Tales of the real Ghostbusters von RaoulVegas ================================================================================ Kapitel 9: Death in the snow ---------------------------- Einen Monat später… Nach dieser aufregenden Nacht steht es fest: Ray und Winston sind ein Paar. So sehr sie sich über diese Entscheidung aber auch freuen, so sehr bemühen sie sich, dass es niemand merkt. Einvernehmlich haben die beiden beschlossen, dass es fürs Erste besser wäre, wenn die anderen es nicht wissen. Doch das tut dem Ganzen keinen Abbruch, schließlich sehen sie sich fast den ganzen Tag über und ziehen sich auch mal von Zeit zu Zeit klammheimlich irgendwohin zurück, wenn sie das Bedürfnis nach Nähe verspüren. Insbesondere Raymond sieht sich mit diesem Arrangement zufrieden, da er nicht sicher ist, wie Peter diese Tatsache wohlmöglich verkraften würde. Venkman und Winston liegen sich auch ohne dieses Wissen oft genug in den Haaren, wobei Ray die Vermutung hat, dass der Brünette eine gewisse Eifersucht verspürt und er will ihm nicht noch mehr Gründe dafür geben, sodass das Ganze vielleicht noch ausartet. Dafür ist ihm die Freundschaft mit Peter, trotz aller Widrigkeiten doch zu wichtig. Da ist der Gedanke an einen Urlaub doch wirklich eine willkommene Abwechslung, um die Gemüter aller ein bisschen abzukühlen. Das Jahresende ist nicht mehr weit entfernt, Weihnachten eine langsam verhallende Erinnerung und der Winter in einer Großstadt wie Manhattan alles andere als friedvoll und schön. Daher verbringt Janine die festliche Zeit auch bei ihrer Familie und die Ghostbusters haben beschlossen Skifahren zu gehen, um wenigstens ein bisschen Winterzauber zu genießen und sich nach all der vielen Arbeit der letzten Monate etwas zu belohnen. Allerdings ahnen sie noch nicht, dass hinter jedem Zauber auch etwas Schreckliches lauern kann, dass seine kalten Hände nach ihnen ausstreckt und ihnen nach dem Leben trachtet… Noch ist davon aber nichts zu spüren. Das schlimmste Gefühl, das die Jungs im Moment haben, sind ihre verkrampften Körper nach der stundenlangen Eisenbahnfahrt. Mit lautem Pfeifen und eine weiße Wolke aus feinstem Schnee vor sich her blasend, kommt der Zug schließlich zum Stehen. Ausgiebig streckend und gähnend erheben sich die jungen Männer von ihren Plätzen und treten aus dem Wagon. Als sie den Bahnhof verlassen, bietet sich ihnen ein atemberaubendes Bild einer perfekten Schneelandschaft. In der Ferne ragen flache Berghänge auf, über und über dick mit der weißen Pracht bedeckt. Schwere Wolken hängen so tief am Himmel, dass man das Gefühl hat sie berühren und wie Frau Holle noch mehr Schnee über die Landschaft ausschütteln zu können. Am Fuß der Bergkette ein dichter, dunkler Tannenwald, der immergrün zum Wandern einlädt. Und vor dem Wald, nur einen Katzensprung vom Bahnhof entfernt, liegt das malerische Dorf Winter Park, das zu dieser Jahreszeit ein wahres Paradies für Skifahrer ist. Die nicht ganz tausend Einwohner des Ortes leben von den Touristen und im Winter vom reichlich fallenden Schnee. Kaum verwunderlich, dass das Dorf daher zu einem Großteil aus hochgewachsenen, teils sehr protzigen Hotels besteht, die ganz auf die Bedürfnisse der Wintersportbegeisterten abgestimmt sind. Nur hier und da sieht man niedliche, kleine Fachwerk- und Holzhäuser, die noch die Ursprünglichkeit dieses Ortes widerspiegeln. Staunend betrachten die Jungs diese Aussicht und vergessen für einen Moment ihre von der langen Fahrt geschundenen Körper. Der Anblick des Resorts macht dies auf jeden Fall wieder wett. Als sich die Jungs auf dem Weg zu ihrem Hotel machen, erreicht die untergehende Sonne gerade die Spitze der Bergkette und taucht den darauf liegenden Schnee in ein atemberaubendes, wie furchterregendes Spektakel aus glühendem Orangerot. Wenn man nicht wüsste, dass vor einem schneebedeckte Berghänge liegen, könnte man meinen, ein Vulkan wäre ausgebrochen und die alles vernichtende Lava fließt nun ins schutzlose Tal hinab. „Seht mal, da hinten ist unser Hotel!“, freut sich Ray. Von Peter kommt ein erleichtertes Seufzen. „Na, endlich. Ich dachte schon wir kommen nie an…“ „Wir haben doch gerade mal zwanzig Minuten vom Bahnhof bis hierher gebraucht.“, kommentiert Winston sein Gejammer. Venkman wendet sich um. In der Ferne kann er immer noch das große Gebäude des Bahnhofs erkennen und sogar das Pfeifen eines einfahrenden Zuges ist schwach zu hören. „Kann ja sein, aber ich hab Hunger, bin müde und es ist verdammt kalt hier draußen…“, mault er. „Da muss ich dir ausnahmsweise einmal zustimmen, Peter. Nach der langen Zugfahrt sind wir wohl alle ziemlich fertig. Daher sollten wir unsere Sachen aufs Zimmer bringen und dann erst mal etwas Essen gehen und uns aufwärmen.“, schlägt Egon vor. Schließlich stehen sie vor dem Hotel. Ein riesiger, klobiger Würfel, dem man mit einem lieblos anmutenden Fachwerkanstrich versucht hat, eine rustikale Note zu verleihen. Winston legt verwundert die Stirn in Falten, als er die Goldbuchstaben auf dem Schild über dem Eingang liest. „Devils Thumb? Na das klingt ja einladend. Als hätten die nur auf uns gewartet…“ „Irgendwie schon, oder? Aber Janine meinte, es sei das einzige Hotel, dass jetzt noch ein Zimmer frei hätte.“, erwidert Raymond. Energisch schiebt sich Peter an den beiden vorbei. „Ihr lasst euch doch wohl nicht von so einem dämlichen Namen verrückt machen? Die wollen doch nur angeben und jetzt macht hin, ich verhungere!“ Schulterzuckend folgen die drei ihrem selbsternannten Chef in die Lobby. Hier drinnen ist nichts mehr von dem rustikalen Scharm zu sehen, den man an der Fassade versucht hat anzubringen. Im Gegenteil, hier wird geprotzt, was das Zeug hält, um den vier Sternen gerecht zu werden, die das Devils Thumb besitzt. Der Boden in der Lobby besteht aus graumeliertem Marmor, der so blankpoliert ist, dass man schon bim Hinschauen das Gefühl bekommt, gleich auszurutschen. Nicht sehr vorteilhaft, wenn man mit feuchten Schneeschuhen von draußen kommt. Aus diesem Grund zieht sich vom Eingang bis zur Rezeption und von dort waagerecht zu den Fahrstühlen und dem Speisesaal wohl auch ein dicker, blauer Teppich. Alles ist hell erleuchtet, die Wände in einem zarten Elfenbeinton gehalten, überall glitzert poliertes Messing und alle Möbel scheinen aus hellem Buchenholz gefertigt zu sein. Die großen Flügeltüren zum Speisesaal stehen weit offen und laden zum Essen ein, das einen köstlichen Duft in der Lobby verbreitet. Sehnsüchtig würft Peter einen Blick hinüber und ganz unwillkürlich fängt sein Magen dabei an zu knurren. An der Rezeption macht sich gerade ein junges Pärchen auf den Weg zu den Fahrstühlen und somit ist nun frei, damit die Jungs einchecken können. Lässig lehnt sich Peter auf den hohen Tresen der Rezeption und obwohl der Hotelier ihn schon gesehen hat, kann es sich der Brünette nicht verkneifen, auf die kleine Glocke vor sich zu tippen. Ein helles Ping ertönt, dass in der eingetretenen Still der Halle äußerst schrill klingt. Der Hotelier, ein magerer, blasser Mann, der wirkt, als würde er in seinem Anzug versinken oder jeden Moment unter dessen Gewicht zusammenbrechen, wendet ihm mit erhobener Augenbraue den Blick zu. Auf seiner linken Brusttasche befindet sich eine goldene Anstecknadel mit seinem Namen darauf und sein schulterlanges, schwarzes Haar ist so akribisch nach hinten gekämmt, dass er wie ein Totengräber aus einem alten Western aussieht. Bei diesem Anblick kann sich Venkman ein Grinsen gar nicht verkneifen. Der Mann hinter der Rezeption räuspert sich verhalten. „Kann ich ihnen behilflich sein, Sir?