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Rose der Elfen

von

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Prolog

Leise lief ich durch den Wald, immer darauf bedacht im Schatten der Bäume zu bleiben.

Warum mussten die besten Kräuter auch so tief im Wald wachsen?

Ich war schon viel zu lange unterwegs. Vielleicht gab es dieses Jahr keinen Fingerhut. Schon wolte ich umkehren, als ich die violetten Blüten sah. Glücklich lief ich darauf zu. Es war ein großes Feld. Damit hatte ich genug für das nächste Jahr und konnte sogar einen Vorrat anlegen. Vorsichtig pflückte ich, was ich brauchte, dann dankte ich der Erde und den Pflanzen dafür. Ich streute ein paar Samen aus dem letzten Jahr aus. Wenn ich Glück hatte wuchsen hier ganz in der Nähe neue Pflanzen. Ich nahm meine Tasche und machte mich auf den Heimweg, da hörte ich es hinter mir knacken. Blitzschnell drehte ich mich um. Hinter einem Baum kam ein junger Mann zum Vorschein.

Ich verdrehte die Augen. Eragon. "Du hast mich erschreckt..."

"Tut mir leid, Minka. Ich dachte du wärst ein Reh oder so." Eragon rieb sich verlegen den Hinterkopf "Du bewegst dich immer so leise."

"Das solltest du auch mal versuchen." Ich ging. Eragon folgte mir. "Jetzt warte doch. Minka!" Widerwillig blieb ich stehen. "Was?" "Ähm... hättest du vielleicht Lust mal einen Spaziergang mit mir zu machen?"

Mist! Ausgerechnet jetzt!

"Eragon", sagte ich in ernstem Ton "Du willst nicht mit mir spazieren gehen. Niemand will das. Und wenn die Leute im Dorf erfahren, dass du mich das gefragt hast, werden sie dich nicht mehr sehr nett behandeln."

"Minka-"

Ich unterbrach ihn: "Nein. Du ruinierst dein Leben hier, wenn du weiter mit mir redest. Das einzige, wofür ich hier gut genug bin, sind die Geschichten." Ich drehte mich um und ließ ihn stehen.

Als ich durch Carvahall lief, bemerkte ich die herablassenden Blicke der Leute. Ich konnte ihre Gedanken fast hören. "Dieses Mädchen ist seltsam. Bestimmt ist sie eine Verbrecherin." "Was will sie überhaupt noch hier?" "Warum kümmert sich der alte Brom überhaupt um sie?" Ich ballte meine Hand zur Faust. Warum konnten sie mich nicht einfach in Ruhe lassen? Erleichtert öffnete ich die Tür von Brom's Haus. Endlich ein Ort, an dem ich akzeptiert wurde.

"Minka? Hast du sie gefunden?", fragte Brom.

"Ja. Ich mache dir gleich einen Tee für deinen Hals."

Ich stellte den Korb auf den Tisch. Während das Wasser kochte fragte Brom: "Ist da irgendetwas, das du mir sagen willst?"

"Woher wusstest du-?" Ich seufzte "Ich hab Eragon im Wald getroffen. Er hat mich gefragt, ob ich etwas mit ihm unternehmen will. Wie lange muss ich noch so sein?"

Brom legte mir die Hand auf die Schulter. "Solange, bis dein Freund erwacht. Wenn Galbatorix erfährt, dass du nicht zerbrochen bist, lässt er dich jagen."

"Ich weiß... Aber das macht es nicht besser. Eragon ist immer nett zu mir und ich muss ihn so behandeln." Ich zupfte ein paar Blätter Fingerhut ab und goss das heiße Wasser darüber, dann gab ich Brom die Tasse "Lass ihn noch ein paar Minuten ziehen."

Gerade wollte ich in mein Zimmer gehen, als Brom sagte: "Es ist irgendetwas im Gange. Du spührst es auch, nicht wahr?" Ich blieb kurz in der Tür stehen. "Ja. Das Zeitalter der Drachenreiter ist gerade dabei wieder zu kehren."

