Unterm Mistelzweig von Daelis (Ciel o. Sebastian x Reader) ================================================================================ Kapitel 4: Der Weihnachtsball ----------------------------- Du wusstest, du hättest schlafen sollen, weil ein langer Abend auf dich wartete, doch du konntest einfach nicht. Dazu warst du viel zu nervös. Morgen Abend schon. Morgen Abend war der Ball. Die Zeit schien wie im Fluge vergangen zu sein und doch krochen die Minuten jetzt nur so dahin, während du auf die Uhr starrtest und darauf wartetest, dass du endlich einschliefst. Noch 17 Stunden bis zum Ball und du konntest es kaum abwarten. Nur noch ein paar (mehr) Stunden und dann käme der große Augenblick. Es war alles vorbereitet und nichts würde schief laufen. Davon warst du fest überzeugt, doch dennoch warst du überaus nervös und konntest gar nicht anders, als darüber nachzugrübeln, was doch noch alles schief gehen könnte. Mit diesen Gedanken schliefst du schließlich auch ein, irgendwann am frühen Morgen, jedoch noch bevor die Sonne aufging. Die Stunden vor dem Eintreffen der ersten Gäste warst du nur am hin- und hereilen. Nichts sollte dem Zufall überlassen werden. Als Lizzy wie versprochen eine Stunde eher eintraf, war alles vorbereitet und perfekt an Ort und Stelle. Alles außer dir selbst, denn du warst nicht nur völlig übermüdet nach einer beinahe durchwachten Nacht. Lizzy hingegen sah schon besser aus. Sie hatte sich in den letzten Tagen etwas beruhigt von der aufgelösten Verlobung. Doch noch wusste sie auch nicht, dass es sich Earl Phantomhive noch einmal überlegt hatte und nun doch noch zum Weihnachtsball kommen wollte. Es fiel dir schwer, doch du fandest, es war besser, es ihr vorher zu sagen, als dass sie es erfuhr, wenn er hier eintraf. Sie war wirklich tapfer, das musstest du ihr zugestehen. Sie nickte, schluckte nur schwer, doch weinte nicht. Dennoch brauchte sie einen Moment, um sich zu fangen. Schnell verstrichen die letzten Minuten, die du einfach nur nervös auf deinem Sofa saßest, Lizzy an deiner Seite, die fröhlich über den neusten Tratsch plauderte, während du deine Teetasse in der Hand drehtest und gar nicht wusstest, womit du deine Hände sonst beschäftigen solltest. Erst, als die ersten Gäste endlich eintrafen, fiel diese Anspannung von dir ab. Das ganze Erdgeschoss war festlich geschmückt, es standen Weihnachtsbäume in jedem Raum und überall flackerten Kerzen und tauchten alles in warmen Schein. Zusammen mit den roten und weißen Christbaumkugeln, den bunten Zuckerstangen, die überall zum Naschen bereit standen, und den grünen Mistelzweigen, die an den Türbögen befestigt waren, gab es ein schönes Bild ab. Und auch wenn du dir anfangs noch unsicher gewesen warst, ob es nicht doch zu viel war und ob du dich nicht übernommen hattest mit der Planung eines derart großen Events, so wischten die ersten Lobesworte der Gäste diese Gedanken doch beiseite. Von Earl Phantomhive war allerdings eine ganze Weile lang nichts zu sehen. Erst als schon alle anderen Gäste anwesend waren und du mit den meisten zumindest einen kurzen höflichen Plausch gehalten hattest, traf der Earl ein. Du hättest es beinahe nicht mitbekommen. Eigentlich hattest du gerade das Buffet eröffnen wollen, als dir der Butler, Sebastian ins Auge stach. Seine hochgewachsene Gestalt war es nicht, sondern vielmehr die rotbraunen Augen, die in deine Richtung sahen und dich aufzuspießen schienen, dass dir ein Schauer über den Rücken lief. Anstatt wie geplant dafür zu sorgen, dass deine Gäste sich dem Essen widmen konnten, entschiedst du, dass das auch noch ein paar Minuten warten konnte und du zuerst den letzten eintreffenden Gast begrüßen konntest. Ein prüfender Blick verriet dir, dass Lizzy in ein Gespräch mit ihrem Bruder und zwei von dessen Freunden vertieft war. Sicherlich wollte sie dem Earl lieber nicht begegnen, nachdem er einfach so ohne jedwede Erklärung ihre