Star Trek - Icicle - 05 von ulimann644 (Die Kriegslist des Admirals) ================================================================================ Kapitel 11: Ruhe vor dem Sturm ------------------------------ Nur ein paar Decks tiefer stieg Tar´Kyren Dheran aus dem Turbolift und machte sich auf den Weg zum Büro von Christina Carey. Er war noch niemals einer Auseinandersetzung aus dem Weg gegangen, doch jetzt, kurz vor der Begegnung mit seiner Ex-Freundin, hatte er ein seltsames Kribbeln im Magen. Nebenbei machte ihm noch etwas anderes zu schaffen, und das war die Exekution des talarianischen Admirals. Er musste darüber dringend mit einer Vertrauensperson sprechen, und Christina war momentan die einzige, die für ihn in Frage kam. Darum war es für ihn um so wichtiger, dass sie ihm nicht die kalte Schulter zeigte. Er wäre fast an dem Schott zu ihrem Büro vorbei gelaufen. Seine Gestalt straffte sich, bevor er seine Hand auf den Meldekontakt legte. Es dauerte nur einen kurzen Moment, bevor sich das Schott vor ihm öffnete. Gemessenen Schrittes trat er ein, wobei sich seine Antennen nach hinten bogen. Christina Carey erhob sich, als sie den Andorianer erkannte. Sie umrundete ihren Schreibtisch und kam auf ihn zu, wobei sie ihn nicht aus ihren blau-grauen Augen ließ. Wie bei ihrer ersten Begegnung trug sie ihr Haar offen. „Christina, es tut mir...“ Weiter kam der Andorianer nicht. Die Irin umarmte ihn stürmisch und schmiegte sich eng an ihn. Beinahe von selbst legten sich seine Arme um die hochgewachsene, schwarzhaarige Frau. Fest hielt er sie in seinen Armen und verwirrt fragte er sich, was er von diesem Empfang zu halten hatte. Nach einem endlos scheinenden Moment blickte die Frau den Andorianer schließlich an und sagte leise: „Ich bin glücklich, dass du noch lebst, Tar.“ Dheran spürte, dass sie die Wahrheit sagte, und Christina wusste das, was für ihn ziemlich aufschlussreich war. Erneut wollte er zu einer Entschuldigung für sein Verhalten in ihrem Büro, vor dem Einsatz, ansetzen. Die Irin kam ihm zuvor und legte sanft ihre Finger auf seine Lippen. „Ich will nichts hören Tar. Keine weiteren Entschuldigungen mehr. Du weißt, was du wissen wolltest. Jetzt liegt es allein an dir danach zu handeln.“ „Ja, du hast Recht. Auch Valand hat mir das gesagt. Aber ich benötige noch Zeit, Christina, bitte verstehe das. Ich werde ganz bestimmt eine Entscheidung treffen, in der nächsten Zeit, und dann wird letztlich alles gut werden.“ „Ich verstehe, dass du Pasqualina nicht weh tun möchtest, aber letztlich wirst du eine von uns verletzt zurücklassen müssen, Tar. Dessen musst du dir bewusst sein.“ Der Andorianer blickte Christina verwundert an. „Woher weißt du...“ „Glaubst du denn, Ich hätte keine Augen im Kopf?“ Die Irin sagte es nicht anklagend, sondern mit einer Ruhe, die der Andorianer in der letzten Zeit nicht an ihr beobachtet hatte. „Ich kenne Dich. Vielleicht besser als alle anderen, die du kennen gelernt hast, seit du zur Sternenflotte gegangen bist.“ Tar´Kyren Dheran streichelte sanft ihren Rücken und meinte schließlich: „Ja, das tust du. Und deshalb bist du es auch, mit der ich über etwas reden muss, was während des Einsatzes vorgefallen ist.“ Christina Carey blickte fragend zu ihm auf. „Es klingt seltsam, wie du das sagst.