In meinem Zimmer setzte ich mich auf das Fenstersims und sah in die Nacht. "Wie gehts dir jetzt wohl, Samur? Wann erwachst du nur endlich? Ich halte das langsam nicht mehr aus." Eine Träne lief mir die Wange hinuter. Schnell wischte ich sie weg, denn Brom öffnete die Tür. "Er wird wieder zu dir zurückkehren."

Ich sah ihn traurig an. "Wie kannst du dir da so sicher sein? Samur schläft jetzt schon fast 4 Jahre. Was ist, wenn die Wunden so tief sind, dass er nie wieder aufwacht?"

"Das glaube ich nicht. Er ist etwas Besonderes. Genau wie du. Ich denke dass ihr beide noch eine wichtige Rolle in der Geschichte Alagäsias spielt. Vertraue auf euer Band. Er wird es schaffen."

"Danke...", sagte ich leise.

"Du solltest dich jetzt ausruhen. Wenn es wirklich soweit ist, musst du bereit sein." Ich nickte und Brom verließ das Zimmer.

Die ersten Sonnenstrahlen strichen über mein Gesicht und ich erwachte. Schnell stand ich auf und öffnete die Truhe am Fußende meines Bettes. Von ganz unten zog ich ein Bündel hervor. Ich schlug den Stoff beiseite und zum Vorschein kam ein Korsett aus schwarzem Stahl. Vorsichtig strich mit den Fingerspitzen darüber. Dann kroch ich unter mein Bett und zog eine Diele aus dem Boden. Darunter lag ein Schwert. Ich holte es aus dem Versteck und zog den Anderthalbhänder aus der Scheide. Die Klinge war schneeweiß und so scharf, dass sie ein Haar spalten konnte. "Deine Zeit ist gekommen, Fejris. Deine Klinge wird von neuem erstrahlen." Ich steckte das Schwert zurück in die Scheide und wickelte es in eine Decke und legte es in die Truhe.

Als ich aus meinem Zimmer trat zog Brom gerade seinen Mantel an. Als er mich sah, lächelte er kurz. "Ich muss etwas erledigen. Kannst du etwas Fleisch kaufen? Wir haben keines mehr hier. Auf dem Tisch ist ein wenig Geld."

„Muss das sein? Du weißt doch, dass ich das nicht leiden kann."

Brom winkte nur ab und schloss die Tür hinter sich.

Ich seufzte und schaute aus dem Fenster. Brom verschwand gerade hinter der Hausecke. Ich ging zum Tisch. Dort lag ein Stapel Münzen. Missmutig nahm ich die Münzen und meine Tasche und verließ das Haus.

Es hatte über Nacht geschneit und alles lag unter einer weißen Decke. Da ich nur einen dünnen Mantel an hatte, froh ich ganz schön. Zum Glück war Sloans Metzgerei nicht weit entfernt. Wieder sahen mir alle verächtlich hinterher, doch ich ignorierte sie. Es war sowieso alles bald vorbei. Als ich Sloans Laden betrat, schlug mir sofort der Geruch von totem Tier entgegen und ich musste mir ein Würgen verkneifen.

"Was willst du?", fragte Sloan mich unwirsch.

"Ich brauche Fleisch. Für Brom."

Sloan sah mich mit zu Schlitzen verengten Augen an. "Stimmt ja. Das Prinzesschen isst kein Fleisch."

„Was ist so falsch daran? Ich möchte halt nicht, dass ein lebendes Wesen stirbt nur, weil ich Hunger habe.“

„Du bist komisch.“, knurrte Sloan.

„Gib mir einfach das Fleisch und ich bin wieder weg.“

Sloan schnaubte und wickelte das Fleisch in einen Lumpen. Ich bezahlte und verließ den Laden. Draußen konnte ich endlich wieder frei atmen. Der Geruch von Totem war mir schon immer zu wider gewesen. Ich verstand nicht, warum sich keiner Gedanken darum machte, ob das Tier auf dem Teller vor sich nicht auch gerne gelebt hätte. Niemand dachte an die anderen Lebewesen um sich herum. Eine schwarze Katze strich um meine Beine und ich bückte mich, um sie zu streicheln.

