Die Rache von Mondlichtkrieger ================================================================================ Kapitel 16: Problem gelöst? ---------------------------   Sasuke riss die Tür gewaltsam auf, stürmte in das Büro und blieb vor dem riesigen Schreibtisch stehen. Er knallte den Brief von Itachi auf das Holz und sah Tsunade in die Augen. „Wusstest du davon?“, presste er hervor. Er beobachtete aus seinen schwarzen Augen, wie Tsunade die Schriftrolle anhob, Zeile für Zeile las und sich ihr Gesicht kaum merklich veränderte. Als sie die Hände wieder sinken ließ, sagte sie nichts. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit, bis Sasuke der Geduldsfaden riss. „Wusstest du es?!“, hakte er nach und ballte die Hände zu Fäusten. Tsunade lehnte sich in ihrem Stuhl zurück und verschränkte die Finger vor ihrem Oberkörper zusammen, sodass sie das Kinn darauf ablegen konnte. „Ich habe davon gehört, ja“, erwiderte sie ruhig. „Was meine Vorgänger getan haben, kann ich nicht ungeschehen machen. Aber wenn du Vergeltung willst, kann ich das verstehen. Immerhin ist deine Familie deswegen ums Leben gekommen.“ „Ich weiß nicht, ob ich das will“, gab Sasuke von sich und presste die Kiefer aufeinander. „Eigentlich… Ich bin hierhergekommen, um noch mehr darüber herauszufinden… Und jetzt… Jetzt, wo ich hier stehe, weiß ich nicht mehr, was richtig und falsch ist…“ Er senkte den Blick und atmete tief durch. „Sasuke, ich weiß, wie schwer es ist, die Wahrheit zu erfahren. Aber du kannst die Vergangenheit nicht verändern, indem du jetzt eine Dummheit begehst. Du solltest nach Hause gehen, in Ruhe darüber nachdenken und dich der Trauer stellen, die durch den Verlust deines Bruders erleidest. Und wenn du jemanden zum Reden brauchst, habe ich zwei offene Ohren für dich. Du bist nicht alleine, auch wenn du das denkst.“ Tsunade schob den Stuhl zurück, stand auf und kam langsam um den Schreibtisch herum. Als sie vor Sasuke zum Stehen kam, sah sie ihn eindringlich an. „Vielleicht solltest du auch mit Kakashi oder mit anderen reden, die damals alt genug waren, um alles mitzuerleben. Ich nehme an, sie können dir vielleicht helfen, zu verstehen, was geschehen ist.“ „Aber das verstehe ich!“, gab Sasuke wiederum von sich. „Ich kann verstehen, dass der dritte Hokage um das Dorf Angst hatte und niemand wollte, dass irgendjemand zu Schaden kommt…“ Ein Seufzen entwich seinen Lippen. „Ich meine, vielleicht hätte ich auch so entschieden… Immerhin wollte meine Familie alles in ihre Gewalt bringen, während der Hokage nur das Dorf verteidigt und den einzigen Ausweg gewählt hatte, der logisch erschien…“ Er ließ den Kopf sinken, bis er eine Hand auf seiner Schulter spürte. Sofort hob er den Kopf wieder an und sah erneut zur Hokage. „Du bist nicht wie sie, Sasuke. Ich sehe in dir jemand, dem man vertrauen kann, auch wenn er die Nähe nicht zulässt, weil er Angst hat, die Gefühle zuzulassen.“ Noch während Sasuke die Augen schloss, zeigte sich in seinem Inneren ein Bild von Sakura. Er hatte sie alleine gelassen und sie hatte ihm deutlich gesagt, was sie wollte und fühlte. Und was hatte er getan? Ihr Herz mit Füßen getreten und… Sie hatte ihn all die Zeit geliebt und hätte alles für ihn getan, obwohl er sie immer behandelt hatte, als wäre sie Luft. Als wäre sie ein lästiges Insekt. Und doch hatte sie zu ihm gehalten und ihn geliebt. „Du solltest jetzt gehen, Sasuke“, sagte Tsunade erneut und riss ihn damit aus den Gedanken. „Ja…“, erwiderte er und nickte. Dann löste Tsunade die Hand von seiner Schulter, griff nach der Schriftrolle auf dem Schreibtisch und rollte sie zusammen. Anschließend reichte sie diese Sasuke. Er nahm sie entgegen, steckte sie zurück in die Ninjatasche an seiner Hüfte und atmete tief durch. Nachdem er das Büro verlassen hatte, stand er auf dem Flur und wusste nicht weiter. Alles, was er wusste, war, dass er nach Hause gehen musste, um über alles nachzudenken. Doch seine Beine bewegten sich nicht. Er regte sich nicht. „Sasuke?