“, fragt er schließlich in einem geschäftigen Ton. Peters Grinsen wird breiter, ist immerhin noch nicht oft vorgekommen, dass ihn jemand als ‚Sir‘ bezeichnet hat, selbst wenn es hier nur der Form halber ist. „Das will ich doch schwer hoffen, Mister…“ Er beugt sich vor, um das Schild am Revere des Mannes lesen zu können. „…Tom Harrison. Meine Jungs und ich haben ein Zimmer reserviert. Dr. Peter Venkman, den Namen haben sie sicher schon gehört. Und beeilen sie sich ein bisschen, ich will noch ans Büfett, ehe der Laden schließt.“ Harrison hebt erneut eine Augenbraue und blättert in seinem Reservierungsbuch. „Sie haben Zimmer 312, für vier Personen. Doch da sie nicht zu unseren Stammgästen gehören, Mister Venkman, muss ich ihnen leider sagen, dass mir ihr Name nicht bekannt vorkommt.“, erläutert der Hotelier und reicht Peter den Schlüssel über den Tresen. „Es heißt Dr. Venkman, wenn ich bitten darf! Und wir sind die berühmten Geisterjäger aus Manhattan. Na, klingelt es jetzt?“, klärt ihn der Brünette auf und lässt dabei den Schlüsselring um seinen Finger kreisen. „Geisterjäger, soso. Nein, ich bedauere, aber in unserem verschneiten Dorf haben wir noch nichts von ihnen gehört, Mister Venkman. Dennoch heiße ich sie und ihre Kollegen herzlich in unserem Hotel willkommen und wünsche ihnen einen schönen Aufenthalt!“, entgegnet der Schwarzhaarige geschäftig. Schmollend schiebt Peter die Unterlippe vor und mustert den anderen Mann streng. Er sucht noch nach einer schnippischen Antwort, die er diesem arroganten Pinguin an den Kopf werfen kann, als sich Egons Hand auf seine Schulter legt. „Was soll denn das, Peter? Ich dachte, du hast Hunger, warum alberst du dann mit dem Hotelier rum?“, fragt der Blonde und versucht seinen leicht aus der Fassung zu bringenden Kollegen zu beruhigen. Venkman wirft dem schmächtigen Mann auf der anderen Seite des Tresens noch einen mahnenden Blick zu, dann unterschreiben sie alle die Reservierung. Als Egon an der Reihe ist, schenkt er Harrison einen müden Blick, der all sein Elend auszudrücken scheint. „Ich entschuldige mich vielmals für das Benehmen meines Kollegen, aber es war eine lange Reise bis hierher und wir sind alle ziemlich erschöpft…“ Der Hotelier winkt nur matt lächelnd ab. „Das kann ich gut verstehen, das haben wir hier ständig. Also kein Grund zur Sorge, Dr. Spengler.“, beschwichtigt er den Blonden, obwohl Peter als Einziger mit seinem Titel unterschrieben hat. Zum Glück ist Venkman schon außer Hörweite, sonst hätte er sich darüber sicher wieder aufgeregt. Wenig später betreten die Jungs ihr Zimmer. Erleichtert stellen sie ihre Koffer ab und jeder von ihnen sucht sich ein Bett aus. Anschließend gehen sie endlich in den Speisesaal und probieren sich durch all die vielen Köstlichkeiten, die es hier gibt. Tom Harrison hingegen sitzt hinter seinem Tresen und liest einen alten Zeitungsartikel durch. Es mag verwunderlich erscheinen, aber dieser Artikel handelt von den Ghostbusters, wie sie vor einer Weile den Terrorhund in dem Fleischreibetrieb gestellt haben. Die vier Männer sind dem Hotelier daher durchaus bekannt und er hat sich auch schon mit vielem dahingehend beschäftigt und wusste so auch, dass Peter viel Wert auf seinen Doktortitel legt und es nicht leiden kann, wenn dieser nicht anerkannt wird. Doch dieses kleine Späßchen konnte sich Tom einfach nicht verkneifen. Allerdings hofft er inständig, dass er es sich so nicht mit den Geisterjägern verscherzt hat. Immerhin hat er schon seit einer Weile mit sich gehadert sie anzurufen, doch der Direktor des Hotels hat ganz klar sein Missfallen in dieser Sache ausgedrückt, sodass er es gelassen hat. Harrison fiel ein Stein vom Herzen, als er die Reservierung der Jungs entgegengenommen hat. Wenn sie nicht geschäftlich hier sind, kann Mister Fisher auch nichts gegen sie haben und vielleicht ergibt sich ja eine Möglichkeit, sie um Hilfe in dieser speziellen Sache zu bitten, ehe noch mehr Menschen zu Schaden kommen und die Touristen wohlmöglich Wind davon bekommen. Das wäre der Untergang von Winter Park. Doch so weit wird es nicht kommen, dafür wird Tom schon sorgen! Er muss nur sehen, wie er es am geschicktesten anstellt, damit der Direktor es nicht merkt. Zumindest hat er den Vorteil, dass Mister Fisher die Namen der Geisterjäger nicht kennt und daher nicht gleich ausflippen kann, sollte er sie lesen. Zwei Tage später… Es ist wieder passiert. Heute Morgen hat man in dem nahegelegenen Wald die sterblichen Überreste eines jungen Mannes gefunden. Überreste trifft es dabei besonders gut. Die Polizei konnte die Leiche nur an Hand einiger Zähne identifizieren, die sie an der Fundstelle entdeckt haben. Sonst gab es nur noch eine Handvoll Knochen, die fein säuberlich abgenagt waren. Die Mitarbeiter der Polizei gehen derzeitig davon aus, dass der junge Mann von irgendeinem wilden Tier, einem Wolf oder einem Bären, getötet und gefressen wurde und dass sich das Ganze daher um einen tragischen Unfall handelt. Doch Harrison weiß es besser. Nachdem die Polizei das Hotel wieder verlassen hat, ging er zu den Freunden des Opfers und sie sagten ihm, dass ihr Kumpel vorgestern Abend eine junge Frau kennengelernt hat. Sie saßen zusammen an der Bar, er hat ihr ein paar Drinks spendiert und irgendwann sind sie zusammen verschwunden. Seine Freunde haben sich nichts dabei gedacht. Aber nachdem er gestern Abend immer noch nicht wiederaufgetaucht ist, fingen sie an sich Sorgen zu machen, da so etwas nicht zu ihm passt. Genauso hat Tom es sich auch vorgestellt und es besteht kein Zweifel für ihn, was wirklich passiert ist. Seit ein paar Jahren, immer im Dezember, verschwinden regelmäßig Gäste von Winter Park spurlos und werden dann wenig später tot – aufgefressen, um es korrekt zu sagen – wieder aufgefunden. Die Polizei ist ziemlich ratlos deswegen und Hundertschaften haben schon mehrmals die angrenzenden Wälder nach einem wilden Tier durchkämmt, doch ohne Erfolg. Am Anfang hielt auch der