„Da ist ja die kleine Hexe!“ Ein Schneeball traf mich an der Schulter und ich sah auf. Einige Meter von mit entfernt stand eine Gruppe Kinder. Sie wurden von einem großen Jungen mit pausbäckigem Gesicht angeführt.Er hielt schon den nächsten in der Hand. Ich konnte sogar aus der Entfernung sehen, dass er fast einen halbe Kopf kleiner als ich war. Und ich war wirklich nicht sonderlich groß.

"Willst du mir nicht was vorzaubern, Hexe?" Das letzte Wort zischte er. Ich überlegte kurz, ob es die Mühe wert war, ihn hier und jetzt zu verprügeln, doch ich entschied mich dagegen. Er würde mir nur seine Eltern auf den Hals hetzen und das würde lange Diskussionen nach sich ziehen. Nein. Ich hatte ein besseres Druckmittel.

"Wenn ich du wäre, würde ich nicht nochmal werfen. Bald kommen die Händler und Brom ist heiser." Ich ließ die Andeutung erst mal wirken bevor ich weiter sprach: "Es könnte sein, dass auch ich plötzlich heiser werde und das wars dann mit der Geschichte. Willst du dir das wirklich zu Schulden kommen lassen?"

Der Junge wurde bleich. Er wusste, dass ich es ernst meinte, also schüttelte er den Kopf.

"Gut. Dann verstehen wir uns ja." Die Kinder verzogen sich und ich wollte gehen, als mich ein weiterer Schneeball am Hinterkopf traf. Langsam drehte ich mich um. Eragon stand ein paar Meter von mir entfernt und grinste.

"Was sollte das?" Ich versuchte mit den Fingern den Schnee aus meinen Haaren zu kämmen, doch ein großer Klumpen rutschte in meinen Kragen. Ein eisiger Schauer lief mir über den Rücken.

"Der Schnee sieht in dem Rot deiner Haare wirklich schön aus.", meinte Eragon. Ich sah ihn wütend an und zog meinen Mantel aus. Dann schüttelte ich mich einmal kräftig und der restliche Schnee fiel von mir ab.

"Dass du nicht frierst. Dein Kleid geht dir kaum über die Knie und deine Stiefel sehen auch nicht gerade warm aus. Nicht mal einen Schal hast du an."

"Wer sagt denn, dass ich nicht friere?" Ich wandte mich zum Gehen. Eragon folgte mir. "Warum bist du so abweisend? Bei Brom bist du doch auch nicht so. Ich habe dich gesehen."

Ich erstarrte. Warum? Warum jetzt? Wenn ich nichts tat, wäre alles um sonst gewesen. "Er ist eine Ausnahme." Ich beschleunigte meine Schritte. Eragon nahm mein Handgelenk und zog mich hinter eine Hausecke.

"Was soll das?" Ich versuchte mich loszumachen, doch sein Griff war zu fest.

"Ich möchte jetzt endlich wissen, was mit dir los ist! Du gehst kaum ins Dorf und wenn doch, dann nur kurz. Und dann verbringst du oft Tage im Buckel."

Ich öffnete den Mund, um ihm zu widersprechen, doch er unterbrach mich: "Leugne es nicht. Ich habe Brom gefragt. Also?"

Ich lachte bitter. "Ausgerechnet der, der selbst im Buckel jagt und rätselhafte Steine aufliest versucht mich auszuquetschen? Ich hatte wirklich schon bessere Tage."

Eragon sah mich verdutzt an. "Woher weißt du von dem Stein?"

Ich schnaubte. "Ich bin nicht annähernd so blind wie die meisten hier im Dorf. Meinst du etwa, ich hätte den blitz nicht gesehen. Oder ich wüsste nicht, was sich so alles im Buckel abspielt?" Ich sah ihm fest in die Augen und sagte leise: "Ich bin anders als alle hier!"

