nun gut. Sie wusste nicht was ich für sie empfand. Trotzdem musste sie nicht vor meinen Augen mit Zero flirten und ihn anhimmeln… Ich wandte mich schließlich von der Tür ab. Was sollte ich jetzt machen? Wie konnte ich mit ihr reden? Sollte ich überhaupt zu ihr gehen? Hinterher würde sie wieder vor mir weglaufen. Allerdings musste ich es wenigstens versuchen. Ich wollte nicht, dass sie weint. Auch wenn ich nicht einmal verstand, warum sie überhaupt am Weinen war. Hatte ich irgendetwas zu ihr gesagt, wovon ich nichts mehr wusste? Vielleicht redete ich im Schlaf und wusste nichts davon. Wobei sie dann niemals zugelassen hätte, dass ich sie bis hier hin trage. Oder? „Na Kiddo. Brauchst du Hilfe?“, fragte mich Jack plötzlich, während er neben mir auftauchte und mir folgte. Ich war wieder auf den Weg nach draußen, um von außen um das Gebäude zu gehen und schließlich zu ihr. „Klar. Wie willst du mir denn helfen?“, fragte ich neugierig. Er war langsam meine letzte Hoffnung. „Du sprichst einfach alles nach, was ich dir ins Ohr flüstre und schon ist sie dir verfallen. Vertrau mir. Ich kenne mich mit Frauen aus“, schlug er mir vor, woraufhin ich kurz zu überlegen begann und schließlich den Kopf schüttelte. „Ich will nicht, dass sie mir verfällt, weil ich ihr irgendetwas sage, was gar nicht von mir stammt. Ich will bloß herausfinden warum sie weint!“ „Dann gebe ich dir halt Tipps, was du sagen könntest und wie du reagieren sollst. Bei deinem langsamen Hirn sollte das funktionieren!“ „Schön von mir aus. Und wie willst du dich verstecken? Sie kann dich sehen!“ „Jetzt stell dich nicht dümmer als du bist. Ich „verstecke“ mich in deinem Kopf.“ „Oh… ok. Dann machen wir es halt so“, stimmte ich schließlich vor, woraufhin Jack zufrieden grinste. Ich verstand nicht ganz, warum er mir half. Noch weniger verstand ich, warum er plötzlich so nett zu mir war. Naja umso besser. Er war eine große Hilfe. Bisher zumindest. Zusammen mit Jack in meinem Kopf, begab ich mich zu Rose. Immer noch saß sie vor der Tür. Ihre Knie hatte sie dicht an sich herangezogen. Den Kopf vergrub sie in ihrem Armen. Deutlich war ihr Schluchzen zu hören. Ich schluckte kurz und überlegte, ob ich das hier jetzt wirklich machen sollte. Hinterher würde sie noch mehr anfangen zu weinen. Schließlich schien es sowieso schon MEINE Schuld zu sein, dass sie überhaupt damit angefangen hatte. Was wäre, wenn ich alles nur noch schlimmer machen würde? Wenn du noch länger brauchst, zwinge ich dich zu ihr zu gehen! Jetzt sei EIN MAL ein Mann, Dummkopf. Es war irgendwie unheimlich Jack direkt in meinem Kopf zu vernehmen, allerdings hatte er Recht. Ich musste endlich ein Mann sein. Ich musste zu ihr gehen! Sofort! Allerdings waren meine Beine irgendwie dagegen. Sie bewegten sich schwerfällig und ich hatte das Gefühl, als ob sie gleich davon laufen würden. Somit musste ich mich mit voller Kraft darauf konzentrieren immer weiter nach vorne zu gehen. Direkt auf sie zu bewegte ich mich. Bis ich schließlich direkt neben ihr stand. Die erste Hürde war damit überwunden. Nun folgte die Zweite. Was sollte ich sagen? Sollte ich überhaupt etwas sagen? Frag ob du dich neben sie setzen darfst. Wenn sie nicht antwortet, tust es einfach. Schneller. Mir wird sonst noch langweilig! Jetzt begann er auch noch sich zu beschweren. Was war ich denn? Seine Puppe oder Marionette? Hier ging es um Rose und nicht darum ihm einen vergnüglichen Tag zu bereiten. Trotzdem ließ er es so wirken, als ob das hier alles lediglich zu seiner Belustigung dienen würde. Dabei war mir das alles ernst. Ich wollte ihr helfen und sie wieder lachen sehen. Selbst wenn es wegen Zero war… Hauptsache sie war wieder glücklich. Plötzlich vernahm