Star Trek - Icicle - 05 von ulimann644 (Die Kriegslist des Admirals) ================================================================================ Kapitel 5: Verhörtechniken -------------------------- Persönliches Logbuch Commander Pasqualina Mancharella Sternenzeit: Unbekannt   Vor etwa drei Wochen ist die ICICLE im Glintora-System, wie die Talarianer es nennen, angekommen, und wurde bei einer STERNENBASIS angedockt. Ich kann nicht sagen, ob diese Zeitspanne den Tatsachen entspricht, denn man hält uns seitdem gefangen. Seit dieser Zeit gehen wir durch die Hölle – jeden Tag. Aber ich weiß, dass es auf keinen Fall ein ganzer Monat gewesen sein kann, denn als Frau habe ich die Möglichkeit, zumindest die Länge von vier Wochen einigermaßen exakt abschätzen zu können. Die Verpflegung spottet jeder Beschreibung, aber der Hunger, und die Absicht, bei Kräften zu bleiben, lassen mich den Fraß hinunter würgen. Und diese Kräfte benötige ich, um die Torturen unserer talarianischen Kerkermeister zu überstehen. Darunter tut sich besonders Admiral Torenan Cidar selbst hervor, der mich anscheinend zu seinem persönlichen Opfer auserkoren hat. Vor einigen Tagen hat dieser Teufel in Menschengestalt mir ein Gift verabreicht, welches nach einigen Tagen tödliche Folgen hat, um mich zum reden zu bringen. Doch es gibt ja nichts zum reden. Als ich schließlich von Krämpfen geschüttelt wurde, deren Schmerzen mich beinahe wahnsinnig haben werden lassen, gab er mir endlich das Gegengift. Dabei hatte ich bereits das Gefühl, den Hades rötlich leuchten zu sehen. Es war denkbar knapp. Ungewöhnlicherweise hat er mich seit einiger Zeit in Ruhe gelassen, so dass ich, das erste Mal seit unserer Ankunft auf der talarianischen Station, wieder ausschlafen konnte. Zum Glück ahnt der Admiral nichts von meiner Beziehung zu Tar´Kyren. Ich bin sicher, dass er dieses Wissen skrupellos nutzen würde, obwohl es sinnlos wäre. Wir sind Ausgestoßene der Föderation und können nur hoffen, dass unser Handeln dazu beiträgt, das Leben von Sternenflottenangehörigen und Talarianern gleichermaßen zu retten. Auch wenn dies mittlerweile einen ganz bestimmten Talarianer ausschließt.   * * *   Gefesselt an einen Stuhl starrte Pasqualina den Talarianer vor ihr, mit hasserfülltem Blick, an. Im nächsten Moment glaubte sie, dass etwas in ihrem Gesicht explodieren würde, und ihr Kopf flog zur Seite. Torenan Cidar hatte ihr nun bereits mindestens drei dutzend mal mit der Hand, oder der Faust ins Gesicht geschlagen. Dem entsprechend mitgenommen sah die Spanierin aus. Eine Blutfahne rann aus ihrer Nase und ihre Unterlippe war aufgeplatzt. Zudem spürte sie schmerzhaft, wie ihr rechtes Auge langsam zuschwoll. Außerdem begannen die Fesseln an Händen und Füßen, ihr langsam das Blut ab zuschnüren. Dazu kam ein ziehender Schmerz im Rückenbereich, wegen der verkrampften, unnatürlichen Haltung. Tausender winziger Nadeln schienen in ihre Wirbelsäule, Arme und Beine zu stechen. Die Giftbehandlung des Admirals hatte sie zusätzlich geschwächt, und ihre Schmerzgrenze empfindlich herabgesetzt, so dass jeder Schlag mindestens dreimal so weh tat, wie ohnehin schon. Tar´Kyren Dheran, der von zwei kräftigen Talarianern an den Armen festgehalten wurde, und zusehen musste, wand sich im festen Griff seiner Wachen und schrie den Admiral aufgebracht an: „Was erwarten Sie zu erfahren! Wir haben Ihnen doch bereits gesagt, warum wir Ihnen geholfen haben, von STRATEGICAL STARBASE 71 zu fliehen! Ist das der Dank!? Wie lange wollen Sie dieses irre Spiel noch fortsetzen!?