Dann drehte ich mich um und lief schnell zu Broms Haus zurück. Es tat weh, ihn so behandeln zu müssen, doch es war zu seinem eigenen Schutz. Je weniger er über mich und meine Vergangenheit wusste, desto besser.

Brom war noch nicht wieder zurück, als ich das Haus betrat, also legte ich das Fleisch auf den Tisch und machte mich daran, die Kräuter, die ich gestern gesammelt hatte, zu verarbeiten. Es war eine mühselige Arbeit die Blätter und Blüten zu zermahlen und richtig zu mischen. Ich seufzte. Warum tat ich das überhaupt? Niemand außer Brom vertraute mir genug um meine Medizin zu nehmen. Ich stand auf und sprang aus dem Fenster. Meine Stiefel und Strümpfe hatte ich ausgezogen und die Kälte brannte auf meiner Haut, doch es war mir egal. Langsam ließ ich mich auf den Boden sinken und rollte mich im Schnee zusammen. Wenn ich nur lange genug liegen blieb, wäre alles vorbei. Mit der Zeit wurde mein Körper taub und kalt und die Welt versank in schwarzem Samt. Alles war gut. Ich spührte, wie mein Herzschlag langsamer wurde.

Jemand rief meinen Namen. Immer wieder. Ganz leise mit dieser beruhigenden Stimme. Ich erkannte sie, aber das konnte unmöglich sein. Ich öffnete die Augen. Der Schnee war verschwunden. Ich war in einem Wald. Das Gras ging mir bis zum Knie und die Sonne kam kaum durch die ichten Baumkronen. Vor mir stand ein riesiger Drache. Seine weißen Schuppen wurden von den gleichen schwarzen Malen verziert, wie mein Körper und seine Augen leuchteten golden. Einzelne Sonnenstrahlen trafen auf ihn und ließen seine Schuppen funkeln.

>Minka<

"Samur. Aber..." Ich schluckte und sah mich um. "Wo sind wir hier?"

>In Du Weldenvarden. Wo du mich hingebracht hast.<, erklärte er mir.

"Samur... Es tut mir so leid. Ich wollte dich geschützen, aber es waren zu viele." Eine Träne lief über meine Wange.

>Es ist gut.<

Immer mehr Tränen kamen. "Nichts ist gut!", schluchtzte ich. "Ich will nicht mehr ohne dich leben! Alle hier hassen mich!"

>Nein. Denk an Brom. Er wäre traurig, wenn du jetzt aufgibst.< Seine Stimme wurde leiser. >Ich muss dich nun verlassen. Gib nicht auf.< Der Drache erhob sich in die Luft.

"Nein! Geh nicht! Ich brauche dich!" Ich streckte die Hand nach ihm aus, doch er war schon zu weit weg. Ich ließ mich ins Gras fallen.

>Sei stark. Ich warte auf dich.<

Langsam verschwand der Wald und alles wurde wieder schwarz. Ich sah einen kleinen hellen Punkt. Er wurde größer, als ich darauf zu rannte. Das Licht hüllte mich ein. Ich schreckte hoch.

Ich saß in meinem Bett. Tränen liefen über meine Wangen. Brom packte mich an den Schultern.

"Ich hab dich gesucht!" Er schüttelte mich. "Du lagst draußen im Schnee! Weißt du, was für Sorgen ich mir gemacht habe? Ich dachte du wärst tot!"

"Es tut mir leid...", sagte ich leise und wischte mir die Tränen weg. Samur hatte recht. Ich durfte nicht aufgeben. Nicht jetzt.

Brom umarmte mich. "Mach so etwas nur nicht wieder."

Ich nickte. "Wie lange habe ich geschlafen?"

Er ließ mich wieder los. "Drei Tage. Die Händler kommen. Weißt du schon, welche Geschichte du erzählen willst?"

"Ja. Die Legende der Drachenreiter. Ich will nicht, dass sie in Vergessenheit gerät."

Brom stand auf. "Gut. Ich muss noch mal kurz weg. Geh doch schon mal vor und amüsier dich ein wenig."