Hotelier den Gedanken an ein hungerndes Wildtier für plausibel, doch dann fing er an ein merkwürdiges Muster zu erkennen. Bei den Opfern handelte es sich stets um Gäste des Devils Thumb. Dies war die erste Gemeinsamkeit. Die zweite Übereinstimmung lag darin, dass alle Opfer wenige Tage vor ihrem Verschwinden Ärger mit dem Hoteldirektor Mister Fisher hatten. Die letzte Gemeinsamkeit bestand stets darin, dass sie kurz danach die Bekanntschaft einer hübschen, jungen Frau oder eines gutaussehenden, jungen Mannes gemacht haben, mit denen sie dann verschwunden sind. Natürlich hat Harrison seine Beobachtungen und Befürchtungen an die Polizei weitergegeben. Diese hat auch nach den jeweiligen Frauen und Männern gesucht, mit denen die Opfer zuletzt Kontakt hatten. Aber stets kam dasselbe dabei heraus: Niemand kannte die Person mit der Beschreibung und außer den Freunden der Opfer, wurden sie auch von fast Niemandem gesehen oder wiedererkannt. Schließlich haben die Beamten das Ganze aufgegeben, da sie einfach nicht weiterkamen. Tom hat sich jedoch nicht unterkriegen lassen. Für ihn gab es einfach zu viele Übereinstimmungen und Ungereimtheiten, um das Ganze einfach so unter den Teppich zu kehren. Vor ein paar Monaten hat er dann einen Bericht über die Geisterjäger in die Hände bekommen und ein paar Nachforschungen betrieben. In der örtlichen Bibliothek fand er schließlich ein Buch über Fabelwesen. Darin entdeckte er verschiedene Dämonen, die sich dem Glauben der damaligen Zeit nach von Menschenfleisch ernährten. So stellte er sich die Frage: Was ist, wenn es sich auch hierbei um eine Art Dämon handelt, so unglaubwürdig es auch klingen mag? Vielleicht sogar einer, der mit Mister Fisher unter einer Decke steckt und für ihn unangenehme Gäste verschwinden lässt? Der schmächtige Hotelier möchte sich so etwas gar nicht vorstellen, aber es wäre die einzig sinnvolle Erklärung für all das hier. Und nur die Geisterjäger können diesem Monster Einhalt gebieten! Unschlüssig steht Tom vor der Zimmertür der vier Männer und ringt mit seiner Beherrschung. Nach einem weiteren nervösen Luftholen, klopft er schließlich an. Peter öffnet ihm nach kurzer Zeit die Tür und drückt auch gleich mal seine Enttäuschung aus. „Hey, sie sind aber nicht das niedliche Zimmermädchen, dass uns frische Handtücher bringen sollte…“ Leicht schmollend linst Venkman an ihm vorbei in den Gang, doch es ist niemand zu sehen. „Nein, das bin ich durchaus nicht und ich bitte auch vielmals um Entschuldigung, sie überhaupt stören zu müssen, Dr. Venkman, doch es ist wirklich dringend…“, gibt Harrison nervös von sich. Auf Peters Gesicht breitet sich ein herausforderndes Lächeln aus. „Schön zu hören, dass sie doch endlich die korrekte Anrede für mich gefunden haben, Harrison. Doch sie stören uns ganz entschieden beim Auspannen!“, erwidert er keck. Der blasse Hotelier ist ganz und gar kein Mensch, der sich gern Gehör verschafft oder diskutiert und so schüchtern ihn Peters Sticheleien doch ziemlich ein. Sein anfänglicher Mut, Venkman bei ihrer Ankunft mit seinem Titel zu ärgern, ist mehr als verbraucht, zudem macht ihn die ganze Sache mit dem neuen Todesopfer völlig fertig. Wenn Mister Fischer rausfindet, dass er mit den Jungs über so ein Hirngespinst geredet hat, ist er vielleicht der nächste, der gefressen wird. Er räuspert sich hilflos. „Wie gesagt, tut es mir schrecklich leid, sie stören zu müssen, aber mein Anliegen ist wirklich von äußerster Dringlichkeit und bedarf daher ihrer Hilfe, Dr. Venkman.“, versucht es Tom erneut. Aber Peter scheint sich nicht damit anfreunden zu können. „Sie würden mir vielmehr helfen, wenn sie ein süßes Zimmermädchen wären. Da dem aber leider nicht so ist, bekommen wir wohl beide nicht, was wir gernhätten, also…“, setzt der Brünette an. Plötzlich schiebt sich Winston an ihm vorbei. „Nun lass doch den Unsinn mit dem Zimmermädchen. Die Kleine ist doch überhaupt nicht an dir interessiert und sie wird auch nicht einfach angetanzt kommen, nur, weil du zehn Mal nach ihr fragst.“, mahnt ihn der Schwarzhaarige. „Tse…“, erwidert der selbsternannte Chef der Ghostbusters nur und verschwindet wieder im Zimmer. Augenrollend sieht Winston ihm nach. „Achten sie gar nicht auf Peter. Wenn er sich in irgendjemanden verguckt hat, ist er wie ein Hund mit einem Knochen und lässt nicht mehr davon ab, auch wenn er eine Abfuhr nach der anderen bekommt.“, aufmunternd lächelt er dem Hotelier entgegen. „Halb so wild, Mister Zeddmore. Aber vielleicht kann ich ja mit ihnen vernünftiger reden?“, hoffnungsvoll blickt er den dunkelhäutigen Mann an. „Schießen sie los. Das Mädchen hat sich doch hoffentlich nicht über ihn beschwert, oder?“ „Nein, zumindest noch nicht. Aber wenn er wirklich so hartnäckig ist, wäre es doch wünschenswert, wenn er dieses Spielchen unterlassen würde, ansonsten bekommt er wohlmöglich große Schwierigkeiten. Was mich auch zu meinem Anliegen bringt. – Denn ich fürchte, ich muss ihre Dienste als Geisterjäger in Anspruch nehmen…“ Überrascht betrachtet ihn der Bauarbeiter. „Das hört sich ja ernst an. Kommen sie doch erst mal rein und dann erzählen sie, was los ist.“, fordert Winston ihn auf und führt ihn ins Zimmer. So erzählt Tom, was hier all die Jahre vorgefallen ist, was er herausgefunden und wie die Polizei das Ganze aufgegeben hat und was schließlich erneut passiert ist. Er erzählt ihnen von dem Buch und was er darin gelesen hat. All seine Ängste und Befürchtungen sprudeln nur so aus ihm heraus und es ist eine wahre Erleichterung, endlich wirklich mit jemandem darüber zu reden, der seine Theorien nicht für Unsinn hält. Schweigen tritt zwischen ihnen ein. Gedankenversunken lassen die vier Jungs alles auf sich wirken. Nervös sitzt Harrison vor ihnen, die Beine zusammengepresst, die Hände zu zittrigen Fäusten in den Schoß gebettet, ruhelos mit den Augen von einem zu anderen wandernd. Schließlich durchbricht Egon die bedrückende Stille. „Hm…“, gibt er nachdenklich von sich und tauscht einige Blicke vielsagende mit Ray aus. „Ich fürchte, ihre Sorge ist sehr berechtigt, Mister Harrison. Und ihrer Vermutung, dass es sich hierbei möglicherweise um einen Dämon handeln könnte, kann ich nur zustimmen.“ Überrascht zuckt der Hotelier zusammen und sieht den Blonden mit großen Augen an. Er hätte nie für möglich gehalten, dass Egon seine Befürchtungen bestätigen würde. „Das ist ja schrecklich…“, erwidert er verkrampft. „Ich fürchte, es wird auch noch schlimmer. So wie ich das sehe, handelt es sich bei dem Dämon aller Wahrscheinlichkeit nach um einen Berggeist.