“ Der talarianische Admiral grinste ihn sardonisch an: „Ich habe vor mich zu vergewissern, dass Sie es wirklich ernst meinen. Ich bin mir der Tatsache bewusst, dass Sie selbst eine ganze Menge einstecken würden, Captain Dheran. Deswegen lasse ich Ihre Crew leiden. Ich weiß, dass Ihnen dies seelische Qualen bereitet, da Andorianer, zumindest im Allgemeinen, sehr familiär eingestellt sind.“ Damit schlug er der Frau auf dem Stuhl erneut ins Gesicht, und man merkte dem Talarianer deutlich an, dass es ihm sichtlich Vergnügen bereitete, die Spanierin zu quälen. Wieder wandte er sich danach an den Andorianer: „Sie können das Ganze sofort beenden, indem Sie mir sagen, was Sie wirklich zu uns geführt hat.“ Tar´Kyren Dheran war vollkommen klar, dass sie alle innerhalb einer Stunde tot sein würden, wenn er dies tatsächlich tun würde. Er konnte Pasqualina nicht helfen, was ihn innerlich beinahe zerriss. Ohnmächtiger Zorn ergriff ihn – auch auf sich selbst, weil er diesem Plan des Admirals zugestimmt hatte. Insgeheim scheute er sich darüber nachzudenken, ob er vielleicht an einem Punkt in seiner Sternenflottenkarriere angekommen war, von dem an er bereit war über Leichen zu gehen. Die Aussicht darauf, dass es vielleicht so sein könnte erschreckte ihn innerlich, und er zwang sich dazu, diese Gedanken zu verdrängen. Wie auch immer, sie mussten nun da durch – und sie würden es überstehen. Sie mussten es überstehen... So presste er die Kiefer zusammen und funkelte den Talarianer mit mörderischem Augenausdruck an. Torenan Cidar beobachtete Dheran sinnend, sich ernsthaft fragend, ob der Andorianer wirklich so verstockt sein konnte, bevor sich seine Körperhaltung entspannte und er sagte: „Sie können ihren Commander mitnehmen. Ihre Ärztin wird von mir einige medizinische Geräte bekommen, um diese Frau zu behandeln.“ Das wird Dich nicht vor meiner Rache bewahren, dachte der Andorianer finster und begab sich zu seinem Ersten Offizier, die von zwei Wachen von ihren Fesseln befreit wurde. Einen Arm um seine Schulter legend, packte er sie in der Hüfte und schleifte sie mehr zum Ausgangsschott, als dass sie mit ihm ging. Pasqualina drohten die Sinne zu schwinden, während sie sich bemühte, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Dabei verschwamm die Umgebung immer wieder vor ihren zusammengekniffenen Augen. Leise wimmernd vor Schmerzen drängte sie sich dabei an den Andorianer, dessen Nähe momentan ihr einziger Halt war. Vier Wächter folgten ihnen dicht auf. Mittlerweile kannte der Andorianer den Weg durch diesen Teil der Station, zu ihrer Gemeinschaftszelle. Auch die anderen Besatzungsmitglieder waren in den letzten Wochen systematisch gefoltert worden – nur ihn, den Captain der ICICLE, hatte man seltsamerweise ausgelassen. Nur zuschauen musste er bei diesen Verhören durch die Talarianer permanent. Tar´Kyren Dheran fragte sich, worin der Sinn darin lag. Wollte man ihn auf diese Weise psychisch brechen, oder rechnete man sich wirklich von Vornherein keine Chance aus, dass er etwas verraten würde, falls es etwas zu verraten gab? Die Aussage des Admirals konnte eine Finte gewesen sein, einer seiner paranoiden Tricks. Nun, beides würden diese Talarianer niemals schaffen. Er würde den Auftrag des Admirals ausführen – bis zum letzten Moment; bis zum letzten