"Das ist ein Scherz, oder? Amüsieren? Ich? Hier?"

Er lachte. "Du solltest dich mal hören. Versuch es doch erstmal. Wenn es dir nicht gefällt, kannst du auch wieder gehen. Außerdem wolltest du doch die Anhänger verkaufen, die du gemacht hast."

Ich seufzte und Brom verließ das Zimmer. Langsam schlug ich die Decke zurück und stand auf. Torkelnd versuchte ich zur Truhe zu kommen, um sie zu öffnen. Kaum zu glauben, wie schwach ich geworden war. Ich konnte kaum laufen, so sehr zitterten meine Beine. Endlich hielt ich ein weißes knielanges Kleid in den Händen. Es war trägerlos und blutrote Steine schmückten Dekolleté und Taille. Vorsichtig zog ich es an, dann nahm ich einen kleinen Beutel aus der Truhe. Darin befanden sich ein weißes Seidenband und ein schwarzes aus Leder. Am Lederband hing ein kleiner tränenförmiger Anhänger aus Rubin, an dem ein Silberglöckchen befestigt war. Ich schloss das Lederband um meinen Hals. Es klingelte leise, als ich aufstand und in den Spiegel sah. Die junge Frau mir gegenüber blickte mich an. Ihre nahezu pechschwarzen Augen leuchteten aus dem bleichen Gesicht und ihre Haare fielen wie flüssiges Feuer über ihre Schultern zu ihrer Taille. Ohne mein Spiegelbild aus den Augen zu lassen, band ich mir die Haare mit dem weißen Seidenband nach oben.

Meinen Mantel eng um mich geschlungen lief ich zwischen den Zelten der Händler hindurch. In den Händen hielt ich ein kleines Kästchen. Der Inhalt klirrte leise, als ich es kurz auf einem Tisch abstellte, um mir die Kapuze vom Kopf zu ziehen. Sie war sehr dick und innen mit Fell gefüttert, so dass es nach einiger Zeit fast unerträglich unter ihr wurde. Ein Arm legte sich um meine Schultern. "Hallo, Minka." Ich drehte meinen Kopf zur Seite und sah Eragons Gesicht nah vor meinem. Zu nah. "Eragon." Ich drehte mich aus seinem Arm. Er nahm das Kästchen. "Willst du das verkaufen?"

"Nein. Nur den Inhalt." Bevor Eragon das Kästchen öffnen konnte, nahm ich es ihm aus der Hand. Er wirkte ein wenig enttäuscht darüber, dass ich ihm nicht zeigen wollte, was ich in dem Holzkästchen hatte. "Es wundert mich, dass ich dich hier treffe. Sonst kommst du doch immer erst später." "Wenn ich gekonnt hätte, wäre ich auch später gekommen, aber ich hatte letztes Jahr schon keine Gelegenheit Merlock zu sprechen, also bin ich dieses Jahr früher hier." Eragon sah mich an. "Was schaust du mich so an? Ist etwas falsch daran, wenn ich ein paar Dinge verkaufen will?" "Nein. Natürlich nicht." "Dann lass mich jetzt einfach in Ruhe." Ich hatte keine Lust länger mit ihm zu reden. Er hatte mich jetzt schon lange genug aufgehalten. Entschlossen zog ich mir die Kapuze wieder über den Kopf und lief an ihm vorbei. Ich hörte noch, wie er mir etwas zurief, aber ich konnte es durch den Stoff nicht verstehen.

Auf meinem Weg zu Merlock's Zelt begegnete ich immer wieder Händlern, die mich teils mit interessierten, teils mit abfälligen Blicken musterten. Ich konnte es ihnen nicht mal sonderlich verübeln. Es war schließlich nicht normal, dass ich mich um diese Zeit zeigte. Bis jetzt hatte ich immer gewartet, bis die Sonne untergegeangen war, bevor ich aus dem Haus ging. Doch dieses Jahr war anders. Ich spürte es genau. Das Schicksal hatte eine große Veränderung mit diesem Land vor.