ich ihre Stimme. Sie schien mich noch gar nicht bemerkt zu haben. Stattdessen schien sie leise ein Lied zu singen. Damit hatte ich ehrlich gesagt nicht gerechnet. Vor allem nicht während sie weinte. Allerdings schien sie gerne Musik zu hören, wenn sie sich schlecht fühlte. Ob ihr die Musik irgendwie Kraft schenkte oder ihr half sich wieder besser zu fühlen? Ich verstand es nicht ganz. Allerdings war es schön ihre Stimme wenigstens ein bisschen hören zu können. Somit lauschte ich sofort. Viel verstehen konnte ich allerdings nicht. Leider. Jetzt mach endlich, Kiddo. Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit! „Rose. D-darf ich mich zu dir setzen?“, fragte ich, doch es kam keine Reaktion, somit tat ich was Jack gesagt hatte und setzte mich trotzdem einfach neben sie. Als ob sie mir zeigen wollte, dass es sie nicht störte, rutschte Rose nun doch ein wenig zur Seite, sodass ich genügend Platz hatte zum Sitzen. Lächeln blickte ich zu ihr, in der Hoffnung, dass sie mich endlich registriert hatte, allerdings schien sie mich immer noch nicht wirklich wahrzunehmen. Stattdessen blickte sie starr geradeaus, während Tränen über ihre Wangen liefen. Seufzend blickte ich wieder weg. Jetzt saß ich neben ihr. Toll. Und was brachte mir das jetzt, wenn sie mich trotzdem ignorierte? Vielleicht wäre es besser gewesen, wenn ich sie einfach in Ruhe gelassen hätte. Leg einen Arm um sie. „Was? Das kann ich nicht machen. Sie wird ihn sofort wieder wegschlagen!“, flüsterte ich energisch in die entgegensetzte Richtung, damit sie es nicht hören konnte. Gerade erst hatte ich mich zu ihr gesetzt und nun sollte ich auch noch einen Arm um sie legen. War dieser Mann total verrückt geworden? Sie musste denken, dass ich nicht mehr alle Tassen im Schrank hatte. Ich zwängte mich ihr auf. Das war sicher NICHT das Richtige, um sie zu beruhigen und ihr dabei zu helfen, nicht mehr weinen zu müssen. Hinterher würde sie noch Angst vor mir haben. Danach könnte ich es komplett abschreiben, dass ich überhaupt jemals eine Chance bei ihr haben könnte. Vertrau mir, Kiddo. Los mach. Sonst tu ich es! „Ist ja gut!“, nuschelte ich genervt und seufzte kurz. Es war nicht meine Schuld, wenn sie abhauen würde. Allerdings würde ich es danach auf ewig bereuen Jack überhaupt vertraut zu haben. Ich könnte es nicht ertragen, wenn sie Angst vor mir hätte oder noch schlimmer mich hassen würde. Darauf konnte ich ehrlich gesagt verzichten. Allerdings hatte ich auch keine Lust darauf, dass er plötzlich wieder meinen Arm steuerte. Somit bewegte ich langsam und vorsichtig meinen Arm auf sie zu, um diesen um sie legen zu können. Doch es kam wie ich es geahnt hatte. Sie schlug ihn weg und wandte mir nun den Rücken zu. Das lief ja GRANDIOS! Nicht! Ok. Ich bin ehrlich. DAMIT hatte ich nicht gerechnet. Naja auch egal. Wir bekommen das schon hier. Versuch halt erst einmal herauszufinden, warum sie überhaupt weint. Danach sehen wir weiter. Und auf diese brillante Idee konnte er nicht von Anfang an kommen?! Wieso fiel ihm das erst jetzt ein? Nun gut ich hätte auch mehr nachdenken können. Allerdings hatte mich Jack eingeschüchtert und verunsichert mit seiner direkten Art. Da fiel es einem schwer vernünftig nachzudenken. Somit nahm ich meinen Mut zusammen und sprach sie erneut an. „Rose. Warum weinst du eigentlich?“, fragte ich besorgt. Was als nächstes geschah, warf mich glatt aus den Socken. Sie war auf einmal ganz anders. Statt mit verheulter Stimme ruhig versuchen zu sagen was los war, zickte sie mich an und antwortete schnippisch. Perplex riss ich meine Augen auf und konnte nicht anders, als Rose die ganze Zeit anzustarren. Es war fast genauso, als ob ich einen Geist gesehen hätte. „Als ob dich das interessieren würde! Was willst du hier überhaupt? Lass mich doch einfach in Ruhe!