Atemzug. Gleichzeitig erschrak er bei diesen Gedankengängen. Hatte er früher schon so gedacht? Oder fiel ihm diese Denkweise nur wegen seiner Sorge um Pasqualina besonders auf? Verdammt, genau darauf legt es Cidar an, dachte er gleich darauf. Lass dich nicht irre machen, von diesem verbrecherischen Talarianer. Mittlerweile erreichten sie den Lift, der sie drei Decks tiefer bringen würde, und prüfend blickte er die Spanierin, die sich wieder etwas erholte, an. Der gequälte, hilfesuchende Blick aus ihren unnatürlich geweiteten Augen ging ihm dabei durch und durch. Diesmal hatte der Admiral ihr wirklich übel mitgespielt, und es fehlte wirklich nicht mehr viel, um ihn zu einem Amoklauf zu verleiten. Am liebsten hätte er sie in seine Arme gerissen und ihren Kopf an seine Schulter gebettet, doch das durfte er auf gar keinen Fall tun. Die Talarianer würden es sich zunutze machen, sollten sie von ihrem Verhältnis zu einander erfahren, und Pasqualina würde dann von Cidar erst recht durch den Wolf gedreht werden. Als sie den Zellentrakt endlich erreichten, waren die übrigen Besatzungsmitglieder der ICICLE in der Zelle. Auch die Bolianerin hatte man übel zugerichtet. Victoria Sarafina Leandros kümmerte sich gerade in diesem Moment, mit einem primitiven Hautregenerator um einige offene Wunden in Charalls Gesicht, wobei Ivarsson ihr behilflich war, indem er die Bolianerin in einer sitzenden Position hielt. Auch das Gesicht des Piloten drückte Zorn und Verbitterung über diese Behandlung aus, und beinahe feindlich blickte er Dheran an. Der Andorianer konnte Ivarsson dies nicht einmal verdenken, denn offiziell war er der Stein des Anstoßes, durch seine angebliche Desertation. Für den Piloten war es natürlich seine Schuld, dass sie momentan in dieser Klemme saßen. Und noch durfte er nichts unternehmen, um dieses Bild richtig zu rücken. Er konnte nur hoffen, dass seine Crew ihn anschließend nicht noch mehr hassen würde, wenn er endlich mit den Tatsachen herausrückte. Die Ärztin ging zielstrebig zu Werke wobei sie einen erschütterten Blick zu der Spanierin warf, als Dheran sie vorsichtig auf eine der Pritschen legte. „Ich kümmere mich sofort um den Commander, Sir“, erklärte sie leise. „Bei Ensign Charall bin ich in wenigen Augenblicken fertig.“ Hinter ihnen hatten die Talarianischen Wachen, das Sperrfeld der Zelle wieder aktiviert, und nur einer blieb in dem Vorraum zurück. Die anderen warfen einen letzten überheblichen Blick zu den Gefangenen, bevor sie verschwanden. Dheran ignorierte den zurück gebliebenen Wächter und wandte sich der Ärztin zu. Ungeduldig schaute er ihr bei der Arbeit zu, sagte aber nichts. Er kannte Victoria Leandros lange genug, um zu wissen, dass sie sich nicht in ihre Arbeit hineinreden ließ – auch von ihm nicht. Nachdem sie Charall versorgt hatte, wandte sie sich augenblicklich Pasqualina Mancharella zu und begann augenblicklich mit der Behandlung. Tar´Kyren Dheran warf ihr einen dankbaren Blick zu, der von Herzen kam. Die Spanierin war zwar wieder einigermaßen bei sich, aber ihr Blick irrte noch etwas ziellos in der Gegend umher. Außerdem war ihr schmerzerfülltes Wimmern noch immer nicht völlig verstummt. Tar´Kyren Dheran ging hinüber zu Tearash Corin, der etwas apathisch in einer Ecke der Zelle hockte und seinen Oberkörper leicht vor und zurück wiegte. Im Gegensatz zu den meisten anderen Gefangenen war er nie im Krieg gewesen. Ebenso wenig Charall. Darum waren sie solche Torturen, wie sie sie im Moment durchleiden mussten nicht gewohnt. Der Andorianer konnte nur hoffen, dass beide Ensigns durchhalten würden. „Wie geht es Ihnen, Ensign?