Merlock führte gerade einer Gruppe Frauen seine Ware vor, als ich an seinen Stand trat. Sie bewunderten die Ketten und Anhänger bis sich eine umdrehte und mich entdeckte. "Na sowas? Ich wusste gar nicht, dass du Schmuck trägst." Ihre Stimme triefte nur so von Verachtung, doch ich hatte keine Lust mich jetzt auf eine Diskussion mit ihr einzulassen. Ich holte das Kästchen unter dem Mantel hervor und Merlock sah mich strahlend an. "Ich hätte nicht damit gerechnet, dass du schon so früh kommst." Er sah in die Runde. "Verzeiht, aber ich muss mich kurz mit Minka unterhalten."

Ich stellte das Kästchen auf einen Tisch und Merlock öffnete es. "Die sind... beeindruckend. Wo bekommst du die nur immer her? Nein. Sags mir besser nicht." Merlock nahm einen silbernen Anhänger heraus und betrachtete ihn eingehend. Er hatte die Form eines Baumes. In seiner Mitte war ein kleiner Mondstein eingearbeitet. Es schien,als würde der Stein das Licht in seiner Umgebung zu schlucken. Merlock sah von dem Anhänger zu dem Kästchen und dann zu mir. Ich lachte. "Keine Sorge. Ich habe sie nicht gestolen." Er zuckte mit den Schultern. "Solange nicht irgendwann die Soldaten des Königs auftauchen, ist es eigentlich egal, woher sie kommen. Hier." Merlock legte einen prall gefüllten Lederbeutel auf den Tisch. "Du hast ein paar reiche Interessenten. Sie zahlen jedes Mal ein halbes Vermögen." "Weißt du, wer diese Interessenten sind?" Ich bemühte mich um einen normalen Ton. Es war noch nie gut gewesen, wenn sich jemand für mich interessierte. "Nein. Sie achten immer sehr darauf, nicht erkannt zu werden." Das war nicht gut. Gar nicht gut. "Achso. Kannst du es vielleicht irgendwie herausfinden?" "Natürlich. Du bist schließlich der einzige Grund, warum ich noch nicht pleite bin." Ich sah erstaunt auf. "Warum solltest du Pleite gehen? In jeder Stadt gibt es Frauen, deren Männer bereit sind ihnen Schmuck im Wert eines ganzen Dorfes zu bezahlen." "Das schon. Aber die Urgal wandern Richtung Wüste. Die Dörfer, durch die sie gekommen sind haben kaum noch genügend Mittel, um sich selbst zu versorgen." Ein unangenehmer Druck baute sich in meinem Inneren auf. Was ging in diesem Land nur vor? "Ich sollte gehen. Es würde dir schaden, wenn ich zu lange mit dir rede. Du weißt ja, was die Leute hier von mir halten." Ich steckte den Beutel unter meinen Umhang und verließ das Zelt. Draußen standen immer noch die Frauen und betrachteten mich missbilligend. Als ich an ihnen vorbeiging, hörte ich sie tuscheln. Was genau sie sagten konnte ich wegen der Kapuze nicht hören. Wenn ich darüber nachdachte, wollte ich es auch gar nicht. Die Gefahr, dass ich trotz aller Vernuft, einer von ihnen den Kopf ganz fest in den Schnee drückte, war zu groß.

Brom wartete ungeduldig bei den Zelten der Troubadoure. Als er mich sah, kam er mir eilig entgegen. "Was hat so lange gedauert? Du weißt doch, dass du für mich einspringen musst! Komm jetzt."


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hi Leute,
ich bin noch relativ neu und unerfahren im Gebiet der Fanfiktions, also seit nicht zu hart zu mir. Über konstruktive Kritik würde ich mich echt riesig freuen.
Also dann, auf ein frohes zusammen Lesen und Schreiben Komplett anzeigen
Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallöchen,
ich wollte mich nur mal zwischen durch melden. Wie gefällt es euch bis dahin? Ich hoffe gut.
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