“ Der Andorianer gab sich Mühe ihrem Blick stand zu halten, während er erklärte: „Ich habe Admiral Torenan Cidar erschossen, während wir ihn und zwei Bewaffnete auf der ICICLE überrumpelt haben. Ich hätte ihn gefangen nehmen können, Christina, doch ich habe ihn kaltblütig erschossen, weil er Pasqualina gefoltert hat.“ „Wer Gewalt selbst anwendet, der muss damit rechnen gewaltsam zu sterben, Tar.“ „Du verstehst nicht, ich habe zugelassen, dass meine Gefühle sich auf meinen Dienst auswirken. Cidar ist allein deswegen gestorben.“ „Im Affekt würde ich vielleicht auch jemanden töten, der Dich misshandelt, Tar“, widersprach die Irin heftig und nahm sein Gesicht in beide Hände. „Hör mir zu, Tar´Kyren, ich weiß, dass du kein kaltblütiger Mörder bist, also rede dir das bitte nicht selbst ein. Dieser Mann war unser Feind und er hätte sicherlich keinerlei Hemmungen gehabt euch alle zu eliminieren, sobald ihr ihm nicht mehr von Nutzen gewesen wärt.“ Die innere Unruhe des Andorianers legte sich bei ihren eindringlichen Worten etwas und zögernd räumte er ein: „Vielleicht hast du Recht.“ Er blickte in ihre Augen, und die Irin erkannte das da noch etwas war, deshalb fragte sie ernst: „Was gibt es noch, Tar?“ „Der Admiral hat mich gleich für den nächsten Einsatz eingeplant. Valand braucht einen erfahrenen Kommandooffizier. Irgendwann im November.“ Christina seufzte schwach. „Werden wir überhaupt je Zeit für einander haben, selbst wenn wir irgendwann zusammenkommen sollten?“ „Wir werden uns einfach Zeit nehmen“, antwortete der Andorianer leichthin. „Du könntest mich zum Beispiel in den nächsten Tagen auf Forlan-Prime besuchen kommen, wenn es dein Dienst zulässt.“ „Sei vorsichtig, mein Lieber. Ich könnte Dich beim Wort nehmen.“ Dann wurde sie ernst und schlug vor: „Kläre du erst einmal dein Gefühlsleben und deine Beziehung zu deiner XO, und danach reden wir weiter. Ist das ein guter Vorschlag?“ Dheran küsste Christina erleichtert auf die Wange. „Es ist ein Vorschlag.“ Seine Antennen bewegten sich schnell zur Seite und richteten sich dann wieder auf. „Ich werde Dich bestimmt da unten besuchen“, versicherte Christina ernsthaft. „Vielleicht komme ich gemeinsam mit Pasqualina runter, wenn man sie aus der Krankenstation entlässt.“ Sie blickte mit regloser Miene drein, bis das beinahe panische Gesicht des Andorianers sie zum Lachen reizte. „Keine Sorge, so taktlos werde ich sicherlich nicht sein. Aber richtete Dich darauf ein, dass ich mal kurz vorbei schaue.“ Dheran nickte erleichtert. „Das werde ich, Christina.“ „Da ist noch etwas Tar´Kyren.“ Die Irin blickte in die blau-violetten Augen des Andorianers und genoss es für den Moment, einfach von ihm im Arm gehalten zu werden. Ein Gefühl der Geborgenheit, dass sie lange Zeit vermisst hatte. Die Hände auf seine breiten Schultern legend fuhr sie fort: „Der Admiral deutete so etwas an, und ich denke, es kann nicht schaden, wenn ich Dich vorwarne.“ „Was für einen Anschlag auf mich plant der Trill denn noch?“ erkundigte sich Dheran mit halb ernster, halb neugieriger Miene. Christina lächelte, ein wenig schadenfroh, wie es dem Andorianer schien. Dann erklärte sie: „Ich denke, dass Tarun dir ein wenig zusätzliches Lametta an die Brust hängen wird. Ich hoffe nur, dass du dann nicht nach vorne über fällst.“ Dheran blickte unwillig drein und wollte protestieren, doch die Irin in seinen Armen, kam ihm zuvor und erklärte bestimmt. „Niemand, absolut niemand in der Föderation, lehnt den Christopher-Pike-Tapferkeitsorden zweimal ab! Und auch du wirst, in dieser Hinsicht, keine neuen Moden anfangen, ist das ganz klar, Captain?