The Light von robin-chan (In Our Darkest Hour) ================================================================================ »Come with us« -------------- Verschlafen öffneten sich ihre Augenlider. Die ersten Sonnenstrahlen drangen durch die Öffnungen jener Fenster, die nicht gänzlich mit Brettern vernagelt waren. Desorientiert schweifte ihre Blick durch den Raum, sie war alleine. Das Sonnenlicht betonte neue Details, die ihr zuvor, im Schein der Lampe, nicht aufgefallen waren. »Scheiße«, fluchte die junge Soldatin. Sie ließ den Kopf hängen, so dass das Kinn auf ihrer Brust ruhte und sie massierte ihren schmerzenden Nacken. Lange noch hatten sie und Robin sich unterhalten. Besonders über ihr Vorhaben und dem Weg, den ihr die Schwarzhaarige eingezeichnet hatte. Nami war bestens gerüstet und ab hier kam es auf ihre Ausführung an. Mit den hilfreichen Informationen konnte sie sich zurechtfinden, dem Feind aus dem Weg gehen, der zumeist direkt auf der Straße anzutreffen war; selten auf den Dächern, denn wie ihr Robin verdeutlichte, hatten manche dieser Gebäude den Zugang zur Straße komplett blockiert. Sie waren nur noch von oben her betretbar. Sobald diese zehrende Müdigkeit aus ihren Knochen wich, die sie jedes Mal nach solch einer kurzen Nacht empfand, würde sie sich aufmachen. Anschließend diese Stadt und das sonderbare Duo hinter sich lassen. »Morgen«, drang die süßliche Stimme an ihre Ohren und Nami schreckte hoch. Für solche Momente war sie noch nicht wach genug. Robin griente belustigt. Ein bisschen ähnelte das verschlafene Auftreten der Soldatin an ihren Freund. Auch er brauchte nach solch einer Nacht weitaus mehr Zeit um in die Gänge zu kommen. Anders als sie, ihr hatte der durchschnittlich lange Schlaf ausgereicht; Robin war schon eine Weile auf den Beinen, pünktlich zum Morgengrauen. Von der oberen Etage aus hatte sie den Sonnenaufgang beobachtet; die Umgebung im Auge behalten. Ein gewöhnlicher Morgen in einer ungewöhnlichen Welt. »Hier, dürfte helfen.« Robin reichte der anderen eine Tasse. Sie selbst machte es sich wieder auf der alten Sitzgarnitur bequem. Genüsslich nippte sie am dampfenden Inhalt ihrer eigenen. »Kaffee«, murmelte Nami kopfschüttelnd und sah zur anderen hoch, »ich sagte ja, ihr habt alles.« In jener Zeit galt Kaffee in manchen Gebieten nicht gerade als tägliches Gut. Man benötigte gewisse Kontakte oder den dementsprechenden Stand. »Sollte lieber nicht nachfragen, woher du den hast?«, scherzte die Soldatin ehe sie vorsichtig ihre Lippen an den Rand führte und einen Schluck nahm. Das Koffein gab ihr bestimmt den nötigen Push. »Ich habe eben meine Mittel und Wege«, erwiderte Robin vergnügt. Die langen und harten Jahre hatten ihr als Lehrmeister gedient und so nutzte sie die erworbenen Fähigkeiten und das Wissen. Bis heute nahm sie hie und da Aufträge entgegen, wenn sie sich denn ergaben, und bei der Bezahlung hatte sie eben Ansprüche. Manche zeigten sich mit Lebensmittelmarken zufrieden, sie hingegen, sie beharrte auf Güter, die nicht laufend erhältlich waren. Nami nickte sacht, mehr musste sie nicht wissen; die Hintergründe waren nicht ihre Baustelle. So lenkte sie ihre Aufmerksamkeit, während sie den heißen Kaffee genoss, wieder auf die Karten, besonders auf die zweite, dessen Maßstab die gesamte bisherige Route abdeckte. Noch verblieb sie unentschlossen, wohin denn die Reise gehen sollte. »Du warst mal eine Soldatin«, begann Nami, erinnerte sich an den nicht gewünschten Rat, »was hat dich umdenken lassen?