“, antwortete sie schnippisch. Ich verstand gar nichts mehr. Hatte ich irgendetwas verpasst? War ich plötzlich in einer Parallelwelt gefangen, ohne es gemerkt zu haben? Irgendetwas stimmte hier doch gewaltig nicht. Wieso war sie so wütend auf mich? Was hatte ich ihr bitte getan? „I-ich mache mir Sorgen um dich! Wir sind Freunde, schon vergessen? Was ist denn überhaupt los?“, fragte ich verunsichert. Doch statt mir zu antworten, drehte sie sich zu mir und ließ mich ihren Hasserfüllten Blick spüren. Ihr Blick traf mich wie ein Blitz. Direkt durch mein Herz. Womit hatte ich das denn jetzt verdient? „Ich will nichts mehr von deinen Lügen hören!“, sagte sie plötzlich und sprang auf. Dabei wischte sie sich die Tränen aus ihrem Gesicht und wandte mir erneut den Rücken zu. Rose war dabei wieder wegzulaufen. Was sollte ich jetzt machen? Ich war ganz durcheinander. Ich verstand die Welt nicht mehr. Letzte Nacht lag sie noch auf meinem Schoß und jetzt auf einmal hasste sie mich. Sitz da nicht so blöd rum! Greif nach ihrem Arm. Schnell! Ohne überhaupt darüber nachzudenken, sprang ich ebenfalls auf und ergriff tatsächlich ihren Arm. Dabei sagte ich ernst: „Ich lasse dich nicht gehen! Ich verstehe gerade gar nicht wovon du überhaupt redest! Was habe ich gemacht, dass du so wütend auf mich bist? Erklär es mir… Rose!“ Zum Ende klang ich verzweifelter als ich wollte. Allerdings wollte ich nicht, dass sie mich hasste. Vor allem nicht, wenn ich nicht einmal wusste wieso! „Lass mich los!“ „Nein! Ich will wissen was hier los ist! Vorher lasse ich dich nicht gehen.“ Auf einmal drehte sie sich zu mir und verpasst mir eine Ohrfeige. Geschockt riss ich die Augen auf, dabei ließ ich sie los. Mit Schmerzen in meiner linken Wange blickte ich zu ihr. Wie in Trance wanderte meine Hand automatisch zu den Schmerzen und rieb ungläubig über die Stelle, welche nun mit einem Abdruck verziert war. Ich konnte nicht glauben, dass sie mich gerade geohrfeigt hatte. Ich verstand es nicht mehr. Ich verstand gar nichts mehr. Ich war wie paralysiert. Lediglich meine Augen schienen sich noch zu bewegen, welche zwischendurch blinzelten. Uh das sah schmerzhaft aus. Alles ok, Kiddo? Wir sind falsch an diese Sache rangegangen. Lass es uns später noch einmal versuchen, wenn sich Prinzessin hier beruhigt hat. „Nein!“, schrie ich erbost. Pure Wut stieg in mir auf. Wieso schlug sie mich einfach? Ich hatte nichts falsch gemacht. Warum behandelte sie mich dann auf einmal wie Dreck? War ich ihr etwa nicht gut genug? Wollte sie mich loswerden? WAS war es? WAS?! Knurrend schlug ich neben ihr meine bloße Hand gegen die Wand, bevor die andere auch noch folgte. Mein Blick war die ganze Zeit auf den Boden gerichtet. Langsam bildeten sich zwei Fäuste neben ihrem Gesicht. Ich kam ihr immer näher, sodass sie nicht mehr fliehen konnte. Ich wollte endlich Antworten. Bevor ich noch komplett den Verstand verlor! Wütend wanderte mein Blick langsam zu ihr hoch. Erschrocken starrte sie mich an, als sich unsere Blicke trafen. „Ich. Will. Jetzt. Endlich. ANTWORTEN!“, sagte ich ernst, während sie mich schon fast mit Angst in ihren Augen anblickte. Sie versuchte sogar zurück zu weichen, presste sich dadurch allerdings nur noch mehr gegen die Wand. Normalerweise verlor ich nicht so sehr die Nerven. Naja… zumindest ließ ich es nicht an jemanden aus. Doch mein Geduldsfaden war einfach gerissen. Ausgerechnet die Frau die ich liebte verpasste mich eine Ohrfeige und behandelte mich wie ein MONSTER! Welcher Mann könnte dabei noch ruhig bleiben? „Rose bitte… sag mir doch endlich warum du so… so kalt zu mir bist“, flehte ich schon fast. Langsam wanderten ihre Augen zur Seite und ihr Kopf senkte sich leicht. Seufzend begann sie schließlich zum Boden zu starren und begann mit ihren Händen zu spielen. „Weil ich nicht verletzt werden möchte…“, antwortete sie leise und nuschelte es schon fast dem Boden entgegen. Verwirrt blickte ich sie an. „Wieso sollte ich dich verletzen? Rose ich verstehe immer weniger…“ „Ich verstehe doch auch nichts mehr! Ich… ich weiß nicht einmal warum ich angefangen habe zu weinen! Ich-ich hatte Angst, dass du mich hasst!