“ Ein wenig verdutzt über den plötzlich scharfen Ton in ihrer Stimme, antwortete Dheran: „Aye, Sir.“ Gleich darauf schmunzelte die Irin wieder und sagte: „Wie ich hörte, hat das Sternenflottenkommando bereits vor einiger Zeit beschlossen, nicht den eigentlichen Orden ein zweites Mal zu verleihen, sondern du bekommst den Bronzestern zum Orden. Als einer der Ersten überhaupt, und als Erster innerhalb der 5.Taktischen Flotte. Und du wirst ihn annehmen, das ist ein direkter Befehl, Deiner direkten Vorgesetzten.“ „Verstanden, Commodore“, antwortete Tar´Kyren Dheran gezwungen lächelnd, und man merkte ihm an, dass ihn die vergangenen Ereignisse noch immer beschäftigten. Dann wurde er wieder ernster und erkundigte sich mit fragender Miene. „Irgendwelche weiteren Befehle, Commodore?“ „Ja, schwing´ deinen blauen Hintern aus meinem Büro, besuche deine Leute auf der Krankenstation, und erhole Dich etwas. Und gleich morgen Früh heißt es für Dich: Marsch, Richtung Forlan-Prime.“ „Aye, Sir“, antwortete Dheran erneut, nicht ohne Christina zuvor einen weiteren Kuss auf die Wange zu drücken. Dann ließ er sie zögernd los und verließ widerstrebend ihr Büro.   * * *   Tar´Kyren Dheran hatte sich im Anschluss an sein Gespräch mit Christina Carey, zu Lieutenant Carmelita Morales begeben, sich ein Quartier zuweisen lassen, und hatte dann die Krankenstation der Basis aufgesucht. Dabei hatte Commander Julia McKeown ihn beruhigen können, indem sie ihm mitteilte, dass sich auch Commander Mancharella nicht mehr in Lebensgefahr befand und in etwa einer Woche gesundheitlich wieder weitgehend hergestellt sein würde. Danach hatte er sein Quartier aufgesucht, etwas geruht, um sich dann zu duschen, etwas zu essen, und den SEVENTYFIRST CLUB aufzusuchen. Als er das angesagte Etablissement der Station betrat, wandten sich ihm viele Gesichter unter den Anwesenden zu, und der Andorianer wurde das merkwürdige Gefühl nicht los, dass die bisherigen Unterhaltungen leiser geführt, oder gar unterbrochen wurden. Tar´Kyren Dheran gab nicht viel darauf, sondern blickte sich um, entdeckte Sorek und gleich darauf auch Linara Enari an der Bar und steuerte auf die beiden Freunde zu. Als er sie erreichte, begrüßte er zuerst die Bajoranerin und danach Sorek, für seine Verhältnisse ungewohnt, herzlich, und sagte dann, mehr zu Linara Enari gewandt: „Ich danke euch beiden für eure Loyalität, und den Glauben an meine Unschuld. Ich könnte mir vorstellen, dass eine Menge Leute auf der Station, nach meinem Auftritt im Büro des Admirals, gedacht haben, ich wäre wirklich durchgeknallt.“ „Wenn jemand seinem Vorgesetzten ein Bleiprojektil ins Bein schießt, dann könnte man tatsächlich zu einem solchen Schluss kommen“, erwiderte die Bajoranerin augenzwinkernd. „Aber willst du nicht erst einmal etwas bestellen? Ich könnte mir vorstellen, dass man nach einem solchen Einsatz einen guten Schluck gebrauchen kann.“ Dheran nickte und wandte sich grinsend zu Sorek. „Das nenne ich doch mal Logik.