« »Eine Soldatin. Mitglied der Fireflies. Kurzweilig schloss ich mich einer Gruppe Banditen und Söldnern an. Ich habe jede Gelegenheit beim Schopf gepackt. Überleben hat Vorrang, besonders in jungen Jahren, aber irgendwann überschatten die Nachteile alles. Ich fand weder eine Befriedung noch eine innere Ruhe. Vor ein paar Jahren bin ich auf die richtigen Leute gestoßen und mit ihnen hat sich sehr viel verändert. Ich habe meinen Platz gefunden.« Robin starrte in die noch verbliebene Flüssigkeit, dachte an all die Gegebenheiten, an all ihre Erlebnisse nach. Sie hatte wahrlich viel getan, um sich auf jede erdenkliche Weise durch diese Welt zu schlagen und stolz war sie gewiss nicht. Nur brauchte es unschöne Maßnahmen. »Sie alle denken, sie stehen auf der Seite der Guten. Dann steckst du mittendrin und du erhaltest Befehle, die dich umdenken lassen; die dir die Schattenseiten aufzeigen, an die du dich entweder gewöhnst oder eben die Entscheidung triffst, sich davon zu entfernen. Ich gehörte, wegen meiner Fähigkeiten schätze ich, einem Säuberungstrupp an und solche sind nicht nur auf Infizierte beschränkt.« Die Bilder hatten sich in ihre Gedächtnis gebrannt, suchten sie hie und da in den Träumen heim. Was sie in jener Einheit erlebt hatte, hatte sie erschüttert und den Drang zu verschwinden mehr und mehr genährt. »Dadurch entdeckte ich die Fireflies, sie stellten sich gegen das Militär, die Regierung. Heute noch, aber bei einem genaueren Blick hinter die Kulissen, da siehst du eine ähnliche Verdorbenheit, die mir ebenfalls wiedersprach. Die anderen Gruppierungen dienten lediglich als Mittel zum Zweck.« »Wie ist dein jetziges Leben?«, hakte Nami nach; sie wollte einen besseren Eindruck gewinnen. Banditengruppen gehörten zu ihrem Alltag, aber noch nie war sie auf Menschen getroffen, die sich tatsächlich ein neues Zuhause gebaut hatten – wenn, dann trafen sie auf ehemalig bewohnte Orte, wo die Verwüstungen von Kämpfen und dem Ausbrechen der Virus noch deutlich sichtbar waren. Draußen, abgeschottet von der eigentlichen Zivilisation. Überhaupt, woher nahmen sie all die Ressourcen? Vermutlich hatten sie eine bereits vorhandene Siedlung auf Vordermann gebracht, dennoch blieb die Frage, woher sie all die Güter nahmen, die laufend benötigt wurden. Sie mussten viel umherreisen und sich definitiv großer Gefahr aussetzen. Nicht wie in den Städten, wo die sichere Zone von einem Abwehrwall umgeben war, der schwer überwindbar war. Wo das Militär regierte und all den Abschaum auf Abstand hielt. »Wir haben Regeln, ohne diese ist ein Überleben unmöglich, aber wir haben durchaus ein Leben in Freiheit. Wir sind eine eingeschworene Gemeinschaft, wo jeder anpackt. Mehr als ich mir in der heutigen Zeit erträumen kann«, erklärte Robin erneut ohne nähere Details. Die Soldatin gehörte nicht zu ihnen und noch konnte sie nicht sagen, ob es allzu klug war, alles offen darzulegen. Sicherheit war kostbar. Robin stellte die leere Tasse ab und hievte sich auf die Beine. Allmählich mussten sie an die Weiterreise denken, sie hatte Luffy bereits länger schlafen lassen, als sonst üblich. Waren sie hier, dann ließ sie ihn; meist hatten sie zu diesem Zeitpunkt bereits viele Meilen in den Beinen und das Haus bot die einzige Möglichkeit sich halbwegs sicher gehen zu lassen. Natürlich bis zu einem gewissen Punkt. Denn selbst in diesen Mauern konnte ein längeres Verweilen das Leben kosten. »Ich gehe Luffy wecken.