“, antwortete sie ernst und blickte mich, mit Tränen in den Augen, an. Ihre Augenbrauen zogen sich verzweifelt zusammen, bevor sie erneut zu weinen begann und ihre Hände in mein Oberteil krallte. „W-wie kommst du darauf, dass ich dich hassen könnte?“, fragte ich verwirrt, doch bevor sie antwortete, kam sie mir immer näher und vergrub ihren Kopf in meiner Brust. Kurz seufzte ich, bevor ich sachte zu lächeln begann und meine Arme langsam um ihren Körper schlang. Dabei übte ich ein wenig Druck aus, sodass ich ihre Wärme spüren konnte. Ich konnte ihr wohl nicht lange böse sein. Wenn sie weinte, musste man sich aber auch einfach in sie verlieben. Sie wirkte sofort so zerbrechlich und hilflos. Wie eine zarte Rose. Ich störe ja nur ungern. Ich meine, ich liebe es, wenn Frauen sich lieben, aber ich habe irgendwie den Faden verloren. Jetzt frag endlich, was los war, bevor ich unwissend sterbe. … Du weißt was ich meine! Mach schon! Und kleiner Tipp, damit du es dir nicht mit ihr verscherzt. Sag ihr, dass du sie niemals hassen könntest. Und sag ihr am besten, was du gerade gedacht hast. Auf solche Sachen stehen Frauen. Toll jetzt konnte er auch noch meine Gedanken lesen. Wobei das irgendwie logisch war. Wozu redete ich dann noch normal mit ihm? So war das alles viel leichter! Allerdings hörte er wahrscheinlich nur dann hin, wenn er nichts Besseres zu tun hatte. Richtig. Mir ist langweilig. Los, Kiddo, mehr Action! „Rose… ich… ich, uhm, ich könnte dich niemals hassen. Du, öhm. D-du bist mir viel zu wichtig, weißt du? U-und… und außerdem muss man sich einfach in dich verlieben, wenn du weinst… D-du wirkst dann nämlich zerbrechlich, wie eine zarte Rose…“, stotterte ich ehrlich und starrte errötet schnell in eine andere Richtung. Ich konnte genau spüren, wie ihr Kopf langsam nach oben wanderte. Wahrscheinlich blickte sie mich gerade unglaublich an. Doch ich hatte jedes Wort ehrlich gemeint. Vor allem den Verlieben Teil. Kurz schluckte ich, während ich immer noch in die Luft starrte. Wenigstens hatte sie aufgehört zu weinen. Das war schon mal ein Fortschritt. „Heh… Danke Rhys… aber… ich wurde schon so oft im Leben verletzt. Mir fällt es schwer jemandem wirklich vom ganzen Herzen zu vertrauen. Ich hatte schon Angst, dass es jetzt genauso laufen würde wie in der Schule. Immer wurde meine Gutmütigkeit ausgenutzt, um mir noch besser das Herz brechen zu können. Und als du mich einfach ignoriert hattest, dachte ich, dass es wieder so laufen würde“, erklärte sie mir betrübt. Anscheinend hatte sie den VERLIEBT Part vollkommen überhört. Oder sie wollte darauf nicht eingehen. Keine Ahnung. MOMENT! Wann hatte ich sie ignoriert und wieso wusste ich davon nichts? Vollkommen aus dem Kontext gerissen, blickte ich irritiert in ihre Augen. Ich könnte schwören, dass für eine Sekunde mein Herz still stand. Wie sie mich ansah. Mit diesen großen, blauen Augen. So unschuldig. So… süß… Kiddo, konzentrier dich. Du kannst später noch von eurer Hochzeit träumen. Als ob ich das tun würde! Wobei… „Hrm! Öhm… w-wann soll ich dich denn ignoriert haben?