“ Sorek hob als einzige Reaktion, seine Augenbrauen etwas an, und Dheran wandte sich erheitert ab, um sich ein Andorianisches Ale zu bestellen. Nachdem er es in Empfang genommen hatte, prostete er den beiden Captains zu und leerte sein Glas mit einem tiefen Schluck. Dem etwas erstaunt blickenden Barkeeper das Glas reichend, bestellte er gleich noch ein zweites Ale. „Das hat gut getan“, meinte er während er das neue Glas in die Hand nahm. Diesmal ließ er sich jedoch Zeit damit etwas davon zu trinken und blickte sich erneut um. Nach einem kurzen Moment erkannte er Captain Chris O´Donnell an einem der Tische, zusammen mit einem weiblichen Captain, den er nicht kannte. Beide schienen jedoch eine intensive Diskussion mit einander zu führen, wobei die blonde Frau, mit den dunkelbraunen Augen gelegentlich zu ihm herüber sah. Er wandte sich an Sorek: „Weißt du zufällig, wer die Frau, bei O´Donnell ist?“ Sorek nickte knapp. „Das ist Captain Ariane Degenhardt, von der HORNET. Zusammen mit O´Donnell war sie an der Verfolgung deines Schiffes beteiligt.“ Der Halbvulkanier hüstelte leicht bevor er fortfuhr: „Ich habe gehört, dass beide, während der Verfolgung ziemlich an einander geraten sein sollen.“ „Ich kannte diese Frau bisher nur vom Hörensagen. Vermutlich hat sie O´Donnell ordentlich eingeheizt. So wie es scheint, sind sie aber darüber hinweg.“ „Der Admiral soll beide ziemlich zusammengefaltet haben“, mischte sich die Bajoranerin ein. „Einerseits, weil Ariane drauf und dran gewesen sein soll, O´Donnell seines Kommandos über die RAG zu entheben, andererseits, weil sich Chris ziemlich offensichtlich auf deine Seite gestellt hat, und das nah an einer Befehlsverweigerung, nur damit er nicht auf Dich schießen muss.“ Tar´Kyren Dherans Gesicht wirkte nachdenklich. Dann fragte er geradeheraus: „Denkst du, dass er so handelte, weil er zuvor mit meiner Schwester geflirtet hat?“ „Vielleicht war das einer von mehreren Gründen. Ich denke aber, dass andere Gründe wichtiger waren, wie zum Beispiel der Glaube daran, dass du unmöglich ein Verräter an der Föderation sein kannst. Nenne es Menschenkenntnis, wenn du willst.“ „Immer wenn alles andere nicht zutrifft, kommen Menschen mit diesem Begriff“, schnappte der Andorianer und nahm einen Schluck von seinem Ale. Dann fragte er, mit verändertem Tonfall: „Ob Tia´Lynara Gefallen an O´Donnell findet?“ Sorek lächelte amüsiert und meinte: „Wenn, dann wäre es allein ihre Entscheidung, nicht wahr, Tar´Kyren?“ Dheran musterte Sorek eindringlich. „Ja, das wäre es. Hör zu, meine Schwester ist eine erwachsene Frau, die durchaus auf sich selbst achten kann. Die erschlägt einen Targ mit der Küchenschürze, wenn es darauf ankommt. Sollte es Captain O´Donnell also nicht ernst meinen, und er ihr das Herz brechen, dann hat er auch ohne mein Eingreifen ein echtes Problem, wenn du verstehst was ich meine.“ „Aber?“, erkundigte sich Linara Enari von der anderen Seite. Der Kopf des Andorianers ruckte zu ihr herum. „Kein aber. Man wird sich den Burschen doch wohl noch mal anschauen, und sich Fragen stellen dürfen.“ „Solange der Kopf des Burschen hinterher noch dran ist...“ Dheran warf der Bajoranerin einen vernichtenden Blick zu. Dann wandte er sich widerstrebend ab, um mit den beiden Freunden darüber zu plaudern, was der Admiral in der nächsten Zeit mit ihm vor hatte. „Du bist offensichtlich ein gefragter Typ“, lachte Linara Enari, nachdem Dheran zu Ende berichtet hatte. „Und ich wette du wirst auch den Einsatz genießen.“ „Oh, ja“, machte Dheran ironisch. „Jedes mal, wenn auf mich geschossen wird und ich so richtig im Dreck stecke, lache ich mich halb tot.“ „Genau das haben wir alle schon immer vermutet“, konterte Sorek todernst. „Schöne Freunde“, knurrte Dheran, gespielt verdrießlich. „Ich habe ja schöne Freunde.