« ★ »Du kommst nicht mit uns?« Ungläubig hatte Luffy die Soldatin angesehen. Ihm war es schleierhaft, wie jemand solch ein Leben der Freiheit vorzog. Was hatte sich der Junge erhofft? Dass sie sich ihnen anschließt und das bisherige Dasein über Bord warf? Für Fremde? Sie waren nicht mehr als drei Seelen, die sich zufällig trafen. »Dann lass uns dir unter die Arme greifen!«, hatte er seine Hilfe angeboten. Schmeichelhaft, aber hatte sie es ihm ausgeschlagen. Trotz der anfänglichen Bedenken hatten sie eine angenehme Zeit verbracht und Nami die notwendige Hilfestellung geleistet, aber mehr wollte sie nicht annehmen. Zumal sie sich weiterhin fremd waren. So kam der rasche Abschied und ihre Wege hatten sich erneut getrennt. Sie musste nach vorne sehen und sich ihrer Sachen bereichern. Nami lehnte an eine kahle Wand. Die schwüle Luft machte ihr zu schaffen, kein Windstoß brachte ein bisschen Kühlung. Normalerweise mochte sie den Sommer, dieses Mal verfluchte sie ihn. Bevor sie auf die Fensterbank trat, hatte sie sich noch einen Schluck aus der Wasserflasche gegönnt. Keinen großen, ausreichend um ihre Kehle zu beruhigen. Bis zum Fluss dauerte es noch und bevor sie nicht ihren Rucksack hatte, wollte sie jeden Umweg partout vermeiden. Umwege kosteten nicht nur Zeit sondern auch Kraft. Problemlos balancierte sie über das Holz, kam sicher zum nächsten Gebäude, wo neuerlich eine Feuerleiter wartete. Von dort aus war es nur noch ein Sprung und am Vorsprung hievte sie sich hoch. Von dort aus erspähte sie das gesamte Areal, ihr Ziel. Der Kirchenturm war unübersehbar, aber nun erstreckte sich die Schule vor ihr. Robins Beschreibung hatte sie – zu ihrer Erleichterung – ohne Feindesberührung hierher gebracht. Dieses Mal war ihr das Glück hold. Aus der Seitentasche holte sie ein kleines, handliches Fernglas hervor, inspizierte die direkte Umgebung. Auch hierbei hatte sie sich die Erläuterung der Schwarzhaarigen eingeprägt; der Weg ins Innere war definitiv ein anderer. ★ »Nami ist nett«, warf der Junge mit dem Strohhut ein; schielte verräterisch zu seiner Kameradin hoch, die ihren Blick starr nach vorne gerichtet hatte. Das rasche Auseinandergehen missfiel ihm, da er gerne noch länger mit ihr gesprochen hätte. Luffy mochte neue Bekanntschaften und gerne lauschte er ihren Erlebnissen. Hierfür hatten sie deutlich zu wenig Zeit gehabt. Auf der anderen Seite jedoch, da fühlte er sich nicht wohl bei dem Gedanken, dass Nami alleine zur Schule unterwegs war. Er kannte dieses Gebiet. Dort häuften sich diese Bestien und gegen eine Horde hatte es ein Mensch schwer. »Könnte schief gehen«, setzte er nach, kratzte die Narbe an seiner Brust. »Luffy«, begann Robin mit belegter Stimme, »möchtest du ihr helfen oder lediglich deinen Durst auf Nervenkitzel stillen?« Seither war Luffy als hilfsbereiter Mensch bekannt, der niemanden einen Wunsch ausschlug, aber genau so sehr liebte er brenzlige Situationen. Keine Herausforderung war ihm zu gefährlich, als blendete er all dies aus. Die angebotene Unterstützung, die hatte die Soldatin dankend abgelehnt und von dem Augenblick an, an dem sich ihre Wege trennten, hatte sie seinen Unmut bemerkt. »Beides …?