Verlobung gelöst hatte. Allerdings warst du auch nicht sicher, ob du ihm begegnen wolltest. Auch wenn Lizzy dich gebeten hatte, es dem Earl nicht nachzutragen, denn sie hätte ihm verziehen, so warst du dennoch noch wütend auf ihn. Nicht nur, dass er erst einfach ab- und dann doch noch zusagte, er hatte deine beste Freundin auch einfach hängen lassen, sie einfach sitzen lassen. Einfach so. Ohne eine Erklärung. Du konntest kaum ahnen, wie schmerzlich das für sie gewesen sein musste, denn an ihrer Zuneigung zu Earl Phantomhive konnte schließlich kein Zweifel bestehen. Du warst fest entschlossen, den Earl danach zu fragen und ihn zur Rede zu stellen, doch diese Festivität war wohl nicht der rechte Ort dafür. Außerdem wolltest du weder ihm noch dir den Ball mit so einem Thema mies machen. Nein, jetzt war Weihnachten und das galt es zu genießen und zu feiern. Es war schließlich das Fest der Liebe. „Willkommen Earl Phantomhive.“ Du schenktest ihm das aufrichtigste Lächeln, das du zustande brachtest. „Schön Euch zu sehen. Eure plötzliche Zusage hat mich ehrlich überrascht.“ Der junge Adelige schmunzelte verhalten. „Miss Smithson, die Freude ist ganz auf meiner Seite. Ihr wart sehr überzeugend.“ Einen Moment lang war es still zwischen euch und es war eine unangenehme Stille, die zum Glück schnell von Sebastian Michaelis durchbrochen wurde. „Ihr seht bezaubernd aus, Milady.“ Während sich auf deine Wangen eine verlegene Röte schlich, konntest du doch noch sehen, wie Ciel seinem Butler einen kurzen, aber vernichtenden Blick zuwarf. „Danke Mr. Mi- Sebastian.“ Der Butler lächelte galant. „Wahrlich, Ihr seid eine Augenweide, wie mein Butler gut erkannte“, fügte Ciel hinzu und lehnte sich dabei leicht auf seinen Gehstock. „Ich hoffe, Ihr sichert mir einen Tanz.“ Ein wenig mulmig war dir dabei zwar, aber du nicktest dennoch. „Selbstverständlich. Sehr gerne, Earl Phantomhive. Wenn Ihr mich entschuldigt? Gewiss hungern die Ersten bereits und warten sehnsüchtig darauf, dass ich das Buffet eröffne.“ Mit einem formvollendeten Knicks zogst du dich zurück. Der Ball lief hervorragend. Überall trugen die Leute bald die ersten Lamettafäden im Haar, tanzten und unterhielten sich. Überall wurde ausgelassen gelacht und geplaudert, unter jedem Türbogen trafen sich die Paare – sowohl die, die bereits verheiratet waren, als auch die, die sich gerade erst fanden. Alles in allem zeichnete sich schon während des Abendessens am Buffet ab, dass der Ball durch und durch gelungen war. Während sich am Himmel bald die ersten Sterne zeigten und mit der festlichen Dekoration um die Wette funkelten, füllte sich die Tanzfläche und tatsächlich trat auch der junge Earl an dich heran und bat dich mit einer galanten Verbeugung zum Tanz. „Milady, darf ich um diesen Tanz bitten?“ Du musstest richtig an dich halten, um nicht erneut umherzuschauen, ob Lizzy gerade hersah. Zwar hattest du ihr gesagt, sie sozusagen gewarnt, dass der Earl herkäme, doch das hieß noch lange nicht, dass sie dich ausgerechnet mit ihm tanzen sehen müsste. Als du deine Hand in die des jungen Mannes legtest, fühltest du dich wie eine Verräterin. Nicht einmal nur, weil du mit ihm tanztest, sondern weil du es wolltest und sich in deinem Bauch ein angenehmes Kribbeln ausbreitete. Obwohl du dir fest vorgenommen hattest, den Earl nicht zu mögen und ihn nicht näher an dich heran zu lassen, konntest du nicht abstreiten, dass er dir gefiel und seine Charme dich alles andere als kalt ließ. Er hatte etwas an sich, das dich einfach faszinierte. Er war mysteriös und anders als die anderen Adeligen, die du bisher gesprochen hattest und kanntest. Gleiches galt allerdings auch für seinen Butler. Auch er war ein Mann, wie du nie zuvor einen getroffen hattest. Allein sein Lächeln und die durchdringenden roten Augen hoben ihn aus der Menge heraus – obwohl er nur ein Butler und keiner der geladenen adeligen Gäste war. In gewisser