“ Damit stellte er sein Glas ab und warf einen Blick zum Tisch hinüber, den Ariane Degenhardt mittlerweile verlassen hatte. Dafür saßen nun Minoru Tanaka und ein Commander, den der Andorianer nicht kannte, bei dem blonden Australier. „Ihr entschuldigt mich bitte nun.“ Damit verabschiedete sich der Andorianer, und Sorek, der beobachtete, dass Dheran nicht zum Ausgang schritt, sondern zum Tisch an dem O´Donnell saß, meinte zu Linara Enari: „Hoffentlich geht das gut.“ Linara Enari nickte. „Bestimmt, ich glaube nämlich nicht, dass er daran denkt, sich in das Leben seiner Schwester einzumischen.“ Währenddessen hatte Tar´Kyren Dheran den Tisch erreicht und blieb einen Schritt neben Chris O´Donnell stehen. „Ich würde Sie gerne sprechen, Captain O´Donnell“, sprach er den Australier an, und nickte den beiden anderen Offizieren knapp zu. „Natürlich, Captain Dheran“, antwortete der Australier mit leicht fragendem Blick, während sich der Japaner erhob, und dem Commander ein Zeichen gab, ihm zur Bar zu folgen. „Bitte nehmen Sie doch Platz.“ Während der Andorianer sich zu ihm an den Tisch setzte, stellte sich O´Donnell dieselbe Frage, die sich auch Sorek gestellt hatte. Zunächst breitete sich ein Kribbeln in seinem Magen aus, doch dann dachte er trotzig daran, dass Dheran keinerlei Recht hatte, sich in das Leben seiner Schwester, oder in seines einzumischen. Entsprechend wappnete er sich für das kommende Gespräch mit Tia´Lynaras Bruder. Der Andorianer hatte jedoch nicht vor seine Schwester zu thematisieren, sondern musterte O´Donnell fragend, bevor er begann: „Captain O´Donnell, ich hoffe, dass ich Ihnen keine Schwierigkeiten bereitet habe. Sie haben mir während der fingierten Flucht der ICICLE die Chance verschafft, nicht ernsthaft auf die Schiffe der RAG schießen zu müssen, woran nicht zuletzt ihr Befehl zur Umgruppierung schuld war. Durch ihn hatte ich die Chance die Schiffe der RAG relativ harmlos außer Gefecht zu setzen, wofür ich mich wohl ebenfalls entschuldigen muss.“ Etwas überrascht, dass Dheran nicht von seiner Schwester anfing, nickte der Australier verbindlich. „Ich war nicht wirklich davon überzeugt, dass Sie ein Verräter sein sollen.“ Er deutete auf sein Bierglas. „Möchten Sie auch etwas?“ „Danke, ich bleibe nicht lange, Captain O´Donnell. Ich wollte ihnen nur für ihre gute Meinung über mich danken, und dafür, dass Sie, durch Ihre Entscheidung, vermutlich Schlimmeres verhindert haben.“ Tar´Kyren Dheran legte seine rechte Hand auf die rechte Schulter des Australiers und erklärte ernsthaft. „Es gehört Mut dazu sich seinen Feinden entgegen zu stellen, doch manchmal noch mehr seinen Kameraden entgegen zu treten. Sollten Sie jemals in Schwierigkeiten geraten, dann werde ich für Sie da sein.“ Beinahe feierlich blickte Dheran den Australier an, bevor er sich geschmeidig erhob, und den SEVENTYFIRST CLUB verließ. O´Donnell blickte dem Andorianer überrascht hinterher. Dann erhob er sich, und orientierte sich zur Bar, wo er neben Linara Enari stehen blieb, um sich ein neues Bier zu bestellen. Dabei erzählte er der Bajoranerin was sich eben zugetragen hatte und meinte zum Schluss: „Halten Sie mich nicht für närrisch, Captain Linara, aber seine letzten Worte klangen beinahe wie ein Blutschwur.“ Linara Enari lächelte nachsichtig. „Es war einer, junger Mann. Seien Sie stolz darauf, denn ich bin sicher, dass er das nicht bei sehr viele Leuten in seinem Leben machen wird.