«, gestand Luffy wahrheitsgetreu und grinste schief. Er war halt so gestrickt, schon immer. Natürlich wusste er, wie anstrengend seine Eigenschaften waren, aber er konnte nicht anders. Bislang hatte er stets überlebt. Warum sollte seine Glückssträhne ausgerechnet dabei enden? »Robin, du kennst mich. Ich erkenne Menschen, die es wert sind.« »Du lässt dich auch von Betrügern ausnehmen«, konterte diese seufzend. Eine gewisse Stärke hatte er, das erkannte sie in der Tat aufgrund seiner Taten, aber leider übernahm oftmals seine Naivität und Gutgläubigkeit. »Und warum hast du sie mitgenommen? Tust du selten und einen halbwegs sicheren Weg hast du ihr ebenfalls genannt!«, war er nun herausfordernder. Abrupt blieb seine Kameradin stehen und fragend stemmte er die Arme an die Hüften. »Du hast dir das Vorhaben in den Kopf gesetzt«, murmelte Robin, ohne ihn näher zu betrachten und darin lag das erste Problem. Hatte Luffy etwas vor, dann konnte selbst sie ihn nur schwer davon abhalten. Er würde ihr in den Ohren liegen oder im Ernstfall alleine los ziehen. Das war seine Schwäche und Stärke zugleich. Ihr Kopf neigte sich Richtung Kirchturm, die Spitze deutlich erkennbar. Wie weit war die Soldatin bereits vorgedrungen? Robin war kein Unmensch, sie wünschten den Menschen, jedenfalls denen die ihr nicht nach dem Leben trachteten, bestimmt nicht den Tod. Oder schlimmer, das Leben als Infizierter. Nur prägte sie die eigene Vergangenheit, die ihr aufzeigte, lieber sich selbst und die Nahestehenden zu schützen. »Keine unüberlegte Handlung, Luffy. Volle Konzentration auf den Feind, verstanden?« Luffy kicherte vergnügt und riss die Arme in die Höhe. Das Abenteuer konnte kommen. ★ Schweißperlen tropften auf das Metall des Lüftungsschachtes. Schleppend ging ihre Atmung. Nami hatte von der Waffe Gebrauch gemacht, nach dem sie zwei Bestien zuvor aus dem Hinterhalt ausschalten konnte, denn zu ihrem Bedauern kam ein weiterer in diesem Moment um die Ecke, ein Clicker. So schnell sie ihre Beine trugen war sie durch den nächstbesten Gang gelaufen, hatte den Luftschacht entdeckt, der ihr wahrlich aus der Patsche geholfen hatte. Hierher waren sie ihr nicht gefolgt. Halb orientierungslos hatte sie sich hindurch gezwängt, mehrere Abzweigungen genommen. Nun, nach etlichem kriechen, hatte sie tatsächlich das Ziel vor Augen. Der gesuchte Raum lag vor ihr, zu ihrem Bedauern auch die erste Leiche eines gefallenen Kameraden. Ein Anblick, der ihr kurzweilig ein Würgen bescherte, gepaart mit einem Hauch von Schuldgefühl. Denn neben ihm lag das Maschinengewehr. Ihres hatte sie bei der Flucht fortgeworfen, da es ohne Munition bloß unnötige Last darstellte. Vorsichtig hielt sie die Öffnung hoch, streckte ebenso bedächtig den Kopf ins Freie. Sie lauschte. Sie hörte sie, wenngleich sie sich nicht im selben Raum aufhielten, die Tür hingegen, sie war offen. Dort mussten sie sich aufhalten. Ihr Blick wanderte direkt nach unten. Nicht stand da, wodurch sie ohne Probleme wieder hoch kommen konnte. Ein ungutes Zeichen. Sie würde einen ziemlichen Lärm veranstalten und die Bestien aufmerksam machen. Anhand der Geräusche machte sie mindestens drei Clicker aus, die auf jedes Geräusch lauerten. Leise schloss sie die Öffnung wieder und kauerte sich nieder. Der Lüftungsschacht bot Schutz, aber ewig konnte sie nicht verweilen. Nami hatte keinerlei Überblick über die tatsächliche Anzahl und ohne das Wissen war jeder Schritt ein Selbstmordversuch. ★ »Sind ein bisschen aufgeweckter«, flüsterte Luffy, »Hast du eine ungefähre Ahnung, in welchen Raum sie wollte?