“, entgegnet Spengler ernst. Verwundert sieht Winston ihn an. „Ich dachte immer, Berggeister sind gute Wesen…“, wirft er zweifelt ein. Ray schenkt ihm einen mitleidigen Blick. „Es gibt verschiedene Arten von Berggeistern. Die meisten von ihnen zählen zur selben Kategorie wie Elfen und Feen und sind dem Menschen wohlgesonnen. Sie helfen verschütteten Bergleuten, verirrten Wanderern und halten Flora und Fauna um die Berge im Gleichgewicht. – Einige wenige Berggeister gehören aber zu den Dämonen und sind keineswegs freundlich. Sie sehen die Berge als ihren Besitz an und vertreiben auf brutale Weise jeden, der in ihr Revier eindringt und von dem sie sich gestört fühlen. Und im Gegensatz zu den nützlichen Berggeistern, die sich nur von Morgentau, Honig und Ähnlichem ernähren, sind solche Wesen blutdurstig. Sie reißen Vieh und fressen die Leichen Verunglückter. Fühlen sie sich bedroht oder ist die Nahrung knapp, wie jetzt im Winter, töten sie aber auch Menschen und fressen sie auf…“, erläutert der Mechaniker. Harrison läuft ein Schauer den Rücken hinab und er muss sich unweigerlich leicht schütteln. „Also glauben sie, dass es die Leute nur tötet, weil es jetzt im Schnee nicht genug Nahrung findet?“, fragt er vorsichtig. „Davon kann man durchaus ausgehen. Immerhin sagten sie ja, dass sich diese Ereignisse nur im Dezember abspielen, wenn hier so viel Schnee liegt, dass man den Wald kaum betreten kann. Zu dieser Zeit halten die meisten Tiere ihren Winterschlaf und die wenigen, die noch unterwegs sind, wie Rehe und Kaninchen, sind ziemlich flink, was man von einem Berggeist nicht gerade behaupten kann. Sie sind Lauerjäger, ähnlich wie Katzen. Sie schleichen sich so nah wie möglichen an ihr Opfer heran und überwältigen es dann. Sollte die Beute sie jedoch bemerken und flüchten, hat der Berggeist nur wenig Chancen sie zu erwischen, da er für eine Verfolgung nicht die nötige Ausdauer besitzt. – Doch ihrer Beschreibung nach zu urteilen, vermute ich, dass es sich hierbei um einen gestaltwandelnden Dämon handelt. Andernfalls wäre es ihm wohl kaum möglich, einen gesunden Menschen unbemerkt zu überwältigen, da sie kaum mehr Kraft als ein ausgewachsener Mann haben…“, erläutert Egon weiter. „Was heißt denn dieses Gestaltwandeln genau?“, fragt Tom zweifelnd. „Das bedeutet, dass der Berggeist nach Belieben seine Erscheinung ändern kann, um so das Vertrauen seiner Opfer zu gewinnen. Eigentlich sind das schrecklich hässliche Viecher, doch dank dieser Fähigkeit können sie sich beispielsweise in eine hübsche Frau verwandeln und damit so einen armen Tropf um den Finger wickeln. Ihn an einen geschützten Ort locken und ihn dann kaltmachen.“, kommt es ziemlich direkt von Peter. Überrascht blicken ihn Egon und Ray an. Es kommt ja nicht allzu oft vor, dass Venkman sich solche Fakten merken kann, auch wenn er das Ganze vielleicht etwas weniger makaber hätte ausdrücken können. Dem Brünetten entgehen die Blicke der beiden nicht und er grinst ihnen triumphierend zu. Harrison sieht ziemlich blass aus, bei dem Gedanken, dass sich dieses Vieh in Gestalt einer hübschen Frau direkt hier im Hotel bewegt und sich ihr Opfer ausgesucht hat. Er schluckt schwer. Auch das entgeht Peter nicht und er zwinkert dem schockierten Hotelier keck zu und grinst frech, als wären seine Worte nur ein fieser Witz gewesen. Für einen Moment ist Tom da sogar ganz sicher, doch dann sieht er die bedrückten Gesichter der anderen Geisterjäger und weiß, dass Venkman die Wahrheit gesagt hat. Grübelnd sitzt Winston da und erhebt schließlich die Stimme. „Nehmen wir mal an, dass das alles so stimmt und wir es hier wirklich mit so einem fürchterlichen Berggeist zu tun haben. Ist euch schon mal in den Sinn gekommen, dass er vielleicht etwas mit dem Hoteldirektor zu tun haben könnte?“ Etwas überrascht blicken die anderen ihn an und Winston spricht weiter. „Mister Harrison meinte doch, dass alle Opfer vor ihrem Verschwinden Ärger mit diesem Fisher hatten und kurz darauf haben sie jemanden kennengelernt, mit dem sie die Nacht verbracht haben. Und schließlich fand man sie tot im Wald. – Was nun also, wenn Fisher und dieser Dämon unter einer Decke stecken und er sich mit Hilfe dieses Untiers lästige Gäste vom Leib halten kann? - Oder noch schlimmer, wenn Fisher dieser Dämon ist!“ Die Kombinationsgabe des ehemaligen Bauarbeiters ist in solchen Dingen ungetrübt. Er liest leidenschaftlich gern Kriminalromane und weiß stets lange im Voraus, wer der Mörder ist. Kein Wunder also, dass er das ausspricht, was bisher keiner von ihnen vermutet hat. Zwar ist Harrison der Gedanke gekommen, dass es zwischen diesem Berggeist und Meister Fisher eine Verbindung geben könnte, aber so recht glauben wollte er es nicht. Diese Tatsache jetzt aus dem Mund eines erfahrenen Geisterjägers zu hören, versetzt den empfindlichen Hotelier erst recht in Angst und Schrecken. Er wird noch blasser und schwankt leicht auf seinem Stuhl, bis die anderem ihm einen Blick zu werfen. „Glauben sie, dass da etwas dran sein könnte, Mister Harrison?“, fragt ihn Ray. „Naja, ich weiß nicht. – Mister Fisher ist ein viel beschäftigter Mann, der wenig Geduld hat und sich nur selten blicken lässt. Die meiste Zeit ist er in seinem Büro und will nicht gestört werden. Meist kommt er nur kurz rum, um zu sehen, ob alles in Ordnung ist und um irgendwelche Anweisungen zu geben. Allerdings scheint er es förmlich zu riechen, wenn sich einer der Gäste danebenbenimmt und ist dann ziemlich schnell zur Stelle, um ihn zurecht zu weisen…“ Der Gedanke, dass sein Chef dieser blutrünstige Dämon sein könnte, erscheint ihm nun noch viel plausibler. Wie konnte er nur all die Jahre mit ihm zusammenarbeiten, ohne etwas zu bemerken? „Hm. Wenn sich Mister Fisher wirklich so selten zeigt, ist es durchaus möglich, dass er der Berggeist ist. Die Transformation in eine andere Gestalt, ist für diese Wesen sehr kräftezehrend und braucht auch eine gewisse Zeit. Zudem können sie diese Form dann auch nur eine begrenzte Zeit aufrechterhalten, was von der ihnen zur Verfügung stehenden Energie abhängt. Die Rückverwandlung kann dann aber sehr plötzlich und auch unerwartet eintreten, wenn ein gewisses Energieniveau unterschritten wird. Außerdem hat er es hier im Hotel wirklich schön, erst recht warm. Für gewöhnlich leben solche Wesen in unterirdischen Höhlen. Kälte und Sonnenlicht macht ihnen allerdings etwas zu schaffen, weshalb sie vorwiegend in frostfreien Nächten umherstreifen.“, ergänzt der Blonde. „Ha! Wenn ich so ein Vieh wäre, würde ich es auch begrüßen in so einem protzigen Schuppen hausen zu können. Der Typ hat hier doch alles, was man sich nur wünschen kann. Erst recht, wenn einen das Essen direkt vor der Nase rum hüpft.“, wirft Peter lässig ein. „Aber jetzt mal ernsthaft, wie können wir denn so eine Bestie einfangen? Wenn ich das richtig verstanden hab, ist dieser Berggeist doch kein richtiger Geist und besteht daher auch nicht aus Ektoplasma. Und außerdem haben wir schließlich unsere Ausrüstung in New York gelassen, da wir ja eigentlich mal Urlaub machen wollten.