“   * * *   Eine Woche später stand Tar´Kyren Dheran, heute ausnahmsweise wieder uniformiert, wie auch alle anderen Anwesenden, am Strand des kleineren, nördlichen Kontinents von Forlan-Prime. Im Hintergrund der engen Bucht erkannte man das Strandcafe, in dem es heute Abend noch hoch her gehen sollte, und dahinter eine kleine Ansiedlung, die hauptsächlich von Urlaubern frequentiert wurde. Wunderbar warm war es an diesem Tag gewesen, und es war fast ein Sakrileg, die luftige Zivilkleidung gegen die Uniformen zu tauschen. Dheran, der die Ruhe und den Frieden der letzten Tage genossen hatte, andererseits aber auch schon wieder eine leise Unruhe in sich verspürte, warf einen kurzen Blick zum fast wolkenlosen, azurblauen Himmel hinauf. Hoch über ihm zog ein Schwarm, ihm unbekannter, weißer Vögel dahin. Während der schwache Wind über seine Haut strich, stellte er fest, dass das Grüblerische in seinem Wesen sich wieder etwas gelegt hatte. Vielleicht lag das mit daran, dass Christina ihn, vor zwei Tagen, tatsächlich hier unten besucht hatte. Stundenlang waren sie dabei an einer einsamen Stelle der Küste entlang gegangen und hatten darüber gesprochen, was sie beide in der Zeit erlebt hatten, in der sie einander nicht gesehen hatten. Dabei war Tar´Kyren Dheran mehr als einmal versucht gewesen, sie an die Hand zu nehmen, so wie früher, als sie noch ein Paar gewesen waren. Doch das wäre nicht fair gegenüber Pasqualina gewesen. Und auch nicht gegenüber Christina. Er war der Irin dankbar dafür, dass sie kein Wort über sie beide verloren hatte, obwohl sie vermutlich gespürt hatte, wie es in ihm aussah. Stärker denn je spürte er, dass er seine Entscheidung, mit welcher Frau er gedachte zukünftig sein Glück zu machen, nicht mehr sehr viel länger würde hinausschieben dürfen. Oder keiner von ihnen dreien würde letztlich glücklich werden. Dheran atmete tief durch und seine Gedanken kehrten in die Wirklichkeit zurück. Außer dem Andorianer war das gesamte Offiziers-Korps der ICICLE, inklusive des Captains achtzig Männer und Frauen der verschiedensten Spezies, anwesend. Auch Pasqualina Mancharella stand, an vorderster Front, mit dabei. Sie hatte sich nun endlich wieder so weit regeneriert, dass sie von Julia McKeown aus der Krankenstation hatte entlassen werden können. Dennoch musste sie, auch in den nächsten Tagen noch, etwas kürzer treten, wozu sie auf Forlan-Prime reichlich Gelegenheit hatte. Neben der Spanierin stand Tearash Corin, der im Moment noch nicht ahnte, was nun auf ihn zu kam. Tar´Kyren Dheran ließ seinen Blick über die Offiziere der ICICLE schweifen und begann dann: „Meine Damen und Herren Offiziere. Ich habe Sie alle hier zusammen kommen lassen, weil es einen besonderen Anlass dazu gibt. Während der letzten Mission der ICICLE, bei der Sie leider nicht alle dabei sein konnten, hat ein junger Offizier zum wiederholten Mal unter Beweis gestellt, dass er nicht nur ein hervorragender Techniker ist, sondern dass man sich auch unter Beschuss auf ihn verlassen kann.“ Damit wandte er sich nun direkt an den jungen Tellariten, neben der Spanierin. „Ensign Tearash Corin, bitte kommen Sie zu mir, Gesicht zur Front.