“ „Gerade eben. Als du so wütend rausgegangen bist. Ich habe mir Sorgen gemacht und wollte wissen was los ist. Aber du hast mich einfach ignoriert und mit meinem Bein konnte ich dir schlecht nachrennen… Und danach habe ich mich nicht mehr getraut. Also hatte ich mir das nicht nur eingebildet. Rose hatte meinen Namen gerufen, als ich vor Eifersucht die Werkstatt verlassen hatte. „Oh. Ich wollte dich nicht ignorieren. Ich hatte dich einfach nicht richtig gehört. Ich hatte zwar etwas vernommen aber dachte, dass es bloß meine Einbildung gewesen sei“, erklärte ich ruhig, woraufhin sie mich erschrocken anblickte. „Achso! Oh… d-dann war das alles wohl ein riesen Missverständnis… Trotzdem fällt es mir schwer Vertrauen zu können. Obwohl mir das bei dir recht leicht fällt… Vielleicht war ich deswegen auch sofort so aufgelöst…O-oder weil du mir so wichtig geworden bist…“, gab sie zu und schielt errötet zur Seite, bevor sie kurz hustete. Moment. Ich hatte mich nicht verhört, oder? Sie hatte gerade wirklich gesagt, dass ich ihr wichtig bin. Wie wichtig war „so wichtig“? Bedeutete, dass sie mich mochte. Also sehr mochte. Oder was bedeutete das? Ich wollte es so gerne wissen, traute mich allerdings nicht nachzufragen. Verdammt! Sag ihr, dass sie dir auch wichtig ist. Dank euch Beiden bekomme ich noch Kopfschmerzen. „D-du bist mir auch sehr wichtig geworden, Rose…“, sagte ich dann schnell und schielte selbst erneut in eine andere Richtung, während mein Blut zu kochen begann. Allerdings fiel mein Blick erneut kurz auf sie. Erneut hatte ich das Gefühl, dass mein Herz einen Schlag aussetzen würde, als sie mich mit riesigen Augen anstarrte. Sie funkelten richtig. Als ob ich ihr gerade einen Antrag gemacht hätte. „W-wirklich?“, fragte sie nochmal nach, woraufhin ich langsam nickte. Daraufhin begann sie breit zu Lächeln. Genau das wollte ich erreichen. Ich hatte es wirklich geschafft. Sie lächelte wieder. Sofort begann ich ebenfalls zu lächeln. „Ich hab dich lieb, Rhys!“ Erschrocken riss ich kurz die Augen auf, bevor ich sie sanft anlächelte und nach kurzem Zögern ihre Wange streichelte. „Ich dich auch, Rose.“ Küss sie. Los. Sonst mach ich es. Und das wird ihr sicher nicht gefallen. Sollte ich sie wirklich küssen? Jetzt? Wir hatten uns doch gerade erst vertragen. Allerdings wirkte der Zeitpunkt passend. Dazu wirkte sie so, als ob sie auf etwas warten würde. Somit wanderten meine Hände langsam zu ihren Armen und umfassten diese, während ich mich immer näher zu ihr hinunter beugte. Langsam kam ich ihrem Gesicht näher. Ich hatte das Gefühl, als ob sie sich auf ihre Zehenspitzen stellen würde, um mir ebenfalls näher kommen zu können. Den Kloß in meinem Hals schluckte ich hinunter. Ich konnte ihren heißen Atem auf meinen Lippen spüren. Nur noch ein bisschen. Doch plötzlich wurde dieser Moment gestört, als sie anfing wie verrückt zu husten. Schnell stieß sie sich von mich weg und hielt eine Hand vor ihren Mund. Besorgt blickte ich zu ihr und rieb ich vorsichtig über den Rücken. „Alles in Ordnung?“, fragte ich besorgt, doch sie konnte nicht antworten. Zu stark hustete sie. Ich hatte Angst, dass sie am Ersticken sei. Vor allem als Rose langsam zu Boden sackte und einfach nicht aufhörte. „Ich hol dir schnell etwas zu trinken!