“, erkundigte sich der Captain, wobei er sich neben dem Tellariten nieder ließ. Forschend blickte er den jungen Tellariten von der Seite an. Es dauerte einen langen Moment, bevor Corin Dherans Blick, aus seltsam gläsernen Augen, erwiderte. Offensichtlich hatte man dem Tellariten irgendwelche Drogen verabreicht. Schleppend antwortete der junge Techniker: „Ich bin in Ordnung, Captain. Wie lange werden die das noch mit uns machen, Sir?“ Dheran legte seine Hand auf die Schulter des jungen Offiziers. Dabei wünschte er sich inständig mehr für ihn tun zu können. „Nicht mehr lange, Mister Corin. Wir haben schon Schlimmeres überstanden.“ „Was, Captain?“ Der Andorianer sparte sich die Antwort und verstärkte mit beschwörendem Blick den Druck seiner Hand. Ungewohnt sanft sagte er: „Es ist bald vorbei, Ensign. Selbst dieser paranoide, talarianische Admiral wird letztlich erkennen, dass wir ihm nicht schaden, sondern nur helfen wollen.“ Dheran lächelte gezwungen und erhob sich wieder. Er ging weiter zu Rania Singh-Badt, die sich auf ihrer Pritsche demonstrativ zur Wand drehte. Leise seufzend schritt er an der jungen Frau vorbei, zu Tal´Inuray Filiz. Die MACO war hart im nehmen und nickte ihm optimistisch zu. Um Filiz musste er sich keine Sorgen machen. Die MACO war eine Kämpfernatur, und ihr andorianisches Wesen hätte es niemals zugelassen, Vorwürfe gegen ihn laut werden zu lassen, da sie freiwillig an diesem Unternehmen teilnahm. Als er Lieutenant Ivarsson erreichte, blickte der blonde Mann ihn fragend an. „Sir, ist es das alles wert?“ Dheran presste seine Lippen zusammen. Dann sagte er mit fester Stimme: „Ja, Mister Ivarsson, dessen bin ich mir ganz sicher. Es geht um unzählige Leben, sowohl um talarianische, als auch um die der Sternenflottenangehörigen. Und ich hoffe, Sie werden später zu derselben Einsicht gelangen.“ „Wenn es ein Später für uns gibt, Captain.“ „Haben Sie Vertrauen, Mister Ivarsson“, erwiderte der Andorianer mit beschwörender Miene. „Wie geht es Miss Charall?“ Ivarsson, der die Bolianerin noch immer in seinen Armen hielt, antwortete: „Den Umständen entsprechend. Momentan wünschte ich, dass ich sie nie zu diesem Unternehmen überredet hätte, Sir. Sie wollte nicht mitmachen, und ich Esel habe ihr zugeredet, es doch zu tun. Ich bin dafür verantwortlich, dass die Talarianer das mit ihr gemacht haben.“ Tar´Kyren Dheran schüttelte den Kopf: „Nein, Mister Ivarsson. Charall ist keine labile Person. Ich glaube, wenn sie wirklich nicht hätte mitmachen wollen, dann hätten auch Sie Miss Charall nicht dazu veranlassen können. Sie sollten sich keine Vorwürfe machen. Zumindest nicht hier und jetzt. Wir müssen bei klarem Verstand bleiben, wenn wir einigermaßen heil aus dieser Lage herauskommen wollen. Der blonde Norweger atmete tief durch und nickte. „Sie haben sicherlich Recht, Sir. Haben Sie eine Ahnung, weshalb man Sie bisher bei den Verhören ausgelassen hat?“ Tal´Inuray Filiz, die während ihrer Gefangenschaft kaum mal ein Wort gesagt hatte, antwortete an Dherans Stelle. „Man will uns auseinander dividieren, Lieutenant. Eine alte Strategie, die leider nur allzu oft Erfolg hat.