“ Mit strenger Miene richtet sich Egon die Brille und blättert durch Tobin´s Geisterführer. „Du hast recht, Peter. Wir können dieses Wesen nicht einfangen, da es kein richtiger Geist ist und daher wären unsere Strahler vielleicht auch völlig unnütz, selbst, wenn wir sie hier hätten…“ Schließlich findet Egon die richtige Seite in dem Buch. „Laut Tobin´s Geisterführer haben diese Art Berggeister nur eine Schwäche und das ist Ainkhürn. Sie reagieren darauf, wie Werwölfe auf Silberkugeln und lösen sich dann in ihre Bestandteile auf.“, liest der Tüftler vor. „Was ist den bitte Ainkhürn?“, fragt Winston und nimmt damit Peter und Tom die Worte aus dem Mund. „Ainkhürn heißt wörtlich ‚Horn des Einhorns‘. Es ist eine alte, kunsthandwerkliche Bezeichnung für den Stoßzahn eines Narwals. Im Mittelalter haben die Menschen zumeist nur den Stoßzahn des Wals aus dem Wasser ragen sehen und hielten es daher für das Horn eines Einhorns, dem man damals zu seiner Pferdegestalt auch oft einen Fischschwanz angedichtet hat. Sie maßen einem Einhorn göttliche Macht zu und seinem Horn eine unglaubliche Heilwirkung, besonders bei Vergiftungen und sogar das Wunder der unbefleckten Empfängnis. Da sich ein Einhorn niemals einem Jäger als Einhorn präsentieren würde, sondern nur als gewöhnliche weiße Stute, aber jeder Jungfrau zutraulich seinen Kopf in den Schoß gelegt haben soll.“, erklärt Ray sachlich. Ungläubig blicken sich die drei anderen an. Egon räuspert sich leicht. „Das stimmt. Doch es dürfte ziemlich schwierig sein, Ainkhürn zu beschaffen. Narwale leben nur in Gewässern nahe des Packeises. Zudem zählen sie zu den bedrohten Tierarten, weil sie wegen ihres Stoßzahns fast bis zur Ausrottung gejagt wurden. So ein Tier zu töten ist daher eine schwere Straftat. - Die einzigen beiden Orte, die meines Wissens nach so einen Stoßzahn beherbergen, sind zwei Museen in Deutschland…“, kommt es nachdenklich von dem Blonden. „Und was sollen wir jetzt machen? Schauen, ob vom nächsten Regenbogen ein Einhorn hinunter galoppiert kommt und es um sein Horn bitten?“, fährt Peter ihn sarkastisch an. „Vielleicht kann ich da helfen…“, meldet sich Harrison zu Wort. „Wie denn?“, fragt Winston leicht skeptisch. „Naja, der Direktor, der dieses Hotel vor Mister Fisher geleitet hat, war ein begeisterter Hochseeangler. All seine Fänge hat er sich präparieren lassen und sie überall im Hotel aufgehängt. Damals sah das Hotel noch ganz anders aus, sodass es einen ozeanischen Charme hatte. Es hieß da auch noch Neptun Bay Resort. Sein größter Schatz war damals so ein Narwal, den er in seinem Büro hängen hatte. Den hatte er gefangen, kurz bevor das Verbot 1978 endgültig in Kraft getreten ist. Als Mister Fisher das Hotel nach dem plötzlichen Tod seines Vorgängers übernommen hatte, hat er es von Grund auf umgestaltet und alle Präparate wegschaffen lassen. Sie befinden sich heute in einer kleinen Kneipe am Rand von Winter Park. Sie wird von einem alten Freund des ehemaligen Direktors geführt, der das Ozeanthema von ihm übernommen hat und treffenderweise heißt die Kneipe auch Neptuns Bar. Ich bin sicher, der Besitzer kann uns da weiterhelfen.“, berichtet Tom hoffnungsvoll. „Na das klingt doch vielversprechend! Laut Tobin´s Geisterführer brauchen wir auch nur die Spitze des Stoßzahns. Diese müssen wir dann anschleifen und an einem Speer befestigen, den wir dem Dämon dann durchs Herz treiben müssen.“, verkündet Ray begeistert. „Nichts leichter als das. Können sie uns dann ein Stück von dem Horn besorgen, Harrison? Dann können wir uns inzwischen überlegen, wie wir das Vieh zu Strecke bringen.“, legt Peter fest. „Aber sicher doch.“, erwidert der Hotelier und macht sich auf den Weg. Zurück bleiben die vier Geisterjäger. „Irgendwelche Vorschläge, Männer? Immerhin können wir uns ja nicht hundert prozentig sicher sein, dass dieser Fisher tatsächlich der Dämon ist.“, wirft Venkman ein. „So wie ich das sehe, bleibt uns nur die Möglichkeit, es bewusst so zu machen, wie die Gäste es ahnungslos provoziert haben. Soll heißen, wir ärgern den Direktor und legen so einen Köder für den Berggeist. Dieser taucht dann in Gestalt einer hübschen Dame auf und lockt uns in den Wald. Dort lässt der Dämon höchstwahrscheinlich seine Tarnung fallen und wir können ihn mit dem Speer erledigen.“, setzt Winston hinzu. „Klingt logisch. Doch wer spielt den Köder für den Dämon?“, fragt Ray unsicher. Plötzlich richten sich alle Augen auf Peter. Dieser verkrampft sich unbewusst in seiner Haltung und starrt seine Kollegen ungläubig an. „Oh nein! Ganz sicher werde ich mich nicht so einer Kreatur vor die Füße werfen! Ich bin doch nicht lebensmüde…!“, gibt er barsch zurück und verschränkt energisch die Arme vor der Brust. „Ich weiß gar nicht, warum du dich jetzt so aufregst. Deine Lieblingsbeschäftigung ist es doch, andere auf die Palme zu bringen und ein Date mit einer schönen Frau dürfte dir doch auch mehr als zusagen.“, bohrt Winston frech nach. Peter wirft ihm einen giftigen Blick zu. „Dem kann ich mich nur anschließen. Außerdem willst du doch unser Anführer sein und als solcher sollte es deine unausgesprochene Pflicht sein, dich unerschrocken in den Kampf zu begeben.“, entgegnet Egon mit einem ungewöhnlichen Funkeln in den Augen. „Ich glaub, du hast zu viele schlechte Filme gesehen, Egon!“, faucht Venkman zurück. Doch irgendwie fruchten seine Gegenargumente nicht so richtig. Winston hat durchaus recht, mit der Behauptung, dass er gern andere Leute ärgert, die ihm gegen den Strich gehen. Zwar hat Peter den Hoteldirektor bisher nur auf einem Foto in der Lobby gesehen, doch er mag ihn jetzt schon nicht leiden. Und gegen ein Date mit einer hübschen Frau kann er schon mal gar nichts sagen. Ist schon eine Weile her, seit er mit einem Mädel ausgegangen ist und es juckt ihn durchaus in den Fingern. Doch normalerweise geht er an so etwas sehr optimistisch ran und erhofft sich von so einem Treffer auch einiges. Schon im Voraus zu wissen, dass er leer ausgehen wird, ja sogar um sein Leben fürchten muss, ist da nicht gerade stimmungsvoll. So blöd es sich auch anhört, hat Egon ebenfalls recht. Venkman wollte von Anfang an der Chef der Truppe sein und der Blonde hatte nie etwas dagegen, hat es sogar immer begrüßt, sich nicht um solche Dinge sorgen zu müssen, genauso wie Ray und Winston. Doch irgendwie hatte Peter sich dadurch schon ein bisschen erhofft, die anderen in solchen Situationen vorschicken zu können. Die ganze Chefsache trifft sein Ego doch tatsächlich noch weit mehr, als die anderen Gründe. Schmollend sitzt er da und geht in sich, während die Blicke der anderen weiterhin schweigend auf ihm ruhen. Letztendlich hat Egon ja so was von recht. Als Anführer ist er eigentlich wirklich dazu verpflichtet, sich als Erster mutig in den Kampf zu stürzen und so den Weg für seine Kameraden freizumachen – ein ungeschriebenes Gesetz, könnte man sagen. Allein von ihm sollte es abhängen, ob eine Mission gelingt oder zum Scheitern verurteilt ist. Seine Kollegen sind da nur helfendes Beiwerk. Nein, sie sind wie seine Schüler und sollten bewundernd zu ihm Aufsehen und das geht schlecht, wenn er sich irgendwo verkriecht und sie die ganze Arbeit machen lässt. Wenn er jetzt Mut beweist, kann er sich vielleicht auch beim nächsten gefährlichen Einsatz behaupten und einen anderen vorschicken, ohne dass sie rummaulen. Tief holt Peter Luft und mustert die erwartungsvollen Gesichter seiner drei Freunde. „Schön, ich mach´s. Aber dafür will ich den Rest unseres Urlaubs keinen Pieps mehr von euch hören!