Weise passten der Earl und sein Butler also hervorragend zusammen. Sie waren beide ungewöhnlich und mysteriös. Schon nach den ersten paar Schritten konntest du gar nicht umhin, festzustellen, dass Tanzen eindeutig nicht des Earls Stärke war. Im Grunde grenzte es sogar an ein Wunder, dass er dir nicht auf die Füße trat und so verkniffen wie er immer wieder dreinsah, wenn er glaubte, du würdest es nicht sehen. Natürlich wahrtet ihr beide die Höflichkeit und sagtet nichts dazu, doch die vielsagenden Blicke, die ihr tauschtet, sprachen Bände. Hättest du zur Seite gesehen, hättest du sogar den amüsierten Blick Sebastians gesehen, doch der entging dir. Du ahntest ja nicht, was für ein offenes Geheimnis es war, dass Earl Phantomhive ein miserabler Tänzer war. Noch ehe der erste Walzer endete, klatschte Sebastian Michaelis ab und übernahm für seinen jungen Herren. Anders als dieser war der Butler ein hervorragender Tänzer und führte dich mit einer unvergleichlichen Eleganz über die Tanzfläche. Die Zeit verging wie im Fluge und hätte sich nicht Edward, Lizzys Bruder, vorgeschoben, hättest du sicher noch den halben Abend mit dem Butler getanzt, auch wenn das sicher alles andere als angemessen war. Allerdings war es auch unangemessen gewesen, dass er sich überhaupt in den Tanz gedrängt hatte. Es war schon sehr spät, die ersten Gäste hatten sich schon verabschiedet und nur einige wenige waren noch geblieben und die meisten von ihnen waren schon gut angetrunken, wenn nicht sogar betrunken, als du auf die Terrasse hinaus tratest, um ein wenig frische Luft zu schnappen. Der Garten lag weiß und ruhig vor dir. Am Himmel funkelten Sterne, vor die sich nach und nach ein nebliger Schleier legte. Es gab einen bildschönen Anblick ab. Deine Gedanken wanderten allerdings schnell von diesem schönen Anblick zu einem anderen, der dir an diesem Abend zuteil wurde. Oder vielmehr sogar zweien. Ciel Phantomhive und Sebastian Michaelis. Jeder von ihnen hatte dich auf seine Weise in seinen Bann gezogen. Während Ciel, der in deinem Alter war, für eben dieses eine unglaubliche Präsenz mit sich brachte, eine Aura der Unnahbarkeit und der Geheimnisse, die einen in seinen Sog zog, war sein Butler, wenn auch nicht weniger geheimnisvoll, doch von einem eleganterem Charme von düstererer Art. Und obendrein waren sie beide fraglos überaus gut aussehende Männer. Am liebsten hättest du den Kopf geschüttelt und die Gedanken an die beiden einfach aus deinem Kopf verbannt, doch so einfach war es nicht. Du wusstest nicht, wie lange du hier standest, doch als es dich begann zu frösteln, kehrtest du ins Haus zurück. Während du durch den Salon schrittest, wanderte dein Blick über die Gäste, die noch in Gruppen zusammen standen und sich unterhielten. Lizzy war gut aufgehoben, das hattest du wissen wollen. Den Earl und seinen Butler konntest du nirgends ausmachen. Vielleicht waren sie auch schon gegangen, überlegtest du. Doch just in diesem Moment konntest du sowohl Sebastian als auch Ciel sehen. Beide standen im angrenzenden Raum, der durch einen eigens für diese Feier aufgestellten Raumtrenner mit vielen Portalen. Zielgenau steuertest du die beiden an. Warum, wusstest du selbst nicht. Im Grunde hattest du überhaupt keinen vernünftigen Grund, mit den beiden sprechen zu wollen. Am Ende hattest du die Wahl, ob du durch das linke Portal gingst und somit direkt auf den Earl zugingst oder ob du einen Schlenker um ihn und seinen Butler machen solltest, um dir vorher noch ein Glas Saft zu holen, denn deine Kehle fühlte sich trocken an. ~*~*~*~ Triff du die Wahl: Wende dich zur linken, direkt auf den Earl und seinen Butler zu, und tritt durch das Portal, an dem ein Mistelzweig mit weißer Schleife hing oder wende dich zur rechten, um einen Schlenker zu machen, und tritt durch das Portal, an dem ein Mistelzweig mit roter Schleife hing. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)