“ Lou-Thorben Ivarsson blickte die Andorianerin unwillig an, ob ihrer versteckten Kritik. Bevor er etwas erwidern konnte, meinte Tar´Kyren Dheran beschwichtigend: „Der Lieutenant-Commander hat nicht ganz Unrecht. Dies ist eine alte, aber wirksame Taktik. Darüber hinaus zerrt sie an der Psyche dessen, der geschont wird.“ Ivarsson blickte in die blau-violetten Augen des Captains und senkte schließlich verlegen den Blick. „Tut mir leid, Captain, ich...“ „Vergessen wir es, Mister Ivarsson. Genau darauf zielen die Talarianer ab. Aber uns werden sie weder auseinander dividieren, noch brechen, nicht wahr?“ Ivarsson blickte wieder auf und nickte entschlossen. „Niemals, Sir.“ Der Andorianer legte seine Hand auf den Unterarm des Piloten und meinte aufmunternd: „Das wollte ich hören, Lieutenant. Wir schaffen das.“ Langsam wandte sich der Captain der ICICLE ab und begab sich wieder zu der Ärztin, die mittlerweile die Wunden des Commanders notdürftig versorgt hatte. Doktor Leandros warf dem Andorianer einen ernsten Blick zu. „Sie schläft jetzt. Der Admiral hat den Commander als bevorzugtes Opfer herausgepickt, Captain“, meinte sie warnend. „Ich fürchte, dass ich für nichts garantieren kann, wenn er sie weiterhin so misshandelt.“ Der Andorianer ließ sich auf dem Rand der Nachbarpritsche nieder und erwiderte den Blick der Schiffsärztin. „Ich weiß, dass Sie ihr Bestes geben werden, Lieutenant-Commander. Selbst Torenan Cidar wird letztlich nicht um die Erkenntnis herum kommen, dass er uns vertrauen kann.“ Victoria Leandros gewann den Eindruck, dass die letzten Worte des Captains für eventuelle Zuhörer gedacht waren, denn es stand außer Frage, dass die Zelle abgehört wurde und unter Beobachtung stand. Sie sagte leise: „Commander Mancharella war es, die uns darauf eingeschworen hat, Sie und den Talarianer zu befreien. Sie besitzt mehr Loyalität innerhalb der Mannschaft, als ihr selbst bewusst ist.“ „Ja, sie hat sich erstaunlich schnell in die Mannschaft integriert. Schneller als ich es ihr zu Beginn ihres Dienstes auf der ICICLE zugetraut hätte. Irgendwann wäre sie ein hervorragender Captain geworden. Doch das wird wohl nun für alle Zeiten Geschichte sein.“ „Ja, aber wir werden ihnen auch weiterhin folgen, Sir – in welcher Flotte auch immer wir in Zukunft dienen werden.“   * * *   An einer anderen Stelle der Raumstation schaltete Admiral Torenan Cidar die Überwachungsanlage ab und blickte seinen Stellvertreter auf dieser Station nachdenklich an. „Was denken Sie, Oberst Bralac?“ Der etwa fünfzigjährige, mittelblonde Talarianer, der Cidar gegenüber saß, lehnte sich im Sessel zurück und meinte nachdenklich: „Nun, die Fakten sehen wie folgt aus: Auf dem Föderationsschiff haben wir nichts Verdächtiges gefunden. Alles dort entspricht dem Standard der Föderation für diese Schiffsklasse. Die Waffenmodifikationen entsprechen zwar nicht dem Standardmodell dieser Schiffsklasse, dürften aber laut Quantendatierung zusammen mit dem Schiff selbst fertiggestellt worden sein, und wurden nicht nachträglich installiert. Auch in den Hangars und den Frachträumen haben wir nichts Auffälliges finden können, und die Quartiere sehen so aus, als würde die Mannschaft jeden Moment an Bord zurück erwartet. Wollte man einen Anschlag auf unsere Flotte ausführen wollen, dann hätte man zumindest eine Vorrichtung installiert, um bei einem Überladen der Warpkerne zusätzliche Sprengkraft zu entwickeln. Aber auch in dieser Hinsicht ist das Schiff dieses Andorianers sauber, Admiral.“ „Mit anderen Worten, Sie glauben nicht an einen Hinterhalt der Föderation?