“, harscht er sie an. Eine deutliche Erleichterung gleitet über die Augen der anderen hinweg. Schließlich beginnen sie mit den Vorbereitungen und warten darauf, dass Harrison mit dem Stück Stoßzahn zurückkommt. Gut eine Stunde später basteln Egon und Winston an dem Speer, der den Dämon töten soll. Ray hat sich mit Peter in die Lobby begeben. Während Venkman einen Streit mit Harrison inszeniert, behält Stanz das Ganze im Auge und versucht irgendwelche Auffälligkeiten an Mister Fisher festzustellen, sollte dieser auftauchen. Trotz seiner anfänglichen Abneigung, scheint Peter seine Aufgabe im Moment viel Spaß zu machen. Er steigert sich dermaßen in die Tatsache hinein, Ärger anzuzetteln, dass es Harrison schon fast mit der Angst zu tun bekommt. Seine daraus resultierenden Reaktionen, wirken daher auch so überzeugend, dass der Direktor beim besten Willen nicht mitbekommt, dass das Ganze nur ein Schauspiel ist. Stattdessen stellt sich Fisher vehement gegen Peters Behauptungen. „Jetzt reicht es mir aber mit ihren Lügenmärchen, Mister Venkman! Lassen sie gefälligst mein Personal in Ruhe und verschwinden auf ihr Zimmer, ehe ich sie aus dem Hotel werfen lasse!“, entgegnet Roscoe Fisher mit lautstarker Stimme. Der große, breitgebaute Mann erinnert an einen verstimmten Türsteher und obwohl Peter nicht übel Lust hätte, den Typen noch weiter zu reizen, gibt er sich geschlagen. Wenn er es weitertreiben würde und der Kerl ihn tatsächlich vor die Tür setzt, können sie die ganze Sache wohlmöglich vergessen. „Gut, bitte. Ich gehe auf mein Zimmer. Aber nur, weil ich keine Lust mehr hab, mir diesen Mist länger anzuhören, wo ich doch recht habe. Schließlich bin ich ein zahlender Kunde und verdiene somit ein bisschen Respekt!“, giftet Venkman zurück, macht dann auf dem Absatz kehrt und verschwindet. Das wäre geschafft. Ray atmet erleichtert aus. Ihm ist zwar nichts Ungewöhnliches bei Fisher aufgefallen, aber das muss ja nichts heißen. Nachdem der Direktor ein paar Worte mit Harrison gewechselt hat, verschwindet er wieder in Richtung seines Büros. Raymond läuft zu Tom hinüber und auch Peter kommt aus der Ecke zurück, in der er sich versteckt hatte. „Das hat ja prima geklappt!“, freut sich der Mechaniker. „Wem sagst du das? Hat richtig gutgetan, mal wieder etwas Dampf abzulassen!“, erwidert der Brünette zufrieden. „Das nennen sie etwas Dampf ablassen? Für meinen Geschmack war das schon ganz schön heftig, Dr. Venkman…“, entgegnet Harrison, dem immer noch das Herz in den Ohren dröhnt. Verwundert sieht Peter ihn an und blickt dann zu Ray, der auch nicht gerade glücklich wirkt. Dann breitet sich ein Rotschimmer auf seinen Wangen aus und er kratzt sich leicht verlegen am Hinterkopf. „Ups. – Tut mir leid, ich hab mich wohl etwas zu sehr mitreißen lassen…“, kommt es kleinlaut von Anführer der Ghostbusters. Die beiden Doktoren begeben sich wieder nach oben in ihr Zimmer, um mit den anderen beiden die restlichen Vorbereitungen abzuschließen, während Tom wieder seine eigentliche Arbeit aufnimmt. Als der Tag sich allmählich dem Ende zuneigt, ist alles einsatzbereit und jeder weiß, was er zu tun hat. Nach dem Abendessen begibt sich Peter in die hoteleigene Bar und setzt sich an den Tresen. Seine drei Kollegen warten an verschiedenen Orten postiert darauf, loszulegen. Alle sind mit einem Empfänger und einem Mikrofon ausgestattet, sodass sie hören, was Peter und der mögliche Dämon sagen und miteinander in Kontakt treten können. Venkman trägt ebenfalls Mikrofon und Empfänger bei sich und versucht sich in Geduld zu üben. Viel Zeit vergeht jedoch nicht, da betritt eine hochgewachsene, junge Frau die Bar. Ihr langes, kastanienfarbenes Haar fällt ihr fast bis auf den wohlgeformten Po. In einem engen, schwarzen Kleid präsentiert sie ihre beachtlichen, weiblichen Vorzüge mit einer Mischung aus Offensichtlichkeit und kühler Ablehnung. Ein wahrhaftes Bild von einer Frau, dass den meisten Männern für gewöhnlich verwehrt bleibt. Als Peter sie sieht, vergeht ihm schlagartig die Langeweile, die allmählich von im Besitz ergreifen wollte. Seine Augen weiten sich überrascht und er starrt sie mit offenem Mund an, wie ein postpubertierender Junge, der das erste Mal im Playboy blättert. Normalerweise versucht er sich ja möglichst cool zu geben, doch im Moment fühlt er sich ihr schon beinahe hilflos ergeben. Er ist wie hypnotisiert. Alles in ihm schreit geradezu nach Verlangen und sein Denken scheint sich völlig abzuschalten. Mit eleganten, schwungvollen Bewegungen bahnt sich die junge Frau ihren Weg zwischen den Tischen hindurch zum Tresen. Winston, der in einer Nische der Bar sitzt, beobachtet mit aufkeimender Sorge Peters Reaktion auf die vermeintliche Dame. Ehe sie den Tresen erreicht, versucht er seinen Kollegen daher wieder in die Wirklichkeit zurückzuholen. „Peter, Herr Gott! Konzentrier dich!“, schimpft er in das Mikro, woraufhin Venkman kaum merklich zusammenzuckt und sich aus ihrem Bann zu lösen scheint. „Ja, doch!