“, sagte ich und wollte schon los stürmen, als sie mich am Ärmel festhielt und keuchend zu mir hinauf blickte. „Nein… e-es geht schon. I-ich… ich glaube ich… bin krank“, brachte sie schwach hervor, bevor sie das Bewusstsein verlor. Schnell fing ich sie mit meinen Armen auf und hob sie hoch. Rose…. Kapitel 23: The Nightmare ------------------------- Rose: Ich wusste nicht wo ich mich befand, noch konnte ich mich daran erinnern, was geschehen war. Wo war ich? Wer war ich? Als ich meine Augen langsam geöffnet hatte, erkannte ich, dass ich nicht alleine war. Ich befand mich in einem mir fremden Haus. Es schien ein einfach, kleines Häuschen zu sein. Wahrscheinlich für eine vier Köpfige Familie. Doch wieso befand ich mir hier? Und wer war diese Frau bei mir, die mich an der Hand hielt und so warmherzig anlächelte? Ich verstand gar nichts mehr. War das alles bloß ein Traum? Wo waren meine Freunde hin? Befand ich mich überhaupt noch in Borderlands oder war ich vielleicht wieder in meiner Welt? Das ergab alles doch gar keinen Sinn mehr. Ich wollte so gerne herausfinden was hier vor sich ging. Doch irgendwie schien ich mich selber nicht mehr steuern zu können! Mein Kopf bewegte sich automatisch zu der Frau, sodass ich sie genauer betrachten konnte. Besser gesagt ihr Gesicht. Es war schmal und zu erkennen waren leichte Sommersprossen. Ihr Lächeln strahlte heller als das schönste Licht. Anscheinend kannte sie mich. Denn sie nannte meinen Namen. Stimmt. Rose. So hieß ich. Langsam fiel mir alles wieder ein. Der beinahe Kuss mit Rhys. Mein Hustanfall, welcher diesen schönen Moment unterbrochen hatte. Und schließlich die Ohnmacht, die darauf folgte. Somit schlussfolgerte ich, dass ich träumen musste. Aber wovon? Es war bisher ein schöner Traum. Die ganze Atmosphäre war so angenehm und warm. Schon lange hatte ich nicht mehr so etwas geträumt. Doch plötzlich vernahm ich eine Stimme hinter mir. Zuerst konnte ich sie nicht zuordnen, bis ich mich umgedreht hatte und erkannte, welcher Mann sich gegen die Wand gelehnt hatte. „Wer ist das, Cupcake?“, fragte die Stimme. Es war Jack. Doch was suchte er hier in meinem Traum? Konnte er mich etwa beobachten? Doch ich konnte ihm nicht antworten. Mein Mund bewegte sich nicht. Stattdessen wandte ich mich wieder von ihm ab und zupfte an dem Oberteil der Frau, welche neben mir stand. Verängstigt sagte ich: „Mama. Da steht ein seltsamer Mann in unserem Haus…“ Jetzt erinnerte ich mich wieder! Bevor meine Mutter schwach und depressiv wurde, war sie eine wunderschöne Frau gewesen. Ich erinnerte mich wieder an ihre süßen Sommersprossen und wie dankbar ich immer gewesen war, diese nicht vererbt bekommen zu haben. Schließlich wurde ich von Rika ohnehin häufig genug als süß und niedlich bezeichnet. Sommersprossen hätten das Ganze noch schlimmer gemacht. Dazu ihre Haare, welche golden glänzten und ihr bis zu der Oberweite reichten. Ihre schönen Augen, welche mich mit einem schimmernden Grün anlächelten. Ich hatte sie immer für diese Augen beneidet. Sie wirkten so feminin und besaßen nicht dieses grässliche Blau, so wie ich. Meine Haare hatte ich von ihr. Doch meine Augen stammen von meinem Vater. Manchmal hatte ich ihn sogar dafür verflucht und meine Mutter abgöttisch geliebt. Und das nur wegen Augen. //Mama… Endlich sehe ich dein Lächeln wieder//, dachte ich glücklich und versuchte nicht zu weinen. Doch weinen schien ich sowieso nicht zu können. Denn mein Traum-Ich reagierte nicht auf mich. Stattdessen bewegte ich mich weiterhin wie ferngesteuert und klammerte mich immer mehr an meine Mutter, welche es endlich geschafft hatte sich umzudrehen. Wie alt ich wohl war? 8 Jahre oder 9? Ich konnte es nicht genau einschätzen. Schließlich konnte ich mich nicht einmal sehen. Allerdings vernahm ich meine eigene Stimme, welche einem kleinen Mädchen ähnelte. So schätzte ich mich auf unter zehn Jahre. Das bedeutet, dass man Vater noch leben musste! „Aber meine kleine Maus. Das ist doch nur dein Vater…“, sagte meine Mutter sanft zu mir und strich mir über meinen Kopf. Mit weit aufgerissenen Augen starrte ich in die geöffnete Tür. Ich konnte meinen Augen kaum trauen. Dort stand er in seiner Polizei Uniform. Langsam zog er sich die Mütze vom Kopf und strich sich kurz die verschwitzen Haare zurück, bevor er sich den Schweiß von der Stirn abwischte und mir ein Lächeln schenkte. „Na komm her mein Enge!