“ Etwas ungläubig blickte der Tellarit sich um und kam der Aufforderung nach. Nachdem er neben dem Andorianer Aufstellung genommen hatte, erklärte Dheran: Ensign Corin. Wegen herausragender Leistungen im Dienst der U.S.S. ICICLE und wiederholt gezeigter Eigeninitiative im aktiven Dienst, befördere ich Sie, mit sofortiger Wirkung, zum Lieutenant Junior-Grade, mit allen daraus entstehenden Privilegien und Pflichten.“ Der Andorianer förderte einen schwarzen Rank-Pin zutage, und befestigte ihn am Kragen des Tellariten, hinter dem goldenen Rank-Pin. Dann wandte er sich dem frischgebackenen Lieutenant zu und reichte Ihm die Hand. „Meinen Glückwunsch, Lieutenant.“ Der Chefingenieur und Mentor des jungen Tellariten, Rick McMahan trat einige Schritte vor und wandte sich zu den Offizieren der ICICLE: „Auf den frisch Beförderten ein dreifach donnerndes: Hipp-hipp...!“ „HURRA! „Hipp-hipp...! „HURRA!“ „Hipp-hipp...!“ „HURRA...!“ Der Tellarit war sichtlich gerührt, und sein Blick irrte hin und her. Dann blickte er den Captain, sichtlich ergriffen an und sagte rau: „Vielen Dank, Captain. Ich werde mich bemühen, Ihre Erwartungen auch weiterhin zu erfüllen.“ Seine Offizierskollegen spendeten Applaus, und Rick McMahan näherte sich rasch, um seinem Schützling, nach dem Captain, als erster zu gratulieren. Dem Kanadier stand der Vaterstolz nur allzu deutlich ins Gesicht geschrieben. Er machte keinen Hehl aus der Tatsache, dass ihn diese Beförderung besonders freute. Auch die übrigen Offiziere der ICICLE kamen näher um den Tellariten zu beglückwünschen. Tar´Kyren Dheran überließ Tearash Corin seinen Kollegen, und wartete ab, bis Pasqualina dem Tellariten gratuliert hatte, bevor er sich an ihre Seite begab. Die Spanierin blickte seitlich zu dem Andorianer auf und meinte: „Wie ich gehört habe, wurden Tal´Inuray Filiz und unsere Bordärztin mit der Ehrenmedaille in Tritanium ausgezeichnet. Und Dir hat man den Bronzestern zum CP verpasst.“ Der Andorianer lächelte süß-sauer. „Diesmal hat man mir keine Wahl gelassen. Du wirst übrigens noch das Verwundetenabzeichen bekommen – ebenso, wie Charall.“ „Darauf hätte ich gerne verzichtet. Die ICICLE hat es gerade mal so mit Ach und Krach zurück geschafft, erzählte mir McMahan. Ich glaube der Chief ist mächtig sauer darüber, in welchem Zustand das Schiff zurück kam.“ „Der soll froh sein, dass es überhaupt zurück kam“, grummelte Dheran. Dann meinte er: „Aber ich kann ihn verstehen. Nach dem vorläufigen Schadensbericht des Werftleiters ist die Backbordgondel so gut wie schrottreif, und auch die Primärhülle und die Katamarane haben einiges abbekommen. Traurig für Tal´Inuray ist, dass die Rüstkammer der MACO´s komplett zerstört wurde. Dazu brauchen wir ein komplett neues EPS-Verteilersystem und eine Reihe neuer ODN-Leitungen. Und natürlich vierzig neue SKORPION-Jäger, sonst quittiert Commander Kunanga vermutlich seinen Dienst, tritt dem Orion-Syndikat bei und setzt ein Kopfgeld auf mich aus.“ Ein schwaches Lächeln der Spanierin war die einzige Reaktion auf Dherans Worte. Sie schritten langsam von den anderen weg und Pasqualina Mancharella fragte schließlich, mit etwas verändertem Tonfall: „Kann ich Dich für einen Moment allein sprechen?“ Der Andorianer blickte kurz über die Schulter und gab Namoro Kunanga ein Zeichen, sich schon einmal in Richtung des Strandcafes in Bewegung zu setzen, in dem die anschließende Beförderungsparty stattfinden sollte. Dann nickte er der Spanierin zu und meinte: „Natürlich, warum nicht.