“, zischt er leise zurück und wendet den Blick dann wieder der Brünetten zu. Kurz darauf setzt sich die junge Frau auf den Hocker neben Peter und verwickelt ihn auch gleich in ein Gespräch. Der Geisterjäger scheint dabei immer wieder den Blick für die Realität zu verlieren, starrt sie einfach nur völlig fasziniert an. Beunruhigt hören die drei anderen mit an, wie das Gespräch ziemlich schnell in eine bestimmte Richtung geht. Vollkommen scharmlos schmeißt sich die vermeintliche Dame an den Brünetten ran und wie nicht anders zu erwarten, geht dieser auch brav darauf ein. Allerdings wirkt es ganz und gar nicht gespielt. Peter hat nur das Eine im Kopf und ist mittlerweile für alles andere blind. Sorgenvoll betrachtet der Bauarbeiter das Ganze und berichtet den anderen davon. ‚Oh Mann, vielleicht wäre es doch besser gewesen, wenn ich das gemacht hätte. – Oder doch eher Ray, er hätte sich nicht von ihr einlullen lassen…‘, geht es dem Schwarzhaarigen durch den Kopf. Nur wenige Augenblicke später verlassen Peter und die Frau die Bar und schlendern durch die Lobby Richtung Ausgang. Vor der Tür wartet bereits Egon auf seinem Beobachtungsposten. Ray befindet sich derweilen am Übergang zum Wald und trägt den geschnitzten Speer bei sich. Wenn alles klappt, wird Winston die Bestie dann mit der Spezialspitze durchbohren. Er ist der Kräftigste von ihnen und daher noch am ehesten in der Lage, diese Sache zu erledigen. Mittlerweile ist die Sonne untergegangen und Winter Park erstrahlt im Glanz hunderter Lichter, die ihre gelbe Wärme in einer wohligen Atmosphäre verströmen und dem Schnee dabei ein glühendes Antlitz verleihen, als würde man über einen goldglänzenden Teppich wandern. Die Hotels laden zum gemütlichen Beisammensein auf ihren überdachten Terrassen ein, die Souvenirläden preisen ihre ausgefallenen Waren an, überall duftet es nach warmem Kakao und heißen Tee, die ersten Sterne funkeln am pechschwarzen Himmel und der Mond erhebt sich wie eine leuchtendweiße Scheibe über dem verträumten Winterdorf. Langsam schlendern die Leute durch die Gassen zwischen den Ständen, bleiben hier und da stehen, um mit Bekannten zu reden, hübsche Dinge zu bestaunen oder um sich mit einem heißen Getränk aufzuwärmen. In mitten dieses bunten Treibens bahnen sich auch Peter und die vermeintliche Dame ihren Weg durch die zunehmende Menge. Ganz in ihrer Nähe bewegen sich Egon und Winston und versuchen die beiden nicht aus den Augen zu lassen. Allmählich erreichen Venkman und seine Begleitung den Rand des Dorfes. Nicht weit von ihnen entfernt beginnt der Wald, der sich als tiefschwarzer Schatten aus dem glitzernden Schnee erhebt. Hier sind nur sehr wenig Leute unterwegs und so fällt es dem Tüftler und dem Bauarbeiter schwer, sich unauffällig an die beiden zu heften. So vergrößern sie den Abstand und warten geduldig, bis Ray die beiden gut im Blick hat. Schließlich erreicht das Paar eine kleine Lichtung tief zwischen den engstehenden Tannen. Hier liegt kaum Schnee, an einigen Stellen schimmert sogar der Waldboden durch. Vom Dorf sind nur noch ganz vereinzelte Lichter zu erkennen und weit und breit keine Menschenseele. Das glauben die beiden zumindest, doch Ray, Winston und Egon sind ganz in ihrer Nähe. Der Mond scheint hell durch die Kronen der Nadelbäume und taucht die Lichtung in einen mystischen Schleier milchigen Lichts und grotesker Schatten. All das sieht Peter jedoch nicht, hat er doch nur Augen für Rachel, wie sich die Dame ihm vorgestellt hat. Mit verschmitztem Lächeln betrachtet er die junge Frau vor sich. Sie legt ihm elegant die Arme um den Hals und zieht ihn an sich. Dabei schmiegt sich ihr schlanker Körper verlangend gegen den seinen. Tief sehen sie sich in die Augen. In diesem Moment ist alles andere vergessen, die Kälte, der dunkle Wald, die Mission, die drohende Gefahr, einfach alles. Beunruhigt beobachten die drei anderen das Zusammenspiel der beiden. Für sie ist es äußerst schwer einzuschätzen, ob Peter das Ganze nur verdammt gut spielt oder ob er wirklich in einer Art Bann gefangen ist, der ihn an der Flucht hindern soll. Somit fällt es ihnen auch schwer, eine Entscheidung zu fällen. Sollen sie eingreifen und versuchen den Dämon zu erledigen oder sollen sie darauf hoffen, dass Peter einen Plan hat? Während die Jungs noch nach einer Lösung suchen, sinkt das Paar auf der Lichtung auf die Knie und küsst sich leidenschaftlich. Schon allein bei dem Gedanken, dreht sich den verbliebenen Geisterjägern unwillkürlich der Magen um. Langsam drückt Rachel ihr Opfer zu Boden und beugt sich über den ahnungslosen, jungen Mann. Verträumt sieht Peter zu ihr auf, scheint völlig abwesend zu sein. Mit geschickten Fingern befreit sie den Ghostbuster von seinem Schal und legt damit die blanke Haut an seinem schutzlosen Hals frei. Ihre Augen beginnen wild zu glühen und es scheint, als würde ihr Körper für einen winzigen Augenblick durchsichtig erscheinen, sodass Peter ihre wahre Gestalt erkennen kann. Darauf hat er nur gewartet, nun kann er sich sicher sein, dass sie wirklich der blutrünstige Dämon ist. Doch er behält sein Poker Face bei, lässt sich nicht anmerken, dass er sie durchschaut hat. Verführerisch beugt sich die vermeintliche Frau hinab, um einem weiteren Kuss von ihrem Auserwählten zu erhaschen. Dieser Gedanke verlangt Venkman jedoch alles ab. Als sie sich vorhin geküsst haben, kannte er ihre wahre Gestalt noch nicht und so fiel es ihm nicht schwer seine Rolle ungezwungen zu spielen, doch jetzt wird ihm mindestens genauso schlecht, wie zuvor seinen Kollegen. „Tut mir leid, Schätzchen, aber du hast Mundgeruch!“, verkündet er ihr gehässig und holt aus. In diesem Moment sind sich seine Kameraden sicher, dass Peter wieder er selbst ist und machen sich daher zum alles entscheidenden Finale bereit. Venkmans Faust trifft die Brünette hart auf die Nase. Diese Reaktion kommt für den Dämon so unerwartet, dass er nicht mehr reagieren kann. Rachel wird durch die Wucht des Schlages nach hinten geworfen und landet unsanft vor Peter auf dem Boden. Schnell richtet sich der Chef der Geisterjäger auf und ballt drohend die Fäuste. Die junge Frau wendet ihm das Gesicht zu. Dunkles Blut rinnt aus ihrer gebrochenen Nase über ihre Lippen und tropft zu Boden. Ihre Augen schwimmen in Tränen und Schmerz. Sie zittert verängstigt und blickt Peter so unendlich traurig an, dass dieser auf einmal zu zweifeln beginnt. Er hat in seinem ganzen Leben noch nie die Hand gegen ein Mädchen erhoben oder sie auch nur in irgendeiner anderen Form körperlich geschädigt. Diese unausgesprochene Regel stand für ihn stets ganz oben, da Frauen in seinen Augen doch so zerbrechlich und hilflos sind, wie der Volksmund so schön sagt: das schwache Geschlecht; und er sich daher immer als großer Beschützer angesehen hat. Nun gegen diesen Kodex verstoßen zu haben, ist für Venkman selbst wie ein Schlag ins Gesicht. Kraftlos lässt er die Fäuste sinken und starrt die weinende Frau vor sich betrübt an. Was hat er nur getan? Seine Kollegen trauen ihren Augen kaum, als Peter langsam zu ihr hinübergeht und reumütig vor ihr auf Knie fällt. „Geliebter…?“, wimmert die vermeintliche Frau und streckt ihre zitternden Hände nach ihm aus. Doch Peters Gesicht verfinstert sich. „Man, für die Nummer sollest du echt einen Oscar bekommen!