« »Ungefähr«, erwiderte Robin gepresst und zog ihren Revolver hervor. »Soll ich den Radau veranstalten oder pirschen wir uns vor?« Während des Sprechens entledigte sich Luffy seines Hemdes. Die Hitze beharrte ihm nicht und er freute sich auf die getane Arbeit, denn dann konnte er sich im Fluss die ersehnte Abkühlung genehmigen. Unachtsam stopfte er den Stoff in seinen Rucksack, den er enger schnallte. Beim Gehen hatte er ihn gerne locker, aber beim Laufen war das störend. Egal wie kindlich und hibbelig er sich gerne gab, er konnte im Ernstfall durchaus anders agieren, mitdenken. Deshalb unterschätzten ihn seine Feinde. »Du hast die Ausgänge im Kopf?« Er nickte ihr sicher zu, befestigte nebenbei den Strohhut auf seinem Rucksack. Robin lächelte sacht. Manchmal vergaß auch sie seine ernste Ader. »Wir betreten die Schule gemeinsam. Sobald ich dir das Zeichen gebe, darfst du los legen und ich suche nach ihr.« »Einverstanden!«, Er zog seine Pistole hervor und wollte bereits aufbrechen, als Robin in an der Schulter fasste. Es gab Worte, die mussten sie nicht aussprechen, denn sie alle wussten, was ab nun auf dem Spiel stand. Ein kurzer Blickkontakt reichte und er grinste ihr fröhlich entgegen. »Keine Sorge, das Glück ist auf unserer Seite!« »Denk daran, in einer Stunde.« ★ Weiterhin kauerte Nami im Luftschacht, abermals lauschte sie und jedes Mal hörte sie die Infizierten. Vielleicht, so überlegte sie, musste sie hier länger warten. Nur wie lange hielt sie es aus? Erneut zählte sie ihre Munition. Mit jener, die dort unten war, konnte sie gezielt ein paar ausschalten. Erst ab dann hatte sie verspielt. Sich einen Weg ins Freie schießen, das galt als plausible Option. Dennoch reichte ein minimaler Fehler und sie starb. Sie würde ihren Körper zerfetzen, wie jene des Soldaten. »Nur Clicker!«, ermahnte sie sich beinah tonlos. Solche reagierten auf Geräusche, sie sahen nichts. Doch bevor sie eine Entscheidung traf, ob sie blieb und das Risiko wagte, hörte sie Laute. Die Infizierten waren aufgescheucht, das grässliche Fauchen drang an ihre Ohren und Nami spitzte umso mehr ihre Ohren. Irgendetwas hatte ihre Aufmerksamkeit auf sich gezogen und sie hörte ihr Laufen. Sie entfernten sich von ihrer Position. »Jetzt oder nie.« Nami hatte keinen blassen Schimmer woher all das kam, aber solch eine Gelegenheit musste sie dankbar annehmen. Ihre Chance, sie musste schnell agieren und flüchten. Obwohl sie alleine in direkter Umgebung war, achtete sie auf jede ihrer Bewegungen. Kaum auf dem Boden gelandet, eilte sie zu ihren Sachen, die am anderen Ende des Raumes lagen, warf prüfende Blicke zur Tür, wo sie niemanden vorfand. Einen Wimpernschlag lang genehmigte sie sich ein erleichtertes Aufatmen. Im nächsten Augenblick griff sie bereits nach dem Maschinengewehr, suchte nach der restlichen Munition, die sich hier noch befand und erst