“, erklang eine vertraute Stimme neben ihm. Sein Kopf wandte sich sofort in die Richtung um, aus der die Stimme kam. Als er sah, wer vor ihm stand, schnürte sich seine Kehle zu. „Was tust du denn hier?“, fragte die Person weiter. „Ich…“, begann er. Er brach ab, weil er nicht wusste, was er sagen sollte, und senkte den Blick. In diesem Moment konnte er nicht geradeaus sehen und diesen Augen begegnen. Er konnte nicht sehen, welch Schmerz sich darin spiegelte und wie sehr die Liebe daraus hervortrat. Er konnte es einfach nicht. „Also…?“, hakte die Person nach. Sasuke hörte die Schritte, die auf ihn zukamen und als er die Füße auf dem Boden vor sich sah, wusste er, dass er nicht länger wegschauen konnte. Er musste den Kopf nicht weit anheben, um erneut in das Gesicht der Person zu blicken. Jeder Zentimeter dieses Körpers hatte sich in seinem Inneren eingebrannt. Auch wenn er es nicht zugeben würde, er genoss es, die Anwesenheit zu spüren. „Sakura…“, murmelte er leise. Er schaute direkt in die smaragdgrünen Augen. Langsam hob er die Hand, legte die Finger an ihre Wange und strich über die weiche Haut. Sie schloss die Lider, lehnte sich an die Handfläche und seufzte wohlig auf. „Ich hatte gedacht, du wärst … gegangen“, flüsterte sie. „Ja… Und nein“, erwiderte Sasuke. „Was willst du damit sagen?“ Er holte tief Luft, atmete durch und seufzte kurz, als er den Atem ausstieß. „Ich habe meinen Bruder umgebracht…“, hauchte er. „Was?“, brachte Sakura atemlos hervor. „Itachi lebt nicht mehr… Er… Er ist tot.“ Sakura wich einen Schritt zurück und sah ihn mit aufgerissenen Augen an. „Du machst Witze, Sasuke. Das würde bedeuten, du hast das Dorf ohne Erlaubnis verlassen…“ Sie wich immer weiter zurück und stieß nach wenigen Schritten mit dem Rücken gegen die nächste Wand. „Das bedeutet… Du bist abtrünnig… Du hast das Dorf verraten… Bist… Bist du deswegen hier?“ Als Sasuke nichts sagte, veränderte sich etwas in ihrem Blick, was er nicht deuten konnte. „Bist du deswegen hier?“, rief sie laut aus. „Bist du hier, weil Tsunade dich hat rufen lassen? Du…“ Sie sank auf die Knie, die Tränen liefen ihr über die Wange und Sasuke war unfähig, sich zu bewegen. Erneut. Schon wieder konnte er sich nicht bewegen. „Sakura…“, sagte er leise. „Sag meinen Namen nicht!“, schrie sie. „Ich… Ich will nichts mit einem Mann zu tun haben, der das eigene Dorf verrät!“ Sie stand auf, kam blitzschnell auf ihn zu. Der Kinnhaken kam unerwartet und traf ihn so, dass er zu taumeln begann. Er musste sich an der Tür zum Büro von Tsunade abstützen, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. „Sakura… Lass mich aus-…“, brachte er hervor, kam aber nicht weiter, weil der nächste Boxhieb folgte. Dieses Mal traf ihn dieser in den Magen und er krümmte sich vor Schmerz, ließ es aber über sich ergehen. Auch die nächsten Schläge wehrte er nicht ab. Erst als Sakura stehenblieb, um Luft zu holen, richtete er sich langsam auf. Mit dem Handrücken wischte er sich über den Mund und entfernte das Blut. „Lässt du mich auch etwas dazu sagen?