“, höhnt er und holt erneut mit der geballten Faust aus. Der hungrige Dämon kann auch diesmal nicht mehr ausweichen, zu sehr ist er schon geschwächt durch die Kälte, den Schmerz und die ungewohnte Wehrhaftigkeit seines Opfers. Wieder trifft der Schlag Rachels Nase, ein Schwall Blut spritzt daraus hervor, bevor sie zu Boden geht. Mit einem ersticken Keuchen liegt sie hilflos vor Venkman und starrt fassungslos zum dunkeln Himmel empor. „Wie kannst du es eigentlich wagen, ahnungslose Leute mit so einem miesen Trick in die Falle zu locken? Traurige, einsame Menschen, die sich nichts mehr wünschen, als einen kurzen Augenblick der Zweisamkeit. Menschen, die sich verzweifelt an die Hoffnung klammern, vielleicht doch irgendwann einmal geliebt zu werden oder sei es auch nur, um ein paar Stunden lang die Wärme eines anderen zu spüren und dabei das Gefühl zu haben, etwas Besonderes zu sein…“ Er wirft diese Worte dem Dämon mit so einer ernsthaften Ehrlichkeit zu, dass seine Kollegen kaum glauben können, wie viel Gefühl in ihrem sonst so selbstgerechten Anführer steckt. Die hilflose Einsamkeit des Brünetten scheint fast greifbar zu sein und macht klar, dass sein machohaftes Gehabe eigentlich nur eine Maske ist, die er stets versucht aufrecht zu erhalten, um keine Schwäche zeigen zu müssen. „Du bist nichts weiter, als ein abstoßendes Monster! Ein hässliches Ungeheuer, dass auf dieser schönen Erde nichts zu suchen hat und daher werden wir dem jetzt ein Ende setzen! - Winston!“, fordert er streng und gibt den anderen damit ein Zeichen. Schnell erhebt sich der Schwarzhaarige aus seinem Versteck und eilt mit dem Speer zu Peter hinüber. Doch bevor er die Stelle endgültig erreicht, bricht sich das Mondlicht in der blankgeschliffenen, weißgelben Spitze aus Ainkhürn. Ein Zucken geht durch Rachels Körper. Vor Schreck reißt sie die Augen auf und stößt einen unmenschlichen Wutschrei aus. Mit einem kraftvollen Sprung wirft sie den heraneilenden Winston zu Boden. Der Speer landet im Unterholz. Dann zeigt der Dämon sein wahres Gesicht. Zuerst wird sein Körper wieder durchsichtig und lässt seine Gestalt durchschimmern, dann verschwindet die Fassade vollständig. Zum Vorschein kommt eine bleiche, dürre, menschenähnliche Gestalt. Die langen Glieder sind jedoch grotesk verbogen und so stramm mit einer dünnen, schuppenartigen Haut überzogen, dass es wirkt, als würde sie jeden Augenblick zerreißen. Lange, dicke Nägel wachsen aus Händen und Füßen. Aus dem deformierten Kopf sprießen nur eine Handvoll dünner, weißer Haarbüschel, als würde das Wesen unter einer schrecklichen Form von Strahlenkrankheit leiden. In seinem riesigen Maul, das an das einer Schlange erinnert, die ihre Kiefer ausgehakt hat, wachsen kreuz und quer gewaltige, messerähnliche Zähne in mehreren Reihen hintereinander, wie bei einem Haifisch. Ein gurgelndes Knurren ertönt aus der Kehle des Dämons, während er den wehrlosen Winston mit einer unglaublichen Kraft auf den Boden drückt. Die riesigen Zähne glänzen speichelfeucht im Schein des Mondes. Während sich der Bauarbeiten verzweifelt versucht zu befreien, kommt ihm der hungrige Dämon immer näher. Das alles ging so schnell, dass Ray und Egon vor Schreck wie erstarrt waren. Nun endlich sind sie wieder in der Lage sich zu bewegen und eilen ihrem Freund zur Hilfe. Sie packen den Dämon bei den Armen und versuchen ihn von Winston wegzuzerren. Doch obwohl das Untier geschwächt ist, hat es noch ziemlich viel Kraft. Als es den beiden gelingt, die Arme ihres Kollegen zu befreien, presst dieser sie gegen die Brust des Dämons und versucht ihn wegzudrücken. Ungelenk ist er währenddessen darauf bedacht, dem schnappenden Maul des Monsters auszuweichen. Nach etlichen verzweifelten Versuchen, gelingt es den dreien endlich, den Dämon auf den Rücken zu werfen. Mit vereinten Kräften halten sie ihn fest auf den Boden gepresst. Wild gebärt sich der Berggeist und versucht loszukommen. Plötzlich ertönt ein wütender Schrei hinter den Geisterjägern und den Bruchteil einer Sekunde später, rammt Peter den Speer mit aller Macht in die Brust der abstoßenden Gestalt. Überrascht zucken die drei anderen zusammen und lassen von dem Wesen ab. Venkman stützt sich mit seinem gesamten Gewicht auf den langen Speer und treibt ihn immer tiefer in dem zuckenden Leib hinein. Animalische, undefinierbare Schmerz- und Wutlaute dringen aus dem weitaufgerissenen Maul des Dämons. „Verreck endlich, du Mistvieh!“, keucht Peter atemlos und versetzt dem Speer einen letzten, kräftigen Ruck. Die geschliffene Ainkhürnspitze durchbohrt das Herz des Monsters. Plötzlich erstrahlt ein gleißendes Licht in der Wunde und Peter landet unsanft auf seinem Hintern. Am Boden festgepinnt, bäumt sich der sterbende Dämon auf und schreit sein Leid in die Welt hinaus. Seine Gestaltwandlung gerät dabei vollkommen außer Kontrolle, sodass die Jungs all die Menschen sehen können, die das Wesen im Laufe seines Lebens erschaffen hat. Als Vorletztes nimmt der Dämon die Gestalt von Roscoe Fisher an und belegt damit die Vermutung der Geisterjäger. Das letzte Gesicht ist das von Rachel, die Peter noch mal einen endlos traurigen Blick zuwirft, doch der Brünette erwidert ihn nur kalt und ohne jedes Gefühl. Dann hat sich das Ainkhürn soweit in der Blutbahn des Wesens verteilt, dass er wieder seine eigentliche Gestalt annimmt und sich seine Haut schwarz verfärbt. Das Wesen macht einen letzten, zitternden Atemzug, dann scheint es in seiner Position einzufrieren. Das helle Mondlicht dringt durch die Tannenkronen und fällt auf den regungslosen Körper. Qualmwölkchen beginnen von der geschwärzten Haut aufzusteigen, dann ein lautes Puffen, ähnlich eines Feuerwerkkörpers in einem langen Rohr und den toten Körper des Berggeistes zerreißt es in seine Bestandteile. Zurück bleibt nur ein kleines Häufchen qualmender Asche, das vom leichten Wind in die Untiefen des Waldes hinein verstreut wird. Klappernd landet der Holzstiel des Speers auf dem Boden. Seine Spitze aus Ainkhürn ist mit dem Dämon verschwunden. Mit großen Augen blicken sich die vier jungen Männer sprachlos an. „Wir haben es geschafft…!“, kommt es noch etwas ungläubig von Ray. „Ja und ich dachte schon, mein letztes Stündlein hätte geschlagen…“, erwidert Winston leicht neben sich. „Faszinierend…“, ist alles, was Egon dazu sagen kann. Peter starrt nur stumm auf die Stelle am Waldboden, an der eben der Dämon gestorben ist. Dann merkt er, wie ihn die anderen durchdringen ansehen. „Was ist?“, fragt er irritiert. „Das war eine echt überzeugende Show, die du da abgeliefert hast!“, lobt ihn Winston und klopf ihm auf die Schulter. „Wirklich?“, entgegnet der Brünette, der es nicht wirklich so empfunden hat und sich auch nicht mehr an alles erinnern kann. „Ja! Ein Hoch auf unseren mutigen Anführer!“, erwidert Ray ausgelassen und ein Jubeln geht durch die drei Jungs. Überrascht breitet sich ein leichter Rotschimmer auf den Wangen des Brünetten aus. Noch nie hat ihn einer seiner Kollegen als Anführer bezeichnet und es dabei so positiv klingen lassen. Peter ist wahrlich gerührt und vielleicht erkennen sie seine selbstgewählte Position ab jetzt auch etwas mehr an. Doch das steht in den Sternen… Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)