“, rief er mir zu. Ich konnte mich nicht mehr halten. Besser gesagt konnten es mein Traum-Ich und ICH nicht. Er beugte sich langsam zu mir runter und breitete seine Arme weit auseinander. „Daddy? DADDY!“, schrie ich freudig mit meiner quietschenden Stimme und stürmte auf meinen Vater zu. Seine brünetten Haare folgten seinem Fall, als ich ihm in die Arme sprang. Erschöpft von der Arbeit landete er auf seinem Hintern. Ich lag auf seiner Brust und lag meine Arme um ihn, während ich laut zu kichern begann. Ich war überglücklich. Seit Jahren hatte ich ihn nicht mehr gesehen. Lediglich sein Tod verfolgte mich in die Träume hinein. Doch jetzt. Jetzt waren es einfach wir. So wie früher. Eine vereinte, glückliche Familie, welche nichts und niemand trennen konnte. „Das sieht nicht gut aus, Kiddo“, vernahm ich Jacks Stimme, verstand allerdings nicht was er damit meinte. Wir waren glücklich. Was daran sah nicht gut aus? Wahrscheinlich wollte er mich bloß wieder reinlegen und erzählte deswegen irgendeinen Blödsinn. Allerdings würde ich darauf nicht hinein fallen. Ich wollte diesen Moment genießen, solange ich konnte. Denn ich vermisste diese Tage. Diese wunderschönen Tage, die nie vergehen sollten. Schließlich hatte er mir damals versprochen, dass wir auf ewig zusammen sein würden. Wir seien verbunden, sagte er. Doch das war eine Lüge. Es war die einzige Lüge gewesen, die er mir erzählt hatte. Er wusste es. Er hatte es all die Jahre geahnt. Irgendwann würde sich einer an ihn rächen und dann würde er uns zurück lassen. Doch trotzdem hatte er mir das gesagt. Ich hatte nie verstanden wieso. Nun tat ich es. Wir waren verbunden! Und er war auf ewig bei mir. Er war in meinem Herzen und in meinem Kopf. Für immer. //Papa… Ich brauche dich!//, dachte ich schluchzend, während mein Traum-Ich immer noch mit ihm kuschelte und ihn umarmte. Plötzlich wurde dieser schöne Traum unterbrochen, als er zu einem Albtraum wurde. Ein Mann stand hinter meinem Vater und eine Kettensäge war laut zu vernehmen. Schockiert starrte ich nach oben, konnte das Gesicht des Fremden allerdings nicht erkennen. Lediglich sein wahnsinniges Lachen schallte durch das Haus und den Flur, indem wir uns befanden. Bevor mein Vater reagieren konnte, durchbohrte ihn schon diese eisige Klinge. Rotierend schmiss sie die Gedärme meines Vaters aus seinem Körper. Blut spritzte mir ins Gesicht und an die Wände. Schockiert saß ich auf dem Boden. Die Augen vor Schreck aufgerissen. Die Tränen kaum zu Bändigen. Das Zittern meines Körpers wurde immer intensiver. Es war genauso wie damals. Die Leiche meines reglosen Vaters lag vor meinen Beinen. Er rührte sich nicht mehr. Kein Atemzug entwich mehr seinen Lungen. Das auf und ab der Brust war durchbrochen. Die Hose durchnässt von Urin. Und ich? Ich saß da. Noch nicht begreifend, was gerade geschehen war. Und doch schossen Tränen über mein Gesicht. Meine Lippen vibrierten. Sie wollten etwas formten. Worte. Schreie. Hauptsache irgendetwas. Doch nichts tat sich. Weder mein Körper regte sich und gehorchte mir, noch mein Verstand. Immer wieder wiederholte er, dass Vater lediglich schlafen würde. Das hier war bloß ein Traum. Bald würde ich aufwachen. Doch ich wachte nicht auf. Sobald ich registriert hatte, dass ich nicht aufwachen könnte, begann mein Traum-Ich wie am Spieß zu schreien. Der Mann bemerkte dies und kam mit einem wahnsinnigen Grinsen auf dem Gesicht auf mich zu. Ich wollte fliehen, doch mein Körper war Starr vor Angst und so hockte ich dort auf dem Boden. Zitternd. Ängstlich. Den Kopf und meine Augen auf den Mann