“ Sie schritten eine Weile am Strand entlang, bis sie außer Hör- und Sichtweite der andern Offiziere waren. Eine Weile schritten sie stumm neben einander her wobei sie gelegentlich auf das Meer hinaus blickten. Dann endlich brach die Spanierin das Schweigen und sagte mit vibrierender Stimme: „Du hattest es die gesamte Zeit über gewusst. Du verdammter Mistkerl hast gewusst, dass wir uns auf einem Himmelfahrtskommando befinden, und du hast seelenruhig zugesehen, wie man deine Offiziere foltert!“ Verblüfft, wegen dieser Anklage, blickte Tar´Kyren Dheran die Spanierin an und erklärte ruhig: „Dieser Auftrag war sehr wichtig, und die ICICLE das am besten geeignete Schiff dafür. Und so sehr ich es auch bedauert habe, ich konnte dich nicht in den Plan einweihen. Und ich konnte während des Verhörs auch nicht nachgeben, Pasqualina. Es hätte unseren sofortigen Tod bedeutet, das muss dir doch klar sein.“ Ein zorniges Funkeln lag in dem Blick der Frau als sie hitzig erwiderte: „Darum geht es gar nicht! Es geht darum, wie weit du gegangen wärst. Hättest du auch den Tod einiger von uns in Kauf genommen? Wie viele Leben wären ein adäquater Preis gewesen?“ „In diesem Fall genau acht, solange wir dabei erfolgreich geblieben wären“, antwortete der Andorianer mit fester Stimme. Dann meinte er eindringlich: „Ein andorianisches Sprichwort heißt: Der Krieg kennt kein Erbarmen.“ „Und ein irdisches Sprichwort heißt: Du kannst mir den Buckel herunterrutschen!“, fuhr ihn Pasqualina aufgebracht an. Sie konnte kaum glauben, was dieser Andorianer, den sie zu kennen glaubte, soeben von sich gegeben hatte. Auf dem Absatz kehrt machend marschierte sie in die Richtung zurück, aus der sie gekommen waren. Der Captain beeilte sich, seine XO einzuholen. „Moment mal, was soll das denn heißen, Pasquali...“ „Die korrekte Anrede ist: Commander... Sir!“ Ein gefährliches Feuer lag in ihren Augen, der Spanierin, als sie ihm in die Parade fuhr. Dann sagte sie: „Nach dem, was passiert ist, brauche ich erst einmal einige Zeit um unsere Beziehung zu einander zu überdenken, also halten Sie sich bitte, in den nächsten Tagen und Wochen, von mir fern, Captain Dheran!“ Damit rauschte sie davon und ließ einen verwunderten andorianischen Captain zurück. Nachdenklich blickte er ihr eine Weile hinterher, bevor er sich ebenfalls, allerdings deutlich langsamer, auf den Rückweg machte. Ernüchterung machte sich in Tar´Kyren Dheran breit, und tief in Gedanken versunken fragte sich Tar´Kyren Dheran deprimiert, ob es nicht besser war, wenn auch er diese Beziehung ernsthaft zu analysieren begann. Seine Gedanken eilten zurück zu dem Moment, als sie die erste gemeinsame Nacht mit einander verbracht hatten, und er horchte in sich hinein. Und wieder sagten ihm seine Gefühle, dass er Pasqualina liebte – so sehr, wie er Christina liebte. Und doch auch anders. Er liebte sie auf eine leidenschaftliche, aufrichtige Art – doch dann war da wiederum Christina, für die seine Gefühle ganz tief aus jeder Faser seines Wesens zu kommen schien, eine Liebe, die alles andere überstrahlte. Einfach wegwischte, und sei es noch so intensiv. Er fragte sich, ob es möglicherweise ein riesengroßer Fehler gewesen war, vor einigen Monaten diese Beziehung mit Pasqualina zu beginnen, ohne zuvor offen mit Christina gesprochen zu haben, und gleichzeitig ahnte er, dass die endgültige Antwort auf diese Frage mit Kummer verbunden sein würde. Und mit tiefem Leid...     ENDE Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)