“ Er sah sie an, wartete ab, ob sie etwas erwiderte und als sie einfach reglos blieb, nutzte er die Chance, um endlich auch was zu sagen. „Ich war hier, weil ich Antworten wollte. Ja, ich habe das Dorf verlassen, aber nicht ohne Erlaubnis… Dennoch bin ich deswegen nicht hier… Ich war bei Tsunade, weil ich von Itachi etwas über damals erfahren habe… Alles, was ich hier wollte, waren Antworten. Allerdings habe ich keine bekommen und … war gerade dabei nach Hause zu gehen, aber dann sind wir uns hier begegnet…“, sagte er. „Tsunade hat nichts dazu gesagt, dass ich das Dorf verlassen hatte…“ „Etwas über damals erfahren?“, hakte Sakura nach. Sasuke nickte zur Antwort. „Ja… Itachi hat mir eine Art Brief geschrieben…“, flüsterte er und griff in die Ninjatasche, um die Schriftrolle herauszuholen. Er hielt sie Sakura entgegen und atmete tief durch, um zum einen den Schmerz zu überbrücken, den die Schläge von Sakura verursacht hatten, und um sich zu beruhigen. Sie kam auf ihn zu, nahm die Rolle an sich und las ebenfalls, was darin verfasst war. Als sie den Blick hob, sammelten sich erneut Tränen in ihren Augen. Sie stürzte zu Sasuke, warf sich gegen ihn und umarmte ihn mit einem Mal, als hätte sie gerade nicht auf ihn eingeschlagen und ihrer Wut freien Lauf gelassen. „Sasuke…“, sagte sie und schluchzte leise an seinem Hals. Vorsichtig hob Sasuke eine Hand, legte sie an ihren Rücken und hielt sie fest, um ihr Zeit zu geben, sich zu beruhigen. Als Sakura still wurde, sank er an der Wand herab und hielt sie weiter im Arm. „Ich…“, begann Sakura und hob den Blick. Sasuke sah nach unten, sah ihr in die Augen und schüttelte den Kopf. „Nein“, erwiderte er und legte einen Finger auf ihren Mund, um sie am Sprechen zu hindern. „Sage nichts…“ Sie warf sich erneut gegen ihn, was ihm ein Schmerzenslaut entweichen ließ. Sofort rutschte Sakura von ihm weg, sah ihn sich genauer an und legte dann ihre Hand auf seine Brust. Augenblicklich strömte grünes Licht durch sie hindurch, ließ sein Inneres erwärmen und die Wunden verschwanden. „Tut mir leid“, sagte Sakura und versuchte ihn entschuldigend anzusehen. „Schon gut“, erwiderte er. „Ich… Ich bin selbst schuld.“ Sakura schüttelte den Kopf. „Das stimmt nicht…“ „Doch. Ich hätte … erst nach Hause kommen sollen, um mit dir zu reden…“ Sakura schüttelte erneut den Kopf, schluckte und legte eine Hand an ihre Wange. „Ich hätte nicht direkt zuschlagen sollen“, meinte sie beschwichtigend. „Wir… Wir sollten das Thema fallen lassen, sonst drehen wir uns weiter im Kreis…“ Als sie sich beide einig waren, stand erst Sakura auf und dann Sasuke. Sie half ihm, in dem sie ihm eine Hand reichte und er sich auf die Beine ziehen ließ. „Du solltest dennoch ins Krankenhaus gehen und dich noch einmal untersuchen lassen… Die schlimmsten Verletzungen habe ich geheilt, aber ich kann keine Knochenbrüche heilen…“ Sie hob entschuldigend die Schultern an und schluckte. „Begleitest du mich?“, fragte Sasuke, weil er nicht unbedingt alleine sein wollte. Vielleicht hatte Tsunade recht und er würde noch lernen, sich zu öffnen. Vermutlich half es schon dabei, dass er mit Sakura zusammen war. Was auch immer damals zwischen seiner Familie und dem Hokage, der dritten Generation, vorgefallen war, es würde nichts daran ändern, dass er ein Shinobi war, der für das Dorf Konoha-Gakure arbeitete und dieses Dorf nie verraten würde. „Sasuke?“, fragte Sakura und riss ihn aus den Gedanken. Er hob den Blick und bemerkte, dass sie bereits einige Schritte vorausgegangen war. „Ja, ich bin unterwegs…“, sagte er und ging zu ihr. Als er kurz darauf neben ihr stand, umfasste sie seine Hand und verschränkte ihre Finger mit seinen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)