gerichtet, dessen Gesicht wie ein Schatten bedeckt war. Lediglich das Lächeln konnte ich erkennen. Eiskalt und wahnsinnig. Er beugte sich zu mir hinunter. Die Kettensäge hatte er weggeschmissen. Anscheinend gefiel ihm das Blut auf dem Metall nicht. Langsam hob er mein Kinn an, während er sich zu mir hinter beugte und nun in der Hocke war. Ich wollte unbedingt wissen wer er war. Doch der Traum wollte ihn mir nicht enthüllen. Selbst seine Stimme klang verzerrt. Sodass ich ihn überhaupt nicht zu ordnen konnte. „Um dich kümmere ich mich später, kleine Rose“, hauchte er mir zu, bevor er sich wieder erhob. Meine Augen folgten seinen Schritten. Bis er aus meinem Winkel war. Mein Herz pochte schnell. Ich hatte Angst. Und so kam es, dass ich mir in die Hosen machte. Ich wollte nur noch weg. Ich wollte aufwachen! Doch das war nicht möglich. Nein! Stattdessen musste ich die qualvollen Schreie meiner Mutter mit anhören, welche im Hintergrund ertönten. Bis aus einem nach Luft ringendem Gurgeln einfach nur noch Stille wurde. Die schweren Schritte des Mannes kamen wieder näher. Ein dumpfer Schlag ertönte und der Kopf meiner Mutter befand sich zwischen meinen Beinen. „NEEEEEEEEEEEEIN!“, kreischte ich verzweifelt und begann stark zu weinen, bevor ich den Kopf meiner Mutter umarmte. „Mama! MAMA WACH AUF! BITTE!“, schluchzte ich verzweifelt. Doch ich wusste, dass sie nie wieder erwachen würde. Nie wieder. Das Blut bildete eine Lache unter ihrem Kopf und meinen Beinen und vermischte sich langsam mit dem gelben Urin. Wieso konnte ich nicht aufwachen?! WIESO?! Ich wollte das nicht mehr sehen! Rhys. Jack. Fiona. IRGENDJEMAND! BITTE WECK MICH AUF!! Mein Flehen wurde nicht erhört. Erst als der Mann mich an den Haaren auf die Beine zog konnte ich endlich erkennen, wer der Unhold war, der meine Familie ermordet hatte und nun eine Knarre auf mich richtete. „J-jack?“, fragte ich erschrocken und wachte mit einem lauten Schrei auf, bevor er abdrücken konnte. Verängstigt zitterte ich am gesamten Körper. Schnell sah ich mich um, um mich zu vergewissern, dass ich tatsächlich wach war und nicht in einem neuen Traum steckte. Anscheinend befand ich mich auf einem Bett. Immer wieder ging mein Körper auf und ab. Somit schienen wir zu fahren. Der Raum ähnelte schon fast dem Zimmer aus einem Wohnwagen. In solch einem ähnlichen Gefährt schienen wir uns zu befinden. Also war ich wirklich wach. Ich war in der Spielewelt. Alles war bloß ein böser Traum gewesen. Trotzdem konnte ich meine Angst nicht verbergen. Jack war ein Monster gewesen. Wer konnte mir bestätigen, dass er so etwas nicht tatsächlich getan hätte? „Du weißt schon, dass ich so etwas niemals tun würde. Oder, Cupcake?“, fragte er mich, woraufhin ich schnell zurückwich. Er sollte mir fern bleiben. Er war ein Psycho und wahrscheinlich zu allem fähig. Ich konnte diesen Traum so schnell nicht vergessen! Dieses Lachen. Dieses Grinsen. Die LEICHEN! Alles war in meinem Gehirn verankert. Und so begann ich die Decke, welche auf meinem Körper lag, näher an mich heran zu ziehen. Tränen quollen über und liefen meinem Gesicht entlang. Jack wirkte einerseits schockiert über meine Reaktion, andererseits auch verletzt. Genauso wie in dem Haus, als ich meinen Fuß verletzt hatte. Doch dieses Mal verschwand er mit einem lauten „Tzk!“. Ich wusste nicht was das bedeutete. Doch das war mir auch – um ehrlich zu sein – egal. Ich war froh wach zu sein. Doch fürchtete ich den Schlaf. Was wäre, wenn ich wieder so etwas träumen würde? Das wollte ich nicht. Ich brauchte Hilfe. Ich brauchte jemanden, der mich hielt und mir versicherte, dass alles wieder gut werden würde. Egal wer! „Rose?“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)