dann, schlich sie auf leisen Sohlen in den Gang. Wie leergefegt. Gedämpft vernahm sie Schüsse und Namis Herzschlag beschleunigte sich. Wer hatte sich dieses Mal hierher verirrt? Das eigene Leben war wichtig, aber wenn andere Menschen hier waren, dann musste sie nachsehen. Automatisch beschleunigten sich ihre Schritt, doch an der bevor sie die Treppe ins obere Geschoss einschlagen konnte, wurde sie aufgehalten. »Schlag ’s dir aus dem Kopf«, hörte sie nahe an ihrem Ohr, spürte einen Arm um ihre Taille, der sie zurückzerrte. »Robin?!« Perplex wandte sie den Kopf und tatsächlich, die schwarzhaarige Frau war bei ihr, sie zog sie mit sich. »Keine Zeit für Erklärungen, komm!« ★ Außer Atem ließ Robin ihre Sachen fallen, kniete auf den Boden und kühlte ihr erhitztes Gesicht mit dem Wasser des Flusses. Sie hatte sich und Nami zum vereinbarten Treffpunkt gebracht und ihr Körper schrie nach Erfrischung. Der Plan war aufgegangen, ihr Teil zumindest, denn sie waren lediglich vereinzelt auf Widerstand gestoßen, den sie ohne den Einsatz des Revolvers lösen konnte. Nun hieß es warten. »Spinnt ihr?!«, fauchte Nami aufgebracht, erst in diesem Moment gab sie ihren Empfindungen, die sie während der Flucht unterdrückte, nach. »Wo ist Luffy?!«, kam im selben Atemzug, aber auch sie ließ sie am Ufer nieder. Das kühle Nass hatte seine Wirkung. Im Gegenzug zur anderen, steckte sie sofort den Kopf unter Wasser, allein um ihre Gedanken zu ordnen. Aufgetaucht strich sie sich das Haar zurück; Robin hatte ihr keine Antwort gegeben sondern sah prüfend auf ihre Uhr, dann in jene Richtung aus der sie gekommen waren. »Robin! Warum habt ihr mir geholfen!«, drängte die Soldatin weiter. Sie fasste den Entschluss des Duos nicht. Unnötig einer Gefahr aussetzen; für einen Menschen, den sie gar nicht kannten. »Du hast lange gebraucht«, schweifte Robin hingegen ab. »Weil ich in ‘nem beschissenen Luftschacht festsaß!« Und ohne das Zutun der beiden war sie vermutlich weiterhin dort und grübelte, welche Option die bessere war. »Warum!« »Weil Luffy Recht behalten hat. Alleine hättest du darin nie überlebt …« »Woher wollt ihr wissen, ob ich überlebe oder nicht?« »Nami, wir sind draußen. Alles ist gut.« Mehr oder weniger, denn noch hielt Robin die Anspannung aufrecht und diese würde sich erst legen, wenn Luffy auftauchte. Die Stunde, die sie sich nach der Trennung gaben, war rum. »Ihr seid verrückt!«, murmelte Nami vor sich hin und schüttelte den Kopf. »Robin! Nami!«, ertönte schließlich das lautstarke Organ des schwarzhaarigen Strohhutjungen, der lauthals jauchzte. Er hatte seinen Spaß gehabt und beide waren wohlauf. Im Laufen entledigte er sich seines Rucksackes und schnurstracks war er an ihnen vorbei und im Wasser. Auch er hatte sich die Abkühlung redlich verdient. »Kommt rein, es ist herrlich!«, lachte Luffy herzhaft auf. »Ich hab Hunger, Robin!«, kam es nur wenige Sekunden später, aber noch wollte er die Erfrischung genießen. »Ihr seid das merkwürdigste Gespann, das mir je begegnet ist«, kommentierte Nami und warf Robin einen belustigten Blick zu, die sich nun selbst ein Lachen entlockte. »Komm mit uns, Nami«, meinte Robin schließlich und beobachtete dabei Luffy, »und du wirst sehen, dass das noch eines unserer harmloseren Abenteuer war.« Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)