“ „Richtig, Admiral. Ein normales Flottenschiff in unseren Raum einfliegen zu lassen, mit einer Crew von nur acht Personen, das wäre nicht nur Wahnsinn, sondern Selbstmord.“ Der Admiral nickte nachdenklich. „Was sagen die Computerauswertungen?“ Der talarianische Oberst strich sich mit der linken Hand über den leichten Bauchansatz, der ihn störte. Er nahm sich vor, künftig mehr Sport zu treiben. Dabei blickte er Cidar offen an und antwortete: „Die Computerauswertung gibt die Chance dafür, dass dieser Captain und seine Crew einen Anschlag auf uns durchführen sollen, mit gerade einmal 1,37% an. Das ist verschwindend gering, Admiral.“ Torenan Cidar lehnte sich etwas vor und legte seine Hände dabei auf die Oberfläche der Überwachungskonsole. „Und was würden Sie an meiner Stelle nun tun, Oberst?“ Der schon etwas betagte Oberst, der sich gute Chancen ausrechnete, in diesem Krieg zum Admiral befördert zu werden dachte darüber nach, dass er sich in ein gutes Licht rücken konnte, wenn er Cidar weise beriet. Die Talarianer konnten die Technik der Föderation wahrhaftig gut gebrauchen. Möglicherweise blieben die Gorn und Tholians nicht ewig ihre Verbündeten. Er traute ohnehin diesen beiden Fremdrassen nicht allzu sehr über den Weg. Darum sagte er überzeugt: „Es wäre sicherlich von Vorteil, das Schiff der Föderation zu unseren Werften zu bringen, wo unsere Techniker es studieren, und die Verteidigungssysteme adaptieren können. Unsere Schiffe könnten dann gleich vor Ort umgerüstet werden. Das erspart uns einerseits das Opfer vieler talarianischer Leben, und würde uns gleichzeitig unabhängiger von unseren momentanen Verbündeten machen. Mit einer Flotte, welche diese Waffen- und Schildtechnik besitzt könnten wir unser Schicksal zukünftig selbst bestimmen, ohne Abhängigkeit von der Allianz.“ Die Worte des Oberst zeigten Wirkung bei Cidar und lächelnd meinte er: „Es wäre wirklich von Vorteil, wenn wir über uns selbst bestimmen könnten, ohne die permanente Gefahr, von einer der galaktischen Großmächte unterjocht zu werden. Dann werden wir im Chor der Großen ein wichtiges Wort mitsprechen, Oberst.“ Der Oberst machte eine zustimmende Geste. „Wenn wir die Offiziere des Schiffes dazu bewegen können, uns mit ihrem Wissen zu unterstützen dann wäre das ein zusätzlicher Vorteil für uns. Und wenn wir sie nicht mehr benötigen sollten, dann...“ Er ließ den Rest des Satzes offen, und Cidar nickte grinsend. „Ich sehe, wir verstehen uns, Oberst. Wenn unser Plan aufgeht, dann soll es Ihr Schaden nicht sein. Ich werde mich für Sie verwenden und ihre Beförderung vorschlagen.“ Dann wechselte Cidar das Thema und sagte bestimmt: „Wir werden das Schiff der Föderation morgen, zusammen mit der Crew zum Klantora-System bringen. Dort werden wir das Föderationsschiff genau studieren, und die Crew wird uns dabei helfen, die Systeme zu verstehen, und eng mit unseren Wissenschaftlern und Ingenieuren zusammenarbeiten. Außerdem erwarte ich unseren Hauptwaffenhändler, der unsere Gäste eingehend durchleuchten kann.“ Der Oberst wusste, dass Torenan Cidar auf einen Betazoiden anspielte, der die Talarianer seit über einem halben Jahr regelmäßig mit Waffen und modernen Raumschiff-Systemen aller Art versorgte. Sollten die Gefangenen ihnen bisher, wider aller Wahrscheinlichkeit, etwas verschwiegen haben, dann würde der Betazoide es herausfinden. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)